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© Lizenz: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg<br />
Loo, Amédée Van: Schule von Athen, 1749, GK I 5309. / Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg /<br />
Foto: Wolfgang Pfauder<br />
Anfang des Buches verfolgt er die Bedeutung der<br />
Schule von Athen in der Kunstgeschichte beginnend<br />
mit christlichen und kunsthistorischen Adaptionen.<br />
Ein ganzes Buch über ein einzelnes Fresko und<br />
seine Rezeption! Das Thema ist schon reizvoll<br />
genug, aber noch mehr die Ergebnisse. Mit detektivischem<br />
Gespür hat der Autor in seiner akribisch<br />
recherchierten Studie eine überwältigende<br />
Zahl an Bildern zusammengetragen, die seit<br />
dem 16. Jahrhundert den Dialog mit Raffaels<br />
Bild gesucht haben. Sein verblüffender Parcours<br />
durch die Kunstgeschichte führt ihn nach Italien,<br />
Frankreich, England, Deutschland. Und er landet<br />
am Ende bei Künstlern wie Cy Twombly (einem<br />
US-amerikanischer Maler, Fotografen und Objektkünstler<br />
und Vertreter des abstrakten Expressionismus)<br />
oder Vereinnahmungen durch Musikvideos,<br />
Werbung, Lego und Hollywood. Die Frage<br />
mag zulässig sein, ob es sich bei den jüngsten<br />
Beispielen noch um echte Auseinandersetzungen<br />
mit dem Fresko handelt oder um Verselbständigungen.<br />
Unbestritten ist: Immer wieder adaptierten<br />
und interpretierten Künstler ganz unterschiedlicher<br />
Stilrichtungen jene Bildkomposition<br />
des jungen Raffael: Zwei Männer, die vor einem<br />
Torbogen zu sehen sind – es handelt sich um Platon<br />
und Aristoteles – bewegen sich, gerahmt von<br />
Figurengruppen zu ihrer Rechten und Linken, auf<br />
eine Treppe zu.<br />
Der Autor nähert sich dem Bild mit fünf Thesen,<br />
die er dann schrittweise überprüft. Er sieht in Raffaels<br />
Schule von Athen eine ungewöhnliche Darstellung<br />
insofern , als er darin die bedeutendsten,<br />
aus unterschiedlichen Epochen und geographischen<br />
Kontexten stammenden Philosophen der<br />
Antike in einer einzigen Szene zusammengruppierte.<br />
Damit habe er ein idealtypisches „Stan-<br />
Selbstporträt Raffaels, 1506, Uffizien, Wikipedia<br />
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