GRAF RECKE STIFTUNG Sandsäcke an den neuralgischen Punkten: Reimund Weid<strong>in</strong>ger und Christ<strong>in</strong>e Noglik (rechts) kämpften mit allen Mitteln gegen die Fluten. die Lage unter Kontrolle zu br<strong>in</strong>gen. Schutzmaßnahmen und Vorkehrungen waren bereits am 14. Juli getroffen worden, mit e<strong>in</strong>er Katastrophe dieses Ausmaßes hatte jedoch niemand gerechnet. GENIALE HILFE 18 Wohnungen des Service-Wohnens Düsselthal, fast alle Keller <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Wohnen & Pflege und <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> Sozialpsychiatrie & Heilpädagogik standen unter Wasser. <strong>Das</strong> Haus an <strong>der</strong> Düssel, e<strong>in</strong> Wohnhaus für Menschen mit psychischen Erkrankungen, war zwischenzeitlich nur noch per Boot zu erreichen, das Geme<strong>in</strong>schaftshaus samt Büro und die Räume <strong>der</strong> Arbeits- und Ergotherapie wurden überflutet. »Wir konnten zugucken, wie das Wasser gestiegen ist. Wir Mitarbeitenden hatten Tränen im Gesicht, weil es ganz e<strong>in</strong>fach schlimm ist. <strong>Das</strong> Schöne aber ist, dass so viele Helfer hierhergekommen s<strong>in</strong>d. Egal ob Feuerwehr, DLRG, DRK, ASB, THW – die waren alle e<strong>in</strong>fach nur genial«, sagt Christ<strong>in</strong>e Noglik während <strong>der</strong> ersten Aufräumarbeiten. Ihr Handy kl<strong>in</strong>gelt ununterbrochen, Bewohner und Angehörige haben viele Fragen. Christ<strong>in</strong>e Noglik und ihre Kolleg<strong>in</strong> Andrea Dürken versuchen allen gerecht zu werden. Es sche<strong>in</strong>t ihnen zu gel<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong> Hilfeaufruf auf Facebook wirkt Wun<strong>der</strong>, viele Menschen wollen ehrenamtlich helfen. Es kommen zahlreiche freiwillige Helfer, weitere Mitarbeitende und Angehörige und packen tagelang überall mit an. So auch Pia: »Wir s<strong>in</strong>d aus Düsseldorf und wollen nicht nur zuschauen, wie an<strong>der</strong>e Leid ertragen müssen. Wir wollen e<strong>in</strong>fach helfen!« Tobias Töpperwe<strong>in</strong> wurde von se<strong>in</strong>em Arbeitgeber Henkel für die tatkräftige Hilfe von <strong>der</strong> Arbeit freigestellt: »Ich b<strong>in</strong> seit drei Tagen hier und kann helfen.« Der 35-Jährige geht mit se<strong>in</strong>em Kollegen zurück <strong>in</strong> den nächsten Keller, um den gerade angelieferten dritten Conta<strong>in</strong>er für die Entsorgung weiter zu beladen. Nach <strong>der</strong> tagelangen Bergung werden die Ausmaße klar: Hauselektrik und Heizung s<strong>in</strong>d zerstört, Keller, Geschossdecken, Böden, Fahrstühle und Wände müssen grundsaniert werden, auch Ausstattung und Innene<strong>in</strong>richtung s<strong>in</strong>d betroffen. Alle<strong>in</strong> die re<strong>in</strong>en Sanierungskosten werden aktuell auf m<strong>in</strong>destens 750.000 Euro geschätzt. H<strong>in</strong>zukommen werden unter an<strong>der</strong>em noch Kosten für die Neuanschaffungen. Dramatischer s<strong>in</strong>d aber die Folgen für die Bewohner <strong>der</strong> betroffenen 18 von <strong>in</strong>sgesamt 54 seniorengerechten Wohnungen. Viele haben e<strong>in</strong>fach alles verloren: Möbel, Haushaltsgeräte, Hilfsmittel, Kleidung, Bücher, Fotoalben und viele weitere persönliche Er<strong>in</strong>nerungsstücke. »Die Meisten benötigen jetzt Unterstützung, weil sie e<strong>in</strong>fach nicht die f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen haben, um sich Sachen neu zu kaufen«, berichtet Christ<strong>in</strong>e Noglik und fügt h<strong>in</strong>zu: »E<strong>in</strong>e Bewohner<strong>in</strong> fragte mich, was mit den Lebensmitteln <strong>in</strong> Kühlschrank und Gefriertruhe sei. Für sie ist <strong>der</strong> gefüllte Kühlschrank e<strong>in</strong> Vermögen wert. Ich habe auch Mieter, die, wenn sie am Monatsende e<strong>in</strong>e schwarze Null auf dem Konto haben, gut dastehen. Es ist wirklich traurig.« Alles, was noch zu retten war, wurde erst mal e<strong>in</strong>gelagert. Bis <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zug wie<strong>der</strong> möglich ist. WEITERE UNTERSTÜTZUNG BENÖTIGT Die <strong>Stiftung</strong> hat für die betroffenen Privatpersonen wie für ihre von <strong>der</strong> Flut beschädigten E<strong>in</strong>richtungen zu Spenden aufgerufen, sie unterstützt auch betroffene Mitarbeitende bei <strong>der</strong> Beantragung von Soforthilfen und wird überall, wo nötig, auch <strong>in</strong> Vorleistung gehen. »Es ist wichtig, dass wir zunächst unsere Senior<strong>in</strong>nen und Senioren und auch die betroffenen Mitarbeitenden unterstützen. Gott sei Dank ist niemand verletzt worden«, betont <strong>der</strong> Theologische Vorstand <strong>der</strong> <strong>Graf</strong> <strong>Recke</strong> <strong>Stiftung</strong>, Pfarrer Markus Eisele. Es sei klar, dass e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> Hochwasserschäden nicht über Versicherungen getragen werde, sagt F<strong>in</strong>anzvorstand Petra Skodzig mit Blick auf die Bewohner und betroffenen E<strong>in</strong>richtungen. Daher sei die Unterstützung durch Spenden- und För<strong>der</strong>mittel weiterh<strong>in</strong> wichtig, um den Wie<strong>der</strong>aufbau voranzubr<strong>in</strong>gen. »Wir tun alles dafür, dass alle Bewohner bald wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> ihr Zuhause zurückkehren und auch unsere Angebote für die von uns betreuten Menschen wie<strong>der</strong> aufgenommen werden können!« SCHICKSALSGEMEINSCHAFT ÜBER NACHT Auch Charlotte Wilts aus Ostbrandenburg hat ihr Hab und Gut verloren. In <strong>der</strong> Nacht des Hochwassers bewahrte die 91-Jährige e<strong>in</strong>en kühlen Kopf. Sie zog sich rasch an, schnappte schnell noch Geldbeutel und Fahrkarte. »Dann standen da schon die jungen Leute von <strong>der</strong> DLRG und halfen uns, über die Sandsäcke zu steigen«, berichtet die Senior<strong>in</strong>, dankbar. Ihren Humor hat sie nicht 10 <strong>recke</strong>: <strong>in</strong> 3/<strong>2021</strong>
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