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VNW-Magazin Ausgabe 4/2021

Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.

Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.

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<strong>VNW</strong> magazin<br />

Wohnen<br />

im Norden<br />

4_<strong>2021</strong><br />

Foodsharing<br />

Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen


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Zukunft<br />

Stand: August <strong>2021</strong><br />

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1<br />

Inhalt 4_<strong>2021</strong><br />

<strong>VNW</strong><br />

Analysen<br />

Editorial 03<br />

<strong>VNW</strong>-Arbeitstagung Rostock 04<br />

„Na, retten wir wieder die Wale?“ 10<br />

Das Ampelkonzept des BVE 12<br />

Wohnungsunternehmen in MV 14<br />

Feuerqualle ziert Rostocker Wohnhaus 18<br />

Neue Formen der Zusammenarbeit 20<br />

Mobilitätshub mit Foodsharing 24<br />

Mit Kreativität die Krise gemeistert 28<br />

Läuft wie gedruckt 30<br />

Geschichten aus der Geschichte 34<br />

Neues Bündnis für das Wohnen 38<br />

Schwarzarbeit 40<br />

Jubiläum: 75 Jahre ARGE 44<br />

Namen und Nachrichten 46<br />

Impressum 84<br />

IT-Ökosystem 56<br />

Gastbeitrag: Prof. Elisabeth Endres 60<br />

Preisblase am Immobilienmarkt? 64<br />

Kolumne: Dr. Daniel Dettling 70<br />

Nachhaltigkeit 72<br />

Betriebskostenrecht 78<br />

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung<br />

der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet.<br />

Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.<br />

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Foodsharing<br />

E-Autos, Lastenräder und ein<br />

Kühlschrank für alle: Der Mobilitätshub<br />

des Bauvereins der Elbgemeinden eG<br />

in Hamburg-Iserbrook.


Schlussstück<br />

Der Tod ist groß.<br />

Wir sind die Seinen<br />

lachenden Munds.<br />

Wenn wir uns mitten im Leben meinen,<br />

wagt er zu weinen<br />

mitten in uns.<br />

Rainer Maria Rilke


3<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

Dder deutsche Fußball-Bundestrainer Sepp<br />

Herberger sagte einmal: „Nach dem Spiel ist<br />

vor dem Spiel.“ Mit Blick auf die aktuelle politische<br />

Situation in unserem Land lässt sich<br />

der Satz dahingehend abwandeln: „Nach der<br />

Wahl ist vor der Wahl.“<br />

Daher wird auch in den kommenden vier Jahren die<br />

Wohnungspolitik im Zentrum des Regierungshandelns<br />

stehen. Dabei dürfte es vor allem darum gehen, die<br />

Herausforderungendes Klimaschutzes mit bezahlbarem<br />

Wohnen in Übereinstimmung zu bringen.<br />

Für uns soziale Vermieter geht es um Ausgewogenheit.<br />

Weder dürfen die Mieterinnen und Mieter überlastet<br />

noch die Wohnungsunternehmen überfordert werden.<br />

Nur wenn alle ihren Anteil beitragen – dazu gehört auch<br />

der Staat durch Förderung –, wird diese Balance gelingen.<br />

Die einseitige Übertragung von Kosten auf die sozialen<br />

Vermieter, wie bei der CO 2<br />

-Abgabe oder der Grundsteuer<br />

geplant, führt lediglich dazu, dass den Unternehmen für<br />

den ökologischen Umbau dringend notwendige Finanzmittel<br />

entzogen werden.<br />

Wesentliche Elemente einer nachhaltigen Wohnungspolitik<br />

in den kommenden vier Jahren müssen daher sein:<br />

Pragmatismus, Verlässlichkeit und Technologieoffenheit.<br />

1. Ideologische Ansätze helfen bei der Bewältigung der<br />

Herausforderungen des Klimaschutzes nicht, sondern<br />

sind hinderlich. Was am meisten CO 2<br />

einspart, muss<br />

umgesetzt werden. Nicht allein das einzelne Haus sollte<br />

dabei im Mittelpunkt der Betrachtung stehen, sondern<br />

auch das Quartier.<br />

2. Verlässlichkeit ist für die Wohnungswirtschaft, die in<br />

Zeiträumen von sechs, sieben Jahrzehnten denkt, essenziell.<br />

Deshalb geht es darum, sowohl (erreichbare) Reduktionsziele<br />

zu formulieren als auch die Unternehmen<br />

in die Lage zu versetzen, diese Ziele erreichen zu können.<br />

3. Die Herausforderungen des Klimaschutzes lassen sich<br />

nur durch Erfindergeist, Innovationen und moderne<br />

Technik lösen. Per Gesetz oder Verordnung die Wohnungsunternehmen<br />

auf einige wenige Technologien zu<br />

verpflichten wird das Erreichen der Reduktionsziele verhindern.<br />

Natürlich müssen sich der Staat und seine Bürokratie<br />

bewegen. Wer glaubt, der Staat sei der bessere Unternehmer,<br />

kann das gern unter Beweis stellen: bei der<br />

Entschlackung und Harmonisierung von Bauordnungen,<br />

mit rascheren Genehmigungsverfahren und mit mehr<br />

Dienstleistungsgedanken in den Ämtern.<br />

Zu guter Letzt: Ein eigenständiges (und machtvolles)<br />

Bundesministerium für Wohnungsbau ist unverzichtbar.<br />

Es mangelte in Berlin in der abgelaufenen Legislaturperiode<br />

ja nicht an klugen Leuten und klugen Ideen,<br />

sondern daran, dass eine Bundesbauministerin oder ein<br />

Bundesbauminister diese durchsetzt.<br />

Andreas Breitner, <strong>VNW</strong>-Vorstand und Verbandsdirektor


4<br />

Eingriffe von oben<br />

lösen keine Probleme<br />

Nach einem Jahr Pausieren wegen Corona trafen sich<br />

Vorstände, Geschäftsführer und Gäste wieder zur<br />

<strong>VNW</strong>-Arbeitstagung in Rostock.<br />

VON OLIVER SCHIRG<br />

f<br />

Rostock. Die norddeutsche Wohnungswirtschaft<br />

hat für die Lösung der Herausforderungen<br />

auf dem Wohnungsmarkt mehr Fachlichkeit<br />

und weniger Ideologie gefordert. „Wer<br />

auf Populismus setzt, wird am Ende scheitern“,<br />

sagte <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner am<br />

20. September auf der <strong>VNW</strong>-Arbeitstagung<br />

in Rostock. „Die Enteignung von Wohnungsunternehmen<br />

oder ein bundesweiter Mietendeckel<br />

sind Scheinlösungen. Dadurch wird<br />

keine einzige Wohnung geschaffen. Stattdessen<br />

müssen mehr bezahlbare Wohnungen<br />

errichtet werden.“<br />

Marcel Sonntag, Vorsitzender des <strong>VNW</strong>-<br />

Verbandsausschusses und Vorstandsvorsitzender<br />

der NEUE LÜBECKER Baugenossenschaft<br />

eG, kritisierte in seiner Eröffnungsrede die vielen<br />

bürokratischen Hemmnisse, mit denen die<br />

sozialen Wohnungsunternehmen heute zu tun<br />

haben. Eine normale Quartiersentwicklung<br />

dauere inzwischen mindestens fünf Jahre,<br />

etwas anspruchsvolle Projekte kämen gar auf<br />

sieben Jahre. Ursache seien lange Baugenehmigungszeiten<br />

sowie steigende Anforderungen<br />

an Bauunterlagen und an die technische<br />

Ausstattung von Wohngebäuden.


5 <strong>VNW</strong>-Arbeitstagung<br />

Mangel an Fachkräften in der Bauwirtschaft<br />

Hinzu kämen unterschiedliche Bauordnungen in den einzelnen<br />

Bundesländern, politische Forderungen nach einer Mietpreisbremse<br />

und der Mangel an Fachkräften in der Bauwirtschaft,<br />

sagte Marcel Sonntag weiter. Er kritisierte Pläne, die<br />

Umlagefähigkeit der Grundsteuer abzuschaffen und die CO 2<br />

-<br />

Abgabe allein den Vermietern aufzubürden. Er bezweifle,<br />

dass man mit derartigen Lösungen die Herausforderungen<br />

des Klimaschutzes und der alternden Gesellschaft werde<br />

lösen können, sagte Marcel Sonntag.<br />

<strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner forderte eine Vereinfachung<br />

der Baunormen und der Bauordnungen. „Zudem<br />

müssen die Kommunen mehr Bauland und das zu günstigeren<br />

Preisen zur Verfügung stellen. Nur Luftschlösser brauchen<br />

keine Grundstücke – und die bauen wir nicht. Außerdem<br />

wäre eine Baukostenbremse ein sinnvoller Beitrag zur Förderung<br />

des bezahlbaren Wohnens. Die in den vergangenen<br />

Monaten explosionsartig gestiegenen Baupreise bedrohten<br />

inzwischen in allen drei Bundesländern die Wohnungsbauziele.“<br />

Gebühren öffentlicher Unternehmen<br />

steigen und steigen<br />

In diesem Zusammenhang kritisierte <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas<br />

Breitner den seit Jahren ungebremsten Anstieg der Gebühren<br />

öffentlicher Unternehmen. „Die Abgaben für Wasser oder<br />

Abwasser und für die Müllentsorgung steigen und steigen.<br />

Es fällt auf, dass die Politikerinnen und Politiker dazu kaum<br />

etwas sagen. Das ist unredlich und blendet aus, dass die sogenannte<br />

zweite Miete einen erheblichen Anteil der Wohnkostenbelastung<br />

ausmacht. Wie wäre es mit einer Gebührenbremse<br />

der öffentlichen Hand?“<br />

Andreas Breitner und Marcel Sonntag wandten sich auch<br />

gegen die Forderung nach einer „neuen Gemeinnützigkeit“:<br />

„Die sozialen Wohnungsunternehmen sind die nachhaltigste<br />

Unternehmensform, die es gibt. Wir haben keine versteckten<br />

Konten, keine internationalen Gesellschafter, die Geld aus<br />

den Unternehmen herausziehen, und wir streben auch nicht<br />

nach einer Maximierung des Unternehmensgewinns.“ Fast<br />

alle Mieteinnahmen werden für die Mieterinnen und Mieter<br />

investiert. „Wer das Agieren der sozialen Vermieter diskreditiert,<br />

der handelt nicht sozial.“<br />

Die Wohnungsfrage sei schon immer eine soziale Frage<br />

gewesen. „Diese kann man nicht auf dem Rücken der Wohnungswirtschaft<br />

lösen.“ Es sei notwendig, die Menschen in<br />

die Lage zu versetzen, ihre Mieten selbst zu bezahlen. Das<br />

aber seien Fragen der Sozialpolitik. Sowohl Breitner als auch<br />

Sonntag warnte vor mehr Staatsdirigismus. „Eingriffe von<br />

oben lösen keine Probleme, sondern schaffen nur neue.“<br />

PHILIPP AMTHOR , CDU-Politiker<br />

„Sozialer Wohnungsbau ist nicht nur eine Sache des Staates,<br />

sondern auch eine Sache des Marktes. Wohnen ist auch<br />

Daseinsvorsorge, aber Wohnen ist eben auch Markt.<br />

Der Staat darf nicht alles regulieren, er ist nicht der bessere<br />

Unternehmer.“


6<br />

<strong>VNW</strong> Arbeitstagung


7<br />

<strong>VNW</strong>-Arbeitstagung<br />

MARCEL SONNTAG, Vorsitzender<br />

des <strong>VNW</strong>-Verbandsausschusses und<br />

Vorstandsvorsitzender der NEUE<br />

LÜBECKER Baugenossenschaft eG<br />

„Die sozialen Wohnungsunternehmen<br />

sind die nachhaltigste Unternehmensform,<br />

die es gibt. Wir haben keine<br />

versteckten Konten, keine internationalen<br />

Gesellschafter, die Geld aus den<br />

Unternehmen herausziehen, und wir<br />

streben auch nicht nach einer Maximierung<br />

des Unternehmensgewinns.“


8<br />

<strong>VNW</strong>-Arbeitstagung<br />

ANDREAS BREITNER, Vorstand<br />

und <strong>VNW</strong>-Verbandsdirektor<br />

„Die Kommunen müssen mehr Bauland zur<br />

Verfügung stellen und das zu günstigeren<br />

Preisen. Nur Luftschlösser brauchen keine<br />

Grundstücke – und die bauen wir nicht.“<br />

PROF. DR. LARS FELD,<br />

Professor für Wirtschaftspolitik an der<br />

Universität Freiburg, verwies in seinem<br />

Vortrag auf die großen Herausforderungen,<br />

vor denen Deutschland nach<br />

der Corona-Pandemie steht. Aus seiner<br />

Sicht kommt Deutschland besser als<br />

andere Länder aus der Krise heraus.


9<br />

DIETMAR WALBERG, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes<br />

Bauen e.V., sprach sprach von den Herausforderungen des Klimawandels für die<br />

Wohnungswirtschaft und machte deutlich, dass viele Wohnungsunternehmen<br />

bereits seit vielen Jahren in die energetische Sanierung ihrer Bestände investierten.<br />

LARS HAIDER, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts,<br />

berichteteüber seine Gespräche mit den Spitzenkandidaten<br />

der Parteien für die Bundestagswahl und zeigte sich eine<br />

Woche vor der Wahl überzeugt, dass Hamburgs früherer<br />

Erster Bürgermeister Olaf Scholz gewinnen wird.


10<br />

<strong>VNW</strong><br />

„Na, Frau Marquardt:<br />

Retten wir wieder die<br />

Wale? ”<br />

Klara Marquardt hat beim Bauverein der Elbgemeinden das Nachhaltigkeitsmanagement<br />

aufgebaut. Jetzt berichtete sie vor dem Fachausschuss Marketing<br />

und Kommunikation über ihre Erfahrungen.<br />

VON OLIVER SCHIRG<br />

KLARA MARQUARDT<br />

ist seit 2016 mit viel Herz und Verstand Nachhaltigkeitsmanagerin<br />

des Bauvereins der Elbgemeinden eG und Teil des Teams Klima 2045.<br />

f


11<br />

„Natürlich hilft Leidenschaft, Menschen<br />

zu überzeugen. Auch zu akzeptieren,<br />

dass es Widerstände gibt, ist hilfreich.“<br />

Hamburg. Vor fünf Jahren hat Klara Marquardt beim Bauverein<br />

der Elbgemeinden eG (BVE) als Nachhaltigkeitsmanagerin angefangen.<br />

Mit einem „weißen Blatt Papier“ sei das gewesen, erzählt<br />

die 32-Jährige beim Besuch des Fachausschusses Marketing und<br />

Kommunikation. Das Gute: „Ich konnte von Grund auf ein Nachhaltigkeitskonzept<br />

aufbauen, das zum BVE passt, das ganzheitlich<br />

und authentisch ist.“<br />

Inzwischen gilt der BVE unter den Genossenschaften als Vorbild<br />

in Sachen Nachhaltigkeit und der entsprechenden Berichterstattung.<br />

Doch dahin zu kommen sei nicht einfach gewesen, sagt<br />

Klara Marquardt. „Entscheidend war, dass ich mich zu 100 Prozent<br />

auf den Vorstand und seine Unterstützung verlassen konnte.<br />

Das ist unverzichtbar, wenn man in Sachen Nachhaltigkeit erfolgreich<br />

sein will.“<br />

Ist-Analyse als Ausgangspunkt<br />

Zunächst habe sie sich schlaugemacht. „Ich habe mir die Praxis<br />

anderer Wohnungsunternehmen angeschaut und viel gelesen.<br />

Besonders gute Projekte nahm ich als Vorbild und nutzte sie zum<br />

Vergleich, wo wir stehen.“ Die „Stakeholderanalyse“ sei die Basis<br />

für die „Wesentlichkeitsanalyse“ gewesen, erzählt Klara Marquardt<br />

weiter. Dabei habe man herausgefunden, was die wesentlichen<br />

Aufgaben seien, die der BVE in Sachen Nachhaltigkeit zu<br />

erfüllen habe. „Das war sehr aufwendig, weil wir mehr als 500<br />

Personen befragten und uns jetzt darauf berufen können. Im<br />

Kern ging es darum, herauszufinden, was wir vordringlich bearbeiten<br />

wollen.“<br />

Zudem wurde ein Grundgerüst für ein Nachhaltigkeitscontrolling<br />

entwickelt: „Also: Welche Zahlen sollten wir kennen<br />

und welche Zahlen wollen wir berichten? Dazu stellten wir uns<br />

die Frage, nach welchen Kriterien wir berichten wollten.“ Anfangs<br />

habe man sehr wenig Kennzahlen gehabt, erinnert sich die<br />

Nachhaltigkeitsmanagerin. „Wir mussten uns alles mithilfe der<br />

Kolleginnen und Kollegen in den unterschiedlichen Abteilungen<br />

zusammensuchen.“ Das einzufordern sei oft nicht einfach gewesen.<br />

„Schließlich bedeutete es ja Mehrarbeit.“<br />

Klara Marquardt listet ein paar Herausforderungen auf, die sie<br />

in diesem Zusammenhang zu bewältigen hatte:<br />

• Wie viel Kohlendioxid stößt Wohnungsbestand aus?<br />

• Wie viel Kohlendioxid stoßen die Fahrzeuge des<br />

BVE-Fuhrparks aus?<br />

• Wie viel Energie verbraucht die Verwaltung?<br />

• Wie viel Energie verbrauchen die Handwerker?<br />

„Am Ende besaßen wir eine große Excel-Tabelle mit der jeweiligen<br />

Zahl und den Kriterien, die dahinter stehen.“ Entscheidend sei,<br />

nie zu vergessen, dass der Nachhaltigkeitsbericht für Genossenschaftsmitglieder<br />

erarbeitet werde. „Transparenz halte ich für unverzichtbar:<br />

Die Mitglieder sollen die Kennzahlen verstehen, um<br />

mitreden zu können.“<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „mitnehmen“<br />

Zugleich versuchte Klara Marquardt, die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter des BVE einzubeziehen. „Das fing damit an, dass wir<br />

alle darüber informierten, was wir machen. Bei einer zusätzlichen<br />

Stelle, die geschaffen wird, gibt es natürlich Fragen, warum der<br />

BVE das braucht.“ Zugleich sei es darum gegangen, am praktischen<br />

Beispiel die Wirkung der Arbeit aufzuzeigen. „Wir haben<br />

ein neues Abfallmanagement eingeführt, was sicher nicht gleich<br />

bei jedem gut ankam. Aber wir konnten zeigen, dass es manchmal<br />

Kleinigkeiten sind, die eine große Wirkung entfalten.“<br />

Als die ersten Kennzahlen vorlagen, führte der BVE das Umweltmanagementsystem<br />

Ökoprofit ein. Der Clou: Man etabliert<br />

das System gemeinsam mit anderen Unternehmen in Hamburg,<br />

die vor den gleichen Herausforderungen stehen. „In Hamburg<br />

bestand unsere Gruppe zunächst aus zwölf Unternehmen, die<br />

das System gemeinsam eingeführt haben. Ein Jahr lang erarbeiteten<br />

wir uns Monat für Monat ein Thema – Wasser, Verbräuche,<br />

Kohlendioxid – und tauschten uns darüber aus, was wir verbessern<br />

können. Das hat sehr geholfen.“<br />

Ein Nebeneffekt der Einführung dieses Systems: „Man lernt<br />

die Gebäude des Unternehmens in Sachen Verbrauch kennen:<br />

Verwaltungsgebäude, Werkstätten und Werkhallen – einfach<br />

alles“, sagt Klara Marquardt. Zudem gebe es bundesweit einen<br />

„Ökoprofit Club“ mit mehreren Hundert Mitgliedern. „Man kann<br />

dort viel lernen, auch wenn die Branchen der beteiligten Unternehmen<br />

unterschiedlich sind. Aber gerade beim Thema Nachhaltigkeit<br />

ist es sinnvoll, über den Tellerrand zu schauen.“<br />

Enge Bindung an den Vorstand ist unverzichtbar<br />

Entscheidend für den Erfolg als Nachhaltigkeitsmanagerin sei die<br />

enge Bindung an den Vorstand – da ist sich Klara Marquardt sicher.<br />

„Natürlich muss ich auch durchsetzungsstark sein und benötige<br />

‚freie Hand‘ bei meinen Aufgaben. Aber wenn der Vorstand das<br />

nicht pusht und keine eigene Stelle hat, wird das Ganze nichts.“<br />

Natürlich helfe Leidenschaft, Menschen zu überzeugen. Auch<br />

zu akzeptieren, dass es auch Widerstände gibt, ist hilfreich. „Man<br />

benötigt eine hohe Frustrationsgrenze, wenn man manche Diskussionen<br />

immer und immer wieder führt oder mit dem Satz begrüßt<br />

wird: ‚Na, Frau Marquardt: Retten wir wieder die Wale?‘.<br />

Aber der Wandel zu mehr Nachhaltigkeit ist von grundsätzlicher<br />

Natur, und das braucht seine Zeit.“<br />

Zudem gibt es beim BVE einen externen Nachhaltigkeitsbeirat,<br />

in dem freiwillig Mitglieder der Genossenschaft, Vertreterinnen<br />

und Vertreter und Aufsichtsratsmitglieder mitarbeiten. Die Gruppe<br />

von zehn Leuten trifft sich zweimal im Jahr. „Es gibt kritische<br />

Fragen, aber, und das ist mir wichtig, auch den Blick von außen.“<br />

f


12<br />

<strong>VNW</strong><br />

Das Ampelkonzept<br />

des BVE<br />

Biodiversität soll in den Außenanlagen des Bauvereins der Elbgemeinden<br />

(BVE) künftig eine noch größere Rolle spielen. Dafür hat<br />

Hamburgs größte Wohnungsbaugenossenschaft ein Ampelkonzept<br />

entwickeln lassen.<br />

VON KLARA MARQUARDT<br />

Hamburg. Tiere wie Insekten, kleine Reptilien, Vögel und Fledermäuse<br />

sind auf Orte angewiesen, wo sie ausreichend Schutz und<br />

Nahrung vorfinden. In der Stadt sind diese Räume allerdings selten<br />

geworden. Biodiversität hat das Ziel, die Artenvielfalt wiederherzustellen<br />

und zu fördern. Das bedeutet, nicht jede Grünfläche<br />

als Parkwiese mit Rasen und Zierblumen zu planen, sondern zum<br />

Beispiel auch wild wachsende und für die Menschen unzugängliche<br />

Bereiche anzulegen. Dort summt und schwirrt es dann, was<br />

wiederum dem gesamten Ökokreislauf zugutekommt.<br />

Um ein Konzept für mehr biologische Vielfalt in seinen Grünanlagen<br />

zu entwickeln, engagierte der BVE den Landschaftsarchitekten<br />

Daniel Lichtenstein. Das daraus entstandene Ampelkonzept<br />

des BVE unterscheidet zwischen drei Raumtypen. Diese sollen<br />

nebeneinander in der Gestaltung der Außenanlagen umgesetzt<br />

werden, sodass einerseits die Menschen eine gute Aufenthaltsqualität<br />

haben und andererseits gesunde Ökosysteme entstehen.<br />

• Rot sind hochwertig gestaltete Freiflächen, in denen die<br />

Artenvielfalt nicht das Hauptziel ist. Das können Wiesen sein, auf<br />

denen Menschen sitzen und Sport treiben, mit Bänken versehen<br />

und umgeben von Zierblumen.<br />

• Gelb sind Flächen, in denen Menschen und Tiere zusammenleben,<br />

die also von beiden genutzt werden.<br />

• Grün sind Wildflächen, in denen der Mensch möglichst<br />

wenig in die Natur eingreift. Sie zeichnen sich durch eine dichte<br />

Vegetation aus. Diese Flächen bieten einen sehr guten Lebensraum<br />

für Tiere: Sie sind reich an Nahrung und bieten den notwendigen<br />

Schutz, um zu nisten und zu brüten.<br />

Jeder Raumtyp erfüllt eine spezielle Funktion<br />

In der Praxis werden die Raumtypen entsprechend unterschiedlich<br />

gestaltet. „Jede Farbe und damit jeder Raumtyp erfüllt dabei<br />

eine spezielle Funktion. Nur im Dreiklang ergeben sie ein lebenswertes<br />

und ökologisches Quartier für Mensch und Tier“, erklärt<br />

BVE-Vorstand Michael Wulf.<br />

Rote, also hochwertig gestaltete Flächen können in Teilen mit<br />

Wildblumenwiesen und Blühpflanzen versehen werden. So finden<br />

Insekten und Vögel auch hier Nahrung, ohne die Funktion als<br />

Erholungsraum für die Menschen zu beschneiden.<br />

Auf gelben Flächen, die von Menschen und Tieren gemeinsam<br />

genutzt werden, können beispielsweise Sandflächen, Grünbrücken<br />

und eine insektenfreundliche Beleuchtung zum Einsatz<br />

kommen. So wird nach dem Motto „Spielen und Lernen“ ein<br />

Raum geschaffen, in dem Kinder Natur vor der eigenen Haustür<br />

erleben können.<br />

In den grünen, naturnahen Räumen will der BVE zum Beispiel<br />

Nist- und Brutkästen für Vögel sowie Totholzbereiche für kleine<br />

Insekten und Reptilien anlegen. Eine dichte Vegetation soll den<br />

Tieren Schutz und Ruhe bieten.<br />

Hoch hinaus: vertikale Biodiversität<br />

Neben der Einteilung in verschiedene Zonen gibt es noch eine Art,<br />

das Ampelkonzept zu denken: in die Höhe. Während unten intensive<br />

Pflanzflächen Nahrung für Vögel und Insekten bieten, können<br />

auf Kopfhöhe Fledermausbrutkästen aufgehängt werden.


13<br />

Auf diese Weise<br />

erhalten Kinder<br />

und Erwachsene<br />

auch in der Stadt die<br />

Möglichkeit, Fledermäuse<br />

zu beobachten<br />

und kennenzulernen. Vögel<br />

freuen sich über Brutkästen<br />

in einigen Metern Höhe – unerreichbar<br />

für Menschen und Raubtiere<br />

wie Katzen. Die Bepflanzung<br />

von Dächern bietet neue Nahrungsquellen<br />

für Insekten.<br />

„Mit dem Ampelkonzept<br />

haben wir ein wirksames<br />

und praktikables Instrument,<br />

um die Biodiversität in unseren<br />

Beständen zu fördern“,<br />

sagt Michael Wulf aus dem Vorstand des BVE. „Wir<br />

setzen es bereits in zwei Quartieren um: am Heidrehmen<br />

in Iserbrook und in der Ückerstraße in Lurup. Künftig<br />

werden wir die Ampel auch bei Neubauten sowie größeren<br />

baulichen Maßnahmen berücksichtigen. Denn wir müssen<br />

im Sinne der Nachhaltigkeit Bauen und Natur in der Stadt<br />

noch stärker in Einklang bringen.“ h


14<br />

<strong>VNW</strong>


15<br />

Wohnungsunternehmen<br />

in MV stocken<br />

Investitionen auf<br />

In ländlichen Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns ist es nicht<br />

schwer, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Ganz anders sieht<br />

es da in den größeren Städten und Urlaubsregionen aus.<br />

VON FRANK PFAFF


16 <strong>VNW</strong><br />

Wismar / Schwerin. Der kommunale Wohnungsbau reagiert nach<br />

Angaben des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen<br />

e.V. (<strong>VNW</strong>) mit hohen Investitionen auf den örtlichen Mangel an<br />

bezahlbarem Wohnraum in Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Die im Verband zusammengeschlossenen Unternehmen hätten<br />

im Vorjahr im Nordosten 458 Millionen Euro in Neubau, Instandhaltung<br />

und Sanierung investiert. „In diesem Jahr sind Investitionen<br />

in Höhe von rund 573 Millionen Euro geplant – also ein Plus von<br />

rund 115 Millionen Euro“, sagte Verbandsdirektor Andreas Breitner<br />

in Wismar zum Abschluss der Dialogtour über die „Zukunft des<br />

Wohnens“.<br />

Die über das gesamte Land verteilten Gesprächsrunden hatte<br />

Bau- und Infrastrukturminister Christian Pegel initiiert. Dabei ging<br />

es um die Frage, wie bezahlbarer Wohnraum geschaffen und zugleich<br />

eine soziale Durchmischung in den Wohnquartieren erreicht<br />

werden kann. Mit Unterstützung des Landes solle modellhaft in<br />

Rostock, Schwerin und Greifswald versucht werden, dem Trend der<br />

Entmischung entgegenzuwirken.<br />

Durchschnittsmiete von 5,36 Euro pro Quadratmeter<br />

Für die im <strong>VNW</strong> organisierten Wohnungsgenossenschaften und<br />

Wohnungsgesellschaften stünden Bau und Unterhalt bezahlbarer<br />

Wohnungen im Mittelpunkt, sagte Breitner weiter. Die durchschnittliche<br />

Nettokaltmiete liege mit 5,36 Euro pro Quadratmeter<br />

deutlich unter dem allgemeinen Mietniveau in Mecklenburg-<br />

Vorpommern. Hinzu kämen Nebenkosten von durchschnittlich<br />

2,47 Euro pro Quadratmeter.<br />

Breitner appellierte an die Landesregierung, angesichts von<br />

Materialmangel und Preisanstieg so rasch wie möglich den Dialog<br />

mit der Bau- und Wohnungswirtschaft zu suchen. „Wir brauchen<br />

Verabredungen, die sicherstellen, dass zumindest die im Bau<br />

befindlichen Wohnungsbauprojekte wie geplant weitergeführt<br />

werden können.“ Für ihre Wohnungspolitik in der abgelaufenen<br />

Legislaturperiode stellte der <strong>VNW</strong>-Direktor der Schweriner SPD /<br />

CDU-Koalition ein positives Zeugnis aus. „Sie hat ihre Politik korrigiert<br />

und den Erfordernissen angepasst.“ h<br />

Wohnquartiere müssen gut durchmischt bleiben<br />

„Das Ziel ist es, dass unsere Wohnviertel von Menschen verschiedener<br />

Berufs- und Altersgruppen sowie Herkunft bewohnt werden,<br />

also gut durchmischt sind“, sagte Pegel. Es müsse deshalb<br />

für verschiedene Einkommen bezahlbaren und komfortablen<br />

Wohnraum geben.<br />

Laut Pegel wurde der Wohnungsbau im Land in den zurückliegenden<br />

fünf Jahren mit knapp 100 Millionen Euro von Bund<br />

und Land gefördert. Die Hälfte der Mittel sei in den sozialen<br />

Wohnungsbau geflossen. Damit seien etwa 1000 Wohnungen<br />

geschaffen worden, die an Mieter mit geringerem oder mittlerem<br />

Einkommen vergeben wurden und einer Mietpreisbindung<br />

unterliegen. Allerdings sei der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum<br />

deutlich größer.<br />

Breitner bezeichnete das Bauprojekt „Am Rosengarten“ in<br />

Rostock, für das erst jüngst Richtfest gefeiert worden war, als<br />

einen „Leuchtturm für das bezahlbare Wohnen“. Dort würden<br />

zentrumsnah in vier sechsgeschossigen Stadthäusern 154 energetisch<br />

effiziente und äußerst attraktive Wohnungen entstehen.<br />

„Das sind erfreuliche Perspektiven für die Menschen, die<br />

künftig hier leben werden. Sie erhalten für einen Mietpreis von<br />

sechs bis elf Euro pro Quadratmeter nicht nur ein neues Dach<br />

über dem Kopf, sondern ein Zuhause, das keine Wünsche keine<br />

Wünsche offenlässt“, zeigte sich Breitner überzeugt. Die Wohngebäude<br />

lägen in einem parkähnlichen Areal mit Mietergärten<br />

und Spielflächen.<br />

Meilenstein im<br />

Zeitplan<br />

Rostock. Mangel und Kostenexplosionen bei Baumaterial bereiten<br />

Bauherren seit einigen Monaten große Kopfschmerzen. Trotzdem<br />

ist das Neubauprojekt der Wohnungsgenossenschaft Schiffahrt-<br />

Hafen Rostock eG (WGSH) und der WG Marienehe eG im Plan.<br />

Am 23. Juli – 37 Monate nach dem Kauf des 6870 Quadratmeter<br />

großen Grundstücks in bester Innenstadtlage – wurde „Am Rosengarten“<br />

Richtfest gefeiert. Der Rohbau wurde in 14 Monaten umgesetzt,<br />

damit der ambitionierte Plan im mit der Stadt vereinbarten<br />

Zeitfenster umgesetzt werden konnte. „Das Richtfest war dafür<br />

ein Meilenstein. Er dokumentiert die Verlässlichkeit der Genossenschaften,<br />

mit solchen Projekten für Rostock bezahlbaren Wohnraum<br />

zu schaffen“, sagte WGSH-Vorstand Roland Blank. Insgesamt<br />

entstehen 154 Wohnungen, eine Tiefgarage und hochwertige<br />

Außenanlagen. h<br />

ANDREAS BREITNER,<br />

Vorstand und <strong>VNW</strong>-Verbandsdirektor<br />

„Es braucht viel Mut, solche Projekte zu<br />

realisieren. Wir sind sehr stolz auf das,<br />

was hier passiert.“


17<br />

„Das Ziel ist es, dass unsere Wohnviertel<br />

von Menschen verschiedener<br />

Berufs- und Altersgruppen sowie<br />

Herkunft bewohnt werden, also gut<br />

durchmischt sind.“


18<br />

<strong>VNW</strong><br />

Riesige<br />

Feuerqualle ziert<br />

Rostocker Wohnhaus<br />

Leuchtend und dominant schwimmt „Pelagia noctiluca“ in einem Glaszylinder.


Rostock. An der Ostseite eines fünfgeschossigen Wohnhauses in<br />

der Rostocker Nobelstraße 34 prangt jetzt eine 150 Quadratmeter<br />

große Feuerqualle. Leuchtend und dominant schwimmt sie in<br />

einem Glaszylinder.<br />

Für das Werk verbrauchte die Künstlerin Ina Wilken im vergangenen<br />

halben Jahr 140 Liter Farben und Lasuren. Es ist für die<br />

Wohnen in Rostock Wohnungsgesellschaft mbH (WIRO) bereits das<br />

dritte Wandgemälde mit Tiermotiv: An einem anderen Hochhaus in<br />

der Südstadt ist ein Eisbär zu sehen, ein Parkhaus in der Innenstadt<br />

schmückt eine Orang-Utan-Familie.<br />

„Mit diesem Kunstwerk möchten wir uns für die langjährige,<br />

sehr intensive und gute Zusammenarbeit mit dem Zoo Rostock<br />

sowie für den gelebten Natur- und Artenschutz bedanken“, sagt<br />

Ralf Zimlich, Vorsitzender der Geschäftsführung der WIRO. Der<br />

Gruß ging an den scheidenden Zoodirektor Udo Nagel und an<br />

dessen Nachfolgerin, die bisherige Kuratorin Antje Angeli.<br />

Das Dreißigfache der tatsächlichen Größe<br />

Die Feuerqualle an dem 16 Meter hohen Wohnhaus misst das<br />

Dreißigfache ihrer tatsächlichen Größe. Sie gehört zu den wenigen<br />

europäischen Quallen, deren Nesselkapseln die menschliche<br />

Haut durchdringen können. Das ist Experten zufolge nicht wirklich<br />

gefährlich, aber schmerzhaft.<br />

„Da das Haus ohnehin für einen neuen Farbanstrich vorgesehen<br />

war, passte es gut, den Ostgiebel künstlerisch aufzuwerten“, sagt<br />

Ralf Zimlich. „Es hat Freude gemacht, sich mit dieser faszinierenden<br />

Spezies auseinanderzusetzen und sie mit Farbe und Pinsel an<br />

die Wand zu bringen“, ergänzt Ina Wilken.<br />

Bei ihren Bildern arbeitet die Künstlerin mit Schlagschnur und<br />

Meter-Raster, bei wichtigen Details auch mit Papierschablone, da<br />

es ohne die Möglichkeit, das große Ganze von außen zu betrachten,<br />

nicht gelingt, die Seitenverhältnisse richtig abzuschätzen.<br />

.<br />

Eine besondere Herausforderung<br />

„Glas in diesen Dimensionen zu malen ist schon eine besondere<br />

Herausforderung. Wie nahe ich meinem Entwurf gekommen bin,<br />

sehe ich jedoch immer erst, wenn das Gerüst abgetragen wird.<br />

Das sind jedes Mal spannende Momente“, sagt die Rostockerin.<br />

Momente, auf die es sich zu warten lohnt: „Die Nobelstraße<br />

34 ist nicht länger nur ein Haus – sondern eine bewohnte Leinwand“,<br />

sagt WIRO-Geschäftsführer Ralf Zimlich. Die WIRO zählt<br />

mit rund 35 000 eigenen Wohnungen und Gewerbeeinheiten<br />

sowie mehr als 600 Mitarbeitern zu den größten Wohnungsunternehmen<br />

Norddeutschlands. h


20<br />

<strong>VNW</strong>


21<br />

Die Wohnungswirtschaft ist<br />

„reif“ für neue Formen der<br />

Zusammenarbeit<br />

Ende August dieses Jahres hatte das neue<br />

Weiterbildungsformat „SPRINT break“ in<br />

Heiligenhafen Premiere. Das <strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

sprach mit Thorsten Gleitz, Mitglied des<br />

Vorstands der Wankendorfer Baugenossenschaft<br />

für Schleswig-Holstein eG, über die<br />

Veranstaltung.<br />

VON OLIVER SCHIRG


22 <strong>VNW</strong><br />

Thorsten Gleitz<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Können Sie mit ein<br />

paar Worten „SPRINT break“ erklären?<br />

Thorsten Gleitz: SPRINT break ist ein<br />

Weiterbildungsformat des <strong>VNW</strong> in Kooperation<br />

mit Vodafone, das sich an<br />

Wohnungsunternehmen richtet. Als Zielgruppe<br />

werden neugierige Ideentreiber<br />

und engagierte Macher angesprochen. In<br />

fünf Tagen wird den Teilnehmern die agile<br />

Arbeitsmethode „SPRINT“ nähergebracht,<br />

die von Jake Knapp (Google Ventures)<br />

entwickelt und perfektioniert wurde. Die<br />

Methode folgt einem zeitlich strengen<br />

Ablauf und verspricht, innerhalb von fünf<br />

Tagen Lösungsansätze effizient zu entwickeln,<br />

mit Experten zu verproben, einen<br />

ersten rudimentären Prototyp zu bauen,<br />

der im Anschluss an Kunden getestet und<br />

bewertet wird.<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Was ist das Besondere<br />

an „SPRINT break“?<br />

Gleitz: Es ist mehr als ein reiner Workshop<br />

über eine agile Methode. Wir haben<br />

es scherzhaft das „Boot-Camp der Wohnungswirtschaft“<br />

genannt, allerdings mit<br />

Duz-Kultur und Candybar. Uns war es<br />

sehr wichtig, eine Wohlfühlatmosphäre<br />

für die 18 Teilnehmer zu schaffen, um sie<br />

motiviert durch die zeitlich ausgelasteten<br />

Tage zu führen. Jeder Morgen begann um<br />

sechs Uhr mit einem (zugegebenermaßen<br />

freiwilligen) Yoga-Kurs zur seelischen Einstimmung<br />

auf den Tag. Alternativ dazu<br />

gingen einige Teilnehmer in der Ostsee baden.<br />

Bis zum Mittagessen wurden anhand<br />

der SPRINT-Methode in drei Gruppen à<br />

sechs Personen aktuelle wohnungswirtschaftliche<br />

Fragen bearbeitet und konkrete<br />

Lösungen entwickelt.<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Und am Nachmittag?<br />

Gleitz: Am Nachmittag haben wir mit<br />

dem „break“ weitergemacht und den Tag<br />

mit einem sportlichen Segel-Event abgerundet.<br />

Besonders war, dass wir 15 hochkarätige<br />

Unternehmensvertreter dazu<br />

bringen konnten, am Vorabend der Abschlussveranstaltung<br />

gemeinsam mit den<br />

Teilnehmern ein Barbecue zu veranstalten.<br />

Am letzten Tag wurden die Arbeitsergebnisse<br />

der drei Gruppen vorgestellt, und neben<br />

viel Lob wurden kritische Nachfragen<br />

aus den jeweiligen Chefetagen von den<br />

Teilnehmern beantwortet. Die Erkenntnis:<br />

Projektarbeit kann und darf Spaß machen,<br />

und es ist tatsächlich möglich, in sehr kurzer<br />

Zeit nach einem streng geplanten Ablauf<br />

Lösungen zu erarbeiten.<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Welche Themen wurden<br />

bearbeitet?<br />

Gleitz: Was gibt unserer Arbeit Sinn? Was<br />

können wir dafür tun, dass Mitarbeiter die<br />

Bedeutung unserer Arbeit im Wohnungsunternehmen<br />

stärker erleben? Es gibt<br />

keinen Planeten B. Eine weitergehende<br />

CO 2<br />

-Reduzierung ist nur durch eine Verhaltensänderung<br />

der Mieter möglich. Wir<br />

suchen den besten Weg, um die Mieter zu<br />

unseren Verbündeten beim Thema CO 2<br />

-<br />

Einsparung zu machen. Wohnungen nach<br />

Corona. Corona hat gezeigt, wie wichtig<br />

unser Zuhause ist. Wie würde eine Wohnung<br />

aussehen, die den Anforderungen<br />

zum Beispiel nach mehr mobilem Arbeiten<br />

entspricht?<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer machen im Rahmen<br />

von „SPRINT break“ einen Segelkurs.<br />

Was wird damit bezweckt?<br />

Gleitz: An drei Tagen wurde nachmittags<br />

gesegelt. Wir wollten ein Teamsportevent<br />

integrieren, bei dem die Gruppen erneut<br />

durchmischt wurden, sodass eine maximale<br />

Vernetzung möglich wurde. Wir haben<br />

die Veranstaltung an die Ostsee gelegt,<br />

um fußläufig Zugang zum Wasser zu ermöglichen.<br />

Unsere Wahl fiel auf das Segeln,<br />

da wir gehofft haben, dass wir dort<br />

eine für viele Teilnehmer neue Erfahrung<br />

ermöglichen und es keine gravierenden<br />

Leistungsunterschiede gibt. Die Arbeit im<br />

Team und die Erfahrung, sich gemeinsam<br />

einer neuen Herausforderung zu stellen,<br />

hat unsere SPRINT-Methode vom Vormittag<br />

am Nachmittag durch das für viele unbekannte<br />

Segeln gut fortgesetzt.<br />

CARSTEN JESCHKA,<br />

Vodafone, Direktor Vertrieb Großkunden und Mittelstand Immobilienwirtschaft<br />

„Als Partner der Immobilienwirtschaft leben wir den Netzwerkgedanken ganzheitlich.<br />

Das Format SPRINT break unterscheidet sich grundsätzlich von anderen Bildungs- und<br />

Netzwerkformaten. Relevante Zukunftsthemen werden innerhalb von fünf Tagen zu<br />

gut überlegten Lösungen und Prototypen. Fach- und Führungskräfte aus verschiedenen<br />

Unternehmensbereichen arbeiten intensiv zusammen. Die Diversität in den Teams<br />

wird dabei von allen geschätzt. Die vertrauensvolle Atmosphäre inspiriert die Gruppenmitglieder.<br />

Mit Teamgeist und fachlichem Background werden aus den kreativen Ansätzen<br />

belastbare Konzepte. Am Ende werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu<br />

Botschaftern für agile Arbeitsmethoden.“


23<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Warum engagieren Sie<br />

sich so sehr für „SPRINT break“?<br />

Gleitz: Ich fühle mich sehr wohl in unserer<br />

Branche und bin seit mehr als 23 Jahren<br />

in der Wohnungswirtschaft beheimatet.<br />

Wir geben Menschen ein Zuhause. Diese<br />

Aufgabe geht mit einer hohen sozialen,<br />

ökologischen und ökonomischen Verantwortung<br />

einher. Zugleich stehen der<br />

Wohnungswirtschaft große Veränderungen<br />

bevor, und die Gesellschaft zählt auf<br />

uns. Die globale und digitalisierte Welt<br />

von heute führt zu einer gestiegenen Erwartung<br />

unserer Kunden in Bezug auf<br />

schnelleren Service, mehr Transparenz und<br />

ein zeitgemäßes Wohnprodukt bei gleichzeitig<br />

bezahlbaren Mieten. Um diesen<br />

Herausforderungen zu begegnen, muss<br />

die Wohnungswirtschaft umdenken und<br />

Bewährtes infrage stellen.<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Wie hilft dabei die<br />

agile Arbeitsmethode „SPRINT“?<br />

Gleitz: Die Veränderung betrifft nicht nur<br />

unsere Produkte und Prozesse, sondern<br />

auch unsere Arbeitsweise. Diese Methode<br />

ist kurz, prägnant und liefert Ergebnisse,<br />

die nur noch am Kunden getestet werden<br />

müssen. Es fällt vielen Entscheidungsträgern<br />

leicht, Projekte zu initiieren, ein<br />

Budget freizugeben, eine Arbeitsgruppe<br />

auszuwählen und damit zu leben, dass<br />

nach einigen Monaten (vielleicht) erste<br />

Ergebnisse geliefert werden. Die bewusste<br />

Entscheidung, eine kleine Gruppe von<br />

Projektteilnehmern fokussiert fünf Tage<br />

am Stück an einem konkreten Problem<br />

arbeiten zu lassen, halten manche für<br />

undenkbar und im beruflichen Alltag für<br />

nicht umsetzbar.<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Was waren die wichtigsten<br />

Erkenntnisse der Veranstaltung<br />

Ende August in Heiligenhafen?<br />

Gleitz: Die Wohnungswirtschaft ist „reif“<br />

für neue Formen der Zusammenarbeit.<br />

Diese Arbeitsweise ist effizient und effektiv.<br />

Ferner ist die SPRINT-Methode ein<br />

„Kreativitätsbooster“. Sie fördert die besten<br />

Ideen an die Oberfläche und ist daher<br />

effektiver als jedes Brainstorming. Die Methode<br />

hilft, unnötige Diskussionen zu vermeiden<br />

und hilft, unnötige Diskussionen<br />

zu vermeiden und ein Problem aus Kundensicht<br />

zu verstehen. Zum Ende werden<br />

eine Lösung entwickelt und ein Prototyp<br />

gebaut. Zudem minimiert diese Methode<br />

die Projektrisiken maximal.<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Warum sollten Wohnungsunternehmen<br />

junge Menschen<br />

zu dieser Veranstaltung schicken?<br />

Gleitz: Wohnungsunternehmen sollten<br />

nicht nur, aber auch junge Menschen zu<br />

diesem Format schicken. Bei unserer Premiere<br />

war das jüngste Mitglied 23 Jahre<br />

alt, das älteste 50 Jahre jung. Wir hatten<br />

ein interdisziplinäres Team unterschiedlicher<br />

Rollen (IT, Marketing, Verwaltung,<br />

Rechnungswesen, Handwerk, Unternehmensentwicklung<br />

usw.). Als Wohnungsunternehmen<br />

haben sie die Gewissheit,<br />

dass die Teilnehmer außerordentlich engagiert<br />

sind. Neben dem Networking der<br />

Teilnehmer lebt die Veranstaltung davon,<br />

dass die Entscheidungsträger die Arbeitsergebnisse<br />

und die Erfahrungen über die<br />

Methode erleben und bewerten können.<br />

Damit haben wir einen Grundstein gelegt<br />

für die Arbeit mit innovativen Methoden.<br />

h


24 <strong>VNW</strong><br />

Mobilitätshub mit<br />

Foodsharing<br />

E-Autos, Lastenräder und ein Kühlschrank für alle: Anfang September<br />

eröffnete der Bauverein der Elbgemeinden eG (BVE) in Hamburg-<br />

Iserbrook einen Mobilitätshub – und schloss damit die umfangreiche<br />

energetische Weiterentwicklung des Quartiers ab.<br />

VON SABRINA KARGER<br />

Hamburg. Im Beisein des Hamburger Senators<br />

für Verkehr und Mobilitätswende,<br />

Dr. Anjes Tjarks, hat der BVE am 2. September<br />

<strong>2021</strong> das neue Angebot mit zwei<br />

stationsbasierten elektrischen Carsharing-<br />

Fahrzeugen von cambio, einer Ladesäule<br />

für E-Autos, zwei E-Lastenrädern von sigo<br />

und einer StadtRAD-Station mit 16 Fahrrädern<br />

vorgestellt.<br />

Weitere Fahrradständer erleichtern<br />

den Umstieg vom eigenen Rad auf ein<br />

Sharing-Fahrzeug. Darüber hinaus gibt<br />

es eine Reparaturstation, um kleinere<br />

Schäden am Fahrrad schnell reparieren zu<br />

können. Besonderes Highlight: In einem<br />

Kühlschrank von Foodsharing e.V. können<br />

auch Lebensmittel geteilt werden. Ergänzt<br />

wird das Angebot durch eine Paketstation<br />

in unmittelbarer Nähe. Die Bauzeit für<br />

das Projekt betrug knapp vier Monate.<br />

Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund<br />

250000 Euro.<br />

Das Prinzip des Teilens<br />

„Die ganze Idee einer Genossenschaft basiert<br />

auf dem Prinzip des Teilens“, sagte<br />

Michael Wulf, Vorstandssprecher des<br />

BVE. „Nachbarschaftstreffs, gemeinsame<br />

Waschküchen bis hin zu den Außenanlagen<br />

– das sind alles „Sharing“-Angebote.<br />

Mit dem Mobilitätshub gehen wir noch<br />

einen Schritt weiter: Wir tun damit auch<br />

etwas für den Klimaschutz, verbessern die<br />

Mobilität im Quartier und stärken die Gemeinschaft<br />

vor Ort.“<br />

Mit der Eröffnung des Mobilitätshubs<br />

schloss der BVE die energetische Quartiersentwicklung<br />

im Heidrehmen ab – als<br />

eine der ersten, die die Stadt gemeinsam<br />

mit der Wohnungswirtschaft geplant f


25<br />

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26 <strong>VNW</strong><br />

und vorangetrieben hat. Herzstück der<br />

umfangreichen Maßnahme ist die hauseigene<br />

Energiezentrale mit zwei Blockheizkraftwerken,<br />

die jährlich 4,6 Millionen<br />

Kilowattstunden (kWh) Wärme sowie 2,8<br />

Millionen kWh Strom erzeugen.<br />

Damit können sie im Quartier 830<br />

Wohnungen dezentral versorgen. Überschüssiger<br />

Strom wird in das öffentliche<br />

Netz eingespeist. Ein weiterer wichtiger<br />

Baustein der energetischen Quartiersentwicklung<br />

war die Erneuerung des Nahwärmenetzes.<br />

Damit die Wärme mit geringstmöglichen<br />

Verlusten in die Haushalte<br />

gelangen kann, wurden die Leitungen auf<br />

einer Gesamtlänge von 2,3 Kilometern<br />

nach neuestem Standard gedämmt.<br />

Auch Strom für den Mobilitätshub<br />

kommt aus dem Quartier<br />

Auch der Strom für den neuen Mobilitätshub<br />

des BVE am Heidrehmen wird in der<br />

Energiezentrale produziert. Die Mobilitätsstation<br />

ist das erste Angebot dieser Art<br />

im Hamburger Westen. Es soll beim BVE<br />

als Modell für weitere solcher Projekte<br />

in BVE-Quartieren dienen. So plant die<br />

Genossenschaft bereits Mobilitätshubs in<br />

Hamburg-Eidelstedt und -Lurup.<br />

„Das Thema Sharing ist für uns auch ein<br />

Lernprozess. Dafür haben wir ein Baukastensystem<br />

mit verschiedenen Angeboten<br />

entwickelt, die individuell zusammengestellt<br />

und jederzeit flexibel erweitert werden<br />

können“, sagt Axel Horn, Vorstandsmitglied<br />

des BVE.<br />

<strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner:<br />

Der BVE redet nicht nur,<br />

sondern handelt<br />

„Hamburgs Wohnungsgenossenschaften<br />

haben seit 2012 fast drei Milliarden Euro<br />

für die energetische Modernisierung ihres<br />

Wohnungsbestandes ausgegeben. Schon<br />

das zeigt, wie wichtig ihnen Klimaschutz<br />

und Nachhaltigkeit sind“, sagt <strong>VNW</strong>-<br />

Direktor Andreas Breitner.<br />

Aber der Schutz unserer Umwelt höre<br />

nicht bei den Wohngebäuden auf. „Die<br />

<strong>VNW</strong>-Wohnungsunternehmen sind wichtige<br />

Ansprechpartner, wenn es darum<br />

geht, der Elektromobilität Schwung zu<br />

verleihen. Mit dem Mobilitätshub stellt der<br />

BVE unter Beweis, dass Genossenschaften<br />

nicht nur reden, sondern auch handeln.<br />

So geht Klimaschutz im Interesse von<br />

Mieterinnen und Mietern.“<br />

Bei einem Treffen mit Hamburgs Verkehrssenator<br />

Dr. Anjes Tjarks im vergangenen<br />

Jahr, an dem auch BVE-Vorstandssprecher<br />

Michael Wulf teilnahm, hatten<br />

Vorstände und Geschäftsführer von <strong>VNW</strong>-<br />

Unternehmen deutlich gemacht, dass sie<br />

bei der Transformation zu einer nachhaltigen<br />

Verkehrsinfrastruktur an der Seite des<br />

Senators stehen.<br />

„Aber an einer Erkenntnis kommt<br />

niemand vorbei“, sagt <strong>VNW</strong>-Direktor<br />

Andreas Breitner. „Die Menschen werden<br />

die kostspielige Transformation unserer<br />

Gesellschaft zur CO 2<br />

-Neutralität nur mittragen,<br />

wenn diese das bezahlbare Wohnen<br />

nicht gefährdet. Die <strong>VNW</strong>-Unternehmen<br />

verstehen sich in dieser Hinsicht auch<br />

als Interessenvertreter jener, die auf preiswerten<br />

Wohnraum angewiesen sind.“ h<br />

Sabrina Karger


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28 <strong>VNW</strong><br />

Mit Kreativität die<br />

Krise gemeistert<br />

Der Nachbarschaftstreff der Wankendorfer Baugenossenschaft für<br />

Schleswig-Holstein eG als große Hilfe im Lockdown<br />

Plön. Spielen und Lernen, Klönen und<br />

Spaß haben, Begegnung und Zusammensein,<br />

dafür gibt es in Plön einen tollen<br />

Treffpunkt: den Nachbarschaftstreff<br />

OsterKarree.<br />

Die wankendorfer hat für ihre Mieter,<br />

Mitglieder und die Plöner Bürger einen Ort<br />

geschaffen, an dem alle Generationen gemeinsam<br />

mehr erleben können. Für viele<br />

Mieter ist das OsterKarree eine wichtige<br />

Anlaufstelle. Doch mit dem ersten Lockdown<br />

musste das Team den beliebten<br />

Treff schließen.<br />

Seine Schließung infolge der Corona-<br />

Pandemie bereitete vielen Menschen Sorgen<br />

und stellte sie vor Probleme. Unsere<br />

Pädagogin und ihr Team kümmern sich<br />

seither telefonisch oder bei Spaziertreffs<br />

um die Nöte, die wegen Einsamkeit und<br />

Ängsten leider zahlreich sind.<br />

Für die älteren Menschen, die auch<br />

der praktischen Hilfe bedurften, haben<br />

wir in Kooperation mit den „Ambulanten<br />

Hilfen“, anderen Vereinen und Kirchen<br />

eine Einkaufshilfe und begleitete Arztbesuche<br />

organisiert. Gerne haben wir<br />

auch Oster- und Weihnachtsaufmerksamkeiten<br />

verteilt.<br />

Sogar eine selbstgemachte Zeitung ist<br />

in der Pandemie entstanden. Nach den<br />

ersten beiden <strong>Ausgabe</strong>n fassten die Leserinnen<br />

und Leser den Mut, eigene Texte zu<br />

verfassen und einzusenden. Die Beiträge<br />

wurden in ein ansprechendes Layout gebracht,<br />

gedruckt und in die Briefkästen<br />

verteilt.<br />

Das Konzept des des OsterKarrees<br />

hat geholfen, Hilfe untereinander und<br />

füreinander sowie für besondere Bedarfe<br />

zu ermöglichen. Der Zuspruch der Mieterinnen<br />

und Mieter der wankendorfer war<br />

groß. So gelang es dem Nachbarschaftstreff,<br />

seine Besucher auch in der Zeit des<br />

Corona-Lockdowns zu erreichen, sie zu<br />

aktivieren und dafür zu sorgen, dass die<br />

Menschen im Austausch blieben.<br />

Die Kontakte, die im OsterKarree in der<br />

Vor-Corona-Zeit entstanden waren, bildeten<br />

die Basis dafür, dass in dieser außergewöhnlichen<br />

Zeit Hilfe und Fürsorge auch<br />

dort ankamen, wo sie benötigt wurden. h


29<br />

DR. ULRIK SCHLENZ,<br />

Mitglied des Vorstands Wankendorfer Baugenossenschaft für Schleswig-Holstein eG<br />

„Es freut uns sehr, dass die Kontakte, die im OsterKarree vor der Corona-Pandemie<br />

entstanden sind, viele Menschenvernetzt habenund in der außergewöhnlichen Zeit mit<br />

besonderen Bedarfen dadurch Hilfe untereinander und füreinander geschaffen wurde.<br />

Für uns ist das eine Bestätigung dafür, dass das Konzept des OsterKarrees erfolgreich<br />

aufgegangen ist.“<br />

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• Beratungsstellen und Begegnungsstätten<br />

• Pflege<br />

• Kita und Jugend<br />

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Ansprechpartner: Jörg Precht<br />

Tel. 040 7344176-510<br />

E-Mail: joerg.precht@johanniter.de<br />

*Hamburg, Landkreis Harburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein


30 <strong>VNW</strong><br />

Läuft wie<br />

gedruckt<br />

Noch steht der Hausbau aus dem dem 3D-Drucker am Anfang.<br />

Die ersten zwei Gebäude – in Nordrhein-Westfalen und Bayern –<br />

sind aber fertig.<br />

VON YURIKO WAHL-IMMEL


31<br />

Mit 3D-Druck könnte „der gesamte<br />

Wohnungsbau vom Einfamilienhaus über<br />

dreigeschossige Bürobauten bis hin zu<br />

Zwölf-Parteien-Mehrfamilienhäusern<br />

könnten gebaut werden.“<br />

„Weltweit gibt es die<br />

Vision und die Hoffnung,<br />

damit Häuser in<br />

Katastrophenregionen<br />

schnell wieder<br />

aufzubauen.“<br />

Beckum. Druckzeit statt Bauzeit, Zweierteam<br />

statt Baukolonne, Betonschichten<br />

aus einer Riesenpumpe statt Stein-auf-<br />

Stein. Hierzulande stehen in Nordrhein-<br />

Westfalen (NRW) und Bayern seit Kurzem<br />

die ersten beiden Wohnhäuser, die mit<br />

einem 3D-Betondrucker errichtet wurden.<br />

Als bundesweite Premiere präsentierte<br />

der Bauzulieferer Peri ein zweigeschossiges<br />

Einfamilienhaus im westfälischen<br />

Beckum. Zur Eröffnung Ende Juli sprach<br />

NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach von<br />

einer weitreichenden Vorbildfunktion. Das<br />

neue Bauverfahren verspreche Zeitgewinn<br />

und eine Verschlankung der Bauabläufe.<br />

Beim sogenannten Hausdruck trägt<br />

ein 3D-Drucker digital gesteuert aus einer<br />

gewaltigen Düse Beton und Spezialmörtel<br />

in zentimeterdicken Schichten auf. Das<br />

Haus in Beckum hatte das Architekturund<br />

Ingenieurbüro Mense-Korte in monatelanger<br />

Arbeit entworfen. Gedruckt wurde<br />

es dann aber in nur 100 Stunden. Noch<br />

ist es ein Ausstellungsprojekt, aber später<br />

soll eine Familie einziehen.<br />

Europas größtes gedrucktes<br />

Mehrfamilienhaus<br />

Als zweites Projekt gestartet, aber nun<br />

schon bewohnt, ist das laut Peri größte<br />

gedruckte Mehrfamilienhaus in Europa.<br />

Im bayerischen Weißenhorn-Wallenhausen<br />

brauchte es für das Fünfparteienhaus<br />

mit drei Stockwerken nur etwa fünf Minuten<br />

pro Quadratmeter doppelschalige<br />

Wand, schildert Peri. Bedient werde der<br />

Drucker in dem Verfahren von zwei Personen.<br />

Aussparungen etwa für Anschlüsse<br />

und Leitungen seien eingeplant.<br />

Architekt Waldemar Korte geht davon<br />

aus, dass der 3D-Druck weite Verbreitung<br />

finden wird. Damit könne „der gesamte<br />

Wohnungsbau vom Einfamilienhaus über<br />

dreigeschossige Bürobauten bis hin zu<br />

Zwölf-Parteien-Mehrfamilienhäusern gebaut<br />

werden“. Die Stabilität sei groß. Im<br />

Vergleich zu anderen massiven Bauweisen<br />

gehe er zudem von einer Zeitersparnis von<br />

rund 30 Prozent aus.<br />

Vor allem für den Wiederaufbau<br />

nach Katastrophen geeignet<br />

Martin Krause vom Institut für Baubetriebswesen<br />

an der TU Dresden forscht<br />

seit dem Jahr 2014 zum Beton-3D-Druck<br />

– zusammen mit Experten für Baustoffe<br />

und der Stiftungsprofessur für Baumaschinen.<br />

„Weltweit gibt es die Vision und die<br />

Hoffnung, damit Häuser in Katastrophenregionen<br />

schnell wieder aufzubauen.“<br />

Der Wissenschaftler sieht zudem „sehr<br />

erfolgversprechende Anwendungspotenziale<br />

für langfristige Schutzmauern gegen<br />

Hochwasser“. Allerdings eigneten sich<br />

solche massiven Mauern nicht für einen<br />

temporären Einsatz – also nicht für mobile<br />

Schutzwände, sondern für nachhaltigen<br />

Schutz vor Wassermassen.<br />

Beim Hausbau gebe es sehr große Vorteile,<br />

sagt der Wissenschaftler. „Mit unserem<br />

vollwandigen Verfahren CONPrint3D<br />

können wir im Vergleich zum herkömmlichen<br />

Mauerwerksbau etwa dreimal so<br />

schnell bauen – und wir sind fünf- bis<br />

sechsmal schneller als der Stahlbetonbau. f


32 <strong>VNW</strong><br />

Bei der Stabilität sieht Krause keine Unterschiede.<br />

Derzeit entwickle man zudem<br />

druckfähige Betonrezepturen, die einen<br />

möglichst geringen C0 2<br />

-Fußabdruck haben.<br />

Bei der Technologie CONPrint3D<br />

rechnet er mit einer Marktreife innerhalb<br />

der kommenden fünf bis zehn Jahre.<br />

Modernes Containergebäude<br />

derzeit im Bau<br />

Bis Jahresende solle so ein ganzes Bauwerk<br />

errichtet werden, eine Art modernes<br />

Containergebäude – zunächst zu<br />

Demonstrationszwecken, kündigt der<br />

Wissenschaftler an. Die Branche steuere<br />

auf große Veränderungen zu. „Den Umbruch<br />

hin zu Digitalisierung und Automatisierung<br />

von Bauverfahren brauchen wir<br />

auch, um trotz des Fachkräftemangels auf<br />

den Baustellen effizient zu sein.“<br />

Der Zentralverband des Deutschen<br />

Baugewerbes hatte kürzlich von einer<br />

Chance gesprochen, die angespannte<br />

Baubranche zu entlasten. Der Vorsitzende<br />

der IG Bauen-Agrar-Umwelt, Robert<br />

Feiger, wiederum meinte: „Gerade in den<br />

Sektoren bezahlbares Wohnen und sozialer<br />

Wohnungsbau haben wir ein großes<br />

Defizit in Deutschland, da könnte der<br />

3D-Drucker hilfreich sein.“ Es müsse aber<br />

sichergestellt werden, dass die Beschäftigten<br />

bei der Qualifizierung mitgenommen<br />

würden. „Der Maurer von heute muss<br />

morgen den Computer bedienen können,<br />

um das Haus zu bauen.“<br />

Und wie wohnt es sich nun in einem<br />

gedruckten Haus? In Wallenhausen ist<br />

Mieterin Annika vor einigen Wochen in<br />

eine 60-Quadratmeter-Wohnung eingezogen.<br />

„Es riecht etwas stärker nach<br />

Beton als sonst in noch neuen Häusern.<br />

Und es hallt auch ein bisschen“, erzählt<br />

die 27-Jährige. Der Mietpreis sei normal.<br />

Ihr gefalle die Rillen-Optik an den Außenwänden.<br />

„Innen ist alles verputzt.“<br />

Das erste Wohngefühl sei positiv. „Es ist<br />

etwas ganz Neues. Und ich habe großes<br />

Vertrauen, dass die Wände genauso stabil<br />

sind wie in einem normalen Haus.“ h


33<br />

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34<br />

<strong>VNW</strong><br />

„Geschichten werden<br />

aus der Geschichte<br />

heraus erzählt“<br />

In Hamburg haben sich mehrere Historiker zu<br />

einer Historiker-Genossenschaft zusammengeschlossen.<br />

Sie bieten vornehmlich Wohnungsunternehmen<br />

bei der Aufarbeitung ihrer<br />

Geschichte Unterstützung an.<br />

Das <strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach mit Dr. Holger Martens.<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Was ist die Historiker-<br />

Genossenschaft?<br />

Dr. Holger Martens: Die Historiker-Genossenschaft<br />

eG ist ein Zusammenschluss<br />

von Historikerinnen und Historikern zur<br />

Unterhaltung eines gemeinsamen Geschäftsbetriebes.<br />

Die Genossenschaft<br />

wurde 2011 gegründet und hat derzeit<br />

acht Mitglieder, von denen sechs für die<br />

Genossenschaft tätig sind. Bundesweit<br />

sind wir das einzige Unternehmen in<br />

diesem Bereich, das als Genossenschaft<br />

aufgestellt ist. Eigentlich gibt es viele<br />

Einzelkämpfer in unserer Branche, und<br />

wir gehören schon zu den größeren Geschichtsagenturen.<br />

Dabei liegen die Vorteile<br />

auf der Hand: Wir können unsere Erfahrungen<br />

und Kenntnisse bündeln. Jeder<br />

hat Spezialwissen, das zum Nutzen aller<br />

eingesetzt werden kann. Fällt mal jemand<br />

aus, ist nicht gleich das ganze Projekt in<br />

Gefahr.<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Was bietet die Historiker-Genossenschaft<br />

eG?<br />

Dr. Martens: Als Experten machen wir<br />

Unternehmensgeschichte für die historische<br />

Kommunikation nutzbar. So können<br />

Tradition und Werte für das heutige Image<br />

eines Unternehmens verwendet werden.<br />

Unsere Dienstleistungen erstrecken sich<br />

auf drei Bereiche: erstens Archivaufbau<br />

und Archivservice. Dabei geht es um die<br />

Erfassung von Protokollen, Geschäftsberichten,<br />

Bauakten und Fotos. Viele Unternehmen<br />

wissen gar nicht, welche Schätze<br />

in ihren Kellern lagern. Außerdem digitalisieren<br />

wir Akten. Zweitens: Wir präsentieren<br />

Geschichte. Ob es eine Ausstellung<br />

auf Roll-up-Bannern für ein Mieterfest<br />

ist oder die Gestaltung der Website: Wir<br />

erstellen nicht nur die Inhalte, sondern<br />

sorgen auch für eine ansprechende Präsentation.<br />

Und drittens recherchieren und<br />

schreiben wir Texte für das Mietermagazin<br />

– etwa zu besonderen Bauten – oder zu<br />

Personen. Vor allem aber erarbeiten wir<br />

Jubiläumsschriften.<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Wann ist Ihre Expertise<br />

gefragt?<br />

Dr. Martens: Zumeist, wenn ein „runder“<br />

Geburtstag ansteht, beschäftigen<br />

sich Unternehmen, Stiftungen oder Vereine<br />

intensiv(er) mit ihrer Geschichte. Am<br />

Ende muss nicht immer ein Buch stehen.<br />

Es kann auch ein Film oder ein Webauftritt<br />

sein. Unabhängig davon, wie das Endprodukt<br />

aussieht: Geschichten werden aus<br />

der Geschichte heraus erzählt. Diese Geschichte<br />

aber muss entdeckt, geprüft und<br />

aufgeschrieben werden.<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Können das Journalisten<br />

oder Mitarbeiter eines Unternehmens<br />

nicht auch?<br />

Dr. Martens: Historiker bringen spezielle<br />

Kenntnisse und Erfahrungen mit.<br />

Wir gehen in die Archive und suchen die<br />

Quellen. Dabei finden wir oft interessante<br />

Dinge, von denen unsere Kunden bisweilen<br />

überrascht sind. Zugleich betrachten<br />

wir die Geschichte aus unterschiedlichen


35<br />

Blickwinkeln und beziehen die Lokalgeschichte<br />

ein. Dadurch werden historische<br />

Zusammenhänge deutlich, und man kann<br />

die Geschichte des Unternehmens spannend<br />

erzählen. Zu guter Letzt schreiben<br />

wir für ein breites Publikum: also kein<br />

Fachdeutsch, sondern in verständlicher<br />

Sprache. Nur wenn die Menschen die Geschichten<br />

auch lesen, werden sie erlebbar.<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Was sind Ihre aktuellen<br />

Projekte?<br />

Dr. Martens: Wir arbeiten derzeit an<br />

gut einem Dutzend Projekten. Das reicht<br />

von einer Jubiläumsschrift für das DRK<br />

Niedersachsen bis hin zu einer Ausstellungsbetreuung<br />

bei der Volksbank Stade<br />

und der Überprüfung von Straßennamen<br />

für das Stadtarchiv Nürnberg. Unser Arbeitsschwerpunkt<br />

liegt aber bei den Wohnungsunternehmen.<br />

Derzeit sind wir für<br />

sieben Baugenossenschaften, eine kommunale<br />

Gesellschaft und einen Privatbesitzer<br />

im Einsatz. Hierbei geht es vor allem<br />

um Jubiläumsschriften.<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Wie können Wohnungsunternehmen<br />

mit Ihnen „ins<br />

Geschäft“ kommen?<br />

Dr. Martens: Wir stehen für alle Fragen<br />

rund um das Thema Geschichte zur Verfügung.<br />

Möglicherweise gibt es frühere Vorstandsmitglieder,<br />

deren Wissen man durch<br />

ein Zeitzeugeninterview aufzeichnen<br />

möchte. Möglicherweise steht ein Umzug<br />

an und man möchte Akten aussortieren,<br />

weiß aber nicht, ob sie historisch von Bedeutung<br />

sind. Oder man möchte mit der<br />

eigenen Unternehmensgeschichte die eigenen<br />

Werte auf der Website und in der<br />

Mieterzeitschrift verdeutlichen. Und dann<br />

gilt immer: „Das nächste Jubiläum kommt<br />

bestimmt.“ Wir empfehlen, frühzeitig mit<br />

der Materialsammlung und dem Aufbau<br />

des Archivs zu beginnen. Wer zwei bis drei<br />

Jahre vor dem Jubiläum mit der Aufarbeitung<br />

beginnt, schafft gute Voraussetzungen,<br />

die Geschichte für Veranstaltungen,<br />

Pressearbeit und Veröffentlichungen gut<br />

zu nutzen.<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Was machen Sie, wenn<br />

keine Unterlagen vorhanden sind?<br />

Dr. Martens: Bei genauerem Hinsehen<br />

und Durchforsten von Kellern, Schränken<br />

und Ablagen finden wir oft doch<br />

noch Unterlagen. Mein Geheimtipp ist<br />

der alte Stahlschrank oder Tresor. In vielen<br />

Unternehmen steht noch so ein Teil,<br />

und ich habe es schon häufiger erlebt,<br />

dass verschollen geglaubte Unterlagen<br />

dort wieder auftauchten. Bei den Baugenossenschaften<br />

ist die Quellenlage im Übrigen<br />

oft sehr gut. Es gibt Protokolle der<br />

Vorstands- und Aufsichtsratssitzungen sowie<br />

der Mitgliederversammlungen. Hinzu<br />

kommen Geschäftsberichte. Wir nutzen<br />

zudem zahlreiche Quellen, die außerhalb<br />

des Unternehmensarchivs liegen. Die Akten<br />

des Genossenschaftsregisters geben<br />

beispielsweise Auskunft über Wechsel<br />

im Vorstand. In den Akten der Bauämter<br />

wiederum findet man Angaben über die<br />

Wohnungsgröße, die Ausstattung und<br />

den Architekten. Biografische Informationen<br />

zu handelnden Personen finden sich<br />

nicht selten in öffentlichen Archiven. Und<br />

dann sind da noch Zeitzeugeninterviews,<br />

mit deren Hilfe man Ereignisse der „jüngeren“<br />

Zeit festhalten kann.<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Warum ist Geschichte<br />

heute so wichtig?<br />

Dr. Martens: Die Vergangenheit zu kennen<br />

war eigentlich schon immer bedeutsam.<br />

Wer das Heute verstehen und das<br />

Morgen gestalten will, kann auf den Blick<br />

auf das Gestern nicht verzichten. Heute<br />

gewinnen – auch verstärkt durch die neuen<br />

Medien – sogenannte Fake News und<br />

Fälschungen von Geschichte eine wachsende<br />

Bedeutung. Deshalb muss jede<br />

Form von historischer Darstellung fundiert<br />

recherchiert sein und einem Faktencheck<br />

standhalten. Geschichte ist zudem identitätsstiftend<br />

und prägt unsere Werte.<br />

Deshalb sollten Unternehmen, Vereine<br />

oder Stiftungen ihren Einsatz für die Gesellschaft<br />

dokumentieren und durch historische<br />

Rückblicke verdeutlichen. Gerade<br />

Wohnungsgenossenschaften und kommunale<br />

Wohnungsunternehmen haben<br />

in den vergangenen 120 Jahren unsere<br />

Gesellschaft geprägt – und zwar im Sinne<br />

des Guten.<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Was können wir aus<br />

der Geschichte lernen? Und was nicht?<br />

Dr. Martens: Probleme wiederholen sich<br />

oft. Bei einem Blick in die Vergangenheit<br />

stellt man fest, dass die Lösungen häufig<br />

ähnlich ausfallen. Dadurch lassen sich Fehler<br />

vermeiden. Was in der Vergangenheit<br />

schon einmal fehlgeschlagen ist, sollte<br />

bei einem erneuten Versuch besonders<br />

gut überlegt werden. Manche Dinge, die<br />

es früher gab, sind heute kaum denkbar,<br />

können aber dazu beitragen, auch einmal<br />

in anderen Bahnen zu denken. So gab es<br />

vor 100 Jahren mehrere Baugenossenschaften,<br />

die kinderreichen Familien eine<br />

vergünstigte Miete anboten. Die Mindereinnahmen<br />

wurden von der Gemeinschaft<br />

ausgeglichen.<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Was können wir nicht<br />

aus der Geschichte lernen?<br />

Dr. Martens: Wir finden natürlich nicht<br />

für alle aktuellen Probleme eine Lösung in<br />

der Geschichte. So können die aktuellen<br />

Umstände eine andere Wirkung hervorrufen.<br />

Das kann man am Beispiel des Erbbaurechts<br />

sehen. Das war vor 100 Jahren<br />

wichtig, um den Wohnungsbau in Gang<br />

zu bringen, und es hat in Verbindung mit<br />

staatlichen Förderprogrammen bestens<br />

funktioniert. Heute sind mit dem Erbbaurecht<br />

eher Nachteile verbunden, sodass es<br />

für viele unattraktiv ist, vor allem für Wohnungsgenossenschaften.<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Zehn Jahre Historiker-<br />

Genossenschaft eG – wie sieht das<br />

Jubiläum aus?<br />

Dr. Martens: Unsere Jubiläumsaktivitäten<br />

werden natürlich etwas mit Geschichte zu<br />

tun haben. Zugleich wollen wir etwas für<br />

die Genossenschaftsidee machen. Wir haben<br />

deshalb entschieden, die Herausgabe<br />

des achten Bandes der Hamburgischen Biografie<br />

finanziell zu unterstützen und darüber<br />

hinaus die erforderlichen 30000 Euro<br />

Druckkostenzuschuss aus dem Genossenschaftsbereich<br />

zusammenzubringen.<br />

Das ist gelungen. In den bisher erschienenen<br />

sieben Bänden werden mehr als 2000<br />

Lebensläufe von Hamburger Persönlichkeiten<br />

vorgestellt. Unser Ziel ist es, im achten<br />

Band Biografien von mindestens 50 Genossenschaftlern<br />

zu veröffentlichen. Anregungen,<br />

welche Personen berücksichtigt<br />

werden sollten, nehmen wir gerne entgegen.<br />

Außerdem planen wir die Verlegung<br />

eines Stolpersteins für August Ellinger. Er<br />

hat sich in besonderer Weise für die Baugenossenschaftsbewegung<br />

verdient gemacht<br />

und sich angesichts der Verfolgung<br />

durch die Nationalsozialisten 1933 das Leben<br />

genommen. Hinweisen möchte ich an<br />

dieser Stelle auf unsere jährliche Tagung<br />

zur Genossenschaftsgeschichte. Die findet<br />

am 5. und 6. November statt.<br />

Die Fragen stellte Oliver Schirg. h


36 <strong>VNW</strong><br />

Otto-Stolten-Hof in Hamburg, entworfen von Friedrich Ostermeyer,<br />

Zentralanlage für schrankfertige Wäsche (Bügelbretter), 1929


37<br />

Hamburg. Wann wurde das Haus gebaut? Wer war der Architekt?<br />

Wer hat dort gewohnt? Das sind alles spannende Fragen,<br />

die das Historiker-Team um Dr. Holger Martens beantworten kann.<br />

„Seit 1872 das Hamburgische Baupolizeigesetz in Kraft trat,<br />

lassen sich aus erhaltenen Bauakten vielfältige und interessante<br />

Informationen über die Bebauung von Grundstücken, über Bauherren,<br />

Eigentümer und Veränderungen an Häusern entnehmen.<br />

Die Hamburger Adressbücher liegen sogar seit dem Jahr 1787 vor.<br />

Grundbücher, Akten im Staatsarchiv und Unterlagen der Eigentümer<br />

liefern weitere Informationen, die zu einer lebendigen und<br />

interessanten Geschichte der Bauwerke zusammengeführt werden<br />

können.<br />

Der Otto-Stolten-Hof ist eine Wohnanlage der Allgemeinen<br />

Deutschen Schiffszimmerer-Genossenschaft eG. Der Bau mit der<br />

anschaulichen Rotklinkerfassade liegt inmitten der traditionsreichen<br />

Jarrestadt, einem Wohnquartier, das in der zweiten Hälfte<br />

der 1920er Jahre unter der Regie des Architekten und Stadtplaners<br />

Fritz Schumacher entstand.<br />

Schumacher war zwischen 1909 und 1933 in Hamburg als<br />

Oberbaudirektor tätig. Er hatte Ende 1926 einen Architekturwettbewerb<br />

initiiert, um den Bau von etwa 1 750 Kleinwohnungen in<br />

zehn Einzelblöcken zu verwirklichen.<br />

Das ehrgeizige Neubauprogramm verfügte über ein gleichförmiges<br />

Gestaltungskonzept: Vorgaben existierten nicht nur für<br />

die Lage der Straßen und ein einheitliches Fassadenbild. Auch der<br />

Bau der einzelnen Gebäude und Wohnungen wurde reglementiert.<br />

Im Gegensatz zu den dicht bebauten Wohnungseinheiten<br />

vorangegangener Jahrzehnte sollte die vorhandene Fläche nicht<br />

in Gänze für die Erstellung von Wohnraum ausgenutzt werden.<br />

Die Nachteile der sogenannten „Schlitzbauweise“ hatten sich<br />

als allzu offensichtlich erwiesen. Schumacher schwebten für die<br />

Jarrestadt eine aufgelockerte Bebauung mit großzügigen Freiund<br />

Grünräumen sowie Häuser mit maximal zwei Wohnungen je<br />

Treppenabsatz vor. Zusammen mit einer modernen Ausstattung<br />

sollte so eine Verbesserung der hygienischen Verhältnisse und<br />

eine deutliche Steigerung der Lebensqualität für die Bewohner<br />

herbeigeführt werden.<br />

Die Detailplanung für die zehn Blöcke, die im Stil des „Neuen<br />

Bauens“ entstehen sollten, oblag den einzelnen Architekten,<br />

die sich im Wettbewerb hatten durchsetzen können. Für den<br />

zukünftigen Wohnkomplex der Schiffszimmerer-Genossenschaft<br />

zwischen Großheidestraße, Novalisweg, Hanssensweg und Stammannstraße<br />

zeichnete der Architekt Friedrich Richard Ostermeyer<br />

verantwortlich.<br />

Unter seiner Federführung entstanden zwischen Mai 1928<br />

und Februar 1929 zwanzig Häuser mit insgesamt 186 Wohnungen<br />

in Stahlskelettbauweise mit Klinkerfassade, die nicht nur<br />

wegen ihrer wegweisenden Bauweise bald zu den begehrtesten<br />

Objekten der Genossenschaft zählten.<br />

Vor allem die moderne Ausstattung mit Zentralheizung,<br />

Warmwasserversorgung, Herd, Badewanne und Gemeinschaftswäscherei<br />

machten die Wohnungen für viele Familien attraktiv.<br />

Auch an die Nahversorgung wurde gedacht: Jeweils an den Stirnseiten<br />

des Baus eröffneten Einzelhandelsgeschäfte für den täglichen<br />

Bedarf.<br />

Der Wohnkomplex war nach dem Anfang 1928 verstorbenen<br />

früheren Zweiten Bürgermeister Otto Stolten, dem ersten Sozialdemokraten<br />

in der Hamburgischen Bürgerschaft, benannt worden.<br />

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude schwer beschädigt.<br />

Insgesamt brannten 154 Wohnungen aus. Nach dem Krieg<br />

wurden die Gebäude wiederaufgebaut. Die äußere Form blieb erhalten,<br />

aber angesichts der akuten Wohnungsnot wurden kleine<br />

Wohnungen geschaffen. Somit erhöhte sich die Zahl in dem im<br />

November 1949 wiederhergestellten Otto-Stolten-Hof auf insgesamt<br />

245 Wohnungen.<br />

Umfangreiche Umbau- und Modernisierungsarbeiten führten<br />

1978 zu einer erneuten Umgestaltung des Otto-Stolten-Hof, in<br />

deren Rahmen sich eine abermalige Zusammenlegung einzelner<br />

Wohnungen vollzog. Dadurch entstanden 187 moderne Wohnungen<br />

mit einer Größe von bis zu 92 Quadratmetern. h<br />

Otto-Stolten-Hof in Hamburg<br />

Die Historiker-<br />

Genossenschaft<br />

ist mit den Erfahrungen ihrer Mitglieder auf<br />

den Gebieten Archivaufbau, Verbands-, Vereins-,<br />

Unternehmens- und Ortsgeschichte,<br />

Ausstellungskonzeption, neue Medien, Biografieforschung<br />

und Zeitzeugenbefragung<br />

ein kompetenter Ansprechpartner für ein<br />

breites Spektrum von historischen Dienstleistungen.<br />

Kontakt:<br />

Historiker-Genossenschaft eG<br />

Tel.: 040/64 50 43 35<br />

E-Mail: info@historikergeno.de<br />

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38 <strong>VNW</strong><br />

Neues Bündnis für das Wohnen<br />

Die Stadt Hamburg, Bezirke und Wohnungswirtschaft einigen sich nach<br />

monatelangen Verhandlungen.<br />

VON OLIVER SCHIRG


39<br />

Hamburg. Gut neun Monate hat es gedauert. Aber nun haben<br />

sich die Hamburger Wohnungswirtschaft, der Senat der Hansestadt<br />

und die Bezirke auf ein neues Bündnis für das Wohnen<br />

geeinigt. Am 23. Juni wurde das Bündnis im Rathaus von allen<br />

Beteiligten unterschrieben. Demnach soll in Hamburg auch in<br />

den kommenden Jahren jährlich der Bau von mindestens 10 000<br />

Wohnungen genehmigt werden. Der Anteil sozial geförderter<br />

Wohnungen soll zudem aufgestockt werden – von den bisher angepeilten<br />

3000 schrittweise bis auf 4000 pro Jahr.<br />

Im Kern geht es bei dem Bündnis um die Zusage der Stadt,<br />

verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen in Wohnraum<br />

zu schaffen. Im Gegenzug sagt die Wohnungswirtschaft zu, Jahr<br />

für Jahr Bauanträge in der geforderten Zahl einzureichen. Diese<br />

„kooperative Wohnungspolitik“ wird in Hamburg seit 2011<br />

praktiziert. In dieser Zeit wurden mehr als 100000 Wohnungen<br />

genehmigt und fast 80 000 Wohnungen gebaut. Als Folge hat<br />

sich in der Hansestadt der Anstieg der Mieten zuletzt deutlich<br />

verringert. Er liegt seit zwei Jahren unter der allgemeinen Preissteigerungsrate.<br />

Die Interessen der Hamburger <strong>VNW</strong>-Unternehmen wurden in<br />

den Verhandlungen von Andreas Breitner, Verbandsdirektor des<br />

Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. (<strong>VNW</strong>),<br />

und Marko Lohmann, Vorsitzender des <strong>VNW</strong>-Landesverbands<br />

Hamburg, vertreten. „Wenn es das Bündnis für das Wohnen nicht<br />

gäbe, müsste man es erfinden. In den vergangenen Jahren hat es<br />

sich als effizientes Instrument bewährt, unterschiedliche Interessen<br />

von Wohnungswirtschaft, Senat und Bezirken zu harmonisieren“,<br />

erklärten Breitner und Lohmann.<br />

Lösung beim umstrittenen Erbbaurecht gefunden<br />

Die jetzt vereinbarte höhere Verbindlichkeit diene vor allem dem<br />

Bau bezahlbarer Wohnungen, erklärten die beiden Verbandsvertreter.<br />

„Künftig kommt es darauf an, gemeinsam die Zielkonflikte<br />

zwischen Klimaschutz, Sozialverträglichkeit, Wirtschaftlichkeit<br />

und weiteren zu versöhnen. Dabei muss Pragmatismus Vorfahrt<br />

vor Ideologie und unrealistischen Forderungen haben.“<br />

Aus Sicht von Hamburgs Genossenschaften war vor allem<br />

die vom Senat gewünschte Festlegung, wonach öffentliche<br />

Baugrundstücke vorrangig im Zuge des Erbbaurechts vergeben<br />

werden sollen, umstritten. „Je größer eine Fläche ist, je zentraler<br />

sie liegt und je stärker sie mit vorhandenem städtischem Besitz<br />

verknüpft ist, desto eher wird für sie ein Erbbaurecht bestellt<br />

werden“, heißt es jetzt in der Vereinbarung.<br />

Stadt will Streitigkeiten einvernehmlich beilegen<br />

Damit habe man eine tragfähige Lösung gefunden, sagt <strong>VNW</strong>-<br />

Direktor Andreas Breitner. Zudem werde die Laufzeit von Erbbaurechtsverträgen<br />

von 75 auf 99 Jahre verlängert. „Ferner gibt es<br />

bei neuen Verträgen die Möglichkeit, eine Verlängerung zu vereinbaren,<br />

bei der die Entwicklung der Bodenwerte außer Betracht<br />

bleibt.“<br />

Außerdem habe die Stadt sich verpflichtet, Streitigkeiten bei<br />

bestehenden Erbbaurechten und Wiederkaufsrechten einvernehmlich<br />

bis zum Ende dieses Jahres zu klären. „Zu guter Letzt<br />

wurde eine sogenannte Clearingrunde mit Stadtentwicklungssenatorin<br />

und Finanzsenator geschaffen, um problematische Vorgänge<br />

kooperativ und zügig zu lösen.“<br />

Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher bezeichnete<br />

das Hamburger Wohnungsbauprogramm als ein Erfolgsmodell.<br />

Der Wohnungsbau sei der beste Mietendeckel.<br />

„Keiner anderen Metropole in Deutschland gelingt es so gut wie<br />

Hamburg, das Angebot an Wohnraum zu vergrößern, viele günstige<br />

Wohnungen zu bauen und dadurch den starken Anstieg der<br />

Mieten zu stoppen.“ Neben dem Bau von bezahlbaren Wohnungen<br />

habe sich das Bündnis zum Ziel gesetzt, zu einer nachhaltigen<br />

Stadtentwicklung beizutragen und die Entwicklung klimafreundlicher<br />

Quartiere zu fördern.<br />

Hamburgs <strong>VNW</strong>-Unternehmen bauten 2020<br />

fast 2 500 Wohnungen<br />

Hamburgs <strong>VNW</strong>-Unternehmen investierten im Jahr 2020 rund<br />

1,22 Milliarden Euro in den Neubau, die Instandhaltung und die<br />

Modernisierung von bezahlbarem Wohnraum. Das waren gut 80<br />

Millionen Euro mehr als 2019. Für dieses Jahr wird ein Anstieg um<br />

rund 200 Millionen auf rund 1,42 Milliarden Euro prognostiziert.<br />

Das wäre ein Plus von 16 Prozent.<br />

Für den Bau von Wohnungen gaben <strong>VNW</strong>-Unternehmen im<br />

vergangenen Jahr rund 615 Millionen Euro aus – rund 40 Millionen<br />

Euro mehr als 2019. 50 Prozent aller Investitionen der Hamburger<br />

<strong>VNW</strong>-Unternehmen flossen in den Neubau, genauso viel<br />

wie 2019. In diesem Jahr sollen fast 53 Prozent der Investitionen<br />

in die Errichtung von Wohnraum fließen.<br />

Insgesamt übergaben die <strong>VNW</strong>-Unternehmen im vergangenen<br />

Jahr für 2475 Wohnungen die Schlüssel – eine Steigerung<br />

gegenüber 2019 um 67 Wohnungen.<br />

Die Vorausschau für dieses Jahr sieht einen Rückgang der<br />

fertiggestellten Wohnungen auf rund 1 900 vor. Auch die Zahl<br />

der Baubeginne wird von rund 2 600 in 2020 auf rund 2 140 in<br />

diesem Jahr sinken.<br />

Der Mangel an Baugrundstücken und die dramatisch gestiegenen<br />

Baukosten sind die wesentlichen Ursachen dafür. h


40 <strong>VNW</strong><br />

Schwarzarbeit bedeutet<br />

nicht unbedingt Mangel<br />

Der Der Bundesgerichtshof (BGH) musste klären, ob die Kenntnis<br />

über die Durchführung von Schwarzarbeiten ausreicht, dass mögliche<br />

Baumängel bei einem späteren Verkauf eine Haftungspflicht auslösen.<br />

VON DR. KAI MEDIGER<br />

Karlsruhe/Hamburg. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat sich in<br />

seiner aktuellen Entscheidung vom 28. Mai <strong>2021</strong> zu Aktenzeichen<br />

V ZR 24/20 mit einem für das Grundstückskaufrecht interessanten<br />

Fall beschäftigt, der auch für unsere Mitgliedsunternehmen<br />

praxisrelevant sein dürfte.<br />

Vorab erläuternd hinzuweisen ist darauf, dass sich der Verkäufer<br />

wegen eines konkreten Mangels auf die üblicherweise in<br />

notariellen Grundstückskaufverträgen über gebrauchte Objekte<br />

vereinbarten Haftungsausschlussklauseln gemäß § 444 BGB nicht<br />

berufen kann, wenn der Verkäufer arglistig gehandelt hat. Ein<br />

arglistiges Verschweigen liegt nur vor, wenn der Verkäufer einen<br />

Mangel kennt oder für möglich hält und weiß oder damit rechnet,<br />

dass der Käufer bei Offenbarung des Mangels den Kaufvertrag<br />

nicht oder nicht mit dem vereinbarten Inhalt abgeschlossen hätte<br />

(BGH, Urteil vom 29. Mai 2009, V ZR 137/08). Die Beweislast für<br />

das Vorliegen von Arglist trägt der Käufer.<br />

Worum geht es?<br />

Im Sachverhalt verlangte die Käuferin eines mit einem gebrauchten<br />

Objekt bebauten Gebäudes von den Verkäufern eines Hausgrundstücks<br />

und den Erben einer Bauunternehmerin die Zahlung<br />

von 48500 Euro wegen Feuchtigkeitsmängeln an Keller und<br />

Haussockel. Sie hatte das Anwesen 2012 erworben. Im Kaufvertrag<br />

wurden alle Rechte wegen Sachmängeln an Grundstück, Gebäude<br />

und mitverkauften beweglichen Sachen ausgeschlossen.<br />

Das auf dem Grundstück befindliche Haus hatte einer der<br />

beiden Verkäufer von einer Bauunternehmerin errichten lassen,<br />

die zwischenzeitlich verstorben ist. Als die neue Eigentümerin<br />

das Objekt umbauen ließ, entdeckte sie die Feuchtigkeitsmängel.<br />

Diese resultierten aus einer nicht fachgerechten Abdichtung. Ende<br />

2012 trat ihr der ehemalige Bauherr sämtliche ihm gegenüber<br />

der Bauunternehmerin zustehenden Gewährleistungsansprüche<br />

ab. Die neue Eigentümerin erhob Klage gegen die Verkäuferseite<br />

sowie gegen die Erben der verstorbenen Unternehmerin (auf<br />

Grundlage der ihr abgetretenen Ansprüche).<br />

Das LG Berlin wies die Klage ab. Das Kammergericht Berlin als<br />

höhere Instanz verurteilte lediglich den Bauherrn zu einer Zahlung<br />

von 35000 Euro, weil er arglistig gehandelt habe. Er habe die Käuferin<br />

informieren müssen, dass das Gebäude teilweise in Schwarzarbeit<br />

errichtet worden ist. Dagegen legte der Verkäufer beim<br />

BGH Revision ein. Der BGH hat das Urteil des Kammergerichts<br />

aufgehoben und zur neuen Verhandlung und Entscheidung an<br />

einen anderen Senat des Kammergerichts zurückverwiesen.<br />

Die Entscheidung des BGH<br />

Der BGH hat sich in seiner Urteilsbegründung eingehend mit dem<br />

kaufvertraglich vereinbarten Haftungsausschluss auseinandergesetzt<br />

und damit, wie es sich auswirkt, dass das Objekt (unstreitig)<br />

teilweise unter Verstoß gegen das Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz<br />

errichtet worden ist.<br />

Der BGH hat ausgeführt, dass der – hier unstreitig vorliegende<br />

– teilweise Verstoß gegen das Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz<br />

nach der Rechtsprechung des BGH zwar dazu führt, dass<br />

der ursprünglich zwischen der Verkäuferseite und der Bauunternehmerin<br />

abgeschlossene Werkvertrag zur Errichtung des Hauses<br />

nichtig ist (siehe dazu schon BGH, Urteil vom 1. August 2013 - VII<br />

ZR 6/13).<br />

Das führt nach Auffassung des BGH aber nicht dazu, dass<br />

hieraus bezogen auf das Kaufvertragsverhältnis zwischen den<br />

Verkäufern und der Käuferseite ein Rückschluss gezogen werden<br />

kann, dass deshalb ein Mangel der Werkleistung vorliege.<br />

Denn die Erfüllung der Tatbestände der Schwarzarbeit im Sinne


41<br />

DR. KAI MEDIGER<br />

ist Rechtsanwalt und Kaufmann der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft und<br />

betreut die Themen Genossenschaften, Datenschutz, Quartiersentwicklung,<br />

Betriebskostenrecht und Wohnungseigentumsrecht.<br />

des Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetzes befasse sich nicht mit<br />

dem Inhalt der versprochenen Leistungen und besage auch nichts<br />

darüber, ob die versprochene Leistung wie vereinbart erbracht<br />

worden ist oder nicht.<br />

Die Erfüllung der Tatbestände des Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetzes<br />

gebe daher auch keine Auskunft darüber, ob der<br />

Auftraggeber von Fehlern bei der Ausführung von Werkleistungen<br />

Kenntnis hatte oder das Vorhandensein solcher Fehler billigend<br />

in Kauf genommen hat.<br />

Zusammengefasst hat der BGH mit diesem Urteil somit klargestellt,<br />

dass ein unter Zuhilfenahme von Schwarzarbeit errichtetes<br />

Objekt zwar gegen gesetzliche Vorschriften (Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz)<br />

verstößt und auch zur Nichtigkeit des Werkvertrags<br />

zwischen Bauträger bzw. Bauunternehmer und dem<br />

Besteller führt, jedoch im Verhältnis Verkäufer zu Käufer allein<br />

aufgrund der Schwarzarbeit nicht auf einen Mangel der Leistung<br />

im Verhältnis Verkäufer zu Käufer geschlossen werden kann.<br />

Denn die durch Schwarzarbeit erbrachte Leistung kann trotzdem<br />

mangelfrei sein.<br />

Zudem – und das ist für notarielle Kaufverträge über Grundstücke<br />

besonders praxisrelevant – lässt sich allein aus dem Umstand,<br />

dass ein Bauwerk unter Zuhilfenahme von Schwarzarbeit<br />

errichtet worden ist, nicht schon auf eine Arglist des Verkäufers<br />

wegen eines konkreten Baumangels schließen. Denn, so der BGH<br />

wörtlich:<br />

„… Es bietet insbesondere keine Grundlage für die Annahme,<br />

der Auftraggeber habe allein schon wegen des Verstoßes gegen<br />

das Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz Kenntnis von einem bestimmten,<br />

nach Fertigstellung festgestellten Ausführungsfehler<br />

oder habe diesen billigend in Kauf genommen ...“<br />

Fazit<br />

Diese rechtliche Würdigung des Sachverhalts durch den BGH ist<br />

nachvollziehbar und zu begrüßen. Allein der Umstand, dass bei<br />

Errichtung des Bauwerks „schwarz gearbeitet“ worden ist, bedeutet<br />

noch nicht, dass die Leistung im Verhältnis des späteren<br />

Grundstücksverkäufers zum späteren Käufer deshalb mangelhaft<br />

sein müsste oder dass der (in Kenntnis der Schwarzarbeit handelnde)<br />

Besteller deshalb unmittelbar den Verdacht hätte haben<br />

müssen, dass die Leistung mangelhaft erbracht worden ist.<br />

Im vorliegenden Fall war die Bausubstanz zwar tatsächlich<br />

nicht fachgerecht abgedichtet worden. Baumängel können aber<br />

bei Vorliegen einer notariellen Haftungsausschlussklausel (wie<br />

hier gegeben) nur geltend gemacht werden, wenn der Verkäufer<br />

den Mangel arglistig verschwiegen hat.<br />

Es wurde aber in den Vorinstanzen nicht nachgewiesen, dass<br />

der Verkäufer (Besteller) tatsächlich Kenntnis über diese konkreten<br />

Abdichtungsmängel hatte. Der Vorinstanz hat es schon genügt,<br />

dass der Verkäufer Kenntnis über die Durchführung von<br />

Schwarzarbeiten hatte. Das reicht aber nun einmal nicht aus,<br />

und es würde den in notariellen Grundstückskaufverträgen regelmäßig<br />

vereinbarten Haftungsausschlussklauseln auch einiges an<br />

Bedeutung nehmen, wenn bei der Durchführung von Schwarzarbeit<br />

sogleich auf eine Arglist des Verkäufers hinsichtlich des<br />

Auftretens von Baumängeln geschlossen werden könnte.<br />

Die Durchführung von Schwarzarbeit ist angemessen zu ahnden<br />

gegenüber den Beteiligten (Bauunternehmer und Auftraggeber<br />

der Werkleistung). Das heißt aber nicht, dass deshalb im<br />

zivilrechtlichen Vertragsverhältnis Verkäufer zu Käufer ein Mangel<br />

vorliegen muss bzw. dass deshalb ein arglistiges Verschweigen des<br />

Verkäufers betreffend offenbarungspflichtiger Mängel vorliegt.<br />

BGH, Urteil vom 28.05.<strong>2021</strong> zu Aktenzeichen V ZR 24/20,<br />

Grundstückskaufrecht Bilanzierung von Gebäudeflotten. h


42<br />

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44 <strong>VNW</strong><br />

75 Jahre<br />

Einsatz für bezahlbaren<br />

Wohnraum<br />

Im Jahr 1946 wurde in Kiel die Arbeitsgemeinschaft für<br />

zeitgemäßes Bauen gegründet. Ein Gruß zum runden Geburtstag.<br />

VON CHRISTOPH KOSTKA


45<br />

CHRISTOPH KOSTKA<br />

hat für verschiedene Projektentwickler und verbandlich<br />

gearbeitet, bevor er zum <strong>VNW</strong> kam. Hier verantwortet er<br />

unter anderem als als Geschäftsführer den Landesverband<br />

Schleswig-Holstein und das Referat Wohnungswirtschaft.<br />

Kiel. 21. Februar 1946. In einem Saal der<br />

Landesbauernschaft in Kiel tagt die Gründungsversammlung<br />

der „Arbeitsgemeinschaft<br />

für Behelfsbauweisen“. Ein halbes<br />

Jahr später wird das Land Schleswig-Holstein<br />

auf die Landkarte gesetzt. Erst 1949,<br />

mit Annahme des Grundgesetzes, tritt die<br />

Bundesrepublik Deutschland in die Geschichte<br />

ein.<br />

Der Grund für den frühen Start der Arbeitsgemeinschaft<br />

war denkbar einfach.<br />

Deutschland lag in Trümmern. Es herrschte<br />

tatsächlich Wohnungsnot. Die Statistiker<br />

zählten 1946 in den Westsektoren<br />

13,7 Millionen Haushalte, aber nur 8,2<br />

Millionen Wohnungen. Wenigstens 5,5<br />

Millionen Wohnungen fehlten – von einer<br />

Umzugsreserve ganz zu schweigen.<br />

Es musste gebaut werden. Schnell. Dabei<br />

fehlte es an allem.<br />

Rat und Lösungen waren gefragt.<br />

Aber auch Mut und Pragmatismus.<br />

Rat findet man am ehesten in der Gemeinschaft.<br />

Mut ebenso. Zur Gründungsversammlung<br />

der „Arbeitsgemeinschaft<br />

für Behelfsbauweisen“ fanden sich dann<br />

auch 37 Vertreter unter anderem aus<br />

Kreisbauämtern, der Städte Kiel, Flensburg<br />

und Schleswig, des Oberpräsidiums<br />

und der Provinzialverwaltung, der Staatsbauschule<br />

Eckernförde, der Landgesellschaft,<br />

der Industrie- und Handelskammer,<br />

der Bauindustrie, der Handwerkerinnung<br />

und der Heimstätte Schleswig-Holstein<br />

zusammen. Man kam überein, dass man<br />

sich zur Linderung der Wohnungsnot<br />

nicht allein auf Behelfsbauweisen konzentrieren<br />

wollte. Folgerichtig wurde aus der<br />

„Arbeitsgemeinschaft für Behelfsbauweisen“<br />

die „Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäße<br />

Bauweisen“. Es wurde getüftelt,<br />

ausprobiert und mit den gewonnenen<br />

Erkenntnissen und unter anderem mit<br />

Marshallplan-Geldern in Serie gebaut. Das<br />

heute oft postulierte modulare bzw. serielle<br />

Bauen hat tiefgehende norddeutsche<br />

Wurzeln.<br />

Nur konsequent: 1950 folgte die Anerkennung<br />

der Arbeitsgemeinschaft als<br />

Bauforschungsinstitut durch den Bund.<br />

Heute ist sie die dienstälteste Bauforschungseinrichtung<br />

in Deutschland. 2002<br />

wird die Arbeitsgemeinschaft auch offizielles<br />

Wohnungsbauinstitut des Landes<br />

Schleswig-Holstein. Unter anderem die<br />

gesamte technische Seite der Wohnraumförderung<br />

wird von ihr begleitet. Seither<br />

firmiert sie als „Arbeitsgemeinschaft für<br />

zeitgemäßes Bauen e.V.“ (ARGE).<br />

Seit dem Auftakt 1946 hat die ARGE<br />

für die Menschen in Schleswig-Holstein<br />

und darüber hinaus für Städte und Gemeinden,<br />

die Wohnungswirtschaft, Bauträger,<br />

Architekten, das Handwerk, das<br />

Baugewerbe und viele weitere sehr viel<br />

bewegt. Der Innovationsfreue der ARGE<br />

und derer, die sich hier bis heute zur Zusammenarbeit<br />

finden, ist es zu danken,<br />

dass die Wohnungsnot der Nachkriegsjahre<br />

Geschichte ist.<br />

Die ARGE ist nicht Geschichte. Im<br />

Gegenteil. Sie ist zeitgemäß – und<br />

vielleicht nötiger denn je.<br />

Heute versammelt die ARGE eine starke<br />

und vielfältige Gemeinschaft aus 470<br />

meist institutionellen Mitgliedern. Darunter<br />

Architekten, Ingenieure, Rechtsanwälte,<br />

die norddeutschen Wohnungsunternehmen,<br />

Kommunen und Landkreise,<br />

Akteure der Bauwirtschaft, der Bau- und<br />

Baustoffindustrie, die Verbraucherzentrale,<br />

die Investitionsbank Schleswig-<br />

Holstein, die Verbände der Bau- und Wohnungswirtschaft.<br />

Und das ist gut so: Denn<br />

die Herausforderungen im Wohnungsbau<br />

sind immens. Und sie wachsen weiter: im<br />

Neubau zur Deckung der Nachfrage nach<br />

bezahlbaren Wohnungen, bei der Modernisierung<br />

bzw. Sanierung des Bestandes,<br />

im Klimaschutz. Mit den Ansprüchen und<br />

Anforderungen steigen die Komplexität<br />

und die Kosten. Die ARGE untersucht,<br />

analysiert und forscht – um Lösungen zu<br />

finden. Sie berät und bildet weiter – um<br />

ins Handeln zu kommen. Damit guter,<br />

klimagerechter und bezahlbarer Wohnungsbau<br />

auch künftig gelingen kann.<br />

Die ARGE ist einzig.<br />

Denn seit ihrer Gründung erhebt und liefert<br />

sie valide Daten zur realen Baukostenentwicklung<br />

in Deutschland und den<br />

Regionen. Ein Alleinstellungsmerkmal. Ein<br />

großes Verdienst dazu, weil nachprüfbare,<br />

belastbare Daten das Fundament schaffen,<br />

auf dem eine sachliche, lösungsorientierte<br />

Unterhaltung über die Zukunft<br />

unseres Wohnens erst möglich wird.<br />

Also: happy birthday, liebe ARGE, zum<br />

75.! Danke, Dietmar Walberg, danke,<br />

liebes ARGE-Team! Wir sind stolz, Teil<br />

dieser starken (Arbeits-)Gemeinschaft<br />

zu sein. Gern auch in den kommenden<br />

75 Jahren. h


46<br />

Namen und<br />

Nachrichten<br />

Abschied<br />

Trauer um Katja Schirg<br />

Die norddeutsche Wohnungswirtschaft trauert tief um<br />

Katja Schirg. 15 Jahre lang war sie als Vorstandsassistentin die<br />

gute Seele des <strong>VNW</strong>. Sie hat für uns organisiert, beraten und<br />

umgesetzt, mit uns gefühlt, gelacht und auch mal geweint.<br />

Sie hat rund um die Uhr den Verband gelebt, war sein Nukleus<br />

und hat ihn, uns und mich ausbalanciert. Sogar ihr persönliches<br />

großes Liebesglück hat sie mit Oliver Schirg bei uns gefunden.<br />

Wo auch sonst. Sie war eine echte Hamburgerin mit<br />

hanseatischem Stil, trockenem Humor und Ausstrahlung.<br />

Damit hat sie den <strong>VNW</strong> mehr geprägt als sie ahnte. Ihren letzten<br />

großen Kampf hat sie nun verloren. Kurz vorher hatte sie sich<br />

noch um die Gesundheit ihrer Kolleginnen und Kollegen gesorgt<br />

und eine große Impfaktion initiiert, organisiert und selbst durchgeführt.<br />

Über 600 Menschen wurde in einer Zeit gesundheitlich<br />

geholfen, als Katja Schirg ihren größten Feind wohl schon in sich<br />

trug. Tragisch. Für andere da zu sein stand für sie eben obenan.<br />

So ging sie als glücklicher Mensch mit einem tollen Partner, einem<br />

großartigen Sohn und engsten, sie liebende Freundinnen.<br />

Sie alle haben sie bis zum Ende getragen und behütet.<br />

Was fehlen mir schon heute unsere Rituale: unsere Mittagessen,<br />

unser Kaffeetrinken, die Schwärmerei von Italien, die<br />

Urlaubsbilder und Konzertvideos, die Hinweise, Ratschläge und<br />

stillen Hilfen.<br />

Das alles kommt nicht wieder. Ist vorbei. Leere und Stille stellt<br />

sich ein. Katja Schirg ist aber nicht aus dem Sinn, nur weil sie<br />

aus dem Blick ist. Sie nicht. Sie bleibt bei uns.<br />

Andreas Breitner<br />

Vorstand und <strong>VNW</strong>-Verbandsdirektor


47<br />

Freunde finden leicht gemacht<br />

Kiel / Heidmühlen. Endlich wieder unbeschwert die Gemeinschaft<br />

genießen. Was über ein Jahr lang wohl einer der größten<br />

Wünsche von Kindern war, wurde jetzt wieder ermöglicht. Beim<br />

wankendorfer Kinderferiencamp, das 2020 leider coronabedingt<br />

ausfallen musste. Dank einer tollen Organisation des Ferienhofs<br />

am Klint und der neuen Leiterin Nicole Lubbe konnten vom 3. bis<br />

11. Juli wieder 17 Kinder ins Camp eingeladen werden. Ziel des<br />

Camps war es auch in diesem Jahr, den Kindern eine unbeschwerte<br />

Zeit zu bieten – ohne Handy, Computer oder andere Ablenkungen.<br />

Die Gemeinschaft und das Miteinander waren die wichtigsten<br />

Punkte des Camps, das <strong>2021</strong> unter dem Motto Märchen stand.<br />

Untergebracht waren die Kinder in einem großen Zirkuszelt unter<br />

Aufsicht eines erfahrenen Pädagogenteams. Zwei Jugendliche,<br />

die selber am Camp teilgenommen hatten, wurden mit ins Betreuerteam<br />

aufgenommen. „Dies ist der beste Beweis dafür, wie<br />

nachhaltig und verbindend unsere Camps auch bei den Kindern<br />

wirken“, sagte Dr. Ulrik Schlenz, Vorstandsmitglied der wankendorfer.<br />

Richtfest für 200 Wohnungen in Hamburg-Horn<br />

Hamburg. Der Wohnungsverein Hamburg<br />

von 1902 hat Richtfest für das größte Bauvorhaben<br />

seiner 119-jährigen Geschichte<br />

gefeiert. Das neue Großquartier im Hamburger<br />

Stadtteil Horn umfasst 200 Wohnungen.<br />

Die Neubauten erhalten allesamt<br />

eine Dachbegrünung. „Um bezahlbaren<br />

Wohnraum zu schaffen haben wir drei<br />

Viertel der gesamten Wohnanlage freiwillig<br />

als geförderte Wohnungen mit einer<br />

Nettokaltmiete von 6,70 Euro pro Quadratmeter<br />

ausgelegt“, sagte Genossenschaftsvorstand<br />

Heinz-Michael Bertram.<br />

Vorstand Holger Fehrmann ergänzte, dass<br />

voraussichtlich im Februar kommenden<br />

Jahres die ersten 46 Wohnungen bezogen<br />

werden könnten. Rund 8600 Kubikmeter<br />

Beton wurden verbaut. Hinzu kommen<br />

ca. 48500 Kubikmeter Innenputz auf die<br />

Wände. Mit der geklinkerten Fassade, für<br />

die etwa 425000 Klinkersteine aus Dänemark<br />

geordert wurden, passt das Gebäude<br />

in die Nachbarschaft.


48 Namen und Nachrichten<br />

NEUE LÜBECKER<br />

investiert 87 Prozent<br />

ihrer Mieteinnahmen<br />

Lübeck. Die NEUE LÜBECKER Norddeutsche<br />

Baugenossenschaft eG hat im vergangenen<br />

Jahr 70,98 Millionen Euro für Modernisierung,<br />

Instandhaltung und Neubau<br />

investiert. Das entspricht fast 87 Prozent<br />

ihrer Mieteinnahmen. Damit sorgt die Genossenschaft<br />

weiter für qualitativ hochwertigen<br />

und bezahlbaren Wohnraum an<br />

37 Standorten. Die Eigenkapitalquote stieg<br />

auf 36,6 Prozent. Die Genossenschaft löste<br />

teure Kredite ab und vereinbarte niedrige<br />

Zinsen für neue langfristige Kredite. Der<br />

Schwerpunkt der Investitionen liegt auf der<br />

Instandhaltung und der Modernisierung<br />

der Wohnungsbestände. Im vergangenen<br />

Jahr wurden 242 Wohnungen geschaffen<br />

– im Neubau sowie durch Verdichtung und<br />

Aufstockung.<br />

Plöner Gewerbliche<br />

Baugenossenschaft eG<br />

feierte Jubiläum<br />

Plön. Vor 85 Jahren – im September 1936<br />

– liefen die Gründungsaktivitäten der Plöner<br />

Gewerbliche Baugenossenschaft<br />

eG auf Hochtouren, so wie heute deren<br />

Neubau- und Modernisierungsvorhaben.<br />

Grund genug für die beiden Vorstände<br />

des Unternehmens, Klaus Hückstädt und<br />

Bernd Hentschel, diesen „Geburtstag“ am<br />

3. September <strong>2021</strong> im festlichen Rahmen<br />

mit Gästen zu begehen.<br />

NEUWOGES legt Grundstein<br />

für Parkhaus Pferdemarkt<br />

Neubrandenburg. Die Neubrandenburger<br />

Wohnungsgesellschaft mbH (NEUWO-<br />

GES) hat für das Parkhaus am Pferdemarkt<br />

den Grundstein gelegt. Oberbürgermeister<br />

Silvio Witt, NEUWOGES-Geschäftsführer<br />

Michael Wendelstorf und Goldbeck-Niederlassungsleiter<br />

Volker Huber versenkten<br />

eine Zeitkapsel. Das Neubauvorhaben umfasst<br />

ein Parkhaus für 594 Stellplätze auf<br />

fünf Parkebenen. Hinzu kommen rund 50<br />

Stellplätze im Außenbereich – unter anderem<br />

für Reisemobile. Auch Ladepunkte für<br />

E-Autos und ein öffentliches WC werden<br />

nach der Fertigstellung im ersten Quartal<br />

2022 zur Verfügung stehen. Außerdem<br />

wird die NEUWOGES-Parkleitzentrale in<br />

das neue Haus integriert. In Gänze umfasst<br />

dieses Neubauprojekt ein Investitionsvolumen<br />

von rund 9,8 Millionen Euro.


49<br />

Stiftungsprofessur für das Hamburger<br />

EBZ-Studienzentrum<br />

Hamburg. Dank der Unterstützung von 25 Unternehmen der Wohnungs-<br />

und Immobilienwirtschaft stärkt die EBZ Business School<br />

(FH) ihr Studienzentrum in Hamburg mit zusätzlichem Personal:<br />

Stiftungsprofessor für die norddeutsche Wohnungswirtschaft<br />

Prof. Dr. Markus Knüfermann und Campusleiter Roland Keich<br />

agieren mit Beginn des Wintersemesters <strong>2021</strong> als Doppelspitze<br />

am Hamburger Studienzentrum in Langenhorn. Die Studierenden<br />

gewinnen damit feste Ansprechpersonen für alle akademischen<br />

und organisatorischen Fragen rund ums Studium. Mit Übernahme<br />

der Stiftungsprofessur wird Prof. Knüfermann weitere Vorlesungen<br />

nach Hamburg verlagern und seine Erreichbarkeit und Netzwerkarbeit<br />

vor Ort ausbauen.<br />

Deutschlands größtes Proptech<br />

in der Wohnungswirtschaft<br />

Hamburg. Die beiden Softwareunternehmen Immomio und DIT<br />

schließen sich zusammen und formen das nach eigenen Angaben<br />

größte Proptech in der Wohnungswirtschaft in Deutschland - mit<br />

mehr als 1,4 Millionen verwalteten Mieteinheiten. „In mehreren<br />

gemeinsamen Kundenprojekten haben unsere Unternehmen<br />

bereits bewiesen, welche Mehrwerte die Verknüpfung unserer<br />

Produkte für Vermieter und Mieter bringt“, sagte Nicolas Jacobi,<br />

Mitgründer und Geschäftsführer von Immomio. Demnach sollen<br />

Mieterinnen und Mieter künftig die gesamte Kommunikation mit<br />

ihrem Vermieter digital über eine einzige Oberfläche erledigen –<br />

von der Wohnungssuche über den Mietvertragsabschluss bis hin<br />

zum Auszug. Die DIT wird als 100-prozentiges Tochterunternehmen<br />

der Immomio GmbH unter eigener Marke und Führung des<br />

Gründers Kai Teute weiter am Markt agieren.<br />

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50 Namen und Nachrichten<br />

HANSA Baugenossenschaft führt moderne<br />

Kommunikationsplattform ein<br />

Hamburg. Die HANSA Baugenossenschaft eG hat eine auf Grundlage<br />

von „COYO“ basierte Kommunikationsplattform eingeführt<br />

und damit das ausschließlich auf Informationsübermittlung ausgelegte<br />

Intranet abgelöst. Das neue Social Intranet ermöglicht einen<br />

schnellen, unkomplizierten Kommunikations- und Wissensaustausch<br />

der Mitarbeitenden. Mit der zugehörigen App können sich<br />

zudem alle Mitarbeitenden jederzeit und an jedem Ort vernetzen<br />

und wichtige Informationen erhalten.<br />

SAGA kommt gut durch<br />

Corona-Pandemie<br />

Hamburg. Hamburgs städtische Wohnungsgesellschaft<br />

SAGA – mit ihren rund 137000 Wohnungen und 1400<br />

Gewerbeobjekten die größte Vermieterin der Hansestadt<br />

– ist trotz Corona-Pandemie gut durch das Geschäftsjahr<br />

2020 gekommen. Bei einem Umsatz von 1,02 Milliarden<br />

Euro sei ein Jahresüberschuss nach Steuern in Höhe von<br />

225,6 Millionen Euro erzielt worden – rund 20 Millionen<br />

Euro mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019, sagte Vorstandssprecher<br />

Thomas Krebs. Dabei komme das Plus vor allem<br />

daher, dass pandemiebedingt etliche Modernisierungsmaßnahmen<br />

nicht umgesetzt worden seien. SAGA-Mieterinnen<br />

und -Mieter zahlten im vergangenen Jahr im Schnitt<br />

eine Netto-Kaltmiete von 6,84 Euro pro Quadratmeter. Das<br />

entspreche fast der Eingangsmiete für den öffentlich geförderten<br />

Wohnungsbau von 6,80 Euro und liege deutlich<br />

unter dem Mittelwert des Hamburger Mietenspiegels von<br />

8,66 Euro, sagte Unternehmensvorstand Wilfried Wendel.<br />

Auch bei den Betriebskosten lägen SAGA-Wohnungen mit<br />

2,89 Euro pro Quadratmeter deutlich unter dem Hamburger<br />

Betriebskostenspiegel mit durchschnittlich 3,29 Euro.<br />

Klimaschonende Wärmeversorgung<br />

bei der Hamburger Wohnen<br />

Hamburg. Die Baugenossenschaft Hamburger Wohnen<br />

eG und HanseWerk Natur beschreiten gemeinsam den<br />

Weg einer klimaschonenden Wärmeversorgung: Das<br />

Wohnquartier „Stellinger Linse“ mit seinen rund 1500<br />

Wohneinheiten wird zukünftig überwiegend aus einem<br />

Biomethan-Blockheizkraftwerk (BHKW) sowei aus Solarthermie-Anlagen<br />

versorgt. Der Umbau wird im Frühjahr<br />

2022 abgeschlossen. Neben dem BHKW entstehen Solarthermie-Anlagen<br />

mit einer gesamten Kollektorfläche von<br />

rund 1 000 Quadratmetern mit 525 Megawattstunden<br />

auf den Gebäudedächern der Baugenossenschaft Hamburger<br />

Wohnen eG. Diese Anlagen wandeln die Sonnenenergie<br />

in Wärme zur Versorgung der angeschlossenen<br />

Haushalte um. „Die Bewohnerinnen und Bewohner<br />

der ‚Stellinger Linse‘ profitieren von einer Senkung der<br />

Wärmekosten“, sagt Sönke Selk, Vorstandsmitglied der<br />

Baugenossenschaft Hamburger Wohnen eG.


51<br />

Outdoor-Fitnessgeräte für die Quartiere<br />

Hamburg. Die Playfit GmbH ist Hersteller von Outdoor-Fitnessgeräten<br />

und hat seit ihrer Gründung im Jahr 2005 an mehr als<br />

1600 Standorten Outdoor-Fitnessgeräte installiert. Das Unternehmen<br />

ist nach eigenen Angaben auf der Suche nach einem gemeinsamen<br />

Pilotprojekt mit einem oder mehreren Mitgliedsunternehmen<br />

des <strong>VNW</strong>. Outdoor-Fitnessgeräte bieten einen sinnvollen<br />

Beitrag zur Aufwertung des Wohnumfelds in den Wohnquartieren.<br />

Eingebettet in ein Quartiersmanagement können Menschen<br />

aller Altersklassen ohne Eintritt, ohne Öffnungszeiten und ohne<br />

Extrasportkleidung in Bewegung und gleichzeitig in Kontakt kommen.<br />

Damit werde ein ausgewogenes Freizeitangebot geschaffen.<br />

Möglich seien ein generationsübergreifender Platz mit Dorfplatzcharakter<br />

und ein integrativer Aktiv-Treffpunkt oder ein Fitnesspfad<br />

durch die Wohnanlage über eine vorbestimmte Strecke.<br />

„Krisenfestes Geschäftsmodell“<br />

Büdelsdorf. Die Baugenossenschaft Mittelholstein (bgm) blickt<br />

auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2020 zurück. „Das Geschäftsmodell<br />

der bgm ist auch in schweren Zeiten krisenfest“, fassten<br />

die bgm-Vorstandsmitglieder Stefan Binder und Wilfried Pahl das<br />

vergangene Geschäftsjahr zusammen. Trotz der besonderen Herausforderungen<br />

durch die Corona-Pandemie ist die Bilanzsumme<br />

der Genossenschaft um 2,7 Millionen Euro auf 104 Millionen<br />

Euro gestiegen, die Eigenkapitalquote erhöhte sich auf 57 Prozent.<br />

Durch rege Neubautätigkeit konnte die Genossenschaft im Anlagevermögen<br />

einen Zugang von 5,4 Millionen Euro verzeichnen.<br />

Der erwirtschaftete Jahresüberschuss der bgm betrug im vergangenen<br />

Geschäftsjahr 3,7 Millionen. „Davon werden rund 3,5 Millionen<br />

Euro den Rücklagen zugeführt und stehen in den nächsten<br />

Jahren für den Neubau von Wohnungen für unsere Mitglieder zur<br />

Verfügung“, erläuterten die Vorstände.<br />

Hamburg will neues Bundesgesetz<br />

für mehr Wohnraum nutzen<br />

Hamburg. Zur Schaffung weiteren Wohnraums hat Hamburg als erstes Bundesland eine<br />

Rechtsverordnung zur Umsetzung des Baulandmobilisierungsgesetzes erlassen. Mit der<br />

Feststellung, dass es auch weiterhin stadtweit einen angespannten Wohnungsmarkt gibt,<br />

habe der rot-grüne Senat die Weichen für Baugebote etwa für brachliegende Flächen<br />

gestellt, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD). Zudem gebe es<br />

gestärkte kommunale Vorkaufsrechte und es werde leichter, Baugenehmigungen zugunsten<br />

des Wohnungsbaus zu erteilen. Das Bundesgesetz biete große Chancen für mehr<br />

bezahlbaren Wohnraum, erklärte Stapelfeldt. „Mit der heutigen Verordnung stellen wir<br />

sicher, dass die Neuerungen jetzt schnell und effektiv zum Tragen kommen.“ So könnten<br />

nun gezielt auf den Wohnungsbau zugeschnittene Baugebote erlassen werden.


52 Namen und Nachrichten<br />

50 Prozent Energieeinsparung<br />

nach Modernisierung<br />

Lübeck. Seit Frühjahr dieses Jahres<br />

herrscht erneut Hochbetrieb für das Bauhandwerk<br />

im Lübecker Quartier Korvettenstraße.<br />

Das 48 Wohnungen umfassende<br />

Gebäude Nr. 79-89 wird nun über<br />

die Dauer von zwei Jahren modernisiert.<br />

Neben der Erneuerung der Fenster und der<br />

Modernisierung der Außenfassade werden<br />

die Balkone durch größere ersetzt. Das<br />

Flachdach wird durch ein Pultdach ausgetauscht.<br />

Neben der Vergrößerung der Eingangsbereiche<br />

werden die Außenanlagen<br />

erneuert. Durch die Maßnahmen wird die<br />

Wohnanlage energetisch auf den Niedrigenergiehaus-Standard<br />

gebracht. Zwei<br />

neue Fahrradhäuser mit Kapazitäten für je<br />

36 Fahrräder werden aufgestellt. Mit dem<br />

Abschluss des ersten Bauabschnitts in der<br />

Korvettenstraße 91-101 liegen der Genossenschaft<br />

erste Erfahrungen hinsichtlich<br />

Hamburg. Der Altonaer Spar- und Bauverein (altoba) hat trotz<br />

der Corona-Pandemie sein Modernisierungsprogramm plangemäß<br />

fortgesetzt und drei Neubauten an die Mitglieder übergeben. 151<br />

Wohnungen wurden fertiggestellt, 500 weitere sind in Bearbeitung<br />

oder in Vorbereitung. „Das eigene Zuhause hat während der<br />

Pandemie für viele Menschen an Bedeutung gewonnen“, sagt<br />

Thomas Kuper, Mitglied des Vorstands des altoba. „Entsprechend<br />

dankbar sind wir unseren beauftragten Unternehmen sowie unseren<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: Durch ihre Kraftanstrender<br />

Einsparung im Energieverbrauch vor. Die Mitglieder haben hier 2020 im Durchschnitt<br />

52 Prozent weniger Energie für Heizung verbraucht. Die Gesamtinvestition für die Modernisierung<br />

und energetische Sanierung der beiden Wohnanlagen beläuft sich auf rund<br />

6,5 Millionen Euro.<br />

Sicher unterwegs mit<br />

leuchtend gelben Kappen<br />

Flensburg. Viele unbekannte Gesichter, eine ungewohnte Umgebung<br />

und erstmals die Schulbank drücken: Für die Erstklässler<br />

beginnt ein aufregender neuer Lebensabschnitt. Um den Kleinen<br />

den Beginn etwas zu erleichtern haben die Flensburger Grundschüler<br />

vom SBV, der Verkehrswacht Flensburg und dem städtischen<br />

Gesundheitshaus / Jugendzahnpflege ein Starterpaket für<br />

den Schulanfang bekommen. Zum Paket gehören vom SBV spendierte<br />

gelbe Kappen. „Mit diesen Basecaps in Signalfarbe auf dem<br />

Kopf werden die Kinder früher und besser gesehen. Damit helfen<br />

wir, den Schulweg sicherer zu machen“, sagt der SBV-Vorstandsvorsitzende<br />

Jürgen Möller. Im Paket enthalten sind außerdem vom<br />

SBV gespendete Brotdosen, die das städtische Gesundheitshaus<br />

mit Zahnpasta und Zahnbürste sowie einem Informationsblatt zur<br />

gesunden Ernährung gefüllt hat.<br />

Erfolgreiche Kraftanstrengung<br />

gung musste kein Mitglied länger auf den Einzug in seine Neubauwohnung<br />

oder auf den Rückzug in seine modernisierte Wohnung<br />

warten als geplant.“ Rund 41 Millionen Euro investierte der altoba<br />

im vergangenen Geschäftsjahr in Neubau und Modernisierung.<br />

Weitere rund 15 Millionen Euro flossen in Instandhaltungsleistungen.<br />

Die größten Herausforderungen der Genossenschaft bleiben<br />

der Erhalt und die Modernisierung des Bestands von fast 7 000<br />

Wohnungen.


53<br />

HANSA Baugenossenschaft<br />

übergibt die ersten zwölf<br />

von 36 Reihenhäusern<br />

Hamburg. Die HANSA Baugenossenschaft<br />

eG hat im August <strong>2021</strong> in Hamburg Billstedt<br />

die ersten zwölf Reihenhäuser an die<br />

neuen Bewohner übergeben. Damit wurde<br />

ein weiterer Meilenstein in der Umgestaltung<br />

des 485 Wohneinheiten umfassenden<br />

Quartiers erreicht. Bereits 2019 wurde<br />

ein Mehrfamilienhaus mit 23 barrierefreien<br />

Wohnungen fertiggestellt. Dem folgte der<br />

Abbruch von 24 alten Reihenhäusern. Ein<br />

Teil der dort Wohnenden konnte so direkt<br />

in den neu geschaffenen barrierefreien<br />

Wohnraum ziehen. Anstelle der alten Reihenhäuser<br />

entstehen derzeit 36 neue, von<br />

denen jetzt die ersten zwölf mit vergrößertem<br />

Flächenangebot, Gärten und Vorgärten<br />

an die Bewohnerschaft übergeben<br />

wurden. Ebenfalls fertiggestellt sind sechs<br />

naturbezogene Spiel- und Freizeitflächen.<br />

Der Bau der weiteren 24 Reihenhäuser und<br />

einer Tiefgarage mit 86 Stellplätzen soll<br />

im April 2022 abgeschlossen sein. Ergänzt<br />

wird die Maßnahme durch den Bau von<br />

fünf Mehrfamilienhäusern mit 80 Wohnungen<br />

ab 2022.<br />

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54<br />

Namen und Nachrichten<br />

Erstes Richtfest in den Kolbenhöfen<br />

Hamburg. Ende August fand das erste Richtfest in den Ottenser<br />

Kolbenhöfen statt. Auf Baufeld 1 der Kolbenhöfe I baut der Altonaer<br />

Spar- und Bauverein (altoba) 55 Wohnungen für seine Mitglieder.<br />

Außerdem erstellt die Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft Gewerbeflächen<br />

sowie eine Tiefgarage. Die Kolbenhöfe entstehen auf<br />

dem ehemaligen Kolbenschmidt-Gelände an der Friedensallee 128<br />

(Kolbenhöfe I) sowie dem angrenzenden Henkel-Schwarzkopf-Areal<br />

(Kolbenhöfe II). Insgesamt wird das Gelände der Kolbenhöfe rund 675<br />

Wohnungen umfassen. Auf den altoba entfallen auf dem gesamten<br />

Kolbenhof-Areal rund 210 Wohnungen, 200 davon öffentlich gefördert.<br />

40 der Wohnungen sind als Seniorenwohnungen mit Service<br />

geplant. Außerdem erstellt die altoba die Räumlichkeiten für zwei<br />

Kindertagesstätten.<br />

SAGA stellt 180 öffentlich<br />

geförderte Wohnungen in<br />

der HafenCity fertig<br />

Hamburg. Zweieinhalb Jahre nach dem<br />

Spatenstich hat Hamburgs große Vermieterin<br />

in direkter Wasserlage an der Elbe<br />

180 öffentlich geförderte Wohnungen<br />

fertiggestellt. Sämtliche 1,5- bis 4-Zimmer-<br />

Wohnungen sind vermietet. „Das erste<br />

SAGA-Bauvorhaben in der HafenCity setzt<br />

Maßstäbe“, sagt Dr. Thomas Krebs, Vorstandssprecher<br />

der SAGA Unternehmensgruppe.<br />

„Es verbindet an diesem exponierten<br />

Standort das Angebot von öffentlich<br />

geförderten Wohnungen mit anspruchsvoller<br />

Architektur, einem innovativen<br />

Photovoltaikprojekt zur Erzeugung von<br />

Strom für unsere Mieter und unserem<br />

E-Mobilitätsangebot vor Ort. Die SAGA<br />

leistet ihren Beitrag zur gebotenen sozialen<br />

Durchmischung der HafenCity.“<br />

Pilothaft geht hier eine Mieterstromanlage<br />

an den Start, die sich über Photovoltaikanlagen<br />

auf den Dächern speist.<br />

26 der 50 Tiefgaragen-Stellplätze sind<br />

mit Wallboxen ausgestattet. Hinzu<br />

kommen 356 Fahrradstellplätze und<br />

Steckdosen für E-Bikes in Mieterkellern.<br />

Ergänzend sind neun Gewerbeeinheiten<br />

mit einer Fläche von 900 Quadratmetern<br />

entstanden.<br />

Wohnquartier mit Tagespflege eröffnet<br />

Neubrandenburg. Die NEUWOBA Neubrandenburger Wohnungsbaugenossenschaft<br />

eG hat auf dem Innenhof in der Seelenbinderstraße<br />

ein Mehrfamilienhaus mit jeweils zehn barrierefreien<br />

Zweiraumwohnungen und einer Tagespflegeeinrichtung mit<br />

18 Plätzen eröffnet. Das Projekt wurde mit Unterstützung des<br />

„Landesprogramms Wohnungsbau Sozial“ errichtet. Somit können<br />

die Wohnungen nur mit Wohnberechtigungsschein und zu vom<br />

Land festgelegten Mieten genutzt werden. Ziel ist es, Menschen<br />

mit geringem Einkommen sowie ältere Menschen und Menschen<br />

mit Handicap bei der Versorgung mit angemessenem, bezahlbarem<br />

Wohnraum zu unterstützen. Smarthome-Komponenten,<br />

ein Aufzug sowie ein gesondertes Sicherungssystem für den Hauszugang<br />

sollen zukünftig das Leben der Bewohner erleichtern.


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Fachforum<br />

Wohnungswirtschaft <strong>2021</strong><br />

Energieeffizienz braucht Vielfalt.<br />

Digital<br />

Live Event<br />

26.10.<strong>2021</strong><br />

Am 26.10.<strong>2021</strong> im EMPORIO in Hamburg ist es wieder so weit: Unter dem Motto<br />

„Klimaschutz und Wohnungsbau – Energieeffizienz braucht Vielfalt.“ tauschen wir<br />

uns mit Ihnen und hochkarätigen Gästen zu Herausforderungen und Chancen für<br />

die Zukunft des Blauen Planeten aus – live und digital. Registrieren Sie sich hier:<br />

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56 Digitalisierung<br />

5 Thesen,<br />

warum die Zukunft dem<br />

VON DR. CARSTEN THIES<br />

IT-Ökosystem gehört<br />

Eine Lösung für alles – und alles ist gut?<br />

Schon heute haben die Anwender*innen viel mehr<br />

davon, wenn der Softwarelieferant Kooperationen<br />

eingeht.<br />

Der Gedanke erscheint verlockend: Ein Hersteller will in seiner<br />

Software alles bieten, was die Anwender*innen in Wohnungsunternehmen<br />

brauchen. Kernfunktionen wie die Betriebskostenabrechnung,<br />

Mieten- und Finanzbuchhaltung, Anlagenbuchhaltung<br />

oder WEG-Abrechnung wären also um solche für die Schadensmeldung,<br />

das digitale Archiv oder den elektronischen Rechnungs-<br />

eingang ergänzt. Doch kommt auch die Verwaltung elektronischer<br />

Schlüssel oder die hybride Eigentümerversammlung vom gleichen<br />

Lieferanten? Dann fehlt ja nur noch das Mieterportal, das CRM<br />

mit Chatbots …<br />

... aber leider … die Idee „Eine für alles" funktioniert nicht! Die<br />

Anforderungen sind zu komplex, die technische Entwicklung ist<br />

zu dynamisch. Selbst große Player wie SAP oder Microsoft decken<br />

nicht alles ab, was Unternehmen brauchen. Dafür interagieren ihre<br />

Anwendungen mit anderen Systemen. Auch wir von Haufe gehen<br />

diesen Weg: Wir kooperieren mit vielen Anbietern spezieller<br />

Lösungen, um unseren Kunden integrierte Prozesse zu bieten.


57<br />

DR. CARSTEN THIES<br />

ist als Geschäftsführer in der Haufe Group unter anderem für den Bereich Real Estate<br />

verantwortlich. Er hat die digitale Transformation der Haufe Group vom Fachverlag<br />

zum digitalen Lösungsanbieter maßgeblich mitgestaltet. Carsten Thies schreibt über<br />

moderne Arbeitswelten und die nötige Transformation von Unternehmen.<br />

Mit einem Fokus auf Strategisches, doch immer praxisorientiert.<br />

Warum halten wir das für sinnvoll? Und warum wird<br />

dieser Punkt in Zukunft noch wichtiger?<br />

These 1:<br />

All-in-one-Lösungen können<br />

im Wettbewerb nicht bestehen<br />

Das All-in-one-Konzept passt nicht mehr in die Zeit. Auf dem Vormarsch<br />

sind vernetzte Plattformen: IT-Ökosysteme. Dahinter steckt<br />

die Erkenntnis, dass sich Software und App-Anbieter spezialisieren<br />

und durch die Kombination bessere Lösungen entstehen, die<br />

Mehrwerte für die Kunden erschließen.<br />

Auch dem Prinzip „Best of Breed" wird so Rechnung getragen:<br />

Der Kunde kann die jeweils beste Lösung für die verschiedenen<br />

Aufgaben integrieren. Dank moderner Cloud-Technologie<br />

tauschen die teilnehmenden Systeme in Echtzeit Daten – mobile<br />

Nutzung inbegriffen. Übergreifende Prozesse werden harmonisiert<br />

und automatisiert, Informationen aus Objekten oder von Baustellen<br />

fließen schnell und direkt an die Zuständigen in der Verwaltung<br />

oder Buchhaltung, umgekehrt fließen Daten an Außendienst und<br />

Partner zurück.<br />

Wo also bislang Medienbrüche und verschiedene Informationskanäle<br />

einer schnellen Abwicklung im Weg standen, beschleunigt<br />

ein IT-Ökosystem den Ablauf und bringt alle Beteiligten interessenorientiert<br />

zusammen.<br />

These 2:<br />

Spezialisten bieten die bessere Lösung<br />

für vernetzte Prozesse<br />

Digitalisierung steht für hilfreiche, leicht zu bedienende Produkte<br />

und einfache Prozesse. Dahinter steckt jedoch höchst anspruchsvolle<br />

Technologie. Nur wenn sich verschiedene Branchen- und IT-<br />

Spezialisten auf jeweils spezielle Anwendungen fokussieren, kann<br />

Qualität in kurzer Zeit entstehen. Viele PropTechs bilden eher kleinteilige<br />

Aufgaben ab.<br />

Das digitale schwarze Brett etwa, das in den Objekten den<br />

Papieraushang ersetzt, mag nach außen simpel erscheinen – es<br />

zu entwickeln ist alles andere als trivial. Soll das digitale Brett beispielsweise<br />

den Bewohner*innen der verschiedenen Quartiere anzeigen<br />

können, wann die nächste Straßenbahn geht, dann muss<br />

ihm „beigebracht" werden, wie diese Daten beschaffen sind. Es<br />

muss fit gemacht werden für die Kommunikation mit den Systemen<br />

des Verkehrsbetriebs und mit diesem synchron geschaltet<br />

sein.<br />

Die Verwaltung von Dokumenten ist eine Aufgabe, an die<br />

Firmen aus vielen verschiedenen Branchen sehr ähnliche Anforderungen<br />

stellen, von Industrieunternehmen bis hin zu Anwaltskanzleien.<br />

Es macht keinen Sinn, ein Dokumenten-Management-<br />

System oder ECM-System speziell für die Wohnungswirtschaft zu<br />

entwickeln – es wäre verfügbaren Lösungen von ECM-Spezialisten<br />

weit unterlegen. Tausende Anwender in verschiedenen Branchen<br />

finanzieren eine Entwicklungs-Power, die die Immobilienwirtschaft<br />

alleine nicht aufbringt. Und wenn es tausende Anwender in<br />

Deutschland gibt, muss die Technologie für alle passen. Daher sind<br />

offene Technologien bei Plattformen wichtig.<br />

These 3:<br />

Der Wunsch nach Vernetzung nimmt zu<br />

Die Wohnungswirtschaft ist eine vielfältig vernetzte Branche, und<br />

so arbeiten auch die Anwender unserer ERP-Systeme längst über<br />

Schnittstellen mit Branchenpartnern zusammen, etwa mit den<br />

Banken für den automatischen Zahlungsverkehr oder mit den<br />

Messdienstleistern, die Verbrauchsdaten elektronisch überspielen.<br />

Doch heute ist eine viel umfassendere Vernetzung möglich,<br />

mit Handwerksbetrieben, Mieter*innen und Mitgliedern oder mobilen<br />

Endgeräten der eigenen Mitarbeiter*innen. Denken Sie an<br />

Portale für die Vermietung und das Interessentenmanagement.<br />

Die Lösungen automatisieren nicht nur die Prozesse, etwa durch<br />

Filterfunktionen, sie binden ja vor allem die Interessenten ein. Wer<br />

eine Wohnung sucht, lädt seine Daten einmal auf das Portal und<br />

pflegt sie dort. Durch die Kopplung an das ERP-System entstehen<br />

weitere Synergieeffekte – beispielsweise werden Objektdaten<br />

automatisch hochgeladen und aktualisiert. Analog lässt sich die<br />

Mieterkommunikation über entsprechende Portale kundenfreundlich<br />

gestalten. Das sind die Standards der Zukunft.<br />

Eine Online-Umfrage zu Ökosystemen in der Immobilienwirtschaft<br />

zeigt deutliche Tendenzen: Darin gaben 76 Prozent der<br />

Befragten an, dass die Teilnahme an immobilienwirtschaftlichen<br />

Ökosystemen zukünftig ein zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie<br />

sein werde, 84 Prozent erkennen darin einen Wettf


58 Digitalisierung<br />

bewerbsvorteil für ihr Unternehmen, und für eine ebenso große<br />

Mehrheit steht eine ganzheitliche Serviceerbringung für die Endkunden<br />

im Fokus („Ecosystems in der Immobilienwirtschaft", ZIA<br />

und Deloitte <strong>2021</strong>, Untersuchung nicht repräsentativ).<br />

These 4:<br />

Offene Plattformen fördern<br />

die Vielfalt der Ideen<br />

Der Siegeszug von Apple iTunes oder dem Google Playstore haben<br />

es vorgemacht: Durch die Öffnung der Smartphone-Betriebssysteme<br />

für die Apps Dritter sind die App-Angebote und Funktionalitäten<br />

förmlich explodiert und mit ihnen die Attraktivität der<br />

Smartphones. Und die Beispiele der Internetriesen zeigen, dass<br />

auch enorme Größe nicht ausreicht, um der endlosen Kreativität<br />

und Dynamik des gesamten Marktes die Stirn zu bieten.<br />

Umgekehrt ist es für die Angebotsvielfalt förderlich, wenn<br />

Plattformen vorangetrieben werden und sich etablierte Partner<br />

für die Kooperation mit innovativen Unternehmen öffnen. Das<br />

ermutigt junge kreative Köpfe, neue Mehrwerte für die Branche<br />

zu schaffen. Für uns von Haufe hat ein starkes und vielfältiges<br />

Partnernetzwerk hohe Priorität. Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe<br />

mit allen Partnern ist dabei für uns selbstverständlich.<br />

These 5:<br />

Die Hypervernetzung kommt<br />

Konnektivität ist ein Megatrend. „Die Welt wird zum Netzwerk",<br />

schreibt das Zukunftsinstitut. Und im Vorteil sind die Nutzer offener<br />

Ökosysteme. Mit immer neuen Datenquellen wird auch der<br />

Vernetzungsgrad der Wohnungswirtschaft stetig höher. Neue Datenschätze<br />

aus smarten Objekten und der Smart City sowie Entwicklungen<br />

wie KI-gestützte Assistenzsysteme bergen Chancen<br />

für neue Geschäftsmodelle.<br />

Wir beobachten das und treiben den Ausbau des Haufe Partnernetzwerks<br />

dort voran, wo wir echte Synergien für unsere Kunden<br />

sehen. Heute kooperieren wir schon mit vielen unterschiedlichen<br />

Spezialisten, die Aufgaben wie das Dokumentenmanagement und<br />

-archiv, die Vermarktung und das Interessentenmanagement, die<br />

Schadensregulierung, den elektronischen Rechnungseingang oder<br />

die Eigentümer- und Mieterkommunikation abdecken.<br />

Das Zentrum der IT-Plattform im Haufe Ökosystem 360° Wohnungswirtschaft<br />

bilden unsere ERP-Systeme, sie sind der „Datenhub".<br />

Die Brücke in die vernetzte Arbeitswelt ist unsere Cloud-API.<br />

Ihre Offenheit vereinfacht das Andocken anderer Lösungen. Wir<br />

treiben die Technologie fokussiert voran, damit unseren Kunden in<br />

Zukunft zahlreiche Möglichkeiten offenstehen, vernetzt und somit<br />

noch effizienter und kundenfreundlicher zu arbeiten. h<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt


Wie man das musikalische Talent seiner<br />

Kinder fördern kann, ohne es sich mit<br />

den Nachbarn zu verderben? Mithilfe<br />

der richtigen Wohnungseingangstür.<br />

Unsere allererste Tür wurde gebaut,<br />

um Feuer standzuhalten. Das war<br />

1942. Seitdem erfüllen alle von uns<br />

hergestellten Türen wichtige Aufgaben.<br />

Sie stoppen Einbrecher und Lärm,<br />

Brände und giftige Gase sowie Zugluft<br />

und Zigarettenrauch. Sie helfen den<br />

Bewohnern, ein sicheres, geborgenes<br />

und glückliches Leben zu führen.<br />

Auch unser Unternehmen hat<br />

eine klare Aufgabe: Wir stellen<br />

sicher, dass Sie für Ihr Projekt<br />

Wohnungseingangstüren erhalten,<br />

die alle Anforderungen erfüllen.<br />

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60 Bauklimatik<br />

„Viel hilft viel<br />

– oder wie<br />

wenig ist<br />

genug?“ VON PROF. ELISABETH ENDRES


61<br />

PROF. ELISABETH ENDRES<br />

Leiterin des Instituts für Bauklimatik<br />

und Energie der Architektur an der<br />

Technischen Universität Braunschweig<br />

Wie werden wir in Zukunft leben? Diese Frage gewinnt im<br />

Kontext aktueller Herausforderungen klimaneutralen Bauens stetig<br />

an Bedeutung. Während die letzten drei Jahrzehnte geprägt<br />

waren von Energieeffizienz im Zuge schwindender fossiler Energieträger,<br />

werfen die stetig steigenden Anforderungen durch die<br />

Klimaschutzziele neue Fragestellungen für das Bauwesen auf.<br />

Das Ziel eines klimaneutralen Gebäudebetriebs im Jahr 2050<br />

zu erreichen ist seitens der Politik positioniert. Definitionen der<br />

Klimaneutralität, Lösungswege, Werkzeuge und Strategien fehlen<br />

jedoch weitestgehend. Technologisch sind die Möglichkeiten<br />

scheinbar unbegrenzt. Entwicklungen haben sowohl in der<br />

Materialität der Hüllkonstruktionen als auch in der Haustechnik<br />

und Energieerzeugung ein hohes Maß erreicht. Resultierend steigen<br />

die Komponenten im Bauwesen und damit verbunden die<br />

Komplexität des Planungs- und Bauprozesses, die eine Mehrung<br />

von potenziellen Fehlerquellen in der Errichtung sowie im Betrieb<br />

darstellen. Zur Schaffung einer vermeintlichen Sicherheit wächst<br />

die Anzahl von Normen und Richtlinien, deren Umfang ins Unermessliche<br />

zu steigen scheint und die Sinnfälligkeit des Bauens in<br />

Frage stellen kann.<br />

Eine weitere Konsequenz einer wachsenden Anzahl an Regelwerken<br />

und der Lösungssuche in den technischen Anlagen sind<br />

die steigenden Kosten in der Erstellung von Gebäuden v.a. in den<br />

technischen Gewerken. Dies zeigt der Bericht der Baukostensenkungskommission<br />

am Beispiel des Wohnungsbaus 2015 sehr<br />

deutlich. Die Steigerung ist nicht zuletzt auf Verschärfungen in<br />

den Effizienzfragen und einen damit verbundenen Glauben an das<br />

intelligente Haus zurückzuführen. Gleichzeitig zeigen Monitoringergebnisse,<br />

dass die in der Theorie errechnete Einsparpotenziale<br />

durch vermehrten Einsatz von Gebäudetechnik in der Praxis selten<br />

eingehalten werden. Die Gründe sind vielfältig und werden z.B.<br />

hervorgerufen durch komplexe Steuerungen, die sich gegenseitig<br />

negativ beeinflussen, fehlerhafte Bedienung der Nutzer*innen<br />

oder mangelnde Inbetriebnahmeprozesse und Wartungen der<br />

vielfältigen technischen Komponenten. Resultierend stehen Fragen<br />

wie „Wie viel Technik vertragen Häuser noch?“ oder „Wie<br />

wenig ist genug?“ im Mittelpunkt der Diskussionen des Bauwesens.<br />

Letztere Frage umfasst dabei sämtliche Bereiche des Bauens:<br />

den Einsatz technischer Systeme, die Effizienz der Materialität im<br />

Sinne einer Kreislaufwirtschaft und die Flächen zur Energieerzeugung<br />

am Gebäude. Darüber hinaus sind der Aufwand auf den<br />

Baustellen in der Erstellung der Gebäude bis hinein in die gesellschaftlichen<br />

Fragestellungen nach pro Kopf Flächenverbrauch und<br />

zukünftiger Mobilität ebenso zu lösen. Eine reine Optimierung<br />

und Verschärfung aktuell geltender Energiestandards scheint zur<br />

Beantwortung der vielfältigen Fragestellungen nicht zielführend<br />

zu sein. Pilotprojekte wie das Gebäude 2226 in Lustenau von be<br />

architects, welches auf ein wassergeführtes System zur Beheizung<br />

oder Kühlung sowie eine mechanische Lüftung verzichtet, oder<br />

das aktiv+ Gebäude in Frankfurt von HHS Architekten mit einem<br />

hohen Maß an technischer Ausstattung zeigen das Spannungsfeld<br />

auf, in dem sich die Diskussion bewegt.<br />

Diese Projekte ebenso wie eine Vielzahl weiterer gebauter Beispiele<br />

verdeutlichen neben den unterschiedlichen Herangehensweisen<br />

zum Bauen der Zukunft, dass ein wesentlicher Aspekt in<br />

der ganzheitlichen Konzeption im Spannungsfeld passiver, bauphysikalischer<br />

und aktiver, technischer Systeme liegt. Dabei sind<br />

Möglichkeiten der passiven Maßnahmen an der Gebäudehülle<br />

durch die gesetzlichen Vorgaben, besonders im Wohnungsbau,<br />

auf ein Maximum optimiert. Betrachtungen zum Kosten-Nutzung-<br />

Verhältnis von Euro zu eingesparter Tonne CO 2<br />

einzelner Maßnahmen<br />

zeigen, dass wesentliche Potenziale klimaneutralen Bauens<br />

in der Energieversorgung liegen. In Berlin Pankow ist aktuell das<br />

Wohnprojekt „Gut Buchholz“ in der Planung. ZRS Architekten<br />

konnte den ausgelobten Wettbewerb mit einem maximal ökologischen<br />

Entwurfsansatz in der Materialität und einem integrierten<br />

Versorgungskonzept für sich entscheiden. Ausgehend von einer<br />

dichten Bebauung mit max. Recyclingfähigkeit und Rezyklierbarkeit<br />

der Baustoffe sowie mittels kaltem Nahwärmenetz und max.<br />

Solarisierung der Gebäude soll der Einsatz technischer Systeme im<br />

Gebäude reduziert werden. Ziel ist die nahezu klimaneutrale Erstellung<br />

und ein max. ökologischer Betrieb mit hohem Eigennutzungsgrad<br />

des im Areal erzeugten Solarstroms. Das Netz bezieht<br />

Energie aus Geothermie, die im Winter mittels zentraler Wärmepumpen<br />

auf ca. 40°C angehoben und das über Quartiersnetz in<br />

die Gebäude transportiert wird. Diese Wärme dient der Temperierung<br />

der Gebäude über ein Flächenheizsystem. Ebenso erfolgt<br />

in gleicher Weise ohne Einsatz der Wärmepumpe im Sommer die<br />

Temperierung der Gebäude. Damit wird der sommerliche Wärmeschutz<br />

über eine passive Kühlung der Gebäude sichergestellt, unabhängig<br />

von aufwändigen Steuerungssystemen in den Fassaden<br />

und ggf. fehlerhaftem Verhalten von Nutzer*innen oder steigenden<br />

außenklimatischen Bedingungen. Zur effektiven Nutzung des<br />

Niedertemperaturniveaus und der Nutzung der sommerlichen<br />

f


62 Bauklimatik<br />

Kühle des Erdreiches wird die Bereitung des Trinkwassers entkoppelt.<br />

Diese ist grundsätzlich dezentral elektrisch vorgesehen. Die<br />

Grundrisse sind so organisiert, dass kurze Wege zwischen den<br />

Sanitär- und Küchenbereichen eingehalten sind und damit die<br />

Anzahl der Erhitzer minimiert ist. Effekt ist die Reduzierung des<br />

Aufwandes im Gewerk Sanitär und sowie in den Technikflächen<br />

in den Gebäuden. Versorgt werden die Wärmepumpen ebenso<br />

wie die Trinkwassererwärmung über die PV-Anlage der Dächer,<br />

die als integrierte Dachlandschaft gestaltet ist. Die Lüftung erfolgt<br />

rein natürlich, lediglich innenliegende WC-Bereiche erhalten<br />

eine mechanische Abluft mit Nachströmung entsprechend der<br />

gesetzlichen Feuchteschutzregelung. Dieses Beispiel zeigt einen<br />

Weg auf, der in einem interdisziplinären Austausch bereits im<br />

Wettbewerb oder in einer sogenannten Phase 0 entscheidende<br />

Aspekte berücksichtigt hat, die aktuell erfolgreich in die Planung<br />

umgesetzt werden. In dieser Überführung der Konzeption in die<br />

Planung zeigt sich jedoch, dass v.a. im Umgang mit Stromnetzen<br />

auf Quartiersebene gesetzlich ein enormer Handlungsbedarf<br />

besteht. Die Schaffung der Möglichkeit, Strom wirtschaftlich im<br />

Quartier und darüber hinaus verschieben zu können und eine damit<br />

verbundene Erweiterung der Systemgrenze Gebäude über die<br />

Hüllkonstruktion hinweg, werden entscheidende Erfolgsfaktoren<br />

in der Erreichung der Klimaschutzziele 2050 sein und bedürfen<br />

gesetzlicher Änderungen.<br />

Netze als verbindende Elemente bieten nicht nur das große<br />

Potenzial in der Versorgung von Neubauquartieren. Auch im Bestand<br />

ermöglichen sie eine Verknüpfung, die gerade für die Aufgabenstellung<br />

im Umgang mit der gebauten Umwelt vor dem<br />

Hintergrund der CO 2<br />

-Neutralität eine enorme Herausforderung<br />

ist. „Wie wenig ist genug?“ Im Kontext des Bestandes ist diese<br />

Frage eminent, wenn das Maß an Dämmung, Technikaufrüstung<br />

und Komptabilität mit erneuerbarer Energien diskutiert wird. Der<br />

Gebäudebestand bildet das größte Ressourcenlager grauer Energien<br />

und zeigt das höchste Potentzial in der Effizienzsteigerung<br />

des Gesamtbedarfs im Bauwesen auf. Gerade für diese Aufgabenstellung<br />

ist die effektive Nutzung von Wärme- und Stromnetzen<br />

in Verbindung mit ganzheitlichen Gebäudekonzepten ein entscheidender<br />

Faktor. Gerade in Städten mit effizienter Fernwärme<br />

ermöglichen Bestandsgebäude in der kaskadenartigen Nutzung<br />

von Vor- und Rücklauf die Möglichkeit die Effektivität des Netzes<br />

und der Kraftwerke zu steigern. Hierfür sind v.a. Lösungen zur<br />

einfachen Implementierung von Niedertemperatursystemen im<br />

Bestand auch in Verbindung mit einer Optimierung der Gebäudehülle<br />

zu entwickeln. Dies bietet v.a. für den Denkmalschutz neben<br />

der Verbesserung des Energiebedarfs und Komforts den Erhalt<br />

von Baukultur oder auch die Einbindung von kalten Wärmenetzen<br />

mit Grundwasser- oder Geothermienutzung. Ganzheitliche<br />

robuste Konzepte – auch wenn mit ihnen nicht die maximale<br />

Effizienz der Gebäude erreicht wird – sind alleine vor dem Hintergrund<br />

der Ressourcenfrage dem aktuellen Trend von Abbruch und<br />

Ersatzbau, vorzuziehen.<br />

Gleichwohl die Decarbonisierung des Gebäudesektors einen<br />

entscheidenden Faktor in der Umsetzung einer nachhaltigen Gesellschaft<br />

darstellt, werden die bekannten Ziele ohne grundlegende<br />

Veränderung unseres heutigen Handelns nicht erreicht werden<br />

können. Die Aufrüstung der Gebäude mit Dämmung und technischen<br />

Systemen, eine Maximierung der erneuerbaren Erzeugung<br />

am Gebäude und die Weiterschreibung von Normen und<br />

Richtlinien werden nicht den notwenigen Erfolg in der Erreichung<br />

der Ziele 2050 und darüber hinaus bewirken. Vielmehr werden in<br />

Städtebau- sowie der Gebäudefrage grundsätzliche Veränderungen<br />

u.a. in den Aspekten des Flächenverbrauchs pro Kopf, Dichte<br />

und Funktionsmischung in Quartieren, Anforderung an Komfort<br />

und der Bewertung von Haltbarkeit und Materialität notwendig<br />

sein. Auch der Planungs- und Umsetzungsprozess wird entscheidende<br />

Veränderungen z.B. durch Einsatz dynamischer statt statischer<br />

Berechnungswerkzeuge bis hinein in die Fertigungsmethoden<br />

erfahren müssen, um eine zukunftsfähige gebaute Umwelt<br />

zu schaffen. Die Fortschreibung bestehender Standards, die Bezug<br />

nehmen auf bewährte, langjährig geprüfte Methoden wird<br />

nicht ausreichend sein, nachhaltige Strukturen zu entwickeln,<br />

deren Ziel die lebensfähige Umwelt folgender Generationen bei<br />

Erhalt der Baukultur ist – es bedarf viel Mut aller Beteiligter zum<br />

Umdenken und daraus resultierenden Handeln. h<br />

Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung in Bezug auf Ihr Mietverhältnis ein?<br />

Trifft voll zu Trifft eher zu Teils/ teils Trifft eher nicht zu Trifft gar nicht zu Kann ich nicht beurteilen<br />

Ich befürchte, dass ich in<br />

Mietzahlungsschwierigkeiten<br />

gerate.<br />

3<br />

9<br />

14<br />

25<br />

48<br />

2<br />

Ich bin auf der Suche nach einer<br />

preiswerteren Wohnung.<br />

6<br />

9<br />

14<br />

16<br />

53<br />

2<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Angaben in %<br />

Quelle: Analyse & Konzepte immo.consult Servicemonitor Wohnen Extra <strong>2021</strong>


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64 Immobilienmarkt<br />

Monetaristische Analyse möglicher<br />

Preisblaseneffekte auf deutschen<br />

Wohnimmobilienmärkten<br />

für die Jahre 2004 bis 2020<br />

VON PROF. DR. MARKUS KNÜFERMANN<br />

Hintergründe der Überlegungen<br />

In Deutschland herrscht Inflation. Das Statistische Bundesamt<br />

(<strong>2021</strong>) weist für Juli <strong>2021</strong> eine Inflationsrate in Höhe von<br />

3,8 Prozent aus – Tendenz steigend! Dabei lag die Inflationsrate<br />

im Dezember 2020 noch bei - 0,3 Prozent (= Deflation).<br />

Allerdings litt Deutschland in den letzten Jahren häufiger unter<br />

einer Inflation: Im Jahr 2020 lag sie zum Jahresbeginn bei<br />

1,7 Prozent, im Jahr davor dauerhaft auf diesem Niveau und in<br />

2018 drei Monate sogar oberhalb der zwei Prozent-Grenze.<br />

Eine Inflationsrate von fast vier Prozent ist allerdings wenig<br />

beklagenswert, wenn sie nur eine kurzfristige Erscheinung ist. Verfestigt<br />

sich die Inflation aber, dann wird sie konjunkturelle und verteilungspolitische<br />

Wirkungen besitzen. In diesem Fall müsste das<br />

Eurosystem gegensteuern. Denn das Eurosystem und damit die<br />

Deutsche Bundesbank zielten mit der Euro-Einführung zunächst<br />

auf eine dauerhafte Inflationsrate in Höhe von „unter, aber nahe<br />

zwei Prozent“ Seit Juli <strong>2021</strong> zielt das Währungssystem „auf eine<br />

Inflationsrate von mittelfristig zwei Prozent ab“. Mit dieser Wort-


65<br />

PROF. DR. MARKUS KNÜFERMANN<br />

Der Autor lehrt an der EBZ Business School (FH) und agiert selbstständig in der Beratung<br />

von Banken- und Kapitalmarktfinanzierungen. Zuvor war er viele Jahre als Führungskraft<br />

und Prokurist im Bankgeschäft tätig.<br />

akrobatik verschaffte sich das Währungssystem eine Option zur<br />

Tolerierung einer positiven Inflationsrate von über zwei Prozent.<br />

Keine Inflation ist ohnehin nicht gewünscht, um der konjunkturfeindlichen<br />

Deflation zu entschwinden. Vielmehr geht es<br />

um die Kontinuität der Inflationsrate, damit Wirtschaftssubjekte<br />

Planungssicherheit haben. Erstaunlich sind demnach aktuell nur<br />

die Geschwindigkeit der Veränderungen und die Erwartungen ihr<br />

gegenüber. Denn selbst die Deutsche Bundesbank prognostizierte<br />

eine vierprozentige Inflationsrate erst für Ende <strong>2021</strong>. Es überrascht<br />

daher nicht, dass die Deutsche Bank AG (<strong>2021</strong>) „das Risiko, dass<br />

die Inflation dauerhaft überschießt und auf längere Sicht deutlich<br />

über dem jetzigen Zielwert liegt, [jedoch] hoch genug, um die<br />

Alarmglocke zu läuten,“ einschätzt.<br />

Die Bestimmungsgründe der Inflation liegen in der Geldmengenentwicklung.<br />

Trotzdem werden in der Öffentlichkeit immer<br />

noch die Determinanten der Inflation fälschlich in Einzelaspekten<br />

volkswirtschaftlicher Entwicklungen gesehen. So propagiert die<br />

deutsche öffentliche Landesbank Helaba, der Anstieg deutscher<br />

Inflationsraten in den ersten <strong>2021</strong>er Monaten hätte folgende<br />

Gründe: „Zurück zu den alten Mehrwertsteuersätzen, steigende<br />

Rohstoffpreise, CO 2<br />

-Bepreisung und ein höherer Mindestlohn waren<br />

dafür verantwortlich.“<br />

Für die deutsche Wohnungswirtschaft bedeutet diese Entwicklung<br />

zum einen eine Geldwertreduktion ihrer Mieterträge. Zum<br />

anderen werden Kreditinstitute ihre Kreditkonditionen anziehen<br />

bzw. die Kreditmargen ausweiten, weil sie als Gläubiger reale<br />

Wertverluste bei den erwarteten Rückzahlungen hinnehmen müssen.<br />

Insofern werden die Kapitalkosten der Wohnungswirtschaft<br />

steigen. Damit bedroht ein weiterer Anstieg der Inflationsraten die<br />

Ertragssituation der Vermieter, schließlich können Wohnungsmieten<br />

gewöhnlich nicht zeitnah angepasst werden. Mieter sehen dabei<br />

die Kaufkraft ihrer Haushaltseinkommen schwinden – sollten<br />

sie stattdessen in der Lage sein, flächendeckend die Einkommen<br />

an die Inflationsraten anzupassen, gäbe dieser Effekt dem weiteren<br />

Anstieg der Inflationsraten den Nährboden.<br />

So problematisch die Inflationsthematik auch ist – sie ist keinesfalls<br />

neu und auf das Jahr <strong>2021</strong> beschränkt. Die bislang genannte<br />

Inflationsrate basiert nämlich ausschließlich auf dem<br />

Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI). Die Beobachtung<br />

der Verbraucherpreise macht Sinn. Sie stellt aber kein Abbild der<br />

etablierten, empirisch basierten Inflationstheorie monetaristischer<br />

Schule dar. Denn gemäß der neuen Quantitätstheorie kann die<br />

Umlaufgeschwindigkeit des Geldes als stabile Funktion angesehen<br />

werden, so dass die Inflationsrate gleich dem Geldmengenwachstum<br />

abzüglich der realen Wirtschaftsleistung sein muss. Friedman<br />

(1992) formuliert dazu: „Inflationen sind ein monetäres Phänomen.<br />

Sie entstehen dadurch, daß die Geldmenge schneller wächst<br />

als der Output (wobei es viele Gründe für die Ausweitung der<br />

Geldmenge geben kann).“ Als Gründe gelten Entwicklungen auf<br />

dem Arbeitsmarkt, den Zinsmärkten oder der Inflation selbst, die<br />

von den Regierungen forciert oder willentlich in Kauf genommen<br />

werden. Die Deutsche Bundesbank arbeitet bis heute im Rahmen<br />

dieser Denkschule und fasst zusammen: „Daher lautet eine seit<br />

Jahrzehnten bekannte volkswirtschaftliche Erkenntnis, dass Inflation<br />

auf lange Sicht letztlich stets und überall ein monetäres Phänomen<br />

ist (monetär = geldlich, von lat. moneta: Münzprägestätte,<br />

geprägtes Geld). Inflation hat also langfristig betrachtet immer mit<br />

Geld und der Entwicklung der Geldmenge zu tun – eine Erkenntnis,<br />

die vielfach durch wissenschaftliche Untersuchungen belegt<br />

ist.“<br />

Im Monetarismus ist die Inflation aber nicht wie im Rechtsrahmen<br />

des Eurosystems allein auf Entwicklungen des Verbraucherpreisniveaus<br />

abgestellt. Vielmehr steht das gesamtwirtschaftliche<br />

Preisniveau im Fokus. Im Verbraucherpreisniveau sind nämlich<br />

keine Preise für Vermögenswerte wie Immobilien, Wertpapiere,<br />

Rohstoffe etc. abgebildet – auch geschätzte Preise für selbst genutztes<br />

Wohneigentum bleiben unberücksichtigt. Vor diesem Hintergrund<br />

lassen sich auch etablierte Volkswirte zur Fehlinterpretation<br />

hinreißen, „Zusammenhänge zwischen Geldmenge und Inflation<br />

gelten heute offensichtlich nicht mehr.“<br />

f


66 Immobilienmarkt<br />

Abbildung 1: Monatliche Veränderungsraten der Geldmenge M3a in Deutschland von Januar 1999 bis Juni 2020<br />

a) M3 = Geldmenge M3 / Veränderung saisonbereinigt / Monatsrate / Deutschland. Es gilt: Bargeldbestand inländischer<br />

Nichtbanken und Sichteinlagen (= M1) plus 3-24-monatige Termineinlagen und dreimonatige Spareinlagen (= M2) sowie geldnahe<br />

Papiere (= M3). Datenquelle: Deutsche Bundesbank <strong>2021</strong>b; eigene Darstellung.<br />

Abbildung 1 visualisiert die monatlichen Veränderungsraten<br />

der Geldmenge M3 in Deutschland für das Zeitfenster der Währungsunion,<br />

also der Jahre von 1999 bis 2020. Diese deutsche<br />

Geldmengenentwicklung allein ist keine Basis für die Geldpolitik<br />

im Eurosystem. Das Eurosystem muss die Geldmenge im gesamten<br />

Währungsraum heranziehen. Die hier vorliegenden Preisentwicklungsanalysen<br />

beziehen sich aber ausschließlich auf die deutsche<br />

Volkswirtschaft. Daher sind auch nur die Daten für Deutschland<br />

relevant.<br />

Zu erkennen ist in der Abbildung 1 zunächst die hohe Volatilität<br />

der Veränderungsraten mit dem Höchstwert von 12,3 Prozent<br />

im Februar 2008 und dem Tiefstwert von -2,5 Prozent exakt<br />

zwei Jahre später. Dazwischen pendeln die Veränderungsraten zu<br />

Beginn der Währungsunion deutlich stärker als nach der Weltwirtschaftskrise<br />

2008/2009 mit Höchstständen im Oktober 2012,<br />

Januar 2016 und Februar <strong>2021</strong>. Die letzten veröffentlichten Werte<br />

gelten zum Zeitpunkt der eigenen Niederschrift für Mai und Juni<br />

<strong>2021</strong> und betragen jeweils 7,2 Prozent. Demnach scheint sich das<br />

Geldmengenwachstum im Jahr <strong>2021</strong> auf vergleichsweise hohem<br />

Niveau zu verfangen. Dieser Sachverhalt untermauert die eingangs<br />

beschriebene Erwartungshaltung steigender Inflationsraten.<br />

Wächst die Geldmenge signifikant schneller als die reale Wirtschaftsleistung,<br />

bleiben die Verbraucherpreise jedoch relativ stabil,<br />

wird trotzdem Inflation herrschen. In diesem Fall inflationieren die<br />

Preise der Vermögenswerte. Zu dieser Form der Inflation kann es<br />

darüber hinaus auch ohne eine derartige Geldmengenentwicklung<br />

kommen. Dann nämlich, wenn die von Zentralbank und<br />

Kreditinstituten geschaffenen neuen Liquiditätsmittel den Finanzsektor<br />

gar nicht verlassen. Denn die Geldmenge wird nur auf der<br />

Seite der Nicht-Banken gemessen. Kaufen sich monetäre Finanzinstitutionen<br />

mit neu geschaffener Liquidität untereinander Vermögenswerte<br />

mit Nachfrageüberhängen ab, steigen deren Preise,<br />

nicht aber die Geldmenge. Im Weiteren sind diese Zusammenhänge<br />

für die deutsche Volkswirtschaft zu hinterfragen. Konkret ist<br />

zu beantworten, ob die Preisentwicklungen bei Wohnimmobilien<br />

in Deutschland inzwischen zu Preisblaseneffekten geführt haben.<br />

Hier meinen Preisblaseneffekte Preisentwicklungen, die sich von<br />

vergleichbaren Vermögenswerten abkoppeln.<br />

Wächst die Geldmenge signifikant schneller als die reale Wirtschaftsleistung,<br />

bleiben die Verbraucherpreise jedoch relativ stabil,<br />

wird trotzdem Inflation herrschen. In diesem Fall inflationieren die<br />

Preise der Vermögenswerte. Zu dieser Form der Inflation kann es<br />

darüber hinaus auch ohne eine derartige Geldmengenentwicklung<br />

kommen. Dann nämlich, wenn die von Zentralbank und<br />

Kreditinstituten geschaffenen neuen Liquiditätsmittel den Finanzsektor<br />

gar nicht verlassen. Denn die Geldmenge wird nur auf der<br />

Seite der Nicht-Banken gemessen. Kaufen sich monetäre Finanzinstitutionen<br />

mit neu geschaffener Liquidität untereinander Vermögenswerte<br />

mit Nachfrageüberhängen ab, steigen deren Preise,<br />

nicht aber die Geldmenge. Im Weiteren sind diese Zusammenhänge<br />

für die deutsche Volkswirtschaft zu hinterfragen. Konkret ist<br />

zu beantworten, ob die Preisentwicklungen bei Wohnimmobilien<br />

in Deutschland inzwischen zu Preisblaseneffekten geführt haben.<br />

Hier meinen Preisblaseneffekte Preisentwicklungen, die sich von<br />

vergleichbaren Vermögenswerten abkoppeln.<br />

Empirische Analyse<br />

Die HVPI-Inflationsrate Deutschlands ab der ersten Rezession nach<br />

der Jahrtausendwende im Jahr 2003 und die zeitgleiche deutsche<br />

Geldmengenentwicklung korrelieren für das Zeitfenster 2004 bis<br />

2020 mit einem Korrelationskoeffizienten k in Höhe von k=0,03.<br />

Sie korrelieren also nicht. Daher muss sich die als bekannt unterf


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68 Immobilienmarkt<br />

stellte expansive Geldpolitik im Eurosystem in den Preisentwicklungen<br />

von Vermögenswerten widerspiegeln. So korreliert die beschriebene<br />

Geldmengenentwicklung z. B. mit Bundeswertpapieren<br />

in Höhe von k=0,32. Dagegen liegt der Korrelationskoeffizient der<br />

Geldmengenentwicklung und der Immobilienpreisentwicklung im<br />

negativen Bereich (k=-0,32); in der Durchschnittsbetrachtung von<br />

Tabelle 1 korrelieren sie dagegen sehr deutlich. Allerdings macht<br />

eine entsprechende Rechnung mit je drei Werten aus statistischmethodischen<br />

Gründen wenig Sinn. Zur Analyse der Preisentwicklung<br />

von Vermögenswerten reicht die Betrachtung der Korrelationskoeffizienten<br />

also nicht aus. Schließlich können sich Immobilienpreise<br />

bereits von ihren Fundamentalwerten abgekoppelt haben.<br />

Um die Preisentwicklung von Vermögenswerten empirisch<br />

zu analysieren, wird das Zeitfenster dreigeteilt, wobei sich die<br />

Einteilung am konjunkturellen Verlauf, der Geldpolitik und der<br />

Geldmengenentwicklung ausrichtet: Tabelle 1 liefert für jedes Teilzeitfenster<br />

Informationen über die jeweiligen Veränderungen der<br />

Differenzen zum Vorjahr p.a. (1) der deutschen Geldmenge M3,<br />

(2) bundesweiter Preise für Wohnimmobilien (= Eigentumswohnungen<br />

und Häuser insgesamt) sowie (3) der Renditen für Bundeswertpapiere<br />

mit zehnjähriger Restlaufzeit und (4) der Kursentwicklungen<br />

als Veränderungen der Differenzen zum Vorjahr p. a.<br />

für das REX-Portfolio (REX = Rentenindex der Deutsche Börse AG).<br />

2004<br />

– 2008<br />

2009<br />

– 2014<br />

2015<br />

– 2020<br />

(1) M3a 2,89 % 4,07 % 5,84 %<br />

(2) Preise der Wohnimmobilien b -0,21 % 2,88 % 7,47 %<br />

(3) Renditen der BWP mit 10-j. RLZ c 1,74 % 2,25 % 0,11 %<br />

(4) REX Kursindex d 0,09 % 2,59 % 1,08 %<br />

Verhältnis von (2) zu (3) -0,12 % 1,28 % 65,96 %<br />

Verhältnis von (2) zu (4) 2,43 % 1,11 % 6,92 %<br />

Verhältnis von (2) zu (1) -0,07 % 0,71 % 1,28 %<br />

Tabelle 1: Übersicht der Entwicklung exemplarischer Kennzahlen<br />

zu Geldmenge, Immobilienpreisen und Wertpapierrenditen für<br />

drei Zeitfenster von 2004 bis 2020<br />

a) Durchschnittliche M3-Wachstumsrate p. a. M3 = Geldmenge M3 /<br />

Veränderung saisonbereinigt / Jahresrate / EWU. Es gilt: Bargeldbestand<br />

inländischer Nichtbanken und Sichteinlagen (= M1) plus 3-24-monatige<br />

Termineinlagen und dreimonatige Spareinlagen (= M2) sowie geldnahe<br />

Papiere (= M3).<br />

b) Durchschnittliche Preiswachstumsrate für Eigentumswohnungen und<br />

Häuser insgesamt p.a. ab dem Jahr 2005.<br />

c) Durchschnittliche Rendite der Bundeswertpapiere (BWP) mit zehnjähriger<br />

Restlaufzeit (10-j. RLZ).<br />

d) Gewogener Durchschnitt aus den Kursen von 30 fiktiven Anleihen mit<br />

Kupons von 6%, 7,5% und 9% sowie mit im Zeitablauf unveränderlichen<br />

ganzjährigen (Rest-)Laufzeiten von 1 bis 10 Jahren.<br />

Quelle: Eigene Berechnungen auf der Datenbasis der veröffentlichen Zahlen in<br />

Deutsche Bundesbank <strong>2021</strong>b.<br />

Im Einzelnen lassen sich die drei Zeitfenster aus Tabelle 1<br />

wie folgt interpretieren:<br />

• 2004 bis 2008 gab es in Deutschland einen Wirtschaftsaufschwung<br />

mit einhergehend expansiver Geldpolitik. Die Geldmenge<br />

wuchs als Differenz zum Vorjahr durchschnittlich um<br />

2,89 Prozent p.a. Die bundesweiten Preise für Wohnimmobilien<br />

(= Eigentumswohnungen und Häuser insgesamt) sanken als Differenz<br />

zum Vorjahr um durchschnittlich -0,21 Prozent p.a. Die<br />

Renditen der Bundeswertpapiere mit 10-jähriger Restlaufzeit<br />

stiegen um durchschnittlich 1,74 Prozent p.a. Die Kursentwicklung<br />

am Anleihemarkt insgesamt (REX Kursindex) war allerdings<br />

ebenfalls negativ. Die Entwicklungen der Immobilienpreise und<br />

der Anleihekurse insgesamt waren also negativ, während jene<br />

der Bundeswertpapierrendite und der Geldmenge positiv waren.<br />

• 2009 bis 2014 gab es in Deutschland einen neuen Wirtschaftsaufschwung<br />

mit einhergehender expansiver Geldpolitik –<br />

wobei das Jahr 2009 noch nach dem Jahr 2003 ein Jahr mit einer<br />

schrumpfenden Wirtschaftsleistung war. Die Geldmenge wuchs<br />

als Differenz zum Vorjahr durchschnittlich um 4,07 Prozent p.a.<br />

Die bundesweiten Preise für Wohnimmobilien (= Eigentumswohnungen<br />

und Häuser insgesamt) stiegen als Differenz zum Vorjahr<br />

inzwischen durchschnittlich um 2,88 Prozent p.a. Die Renditen<br />

der Bundeswertpapiere mit 10-jähriger Restlaufzeit stiegen um<br />

2,25 Prozent p.a. Auch der Anleihemarkt insgesamt verzeichnete<br />

Kurssteigerungen um durchschnittlich 2,59 Prozent p.a. Die<br />

Entwicklung der Immobilienpreise war jetzt um den Faktor 1,28<br />

höher als jene der Bundeswertpapiere. Gegenüber dem Anleihemarkt<br />

insgesamt stiegen die Immobilienpreise um den Faktor<br />

1,11. Allerdings bewegten sich die Immobilienpreise nur um den<br />

Faktor 0,71 der Geldmengenentwicklung.<br />

• 2015 bis 2020 setzte sich in Deutschland der Wirtschaftsaufschwung<br />

zunächst fort und endete 2019, so dass 2020 das<br />

dritte Rezessionsjahr nach der Jahrtausendwende darstellt. Die<br />

Geldpolitik blieb weiterhin expansiv und wurde ab 2015 durch<br />

die Anleihe Kaufprogramme nochmals intensiviert. Entsprechend<br />

wuchs die Geldmenge als Differenz zum Vorjahr durchschnittlich<br />

jetzt um 5,84 Prozent p.a. Die bundesweiten Preise für Wohnimmobilien<br />

(= Eigentumswohnungen und Häuser insgesamt)<br />

stiegen als Differenz zum Vorjahr inzwischen allerdings um 7,47<br />

Prozent p.a. Die Renditen der Bundeswertpapiere mit 10-jähriger<br />

Restlaufzeit und die Anleihekurse insgesamt hatten ihren jeweiligen<br />

Zenit erreicht und veränderten sich nur noch um 0,11 Prozent<br />

bzw. 1,08 Prozentp.a. Die Entwicklung der Immobilienpreise<br />

war nun um den Faktor 65,96 höher als jene der Bundeswertpapiere,<br />

um den Faktor 6,92 höher als die der Anleihen insgesamt<br />

und inzwischen sogar um den Faktor 1,28 höher als jene der<br />

Geldmenge.<br />

Alles in allem bleibt zu konstatieren, dass sich die Preisentwicklung<br />

für Wohnimmobilien von jenen ihrer alternativen Vermögenswerte<br />

abgekoppelt hat. Ebenfalls bewegte sie sich im<br />

letzten betrachteten Teilzeitfenster schneller als die Geldmenge.<br />

Aus der Sicht dieser monetaristischen Analyse lassen sich den<br />

Preisentwicklungen auf den Märkten für Wohnimmobilien durchaus<br />

Preisblaseneffekte zuordnen. Demnach informieren die Preise<br />

nicht mehr über die realen Werte der Wohnimmobilien. Vielmehr<br />

unterliegen sie der Preisillusion der Wirtschaftssubjekte.


69<br />

Interpretation der Ergebnisse<br />

Für die Zukunft erwarten die Autoren eine Fortführung dieser Entwicklung.<br />

Grund dafür ist die enorme Geschwindigkeit des Inflationsratenanstiegs<br />

im ersten Halbjahr <strong>2021</strong>. Ebenfalls scheint im<br />

zweiten Corona-Jahr der Nachfrageboom nach Wohnimmobilien<br />

keinesfalls eingebrochen zu sein. Immobilieninvestitionen sind<br />

schließlich langfristiger Natur. Zumindest sind Kreditlaufzeiten länger<br />

als Zinsbindungsfristen. Gerade der Prolongation von Wohnungsbaukrediten<br />

wird ein böses Überraschen forcieren, sollten<br />

bis dahin steigende Inflationsraten zu einer nachhaltigen Zinswende<br />

führen. h<br />

Literatur<br />

Deutsche Bank AG (<strong>2021</strong>): Nehmen die Inflationsrisiken in Deutschland<br />

tatsächlich zu? URL: „https://www.dbresearch.de/MAIL/RPS_DE-PROD/<br />

PROD0000000000519428.pdf” (Download der PDF-Datei am 29. Juli <strong>2021</strong>).<br />

Deutsche Bundesbank (<strong>2021</strong>a): Monatsbericht Mai <strong>2021</strong>. URL: „https://www.<br />

bundesbank.de/resource/blob/866638/772c7e8fa61d4f951ab9f096de87410e/<br />

mL/<strong>2021</strong>-05-monatsbericht-data.pdf” (Download der PDF-Datei am 09. Juni <strong>2021</strong>).<br />

Deutsche Bundesbank (<strong>2021</strong>b): Zeitreihen-Datenbanken. URL: „https://www.<br />

bundesbank.de/de/statistiken/zeitreihen-datenbanken” (Abruf diverser Datenreihen<br />

am 09. Juni <strong>2021</strong>).<br />

Deutsche Bundesbank (<strong>2021</strong>c): Weidmann: Neue Strategie hilft der Geldpolitik,<br />

Preisstabilität zu sichern. URL: „https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/themen/<br />

weidmann-neue-strategie-hilft-der-geldpolitik-preisstabilitaet-zu-sichern-869226”<br />

(Abruf der WWW-Seite am 28. Juli <strong>2021</strong>).<br />

Deutsche Bundesbank (2019): Geld und Geldpolitik. Frankfurt a. M.: Deutsche<br />

Bundesbank.<br />

Friedman, M. (1992): Geld regiert die Welt. Düsseldorf: Econ.<br />

Knüfermann, M. (2019): Wirtschaftspolitisches Wissen für die Wohnungs- und<br />

Immobilienwirtschaft. Wiesbaden: Springer Gabler.<br />

Rürup, B. (<strong>2021</strong>): Kehrt die Inflation jetzt zurück? In: Handelsblatt, 28.-30. Mai<br />

<strong>2021</strong>, Nr. 101, S. 11.<br />

Statistisches Bundesamt (<strong>2021</strong>): Pressemitteilung Nr. 363 vom 29. Juli <strong>2021</strong>.<br />

URL: „https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/<strong>2021</strong>/07/<br />

PD21_363_611.html“ (Abruf der WWW-Seite am 29. Juli <strong>2021</strong>).<br />

Traud, G. R. / Helaba (<strong>2021</strong>): Inflation dauerhaft höher. URL: „https://www.helaba.<br />

de/blueprint/servlet/resource/blob/kundenresearch/556460/724f70c037cabcf7d6a<br />

ec71caf934e45/vertrau-d-lich-<strong>2021</strong>0609-data.pdf” (Download der PDF-Datei am<br />

09. Juni <strong>2021</strong>).<br />

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70 Wohnen<br />

Engagement<br />

statt Enteignung!<br />

KKOLUMNE<br />

VON DR. DANIEL DETTLING


71<br />

DR. DANIEL DETTLING<br />

leitet das von ihm gegründete Institut für Zukunftspolitik www.zukunftspolitik.de.<br />

Sein aktuelles Buch: „Zukunftsintelligenz. Der Corona-Effekt auf unser Leben“.<br />

Wohnen, Bauen und Leben gehören zusammen<br />

„Wohnen ist die neue soziale Frage“ – der Slogan dominiert die Politik<br />

in Deutschland – nicht erst in diesem Bundestagswahlkampf.<br />

Insbesondere in den großen Ballungsgebieten gehört das Thema<br />

„Wohnen und Miete“ zu den wahlentscheidenden Fragen. In der<br />

Hauptstadt dürfen die Bürger*innen sogar am 26. September,<br />

parallel zur Bundestagswahl und zur Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus,<br />

über die Enteignung eines der größten Immobilienkonzerne<br />

abstimmen. Der Kaufpreis: mehr als 30 Milliarden Euro<br />

für bereits vorhandene rund 250 000 Wohnungen. Neue Wohnungen<br />

entstehen aber nicht durch Enteignung, im Gegenteil. Private<br />

Investoren halten sich zurück, neue Wohnungen wurden in<br />

den letzten Jahren kaum gebaut. Die Folge sind steigende Preise<br />

und eine neue Stadtflucht. So hat Berlin zuletzt mehr Einwohner<br />

verloren als hinzugewonnen. Die Debatte spaltet auch die Berliner<br />

Landesregierung. Die Spitzenkandidatin der SPD, Franziska<br />

Giffey, hat bereits angekündigt, dass mit ihr in der nächsten Regierung<br />

eine Enteignung nicht in Frage kommt.<br />

Ein neuer Deal für bezahlbare Wohnungen,<br />

Klimaschutz und Zusammenhalt<br />

Die Zeit des Klassenkampfs und des Gegeneinanders auf dem<br />

Wohnungsmarkt sollte im Jahr <strong>2021</strong> vorbei sein. Wohnen ist eine<br />

soziale Frage im doppelten Sinn. Neben dem Besitz geht es auch<br />

um Beziehungen zur Umwelt und Nachbarschaft. „Nachhaltigkeit“<br />

als neuer Leitbegriff umfasst Ökologie, Ökonomie und Solidarität.<br />

Dabei geht es konkret um Antworten auf die zentralen<br />

Megatrends der Demografie, der Digitalisierung und der Dekarbonisierung.<br />

Mehr hochbetagte, pflegebedürftige Menschen bedeuten<br />

eine steigende Nachfrage nach sozialer Assistenz, kreativen<br />

Pflegemodellen und neuen Wohnformen, die sich an den<br />

unterschiedlichen Lebensstilen orientieren. Deutschlandweit werden<br />

eine Milliarde Quadratmeter Fotovoltaik benötigt. Wenn wir<br />

bis 2045 klimaneutral wirtschaften wollen, müssen 30 Millionen<br />

Bestandsgebäude energetisch saniert und klimaneutral betrieben<br />

werden. Aktuell liegt die Sanierungsquote nur bei 0,7 Prozent.<br />

Ziel ist eine Agenda für klima- und altersgerechtes und sozial resilientes<br />

Bauen.<br />

Die Nachfrage nach gemeinschaftlichem Wohnen wird steigen,<br />

weil sich die Menschen nach Corona nach Gemeinschaft<br />

und Raum sehnen. Nach der Wahl geht es um einen übergreifenden<br />

Konsens und einen Deal für mehr bezahlbare Wohnungen,<br />

Klimaschutz, altersgerechten Umbau und sozialer Stadt- und<br />

Quartiersentwicklung. Dafür benötigen die überwiegend mittelständischen<br />

und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen<br />

erhebliche Investitionssummen. Geld, das gut angelegt ist und<br />

auch soziale Rendite bringt. Mit und nach Corona wird sich eine<br />

neue „Wir-Kultur“ durchsetzen. Begriffe wie „Co-Working“,<br />

„Co-Living“ und „Co-Mobility“ stehen für einen neuen Geist der<br />

Kooperation und des Zusammenhalts. Umfragen zufolge sind<br />

Mieter bereit, mit weniger Wohnraum auszukommen, wenn dafür<br />

in der unmittelbaren Nachbarschaft Angebote zum gemeinsamen<br />

Arbeiten und zur Nutzung von Verkehrsmitteln existieren.<br />

„Never waste a good crisis!“<br />

Aus Wohnen wird Nachbarisieren, aus Besitz Teilen<br />

Die Chancen für die soziale Wohnungswirtschaft sind enorm: Aus<br />

Wohnungsgenossenschaften werden Nachbargenossenschaften.<br />

„Nachbarisieren“ wird „Wohnen“ ablösen. Der Trend zeigt<br />

sich konkret beim Mehrgenerationenwohnen, neuen Alten- und<br />

Pflegeprojekten und im sozialen Quartiersmanagement. Genossenschaften<br />

werden zu Plattformen und Anbietern von intelligenten<br />

Nachbarschaftskonzepten: Vom Einkaufen über soziale Dienstleistungen<br />

wie Kinderbetreuung bis zur Pflege Älterer könnten sie<br />

die gesamte „Wohnschöpfungskette“ abbilden. Die ersten integrativen<br />

Modelle und Projekte wie das Hamburger Pergolenviertel<br />

existieren und sind gute Vorbilder für die Zukunft. Sozial nachhaltiges<br />

Quartiersmanagement funktioniert nicht mit bürokratiegetriebenen<br />

Raumprogrammen mit ihren Kindergarten-, Schulbau-Förderrichtlinien<br />

und Heimbau-Verordnungen. Programme<br />

und Förderkonzepte müssen generationenübergreifend nutzbare<br />

Synergien schaffen, im Quartier integrierend wirken und sich<br />

an die Bedürfnisse einer sich ändernden Gesellschaft anpassen.<br />

Die Krise nutzen und nicht verschwenden<br />

Die neue Wir-Kultur entspricht der DNA der sozialen Wohnungsunternehmen.<br />

Wohnen ist mehr als Eigentum. Sie sollten sich<br />

der Debatte offensiver stellen als bislang und stärker einmischen,<br />

wenn es um die soziale Frage der Zukunft geht. Teilen wird zum<br />

neuen Besitzen. Eine neue Bewegung entsteht, ihr Ziel ist eine<br />

wohnungs- und baupolitische Balance aus Sicherheit, Solidarität<br />

und Sinn. Ihre Akteure sind Architekten, Bau- und Wohnungswirtschaft,<br />

NGOs, Mieter und Eigentümer. Ihre Mission: Bauen,<br />

Wohnen und Leben gehören zusammen.<br />

Vom britischen Premierminister Winston Churchill stammt<br />

der Satz: „Never waste a good crisis!“ Wir sollten die Krise nutzen<br />

und nicht verschwenden. Was für Corona gilt, gilt auch für<br />

das Klima und den sozialen Zusammenhalt. Machen wir etwas<br />

daraus! h


72<br />

Nachhaltigkeit<br />

Kolumnentitel<br />

Da kommt was auf uns zu –<br />

neue Nachhaltigkeitsberichtspflichten<br />

und EU-Taxonomie<br />

VON STEFAN DAHLE


73<br />

STEFAN DAHLE<br />

ist geschäftsführender Gesellschafter der imug Beratungsgesellschaft<br />

in Hannover. Als Full-Service-Anbieter<br />

unterstützt imug mittelständische Unternehmen zu allen<br />

Nachhaltigkeitsfragen von der Strategieentwicklung über<br />

die Implementierung bis hin zur Kommunikation.<br />

Mit dem europäischen Green Deal hat Ursula von der Leyen am 11. Dezember 2019<br />

den Fahrplan der Europäischen Kommission für eine nachhaltige EU-Wirtschaft vorgestellt.<br />

Dabei ist der Green Deal als eine neue Wachstumsstrategie zu verstehen,<br />

die darauf abzielt, die EU auf einen Weg hin zu einer klimaneutralen, fairen und<br />

wohlhabenden Gesellschaft mit einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen<br />

Wirtschaft zu bringen. Ein wesentlicher Eckpfeiler zur Umsetzung<br />

dieser ambitionierten Zielsetzung ist eine nachhaltigkeitsorientierte Finanzmarktregulierung<br />

(Sustainable Finance) mit der auch für die Realwirtschaft – und damit<br />

auch für die Bau- und Immobilienbranche – neue verschärfte Transparenz- und<br />

Berichterstattungsanforderungen im Nachhaltigkeitskontext einhergehen.<br />

Mit dem CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz (CSR-RUG) sind<br />

aktuell nur kapitalmarktorientierte Unternehmen mit<br />

mehr als 500 Mitarbeitern und mindestens 40 Millionen<br />

Euro Umsatz oder mindestens 20 Millionen Euro Bilanzsumme von<br />

einer verpflichtenden Nachhaltigkeitsberichterstattung betroffen.<br />

Inhaltlich geht es dabei um die Offenlegung von Informationen zu<br />

Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelangen sowie die Achtung<br />

der Menschenrechte und die Bekämpfung von Korruption und<br />

Bestechung. Der Anwenderfokus liegt hier eindeutig auf Kreditinstituten<br />

und Unternehmen der Versicherungswirtschaft. Betroffen<br />

sind schätzungsweise etwa 500 Unternehmen in Deutschland.<br />

Die Europäische Kommission hat jetzt dazu am 21. April <strong>2021</strong><br />

den Richtlinienvorschlag „Corporate Sustainability Reporting<br />

Directive – CSRD˝ vorgelegt, mit dem die Vorgaben für die Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

von Unternehmen geändert werden<br />

sollen. Dieser Vorschlag wird voraussichtlich Ende 2022 in deutsches<br />

Recht überführt werden.<br />

Wichtig für die Bau- und Immobilienwirtschaft ist die durch<br />

die CSRD bedingte immense Ausweitung des Anwenderkreises<br />

für eine verpflichtende Berichterstattung, da jetzt neben den kapitalmarktorientierten<br />

Unternehmen zusätzlich auch alle „großen“<br />

Unternehmen angesprochen sind. Die drei Kriterien für ein „großes“<br />

Unternehmen lauten: Mehr als 250 Mitarbeiter/mindestens<br />

40 Millionen Euro Umsatz/mindestens 20 Millionen Euro<br />

Bilanzsumme. Wenn nur zwei der drei Kriterien erfüllt sind, fallen<br />

die Unternehmen unter die CSRD und müssen berichten. Dies<br />

wird zukünftig dann auch für viele Unternehmen der Bau- und<br />

Immobilienwirtschaft zutreffen. Aktuell wird von einer Verdreißigfachung<br />

der betroffenen Unternehmen in Deutschland auf<br />

ca. 15000 Unternehmen ausgegangen.<br />

f


74 Nachhaltigkeit<br />

Welche wichtigen Regelungen gehen mit der CSRD einher?<br />

Hier ein paar zentrale Punkte:<br />

• Für das Reporting wird ein neuer EU-Berichterstattungsstandard<br />

entwickelt und bis zum 30.Oktober 2022 verabschiedet<br />

werden. Dieser wird auf den bestehenden Standards wie dem<br />

Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) und vor allem den<br />

Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI) aufbauen und<br />

diese erweitern.<br />

• Die externe Prüfung des Berichts wird verpflichtend sein (zunächst<br />

nur die einfachste Prüfungsstufe „limited assurance“).<br />

• Die Berichterstattung ist veröffentlichungspflichtig. Der Fokus<br />

liegt hier auf einer Verknüpfung mit der Geschäfts- und Lageberichterstattung.<br />

• Der Bilanzeid von Vorstand oder Geschäftsführer wird auch<br />

auf die Nachhaltigkeitsinformationen ausgedehnt.<br />

• Unternehmen, die bisher noch nicht nach CSR-RUG berichtspflichtig<br />

waren, jetzt aber unter das CSRD fallen, müssen zum<br />

ersten Mal in 2024 über das Geschäftsjahr 2023 berichten.<br />

• Einige wesentliche Berichterstattungsinhalte sind im nachfolgenden<br />

Schaubild dargestellt.<br />

Mit den Reporting-Inhalten der CSRD sind für die neuen berichtspflichtigen<br />

Unternehmen aber noch nicht alle Offenlegungsanforderungen<br />

erfüllt, denn für sie gelten jetzt auch die Veröffentlichungspflichten<br />

der EU-Taxonomie-Verordnung. Im Rahmen der<br />

EU-Taxonomie wird über technische, branchenspezifische Kriterien<br />

festgelegt, wann die Wirtschaftstätigkeit eines Unternehmens<br />

ökologisch nachhaltig ist. Ziel ist es dabei, durch einheitliche Kriterien<br />

grüne von hellgrünen Unternehmen unterscheiden zu können,<br />

um damit der sich immer weiter verbreitenden Tendenz zum<br />

„Greenwashing“ Einhalt zu bieten. Konkret müssen die berichtspflichtigen<br />

Unternehmen dabei drei Kennzahlen veröffentlichen.<br />

So muss ausgewiesen werden, zu welchem prozentualen Anteil<br />

• an Umsatzerlösen<br />

• an Investitionsausgaben (CapEx)<br />

• und Betriebsausgaben (OpEx)<br />

ein Unternehmen die Kriterien der EU-Taxonomie erfüllt.<br />

Insgesamt ergeben sich aus den Anforderungen der CSRD<br />

und der EU-Taxonomie zukünftig ambitionierte Transparenz- und<br />

Berichterstattungsanforderungen auch für viele Unternehmen<br />

der Bau- und Immobilienwirtschaft. Dabei gilt es entsprechende<br />

Nachhaltigkeitskennzahlen zu erheben und einen hinreichenden<br />

Reporting-Prozess zu implementieren. Auch wenn der erste verpflichtende<br />

Bericht erst 2024 zu veröffentlichen ist, kann es für<br />

„Berichtsneulinge“ zielführend sein, die Zeit bis dahin zu nutzen,<br />

um schon mal Reporting „zu üben“. Mit dem mittelstandskonformen<br />

DNK steht hier ein pragmatischer Ansatz für den ersten<br />

Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung zur Verfügung. h<br />

Externe Anforderungen an Transparenz und Reporting<br />

CSRD - Voraussichtliche Reporting-Inhalte<br />

Geschäftsmodell<br />

Nachhaltigkeitsstrategie<br />

Steuerung und Prozesse<br />

Konformität zur Erreichung<br />

des 1,5 Grad Ziels<br />

(Reduktion Treibhausgase)<br />

Nachhaltigkeitsziele<br />

und -maßnahmen<br />

Retrospektive UND<br />

zukunftsgerichtete<br />

Betrachtung<br />

Auswirkungen der<br />

Geschäftstätigkeit auf die<br />

Gesellschaft UND NH-<br />

Auswirkungen auf das<br />

Unternehmen<br />

(Doppelte Wesentlichkeit)<br />

Einbezug Stakeholderinterressen<br />

Rolle der Geschäftsführung<br />

und Kontrollgremien<br />

Nachhaltigkeitsrisiken Nachhaltigkeitschancen Due Diligence<br />

Nachteilige Auswirkungen<br />

in der Lieferkette<br />

Qualitative und verstärkt quantitative Angaben


75<br />

PROF. DR. NICK LIN-HI<br />

Universität Vechta<br />

Nachhaltigkeit in der Praxis:<br />

Strategie als Schlüssel für<br />

eine doppelte Rendite<br />

VON PROF. DR. NICK LIN-HI<br />

Klimawandel, Umweltkatastrophen und Pandemien sind drei<br />

Themen, welche deutlich machen, dass die Sicherstellung einer<br />

nachhaltigen Entwicklung zu den vordringlichen gesellschaftlichen<br />

Aufgaben im 21. Jahrhundert gehört. Die Herausforderung „Nachhaltigkeit“<br />

wird mittlerweile global anerkannt und verschiedenste<br />

Maßnahmen und Aktivitäten wurden und werden etabliert, um<br />

ökologische, ökonomische und soziale Ziele in Einklang zu bringen<br />

und idealerweise füreinander fruchtbar zu machen. Hierin liegt<br />

eine zentrale Voraussetzung, um die Bedürfnisse der heutigen Generationen<br />

in einer Art und Weise befriedigen zu können, ohne<br />

die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu beschränken.<br />

Mit den Sustainable Development Goals – auch als Agenda<br />

2030 bezeichnet – existiert ein zentrales Rahmenwerk für Nachhaltigkeit.<br />

Die Agenda 2030 wurde 2015 von den vereinten Nationen<br />

verabschiedet und enthält 17 Oberziele bzw. Handlungsfelder für<br />

eine nachhaltige Entwicklung – darunter u.a. Geschlechtergleichstellung,<br />

bezahlbare und saubere Energien, nachhaltige Städte<br />

und Gemeinden, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum<br />

–, welche wiederum in 169 Unterziele unterteilt sind. Die Sustainable<br />

Development Goals sind zum einen als normative Zielvorgabe<br />

zu verstehen und zum anderen dienen sie der Ableitung von<br />

akteursspezifischen Handlungsimplikationen.<br />

f


76 Nachhaltigkeit<br />

Angesichts der Tatsache, dass die heutigen Lebens- und Konsumstile<br />

in Summe einer nachhaltigen Entwicklung zuwiderlaufen,<br />

ist die Realisierung von Nachhaltigkeit als Transformationsaufgabe<br />

zu begreifen. Um diese bewältigen zu können, bedarf es der<br />

Mitwirkung aller Akteure. Entsprechend sind auch Unternehmen<br />

gefordert, Beiträge zur Nachhaltigkeit zu leisten. Letzteres ist mittlerweile<br />

in der Praxis auf breiter Ebene auch selbstverständlich und<br />

Unternehmen haben die Aufgabe angenommen, gesellschaftliche<br />

Verantwortung zu übernehmen.<br />

Nachhaltigkeit in Unternehmen ist indes nicht nur eine Frage<br />

des Commitments, sondern auch der Strategie. Während globale<br />

Konzerne die strategische Relevanz von Nachhaltigkeit mittlerweile<br />

erkannt haben und selbige als Managementaufgabe verstehen,<br />

so ist bei vielen klein- und mittelständischen Unternehmen in dieser<br />

Hinsicht noch Steigerungspotenzial vorhanden. Zwar existieren<br />

auch hier vielfältige Aktivitäten, indes stehen diese zum einen<br />

nicht selten eher lose nebeneinander und zum anderen werden<br />

sie nicht systematisch genutzt, um unternehmerische Ziele besser<br />

erreichen zu können.<br />

Das strategische Management von Nachhaltigkeit beginnt<br />

bereits mit der Auswahl der eigenen Handlungsfelder. So ist beispielsweise<br />

für ein produzierendes Unternehmen das Thema erneuerbare<br />

Energien relevanter als für ein Dienstleistungsunternehmen,<br />

und für die Lebensmittelindustrie hat das Thema gesunde<br />

Ernährung einen höheren Stellenwert als für den Automobilsektor.<br />

Aus einer strategischen Perspektive werden regelmäßige solche<br />

Handlungsfelder priorisiert, bei denen ein Unternehmen besonders<br />

starke Hebel hat, um wirkungsvolle Beiträge für eine nachhaltige<br />

Entwicklung zu leisten – sei es, weil hier in besonderer Weise<br />

positive Effekte geschaffen oder negative Effekte reduziert werden<br />

können. Typischerweise geht dies damit einher, dass das Nachhaltigkeitsprofil<br />

eines Unternehmens eng mit der eigenen Wertschöpfungstätigkeit<br />

sowie den eigenen Kernkompetenzen verbunden<br />

ist. Eine strategische Herangehensweise hat den Vorteil, dass Unternehmen<br />

ihre Kompetenzen, Fähigkeiten und Ressourcen in effizienter<br />

Weise für die Beförderung einer nachhaltigen Entwicklung<br />

einsetzen können. Auf den Punkt gebracht: Mit einer Strategie<br />

steigern Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsleistung.<br />

Auch für Unternehmen sind Nachhaltigkeitsstrategien vorteilhaft.<br />

Durch die damit verbundene Einbindung von Nachhaltigkeit<br />

in Geschäftsprozesse können beispielsweise Ressourcenverbräuche<br />

reduziert und damit Kosten eingespart werden. Jenseits der<br />

Ressourceneffizienz bieten Nachhaltigkeitsstrategien auch Vorteile<br />

für Stakeholderbeziehungen. Wissenschaftliche Studien zeigen<br />

etwa, dass sich die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens<br />

positiv auf die eigene Reputation auswirkt. Hinzu kommt, dass<br />

durch die Verbesserung der unternehmerischen Nachhaltigkeitsleistung<br />

die Arbeitgeberattraktivität gesteigert werden kann – insbesondere<br />

die jüngere Generation legt heute großen Wert darauf,<br />

bei Unternehmen tätig zu sein, die gesellschaftlichen Mehrwert<br />

erzeugen. Auch Mitarbeitende interessieren sich zunehmend für<br />

die Nachhaltigkeitsleistung ihres Unternehmens und honorieren<br />

selbige etwas durch eine höhere Zufriedenheit und bessere Motivationswerte.<br />

Insgesamt gilt, dass sich mit einer fundierten Strategie nicht<br />

nur die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens zwecks einer<br />

effizienten Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung steigern<br />

lässt, sondern hierdurch gleichzeitig auch in den langfristigen<br />

Erfolg investiert werden kann. In diesem Sinne kann mit einer<br />

fundierten Nachhaltigkeitsstrategie Mehrwert für Gesellschaft und<br />

Unternehmen zugleich geschaffen und damit eine doppelte Rendite<br />

erzielt werden.<br />

Für Unternehmen, die das Thema Nachhaltigkeit strategisch<br />

angehen wollen, bietet es sich an, im ersten Schritt den Status<br />

quo in Bezug auf die eigene Nachhaltigkeitsleistung zu ermitteln.<br />

Hierfür wiederum bedarf es sowohl allgemeiner als auch unternehmensspezifischer<br />

Kennzahlen, welche dann mit Zielen hinterlegt<br />

werden. Die entsprechenden Kennzahlen dienen der Steuerung<br />

von Nachhaltigkeit auf operativer Ebene und stehen damit<br />

im Dienst einer ganzheitlichen Integration von Nachhaltigkeit in<br />

ein Unternehmen. Daneben gilt aber immer auch zu beachten:<br />

Nachhaltigkeit kann nicht einfach nur verordnet werden, sondern<br />

ist stets im Unternehmen zu leben. Hierfür bedarf es stets Führungskräfte,<br />

welche um die Relevanz von Nachhaltigkeit wissen<br />

und durch ihre Entscheidungen und Handlungen Nachhaltigkeit<br />

vorleben. h


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78 Recht<br />

Aktuelle Rechtsprechung<br />

zum Betriebskostenrecht<br />

Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick über die Rechtsprechung der vergangenen<br />

Monate. Nach Angaben des Deutschen Mieterbundes belegten die Betriebskosten<br />

mit 35,2 Prozent im Jahre 2020 den Spitzenplatz bei den Beratungsthemen.<br />

Die knapp 1,5 Millionen Mieter der ca. 400 Mitgliedsunternehmen zahlten im vergangenen<br />

Jahr ca. 1,3 Milliarden Euro für ihre kalten und warmen Betriebskosten.<br />

500 Millionen Euro weniger als noch im Jahr 2015.<br />

VON DR. PETER HITPASS


79<br />

DR. PETER HITPASS<br />

Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.<br />

Landesgeschäftsstelle Schwerin<br />

hitpass@vnw.de<br />

I. Entscheidung des BGH<br />

Das Recht des Mieters auf Einsicht in die Belege einer Betriebskostenabrechnung<br />

erstreckt sich auch auf die zugrundeliegenden<br />

Zahlungsbelege<br />

Das hat der BGH mit Urteil vom 9. Dezember 2020 (Az.: VIII ZR<br />

118/19) entschieden.<br />

Der Beklagte ist Mieter einer Wohnung der Klägerin in Berlin.<br />

Die Klägerin begehrt eine Nachzahlung aus der Betriebskostenabrechnung<br />

vom 22. Oktober 2014 für das Jahr 2013. Sie gewährte<br />

dem Beklagten Einsicht in die der Abrechnung zugrundeliegenden<br />

Rechnungsbelege; eine darüber hinaus vom Beklagten verlangte<br />

Einsichtnahme in die entsprechenden Zahlungsbelege lehnte sie<br />

ab.<br />

Das Amtsgericht hat der auf Zahlung von 1 262,35 Euro nebst<br />

Zinsen gerichteten Klage unter deren Abweisung im Übrigen in<br />

Höhe von 1 195,19 Euro stattgegeben. Auf die Berufung des Beklagten<br />

hat das Landgericht die Klage insgesamt abgewiesen. Mit<br />

der vom Berufungsgericht zugelassenen Revision begehrt die Klägerin<br />

die Wiederherstellung des erstinstanzlichen Urteils.<br />

Das Berufungsgericht hat zur Begründung der Entscheidung<br />

im Wesentlichen ausgeführt:<br />

Der Klägerin stehe ein Anspruch auf Ausgleich der Nachforderung<br />

aus der Betriebskostenabrechnung vom 23. Oktober 2014<br />

derzeit nicht zu, weil sie dem Beklagten die begehrte Einsicht<br />

(auch) in die Zahlungsbelege nicht gewährt habe und dem Beklagten<br />

daher nach § 242 BGB unter dem Gesichtspunkt der unzulässigen<br />

Rechtsausübung ein temporäres Leistungsverweigerungsrecht<br />

zustehe.<br />

Die Abrechnungspflicht des Vermieters umfasse nach § 259<br />

Abs. 1 BGB die Vorlage von Belegen, soweit diese erteilt zu werden<br />

pflegten. Eine Einschränkung dahingehend, dass die Einsichtnahme<br />

in die Belege zur Überprüfung der Abrechnung zwingend<br />

erforderlich sein müsse, lasse sich der Vorschrift nicht entnehmen.<br />

Vielmehr genüge das allgemeine Interesse des Mieters, die Tätigkeit<br />

des abrechnungspflichtigen Vermieters zu kontrollieren.<br />

Lägen Zahlungsbelege zum Nachweis der Erfüllung von Forderungen<br />

gegenüber dem Gläubiger vor, sei kein sachlicher Grund<br />

ersichtlich, weshalb dem Abrechnungsempfänger eine Einsichtnahme<br />

in diese Belege verweigert werden sollte. Es reiche vielmehr<br />

aus, dass er – wie jeder Abrechnungsempfänger – überprüfen<br />

könne, ob der Abrechnungspflichtige – hier der Vermieter – die<br />

Rechnungsbeträge so wie in der Abrechnung ausgewiesen beglichen<br />

und nicht etwa Kürzungen vorgenommen oder von Preisnachlässen<br />

oder Ähnlichem profitiert habe.<br />

Dass sich das Belegeinsichtsrecht des Mieters auf Zahlungsbelege<br />

erstrecken müsse, ergebe sich zudem spiegelbildlich als<br />

geradezu zwingendes (Gegen-)Recht des Mieters, wenn dem Vermieter<br />

ein Wahlrecht bezüglich der Abrechnungsmethode zugebilligt<br />

werde. Bei der Abrechnung nach dem „Abflussprinzip” – bei<br />

dem der Vermieter auf die im Abrechnungszeitraum tatsächlich<br />

bezahlten Rechnungen abstelle – sei zur sachgerechten Überprüfung<br />

die Einsichtnahme in die Zahlungsbelege erforderlich.<br />

So sieht es auch der BGH:<br />

Das Berufungsgericht hat die Klage zutreffend mit Rücksicht<br />

darauf als derzeit unbegründet abgewiesen, dass die Klägerin dem<br />

Beklagten die begehrte Einsicht in die der Betriebskostenabrechnung<br />

2013 zugrundeliegenden Zahlungsbelege nicht gewährt hat.<br />

Nach der Rechtsprechung des Senats steht dem Mieter gegenüber<br />

dem auf eine Betriebskostenabrechnung gestützten Zahlungsverlangen<br />

des Vermieters ein aus § 242 BGB folgendes (temporäres)<br />

Leistungsverweigerungsrecht zu, solange ihm eine nach<br />

§ 259 Abs. 1 BGB berechtigterweise begehrte Belegeinsicht nicht<br />

gewährt worden ist.<br />

Zu den Abrechnungsunterlagen, auf die sich das Einsichtsrecht<br />

des Mieters bezieht, gehören – wie das Berufungsgericht richtig<br />

gesehen hat – neben den Rechnungen auch die dazugehörigen<br />

Zahlungsbelege über die in der Abrechnung auf die Mieter umgelegten<br />

Betriebskosten. Denn mit Hilfe dieser Belege wird der<br />

Mieter in die Lage versetzt, die Berechtigung der jeweils in Rechnung<br />

gestellten Beträge zu überprüfen. Der Darlegung eines bef


80 Recht<br />

sonderen Interesses bedarf es dabei nicht, es genügt vielmehr das<br />

allgemeine Interesse des Mieters, die Tätigkeit des abrechnungspflichtigen<br />

Vermieters zu kontrollieren.<br />

Entgegen der Auffassung der Revision gilt das auch für die Einsichtnahme<br />

in die Zahlungsbelege und zwar unabhängig davon,<br />

ob der Vermieter nach dem Abflussprinzip oder nach dem Leistungsprinzip<br />

abrechnet oder bei den unterschiedlichen Betriebskostenarten<br />

teils die eine, teils die andere Abrechnungsmethode<br />

anwendet.<br />

Das Berufungsgericht hat schon keine abschließenden Feststellungen<br />

zu der bei sämtlichen Betriebskostenpositionen jeweils<br />

angewendeten Abrechnungsmethoden getroffen. Übergangenen<br />

Sachvortrag zeigt die Revision insoweit nicht auf. Vor allem aber<br />

bezieht sich das Einsichtsrecht des Mieters – unabhängig von der<br />

aus der Abrechnung als solcher ohnehin nicht ersichtlichen Abrechnungsmethode<br />

– auf die jeweiligen (und damit auf sämtliche<br />

vorhandenen) Zahlungsbelege. Anhaltspunkte dafür, dass der Beklagte<br />

sein Einsichtsbegehren – etwa im Laufe des Prozesses – auf<br />

einzelne Zahlungsbelege zu bestimmten Positionen beschränkt<br />

hätte, trägt die Revision nicht vor und sind auch nicht ersichtlich.<br />

II. Entscheidungen der Instanzgerichte<br />

1. LG Berlin: Rauchwarnmelder: Kosten der Anmietung nicht<br />

umlagefähig – Kosten der Sperrmüllsammlung umlagefähig<br />

Das Landgericht Berlin hat durch Urteil vom 8. April <strong>2021</strong> (Az.: 67<br />

S 335/20) zu Fragen der Umlagefähigkeit von Betriebskosten entschieden.<br />

Streitig waren in dem Mietverhältnis die Kosten für die<br />

Anmietung von Rauchwarnmeldern, die der Wartung von Rauchwarnmeldern<br />

und die Kosten für das Behältermanagement und<br />

die Sperrmüllbeseitigung.<br />

Das Landgericht Berlin lehnt die Umlagefähigkeit der Anmietungskosten<br />

von Rauchwarnmeldern als Betriebskosten ab. Dafür<br />

hält es aber die Kosten des sogenannten Müll- und Behältermanagements<br />

und der Sperrmüllbeseitigung als Kosten der<br />

Müllentsorgung für umlegbar.<br />

Das Landgericht Berlin schließt sich der bereits seit Langem in<br />

der Rechtsprechung herrschenden Auffassung an, dass die Mietkosten<br />

für Rauchwarnmelder nicht als Betriebskosten umlagefähig<br />

sind.<br />

Zwar fallen die Kosten der Anmietung von Rauchwarnmeldern<br />

laufend an. Allerdings handelt es sich um Anschaffungs- und<br />

Kapitalkosten, die nicht umlagefähig sind. Eine Analogie zu den<br />

Betriebskosten in § 2 BetrKV hinsichtlich der Leasing- und Anmietkosten<br />

von Wasserzählern und von Geräten zur Wärmeerfassung<br />

und Warmwasserzählern lehnt das Landgericht Berlin, wie auch<br />

die anderen zitierten Gerichte, ab.<br />

Das Gericht hält jedoch die Kosten sowohl für die Sonderabfuhr<br />

bzw. Sperrmüllbeseitigung als auch für das Behältermanagement<br />

und die Wartung der Rauchwarnmelder für umlegbar.<br />

Zu den Kosten der Beseitigung von Sperrmüll, der auf Gemeinschaftsflächen<br />

abgestellt wurde, führt es aus, dass es sich um<br />

Kosten handelt, die im bestimmungsgemäßen Gebrauch für den<br />

Eigentümer laufend entstehen. Der ordnungsgemäßen Bewirtschaftung<br />

des Grundstücks setzt eine wiederkehrende Beseitigung<br />

von Müll voraus. Sie umfasst daher auch den Aufwand, der auf die<br />

Beseitigung von Müll entfällt, für den Dritte verantwortlich sind.<br />

Hinsichtlich des Behältermanagements führt das Landgericht<br />

aus, dass es sich um Kosten nach § 2 Nr. 8 BetrKV „Kosten der<br />

Müllbeseitigung“ handele.<br />

2. LG Düsseldorf: Miete von Rauchwarnmeldern nicht als Betriebskosten<br />

umlegbar<br />

Das hat das LG Düsseldorf durch Urteil vom 6. April 2020 (Az.: 21<br />

S 52/19) entschieden.<br />

Die Kosten für die Anmietung von Rauchwarnmeldern sind<br />

zwar Betriebskosten, jedoch nicht auf den Wohnraum-Mieter als<br />

„sonstige Betriebskosten“ umlegbar.<br />

Diese Kosten treten faktisch an die Stelle von Anschaffungskosten<br />

(„verkappte Anschaffungskosten“), die keine Betriebskosten<br />

darstellen (vgl. LG Hagen, Urt. v. 4. März 2016 - 1 S 198/15,<br />

ZMR 2016, 701).<br />

Die Umlegbarkeit ergibt sich auch nicht aus einer Analogie zu<br />

§ 2 Nr. 2, 4 und 5 BetrKV, wonach die Kosten der Anmietung einer<br />

Ausstattung zur Verbrauchserfassung von Wasser, Heiz wärme und<br />

Warmwasser umlagefähige Betriebskosten sind. Hierbei handelt es<br />

sich nämlich um eine Ausnahmeregelung ausschließlich für Zählermieten,<br />

die nicht auf die Anmietung anderer technischer Einrichtungen<br />

ausgedehnt werden kann.<br />

Auch der Wirtschaftlichkeitsgrundsatz spricht gegen die Umlagefähigkeit<br />

der Anmietkosten. Rauchwarnmelder haben eine<br />

Lebensdauer von zehn Jahren.<br />

3. LG Hamburg: Rauchwarnmelder: Duldungspflicht des<br />

Mieters für Einbau funkablesbarer Geräte<br />

Das Landgericht Hamburg hat durch Beschluss vom 20. Juli 2020<br />

(Az.: 307 S 14/20) entschieden, dass der Mieter zur Duldung der<br />

Neuinstallation von funkfähigen Rauchwarnmeldern verpflichtet<br />

ist.<br />

Das Amtsgericht verurteilte die Klägerin zur Duldung des Einbaus<br />

der Funkrauchwarnmelder in der Wohnung. Hiergegen war<br />

die Mieterin in Berufung gegangen. Das Landgericht hat in dem<br />

Hinweisbeschluss deutlich gemacht, dass es eine Duldungspflicht<br />

für gegeben hält. Außerdem weist es darauf hin, dass es sich um<br />

eine Modernisierungsmaßnahme im Sinne des § 555b BGB handele,<br />

die nur mit einer unerheblichen Einwirkung auf die Mietsache<br />

verbunden ist und auch nur zu einer unerheblichen Mieterhöhung<br />

führen kann. Dadurch werde aber der Gebrauchswert der Mietsache<br />

(objektiv) nachhaltig erhöht und die allgemeinen Wohnverhältnisse<br />

werden (objektiv) dauerhaft verbessert.<br />

Es liege allein in der Dispositionsbefugnis des Vermieters, ob<br />

er sich für funkfähige Rauchwarnmelder entscheidet und ob er<br />

Modelle ohne diese Qualifikation weiter nutzen will oder später<br />

(nach zehn Jahren) neu einbaut.<br />

4. LG München I: Umlage von Wartungskosten für Rauchmelder<br />

auf Mieter zulässig<br />

Das LG München I hat mit Urteil vom 15. April <strong>2021</strong> (Az.:31 S<br />

6492/20) entschieden, dass die Umlage von „sonstigen Betriebskosten”,<br />

die nach Mietvertragsabschluss neu entstanden und im<br />

Mietvertrag nicht im Einzelnen benannt sind (hier: Wartungskosten<br />

für Rauchwarnmelder), in jedem Fall eine entsprechende Erklä-


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rung des Vermieters gegenüber dem Mieter erfordert, in welcher<br />

der Grund für die Umlage bezeichnet und erläutert wird.<br />

Grundsätzlich können Betriebskosten nur dann auf den Mieter<br />

umgelegt werden, wenn dies vorher im Einzelnen vereinbart<br />

wurde. Da dem Mieter deutlich gemacht werden muss, welche<br />

Betriebskosten auf ihn übergewälzt werden, ist es erforderlich,<br />

auch die „sonstigen Betriebskosten” im Einzelnen zu benennen<br />

(BGH, Urteil vom 7.4.2004 – VIII ZR 167/03 – Kosten der Dachrinnenreinigung).<br />

Da es sich im vorliegenden Fall jedoch sowohl um eine von<br />

der Mieterin zu duldende und zudem gesetzlich vorgeschriebene<br />

Modernisierungsmaßnahme handelt (BGH, Urteil vom 17.6.2015<br />

– VIII ZR 216/14) als auch im streitgegenständlichen Mietvertrag<br />

eine Öffnungsklausel enthalten ist, sind die Wartungskosten für<br />

die Rauchwarnmelder trotz fehlender Benennung im Mietvertrag<br />

als Betriebskosten ausnahmsweise umlagefähig, so die 31. Zivilkammer.<br />

Allerdings scheitert die Umlagefähigkeit der streitgegenständlichen<br />

Wartungskosten hier letztlich an der fehlenden entsprechenden<br />

Erklärung seitens des Vermieters. Die Kosten für die Wartung<br />

von Rauchmeldern können grundsätzlich auf den Mieter umgelegt<br />

werden, dies bedarf jedoch einer vorherigen ausdrücklichen Erklärung<br />

seitens des Vermieters.<br />

Das Urteil ist rechtskräftig.<br />

5. AG Brandenburg: Mieter müssen die Kosten der Treppenhausreinigung<br />

über die Betriebskosten bezahlen<br />

Die Kosten der Reinigung des Treppenhauses können durch den<br />

Vermieter als Betriebskosten auf alle Wohnungsmieter umgelegt<br />

werden, selbst wenn einzelne Mieter nur die Kellertreppe dieses<br />

Treppenhauses benutzen (§ 556 BGB i.V.m. der BetrKostVO). Das<br />

hat das AG Brandenburg mit Urteil vom 27. Mai <strong>2021</strong> (Az.:31 C<br />

295/19) entschieden.<br />

Die Reinigung der gemeinsam genutzten Räume (d.h. auch<br />

des Treppenhauses) ist immer dann umlagefähig gemäß § 556<br />

BGB i.V.m. der BetrKostVO, wenn diese Räume nicht einzelnen<br />

Mietern zur eigenen Nutzung zugewiesen wurden (AG Steinfurt,<br />

Urteil vom 13.02.2014, Az.: 21 C 1668/12). In welchem Umfang<br />

die Nutzung dieser gemeinsam genutzten Räume durch die Mieter<br />

tatsächlich erfolgt, ist hingegen nicht entscheidend. Das gilt sowohl<br />

für die Kosten der Reinigung des Treppenhauses als auch für<br />

die Kosten eines Aufzugs oder einer Gemeinschaftsantenne bzw.<br />

die Kosten der Beleuchtung von Eingang und Treppenhaus oder<br />

die Kosten der Gartenpflege.<br />

Eine nach der jeweiligen Verursachung oder tatsächlichen Nutzung<br />

differenzierende Umlage dieser Kosten auf die Mieter wäre<br />

vielfach nicht praktikabel und hätte eine erhebliche Unübersichtlichkeit<br />

und möglicherweise auch laufende Veränderungen in der<br />

Abrechnung zur Folge. Es sprechen deshalb auf Seiten des Vermieters<br />

Gründe der Praktikabilität und auf Seiten der Mieter Gründe<br />

der Nachvollziehbarkeit und besseren Überprüfbarkeit der Abrechnung<br />

für eine generalisierende Betrachtungsweise.<br />

Denn die genannten Gründe lassen die damit für die Mieter<br />

bestimmter Wohnungen im Einzelfall möglicherweise verbundenen<br />

Nachteile nicht als eine – die Gebote von Treu und Glauben<br />

(§ 242 BGB) missachtende – unangemessene Benachteiligung erscheinen,<br />

zumal sich die Vor- und Nachteile bei den verschiedenen<br />

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82 Recht<br />

Betriebskostenarten insgesamt auch ausgleichen können. Diese<br />

Wertung entspricht zudem der Intention des Gesetzgebers, der<br />

mit der Regelung des § 556a I 1 BGB, nach der vorbehaltlich anderweitiger<br />

Vereinbarungen und Vorschriften die Betriebskosten<br />

nach dem Anteil der Wohnfläche umzulegen sind, die Umlage von<br />

Betriebskosten leichter handhabbar machen wollte. So das Gericht<br />

in seinen Urteilsgründen.<br />

6. LG Hanau: Betriebskostenabrechnung: Erhöhter Wasserverbrauch<br />

wegen defekten Toilettenspülkasten geht zulasten<br />

des Mieters<br />

Das LG Hanau hat mit Urteil vom 30. Dezember 2020 (Az. 2 S<br />

123/19) entschieden, dass ein Mieter im Rahmen der Nebenkostenabrechnung<br />

auch die Kosten für einen erhöhten Wasserverbrauch<br />

wegen eines defekten Toilettenspülkasten tragen muss, da<br />

der Mieter einer Wohnung eine regelmäßige übliche Kontrolle der<br />

Mietsache schuldet.<br />

Es sei schlicht kaum vorstellbar, dass ein so massiver durch<br />

einen defekten Spülkasten verursachter Wasserverlust bei einem<br />

Mindestmaß an Aufmerksamkeit über mehrere Monate hinweg<br />

unerkannt bleibt. Der Mieter schulde vielmehr, so das Gericht, ein<br />

Mindestmaß an Aufmerksamkeit, unabhängig von der Frage, wie<br />

oft sich der Mieter tatsächlich in der Wohnung aufhält. Denn auch<br />

der häufig ortsabwesende Mieter schuldet eine regelmäßige Kontrolle<br />

seiner Wohnung.<br />

Diese Pflichten hatte der beklagte Mieter hier vernachlässigt,<br />

so dass das Gericht die Umlage der erhöhten Kosten als gerechtfertigt<br />

ansah.<br />

7. AG München: Mieter haben keinen Anspruch gegen den<br />

Vermieter auf Verplombung von ungenutzten Heizkörpern<br />

Das hat das Amtsgericht München mit Urteil vom 21. Oktober<br />

2020 (Az.: 416 C 10714/20) entschieden.<br />

Ein Anspruch des Mieters auf Verplombung einzelner Heizkörper<br />

besteht nicht. Vielmehr besteht umgekehrt die Verpflichtung<br />

des Mieters, die gemieteten Räume im Rahmen seiner nebenvertraglichen<br />

Obhutspflichten entsprechend zu beheizen und zu lüften,<br />

so dass die Räume keinen Schaden nehmen.<br />

Es ist dem Vermieter nicht zumutbar, jeweils nach entsprechenden<br />

individuellen Wünschen einzelner Mietvertragsparteien<br />

entsprechende Heizkörper stillzulegen oder zu verplomben, so das<br />

Gericht in seinen Leitsätzen.<br />

8. LG München I – Fällen und Entsorgen abgestorbener<br />

Bäume gehört zur Gartenpflege im Mietverhältnis – neue<br />

Entwicklung<br />

Das LG München I hat mit Urteil vom 19.November 2020 (Az.: 31<br />

S 3302/20) entschieden, dass zur Gartenpflege auch das Fällen<br />

eines kranken, morschen oder abgestorbenen Baumes gehört, sodass<br />

die dafür erforderlichen Kosten im Mietverhältnis als Betriebskosten<br />

umlagefähig sind.<br />

Streitgegenständlich war die Umlagefähigkeit von Baumfällkosten<br />

auf den Mieter. Die Parteien stritten in erster Instanz über<br />

die Umlagefähigkeit der in der Nebenkostenabrechnung für das<br />

Jahr 2018 aufgeführten Kosten für das Fällen zweier abgestorbenen<br />

Ebereschen, das Fällen einer absterbenden Kirsche und eines<br />

Goldregens, die Totholzentfernung an einer Birke und einer Esche<br />

an der Straße in Klettertechnik sowie das Laden, Abfahren und<br />

Entsorgen des Schnittguts.<br />

Nach Auffassung des Landgerichts gehört zur „Gartenpflege”<br />

i.S.d. § 2 Nr. 10 BetrKV auch das Fällen eines kranken, morschen<br />

oder abgestorbenen Baumes. Die hierfür erforderlichen Kosten<br />

seien daher im Mietverhältnis als Betriebskosten umlagefähig. Dies<br />

gelte unabhängig davon, ob eine Ersatzbepflanzung erfolge oder<br />

nicht. Das LG München I schließe sich auf Basis der in Rechtsprechung<br />

und Literatur für und gegen die Umlagefähigkeit vorgebrachten<br />

Argumente des Amtsgerichts an.<br />

§ 2 BetrKV bezwecke die Abgrenzung der Betriebskosten von<br />

Instandsetzungs- und Instandhaltungskosten. § 2 Nr. 10 BetrKV<br />

stelle insofern eine Sonderregelung im Regelungsgefüge der BetrKV<br />

dar, da Pflanzen nicht ohne Weiteres mit technischen bzw.<br />

baulichen Gegebenheiten vergleichbar seien.<br />

Dass Baumfällkosten im Regelfall erst nach Jahrzehnten entstehen,<br />

begründe hier keine besondere Schutzwürdigkeit der Mieterseite.<br />

Bei Vertragsschluss könnten entsprechende Informationen<br />

eingeholt werden. Es handele sich nicht um außergewöhnliche<br />

Kosten, denen es an der Berechenbarkeit fehlt, da ein Absterben<br />

von Bäumen eine durchaus natürliche Entwicklung darstelle. Das<br />

Fällen eines kranken bzw. morschen Baumes sei eine für die Erhaltung<br />

einer gärtnerisch angelegten Fläche notwendige Maßnahme,<br />

für deren Kosten der jeweilige Mieter aufkommen müsse.<br />

Das Landgericht wies darauf hin, dass sich die Frage der Ersatzfähigkeit<br />

aufgrund von Sturmschäden oder plötzlichen unerwarteten<br />

bzw. unvorhersehbaren Ursachen entstandener Baumfällkosten<br />

in diesem Rechtsstreit nicht gestellt habe.<br />

Das Urteil des Landgerichts München I ist rechtskräftig.<br />

Anm.: eine für die Wohnungswirtschaft erfreuliche Entscheidung.<br />

Einige Amtsgerichte hatten in der Vergangenheit Baumfällkosten<br />

als nicht umlegbar bezeichnet. h


Advertorial<br />

TV-Empfang<br />

und Glasfaser:<br />

So profitieren Mieter<br />

und Vermieter von<br />

der TKG-Novelle<br />

Wasser, Wärme, Strom – und Glasfaser:<br />

das sind jetzt die Bausteine der Immobilien-<br />

Grundversorgung<br />

Mit der TKG-Novelle will die Bundesregierung erreichen,<br />

dass der Glasfaseranschluss in Mehrfamilienhäusern künftig<br />

zum Standard wird. Das Gesetz bietet Vermietern und Verwaltern<br />

interessante Chancen – wenn sie jetzt clever handeln.<br />

Auch die Mieter profitieren.<br />

Die Novelle des Telekommunikationsgesetzes<br />

tritt am 1. Dezember <strong>2021</strong> in Kraft und bringt<br />

für Haus- und Wohnungseigentümer sowie<br />

Immobilienverwalter, aber auch für den Verbraucher<br />

wichtige Neuerungen. Ziel der Gesetzesnovelle<br />

ist unter anderem, EU-Verbraucherrechte in<br />

deutsches Recht umzusetzen. Zudem soll der<br />

Glasfaseranschluss in Mehrfamilienhäusern<br />

künftig zum Standard werden.<br />

Die Telekom investiert deshalb wie noch nie und<br />

beschleunigt ihren Glasfaserausbau – auch durch<br />

interessante Angebote für Vermieter: So belohnt<br />

die Telekom Hausbesitzer, die in den Glasfaser-<br />

Regionen einen zügigen Ausbau unterstützen<br />

mit einem kostenlosen Hausanschluss.<br />

Die Telekom schützt beim Glasfaserausbau<br />

die Interessen des Vermieters – und die des<br />

Verbrauchers gleichermaßen: Denn bei der<br />

Telekom wird niemand zum Umstieg gezwungen;<br />

die vorhandenen Leitungen für Telefon/DSL und<br />

Kabelfernsehen werden nicht abgeschaltet.<br />

Glasfaseranschluss sichern –<br />

Kabel-Gestattungsvertrag neu ausschreiben<br />

Das neue Gesetz beendet die Umlagefähigkeit<br />

des Kabelanschlusses. Für laufende Kabel-<br />

Gestattungsverträge haben Vermieter und<br />

Verwalter deshalb ein Sonderkündigungsrecht.<br />

Es gilt zwar eine Übergangsfrist bis zum<br />

30. Juni 2024; dennoch lohnt es sich, die<br />

Gestattung schon jetzt neu auszuschreiben:<br />

Die Telekom bietet der Wohnungswirtschaft an,<br />

die Einspeisung von TV-Programmen zu<br />

übernehmen und direkt mit den Mietern<br />

abzurechnen – und das zu fairen Konditionen.<br />

Hausbesitzer und -Verwalter sollten sich in<br />

jedem Fall jetzt mit dem Geschäftsbereich<br />

Wohnungswirtschaft der Telekom in Verbindung<br />

setzen, um jetzt die optimalen Konditionen<br />

für sich und ihre Mieter herauszuholen.<br />

Telekom Deutschland<br />

Geschäftsbereich Wohnungswirtschaft<br />

und Breitbandausbau Geschäftskunden<br />

Tel. 0800 / 33 0 33 33<br />

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84<br />

Impressum 4_<strong>2021</strong><br />

HERAUSGEBER<br />

Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.<br />

Hamburg – Mecklenburg-Vorpommern – Schleswig-Holstein<br />

Andreas Breitner<br />

Verbandsdirektor<br />

040 52011-215 | E-Mail: breitner@vnw.de<br />

WP/StB Gerhard Viemann<br />

Direktor für den Prüfungsdienst<br />

040 52011-240 | E-Mail: viemann@vnw.de<br />

WP/StB/RA Jürgen Wendlandt<br />

Stellv. Direktor für den Prüfungsdienst<br />

040 52011-275 | E-Mail: wendlandt@vnw.de<br />

Andreas Daferner<br />

Bildung<br />

040 52011-218 | E-Mail: daferner@vnw.de<br />

Dr. Peter Hitpaß<br />

Wohnungswirtschaft, Betriebskosten- und<br />

Medienrecht<br />

0385 48937-503 | E-Mail: hitpass@vnw.de<br />

Christoph Kostka<br />

Geschäftsführung<br />

<strong>VNW</strong> Landesverband Schleswig-Holstein<br />

040 52011-225 | E-Mail: kostka@vnw.de<br />

Steffen Laser<br />

Geschäftsführung<br />

<strong>VNW</strong> Landesverband Mecklenburg-Vorpommern<br />

0385 48937-501 | E-Mail: laser@vnw.de<br />

Petra Memmler<br />

Geschäftsführung <strong>VNW</strong> Landesverband Hamburg<br />

Technik und Energie<br />

040 52011-230 | E-Mail: memmler@vnw.de<br />

Nicola Olivier<br />

Datenschutz<br />

040 520 11 221 | Mail: olivier@vnw.de<br />

Andreas Thal<br />

Stellvertreter des Verbandsdirektors und Verwaltung<br />

040 52011-204 | E-Mail: thal@vnw.de<br />

REDAKTION<br />

Oliver Schirg<br />

Verantwortlich im Sinne des Presserechts<br />

040 52011-226 | E-Mail: schirg@vnw.de<br />

ANZEIGEN<br />

Ilka Schünemann<br />

0511 1265-123 | E-Mail: i.schuenemann@vdw-online.de<br />

GESTALTUNG<br />

hungerundkoch.com<br />

0511 51 99 46-00<br />

DRUCK<br />

QUBUS media GmbH<br />

Beckstraße 10 | 30457 Hannover<br />

RA Dr. Kai Mediger<br />

Recht, Genossenschaften und Quartiersentwicklung<br />

040 52011-238 | E-Mail: Mediger@vnw.de<br />

Mehr Informationen über den <strong>VNW</strong> finden Sie im Internet unter www.vnw.de<br />

Bildnachweise<br />

Titelbild, S. 1: Willing-Holtz Fotografie; S. 2: Schirg; S. 3: Bertold Fabricius; Seite 5-9: Bertold Fabricius; S. 10: BVE; S.13: BVE; S. 14-15: A-Quadrat/<br />

Ralf Rieger Visual Services Hamburg; S. 16: Bertold Fabricius; S. 17: Andreas Duerst STUDIO 301/WGSH; S. 18: DOMUSIMAGES, Jens Scholz; S. 19:<br />

WIRO; S. 20-21: SPRINT break; S. 22: Wankendorfer Baugenossenschaft für Schleswig-Holstein eG, Vodafone; S. 23: SPRINT break; S. 24: Willing-Holtz<br />

Fotografie; S. 25: Willing-Holtz Fotografie, Wittenkamp/BVE; S. 28-29: Wankendorfer Baugenossenschaft für Schleswig-Holstein eG; S. 30: Guido<br />

Kirchner/dpa; S. 31: Guido Kirchner/dpa, Karl-Josef Hildendbrand/dpa; S. 32: Karl-Josef Hildendbrand/dpa; S. 34: Bertold Fabricius; S. 36-37: Ernst<br />

Scheel/Petra Vorreiter; S. 38-39: Bertold Fabricius; S. 41: Bertold Fabricius; S. 44: Daniel Reinhardt, <strong>VNW</strong>, ARGE; S. 45: Bertold Fabricius; S. 46: privat;<br />

S. 47: New Communication, Wohnungsverein Hamburg von 1902; S. 48: Neue Lübecker, NEUWOGES; S. 49: <strong>VNW</strong>; S. 50: T. Ahlf/SAGA, Hamburger<br />

Wohnen; S. 51: Playfit, Bernd Perlbach, Christian Charisius/dpa; S. 52: Lübecker Bauverein, SBV; S. 53: HANSA Baugenossenschaft; S. 54: Kristina<br />

Wedekind, A. Bock, NEUWOBA


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<strong>VNW</strong><br />

Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.<br />

Hamburg – Mecklenburg-Vorpommern – Schleswig-Holstein<br />

Tangstedter Landstraße 83<br />

22415 Hamburg<br />

Tel.: 040 520 11- 0<br />

Fax: 040 520 11- 201<br />

E-Mail: info@vnw.de<br />

Internet: www.vnw.de<br />

vdw<br />

Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft<br />

Niedersachsen Bremen e.V.<br />

Postfach 61 20<br />

30061 Hannover<br />

Tel.: 0511 12 65 - 01<br />

Fax: 0511 12 65 - 111<br />

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