Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
15 Jahre Karschter<br />
(tho) Tja, Organisation scheint<br />
weiterhin nicht unsere Sache zu<br />
sein. Genauso wie bei unserem<br />
10-Jährigen sind wir auch dieses<br />
Mal wie<strong>der</strong> auf den letzten Drücker<br />
dran. Eigentlich einen Monat zu<br />
spät – unsere Erstausgabe war im<br />
Dezember 2005 erschienen. Und<br />
dann Bil<strong>der</strong> auf den letzten Drücker.<br />
Diese Bil<strong>der</strong>! Unter Corona-<br />
Bedingungen. Also draußen, mit<br />
Abstand. Bei gefühlten minus zehn<br />
Grad. Faktisch zwei Grad plus. Aber<br />
immerhin. Gefühlt sehr kalt und<br />
düster. Sommerfotos mit grünem<br />
Blattwerk drauf wirken sicherlich<br />
besser. Dass Jubiläen aber auch<br />
immer so auf den letzten Drücker<br />
kommen...<br />
Naja, sowieso gibt es gerade wichtigeres<br />
als unser Jubiläum. Wir<br />
haben schließlich Corona. Also gesellschaftlich.<br />
Persönlich war bisher<br />
niemand von uns betroffen, zum<br />
Glück! So richtig nach feiern ist<br />
also nicht, uns nicht und unseren<br />
meisten Kunden wohl auch nicht.<br />
Wir warten ja alle gerade drauf,<br />
dass <strong>der</strong> „Spaß“ endlich mal vorbei<br />
ist.<br />
Aber Jubiläum ist Jubiläum, da<br />
muss man auch unter widrigen<br />
Umständen durch. Nachdem wir<br />
uns auf Grund oben beschriebener<br />
Lage aktuell nicht in Erfolgen sonnen<br />
können, schwelgen wir in Erinnerung<br />
an bessere Zeiten. Also<br />
alles, was vor März 2020 passiert<br />
ist. Deshalb im Folgenden ein <strong>kleine</strong>r<br />
Abriss, was so los war.<br />
Gehen wir zurück ins Jahr 2005.<br />
Schnell gegoogelt und herausgefunden,<br />
dass wir 2005 Papst geworden<br />
waren und Angela Merkel<br />
Kanzlerin. Ach - und die Rechtschreibreform<br />
trat in Kraft.<br />
Gesellschaftlich wie journalistisch<br />
sicherlich ähnlich Bedeutsames<br />
ereignete sich dann gegen Ende<br />
des Jahres in unserem Landkreis.<br />
Eine Hand voll damals noch junger<br />
Menschen nahm sich des eventuell<br />
nicht ganz ernst gemeinten Auftrages<br />
des damaligen 1. Bürgermeisters<br />
Karl-Heinz Keller und des<br />
Jugendbeirates <strong>der</strong> Stadt Karlstadt<br />
an, ein Jugendmagazin für die<br />
Kreisstadt zu schaffen.<br />
Warum diese Information in offiziellen<br />
Jahresrückblicken von damals<br />
verschwiegen wird? Sicherlich, weil<br />
konkurrierende Medien von vornherein<br />
die große Konkurrenz unserer<br />
Meinungsbildenden Publikation<br />
fürchteten. Und wer will schon<br />
die Konkurrenz anfüttern? Und zu<br />
loben gab es in den vergangenen<br />
eineinhalb Jahrzehnten Vieles. Unser<br />
lokaler Wohlfühl-Journalismus,<br />
<strong>der</strong> stets auch den Werbekunden<br />
im Blick hatte, war stilbildend und<br />
wurde oft kopiert, aber nie erreicht.<br />
Unsere zu Beginn unseres Schaffens<br />
kreative Auslegung <strong>der</strong> deutschen<br />
Rechtschreibung konnten<br />
wir durch intensive Bemühungen in<br />
geordnete Bahnen lenken. Dadurch<br />
wurde unsere Zielgruppe geöffnet,<br />
musste sich doch die ältere Generation<br />
nun nicht mehr ganz so oft<br />
über das offensichtlich geringe<br />
Bildungsniveau <strong>der</strong> Jugend ärgern.<br />
Zu unserer Rechtfertigung sei an<br />
dieser Stelle vermerkt, dass man<br />
viele Fehler in Texten nicht erkennt,<br />
wenn man den Text selbst gegenliest.<br />
Das endet meist übel – zumindest<br />
bei mir.<br />
Aber zurück zum Anlass dieses Artikels:<br />
15 Jahre Karschter feiern. Und<br />
zurückblicken.<br />
Nach reiflichen konzeptionellen<br />
Überlegungen war klar, dass wir<br />
das nicht im Job – ich war damals<br />
noch Stadtjugendpfleger<br />
in Karlstadt – stemmen können.<br />
Also mussten wir das mit viel<br />
Wohlwollen des besagten ersten<br />
Bürgermeisters privatwirtschaftlich<br />
aufziehen. Kein Problem, dachten<br />
wir uns. „Bringste eine hübsche<br />
Erstausgabe raus, schaltest eine<br />
Hotline und die Werbekunden rennen<br />
uns die Bude ein.“ Heimlich<br />
träumten wir den Traum von dicken<br />
Dienstwagen, Expansion und Börsengang.<br />
Nun ja, die Hotline blieb stumm.<br />
Es stellte sich zu unserer Verwun<strong>der</strong>ung<br />
heraus, dass das Herausgeben<br />
eines Stadtmagazins tatsächlich<br />
harte Arbeit ist. Das ganze schreiben,<br />
zusammenstellen, redigieren,<br />
terminieren, koordinieren, layouten,<br />
Werbekunden hinterherrennen<br />
und -telefonieren, in Druck geben,<br />
verteilen, Rechnungen schreiben,<br />
Kunden anmahnen, Steuerberater<br />
ärgern und sich dann vom Finanzamt<br />
ärgern lassen war – vorsichtig<br />
ausgedrückt – zeitaufwändig.<br />
Der anfängliche Ehrgeiz ein sozialpädagogisch-partizipatives<br />
Stadt-<br />
Bild: Alexandra Feitsch<br />
6 <strong>der</strong> <strong>kleine</strong> lohrer /// januar <strong>2021</strong>