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GUTE GESCHÄFTE

PEFC/04-01-01

MIT HOLZ UND PAPIER

AUS NACHHALTIGER

HERKUNFT


Einkauf von Holz- und Papierprodukten

PEFC als Nachhaltigkeits-Nachweis:

DAMIT SIND BESCHAFFER

AUF DER SICHEREN SEITE

„Risiken können im Bereich der Beschaffung

planmäßig vermieden werden. Wer den

Willen und das Know-how dazu hat, kann

gezielt sicherstellen, dass der Rohstoff aus

legalen und nachhaltig bewirtschafteten

Quellen stammt.“

Dirk Teegelbekkers,

Geschäftsführer von PEFC Deutschland e.V.

Öffentliche Verwaltungen setzen mit einer

nachhaltigen Beschaffung von Holz- und

Papierprodukten ein Zeichen gegen

die Zerstörung der Wälder. Wer mit ihnen ins

Geschäft kommen will, muss Nachhaltigkeitszertifikate

vorlegen, die eine legale und nachhaltige

Herkunft des Holzrohstoffes nachweisen. Diesem

Beispiel folgen inzwischen auch Einkäufer der

Privatwirtschaft.

Der Bund vertraut in seiner Beschaffungsrichtlinie

auf glaubwürdige Zertifikate, die die Herkunft aus

nachhaltiger bzw. verantwortungsvoller Forstwirtschaft

garantieren – namentlich auf den Standard

der Waldzertifizierungsorganisationen PEFC,

dem „Programme for the Endorsement of Forest

Certification Schemes“, sowie auf gleichwertige

Systeme. Die Bundesverwaltung schreibt sich

eine „ganzheitliche Betrachtung und Bewertung

von Nachhaltigkeitsaspekten“ auf die Fahne und

will anhand einer überprüfbaren Zertifikatsnummer

den Holzursprung bis in die Wälder hinein

zurückverfolgen können. Diese anspruchsvolle

Haltung der öffentlichen Hand zwingt alle

Betriebe, die öffentliche Aufträge erhalten wollen,

ein sogenanntes Chain-of-Custody-Zertifikat zu

erwerben.

Die Privatwirtschaft zieht mit

Dem Beispiel der Bundespolitik sind zahlreiche

Bundesländer und Kommunen gefolgt. Aber

nicht nur die öffentliche Hand fordert mittlerweile

Nachhaltigkeitsnachweise. Auch immer mehr

große Unternehmen beziehen sich innerhalb ihrer

Managementsysteme oftmals auf Beschaffungsregeln

des Bundes und der Länder. Konzerne wie

die Deutsche Bank und die Deutsche Bahn haben

Beschaffungsrichtlinien aufgestellt, die ebenfalls

vorsehen, dass z. B. für den Neu- und Ausbau

von Firmenimmobilien oder Bahnwagen nur Holz

aus belegbarer, unproblematischer Herkunft zum

Einsatz kommen darf.

Foto: DaiPhoto

Was ist ein Chain-of-Custody-

Zertifikat (Lieferkettenzertifikat)?

Ziel der PEFC CoC-Zertifizierung ist es, lückenlos

nachzuweisen, dass das gehandelte

oder verwendete Material aus PEFC-zertifizierten

Wäldern stammt – dem Ausgangspunkt

der Handels- und Verarbeitungskette.

Wird das Holz weiterverkauft oder verarbeitet,

muss immer belegt werden, dass nur

solches bzw. nur so viel PEFC-zertifizierte

Ware weitergegeben wird, wie nachweislich

in den Produktionsprozess eingespeist wurde.

Jedes Unternehmen in der Produktkette

muss also ein Chain-of-Custody-Zertifikat

(CoC-Zertifikat) besitzen, über welches der

Weg des Holzes vom Wald bis hin zum Endprodukt

zurückverfolgt werden kann.


Interview: Auf dem Weg zur klimaneutralen Verwaltung

BERLIN FORDERT

EINDEUTIGE

HERKUNFTSNACHWEISE

FÜR HOLZ UND PAPIER

Thomas Schwilling,

Fachbereich „Umwelt, Verkehr und Klimaschutz“

der Berliner Senatsverwaltung

Foto: Kollaxo

Seit 2013 gilt im Land Berlin die Verwaltungsvorschrift „Beschaffung

und Umwelt“. Sie dient den Beschaffungsstellen

als Handlungsanweisung für die praktische Umsetzung

eines umweltverträglichen Beschaffungswesens. Im März 2019

wurde die Vorschrift noch einmal verschärft. Über die Erfahrungen

mit der Richtlinie und deren Bedeutung für Anbieter berichtet Thomas

Schwilling vom zuständigen Fachbereich „Umwelt, Verkehr

und Klimaschutz“ der Senatsverwaltung.

Was bedeutet die neue Verwaltungsvorschrift

für Anbieter?

„Für sämtliche Produkte aus Holz – also auch für Möbel, Böden,

Schreibwaren und Papier im Büro – gilt die Vorgabe, dass der eingesetzte

Holzrohstoff aus legalen und nachhaltig bewirtschafteten

Wäldern stammen muss. Bieter müssen dazu einen glaubhaften

Herkunftsnachweis erbringen, wie z. B. das PEFC- oder FSC-

Siegel. Im Papier-Bereich achten wir ausschließlich auf Recyclingpapier

aus 100 Prozent Altpapier mit dem Blauen Engel.“

Wie stehen die Chancen für Anbieter,

die keine Zertifizierung besitzen?

„Für Unternehmen, die regelmäßig Aufträge für unsere Verwaltungen

erledigen, ist eine entsprechende Zertifizierung einfach

Pflicht. Kleinere Handwerksbetriebe können auch ohne Zertifikat

an Ausschreibungen teilnehmen, müssen aber spätestens bei

der Ausführung des Auftrags nachweisen können, dass ihr Holz

aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. Wir empfehlen

kleineren Unternehmen, die nur selten einen öffentlichen Auftrag

annehmen, z. B. eine PEFC-Gruppenzertifizierung, die kostengünstiger

als eine Einzelzertifizierung ist. Für Bauverantwortliche

bietet PEFC auch eine Projektzertifizierung an. Das Angebot an

Aufträgen ist für zertifizierte Unternehmen jedenfalls riesig. Bis

2026 sollen im Land Berlin für 5,5 Milliarden Euro allein rund

60 neue Schulen größtenteils aus Holz entstehen.“

Foto: Kitano

Was steckt hinter der Gruppen- und

Projektzertifizierung?

Um den Aufwand für kleinere Handwerksbetriebe (bis 50

Mitarbeiter, max. 10 Mio. Euro Umsatz) bei der Teilnahme

an öffentlichen Ausschreibungen mit der Forderung nach

PEFC-zertifiziertem Holz zu erleichtern, bietet ihnen PEFC

eine PEFC-CoC-Gruppenzertifizierung an. Dabei schließen sie

sich zu einem Netzwerk zusammen. Ein „Gruppenkopf“ steht

den Gruppenmitgliedern beratend zur Seite, führt Schulungen

durch und gewährleistet die korrekte Einhaltung und

Umsetzung des PEFC Standards.

Die PEFC-Projektzertifizierung eignet sich besonders für

größere Bauprojekte mit einer Vielzahl an beteiligten Akteuren.

Hierbei muss nicht jeder Auftragnehmer ein eigenes Chainof-Custody-Zertifikat

besitzen, sondern ein Verantwortlicher

der Projektleitung ist für den Nachweis der Verwendung von

PEFC-zertifizierten Baustoffen zuständig.

3


DIESE CHANCEN ERÖFFNET DAS PEFC-LABEL

Vorteile für Bieter:

Mehrfache Nutzenaspekte

Die Zertifizierung des Holzflusses bietet der holzbe- und

-verarbeitenden Industrie, den Lieferanten und Abnehmern

sowie dem Groß- und Einzelhandel vielfältigen

Nutzen. International profitieren bereits rund 12.000

PEFC-zertifizierte Unternehmen.

Risikomanagement

Durch den Einsatz PEFC-zertifizierter Rohstoffe belegt

das Unternehmen, dass es Wert auf solche Ressourcen

legt, die aus verantwortungsvollen Quellen stammen.

Die Zertifizierung der Produktkette stellt ein wirksames

Instrument im Kampf gegen Holzrohstoffe aus umstrittenen

Quellen dar.

Marktzugang

Immer mehr private und gewerbliche Kunden fragen

zertifizierte Produkte nach. Wer sie nicht anbieten

kann, hat das Nachsehen. Das spüren zum Beispiel

auch Druckereien, deren Kunden in Broschüren oder

Jahresberichten, auf Verpackungen und Werbemitteln

ihr vorbildliches Handeln mit dem PEFC-Logo belegen

wollen.

Vorteile für Einkäufer:

Imagestärkung und Marktchancen

Mit der Aufnahme von Nachhaltigkeitsaspekten in die

Leistungsbeschreibung stärken Einkäufer nicht nur das

Image ihrer Firma, sondern erhöhen zugleich die Marktchancen

für die Produkte des eigenen Unternehmens.

Risikominimierung

Das Bundesumweltministerium erklärt im Praxisleitfaden

„Schritt für Schritt zum nachhaltigen Lieferkettenmanagement“:

„Das Niveau des Nachhaltigkeitsengagements

von Lieferanten kann die Wahrscheinlichkeit,

dass in der Lieferkette negative Auswirkungen auftreten,

erheblich beeinflussen. Sind Direktlieferanten und Unterlieferanten

Mitglieder einer Lieferketteninitiative oder

haben sie ein Managementsystem implementiert, senkt

dies bereits signifikant das Risiko, dass sie geltendes

Recht oder Umwelt- und Sozialstandards verletzen.“

Als Beispiele werden u.a. PEFC für Holz- und UTZ für

Agrarprodukte genannt.

Wirtschaftlicher auf lange Sicht

Nachhaltige Investments erweisen sich mittel- und

langfristig oftmals als wirtschaftlicher.

Steigerung des Markenwerts

Die Nutzung des PEFC-Logos auf gedruckten Produkten

steigert den Wert einer Marke – gerade bei

Zielgruppen, die stark auf verantwortungsvoll hergestellte

Produkte achten.

Wettbewerbsvorteil

Die Berücksichtigung der Nachhaltigkeit bei Konsumgütern

entwickelt sich zu einem Wettbewerbsvorteil

– der Einsatz PEFC-zertifizierter Rohstoffe belegt die

nachhaltige Firmenpolitik.

Transparenz im Sinne der

CSR-Berichterstattungspflicht

Das bietende Unternehmen sollte zwei Nachweise der

Nachhaltigkeit erbringen:

1. Das gültige Chain-of-Custody-Zertifikat, das

auf den Lieferantennamen ausgestellt ist, auf den

jeweiligen Standard verweist und das Logo einer

Akkreditierungsstelle trägt.

2. Das Begleitdokument zur Lieferung (Lieferschein

oder Rechnung), in dem das betreffende Produkt

explizit als z. B. PEFC-zertifiziert deklariert und

der Zertifizierungsanteil in Prozent angegeben ist.

Mehr Informationen finden sich auf pefc.de („Für Unternehmen“).

Persönliche Kontaktaufnahme bitte per E-Mail an: info@pefc.de oder Tel. 0711 2484006

PEFC/04-01-01

Ratgeber Öffentliche Beschaffung"

Der PEFC-Ratgeber „Holz & Papier grüner einkaufen“ zeigt

auf, wie die Beschaffungspraxis ganz konkret die nachhaltige

Nutzung unserer Wälder unterstützen kann. Neben

Hintergrundinformationen zur Waldzertifizierung enthält

die neue Broschüre wichtige formale Tipps zu Ausschreibungen

sowie kommunale Best-Practice-Beispiele. Diese

Informationen sollen dabei helfen, zertifizierte Holz- und

Papierprodukte bei der Erstellung der eigenen Beschaffungspolitik

besser zu berücksichtigen und die Lieferung

des korrekten Materials zu überprüfen. Die Publikation

kann kostenfrei unter info@pefc.de bestellt oder auf der

Website heruntergeladen werden:

www.pefc.de/beschafferbroschuere

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