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lgbb_02_2021

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Abgesehen von einer Rekonstruktion des frühen<br />

Straßennetzes weiß man wenig über die konkreten<br />

Orte des täglichen Lebens. Allerdings kennt<br />

man Heiligtümer dieser Zeit, ferner einen Befestigungsring<br />

, der seit dem 6. Jh. v. Chr. die 64<br />

Hektar große Stadt umfasste. Die Frage nach den<br />

Ursprüngen Pompejis ist komplex, man muss mit<br />

Glück in großen Tiefen graben. Eine tragende<br />

Rolle wird seit Langem den Etruskern zugeschrieben.<br />

Pompeji war wahrscheinlich kein oskisches<br />

Zentrum, das von einheimischen Gemeinden (wie<br />

Nola oder Nuceria) unter Mitwirkung und Anregung<br />

von etruskischen Familien gelenkt wurde,<br />

sondern es war wohl tatsächlich eine etruskische<br />

Gründung (S. 20). Das belegen Aufschriften auf<br />

Gefäßen, die in Heiligtümern gefunden wurden<br />

und die in der ersten Person zum Betrachter<br />

„sprechen”: Mi mamarces tetanas – 'ich (gehöre)<br />

Mamarce Tetana'. Zu lesen auf einem Bucchero-<br />

Gefäß, eine typisch etruskische Keramikgattung<br />

mit einer schwarz glänzenden Oberfläche. Der<br />

Vorname Mamarce kommt noch auf zwei weiteren<br />

örtlichen Inschriften vor und begegnet im<br />

nördlichen Latium und Umbrien häufig, ebenso<br />

der Gentilname Tentana in (Nord-)Etrurien (59).<br />

Die Anfänge Pompejis werden von sprechenden<br />

Gefäßen begleitet, die eingeritzten Worte zeichnen<br />

dabei das Bild einer in Sprache und Kultur etruskischen<br />

Stadt, sie erzählen zudem eine ganze<br />

Menge über Menschen, ihre Herkunft, ihre Riten<br />

und die frühe Stadtgeschichte, davon handeln die<br />

ersten 75 Seiten.<br />

In der Grabungskampagne 2019 kam ein hervorragend erhaltenes Antefix aus samnitischer Zeit (Ende 4./Anfang 3. Jh. v. Chr,)<br />

ans Licht, das oberhalb einer Votiv- und Bauschuttgrube niedergelegt worden war. Für diese Epoche kann der Dekor des<br />

Daches rekonstruiert werden: Antefixe mit dem Haupt der Minerva wechselten sich mit solchen, auf denen das Haupt des<br />

Herkules dargestellt war, ab. Die Ikonographie Minervas mit phrygischem Helm war in der gesamten Region Kampanien<br />

weit verbreitet und somit ein typisches, ja unverwechselbar kampanisches Element.<br />

Die umlaufende Porticus, die das Heiligtum am Foro Triangolare begrenzt, ist mit dorischen Säulen und einem in Metopen und<br />

Triglyphen untergliederten Architrav ausgeführt. Wegen des Stils und der architektonischen Ordnung wurde lange über den<br />

Zeitpunkt ihrer Errichtung diskutiert, der traditionell in hellenistische Zeit gesetzt wurde. Die jüngeren Ausgrabungen aber belegen<br />

einen Bau in der Zeit nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. unter Verwendung älterer Bauelemente.<br />

108 JAHRGANG LXV · LGBB <strong>02</strong> / 2<strong>02</strong>1<br />

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