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netzwerk - Ausgabe 3 (September 2021)

Titelthema: Mit welchen Ideen sich Speditionen und Logistiker für die Zukunft rüsten

Titelthema: Mit welchen Ideen sich Speditionen und Logistiker für die Zukunft rüsten

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<strong>Ausgabe</strong> 03 – <strong>September</strong> <strong>2021</strong><br />

Smartes<br />

Stapelsystem<br />

Bei TDK in Heidenheim spart<br />

man durch intelligente Lagerung<br />

viel Zeit und Geld<br />

Abgefahren<br />

Titelthema: Mit welchen Ideen<br />

sich Speditionen und Logistiker für<br />

die Zukunft rüsten<br />

ENERGIE UND MOBILITÄT<br />

Die EnBW ODR ist längst mehr<br />

als nur ein Energieversorger<br />

ABFALLWIRTSCHAFT 4.0<br />

Die Bühler GmbH entsorgt<br />

Industrieabfälle nachhaltig<br />

NEUE IDEEN GESUCHT<br />

Der Resilienz-Award zeichnet<br />

innovative Unternemer aus


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Geschäftsdrucke<br />

Prospekte/Kataloge<br />

Mailingaktionen<br />

<br />

<br />

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Offsetdruck<br />

Digitaldruck<br />

Weltweiter Versand<br />

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Industriedruck<br />

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BAIRLE Druck & Medien GmbH<br />

Gutenbergstraße 3 · 89561 Dischingen · Tel.: +49 (0) 7327 9601-0<br />

www.bairle-druck.de · www.bairle-media.de


EDITORIAL // INHALT // IMPRESSUM<br />

Liebe Leser,<br />

editorial<br />

ohne Logistik geht nichts. Die tägliche Zustellung Tausender Pakete<br />

– selbstverständlich. Jederzeit frische Produkte im Supermarkt –<br />

ebenso selbstverständlich. Selbst das neue Sofa aus dem Möbelhaus,<br />

die neueste Sommerkollektion im Bekleidungsgeschäft und das<br />

Smartphone der neuesten Generation – alles selbstverständlich<br />

immer und überall verfügbar.<br />

Ohne den Spediteur, der die Ware von A nach B transportiert, teils<br />

sogar bis an unsere Haustür, wäre das kaum möglich. Vermutlich<br />

wäre unser Alltag ohne die Spediteure und Logistiker um einiges<br />

chaotischer, unsortierter und strukturloser. Weil aber alles reibungslos<br />

funktioniert, ist es für uns erst so normal und selbstverständlich.<br />

In dieser <strong>Ausgabe</strong> von geht es deshalb auch um die Frage,<br />

wie sich die Speditionen und Logistiker für die Zukunft wappnen?<br />

Was ist die Strategie für die kommenden Jahre? Oder: Welche Rolle<br />

spielen alternative Antriebe? Bei den vielen positiven Nachrichten<br />

geht es immer auch um die Frage, wie ausreichend gutes Fachpersonal<br />

für die verantwortungsvollen Jobs in der Branche zu finden ist.<br />

Die nunmehr dritte <strong>Ausgabe</strong> des -Magazins aus dem<br />

Haus der Heidenheimer Zeitung hat auch dieses Mal wieder viele<br />

spannende Themen über die Entscheider und Macher in der Region<br />

Ostwürttemberg versammelt – und hoffentlich können auch Sie beim<br />

Lesen der Geschichten so einiges Neue erfahren.<br />

Viel Spaß bei der Lektüre und bleiben Sie gesund.<br />

inhalt<br />

IDEEN UND INNOVATIONEN<br />

Energiepartner EnBW ODR setzt auf<br />

Nachhaltigkeit und Umweltschutz 04<br />

Smart gestapelt TDK geht mit<br />

seinem Lagersystem neue Wege 06<br />

Nachhaltige Idee Bühler entsorgt<br />

Industrieabfälle umweltfreundlich 10<br />

Ein Ort für Tüftler MAKE Experience<br />

im <strong>September</strong> in Aalen 12<br />

Neue Ideen gesucht Firmen können<br />

sich für RAW.21-Award bewerben 14<br />

TITELTHEMA<br />

Wachstumsbranche Speditionen und<br />

Logistiker rüsten sich für die Zukunft 16<br />

Pioniergeist Schwarz-Gruppe arbeitet<br />

an energieeffizienten Transporten 20<br />

Globale Verantwortung Dachser SE<br />

engagiert sich beim Klimaschutz 26<br />

Klein, aber oho Schmid Transporte<br />

erfüllt manchen Spezialwunsch 30<br />

KÖPFE UND IHRE GESCHICHTE<br />

Neue Arbeitswelt Welcome Center<br />

Ostwürttemberg berät Fachkräfte 32<br />

Talkformat BLACKPIN im Gespräch<br />

über digitale Transformation 34<br />

Konfigurator Das Traumhaus<br />

bauen mit Baufirmensuche24.de 36<br />

AFTER WORK<br />

Ellen Kleiber hat mit dem Café<br />

Hellenstein keine Scheu vor Neuem 37<br />

Mathias Ostertag<br />

Redaktion<br />

DAS LETZTE WORT<br />

Torsten Becker hat mit dem Start-up<br />

Carbonauten Ideen fürs Klima. 38<br />

impressum<br />

Verlag & Herausgeber Heidenheimer Zeitung GmbH & Co. KG, Olgastraße 15, 89518 Heidenheim, Reg. Ger. Ulm HRA 660359<br />

Komplementär Heidenheimer Zeitung Verlagsgesellschaft mbH, Reg. Ger. Ulm HRB 660041 Geschäftsführer Martin Wilhelm<br />

Anzeigen (verantwortlich) Christoph Brosius, Fon 07321 347-120, christoph.brosius@hz.de Redaktion Mathias Ostertag, Fon 07321 347-176,<br />

mathias.ostertag@hz.de // Manuela Wolf // Philipp Hruschka Fotografie Natascha Schröm Titelbild Jag_cz – stock.adobe.com<br />

Grafik & Herstellung Jens Puschmann // Simone Künzer Druck BAIRLE Druck & Medien GmbH, Gutenbergstraße 3, 89561 Dischingen<br />

Vertrieb Jonas Ott, Fon 07321 347-318, jonas.ott@hz.de Druckauflage 3.500 Exemplare<br />

03/<strong>2021</strong> 3


IDEEN UND INNOVATIONEN<br />

Ein starker<br />

Partner für<br />

Energie<br />

4 03/<strong>2021</strong>


Haben Großes vor: die beiden Vorstände der EnBW ODR,<br />

Frank Reitmajer (links) und Sebastian Maier.<br />

„Die ODR will laut ihrer<br />

Nachhaltigkeitsstrategie bis<br />

2023 als Unternehmen CO2-<br />

neutral sein.“<br />

Sebastian Maier<br />

Vorstand der EnBW ODR<br />

Man schrieb das Jahr 1999, als die Energie Baden-Württemberg<br />

Ostwürttemberg Donau-<br />

Ries AG (kurz EnBW ODR) noch als klassischer<br />

Energieversorger an den Start ging. Seither hat<br />

sich das Traditionsunternehmen zu einem nachhaltigen<br />

und innovativen Energie- und Infrastrukturdienstleister<br />

für die Region weiterentwickelt.<br />

Zwischen Rems und Ries, Hohenlohe und Donau versorgt<br />

die EnBW ODR 120 Gemeinden mit Strom und<br />

71 mit Gas. Zusätzlich bietet das Unternehmen sichere,<br />

komfortable und umweltschonende Dienstleistungen<br />

rund um (Ab-)Wasser, Heizung, E-Mobilität sowie Telekommunikation<br />

in Zusammenarbeit mit der NetCom BW.<br />

Der Zuwachs der Anlagen für regenerative Energien<br />

im Versorgungsgebiet der ODR belegt dies: 2020 stammte<br />

der Strom im Netzgebiet rechnerisch zu 72 Prozent aus<br />

erneuerbaren Energien. Damit lag der Energieversorger<br />

bereits jetzt über dem bundesweiten Ziel, bis 2030 eine<br />

Quote von 65 Prozent zu erreichen. Darüber hinaus will<br />

die ODR laut ihrer Nachhaltigkeitsstrategie bis 2023 als<br />

Unternehmen CO2-neutral sein.<br />

Nachhaltiger und regional produzierter Strom sind auf<br />

der Ostalb und im Donau-Ries gefragt: Im vergangenen<br />

Jahr konnte die EnBW ODR 750 weitere Stromkunden<br />

für den klimafreundlichen und regionalen Stromtarif RegioDirekt<br />

gewinnen. Er verbindet Produzenten regenerativer<br />

Energien mit den Verbrauchern aus der Region.<br />

Im Bereich der intelligenten Netz- und Kommunikationsinfrastruktur<br />

geht die EnBW ODR ebenfalls voran<br />

– mit digitalen, flexiblen Lösungen und fortschrittlichen<br />

Technologien, welche sie zu einem der innovativsten<br />

Regionalversorger in Deutschland machen.<br />

Freie Fahrt für E-Mobilität<br />

Die EnBW ODR schafft die Infrastruktur für die Mobilitätswende<br />

in der Region – mit öffentlichen Ladesäulen<br />

und Wallboxen für zu Hause. Schon über 130 Ladepunkte<br />

betreibt der Dienstleister aktuell, das E-Ladenetz baut<br />

er in großen Schritten weiter aus.<br />

Mit der App MobilityMe können E-Mobilisten sogar<br />

an über 200 000 Ladepunkten unabhängig und europaweit<br />

Strom tanken.<br />

Daneben etabliert sich die EnBW ODR zunehmend<br />

als Partner der Industriekunden für den Aufbau firmeneigener<br />

Ladeinfrastruktur und schafft so eine weitere<br />

Voraussetzung für den Mobilitätswandel in der Region.<br />

In der Heimat verwurzelt<br />

Die EnBW ODR setzt auf ganzheitliche und individuelle<br />

Lösungen, um den Wandel der Energieversorgung<br />

und der Infrastruktur in der Region voranzutreiben. Gemeinsam<br />

mit dem Tochterunternehmen Netze NGO legt<br />

der Dienstleister großen Wert auf Kundennähe, lokale<br />

Präsenz und eine Partnerschaft mit Kommunen, Privatund<br />

Industriekunden.<br />

Mit Investitionen, Ideen und Steuern stärkt die ODR<br />

die lokale Wirtschaftskraft und engagiert sich über Sponsoring<br />

für die Lebensqualität in ihrer Heimat. Zudem ist<br />

der Energiedienstleister für 500 Mitarbeitende ein attraktiver<br />

Arbeitgeber, der großen Wert auf die Ausbildung<br />

des eigenen Nachwuchses legt.<br />

Klimaschutz beginnt vor Ort<br />

Natur und Klima von schädlichen Einflüssen zu entlasten<br />

– das hat sich das Unternehmen auf die Fahnen geschrieben<br />

und treibt die regionale Energiewende mit dem<br />

Ausbau der erneuerbaren Energien maßgeblich voran.<br />

Das neue ODR-Bürogebäude des Telekommunikationsanbieters<br />

NetCom BW samt neu gestalteter Außenanlage. NetCom<br />

BW richtet sich in Sachen Telekommunikationsdienstleistungen<br />

an Privat- wie auch an Geschäftskunden.<br />

TEXT & FOTOS ENBW ODR<br />

03/<strong>2021</strong> 5


IDEEN UND INNOVATIONEN<br />

Vorreiter in Sachen intelligentes Lagersystem<br />

Schnelle Roboter und<br />

smartes Stapelsystem<br />

6 03/<strong>2021</strong>


Das System ist einzigartig in der Region:<br />

Am Standort Heidenheim hat<br />

der TDK-Konzern, der in den vergangenen<br />

Jahren die Firma Epcos erst teils,<br />

später dann komplett übernommen hatte, sein<br />

Kleinteile-Lager durch ein flexibles, schnelles<br />

und vollautomatisiertes System ersetzt.<br />

Auf fast gleicher Fläche konnte TDK Electronics<br />

die Kapazität des Lagers nahezu verdreifachen,<br />

um gleichzeitig die Anzahl der<br />

Warenbewegungen verdoppeln zu können.<br />

Der Schritt war notwendig geworden aufgrund<br />

der kontinuierlichen Produktionserweiterungen<br />

am Standort, vor allem bei Induktivitäten<br />

für die Automobilundustrie.<br />

Acht neue Produktionslinien<br />

Allein in den vergangenen zwei Jahren wurde<br />

die Fertigungskapazität für Datenleitungsdrosseln,<br />

Induktivitäten für die Kommunikationstechnologie<br />

und Leistungsinduktivitäten<br />

auf 16 Produktionslinien verdoppelt. „Es war<br />

einfach an der Zeit, für diese enorm gestiegenen<br />

Anforderungen ein innovatives Lagerkonzept<br />

aufzubauen“, sagt Standort-Sprecher<br />

Thomas Dörken. Besonders wichtig war, dass<br />

wir unsere Lieferfähigkeit während des Umbaus<br />

zu jedem Zeitpunkt sicherstellen konnten,<br />

so dass es keinerlei negative Auswirkungen<br />

auf unsere Kunden gab.“<br />

FIRMENINFO<br />

Am TDK-Standort Heidenheim werden vor<br />

allem innovative Produkte mit hohen Qualitätsansprüchen<br />

für die Automobilindustrie<br />

entwickelt und produziert. Derzeit sind rund<br />

540 Mitarbeiter am Standort beschäftigt.<br />

Haben das innovative Lagersystem in Heidenheim realisiert,<br />

von links: Jochen Binder (Leiter Lager und Versand), Dominik<br />

Thurnhuber (Versandleiter) und Kai Minihoffer (Lagerleiter).<br />

TEXT & FOTOS TDK<br />

03/<strong>2021</strong> 7


IDEEN UND INNOVATIONEN<br />

Die Induktivitäten sind in Autos in vielen<br />

Komfort- und Assistenzsystemen verbaut, sowohl<br />

in Modellen mit Verbrennungsmotoren<br />

als auch in Elektrofahrzeugen. Viele Hersteller<br />

rüsten damit jetzt auch kleinere und einfachere<br />

Fahrzeuge aus und bringen sie als Sondermodelle<br />

auf den Markt. „Die Nachfrage ist<br />

mittlerweile höher als vor der Coronakrise“,<br />

sagt Dörken.<br />

Darauf hat sich der Standort gut vorbereitet.<br />

„Mit dem neuen System konnten wir unsere<br />

Bestände deutlich ausbauen“, sagt Jochen<br />

Binder, Leiter von Lager und Versand. Bei<br />

gleichbleibender Gesamtfläche erhöhte sich<br />

die Anzahl der Lagerplätze von rund 2900 auf<br />

7700, die Warenbewegungen stiegen von 66<br />

000 auf 130 000 pro Jahr.<br />

Mit 3 Metern pro Sekunde unterwegs<br />

In dem neuen Lager gibt es keine Regale<br />

und keine Gänge. Stattdessen kommen Behälter<br />

zum Einsatz, die alle gleich groß sind und<br />

in einer Aluminium-Konstruktion übereinan-<br />

Blick in die Fertigung der Induktivitäten<br />

am Standort Heidenheim.<br />

der gestapelt werden. Auf der obersten Ebene<br />

fahren kleine Roboter wie auf Schienen. Jeder<br />

wiegt 130 Kilo und ist mit einer Geschwindigkeit<br />

von rund drei Metern pro Sekunde ziemlich<br />

schnell unterwegs. Häufig benötigte Produkte<br />

werden in den oberen Ebenen des Systems<br />

gelagert, so dass die Roboter schnell auf<br />

sie zugreifen können, ohne zuvor viele andere<br />

Boxen bewegen zu müssen.<br />

Roboter leisten Vorarbeit<br />

Wenn also morgens um 6.30 Uhr das Verpacken<br />

beginnt, haben die Roboter bereits die<br />

Sendungen für den Tag vorbereitet. „Sobald<br />

von den Kollegen im Kundenservice in SAP<br />

ein Lieferschein erstellt wird, wissen auch die<br />

Roboter, dass eine Auslagerung kurz bevor<br />

steht“, sagt Binder. „Einer davon bringt die<br />

Box mit der Ware in die obere Ebene des Systems.<br />

Liegt die Versandanweisung vor, lagert<br />

der Roboter die Ware aus, so dass der Packer<br />

sie auf den Weg zum Kunden bringen kann.“<br />

Mitarbeiterin Andrea Kinski lagert Induktivitäten in das System ein.<br />

Induktivitäten vom Typ ACT 45B<br />

werden in Heidenheim derzeit auf<br />

mehreren Linien gefertigt.<br />

8 03/<strong>2021</strong>


„Wir sparen viel Zeit und Platz.“<br />

Thomas Paul Dörken, Sprecher des Heidenheimer TDK-Standorts,<br />

über das innovative Lagersystem.<br />

<strong>netzwerk</strong> Herr Dörken, TDK macht<br />

seit geraumer Zeit mit einem neuen,<br />

ungewöhnlichen Lagersystem von<br />

sich reden. Was hat es damit auf sich?<br />

Thomas Paul Dörken Durch die enorme<br />

Steigerung unserer Produktionskapazitäten<br />

war klar, dass wir im Bereich<br />

Logistik, bei der Lagerung unserer Produkte<br />

und bei der Versandabwicklung<br />

Prozessverbesserungen benötigen. Im<br />

Mittelpunkt stand, ein Lagerkonzept in<br />

unserer bestehenden Gebäudestruktur<br />

umzusetzen, bei dem wir eine deutlich<br />

höhere Lagerkapazität erreichen, ohne<br />

zu viel an Fläche zu verlieren. Gleichzeitig<br />

wollten wir sicherstellen, auch<br />

in Zukunft eine wachsende Nachfrage<br />

kundengerecht bedienen zu können.<br />

Wie funktioniert diese besondere Art<br />

der Lagerung, die es in dieser Form<br />

bisher nur am Standort Heidenheim<br />

gibt?<br />

Der Vorteil liegt in der Blocklagerung.<br />

Wir benötigen keine Gänge oder Fahrwege,<br />

um Produkte ein- oder auszulagern.<br />

Auf der obersten Ebene des Systems<br />

fahren Roboter, die sehr schnell<br />

auf die Lagerware zugreifen und sie<br />

direkt an den Arbeitsplätzen für die<br />

Verpackung bereitstellen. Die Produkte<br />

kommen also direkt zu den Mitarbeitern.<br />

Damit sparen wir viel Zeit<br />

und auch Platz, da wir keine Flächen<br />

mehr für Kommissionierung und Fördertechnik<br />

benötigen.<br />

Standortsprecher der TDK Heidenheim,<br />

Thomas Paul Dörken.<br />

Was verspricht sich TDK von diesem<br />

Lagersystem?<br />

Wir verfügen jetzt über ein innovatives<br />

Lager, mit dem wir auch für die<br />

nächsten Jahre gut und zukunftssicher<br />

aufgestellt sind. Mit unserer Anlage<br />

haben wir bereits heute die nächste<br />

Ausbaustufe baulich berücksichtigt<br />

und können so mit relativ geringem<br />

Aufwand unsere Kapazität um nahezu<br />

weitere 50 Prozent steigern. Das<br />

Interesse an dem System und dessen<br />

Anwendungsmöglichkeiten innerhalb<br />

unseres Konzerns ist enorm. Heidenheim<br />

ist der Pilot für dieses Lagerkonzept,<br />

das auf Basis der gemachten Erfahrungen<br />

auch an anderen Standorten<br />

des Unternehmens relativ einfach<br />

realisiert werden kann.<br />

Welche Aufgaben übernehmen die Lagermitarbeiter<br />

in dieser Sache? Oder<br />

wird der Faktor Mensch hier gar nicht<br />

mehr gebraucht?<br />

Mit der Einführung des neuen Lagerkonzepts<br />

haben wir nicht das Ziel verfolgt,<br />

Personal zu reduzieren. Unsere<br />

Mitarbeiter waren und bleiben<br />

sehr wichtig. Allerdings verändern<br />

sich ihre Aufgaben, nicht nur durch<br />

das neue Lagersystem, sondern auch<br />

durch Digitalisierung und Industrie<br />

4.0. Deshalb bieten wir verschiedene<br />

Schulungen und Weiterbildungen<br />

für unsere Mitarbeiter an und setzen<br />

sie in Bereichen ein, die es in dieser<br />

Form bislang vielleicht gar nicht gab.<br />

Für die Mitarbeiter im Lager bedeutet<br />

das konkret, dass sie Ware nicht mehr<br />

manuell ein- und auslagern müssen,<br />

sondern beim Verpacken und Versand<br />

eingesetzt werden, damit wir die steigende<br />

Anzahl an Kundenbestellungen<br />

bewältigen können.<br />

„Es war einfach an der Zeit,<br />

für diese enorm gestiegenen<br />

Anforderungen ein<br />

innovatives Lagerkonzept<br />

aufzubauen.“<br />

TDK ist vor einigen Jahren aus der<br />

traditionsreichen Heidenheimer Firma<br />

EPCOS hervorgegangen. Wie sieht<br />

Ihre Bilanz heute aus?<br />

Der Standort Heidenheim wurde gestärkt<br />

und steht heute sehr gut da. Bereits<br />

seit vielen Jahren ist unser Werk<br />

auf die Entwicklung und Produktion<br />

von innovativen Bauelementen vor<br />

allem für die Automobilindustrie in<br />

Europa ausgerichtet. Das Produkt, das<br />

hier mit Abstand am meisten gefertigt<br />

wird, sind miniaturisierte Datenleitungsdrosseln.<br />

Diese Induktivitäten<br />

sind im Motormanagement, in Sicherheits-<br />

und Fahrerassistenzsystemen,<br />

in Komfortanwendungen und in der<br />

Fahrzeugvernetzung verbaut und stellen<br />

einen störungsfreien Betrieb und<br />

Datenaustausch zwischen den elektronischen<br />

Systemen im Fahrzeug sicher.<br />

Als Unternehmen halten wir mit<br />

diesen Bauelementen einen Weltmarktanteil<br />

von mehr als 80 Prozent.<br />

Und weil der Elektronikanteil in Fahrzeugen<br />

stetig zunimmt und die entsprechenden<br />

Systeme immer komplexer<br />

werden, steigt auch der Bedarf an<br />

unseren Produkten weiter. Am Standort<br />

Heidenheim hat TDK in den vergangenen<br />

Jahren kontinuierlich Kapazität<br />

aufgebaut, und wir investieren<br />

weiter in zusätzliche Fertigungsstrecken,<br />

um unsere Kunden bestmöglich<br />

bedienen zu können. So ist die Situation.<br />

Und das ist ja auch der wesentliche<br />

Grund dafür, dass wir ein neues<br />

Lagersystem installiert haben.<br />

INTERVIEW MATHIAS OSTERTAG · FOTO TDK<br />

03/<strong>2021</strong> 9


IDEEN UND INNOVATIONEN<br />

Neue Maßstäbe in Sachen<br />

Abfallwirtschaft 4.0<br />

Wie man Industrieabfälle<br />

nachhaltig entsorgt, beweisen die<br />

Heidenheimer Christian Maier<br />

Gmbh & Co. KG und das Bopfinger<br />

Unternehmen Bühler Entsorgung<br />

GmbH erfolgreich.<br />

Die Heidenheimer Maschinenfabrik Maier steht<br />

mit hochwertigen Drehdurchführungen für lebenslange<br />

Verbindungen mit anspruchsvollen<br />

Anwendungen in verschiedensten Industriezweigen.<br />

Qualität, Ethik und Innovationen sind dabei wesentliche<br />

Standards.<br />

Wie der geschäftsführende Gesellschafter Florian<br />

Maier erklärt, spielen im Unternehmen die Themen<br />

Nachhaltigkeit und Digitalisierung eine immer wichtigere<br />

Rolle. Gemeinsam mit dem Bopfinger Entsorgungsspezialisten<br />

Bühler wurde daher ein umfangreiches Konzept<br />

zur Optimierung der Entsorgungsprozesse erarbeitet und<br />

mit großem Erfolg gemeinsam umgesetzt.<br />

Zur Optimierung der Logistik wurde ein genau auf die<br />

Kundenbedürfnisse zugeschnittenes Behältersystem entwickelt,<br />

erläutern die geschäftsführenden Gesellschafter<br />

der Bühler Entsorgung GmbH, Christoph Bühler und<br />

Markus Brühl. Damit könne nun die Anzahl der Entsorgungsfahrten<br />

um rund zehn bis 15 Prozent reduziert<br />

werden. Dies entspricht einer kalkulatorischen CO2-Einsparung<br />

von rund 750 000 Gramm pro Jahr.<br />

10 03/<strong>2021</strong> TEXT & FOTOS BÜHLER ENTSORGUNG GMBH // BETRIEBSHOF CHRISTIAN MAIER


Sind zufrieden: Andreas<br />

Greiner, Geschäftsführer der<br />

Christian Maier GmbH & Co.<br />

KG (rechts) und Christoph<br />

Bühler, Geschäftsführer der<br />

Bühler Entsorgung GmbH.<br />

Im Bereich Altpapier und Kartonagen verwendet<br />

Christian Maier bereits seit vielen Jahren eine Kastenpresse,<br />

mit der – unter Umweltgesichtspunkten – die<br />

anfallenden Materialien verdichtet werden. Bisher ein<br />

enormer Aufwand, um die Anzahl der Transportfahrten<br />

zu reduzieren. Mit den neuen Prozessen übernimmt<br />

jetzt ein Presscontainer diese mühsame Aufgabe, welcher<br />

gleichzeitig ein Musterbeispiel für intelligente Abfallwirtschaft<br />

4.0 darstellt.<br />

Die Bedienung der Anlage kann nur durch eingewiesene<br />

Mitarbeiter über einen Transponderstart erfolgen.<br />

Dies gewährleistet ein hohes Maß an Arbeitssicherheit.<br />

Die Anlage verfügt über ein automatisches Meldesystem<br />

und ist damit kontinuierlich mit dem Büro von Bühler<br />

in Bopfingen verbunden. Durch diese Technik kann eine<br />

optimale Auslastung des Behälters und eine bestmögliche<br />

Reduzierung des Arbeitsaufwandes erzielt werden.<br />

Die Anzahl der Abholungen kann damit um mehr als<br />

die Hälfte reduziert werden. Andreas Greiner, Geschäftsführer<br />

der Christian Maier GmbH & Co. KG, ist begeistert<br />

von diesem neuen Ablauf.<br />

Auch die weiteren Prozesse wurden vollständig digitalisiert.<br />

Basis ist die eigens entwickelte Bühler-App.<br />

Aufträge zum Containertausch können binnen Sekunden<br />

rund um die Uhr übermittelt werden. Dies vereinfacht<br />

nicht nur die internen Abläufe, sondern spart Zeit und<br />

somit Kosten.<br />

Neben der Optimierung von Logistik und Prozessen<br />

wurden auch die internen Lagersysteme genauer betrachtet,<br />

wodurch der Brandschutz im Unternehmen verbessert<br />

werden konnte.<br />

Durch die Übernahme der gesamten Dokumentationspflichten,<br />

auch im Rahmen der Gewerbeabfallverordnung,<br />

können auch im administrativen Bereich wichtige<br />

Freiräume geschaffen werden. Marcel Ilmer, Leiter Materialwirtschaft<br />

bei Maier, zeigt sich sehr zufrieden mit<br />

dieser bisher nicht gekannten Dienstleistung.<br />

„Auch die weiteren Prozesse wurden<br />

vollständig digitalisiert. Basis ist die<br />

eigens entwickelte Bühler-App.“<br />

<br />

Christoph Bühler<br />

Geschäftsführer Bühler Entsorgung<br />

Mit der Bühler-App können Aufträge rund um die Uhr<br />

einfach und schnell übermittelt werden.<br />

Und das Beste an all diesen Maßnahmen: Mit den neuen<br />

Prozessen werden nicht nur die Abläufe optimiert<br />

und die Umwelt geschont, sondern auch die wirtschaftlichen<br />

Vorteile für Christan Maier überwiegen. „Mehr geht<br />

nicht“, sind die beiden Geschäftsführer Florian Maier<br />

und Andreas Greiner (www.maier-heidenheim.com) vom<br />

neuen Entsorgungskonzept überzeugt.<br />

Am Standort der Bühler<br />

Entsorgung GmbH in<br />

Bopfingen steht die<br />

zuverlässige Abfallentsorgung<br />

sowie die komplette<br />

Betreuung und Abwicklung<br />

aus einer Hand im<br />

Mittelpunkt.<br />

TEXT MANUELA WOLF · FOTOS NATASCHA SCHRÖM<br />

03/<strong>2021</strong> 11


IDEEN UND INNOVATIONEN<br />

Nach der pandemiebedingten Verschiebung der<br />

MAKE Ostwürttemberg im Oktober vergangenen<br />

Jahres kann die Messe nun endlich nachgeholt<br />

werden. Am 25. und 26. <strong>September</strong> wird die Stadt<br />

Aalen in Kooperation mit der Hochschule Aalen und der<br />

Start-up-Region Ostwürttemberg die MAKE Ostwürttemberg<br />

auf dem Campus der Hochschule Aalen durchführen.<br />

Aufgrund der schwer vorausplanbaren Pandemie-Situation<br />

zum festgesetzten Termin wird die MAKE<br />

allerdings in einem kleineren Format und unter dem Motto<br />

MAKE Experience stattfinden.<br />

„Die Besucherinnen und Besucher<br />

können sich auf ein spannendes<br />

Wochenende freuen.“<br />

<br />

Felix Unseld<br />

Wirtschaftsförderer der Stadt Aalen<br />

Kleiner,<br />

kompakter – und<br />

doch viele große<br />

Erlebnisse<br />

„Wir freuen uns, die MAKE Ostwürttemberg jetzt<br />

nachholen zu können und zu zeigen, welche kreativen<br />

Potentiale in den Start-ups, Unternehmen und Hochschulen<br />

der Region vorhanden sind“, so der Aalener Oberbürgermeister<br />

Thilo Rentschler. Die sinkenden Inzidenzwerte<br />

in Verbindung mit einer steigenden Impfquote machen<br />

eine Durchführung im Herbst dieses Jahres möglich.<br />

Angesichts der noch bestehenden Unsicherheiten<br />

bezüglich der im <strong>September</strong> geltenden Regeln soll die<br />

MAKE Ostwürttemberg in einem kleineren Rahmen und<br />

mit einem flexibel anpassbaren Hygiene- und Veranstaltungskonzept<br />

durchgeführt werden.<br />

Der Fokus der MAKE Experience wird auf Gründern,<br />

Start-ups, Makern, Innovationen und in diesem Jahr zusätzlich<br />

dem Themenfeld Smart City liegen. „Die Besucherinnen<br />

und Besucher können sich auf ein spannendes<br />

Wochenende in der faszinierenden Welt von Innovation<br />

und Gründung freuen. Verteilt auf zwei Tage wird es<br />

die Möglichkeit geben, diese unter Einhaltung der dann<br />

gültigen Corona-Verordnung zu erleben und die technologische<br />

Zukunft zu entdecken“, so Wirtschaftsförderer<br />

Felix Unseld.<br />

Markus Schmid von der IHK Ostwürttemberg und Koordinator<br />

der Start-up-Region ergänzt: „Wir freuen uns,<br />

wieder Teil der MAKE Experience zu sein. Start-ups, Maker<br />

und innovative Unternehmen: dieser Mix verspricht<br />

spannende Erlebnisse für Aussteller und Besucher.“ Bereits<br />

im Vorfeld der MAKE werden Workshops, Aktionen<br />

und Wettbewerbe durchgeführt, die den Rahmen rund<br />

um die Themenfelder spannen sollen.<br />

Die MAKE Experience bietet für experimentierfreudige<br />

Selbermacher, innovative Unternehmen und pfiffige<br />

Start-ups eine Plattform, um ihre Zukunftstechnologien<br />

zu präsentieren. Interessierte Maker, kreative Tüftler und<br />

Gründer können sich um einen kostenfreien Stand auf<br />

der MAKE Experience bewerben.<br />

12 03/<strong>2021</strong> TEXT & FOTOS MAKE OSTWÜRTTEMBERG


IDEEN UND INNOVATIONEN<br />

INFO<br />

Fragen und Interesse an der MAKE Experience?<br />

Antworten gibt’s unter Fon 07361 521130 oder<br />

make-ow@aalen.de<br />

Mehr Infos gibt es auf www.make-ow.de sowie<br />

den Facebook- und Instagram-Kanälen der<br />

MAKE Ostwürttemberg.<br />

Die MAKE Ostwürttemberg in Aalen findet am<br />

25. und 26. <strong>September</strong> <strong>2021</strong> statt.<br />

03/<strong>2021</strong> 13


IDEEN UND INNOVATIONEN<br />

Gesucht: kreative und<br />

anpassungsfähige Unternehmer<br />

mit neuen Ideen.<br />

Michael Wolfsteiner, Vorsitzender<br />

der Wirtschaftsjunioren<br />

Ostwürttemberg,<br />

spricht im Interview über den RAW.21<br />

Resilience-Award, wie sich Unternehmen<br />

dafür bewerben können.<br />

<strong>netzwerk</strong> Sie bewerben den RAW.21 mit<br />

einem Konfuzius-Zitat: „Our greatest<br />

glory is not in never falling, but in rising<br />

every time we fall.“ Immer wieder aufzustehen<br />

und weiterzumachen ist somit<br />

das Stichwort, mit dem Sie Unternehmen<br />

in Ostwürttemberg aufrufen, sich<br />

aktiv für die Auszeichnung zu bewerben.<br />

Was versprechen Sie sich davon?<br />

Michael Wolfsteiner Das vergangene<br />

Jahr war für viele Unternehmen in der<br />

Region besonders. Geschäftsmodelle<br />

haben sich geändert oder mussten neu<br />

erfunden werden. Wir, die Wirtschaftsjunioren<br />

und der Wirtschaftsclub, sind<br />

die Institutionen der Wirtschaft in Ostwürttemberg<br />

und haben dies in vielfacher<br />

Weise begleitet. Auch wir mussten<br />

uns umstellen, so wurden Treffen kurzerhand<br />

in den virtuellen Raum verlegt<br />

oder mussten Formate auf die neuen<br />

Gegebenheiten angepasst werden.<br />

Es sind in dieser Zeit sehr viele<br />

gute, innovative und neue Ideen entstanden<br />

und umgesetzt worden, die<br />

die Resilienz und Anpassungsfähigkeit<br />

der Unternehmen beweisen. Wir werden<br />

das honorieren und loben deshalb<br />

den RAW.21 aus – für werteorientiertes<br />

Handeln, für Innovations- und Transformationskraft,<br />

für Agilität, Kreativität<br />

und Unternehmergeist, in diesen<br />

Zeiten mit Mut und Leidenschaft etwas<br />

Neues entstehen zu lassen.<br />

Wir zeigen mit unserem Award<br />

Unternehmen in Ostwürttemberg<br />

Ideen auf, wie sie mit Krisen umgehen<br />

können, und möchten zudem auf<br />

unsere qualitativ wertvollen Netzwerke<br />

der Wirtschaftsjunioren und des<br />

Wirtschaftsclubs aufmerksam machen.<br />

Michael Wolfsteiner ist Vorsitzender der<br />

Wirtschaftsjunioren Ostwürttemberg.<br />

Woher wissen Sie von diesen neuen,<br />

innovativen Ideen? Gibt es Unternehmerforen,<br />

in denen so etwas besprochen<br />

wird?<br />

Unsere Mitglieder bei den Wirtschaftsjunioren<br />

und beim Wirtschaftsclub in<br />

Ostwürttemberg repräsentieren einen<br />

Großteil der Wirtschaft in unserer<br />

Region. Wir tauschen uns in unseren<br />

Foren und Formaten regelmäßig aus,<br />

entwickeln Ideen und besprechen oder<br />

diskutieren aktuelle wirtschaftliche<br />

Themen. So haben wir unser Ohr an<br />

den Unternehmen und sehen, wie erfolgreich<br />

das eine oder andere Unternehmen<br />

diese Krise meistert und welches<br />

Unternehmen diese Zeit genutzt<br />

hat, um sich weiterzuentwickeln oder<br />

neu auszurichten.<br />

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?<br />

Das Raab IT Systemhaus aus Gerstetten<br />

hat z.B. bereits zu Beginn der Pandemie<br />

Lerneffekte und Veränderungen für das<br />

eigene und das Geschäft der Kunden<br />

wahrgenommen und das Arbeiten genau<br />

darauf dynamisch und flexibel angepasst.<br />

So wurde die Weiterbildung der Mitarbeiter<br />

in dieser Zeit immens ausgebaut,<br />

zusätzliche Ausbildungsstellen<br />

wurden geschaffen und Vereine und Organisationen,<br />

aber auch die hauseigenen<br />

Mitarbeiter proaktiv mit IT-Equipment<br />

für das Home-Schooling ausgestattet.<br />

Kunden wurden in dieser Zeit proaktiv<br />

mit Lösungsvorschlägen für die Bewältigung<br />

der neuen Anforderungen und<br />

Herausforderungen unterstützt.<br />

Anderes Beispiel: Bei hema electronic<br />

in Aalen hat man bereits im Zuge des<br />

Generationenwechsels vor längerer Zeit<br />

begonnen, Prozesse und Strukturen im<br />

Haus weiterzuentwickeln. hema electronic<br />

ist auf Hochleistungselektroniken<br />

für Bild- und Signalverarbeitung spezialisiert.<br />

Die Entwicklung einer Elektronikplattform<br />

und die Partnerschaft<br />

zu namhaften und weltweit agierenden<br />

Chipherstellern ermöglicht dem Unternehmen,<br />

flexibel und schnell kundenindividuelle<br />

Elektroniken zu entwickeln<br />

und zu produzieren.<br />

Zudem wurde im Spätherbst des vergangenen<br />

Jahres ein Bildungspaket für<br />

Lehre und Ausbildung zusammengestellt,<br />

mit dem hochkomplexe Schweißprozesse<br />

per Videoübertragung perfekt<br />

veranschaulicht werden können. Das<br />

Interesse daran ist groß, insbesondere<br />

durch die Corona-Pandemie und den<br />

Nachholbedarf bei der Digitalisierung<br />

in der Bildung. Und erst kürzlich wurden<br />

erfolgreich die hema VISION DAYS<br />

veranstaltet, eine Hightech-Messe, die<br />

das Unternehmen mit Interessierten<br />

und Kunden an einen virtuellen Tisch<br />

zusammenbringt.<br />

Das sind nur zwei Beispiele aus der<br />

Region, wie die Pandemie genutzt wurde,<br />

um das Unternehmen weiterzuentwickeln,<br />

neue Ideen zu kreieren und<br />

gestärkt in eine erfolgreiche Zukunft<br />

zu gehen. Und beide Unternehmen<br />

schaffen dadurch Arbeitsplätze in der<br />

Region.<br />

14 03/<strong>2021</strong>


Wie ist die Idee entstanden, Unternehmen<br />

auszuzeichnen, die sich in der<br />

Krise als besonders innovativ, anpassungsfähig<br />

und flexibel gezeigt haben?<br />

Wird da einfach auf den Tisch gehauen<br />

nach dem Motto: So, jetzt suchen wir<br />

mal diese besonderen Unternehmen in<br />

Ostwürttemberg?<br />

Die Idee ist in einem gemeinsamen<br />

virtuellen Termin der Wirtschaftsjunioren<br />

im Treffpunkt Unternehmensführung<br />

unter der Leitung von Dominik<br />

Lutz entstanden. Ich habe die Idee<br />

dann aufgegriffen und mit einem starken<br />

Team weiterentwickelt. Nun sind<br />

wir gemeinsam mit dem Wirtschaftsclub<br />

so weit, dass wir darüber sprechen<br />

können. Es wird eine hochkarätige Jury<br />

geben, die die Bewerbungen bewertet.<br />

Sie dürfen gespannt sein.<br />

Sie wünschen sich sicherlich viele spannende<br />

Einsendungen mit tollen Ideen.<br />

Wie bewirbt man sich?<br />

Wir haben eine Landing-Page erstellt<br />

mit allen Informationen zu den Bewerbungskriterien<br />

und den Teilnahmebedingungen.<br />

Bewerbungsschluss ist der<br />

15. <strong>September</strong> <strong>2021</strong>. Der Gewinner erhält<br />

5000 Euro.<br />

Welche Voraussetzungen müssen Unternehmen<br />

erfüllen?<br />

Der Award richtet sich an wirklich alle<br />

Unternehmen, Institutionen und Organisationen<br />

aus Ostwürttemberg.<br />

Liegt der Fokus auf bestimmten Branchen<br />

oder könnte sich theoretisch jeder<br />

bewerben – vom Ein-Mann-Betrieb<br />

bis hin zum multinationalen Unternehmen?<br />

Es können sich alle Unternehmen, Institutionen<br />

und Organisationen, egal<br />

welcher Größe, bewerben. Das Bewerbungsverfahren<br />

ist so aufgebaut,<br />

dass auch kleine Unternehmen daran<br />

teilnehmen können. Die Fragen sind<br />

schnell zu beantworten und wer möchte,<br />

kann einen Video-Beitrag zusätzlich<br />

zum Teilnahmebogen abgeben.<br />

Und was konkret sollten die Unternehmen<br />

gemacht haben? Also die Krise genutzt<br />

haben, um neue Ideen zur Umsetzung<br />

zu bringen?<br />

Ja, genau. Wir suchen genau die, die<br />

diese veränderten Rahmenbedingungen<br />

genutzt haben, neue Ideen entwickelt<br />

und umgesetzt haben, sich anpassen<br />

konnten und mit Kreativität nun<br />

in eine neue, geänderte Zukunft geht.<br />

Gibt es etwas, auf das Sie als Jury dann<br />

besonders Wert legen?<br />

Wir haben vier Kategorien festgelegt:<br />

Innovation und Transformation, Nachhaltigkeit<br />

des Erfolgs, Kreativität und<br />

Ideenreichtum, Gesellschaftliche Vorbildfunktion.<br />

Darauf wird insbesondere<br />

das Augenmerk der Bewertung gelegt.<br />

Das Gremium bestimmt die Gewichtung<br />

der Kriterien.<br />

Ein Kriterium wie „Nachhaltigkeit des<br />

Erfolgs“ ist innerhalb weniger Monate<br />

vermutlich nicht messbar. Ist das dann<br />

quasi ein schwächeres Kriterium als Innovation<br />

und Transformation?<br />

Die Gewichtung der Kategorien unterliegt<br />

dem Gremium. Das Gremium ist<br />

derzeit in der Entstehung. Wir haben<br />

bereits namhafte Unternehmer und<br />

Persönlichkeiten aus der Region gewinnen<br />

können, die sich Ende des Sommers<br />

zu einer ersten Gremiumssitzung<br />

treffen werden.<br />

Bis wann und wo müssen die Unterlagen<br />

eingereicht worden sein?<br />

Die Bewerbung kann bis zum 15. <strong>September</strong><br />

<strong>2021</strong> unter www.resilience-award.de<br />

eingereicht werden.<br />

Und wann werden die Sieger ermittelt?<br />

Der genaue Termin steht auch aufgrund<br />

der derzeitigen Situation noch<br />

nicht fest. Klar ist aber, dass die Preise<br />

im Herbst in Ostwürttemberg vergeben<br />

werden, am liebsten bei einer schönen<br />

Abendveranstaltung und in einem<br />

würdigen Rahmen. Wir werden Ihnen<br />

natürlich rechtzeitig Bescheid geben.<br />

Sich für den Award zu bewerben ist das<br />

eine. Aber was konkret hat das Unternehmen<br />

am Ende davon?<br />

Der Sieger erhält 5000 Euro, die er wiederum<br />

in seine Projekte für Nachhaltigkeit,<br />

Transformation und Kreativität<br />

stecken kann. Für den Zweitplatzierten<br />

sind 2000 Euro und für den Drittplatzierten<br />

noch 1000 Euro drin. Freuen<br />

würden wir uns natürlich, wenn die<br />

Gewinne in Mitarbeiterprojekte investiert<br />

oder für eine soziale Spende<br />

genutzt werden. Nicht zu vergessen ist<br />

natürlich auch die Aufmerksamkeit, die<br />

der Award hat und dem Unternehmen<br />

in der Region bringen kann.<br />

www.resilience-award.com<br />

INTERVIEW MATHIAS OSTERTAG · FOTO PRIVAT<br />

03/<strong>2021</strong> 15


TITELTHEMA<br />

Das alles ist<br />

Logistik<br />

Die Ware im Netz bestellt, am nächsten Tag ist das Paket da.<br />

Logistiker und Speditionen sorgen dafür, dass unser<br />

Wohlstand sichtbar wird. Ohne sie geht es nicht. Davon berichten<br />

in <strong>netzwerk</strong> gleich mehrere.<br />

16 03/<strong>2021</strong>


ILLUSTRATION FRANKBOSTON - STOCK.ADOBE.COM<br />

03/<strong>2021</strong> 17


TITELTHEMA<br />

Eine<br />

Branche<br />

des stetigen<br />

Wachstums<br />

Ohne Logistik geht nichts. Das<br />

wird für jeden von uns tagtäglich<br />

sichtbar auf Straßen und<br />

Autobahnen, wo der Güterverkehr in den<br />

vergangenen Jahren seit 2010 stark gewachsen<br />

ist. Selbst die Corona-Pandemie<br />

konnte daran nur bedingt etwas ändern.<br />

Für das vergangene Jahr 2020 liegen dem<br />

Bundesverband Spedition und Logistik<br />

(DSLV), der mit seinen 16 Landesverbänden<br />

rund 3000 Speditionen und Logistikdienstleister<br />

in Deutschland vertritt, zwar<br />

noch keine konkreten Zahlen vor – jedoch<br />

rechnet man nur mit geringen Umsatzeinbußen<br />

innerhalb der Branche. Selbst<br />

ein Umsatzeinbruch im zweiten Quartal<br />

2020 mit dem ersten Lockdown wird da<br />

wohl wenig Einfluss haben.<br />

Die Branche der Speditionen und Logistiker<br />

ist eine des stetigen Wachstums.<br />

Je nach Rechnungsweise gehört sie zu<br />

den größten Branchen in Deutschland,<br />

nur im Gesundheitswesen und im Tourismus<br />

sind noch mehr Menschen beschäftigt.<br />

Laut dem Bundesverband für Logistik<br />

(BVL) sind mehr als drei Millionen Menschen<br />

direkt oder indirekt in der Logistikbranche<br />

tätig, der DSVL spricht allein für<br />

die ihm angeschlossenen Speditions- und<br />

Logistikunternehmen von einer Beschäftigtenzahl<br />

von rund 600 000 Personen.<br />

Der Großteil der Betriebe gehört dabei<br />

der Kategorie der kleinen und mittleren<br />

Unternehmen an und ist aufgrund der regionalen<br />

Produktions- und Verbrauchsstrukturen<br />

eher auch im näheren Umkreis<br />

tätig. Rund 50 Prozent der im DSLV organisierten<br />

Betriebe zählen nur bis zu<br />

50 Mitarbeiter, nur 15 Prozent verfügen<br />

über mehr als 200 Mitarbeiter.<br />

Dennoch gibt es auch einige Branchenriesen<br />

– wie die Deutsche-Post-Tochter<br />

DHL, DB Cargo Logistics (DB Schenker),<br />

aber auch die in Bremen ansässige Spedition<br />

Kühne & Nagel – oder die Dachser SE<br />

aus Kempten. Das Familienunternehmen<br />

zählt um die 30 000 Mitarbeiter weltweit,<br />

allein am Standort Langenau, der sich an<br />

der gleichnamigen A7-Ausfahrt befindet,<br />

sind 550 Menschen beschäftigt.<br />

Digitalisierung auch<br />

ein Zukunftsthema<br />

Andrea Marongiu ist Geschäftsführer<br />

des Verbands Spedition und Logistik<br />

Baden-Württemberg. Der Fachverband<br />

vertritt rund 450 Speditions-, Transportund<br />

Logistikunternehmen mit ca. 60 000<br />

Beschäftigten aus dem Ländle – und hat<br />

entsprechend auch Gewicht, wenn es um<br />

zukunftsweisende Entscheidungen in der<br />

Speditions- und Logistikbranche geht. In<br />

seiner täglichen Arbeit beschäftigt sich<br />

der VSL-Geschäftsführer mit aktuellen<br />

Themen wie der zunehmenden Umrüstung<br />

der Speditions-Flotten auf Lang-<br />

Lkw bzw. Elektro-Lkw, aber zunehmend<br />

auch mit der Digitalisierung der kompletten<br />

Logistikbranche. „Wer noch vor der<br />

Pandemie überlegt hat, diesen Punkt umzusetzen,<br />

hat spätestens jetzt reagiert“,<br />

18 03/<strong>2021</strong> TEXT MATHIAS OSTERTAG · ILLUSTRATION STUDIOWORKSTOCK - STOCK.ADOBE.COM


TITELTHEMA<br />

DAS ALLES IST<br />

LOGISTIK<br />

„Der Mensch wird<br />

ein Teil des technischen<br />

Wandels bleiben.“<br />

<br />

Andrea Marongiu<br />

VSL-Geschäftsführer<br />

sagt er. Langfristig geht es darum, Logistik<br />

noch planbarer zu machen. „Und<br />

dazu kann die Digitalisierung ihren Beitrag<br />

leisten.“<br />

Gleichzeitig ist aber auch in der Branche<br />

nicht alles rosig – trotz jahrelanger<br />

guter Umsätze und tendenziell steigender<br />

Beschäftigtenzahlen. „Die Unternehmen<br />

tun sich aber immer schwerer, ausreichend<br />

Personal zu finden, um weiter<br />

wachsen zu können. Das fängt schon bei<br />

den Fahrern an“, sagt Andrea Marongiu.<br />

Zwar könne man zum Beispiel die Prozesse<br />

in den Lagern vollautomatisieren,<br />

immer mehr technische Helferlein einsetzen<br />

und somit viele Dinge besser und<br />

effizienter machen. „Am Ende braucht es<br />

aber immer irgendwo einen Menschen,<br />

der eingreifen kann. Der Mensch wird ein<br />

Teil des technischen Wandels bleiben.“<br />

Im ständigen Austausch mit<br />

verschiedenen Ministerien<br />

Die hiesige Speditions- und Logistikbranche<br />

hat aber auch andere, vor allem politische<br />

Themen, dauerhaft auf der Agenda.<br />

Als Sprachrohr der Logistiker und Speditionen<br />

verhandelt der VSL nicht nur als<br />

Vertragspartner der Gewerkschaft Verdi<br />

über die Gehälter der Angestellten der<br />

Unternehmen, sondern ist auch in ständigem<br />

Austausch mit den zuständigen<br />

Landesministerien Verkehr, Wirtschaft<br />

und Umwelt.<br />

Die Stichwörter CO2-Einsparung, Umweltmanagement,<br />

aber auch speziell von<br />

den Grünen in der Landesregierung angestoßene<br />

Themen wie die Überprüfung<br />

von Straßenbauprojekten oder Pläne<br />

zur Verlagerung von Transportleistungen<br />

auf die Bahn, sind Dauerbrenner in<br />

der täglichen Lobbyarbeit des VSL wie<br />

auch der ihm angeschlossenen Speditions-<br />

und Logistikdienstleister. Marongiu:<br />

„Wir tragen ja wirklich vieles mit. Aber<br />

mich wundert es schon, dass wir einerseits<br />

die drittgrößte Branche des Landes<br />

mit rund 400 000 Beschäftigten sind, und<br />

andererseits in einem exportstarken Bundesland<br />

immer wieder mit Vorschlägen<br />

zur Einschränkung unserer Arbeit leben<br />

müssen.“<br />

Unter dem Dach des VSL versammeln<br />

sich die großen wie kleinen Familienbetriebe<br />

Baden-Württembergs – nebenbei<br />

gibt es aber auch noch Tausende andere<br />

Betriebe, die unter dem Begriff Spedition<br />

Dienstleistungen aller Art anbieten.<br />

Viele große Speditionen<br />

kommen aus der Region<br />

Die Regionen Ostwürttemberg und Ulm<br />

sind für die Logistiker und Speditionen in<br />

Baden-Württemberg von enormer Bedeutung<br />

– bilden sie doch, so VSL-Geschäftsführer<br />

Marongiu, das Tor nach Süd- und<br />

Südosteuropa. In der Region seien viele<br />

Hidden Champions angesiedelt, deren<br />

Waren von A nach B und oftmals auch<br />

weltweit umgeschlagen werden müssten.<br />

Die Perspektive sei auch auf lange Sicht<br />

positiv, dass sich die beiden Regionen gut<br />

entwickeln. „Unsere Aufgabe ist es dabei,<br />

die komplette Palette der Logistikdienstleistungen<br />

anzubieten – und das auch immer<br />

im Sinne und zur Zufriedenheit des<br />

Kunden.“<br />

Logistik ist eben mehr als nur Gütertransport.<br />

Und aus unserem Alltag nicht<br />

mehr wegzudenken. Kurzum: ohne Logistik<br />

geht es eben nicht.<br />

Im Auftrag von Industrie<br />

und Handel organisieren<br />

und steuern Speditionen und<br />

Logistikdienstleister nationale<br />

und internationale Lieferketten.<br />

Speditionen beauftragen<br />

Transportunternehmen aller<br />

Verkehrsträger und befrachten<br />

Lkw, Eisenbahnen,<br />

Flugzeuge sowie See- und<br />

Binnenschiffe, sofern für<br />

die Beförderung von Gütern<br />

und Waren nicht eigene Beförderungsmittel<br />

eingesetzt<br />

werden. Auftraggeber von<br />

Güterkraftverkehrsunternehmen,<br />

Eisenbahnverkehrsunternehmen,<br />

Airlines<br />

und Reedereien sind somit<br />

überwiegend Speditionen<br />

und Logistikdienstleister<br />

Die Vergabe von Transportaufträgen<br />

an Transportunternehmen<br />

durch einen<br />

Spediteur ist Basis für Tausende<br />

täglich durchgeführte<br />

nationale und internationale<br />

Transporte und Beförderungsvorgänge.<br />

Vor allem<br />

internationale Warenversendungen<br />

erfordern die Organisation<br />

komplexer, arbeitsteiliger<br />

Lieferketten, die in der<br />

Regel durch mehrere in- und<br />

ausländische Transportunternehmen<br />

und Unterauftragsverhältnisse<br />

mit Betreibern<br />

von Umschlag- und Lageranlagen<br />

gebildet werden.<br />

Im Branchendurchschnitt<br />

charakterisieren neun<br />

Leistungsbereiche das<br />

Angebot deutscher Spediteure<br />

und Logistiker. Am<br />

häufigsten genannt werden<br />

die Befrachtung von Lkw,<br />

Zollabfertigung, Seefrachtspedition,<br />

Stückgutverkehre,<br />

Speditionsnahverkehr, Luftfrachtspedition,<br />

Distributionslagerung,<br />

Gefahrgutlogistik<br />

und Güterfernverkehr. Von<br />

größeren Speditionen wird<br />

häufig ein noch breiteres<br />

Spektrum abgedeckt.<br />

03/<strong>2021</strong> 19


Mit dem Blick<br />

nach vorne<br />

20 03/<strong>2021</strong>


TITELTHEMA<br />

Führen die Schwarz-Firmengruppe<br />

gemeinsam: die Brüder Hans-Günther<br />

(links) und Thomas Schwarz.<br />

Die Firmengruppe Schwarz aus Herbrechtingen<br />

bringt mit zukunftsweisenden Ideen von intelligenter<br />

Software bis energieeffizienten Transporten zugleich<br />

Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit in der Logistikbranche<br />

voran. Diese Pionierarbeit wird auch von<br />

zahlreichen namhaften Kunden gewürdigt.<br />

Für die Logistikbranche spielt eine immer<br />

weiter zu erhöhende Effizienz im<br />

Zuge der Debatte um den Klimawandel<br />

schon seit Langem eine wichtige Rolle. Allein<br />

aus Gründen des steigenden Kostendrucks ist<br />

es eben ein echter Wettbewerbsvorteil, Energie<br />

einzusparen. In vielerlei Hinsicht ist ein<br />

größeres Engagement für den Umweltschutz<br />

damit zugleich ein direkter wirtschaftlicher<br />

Vorteil für die Unternehmen. Bei der Firmengruppe<br />

Schwarz in Herbrechtingen hat man<br />

diese Rechnung schon vor vielen Jahren konsequent<br />

zu Ende gedacht.<br />

Die Schwarz Logistik, 2005 aus der Spedition<br />

Schwarz heraus gegründet, bietet ihren Kunden<br />

vollumfängliche Lösungen in der Kontraktlogistik<br />

an. Diese sind längerfristig angelegt<br />

und gehen mit Aufgaben wie etwa der<br />

Produktionslogistik oder Lagerhaltung über die<br />

Transportlogistik hinaus. Mit dem Schwesterunternehmen<br />

Kareka aus Tschechien deckt<br />

die Gruppe auch den osteuropäischen und<br />

03/<strong>2021</strong> 21


TITELTHEMA<br />

internationalen Markt ab. Intelligente Software-<br />

Lösungen verschaffen auch den Kunden von<br />

Schwarz an jedem Punkt der Warenkette einen<br />

genauen Überblick. Gemeinsam mit seinen<br />

zuverlässigen Transportlösungen sorgt Schwarz<br />

so für einen reibungslosen Ablauf aller Aufträge.<br />

Bodenständigkeit und Fortschrittlichkeit<br />

Den technologischen und gesellschaftlichen<br />

Wandel hatte Schwarz dabei schon immer<br />

im Blick und setzt seit jeher auf die beiden<br />

Leitprinzipien von Bodenständigkeit und<br />

Fortschrittlichkeit. Das Familienunternehmen<br />

hat die Möglichkeiten des Umweltschutzes zur<br />

Einsparung von CO2 seit langem in die eigene<br />

Philosophie integriert.<br />

Eine neue Lagerhalle mit Photovoltaik-Anlagen,<br />

die wesentlich weniger Energie verbraucht,<br />

die Erstellung eines eigenen Umweltberichts<br />

oder die Umstellung der Beleuchtung<br />

in den firmeneigenen Werkstätten auf LED sind<br />

Nicht jeder Lkw ist grün: für einige Großkunden<br />

aus der Region fährt Schwarz auch mal in<br />

anderer Farbe. Dafür dann aber als E-Lkw –<br />

und damit doch wieder grün.<br />

22 03/<strong>2021</strong>


IDEEN UND INNOVATIONEN<br />

Wichtiger Umschlagplatz: Das neue Logistikzentrum<br />

im Herbrechtinger Gewerbegebiet<br />

Vohenstein wurde 2018 eröffnet.<br />

nur einige Beispiele. Bereits seit 2006 beschäftige<br />

sich Schwarz mit Lang-Lkw, die seit 2012 im<br />

Auftrag der Spedition unterwegs sind. „Dank<br />

größerem Ladevolumen kann die Energieeffizienz<br />

solcher Transporte und damit die Umweltbilanz<br />

von Schwarz und seinen Kunden<br />

signifikant verbessert werden“, erklärt Thomas<br />

Schwarz, der mit seinen beiden Brüdern<br />

Hans-Günther Schwarz und Georg Schwarz die<br />

Geschäfte bei der Spedition Schwarz führt. Bei<br />

einem wichtigen Schwarz-Kunden wie dem<br />

Hausgerätehersteller BSH im nahen Giengen<br />

bedeutet das beispielsweise, dass bis zu 280 Geschirrspüler<br />

in einem Lang-Lkw Platz finden,<br />

anstatt wie bei einem Standard-Lkw 120 Stück.<br />

Zuletzt hat Schwarz sein Engagement in diesem<br />

Bereich mit der Bestellung von 100 weiteren<br />

verlängerten Sattelaufliegern langfristig bestätigt.<br />

Die 15 Meter langen Auflieger, die unter<br />

die Kategorie Lang-Lkw Typ 1 fallen, sollen ab<br />

November ausgeliefert werden.<br />

Auch elektrisch betriebene Lkw<br />

In der Schwarz-Flotte fahren zudem seit einiger<br />

Zeit auch batterieelektrische Lkw, die gänzlich<br />

emissionsfreie Transporte versprechen. Im<br />

Einsatz sind diese vor allem für die Firma Zeiss<br />

in Oberkochen, für deren Produktion Schwarz<br />

die Logistik übernommen hat. Die gut 50 Kilometer<br />

von Herbrechtingen zu Zeiss und umgekehrt<br />

machen den Fahrzeugen keine Probleme,<br />

das Projekt gilt als ein voller Erfolg und soll<br />

in Zukunft weiter ausgebaut werden. Das erste<br />

Fahrzeug dieser Art in der Schwarz-Flotte<br />

„Nur, wenn wir auch technologisch einen<br />

Vorsprung vor Mitbewerbern haben,<br />

können wir unseren Kunden neue Wege<br />

und Lösungen bieten.“<br />

<br />

Ein Öko-Liner aus der Schwarz-Flotte.<br />

Thomas Schwarz<br />

Geschäftsleitung / Kfm. Verwaltung<br />

03/<strong>2021</strong> 23


TITELTHEMA<br />

wurde erst im vergangenen Jahr offiziell in Betrieb<br />

genommen. Auch an diversen Versuchen<br />

mit alternativen Kraftstoffen wie Gas oder Wasserstoff<br />

beteiligt sich Schwarz.<br />

Vorne dabei sein ist das Ziel<br />

Doch warum geht die Firmengruppe überhaupt<br />

dieses Risiko ein? Denn Investitionen<br />

sind schließlich stets auch ein Wagnis: Dass es<br />

Pioniere immer schwer haben, ist bekannt. Die<br />

Antwort fällt Thomas Schwarz nicht schwer.<br />

„Wir wollen vorne mit dabei sein. Denn nur,<br />

wenn wir auch technologisch einen Vorsprung<br />

vor Mitbewerbern haben, können wir unseren<br />

Kunden neue Wege und Lösungen bieten.“ Deshalb<br />

verwende man grundsätzlich einen beträchtlichen<br />

Teil der eigenen Gewinne, um sich<br />

stets auf den nächsten Schritt vorzubereiten.<br />

Wenn auch hier und da politisch motivierte<br />

Forderungen nach einer Zukunft der Logistik<br />

vor allem im Schienenverkehr laut werden:<br />

dass die Straße auch in Zukunft relevant bleiben<br />

wird, davon ist man bei Schwarz überzeugt, und<br />

blickt gelassen in die Zukunft. „Alle Verkehrsträger<br />

müssen sich künftig weiter optimieren,<br />

um der Menge der zu befördernden Güter gerecht<br />

zu werden“, sagt Thomas Schwarz, der<br />

Effizient verräumt: im Logistikzentrum<br />

in Herbrechtingen werden Kundenprodukte<br />

für den internationalen Markt<br />

zwischengelagert.<br />

24 03/<strong>2021</strong> TEXT PHILIPP HRUSCHKA · FOTOS LUKASZ BURCHARDT // SCHWARZ GRUPPE


TITELTHEMA<br />

„Die Kunden erwarten<br />

Flexibilität, dass ein Lkw<br />

auch mal wartet.“<br />

<br />

Oliver Ocker<br />

Geschäftsführer der<br />

Schwarz-Schwester DiLoS<br />

Beraten regelmäßig gemeinsam über die<br />

nächsten Schritte (von links): Hans-Günther<br />

und Thomas Schwarz sowie Oliver Ocker,<br />

Geschäftsführer der Schwarz-Tochter DiLoS.<br />

FIRMENINFO<br />

Das Familienunternehmen mit Sitz in Herbrechtingen bietet<br />

seinen Kunden im Verbund aus der Spedition Schwarz,<br />

Schwarz Logistik, den Speditionen Kareka und Blitz sowie<br />

dem digitalen Logistikdienstleister DiLoS vollumfängliche<br />

Lösungen im Transportwesen und der Logistik an.<br />

Jährlich wickeln die Firmen innerhalb der Schwarz-Gruppe<br />

zwischen 80.000 und 100.000 Transportaufträge ab,<br />

dabei wird etwa eine Million Tonnen Waren transportiert.<br />

Die insgesamt 250 Fahrzeuge der Schwarz-Flotte legen<br />

dabei etwa 28 Millionen Kilometer zurück. In der Kontraktlogistik<br />

sind es jährlich über 3,6 Mio. Kommissionieraufträge.<br />

sich sicher ist, dass sowohl Schiene als auch<br />

Straße künftig weiter gebraucht werden.<br />

„Und für die Straße, und alle Möglichkeiten<br />

eines energieeffizienteren Verkehrs, sind wir<br />

die Spezialisten.“<br />

Bei unvorhergesehenen Entwicklungen<br />

könne ein Lkw einfach warten, bis die Lieferung<br />

bereitsteht. Bei einem Güterzug sei<br />

man hingegen viel eher dazu verpflichtet, zu<br />

einem vorher festgelegten Zeitpunkt loszufahren.<br />

Genau das ist aber in der Branche<br />

nicht immer möglich. „Die Kunden erwarten<br />

diese Flexibilität einfach“, sagt Oliver Ocker,<br />

der sich unter anderem als Geschäftsführer<br />

bei der Schwarz-Schwester DiLoS um digitale<br />

Lösungen in der Logistik kümmert.<br />

So gebe es einfach Anforderungen an ein<br />

modernes Logistikunternehmen, die die<br />

Schiene heute nicht immer erfüllen kann.<br />

Die Logistik-Welt verändere sich schließlich<br />

schneller, als neue Eisenbahnstrecken überhaupt<br />

geplant werden können. „Wenn man<br />

sich auf solch einen langen Zeitraum im Voraus<br />

festlegen muss, ist es kaum möglich, auf<br />

aktuelle Entwicklungen zu reagieren“, sagt<br />

Schwarz. Zugleich werden die Investitionszyklen<br />

kürzer, in 5 bis 10 Jahren könne die Welt<br />

schon wieder ganz anders aussehen. Schwarz<br />

ist sich sicher: „Da wird auch in Zukunft noch<br />

viel mehr passieren.“<br />

Die Schwarz-Gruppe ist eine mittelständische, eigentümergeführte<br />

Unternehmensgruppe mit Sitz in Herbrechtingen<br />

in Baden-Württemberg. Zur Schwarz-Gruppe<br />

gehören die deutschen Speditionen Schwarz und Blitz, die<br />

tschechische Spedition Kareka, die Logistiktochter Schwarz<br />

Logistik (mit Sitz im hessischen Münster bei Frankfurt)<br />

sowie der Spezialist für digitale Logistikdienste DiLoS.<br />

Aktuell beschäftigt die Schwarz-Gruppe zirka 650 Mitarbeiter,<br />

die zusammen jährlich einen Umsatz von ungefähr<br />

66 Mio. Euro erwirtschaften. Zur besonderen Ausrichtung<br />

der Schwarz-Gruppe gehört es, Kundenanforderungen<br />

flexibel und zuverlässig zu erfüllen, die Digitalisierung<br />

voranzutreiben, umweltverträglich zu agieren und ihren<br />

Mitarbeitern ein sicheres, angenehmes Arbeitsumfeld zu<br />

bieten. Die Speditionen der Schwarz-Gruppe sind spezialisiert<br />

auf Transporte mit großem räumlichem Volumen bei<br />

vergleichsweise geringem Gewicht.<br />

03/<strong>2021</strong> 25


IDEEN UND INNOVATIONEN<br />

Globale<br />

Verantwortung<br />

Dachser engagiert sich beim Klimaschutz mehrgleisig.<br />

Das Familienunternehmen kann als weltweit agierender<br />

Logistiker an zahlreichen Stellen gleichzeitig ansetzen und<br />

dabei nachhaltige Technologien in die Branche tragen.<br />

26 03/<strong>2021</strong>


TITELTHEMA<br />

„So lässt sich der<br />

Wandel hin zu<br />

Niedrig- und Null-<br />

Emissions-Technologien<br />

gestalten.“<br />

<br />

Stefan Hohm<br />

Chief Development Officer bei Dachser<br />

Verantwortung. Doch natürlich geschieht dies auch aus<br />

Eigennutz, wie es Burkhard Eling, seit Anfang des Jahres<br />

CEO von Dachser, verdeutlicht: „Wir sind überzeugt,<br />

dass langfristig nur die Unternehmen eine Zukunft haben<br />

werden, die sich nachhaltig ausrichten.“ Deshalb setze<br />

man vorrangig auf technologische Verbesserungen und<br />

Innovationen. „Gerade für physische Logistikunternehmen<br />

gibt es zahlreiche Optimierungsmöglichkeiten hinsichtlich<br />

Energieeffizienz und Prozesseffizienz. Auf der<br />

Suche nach diesen Verbesserungen wird Forschung und<br />

Entwicklung immer wichtiger“, so Eling.<br />

Einen klaren Vorteil hat Dachser als ein Logistiker,<br />

der mit über 30.000 Mitarbeitern weltweit<br />

an insgesamt 387 Standorten – darunter auch in<br />

Langenau – vertreten ist: Denn wer unter anderem in<br />

der klassischen Transportlogistik, mit Luft- und Seefracht<br />

sowie in der Lebensmittellogistik tätig ist, kann bei Herausforderungen<br />

wie dem Kampf gegen den Klimawandel<br />

an zahlreichen Stellen gleichzeitig ansetzen. Große,<br />

global agierende Unternehmen als wichtige Verbündete<br />

bei fundamentalen Veränderungen unserer Wirtschaftsweise<br />

– Dachser macht es vor.<br />

Das Familienunternehmen mit Hauptsitz in Kempten<br />

im Allgäu übernimmt auf vielfältige Art und Weise<br />

Emissionsfrei in elf Metropolen<br />

Nachhaltige Technologien helfen dem Unternehmen<br />

bei seinem Ziel auf viele unterschiedliche Arten. Erst<br />

im Mai hat Dachser mit der Ausweitung seines Konzeptes<br />

DACHSER Emission-Free Delivery einen weiteren<br />

Schritt auf seinem Weg angekündigt. Bis Ende 2022<br />

will das Unternehmen die Innenstädte von mindestens<br />

elf europäischen Metropolen komplett emissionsfrei beliefern.<br />

In einem definierten Bereich, der in der Regel<br />

das Stadtzentrum mit Fußgängerzonen umfasst, kommen<br />

dann batterieelektrische Transporter und Lkw sowie<br />

elektrisch unterstützte Lastenfahrräder zum Einsatz.<br />

Nach erfolgreicher Implementierung in Stuttgart, Freiburg<br />

und Oslo sollen nun Berlin, München, Straßburg,<br />

Paris, Prag, Kopenhagen, Madrid und Porto folgen. Das<br />

Pilotprojekt in Stuttgart war zudem im Dezember 2018<br />

Preisträger des Wettbewerbs Nachhaltige Urbane Logistik<br />

des deutschen Bundesumweltministeriums.<br />

Mit DACHSER Emission-Free Delivery wird nicht nur<br />

die Freisetzung von Luftschadstoffen und Treibhausgasen<br />

verhindert, auch die Lärmemissionen sinken. „Dies<br />

ist der Auftakt für eine Reihe von Maßnahmen, die wir<br />

im Zuge unserer langfristig orientierten Klimaschutzstrategie<br />

in den kommenden Jahren umsetzen werden“,<br />

erklärt Stefan Hohm, Chief Development Officer, der gemeinsam<br />

mit CEO Burkhard Eling das Thema Klimaschutz<br />

bei Dachser verantwortet.<br />

03/<strong>2021</strong> 27


TITELTHEMA<br />

Wichtig sei bei dieser Strategie, dass man nicht allein<br />

arbeite, sondern mit Kunden und Partnern kooperieren<br />

wolle. „So lässt sich gemeinsam der Wandel der Logistik<br />

hin zu Niedrig- und Null-Emissions-Technologien<br />

gestalten. Wir sind davon überzeugt, dass wir nur<br />

so das 2-Grad-Ziel des Pariser Abkommens sowie<br />

die Klimaschutzziele der Europäischen<br />

Union und vieler weiterer Staaten mittel-<br />

und langfristig erreichen können“,<br />

sagt Hohm.<br />

Erhöhte Prozess- und<br />

Energieeffizienz<br />

Neben den Bemühungen, Transporte<br />

innerhalb der Städte klimafreundlicher<br />

abzuwickeln, arbeitet Dachser auch an<br />

der Reduzierung von Emissionen im Regional-<br />

und Fernverkehr. Dazu gehören die weitere<br />

Erhöhung der Prozesseffizienz beispielsweise durch<br />

digitale Optimierungstools oder den verstärkten Einsatz<br />

von sogenannten Megatrailern. Damit kann allein durch<br />

die verbesserte Energiebilanz der Transporte etwas für<br />

den Umweltschutz getan werden. Dachser setzt bereits<br />

seit April <strong>2021</strong> bei der Neuanschaffung von Sattelaufliegern<br />

ausschließlich auf Megatrailer. Durch den bei<br />

gleicher Länge und Breite dennoch größeren Laderaum<br />

sind sie vor allem auf Langstrecken wirtschaftlicher und<br />

ressourcenschonender. Da die Ladefläche nur knapp 100<br />

Zentimeter über der Straßenoberfläche liegt, ergeben<br />

sich insgesamt acht Kubikmeter mehr Laderaum. Bei<br />

Doppelstockverladung bietet ein Megatrailer Platz für<br />

67 Euro-Paletten.<br />

Damit reicht er nahezu an einen Gliederzug mit zwei<br />

Wechselbrücken heran, der allerdings noch fünf Stellplätze<br />

mehr bietet und deshalb bei Dachser weiterhin<br />

bevorzugt zum Einsatz kommt. „Der limitierende Faktor<br />

im Stückgutgeschäft ist in der Regel nicht das maximal<br />

zulässige Gesamtgewicht von 40 Tonnen, sondern das<br />

verfügbare Ladevolumen“, erläutert Robert Mittermeier,<br />

Niederlassungsleiter Dachser Langenau. „Mehr Laderaum<br />

bedeutet eine bessere Auslastung; beim Megatrai-<br />

„Aktiver Klimaschutz<br />

ist Teil der integrativen<br />

Verantwortung von<br />

Dachser.“<br />

<br />

Burkhard Eling<br />

Dachser-CEO<br />

ler sind das bis zu 18 Prozent. Das ist effizient und<br />

zudem gut für die Klimabilanz, da wir uns dadurch<br />

Fahrten sparen können.“ Bis 2027 soll die Umstellung<br />

in Deutschland mit insgesamt rund 680 neuen Megatrailern<br />

vollständig abgeschlossen sein. Auch in den 24<br />

weiteren europäischen Ländern, in denen Dachser mit<br />

seiner Business Line European Logistics vertreten ist,<br />

wird der Austausch in den kommenden Jahren gestartet.<br />

Fast 100 Prozent regenerative Energien<br />

Auch die weitere Erhöhung der Energieeffizienz zählt<br />

zum Maßnahmenpaket. Schon seit einiger Zeit in der<br />

Umsetzung, ist die Umstellung der Beleuchtung auf sparsame<br />

LED-Technik und die komplette Umrüstung auf<br />

moderne Lithium-Ionen-Technologie bei Flurförderzeugen.<br />

Mit der stärkeren Nutzung von regenerativen Energien<br />

wie Grünstrom verbessert sich die Energieeffizienz<br />

stetig. Schon heute deckt Dachser weltweit mehr als<br />

60 Prozent des Gesamtstrombedarfs durch Eigenproduktion<br />

über Photovoltaik-Anlagen und den Einkauf<br />

von Strom aus Wind- und Wasserkraft. In Deutschland<br />

und den Niederlanden sind es sogar nahezu 100 Prozent.<br />

„Den Anteil grüner Energien und vor allem den Zubau<br />

28 03/<strong>2021</strong>


egenerativer Energieproduktion wollen wir weiter forcieren,<br />

zumal durch die zunehmende Elektromobilität<br />

auch unser Bedarf an nachhaltig erzeugtem Strom in den<br />

kommenden Jahren massiv ansteigen wird“, erläutert der<br />

Dachser-CDO Stefan Hohm.<br />

Ein weiteres Feld, das langfristig große Einsparung<br />

von CO2-Emissionen bedeuten könnte, sind alternative<br />

Kraftstoffe wie grüner Wasserstoff, der bei Brennstoffzellen-Lkw<br />

zum Einsatz kommen kann. Dachser ist Mitglied<br />

im Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband<br />

(DWV) und arbeitet u.a. mit der RWTH Aachen und der<br />

Hochschule Kempten sowie Nutzfahrzeugherstellern wie<br />

Daimler Trucks bei der Erforschung und Weiterentwicklung<br />

der Wasserstoff-Technologie zusammen.<br />

Hilfe für Betroffene des Klimawandels<br />

Abgerundet wird die Klimaschutzstrategie durch ein<br />

verstärktes Engagement von nachhaltigen Entwicklungen<br />

auch außerhalb des Geschäftsmodells von Dachser.<br />

Schon seit über einem Jahrzehnt engagiert sich Dachser<br />

in mehreren gemeinsamen Projekten mit dem Kinderhilfswerk<br />

terre des hommes in Indien, Nepal, Brasilien<br />

und Namibia. Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen<br />

spielt gerade hier eine zunehmend wichtige Rolle, da<br />

insbesondere die Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

von den negativen Auswirkungen der globalen<br />

Erwärmung betroffen sind. „Aktiver Klimaschutz<br />

ist Teil der integrativen Verantwortung von Dachser.<br />

Gleichzeitig erfüllen wir mit unserem Engagement die<br />

Erwartungen unserer Kunden und Stakeholder und sichern<br />

damit langfristig die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens“,<br />

sagt Dachser-CEO Eling. „Wir haben dafür<br />

vier wesentliche Handlungsfelder definiert, die wir im<br />

Rahmen unserer Klimaschutzstrategie adressieren: Prozess-<br />

und Energieeffizienz, Forschung und Entwicklung<br />

sowie Corporate Citizenship. Unter letzterem verstehen<br />

wir ein soziales und gesellschaftliches Engagement auch<br />

jenseits unserer geschäftlichen Interessen.“<br />

FIRMENINFO<br />

Das Familienunternehmen Dachser mit Hauptsitz<br />

in Kempten, Deutschland, bietet Transportlogistik,<br />

Warehousing und kundenindividuelle Services<br />

innerhalb von zwei Business Fields: Dachser Air &<br />

Sea Logistics und Dachser Road Logistics. Letzteres<br />

teilt sich in die beiden Business Lines Dachser<br />

European Logistics und Dachser Food Logistics<br />

auf. Übergreifende Kontraktlogistik-Services<br />

sowie branchenspezifische Lösungen ergänzen<br />

das Angebot. Ein flächendeckendes europäisches<br />

sowie interkontinentales Transport<strong>netzwerk</strong> und<br />

komplett integrierte Informationssysteme sorgen<br />

weltweit für intelligente Logistiklösungen.<br />

Mit rund 30.800 Mitarbeitern an weltweit<br />

387 Standorten erwirtschaftete Dachser im<br />

Jahr 2020 einen konsolidierten Netto-Umsatz<br />

von rund 5,6 Milliarden Euro. Der Logistikdienstleister<br />

bewegte insgesamt 78,6 Millionen<br />

Sendungen mit einem Gewicht von 39,8 Millionen<br />

Tonnen. Dachser ist mit eigenen Landesgesellschaften<br />

in 42 Ländern vertreten.<br />

Am Dachser-Standort in Langenau können<br />

Kunden die Services Transport, Lagerung<br />

und Mehrwertdienstleistungen für Industriegüter<br />

sowie Lebensmittel in Anspruch nehmen.<br />

Dabei bewegen die mehr als 550 Mitarbeiter<br />

jährlich über 1,1 Millionen Sendungen.<br />

„Der limitierende Faktor<br />

ist das verfügbare<br />

Ladevolumen.“<br />

<br />

Robert Mittermeier<br />

Niederlassungsleiter Dachser Langenau<br />

TEXT PHILIPP HRUSCHKA · FOTOS DACHSER<br />

03/<strong>2021</strong> 29


TITELTHEMA<br />

Immer<br />

auf<br />

Achse<br />

Barfuß oder Lackschuh? Für Katja<br />

Schmid spielt das keine Rolle.<br />

Sie wirbt für ihre Nattheimer<br />

Spedition mit 24 Stunden Erreichbarkeit<br />

an sieben Tagen in der Woche – und meint<br />

das ernst. Täglich beantwortet sie um die<br />

100 Telefonate, ist Disponentin, Buchhalterin,<br />

Fuhrparkmanagerin und Kundenbetreuerin<br />

in Personalunion. Nach zwölf<br />

Stunden Büro-Dienst beginnt die Rufbereitschaft.<br />

Ob Nacht- oder Ersatzteilexpress<br />

für wichtige Dokumente oder Prototypen:<br />

Jede Anfrage wird bearbeitet,<br />

auch in aller Herrgottsfrüh: „Es steht rund<br />

um die Uhr ein Fahrer bereit. Wir haben<br />

für jede Situation eine Lösung.“<br />

Die Unternehmerin ist gelernte Speditionskauffrau.<br />

Dass sie mit gerade mal<br />

24 Jahren bei der Heidenheimer Spedition<br />

Kentner die Position der Verkaufsleiterin<br />

übertragen bekam, spricht für sich. Zwei<br />

Jahre später machte sie sich selbstständig<br />

und setzte damit eine Familientradition<br />

fort. Schon ihr Opa väterlicherseits gründete<br />

1928 eine Spedition bei Waiblingen.<br />

Ihr Vater, ebenfalls LKW-Fahrer, nahm<br />

sie als kleines Mädchen oftmals mit auf<br />

Tour. Statt Puppen wünschte sie sich<br />

einen ferngesteuerten Laster zum Spielen.<br />

Der Inhaber der Firma Zeottexx ist<br />

ihr Onkel. Sie bezeichnet ihn als engen<br />

Vertrauten und Mentor, er half später bei<br />

„Es steht rund um die<br />

Uhr ein Fahrer bereit.<br />

Wir haben für jede<br />

Situation eine Lösung.“<br />

<br />

Katja Schmid<br />

Inhaberin K. Schmid Transportservice<br />

der Finanzierung des ersten eigenen Lasters.<br />

Dieser war fortan ausschließlich im<br />

Auftrag der Firma Kentner unterwegs.<br />

Als die namhafte Spedition schließlich<br />

an Noerpel verkauft wurde, klinkte sie<br />

sich aus und wirtschaftete für sich selbst.<br />

Die Anstrengung hat sich gelohnt:<br />

Heute beschäftigt Katja Schmid zwölf<br />

30 03/<strong>2021</strong>


Wertvolle Fracht: Diesen 2,5 Meter<br />

hohen, von einem Künstler<br />

gestalteten Schuh transportierte<br />

das Unternehmen zur Fashion<br />

Week nach Paris.<br />

Angestellte, zum Fuhrpark gehören zwei<br />

Transporter, zwei 12-Tonner, zwei 7,5-Tonner,<br />

zwei Anhänger, ein Fahrzeug für die<br />

Personenbeförderung und ein PKW für<br />

Sonderfahrten. Für besonders hochwertige<br />

Güter, die bei kleinster Erschütterung<br />

beschädigt werden könnten, steht ein luftgefederter<br />

LKW bereit. Stückgut transportiert<br />

die Spedition K. Schmid nicht,<br />

lediglich Eiltransporte werden termingerecht<br />

abgewickelt.<br />

Zu vielen Mittelständlern im Landkreis<br />

Heidenheim bestehen herzliche Verbindungen,<br />

aus denen sich vielerlei Sonderaufträge<br />

ergeben. So holt die 46-Jährige<br />

beispielsweise persönlich Gäste des Weltkonzerns<br />

Steiff vom Flughafen ab oder<br />

bringt gigantische Kuscheltiere im Wert<br />

von mehreren 10.000 Euro europaweit<br />

sicher ans Ziel. Für die Firma Fritz hat<br />

Katja Schmid den bisher spektakulärsten<br />

Transport durchgeführt. Eine Glas-Statue<br />

in der Form eines 2,5 Meter hohen Pumps<br />

ging auf die Fashion Week nach Paris.<br />

Regelmäßig unterstützen ihre Fahrer die<br />

Werksverkehre bei Mühlberger, Seelig,<br />

Alco, BBS und Pfisterer. Mit einem LKW<br />

ist sie als Subunternehmerin bei Dachser<br />

in Langenau eingebunden.<br />

Außerdem vermittelt Katja Schmid<br />

über die Frachtbörse Ladung. Daraus<br />

haben sich deutschlandweit Branchen-<br />

Kontakte ergeben, sodass kurzfristig beispielsweise<br />

auch ein Schwertransport organisiert<br />

werden kann. Am Ende des Tages<br />

geht es für Katja Schmid aber um viel<br />

mehr, als nur Paletten von A nach B zu<br />

bringen. „Ich denke, dass unsere schwäbische<br />

Mentalität ebenso geschätzt wird<br />

wie unsere vertrauensvollen Verbindungen,<br />

die wir zu den Kunden pflegen“, sagt<br />

die Nattheimerin.<br />

Das Logo der Spedition Schmid ziert<br />

ein Delfin. In Verbindung mit der Schrift,<br />

die von der berühmten Diddl-Maus entliehen<br />

wurde, wirkt es befremdlich auf die<br />

von Männern dominierte Branche. Knut?<br />

Kai? Welcher Mann sich wohl hinter dem<br />

K. verbirgt? Bei persönlichen Begegnungen<br />

löst sich das Rätsel freilich auf. Dennoch<br />

wurde Katja Schmid mehrfach zu<br />

einem neuen, modernen Design geraten.<br />

Doch das kommt für sie nicht in Frage:<br />

„Der Delfin hat mich all die Jahre begleitet<br />

und mir Glück gebracht. Das Logo bleibt<br />

genauso, wie es ist.“<br />

Kontakt Mobil 0152 09082840 oder Mail<br />

info@schmid-transportservice.de<br />

FIRMENINFO<br />

Katja Schmid arbeitete nach<br />

einer Ausbildung zur Speditionskauffrau<br />

in mehreren<br />

Betrieben, ehe sie sich 2001<br />

in dieser Branche selbstständig<br />

machte: im Jahr 2001,<br />

mit einem einzigen Laster.<br />

Heute umfasst der Fuhrpark<br />

Fahrzeuge und Hänger in<br />

verschiedensten Größen,<br />

darunter auch ein Laster mit<br />

Luftfederung für besonders<br />

hochwertige Güter und ein<br />

PKW für die Personenbeförderung.<br />

Die Spedition mit Sitz<br />

in Nattheim beschäftigt<br />

12 Mitarbeiter, die unter<br />

anderem eilige Kurierfahrten<br />

übernehmen und in Werksverkehren<br />

eingesetzt werden.<br />

www.schmidtransportservice.de<br />

TEXT MANUELA WOLF · FOTOS SPEDITION K. SCHMID<br />

03/<strong>2021</strong> 31


IDEEN UND INNOVATIONEN<br />

Fuß fassen in der Arbeitswelt<br />

Ostwürttembergs<br />

Das Welcome Center Ostwürttemberg<br />

unterstützt Fachkräfte aus aller Welt bei<br />

Fragen rund um Leben und Arbeiten in<br />

Ostwürttemberg und vermittelt die Botschaft<br />

des Willkommenseins.<br />

Eigentlich gibt’s das Welcome Center Ostwürttemberg<br />

(WCC OW) schon seit mehr als einem Jahr.<br />

Eigentlich. Denn so richtig feiern konnte man die<br />

Gründung der vom baden-württembergischen Ministerium<br />

für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus geförderten<br />

und vom Ostalbkreis sowie den Städten Aalen, Ellwangen<br />

und Schwäbisch Gmünd zusätzlich unterstützten<br />

zentralen Anlaufstelle für ausländische Fachkräfte erst<br />

jüngst Ende Mai per Livestream aus dem Kulturbahnhof<br />

Aalen.<br />

Trotzdem: Der Anfang ist gemacht – und das dreiköpfige<br />

Team des WCC OW um Leiterin Evgeniya Abdieva<br />

ist längst routiniert in Sachen Unterstützung der<br />

internationalen Fachkräfte in der Region. Gemeinsam mit<br />

Dr. Lola Bulut und Daniela Todorovic, die an der Hochschule<br />

Aalen angestellt sind, übernimmt Evgeniya Abdieva<br />

eine Art Lotsenfunktion für internationale Fachkräfte<br />

und Betriebe, die solche beschäftigen möchten.<br />

Die drei Expertinnen können bei jeder Art von Anfrage<br />

die richtigen Beratungsstellen und Ansprechpartner in<br />

der Region benennen und vermitteln. „Unser Ziel ist es,<br />

internationalen Fachkräften eine Orientierung im ‚Ansprechpartner-Dschungel‘<br />

zu bieten und keine Doppelstrukturen<br />

zu bilden, sondern Synergien zu nutzen“, erklärt<br />

Evgeniya Abdieva.<br />

Und das kann ganz simpel sein: In Zeiten des Fachkräftemangels<br />

suchen mittlerweile auch viele Mittelständler<br />

und Kleinunternehmer händeringend nach gut<br />

ausgebildetem Personal – oftmals auch im Ausland. Den<br />

Arbeitnehmer zu überzeugen, die Stelle in Ostwürttemberg<br />

anzunehmen, ist da noch die einfachste Aufgabe.<br />

Diesen aber auch langfristig ans Unternehmen zu bin-<br />

32 03/<strong>2021</strong>


KÖPFE UND IHRE GESCHICHTE<br />

den, ist dann oftmals schon komplizierter – „schließlich<br />

hat die Fachkraft aus dem Ausland vieles hinter sich gelassen“,<br />

sagt Evgeniya Abdieva. Sei es die Familie selbst<br />

– oder, wenn diese mit umgezogen ist, die vielen Fragen,<br />

die im Unternehmen in der Regel nicht beantwortet oder<br />

bearbeitet werden können. „Kindergarten, Schule, Vereine,<br />

die Zukunft der Kinder… Das sind alles Fragen, die in<br />

einem kleinen Unternehmen nicht geregelt werden können“,<br />

so die Welcome-Center-Leiterin. Auch die Frage, an<br />

welche Behörde man sich wofür wenden muss, lässt sich<br />

meist gar nicht so einfach beantworten.<br />

Und genau an diesem Punkt steigen Abdieva und ihre<br />

beiden Kolleginnen in die Beratung ein. Sowohl der internationale<br />

Arbeitnehmer wie auch örtliche Firmen können<br />

zu allen Themen Rat suchen – und bekommen dann<br />

Tipps, an wen man sich zu einem bestimmten Thema wenden<br />

kann. „Wir bringen Unternehmen und Jobsuchende<br />

zusammen und helfen beim Ankommen und Zurechtfinden“,<br />

so Abdieva. „Wir sind die neutrale Anlaufstelle, die<br />

praktisch zu allen Themen berät und an die richtigen Ansprechpartner<br />

in der Region verweist. Es ist dabei keine<br />

Vermittlung an sich, es geht ums Informieren, ums Vernetzen<br />

der Fachkräfte und Firmen“, fasst Nadine Kaiser zusammen,<br />

die als Geschäftsführerin der WiRO Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />

mbH Region Ostwürttemberg als<br />

Projektträger verantwortlich für das Welcome Center<br />

Ostwürttemberg ist. Eine Idee, die bereits erfolgreich<br />

getestet wurde, ist dabei auch ein Online-Speed-Dating,<br />

bei dem die internationalen Fachkräfte nur fünf Minuten<br />

Zeit haben, sich einem Unternehmen aus der Region zu<br />

präsentieren. „Sechs Gespräche, sechs Volltreffer“, schildert<br />

Evgeniya Abdieva das Feedback eines teilnehmenden<br />

Unternehmens bei einer dieser Veranstaltungen.<br />

Der Bedarf nach Beratung ist ohne Frage da – trotz<br />

oder gerade auch wegen Corona. Beraten wird hauptsächlich<br />

telefonisch oder online, mittlerweile gehen Evgeniya<br />

Abdieva und ihre Kolleginnen aber auch raus in die größeren<br />

Kommunen, um eine Beratung vor Ort anzubieten.<br />

„Das ist immer auch ein bisschen Feldforschung, denn wir<br />

INFO<br />

Schon seit 2014 gibt es in Baden-Württemberg<br />

die Möglichkeit, ein Welcome Center zu gründen. In<br />

Ostwürttemberg begann man schließlich 2019 mit<br />

der Planung, als Nadine Kaiser die Geschäftsführung<br />

der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Region Ostwürttemberg<br />

(WiRO) übernahm. Das Projekt ist<br />

co-finanziert, 60 Prozent übernimmt das Land, die<br />

restlichen 40 Prozent teilen sich die Projektträger,<br />

also mehrere Kommunen und der Ostalbkreis selbst.<br />

Neben der Leiterin Evgeniya Abdieva teilen sich<br />

noch Dr. Lola Bulut und Daniela Todorovic, beide<br />

über die Hochschule Aalen angestellt, eine weitere<br />

Projektstelle. Das Welcome Center Ostwürttemberg<br />

ist aktuell befristet auf einen Zeitraum von<br />

Sommer 2020 bis Ende 2023, könnte aber auch um<br />

zwei weitere Jahre verlängert werden. Wichtigste<br />

Aufgabe des Welcome-Center-Teams ist es, internationalen<br />

Fachkräften, aber auch Unternehmen,<br />

eine Anlaufstelle für Fragen aller Art zu sein. Dabei<br />

ist es unerheblich, ob dies Fragen zur Beschäftigung<br />

selbst, zu familiären Umständen oder allgemeine<br />

Fragen rund um das Leben in Ostwürttemberg sind.<br />

Beratungen fanden bisher hauptsächlich telefonisch<br />

oder online statt, mittlerweile bieten die WCC-OW-Mitarbeiterinnen<br />

aber auch Beratungen in allen Großen<br />

Kreisstädten von Ellwangen, Schwäbisch Gmünd und<br />

Aalen bis Heidenheim und Giengen an der Brenz an.<br />

Weitere Infos unter<br />

welcome-center-ostwuerttemberg.de<br />

<br />

„Wir bieten den Raum für<br />

Begegnung und können<br />

Menschen, die sich suchen,<br />

zusammenbringen.“<br />

Evgeniya Abdieva<br />

wissen zwar, was in der Region vorhanden ist, aber eben<br />

oftmals nicht, was einem Unternehmen vielleicht noch<br />

fehlt“, sagt Nadine Kaiser. Man sei deshalb immer auch<br />

offen für neue Ideen. Letzten Endes fasst dann aber ein<br />

Satz die Arbeit und Wichtigkeit des WCC OW treffend<br />

zusammen. „Wir sind für alle Unternehmen zuständig, die<br />

internationale Fachkräfte beschäftigen oder das wollen.“<br />

(v.l.) Evgeniya Abdieva, Daniela Todorovic, Dr. Lola Bulut<br />

TEXT MATHIAS OSTERTAG · FOTOS WCO // FLAMINGO IMAGES - STOCK.ADOBE.COM · ILLUSTRATION MELITA - STOCK.ADOBE.COM<br />

03/<strong>2021</strong> 33


IDEEN UND INNOVATIONEN<br />

Die digitale<br />

Transformation<br />

im Gespräch<br />

Die Gastgeber und der Primierengast (v.l.) Dr. Gerold Bläse, Sandra Jörg und Regine Haschka-Helmer.<br />

Das in Aalen ansässige Start-up<br />

BLACKPIN hat erfolgreich ein<br />

Online-Talkformat gestartet.<br />

Eigentlich liegt der Fokus von BLACKPIN ja auf der<br />

Weiterentwicklung seines DSGVO-konformen mobilen<br />

Messengers. Doch da Stillstand so gar nicht zu<br />

dem IT-Unternehmen aus Aalen passt, hat man bereits im<br />

Mai im Rahmen der Social-Media-Aktivitäten ein neues Sendeformat<br />

gelauncht: BLACKPIN.TV. Das Talkshow-Format<br />

wird in Kooperation mit der Hochschule Aalen in deren Medienzentrum<br />

gedreht. Inhaltlich geht es in den Sendungen<br />

um eine Vielzahl an Themen rund um die Digitale Transformation,<br />

eingeladen sind stets interessante Gesprächspartner<br />

aus unterschiedlichen Bereichen.<br />

Den Anfang machte Regine Haschka-Helmer, die ihre<br />

berufliche Karriere in den frühen 90er Jahren bei digitalen<br />

Beratungsagenturen in ganz Europa startete. Haschka-<br />

Helmer gründete 2010 die Seedlab GmbH in Berlin, die sich<br />

auf die Beratung großer Unternehmen in digitalen Transformationsprozessen<br />

und digitaler Geschäftsentwicklung konzentriert.<br />

Außerdem ist sie als sogenannter Business Angel<br />

Investor verschiedener Startups.<br />

Warum aber steigt BLACKPIN nun größer in den Bereich<br />

der Internet-Talkshows ein? Dafür hat Sandra Jörg, Firmengründerin<br />

und BLACKPIN.TV-Erfinderin, eine einfache Erklärung:<br />

„Wir begegnen bei unserer Arbeit täglich großartigen<br />

Experten und spannenden Themen rund um die Digitalisierung.<br />

Das hat uns auf die Idee gebracht, die Öffentlichkeit an<br />

den neusten News und Trends auf diesem Gebiet teilhaben<br />

zu lassen. Auf BLACKPIN.TV zeigen wir branchenspezifische<br />

Usecases, Visionen, Herausforderungen, Erfolge und Strategien<br />

unserer Partner auf.“<br />

Vor allem aber möchte BLACKPIN, so Sandra Jörg weiter,<br />

die Gesellschaft über neue Zukunftstechnologien informieren,<br />

inspirieren und dafür sensibilisieren. Die Gespräche in<br />

den Sendungen handeln daher von innovativen Technologien<br />

und wie diese die Zukunft im B2B-Bereich verändern werden.<br />

„Blockchain“, „Internet of things““, „Künstliche Intelligenz“<br />

und „Augmented Reality“ seien solche Themen.<br />

34 03/<strong>2021</strong>


KÖPFE UND IHRE GESCHICHTE<br />

„Wir begegnen bei unserer<br />

Arbeit täglich großartigen<br />

Experten und spannenden<br />

Themen rund um die<br />

Digitalisierung.“<br />

Sandra Jörg<br />

BLACKPIN.TV-Erfinderin<br />

FIRMENINFO<br />

Die BLACKPIN GmbH mit Sitz in Aalen<br />

wurde 2016 von sieben Gesellschaftern<br />

gegründet. Zunächst entwickelte das<br />

IT-Unternehmen einen sicheren, DSGVO<br />

konformen Messenger,der seit 2020<br />

marktreif ist. Auf Basis dieser Technologie<br />

wird derzeit eine digitale Transaktionsplattform<br />

für agiles Arbeiten der Zukunft<br />

für den europäischen Markt geschaffen.<br />

Mit dem Ausbau können Produkte oder<br />

Dienstleistungen (Support, Beratung,<br />

etc.) für den B2B-Bereich automatisch<br />

verkauft und abgerechnet werden.<br />

BLACKPIN hat den Anspruch, B2B-<br />

Kunden garantieren zu können, dass<br />

jegliche Kommunikation, aber auch<br />

Daten- und Wertübertragungen<br />

zwischen Kunden, Partnern oder Mitarbeitern<br />

geschützt bleiben und Daten<br />

nicht in die Hände Dritter gelangen. So<br />

werden Firmen in Zukunft nicht nur über<br />

die BLACKPIN-App mit ihren Mitarbeitern,<br />

Kunden oder Partner kommunizieren, sondern<br />

auch Geschäfte abwickeln können.<br />

BLACKPIN hat sein Office im Innovationszentrum<br />

Aalen. Die Teamgröße beträgt<br />

35; über 30 Betatesterkunden haben den<br />

Messenger bereits im Einsatz. BLACKPIN<br />

gewann 2020 den Innovationspreis Ostwürttemberg<br />

und war Top 10 Cyberone<br />

Award Finalist. Zudem ist BLACKPIN im<br />

Cyberlab in Karlsruhe und im ESA BIC<br />

Accelerator Programm integriert. Im Herbst<br />

wird ein neuer Standort in Berlin eröffnet.<br />

Schwerpunkte liegen dabei aber auch auf typischen<br />

BLACKPIN-Kernthemen. Etwa, wie sicheres agiles Arbeiten<br />

der Zukunft aussieht und was sich dadurch in den jeweiligen<br />

Branchen verändert. Auch die Sicherheit und der potenzielle<br />

Missbrauch unserer Daten seien ein großes Thema,<br />

das in den TV-Sendungen nicht zu kurz kommen solle, sagt<br />

Dr. Gerold Bläse, Datenschutzbeauftragter und Sales Director,<br />

der gemeinsam mit Sandra Jörg die Sendung moderiert.<br />

Mittlerweile sind vier Sendungen abgedreht. In Folge<br />

zwei erklärt Tim Bückner, CDU-Landtagsabgeordneter<br />

für den Wahlkreis Schwäbisch Gmünd, unter anderem,<br />

warum er die Corona-Pandemie als Chance sieht,<br />

welchen Preis wir für die Digitalisierung zahlen und warum<br />

wir umdenken müssen. Viele spannende Einblicke<br />

präsentierte auch Eva Beckershoff, Projektmanagerin<br />

IHK - IWW und ESA BIC, in der dritten BLACKPIN.TV-<br />

Sendung. Die ESA BIC ist ein Accelerator-Programm, welches<br />

Start-ups fördert, die sich mit innovative Weltraumtechnologien<br />

beschäftigen.<br />

Brandaktuell ist das vierte Gespräch mit Sascha Lück, Geschäftsführer<br />

und Gründer von Best‘n Advice. Das Mainzer<br />

Unternehmen beschäftigt sich mit der Frage nach dem agilen<br />

Arbeiten von Morgen. Mittlerweile hat Best’n Advice mehr<br />

als 75 Mitarbeiter an sechs Standorten in Deutschland und<br />

ist weltweit tätig – angetreten mit der Vision, künftigen Generationen<br />

eine lebenswerte Welt mit echten Werten zu hinterlassen.<br />

„Wir freuen uns auch weiterhin auf interessante<br />

Gäste und ein informatives Format. Eingeladen sind Vordenker,<br />

Vorreiter, Innovatoren, Meinungsmacher und Visionäre<br />

aus unserem Netzwerk“, so Dr. Gerold Bläse. In der nächsten<br />

Sendung dürfen wir uns auf Roderich Kiesewetter, CDU-<br />

Bundestagsabgeordneter freuen, der über Cybersicherheit<br />

und virtuelle Kriege Spannendes zu berichten hat.<br />

Darüber hinaus liegt BLACKPIN ein Angebot eines regionalen<br />

Senders auf dem Tisch, sodass BLACKPIN.TV sogar<br />

bald im Fernsehen ausgestrahlt wird.<br />

Alle Sendungen von BLACKPIN.TV<br />

sind zu finden im BLACKPIN-Kanal<br />

auf YouTube oder unter www.blackpin.tv<br />

TEXT BLACKPIN/MOST · FOTOS BLACKPIN, IRYNA - STOCK.ADOBE.COM<br />

03/<strong>2021</strong> 35


KÖPFE UND IHRE GESCHICHTE<br />

Traumhaus-Konfigurator<br />

Fünf Fragen, fünf Antworten – mit Baufirmensuche24.de aus Aalen<br />

Jochen Gabler und Maximilian<br />

Ziegler haben das Start-up<br />

Baufirmensuche24.de gegründet<br />

– weil sie selbst die Erfahrung machen<br />

mussten, dass die Suche nach der<br />

passenden Baufirma eben nicht locker<br />

von der Hand geht.<br />

<strong>netzwerk</strong> Herr Gabler, in wenigen<br />

Schritten soll die Planung des Eigenheims<br />

gemeistert werden. Damit<br />

wirbt Ihr Unternehmen. Wie kann das<br />

funktionieren?<br />

Jochen Gabler Mit Hilfe des Traumhaus-Konfigurators<br />

erstellen Bauherren<br />

in neun selbsterklärenden Schritten<br />

innerhalb weniger Minuten ein Inserat<br />

ihres Bauvorhabens. Schnell hat<br />

der Häuslebauer sein Eigenheim von<br />

der Dachform bis zur Sonderausstattung<br />

definiert. Um unseren Konfigurator<br />

nutzen zu können, reichen schon<br />

Ideen, Wünsche oder erste Überlegungen.<br />

Durch das Hinzufügen von Plänen,<br />

Bildern, Skizzen kann jeder seine<br />

eigenen Ideen einfließen lassen. Nach<br />

Absenden der Konfiguration erhalten<br />

Bauherren meist nach wenigen Tagen<br />

Angebote von Baufirmen aus der Region.<br />

Die Bauherren entscheiden dann<br />

selbst, welcher Firma sie antworten.<br />

Ihr Unternehmen sitzt in Aalen, agiert<br />

für den Kunden aber online. Wo kann<br />

das Angebot überall genutzt werden?<br />

Der Fokus liegt Stand heute auf Bauvorhaben<br />

in Deutschland. Mittelfristig<br />

werden wir den Bauherren ein<br />

flächendeckendes Netz von Baufirmen<br />

aus ganz Deutschland anbieten.<br />

Danach planen wir die Ausrollung in<br />

Österreich und der Schweiz. Der größte<br />

Vorteil aber überhaupt: Baufirmensuche24.de<br />

ist jederzeit bequem per<br />

Computer, Smartphone oder Tablet<br />

nutzbar.<br />

Ein Bauherr muss seinem Bauunternehmer<br />

vertrauen können. Baufirmen,<br />

die bei Ihnen registriert sind,<br />

Die Gründer von Baufirmensuche24.de:<br />

Jochen Gabler und Maximilian Ziegler.<br />

werden deshalb von Ihnen geprüft.<br />

Was ist dabei wichtig?<br />

Wir prüfen die Firmen auf Echtheit<br />

und Seriosität anhand eigens erstellter<br />

Prüfmechanismen. Weil uns auch<br />

das Vertrauen der Baufirmen wichtig<br />

ist, prüfen wir aber genauso die Angaben<br />

in den Inseraten der Bauherren.<br />

Nachdem ein Bauprojekt eingestellt<br />

wurde, wie schnell folgen die ersten<br />

Angebote?<br />

Das ist sehr unterschiedlich und liegt<br />

vor allem an der Qualität der Angaben<br />

zum Bauvorhaben. Je besser, umfangreicher<br />

und attraktiver das Projekt beschrieben<br />

ist, desto höher ist die Angebotswahrscheinlichkeit.<br />

Deswegen<br />

ist es wichtig, dass Bauherren das Freitextfeld<br />

nutzen, um Wünsche oder Anmerkungen<br />

mitzuteilen. Auch Fotos,<br />

Bilder, Lagepläne und Skizzen können<br />

angehängt werden.<br />

Auf der Schwäbischen Alb gehört das<br />

Häusle bauen fest in die Lebensplanung.<br />

Die meisten wollen mit anpacken<br />

und so viel wie möglich selbst machen.<br />

Können auch Angebote für Teile des<br />

Bauvorhabens eingeholt werden?<br />

Im Schritt acht des Traumhaus-Konfigurators<br />

können Eigenleistungen ausgewählt<br />

werden. So wissen Baufirmen<br />

genau, was vom Angebot auszuschließen<br />

ist. Weiter planen wir eine Erweiterung<br />

des Konfigurators bezüglich Sanierungen,<br />

Modernisierungen sowie<br />

Um- und Anbauten.<br />

Herr Gabler, Sie sind sehr überzeugt<br />

von Ihrem Traumhaus-Konfigurator.<br />

Wieso liegt Ihnen die Sache persönlich<br />

so am Herzen?<br />

Ich arbeite bereits seit zehn Jahren im<br />

Einkauf und sehe Tag für Tag, wie über<br />

Preise diskutiert wird. Privat nutzen<br />

die Leute Rabatt-Coupons oder Newsletter-Gutscheine,<br />

um den Kaufpreis<br />

zu reduzieren. Man vergleicht stundenlang<br />

die KFZ-Versicherung oder<br />

den Stromanbieter. Nur wenn es um<br />

Angebote für das schlüsselfertige<br />

Eigenheim geht, ist jeder Vergleich mit<br />

Stress verbunden und sorgt letztlich<br />

für überhastete Beauftragungen. Das<br />

Eigenheim ist die größte Kaufentscheidung<br />

des Lebens. Jeder Bauherr sollte<br />

sich mit Baufirmensuche24 perfekt auf<br />

diesen Schritt vorbereiten.<br />

Über die Gründer<br />

Die Idee kommt aus der Region. Die<br />

beiden jungen Gründer von Baufirmensuche24<br />

stammen aus Aalen.<br />

Der 36-jährige Maximilian Ziegler<br />

hat schon vor über zehn Jahren sein<br />

Mechatronik-Studium in Aalen abgeschlossen.<br />

Seitdem arbeitet der Ingenieur<br />

in der Softwareentwicklung.<br />

Jochen Gabler (34) hat nach seiner<br />

Ausbildung in der Informationstechnik<br />

noch ein Studium Wirtschaftsingenieurwesen<br />

und danach Industrial<br />

Management erfolgreich absolviert.<br />

Das Geschäftsmodell trifft auf große<br />

Nachfrage, und nach drei Monaten ist<br />

das Team schon auf vier Mitglieder angewachsen.<br />

36 03/<strong>2021</strong> INTERVIEW PATRICK VETTER · FOTO BAUFIRMENSUCHE24.DE


AFTER WORK<br />

Ein Flair, das<br />

Großstadt und<br />

Gemütlichkeit<br />

vereint<br />

Wenn bei den meisten Heidenheimern das After<br />

Work beginnt, dann geht es bei Ellen Kleiber<br />

und ihren Mitarbeitern meistens nochmal richtig<br />

los. Seit zwei Jahren betreibt sie das Café Hellen Stein am<br />

südlichsten Punkt der Hauptstraße. Das Konzept? Urban und<br />

urgemütlich, für After Work ebenso wie Mid Work oder ein<br />

kunterbuntes Frühstück jenseits des Gewohnten. Wöchentlich<br />

wechselt die Speisekarte, probiert wird alles, was frisch<br />

und außergewöhnlich ist. Ganz ähnlich wie im Restaurant<br />

Wacholder, das Ellen Kleiber bereits seit 14 Jahren führt.<br />

„Keine Scheu vor Neuem“, sagt Kleiber, wenn man<br />

sie nach dem typischen Stil und Flair ihres Cafés<br />

fragt. Es geht nicht wirklich darum, anders als<br />

„Keine Scheu vor Neuem“<br />

Ellen Kleiber<br />

andere Lokale zu sein, aber ziemlich genau das<br />

kommt dabei heraus – egal ob man mittags mal<br />

eine Fritten-Bowl essen, abends Auberginen mit<br />

Couscous genießen oder sich auf ein vergoldetes Sofa<br />

setzen will. Wo Hellen Stein draufsteht, steckt viel Eigenart<br />

drin und viel Liebe zum Detail. All das kann man auch mitnehmen<br />

oder sich liefern lassen, wenn der Business-Lunch<br />

oder die kleine Feier mal nicht im Café stattfinden kann.<br />

Und während man im Wacholder abends entspannt genießen<br />

und die Seele baumeln lassen kann, wird das Hellen<br />

Stein an manchen Wochenenden zum Club: Dann legen DJs<br />

auf, die schon mal aus Berlin anreisen. Und dann dauert das<br />

After Work wirklich bis in die After Hour.<br />

TEXT ALEXANDER OGGER · FOTOS ELLEN KLEIBER<br />

03/<strong>2021</strong> 37


DAS LETZTE WORT<br />

Es geht um die<br />

Rettung der<br />

Menschheit…<br />

… und um ein (noch) kleines<br />

Start-up, das Großes bewirkt<br />

Mutter Erde ist krank, sehr krank. Sie hat<br />

hohes Fieber. Wenn sie stirbt, dann kann<br />

sie uns nicht weiter ernähren, und dann<br />

sterben wir auch. Das alles wissen und messen wir.<br />

Und dennoch heizen wir sie weiter auf. Unser persönlicher<br />

Wohlstand und der Status als große Industrienation<br />

sind uns wichtiger.<br />

Aber wenn es um eine notwendige Reduzierung von<br />

CO2 geht, rechnen wir uns plötzlich so klein, denn wir<br />

verantworten doch nur winzige 2% vom weltweiten<br />

Ausstoß!<br />

Seit dem Beginn der Industrialisierung haben<br />

die USA 400 Mrd. t (25%), Europa 350 Mrd. t (20%),<br />

China 200 Mrd. t (13%) und Indien 50 Mrd. t (5%) des<br />

Fiebergases produziert. Darunter leiden vor allem die<br />

Ärmsten, die am wenigsten dazu beigetragen haben:<br />

Afrika hat 40 Mrd. t CO2 erzeugt.<br />

Wenn dieser Kontinent nicht mehr bewohnbar ist,<br />

ist auch unsere Bequemlichkeit in Gefahr. Was bleibt<br />

diesen bedauernswerten Menschen übrig, als ihr Überleben<br />

in der Migration zu suchen? Die Auswirkungen<br />

des Kriegs in Syrien haben die Grenzen unserer psychischen<br />

Belastbarkeit bereits deutlich gezeigt. Und<br />

das war noch nichts in Anbetracht der kommenden<br />

Flüchtlingswucht.<br />

Fatal daran ist, dass wir von der Überhitzung<br />

schon lange wussten. Seit der Club of Rome 1972<br />

wissenschaftlich belegt hat, dass in 50 Jahren (!) eine<br />

Klimakatastrophe eintritt, war Weiter so! die Maxime.<br />

Das Nach mir die Sintflut der Politik bekommt in Anbetracht<br />

der biblischen Demütigungen in NRW und<br />

Rheinland-Pfalz plötzlich eine tödliche Realität für<br />

uns. Bei uns! Ist das überhaupt zulässig?<br />

Dagegen gibt es sicher eine Verordnung in<br />

Deutschland. Ja, das Grundgesetz! Aber machen wir<br />

das mal den CO2-Molekülen klar. Warum werden<br />

PolitikerInnen nicht für persönliches Versagen mit in<br />

die Verantwortung genommen? Waren vor dem Gesetz<br />

nicht mal alle gleich? Unternehmer haften ja auch bei<br />

Insolvenz. Nicht nur die Politik der letzten 20 Jahre<br />

hat in Sachen Klima und Umwelt komplett versagt.<br />

Auch wir Normalos haben fleißig weiter gejettet,<br />

bequeme drei Autos in der Familie besessen und als<br />

Wirtschaftsjunkies der Droge Konsum gefrönt.<br />

Und Berge an Fleisch konsumiert. Stellen Sie sich<br />

mal vor: Sie kaufen ein Kilo Fleisch und bekommen an<br />

der Kasse die bei der Aufzucht des ermordeten Tieres<br />

verursachten 20 Kilo Gülle mit. Fleisch ist durch<br />

Methan, Lachgas und CO2 mit Abstand der größte<br />

Klimatreiber, auch wegen der Abholzung der grünen<br />

Lungen für den Anbau von Soja und Mais, damit wir<br />

hier billig konsumieren können.<br />

Aber welchen hohen Preis zahlt die Menschheit<br />

jetzt dafür? Die verursachten Klimagase müssten auf<br />

der Packung stehen und bepreist sein.<br />

Sofortmaßnahme: Mehr regionales Gemüse essen,<br />

was zudem die Lebenserwartung um 10 (gesunde!)<br />

Lebensjahre erhöht. Was hat all das mit carbonauten,<br />

einem 11-köpfigen Start-up aus Giengen a.d. Brenz zu<br />

tun? Seit 2017 waren wir mit der Idee des aktiven Entzugs<br />

und der dauerhaften Speicherung von CO2 sowie<br />

der Vermeidung der Klimakiller Methan und Lachgas<br />

auf erfolgloser Betteltour bei deutschen Investoren.<br />

Es ist den damaligen Skeptikern vergangen, uns zu<br />

belächeln. Seit Jahresbeginn melden sich viele international<br />

tätige Unternehmen und fragen nach Hilfe,<br />

die wir mangels Kapital erbärmlicherweise erst ab<br />

2022, zwei Jahre später als geplant, umsetzen können.<br />

Dann wird es in ein paar Jahren die Reduzierung von<br />

Klimagasen im Bereich von Gigatonnen sein.<br />

Tragische Ironie dabei ist, dass wir unser Geschäftsmodell<br />

der Klimakatastrophe zu verdanken haben.<br />

Scheiß drauf – wenn es Mutter Erde hilft!<br />

Torsten Becker<br />

Gründer, Träumer, Innnovator<br />

38 03/<strong>2021</strong> TEXT TORSTEN BECKER · FOTO CARBONAUTEN GMBH


Aktiv Zukunft gestalten –<br />

jetzt Aussteller werden!<br />

25. & 26.<br />

SEPTEMBER<br />

<strong>2021</strong><br />

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AALEN<br />

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>> Drohnen Area<br />

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Foto: Das Eselsburger Tal.

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