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REPORTAGE 20.3.2021 |Nummer 12

DemVirus davonlaufen

RECKLINGHAUSEN. Joggenist angesagt. Nichterst seitCorona,aberjetzt erst recht. Läufer erzählen, wassie

antreibt undwas ihnenmanchmal über42,195 KilometerFlügel verleiht. EineGeschichte vomRennen.

VonUlrikeGeburek

Eins-zwei,

eins-zwei,

eins-zwei. Es läuft.

Auch bei Andrea

Pirkl. Und das nicht

erst seit Corona. Aber viele

andere haben gerade jetzt

das Joggen für sich entdeckt,

so als wollten sie dem

Lockdown und dem Virus

entfliehen. Doch was treibt

die Läufer an? Warum rennen

sie und schwitzen, rennen

und schwitzen?

„Weil es ein unglaublich

gutes Gefühl ist“, sagt Andrea

Pirkl und schnürt sich

die Schuhe zu. Aber nicht

nur das: „Ich mache es, um

gesund und fit zu bleiben.

Und es funktioniert.“ Bei

diesen Worten sieht die 53-

Jährige sehr zufrieden aus.

Eins-zwei, eins-zwei, einszwei.

40 Kilometer ist die

Frau aus Hochlar in der Woche

unterwegs. Während

der zeitraubenden Vorbereitung

auf ihren ersten Marathon

im vergangenen Jahr

war es sogar das Doppelte.

Doch dann wurde der Wettbewerb

inDüsseldorf abgesagt,

und der Traum von

42,195 Kilometern platzte.

Eins-zwei, eins-zwei, einszwei.

Vor zehn Jahren begann

Andrea Pirkl mit dem

Laufen oder genauer: mit

dem Gehen. Sie brachte ihren

Sohn Felix indie Grundschule

und traf sich anschließend

mit anderen

Müttern. „Aber schnell bemerkte

ich, dass Walken

nicht mein Sport ist. Nach

500 Metern ging nichts

mehr.“ Erst als sie einen

Zahn zulegte, war sie in ihrem

Element.

Vonwegen schnellerAtem

undschwereBeine

Eins-zwei, eins-zwei, einszwei.

Irgendwann erkannte

Andrea Pirkl, dass ihr nicht

die Puste ausging. Nicht

nach fünf Kilometern, nicht

nach sieben und auch nicht

nach zehn. Von wegen

Startvor der Haustür: GernebeginntAndrea PirklihreLäufe

in Hochlar.

FOTOS: ULRIKE GEBUREK

schneller Atem oder schwere

Beine. „Meine Güte, habe

ich damals gedacht, ich

schaffe es“, erzählt sie immer

noch begeistert.

Eins-zwei, eins-zwei, einszwei.

Der lange Lauf am

Wochenende ist längst

Pflicht. 20 Kilometer sind

dann kein Gegner. Und

manch einer hält sie für

komplett verrückt. Auch

Ehemann Udo kann sich die

eine oder andere Bemerkung

nicht verkneifen. „Na

ja“, sagt Andrea Pirkl und

lächelt verschmitzt, „ein

bisschen ist es schon eine

Sucht.“ Vollends bewusst

wurde ihr das, als sie das

erste Mal sogar bei Kälte

und Nieselregen ganz selbstverständlich

ihre Sportschuhe

anzog.

Eins-zwei, eins-zwei, einszwei.

Doch dabei ist es nicht

geblieben. Die meisten Läufer

melden sich früher oder

später zu einem Wettbewerb

an. „Das ist eine ganz

besondere Atmosphäre und

eine tolle Gemeinschaft“,

berichtet die schlanke Frau

mit den blonden Haaren.

2013 ließ sie sich schließlich

überreden, am Guido-

Lauf in Marl teilzunehmen.

Distanz: fünf Kilometer.

Eins-zwei, eins-zwei, einszwei.

„Ich wollte das eigentlich

nicht, denn ich hatte

Angst, die Letzte zu werden.“

Und? Lachend schüttelt

Andrea Pirkl den Kopf.

„Nein, zum Glück hat mich

meine Freundin Susi gezogen.“

– Natürlich nur im

übertragenen Sinne. Medaillen

und Urkunden schmücken

mittlerweile ihr Zimmer.

Den ersten Marathon

ist Andrea Pirkl 2015 in Gelsenkirchen

gelaufen.

„Welch ein Gefühl.“

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einige

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