Jahresbericht
Jahresbericht der HAK1 International Klagenfurt
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2019/20 HAK 1
2AAUL in Wien
Drei Tage und 45 tausend Schritte sind
der Rahmen eines Besuchs der Bundeshauptstadt
Wien mit dem 2. Jahrgang
unseres Aufbaulehrganges. Reisen bildet
heißt es. Mehr noch, sich zu bilden ist
ein durchaus anstrengender Prozess und
verlangt auch körperlich einiges ab, wenn
man sich mit den Dingen ernsthaft auseinandersetzt.
Die ersten Oktobertage boten sich an,
dem regulären Schulalltag adieu zu sagen
und das dichte Kulturprogramm Wiens zu
nutzen. In der Schule, im Klassenverband
in den hohen Räumen, bleibt viel Gesagtes
seelenlos und manchmal auch unverstanden.
Nur der direkte Kontakt und das
Erleben sind in der Lage das herkömmlich
Gelernte zu verinnerlichen.
Die Sammlung Leopold mit ihrer Sonderausstellung
„Wien zur Jahrhundertwende“
bot den genialen Einstieg, die
Zeit von 1900 bis zur Diktatur und dem
Krieg zur Jahrhundertmitte anschaulich
und begreifbar zu machen. Die krassen
Gegensätze zwischen Arm und Reich,
die Sprachenvielfalt, der Wissendurst der
jungen Forscher sind im Schmelztiegel
Wien heute noch spürbar.
Das feine Leben des Großbürgertums, das
Interesse für die neue Kunst und Literatur
des Jugendstils konnten wir in der
Sammlung Leopold erspüren. Der übliche
abendliche Theaterbesuch war dann auch
mehr als eine Pflichtübung. Die szenische
Umsetzung des Romans „Die Strudelhofstiege“
von Heimito von Doderer im Theater
an der Josefstadt, begeisterte und
brachte uns die Psychologie Freuds und
seiner Zeit näher.
In der Sonderausstellung „Das rote Wien“
wurde der Gegensatz erlebbar. Die Nöte
der Arbeiter, der Zugezogenen und der
Randgruppen wurde in moderner musealer
Aufbereitung in die Gegenwart geholt.
Das Wohnbau- und Bildungsprogramm
der 1930er Jahre beeindruckt auch heute
noch, nicht nur in Wien, sondern auch
in anderen europäischen Großstädten.
Die politisch und wirtschaftlich unsicheren
1920er und 1930er Jahre endeten
in Diktatur, Vertreibung und Ermordung
der jüdischen Mitbürger und dem System
nicht genehmer Personen.
Ein Kultur- und Zivilisationsbruch, der
auch 80 Jahre danach nicht verarbeitet
ist. Der Gedenkort im Bezirksamt Wien
2 in der Kleinen Sperlgasse gibt Auskunft
über die Dimension der Tragödie.
Hier befand sich in der Zeit von 1938
bis 1945 das Sammellager für die jüdische
Bevölkerung Österreichs, in dem die
Deportationslisten für die Transporte in
die Vernichtungslager zusammengestellt
wurden.
Nach soviel Information war der Besuch
im Tierpark und Schloss Schönbrunn,
nach bisher gezählten 40 000 Schritten,
ein verdienter Abschluss, ehe es zurück an
die Schule, in den Alltag ging.
HAK 1 45