54 TEXT: ANKE ROEDER-ECKERT FOTOS: STEVE BAUERSCHMIDT
Es werde Licht! Naturlampen von der Erfurter Krämerbrücke Dass Sylvia Döhler ein Atelier auf der Krämerbrücke hat, weiß fast keiner. Ihre Naturlampen präsentiert sie in einem kleinen Schaufenster am anderen Ende der Brücke, in der Nähe der Ägidienkirche. Viele bleiben stehen und sind gebannt von der Schönheit der Leuchten, die in warmem Licht strahlen. Wer sich am Ende aber entscheidet, bei ihr anzurufen, hat schon länger darüber nachgedacht. Viele besuchen Erfurt mehrfach und melden sich ganz gezielt. „Einfach anrufen, einen Termin vereinbaren und im Atelier vorbeikommen. Ein Besuch lohnt sich immer“, sagt sie. Nicht nur in Deutschland sind ihre Lampen begehrt. Viele gingen auch schon nach Österreich, in die Schweiz oder nach Frankreich. „Ich freu mich, dass sie so gut ankommen, bei Jungen und Älteren, Männern und Frauen“, sagt sie. Stehen die Besucher dann in ihrem kleinen Atelier, das sich im Haus Nr. 2 verbirgt, direkt neben Martin Gobschs Werkstatt, sind sie erstmal sprachlos. Unzählige Lampen, große und kleine, strahlen in warmem Licht. Jede ist einmalig und hat ihren ganz besonderen Reiz. Da sind große Stelen mit Lunaria oder Zaunwicke, kleine Lampen mit Ginkgo oder Ahornnasen. Gemeinsam mit Rosanna Minelli, mit der sie sich den kleinen Hinterhof teilt, hat sie Lampen mit Waid entwickelt – dem Blauen Gold – das Erfurt reich gemacht hat. Bis eine Lampe so schön erstrahlt, geht viel Zeit ins Land. Sylvia Döhler ist oft in Gärten, auf Feldern oder in Wäldern unterwegs, um Naturmaterialien zu sammeln. „Doch der Zeitpunkt muss stimmen. Ich muss die Natur immer im Blick haben“, sagt sie. Die Wicken holt sie, bevor die Mahd auf Feldern und Wiesen einsetzt. Und auch im Herbst sind es gerade mal zwei Wochen, in denen die Blätter die schönste Färbung haben. „Herbstblätter haben viele Pigmente, sie halten die Farbe sehr schön“, sagt die Textilkünstlerin, die lieber abstrakt als dekorativ arbeitet. So wird man bei ihr keine Lampen mit Blumen finden. Drei bis vier Wochen trocknet sie die Pflanzen, schichtet sie immer wieder um, damit sie nicht verderben. Erst dann arrangiert und drapiert sie die Rankenblätter. In mehreren Schichten arbeitet sie die Pflanzen in einen weißen, viskoseähnlichen Stoff ein, den sie im Anschluss mit Klarlack versiegelt, damit die Lampen so schön bleiben wie am ersten Tag. Entwickelt hat sie ihn selbst, noch im letzten Studienjahr an der Hochschule für Textildesign in Münchberg, einem Außenstandort von Hof. Lange hat sie experimentiert, bis der Stoff ihren Vorstellungen entsprach und die Naturmaterialien ihre Wirkung entfalteten. Anfangs entwarf sie vor allem dekorative Wandbehänge. Auch für Schiebevorhänge eignet sich das Material gut. Seit 2016 gestaltet sie Naturlampen. Seitdem hat sie auch ihr Atelier auf der Krämerbrücke. Das Arrangement aus Schaufenster und der kleinen versteckten Werkstatt gefällt ihr. „So kann ich in Ruhe arbeiten und wenn jemand eine Lampe möchte, ruft er mich an. Das klappt sehr gut“, sagt sie. Eine große Vielfalt ihrer Lampen präsentiert Sylvia Döhler auf ihrer Internetseite www.non-wovens.de. Sylvia Döhler vor ihrem kleinen Schaufenster an der Krämerbrücke. In mehreren Schichten arbeitet sie die Naturmaterialien in den Stoff ein. Alle Blätter, Ranken und Gräser sammelt sie selbst. 55