netzwerk - Ausgabe 3 (September 2021)

DAS LETZTE WORT
Es geht um die
Rettung der
Menschheit…
… und um ein (noch) kleines
Start-up, das Großes bewirkt
Mutter Erde ist krank, sehr krank. Sie hat
hohes Fieber. Wenn sie stirbt, dann kann
sie uns nicht weiter ernähren, und dann
sterben wir auch. Das alles wissen und messen wir.
Und dennoch heizen wir sie weiter auf. Unser persönlicher
Wohlstand und der Status als große Industrienation
sind uns wichtiger.
Aber wenn es um eine notwendige Reduzierung von
CO2 geht, rechnen wir uns plötzlich so klein, denn wir
verantworten doch nur winzige 2% vom weltweiten
Ausstoß!
Seit dem Beginn der Industrialisierung haben
die USA 400 Mrd. t (25%), Europa 350 Mrd. t (20%),
China 200 Mrd. t (13%) und Indien 50 Mrd. t (5%) des
Fiebergases produziert. Darunter leiden vor allem die
Ärmsten, die am wenigsten dazu beigetragen haben:
Afrika hat 40 Mrd. t CO2 erzeugt.
Wenn dieser Kontinent nicht mehr bewohnbar ist,
ist auch unsere Bequemlichkeit in Gefahr. Was bleibt
diesen bedauernswerten Menschen übrig, als ihr Überleben
in der Migration zu suchen? Die Auswirkungen
des Kriegs in Syrien haben die Grenzen unserer psychischen
Belastbarkeit bereits deutlich gezeigt. Und
das war noch nichts in Anbetracht der kommenden
Flüchtlingswucht.
Fatal daran ist, dass wir von der Überhitzung
schon lange wussten. Seit der Club of Rome 1972
wissenschaftlich belegt hat, dass in 50 Jahren (!) eine
Klimakatastrophe eintritt, war Weiter so! die Maxime.
Das Nach mir die Sintflut der Politik bekommt in Anbetracht
der biblischen Demütigungen in NRW und
Rheinland-Pfalz plötzlich eine tödliche Realität für
uns. Bei uns! Ist das überhaupt zulässig?
Dagegen gibt es sicher eine Verordnung in
Deutschland. Ja, das Grundgesetz! Aber machen wir
das mal den CO2-Molekülen klar. Warum werden
PolitikerInnen nicht für persönliches Versagen mit in
die Verantwortung genommen? Waren vor dem Gesetz
nicht mal alle gleich? Unternehmer haften ja auch bei
Insolvenz. Nicht nur die Politik der letzten 20 Jahre
hat in Sachen Klima und Umwelt komplett versagt.
Auch wir Normalos haben fleißig weiter gejettet,
bequeme drei Autos in der Familie besessen und als
Wirtschaftsjunkies der Droge Konsum gefrönt.
Und Berge an Fleisch konsumiert. Stellen Sie sich
mal vor: Sie kaufen ein Kilo Fleisch und bekommen an
der Kasse die bei der Aufzucht des ermordeten Tieres
verursachten 20 Kilo Gülle mit. Fleisch ist durch
Methan, Lachgas und CO2 mit Abstand der größte
Klimatreiber, auch wegen der Abholzung der grünen
Lungen für den Anbau von Soja und Mais, damit wir
hier billig konsumieren können.
Aber welchen hohen Preis zahlt die Menschheit
jetzt dafür? Die verursachten Klimagase müssten auf
der Packung stehen und bepreist sein.
Sofortmaßnahme: Mehr regionales Gemüse essen,
was zudem die Lebenserwartung um 10 (gesunde!)
Lebensjahre erhöht. Was hat all das mit carbonauten,
einem 11-köpfigen Start-up aus Giengen a.d. Brenz zu
tun? Seit 2017 waren wir mit der Idee des aktiven Entzugs
und der dauerhaften Speicherung von CO2 sowie
der Vermeidung der Klimakiller Methan und Lachgas
auf erfolgloser Betteltour bei deutschen Investoren.
Es ist den damaligen Skeptikern vergangen, uns zu
belächeln. Seit Jahresbeginn melden sich viele international
tätige Unternehmen und fragen nach Hilfe,
die wir mangels Kapital erbärmlicherweise erst ab
2022, zwei Jahre später als geplant, umsetzen können.
Dann wird es in ein paar Jahren die Reduzierung von
Klimagasen im Bereich von Gigatonnen sein.
Tragische Ironie dabei ist, dass wir unser Geschäftsmodell
der Klimakatastrophe zu verdanken haben.
Scheiß drauf – wenn es Mutter Erde hilft!
Torsten Becker
Gründer, Träumer, Innnovator
38 03/2021 TEXT TORSTEN BECKER · FOTO CARBONAUTEN GMBH