City-Magazin-Ausgabe-2021-09-Linz
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Dr. Thomas
DUSCHLBAUER
ZU GUTER LETZT …
Zum Glück ist das Sommerloch vorüber und es
gibt endlich wieder etwas Substanzielles in den
Zeitungen zu lesen. Die Schlagzeilen steigern
sich von Ausgabe zu Ausgabe und gewinnen
derart an Heftigkeit, dass sie beinahe schon umwerfend
sind. Selbst in der Lokalberichterstattung melden
sich die Politiker nach den verdienten Ferien wieder zu
Wort. Sie eröffnen feierlich einen Eierautomaten als
örtlichen Beitrag zur Digitalisierung, sie besuchen die
Kleintierschau oder begleiten zu Schulbeginn
Taferlklassler über die Straße.
DAS sagt uns das SOMMERLOCH
Die Aufmerksamkeit im Sommer gehörte aber
nicht zu Unrecht den Reptilien: Waren es in den
vergangenen Jahren stets spektakuläre Sichtungen von
sogenannten Problemtieren oder gar Seeungeheuern
aus größerer Entfernung, so hat sich die Wahrnehmung
heuer auf den territorial begrenzten Raum der Toilette
fokussiert, so dass es sich nicht mehr um distanzierte,
sondern um äußerst intime und für die Betroffenen
sicherlich berührende Begegnungen handelte. In der
Regel sind wir es ja, die oft unter beträchtlicher
Aufwendung von Kraft und Muse mit unserem Allerwertesten
unterschiedlich große, schlangenförmige
Artefakte formen, die wir dann abseilen, um uns Freude
und Erleichterung zu verschaffen. Wir dürfen uns dabei
wie ein Bildhauer fühlen, der in einem kreativ-gestalterischen
Akt alles gibt, was in ihm steckt. Umso größer ist
natürlich die Irritation, wenn dieser Prozess umgekehrt
wird und sich nun eine Schlange von unten nach oben
windet, um ihrer Präsenz Ausdruck zu verleihen. Genau
genommen handelt es sich dabei also um den uralten
Konflikt zwischen Kultur und Natur. In erhabener
Position setzt sich der Mensch schöpferisch über die
Natur hinweg, die nun mit großer Symbolkraft subversiv
dagegen rebelliert. Denn es war nicht bloß irgendein
lächerlicher Nager, der sich am Allerwertesten oder am
Gemächt des Opfers zu schaffen machte. Nein, es war
die Schlange, die in der christlichen Tradition das
ultimativ Böse verkörpert. Die schmerzhafte Botschaft:
Wir sollten bei jeder Gelegenheit auf die Umwelt achten!
Was wurde aus? Heimische Prominenz von gestern, heute betrachtet
Gustav Ernst (77)
Das Alter legitimiert offenbar mehr zur Lehrtätigkeit“, meint Ernst. Angehende
Schriftsteller suchen immer wieder seinen Rat. Das hat ihn und seine Frau dazu
Schon als junger Lyriker entdeckte
veranlasst, 2005 die Leondinger Akademie für Literatur ins Leben zu rufen.
Ernst (*23.08.1944) seine wichtigsten Dort lernen die Studierenden erfahrene Autoren kennen, absolvieren mit ihnen
Themen: das Verhältnis zwischen den Schreibübungen und erhalten Tipps. Ein Lehrgang dauert 8 Monate, wobei man
Geschlechtern, sexuelle und emotionale sich alle 4 Wochen trifft. Dieses Format ist einmalig. Dank dieser Institution ist die
Nöte und andere Aspekte der Liebe. kleine Stadt Leonding zu einem beachtenswerten kulturellen Player avanciert (Infos:
www.literatur-akademie.at). Der 77-jährige Autor erhält keine Alterspension,
Später engagierte er sich auch politisch.
Er hat viele Romane und Theaterstücke weil er nie in die Pensionsversicherung einbezahlt hat. Nach wie vor lebt er vom
veröffentlicht und etliche Preise gewonnen.
Zusammen mit Karin Fleischanderl ner Feder erschienen. Im Roman „Grundlsee“ (Haymon-Verlag) nimmt er das Fami-
Schreiben und Unterrichten. In den letzten Jahren sind erfolgreiche Bücher aus sei-
gründete er 2005 eine Literaturakademie
in Leonding. Dort unterstützen tet wiederum intime Einblicke in den Literaturbetrieb. Aus seiner Verbindung mit
lienleben satirisch aufs Korn. Der Krimi „Betriebsstörung“ (Verlag Sonderzahl) bie-
renommierte Schriftsteller ehrgeizige Fleischanderl entstammen drei Kinder. Er besucht regelmäßig das Fitness-Studio,
Nachwuchsautoren.
um gesund zu bleiben und lange noch seinem Beruf nachgehen zu können.
Foto: Foto: Gustav Ernst – Foto Fleischanderl
EIN „ERNSTES“ WORT: „Du suchst den Traumberuf? Mach dich auf Albträume gefasst!“