Joachim Köhler: Verloren im Cyberspace (Leseprobe)

4. Kapitel
Der Leibniz’sche Dämon
»Es gibt nichts Ödes, nichts
Unfruchtbares, nichts Totes in der
Welt, kein Chaos, keine Verwirrung –
auch wenn es so scheint.« 37
Gottfried Wilhelm Leibniz, 1710
88
Der Einzige und sein Eigentum
Für die Stars des Silicon Valley scheint Geld das Letzte zu sein,
woran sie denken. Zwar sitzen sie, wie Disneys Dagobert Duck,
auf einem gewaltigen Goldhaufen, aber im Gegensatz zu ihm
spielen sie nicht mit den Münzen. Sie legen auch keinen Wert
auf besonderes gesellschaftliches Ansehen. So fahren sie nicht
in Nobelkarossen, an denen sich im statusbesessenen Amerika
der Reichtum ablesen lässt. Zwar könnten sie sich jeden Tag
einen goldenen Rolls-Royce mit Chauffeur leisten, doch ihre
Autos sehen aus wie vom Uni-Parkplatz: Facebooks Zuckerberg
fährt eine japanische Familienkutsche, und der reichste
Mann der Welt, Amazon-Chef Jeff Bezos, begnügt sich mit einem
16.000 Dollar-Honda.
Neben der demonstrativen Bescheidenheit pflegen die Computer-Tycoons
vor allem ihr Einzelgängertum. Auch wenn sie
in ihren Firmen von einem Hofstaat an Führungskräften umgeben
sind, treten sie am liebsten alleine auf. Das gehört zu
ihrer Imagepflege, drückt aber auch eine tieferliegende Neigung
aus. Zwar leben sie für die Gesellschaft und von der