Spontane Reaktionen - www-user
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Chemie für Studierende der Biologie I Merkzettel V<br />
<strong>Spontane</strong> <strong>Reaktionen</strong><br />
<strong>Spontane</strong> <strong>Reaktionen</strong> sind solche <strong>Reaktionen</strong>, die von selbst ablaufen. Dabei spielt<br />
die Zeit keine Rolle, sondern nur die Tatsache, daß die Reaktion abläuft. Mit anderen<br />
Worten: Das Rosten von Eisen ist eine spontane Reaktion, selbst wenn es eine<br />
ganze Weile dauert. Andere spontane <strong>Reaktionen</strong> sind deutlich schneller. Das nennt<br />
man dann Explosion.<br />
Viele <strong>Reaktionen</strong> sind nur in eine Richtung spontan. Die Verbrennung von Benzin<br />
Daniel Kühne, AG Wanczek<br />
C 7 H 16 + 11 O 2<br />
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7 CO 2 + 8 H 2 O<br />
ist ein gutes Beispiel dafür, denn aus CO2 und Wasser wird leider spontan kein<br />
Benzin entstehen. Der Grund hierfür ist, daß bei der Verbrennung von Benzin eine<br />
große Menge an Energie (4.815 kJ/mol) frei wird.<br />
Viele spontane <strong>Reaktionen</strong> laufen erst dann ab, wenn man ihnen eine geringe<br />
Energiemenge zur Verfügung stellt. Diese Energiemenge, die sogenannte<br />
Aktivierungsenergie, wird benötigt, um eine kleine Energiebarriere zu überwinden. So<br />
entzündet sich Benzin nicht sofort, wenn es mit Sauerstoff in Berührung kommt. Zum<br />
Entzünden ist z.B. ein kleiner Funke vonnöten, der im Auto von der Zündkerze zur<br />
Verfügung gestellt wird. Die Reaktion ist aber trotzdem spontan, d.h. sie hat eine<br />
natürliche Neigung abzulaufen.<br />
Abb. 1: Energiediagramm (1)<br />
Die Aktivierungsenergiebarriere läßt sich durch Katalysatoren absenken.
Chemie für Studierende der Biologie I Merkzettel V<br />
Irreversible und reversible <strong>Reaktionen</strong><br />
Irreversible <strong>Reaktionen</strong> sind solche <strong>Reaktionen</strong>, die spontan nur in eine Richtung<br />
ablaufen, während reversible <strong>Reaktionen</strong> in beide Richtungen ablaufen können. Von<br />
Natur aus entscheidet die Energiedifferenz zwischen den Ausgangsstoffen (Edukten)<br />
und den Produkten, ob eine Reaktion reversibel ist oder nicht. Ist diese<br />
Energiedifferenz zu groß, ist die Reaktion irreversibel.<br />
Daneben kann eine reversible Reaktion aus ganz praktischen Gründen irreversibel<br />
werden:<br />
• Eines oder mehrere Produkte sind gasförmig und entweichen. Sie stehen<br />
damit für die Rückreaktion nicht zur Verfügung.<br />
• Eines oder mehrere Produkte sind schwerlösliche Feststoffe, die sich als<br />
Bodensatz absetzen. Damit stehen sie für die Reaktion ebenso wenig zur<br />
Verfügung.<br />
• In der chemischen Produktion macht man aus reversiblen <strong>Reaktionen</strong><br />
irreversible, indem man eines oder mehrere Produkte aus dem<br />
Reaktionskessel entnimmt. In der Biochemie ist das nicht anders, hier werden<br />
z.B. Reaktionsprodukte an Proteine gebunden, so daß sie nicht mehr zurück<br />
reagieren können.<br />
Das chemische Gleichgewicht<br />
Das chemische Gleichgewicht macht Aussagen über die Verteilung von Edukten und<br />
Produkten in einem Reaktionsgemisch bei reversiblen <strong>Reaktionen</strong>.<br />
Wichtig: Das chemische Gleichgewicht ist ein dynamisches Gleichgewicht, kein<br />
statisches.<br />
Abb. 2: Statisches Gleichgewicht (2)<br />
Die beiden Aquarien in Abb. 3 befinden sich in einem dynamischen Gleichgewicht,<br />
d.h. im zeitlichen Mittel befinden sich in beiden Becken gleich viele weiße und<br />
schwarze Fische. Dabei sind die Fische nicht an ein Becken gebunden, sondern<br />
schwimmen hin und her. Würde man einen einzelnen Fisch beobachten, wäre er die<br />
Hälfte der Zeit in dem einen Becken, die andere in dem anderen Becken. Dabei sind<br />
natürlich etwaige soziale Faktoren – wie Schwarmverhalten – außer acht zu lassen.<br />
Daniel Kühne, AG Wanczek<br />
Abb. 3: Dynamisches Gleichgewicht (3)<br />
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Chemie für Studierende der Biologie I Merkzettel V<br />
Das Fischgleichgewicht könnte man übrigens stören, indem man in das eine Becken<br />
Futter wirft.<br />
Für die reversible chemische Reaktion bedeutet das, daß genau so viel<br />
Eduktmoleküle zu Produktmolekülen reagieren, wie Produktmoleküle zu<br />
Eduktmolekülen. Die Geschwindigkeit der Hinreaktion ist in diesem Fall genauso<br />
groß wie die Geschwindigkeit der Rückreaktion.<br />
Im Gleichgewicht kommt die Reaktion also nicht zum Stillstand, sondern es<br />
ändert sich lediglich die absolute Zahl der beteiligten Moleküle nicht mehr.<br />
Das Massenwirkungsgesetz<br />
Um das chemische Gleichgewicht quantitativ zu beschreiben, wendet man das<br />
Massenwirkungsgesetz (MWG) an.<br />
Die Gleichgewichtskonstante K ist der Quotient aus Produkt- und<br />
Eduktkonzentrationen:<br />
Daniel Kühne, AG Wanczek<br />
K =<br />
[ Produkt1<br />
] ⋅[<br />
Produkt 2 ]<br />
[ Edukt ] ⋅[<br />
Edukt ]<br />
1<br />
Bei Gasen kann man statt der Konzentrationen die Partialdrücke einsetzen. Der<br />
Partialdruck eines Gases ist der anteilige Druck, den das Gas am Gesamtdruck hat<br />
(nach dem Daltonschen Gesetz sind Partialdrücke additiv).<br />
Die Gleichgewichtskonstante ist temperaturabhängig. Bei Gasen spielt auch der<br />
Druck eine Rolle. Katalysatoren hingegen beeinflussen lediglich die Geschwindigkeit<br />
der Gleichgewichtseinstellung, nicht die Gleichgewichtslage selbst.<br />
Mit Hilfe das Massenwirkungsgesetzes lassen sich einige Dinge berechnen:<br />
1. Hat man ein Reaktionsgemisch, das sich im chemischen Gleichgewicht<br />
befindet, und kennt man die Konzentrationen der in der Mischung befindlichen<br />
Reaktionspartner, so kann man die Gleichgewichtskonstante berechnen.<br />
2. Hat man nur die Gleichgewichtskonstante, so kann man vorhersagen, in<br />
welchem Verhältnis sich Produkte und Edukte im chemischen Gleichgewicht<br />
befinden werden.<br />
3. Hat man die Gleichgewichtskonstante und z.B. die Eduktkonzentrationen im<br />
Gleichgewicht, so kann man daraus die Produktkonzentrationen im<br />
Gleichgewicht berechnen.<br />
4. Hat man die Gleichgewichtskonstante und sämtliche Konzentrationen im<br />
Gemisch, so kann man ausrechnen, ob sich das System im chemischen<br />
Gleichgewicht befindet. Wenn nicht, kann man vorhersagen in welche<br />
Richtung die Reaktion ablaufen wird.<br />
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2
Chemie für Studierende der Biologie I Merkzettel V<br />
Eine Übung zu jedem Punkt:<br />
1. Wasserstoffgas H2 und gasförmiges Iod I2 reagieren bei 448°C zu<br />
Iodwasserstoff HI. Nachdem sich das Gleichgewicht eingestellt hat, findet man<br />
folgende Konzentrationen: [H2] = 0,46 mol/l, [I2] = 0,39 mol/l und [HI] = 3,0<br />
mol/l. Berechne daraus die Gleichgewichtskonstante bei 448 °C.<br />
2. Mit dieser berechneten Gleichgewichtskonstante können wir nun allgemein<br />
das Verhältnis von Produkten zu Edukten bei dieser Reaktion bei 448°C<br />
vorhersagen.<br />
3. Wir betrachten wieder Reaktion 1. Diesmal haben wir [H2] = 0,50 mol/l und<br />
[I2] = 0,50 mol/l sowie die berechnete Gleichgewichtskonstante. Jetzt können<br />
wir die Endkonzentration von HI berechnen.<br />
4. Wieder betrachten wir Reaktion 1, diesmal mit folgenden Konzentrationen:<br />
[H2] = 3,0 mol/l, [I2] = 20,0 mol/l und [HI] = 1,5 mol/l. Wir kennen die<br />
Gleichgewichtskonstante. Ist das System im Gleichgewicht? In welche<br />
Richtung wird es reagieren?<br />
Im vierten Beispiel wird der Reaktionsquotient Q berechnet, indem man einfach alle<br />
Konzentrationen in das MWG einsetzt und den Quotienten ausrechnet. Anschließend<br />
vergleicht man den Reaktionsquotienten Q mit der Gleichgewichtskonstanten K:<br />
1. Fall Q = K: Das System ist im Gleichgewicht und stabil.<br />
2. Fall Q > K: Die Produktkonzentration ist zu groß. Die Rückreaktion ist<br />
begünstigt.<br />
3. Fall Q < K: Die Produktkonzentration ist zu klein. Die Hinreaktion ist<br />
begünstigt.<br />
Quellen<br />
1. <strong>www</strong>.wwnorton.com/<br />
2. http://<strong>www</strong>.sofweb.vic.edu.au/<br />
3. Dickerson, R.E.; Gray, H.B.; Darensbourg, M.Y.; Darensbourg, D.J.;<br />
Prinzipien der Chemie, de Gruyter, Berlin, New York (1988)<br />
Auch interessant in diesem Zusammenhang:<br />
http://<strong>www</strong>.sfu.ca/person/lower/Chem1Text/equilibrium/<br />
http://<strong>www</strong>.ucdsb.on.ca/tiss/stretton/chem2/equilibx.htm<br />
Daniel Kühne, AG Wanczek<br />
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