28.05.2021 Aufrufe

MOTOREX Magazine 2021 120 DE

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bilder: www.brittakonrad.de / René Zapf und div. Urheber<br />

REPORT<br />

Sammelt und restauriert MZ-Motorräder mit grosser Leidenschaft: der ehemalige Motocrosser Michael Raschemann.<br />

MZ – RASANTE, <strong>DE</strong>UTSCHE<br />

MOTORRADGESCHICHTE<br />

Die Geschichte des Motorradwerks Zschopau (MZ) hätte bewegter nicht sein können –<br />

doch selbst unter schwierigen Bedingungen keimten 1948 unter den wachenden Augen<br />

der sowjetischen Besatzungsmacht wieder Motorsportaktivitäten auf. Später, in der DDR,<br />

sah man irgendwann ein, dass Rennsporterfolge aus staatspolitischer Sicht dienlich und<br />

für die Weiterentwicklung nützlich sind. Bis heute geblieben sind unzählige Erfolge auf<br />

und neben der Strasse sowie die Faszination der schnellen Renner aus dem Osten. Besonders<br />

MZ-Rennmotorräder haben es Michael Raschemann angetan. Der ehemalige KTM-<br />

Motocross-Teambesitzer sammelt und restauriert diese mit grosser Leidenschaft.<br />

Schnell: die Ladepumpen-DKW von Ewald<br />

Kluge im Renntrimm in den 1930er Jahren.<br />

DIE ÄLTESTE<br />

Ohne Zweifel, die DKW ist keine MZ. Aber die Wurzeln der Begeisterung<br />

und des Engagements für den Motorsport liegen bereits bei<br />

DKW. DKW und später MZ setzten beharrlich auf die Leistungsfähigkeit<br />

des Zweitaktmotors. Mitte der 1930er Jahre entwickelte DKW<br />

einen Doppelkolbenmotor mit Aufladung. Dabei sorgt ein dritter,<br />

liegend arbeitender Ladekolben für mehr Ansaugunterdruck bzw.<br />

mehr Verdichtungsüberdruck. Deutlich mehr zündfähiges Benzin-<br />

Luft-Gemisch wird so der Verbrennung zugeführt. Und DKW fuhr<br />

MOTOR 1-Zylinder, Doppelkolben-2T, 248 ccm, 20 PS bei 5000 min 1 ,<br />

wassergekühlt, mit Ladepumpe. 2 Amal-Rennvergaser, Magnetzündung<br />

GETRIEBE<br />

4-Gang, Klauenschaltung, Mehrscheibenkupplung im Oelbad<br />

FE<strong>DE</strong>RUNG Trapezgabel mit Reibungsdämpfern (v.) und Schwingenfederung (h.)<br />

VMAX<br />

GEWICHT<br />

ca. <strong>120</strong> km/h<br />

130 kg<br />

Den Sound der DKW erkannte man mit<br />

geschlossenen Augen.<br />

Mehrleistung durch die Ladepumpe (rot).<br />

Sie erhöht Ladevolumen und -druck im<br />

Doppelkolben-Zweitakter.<br />

der Konkurrenz auf und davon. Ein Schalldämpfer war noch nicht<br />

gefordert, und so donnerten die offenen Megafonauspuffe über die<br />

Rennstrecken. Bis heute haben nur einige von den wenigen gebauten<br />

Ladepumpen-DKW überlebt. Die hier gezeigte 250er-Ladepumpe<br />

war anfänglich eher ein Fragment als vollständig erhalten. Mit so<br />

einer Ladepumpe waren in den 1930er Jahren Walfried Winkler<br />

oder Ewald Kluge auf den Rennstrecken Europas rasant unterwegs.<br />

Um die 50 verschiedene<br />

2T-Motoren sollen bei<br />

MZ (alle Marken)<br />

entwickelt worden sein<br />

– die meisten mit<br />

Drehschieber- und/oder<br />

Membran-Steuerung.<br />

MASCHINEN <strong>DE</strong>R SUPERLATIVE<br />

Wenn der unverwechselbare Sound aus dem Resonanz-Auspufftopf<br />

dröhnt und die Luft mit den charakteristischen<br />

Verbrennungsessenzen vergangener Zeiten<br />

parfümiert ist, braucht es nur noch eines, damit<br />

Michael Raschemann im siebten Motorradhimmel ist:<br />

ein MZ-Emblem auf dem Tank. Besonders Geländemaschinen<br />

faszinieren den ehemaligen Motocrosser. Na-<br />

türlich befinden sich auch Strassen-<br />

Rennmaschinen in seiner Sammlung,<br />

letzten Endes stellen diese ja den Beginn<br />

der motorsportlichen Karriere der Marke aus dem sächsischen<br />

Erzgebirgekreis dar. Exklusiv für das <strong>MOTOREX</strong><br />

<strong>Magazine</strong> stellt uns der Sammler seine Maschinen der<br />

Superlative vor.<br />

MZ IM RÜCKSPIEGEL<br />

Der Name MZ steht für Motorradwerk<br />

Zschopau und wurde im Jahre 1956<br />

eingeführt. MZ ist der Nachfolgerbetrieb<br />

von DKW. Hervorgegangen aus<br />

einer 1906 vom Dänen Jörgen Skafte<br />

Rasmussen gekauften Maschinenfabrik.<br />

Es befand sich mitten im sächsischen<br />

Erzgebirgekreis (D).<br />

© Brück & Sohn Kunstverlag<br />

1922 begann die eigentliche Motorradproduktion<br />

bei DKW (Bild Teil des Werks 1932).<br />

Ein absolutes Novum war die Produktion am<br />

Fliessband. Auf Befehl der sowjetischen<br />

Besatzer wurden die Produktionsanlagen<br />

nach dem 2. Weltkrieg demontiert und in die<br />

Sowjetunion verlegt. In den gezeigten Hallen<br />

produzierte später MZ.<br />

In der DDR kamen aus wirtschaftlichen<br />

Gründen in Zweirädern Zweitaktmotoren<br />

zum Einsatz. Nach der Wiederinbetriebnahme<br />

des Werks in Zschopau<br />

(DDR) gehörte die MZ RT 125 zu den<br />

meistgebauten deutschen Motorrädern<br />

und wurde weltweit exportiert.<br />

Sie ist zudem das meistkopierte Motorrad<br />

der Welt!<br />

© René Zapf<br />

10 <strong>MOTOREX</strong> MAGAZINE <strong>120</strong> I MAI <strong>2021</strong><br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!