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0163 33 45 776 Ingo Piess(Dramaturgie) Tel. - Theater Bonn

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TOD EINES<br />

HANDLUNGSREISENDEN<br />

VON ARTHUR MILLER<br />

DAS GROSSE JAGEN<br />

Das erfolgreiche Leben ist für den Einzelnen das Glückversprechen<br />

dieses Zeitalters wie auch seine große<br />

Bedrohung. Erfolg ist etwas Großes, kaum Ermessliches,<br />

vielleicht etwas Unerreichbares. Umso höher ist<br />

der Druck, den die Erwartung des erfolgreichen Lebens<br />

auf jeden ausübt. Denn ich bin erst, wenn ich erfolgreich<br />

bin. Keiner ist noch im Besitz dieses Lebens auf<br />

die Welt gekommen. Dieses Leben ist die große Aufgabe,<br />

die die Erfolgsgesellschaft stellt und die vor jedem<br />

liegt, der in sie eintritt. Bis dahin ist es ein weiter Weg.<br />

Und bis dahin ist die individuelle Urerfahrung dieses<br />

Zeitalters, wenn nicht ein Mangel an Selbstwertgefühl,<br />

so auf jeden Fall doch eine große Verunsicherung.<br />

Aber es scheint, als bleibe nicht viel anderes übrig, als<br />

sich auf diesen Weg zu begeben. Wo noch zuvor der<br />

Einzelne aus der Tradition eines Lebens, das war, wie<br />

es immer war, Halt und Selbstwert bezog, ist er heute<br />

auf sich allein gestellt. Er hat die Freiheit, und er ist<br />

gleichzeitig dazu verurteilt, seine Identität selbst auszubilden.<br />

Auf der Suche wird er dabei zwangsläufig<br />

die Inszenierungen des erfolgreichen<br />

Lebens entdecken, denn dieses verspricht,<br />

die geeignetste Methode zu<br />

sein, seine Grundverstimmung zu<br />

vertreiben. Die alte, auf Traditionen<br />

beruhende Gesellschaft kannte solche<br />

Probleme noch nicht. Was man<br />

heute Identität nennt, also die Frage,<br />

wer bin ich und wozu gehöre ich, war<br />

geregelt, ohne dass der Einzelne dazu<br />

gefragt worden wäre. Man wurde in<br />

Institutionen hineingeboren oder hineinerzogen,<br />

die die Antworten auf die<br />

Frage der sozialen Identität des Einzelnen<br />

gleich mitlieferten.<br />

Die Moderne hat die alten Identitätsformen<br />

der auf Traditionen errichteten<br />

Welt zusammen mit ihrer Lebens-<br />

und Wirtschaftsweise aufgelöst. Die<br />

Orte, die ein Gefühl der Vertrautheit<br />

wecken, sind heute kleiner und weniger<br />

geworden, wie allgemein die<br />

Flächen, an die sich die allgemeine<br />

Identitätssuche heften kann, umso<br />

mehr, je stärker die kulturelle Globalisierung<br />

umgrenzte Erfahrungsräume<br />

gesprengt hat. Zurück bleibt<br />

eine Leere, die jeder auf seine Weise zu füllen sucht.<br />

Das erfolgreiche Leben ist so bedeutsam, weil sich der<br />

moderne Mensch von ihm nicht weniger als handfeste<br />

Identifikationserlebnisse erhofft. Das ist der tiefer liegende<br />

Sinn und Zweck des großen Jagens, an dem sich<br />

alle beteiligen.<br />

Martin Hecht<br />

TOD EINES HANDLUNGSREISENDEN, das wohl erfolgreichste<br />

Stück von Arthur Miller, uraufgeführt von<br />

Elia Kazan 1949 am Broadway, ist zugleich berührendes<br />

Familiendrama und scharfe Kritik am amerikanischen<br />

Traum. Ausgezeichnet mit dem Pulitzerpreis, ist das<br />

Stück mehr als sechzig Jahre später immer noch aktuell<br />

als Bild einer Gesellschaft, in der nur finanzieller<br />

Erfolg zählt.<br />

Für die Regie der <strong>Bonn</strong>er Neuinszenierung konnte<br />

Matthias Fontheim, Intendant des Staatstheaters<br />

Mainz, gewonnen werden.<br />

PREMIERE FREITAG, 4. FEBRUAR 2011, 19.30 UHR, KAMMERSPIELE<br />

TOD EINES HANDLUNGSREISENDEN<br />

VON ARTHUR MILLER<br />

NÄCHSTE VORSTELLUNGEN<br />

13., 19. UND 27. FEBRUAR<br />

Inszenierung Matthias Fontheim<br />

Bühne und Kostüme Marc Thurow<br />

Licht Helmut Bolik<br />

<strong>Dramaturgie</strong> Stephanie Gräve<br />

Willy Loman Hendrik Richter<br />

Linda Loman/Jenny/Die Frau/Miss Forsythe<br />

Nina V. Vodop’yanova<br />

Biff Loman Oliver Chomik<br />

Happy Loman/Howard Wagner Birger Frehse<br />

Bernard Konstantin Lindhorst<br />

Charley Raphael Rubino<br />

Onkel Ben/Stanley Günter Alt<br />

7<br />

Ensemble

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