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WuM-0121_gesamt

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WIRTSCHAFT+MARKT

dass die Nachfrage nach einem schönen und

sicheren Urlaub bei uns riesig ist.

Jörg Steinbach: Ich bleibe optimistisch, dass

die märkische Wirtschaft in ihrer Gesamtheit

die Herausforderungen der Pandemie meistern

wird. Aber wir müssen auch ehrlich sagen:

Wir werden diese Krise nicht ohne Verluste

überstehen, werden nicht jedes einzelne Unternehmen

retten können.

Wolfgang Tiefensee: Wenn man über

die Krise spricht, muss zunächst betrachtet

werden, wie wir vor der Krise aufgestellt

waren. Thüringen hat in den letzten 15 Jahren

eine atemberaubende Entwicklung genommen.

Wir sind im Wechsel mit Sachsen das

stärkste Industrieland im Osten. Die Anzahl

der Industriearbeitsplätze je 100.000 Einwohner

ist höher als in NRW, Niedersachen und

Hessen. Wir haben klassische Industrieländer

überholt, obwohl wir Anfang der 90er aus

einer Phase der Deindustrialisierung gestartet

sind. Unsere Arbeitslosenquote liegt unter

der von NRW, dem Saarland und Bremen.

Studien bescheinigen uns, bei Gründungen mit

Wirtschafts relevanz und im Hochtechnologiesektor

sehr gut aufgestellt zu sein. Auch wenn

starkes und innovatives Land, das trotz oder

wegen seiner kleinteiligen Struktur offenbar

nicht ganz so krisenanfällig ist. Ich gehe davon

aus, dass weite Teile der Wirtschaft relativ

stabil durch diese Krise kommen.

Armin Willingmann: Unserem Land kam

in der Krise einmal mehr die kleinteilige Wirtschaftsstruktur

zugute. Auch krisenbedingte

Verwerfungen im Außenhandel schlagen sich

bei uns nicht so stark nieder, obwohl sich

die Unternehmen in Sachsen-Anhalt in den

vergangenen Jahren internationaler aufgestellt

haben. Insofern rechne ich ab Mitte 2021 mit

einer deutlichen und zügigen Erholung der

Wirtschaft, mit Nachholeffekten durch Konsum

wie Investitionen.

W+M: Welche Defizite aus der Zeit vor der

Krise holen uns jetzt besonders ein?

Martin Dulig: Das Thema Digitalisierung

sollte nicht nur auf die Infrastruktur reduziert

werden. Ich gehe davon aus, dass viele Unternehmen,

die das Thema bisher noch nicht

für sich verstanden haben, spätestens jetzt

erkannt haben, dass der weltweiten Dynamik

nur entsprechen werden kann, wer über digitale

Kompetenz und Innovationskraft verfügt.

Vor der Krise zeigten sich in Sachsen etwa ein

Drittel noch reserviert gegenüber dem Thema

Digitalisierung. Das sollte der Vergangenheit

angehören.

Prof. Dr. Jörg Steinbach

(Brandenburg, SPD)

Harry Glawe: Die Krise hat die Digitalisierung

noch einmal beschleunigt. Es ist deutlich

geworden, dass der Ausbau der Infrastruktur

und die Digitalisierung von Prozessen noch

schneller gehen müssen. Dafür ist eine digitale

Wolfgang Tiefensee

(Thüringen, SPD)

das Lohnniveau ungenügend ist, auch wenn

wir Nachholbedarf bei der Forschung in den

Unternehmen haben – es gibt viele Indizien

für eine gestiegene nationale und internationale

Wettbewerbsfähigkeit. Thüringen ist ein

Lesen Sie mehr

von Wolfgang Tiefensee

online

Fotos: Wolfgang Tiefensee: W+M, Prof. Dr. Jörg Steinbach: Till Budde

W+M – FRÜHJAHR/SOMMER 2021

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