Die Neue Hochschule Heft 2-2021
Zeitschrift des hlb Hochschullehrerbund e.V. - Themenschwerpunkt: Forschung über die eigene Lehre: Scholarship of Teaching and Learning
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16 Forschung über die eigene Lehre: Scholarship of Teaching and Learning<br />
Fachschul- und Hochschulqualifizierte<br />
in sozialen Berufen<br />
Ergebnisse einer Studie zur langfristigen Wirkung fachschulischer oder hochschulischer<br />
Berufsqualifikation legen nahe, sozialwissenschaftliche Studiengänge an <strong>Hochschule</strong>n als<br />
Orte wissenschaftlicher Bildung zu stärken. | Von Prof. Dr. Veronika Verbeek<br />
Foto: privat<br />
Prof. Dr. Veronika Verbeek<br />
Diplom-Psychologin, Psychologische<br />
Psychotherapeutin<br />
Konrad-Zuse-Straße 1<br />
56075 Koblenz<br />
Verbeek@hs-koblenz.de<br />
www.hochschule-koblenz.de<br />
Ausbildung und Studium zielen auf den<br />
Erwerb einer umfassenden fachlichen und<br />
überfachlichen Qualifikation. Aber was<br />
bedeuten die erworbenen Fähigkeiten für<br />
die berufliche Praxis? In der Studie „Nachhaltigkeit<br />
sozialwissenschaftlicher Berufsausbildung:<br />
Eine Wirkstudie bei Professionellen<br />
der Kindheitspädagogik und<br />
Sozialen Arbeit“ wurden 754 Berufstätige<br />
in zwei Ländern vier bis sechs Jahre<br />
nach dem Abschluss von Fachschule oder<br />
<strong>Hochschule</strong> zu andauernden Auswirkungen<br />
ihrer Berufsqualifikation befragt.<br />
Konzeptuelle Rahmung<br />
Wissenschaftliche Überprüfungen der drei<br />
klassischen Evaluationskriterien „Effekte“,<br />
„Transfer“ und „Nachhaltigkeit“ nach<br />
Ausbildung und Studium fehlen weitestgehend.<br />
Selbst beim Wechsel zu kompetenzorientierten<br />
Rahmenkonzepten in<br />
der jüngeren Vergangenheit sind ergebnisoffene<br />
Evaluationen, z. B. des postulierten<br />
mehrdimensionalen Kompetenzaufbaus<br />
im Deutschen Qualifikationsrahmen<br />
für Lebenslanges Lernen (2011) oder im<br />
Qualifikationsrahmen für Deutsche Hochschulabschlüsse<br />
(2017), nicht üblich.<br />
Finden Wirkstudien statt, dann werden<br />
meist kurzfristige Effekte, also die unmittelbar<br />
erlangten Fachkompetenzen oder<br />
Abschlussnoten, weniger aber langfristiger<br />
Ausbildungs- und Studienerfolg erhoben.<br />
Vor diesem Hintergrund wird es in Fragestellung<br />
1 interessant, Ausbildungs- und<br />
Studienerfolg längere Zeit nach Abschluss<br />
der Berufsqualifikation konzeptuell abgeleitet<br />
und multikriterial zu erfassen.<br />
Sozialwissenschaftliche Hochschulstudiengänge<br />
haben ihre Wurzeln in Fachschule<br />
und Höherer Fachschule, wobei<br />
die Ausbildungen zu unterschiedlichen<br />
Zeitpunkten völlig oder teilweise akademisiert<br />
wurden. <strong>Die</strong> lange Professionsgeschichte<br />
dieser sozialwissenschaftlich<br />
fundierten Berufe ist demnach durch eine<br />
stete Anhebung der Ausbildungsdauer,<br />
zunehmend höhere Zugangsvoraussetzungen<br />
und eine Akademisierung gekennzeichnet<br />
– immer verbunden mit dem<br />
Ziel einer verbesserten Qualifizierung des<br />
Personals und einer erhöhten Professionalität<br />
in der Berufstätigkeit (Amthor 2016).<br />
Für den Bereich der Kindheitspädagogik<br />
konnten auch bei einer vielfältig erfassten<br />
Professionalität bislang keine oder keine<br />
praktisch bedeutsamen Vorteile der Hochschulqualifizierten<br />
aufgezeigt werden<br />
(z. B. Kucharz u. a. 2014; Mischo 2016a).<br />
Vor diesem Hintergrund entwickelte<br />
sich Fragestellung 2 nach der Bedeutung<br />
unterschiedlicher Qualitätsstufen für die<br />
spätere Berufstätigkeit. <strong>Die</strong> damit verbundenen<br />
Forschungshypothesen erwarten<br />
bei Höherqualifizierung eine erkennbare<br />
Steigerung der Professionalität.<br />
Wirkstudie im Überblick<br />
<strong>Die</strong> deutsch-luxemburgische Stichprobe<br />
erlaubt die ausbildungsbezogene Untersuchung<br />
von Fachkräften in sozialen<br />
Berufen, die vor vier bis sechs Jahren<br />
unterschiedliche Berufsqualifikationen<br />
erworben hatten. <strong>Die</strong>s waren entweder die<br />
dreijährige Erzieherausbildung in Luxemburg,<br />
die in die gymnasiale Oberstufe<br />
integriert ist und als Breitbandausbildung<br />
von der 12. bis zur 14. Klasse angeboten<br />
wird, die dreijährige Erzieherausbildung<br />
in Deutschland, die bei einem mittleren<br />
Bildungsabschluss eine ein- bis zweijährige<br />
Vorqualifikation erfordert oder<br />
mit mindestens Fachabitur ebenfalls als<br />
Breitbandqualifikation an Fachschulen<br />
erfolgt, oder ein grundständiges drei- bis<br />
02 | <strong>2021</strong> DNH