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Gebirgsfreund Nr. 4/2018

Eine unabhängige Vereinszeitschrift für Bergfreunde und Naturgenießer. Wir informieren mit einzigartigen Berichten und Aufnahmen und machen Lust auf Natur und das Erlebnis Berg. Vordergründig dabei sind immer die Themen Sicherheit und Naturbewusstsein.

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<strong>Gebirgsfreund</strong> | Umwelt Thema & Naturschutz<br />

darin die Füße zu schützen und mit<br />

• herausnehmbarer Isoliermatte<br />

• Stirnlampe (Reservebatterien),<br />

• Trillerpfeife (Notsignal)<br />

• Notration an kohlehydratreicher<br />

Verpflegung: Kekse, Schnitten, Schokoriegeln,<br />

Studentenfutter, Malz-oder<br />

Kräuterzuckerln, Traubenzucker<br />

• Handy<br />

Auch wenn die nachstehenden Gegenstände<br />

nicht vollständig mitgeführt werden, so<br />

trägt jeder einzelne dazu bei, dass das Biwak<br />

komfortabler bzw. mit weniger Unterkühlungsrisiko<br />

überstanden werden kann.<br />

Biwaksack:<br />

Der wichtigste Notfall-Ausrüstungs-Gegenstand<br />

muss im Tourenrucksack seinen<br />

fixen Platz haben! Er ist die effektivste<br />

Abschirmung gegen die Unbilden der<br />

Elemente. Wie in der Tabelle ersichtlich,<br />

legt das Vorhandensein des Biwaksackes<br />

die Grenze zwischen „Sein oder Nicht<br />

-Sein“ fest. Der im Normalfall in Sitz-oder<br />

Kauerstellung verwendete Lebensretter<br />

vermindert wesentlich die Abkühlung des<br />

Körpers. Bei einer Benützung zu zweit<br />

oder sogar zu dritt nutzt man gegenseitig<br />

auch noch die „Spenderwärme“ der Biwakgefährten.<br />

Das berüchtigte Kondenswasser<br />

innerhalb des Sackes ist mehrheitlich<br />

Atemfeuchtigkeit und lässt sich durch<br />

Belüftung leidlich vermindern. Achtung!<br />

Die so genannten Rettungsdecken sind ein<br />

nützlicher Notbehelf, aber auf keinen Fall<br />

ein Ersatz für einen Biwaksack!<br />

Kocher:<br />

Durst ist neben der Kälte oft der quälendste<br />

Begleiter eines Biwaks. Die Möglichkeit<br />

sich ein heißes Getränk zu bereiten, kann<br />

daher für die Erträglichkeit eines Biwaks<br />

ausschlaggebend sein. (Kakao- Milch-Pulver<br />

und Zucker = super). Eine weitere<br />

Möglichkeit, die der Kocher bietet, ist,<br />

sich mit einer Getränkeflasche oder einem<br />

Trinkbeutel einen „Thermofor“ zu machen<br />

(Thermosflaschen sind dafür ungeeignet!).<br />

Selbige an den Bauch oder Brust gehalten<br />

wird die Stimmung steigern bzw. erkaltende<br />

Extremitäten wieder aufwärmen.<br />

Weiters ist die positive moralische<br />

Wirkung eines vor sich hin pfauchenden<br />

gehört immer in den Rucksack:<br />

Biwaksack, Trillerpfeife, Handy, Erste-Hilfe-Set, Stirnlampe, Studentenfutter<br />

Kochers nicht zu unterschätzen. Er bietet<br />

Unterhaltung und fördert den Optimismus<br />

(eine 250 g Kartusche bringt je nach<br />

Kochersystem 6-10 l Heissgetränk, wenn<br />

aus Schnee geschmolzen, ein Esbite-Würfel<br />

ca. 1l)!<br />

Das Vorhandensein eines einsatzbereiten<br />

Kochers verbessert die Biwak-Situation<br />

laut meiner Skala um 1-3 Punkte<br />

(Sturmzünder nicht vergessen!)<br />

Daunenbekleidung:<br />

Daunen, solange sie trocken sind, sind<br />

nach wie vor der beste Schutz vor Wärmeverlust.<br />

Äquivalente aus Kunstfaser<br />

bedürfen ca. des 1,5 fachen Packvolumens<br />

und Gewichtes dafür behalten sie ihr Isolievermögen<br />

besser wenn sie feucht sind.<br />

Bereits eine 200 - 300 g leichte Daunenweste<br />

(Packvolumen von ca. 1/2 l)<br />

bringt zumindest einen Punkt auf der<br />

„Biwak-Skala“. Ein vollwertiger Daunenparka<br />

(je nach Qualität ca. 1 kg) kann<br />

schon 3 Punkte bringen. In Kombination<br />

mit einer wattierten Überhose oder gar<br />

einer Daunenhose kann Einen das schon<br />

entscheidend in Richtung „Komfortbiwak“<br />

katapultieren. Bei Hochgebirgs- oder<br />

Wintertouren halte ich das Mitführen<br />

eines Daunenteils für obligat.<br />

Proviant:<br />

Um gegen die Kälte anzukämpfen und den<br />

körperlichen Gesamtzustand auf Leistungslevel<br />

zu halten, sollte kohlenhydratreicher<br />

Notfallproviant immer dabei sein.<br />

Studentenfutter oder ein paar Müsliriegeln<br />

sind gut haltbar und sollten wie der<br />

Biwaksack immer im Rucksack sein. Ist<br />

noch eine Extrapackung Mannerschnitten<br />

dabei oder etwa gar zum Kocher irgend<br />

ein Instantmenu, dann sieht die Lage<br />

schon freundlicher aus. Traubenzucker<br />

kann in Extremfällen Wunder wirken, ist<br />

für eine lange Biwaknacht aber nicht so<br />

ideal. Wie auch das Kochen, ist Essen ein<br />

guter Zeitvertreib und zu der physischen<br />

Wirkung kommt ein nicht zu unterschätzender<br />

positiver psychologischer Effekt.<br />

Punktepotential je nach Verpflegungsqualität-<br />

und Menge 1-3 Punkte.<br />

Isoliermatte:<br />

Diese sollte zumindest so groß sein wie<br />

zwei Po-Backen. Besser ist es wenn der<br />

Rücken auch noch von seiner steinernen<br />

oder eisigen Lehne isoliert werden kann.<br />

Alternativ kann man in Ermangelung<br />

einer Schaumstoffmatte auch Kletterseile,<br />

Skier mit Fellen, den Rucksack als<br />

Fußsack oder sonstige Ausrüstung als<br />

Isolatoren verwenden.<br />

Bringt zumindest einen Punkt.<br />

Schlafsack:<br />

Ein Schlafsack bringt sein volles Potential<br />

natürlich nur in Kombination mit einer<br />

entsprechenden Isoliermatte. Beides wird<br />

man üblicherweise bei einem klassischen<br />

Notbiwak nicht dabei haben.<br />

Obwohl ich allgemein ein Fan von feiner<br />

Daune bin, finde ich für biwakähnliche<br />

Übernachtungen den Einsatz von Kunstfaserschlafsäcken<br />

wegen der geringeren<br />

Empfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit<br />

empfehlenswert.<br />

Bringt je nach Ausführung mindestens<br />

1 bis 2 Punkte.<br />

Harry Grün<br />

Bergsteigergruppe<br />

© Biwak-Skala laut Harry Grün,<br />

erstellt von Karin Gruber<br />

10 | <strong>Gebirgsfreund</strong> | <strong>Nr</strong>. 4 / <strong>2018</strong>

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