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Stein 6/2021

Kunsthaus Zürich – im goldenen Schnitt

Kunsthaus Zürich – im goldenen Schnitt

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STEIN<br />

MINERALISCHE WERKSTOFFE FÜR ARCHITEKTUR UND HANDWERK<br />

S 06 | <strong>2021</strong><br />

KUNSTHAUS ZÜRICH<br />

IM GOLDENEN<br />

SCHNITT<br />

PFLASTERN<br />

Extravagant! Ein mit<br />

vierfarbigem Betonwerkstein<br />

im Fischgrätmuster<br />

belegter Platz in<br />

Amsterdam<br />

TRAGEN & HEBEN<br />

Naturstein oder andere<br />

Lasten lassen sich mit<br />

modernen Hilfsmitteln<br />

spürbar leichter von<br />

A nach B bewegen<br />

INTEGRIEREN<br />

Was aus den Geflüchteten<br />

geworden ist, die<br />

vor sechs Jahren hierher<br />

kamen. Ein Blick ins<br />

<strong>Stein</strong>metzhandwerk


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03.05.21 17:40<br />

EDITORIAL<br />

LIEBE LESERIN,<br />

LIEBER LESER<br />

Haben Sie auch genug von den schlechten Nachrichten?<br />

Wie wär’s damit: Die Uzin Utz Group, ein weltweit<br />

agierender Komplettanbieter für Bodensysteme<br />

mit Sitz in Ulm, hat das Jahr 2020 mit Rekordwerten abgeschlossen.<br />

Das schwäbische Familienunternehmen vermeldete<br />

trotz Corona das beste Ergebnis seiner Unternehmensgeschichte.<br />

Auch das klingt gut: Der Zentralverband Deutsches<br />

Baugewerbe (ZDB) vermeldet steigende Zahlen bei den<br />

Auszubildenden. Demnach absolvieren derzeit mit 39.100<br />

knapp 40.000 junge Menschen eine Lehre auf dem Bau, das<br />

sind 5,6 Prozent mehr als im 1. Quartal 2020. Sie werden in<br />

rund 15.000 Betrieben ausgebildet, das sind 3,3 Prozent mehr<br />

als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Auch die Impfquoten<br />

nehmen Fahrt auf. Mitte April waren immerhin bereits<br />

über 20 Prozent der Deutschen zumindest einmal geimpft.<br />

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STEIN Umhängetasche aus echter<br />

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Magazin S 06 <strong>2021</strong><br />

Große Flächen I Materialtransport I Ökologische Verantwortung im Unternehmen<br />

stein-magazin.de<br />

S06<br />

STEIN<br />

MINERALISCHE WERKSTOFFE FÜR ARCHITEKTUR UND HANDWERK<br />

KUNSTHAUS ZÜRICH<br />

IM GOLDENEN<br />

SCHNITT<br />

PFLASTERN<br />

Extravagant! Ein mit<br />

vierfarbigem Betonwerkstein<br />

im Fischgrätmuster<br />

belegter Platz in<br />

Amsterdam<br />

TRAGEN & HEBEN<br />

Naturstein oder andere<br />

Lasten lassen sich mit<br />

modernen Hilfsmitteln<br />

spürbar leichter von<br />

A nach B bewegen<br />

S 06 | <strong>2021</strong><br />

INTEGRIEREN<br />

Was aus den Geflüchteten<br />

geworden ist, die<br />

vor sechs Jahren hierher<br />

kamen. Ein Blick ins<br />

<strong>Stein</strong>metzhandwerk<br />

Der Erweiterungsbau des Kunsthauses<br />

Zürich ist fertig. Das renommierte Architekturbüro<br />

von David Chipperfield hat damit<br />

ein Gebäude von schlichter Schönheit<br />

geschaffen. Geprägt werden die Räume<br />

durch einen Fußboden aus Krastaler<br />

Marmor, der von der Lauster <strong>Stein</strong>bau<br />

GmbH aus Stuttgart geliefert wurde. Der<br />

grau-beige <strong>Stein</strong> harmoniert perfekt mit<br />

den Wänden aus Sichtbeton. Verschiedene<br />

Elemente aus Messing wie etwa Türen, Teile<br />

des Empfangstresens, die Beschilderung<br />

sowie Handläufe bilden glänzende Akzente<br />

in der ansonsten schlicht gehaltenen Innengestaltung.<br />

Es gibt also durchaus gute Gründe, zu hoffen, dass wir bald in<br />

einer neuen Normalität leben dürfen und dass das Handwerk<br />

möglichst heil aus der Krise kommen möge. Und wo wir schon<br />

bei den Good News sind: Eine hohe Belastbarkeit und ein<br />

langes Leben sollten Materialien mitbringen, die auf großen<br />

Flächen mit viel Publikumsverkehr verlegt werden. Wie solche<br />

Beläge aussehen können, wie sie verlegt und verfugt werden,<br />

lesen Sie ab Seite 6. Alexandra Nyseth führt uns durch ein<br />

ehemaliges Hafenviertel in Amsterdam und über den Schlossplatz<br />

in Wiesbaden. Zwei Projekte, die unterschiedlicher nicht<br />

sein könnten.<br />

Mit dem Marmorbelag des Kunsthauses in Zürich beschäftigen<br />

wir uns ab Seite 20. Lukas Lauster, Mitglied der Geschäftsleitung<br />

bei der Lauster <strong>Stein</strong>bau GmbH, lässt uns im<br />

Interview daran teilhaben, wie die Wahl auf den verwendeten<br />

Karstaler Marmor fiel und wie die Zusammenarbeit mit dem<br />

Stararchitekten David Chipperfield verlaufen ist.<br />

Mit der unternehmerischen Verantwortung in Bezug auf die<br />

Umwelt beschäftigt sich Annette Mühlberger ab Seite 46.<br />

Dabei geht es auch um die Herkunft der verarbeiteten Natursteine<br />

und die Einhaltung von Sozialstandards. Unsere Expertin<br />

hat gute Nachrichten für Sie: Es sind oftmals nur wenige<br />

Schritte für ein Unternehmen in Richtung Nachhaltigkeit.<br />

Dazu ist spätestens seit Gretas „How dare you?“ allerhöchste<br />

Zeit. Wir brauchen schließlich künftig gute Aussichten.<br />

Viel Spaß bei der Lektüre von STEIN wünscht Ihnen<br />

Ihre <strong>Stein</strong>redaktion<br />

Redaktion@stein-magazin.de<br />

S06| <strong>2021</strong> 3


S06| <strong>2021</strong> S06| <strong>2021</strong><br />

● Petrografische Familie:<br />

● Typische Farbe:<br />

● Herkunftsort:<br />

● Lieferanten:<br />

● GEOLOGIE/PETROGRAFIE<br />

Namibia Blue zählt zur Gesteinsgruppe<br />

der Plutonite. Dazu zählen Granite, Monzonite,<br />

Syenite, Gabbros und auch die<br />

oben angegebene Familie der Foidolithe.<br />

All diesen Gesteinen ist gemeinsam, dass<br />

sie sich tief im Innern der Erdkruste bildeten<br />

und über Jahrmillionen hinweg auskristallisierten.<br />

Häufig werden Foidolithe<br />

in Prospekten und Preislisten der Anbieter<br />

als Granite bezeichnet. Dies ist falsch,<br />

da im Geltungsbereich der europäischen<br />

Normen gemäß EN 12440 eine wissenschaftliche<br />

Bezeichnung der jeweiligen<br />

Gesteinsfamilien gefordert ist. Zur Klassifikation<br />

und Untergliederung der Plutonite<br />

dient hierbei das sogenannte Streckeisendiagramm<br />

für Erstarrungsgesteine<br />

gemäß EN 12670, Ziffer 3.2.1.1. Das Streckeisendiagramm<br />

hat die Form einer auf<br />

die Spitze gestellten Raute. Die Einordnung<br />

der jeweiligen Gesteinsfamilien erfolgt<br />

auf der Grundlage ihres Mineralbestandes.<br />

Die obere Spitze der Raute entspricht<br />

einem Mineralbestand von 100<br />

Prozent Quarz. Die Mittellinie der Raute<br />

entspricht einem Quarzgehalt von null<br />

Prozent. Granite befinden sich im oberen<br />

Bereich der Raute und belegen das Feld<br />

Nummer 3 (Quarzgehalt zwischen 20 und<br />

60 Prozent). Die Gesteine im unteren Bereich<br />

der Raute enthalten keinen Quarz.<br />

Zu ihren Hauptgemengeteilen zählen<br />

Feldspäte oder -spatvertreter. Foidolithe<br />

sind ganz unten in der Spitze dieser Raute<br />

angesiedelt. Sie sind also sehr weit von<br />

den Graniten entfernt. Somit würde es<br />

nie vorkommen, dass ein Foidolith der<br />

Gesteinsfamilie der Granite angehören<br />

könnte.<br />

● ARCHITEKTUR<br />

Blaue Gesteine zählen zu den teuersten<br />

Natursteinsorten weltweit. Es handelt<br />

sich beim Namibia Blue um ein Dekorgestein,<br />

das überwiegend im hochwertigen<br />

Innenausbau eingesetzt wird. Die blaue<br />

Farbe des <strong>Stein</strong>s ist auf das Mineral Sodalith<br />

zurückzuführen. Die zum Teil goldgelb<br />

anmutenden Gesteinspartien werden<br />

durch das relativ seltene, ebenfalls<br />

zu den Foiden zählende Mineral Cancrinit<br />

verursacht. Neben Sodalith ist häufig<br />

auch das Mineral Disthen für die Blaufärbung<br />

von Naturstein verantwortlich. Es<br />

kommt meist in metamorph überprägten<br />

Gesteinen wie Quarziten vor und hat im<br />

Vergleich zum Sodalith eine wesentlich<br />

höhere chemische Resistenz. Deshalb<br />

sollte man beim Namibia Blue einen direkten<br />

Kontakt mit Produkten aus dem<br />

acidischen Milieu vermeiden (möglichst<br />

umgehend reinigen). Bei starken oder<br />

anhaltenden Säureangriffen kann es zu<br />

einem verblassen der blauen Farbe (Gesteinspartien<br />

werden grau) und gegebenenfalls<br />

zu Gefügelockerungen kommen.<br />

Im Hinblick auf seine mechanische Resistenz<br />

und Verarbeitbarkeit ist dieser<br />

<strong>Stein</strong> mit Graniten vergleichbar.<br />

Dipl.-Ing. (FH) Detlev Hill<br />

www.steinkultur.eu<br />

KUNDE<br />

INHALT<br />

06<br />

Ein ganz besonderer<br />

Kick: Im ehemaligen<br />

Holzhafen „Houthavens“<br />

in Amsterdam<br />

wurde verschiedenfarbiger<br />

Betonwerkstein<br />

wie Parkett im Fischgrätmuster<br />

verlegt.<br />

--<br />

22<br />

Lebendig gemasert:<br />

Krastaler Marmor dient<br />

im Neubau des Kunsthauses<br />

Zürich in weiten<br />

Teilen als Bodenbelag.<br />

Er harmoniert hervorragend<br />

mit dem Sichtbeton<br />

an den Wänden.<br />

38<br />

Handliche Ein unter Hilfsmittel: Denkmalschutz<br />

Alltag stehender<br />

<strong>Stein</strong>-<br />

Im<br />

metzen Bunker gibt in München es immer<br />

wieder wurde schwere behutsam Lasten<br />

zu renoviert bewegen. und Sei innen es am<br />

Friedhof, mit dem auf Naturstein der<br />

externen „Fade to Baustelle Grey“ ausgelegt.<br />

der<br />

oder<br />

in Werkstatt.<br />

STEIN ONLINE<br />

STEIN – auf Facebook<br />

Wissenswertes rund um das Thema Naturstein gibt<br />

es auf facebook.com/stein.magazin<br />

STEIN – die Webseite<br />

Fachliches, Interessantes, aber auch Skurriles finden<br />

Sie auf unserer Homepage stein-magazin.de<br />

STEIN – der Newsletter<br />

Regelmäßig Neues aus der <strong>Stein</strong>-Welt, zu abonnieren<br />

auf stein-magazin.de<br />

ZUM SAMMELN<br />

Die neue STEINKUNDE<br />

In dieser Ausgabe: Namibia Blue<br />

Handelsname:<br />

NAMIBIA BLUE<br />

SCHÖNE WELT DER STEINE<br />

06 Modern und klassisch<br />

Betonwerkstein bringt einen Platz in die Moderne.<br />

Natursteinpflaster unterstreicht das Klassische.<br />

16 Natursteinteppich aus der Region<br />

Der Kurt-Hackenberg-Platz in Köln hat einen neuen<br />

Belag aus Bergischer Grauwacke erhalten.<br />

STEINE BEARBEITEN<br />

22 Edle <strong>Stein</strong>e für die Kunst<br />

Lukas Lauster, Mitglied der Geschäftsführung<br />

der Lauster <strong>Stein</strong>bau GmbH, im Interview.<br />

30 Sicher verlegen auch unter Zeitdruck<br />

Welche besonderen Anforderungen bei Großprojekten<br />

ans Verlegesystem gestellt werden.<br />

35 Namibia Blue<br />

Die STEINKUNDE stellt einen Naturstein<br />

aus Afrika vor.<br />

38 Keine Last mit der Last<br />

Die neuesten arbeitserleichternden Hilfsmittel<br />

für den Transport von schweren Gütern.<br />

Foidolith<br />

Blau<br />

Swartbooisdrif /<br />

Ovamboland / Namibia<br />

Marmi di Carrara /<br />

Carrara / Italien<br />

<br />

<br />

Foto: Abraxas Stone Experts / Giesen<br />

4 S06| <strong>2021</strong>


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LANDSCHAFT<br />

Garten und Musik<br />

Harmonien, Kontraste, Herausforderungen<br />

54<br />

Gut integriert: Seit<br />

2015 sind einige<br />

Geflüchtete auch im<br />

<strong>Stein</strong>metzhandwerk<br />

untergekommen. Sie<br />

haben dabei ganz unterschiedliche<br />

Erfahrungen<br />

gesammelt.<br />

KUNDEN GEWINNEN<br />

46 Die ökologische Verantwortung wahrnehmen<br />

Die Anforderungen von Gesetzgeber, Gesellschaft<br />

und Kunden in Bezug auf Nachhaltigkeit.<br />

CHANCEN NUTZEN<br />

54 Herkunft spielt keine Rolle<br />

Wie sich Geflüchtete in das <strong>Stein</strong>metzhandwerk inzwischen<br />

integriert haben.<br />

PANORAMA<br />

62 Der digitale Natursteinshop von Lasa Marmo<br />

64 Termine, Produkte und mehr<br />

RUBRIKEN<br />

65 Vorschau<br />

66 Impressum<br />

74 STEINLUPE: Tim Pahl, Betriebsinhaber, Meister &<br />

geprüfter Restaurator im <strong>Stein</strong>metz- und <strong>Stein</strong>bildhauerhandwerk.<br />

Garten und Musik<br />

Harmonien, Kontraste, Herausforderungen<br />

Garten und Musik – zwei Kunstrichtungen, die<br />

eng miteinander verbunden sind. Wie die Musik<br />

beruht die Gartenkunst auf Spannung durch Gegensätze,<br />

aber zugleich auch auf Harmonien und<br />

Zusammenspiel. Diese Symbiose zeigt sich auch<br />

im historischen Abriss: Im 18. und 19. Jahrhundert<br />

haben nicht nur die Malerei und die Literatur die<br />

Gestalter der Englischen Landschaftsgärten inspiriert,<br />

sondern auch die Musik. Spätestens seit dem<br />

Barock sind Freilufttheater aus den Gärten nicht<br />

mehr wegzudenken. Bis heute hat sich die Freude<br />

am Musizieren und Feiern im Grünen erhalten –<br />

und stellt die Städte vor große Herausforderungen.<br />

Sind Gärten und Parks doch zugleich Oasen der<br />

Ruhe und der Natur.<br />

Die Beiträge im Buch spannen einen weiten Bogen<br />

in diesem facettenreichen Themenfeld auf.<br />

DGGL-Themenbuch 15 |<br />

Herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für<br />

Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) e.V.<br />

Garten und Musik<br />

120 Seiten, kartoniert<br />

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S06| <strong>2021</strong>


SCHÖNE WELT DER STEINE<br />

MODERN UND<br />

KLASSISCH<br />

Platzgestaltungen Verschiedenfarbiger Betonwerkstein<br />

gibt dem Viertel Houthavens in Amsterdam seinen<br />

besonderen Kick, und das Natursteinpflaster aus rotem<br />

Granit des Wiesbadener Schlossplatzes erhielt eine neue<br />

Verfugung. Bei beiden Projekten spielte auch die starke<br />

Beanspruchung eines öffentlichen Platzes eine Rolle.<br />

Von Dr. Alexandra Nyseth<br />

Foto: Metten <strong>Stein</strong> + Design<br />

6 S06 | <strong>2021</strong>


SCHÖNE WELT DER STEINE<br />

Das moderne Amsterdamer Viertel Houtshaven war früher Hafengebiet<br />

und Umschlagplatz für Holz. Heute zeichnet es sich neben<br />

seiner modernen Architektur auch durch seine extravagante<br />

Bodengestaltung aus<br />

S06 | <strong>2021</strong> 7


SCHÖNE WELT DER STEINE<br />

H<br />

outhavens ist eines der neuesten Viertel<br />

von Amsterdam mit viel moderner Architektur,<br />

die hauptsächlich als Bürogebäude<br />

und Hotels dient. Früher war dieses Gebiet entlang des<br />

Flusses IJ Hafengebiet, in dem Holz umgeschlagen<br />

wurde. Zwischen zwei ehemaligen Hafenbecken entstand<br />

etwa vor zwei Jahren an der Danzigerkade ein<br />

besonderer Campus. Eigentümer, Auftraggeber und<br />

Investor Heren2 ließ Hallen abreißen, den Boden sanieren<br />

und neue, moderne Gebäude errichten. Hier haben<br />

Unternehmen aller Art ihren Sitz, darunter Werbe-, Design-<br />

und Mediaagenturen sowie Modeunternehmen.<br />

Besonders ist der Campus aufgrund seiner modernen<br />

Gebäude und der extravaganten Bodengestaltung.<br />

Für den Boden ließen die<br />

Bauherren12.000 Quadratmeter<br />

Betonwerkstein in vier<br />

verschiedenen Farben und in<br />

Anlehnung an englisches<br />

Parkett im Fischgrätmuster<br />

verlegen<br />

ATTRAKTIVER AUSSENBEREICH<br />

Bei der Gestaltung des Außenbereichs legten die Investoren<br />

großen Wert auf eine hohe Aufenthaltsqualität.<br />

Sander Singor, Landschaftsdesigner des Büro Sant en<br />

Co Landschaftsarchitekten, Den Haag, der am Entwurf<br />

beteiligt war, stellte fest: „Das Gebiet ist geprägt von<br />

Beton, Platz und Wasser. Zu dieser Hafenwelt habe ich<br />

einen Kontrast geschaffen, indem ich Sanftheit und organische<br />

Formen in unseren Entwurf eingebaut habe.<br />

Das Design kombiniert Betonsteine von Metten<br />

<strong>Stein</strong>+Design in Fischgrätverlegung mit linsenförmigen,<br />

grünen Objekten, die Tropfen ähneln, wie sie zurückbleiben,<br />

wenn Wasser von einem Boden abgelaufen ist.“<br />

Warum entschieden sich die Verantwortlichen für<br />

Betonwerkstein und nicht für Naturstein? Marcel<br />

Schemkes, Leiter der niederländischen Dependance<br />

in Amsterdam von Metten <strong>Stein</strong>+Design aus dem<br />

nordrhein-westfälischen Overath, die die Betonwerksteine<br />

lieferte, erklärt dazu: „Mit Betonwerkstein sind<br />

Eigenschaften zu erreichen, die mit Naturstein nicht<br />

möglich sind: Dazu zählen Bezahlbarkeit, Farbton und<br />

Belastbarkeit des Bodenbelags. Außerdem war bei diesem<br />

Bauvorhaben vom Auftraggeber eine expressive<br />

und extravagante Gestaltung gewünscht.“<br />

Die Pflasterung wird unterbrochen<br />

von kleineren Grünflächen<br />

mit Bäumen oder<br />

Stauden und Ziergräsern, die<br />

auch zum Teil in Tropfenform<br />

angelegt sind<br />

BESONDERE BODENGESTALTUNG<br />

Es kamen zwei Varianten des <strong>Stein</strong>s zum Einsatz: Metten<br />

La Linia feingestrahlt und Boulevard Sonderfarben<br />

geschliffen. Die <strong>Stein</strong>e mit den Maßen 40 x 20 x 12<br />

Zentimeter für die 12.000 Quadratmeter große Fläche<br />

wurden in Overath bei Köln gefertigt. Betonwerkstein ist<br />

ein künstlich hergestellter <strong>Stein</strong>, der aus Zement, Wasser<br />

und diversen Zuschlagstoffen wie Kies, Sand und<br />

Split besteht. Metten <strong>Stein</strong>+Design erklärt: „Wir verwenden<br />

zur Gestaltung der Oberflächen grundsätzlich<br />

hochwertige Naturstein-Edelsplitte und Sande, die letztendlich<br />

im Zusammenspiel mit der Oberflächenbearbei-<br />

Foto: Maetten <strong>Stein</strong> + Design<br />

8 S06 | <strong>2021</strong>


SCHÖNE WELT DER STEINE<br />

S06 | <strong>2021</strong> 9


STEINE BEARBEITEN<br />

EDLE<br />

STEINE FÜR<br />

DIE KUNST<br />

Das Mitglied der Geschäftsführung der Lauster <strong>Stein</strong>bau<br />

GmbH, Lukas Lauster, erklärt im Interview, worauf es bei<br />

der Verlegung des Krastaler Marmors im Neubau des<br />

Kunsthauses Zürich ankam und wie die Zusammenarbeit<br />

mit den Architekten ablief<br />

Fotos: Wolf-Dieter Gericke, Waiblingen<br />

22


STEINE BEARBEITEN<br />

Krastaler Marmor Mit seinem dritten<br />

Erweiterungsbau ist das Kunsthaus Zürich<br />

das größte Kunstmuseum der Schweiz. Es<br />

beheimatet Sammlungen der Klassischen<br />

Moderne und Kunst ab 1960; die offizielle<br />

Eröffnung ist für Herbst <strong>2021</strong> geplant. Das<br />

Berliner Büro des Star-Architekten David<br />

Chipperfield hat einen lichtdurchfluteten,<br />

puristisch-eleganten Neubau entworfen. Das<br />

Gebäude präsentiert sich als kompakter<br />

Kubus mit einer Fassade aus hellem Jurakalkstein.<br />

Im Innenbereich wurde der gemaserte<br />

Krastaler Marmor verwendet, der<br />

durch die Lauster <strong>Stein</strong>bau GmbH aus Stuttgart<br />

geplant, geliefert und versetzt wurde.<br />

Seitenansicht der stark geschädigten Brunnenschale<br />

mit Sicherungskonstruktion im Januar 2018<br />

Sicht auf die stark geschädigten Brunnenschale<br />

im Januar 2018<br />

Der Krastaler Marmor wurde u.a. im großen Begutachtung Eingangsbereich der geborgenen der Halle verlegt. Bruchstücke David der<br />

Chipperfield Architects suchten ein Material Brunnenschale aus, das zum im Bestand Juni 2018 passt<br />

S06| <strong>2021</strong> 23


STEINE BEARBEITEN<br />

STEIN: Herr Lauster, wie kam es zu dem Auftrag<br />

für das Kunsthaus Zürich?<br />

Lukas Lauster: Unser Unternehmen ist schon seit<br />

über 100 Jahren in der industriellen Verarbeitung<br />

von Naturstein und vor allem im Objektgeschäft<br />

tätig. Auch in der Schweiz betreuen wir immer wieder<br />

Projekte. Insgesamt betreiben wir zehn <strong>Stein</strong>brüche<br />

in Deutschland und Österreich, darunter einen<br />

im Krastal in Kärnten. Und genau für diesen Marmor<br />

hatte sich der Architekt entschieden. Seine Mitarbeiter<br />

waren auf der Suche nach einem passenden<br />

<strong>Stein</strong> auf uns gestoßen.<br />

Warum ist die Wahl für den Boden auf diesen<br />

<strong>Stein</strong> gefallen?<br />

Der Krastaler Marmor ist sehr hochwertig und lebhaft<br />

gemustert. Dem Architekten – David Chipperfield Architects<br />

Berlin – waren Lebendigkeit und Struktur des<br />

<strong>Stein</strong>s sehr wichtig. Die Anforderung an das Material<br />

war, dass der <strong>Stein</strong> im Neubau mit dem Material des<br />

Altbaus korrespondieren sollte. So war es gewollt,<br />

Die Architekten legten großen Wert auf die Lebendigkeit und<br />

Struktur des Natursteins<br />

Highlight: Die Bar ist aus einem Block geschnitten. Der Architekt<br />

Robert Westphal hat mit der Firma Lauster den Block ausgesucht<br />

dass möglichst „wild“ verlegt wird mit verschieden<br />

breiten Bahnen und sich abwechselnden Plattenformaten,<br />

damit die Struktur des <strong>Stein</strong>s gut herauskommt.<br />

Außerdem ist Krastaler Marmor formstabil,<br />

nimmt wenig Wasser auf und besitzt eine hohe Abriebsfestigkeit.<br />

Das Material ist aufgrund seiner technischen<br />

Eigenschaften hervorragend geeignet für<br />

Böden im Außen- und Innenbereich wie auch für Fassaden;<br />

er wurde z.B. auch für die Innenbereiche des<br />

Flughafens Stuttgart verwendet.<br />

Welche technischen Herausforderungen gab es?<br />

In dem großen Eingangsbereich der Halle sind die gesamte<br />

Haustechnik und die Lüftung in einem Hohlraumboden<br />

untergebracht, auf den die <strong>Stein</strong>platten<br />

verlegt werden sollten. Es musste von uns als Nachfol-<br />

Fotos: Wolf-Dieter Gericke, Waiblingen<br />

24 S06 | <strong>2021</strong>


STEINE BEARBEITEN<br />

Fotos: Wolf-Dieter Gericke, Waiblingen<br />

gegewerk die Belastbarkeit und Eignung des Hohlraumbodens<br />

geprüft werden. Dafür musste der Hohlraumboden<br />

zunächst ertüchtigt werden, um die nötige Biegesteifigkeit<br />

zu erreichen. Außerdem musste das Mörtelsystem<br />

auf den zur Verfügung gestellten Untergrund<br />

(Gipsplatten) abgestimmt werden. Wir haben uns für<br />

ein Mörtelsystem der Firma Mapei entschieden,<br />

welches kristallin abbindet. Darauf wurden dann die<br />

Natursteinplatten gelegt. Eine Versiegelung der Gipslatten<br />

mit Epoxidharz kam nicht in Betracht, da Ökologie<br />

und Nachhaltigkeit zum Konzept und zu den Visionen<br />

der Architekten gehören. Dies alles musste geprüft und<br />

untersucht werden, um den hohen Anforderungen an<br />

den Belag gerecht zu werden. Verlegt wurde er in einer<br />

Plattenstärke von drei Zentimetern. Neben den technischen<br />

Herausforderungen des Bodenaufbaues war<br />

die zunächst einfach erscheinende Geometrie des<br />

Kunsthauses Zürich sehr anspruchsvoll. Bei der Planung<br />

des Fugenschnitts mussten wir jede Kante des<br />

Gebäudes berücksichtigen. Aber es hat sich gelohnt,<br />

das Ergebnis ist sehr überzeugend.<br />

Wie empfanden Sie die Zusammenarbeit mit dem<br />

renommierten Architekturbüro, und wie passen<br />

Naturstein und moderne Architektur zusammen?<br />

Es war eine sehr intensive, aber angenehme Zusammenarbeit<br />

mit David Chipperfield Architects. Zur modernen<br />

Architektur passt Naturstein immer. Bei dem<br />

Neubau des Kunsthauses Zürich ist dies besonders<br />

wahrnehmbar. Zu den puristischen Sichtbetonwänden<br />

korrespondiert der natürliche Krastaler Marmor<br />

hervorragend.<br />

S06| <strong>2021</strong> 25


STEINE BEARBEITEN<br />

SICHER VERLEGEN<br />

AUCH UNTER<br />

ZEITDRUCK<br />

Für die Praxis Die Verlegung von Naturwerksteinen setzt<br />

Fachkenntnis voraus. Speziell bei der Realisierung von Groß- oder<br />

gewerblich genutzten Objekten kommen weitere Aspekte hinzu, die<br />

bei der Auswahl geeigneter Verlegesysteme berücksichtigt werden<br />

müssen. So stellen neben den gesteinsspezifischen Eigenschaften<br />

die objektspezifischen Gegebenheiten (wie die Art des Untergrundes,<br />

die spätere Nutzung, Termindruck) besondere Anforderungen an<br />

eine sichere und schadensfreie Verlegung.<br />

Von Claudia <strong>Stein</strong>er,<br />

Mapei-Anwendungstechnikerin im Bereich Fliese/Naturstein<br />

Foto: Mapei<br />

30 S06 | <strong>2021</strong>


STEINE BEARBEITEN<br />

Für hohe Belastungen gut geeignet: Jura Gelb in der Halle des<br />

neuen Flughafens in Berlin-Schönefeld<br />

Fotos: Mapei<br />

Voraussetzung für eine gelungene<br />

Baumaßnahme ist die<br />

Auswahl von geeignetem Naturwerksteinmaterial<br />

unter Berücksichtigung<br />

der späteren Nutzung. In<br />

der Regel dominieren in den gewerblich<br />

genutzten Flächen Hartgesteine<br />

wie Granit, aber auch vermeintlich<br />

weiche Gesteine wie Kalkstein findet<br />

man in Großobjekten. So wurden bei<br />

der Gestaltung des neuen Flughafens<br />

in Berlin über 90 Prozent der Naturwerksteinflächen<br />

mit dem Kalkstein<br />

Jura Gelb ausgeführt. Entscheidend<br />

bei der Auswahl war, dass das Material<br />

mit seinen Druckfestigkeiten von circa<br />

150 N/mm² und einer Biegezugfestigkeit<br />

von circa 14 N/mm² an die Werte<br />

eines Granits heranreichte. Die Abriebbeständigkeit<br />

ist zwar geringer als<br />

bei einem klassischen Hartgestein,<br />

konnte aber vom Lieferanten als ausreichend<br />

widerstandsfähig gegenüber<br />

der aus der objektspezifischen Nutzung<br />

resultierenden Belastung ausgewiesen<br />

werden.<br />

Basierend auf der Gesteinsauswahl<br />

erfolgt die Wahl des Verlegemörtels<br />

unter Beachtung der objektspezifischen<br />

Nutzung. Es ist bekannt, dass je<br />

nach Mineralzusammensetzung und<br />

Genese Naturwerksteine mehr oder<br />

weniger stark zu Verfärbungen oder<br />

Verformungen neigen. Für beide Gefahrenpotenziale<br />

gilt: Je mehr Feuchtigkeit<br />

durch das Verlegesystem in die Konstruktion<br />

eingebracht wird und auf den<br />

Naturwerkstein einwirken kann, desto<br />

höher ist das Verfärbungs- und Verformungsrisiko.<br />

Ein weiterer Aspekt ist die Art und die<br />

Feuchtigkeitsempfindlichkeit des Verlegeuntergrunds.<br />

Sowohl im privaten als<br />

auch im gewerblichen Bereich sind Estriche<br />

auf Zement- oder Calciumsulfatbasis<br />

die Regel. Hierbei gilt zu beachten, dass<br />

calciumsulfatgebundene Estriche als<br />

feuchtigkeitssensibel einzustufen sind.<br />

Der Wunsch nach immer größeren Formaten<br />

führt zu einem erheblich reduzierten<br />

Fugenanteil. Dadurch kann das im<br />

verwendeten Verlegemörtel vorhandene<br />

Überschusswasser nur stark verzögert<br />

austrocknen. Dies kann bei nicht ausreichenden<br />

Schutzmaßnahmen zu einer Herabsetzung<br />

der Festigkeit in der oberen<br />

Randzone des Calciumsulfatestrichs und<br />

zum Ablösen des Belags führen und muss<br />

gemäß DIN 18157-Teil 1 bei der Wahl der<br />

Grundierung und des Verlegemörtels für<br />

die Verlegung von Platten >0,16 m² auf<br />

Calciumsulfatestrichen beachtet werden.<br />

Die Norm gibt folgende Kombinationsmöglichkeiten<br />

an:<br />

1. Wässrige Dispersionsgrundierung<br />

(z.B. Acrylat) wie Primer RA, in Kombination<br />

mit einem schnell erhärtenden<br />

und schnell trocknenden Verlegemörtel<br />

(auf Basis eines ternären Bindemittels<br />

mit Ettringitbildung), z.B.<br />

Mapestone 1.<br />

2. Reaktionsharzgrundierung, z.B. Primer<br />

MF, in Kombination mit einem normal<br />

erhärtenden Mörtel, z.B. Keraflex<br />

Maxi S1.<br />

3. Reaktionsharzgrundierung in Kombination<br />

mit einem schnell erhärtenden<br />

und schnell trocknenden Mörtel.<br />

In Bezug auf das Belagsformat gilt, dass<br />

sich durch die Abnahme des Fugenanteils<br />

mit größer werdendem Format, die<br />

Steifigkeit des Belages gegenüber seinem<br />

Verlegeuntergrund in gleichem<br />

Maße erhöht. So wachsen damit auftretende<br />

Spannungen höher an, als dies bei<br />

einem kleinformatigen Belag unter vergleichbaren<br />

Bedingungen der Fall wäre.<br />

Je nach vorhandenen Randbedingungen,<br />

wie Feldgrößen, Temperatureinwirkungen,<br />

Farbe des Belages etc. kann ein hoch<br />

kunststoffvergütetes Mörtelsystem und<br />

ggf. eine Reduzierung der Feldgrößen<br />

erforderlich sein. Ein Belag, der im Verband<br />

verlegt wird, erfährt einen weiteren<br />

versteifenden Effekt und sollte möglichst<br />

vermieden werden.<br />

Calciumsulfatestrich mit Primer MF grundiert<br />

und mit Quarzsand abgesandet<br />

Vollsatte Verlegung im Buttering-Floating-<br />

Verfahren mit Mapestone 1<br />

DÜNNBETTMÖRTELQUALITÄTEN<br />

Um die richtige Mörtelauswahl zu treffen,<br />

muss man die grundlegenden Unterschiede<br />

der verschiedenen Mörtelvarianten<br />

einschätzen können. Die<br />

europäische Norm DIN EN 12004 unterscheidet<br />

verschiedene Dünnbettmörtelqualitäten,<br />

die es Anwendern<br />

und Planern ermöglichen, die Auswahl<br />

S06| <strong>2021</strong> 31


STEINE BEARBEITEN<br />

Unersetzliches Hilfsmittel für den Friedhof: <strong>Stein</strong>metz Fabian Fath<br />

vom Grabmalbetrieb Fath in Schwetzingen – hier beim Versetzen<br />

eines Grabzeichens auf dem Plankstadter Friedhof – überlegt bereits<br />

die Anschaffung eines dritten <strong>Stein</strong>lifts, so sehr erleichtert ihm und<br />

seinen Mitarbeiten der fahrbare Kran mit Bohrlafette die Arbeit<br />

KEINE LAST<br />

MIT DER LAST<br />

Materialtransport im Betrieb und zur Baustelle <strong>Stein</strong>metze<br />

müssen ständig schwere Lasten heben und tragen? Das war einmal:<br />

In den meisten Betrieben stehen heute zahlreiche arbeitserleichternde<br />

Hilfsmittel zur Verfügung, sowohl für das Bewegen von Lasten<br />

im Betrieb als auch auf die Baustelle oder den Friedhof. Wir haben<br />

uns bei den Anbietern umgehört, was sie sich speziell für unsere<br />

Branche einfallen lassen haben.<br />

Von Michael Spohr<br />

Um eine Gefährdung oder dauerhafte<br />

Schädigung der Gesundheit<br />

von Arbeitnehmern zu verhindern,<br />

die in ihrem Beruf schwere<br />

Lasten heben und tragen müssen, hat<br />

der Gesetzgeber 1996 die „Verordnung<br />

über Sicherheit und Gesundheitsschutz<br />

bei der manuellen Handhabung von Lasten<br />

bei der Arbeit“ (kurz Lastenhandhabungsverordnung<br />

bzw. LasthandhabV)<br />

erlassen. Bereits seit 1981 gibt es zusätzlich<br />

die „Hettinger Tabelle“, die –<br />

abhängig von Alter, Geschlecht und der<br />

Häufigkeit des Lastenhebens – angibt,<br />

welche Gewichte am Arbeitsplatz maximal<br />

gehoben werden dürfen. In der Altersgruppe<br />

von 19 bis 45 Jahren etwa<br />

dürfen Frauen bis zu zehn Kilogramm<br />

häufig heben, Männer bis zu dreißig Kilogramm.<br />

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />

und Arbeitsmedizin hat hierzu eine Broschüre<br />

mit dem Titel „Heben und Tragen<br />

ohne Schaden“ veröffentlicht, die<br />

unter folgendem Link gedownloadet<br />

werden kann: www.baua.de.<br />

Eine Möglichkeit, die Mitarbeiter zu<br />

entlasten, hatten wir in STEIN 10/2020<br />

vorgestellt: Exoskelette, tragbare pneumatisch<br />

oder motorisch betriebene<br />

Hebe- und Tragehilfen. Diese smarten<br />

Muskelkraftverstärker werden allerdings<br />

meist an nicht-stationären Arbeitsplätzen,<br />

bei Überkopfarbeiten und<br />

dort eingesetzt, wo andere Hilfsmittel<br />

nicht verfügbar sind.<br />

In den <strong>Stein</strong>metzwerkstätten sowie an<br />

der Baustelle und auf dem Friedhof<br />

indes gibt es eine Vielzahl von Kranen,<br />

Hebezeugen und Transportmitteln, die<br />

den Mitarbeitern physische Erleichterung<br />

verschaffen.<br />

DAS RÜCKGRAT DES<br />

UNTERNEHMENS STÄRKEN<br />

Fahrzeug-, Portal- und Hallenkrane in<br />

verschiedenen Ausführungen sowie diverse<br />

Hebe- und Transportmittel sind<br />

heute aus keinem <strong>Stein</strong>metzbetrieb<br />

mehr wegzudenken. Aber auch wenn<br />

die Betriebsausstattung hinsichtlich<br />

dieser Werkzeuge bei großen wie kleinen<br />

Unternehmen bereits meist umfassend<br />

ist, gibt es doch immer wieder<br />

Neuheiten, die aufhorchen lassen.<br />

An den Innovationen innerhalb einer<br />

Maschinen- oder Werkzeuggattung kann<br />

man meist auch Branchenentwicklungen<br />

ausmachen. So signalisieren derzeit<br />

38 S06 | <strong>2021</strong>


STEINE BEARBEITEN<br />

Foto: Michael Spohr<br />

Weiterentwicklungen bei leichten und<br />

besonders variablen Vakuumhebern die<br />

Verbreitung dünner sowie empfindlicher<br />

Keramikplatten. Und ebenso tragen<br />

neue <strong>Stein</strong>hebegeräte der fortschreitenden<br />

Entwicklung im Garten- und Landschaftsbau<br />

Rechnung.<br />

Die aus dem Glastransport stammenden<br />

Vakuumheber werden heute in den<br />

Produktionen etlicher Branchen eingesetzt<br />

und heben ebenso federleichte<br />

wie tonnenschwere Lasten. Ursprünglich<br />

für ein Einbau von Fenstern und<br />

Fassaden gedachte Geräte haben sich<br />

als ebenso geeignet für Keramikplatten<br />

erwiesen und daher Einzug in die Werkstatthallen<br />

vieler <strong>Stein</strong> verarbeitender<br />

Betriebe gehalten. Zudem leisten sie<br />

wertvolle Dienste an Baustellen, bei<br />

denen große Platten an Wänden und<br />

Fassaden verlegt oder auf Küchenblöcke<br />

gelegt werden müssen.<br />

Der neue netzunabhängige und intuitiv<br />

bedienbare Aero-Cube etwa hebt bei<br />

einem Eigengewicht von nur 20 Kilogramm<br />

bis zu 250 Kilogramm schwere<br />

Lasten, wobei das Vakuum auch bei<br />

Oberflächen mit Rillen, Aussparungen<br />

und rauen Oberflächen funktioniert.<br />

Neben Batterie und Pumpe, die ihn netzunabhängig<br />

machen, sowie den austauschbaren<br />

Saugplatten unterscheidet<br />

sich der kleinste Heber von Aero-Lift<br />

Vakuumtechnik vom Wettbewerb auch<br />

durch zwei integrierte Kranösen, mithilfe<br />

derer er horizontale und vertikale<br />

Lasten bewegen kann. Ein weiterer Vorteil<br />

ist, dass er an die vorhandenen Anbindungsmöglichkeiten<br />

wie Stapler und<br />

Kräne „angedockt“ werden kann.<br />

STEIN stellt folgende Firmen vor:<br />

1. Aero-Lift Vakuumtechnik GmbH,<br />

Geislingen-Binsdorf<br />

www.aero-lift.de<br />

2. Arpo Artur Pokroppa GmbH & Co.KG,<br />

Wuppertal<br />

www.arpo-online.de<br />

3. Hans Gerhart Transporttechnik GmbH,<br />

Brombach<br />

www.transporttechnik.com<br />

4. J. König GmbH & Co.,<br />

Karlsruhe (mit Manzelli, Italien)<br />

www.j-koenig.de<br />

5. L. Hietel GmbH & Co. KG,<br />

Dillenburg (mit righetti, Italien, und<br />

Maxilift, Schweiz)<br />

www.hietel.com<br />

6. Mach Machinery, Deisslingen<br />

www.mach-shop.de<br />

7. Probst GmbH, Erdmannhausen,<br />

www.probst-handling.com<br />

S06 | <strong>2021</strong> 39

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