2021-01_Pfarrblatt
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Aus dem Pfarreileben
„Bleibt in meiner Liebe und ihr werdet reiche Frucht bringen“
Eine „gute Nachricht” für die heutige Zeit
Die Gebetswoche für die Einheit
der Christen ist eine ökumenische
Initiative, an der sich jedes Jahr
christliche Gemeinschaften in aller
Welt beteiligen. Sie findet traditionell
vom 18 bis 25. Januar statt.
Das Streben nach Einheit ist kein
neues Thema. Vielmehr ist es seit
den Anfängen des christlichen Glaubens
ein brennendes Anliegen. Das
können wir bereits im Neuen Testament
nachlesen. So wird in Apostelgeschichte
15 berichtet, dass
Petrus, Jakobus, Paulus, Barnabas
und andere Apostel sich in Jerusalem
versammelt haben, um darüber
zu diskutieren, welche Grenzen der
Vielfalt innerhalb der einen christlichen
Urgemeinde gesetzt sind.
Die spezifischen Herausforderungen
für die Einheit der Kirche haben sich
im Laufe der Geschichte verändert:
die kirchliche Lehre, das Bibelverständnis,
die Rolle des Heiligen Geistes
im Leben der Kirche, die Stellung
und Rolle der Frauen innerhalb der
Gemeinschaft der Gläubigen – um
nur einige der Streitfragen zu nennen,
die die Kirchen über die Jahrhunderte
hinweg gespalten haben.
Die Herausforderung, vor der die
Kirchen heute stehen, ist im Grossen
und Ganzen dieselbe geblieben:
gemeinsam ihren Glauben zu bekennen,
Gottesdienste zu feiern,
zusammenzuarbeiten und Zeugnis
abzulegen – trotz aller zwischen ihnen
bestehenden Spaltungen. Das
Streben nach christlicher Einheit
kennt so manche Schwierigkeiten
und Rückschläge. Aber das Ziel der
Einheit ist geblieben.
Diese Gebetswoche ist für Christen
und Kirchen jedes Jahr einer
der wichtigen Anlässe, um ihre Verpflichtung
zur Einheit zu bekräftigen,
ihre eigene Zerbrochenheit
und Spaltung vor Gott zu bringen
und im gemeinsamen Gebet nach
Wegen suchen, wie sie ihre Uneinigkeit
überwinden können.
Die Ursprünge dieser Woche können
bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts
zurückverfolgt werden, als
in Schottland Gebete für alle Kirchen
und in allen Kirchen in die Botschaft
einer pfingstlich geprägten Erweckungsbewegung
aufgenommen
wurden. Über die Jahre hinweg kamen
weitere wichtige Impulse hinzu:
von Pater Paul Wattson zum Beispiel,
auf dessen Anregung hin 1908
in Graymor im US-Bundesstaat New
York eine erste Gebetsoktav (8-tägige
Gebetswoche) für die Einheit der
Christen veranstaltet wurde oder
von der Bewegung für Glauben und
Kirchenverfassung und von vielen
einzelnen engagierten Christen und
Christinnen aus allen Kirchen.1966
begann dann die Kommission für
Glauben und Kirchenverfassung des
Ökumenischen Rates der Kirchen
(ÖRK) mit ihrer gemeinsamen Vorbereitung
der Materialien für diese
Gebetswoche.
Wenn die Kirchen glaubwürdige
Zeugen und Friedensstifter sein
wollen, müssen sie ebenfalls Frieden
in ihrem Innern und untereinander
herstellen. Gemeinsam für
Versöhnung und gerechten Frieden
unter den Kirchen und in der Welt zu
beten und zu arbeiten – das ist doch
eine „gute Nachricht”, oder?
Das gewählte Thema für das Jahr
2021: „Bleibt in meiner Liebe und ihr
werdet reiche Frucht bringen“ basiert
auf Joh 15,1–17 und geht zurück
auf die Berufung der Gemeinschaft
von Grandchamp zu Gebet, Versöhnung
und Einheit in der Kirche und
der Menschheitsfamilie. Das Motto
der diesjährigen Gebetswoche geht
von den unterschiedlichen Facetten
des johanneischen Wortes aus: ein
Leben im Einklang mit sich selbst,
mit der Gemeinschaft, in die jede
und jeder Einzelne gestellt ist und
mit Gott. In Gottes Liebe zu bleiben
heisst zunächst, mit sich selbst versöhnt
zu werden. In Christus zu bleiben
ist eine innere Haltung, die im
Laufe der Zeit wächst. Sie kann vom
Kampf um das Lebensnotwendige
überholt werden und wird durch
die Ablenkungen, den Lärm, die
Hektik und die Herausforderungen
des Lebens bedroht. Jesu Wort und
seine Liebe befähigen zur Nächstenliebe:
zur Liebe derjenigen, die
uns als Christinnen und Christen
anvertraut sind, aber auch zur Liebe
zu anderen christlichen Traditionen.
Durch das Bleiben in Christus wachsen
so Früchte der Solidarität und
des Zeugnisses. Spiritualität und
Solidarität sind untrennbar miteinander
verbunden. Wer in Christus
bleibt, empfängt die Kraft und die
Weisheit, ungerechte und unterdrückende
Strukturen zu bekämpfen,
einander als Brüder und Schwestern
in der einen Menschheitsfamilie zu
erkennen und eine neue Lebensweise
zu schaffen, die von Respekt
und Gemeinschaft mit der ganzen
Schöpfung geprägt ist. Einklang mit
sich selbst, mit Gott und den Nächsten
ist damit der bleibende Auftrag,
an den uns die Texte der Gebetswoche
2021 erinnern.
Gerne hätten wir Sie eingeladen, am
17. Januar 2021 einen grossen Ökumenischen
Gottesdienst gemeinsam
zu feiern und für das Anliegen
der Einheit zu beten. Gerade auch,
weil die Gebetswoche für die Einheit
der Christen 2021 von der monastischen
Kommunität von Grandchamp
aus der Schweiz vorbereitet
wurde. Aufgrund der derzeitigen
Schutzmassnahmen müssen wir
aber leider davon absehen. Doch Sie
können dank Internet (https://www.
grandchamp.org/prier-avec-nous/)
in Verbundenheit mit vielen anderen
Gläubigen direkt mit der Kommunität
von Grandchamp beten.
Auf dass wir in Seiner Liebe bleiben
und reiche Frucht bringen.
Die ökumenische Arbeitsgruppe Freiburg
und Umgebung
Kontakt: andreas.ruettner@
paroisse-fribourg.ch,
gerboise@bluewin.ch
Kath. Pfarreiseelsorge Freiburg – Stadt und Umgebung | Januar 2021
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