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24.4.2021 |Nummer 17 DIE WOCHE IN RECKLINGHAUSEN

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DieMenschenvermissen

dasKlönenund Kaufen

RECKLINGHAUSEN. Hillerheider Feierabendmarkt wird auf den Herbst verschoben.

Auch auf dem Kirchplatzstehen die Chancen fürden Sommerschlecht.

VonUlrikeGeburek

und Silvia Seimetz

Wenn die Hillerheider

Quartiersmanager

Björn Schmidt-

Freistühler und Monika

Wagner-van der Straten aus

dem Fenster gucken, wird

ihnen schwer ums Herz.

Denn das Wetter ist ideal –

ideal für ihren Feierabendmarkt

auf dem Gertrudisplatz.

Doch der rückt in Corona-Zeiten

weiter in die

Ferne. Der für Juni geplante

Start ist geplatzt. „Wir hoffen

jetzt auf den Herbst“,

sagt Schmidt-Freistühler.

Damit ist er optimistischer

als Katrin Kristan und Jill

Schneider, die beim Abendmarkt

inder Altstadt Regie

führen. „Wir haben Ideen,

wie wir die Veranstaltung

der Situation entsprechend

durchführen könnten“, sagt

Katrin Kristan, „aber ich

glaube nicht, dass wir es in

diesem Sommer überhaupt

dürfen.“

Denn im Gegensatz zum

Wochen- gilt der Feierabendmarkt

wie zum Beispiel

Wein-, Stadt- und

Schützenfeste als Versammlung

mit geselligem Charakter.

„Da haben wir keine

Chance“, meint Schmidt-

Freistühler. Denn unterhaltsam

ist es auf der Hillerheide

allemal. Und beim Markt

auf dem Kirchplatz St. Peter

stünde das Beisammensein,

so die Organisatorinnen, sogar

im Vordergrund. „Die

Gäste kommen, umsich in

schöner Atmosphäre hinzusetzen,

zu genießen und zu

quatschen“, so Schneider.

Für die Hillerheide gilt das

nur zum Teil. Nach der Arbeit

einkaufen. Sich mit

Freunden treffen. „Diese

Rechnung geht auf“, berichtet

Monika Wagner-van der

Straten. Fisch und Fleisch,

Käse und Kaffee, Blumen,

Obst und endlich das lang

vermisste Gemüse gehörten

zuletzt zum Angebot. 16

Händler waren dabei. Und

es gab sogar spanische Tapas.

Keine Frage: Die beiden

Stadtteilmanager haben den

Gertrudisplatz wiederbelebt

Erinnerung an den Feierabendmarkt aufdem Kirchplatz: Alfred undCordula Wittenbergmit

Heinz Brenner genießen das belgischeBieram„Unique“-Wagen,aus dem(v.l.)Nele Rohde,

KatrinKristan, Jill Schneider undimHintergrund Hanna Czekai gucken.

FOTO:OLIVERKLEINE (ARCHIV)

und zu einem „Wohlfühlort“

gemacht, und das zweimal

im Monat. Bereits der

erste Markt im März 2018

war ein voller Erfolg. Inden

folgenden zwei Jahren entwickelte

er sich zu einem

beliebten Treffpunkt. „Denn

dort geht es nicht nur um

den Einkauf“, weiß

Schmidt-Freistühler, „sondern

auch um die guten Gespräche

und Kontakte.“

Selbst bei Regenwetter kamen

die Menschen. Doch

nun müssen sie sich gedulden,

was vor allem für viele

Senioren bitter ist.

Schmidt-Freistühler: „Für

sie ist der Markt eine willkommene

Abwechslung.“

Jung und Alt, Wein- und

Biertrinker, Fisch- oder

Fleischfans –auf dem Kirchplatz

wurden die Feierabendmärkte

2019 ebenfalls

zum Publikumsmagneten.

Nachdem der erste Anlauf

mit anderen Organisatoren

sang- und klanglos untergegangen

war, hatten Katrin

Kristan, Betreiberin des

Cafés „Unique“ an der Kleinen

Geldstraße, und ihre

Freundin den Markt reanimiert.

„Wir hatten bei unseren

vier Terminen riesiges

Glück mit dem Wetter“,

blickt Jill Schneider wehmütig

zurück: „Es war immer

voll.“

Auch die Gäste würden die

Märkte sehnsüchtig vermissen.

„Jetzt, wo der Sommer

vor der Tür steht, bekomme

ich viele Nachfragen, wann

es wieder losgeht“, erzählt

Katrin Kristan. „Aber esist

halt untersagt.“ Dabei hatte

sie schon im vergangenen

marktlosen Jahr viele Ideen

dafür gesammelt, wie das

gesellige Beisammensein

auf dem Kirchplatz funktionieren

könnte: mit Tischreservierungen,

Rückverfolgung,

einem Ampelsystem…

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Derweil fährt sie mit ihrem

himmelblauen, zum

rollenden Ausschank umgebauten

Bulli auf Anfrage vor

und übernimmt, soweit es

machbar ist, Catering-Aufträge.

Erdbeertörtchen oder

Dinkel-Blaubeer-Küchlein

backt sie bei ihrem langjährigen

Stammgast Josef Meyborg.

Der Waltroper Biobäcker

beschäftigt die Gastronomin

so lange, bis sie ihr

Café wieder öffnen kann:

„Dank meines Jobs und der

Unterstützung vom Staat

überstehe ich die Krise.“

Denn anders als bei anderen

kämen die Hilfen bei ihr an.

„Dafür bin ich sehr dankbar,

sokann ich meine Fixkosten

bestreiten.“

Doch viel lieber würde sie

wieder als Gastronomin ihre

Brötchen verdienen. Denn

dass der Markt nach Corona

direkt durchstartet, bezweifelt

sie nicht: „Die Gäste

sehnen sich danach.“ Das

Team auf der Hillerheide ist

ebenfalls überzeugt, dass

sein Markt eine Zukunft

hat. „Alle Händler haben

uns versprochen, dass sie

wiederkommen“, sagt Björn

Schmidt-Freistühler, „wann

das sein wir, liegt aber nicht

in unserer Hand.“

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