gute Besserung. - DIE LINKE in Bremen
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seITe 4 vON 12 Der l<strong>in</strong>ke WeserBlIck Februar 2010 / Ausgabe 21<br />
Debatte:<br />
B<br />
itte nicht lügen wie alle anderen:<br />
dieser Satz, mit Filzstift<br />
auf e<strong>in</strong> Wahlplakat von Agnes<br />
geschrieben, hat mich sehr berührt.<br />
Vertrauen <strong>in</strong> unsere Politik kann nur gel<strong>in</strong>gen,<br />
wenn wir <strong>in</strong>haltlich authentisch bleiben und unsere<br />
Ansprüche bzgl. Pluralität, Toleranz und Demokratie auch<br />
im Umgang mite<strong>in</strong>ander leben.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> ist e<strong>in</strong> Sammelbecken, aber statt dieses als<br />
Makel zu begreifen und von dem Programm die E<strong>in</strong>heit zu<br />
erwarten, sollten wir stolz auf unsere Unterschiedlichkeit<br />
se<strong>in</strong>. Sie macht das Umgehen mite<strong>in</strong>ander nicht leichter,<br />
aber e<strong>in</strong> breites l<strong>in</strong>kes Spektrum jenseits der SPD ist<br />
nötiger denn je, wenn wir unsere Politik auch nur halbwegs<br />
ernst nehmen. Wir werden ke<strong>in</strong>e relevanten gesellschaftlichen<br />
Veränderungen erreichen, wenn wir dem Rat der rosa-<br />
grünen Konkurrenz folgen und<br />
uns als Partei realpolitisieren.<br />
Die anderen hätten’s gerne,<br />
denn dann könnten sie bequem<br />
fast so bleiben wie sie s<strong>in</strong>d, <strong>DIE</strong><br />
<strong>LINKE</strong> wäre auf der politischen<br />
Bühne e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>det und würde<br />
konflikte <strong>in</strong> der lINkeN<br />
der <strong>in</strong>nerparteiliche streit<br />
Wir sollten stolz<br />
auf unsere<br />
Unterschiedlichkeit<br />
se<strong>in</strong><br />
sich darüber, sogar unabhängig von Abspaltungsprozessen,<br />
drastisch reduzieren oder sich perspektivisch direkt mit der<br />
SPD vere<strong>in</strong>en. Aber ich will immer noch die etwas andere<br />
Partei und habe nach wie vor die Hoffnung, dass wir sie<br />
auch geme<strong>in</strong>sam entwickeln können.<br />
Dazu gehört aber die Fähigkeit und auch der Mut (<strong>in</strong>sbesondere<br />
gegenüber Medien und anderen Parteien) es<br />
auszuhalten, dass <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Landesverbänden<br />
situationsabhängig und damit ganz unterschiedlich<br />
agiert. Diesen Spagat können wir nur leisten wenn wir<br />
e<strong>in</strong>en Bundesvorstand haben, der e<strong>in</strong> verlässliches und ggf.<br />
ausgleichendes Dach bildet, der nicht versucht, die Waage<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Richtung zu neigen und der jedem se<strong>in</strong>er Landesverbände<br />
samt der dort getroffenen Entscheidungen den<br />
notwendigen Respekt entgegen br<strong>in</strong>gt.<br />
Und auf allen Ebenen müssen wir lernen, mite<strong>in</strong>ander<br />
zu streiten, statt gegene<strong>in</strong>ander zu kämpfen, denn gesellschaftliche<br />
Veränderungen erreichen wir nur geme<strong>in</strong>sam!<br />
Cornelia Barth<br />
S<br />
igmar Gabriel hat Recht: Die Krise der<br />
SPD geht weiter zurück als bis zur Regierung<br />
Schröder. Die <strong>in</strong>haltlichen Weichenstellungen,<br />
die zur Agenda 2010 führten,<br />
begannen bereits <strong>in</strong> den 90er Jahren. Sehr<br />
viel früher aber schon wurde der Raum für <strong>in</strong>nerparteiliche<br />
Opposition beschnitten, wurde e<strong>in</strong> Parteiklima organisiert,<br />
<strong>in</strong> dem Widerspruch und Kontroversen stigmatisiert waren<br />
und die Partei als top-down-Organisation ihr politisches<br />
Selbstverständnis und ihre gesellschaftliche Positionierung<br />
von oben empf<strong>in</strong>g. Die Ausschlussverfahren der 70er Jahre;<br />
die Verbote an Parteigliederungen, zu den Friedensdemos<br />
der 80er aufzurufen; das Kaltstellen der Kampagnenorientierung<br />
und der <strong>in</strong>nerparteilichen Strömungen; das Aufgeben<br />
der kollektiven Führungsstrukturen zugunsten der Vorsitz-<br />
und Kanzlerpartei lähmten die Partei und machten sie<br />
<strong>in</strong> extremer Weise abhängig von<br />
der Vorsitzfrage. Entsprechend<br />
schnell werden die Parteivorsitzenden<br />
seither verschlissen.<br />
Diesen Weg darf <strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong><br />
nicht gehen. In den personellen<br />
Wir sollten<br />
Personalfragen<br />
nicht überhöhen<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzungen an der Führungsspitze der Partei<br />
seit den Bundestagswahlen schienen wesentliche Pr<strong>in</strong>zipien<br />
der <strong>LINKE</strong>N <strong>in</strong> Gefahr: Pluralität, Respekt, der Wille sich zu<br />
e<strong>in</strong>igen. Was auch immer zwischen Dietmar Bartsch und<br />
Oskar Lafonta<strong>in</strong>e zum Knacks geführt haben mag: Angeschlossen<br />
hat sich e<strong>in</strong>e Kampagne, die über personelle Demontage<br />
die <strong>in</strong>haltliche Ausrichtung der Partei entscheiden<br />
wollte, die Ost-Landesverbände demütigen, die Entscheidung<br />
über die politische Orientierung vom Parteitag auf den<br />
Vorsitz verlagern wollte.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>LINKE</strong> steht vor e<strong>in</strong>er personellen Neuorganisation<br />
ihrer Führungsspitze. Das wird nur gutgehen, wenn Personalfragen<br />
nicht überhöht werden. Entscheidungen gehören<br />
<strong>in</strong> Organe. Die programmatische Entwicklung muss von der<br />
gesamten Partei bestimmt werden, nicht von der Leitung.<br />
Der Vere<strong>in</strong>igungs-, Verständigungs- und Formierungsprozess<br />
der <strong>LINKE</strong>N war <strong>in</strong> den Jahren 2005-2009 stark von<br />
der Rolle des Führungsduos Lafonta<strong>in</strong>e-Gysi bestimmt,<br />
während viele andere sich leisten konnten, nur für sich<br />
selbst oder ihre Gruppe Verantwortung zu übernehmen.<br />
Es wird jetzt Zeit, dass e<strong>in</strong> breiterer Kreis die Aufgabe des<br />
Zusammenführens annimmt.<br />
Christoph Spehr