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BLOG<br />
Bild: Jennifer Weidle<br />
Auto-Fasten<br />
– wie <strong>der</strong> Verzicht auf‘s Auto den Alltag verän<strong>der</strong>t<br />
(jen) Es gibt Menschen, die verzichten<br />
auf Schokolade o<strong>der</strong> Kaffee.<br />
Wollte ich beides nicht. Rauchen? Tat<br />
ich nicht. Blieb nur noch das Auto.<br />
Im Jahr 2016 war ich ganz schön<br />
schwanger. An<strong>der</strong>e schaffen in <strong>der</strong><br />
Zeit des Lebens das Auto ab... um<br />
sich einen Kombi anzuschaffen.<br />
Ich tauschte Auto gegen Fahrrad und<br />
Kin<strong>der</strong>anhänger, wetterfeste Kleidung<br />
und Equipment. Alltagsradeln ist kein<br />
Ponyhof und Kind und Einkäufe wollen<br />
sicher und komfortabel untergebracht<br />
sein.<br />
Für Sichtbarkeit sorgen gute Lampen<br />
und jede Menge Reflektoren. „Du<br />
brauchst kein Licht“, meinte ein Freund<br />
neulich. „Dein Gespann leuchtet auch<br />
so wie ein Christbaum.“ Gut so.<br />
Ich selbst hasse kaum etwas mehr<br />
als im Dunkeln dunkel gekleideten<br />
Fußgänger:innen zu begegnen. Deswegen<br />
trifft man mich, sollte ich ohne<br />
zwei plus zwei Rä<strong>der</strong> unterwegs sein,<br />
nach Tageslicht nur mit Reflektorweste,<br />
Reflektor-Armbinden und Stirnlampe.<br />
Ansonsten gibt es kaum etwas Entspannen<strong>der</strong>es<br />
für mich, als im Dunkeln<br />
auf einem Radweg zu radeln. „Hast<br />
du da keine Angst?“ Nein, denn Angst<br />
haben wohl alle an<strong>der</strong>en. Deswegen ist<br />
<strong>der</strong> Radweg vor allem eins: Leer.<br />
„Aber so ohne Auto – mitten auf dem<br />
Land – geht das denn?“ Ja, das geht<br />
ganz wun<strong>der</strong>bar.<br />
Wenn man dem Experiment und sich<br />
selbst etwas Zeit gibt um sich in dieses<br />
Alternativeökozweiradding einzugewöhnen.<br />
Ein Jahr hat das bei mir<br />
gedauert.<br />
Jeden Tag dachte ich, was ich nicht alles<br />
unternehmen könnte, wenn ich ein<br />
Auto hätte...<br />
Yogurt vergessen? Schnell nochmal mit<br />
dem Auto zum Einkaufen. Keine Lust<br />
im Regen zur Bäckerei zu laufen? Das<br />
Auto steht doch eh da. So fand ich für<br />
jede Kleinigkeit eine Ausrede. Deswegen:<br />
Weg damit.<br />
Kein Auto macht das Leben vor allem<br />
eins: langsamer. Ergo weniger stressig.<br />
„Aber du kommst doch jetzt nicht mehr<br />
so schnell irgendwo hin?!!“ Eben. Daher<br />
nehme ich mir weniger vor. Viele<br />
Termine an einem Tag? Das ist vorbei.<br />
Nervige Parkplatzsucherei: vorbei.<br />
Stattdessen steigt das Gefühl <strong>der</strong> Zugehörigkeit.<br />
Klingt esoterisch, ich weiß.<br />
Aber alleine dadurch, dass die Metallschale<br />
außenrum fehlt ist das nunmal<br />
so. Mehr Verbundenheit mit <strong>der</strong> Natur.<br />
Klar, mittendrin im Gewitter statt nur<br />
dabei.<br />
Aber auch Verbundenheit zu den<br />
Menschen, denen man begegnet.<br />
Irgendwie wird man… netter. Man<br />
flucht und beschimpft weniger. Man<br />
ist nach einem verbalen Ausrutscher<br />
mit dem Rad eben auch nicht so<br />
schnell weg wie mit einem Auto.<br />
Einen entspannten <strong>Januar</strong> wünscht die<br />
Alltagsradlerin.<br />
Mehr unter<br />
alltagsradlerin.blogspot.com<br />
pixabay_bicycle-silhouette-4869561<br />
<strong>der</strong> <strong>kleine</strong> lohrer /// januar <strong>2021</strong><br />
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