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Credit Suisse bulletin, 2006/05
Credit Suisse bulletin, 2006/05
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Credit Suisse Business<br />
Wissenswert Begriffe aus der Finanzwelt<br />
Genussschein<br />
Ein Wertpapier zwischen<br />
einer Aktie und einer Anleihe<br />
Könnte der Genussschein seinem Namen alle Ehre machen, er würde sich bestimmt<br />
gerne als wertloseste, aber edelste Banknote in die Reihe des Papiergeldes stellen. Nun<br />
handelt es sich hier aber um ein – durchaus auch achtbares – Gewinnbeteiligungspapier,<br />
das je nach Ausgestaltung der verbrieften Rechte eher einer Aktie oder einer Anleihe<br />
entspricht. So ist der Genussschein beispielsweise mit Vermögensrechten ausgestattet:<br />
Er berechtigt meistens zum Anspruch auf einen Anteil am Reingewinn oder am Liquidationserlös<br />
einer Gesellschaft und zum Bezug von neuen Aktien.<br />
Im Gegensatz zum Aktionär hat der Besitzer eines Genussscheines keine Mitgliedschaftsrechte,<br />
insbesondere keine Stimmrechte. Als Kapitalform kann der Genussschein<br />
weder dem Eigen- noch dem Fremdkapital eindeutig zugeordnet werden, in rechtlicher<br />
Hinsicht ist er mit dem Partizipationsschein vergleichbar. Der Genussschein spielt<br />
eine wichtige Rolle bei klassischen Anlässen wie Gründung, Verschmelzung oder<br />
Sanierung eines Unternehmens. Als Instrument zur Kapitalbeschaffung und zur Gewinnbeteiligung<br />
von Mitarbeitern hat der Genussschein in den letzten Jahren an Bedeutung<br />
gewonnen. rg<br />
Agio<br />
Aufgeld bei Neuemissionen<br />
von Wertpapieren<br />
Freiverkehr<br />
Spezielles Segment<br />
an der deutschen Börse<br />
Dieser Begriff lässt wohl bei manchem Geniesser das Bild einer aromatisch duftenden<br />
Zigarre vor dem geistigen Auge aufsteigen, trägt doch einer der grössten Zigarrenhersteller<br />
Europas diesen Namen. In der Finanzwelt verwendet, löst das Wort kaum olfaktorische<br />
Assoziationen aus. Agio ist italienisch, bedeutet Aufzahlung oder Aufgeld und wird im<br />
Allgemeinen in Prozenten angegeben. Agio bezeichnet den Betrag, um den der Ausgabepreis<br />
eines Wertpapiers den Nennwert übersteigt. Ersteht zum Beispiel ein Anleger eine<br />
Aktie mit einem Nennwert von 800 Franken mit einem Agio von 10 Prozent, so muss er<br />
insgesamt 880 Franken bezahlen. Im Münzenhandel wird unter Agio ein Aufgeld verstanden,<br />
das bei der Neuemission von Münzen zu zahlen ist.<br />
Das Gegenteil von Agio ist Disagio, also ein Abschlag: zum Beispiel im Münzenhandel,<br />
wenn die Münzen Beschädigungen aufweisen, oder bei Neuemissionen der<br />
Betrag, um den der Ausgabepreis unter dem entsprechenden Normpreis liegt. rg<br />
Mit dem Freiverkehr wurde gegen Ende der Achtzigerjahre an den deutschen Börsen<br />
ein neues Segment geschaffen. Damit fasste man die beiden bis dahin getrennten Segmente<br />
Geregelter und Ungeregelter Freiverkehr zusammen. Gehandelt werden im Freiverkehr<br />
nebst einigen deutschen mehrheitlich ausländische Aktien und Optionen, die<br />
entweder nicht im Geregelten Markt einbezogen oder nicht zum Amtlichen Börsenhandel<br />
zugelassen sind. Dadurch haben sich die Unternehmen mit ihren Wertpapieren an weniger<br />
strenge Regeln zu halten; die zu erfüllenden Voraussetzungen liegen qualitativ weit<br />
hinter den sonst gültigen Anforderungen. Im Freiverkehr wird der Handel von freien<br />
Maklern durchgeführt.<br />
Ob ein Unternehmen in den Freiverkehr eintritt, ist keine Frage der Qualität, sondern<br />
hat vielmehr mit dem Umfang der Ausgabe von Wertpapieren oder der Grösse eines<br />
Unternehmens zu tun. So haben kleinere und mittelgrosse Unternehmen die Chance,<br />
sich auf diesem Weg Kapital zu beschaffen, weil weniger hohe Anforderungen an<br />
Mindestkapital und Stückvolumen gestellt werden. Manche Unternehmen benutzen<br />
den Freiverkehr auch als Zwischenstufe zur Einführung am Amtlichen Markt. Seit 20<strong>05</strong><br />
existiert in der <strong>Schweiz</strong> eine dem Freiverkehr ähnliche Plattform: Sie trägt den Namen<br />
Sponsored Segment. rg<br />
Fotos: Walter Bibikow, Getty Images | Yellow Dog Productions, Getty Images | Getty Images | Steven Puetzer, Prisma<br />
Credit Suisse Bulletin 5/<strong>06</strong>