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Abgesehen von einer Rekonstruktion des frühen<br />
Straßennetzes weiß man wenig über die konkreten<br />
Orte des täglichen Lebens. Allerdings kennt<br />
man Heiligtümer dieser Zeit, ferner einen Befestigungsring<br />
, der seit dem 6. Jh. v. Chr. die 64<br />
Hektar große Stadt umfasste. Die Frage nach den<br />
Ursprüngen Pompejis ist komplex, man muss mit<br />
Glück in großen Tiefen graben. Eine tragende<br />
Rolle wird seit Langem den Etruskern zugeschrieben.<br />
Pompeji war wahrscheinlich kein oskisches<br />
Zentrum, das von einheimischen Gemeinden (wie<br />
Nola oder Nuceria) unter Mitwirkung und Anregung<br />
von etruskischen Familien gelenkt wurde,<br />
sondern es war wohl tatsächlich eine etruskische<br />
Gründung (S. 20). Das belegen Aufschriften auf<br />
Gefäßen, die in Heiligtümern gefunden wurden<br />
und die in der ersten Person zum Betrachter<br />
„sprechen”: Mi mamarces tetanas – 'ich (gehöre)<br />
Mamarce Tetana'. Zu lesen auf einem Bucchero-<br />
Gefäß, eine typisch etruskische Keramikgattung<br />
mit einer schwarz glänzenden Oberfläche. Der<br />
Vorname Mamarce kommt noch auf zwei weiteren<br />
örtlichen Inschriften vor und begegnet im<br />
nördlichen Latium und Umbrien häufig, ebenso<br />
der Gentilname Tentana in (Nord-)Etrurien (59).<br />
Die Anfänge Pompejis werden von sprechenden<br />
Gefäßen begleitet, die eingeritzten Worte zeichnen<br />
dabei das Bild einer in Sprache und Kultur etruskischen<br />
Stadt, sie erzählen zudem eine ganze<br />
Menge über Menschen, ihre Herkunft, ihre Riten<br />
und die frühe Stadtgeschichte, davon handeln die<br />
ersten 75 Seiten.<br />
In der Grabungskampagne 2019 kam ein hervorragend erhaltenes Antefix aus samnitischer Zeit (Ende 4./Anfang 3. Jh. v. Chr,)<br />
ans Licht, das oberhalb einer Votiv- und Bauschuttgrube niedergelegt worden war. Für diese Epoche kann der Dekor des<br />
Daches rekonstruiert werden: Antefixe mit dem Haupt der Minerva wechselten sich mit solchen, auf denen das Haupt des<br />
Herkules dargestellt war, ab. Die Ikonographie Minervas mit phrygischem Helm war in der gesamten Region Kampanien<br />
weit verbreitet und somit ein typisches, ja unverwechselbar kampanisches Element.<br />
Die umlaufende Porticus, die das Heiligtum am Foro Triangolare begrenzt, ist mit dorischen Säulen und einem in Metopen und<br />
Triglyphen untergliederten Architrav ausgeführt. Wegen des Stils und der architektonischen Ordnung wurde lange über den<br />
Zeitpunkt ihrer Errichtung diskutiert, der traditionell in hellenistische Zeit gesetzt wurde. Die jüngeren Ausgrabungen aber belegen<br />
einen Bau in der Zeit nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. unter Verwendung älterer Bauelemente.<br />
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