netzwerk - Ausgabe 3 (September 2021)
Titelthema: Mit welchen Ideen sich Speditionen und Logistiker für die Zukunft rüsten
Titelthema: Mit welchen Ideen sich Speditionen und Logistiker für die Zukunft rüsten
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<strong>Ausgabe</strong> 03 – <strong>September</strong> <strong>2021</strong><br />
Smartes<br />
Stapelsystem<br />
Bei TDK in Heidenheim spart<br />
man durch intelligente Lagerung<br />
viel Zeit und Geld<br />
Abgefahren<br />
Titelthema: Mit welchen Ideen<br />
sich Speditionen und Logistiker für<br />
die Zukunft rüsten<br />
ENERGIE UND MOBILITÄT<br />
Die EnBW ODR ist längst mehr<br />
als nur ein Energieversorger<br />
ABFALLWIRTSCHAFT 4.0<br />
Die Bühler GmbH entsorgt<br />
Industrieabfälle nachhaltig<br />
NEUE IDEEN GESUCHT<br />
Der Resilienz-Award zeichnet<br />
innovative Unternemer aus
K W<br />
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Prospekte/Kataloge<br />
Mailingaktionen<br />
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Offsetdruck<br />
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EDITORIAL // INHALT // IMPRESSUM<br />
Liebe Leser,<br />
editorial<br />
ohne Logistik geht nichts. Die tägliche Zustellung Tausender Pakete<br />
– selbstverständlich. Jederzeit frische Produkte im Supermarkt –<br />
ebenso selbstverständlich. Selbst das neue Sofa aus dem Möbelhaus,<br />
die neueste Sommerkollektion im Bekleidungsgeschäft und das<br />
Smartphone der neuesten Generation – alles selbstverständlich<br />
immer und überall verfügbar.<br />
Ohne den Spediteur, der die Ware von A nach B transportiert, teils<br />
sogar bis an unsere Haustür, wäre das kaum möglich. Vermutlich<br />
wäre unser Alltag ohne die Spediteure und Logistiker um einiges<br />
chaotischer, unsortierter und strukturloser. Weil aber alles reibungslos<br />
funktioniert, ist es für uns erst so normal und selbstverständlich.<br />
In dieser <strong>Ausgabe</strong> von geht es deshalb auch um die Frage,<br />
wie sich die Speditionen und Logistiker für die Zukunft wappnen?<br />
Was ist die Strategie für die kommenden Jahre? Oder: Welche Rolle<br />
spielen alternative Antriebe? Bei den vielen positiven Nachrichten<br />
geht es immer auch um die Frage, wie ausreichend gutes Fachpersonal<br />
für die verantwortungsvollen Jobs in der Branche zu finden ist.<br />
Die nunmehr dritte <strong>Ausgabe</strong> des -Magazins aus dem<br />
Haus der Heidenheimer Zeitung hat auch dieses Mal wieder viele<br />
spannende Themen über die Entscheider und Macher in der Region<br />
Ostwürttemberg versammelt – und hoffentlich können auch Sie beim<br />
Lesen der Geschichten so einiges Neue erfahren.<br />
Viel Spaß bei der Lektüre und bleiben Sie gesund.<br />
inhalt<br />
IDEEN UND INNOVATIONEN<br />
Energiepartner EnBW ODR setzt auf<br />
Nachhaltigkeit und Umweltschutz 04<br />
Smart gestapelt TDK geht mit<br />
seinem Lagersystem neue Wege 06<br />
Nachhaltige Idee Bühler entsorgt<br />
Industrieabfälle umweltfreundlich 10<br />
Ein Ort für Tüftler MAKE Experience<br />
im <strong>September</strong> in Aalen 12<br />
Neue Ideen gesucht Firmen können<br />
sich für RAW.21-Award bewerben 14<br />
TITELTHEMA<br />
Wachstumsbranche Speditionen und<br />
Logistiker rüsten sich für die Zukunft 16<br />
Pioniergeist Schwarz-Gruppe arbeitet<br />
an energieeffizienten Transporten 20<br />
Globale Verantwortung Dachser SE<br />
engagiert sich beim Klimaschutz 26<br />
Klein, aber oho Schmid Transporte<br />
erfüllt manchen Spezialwunsch 30<br />
KÖPFE UND IHRE GESCHICHTE<br />
Neue Arbeitswelt Welcome Center<br />
Ostwürttemberg berät Fachkräfte 32<br />
Talkformat BLACKPIN im Gespräch<br />
über digitale Transformation 34<br />
Konfigurator Das Traumhaus<br />
bauen mit Baufirmensuche24.de 36<br />
AFTER WORK<br />
Ellen Kleiber hat mit dem Café<br />
Hellenstein keine Scheu vor Neuem 37<br />
Mathias Ostertag<br />
Redaktion<br />
DAS LETZTE WORT<br />
Torsten Becker hat mit dem Start-up<br />
Carbonauten Ideen fürs Klima. 38<br />
impressum<br />
Verlag & Herausgeber Heidenheimer Zeitung GmbH & Co. KG, Olgastraße 15, 89518 Heidenheim, Reg. Ger. Ulm HRA 660359<br />
Komplementär Heidenheimer Zeitung Verlagsgesellschaft mbH, Reg. Ger. Ulm HRB 660041 Geschäftsführer Martin Wilhelm<br />
Anzeigen (verantwortlich) Christoph Brosius, Fon 07321 347-120, christoph.brosius@hz.de Redaktion Mathias Ostertag, Fon 07321 347-176,<br />
mathias.ostertag@hz.de // Manuela Wolf // Philipp Hruschka Fotografie Natascha Schröm Titelbild Jag_cz – stock.adobe.com<br />
Grafik & Herstellung Jens Puschmann // Simone Künzer Druck BAIRLE Druck & Medien GmbH, Gutenbergstraße 3, 89561 Dischingen<br />
Vertrieb Jonas Ott, Fon 07321 347-318, jonas.ott@hz.de Druckauflage 3.500 Exemplare<br />
03/<strong>2021</strong> 3
IDEEN UND INNOVATIONEN<br />
Ein starker<br />
Partner für<br />
Energie<br />
4 03/<strong>2021</strong>
Haben Großes vor: die beiden Vorstände der EnBW ODR,<br />
Frank Reitmajer (links) und Sebastian Maier.<br />
„Die ODR will laut ihrer<br />
Nachhaltigkeitsstrategie bis<br />
2023 als Unternehmen CO2-<br />
neutral sein.“<br />
Sebastian Maier<br />
Vorstand der EnBW ODR<br />
Man schrieb das Jahr 1999, als die Energie Baden-Württemberg<br />
Ostwürttemberg Donau-<br />
Ries AG (kurz EnBW ODR) noch als klassischer<br />
Energieversorger an den Start ging. Seither hat<br />
sich das Traditionsunternehmen zu einem nachhaltigen<br />
und innovativen Energie- und Infrastrukturdienstleister<br />
für die Region weiterentwickelt.<br />
Zwischen Rems und Ries, Hohenlohe und Donau versorgt<br />
die EnBW ODR 120 Gemeinden mit Strom und<br />
71 mit Gas. Zusätzlich bietet das Unternehmen sichere,<br />
komfortable und umweltschonende Dienstleistungen<br />
rund um (Ab-)Wasser, Heizung, E-Mobilität sowie Telekommunikation<br />
in Zusammenarbeit mit der NetCom BW.<br />
Der Zuwachs der Anlagen für regenerative Energien<br />
im Versorgungsgebiet der ODR belegt dies: 2020 stammte<br />
der Strom im Netzgebiet rechnerisch zu 72 Prozent aus<br />
erneuerbaren Energien. Damit lag der Energieversorger<br />
bereits jetzt über dem bundesweiten Ziel, bis 2030 eine<br />
Quote von 65 Prozent zu erreichen. Darüber hinaus will<br />
die ODR laut ihrer Nachhaltigkeitsstrategie bis 2023 als<br />
Unternehmen CO2-neutral sein.<br />
Nachhaltiger und regional produzierter Strom sind auf<br />
der Ostalb und im Donau-Ries gefragt: Im vergangenen<br />
Jahr konnte die EnBW ODR 750 weitere Stromkunden<br />
für den klimafreundlichen und regionalen Stromtarif RegioDirekt<br />
gewinnen. Er verbindet Produzenten regenerativer<br />
Energien mit den Verbrauchern aus der Region.<br />
Im Bereich der intelligenten Netz- und Kommunikationsinfrastruktur<br />
geht die EnBW ODR ebenfalls voran<br />
– mit digitalen, flexiblen Lösungen und fortschrittlichen<br />
Technologien, welche sie zu einem der innovativsten<br />
Regionalversorger in Deutschland machen.<br />
Freie Fahrt für E-Mobilität<br />
Die EnBW ODR schafft die Infrastruktur für die Mobilitätswende<br />
in der Region – mit öffentlichen Ladesäulen<br />
und Wallboxen für zu Hause. Schon über 130 Ladepunkte<br />
betreibt der Dienstleister aktuell, das E-Ladenetz baut<br />
er in großen Schritten weiter aus.<br />
Mit der App MobilityMe können E-Mobilisten sogar<br />
an über 200 000 Ladepunkten unabhängig und europaweit<br />
Strom tanken.<br />
Daneben etabliert sich die EnBW ODR zunehmend<br />
als Partner der Industriekunden für den Aufbau firmeneigener<br />
Ladeinfrastruktur und schafft so eine weitere<br />
Voraussetzung für den Mobilitätswandel in der Region.<br />
In der Heimat verwurzelt<br />
Die EnBW ODR setzt auf ganzheitliche und individuelle<br />
Lösungen, um den Wandel der Energieversorgung<br />
und der Infrastruktur in der Region voranzutreiben. Gemeinsam<br />
mit dem Tochterunternehmen Netze NGO legt<br />
der Dienstleister großen Wert auf Kundennähe, lokale<br />
Präsenz und eine Partnerschaft mit Kommunen, Privatund<br />
Industriekunden.<br />
Mit Investitionen, Ideen und Steuern stärkt die ODR<br />
die lokale Wirtschaftskraft und engagiert sich über Sponsoring<br />
für die Lebensqualität in ihrer Heimat. Zudem ist<br />
der Energiedienstleister für 500 Mitarbeitende ein attraktiver<br />
Arbeitgeber, der großen Wert auf die Ausbildung<br />
des eigenen Nachwuchses legt.<br />
Klimaschutz beginnt vor Ort<br />
Natur und Klima von schädlichen Einflüssen zu entlasten<br />
– das hat sich das Unternehmen auf die Fahnen geschrieben<br />
und treibt die regionale Energiewende mit dem<br />
Ausbau der erneuerbaren Energien maßgeblich voran.<br />
Das neue ODR-Bürogebäude des Telekommunikationsanbieters<br />
NetCom BW samt neu gestalteter Außenanlage. NetCom<br />
BW richtet sich in Sachen Telekommunikationsdienstleistungen<br />
an Privat- wie auch an Geschäftskunden.<br />
TEXT & FOTOS ENBW ODR<br />
03/<strong>2021</strong> 5
IDEEN UND INNOVATIONEN<br />
Vorreiter in Sachen intelligentes Lagersystem<br />
Schnelle Roboter und<br />
smartes Stapelsystem<br />
6 03/<strong>2021</strong>
Das System ist einzigartig in der Region:<br />
Am Standort Heidenheim hat<br />
der TDK-Konzern, der in den vergangenen<br />
Jahren die Firma Epcos erst teils,<br />
später dann komplett übernommen hatte, sein<br />
Kleinteile-Lager durch ein flexibles, schnelles<br />
und vollautomatisiertes System ersetzt.<br />
Auf fast gleicher Fläche konnte TDK Electronics<br />
die Kapazität des Lagers nahezu verdreifachen,<br />
um gleichzeitig die Anzahl der<br />
Warenbewegungen verdoppeln zu können.<br />
Der Schritt war notwendig geworden aufgrund<br />
der kontinuierlichen Produktionserweiterungen<br />
am Standort, vor allem bei Induktivitäten<br />
für die Automobilundustrie.<br />
Acht neue Produktionslinien<br />
Allein in den vergangenen zwei Jahren wurde<br />
die Fertigungskapazität für Datenleitungsdrosseln,<br />
Induktivitäten für die Kommunikationstechnologie<br />
und Leistungsinduktivitäten<br />
auf 16 Produktionslinien verdoppelt. „Es war<br />
einfach an der Zeit, für diese enorm gestiegenen<br />
Anforderungen ein innovatives Lagerkonzept<br />
aufzubauen“, sagt Standort-Sprecher<br />
Thomas Dörken. Besonders wichtig war, dass<br />
wir unsere Lieferfähigkeit während des Umbaus<br />
zu jedem Zeitpunkt sicherstellen konnten,<br />
so dass es keinerlei negative Auswirkungen<br />
auf unsere Kunden gab.“<br />
FIRMENINFO<br />
Am TDK-Standort Heidenheim werden vor<br />
allem innovative Produkte mit hohen Qualitätsansprüchen<br />
für die Automobilindustrie<br />
entwickelt und produziert. Derzeit sind rund<br />
540 Mitarbeiter am Standort beschäftigt.<br />
Haben das innovative Lagersystem in Heidenheim realisiert,<br />
von links: Jochen Binder (Leiter Lager und Versand), Dominik<br />
Thurnhuber (Versandleiter) und Kai Minihoffer (Lagerleiter).<br />
TEXT & FOTOS TDK<br />
03/<strong>2021</strong> 7
IDEEN UND INNOVATIONEN<br />
Die Induktivitäten sind in Autos in vielen<br />
Komfort- und Assistenzsystemen verbaut, sowohl<br />
in Modellen mit Verbrennungsmotoren<br />
als auch in Elektrofahrzeugen. Viele Hersteller<br />
rüsten damit jetzt auch kleinere und einfachere<br />
Fahrzeuge aus und bringen sie als Sondermodelle<br />
auf den Markt. „Die Nachfrage ist<br />
mittlerweile höher als vor der Coronakrise“,<br />
sagt Dörken.<br />
Darauf hat sich der Standort gut vorbereitet.<br />
„Mit dem neuen System konnten wir unsere<br />
Bestände deutlich ausbauen“, sagt Jochen<br />
Binder, Leiter von Lager und Versand. Bei<br />
gleichbleibender Gesamtfläche erhöhte sich<br />
die Anzahl der Lagerplätze von rund 2900 auf<br />
7700, die Warenbewegungen stiegen von 66<br />
000 auf 130 000 pro Jahr.<br />
Mit 3 Metern pro Sekunde unterwegs<br />
In dem neuen Lager gibt es keine Regale<br />
und keine Gänge. Stattdessen kommen Behälter<br />
zum Einsatz, die alle gleich groß sind und<br />
in einer Aluminium-Konstruktion übereinan-<br />
Blick in die Fertigung der Induktivitäten<br />
am Standort Heidenheim.<br />
der gestapelt werden. Auf der obersten Ebene<br />
fahren kleine Roboter wie auf Schienen. Jeder<br />
wiegt 130 Kilo und ist mit einer Geschwindigkeit<br />
von rund drei Metern pro Sekunde ziemlich<br />
schnell unterwegs. Häufig benötigte Produkte<br />
werden in den oberen Ebenen des Systems<br />
gelagert, so dass die Roboter schnell auf<br />
sie zugreifen können, ohne zuvor viele andere<br />
Boxen bewegen zu müssen.<br />
Roboter leisten Vorarbeit<br />
Wenn also morgens um 6.30 Uhr das Verpacken<br />
beginnt, haben die Roboter bereits die<br />
Sendungen für den Tag vorbereitet. „Sobald<br />
von den Kollegen im Kundenservice in SAP<br />
ein Lieferschein erstellt wird, wissen auch die<br />
Roboter, dass eine Auslagerung kurz bevor<br />
steht“, sagt Binder. „Einer davon bringt die<br />
Box mit der Ware in die obere Ebene des Systems.<br />
Liegt die Versandanweisung vor, lagert<br />
der Roboter die Ware aus, so dass der Packer<br />
sie auf den Weg zum Kunden bringen kann.“<br />
Mitarbeiterin Andrea Kinski lagert Induktivitäten in das System ein.<br />
Induktivitäten vom Typ ACT 45B<br />
werden in Heidenheim derzeit auf<br />
mehreren Linien gefertigt.<br />
8 03/<strong>2021</strong>
„Wir sparen viel Zeit und Platz.“<br />
Thomas Paul Dörken, Sprecher des Heidenheimer TDK-Standorts,<br />
über das innovative Lagersystem.<br />
<strong>netzwerk</strong> Herr Dörken, TDK macht<br />
seit geraumer Zeit mit einem neuen,<br />
ungewöhnlichen Lagersystem von<br />
sich reden. Was hat es damit auf sich?<br />
Thomas Paul Dörken Durch die enorme<br />
Steigerung unserer Produktionskapazitäten<br />
war klar, dass wir im Bereich<br />
Logistik, bei der Lagerung unserer Produkte<br />
und bei der Versandabwicklung<br />
Prozessverbesserungen benötigen. Im<br />
Mittelpunkt stand, ein Lagerkonzept in<br />
unserer bestehenden Gebäudestruktur<br />
umzusetzen, bei dem wir eine deutlich<br />
höhere Lagerkapazität erreichen, ohne<br />
zu viel an Fläche zu verlieren. Gleichzeitig<br />
wollten wir sicherstellen, auch<br />
in Zukunft eine wachsende Nachfrage<br />
kundengerecht bedienen zu können.<br />
Wie funktioniert diese besondere Art<br />
der Lagerung, die es in dieser Form<br />
bisher nur am Standort Heidenheim<br />
gibt?<br />
Der Vorteil liegt in der Blocklagerung.<br />
Wir benötigen keine Gänge oder Fahrwege,<br />
um Produkte ein- oder auszulagern.<br />
Auf der obersten Ebene des Systems<br />
fahren Roboter, die sehr schnell<br />
auf die Lagerware zugreifen und sie<br />
direkt an den Arbeitsplätzen für die<br />
Verpackung bereitstellen. Die Produkte<br />
kommen also direkt zu den Mitarbeitern.<br />
Damit sparen wir viel Zeit<br />
und auch Platz, da wir keine Flächen<br />
mehr für Kommissionierung und Fördertechnik<br />
benötigen.<br />
Standortsprecher der TDK Heidenheim,<br />
Thomas Paul Dörken.<br />
Was verspricht sich TDK von diesem<br />
Lagersystem?<br />
Wir verfügen jetzt über ein innovatives<br />
Lager, mit dem wir auch für die<br />
nächsten Jahre gut und zukunftssicher<br />
aufgestellt sind. Mit unserer Anlage<br />
haben wir bereits heute die nächste<br />
Ausbaustufe baulich berücksichtigt<br />
und können so mit relativ geringem<br />
Aufwand unsere Kapazität um nahezu<br />
weitere 50 Prozent steigern. Das<br />
Interesse an dem System und dessen<br />
Anwendungsmöglichkeiten innerhalb<br />
unseres Konzerns ist enorm. Heidenheim<br />
ist der Pilot für dieses Lagerkonzept,<br />
das auf Basis der gemachten Erfahrungen<br />
auch an anderen Standorten<br />
des Unternehmens relativ einfach<br />
realisiert werden kann.<br />
Welche Aufgaben übernehmen die Lagermitarbeiter<br />
in dieser Sache? Oder<br />
wird der Faktor Mensch hier gar nicht<br />
mehr gebraucht?<br />
Mit der Einführung des neuen Lagerkonzepts<br />
haben wir nicht das Ziel verfolgt,<br />
Personal zu reduzieren. Unsere<br />
Mitarbeiter waren und bleiben<br />
sehr wichtig. Allerdings verändern<br />
sich ihre Aufgaben, nicht nur durch<br />
das neue Lagersystem, sondern auch<br />
durch Digitalisierung und Industrie<br />
4.0. Deshalb bieten wir verschiedene<br />
Schulungen und Weiterbildungen<br />
für unsere Mitarbeiter an und setzen<br />
sie in Bereichen ein, die es in dieser<br />
Form bislang vielleicht gar nicht gab.<br />
Für die Mitarbeiter im Lager bedeutet<br />
das konkret, dass sie Ware nicht mehr<br />
manuell ein- und auslagern müssen,<br />
sondern beim Verpacken und Versand<br />
eingesetzt werden, damit wir die steigende<br />
Anzahl an Kundenbestellungen<br />
bewältigen können.<br />
„Es war einfach an der Zeit,<br />
für diese enorm gestiegenen<br />
Anforderungen ein<br />
innovatives Lagerkonzept<br />
aufzubauen.“<br />
TDK ist vor einigen Jahren aus der<br />
traditionsreichen Heidenheimer Firma<br />
EPCOS hervorgegangen. Wie sieht<br />
Ihre Bilanz heute aus?<br />
Der Standort Heidenheim wurde gestärkt<br />
und steht heute sehr gut da. Bereits<br />
seit vielen Jahren ist unser Werk<br />
auf die Entwicklung und Produktion<br />
von innovativen Bauelementen vor<br />
allem für die Automobilindustrie in<br />
Europa ausgerichtet. Das Produkt, das<br />
hier mit Abstand am meisten gefertigt<br />
wird, sind miniaturisierte Datenleitungsdrosseln.<br />
Diese Induktivitäten<br />
sind im Motormanagement, in Sicherheits-<br />
und Fahrerassistenzsystemen,<br />
in Komfortanwendungen und in der<br />
Fahrzeugvernetzung verbaut und stellen<br />
einen störungsfreien Betrieb und<br />
Datenaustausch zwischen den elektronischen<br />
Systemen im Fahrzeug sicher.<br />
Als Unternehmen halten wir mit<br />
diesen Bauelementen einen Weltmarktanteil<br />
von mehr als 80 Prozent.<br />
Und weil der Elektronikanteil in Fahrzeugen<br />
stetig zunimmt und die entsprechenden<br />
Systeme immer komplexer<br />
werden, steigt auch der Bedarf an<br />
unseren Produkten weiter. Am Standort<br />
Heidenheim hat TDK in den vergangenen<br />
Jahren kontinuierlich Kapazität<br />
aufgebaut, und wir investieren<br />
weiter in zusätzliche Fertigungsstrecken,<br />
um unsere Kunden bestmöglich<br />
bedienen zu können. So ist die Situation.<br />
Und das ist ja auch der wesentliche<br />
Grund dafür, dass wir ein neues<br />
Lagersystem installiert haben.<br />
INTERVIEW MATHIAS OSTERTAG · FOTO TDK<br />
03/<strong>2021</strong> 9
IDEEN UND INNOVATIONEN<br />
Neue Maßstäbe in Sachen<br />
Abfallwirtschaft 4.0<br />
Wie man Industrieabfälle<br />
nachhaltig entsorgt, beweisen die<br />
Heidenheimer Christian Maier<br />
Gmbh & Co. KG und das Bopfinger<br />
Unternehmen Bühler Entsorgung<br />
GmbH erfolgreich.<br />
Die Heidenheimer Maschinenfabrik Maier steht<br />
mit hochwertigen Drehdurchführungen für lebenslange<br />
Verbindungen mit anspruchsvollen<br />
Anwendungen in verschiedensten Industriezweigen.<br />
Qualität, Ethik und Innovationen sind dabei wesentliche<br />
Standards.<br />
Wie der geschäftsführende Gesellschafter Florian<br />
Maier erklärt, spielen im Unternehmen die Themen<br />
Nachhaltigkeit und Digitalisierung eine immer wichtigere<br />
Rolle. Gemeinsam mit dem Bopfinger Entsorgungsspezialisten<br />
Bühler wurde daher ein umfangreiches Konzept<br />
zur Optimierung der Entsorgungsprozesse erarbeitet und<br />
mit großem Erfolg gemeinsam umgesetzt.<br />
Zur Optimierung der Logistik wurde ein genau auf die<br />
Kundenbedürfnisse zugeschnittenes Behältersystem entwickelt,<br />
erläutern die geschäftsführenden Gesellschafter<br />
der Bühler Entsorgung GmbH, Christoph Bühler und<br />
Markus Brühl. Damit könne nun die Anzahl der Entsorgungsfahrten<br />
um rund zehn bis 15 Prozent reduziert<br />
werden. Dies entspricht einer kalkulatorischen CO2-Einsparung<br />
von rund 750 000 Gramm pro Jahr.<br />
10 03/<strong>2021</strong> TEXT & FOTOS BÜHLER ENTSORGUNG GMBH // BETRIEBSHOF CHRISTIAN MAIER
Sind zufrieden: Andreas<br />
Greiner, Geschäftsführer der<br />
Christian Maier GmbH & Co.<br />
KG (rechts) und Christoph<br />
Bühler, Geschäftsführer der<br />
Bühler Entsorgung GmbH.<br />
Im Bereich Altpapier und Kartonagen verwendet<br />
Christian Maier bereits seit vielen Jahren eine Kastenpresse,<br />
mit der – unter Umweltgesichtspunkten – die<br />
anfallenden Materialien verdichtet werden. Bisher ein<br />
enormer Aufwand, um die Anzahl der Transportfahrten<br />
zu reduzieren. Mit den neuen Prozessen übernimmt<br />
jetzt ein Presscontainer diese mühsame Aufgabe, welcher<br />
gleichzeitig ein Musterbeispiel für intelligente Abfallwirtschaft<br />
4.0 darstellt.<br />
Die Bedienung der Anlage kann nur durch eingewiesene<br />
Mitarbeiter über einen Transponderstart erfolgen.<br />
Dies gewährleistet ein hohes Maß an Arbeitssicherheit.<br />
Die Anlage verfügt über ein automatisches Meldesystem<br />
und ist damit kontinuierlich mit dem Büro von Bühler<br />
in Bopfingen verbunden. Durch diese Technik kann eine<br />
optimale Auslastung des Behälters und eine bestmögliche<br />
Reduzierung des Arbeitsaufwandes erzielt werden.<br />
Die Anzahl der Abholungen kann damit um mehr als<br />
die Hälfte reduziert werden. Andreas Greiner, Geschäftsführer<br />
der Christian Maier GmbH & Co. KG, ist begeistert<br />
von diesem neuen Ablauf.<br />
Auch die weiteren Prozesse wurden vollständig digitalisiert.<br />
Basis ist die eigens entwickelte Bühler-App.<br />
Aufträge zum Containertausch können binnen Sekunden<br />
rund um die Uhr übermittelt werden. Dies vereinfacht<br />
nicht nur die internen Abläufe, sondern spart Zeit und<br />
somit Kosten.<br />
Neben der Optimierung von Logistik und Prozessen<br />
wurden auch die internen Lagersysteme genauer betrachtet,<br />
wodurch der Brandschutz im Unternehmen verbessert<br />
werden konnte.<br />
Durch die Übernahme der gesamten Dokumentationspflichten,<br />
auch im Rahmen der Gewerbeabfallverordnung,<br />
können auch im administrativen Bereich wichtige<br />
Freiräume geschaffen werden. Marcel Ilmer, Leiter Materialwirtschaft<br />
bei Maier, zeigt sich sehr zufrieden mit<br />
dieser bisher nicht gekannten Dienstleistung.<br />
„Auch die weiteren Prozesse wurden<br />
vollständig digitalisiert. Basis ist die<br />
eigens entwickelte Bühler-App.“<br />
<br />
Christoph Bühler<br />
Geschäftsführer Bühler Entsorgung<br />
Mit der Bühler-App können Aufträge rund um die Uhr<br />
einfach und schnell übermittelt werden.<br />
Und das Beste an all diesen Maßnahmen: Mit den neuen<br />
Prozessen werden nicht nur die Abläufe optimiert<br />
und die Umwelt geschont, sondern auch die wirtschaftlichen<br />
Vorteile für Christan Maier überwiegen. „Mehr geht<br />
nicht“, sind die beiden Geschäftsführer Florian Maier<br />
und Andreas Greiner (www.maier-heidenheim.com) vom<br />
neuen Entsorgungskonzept überzeugt.<br />
Am Standort der Bühler<br />
Entsorgung GmbH in<br />
Bopfingen steht die<br />
zuverlässige Abfallentsorgung<br />
sowie die komplette<br />
Betreuung und Abwicklung<br />
aus einer Hand im<br />
Mittelpunkt.<br />
TEXT MANUELA WOLF · FOTOS NATASCHA SCHRÖM<br />
03/<strong>2021</strong> 11
IDEEN UND INNOVATIONEN<br />
Nach der pandemiebedingten Verschiebung der<br />
MAKE Ostwürttemberg im Oktober vergangenen<br />
Jahres kann die Messe nun endlich nachgeholt<br />
werden. Am 25. und 26. <strong>September</strong> wird die Stadt<br />
Aalen in Kooperation mit der Hochschule Aalen und der<br />
Start-up-Region Ostwürttemberg die MAKE Ostwürttemberg<br />
auf dem Campus der Hochschule Aalen durchführen.<br />
Aufgrund der schwer vorausplanbaren Pandemie-Situation<br />
zum festgesetzten Termin wird die MAKE<br />
allerdings in einem kleineren Format und unter dem Motto<br />
MAKE Experience stattfinden.<br />
„Die Besucherinnen und Besucher<br />
können sich auf ein spannendes<br />
Wochenende freuen.“<br />
<br />
Felix Unseld<br />
Wirtschaftsförderer der Stadt Aalen<br />
Kleiner,<br />
kompakter – und<br />
doch viele große<br />
Erlebnisse<br />
„Wir freuen uns, die MAKE Ostwürttemberg jetzt<br />
nachholen zu können und zu zeigen, welche kreativen<br />
Potentiale in den Start-ups, Unternehmen und Hochschulen<br />
der Region vorhanden sind“, so der Aalener Oberbürgermeister<br />
Thilo Rentschler. Die sinkenden Inzidenzwerte<br />
in Verbindung mit einer steigenden Impfquote machen<br />
eine Durchführung im Herbst dieses Jahres möglich.<br />
Angesichts der noch bestehenden Unsicherheiten<br />
bezüglich der im <strong>September</strong> geltenden Regeln soll die<br />
MAKE Ostwürttemberg in einem kleineren Rahmen und<br />
mit einem flexibel anpassbaren Hygiene- und Veranstaltungskonzept<br />
durchgeführt werden.<br />
Der Fokus der MAKE Experience wird auf Gründern,<br />
Start-ups, Makern, Innovationen und in diesem Jahr zusätzlich<br />
dem Themenfeld Smart City liegen. „Die Besucherinnen<br />
und Besucher können sich auf ein spannendes<br />
Wochenende in der faszinierenden Welt von Innovation<br />
und Gründung freuen. Verteilt auf zwei Tage wird es<br />
die Möglichkeit geben, diese unter Einhaltung der dann<br />
gültigen Corona-Verordnung zu erleben und die technologische<br />
Zukunft zu entdecken“, so Wirtschaftsförderer<br />
Felix Unseld.<br />
Markus Schmid von der IHK Ostwürttemberg und Koordinator<br />
der Start-up-Region ergänzt: „Wir freuen uns,<br />
wieder Teil der MAKE Experience zu sein. Start-ups, Maker<br />
und innovative Unternehmen: dieser Mix verspricht<br />
spannende Erlebnisse für Aussteller und Besucher.“ Bereits<br />
im Vorfeld der MAKE werden Workshops, Aktionen<br />
und Wettbewerbe durchgeführt, die den Rahmen rund<br />
um die Themenfelder spannen sollen.<br />
Die MAKE Experience bietet für experimentierfreudige<br />
Selbermacher, innovative Unternehmen und pfiffige<br />
Start-ups eine Plattform, um ihre Zukunftstechnologien<br />
zu präsentieren. Interessierte Maker, kreative Tüftler und<br />
Gründer können sich um einen kostenfreien Stand auf<br />
der MAKE Experience bewerben.<br />
12 03/<strong>2021</strong> TEXT & FOTOS MAKE OSTWÜRTTEMBERG
IDEEN UND INNOVATIONEN<br />
INFO<br />
Fragen und Interesse an der MAKE Experience?<br />
Antworten gibt’s unter Fon 07361 521130 oder<br />
make-ow@aalen.de<br />
Mehr Infos gibt es auf www.make-ow.de sowie<br />
den Facebook- und Instagram-Kanälen der<br />
MAKE Ostwürttemberg.<br />
Die MAKE Ostwürttemberg in Aalen findet am<br />
25. und 26. <strong>September</strong> <strong>2021</strong> statt.<br />
03/<strong>2021</strong> 13
IDEEN UND INNOVATIONEN<br />
Gesucht: kreative und<br />
anpassungsfähige Unternehmer<br />
mit neuen Ideen.<br />
Michael Wolfsteiner, Vorsitzender<br />
der Wirtschaftsjunioren<br />
Ostwürttemberg,<br />
spricht im Interview über den RAW.21<br />
Resilience-Award, wie sich Unternehmen<br />
dafür bewerben können.<br />
<strong>netzwerk</strong> Sie bewerben den RAW.21 mit<br />
einem Konfuzius-Zitat: „Our greatest<br />
glory is not in never falling, but in rising<br />
every time we fall.“ Immer wieder aufzustehen<br />
und weiterzumachen ist somit<br />
das Stichwort, mit dem Sie Unternehmen<br />
in Ostwürttemberg aufrufen, sich<br />
aktiv für die Auszeichnung zu bewerben.<br />
Was versprechen Sie sich davon?<br />
Michael Wolfsteiner Das vergangene<br />
Jahr war für viele Unternehmen in der<br />
Region besonders. Geschäftsmodelle<br />
haben sich geändert oder mussten neu<br />
erfunden werden. Wir, die Wirtschaftsjunioren<br />
und der Wirtschaftsclub, sind<br />
die Institutionen der Wirtschaft in Ostwürttemberg<br />
und haben dies in vielfacher<br />
Weise begleitet. Auch wir mussten<br />
uns umstellen, so wurden Treffen kurzerhand<br />
in den virtuellen Raum verlegt<br />
oder mussten Formate auf die neuen<br />
Gegebenheiten angepasst werden.<br />
Es sind in dieser Zeit sehr viele<br />
gute, innovative und neue Ideen entstanden<br />
und umgesetzt worden, die<br />
die Resilienz und Anpassungsfähigkeit<br />
der Unternehmen beweisen. Wir werden<br />
das honorieren und loben deshalb<br />
den RAW.21 aus – für werteorientiertes<br />
Handeln, für Innovations- und Transformationskraft,<br />
für Agilität, Kreativität<br />
und Unternehmergeist, in diesen<br />
Zeiten mit Mut und Leidenschaft etwas<br />
Neues entstehen zu lassen.<br />
Wir zeigen mit unserem Award<br />
Unternehmen in Ostwürttemberg<br />
Ideen auf, wie sie mit Krisen umgehen<br />
können, und möchten zudem auf<br />
unsere qualitativ wertvollen Netzwerke<br />
der Wirtschaftsjunioren und des<br />
Wirtschaftsclubs aufmerksam machen.<br />
Michael Wolfsteiner ist Vorsitzender der<br />
Wirtschaftsjunioren Ostwürttemberg.<br />
Woher wissen Sie von diesen neuen,<br />
innovativen Ideen? Gibt es Unternehmerforen,<br />
in denen so etwas besprochen<br />
wird?<br />
Unsere Mitglieder bei den Wirtschaftsjunioren<br />
und beim Wirtschaftsclub in<br />
Ostwürttemberg repräsentieren einen<br />
Großteil der Wirtschaft in unserer<br />
Region. Wir tauschen uns in unseren<br />
Foren und Formaten regelmäßig aus,<br />
entwickeln Ideen und besprechen oder<br />
diskutieren aktuelle wirtschaftliche<br />
Themen. So haben wir unser Ohr an<br />
den Unternehmen und sehen, wie erfolgreich<br />
das eine oder andere Unternehmen<br />
diese Krise meistert und welches<br />
Unternehmen diese Zeit genutzt<br />
hat, um sich weiterzuentwickeln oder<br />
neu auszurichten.<br />
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?<br />
Das Raab IT Systemhaus aus Gerstetten<br />
hat z.B. bereits zu Beginn der Pandemie<br />
Lerneffekte und Veränderungen für das<br />
eigene und das Geschäft der Kunden<br />
wahrgenommen und das Arbeiten genau<br />
darauf dynamisch und flexibel angepasst.<br />
So wurde die Weiterbildung der Mitarbeiter<br />
in dieser Zeit immens ausgebaut,<br />
zusätzliche Ausbildungsstellen<br />
wurden geschaffen und Vereine und Organisationen,<br />
aber auch die hauseigenen<br />
Mitarbeiter proaktiv mit IT-Equipment<br />
für das Home-Schooling ausgestattet.<br />
Kunden wurden in dieser Zeit proaktiv<br />
mit Lösungsvorschlägen für die Bewältigung<br />
der neuen Anforderungen und<br />
Herausforderungen unterstützt.<br />
Anderes Beispiel: Bei hema electronic<br />
in Aalen hat man bereits im Zuge des<br />
Generationenwechsels vor längerer Zeit<br />
begonnen, Prozesse und Strukturen im<br />
Haus weiterzuentwickeln. hema electronic<br />
ist auf Hochleistungselektroniken<br />
für Bild- und Signalverarbeitung spezialisiert.<br />
Die Entwicklung einer Elektronikplattform<br />
und die Partnerschaft<br />
zu namhaften und weltweit agierenden<br />
Chipherstellern ermöglicht dem Unternehmen,<br />
flexibel und schnell kundenindividuelle<br />
Elektroniken zu entwickeln<br />
und zu produzieren.<br />
Zudem wurde im Spätherbst des vergangenen<br />
Jahres ein Bildungspaket für<br />
Lehre und Ausbildung zusammengestellt,<br />
mit dem hochkomplexe Schweißprozesse<br />
per Videoübertragung perfekt<br />
veranschaulicht werden können. Das<br />
Interesse daran ist groß, insbesondere<br />
durch die Corona-Pandemie und den<br />
Nachholbedarf bei der Digitalisierung<br />
in der Bildung. Und erst kürzlich wurden<br />
erfolgreich die hema VISION DAYS<br />
veranstaltet, eine Hightech-Messe, die<br />
das Unternehmen mit Interessierten<br />
und Kunden an einen virtuellen Tisch<br />
zusammenbringt.<br />
Das sind nur zwei Beispiele aus der<br />
Region, wie die Pandemie genutzt wurde,<br />
um das Unternehmen weiterzuentwickeln,<br />
neue Ideen zu kreieren und<br />
gestärkt in eine erfolgreiche Zukunft<br />
zu gehen. Und beide Unternehmen<br />
schaffen dadurch Arbeitsplätze in der<br />
Region.<br />
14 03/<strong>2021</strong>
Wie ist die Idee entstanden, Unternehmen<br />
auszuzeichnen, die sich in der<br />
Krise als besonders innovativ, anpassungsfähig<br />
und flexibel gezeigt haben?<br />
Wird da einfach auf den Tisch gehauen<br />
nach dem Motto: So, jetzt suchen wir<br />
mal diese besonderen Unternehmen in<br />
Ostwürttemberg?<br />
Die Idee ist in einem gemeinsamen<br />
virtuellen Termin der Wirtschaftsjunioren<br />
im Treffpunkt Unternehmensführung<br />
unter der Leitung von Dominik<br />
Lutz entstanden. Ich habe die Idee<br />
dann aufgegriffen und mit einem starken<br />
Team weiterentwickelt. Nun sind<br />
wir gemeinsam mit dem Wirtschaftsclub<br />
so weit, dass wir darüber sprechen<br />
können. Es wird eine hochkarätige Jury<br />
geben, die die Bewerbungen bewertet.<br />
Sie dürfen gespannt sein.<br />
Sie wünschen sich sicherlich viele spannende<br />
Einsendungen mit tollen Ideen.<br />
Wie bewirbt man sich?<br />
Wir haben eine Landing-Page erstellt<br />
mit allen Informationen zu den Bewerbungskriterien<br />
und den Teilnahmebedingungen.<br />
Bewerbungsschluss ist der<br />
15. <strong>September</strong> <strong>2021</strong>. Der Gewinner erhält<br />
5000 Euro.<br />
Welche Voraussetzungen müssen Unternehmen<br />
erfüllen?<br />
Der Award richtet sich an wirklich alle<br />
Unternehmen, Institutionen und Organisationen<br />
aus Ostwürttemberg.<br />
Liegt der Fokus auf bestimmten Branchen<br />
oder könnte sich theoretisch jeder<br />
bewerben – vom Ein-Mann-Betrieb<br />
bis hin zum multinationalen Unternehmen?<br />
Es können sich alle Unternehmen, Institutionen<br />
und Organisationen, egal<br />
welcher Größe, bewerben. Das Bewerbungsverfahren<br />
ist so aufgebaut,<br />
dass auch kleine Unternehmen daran<br />
teilnehmen können. Die Fragen sind<br />
schnell zu beantworten und wer möchte,<br />
kann einen Video-Beitrag zusätzlich<br />
zum Teilnahmebogen abgeben.<br />
Und was konkret sollten die Unternehmen<br />
gemacht haben? Also die Krise genutzt<br />
haben, um neue Ideen zur Umsetzung<br />
zu bringen?<br />
Ja, genau. Wir suchen genau die, die<br />
diese veränderten Rahmenbedingungen<br />
genutzt haben, neue Ideen entwickelt<br />
und umgesetzt haben, sich anpassen<br />
konnten und mit Kreativität nun<br />
in eine neue, geänderte Zukunft geht.<br />
Gibt es etwas, auf das Sie als Jury dann<br />
besonders Wert legen?<br />
Wir haben vier Kategorien festgelegt:<br />
Innovation und Transformation, Nachhaltigkeit<br />
des Erfolgs, Kreativität und<br />
Ideenreichtum, Gesellschaftliche Vorbildfunktion.<br />
Darauf wird insbesondere<br />
das Augenmerk der Bewertung gelegt.<br />
Das Gremium bestimmt die Gewichtung<br />
der Kriterien.<br />
Ein Kriterium wie „Nachhaltigkeit des<br />
Erfolgs“ ist innerhalb weniger Monate<br />
vermutlich nicht messbar. Ist das dann<br />
quasi ein schwächeres Kriterium als Innovation<br />
und Transformation?<br />
Die Gewichtung der Kategorien unterliegt<br />
dem Gremium. Das Gremium ist<br />
derzeit in der Entstehung. Wir haben<br />
bereits namhafte Unternehmer und<br />
Persönlichkeiten aus der Region gewinnen<br />
können, die sich Ende des Sommers<br />
zu einer ersten Gremiumssitzung<br />
treffen werden.<br />
Bis wann und wo müssen die Unterlagen<br />
eingereicht worden sein?<br />
Die Bewerbung kann bis zum 15. <strong>September</strong><br />
<strong>2021</strong> unter www.resilience-award.de<br />
eingereicht werden.<br />
Und wann werden die Sieger ermittelt?<br />
Der genaue Termin steht auch aufgrund<br />
der derzeitigen Situation noch<br />
nicht fest. Klar ist aber, dass die Preise<br />
im Herbst in Ostwürttemberg vergeben<br />
werden, am liebsten bei einer schönen<br />
Abendveranstaltung und in einem<br />
würdigen Rahmen. Wir werden Ihnen<br />
natürlich rechtzeitig Bescheid geben.<br />
Sich für den Award zu bewerben ist das<br />
eine. Aber was konkret hat das Unternehmen<br />
am Ende davon?<br />
Der Sieger erhält 5000 Euro, die er wiederum<br />
in seine Projekte für Nachhaltigkeit,<br />
Transformation und Kreativität<br />
stecken kann. Für den Zweitplatzierten<br />
sind 2000 Euro und für den Drittplatzierten<br />
noch 1000 Euro drin. Freuen<br />
würden wir uns natürlich, wenn die<br />
Gewinne in Mitarbeiterprojekte investiert<br />
oder für eine soziale Spende<br />
genutzt werden. Nicht zu vergessen ist<br />
natürlich auch die Aufmerksamkeit, die<br />
der Award hat und dem Unternehmen<br />
in der Region bringen kann.<br />
www.resilience-award.com<br />
INTERVIEW MATHIAS OSTERTAG · FOTO PRIVAT<br />
03/<strong>2021</strong> 15
TITELTHEMA<br />
Das alles ist<br />
Logistik<br />
Die Ware im Netz bestellt, am nächsten Tag ist das Paket da.<br />
Logistiker und Speditionen sorgen dafür, dass unser<br />
Wohlstand sichtbar wird. Ohne sie geht es nicht. Davon berichten<br />
in <strong>netzwerk</strong> gleich mehrere.<br />
16 03/<strong>2021</strong>
ILLUSTRATION FRANKBOSTON - STOCK.ADOBE.COM<br />
03/<strong>2021</strong> 17
TITELTHEMA<br />
Eine<br />
Branche<br />
des stetigen<br />
Wachstums<br />
Ohne Logistik geht nichts. Das<br />
wird für jeden von uns tagtäglich<br />
sichtbar auf Straßen und<br />
Autobahnen, wo der Güterverkehr in den<br />
vergangenen Jahren seit 2010 stark gewachsen<br />
ist. Selbst die Corona-Pandemie<br />
konnte daran nur bedingt etwas ändern.<br />
Für das vergangene Jahr 2020 liegen dem<br />
Bundesverband Spedition und Logistik<br />
(DSLV), der mit seinen 16 Landesverbänden<br />
rund 3000 Speditionen und Logistikdienstleister<br />
in Deutschland vertritt, zwar<br />
noch keine konkreten Zahlen vor – jedoch<br />
rechnet man nur mit geringen Umsatzeinbußen<br />
innerhalb der Branche. Selbst<br />
ein Umsatzeinbruch im zweiten Quartal<br />
2020 mit dem ersten Lockdown wird da<br />
wohl wenig Einfluss haben.<br />
Die Branche der Speditionen und Logistiker<br />
ist eine des stetigen Wachstums.<br />
Je nach Rechnungsweise gehört sie zu<br />
den größten Branchen in Deutschland,<br />
nur im Gesundheitswesen und im Tourismus<br />
sind noch mehr Menschen beschäftigt.<br />
Laut dem Bundesverband für Logistik<br />
(BVL) sind mehr als drei Millionen Menschen<br />
direkt oder indirekt in der Logistikbranche<br />
tätig, der DSVL spricht allein für<br />
die ihm angeschlossenen Speditions- und<br />
Logistikunternehmen von einer Beschäftigtenzahl<br />
von rund 600 000 Personen.<br />
Der Großteil der Betriebe gehört dabei<br />
der Kategorie der kleinen und mittleren<br />
Unternehmen an und ist aufgrund der regionalen<br />
Produktions- und Verbrauchsstrukturen<br />
eher auch im näheren Umkreis<br />
tätig. Rund 50 Prozent der im DSLV organisierten<br />
Betriebe zählen nur bis zu<br />
50 Mitarbeiter, nur 15 Prozent verfügen<br />
über mehr als 200 Mitarbeiter.<br />
Dennoch gibt es auch einige Branchenriesen<br />
– wie die Deutsche-Post-Tochter<br />
DHL, DB Cargo Logistics (DB Schenker),<br />
aber auch die in Bremen ansässige Spedition<br />
Kühne & Nagel – oder die Dachser SE<br />
aus Kempten. Das Familienunternehmen<br />
zählt um die 30 000 Mitarbeiter weltweit,<br />
allein am Standort Langenau, der sich an<br />
der gleichnamigen A7-Ausfahrt befindet,<br />
sind 550 Menschen beschäftigt.<br />
Digitalisierung auch<br />
ein Zukunftsthema<br />
Andrea Marongiu ist Geschäftsführer<br />
des Verbands Spedition und Logistik<br />
Baden-Württemberg. Der Fachverband<br />
vertritt rund 450 Speditions-, Transportund<br />
Logistikunternehmen mit ca. 60 000<br />
Beschäftigten aus dem Ländle – und hat<br />
entsprechend auch Gewicht, wenn es um<br />
zukunftsweisende Entscheidungen in der<br />
Speditions- und Logistikbranche geht. In<br />
seiner täglichen Arbeit beschäftigt sich<br />
der VSL-Geschäftsführer mit aktuellen<br />
Themen wie der zunehmenden Umrüstung<br />
der Speditions-Flotten auf Lang-<br />
Lkw bzw. Elektro-Lkw, aber zunehmend<br />
auch mit der Digitalisierung der kompletten<br />
Logistikbranche. „Wer noch vor der<br />
Pandemie überlegt hat, diesen Punkt umzusetzen,<br />
hat spätestens jetzt reagiert“,<br />
18 03/<strong>2021</strong> TEXT MATHIAS OSTERTAG · ILLUSTRATION STUDIOWORKSTOCK - STOCK.ADOBE.COM
TITELTHEMA<br />
DAS ALLES IST<br />
LOGISTIK<br />
„Der Mensch wird<br />
ein Teil des technischen<br />
Wandels bleiben.“<br />
<br />
Andrea Marongiu<br />
VSL-Geschäftsführer<br />
sagt er. Langfristig geht es darum, Logistik<br />
noch planbarer zu machen. „Und<br />
dazu kann die Digitalisierung ihren Beitrag<br />
leisten.“<br />
Gleichzeitig ist aber auch in der Branche<br />
nicht alles rosig – trotz jahrelanger<br />
guter Umsätze und tendenziell steigender<br />
Beschäftigtenzahlen. „Die Unternehmen<br />
tun sich aber immer schwerer, ausreichend<br />
Personal zu finden, um weiter<br />
wachsen zu können. Das fängt schon bei<br />
den Fahrern an“, sagt Andrea Marongiu.<br />
Zwar könne man zum Beispiel die Prozesse<br />
in den Lagern vollautomatisieren,<br />
immer mehr technische Helferlein einsetzen<br />
und somit viele Dinge besser und<br />
effizienter machen. „Am Ende braucht es<br />
aber immer irgendwo einen Menschen,<br />
der eingreifen kann. Der Mensch wird ein<br />
Teil des technischen Wandels bleiben.“<br />
Im ständigen Austausch mit<br />
verschiedenen Ministerien<br />
Die hiesige Speditions- und Logistikbranche<br />
hat aber auch andere, vor allem politische<br />
Themen, dauerhaft auf der Agenda.<br />
Als Sprachrohr der Logistiker und Speditionen<br />
verhandelt der VSL nicht nur als<br />
Vertragspartner der Gewerkschaft Verdi<br />
über die Gehälter der Angestellten der<br />
Unternehmen, sondern ist auch in ständigem<br />
Austausch mit den zuständigen<br />
Landesministerien Verkehr, Wirtschaft<br />
und Umwelt.<br />
Die Stichwörter CO2-Einsparung, Umweltmanagement,<br />
aber auch speziell von<br />
den Grünen in der Landesregierung angestoßene<br />
Themen wie die Überprüfung<br />
von Straßenbauprojekten oder Pläne<br />
zur Verlagerung von Transportleistungen<br />
auf die Bahn, sind Dauerbrenner in<br />
der täglichen Lobbyarbeit des VSL wie<br />
auch der ihm angeschlossenen Speditions-<br />
und Logistikdienstleister. Marongiu:<br />
„Wir tragen ja wirklich vieles mit. Aber<br />
mich wundert es schon, dass wir einerseits<br />
die drittgrößte Branche des Landes<br />
mit rund 400 000 Beschäftigten sind, und<br />
andererseits in einem exportstarken Bundesland<br />
immer wieder mit Vorschlägen<br />
zur Einschränkung unserer Arbeit leben<br />
müssen.“<br />
Unter dem Dach des VSL versammeln<br />
sich die großen wie kleinen Familienbetriebe<br />
Baden-Württembergs – nebenbei<br />
gibt es aber auch noch Tausende andere<br />
Betriebe, die unter dem Begriff Spedition<br />
Dienstleistungen aller Art anbieten.<br />
Viele große Speditionen<br />
kommen aus der Region<br />
Die Regionen Ostwürttemberg und Ulm<br />
sind für die Logistiker und Speditionen in<br />
Baden-Württemberg von enormer Bedeutung<br />
– bilden sie doch, so VSL-Geschäftsführer<br />
Marongiu, das Tor nach Süd- und<br />
Südosteuropa. In der Region seien viele<br />
Hidden Champions angesiedelt, deren<br />
Waren von A nach B und oftmals auch<br />
weltweit umgeschlagen werden müssten.<br />
Die Perspektive sei auch auf lange Sicht<br />
positiv, dass sich die beiden Regionen gut<br />
entwickeln. „Unsere Aufgabe ist es dabei,<br />
die komplette Palette der Logistikdienstleistungen<br />
anzubieten – und das auch immer<br />
im Sinne und zur Zufriedenheit des<br />
Kunden.“<br />
Logistik ist eben mehr als nur Gütertransport.<br />
Und aus unserem Alltag nicht<br />
mehr wegzudenken. Kurzum: ohne Logistik<br />
geht es eben nicht.<br />
Im Auftrag von Industrie<br />
und Handel organisieren<br />
und steuern Speditionen und<br />
Logistikdienstleister nationale<br />
und internationale Lieferketten.<br />
Speditionen beauftragen<br />
Transportunternehmen aller<br />
Verkehrsträger und befrachten<br />
Lkw, Eisenbahnen,<br />
Flugzeuge sowie See- und<br />
Binnenschiffe, sofern für<br />
die Beförderung von Gütern<br />
und Waren nicht eigene Beförderungsmittel<br />
eingesetzt<br />
werden. Auftraggeber von<br />
Güterkraftverkehrsunternehmen,<br />
Eisenbahnverkehrsunternehmen,<br />
Airlines<br />
und Reedereien sind somit<br />
überwiegend Speditionen<br />
und Logistikdienstleister<br />
Die Vergabe von Transportaufträgen<br />
an Transportunternehmen<br />
durch einen<br />
Spediteur ist Basis für Tausende<br />
täglich durchgeführte<br />
nationale und internationale<br />
Transporte und Beförderungsvorgänge.<br />
Vor allem<br />
internationale Warenversendungen<br />
erfordern die Organisation<br />
komplexer, arbeitsteiliger<br />
Lieferketten, die in der<br />
Regel durch mehrere in- und<br />
ausländische Transportunternehmen<br />
und Unterauftragsverhältnisse<br />
mit Betreibern<br />
von Umschlag- und Lageranlagen<br />
gebildet werden.<br />
Im Branchendurchschnitt<br />
charakterisieren neun<br />
Leistungsbereiche das<br />
Angebot deutscher Spediteure<br />
und Logistiker. Am<br />
häufigsten genannt werden<br />
die Befrachtung von Lkw,<br />
Zollabfertigung, Seefrachtspedition,<br />
Stückgutverkehre,<br />
Speditionsnahverkehr, Luftfrachtspedition,<br />
Distributionslagerung,<br />
Gefahrgutlogistik<br />
und Güterfernverkehr. Von<br />
größeren Speditionen wird<br />
häufig ein noch breiteres<br />
Spektrum abgedeckt.<br />
03/<strong>2021</strong> 19
Mit dem Blick<br />
nach vorne<br />
20 03/<strong>2021</strong>
TITELTHEMA<br />
Führen die Schwarz-Firmengruppe<br />
gemeinsam: die Brüder Hans-Günther<br />
(links) und Thomas Schwarz.<br />
Die Firmengruppe Schwarz aus Herbrechtingen<br />
bringt mit zukunftsweisenden Ideen von intelligenter<br />
Software bis energieeffizienten Transporten zugleich<br />
Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit in der Logistikbranche<br />
voran. Diese Pionierarbeit wird auch von<br />
zahlreichen namhaften Kunden gewürdigt.<br />
Für die Logistikbranche spielt eine immer<br />
weiter zu erhöhende Effizienz im<br />
Zuge der Debatte um den Klimawandel<br />
schon seit Langem eine wichtige Rolle. Allein<br />
aus Gründen des steigenden Kostendrucks ist<br />
es eben ein echter Wettbewerbsvorteil, Energie<br />
einzusparen. In vielerlei Hinsicht ist ein<br />
größeres Engagement für den Umweltschutz<br />
damit zugleich ein direkter wirtschaftlicher<br />
Vorteil für die Unternehmen. Bei der Firmengruppe<br />
Schwarz in Herbrechtingen hat man<br />
diese Rechnung schon vor vielen Jahren konsequent<br />
zu Ende gedacht.<br />
Die Schwarz Logistik, 2005 aus der Spedition<br />
Schwarz heraus gegründet, bietet ihren Kunden<br />
vollumfängliche Lösungen in der Kontraktlogistik<br />
an. Diese sind längerfristig angelegt<br />
und gehen mit Aufgaben wie etwa der<br />
Produktionslogistik oder Lagerhaltung über die<br />
Transportlogistik hinaus. Mit dem Schwesterunternehmen<br />
Kareka aus Tschechien deckt<br />
die Gruppe auch den osteuropäischen und<br />
03/<strong>2021</strong> 21
TITELTHEMA<br />
internationalen Markt ab. Intelligente Software-<br />
Lösungen verschaffen auch den Kunden von<br />
Schwarz an jedem Punkt der Warenkette einen<br />
genauen Überblick. Gemeinsam mit seinen<br />
zuverlässigen Transportlösungen sorgt Schwarz<br />
so für einen reibungslosen Ablauf aller Aufträge.<br />
Bodenständigkeit und Fortschrittlichkeit<br />
Den technologischen und gesellschaftlichen<br />
Wandel hatte Schwarz dabei schon immer<br />
im Blick und setzt seit jeher auf die beiden<br />
Leitprinzipien von Bodenständigkeit und<br />
Fortschrittlichkeit. Das Familienunternehmen<br />
hat die Möglichkeiten des Umweltschutzes zur<br />
Einsparung von CO2 seit langem in die eigene<br />
Philosophie integriert.<br />
Eine neue Lagerhalle mit Photovoltaik-Anlagen,<br />
die wesentlich weniger Energie verbraucht,<br />
die Erstellung eines eigenen Umweltberichts<br />
oder die Umstellung der Beleuchtung<br />
in den firmeneigenen Werkstätten auf LED sind<br />
Nicht jeder Lkw ist grün: für einige Großkunden<br />
aus der Region fährt Schwarz auch mal in<br />
anderer Farbe. Dafür dann aber als E-Lkw –<br />
und damit doch wieder grün.<br />
22 03/<strong>2021</strong>
IDEEN UND INNOVATIONEN<br />
Wichtiger Umschlagplatz: Das neue Logistikzentrum<br />
im Herbrechtinger Gewerbegebiet<br />
Vohenstein wurde 2018 eröffnet.<br />
nur einige Beispiele. Bereits seit 2006 beschäftige<br />
sich Schwarz mit Lang-Lkw, die seit 2012 im<br />
Auftrag der Spedition unterwegs sind. „Dank<br />
größerem Ladevolumen kann die Energieeffizienz<br />
solcher Transporte und damit die Umweltbilanz<br />
von Schwarz und seinen Kunden<br />
signifikant verbessert werden“, erklärt Thomas<br />
Schwarz, der mit seinen beiden Brüdern<br />
Hans-Günther Schwarz und Georg Schwarz die<br />
Geschäfte bei der Spedition Schwarz führt. Bei<br />
einem wichtigen Schwarz-Kunden wie dem<br />
Hausgerätehersteller BSH im nahen Giengen<br />
bedeutet das beispielsweise, dass bis zu 280 Geschirrspüler<br />
in einem Lang-Lkw Platz finden,<br />
anstatt wie bei einem Standard-Lkw 120 Stück.<br />
Zuletzt hat Schwarz sein Engagement in diesem<br />
Bereich mit der Bestellung von 100 weiteren<br />
verlängerten Sattelaufliegern langfristig bestätigt.<br />
Die 15 Meter langen Auflieger, die unter<br />
die Kategorie Lang-Lkw Typ 1 fallen, sollen ab<br />
November ausgeliefert werden.<br />
Auch elektrisch betriebene Lkw<br />
In der Schwarz-Flotte fahren zudem seit einiger<br />
Zeit auch batterieelektrische Lkw, die gänzlich<br />
emissionsfreie Transporte versprechen. Im<br />
Einsatz sind diese vor allem für die Firma Zeiss<br />
in Oberkochen, für deren Produktion Schwarz<br />
die Logistik übernommen hat. Die gut 50 Kilometer<br />
von Herbrechtingen zu Zeiss und umgekehrt<br />
machen den Fahrzeugen keine Probleme,<br />
das Projekt gilt als ein voller Erfolg und soll<br />
in Zukunft weiter ausgebaut werden. Das erste<br />
Fahrzeug dieser Art in der Schwarz-Flotte<br />
„Nur, wenn wir auch technologisch einen<br />
Vorsprung vor Mitbewerbern haben,<br />
können wir unseren Kunden neue Wege<br />
und Lösungen bieten.“<br />
<br />
Ein Öko-Liner aus der Schwarz-Flotte.<br />
Thomas Schwarz<br />
Geschäftsleitung / Kfm. Verwaltung<br />
03/<strong>2021</strong> 23
TITELTHEMA<br />
wurde erst im vergangenen Jahr offiziell in Betrieb<br />
genommen. Auch an diversen Versuchen<br />
mit alternativen Kraftstoffen wie Gas oder Wasserstoff<br />
beteiligt sich Schwarz.<br />
Vorne dabei sein ist das Ziel<br />
Doch warum geht die Firmengruppe überhaupt<br />
dieses Risiko ein? Denn Investitionen<br />
sind schließlich stets auch ein Wagnis: Dass es<br />
Pioniere immer schwer haben, ist bekannt. Die<br />
Antwort fällt Thomas Schwarz nicht schwer.<br />
„Wir wollen vorne mit dabei sein. Denn nur,<br />
wenn wir auch technologisch einen Vorsprung<br />
vor Mitbewerbern haben, können wir unseren<br />
Kunden neue Wege und Lösungen bieten.“ Deshalb<br />
verwende man grundsätzlich einen beträchtlichen<br />
Teil der eigenen Gewinne, um sich<br />
stets auf den nächsten Schritt vorzubereiten.<br />
Wenn auch hier und da politisch motivierte<br />
Forderungen nach einer Zukunft der Logistik<br />
vor allem im Schienenverkehr laut werden:<br />
dass die Straße auch in Zukunft relevant bleiben<br />
wird, davon ist man bei Schwarz überzeugt, und<br />
blickt gelassen in die Zukunft. „Alle Verkehrsträger<br />
müssen sich künftig weiter optimieren,<br />
um der Menge der zu befördernden Güter gerecht<br />
zu werden“, sagt Thomas Schwarz, der<br />
Effizient verräumt: im Logistikzentrum<br />
in Herbrechtingen werden Kundenprodukte<br />
für den internationalen Markt<br />
zwischengelagert.<br />
24 03/<strong>2021</strong> TEXT PHILIPP HRUSCHKA · FOTOS LUKASZ BURCHARDT // SCHWARZ GRUPPE
TITELTHEMA<br />
„Die Kunden erwarten<br />
Flexibilität, dass ein Lkw<br />
auch mal wartet.“<br />
<br />
Oliver Ocker<br />
Geschäftsführer der<br />
Schwarz-Schwester DiLoS<br />
Beraten regelmäßig gemeinsam über die<br />
nächsten Schritte (von links): Hans-Günther<br />
und Thomas Schwarz sowie Oliver Ocker,<br />
Geschäftsführer der Schwarz-Tochter DiLoS.<br />
FIRMENINFO<br />
Das Familienunternehmen mit Sitz in Herbrechtingen bietet<br />
seinen Kunden im Verbund aus der Spedition Schwarz,<br />
Schwarz Logistik, den Speditionen Kareka und Blitz sowie<br />
dem digitalen Logistikdienstleister DiLoS vollumfängliche<br />
Lösungen im Transportwesen und der Logistik an.<br />
Jährlich wickeln die Firmen innerhalb der Schwarz-Gruppe<br />
zwischen 80.000 und 100.000 Transportaufträge ab,<br />
dabei wird etwa eine Million Tonnen Waren transportiert.<br />
Die insgesamt 250 Fahrzeuge der Schwarz-Flotte legen<br />
dabei etwa 28 Millionen Kilometer zurück. In der Kontraktlogistik<br />
sind es jährlich über 3,6 Mio. Kommissionieraufträge.<br />
sich sicher ist, dass sowohl Schiene als auch<br />
Straße künftig weiter gebraucht werden.<br />
„Und für die Straße, und alle Möglichkeiten<br />
eines energieeffizienteren Verkehrs, sind wir<br />
die Spezialisten.“<br />
Bei unvorhergesehenen Entwicklungen<br />
könne ein Lkw einfach warten, bis die Lieferung<br />
bereitsteht. Bei einem Güterzug sei<br />
man hingegen viel eher dazu verpflichtet, zu<br />
einem vorher festgelegten Zeitpunkt loszufahren.<br />
Genau das ist aber in der Branche<br />
nicht immer möglich. „Die Kunden erwarten<br />
diese Flexibilität einfach“, sagt Oliver Ocker,<br />
der sich unter anderem als Geschäftsführer<br />
bei der Schwarz-Schwester DiLoS um digitale<br />
Lösungen in der Logistik kümmert.<br />
So gebe es einfach Anforderungen an ein<br />
modernes Logistikunternehmen, die die<br />
Schiene heute nicht immer erfüllen kann.<br />
Die Logistik-Welt verändere sich schließlich<br />
schneller, als neue Eisenbahnstrecken überhaupt<br />
geplant werden können. „Wenn man<br />
sich auf solch einen langen Zeitraum im Voraus<br />
festlegen muss, ist es kaum möglich, auf<br />
aktuelle Entwicklungen zu reagieren“, sagt<br />
Schwarz. Zugleich werden die Investitionszyklen<br />
kürzer, in 5 bis 10 Jahren könne die Welt<br />
schon wieder ganz anders aussehen. Schwarz<br />
ist sich sicher: „Da wird auch in Zukunft noch<br />
viel mehr passieren.“<br />
Die Schwarz-Gruppe ist eine mittelständische, eigentümergeführte<br />
Unternehmensgruppe mit Sitz in Herbrechtingen<br />
in Baden-Württemberg. Zur Schwarz-Gruppe<br />
gehören die deutschen Speditionen Schwarz und Blitz, die<br />
tschechische Spedition Kareka, die Logistiktochter Schwarz<br />
Logistik (mit Sitz im hessischen Münster bei Frankfurt)<br />
sowie der Spezialist für digitale Logistikdienste DiLoS.<br />
Aktuell beschäftigt die Schwarz-Gruppe zirka 650 Mitarbeiter,<br />
die zusammen jährlich einen Umsatz von ungefähr<br />
66 Mio. Euro erwirtschaften. Zur besonderen Ausrichtung<br />
der Schwarz-Gruppe gehört es, Kundenanforderungen<br />
flexibel und zuverlässig zu erfüllen, die Digitalisierung<br />
voranzutreiben, umweltverträglich zu agieren und ihren<br />
Mitarbeitern ein sicheres, angenehmes Arbeitsumfeld zu<br />
bieten. Die Speditionen der Schwarz-Gruppe sind spezialisiert<br />
auf Transporte mit großem räumlichem Volumen bei<br />
vergleichsweise geringem Gewicht.<br />
03/<strong>2021</strong> 25
IDEEN UND INNOVATIONEN<br />
Globale<br />
Verantwortung<br />
Dachser engagiert sich beim Klimaschutz mehrgleisig.<br />
Das Familienunternehmen kann als weltweit agierender<br />
Logistiker an zahlreichen Stellen gleichzeitig ansetzen und<br />
dabei nachhaltige Technologien in die Branche tragen.<br />
26 03/<strong>2021</strong>
TITELTHEMA<br />
„So lässt sich der<br />
Wandel hin zu<br />
Niedrig- und Null-<br />
Emissions-Technologien<br />
gestalten.“<br />
<br />
Stefan Hohm<br />
Chief Development Officer bei Dachser<br />
Verantwortung. Doch natürlich geschieht dies auch aus<br />
Eigennutz, wie es Burkhard Eling, seit Anfang des Jahres<br />
CEO von Dachser, verdeutlicht: „Wir sind überzeugt,<br />
dass langfristig nur die Unternehmen eine Zukunft haben<br />
werden, die sich nachhaltig ausrichten.“ Deshalb setze<br />
man vorrangig auf technologische Verbesserungen und<br />
Innovationen. „Gerade für physische Logistikunternehmen<br />
gibt es zahlreiche Optimierungsmöglichkeiten hinsichtlich<br />
Energieeffizienz und Prozesseffizienz. Auf der<br />
Suche nach diesen Verbesserungen wird Forschung und<br />
Entwicklung immer wichtiger“, so Eling.<br />
Einen klaren Vorteil hat Dachser als ein Logistiker,<br />
der mit über 30.000 Mitarbeitern weltweit<br />
an insgesamt 387 Standorten – darunter auch in<br />
Langenau – vertreten ist: Denn wer unter anderem in<br />
der klassischen Transportlogistik, mit Luft- und Seefracht<br />
sowie in der Lebensmittellogistik tätig ist, kann bei Herausforderungen<br />
wie dem Kampf gegen den Klimawandel<br />
an zahlreichen Stellen gleichzeitig ansetzen. Große,<br />
global agierende Unternehmen als wichtige Verbündete<br />
bei fundamentalen Veränderungen unserer Wirtschaftsweise<br />
– Dachser macht es vor.<br />
Das Familienunternehmen mit Hauptsitz in Kempten<br />
im Allgäu übernimmt auf vielfältige Art und Weise<br />
Emissionsfrei in elf Metropolen<br />
Nachhaltige Technologien helfen dem Unternehmen<br />
bei seinem Ziel auf viele unterschiedliche Arten. Erst<br />
im Mai hat Dachser mit der Ausweitung seines Konzeptes<br />
DACHSER Emission-Free Delivery einen weiteren<br />
Schritt auf seinem Weg angekündigt. Bis Ende 2022<br />
will das Unternehmen die Innenstädte von mindestens<br />
elf europäischen Metropolen komplett emissionsfrei beliefern.<br />
In einem definierten Bereich, der in der Regel<br />
das Stadtzentrum mit Fußgängerzonen umfasst, kommen<br />
dann batterieelektrische Transporter und Lkw sowie<br />
elektrisch unterstützte Lastenfahrräder zum Einsatz.<br />
Nach erfolgreicher Implementierung in Stuttgart, Freiburg<br />
und Oslo sollen nun Berlin, München, Straßburg,<br />
Paris, Prag, Kopenhagen, Madrid und Porto folgen. Das<br />
Pilotprojekt in Stuttgart war zudem im Dezember 2018<br />
Preisträger des Wettbewerbs Nachhaltige Urbane Logistik<br />
des deutschen Bundesumweltministeriums.<br />
Mit DACHSER Emission-Free Delivery wird nicht nur<br />
die Freisetzung von Luftschadstoffen und Treibhausgasen<br />
verhindert, auch die Lärmemissionen sinken. „Dies<br />
ist der Auftakt für eine Reihe von Maßnahmen, die wir<br />
im Zuge unserer langfristig orientierten Klimaschutzstrategie<br />
in den kommenden Jahren umsetzen werden“,<br />
erklärt Stefan Hohm, Chief Development Officer, der gemeinsam<br />
mit CEO Burkhard Eling das Thema Klimaschutz<br />
bei Dachser verantwortet.<br />
03/<strong>2021</strong> 27
TITELTHEMA<br />
Wichtig sei bei dieser Strategie, dass man nicht allein<br />
arbeite, sondern mit Kunden und Partnern kooperieren<br />
wolle. „So lässt sich gemeinsam der Wandel der Logistik<br />
hin zu Niedrig- und Null-Emissions-Technologien<br />
gestalten. Wir sind davon überzeugt, dass wir nur<br />
so das 2-Grad-Ziel des Pariser Abkommens sowie<br />
die Klimaschutzziele der Europäischen<br />
Union und vieler weiterer Staaten mittel-<br />
und langfristig erreichen können“,<br />
sagt Hohm.<br />
Erhöhte Prozess- und<br />
Energieeffizienz<br />
Neben den Bemühungen, Transporte<br />
innerhalb der Städte klimafreundlicher<br />
abzuwickeln, arbeitet Dachser auch an<br />
der Reduzierung von Emissionen im Regional-<br />
und Fernverkehr. Dazu gehören die weitere<br />
Erhöhung der Prozesseffizienz beispielsweise durch<br />
digitale Optimierungstools oder den verstärkten Einsatz<br />
von sogenannten Megatrailern. Damit kann allein durch<br />
die verbesserte Energiebilanz der Transporte etwas für<br />
den Umweltschutz getan werden. Dachser setzt bereits<br />
seit April <strong>2021</strong> bei der Neuanschaffung von Sattelaufliegern<br />
ausschließlich auf Megatrailer. Durch den bei<br />
gleicher Länge und Breite dennoch größeren Laderaum<br />
sind sie vor allem auf Langstrecken wirtschaftlicher und<br />
ressourcenschonender. Da die Ladefläche nur knapp 100<br />
Zentimeter über der Straßenoberfläche liegt, ergeben<br />
sich insgesamt acht Kubikmeter mehr Laderaum. Bei<br />
Doppelstockverladung bietet ein Megatrailer Platz für<br />
67 Euro-Paletten.<br />
Damit reicht er nahezu an einen Gliederzug mit zwei<br />
Wechselbrücken heran, der allerdings noch fünf Stellplätze<br />
mehr bietet und deshalb bei Dachser weiterhin<br />
bevorzugt zum Einsatz kommt. „Der limitierende Faktor<br />
im Stückgutgeschäft ist in der Regel nicht das maximal<br />
zulässige Gesamtgewicht von 40 Tonnen, sondern das<br />
verfügbare Ladevolumen“, erläutert Robert Mittermeier,<br />
Niederlassungsleiter Dachser Langenau. „Mehr Laderaum<br />
bedeutet eine bessere Auslastung; beim Megatrai-<br />
„Aktiver Klimaschutz<br />
ist Teil der integrativen<br />
Verantwortung von<br />
Dachser.“<br />
<br />
Burkhard Eling<br />
Dachser-CEO<br />
ler sind das bis zu 18 Prozent. Das ist effizient und<br />
zudem gut für die Klimabilanz, da wir uns dadurch<br />
Fahrten sparen können.“ Bis 2027 soll die Umstellung<br />
in Deutschland mit insgesamt rund 680 neuen Megatrailern<br />
vollständig abgeschlossen sein. Auch in den 24<br />
weiteren europäischen Ländern, in denen Dachser mit<br />
seiner Business Line European Logistics vertreten ist,<br />
wird der Austausch in den kommenden Jahren gestartet.<br />
Fast 100 Prozent regenerative Energien<br />
Auch die weitere Erhöhung der Energieeffizienz zählt<br />
zum Maßnahmenpaket. Schon seit einiger Zeit in der<br />
Umsetzung, ist die Umstellung der Beleuchtung auf sparsame<br />
LED-Technik und die komplette Umrüstung auf<br />
moderne Lithium-Ionen-Technologie bei Flurförderzeugen.<br />
Mit der stärkeren Nutzung von regenerativen Energien<br />
wie Grünstrom verbessert sich die Energieeffizienz<br />
stetig. Schon heute deckt Dachser weltweit mehr als<br />
60 Prozent des Gesamtstrombedarfs durch Eigenproduktion<br />
über Photovoltaik-Anlagen und den Einkauf<br />
von Strom aus Wind- und Wasserkraft. In Deutschland<br />
und den Niederlanden sind es sogar nahezu 100 Prozent.<br />
„Den Anteil grüner Energien und vor allem den Zubau<br />
28 03/<strong>2021</strong>
egenerativer Energieproduktion wollen wir weiter forcieren,<br />
zumal durch die zunehmende Elektromobilität<br />
auch unser Bedarf an nachhaltig erzeugtem Strom in den<br />
kommenden Jahren massiv ansteigen wird“, erläutert der<br />
Dachser-CDO Stefan Hohm.<br />
Ein weiteres Feld, das langfristig große Einsparung<br />
von CO2-Emissionen bedeuten könnte, sind alternative<br />
Kraftstoffe wie grüner Wasserstoff, der bei Brennstoffzellen-Lkw<br />
zum Einsatz kommen kann. Dachser ist Mitglied<br />
im Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband<br />
(DWV) und arbeitet u.a. mit der RWTH Aachen und der<br />
Hochschule Kempten sowie Nutzfahrzeugherstellern wie<br />
Daimler Trucks bei der Erforschung und Weiterentwicklung<br />
der Wasserstoff-Technologie zusammen.<br />
Hilfe für Betroffene des Klimawandels<br />
Abgerundet wird die Klimaschutzstrategie durch ein<br />
verstärktes Engagement von nachhaltigen Entwicklungen<br />
auch außerhalb des Geschäftsmodells von Dachser.<br />
Schon seit über einem Jahrzehnt engagiert sich Dachser<br />
in mehreren gemeinsamen Projekten mit dem Kinderhilfswerk<br />
terre des hommes in Indien, Nepal, Brasilien<br />
und Namibia. Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen<br />
spielt gerade hier eine zunehmend wichtige Rolle, da<br />
insbesondere die Menschen in Schwellen- und Entwicklungsländern<br />
von den negativen Auswirkungen der globalen<br />
Erwärmung betroffen sind. „Aktiver Klimaschutz<br />
ist Teil der integrativen Verantwortung von Dachser.<br />
Gleichzeitig erfüllen wir mit unserem Engagement die<br />
Erwartungen unserer Kunden und Stakeholder und sichern<br />
damit langfristig die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens“,<br />
sagt Dachser-CEO Eling. „Wir haben dafür<br />
vier wesentliche Handlungsfelder definiert, die wir im<br />
Rahmen unserer Klimaschutzstrategie adressieren: Prozess-<br />
und Energieeffizienz, Forschung und Entwicklung<br />
sowie Corporate Citizenship. Unter letzterem verstehen<br />
wir ein soziales und gesellschaftliches Engagement auch<br />
jenseits unserer geschäftlichen Interessen.“<br />
FIRMENINFO<br />
Das Familienunternehmen Dachser mit Hauptsitz<br />
in Kempten, Deutschland, bietet Transportlogistik,<br />
Warehousing und kundenindividuelle Services<br />
innerhalb von zwei Business Fields: Dachser Air &<br />
Sea Logistics und Dachser Road Logistics. Letzteres<br />
teilt sich in die beiden Business Lines Dachser<br />
European Logistics und Dachser Food Logistics<br />
auf. Übergreifende Kontraktlogistik-Services<br />
sowie branchenspezifische Lösungen ergänzen<br />
das Angebot. Ein flächendeckendes europäisches<br />
sowie interkontinentales Transport<strong>netzwerk</strong> und<br />
komplett integrierte Informationssysteme sorgen<br />
weltweit für intelligente Logistiklösungen.<br />
Mit rund 30.800 Mitarbeitern an weltweit<br />
387 Standorten erwirtschaftete Dachser im<br />
Jahr 2020 einen konsolidierten Netto-Umsatz<br />
von rund 5,6 Milliarden Euro. Der Logistikdienstleister<br />
bewegte insgesamt 78,6 Millionen<br />
Sendungen mit einem Gewicht von 39,8 Millionen<br />
Tonnen. Dachser ist mit eigenen Landesgesellschaften<br />
in 42 Ländern vertreten.<br />
Am Dachser-Standort in Langenau können<br />
Kunden die Services Transport, Lagerung<br />
und Mehrwertdienstleistungen für Industriegüter<br />
sowie Lebensmittel in Anspruch nehmen.<br />
Dabei bewegen die mehr als 550 Mitarbeiter<br />
jährlich über 1,1 Millionen Sendungen.<br />
„Der limitierende Faktor<br />
ist das verfügbare<br />
Ladevolumen.“<br />
<br />
Robert Mittermeier<br />
Niederlassungsleiter Dachser Langenau<br />
TEXT PHILIPP HRUSCHKA · FOTOS DACHSER<br />
03/<strong>2021</strong> 29
TITELTHEMA<br />
Immer<br />
auf<br />
Achse<br />
Barfuß oder Lackschuh? Für Katja<br />
Schmid spielt das keine Rolle.<br />
Sie wirbt für ihre Nattheimer<br />
Spedition mit 24 Stunden Erreichbarkeit<br />
an sieben Tagen in der Woche – und meint<br />
das ernst. Täglich beantwortet sie um die<br />
100 Telefonate, ist Disponentin, Buchhalterin,<br />
Fuhrparkmanagerin und Kundenbetreuerin<br />
in Personalunion. Nach zwölf<br />
Stunden Büro-Dienst beginnt die Rufbereitschaft.<br />
Ob Nacht- oder Ersatzteilexpress<br />
für wichtige Dokumente oder Prototypen:<br />
Jede Anfrage wird bearbeitet,<br />
auch in aller Herrgottsfrüh: „Es steht rund<br />
um die Uhr ein Fahrer bereit. Wir haben<br />
für jede Situation eine Lösung.“<br />
Die Unternehmerin ist gelernte Speditionskauffrau.<br />
Dass sie mit gerade mal<br />
24 Jahren bei der Heidenheimer Spedition<br />
Kentner die Position der Verkaufsleiterin<br />
übertragen bekam, spricht für sich. Zwei<br />
Jahre später machte sie sich selbstständig<br />
und setzte damit eine Familientradition<br />
fort. Schon ihr Opa väterlicherseits gründete<br />
1928 eine Spedition bei Waiblingen.<br />
Ihr Vater, ebenfalls LKW-Fahrer, nahm<br />
sie als kleines Mädchen oftmals mit auf<br />
Tour. Statt Puppen wünschte sie sich<br />
einen ferngesteuerten Laster zum Spielen.<br />
Der Inhaber der Firma Zeottexx ist<br />
ihr Onkel. Sie bezeichnet ihn als engen<br />
Vertrauten und Mentor, er half später bei<br />
„Es steht rund um die<br />
Uhr ein Fahrer bereit.<br />
Wir haben für jede<br />
Situation eine Lösung.“<br />
<br />
Katja Schmid<br />
Inhaberin K. Schmid Transportservice<br />
der Finanzierung des ersten eigenen Lasters.<br />
Dieser war fortan ausschließlich im<br />
Auftrag der Firma Kentner unterwegs.<br />
Als die namhafte Spedition schließlich<br />
an Noerpel verkauft wurde, klinkte sie<br />
sich aus und wirtschaftete für sich selbst.<br />
Die Anstrengung hat sich gelohnt:<br />
Heute beschäftigt Katja Schmid zwölf<br />
30 03/<strong>2021</strong>
Wertvolle Fracht: Diesen 2,5 Meter<br />
hohen, von einem Künstler<br />
gestalteten Schuh transportierte<br />
das Unternehmen zur Fashion<br />
Week nach Paris.<br />
Angestellte, zum Fuhrpark gehören zwei<br />
Transporter, zwei 12-Tonner, zwei 7,5-Tonner,<br />
zwei Anhänger, ein Fahrzeug für die<br />
Personenbeförderung und ein PKW für<br />
Sonderfahrten. Für besonders hochwertige<br />
Güter, die bei kleinster Erschütterung<br />
beschädigt werden könnten, steht ein luftgefederter<br />
LKW bereit. Stückgut transportiert<br />
die Spedition K. Schmid nicht,<br />
lediglich Eiltransporte werden termingerecht<br />
abgewickelt.<br />
Zu vielen Mittelständlern im Landkreis<br />
Heidenheim bestehen herzliche Verbindungen,<br />
aus denen sich vielerlei Sonderaufträge<br />
ergeben. So holt die 46-Jährige<br />
beispielsweise persönlich Gäste des Weltkonzerns<br />
Steiff vom Flughafen ab oder<br />
bringt gigantische Kuscheltiere im Wert<br />
von mehreren 10.000 Euro europaweit<br />
sicher ans Ziel. Für die Firma Fritz hat<br />
Katja Schmid den bisher spektakulärsten<br />
Transport durchgeführt. Eine Glas-Statue<br />
in der Form eines 2,5 Meter hohen Pumps<br />
ging auf die Fashion Week nach Paris.<br />
Regelmäßig unterstützen ihre Fahrer die<br />
Werksverkehre bei Mühlberger, Seelig,<br />
Alco, BBS und Pfisterer. Mit einem LKW<br />
ist sie als Subunternehmerin bei Dachser<br />
in Langenau eingebunden.<br />
Außerdem vermittelt Katja Schmid<br />
über die Frachtbörse Ladung. Daraus<br />
haben sich deutschlandweit Branchen-<br />
Kontakte ergeben, sodass kurzfristig beispielsweise<br />
auch ein Schwertransport organisiert<br />
werden kann. Am Ende des Tages<br />
geht es für Katja Schmid aber um viel<br />
mehr, als nur Paletten von A nach B zu<br />
bringen. „Ich denke, dass unsere schwäbische<br />
Mentalität ebenso geschätzt wird<br />
wie unsere vertrauensvollen Verbindungen,<br />
die wir zu den Kunden pflegen“, sagt<br />
die Nattheimerin.<br />
Das Logo der Spedition Schmid ziert<br />
ein Delfin. In Verbindung mit der Schrift,<br />
die von der berühmten Diddl-Maus entliehen<br />
wurde, wirkt es befremdlich auf die<br />
von Männern dominierte Branche. Knut?<br />
Kai? Welcher Mann sich wohl hinter dem<br />
K. verbirgt? Bei persönlichen Begegnungen<br />
löst sich das Rätsel freilich auf. Dennoch<br />
wurde Katja Schmid mehrfach zu<br />
einem neuen, modernen Design geraten.<br />
Doch das kommt für sie nicht in Frage:<br />
„Der Delfin hat mich all die Jahre begleitet<br />
und mir Glück gebracht. Das Logo bleibt<br />
genauso, wie es ist.“<br />
Kontakt Mobil 0152 09082840 oder Mail<br />
info@schmid-transportservice.de<br />
FIRMENINFO<br />
Katja Schmid arbeitete nach<br />
einer Ausbildung zur Speditionskauffrau<br />
in mehreren<br />
Betrieben, ehe sie sich 2001<br />
in dieser Branche selbstständig<br />
machte: im Jahr 2001,<br />
mit einem einzigen Laster.<br />
Heute umfasst der Fuhrpark<br />
Fahrzeuge und Hänger in<br />
verschiedensten Größen,<br />
darunter auch ein Laster mit<br />
Luftfederung für besonders<br />
hochwertige Güter und ein<br />
PKW für die Personenbeförderung.<br />
Die Spedition mit Sitz<br />
in Nattheim beschäftigt<br />
12 Mitarbeiter, die unter<br />
anderem eilige Kurierfahrten<br />
übernehmen und in Werksverkehren<br />
eingesetzt werden.<br />
www.schmidtransportservice.de<br />
TEXT MANUELA WOLF · FOTOS SPEDITION K. SCHMID<br />
03/<strong>2021</strong> 31
IDEEN UND INNOVATIONEN<br />
Fuß fassen in der Arbeitswelt<br />
Ostwürttembergs<br />
Das Welcome Center Ostwürttemberg<br />
unterstützt Fachkräfte aus aller Welt bei<br />
Fragen rund um Leben und Arbeiten in<br />
Ostwürttemberg und vermittelt die Botschaft<br />
des Willkommenseins.<br />
Eigentlich gibt’s das Welcome Center Ostwürttemberg<br />
(WCC OW) schon seit mehr als einem Jahr.<br />
Eigentlich. Denn so richtig feiern konnte man die<br />
Gründung der vom baden-württembergischen Ministerium<br />
für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus geförderten<br />
und vom Ostalbkreis sowie den Städten Aalen, Ellwangen<br />
und Schwäbisch Gmünd zusätzlich unterstützten<br />
zentralen Anlaufstelle für ausländische Fachkräfte erst<br />
jüngst Ende Mai per Livestream aus dem Kulturbahnhof<br />
Aalen.<br />
Trotzdem: Der Anfang ist gemacht – und das dreiköpfige<br />
Team des WCC OW um Leiterin Evgeniya Abdieva<br />
ist längst routiniert in Sachen Unterstützung der<br />
internationalen Fachkräfte in der Region. Gemeinsam mit<br />
Dr. Lola Bulut und Daniela Todorovic, die an der Hochschule<br />
Aalen angestellt sind, übernimmt Evgeniya Abdieva<br />
eine Art Lotsenfunktion für internationale Fachkräfte<br />
und Betriebe, die solche beschäftigen möchten.<br />
Die drei Expertinnen können bei jeder Art von Anfrage<br />
die richtigen Beratungsstellen und Ansprechpartner in<br />
der Region benennen und vermitteln. „Unser Ziel ist es,<br />
internationalen Fachkräften eine Orientierung im ‚Ansprechpartner-Dschungel‘<br />
zu bieten und keine Doppelstrukturen<br />
zu bilden, sondern Synergien zu nutzen“, erklärt<br />
Evgeniya Abdieva.<br />
Und das kann ganz simpel sein: In Zeiten des Fachkräftemangels<br />
suchen mittlerweile auch viele Mittelständler<br />
und Kleinunternehmer händeringend nach gut<br />
ausgebildetem Personal – oftmals auch im Ausland. Den<br />
Arbeitnehmer zu überzeugen, die Stelle in Ostwürttemberg<br />
anzunehmen, ist da noch die einfachste Aufgabe.<br />
Diesen aber auch langfristig ans Unternehmen zu bin-<br />
32 03/<strong>2021</strong>
KÖPFE UND IHRE GESCHICHTE<br />
den, ist dann oftmals schon komplizierter – „schließlich<br />
hat die Fachkraft aus dem Ausland vieles hinter sich gelassen“,<br />
sagt Evgeniya Abdieva. Sei es die Familie selbst<br />
– oder, wenn diese mit umgezogen ist, die vielen Fragen,<br />
die im Unternehmen in der Regel nicht beantwortet oder<br />
bearbeitet werden können. „Kindergarten, Schule, Vereine,<br />
die Zukunft der Kinder… Das sind alles Fragen, die in<br />
einem kleinen Unternehmen nicht geregelt werden können“,<br />
so die Welcome-Center-Leiterin. Auch die Frage, an<br />
welche Behörde man sich wofür wenden muss, lässt sich<br />
meist gar nicht so einfach beantworten.<br />
Und genau an diesem Punkt steigen Abdieva und ihre<br />
beiden Kolleginnen in die Beratung ein. Sowohl der internationale<br />
Arbeitnehmer wie auch örtliche Firmen können<br />
zu allen Themen Rat suchen – und bekommen dann<br />
Tipps, an wen man sich zu einem bestimmten Thema wenden<br />
kann. „Wir bringen Unternehmen und Jobsuchende<br />
zusammen und helfen beim Ankommen und Zurechtfinden“,<br />
so Abdieva. „Wir sind die neutrale Anlaufstelle, die<br />
praktisch zu allen Themen berät und an die richtigen Ansprechpartner<br />
in der Region verweist. Es ist dabei keine<br />
Vermittlung an sich, es geht ums Informieren, ums Vernetzen<br />
der Fachkräfte und Firmen“, fasst Nadine Kaiser zusammen,<br />
die als Geschäftsführerin der WiRO Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />
mbH Region Ostwürttemberg als<br />
Projektträger verantwortlich für das Welcome Center<br />
Ostwürttemberg ist. Eine Idee, die bereits erfolgreich<br />
getestet wurde, ist dabei auch ein Online-Speed-Dating,<br />
bei dem die internationalen Fachkräfte nur fünf Minuten<br />
Zeit haben, sich einem Unternehmen aus der Region zu<br />
präsentieren. „Sechs Gespräche, sechs Volltreffer“, schildert<br />
Evgeniya Abdieva das Feedback eines teilnehmenden<br />
Unternehmens bei einer dieser Veranstaltungen.<br />
Der Bedarf nach Beratung ist ohne Frage da – trotz<br />
oder gerade auch wegen Corona. Beraten wird hauptsächlich<br />
telefonisch oder online, mittlerweile gehen Evgeniya<br />
Abdieva und ihre Kolleginnen aber auch raus in die größeren<br />
Kommunen, um eine Beratung vor Ort anzubieten.<br />
„Das ist immer auch ein bisschen Feldforschung, denn wir<br />
INFO<br />
Schon seit 2014 gibt es in Baden-Württemberg<br />
die Möglichkeit, ein Welcome Center zu gründen. In<br />
Ostwürttemberg begann man schließlich 2019 mit<br />
der Planung, als Nadine Kaiser die Geschäftsführung<br />
der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Region Ostwürttemberg<br />
(WiRO) übernahm. Das Projekt ist<br />
co-finanziert, 60 Prozent übernimmt das Land, die<br />
restlichen 40 Prozent teilen sich die Projektträger,<br />
also mehrere Kommunen und der Ostalbkreis selbst.<br />
Neben der Leiterin Evgeniya Abdieva teilen sich<br />
noch Dr. Lola Bulut und Daniela Todorovic, beide<br />
über die Hochschule Aalen angestellt, eine weitere<br />
Projektstelle. Das Welcome Center Ostwürttemberg<br />
ist aktuell befristet auf einen Zeitraum von<br />
Sommer 2020 bis Ende 2023, könnte aber auch um<br />
zwei weitere Jahre verlängert werden. Wichtigste<br />
Aufgabe des Welcome-Center-Teams ist es, internationalen<br />
Fachkräften, aber auch Unternehmen,<br />
eine Anlaufstelle für Fragen aller Art zu sein. Dabei<br />
ist es unerheblich, ob dies Fragen zur Beschäftigung<br />
selbst, zu familiären Umständen oder allgemeine<br />
Fragen rund um das Leben in Ostwürttemberg sind.<br />
Beratungen fanden bisher hauptsächlich telefonisch<br />
oder online statt, mittlerweile bieten die WCC-OW-Mitarbeiterinnen<br />
aber auch Beratungen in allen Großen<br />
Kreisstädten von Ellwangen, Schwäbisch Gmünd und<br />
Aalen bis Heidenheim und Giengen an der Brenz an.<br />
Weitere Infos unter<br />
welcome-center-ostwuerttemberg.de<br />
<br />
„Wir bieten den Raum für<br />
Begegnung und können<br />
Menschen, die sich suchen,<br />
zusammenbringen.“<br />
Evgeniya Abdieva<br />
wissen zwar, was in der Region vorhanden ist, aber eben<br />
oftmals nicht, was einem Unternehmen vielleicht noch<br />
fehlt“, sagt Nadine Kaiser. Man sei deshalb immer auch<br />
offen für neue Ideen. Letzten Endes fasst dann aber ein<br />
Satz die Arbeit und Wichtigkeit des WCC OW treffend<br />
zusammen. „Wir sind für alle Unternehmen zuständig, die<br />
internationale Fachkräfte beschäftigen oder das wollen.“<br />
(v.l.) Evgeniya Abdieva, Daniela Todorovic, Dr. Lola Bulut<br />
TEXT MATHIAS OSTERTAG · FOTOS WCO // FLAMINGO IMAGES - STOCK.ADOBE.COM · ILLUSTRATION MELITA - STOCK.ADOBE.COM<br />
03/<strong>2021</strong> 33
IDEEN UND INNOVATIONEN<br />
Die digitale<br />
Transformation<br />
im Gespräch<br />
Die Gastgeber und der Primierengast (v.l.) Dr. Gerold Bläse, Sandra Jörg und Regine Haschka-Helmer.<br />
Das in Aalen ansässige Start-up<br />
BLACKPIN hat erfolgreich ein<br />
Online-Talkformat gestartet.<br />
Eigentlich liegt der Fokus von BLACKPIN ja auf der<br />
Weiterentwicklung seines DSGVO-konformen mobilen<br />
Messengers. Doch da Stillstand so gar nicht zu<br />
dem IT-Unternehmen aus Aalen passt, hat man bereits im<br />
Mai im Rahmen der Social-Media-Aktivitäten ein neues Sendeformat<br />
gelauncht: BLACKPIN.TV. Das Talkshow-Format<br />
wird in Kooperation mit der Hochschule Aalen in deren Medienzentrum<br />
gedreht. Inhaltlich geht es in den Sendungen<br />
um eine Vielzahl an Themen rund um die Digitale Transformation,<br />
eingeladen sind stets interessante Gesprächspartner<br />
aus unterschiedlichen Bereichen.<br />
Den Anfang machte Regine Haschka-Helmer, die ihre<br />
berufliche Karriere in den frühen 90er Jahren bei digitalen<br />
Beratungsagenturen in ganz Europa startete. Haschka-<br />
Helmer gründete 2010 die Seedlab GmbH in Berlin, die sich<br />
auf die Beratung großer Unternehmen in digitalen Transformationsprozessen<br />
und digitaler Geschäftsentwicklung konzentriert.<br />
Außerdem ist sie als sogenannter Business Angel<br />
Investor verschiedener Startups.<br />
Warum aber steigt BLACKPIN nun größer in den Bereich<br />
der Internet-Talkshows ein? Dafür hat Sandra Jörg, Firmengründerin<br />
und BLACKPIN.TV-Erfinderin, eine einfache Erklärung:<br />
„Wir begegnen bei unserer Arbeit täglich großartigen<br />
Experten und spannenden Themen rund um die Digitalisierung.<br />
Das hat uns auf die Idee gebracht, die Öffentlichkeit an<br />
den neusten News und Trends auf diesem Gebiet teilhaben<br />
zu lassen. Auf BLACKPIN.TV zeigen wir branchenspezifische<br />
Usecases, Visionen, Herausforderungen, Erfolge und Strategien<br />
unserer Partner auf.“<br />
Vor allem aber möchte BLACKPIN, so Sandra Jörg weiter,<br />
die Gesellschaft über neue Zukunftstechnologien informieren,<br />
inspirieren und dafür sensibilisieren. Die Gespräche in<br />
den Sendungen handeln daher von innovativen Technologien<br />
und wie diese die Zukunft im B2B-Bereich verändern werden.<br />
„Blockchain“, „Internet of things““, „Künstliche Intelligenz“<br />
und „Augmented Reality“ seien solche Themen.<br />
34 03/<strong>2021</strong>
KÖPFE UND IHRE GESCHICHTE<br />
„Wir begegnen bei unserer<br />
Arbeit täglich großartigen<br />
Experten und spannenden<br />
Themen rund um die<br />
Digitalisierung.“<br />
Sandra Jörg<br />
BLACKPIN.TV-Erfinderin<br />
FIRMENINFO<br />
Die BLACKPIN GmbH mit Sitz in Aalen<br />
wurde 2016 von sieben Gesellschaftern<br />
gegründet. Zunächst entwickelte das<br />
IT-Unternehmen einen sicheren, DSGVO<br />
konformen Messenger,der seit 2020<br />
marktreif ist. Auf Basis dieser Technologie<br />
wird derzeit eine digitale Transaktionsplattform<br />
für agiles Arbeiten der Zukunft<br />
für den europäischen Markt geschaffen.<br />
Mit dem Ausbau können Produkte oder<br />
Dienstleistungen (Support, Beratung,<br />
etc.) für den B2B-Bereich automatisch<br />
verkauft und abgerechnet werden.<br />
BLACKPIN hat den Anspruch, B2B-<br />
Kunden garantieren zu können, dass<br />
jegliche Kommunikation, aber auch<br />
Daten- und Wertübertragungen<br />
zwischen Kunden, Partnern oder Mitarbeitern<br />
geschützt bleiben und Daten<br />
nicht in die Hände Dritter gelangen. So<br />
werden Firmen in Zukunft nicht nur über<br />
die BLACKPIN-App mit ihren Mitarbeitern,<br />
Kunden oder Partner kommunizieren, sondern<br />
auch Geschäfte abwickeln können.<br />
BLACKPIN hat sein Office im Innovationszentrum<br />
Aalen. Die Teamgröße beträgt<br />
35; über 30 Betatesterkunden haben den<br />
Messenger bereits im Einsatz. BLACKPIN<br />
gewann 2020 den Innovationspreis Ostwürttemberg<br />
und war Top 10 Cyberone<br />
Award Finalist. Zudem ist BLACKPIN im<br />
Cyberlab in Karlsruhe und im ESA BIC<br />
Accelerator Programm integriert. Im Herbst<br />
wird ein neuer Standort in Berlin eröffnet.<br />
Schwerpunkte liegen dabei aber auch auf typischen<br />
BLACKPIN-Kernthemen. Etwa, wie sicheres agiles Arbeiten<br />
der Zukunft aussieht und was sich dadurch in den jeweiligen<br />
Branchen verändert. Auch die Sicherheit und der potenzielle<br />
Missbrauch unserer Daten seien ein großes Thema,<br />
das in den TV-Sendungen nicht zu kurz kommen solle, sagt<br />
Dr. Gerold Bläse, Datenschutzbeauftragter und Sales Director,<br />
der gemeinsam mit Sandra Jörg die Sendung moderiert.<br />
Mittlerweile sind vier Sendungen abgedreht. In Folge<br />
zwei erklärt Tim Bückner, CDU-Landtagsabgeordneter<br />
für den Wahlkreis Schwäbisch Gmünd, unter anderem,<br />
warum er die Corona-Pandemie als Chance sieht,<br />
welchen Preis wir für die Digitalisierung zahlen und warum<br />
wir umdenken müssen. Viele spannende Einblicke<br />
präsentierte auch Eva Beckershoff, Projektmanagerin<br />
IHK - IWW und ESA BIC, in der dritten BLACKPIN.TV-<br />
Sendung. Die ESA BIC ist ein Accelerator-Programm, welches<br />
Start-ups fördert, die sich mit innovative Weltraumtechnologien<br />
beschäftigen.<br />
Brandaktuell ist das vierte Gespräch mit Sascha Lück, Geschäftsführer<br />
und Gründer von Best‘n Advice. Das Mainzer<br />
Unternehmen beschäftigt sich mit der Frage nach dem agilen<br />
Arbeiten von Morgen. Mittlerweile hat Best’n Advice mehr<br />
als 75 Mitarbeiter an sechs Standorten in Deutschland und<br />
ist weltweit tätig – angetreten mit der Vision, künftigen Generationen<br />
eine lebenswerte Welt mit echten Werten zu hinterlassen.<br />
„Wir freuen uns auch weiterhin auf interessante<br />
Gäste und ein informatives Format. Eingeladen sind Vordenker,<br />
Vorreiter, Innovatoren, Meinungsmacher und Visionäre<br />
aus unserem Netzwerk“, so Dr. Gerold Bläse. In der nächsten<br />
Sendung dürfen wir uns auf Roderich Kiesewetter, CDU-<br />
Bundestagsabgeordneter freuen, der über Cybersicherheit<br />
und virtuelle Kriege Spannendes zu berichten hat.<br />
Darüber hinaus liegt BLACKPIN ein Angebot eines regionalen<br />
Senders auf dem Tisch, sodass BLACKPIN.TV sogar<br />
bald im Fernsehen ausgestrahlt wird.<br />
Alle Sendungen von BLACKPIN.TV<br />
sind zu finden im BLACKPIN-Kanal<br />
auf YouTube oder unter www.blackpin.tv<br />
TEXT BLACKPIN/MOST · FOTOS BLACKPIN, IRYNA - STOCK.ADOBE.COM<br />
03/<strong>2021</strong> 35
KÖPFE UND IHRE GESCHICHTE<br />
Traumhaus-Konfigurator<br />
Fünf Fragen, fünf Antworten – mit Baufirmensuche24.de aus Aalen<br />
Jochen Gabler und Maximilian<br />
Ziegler haben das Start-up<br />
Baufirmensuche24.de gegründet<br />
– weil sie selbst die Erfahrung machen<br />
mussten, dass die Suche nach der<br />
passenden Baufirma eben nicht locker<br />
von der Hand geht.<br />
<strong>netzwerk</strong> Herr Gabler, in wenigen<br />
Schritten soll die Planung des Eigenheims<br />
gemeistert werden. Damit<br />
wirbt Ihr Unternehmen. Wie kann das<br />
funktionieren?<br />
Jochen Gabler Mit Hilfe des Traumhaus-Konfigurators<br />
erstellen Bauherren<br />
in neun selbsterklärenden Schritten<br />
innerhalb weniger Minuten ein Inserat<br />
ihres Bauvorhabens. Schnell hat<br />
der Häuslebauer sein Eigenheim von<br />
der Dachform bis zur Sonderausstattung<br />
definiert. Um unseren Konfigurator<br />
nutzen zu können, reichen schon<br />
Ideen, Wünsche oder erste Überlegungen.<br />
Durch das Hinzufügen von Plänen,<br />
Bildern, Skizzen kann jeder seine<br />
eigenen Ideen einfließen lassen. Nach<br />
Absenden der Konfiguration erhalten<br />
Bauherren meist nach wenigen Tagen<br />
Angebote von Baufirmen aus der Region.<br />
Die Bauherren entscheiden dann<br />
selbst, welcher Firma sie antworten.<br />
Ihr Unternehmen sitzt in Aalen, agiert<br />
für den Kunden aber online. Wo kann<br />
das Angebot überall genutzt werden?<br />
Der Fokus liegt Stand heute auf Bauvorhaben<br />
in Deutschland. Mittelfristig<br />
werden wir den Bauherren ein<br />
flächendeckendes Netz von Baufirmen<br />
aus ganz Deutschland anbieten.<br />
Danach planen wir die Ausrollung in<br />
Österreich und der Schweiz. Der größte<br />
Vorteil aber überhaupt: Baufirmensuche24.de<br />
ist jederzeit bequem per<br />
Computer, Smartphone oder Tablet<br />
nutzbar.<br />
Ein Bauherr muss seinem Bauunternehmer<br />
vertrauen können. Baufirmen,<br />
die bei Ihnen registriert sind,<br />
Die Gründer von Baufirmensuche24.de:<br />
Jochen Gabler und Maximilian Ziegler.<br />
werden deshalb von Ihnen geprüft.<br />
Was ist dabei wichtig?<br />
Wir prüfen die Firmen auf Echtheit<br />
und Seriosität anhand eigens erstellter<br />
Prüfmechanismen. Weil uns auch<br />
das Vertrauen der Baufirmen wichtig<br />
ist, prüfen wir aber genauso die Angaben<br />
in den Inseraten der Bauherren.<br />
Nachdem ein Bauprojekt eingestellt<br />
wurde, wie schnell folgen die ersten<br />
Angebote?<br />
Das ist sehr unterschiedlich und liegt<br />
vor allem an der Qualität der Angaben<br />
zum Bauvorhaben. Je besser, umfangreicher<br />
und attraktiver das Projekt beschrieben<br />
ist, desto höher ist die Angebotswahrscheinlichkeit.<br />
Deswegen<br />
ist es wichtig, dass Bauherren das Freitextfeld<br />
nutzen, um Wünsche oder Anmerkungen<br />
mitzuteilen. Auch Fotos,<br />
Bilder, Lagepläne und Skizzen können<br />
angehängt werden.<br />
Auf der Schwäbischen Alb gehört das<br />
Häusle bauen fest in die Lebensplanung.<br />
Die meisten wollen mit anpacken<br />
und so viel wie möglich selbst machen.<br />
Können auch Angebote für Teile des<br />
Bauvorhabens eingeholt werden?<br />
Im Schritt acht des Traumhaus-Konfigurators<br />
können Eigenleistungen ausgewählt<br />
werden. So wissen Baufirmen<br />
genau, was vom Angebot auszuschließen<br />
ist. Weiter planen wir eine Erweiterung<br />
des Konfigurators bezüglich Sanierungen,<br />
Modernisierungen sowie<br />
Um- und Anbauten.<br />
Herr Gabler, Sie sind sehr überzeugt<br />
von Ihrem Traumhaus-Konfigurator.<br />
Wieso liegt Ihnen die Sache persönlich<br />
so am Herzen?<br />
Ich arbeite bereits seit zehn Jahren im<br />
Einkauf und sehe Tag für Tag, wie über<br />
Preise diskutiert wird. Privat nutzen<br />
die Leute Rabatt-Coupons oder Newsletter-Gutscheine,<br />
um den Kaufpreis<br />
zu reduzieren. Man vergleicht stundenlang<br />
die KFZ-Versicherung oder<br />
den Stromanbieter. Nur wenn es um<br />
Angebote für das schlüsselfertige<br />
Eigenheim geht, ist jeder Vergleich mit<br />
Stress verbunden und sorgt letztlich<br />
für überhastete Beauftragungen. Das<br />
Eigenheim ist die größte Kaufentscheidung<br />
des Lebens. Jeder Bauherr sollte<br />
sich mit Baufirmensuche24 perfekt auf<br />
diesen Schritt vorbereiten.<br />
Über die Gründer<br />
Die Idee kommt aus der Region. Die<br />
beiden jungen Gründer von Baufirmensuche24<br />
stammen aus Aalen.<br />
Der 36-jährige Maximilian Ziegler<br />
hat schon vor über zehn Jahren sein<br />
Mechatronik-Studium in Aalen abgeschlossen.<br />
Seitdem arbeitet der Ingenieur<br />
in der Softwareentwicklung.<br />
Jochen Gabler (34) hat nach seiner<br />
Ausbildung in der Informationstechnik<br />
noch ein Studium Wirtschaftsingenieurwesen<br />
und danach Industrial<br />
Management erfolgreich absolviert.<br />
Das Geschäftsmodell trifft auf große<br />
Nachfrage, und nach drei Monaten ist<br />
das Team schon auf vier Mitglieder angewachsen.<br />
36 03/<strong>2021</strong> INTERVIEW PATRICK VETTER · FOTO BAUFIRMENSUCHE24.DE
AFTER WORK<br />
Ein Flair, das<br />
Großstadt und<br />
Gemütlichkeit<br />
vereint<br />
Wenn bei den meisten Heidenheimern das After<br />
Work beginnt, dann geht es bei Ellen Kleiber<br />
und ihren Mitarbeitern meistens nochmal richtig<br />
los. Seit zwei Jahren betreibt sie das Café Hellen Stein am<br />
südlichsten Punkt der Hauptstraße. Das Konzept? Urban und<br />
urgemütlich, für After Work ebenso wie Mid Work oder ein<br />
kunterbuntes Frühstück jenseits des Gewohnten. Wöchentlich<br />
wechselt die Speisekarte, probiert wird alles, was frisch<br />
und außergewöhnlich ist. Ganz ähnlich wie im Restaurant<br />
Wacholder, das Ellen Kleiber bereits seit 14 Jahren führt.<br />
„Keine Scheu vor Neuem“, sagt Kleiber, wenn man<br />
sie nach dem typischen Stil und Flair ihres Cafés<br />
fragt. Es geht nicht wirklich darum, anders als<br />
„Keine Scheu vor Neuem“<br />
Ellen Kleiber<br />
andere Lokale zu sein, aber ziemlich genau das<br />
kommt dabei heraus – egal ob man mittags mal<br />
eine Fritten-Bowl essen, abends Auberginen mit<br />
Couscous genießen oder sich auf ein vergoldetes Sofa<br />
setzen will. Wo Hellen Stein draufsteht, steckt viel Eigenart<br />
drin und viel Liebe zum Detail. All das kann man auch mitnehmen<br />
oder sich liefern lassen, wenn der Business-Lunch<br />
oder die kleine Feier mal nicht im Café stattfinden kann.<br />
Und während man im Wacholder abends entspannt genießen<br />
und die Seele baumeln lassen kann, wird das Hellen<br />
Stein an manchen Wochenenden zum Club: Dann legen DJs<br />
auf, die schon mal aus Berlin anreisen. Und dann dauert das<br />
After Work wirklich bis in die After Hour.<br />
TEXT ALEXANDER OGGER · FOTOS ELLEN KLEIBER<br />
03/<strong>2021</strong> 37
DAS LETZTE WORT<br />
Es geht um die<br />
Rettung der<br />
Menschheit…<br />
… und um ein (noch) kleines<br />
Start-up, das Großes bewirkt<br />
Mutter Erde ist krank, sehr krank. Sie hat<br />
hohes Fieber. Wenn sie stirbt, dann kann<br />
sie uns nicht weiter ernähren, und dann<br />
sterben wir auch. Das alles wissen und messen wir.<br />
Und dennoch heizen wir sie weiter auf. Unser persönlicher<br />
Wohlstand und der Status als große Industrienation<br />
sind uns wichtiger.<br />
Aber wenn es um eine notwendige Reduzierung von<br />
CO2 geht, rechnen wir uns plötzlich so klein, denn wir<br />
verantworten doch nur winzige 2% vom weltweiten<br />
Ausstoß!<br />
Seit dem Beginn der Industrialisierung haben<br />
die USA 400 Mrd. t (25%), Europa 350 Mrd. t (20%),<br />
China 200 Mrd. t (13%) und Indien 50 Mrd. t (5%) des<br />
Fiebergases produziert. Darunter leiden vor allem die<br />
Ärmsten, die am wenigsten dazu beigetragen haben:<br />
Afrika hat 40 Mrd. t CO2 erzeugt.<br />
Wenn dieser Kontinent nicht mehr bewohnbar ist,<br />
ist auch unsere Bequemlichkeit in Gefahr. Was bleibt<br />
diesen bedauernswerten Menschen übrig, als ihr Überleben<br />
in der Migration zu suchen? Die Auswirkungen<br />
des Kriegs in Syrien haben die Grenzen unserer psychischen<br />
Belastbarkeit bereits deutlich gezeigt. Und<br />
das war noch nichts in Anbetracht der kommenden<br />
Flüchtlingswucht.<br />
Fatal daran ist, dass wir von der Überhitzung<br />
schon lange wussten. Seit der Club of Rome 1972<br />
wissenschaftlich belegt hat, dass in 50 Jahren (!) eine<br />
Klimakatastrophe eintritt, war Weiter so! die Maxime.<br />
Das Nach mir die Sintflut der Politik bekommt in Anbetracht<br />
der biblischen Demütigungen in NRW und<br />
Rheinland-Pfalz plötzlich eine tödliche Realität für<br />
uns. Bei uns! Ist das überhaupt zulässig?<br />
Dagegen gibt es sicher eine Verordnung in<br />
Deutschland. Ja, das Grundgesetz! Aber machen wir<br />
das mal den CO2-Molekülen klar. Warum werden<br />
PolitikerInnen nicht für persönliches Versagen mit in<br />
die Verantwortung genommen? Waren vor dem Gesetz<br />
nicht mal alle gleich? Unternehmer haften ja auch bei<br />
Insolvenz. Nicht nur die Politik der letzten 20 Jahre<br />
hat in Sachen Klima und Umwelt komplett versagt.<br />
Auch wir Normalos haben fleißig weiter gejettet,<br />
bequeme drei Autos in der Familie besessen und als<br />
Wirtschaftsjunkies der Droge Konsum gefrönt.<br />
Und Berge an Fleisch konsumiert. Stellen Sie sich<br />
mal vor: Sie kaufen ein Kilo Fleisch und bekommen an<br />
der Kasse die bei der Aufzucht des ermordeten Tieres<br />
verursachten 20 Kilo Gülle mit. Fleisch ist durch<br />
Methan, Lachgas und CO2 mit Abstand der größte<br />
Klimatreiber, auch wegen der Abholzung der grünen<br />
Lungen für den Anbau von Soja und Mais, damit wir<br />
hier billig konsumieren können.<br />
Aber welchen hohen Preis zahlt die Menschheit<br />
jetzt dafür? Die verursachten Klimagase müssten auf<br />
der Packung stehen und bepreist sein.<br />
Sofortmaßnahme: Mehr regionales Gemüse essen,<br />
was zudem die Lebenserwartung um 10 (gesunde!)<br />
Lebensjahre erhöht. Was hat all das mit carbonauten,<br />
einem 11-köpfigen Start-up aus Giengen a.d. Brenz zu<br />
tun? Seit 2017 waren wir mit der Idee des aktiven Entzugs<br />
und der dauerhaften Speicherung von CO2 sowie<br />
der Vermeidung der Klimakiller Methan und Lachgas<br />
auf erfolgloser Betteltour bei deutschen Investoren.<br />
Es ist den damaligen Skeptikern vergangen, uns zu<br />
belächeln. Seit Jahresbeginn melden sich viele international<br />
tätige Unternehmen und fragen nach Hilfe,<br />
die wir mangels Kapital erbärmlicherweise erst ab<br />
2022, zwei Jahre später als geplant, umsetzen können.<br />
Dann wird es in ein paar Jahren die Reduzierung von<br />
Klimagasen im Bereich von Gigatonnen sein.<br />
Tragische Ironie dabei ist, dass wir unser Geschäftsmodell<br />
der Klimakatastrophe zu verdanken haben.<br />
Scheiß drauf – wenn es Mutter Erde hilft!<br />
Torsten Becker<br />
Gründer, Träumer, Innnovator<br />
38 03/<strong>2021</strong> TEXT TORSTEN BECKER · FOTO CARBONAUTEN GMBH
Aktiv Zukunft gestalten –<br />
jetzt Aussteller werden!<br />
25. & 26.<br />
SEPTEMBER<br />
<strong>2021</strong><br />
HOCHSCHULE<br />
AALEN<br />
>> Unternehmen<br />
>> Start-ups & Maker<br />
>> Smart City<br />
>> Vorträge & Workshops<br />
>> Drohnen Area<br />
>> Kids Area<br />
>> Finale der Start-up WOW Challenge<br />
Ostwürttemberg<br />
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EXPERIENCE<br />
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Der nachhaltige Investmentfonds Ihrer<br />
Kreissparkasse Heidenheim.<br />
Weltweit investieren und regional anlegen!<br />
Gemeinsam ein Gewinn für die Region.<br />
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Foto: Das Eselsburger Tal.