Pflegezukunft: Das Stimmvolk soll entscheiden - Engadiner Post
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2 Dienstag, 27. Oktober 2009<br />
Wie Vögel in Türmen gefangen wurden<br />
Vogeljagd von anno dazumal<br />
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts<br />
wurden im Tessin Vögel<br />
mit «Roccoli» gejagt. Die<br />
Tiere wurden mit Beeren und<br />
Lockvögeln an diese Fangtürme<br />
herangelockt, dann<br />
wurden sie aufgeschreckt und<br />
mit einem aufgespannten<br />
Netz gefangen.<br />
Die Landschaft des Malcantone im<br />
Tessin unterscheidet sich sehr vom<br />
Oberengadin. Wer dort schon gewandert<br />
ist, kennt den Reiz der sanften,<br />
warmen Hügel, der bunten Weinberge,<br />
der lichten Kastanienwälder<br />
und der im Frühjahr üppigen Vegetation.<br />
Im mittleren Malcantone trifft man<br />
bei Ronco auf ein seltsames Gebäude<br />
auf einem Hügel. Rundum sind<br />
Büsche und kleine Bäume. <strong>Das</strong> Gebäude<br />
ist ca. drei Stockwerke hoch<br />
und drei bis vier Meter lang und breit<br />
– also ein Turm: Es ist ein «Roccolo»<br />
– ein Vogelfangturm. Dieser wurde<br />
ca. 1780 gebaut und gehörte der Familie<br />
Riccardo Rossi. Damals ver-<br />
lief rund um den Turm eine doppelte<br />
Reihe von Hainbuchen, zwischen<br />
diesen und dem Roccolo wuchsen<br />
Beerensträucher, deren Früchte bei<br />
den Vögeln besonders beliebt sind.<br />
Zwischen diesen beiden Ringen von<br />
Hainbuchen wurde 40 cm über dem<br />
Boden ein 3,8 Meter hohes und 30 bis<br />
40 Meter langes, elastisches, weissbraunes<br />
Netz gespannt.<br />
Die Zugvögel wurden im Herbst<br />
noch speziell zu den reich mit Beeren<br />
beladenen Sträuchern herangelockt.<br />
Der «Roccolat» (so hiess der Vogelfänger)<br />
besass 20 bis 30 Käfige mit gefangenen<br />
Lockvögeln. Diese hängte<br />
er auf die Bäume – und offenbar<br />
zwitscherten die Gefangenen fröhlich<br />
vor sich hin. Der Roccolat selber<br />
entlockte seinen verschiedenen Pfeifen<br />
und Flöten, die er um den Hals<br />
hängen hatte, so vogelansprechende<br />
Töne, dass auch diese die Vögel glauben<br />
machten, sie könnten sich hier<br />
stamPa<br />
Fulminanter Start im «Al Gerl»<br />
Am vergangenen Samstagabend<br />
führten Milena Frieden und Patricia<br />
Tschenett ihren ersten kulinarischmusikalischen<br />
Anlass in Stampa<br />
durch. Die Kombination aus amerikanischer<br />
Küche, mit ausgezeichneter<br />
Jambalaya, sowie Old-Time Music<br />
und akustischem Blues überzeugten<br />
das zahlreich erschienene Publikum<br />
restlos.<br />
Besonders stark war der Auftritt<br />
des Sängers und Gitarristen Mauro<br />
Ferrarese, der am Bass von Diego<br />
Potron begleitet wurde. Ferrarese<br />
spielte auf einer Singlecone-Resonatorgitarre<br />
mit Metallkorpus aus dem<br />
Jahr 1932. Der metallische Klang des<br />
Instruments mit mechanischer Verstärkung<br />
gefiel auf Anhieb. Blues<br />
ist wie gemacht für den einfachen,<br />
authentischen Keller des alten Bergeller<br />
Hauses in der Dorfmitte von<br />
Stampa. Der erste Al Gerl-Anlass<br />
zeichnete sich durch eine unerreichbar<br />
intime Atmosphäre aus.<br />
Der nächste Abend findet am<br />
kommenden 28. November statt,<br />
mit einem musikalisch-literarischen<br />
Pontresina<br />
Folk-Musik in der Pitschna Scena<br />
Am kommenden Donnerstag,<br />
29. Oktober, spielen ab 22.00 Uhr<br />
«Veronca & red wine serenade»<br />
in der Pitschna Scena in Pontresi-<br />
Vortrag über die<br />
Vogeljagd von heute<br />
Wie sieht es heute mit der Vogeljagd<br />
aus? Über dieses Thema<br />
referiert Hannes Jenny am Donnerstag,<br />
29. Oktober, um 20.30<br />
Uhr, im Kirchgemeindehaus<br />
Samedan.<br />
Hannes Jenny ist Biologe und<br />
seit 1991 akademischer Mitarbeiter<br />
des Amtes für Jagd und<br />
Fischerei Graubünden, zuständig<br />
für Jagdplanung, Hege, Ausbildung<br />
und Öffentlichkeitsarbeit.<br />
gemütlich ausruhen und vollfressen<br />
vor dem Weiterflug.<br />
Waren die Vögel dann intesiv mit<br />
Beeren picken beschäftigt, warf der<br />
oben im Roccolo auf der Lauer liegende<br />
Vogelfänger ein Schreckinstrument<br />
(Squasch) durch einen schmalen<br />
Mauerspalt. Dieses hatte verschiedene<br />
Formen und erzeugte einen<br />
schrillen Ton. Die aufgescheuchten<br />
Vögel versuchten zu fliehen, verfingen<br />
sich aber in den aufgespannten<br />
Netzen. Der Vogelfänger und seine<br />
Gehilfen eilten dann zu den Netzen<br />
und holten sich die Opfer. Wenn sie<br />
Glück hatten, fingen sie Hunderte<br />
von Vögeln; hatten die Vögel Glück,<br />
fanden die Jäger nur einige Federn<br />
im Netz.<br />
Im Erdgeschoss des Roccolo standen<br />
auf Gestellen die Lockvögel<br />
in ihren Käfigen. Im ersten Stock<br />
wohnte der Roccolat, wo er schlafen<br />
und essen konnte. Vom zweiten Stock<br />
aus lockte er die Vögel und warf das<br />
Schreckinstrument.<br />
Obwohl ein eidgenössisches Gesetz<br />
(1785) den Vogelfang in den Roccoli<br />
verbot, wurde der Turm von Ronco<br />
bis 1929 in dieser Weise benutzt. Danach<br />
diente er als «Basciotta», d. h.<br />
als Hinterhalt für die Vogeljagd mit<br />
Gewehren. Die erlegten Vögel wurden<br />
in eigens dafür eingerichteten<br />
Herden im Grotto von Ronco zubereitet.<br />
Joanna Herold<br />
Mauro Ferrarese, und Diego Potron<br />
(Bass) bei ihrem Auftritt in Stampa.<br />
Programm der Gebrüder Todisco.<br />
(Einges.)<br />
na. Eine «weinselige» Reise durch<br />
die Folk-Musik mit Ukulele, Banjo,<br />
Dobro und Gitarre. (Einges.)<br />
Die Reisegruppe bei einem Halt in der Brianza. Foto: Jon Manatschal<br />
Bei den Reformierten Italiens<br />
Mit «Il Binsaun» zu den Waldensern<br />
Eine viertägige Reise hat<br />
eine bunt gemischte Gruppe<br />
aus dem Engadin zu den<br />
Waldensern im Piemont geführt.<br />
Sie haben dabei viel<br />
Interessantes und Wissenswertes<br />
über das Leben dieser<br />
Leute erfahren.<br />
jm. Früher hat die Sektion «Ober-<br />
engadin» des Evang. Volksbundes<br />
jedes Jahr zu einer mehrtägigen Vereinsreise<br />
eingeladen. Diese Reisen<br />
führten bis nach Dänemark oder<br />
nach Sizilien und wurden von den<br />
Teilnehmern sehr geschätzt. Nachdem<br />
es aber im Oberengadin keine<br />
Sektion des Volksbundes mehr gibt,<br />
hat «Il Binsaun», die Vereinigung der<br />
Evang. Kirchgemeinden des Ober-<br />
engadins, die Aufgabe übernommen,<br />
eine gemeinsame Reise zu organisieren.<br />
Auf dem Programm stand dieses<br />
Jahr ein Besuch im Piemont bei den<br />
Waldensern, den Reformierten Italiens.<br />
Ein bis zum letzten Platz gefüllter<br />
<strong>Post</strong>bus nahm am Samstag,<br />
dem 10. Oktober, den Weg Richtung<br />
Comersee unter die Räder. Von dort<br />
führte die Reise weiter über Mailand<br />
und Turin nach Torre Pellice, dem<br />
Zentrum der Waldenser. Die ersten<br />
Teilnehmer waren im Val Müstair<br />
zugestiegen, der letzte in Castasegna.<br />
Wie bereits in früheren Jahren waren<br />
auch Leute aus den benachbarten<br />
Talschaften zur Teilnahme eingeladen,<br />
was eine bunte Schar aus Romanisch-,<br />
Deutsch- und Italienischsprechenden<br />
ergab. Verständnisprobleme<br />
gab es aber keine.<br />
Mit Holz beheizte Kirchen<br />
Nach einer langen, aber interessanten<br />
Fahrt mit mehreren Unterbrüchen,<br />
unter anderem in Novara<br />
zum Besuch des Doms, erreichten<br />
wir gegen Abend Torre Pellice, wo<br />
wir in der Foresteria valdese erwartet<br />
wurden. Die Foresteria ist eines<br />
von verschiedenen Gästehäusern der<br />
Waldenser. Diese bieten zu günstigen<br />
Bedingungen Unterkunft und Verpflegung<br />
an. Nach dem Zimmerbezug<br />
und dem Nachtessen unternahmen<br />
die Unternehmungslustigeren noch<br />
einen Besuch im Städtchen, während<br />
die anderen sich ins Bett legten. Am<br />
Sonntag besuchten wir zunächst den<br />
Gottesdienst in der Nachbargemeinde<br />
Villar Pellice und hatten dabei Gelegenheit,<br />
uns mit den Einheimischen<br />
zu treffen und zu unterhalten. Besonders<br />
aufgefallen ist uns die Einfachheit<br />
und die grosse Würde der<br />
Waldenserkirchen. Diese werden mit<br />
grossen Holzöfen beheizt, die mitten<br />
in den Räumen stehen, für uns etwas<br />
sehr Ungewöhnliches. Der Gottesdienst<br />
in italienischer Sprache war<br />
auch für romanische Ohren sehr gut<br />
verständlich und wurde von einem<br />
Kinderchor umrahmt. Einmal im Monat<br />
werde auch französisch gepredigt,<br />
hiess es. Am Nachmittag folgte ein<br />
Besuch im Museo valdese und in der<br />
Aula sinodale, die sich beide in der<br />
Nähe der Foresteria in Torre Pellice<br />
befinden. In der Aula sinodale treffen<br />
sich alljährlich die Waldenserpfarrer<br />
zu ihrer mehrtägigen Sinode. Abends<br />
hatten wir das besondere Vergnügen,<br />
den Pfarrer von Villar Pellice bei uns<br />
begrüssen zu dürfen. Wie viele seiner<br />
Kollegen spricht er bestens Deutsch,<br />
das er während seiner obligatorischen<br />
Auslandssemester gelernt hat. Mit<br />
Freude beantwortete er unsere vielen<br />
Fragen über das Leben und Wirken<br />
der Waldenser und ihrer Kirche. Es<br />
war für uns beeindruckend zu hören,<br />
wie bescheiden die Waldenserpfarrer<br />
mit nur 600 Euro im Monat leben<br />
müssen!<br />
Besuch im Bergwerk<br />
Am Montag stand ein Besuch des<br />
kleinen, einzigartigen Waldensermuseums<br />
und des Centro Agape in<br />
Prali auf dem Programm. In einem<br />
einzigen Raum werden auf anschauliche<br />
Art und Weise das Leben, aber<br />
auch die leidensvolle Geschichte der<br />
Waldenser dargestellt und ihr grosser<br />
Durchhaltewillen während den<br />
Verfolgungen vergangener Jahrhunderte.<br />
Auf der Rückfahrt besuchte<br />
unsere Gruppe auch ein Bergwerk,<br />
wo noch heute Talk abgebaut wird.<br />
Nach einem ausgezeichneten Mittag-<br />
essen mit Piemonteser Spezialitäten<br />
führte die Reise mit einem Grubenzug<br />
mehrere Kilometer in den Berg<br />
hinein. Dort konnten wir sehen, wie<br />
in früheren Jahrhunderten unter prekären<br />
Verhältnissen gearbeitet wurde.<br />
Wie unsere zwei kompetenten<br />
Führerinnen berichteten, wird heute<br />
der Betrieb maschinell geführt.<br />
Von Ferne hörten wir dann auch die<br />
Sprengungen.<br />
Am vierten Tag führte die Reise<br />
zunächst in die nahe Stadt Pinerolo<br />
mit ihrem historischen Zentrum und<br />
den vielen Läden und Schaufenstern,<br />
die die Aufmerksamkeit auf sich zogen.<br />
Nachmittags ging es nochmals<br />
in die Berge, ins Val d’Angrogno, wo<br />
sich die Waldenser während der Verfolgungen<br />
versteckt gehalten hatten.<br />
Eine Schule, eine sehr einfache Felsenkirche<br />
und ein Denkmal zeugen<br />
noch heute von dieser Zeit.<br />
Halt in Turin<br />
Ausser Programm hatten wir gegen<br />
Abend noch die Möglichkeit, das<br />
Liceo, das Waldenser Gymnasium in<br />
Torre Pellice zu besuchen. Viele waren<br />
erstaunt zu hören, dass der Vater<br />
eines Reiseteilnehmers aus Samedan<br />
während mehrerer Jahre diese Mittelschule<br />
besucht hat.<br />
Auf der Rückreise machten wir<br />
noch einen Halt in der Grossstadt<br />
Turin mit dem bekannten Dom, wo<br />
das Grabtuch Jesu zu sehen ist. Es war<br />
bereits dunkle Nacht, als die Letzten<br />
zu Hause ankamen, nicht ohne<br />
dem bewährten Reiseführer, Pfarrer<br />
Hanspeter Schreich aus Valchava,<br />
sowie dem Buschauffeur Bruno<br />
Schwegler aus Müstair, bestens gedankt<br />
zu haben. Die vielen Eindrücke,<br />
die wir von dieser Reise mitnehmen<br />
konnten, werden uns in den<br />
langen Winter begleiten.<br />
Jon Manatschal<br />
Die heutige ausgabe umfasst 12 seiten<br />
Verschiedene Anzeigen<br />
Bever<br />
Hausmetzgete im Restaurant Charels, vom kommenden Freitag, 30. Oktober,<br />
bis am Sonntag, 1. November.<br />
St. Moritz<br />
Vortrag von Pfarrer Urs Zangger zum Thema «Calvin zum Degustieren: <strong>Das</strong><br />
Schicksal hat ein Gesicht!», am kommenden Sonntag, 1. November, um 16.00<br />
Uhr in der Dorfkirche, ab 15.15 Uhr Apéro im Foyer des Kirchgemeindehauses.<br />
Kinos<br />
St. Moritz<br />
Ciné Scala: Kino geschlossen, Betriebsferien bis am 27. Oktober.<br />
Pontresina<br />
Cinéma Rex: Kino geschlossen, Betriebsferien bis am 2. November.<br />
Scuol<br />
Kino im Gemeindesaal: Kino geschlossen, Betriebsferien bis am 12. November.