26 GO HARD, OR GO HOME Der Berliner Leo Löhr hat die erfolgreiche US-Sportart CrossFit nach Berlin geholt. Dieser <strong>Fitness</strong>trend hat mit der schicken Trainingsmaschinerie gängiger Studios nichts zu tun. In einem umgebauten Loft treibt Leo seinen Teilnehmern täglich den inneren Schweinehund aus und hat damit großen Erfolg. Kein stupides Pumpen, aber dennoch hartes Training unter Anleitung in kleinen Gruppen oder allein. Mitmachen kann jeder - der sich traut... Von Leo Löhr & Silke Bauer www.mensfi tness.de CROSSFIT mensfitness.de /AUGUST 2011/ 59
www.mensfi tness.de CROSSFIT NEW TREND „Noch bevor ich richtig wach bin, greife ich zum iPhone und checke bei myleo.de das aktuelle „Workout of the Day“. Heute Abend nach der Arbeit mal wieder so richtig auspowern, meinen Personal Record toppen. Abends klingel ich an der Tür, Leo macht mir auf. Die Begrüßung ist super herzlich –Nach dem Blick auf die Tafel mit dem „Workout of the day“ und den Scores der Anderen, ist die Ernüchterung erst mal groß. Ich weiß, ich muss jetzt leiden. Aber danach fühle ich mich richtig gut! Wir sind zu sechst, alles bekannte Gesichter. Wir leiden gemeinsam, und wir sind gemeinsam erfolgreich. Nach einem Warm Up gibt uns Leo ein ausführliches Techniktraining für die im heutigen Workout relevanten Übungen. In spätestens 30 Minuten liege ich japsend auf dem Boden, fertig – aber glücklich! 3, 2, 1– Go!“ 60/AUGUST 2011/mensfitness.de EIN WICHTIGER BESTANDTEIL IST DAS GEMEINSCHAFTSGEFÜHL, DIE COMMUNITY Rob kennt das gut. Er trainiert so oft er kann. Körperlich fehlt ihm etwas, wenn er mal nicht hingehen kann. Rob war schon immer Intensivsportler, aus Leidenschaft und durch seinen L eo Löhr, 33, bietet mit myleo und dem CrossFit- Training ein echtes Sportkonzept, das garantiert zum Erfolg führt. Nach seinem Studium zum Diplomsportwissenschaftler arbeitete der ambitionierte Rugbyspieler jahrelang als <strong>Fitness</strong>- und Personal Trainer, und ließ sich dann schließlich zum CrossFit-Instructor ausbilden. In einem Loft in Berlin-Charlottenburg fand er die perfekte Location für seine ganz persönliche Folterkammer, in der man „das garantiert effektivste <strong>Fitness</strong>training der Welt“ erleben kann, wie er verspricht. Was ist eigentlich CrossFit? Kurz gesagt: Eine Lebensphilosophie, die auf sportlichen Tugenden wie Fairness, Disziplin, Ehrgeiz, Wille und Respekt basiert. Es ist die erste Sportart, die nicht nur ein Ziel verfolgt. Wie beispielsweise Bodybuilding, wo Muskelmasse und Optik zählen - Joggen, um die Ausdauer zu trainieren, oder Yoga, um beweglicher zu werden. Beim CrossFit werden alle Bereiche gleichzeitig abgedeckt. Es vereint bewährte Übungen aus Gewichtheben, Turnen und verschiedensten Bewegungsdrang. Jahrelang ist er täglich Skateboard gefahren, Snowboard so oft es geht. Inzwischen ist er mit 36 sogar auf dem Golfplatz ein Naturtalent, und auch ein paar Jahre Standard-<strong>Fitness</strong> hat er hinter sich. Aber jetzt sagt er, hätte er „das erste Mal das Gefühl, richtig Sport zu machen.“ „Ich fühle mich beweglich wie ein kleiner Junge. Ich spüre eine richtige Erleichterung in allen Lebensbereichen, Ausdauerdisziplinen die hocheffizient kombiniert werden, um alle Baustellen zu bearbeiten. Ziel ist eine funktionelle, breit angelegte <strong>Fitness</strong>. Es geht um Kondition - also Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Schnelligkeit, sowie um Koordination - also Rhythmus, Kopplung oder Gleichgewicht. Nicht umsonst wird CrossFit bei Polizei- und Feuerwehrkräften eingesetzt. US- Soldaten werden damit fit gemacht, und natürlich trainieren auch viele Profisportler und olympische Athleten nach diesem System. Auch Leo Löhr bedient sich diesem ganzheitlichen Konzept. Es erinnert ein wenig an Zirkeltraining, bei dem man von einem professionellen Coach angeleitet wird. Wie ein Personal Training in der Gruppe. Konkret bedeutet es auf Kisten zu springen, an Seilen zu klettern, an Ringen zu turnen, schwere Gewichte zu heben und sie anschließend auf den Boden zu schmeißen. Dabei sollen der Kampf gegen die Uhr und der Wettbewerbsgedanke in einer Trainingsgemeinschaft den Ehrgeiz wecken. Denn ein wichtiger Bestandteil ist das Gemeinschaftsgefühl, die Community. Beim Crossfit trainiert man in kleinen Gruppen, gemeinsam, aber eben auch gegeneinander. ob ich Einkaufstüten trage, zum Bus renne oder mir die Socken ganz easy im Stehen anziehe. Da sind ganz klare Verbesserungen in der Körperhaltung, ein komplett neues Körperbewusstsein, das mich enorm befriedigt.“ Rob meint, bei myleo könne man durch CrossFit wirklich mal testen, ob man fit ist oder nicht. Leo überlegt sich jeden Tag ein neues Trainingsprogramm für seine Gruppen. Die ständige Variation garantiert ein stets kurzweiliges Workout, man wird immer wieder überrascht und kann nicht in Routinen verfallen. Eines haben jedoch alle Workouts gemeinsam ... sie sind verdammt anstrengend. Aber darum geht es. Intensität oder Leistung, die dann am höchsten ist, wenn schwere Gewichte oder der eigene Körper über lange Wege schnell bewegt werden. Ein „Burpee“ ist zum Beispiel die Kombination aus einem Liegestütz gefolgt von einem Strecksprung. Hört sich simpel an, aber 50 davon hintereinander sind die pure Qual. Ein geübter CrossFitter schafft das unter zwei Minuten! Beim Training wird keine Zeit verschwendet, man trainiert kurz und hart, jede Sekunde und jede Wiederholung zählen. „Cindy“ beispielsweise steht für fünf Klimmzüge, danach zehn Liegestütze und 15 Kniebeugen. Immer hintereinander, 20 Minuten Jeder bricht seinen eigenen Rekord und respektiert dabei die Leistungen der anderen Mitstreiter. Diese Motivation und die gegenseitige Unterstützung treiben zu Höchstleistungen an. „Go hard or go home.“ So einfach ist das. Und trotzdem kann jeder EINE LEBENSPHILOSOPHIE, BASIEREND AUF SPORTLICHE TUGENDEN WIE FAIRNESS, DISZIPLIN, EHRGEIZ, WILLE UND RESPEKT mitmachen, der sich traut. Ob jung oder alt, Frau oder Mann, fit oder Anfänger – egal, welches Ziel man verfolgt. Das Training wird einfach der individuellen <strong>Fitness</strong> angepasst und bleibt dadurch vergleichbar. „Jeder weiß, wie gern der innere Schweinehund nach der Arbeit auf dem kürzesten Weg auf die Couch und vor den Fernseher will. Süßes Nichtstun. CrossFit bietet mir eine Strategie, diesen Schweinehund auf meine Seite zu ziehen. Zum Glück habe ich mich bereits letzte Woche für die Termine eingeloggt, denn die Plätze sind limitiert und begehrt. Bin ich erst mal eingeloggt, habe ich mich committed. Dann gibt es kein Zurück, ich will die anderen weder enttäuschen, noch jemandem den Platz wegnehmen. Es macht viel aus, wenn die Trainingsgruppe sich persönlich kennt. Dass du weißt, mit wem du heute kämpfen wirst. Mit stiller Furcht vor dem bevorstehenden Training zieht sich die Gruppe gemeinsam um. Dann gehen wir in die Folterkammer: schwarzer Boden, viel Eisen. Der Raum ist in seinem Minimalismus stylisch, aber ausschließlich funktionell, alles roh und hart. Einzig der Athlet steht im Mittelpunkt. Hier gibt es keine Spiegel, die mich ablenken, keine Fernseher, die den Schmerz vergessen lassen, absolut kein Wellness-Schischi, sondern nur einen echten Trainingsraum für ehrlichen Schweiß.“ (Da wird auch mal gratuliert, wenn einer kotzt – yeah, du hast es durchgezogen, hast auch noch das Letzte aus dir rausgeholt.) lang. Und hinter „Grace“ verbirgt sich folgendes Workout: Eine 60kg- Langhantel auf Zeit 30 Mal vom Boden über den Kopf bringen. Wer gut ist, schafft auch das unter zwei Minuten und hat trotzdem effektiver trainiert als in jedem anderen <strong>Fitness</strong>studio. Durch die hohe Intensität werden Nerven- und Hormonsystem irritiert, was zu schnellen Anpassungen führt. Das Leistungsniveau steigt und steigt, der Erfolg macht süchtig, die Adrenalin-Achterbahn ist im Dauereinsatz – es entsteht ein einzigartiges Körpergefühl. ZIEL IST EINE FUNTIONELLE, BREIT ANGELEGTE FITNESS 50 bis 60 Übungen gibt es im CrossFit. Allesamt sind sie auf unzählige Art miteinander kombinierbar. Anhand sogenannter Benchmark Workouts, die Frauennamen tragen oder nach gefallenen US-Soldaten benannt sind, lässt sich eine Leistungssteigerung genau nachvollziehen. Auf dem Scoreboard, einer riesigen schwarzen Tafel, werden die Erfolge des Tages hinter dem Namen des Teilnehmers eingetragen. Auf der Webseite wird später alles archiviert, so Heute werde ich bei „Murph“ eine neue Benchmark setzen. Ich weiß, das bedeutet Arbeit. Gleichzeitig freue ich mich aber auf ein wahnsinniges Körpergefühl, das ich jedes Mal nach dem Training mit nach Hause nehme. Doch jetzt heißt es: eine Meile rennen, 100 Klimmzüge, 200 Liegestütze, 300 Kniebeugen und dann wieder eine Meile rennen – alles auf Zeit. Ich hab‘ Schiss, genau wie die anderen. Aber Leo und die Gruppe werden mich anspornen ... ich werde es schaffen 3...2 ...1...Go! Irgendwann ist es 21:30 Uhr. Mit Schwielen an den Händen darf ich jetzt endlich auf meine Couch. Leo nimmt den Schwamm und wischt das Scoreboard ab. Morgen früh geht es weiter. mensfitness.de/AUGUST 2011/61 CROSSFIT MYLEO dass der Erfolg messbar wird. Wer Lust bekommen hat CrossFit einmal auszuprobieren, klickt auf www.myleo.de und meldet sich für sein Probetraining an. Fotos: Bjoern Kommerell 62/AUGUST 2011/mensfitness.de mensfitness.de/AUGUST 2011/63 27