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Familien Meditation

Ein Leitfaden in Theorie und Praxis für ein glückliches Familienleben Religion & Spiritualität, Lernen & Nachschlagen, Gesundheit, Familie, Lebenshilfe

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Sascha Ehlers

Familien Meditation

Ein Leitfaden in Theorie und Praxis

für ein glückliches Familienleben


www.tredition.de

© 2021 Sascha Ehlers

Umschlag, Illustration: Illustrationen Ivana Mundja, Tomek Bradtke

Fotografie

Lektorat, Korrektorat: Sita Devi, Ram Dass

Inspiriert durch: Sita Devi & Ram Dass

Verlag und Druck:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN

Paperback: 978-3-347-10933-9

Hardcover: 978-3-347-10934-6

e-Book: 978-3-347-10935-3

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors

unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder

sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche

Zugänglichmachung.


Inhalt

Vorwort ................................................................................................................ 7

01. Kapitel Was ist eigentlich Meditation? ............................................... 13

02. Kapitel Nutzen, Vorteile und Wirkungen

der Familienmeditation ........................................................................... 18

03. Kapitel Zur Ruhe kommen und der Meditation Raum geben .... 24

04. Kapitel Vorbereitung und die erste kleine Familienmeditation

und die 3 x 3 Methode ............................................................................ 31

05. Kapitel Vorbereitung und die erste große Familienmeditation . 41

06. Kapitel Erfahrungen reflektieren .......................................................... 57

07. Kapitel Stichwortartiges Familientagebuch ...................................... 64

08. Kapitel Dankbarkeit ................................................................................. 68

09. Kapitel Ausführliches Meditationstagebuch .................................... 69

10. Kapitel Verschiedene Meditationstechniken & Meditationen ..... 78

11. Kapitel Die fortgeschrittene Familienmeditation ............................ 92

12. Kapitel Sportliche Betätigung, Yoga und Ernährung ................... 102

13. Kapitel Bewusstsein, bewusstes Erleben aller Sinne

oder der Blick nach innen! .................................................................... 108

Letztes Kapitel Wirksame Zitate: .............................................................. 114

Schlusswort ..................................................................................................... 118

5


Vorwort

Als Erstes möchten wir Sie bitten, Sie im vorliegenden Buch duzen

zu dürfen. Das respektvolle Sie, welches in unserer Gesellschaft weit

verbreitet ist, ruft unserer Meinung nämlich eine zu große

Distanzierung in der Zwischenmenschlichkeit hervor. Diese wollen

wir in diesem Buch einfach überwinden, indem wir Dich duzen. Wir

hoffen auf Dein Verständnis, die direktere Beziehung wird sich

jedenfalls für Dich und uns alle letztlich auszahlen.

Außerdem haben wir uns entschlossen, dass wir zur besseren

Lesbarkeit in diesem Buch personenbezogene Bezeichnungen, die

sich zugleich auf Frauen und Männer beziehen, generell nur in der

im Deutschen üblichen männlichen Form anführen, also z.B. "Leser"

statt "LeserInnen".

Dies soll jedoch keinesfalls eine Geschlechterdiskriminierung oder

eine Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes zum Ausdruck bringen.

Unsere Liebe gilt jedem Menschen und jedem Lebewesen gleich.

Vielen lieben Dank für Euer Verständnis.

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Meditation gilt heute nicht mehr als eine esoterische Technik, die in

21 Tagen zur Erleuchtung führt. Stattdessen ist sie mittlerweile eine

auch in der Schulmedizin angekommene Technik gegen Unruhe,

Stress und Symptome des Überlastenseins wie Müdigkeit,

Kopfschmerzen und Schlafstörungen und wirkt unterstützend bei

der Heilung unzähliger Krankheiten – wohlgemerkt zur

Unterstützung!

Kurz gesagt: Meditation ist längst salonfähig geworden und im

Zentrum der Großstädte angekommen. Jeder hat etwas davon gehört

und viele haben es schon einmal ausprobiert.

Das Blatt hat sich also gewendet, heute werden jene schmunzelnd

betrachtet, die noch nie meditiert haben. Natürlich gibt es noch

immer das indoktrinierte Bild der Sektenbewegungen – der Staat hat

hier ganze Arbeit geleistet, um die Krishna-Bewegung als frei

liebende und willenlose Bewegung darzustellen, welche sich in

lustvollen Orgien in Trance begeben und hypnotisiert und

trommelnd durch die Straßen tanzen.

Doch zurück zum Thema: Meditation ist ein so natürliches

Werkzeug wie das bewusste Atmen, wobei das eine das andere

miteinbezieht.

Je früher wir anfangen zu meditieren, desto tiefer verankern wir den

Wunsch und das Bedürfnis nach Stille, welches jeder in sich trägt. Das

Zu-sich-Kommen oder Bei-sich-Sein. Wie wunderbar, wenn Kinder

diese Gewohnheit gemeinsam in der Gegenwart der Familie, im

Kreise der Vertrauten kennenlernen. Schließlich ist der innere

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Ruhepol so wichtig, die Stille zu erfahren ist wie der Nektar für die

Biene.

Es ist bekannt, dass Kinder Rituale lieben, es wird ihnen

nachgesagt, dass sie diese sogar brauchen. Das gilt heute mehr als je

zuvor. Rituale sind heutzutage notwendig: Sie geben Orientierung,

Verlässlichkeit und einen Ruhepol. Und wie das abendliche Vorlesen

eines Märchens oder das gemeinsame Mittag oder Abendessen kann

man auch das gemeinsame Meditieren zu einem kleinen Ritual

kultivieren. Es erfordert nicht viel Aufwand und Zeit – maximal 3 x

3 Minuten reichen für Beginn vollkommen aus.

Mit diesem Werk wollen wir als Familie, andere Familien dazu

inspirieren, eine gemeinsame Mediation auszuprobieren und

bestenfalls in ihren Alltag als festen Bestandteil, ja als Ritual

einzubauen – z. B. 3 x wöchentlich zu je 3 x 3 Minuten, das sind 30

Minuten von über 10.000 Minuten, die wir in einer Woche zur

Verfügung haben.

Wie kamen wir zur Meditation und was hat uns dazu bewegt, endlich

damit zu beginnen?

„Ich“, Sascha, der Vater der Familie, habe schon sehr früh begonnen

und meine Mutter das erste Mal im Alter von ca. 12 Jahren gefragt,

was Meditation eigentlich sei. Meine Mutter meinte: „Ooooh,

Meditation ist ganz, ganz schwierig!“ Und sie fügte hinzu, dass man

bei der Meditation versuchen muss, an nichts zu denken.

Dies war damals für mich – ehrlich gesagt – gar nicht so schwer.

Allerdings ist Mediation weitaus mehr, als einfach an nichts zu

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denken. Allerdings wird der Frage „Was ist eigentlich Meditation?“

noch in einem eigenen Kapitel beleuchtet und verschiedene

Ansichten dazu aufgezeigt.

Als ich 13 Jahre alt war, wurde an meiner Schule eine

Arbeitsgemeinschaft angeboten, die „Zappeln und Entspannen!“

hieß, dort kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit autogenem

Training und dadurch mit meiner inneren Welt. Ich begann, auch zu

Hause das autogene Training zu vertiefen und machte es mal hier,

mal da mit tiefgreifenden Erfahrungen der Ruhe und schon fast

transzendentalen Zuständen – das war mir aber zu der Zeit noch

nicht bewusst.

Ich merkte jedoch, dass Meditation mehr in sich barg, als „nur“ an

nichts zu denken.

So zogen einige Jahre ins Land und als ich 16 oder 17 Jahre alt war,

kam ich irgendwie zu einem Buch von einem indischen Gelehrten

namens Pramahansa Yogananda, zunächst schreckte ich etwas

zurück: Ihr wisst schon wegen diesem Sektenkram und dem

lückenlosen Marketing oder – nennen wir es – Propaganda des

Staates, dass Yoga, Gurus, Buddha und Krishna Sektenkram ist.

„Zufälligerweise“ hatten wir zeitgleich in der Schule, also im

Religionsunterricht das Thema Sekten und Glaubensgemeinschaften

behandelt: Verschiedene Arbeitsgruppen sollten damals

verschiedene Sekten vorstellen und deren Gefahren darstellen. Aus

heutiger Sicht kann ich nur feststellen, was für einen Schwachsinn

wir in diesem Zusammenhang von den Lehren und der Schule

vorgesetzt bekommen haben. Dies hat mich damals aber umso

vorsichtiger werden lassen in Bezug auf dieses Buch von einem Yogi.

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Doch meine Neugier war nicht zu bändigen, ich blätterte die ersten

Seiten auf. Es handelte sich um eine Autobiografie eines Yogi. Ich

dachte mir: Ich habe einen felsenstarken Willen, da werde ich schon

nicht manipuliert und in die Sekte gezogen! Und Geld hatte ich

damals auch nicht, was mir eine Sekte abnehmen hätte können. Dass

diese Sektenthema, wie es in der Schule bearbeitet wurde,

durchgängig totaler Unsinn war, bewahrheitete sich 20 Jahre später:

Ich wurde niemals Mitglied in einer Sekte oder

Glaubensgemeinschaft – auch heute noch bin ich standhaft geblieben

und habe mich von sogenannten Sekten ferngehalten.

Das Buch bzw. die Autobiografie war ein universales Buch,

welches jede Religion miteinbezog –auch nicht glaubende Menschen

und Atheisten.

Es führte mir vor Augen, was alles möglich war, wenn man sich

z. B. der Meditation hingibt. So wurde sogar erzählt von Menschen,

die wahre Wunder vollbrachten oder erlebten – Wunder, welche für

uns Menschen in der westlichen Welt scheinbar unerklärlich waren.

Als ich später meine geliebte Frau Marnie kennenlernte und sie mir

unsere drei sagenhaften Kinder schenkte, habe ich gelegentlich

meditiert, so auch Marnie. Wir meditierten ab und zu und wussten,

welche Kraft – oder nennen wir es mal Energie – dies hervorrufen

kann. Für uns war klar, dass das große Ziel die Familienmeditation

ist. Die Gründe dafür sind klar und offensichtlich. Es gibt unzählig

vieles, was dafürspricht, eine Familienmeditation in den Alltag

einzubauen. Vielleicht ist der Begriff Meditation auch noch sehr

behaftet mit der „Sektendoktrine“ oder mit der fernöstlichen Welt,

doch es ist, wie es ist: Auch deutsche Glaubensorden, wie die

11


Franziskaner oder Benediktiner, meditieren regelmäßig. Gott oder

die Metapher „Gott“ spielen dabei eher eine untergeordnete Rolle –

das ist eher abhängig davon, ob und in welchem Glauben man sich

befindet. Meditation an sich erfordert jedenfalls keinen Glauben

an Gott oder an irgendein System, es erfordert lediglich die

Bereitschaft, zur Ruhe zu kommen, in sich zu ruhen und den

Wunsch, das Gefühl zu haben, angekommen zu sein, bei sich selbst

zu Hause zu sein. Daher können wir im weitestem Sinne auch zur

Ruhe kommen statt meditieren sagen.

Hiermit laden wir Dich also herzlich ein, auf die spannende und

absolut lohnenswerte Reise der gemeinsamen Familienmediation zu

gehen. Eines können wir Euch jetzt schon versprechen: Diese Reise

ist nicht nur spannend, sondern sie birgt viel Humor, Vergnügen und

völlig neue Sicht- und Verhaltensweisen in sich. Sie kann ein

wirklicher Segen sein. Mit minimalem erreicht man selten so viel.

Mediation ist eine von den wahrhaftigen Möglichkeiten, mit wenig

sehr viel zu erreichen. Es richtet die Aufmerksamkeit weg von der

überladenen Konsumwelt im „Außen“ – hin zu sich auf sein wahres

Wesen im „Inneren“. Eine ganz neue Welt eröffnet sich, welche im

Inneren eines jeden Menschen verborgen liegt und nur darauf wartet,

von Dir entdeckt zu werden.

Auf folgenden Seiten erfährst Du einige Techniken, Rituale und

wie es uns dabei ergangen ist, als Familie die Meditation in unseren

Alltag als Ritual integriert zu haben.

Viel Freude wünschen Dir Sascha, Marnie, Ellie, Marlon, Nahla

und alle die diesen Weg schon gegangen sind!

12


1. Kapitel

Was ist eigentlich Meditation?

Diese Frage stellt sich wohl jeder irgendwann einmal – wir alle haben

nämlich schon von Meditation gehört, das ist sicherlich auch kein

Zufall. Nun stehen wir aber kurz davor, selbst Mediation zu

praktizieren, oder wir haben sie schon mehr oder weniger einmal

praktiziert. Zwangsläufig stellt sich also jeder früher oder später die

Frage, was Meditation eigentlich ist.

Viele von uns haben schonmal eine meditierende Buddhafigur

gesehen oder einen Yogi im Lotus bzw. Schneidersitz oder wir haben

das Bild von einem meditierenden Yogi oder Mönch vor Augen. Auch

haben wir alle schon einmal gehört, dass Meditation eine durchaus

positive Wirkung auf uns hat oder wenigstens haben kann.

Aber was steckt nun wirklich dahinter?

Die Frage „Was ist Mediation?“ ist auch nicht mit einem einheitlichen

Satz oder mit einer einzigen universellen Antwort zu beantworten

oder zu erklären. Sie ist so vielfältig und variiert von Mensch zu

Mensch – es ist so ähnlich, als würde man versuchen, eine Farbe oder

eine Rose zu erklären.

Man muss die Farbe oder die Blüte gesehen haben, um ihre

Schönheit zu erkennen. Demnach können wir schon einmal

behaupten, dass Meditation nicht nur eine Praxis darstellt, sondern

stattdessen auch eine spezielle Erfahrung bedeutet.

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Die eigentliche Schwierigkeit, Meditation zu verstehen, ist, dass wir

darauf trainiert sind, mit unserem gedanklichen Verstand alles zu

erklären: Die Spezies Mensch ist ein wahrer Weltmeister im Messen,

Wiegen, Dokumentieren, Erklären, Betiteln und Notieren. Wir bzw.

unser Verstand ist ständig damit beschäftigt, abzugleichen, zu

erklären und versuchen, zu verstehen.

Nun ist es bei der Meditation so, dass der Verstand in den

Hintergrund rückt. Das Erfahrene ist nicht mehr mit dem Verstand

zu betiteln. Es ist nicht greif-, erklär- oder beurteilbar.

Darin liegt die eigentliche Schwierigkeit, zu verstehen, was

Meditation ist, da wir ohne unseren Verstand nicht verstehen können.

Wir können lediglich wahrnehmen. Daher ist Meditieren auch nicht

unbedingt eine Praxis, sie ist eher eine Erfahrung.

Ohne die eigene Erfahrung des „Seins“ zu erleben, wirst Du

folgend auch nicht in der Lage sein, ein klares Bild davon zu

bekommen.

Später im Buch lernst Du Deine eigenen Erfahrungen zu machen,

somit erhältst Du Einblick und ein Bild davon, inklusive die

Erfahrung was Mediation ist und im besten Fall auch, wo es

hinführen kann.

Zunächst will ich aber erläutern, was Meditation nicht ist. Meditation

ist nicht nur eine Entspannungstechnik, sicherlich entspannt das

Meditieren, aber dies ist eher als tolle Begleiterscheinung zu sehen.

Wer Meditation allerdings zur Entspannung nutzt, was durchaus

legitim ist, benutzt nur einen kleinen Teil des wirklichen Potentials.

Meditation ist auch nicht „nichts tun“. Wer sich etwas näher mit

Meditation und diversen Erfahrungsberichten und Anleitungen

14


beschäftigt, ist geneigt, zu glauben, dass es beim Meditieren darum

geht, einfach nichts zu tun und nichts zu denken. Doch auch das

stimmt nicht.

Die Leere oder Stille ist aber ebenfalls eine Nebenwirkung der

Meditation, die sich zwangsläufig irgendwann einstellt, wenn du

einfach nur noch bewusst bist. Wenn du dich aber hinsetzt und

einfach nichts tust, wirst du es nicht so weit schaffen. Ganz im

Gegenteil: Je weniger du tust, desto mehr geht in dir vor – desto mehr

Gedanken kreisen in deinem Kopf und desto unruhiger bist du. Beim

Meditieren geht es eher darum, das Chaos und den Lärm zu sehen,

ohne daran zu haften und ganz bewusst mit Konzentration und

Achtsamkeit umzugehen.

Meditation ist also alles andere als „nichts tun“. Es kann sogar eine

große Anstrengung bedeuten. Dabei geht es nämlich darum, alle

Energie und alle Anstrengung auf ein gewisses Ziel zu lenken und

auch dort zu halten, wie wir gleich sehen werden. Meditieren ist auch

nicht nur Konzentration: Meditation und Konzentration sind sogar

zwei völlig verschiedene, unvereinbare Dinge.

Meditation ist kein Weg, um Deinen Geist per Knopfdruck

ruhigzustellen oder Stille zu erzwingen. Du sollst nicht versuchen,

Deine Gedanken zu blockieren oder sie zu vertreiben. Das

funktioniert auch gar nicht auf diese Weise – denn jeder bewusste

Versuch, Gedanken zu vermeiden ist eben im Grunde wieder ein

eigener Gedanke.

Es ist eher ein Weg, in die Stille zu gelangen, die schon immer da war,

begraben unter Hunderten von Gedanken, die Du täglich unentwegt

denkst.

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Auch ist Meditation kein Rückzug oder gar eine Flucht aus dem

Leben oder aus der Welt – ganz das Gegenteil ist der Fall: Meditation

ist eine Intensivierung des Lebens. Meditation beinhaltet es, absolut

offen und ehrlich zu sich selbst zu sein.

Du musst nicht in einen Tempel oder in die Kirche gehen, um zu

meditieren. Du kannst es überall tun, im Wald, auf der Straße, beim

Spielen, beim Einkaufen …

Es gibt einen wesentlichen Unterschied und jetzt komme ich wieder

zurück zu dem Punkt, was Mediation ist bzw. sein kann. Diese

Auffassung habe ich in einem Artikel auf vernünftig-leben.de gelesen

und finde sie sehr zutreffend, nachvollziehbar und fühlbar.

„Du kannst meditieren. Dann wendest du eine gewisse Technik an.

ODER du kannst in Meditation sein. Dann hast du einen bestimmten

Bewusstseinszustand.“

Meditation ist ganz viel: Du kannst über ein Objekt meditieren oder

die Meditation kann ein Prozess sein, bei dem alle Objekte einfach

vorbeiziehen und losgelassen werden.

Das Meditieren dient letztlich einem einzigen Zweck:

Aktives Lenken der Aufmerksamkeit zu dem klaren Aspekt des

Selbst: zu dem Inneren und dem eigenen Wesen!

Klar, das höhere Ziel des traditionellen Meditierens ist die

„Erleuchtung“ oder das „Erwachen“ oder einfach die

Selbsterkenntnis. Die Grundlage dazu ist aber einzig und allein die

bewusste Kontrolle unserer Aufmerksamkeit und diese

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Aufmerksamkeit lenken wir auf den klaren Aspekt des Selbst, dem

eigenen Wesen: Sie ist der Schlüssel dazu. Die bewusste Kontrolle

unserer Aufmerksamkeit erreichen wir, in dem wir uns beruhigen.

Körper und Geist beruhigen wir ganz einfach durch die Meditation.

Zitat:“ Wenn man trübes Wasser in Ruhe lässt, wird es wieder klar!“

Laotse

Die sogenannte Erleuchtung ist eine Folge der Fähigkeit, Deine

Aufmerksamkeit ganz gezielt und beständig zu kontrollieren.

In unserem täglichen Leben ist unsere Aufmerksamkeit wie ein

kleiner springender Hüpfball. Er hüpft in Sekundenschnelle von

einer Sache zur nächsten. Bald sitzt er auf den hübschen Schuhen im

Schaufenster, dann auf dem Straßenmusiker und kurz darauf auf

dem Gedanken an dein Mittagessen.

Sie ist ständig in Bewegung und springt mit unglaublicher

Geschwindigkeit umher. Deshalb vollzieht sich unser Leben meist

unbewusst. Und da liegt auch der springende Punkt, wir erleben, was

uns beschäftigt, denn unsere Aufmerksamkeit bestimmt unser Leben.

Wir leben nicht bewusst, sondern lassen uns leben.

Dies wollen wir nun mit diesem Buch ändern und die ersten Schritte

gemeinsam Richtung Selbsterkenntnis, Selbstbestimmung und

bewusste Achtsamkeit gehen.

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2. Kapitel

Nutzen, Vorteile und Wirkungen

der Familienmeditation

Zum Nutzen der Meditation wurde im Allgemeinen schon sehr viel

geschrieben.

Wir wollen hier etwas näher eingehen auf den Nutzen und auf ein

paar Studien, die in der Vergangenheit durchgeführt wurden,

speziell auf Studien zu Meditation bei Kindern und natürlich auch

bei Erwachsenen.

Bis dato ist uns leider keine fundierte Studie über

Familienmeditation bekannt, sollte sich hier jedoch ein

aufmerksamer Leser finden, dem eine solche Studie bekannt ist,

möge sich dieser bitte an uns wenden. Wir werden ihr nachgehen

und in der nächsten Auflage eine Aktualisierung diesbezüglich

vornehmen.

Ob Meditation wirkt? Viele sogenannte oder selbsternannte Experten

sind da skeptisch. Forscher und Wissenschaftler haben jedoch

mithilfe von Hirnscans festgestellt, dass Meditation sogar bestimmte

Bereiche im Gehirn wachsen lässt.

Schon ohne eine Studie ist jedem von uns klar, welche Auswirkungen

etwas Ruhe auf unseren Körper und unsere Gedanken hat. Es bleibt

kein Teil des Menschen unberücksichtigt: Meditation ist

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allumfassend oder – wie es die östliche Tradition sagt – Meditation

ist ganzheitlich. Dies wird nicht grundlos behauptet.

Jeder, der sich selbst einmal eine kurze Auszeit genommen hat,

kann dies bestätigen. Jeder benötigt einmal eine Pause

zwischendurch, sei es beim Sport/Training oder beim Lernen und

Studieren. Ähnlich verhält es sich mit der Meditation: Diejenigen, die

regelmäßig meditieren, werden sich fragen, wie sie ihren Alltag ohne

Meditation bewerkstelligt haben.

Der eine Aspekt ist die Ruhe und die Tendenz zu besserer

Lernfähigkeit und Konzentration, der andere ist der erstaunliche

Nebeneffekt, dass Kinder oder Erwachsene, die Meditation

regelmäßig betreiben, nahezu automatisch dazu übergehen Dinge zu

hinterfragen oder tiefere Fragen zu stellen, was bis hin zu der Frage

reicht: „Was ist der Sinn des Lebens oder warum sind wir hier?“

Zusammenhänge lassen sich besser erkennen.

Meditation kann ein Gefühl davon vermitteln, dass die Schöpfung

möglicherweise gar nicht so zufällig entstanden ist. Dies ist allerdings

ein anderes Thema und soll an dieser Stelle nicht weiter betrachtet

werden.

Eine großes Problem ist heutzutage eine, ich nenne es mal,

„Volkskrankheit“, die sich darin äußert, dass die meisten von uns mit

ihren Gedanken ständig in der Vergangenheit oder in ihrer Zukunft

hängen – oder sie projizieren vergangene Gefühle auf jetzige

Situationen, um in der Zukunft keine Fehler zu machen. Die

wenigsten von uns sind die meiste Zeit im Hier und Jetzt, also die

wenigsten leben bewusst in diesem einzigartigen Moment.

19


Warum benutze ich dafür das Wort Volkskrankheit? Ich habe mal

Ähnliches gehört von Eckhart Tolle und finde es eine sehr gute

Metapher.

So bauen wir uns durch das Denken an die Zukunft oder an die

Vergangenheit eine Art Illusion auf. Die Illusion basiert auf Gefühlen,

die wir mit unseren Gedanken hervorrufen, meistens basieren sie auf

Angst. Dabei handelt es sich aber um künstlich per Gedanken

erzeugte Gefühle. Wahres Glücksgefühl, Kreativität, Freude oder das

Gefühl des Verliebtseins entspringen stattdessen aus dem

Seinszustand, aus dem Sein im Jetzt – ungefiltert aus dem

unmittelbaren Moment heraus. Diese genannten Gefühle bleiben uns

allerdings verwehrt, wenn wir ständig mit unseren Gedanken in der

Zukunft oder Vergangenheit leben. Sobald wir nicht mehr im Jetzt

sind, sind wir abgeschnitten von der Quelle wahrer Gefühle. Und

deshalb nenne ich es Volkskrankheit.

Meditation kann also in diesem Sinne helfen, die Volkskrankheit Nr. 1

zu heilen.

In einigen Studien wurde nachgewiesen, dass Meditation zu mehr

Empathie und folglich zu mehr Mitgefühl verhilft. Was können wir

uns mehr in einer Familie wünschen als so viel wunderbares

Mitgefühl und die sich daraus ergebenen gemeinsamen Geschenke

von liebevollen Momenten zwischen, Vater und Tochter oder

zwischen Mutter und Sohn oder in jeder anderen Konstellation. Mehr

Mitgefühl ist meiner Meinung nach in unserer gesamten Gesellschaft

mehr gefragt als je zuvor.

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