Stein 8/2021
Baukunst auf hohem Niveau
Baukunst auf hohem Niveau
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STEIN<br />
MINERALISCHE WERKSTOFFE FÜR ARCHITEKTUR UND HANDWERK<br />
S 08 | <strong>2021</strong><br />
BAUKUNST<br />
AUF HOHEM<br />
NIVEAU<br />
DESIGN<br />
Im Frankfurter Wohnturm<br />
Grand Tower dient<br />
Naturstein nicht nur in<br />
der Lobby als ein<br />
luxeriöses Highlight<br />
KUNST<br />
Thomas Lucker,<br />
<strong>Stein</strong>metz und Künstler,<br />
überrascht mit seiner<br />
Verbindung von Kunst<br />
und Handwerk<br />
ROHSTOFF<br />
Die „Entsorgung“ alter<br />
Fliesen, Natursteine<br />
und mineralischer<br />
Wertstoffe will gelernt<br />
sein. Das lohnt sich
Von Naturstein bis<br />
Keramik, Kunststein<br />
bis Klinker.<br />
STEIN Magazin –<br />
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EDITORIAL<br />
LIEBE LESERIN,<br />
LIEBER LESER<br />
V<br />
iele Städte rund um den Globus setzen verstärkt auf<br />
den Hochhausbau. Kein Wunder, der Megatrend Urbanisierung<br />
schreitet weltweit voran, die Anforderungen<br />
an Wohn- und Büroimmobilien steigen, ebenso die Mieten und<br />
Grundstückspreise. Experten gehen davon aus, dass 2050<br />
rund zwei Drittel der Menschheit in Megacities leben werden.<br />
STEIN stellt exemplarisch einige Hochhäuser vor, die bauliche<br />
Landmarken setzen. Den Anfang macht ein Hochhausareal in<br />
Genf. Hofmann Naturstein hat die Fassaden aus Kösseine<br />
Granit gestaltet. Unsere Autorin Dr. Alexandra Nyseth hat das<br />
Areal genauer unter die Lupe genommen. Lesen Sie mehr<br />
dazu ab Seite 6.<br />
Titelbild: Agrob Bruchtal<br />
Magazin S 08 <strong>2021</strong><br />
Hochhausbau I Maschinelle Unterstützung beim Fassadenbau I Recycling<br />
stein-magazin.de<br />
S08<br />
STEIN<br />
MINERALISCHE WERKSTOFFE FÜR ARCHITEKTUR UND HANDWERK<br />
BAUKUNST<br />
AUF HOHEM<br />
NIVEAU<br />
DESIGN<br />
Im Frankfurter Wohnturm<br />
Grand Tower dient<br />
Naturstein nicht nur in<br />
der Lobby als ein<br />
luxeriöses Highlight<br />
KUNST<br />
Thomas Lucker,<br />
<strong>Stein</strong>metz und Künstler,<br />
überrascht mit seiner<br />
Verbindung von Kunst<br />
und Handwerk<br />
S 08 | <strong>2021</strong><br />
ROHSTOFF<br />
Die „Entsorgung“ alter<br />
Fliesen, Natursteine<br />
und mineralischer<br />
Wertstoffe will gelernt<br />
sein. Das lohnt sich<br />
Ein besonders angesagter Stadtteil in New<br />
York ist Tribeca, ein früheres Industrieviertel<br />
unmittelbar nördlich des Ground Zero, das<br />
erst von Künstlern und Kreativen, dann von<br />
wohlhabenden Familien, Film- und Popstars<br />
entdeckt wurde. Eines der neuesten Projekte<br />
des Viertels ist das am Broadway gelegene<br />
„91 Leonard“. Das 19 Geschosse hohe<br />
Gebäude mit insgesamt 16.500 m² Fläche<br />
entstand nach Entwürfen des New Yorker<br />
Architekturbüros SOM, das unter anderem<br />
auch für den Bau des One World Trade Center<br />
verantwortlich zeichnete. Die Ausführungsplanung<br />
oblag dem Büro Hill West Architects.<br />
Wie Naturstein ein Hochhaus im Innenbereich veredeln kann,<br />
hat die Designerin Claudia Blum unserer Autorin Anne Fischer<br />
erklärt. Das Feature gibt es ab Seite 14. Weitere attraktive<br />
Hochhäuser für die Städte der Zukunft stellen wir Ihnen ab<br />
Seite 20 vor. Dabei spielt Naturstein eine genauso große Rolle<br />
wie andere mineralische Werkstoffe.<br />
Einen interessanten Einblick in die Arbeiten eines gelernten<br />
<strong>Stein</strong>metzes, der inzwischen als Künstler, Restaurator, Forscher<br />
und Ausstellungsplaner tätig ist, gewährt unsere Autorin<br />
Inge Pett ab Seite 24. Thomas Lucker, der unter anderem bei<br />
Makoto Fujiwara in Hannover freie Kunst studiert hat, fertigt<br />
seit 2008 Köpfe, Figuren und Reliefs für sein „<strong>Stein</strong>archiv“.<br />
Dazu hat der Künstler eine einzigartige Technik entwickelt:<br />
Er belichtet seine Werke aus Thüster Kalksteinplatten fotochemisch<br />
in einer Dunkelkammer, wobei er als Motive unter<br />
anderem Familienaufnahmen aus den 1950er- und 1960er-<br />
Jahren wählt.<br />
Wie man Bauabfälle vermeidet und, wenn sie nun einmal entstanden<br />
sind, richtig entsorgt, erfahren Sie ab Seite 50. Marian<br />
Behaneck zeigt beispielhaft, wie man vorgehen sollte,<br />
wenn beim Kunden beispielsweise Balkonfliesen ausgetauscht<br />
werden. Dabei fallen gleich mehrere Abbruchmaterialien an:<br />
Altfliesen samt anhaftendem Kleber, Fugen- und Dichtmittel,<br />
Mörtel-, Bitumen- und Putzreste, Bauschutt und Restmüll. Da<br />
heißt es sortieren und wiederverwerten.<br />
Viel Spaß bei der Lektüre von STEIN wünscht Ihnen<br />
Ihre <strong>Stein</strong>redaktion<br />
Redaktion@stein-magazin.de<br />
S08| <strong>2021</strong> 3
S08| <strong>2021</strong> S08| <strong>2021</strong><br />
● Petrografische Familie:<br />
● Typische Farbe:<br />
● Herkunftsort:<br />
● Liefernachweis:<br />
● GEOLOGIE/PETROGRAFIE<br />
In Deutschland stehen keine Migmatite<br />
als Dekorsteine im Abbau. Die meisten<br />
Handelssorten dieser petrografischen<br />
Gesteinsfamilie stammen aus Brasilien<br />
oder Indien. Migmatite werden im<br />
deutschsprachigen Raum auch als<br />
Mischgneise bezeichnet. In dieser Bezeichnung<br />
kommt das Charakteristische<br />
dieser Gesteinsfamilie sehr gut zum Ausdruck,<br />
denn es sind tatsächlich Gesteine,<br />
die aus verschiedenen Komponenten<br />
„zusammengemischt“ wurden. Diese<br />
Komponenten sind auf der Abbildung des<br />
Migmatits „Cobra“ sehr gut sichtbar. Es<br />
handelt sich dabei um das Paläosom, den<br />
älteren Gesteinsteil (hier an den feinkörnigen<br />
grauen Gesteinspartien erkennbar),<br />
in den ein neuer Gesteinsteil, das<br />
sogenannte Neosom (hier an den hellen,<br />
grobkörnigeren Gesteinspartien erkennbar),<br />
eingedrungen ist. Migmatite sind<br />
silikatische Hartgesteine, die eine sehr<br />
hohe Resistenz gegenüber chemischen<br />
und mechanischen Angriffen aufweisen.<br />
In der Regel hat das Paläosom im Vergleich<br />
zum Neosom eine höhere Wasseraufnahme.<br />
Derartige Gesteine sind durch<br />
Umwandlung in einem hochmetamorphen<br />
Milieu entstanden.<br />
● ARCHITEKTUR<br />
Cobra zählt nicht zu den bekanntesten<br />
Natursteinen auf dem deutschen Markt.<br />
Während in den 1970er- bis 1990-Jahren<br />
von vielen regionalen Anbietern Profilierungssortimente<br />
mit eigenständigem optischem<br />
Dekor angestrebt wurden, um<br />
Alleinstellungsmerkmale zu erzielen, werden<br />
in den letzten Jahren die Natursteinangebote<br />
der Fachbetriebe zunehmend<br />
von den Sortimenten der Großhändler<br />
bestimmt. Die Ursache hierfür liegt häufig<br />
in dem Bestreben, Lagerhaltungskosten<br />
einzusparen und damit die Liquidität der<br />
Unternehmen zu erhöhen. Dies hat naturgemäß<br />
eine Einschränkung der Bandbreite<br />
lagergeführter Natursteinsorten zur<br />
Folge. Natursteine wie Migmatite können<br />
jedoch mit Hand- oder Ausstellungsmustern<br />
kaum bemustert werden. Hier ist es<br />
wichtig, dem Kunden möglichst Rohtafeln<br />
zu zeigen, aus denen die jeweiligen Arbeiten<br />
gefertigt werden, um spätere Reklamationen<br />
wegen Farb- und Texturabweichungen<br />
vorzubeugen. Beim Cobra handelt<br />
es sich noch um einen relativ „ruhigen<br />
Vertreter“ dieser Gesteinsart, der überwiegend<br />
eine gewisse Paralleltextur zeigt,<br />
doch bei Migmatiten sind immer größere<br />
Abweichungen des Texturbildes und der<br />
Wechsel von eng- zu weitständigen Texturen<br />
möglich. Sein farblicher Eindruck<br />
wird überwiegend durch die rot-violetten<br />
Sekundärfarbtöne der Feldspäte bestimmt.<br />
Wegen der dominanten Wirkung<br />
solcher Dekorsteine sollten angrenzende<br />
Hüllflächen möglichst in homogenen Farben<br />
gehalten werden, um eine optische<br />
Überfrachtung der Räume zu vermeiden.<br />
Dipl.-Ing. (FH) Detlev Hill<br />
www.steinkultur.eu<br />
KUNDE<br />
INHALT<br />
06<br />
Mit Moderne Pont Rouge Elemente<br />
entsteht können alte in Genf Friedhöfe ein<br />
neues auflockern, Stadtquartier. wenn sie<br />
Vier sich, Hochhäuser, wie hier in<br />
verkleidet Altdorf bei mit Nürnberg, royalblauem<br />
zurücknehmen Kösseine und<br />
Granit, nicht sind bereits<br />
fertiggestellt.<br />
in den Vordergrund<br />
14<br />
Die edel gestaltete<br />
Lobby im Frankfurter<br />
Grand Tower kann<br />
sich sehen lassen.<br />
Unter anderem sorgt<br />
der Einsatz von<br />
Marmor für die Anmutung<br />
eines Fünfsternehotels.<br />
24<br />
Seit Ein unter 2008 Denkmalschutz<br />
stehender Lucker, der<br />
fertigt<br />
Thomas<br />
unter Bunker anderem in München bei<br />
Makoto wurde behutsam Fujiwara in<br />
Hannover renoviert freie und innen Kunst<br />
studiert mit dem hat, Naturstein Köpfe,<br />
Figuren „Fade to und Grey“ Reliefs ausgelegt.<br />
sein für „<strong>Stein</strong>archiv“.<br />
STEIN ONLINE<br />
STEIN – auf Facebook<br />
Wissenswertes rund um das Thema Naturstein gibt<br />
es auf facebook.com/stein.magazin<br />
STEIN – die Webseite<br />
Fachliches, Interessantes, aber auch Skurriles finden<br />
Sie auf unserer Homepage stein-magazin.de<br />
STEIN – der Newsletter<br />
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ZUM SAMMELN<br />
Die neue STEINKUNDE<br />
In dieser Ausgabe: Cobra<br />
Handelsname:<br />
COBRA<br />
SCHÖNE WELT DER STEINE<br />
06 Nachhaltig hoch hinaus<br />
Natursteinfassaden sind besonders nachhaltig. Das<br />
stellt auch ein Projekt in der Schweiz unter Beweis.<br />
14 Edles Interior im Grand Tower<br />
Marmor, zum Teil hinterleuchtet, setzt exklusive<br />
Akzente in der Lobby des Frankfurter Hochhauses.<br />
20 Türme für die Stadt der Zukunft<br />
Hochhausprojekte in Deutschland und der Welt,<br />
bei denen mineralische Werkstoffe im Einsatz sind.<br />
STEINE BEARBEITEN<br />
24 Kunst.Werk.<strong>Stein</strong>.Gedächtnis<br />
Das beeindruckende Werk des Berliner <strong>Stein</strong>metzen<br />
und Künstlers Thomas Lucker.<br />
31 Cobra<br />
Die STEINKUNDE stellt einen Naturstein<br />
aus Brasilien vor.<br />
34 Arbeitserleichterung bei <strong>Stein</strong>fassaden<br />
Die wichtigsten Großmaschinen für die maschinelle<br />
Vorfertigung.<br />
Migmatit<br />
Grau mit rot-violetten<br />
Sekundärfarben<br />
Campo Belo /<br />
Minas Gerais / Brasilien<br />
Marmi Bruno Zanet S.r.l.,<br />
Volargne di Dolce (VR),<br />
Italien<br />
<br />
<br />
Foto: Abraxas stone experts / Giessen<br />
4 S08| <strong>2021</strong>
DER OPTIMALE BEGLEITER<br />
FÜR SCHULE & PRAXIS<br />
50<br />
Umweltthemen haben<br />
Konjunktur, und die<br />
Vermeidung von<br />
Abfall, das Recycling<br />
oder die Wertstoff-<br />
Wiederverwertung<br />
treffen in immer mehr<br />
Betrieben auf breite<br />
Zustimmung.<br />
Richard Watzke (Hrsg.)<br />
DER STEINMETZ<br />
Ausbildungsordner<br />
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LIEFERUNG<br />
KUNDEN GEWINNEN<br />
42 Das Geschäft mit den Businesskunden<br />
Wie man seine Kunden im digitalen Zeitalter<br />
erfolgreich macht.<br />
CHANCEN NUTZEN<br />
50 Vermeiden, sortieren, wiederverwerten<br />
Natursteinbetriebe sind im Betrieb täglich mit Abfällen,<br />
Verpackungs- und Sondermüll konfrontiert.<br />
PANORAMA<br />
58 Termine, Produkte und mehr<br />
RUBRIKEN<br />
65 Vorschau<br />
66 Impressum<br />
74 STEINLUPE: Tobias Wilzer, <strong>Stein</strong>bildhauermeister,<br />
<strong>Stein</strong>techniker, Restaurator iHwk und Lehrer an der<br />
Meisterschule für Handwerker in Kaiserslautern.<br />
>> Basiswissen für Auszubildende und Lehrbetriebe im<br />
praktischen Ordner<br />
>> Deckt alle Aspekte der Verarbeitung von Naturstein ab<br />
>> Außerdem: Gesteinskunde, Stilkunde, Werkstofftechnik,<br />
Fachrechnen, Fachzeichnen, Sicherheit und Gesundheitsschutz<br />
>> Verweise auf aktuelle Normen und Richtlinien<br />
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S08| <strong>2021</strong> 5
SCHÖNE WELT DER STEINE<br />
NACHHALTIG<br />
HOCH HINAUS<br />
Fassaden im Hochhausbau<br />
Im Zentrum von Genf<br />
entsteht mit dem Pont Rouge Areal ein neues Stadtquartier.<br />
Die ersten vier Hochhäuser sind fertig gestellt und die Fassaden<br />
mit royalblauem Kösseine Granit verkleidet. Ein Großprojekt<br />
mit Herausforderungen.<br />
Von Dr. Alexandra Nyseth<br />
Foto: DMK Photography Architecture Adrien Barakat, Lausanne<br />
6 S08 | <strong>2021</strong>
SCHÖNE WELT DER STEINE<br />
Die großformatigen Baukörper<br />
des neuen Stadtquartiers in Genf<br />
mit 60 Metern Höhe werden von<br />
einem Fassadenraster aus Naturstein<br />
und Glas umhüllt<br />
S08 | <strong>2021</strong> 7
SCHÖNE WELT DER STEINE<br />
E<br />
twa zwei Kilometer vom Genfer Zentrum<br />
entfernt, entsteht seit 2016 ein neues<br />
Stadtquartier. Es handelt sich um eines<br />
der größten Bauprojekte der Genfer Region. Bauherr<br />
ist die SBB, nicht nur das größte Transportunternehmen<br />
der Schweiz, sondern auch eine der größten<br />
Immobilienfirmen. SBB Immobilien baut Bahnhöfe<br />
und angrenzende Areale zu vielseitigen Dienstleistungszentren<br />
und Stadtquartieren aus. Dazu gehört<br />
auch das Projekt Pont Rouge in Genf rund um den<br />
Bahnhof Lancy-Pont-Rouge, das das Areal aufwerten<br />
soll. Das Quartier mit direkter Verkehrsanbindung zu<br />
Innenstadt und Flughafen beheimatet Büros sowie<br />
Geschäfte und bietet für Beschäftigte und Anwohner<br />
sowohl Restaurants und Cafés als auch Freizeiteinrichtungen.<br />
Zusätzlich ergänzen rund 600 Wohnungen<br />
das neue Quartier auf einer Fläche von knapp<br />
230 Hektar. Die ersten vier Hochhäuser mit 60 Metern<br />
Höhe wurden 2020 fertiggestellt.<br />
HOCHHÄUSER MIT<br />
UNTERSCHIEDLICHEM VOLUMEN<br />
Das Büro Pont 12 architectes SA aus Lausanne ist<br />
für die Architektur verantwortlich. Entstanden sind<br />
bisher vier Gebäude mit unterschiedlichen Volumen<br />
und mit zum Teil 19 Geschossen. Die großformatigen<br />
Baukörper werden von einem Fassadenraster aus<br />
Naturstein und Glas umhüllt, durch das die Büros<br />
erkennbar sind, was, laut Aussage der Architekten,<br />
den Maßstab des Projekts unterstreichen soll.<br />
Betont werde dies auch durch große Loggien. Höhe<br />
und Durchlässigkeit der Säulengänge im Erdgeschoss<br />
weisen auf die Gewerbeeinheiten hin.<br />
MIT STEIN ZUR NACHHALTIGKEIT<br />
Nachhaltigkeit wird bei SBB Immobilien groß geschrieben<br />
und die Gebäude werden entsprechend<br />
ressourcensparend und energieeffizient geplant, gebaut<br />
und betrieben.<br />
So zählten zu den Vorgaben dieses Projekts auch<br />
eine nachhaltige Entwicklung und Energieeinsparung.<br />
In diesem Zusammenhang verwundert es<br />
nicht, dass sich die Verantwortlichen für eine Fassadenverkleidung<br />
aus Naturstein entschieden haben.<br />
Denn: Eine vorgehängte hinterlüftete Natursteinfassade<br />
verhilft Gebäuden zu einer sehr positiven Öko-,<br />
Kosten- und Energiebilanz über den gesamten Lebenszyklus.<br />
Gleichzeitig zeichnet sich Naturstein im<br />
Vergleich zu anderen Fassadenbaustoffen durch<br />
einen geringen Energiebedarf bei der Herstellung<br />
und Verarbeitung und somit auch durch einen<br />
niedrigen CO 2<br />
-Fußabdruck aus.<br />
Die Vorteile gegenüber Ganzglasfassaden bestätigte<br />
bereits eine vom DNV in Auftrag gegebene<br />
Nachhaltigkeitsstudie von 2010 am Beispiel<br />
des Frankfurter Opernturms. Johannes Georg<br />
Hofmann, wie sein Vater Heinrich Georg Bauingenieur<br />
und Geschäftsführer von Hofmann Naturstein<br />
aus dem baden-württembergischen Werbach-Gamburg,<br />
gibt zu bedenken, dass aufgrund<br />
der seit 2010 stark gestiegenen Energiepreise<br />
und CO 2<br />
-Abgaben der Vergleich zu Ganzglasfassaden<br />
heute noch wesentlich deutlicher zugunsten<br />
der Natursteinfassade ausfalle. Glas in der<br />
Herstellung und Ganzglasfassaden in Nutzung<br />
(Heizung/Kühlung) und Unterhalt seinen sehr<br />
energie- und kostenintensiv.<br />
WIRTSCHAFTLICH UND BESTÄNDIG<br />
Eine positive Ökobilanz war aber nicht das einzige Argument,<br />
das die SBB bei der Entscheidung für eine<br />
Natursteinfassade überzeugte. Antoine Hahne, Architekt<br />
von Pont 12 architectes SA, äußert sich im Interview<br />
in wa Wettbewerb aktuell außerdem zur Wirtschaftlichkeit<br />
einer <strong>Stein</strong>fassade: „Im Rahmen der<br />
Projektentwicklung und auf Wunsch des Auftraggebers<br />
haben wir den Kostenvergleich mit einer Fassade<br />
aus Stahlbetonfertigteilen erstellt. Das Ergebnis zeigte,<br />
dass der wirtschaftliche Unterschied vernachlässigbar<br />
gering ausfällt. Nachdem die Fassadenverkleidung<br />
kaum fünf Prozent der Gesamtkosten des Gebäudes<br />
ausmacht, wirkt sich dieser geringe Unterschied<br />
pro Quadratmeter kaum auf die Gesamtabrechnung<br />
aus.“ Außerdem begründen die Architekten<br />
die Wahl für Granit mit seiner Beständigkeit und mit<br />
einem daraus resultierenden geringeren Wartungsaufwand.<br />
Weitere Argumente für eine Natursteinfassade<br />
wären auch ein geringeres Planungsrisiko bei<br />
einer konventionellen Montage, die direkt dem Rohbau<br />
folge und unabhängig von Zulieferern sei.<br />
ZU MEHR IDENTITÄT<br />
Der Entwurf des Architekturbüros Pont12 aus Lausanne<br />
sah für das gesamte Ensemble Natursteinfassaden<br />
aus royalblauem Kösseine Granit vor. Warum<br />
gerade dieser <strong>Stein</strong>? „Es ist heutzutage und in Europa<br />
Foto: DMK Photography Architecture Adrien Barakat, Lausanne<br />
8 S08 | <strong>2021</strong>
SCHÖNE WELT DER STEINE<br />
Eine vorgehängte hinterlüftete<br />
Natursteinfassade verhilft<br />
Gebäuden zu einer sehr positiven<br />
Öko-, Kosten- und Energiebilanz<br />
über den gesamten<br />
Lebenszyklus<br />
S08 | <strong>2021</strong> 9
SCHÖNE WELT DER STEINE<br />
TÜRME FÜR<br />
DIE STADT DER<br />
ZUKUNFT<br />
Fassaden für die Welt STEIN stellt sieben aktuelle<br />
sowie geplante Hochhaus-Projekte in Deutschland, den USA,<br />
Indien, Belgien und Russland vor, bei denen Naturstein und<br />
Keramik in Hauptrollen auftreten.<br />
Von Anne Fischer<br />
UMGENUTZTER STEGLITZER<br />
KREISEL IN BERLIN<br />
•Die Umbauarbeiten am Steglitzer Kreisel,<br />
dem Wahrzeichen des Viertels in Berlin,<br />
laufen: Das Hochhaus, das einst als Verwaltungssitz<br />
des Bezirkes genutzt wurde,<br />
bekommt eine einheitliche Natursteinfassade<br />
und soll großstädtischer werden. Die<br />
sechsgeschossige Fassade aus Glas und<br />
vorgeblendetem Naturstein orientiert sich<br />
laut dem verantwortlichen Architekturbüro<br />
Nokera Planning aus Leipzig an den großen<br />
Berliner Warenhäusern der 1920er-Jahre.<br />
Der Gebäude-Sockel unterhalb des Turms<br />
wird komplett neu aufgebaut, dort sollen<br />
später ein Hotel, Geschäfte und Büros<br />
einziehen. Der 120 Meter hohe „Kreisel“,<br />
zwischen 1969 und 1980 erbaut, war früher<br />
ein Verwaltungsgebäude und Stadtteilzentrum.<br />
Er hat 24.000 Quadratmeter Nutzfläche<br />
und einen integrierten U-Bahnhof.<br />
Die CG-Gruppe wandelt den Turm in eine<br />
reine Wohnimmobilie, die höchsten Ansprüchen<br />
genügen soll, um. Das komplette<br />
Ensemble – das nun unter dem Namen<br />
ÜBerlin-Tower vermarktet wird – soll 2025<br />
fertiggestellt werden.<br />
•<br />
Visualisierung: bloomimages, Fuchshuber Architekten GmbH<br />
20 S08| <strong>2021</strong>
GEPLANTES BÜRO-HOCHHAUS MIT REGIONALEM NATURSTEIN IN NÜRNBERG<br />
•In Nürnberg soll 2022 westlich des Hauptbahnhofs ein begrünter Büroturm der Versicherungsgesellschaft Ergo mit<br />
10.000 Quadratmetern Nutzfläche neu entstehen. Den dazugehörigen Architekturwettbewerb hat das dänische Büro<br />
Henning Larsen gewonnen. Der Entwurf orientiert sich an den Plänen für die beiden von Max Dudler geplanten Hoteltürme<br />
an der Ostseite des Hauptbahnhofs. Ursprünglich sollte das Hochhaus aus den 60er-Jahren nur modernisiert<br />
werden, der Eigentümer, die Münchner Firma MEAG, entschied sich aber wegen der Statik, niedrigen Geschosshöhen<br />
und energetischen Aspekten dagegen. Die Fassade des geplanten elfstöckigen Neubaus soll zu 50 Prozent aus regionalem<br />
Naturstein errichtet werden. Das Architekturbüro schreibt dazu: „Die Fassadengestaltung vermittelt zwischen<br />
den historischen und zeitgenössischen architektonischen Merkmalen der Umgebung und passt sich mit seinen beiden<br />
Baukörpern – einem siebengeschossigen Sockel und einem Turm – in Maßstab und Ausrichtung an das städtebauliche<br />
Umfeld an.“ Die Ergo selbst zieht an einen neuen Standort. •<br />
APARTMENTGEBÄUDE MIT DUNKLER KERAMIK-FASSADE IN NEW YORK CITY<br />
Fotos: Henning Larsen / Agrob Buchtal<br />
•Im New Yorker Banken- und Geschäftsviertel Downtown-Manhattan, einem ehemaligen Industrieviertel, liegt das<br />
19-stöckige Hochhaus 91 Leonard mit insgesamt 16.500 Quadratmetern Fläche und 111 Appartements. Der Neubau<br />
entstand nach Entwürfen des New Yorker Architekturbüros SOM, das unter anderem auch für den Bau des One World<br />
Trade Center verantwortlich zeichnete. Es hat eine orthogonal gegliederte, fein strukturierte Fassade mit großen Doppelfenstern,<br />
die von einer aufgesetzten Gitterstruktur aus Keramik-Rechteckrohren des Systems KeraShape von Agrob<br />
Buchtal gerahmt werden. Die Flächen zwischen dieser Gitterstruktur und den zurückgesetzten Fensteröffnungen<br />
bestehen aus schwarzmatt glasierten Keramikfliesen KeraTwin K20. Sie sind mit „Hytect-Technologie“ ausgestattet:<br />
Wasser bildet darauf keine Tropfen, sondern einen dünnen Film, der Verschmutzungen unterspült. Laut Hersteller bauen<br />
die Fliesen außerdem Luftschadstoffe wie Stickoxid ab. Der Eingang zu den Wohnungen befindet sich in einer kleinen<br />
Seitenstraße, der Leonard Street. Das Eingangsgebäude hat ein ebenfalls mit KeraShape-Rechteckrohren und KeraTwin-<br />
Fassadenkeramik bekleidetes Portal. •<br />
S08 | <strong>2021</strong> 21
STEINE BEARBEITEN<br />
Natursteinklassiker<br />
direkt vom Produzenten:<br />
Travertin-<br />
Fassade von Traco<br />
am Schulungs- und<br />
Konferenzzentrum<br />
der Deutschen<br />
Vermögensberatung<br />
DVAG in Marburg<br />
ARBEITSERLEICH-<br />
TERUNG BEI<br />
STEINFASSADEN<br />
34 S08 | <strong>2021</strong>
STEINE BEARBEITEN<br />
Maschinelle Unterstützung beim Fassadenbau Der im Fassadenbau<br />
tätige <strong>Stein</strong>metz leistet auch heute noch verhältnismäßig viel<br />
Handarbeit. Computergesteuerte Maschinen indes haben ihm –<br />
insbesondere in der Vorfertigung – eine große Arbeitserleichterung<br />
eingebracht. Mittlerweile können selbst Strukturen, die früher in<br />
zeitaufwendiger <strong>Stein</strong>metztätigkeit entstanden, maschinell schnell und<br />
präzise herausgearbeitet werden. Und auch Formen, die bisher anderen<br />
Werkstoffen wie etwa Metall, Glas oder Kunststoff vorbehalten waren,<br />
lassen sich nun mit <strong>Stein</strong> planen sowie wirtschaftlich produzieren.<br />
Dabei haben die Fassadenbaubetriebe die Wahl, wie stark sie sich bei<br />
der Eigenfertigung engagieren, da spezialisierte Vorfertiger sowie<br />
Zulieferer die Möglichkeit bieten, dass der <strong>Stein</strong>metz sich im Wesentlichen<br />
auf das Setzen der Fassaden beschränkt.<br />
Von Michael Spohr<br />
Foto: Traco<br />
<strong>Stein</strong>metze planen und gestalten<br />
Fassaden aus Naturstein und<br />
weiteren mineralischen Werkstoffen,<br />
restaurieren die Fassaden alter<br />
oft denkmalgeschützter Gebäude und<br />
liefern ornamentalen Fassadenschmuck<br />
sowie weitere <strong>Stein</strong>bildhauer-Arbeiten.<br />
Die Vielfalt des Natursteins, und ein<br />
breites Spektrum an unterschiedlichen<br />
Bearbeitungsmöglichkeiten, Formaten<br />
und Farbvarianten schaffen dabei Freiraum<br />
für zeitlose und repräsentative Architekturlösungen,<br />
die Persönlichkeit<br />
und Individualität ausstrahlen.<br />
Die Bandbreite reicht hier vom Einmannbetrieb<br />
über das mittelständische<br />
Handwerksunternehmen bis zum modernen<br />
Natursteinwerk. Wenngleich<br />
das traditionelle Handwerkszeug bis<br />
heute ebenso wenig wegzudenken ist<br />
wie das überlieferte Wissen um die Fassadenfertigung,<br />
hat doch die maschinentechnische<br />
Entwicklung grundlegend<br />
dazu beigetragen, die Geschwindigkeit<br />
der Arbeit zu beschleunigen und<br />
damit den Umfang des Fassadenbaus<br />
zu erhöhen. Zu den quantitativen Vorzügen<br />
der maschinellen Unterstützung<br />
kommen auch qualitative: Sei es bei der<br />
Verringerung der Materialstärken, der<br />
Erweiterung konstruktiver Möglichkeiten<br />
oder dem zusätzlichen – oft im<br />
Materialmix – Einsatz von Keramik und<br />
Kunststein.<br />
Beim Blockschnitt erledigen Gattersägen<br />
und Schrämsägen sowie Seilsägen<br />
heute die Hauptarbeit, wobei Multiwire-Sägeanlagen<br />
bei sehr großen Betrieben<br />
eingesetzt werden und vertikal<br />
oder horizontal schneidende Monowire-<br />
Blockseilsägen bei den übrigen produzierenden<br />
Unternehmen. Bis zu 70 Diamantseile<br />
und Sägeblätter mit Durchmessern<br />
von bis zu 3.500 Millimetern<br />
kommen heute bereits zum Einsatz. Bis<br />
zu eineinhalb Meter hohe Blöcke lassen<br />
sich damit präzise filetieren. Anschließend<br />
werden die gewonnenen Tranchen<br />
sowie Rohplatten – wie im Folgenden<br />
beschrieben – passgenau zu Fassadenplatten,<br />
-gewänden sowie -ornamenten<br />
weiterverarbeitet und oft auch bereits<br />
mit den gewünschten Verankerungslöchern<br />
und -schnitten versehen. Zahlreiche<br />
Unternehmen in Deutschland,<br />
Österreich, der Schweiz und weiteren<br />
europäischen Ländern liefern bereits<br />
Fassaden-Maßanzüge an <strong>Stein</strong>metze.<br />
Gleiches gilt für die Hersteller der Befestigungstechnik.<br />
•<br />
STEIN stellt folgende<br />
Firmen vor:<br />
1. Müller & Wolf Naturstein GmbH,<br />
Jüchen-Hochneukirch<br />
www.mueller-wolf.gmbh<br />
2. <strong>Stein</strong> und Co. GmbH,<br />
Ennsdorf (Österreich)<br />
www.steinundco.com<br />
3. Granitwerk Kammerer GmbH,<br />
Schrems (Österreich)<br />
www.granitwerk-kammerer.at<br />
4. SteMaTec GmbH,<br />
Krumbach<br />
www.stematec-gmbh.de<br />
S08| <strong>2021</strong> 35
KUNDEN GEWINNEN<br />
DAS GESCHÄFT<br />
MIT DEN<br />
BUSINESSKUNDEN<br />
Architekten, Planer, Küchenstudios & Co: Geschäftskunden sind<br />
für Natursteinverarbeiter wichtige Umsatzgaranten und stabilisieren<br />
die Auslastung. Das Geschäft wird digitaler und die Zusammenarbeit<br />
enger. Die wichtigste Businessregel lautet: Mach deine Kunden erfolgreich.<br />
Im digitalen Zeitalter erfordert dies neue Expertisen.<br />
Von Annette Mühlberger<br />
Lange Jahre waren Privat- und Geschäftskunden<br />
aus Beratungsund<br />
Verkaufssicht Lichtjahre entfernt.<br />
Heute nähern sich Privat- und<br />
Businessleben immer mehr an. Das<br />
liegt zum einen an der geforderten<br />
Transparenz von Lieferketten (Lesen<br />
Sie hierzu unseren Beitrag zum nachhaltigen,<br />
fair gehandelten Naturstein in<br />
STEIN 6/<strong>2021</strong>). Das heißt, die Kunden<br />
von Geschäftskunden wollen zunehmend<br />
wissen, wo Rohmaterialien und<br />
Zwischenprodukte herkommen. Entsprechend<br />
wichtiger werden gesellschaftlich<br />
relevante Themen und Verbraucherinteressen<br />
im Businessumfeld.<br />
Zum anderen verändert die Digitalisierung<br />
die Zusammenarbeit.<br />
Für Natursteinverarbeiter sind Geschäftskunden<br />
wichtige Umsatzgaranten. Architekten,<br />
Projektmanager, Planer, Weiterverarbeiter,<br />
Küchenstudios sorgen als<br />
Key-Accounts für eine regelmäßige Auslastung,<br />
erwarten aber auch eine exzellente<br />
Produkt- und Servicequalität und Betreuung.<br />
Hinzu kommt Digitalexpertise,<br />
denn der digitale Datenaustausch wird<br />
nicht erst mit BIM immer wichtiger.<br />
KUNDEN ERFOLGREICH MACHEN<br />
Hilf deinen Geschäftspartnern, erfolgreich<br />
zu sein, lautet die Businessregel<br />
Nummer 1, die nach wie vor gilt: Aufwand<br />
reduzieren, Zeit und Kosten sparen, mehr<br />
Marge durch die Zusammenarbeit (etwa,<br />
weil sich höhere Preise beim Endkunden<br />
durchsetzen lassen) sowie mehr Umsatz<br />
(zum Beispiel, weil ein Küchenstudio<br />
durch ihre Leistungen weiterempfohlen<br />
wird), sind die wesentlichen Ziele, die<br />
Geschäftskunden mit der Zusammenarbeit<br />
mit Lieferanten verbinden.<br />
Durch die Digitalisierung verändern<br />
sich die Abläufe. Die Spezialisierung, die<br />
sich bei vielen Gewerken und auch beim<br />
<strong>Stein</strong>metz beobachten lässt, macht das<br />
Arbeiten in Netzwerken und festen Kooperationsgemeinschaften<br />
wichtiger. Über<br />
digitale Tools, standardisierte Datenformate<br />
und Apps können auch Kleinbetriebe<br />
sich heute unkompliziert mit Geschäftspartnern<br />
austauschen und digital<br />
kooperieren (siehe unser Fallbeispiel<br />
Foto: Raumfabrik<br />
42 S08| <strong>2021</strong>
KUNDEN GEWINNEN<br />
Grenzenlos: Wo hört die Neolith-Fläche<br />
auf, wo fangen die Funktionselemente an?<br />
Präzision und Expertise sind für solche<br />
Küchenfinishs unabdingbar. Das Projekt<br />
hat Hellwig Naturstein, Emsdetten,<br />
mit umgesetzt. Hellwig Naturstein porträtieren<br />
wir auf Seite 48<br />
Seite 48). Durch die Digitalisierung erhält<br />
das Handwerk zudem die Chance, sich<br />
tief in die Planungsprozesse seiner Kunden<br />
zu integrieren.<br />
DIGITALE ZUSAMMENARBEIT<br />
Das erfordert Planungs- und Digitalexpertise,<br />
wie BIM-Spezialist Marc Aßmann<br />
im Gespräch mit STEIN betont<br />
(Interview Seite 46). Außerdem verändert<br />
BIM die Geschäftsmodelle im Handwerk,<br />
weil die Arbeit auf der Planungsebene<br />
am digitalen Mock-up einen weiteren<br />
Spezialisierungsgrad auf bestimmte Leistungen<br />
und Anwendungsfälle befördert.<br />
BIM wird also das Handwerk ein Stück<br />
mehr industrialisieren.<br />
Nachdem man sich über Jahre in Deutschland<br />
eher schwer getan hat mit dem digital<br />
vernetzten Arbeiten im Rahmen des<br />
Building Information Modeling, nimmt<br />
das digitale Bauen nun langsam Fahrt<br />
auf. Die Beratungsgesellschaft PwC untersucht<br />
den Markt regelmäßig. So gaben<br />
in einer Umfrage von PwC im Jahr 2019<br />
gut 80 Prozent der Bauunternehmen an,<br />
in den nächsten Jahren BIM nutzen zu<br />
wollen. Allerdings verfügten nur 18 Prozent<br />
der Befragten schon über eine ausgereifte<br />
BIM-Strategie, 39 Prozent wollten<br />
sich immerhin darum kümmern. Ende<br />
2020 sahen sich 60 Prozent der Planer<br />
und 43 Prozent der Bauindustrie im Bereich<br />
Cloudtechnologie und Plattformen<br />
gut aufgestellt. Über solide Kenntnisse im<br />
digitalen Bauen verfügt aber nach wie vor<br />
nur jeder Fünfte. Etwas besser sieht es<br />
bei den Planerinnen und Planern aus: 27<br />
Prozent schätzen die eigenen BIM-Fähigkeiten<br />
als gut bis sehr gut ein. Die Erwartungen<br />
von Bauunternehmen, Projektmanagern<br />
und Planern an die Digitalisierung<br />
sind groß:<br />
• 80 Prozent erwarten sich eine bessere<br />
Zusammenarbeit und Kommunikation<br />
mit allen Beteiligten,<br />
• 62 Prozent rechnen mit kürzeren Planungs-<br />
und Bauzeiten durch bessere<br />
Arbeitsabläufe,<br />
• 46 Prozent gehen von einer Reduktion<br />
der Kosten aus,<br />
• ein Viertel erwartet einen Rückgang<br />
der Reklamationen und Nacharbeiten.<br />
S08 | <strong>2021</strong> 43
CHANCEN NUTZEN<br />
VERMEIDEN,<br />
SORTIEREN,<br />
WIEDERVERWERTEN<br />
Richtig entsorgen Bauabfälle sind kein Müll. Was sollte man bei<br />
der „Entsorgung“ von alten Fliesen, Natursteinen und anderen<br />
mineralischen Wertstoffen, Verpackungen oder Problemabfällen beachten,<br />
und wie lassen sich Abfälle im Betrieb und auf der Baustelle vermeiden?<br />
Von Marian Behaneck<br />
50 S08| <strong>2021</strong>
CHANCEN NUTZEN<br />
Mineralische Abbruchmaterialien<br />
haben eine hohe Recyclingquote,<br />
die aber stark von der korrekten<br />
Sortierung abhängt<br />
S08 | <strong>2021</strong> 51