VNW-Magazin Ausgabe 4/2021
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
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<strong>VNW</strong> magazin<br />
Wohnen<br />
im Norden<br />
4_<strong>2021</strong><br />
Foodsharing<br />
Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen
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Zukunft<br />
Stand: August <strong>2021</strong><br />
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1<br />
Inhalt 4_<strong>2021</strong><br />
<strong>VNW</strong><br />
Analysen<br />
Editorial 03<br />
<strong>VNW</strong>-Arbeitstagung Rostock 04<br />
„Na, retten wir wieder die Wale?“ 10<br />
Das Ampelkonzept des BVE 12<br />
Wohnungsunternehmen in MV 14<br />
Feuerqualle ziert Rostocker Wohnhaus 18<br />
Neue Formen der Zusammenarbeit 20<br />
Mobilitätshub mit Foodsharing 24<br />
Mit Kreativität die Krise gemeistert 28<br />
Läuft wie gedruckt 30<br />
Geschichten aus der Geschichte 34<br />
Neues Bündnis für das Wohnen 38<br />
Schwarzarbeit 40<br />
Jubiläum: 75 Jahre ARGE 44<br />
Namen und Nachrichten 46<br />
Impressum 84<br />
IT-Ökosystem 56<br />
Gastbeitrag: Prof. Elisabeth Endres 60<br />
Preisblase am Immobilienmarkt? 64<br />
Kolumne: Dr. Daniel Dettling 70<br />
Nachhaltigkeit 72<br />
Betriebskostenrecht 78<br />
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung<br />
der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet.<br />
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.<br />
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Foodsharing<br />
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Kühlschrank für alle: Der Mobilitätshub<br />
des Bauvereins der Elbgemeinden eG<br />
in Hamburg-Iserbrook.
Schlussstück<br />
Der Tod ist groß.<br />
Wir sind die Seinen<br />
lachenden Munds.<br />
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,<br />
wagt er zu weinen<br />
mitten in uns.<br />
Rainer Maria Rilke
3<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
Dder deutsche Fußball-Bundestrainer Sepp<br />
Herberger sagte einmal: „Nach dem Spiel ist<br />
vor dem Spiel.“ Mit Blick auf die aktuelle politische<br />
Situation in unserem Land lässt sich<br />
der Satz dahingehend abwandeln: „Nach der<br />
Wahl ist vor der Wahl.“<br />
Daher wird auch in den kommenden vier Jahren die<br />
Wohnungspolitik im Zentrum des Regierungshandelns<br />
stehen. Dabei dürfte es vor allem darum gehen, die<br />
Herausforderungendes Klimaschutzes mit bezahlbarem<br />
Wohnen in Übereinstimmung zu bringen.<br />
Für uns soziale Vermieter geht es um Ausgewogenheit.<br />
Weder dürfen die Mieterinnen und Mieter überlastet<br />
noch die Wohnungsunternehmen überfordert werden.<br />
Nur wenn alle ihren Anteil beitragen – dazu gehört auch<br />
der Staat durch Förderung –, wird diese Balance gelingen.<br />
Die einseitige Übertragung von Kosten auf die sozialen<br />
Vermieter, wie bei der CO 2<br />
-Abgabe oder der Grundsteuer<br />
geplant, führt lediglich dazu, dass den Unternehmen für<br />
den ökologischen Umbau dringend notwendige Finanzmittel<br />
entzogen werden.<br />
Wesentliche Elemente einer nachhaltigen Wohnungspolitik<br />
in den kommenden vier Jahren müssen daher sein:<br />
Pragmatismus, Verlässlichkeit und Technologieoffenheit.<br />
1. Ideologische Ansätze helfen bei der Bewältigung der<br />
Herausforderungen des Klimaschutzes nicht, sondern<br />
sind hinderlich. Was am meisten CO 2<br />
einspart, muss<br />
umgesetzt werden. Nicht allein das einzelne Haus sollte<br />
dabei im Mittelpunkt der Betrachtung stehen, sondern<br />
auch das Quartier.<br />
2. Verlässlichkeit ist für die Wohnungswirtschaft, die in<br />
Zeiträumen von sechs, sieben Jahrzehnten denkt, essenziell.<br />
Deshalb geht es darum, sowohl (erreichbare) Reduktionsziele<br />
zu formulieren als auch die Unternehmen<br />
in die Lage zu versetzen, diese Ziele erreichen zu können.<br />
3. Die Herausforderungen des Klimaschutzes lassen sich<br />
nur durch Erfindergeist, Innovationen und moderne<br />
Technik lösen. Per Gesetz oder Verordnung die Wohnungsunternehmen<br />
auf einige wenige Technologien zu<br />
verpflichten wird das Erreichen der Reduktionsziele verhindern.<br />
Natürlich müssen sich der Staat und seine Bürokratie<br />
bewegen. Wer glaubt, der Staat sei der bessere Unternehmer,<br />
kann das gern unter Beweis stellen: bei der<br />
Entschlackung und Harmonisierung von Bauordnungen,<br />
mit rascheren Genehmigungsverfahren und mit mehr<br />
Dienstleistungsgedanken in den Ämtern.<br />
Zu guter Letzt: Ein eigenständiges (und machtvolles)<br />
Bundesministerium für Wohnungsbau ist unverzichtbar.<br />
Es mangelte in Berlin in der abgelaufenen Legislaturperiode<br />
ja nicht an klugen Leuten und klugen Ideen,<br />
sondern daran, dass eine Bundesbauministerin oder ein<br />
Bundesbauminister diese durchsetzt.<br />
Andreas Breitner, <strong>VNW</strong>-Vorstand und Verbandsdirektor
4<br />
Eingriffe von oben<br />
lösen keine Probleme<br />
Nach einem Jahr Pausieren wegen Corona trafen sich<br />
Vorstände, Geschäftsführer und Gäste wieder zur<br />
<strong>VNW</strong>-Arbeitstagung in Rostock.<br />
VON OLIVER SCHIRG<br />
f<br />
Rostock. Die norddeutsche Wohnungswirtschaft<br />
hat für die Lösung der Herausforderungen<br />
auf dem Wohnungsmarkt mehr Fachlichkeit<br />
und weniger Ideologie gefordert. „Wer<br />
auf Populismus setzt, wird am Ende scheitern“,<br />
sagte <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner am<br />
20. September auf der <strong>VNW</strong>-Arbeitstagung<br />
in Rostock. „Die Enteignung von Wohnungsunternehmen<br />
oder ein bundesweiter Mietendeckel<br />
sind Scheinlösungen. Dadurch wird<br />
keine einzige Wohnung geschaffen. Stattdessen<br />
müssen mehr bezahlbare Wohnungen<br />
errichtet werden.“<br />
Marcel Sonntag, Vorsitzender des <strong>VNW</strong>-<br />
Verbandsausschusses und Vorstandsvorsitzender<br />
der NEUE LÜBECKER Baugenossenschaft<br />
eG, kritisierte in seiner Eröffnungsrede die vielen<br />
bürokratischen Hemmnisse, mit denen die<br />
sozialen Wohnungsunternehmen heute zu tun<br />
haben. Eine normale Quartiersentwicklung<br />
dauere inzwischen mindestens fünf Jahre,<br />
etwas anspruchsvolle Projekte kämen gar auf<br />
sieben Jahre. Ursache seien lange Baugenehmigungszeiten<br />
sowie steigende Anforderungen<br />
an Bauunterlagen und an die technische<br />
Ausstattung von Wohngebäuden.
5 <strong>VNW</strong>-Arbeitstagung<br />
Mangel an Fachkräften in der Bauwirtschaft<br />
Hinzu kämen unterschiedliche Bauordnungen in den einzelnen<br />
Bundesländern, politische Forderungen nach einer Mietpreisbremse<br />
und der Mangel an Fachkräften in der Bauwirtschaft,<br />
sagte Marcel Sonntag weiter. Er kritisierte Pläne, die<br />
Umlagefähigkeit der Grundsteuer abzuschaffen und die CO 2<br />
-<br />
Abgabe allein den Vermietern aufzubürden. Er bezweifle,<br />
dass man mit derartigen Lösungen die Herausforderungen<br />
des Klimaschutzes und der alternden Gesellschaft werde<br />
lösen können, sagte Marcel Sonntag.<br />
<strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner forderte eine Vereinfachung<br />
der Baunormen und der Bauordnungen. „Zudem<br />
müssen die Kommunen mehr Bauland und das zu günstigeren<br />
Preisen zur Verfügung stellen. Nur Luftschlösser brauchen<br />
keine Grundstücke – und die bauen wir nicht. Außerdem<br />
wäre eine Baukostenbremse ein sinnvoller Beitrag zur Förderung<br />
des bezahlbaren Wohnens. Die in den vergangenen<br />
Monaten explosionsartig gestiegenen Baupreise bedrohten<br />
inzwischen in allen drei Bundesländern die Wohnungsbauziele.“<br />
Gebühren öffentlicher Unternehmen<br />
steigen und steigen<br />
In diesem Zusammenhang kritisierte <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas<br />
Breitner den seit Jahren ungebremsten Anstieg der Gebühren<br />
öffentlicher Unternehmen. „Die Abgaben für Wasser oder<br />
Abwasser und für die Müllentsorgung steigen und steigen.<br />
Es fällt auf, dass die Politikerinnen und Politiker dazu kaum<br />
etwas sagen. Das ist unredlich und blendet aus, dass die sogenannte<br />
zweite Miete einen erheblichen Anteil der Wohnkostenbelastung<br />
ausmacht. Wie wäre es mit einer Gebührenbremse<br />
der öffentlichen Hand?“<br />
Andreas Breitner und Marcel Sonntag wandten sich auch<br />
gegen die Forderung nach einer „neuen Gemeinnützigkeit“:<br />
„Die sozialen Wohnungsunternehmen sind die nachhaltigste<br />
Unternehmensform, die es gibt. Wir haben keine versteckten<br />
Konten, keine internationalen Gesellschafter, die Geld aus<br />
den Unternehmen herausziehen, und wir streben auch nicht<br />
nach einer Maximierung des Unternehmensgewinns.“ Fast<br />
alle Mieteinnahmen werden für die Mieterinnen und Mieter<br />
investiert. „Wer das Agieren der sozialen Vermieter diskreditiert,<br />
der handelt nicht sozial.“<br />
Die Wohnungsfrage sei schon immer eine soziale Frage<br />
gewesen. „Diese kann man nicht auf dem Rücken der Wohnungswirtschaft<br />
lösen.“ Es sei notwendig, die Menschen in<br />
die Lage zu versetzen, ihre Mieten selbst zu bezahlen. Das<br />
aber seien Fragen der Sozialpolitik. Sowohl Breitner als auch<br />
Sonntag warnte vor mehr Staatsdirigismus. „Eingriffe von<br />
oben lösen keine Probleme, sondern schaffen nur neue.“<br />
PHILIPP AMTHOR , CDU-Politiker<br />
„Sozialer Wohnungsbau ist nicht nur eine Sache des Staates,<br />
sondern auch eine Sache des Marktes. Wohnen ist auch<br />
Daseinsvorsorge, aber Wohnen ist eben auch Markt.<br />
Der Staat darf nicht alles regulieren, er ist nicht der bessere<br />
Unternehmer.“
6<br />
<strong>VNW</strong> Arbeitstagung
7<br />
<strong>VNW</strong>-Arbeitstagung<br />
MARCEL SONNTAG, Vorsitzender<br />
des <strong>VNW</strong>-Verbandsausschusses und<br />
Vorstandsvorsitzender der NEUE<br />
LÜBECKER Baugenossenschaft eG<br />
„Die sozialen Wohnungsunternehmen<br />
sind die nachhaltigste Unternehmensform,<br />
die es gibt. Wir haben keine<br />
versteckten Konten, keine internationalen<br />
Gesellschafter, die Geld aus den<br />
Unternehmen herausziehen, und wir<br />
streben auch nicht nach einer Maximierung<br />
des Unternehmensgewinns.“
8<br />
<strong>VNW</strong>-Arbeitstagung<br />
ANDREAS BREITNER, Vorstand<br />
und <strong>VNW</strong>-Verbandsdirektor<br />
„Die Kommunen müssen mehr Bauland zur<br />
Verfügung stellen und das zu günstigeren<br />
Preisen. Nur Luftschlösser brauchen keine<br />
Grundstücke – und die bauen wir nicht.“<br />
PROF. DR. LARS FELD,<br />
Professor für Wirtschaftspolitik an der<br />
Universität Freiburg, verwies in seinem<br />
Vortrag auf die großen Herausforderungen,<br />
vor denen Deutschland nach<br />
der Corona-Pandemie steht. Aus seiner<br />
Sicht kommt Deutschland besser als<br />
andere Länder aus der Krise heraus.
9<br />
DIETMAR WALBERG, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes<br />
Bauen e.V., sprach sprach von den Herausforderungen des Klimawandels für die<br />
Wohnungswirtschaft und machte deutlich, dass viele Wohnungsunternehmen<br />
bereits seit vielen Jahren in die energetische Sanierung ihrer Bestände investierten.<br />
LARS HAIDER, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts,<br />
berichteteüber seine Gespräche mit den Spitzenkandidaten<br />
der Parteien für die Bundestagswahl und zeigte sich eine<br />
Woche vor der Wahl überzeugt, dass Hamburgs früherer<br />
Erster Bürgermeister Olaf Scholz gewinnen wird.
10<br />
<strong>VNW</strong><br />
„Na, Frau Marquardt:<br />
Retten wir wieder die<br />
Wale? ”<br />
Klara Marquardt hat beim Bauverein der Elbgemeinden das Nachhaltigkeitsmanagement<br />
aufgebaut. Jetzt berichtete sie vor dem Fachausschuss Marketing<br />
und Kommunikation über ihre Erfahrungen.<br />
VON OLIVER SCHIRG<br />
KLARA MARQUARDT<br />
ist seit 2016 mit viel Herz und Verstand Nachhaltigkeitsmanagerin<br />
des Bauvereins der Elbgemeinden eG und Teil des Teams Klima 2045.<br />
f
11<br />
„Natürlich hilft Leidenschaft, Menschen<br />
zu überzeugen. Auch zu akzeptieren,<br />
dass es Widerstände gibt, ist hilfreich.“<br />
Hamburg. Vor fünf Jahren hat Klara Marquardt beim Bauverein<br />
der Elbgemeinden eG (BVE) als Nachhaltigkeitsmanagerin angefangen.<br />
Mit einem „weißen Blatt Papier“ sei das gewesen, erzählt<br />
die 32-Jährige beim Besuch des Fachausschusses Marketing und<br />
Kommunikation. Das Gute: „Ich konnte von Grund auf ein Nachhaltigkeitskonzept<br />
aufbauen, das zum BVE passt, das ganzheitlich<br />
und authentisch ist.“<br />
Inzwischen gilt der BVE unter den Genossenschaften als Vorbild<br />
in Sachen Nachhaltigkeit und der entsprechenden Berichterstattung.<br />
Doch dahin zu kommen sei nicht einfach gewesen, sagt<br />
Klara Marquardt. „Entscheidend war, dass ich mich zu 100 Prozent<br />
auf den Vorstand und seine Unterstützung verlassen konnte.<br />
Das ist unverzichtbar, wenn man in Sachen Nachhaltigkeit erfolgreich<br />
sein will.“<br />
Ist-Analyse als Ausgangspunkt<br />
Zunächst habe sie sich schlaugemacht. „Ich habe mir die Praxis<br />
anderer Wohnungsunternehmen angeschaut und viel gelesen.<br />
Besonders gute Projekte nahm ich als Vorbild und nutzte sie zum<br />
Vergleich, wo wir stehen.“ Die „Stakeholderanalyse“ sei die Basis<br />
für die „Wesentlichkeitsanalyse“ gewesen, erzählt Klara Marquardt<br />
weiter. Dabei habe man herausgefunden, was die wesentlichen<br />
Aufgaben seien, die der BVE in Sachen Nachhaltigkeit zu<br />
erfüllen habe. „Das war sehr aufwendig, weil wir mehr als 500<br />
Personen befragten und uns jetzt darauf berufen können. Im<br />
Kern ging es darum, herauszufinden, was wir vordringlich bearbeiten<br />
wollen.“<br />
Zudem wurde ein Grundgerüst für ein Nachhaltigkeitscontrolling<br />
entwickelt: „Also: Welche Zahlen sollten wir kennen<br />
und welche Zahlen wollen wir berichten? Dazu stellten wir uns<br />
die Frage, nach welchen Kriterien wir berichten wollten.“ Anfangs<br />
habe man sehr wenig Kennzahlen gehabt, erinnert sich die<br />
Nachhaltigkeitsmanagerin. „Wir mussten uns alles mithilfe der<br />
Kolleginnen und Kollegen in den unterschiedlichen Abteilungen<br />
zusammensuchen.“ Das einzufordern sei oft nicht einfach gewesen.<br />
„Schließlich bedeutete es ja Mehrarbeit.“<br />
Klara Marquardt listet ein paar Herausforderungen auf, die sie<br />
in diesem Zusammenhang zu bewältigen hatte:<br />
• Wie viel Kohlendioxid stößt Wohnungsbestand aus?<br />
• Wie viel Kohlendioxid stoßen die Fahrzeuge des<br />
BVE-Fuhrparks aus?<br />
• Wie viel Energie verbraucht die Verwaltung?<br />
• Wie viel Energie verbrauchen die Handwerker?<br />
„Am Ende besaßen wir eine große Excel-Tabelle mit der jeweiligen<br />
Zahl und den Kriterien, die dahinter stehen.“ Entscheidend sei,<br />
nie zu vergessen, dass der Nachhaltigkeitsbericht für Genossenschaftsmitglieder<br />
erarbeitet werde. „Transparenz halte ich für unverzichtbar:<br />
Die Mitglieder sollen die Kennzahlen verstehen, um<br />
mitreden zu können.“<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „mitnehmen“<br />
Zugleich versuchte Klara Marquardt, die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter des BVE einzubeziehen. „Das fing damit an, dass wir<br />
alle darüber informierten, was wir machen. Bei einer zusätzlichen<br />
Stelle, die geschaffen wird, gibt es natürlich Fragen, warum der<br />
BVE das braucht.“ Zugleich sei es darum gegangen, am praktischen<br />
Beispiel die Wirkung der Arbeit aufzuzeigen. „Wir haben<br />
ein neues Abfallmanagement eingeführt, was sicher nicht gleich<br />
bei jedem gut ankam. Aber wir konnten zeigen, dass es manchmal<br />
Kleinigkeiten sind, die eine große Wirkung entfalten.“<br />
Als die ersten Kennzahlen vorlagen, führte der BVE das Umweltmanagementsystem<br />
Ökoprofit ein. Der Clou: Man etabliert<br />
das System gemeinsam mit anderen Unternehmen in Hamburg,<br />
die vor den gleichen Herausforderungen stehen. „In Hamburg<br />
bestand unsere Gruppe zunächst aus zwölf Unternehmen, die<br />
das System gemeinsam eingeführt haben. Ein Jahr lang erarbeiteten<br />
wir uns Monat für Monat ein Thema – Wasser, Verbräuche,<br />
Kohlendioxid – und tauschten uns darüber aus, was wir verbessern<br />
können. Das hat sehr geholfen.“<br />
Ein Nebeneffekt der Einführung dieses Systems: „Man lernt<br />
die Gebäude des Unternehmens in Sachen Verbrauch kennen:<br />
Verwaltungsgebäude, Werkstätten und Werkhallen – einfach<br />
alles“, sagt Klara Marquardt. Zudem gebe es bundesweit einen<br />
„Ökoprofit Club“ mit mehreren Hundert Mitgliedern. „Man kann<br />
dort viel lernen, auch wenn die Branchen der beteiligten Unternehmen<br />
unterschiedlich sind. Aber gerade beim Thema Nachhaltigkeit<br />
ist es sinnvoll, über den Tellerrand zu schauen.“<br />
Enge Bindung an den Vorstand ist unverzichtbar<br />
Entscheidend für den Erfolg als Nachhaltigkeitsmanagerin sei die<br />
enge Bindung an den Vorstand – da ist sich Klara Marquardt sicher.<br />
„Natürlich muss ich auch durchsetzungsstark sein und benötige<br />
‚freie Hand‘ bei meinen Aufgaben. Aber wenn der Vorstand das<br />
nicht pusht und keine eigene Stelle hat, wird das Ganze nichts.“<br />
Natürlich helfe Leidenschaft, Menschen zu überzeugen. Auch<br />
zu akzeptieren, dass es auch Widerstände gibt, ist hilfreich. „Man<br />
benötigt eine hohe Frustrationsgrenze, wenn man manche Diskussionen<br />
immer und immer wieder führt oder mit dem Satz begrüßt<br />
wird: ‚Na, Frau Marquardt: Retten wir wieder die Wale?‘.<br />
Aber der Wandel zu mehr Nachhaltigkeit ist von grundsätzlicher<br />
Natur, und das braucht seine Zeit.“<br />
Zudem gibt es beim BVE einen externen Nachhaltigkeitsbeirat,<br />
in dem freiwillig Mitglieder der Genossenschaft, Vertreterinnen<br />
und Vertreter und Aufsichtsratsmitglieder mitarbeiten. Die Gruppe<br />
von zehn Leuten trifft sich zweimal im Jahr. „Es gibt kritische<br />
Fragen, aber, und das ist mir wichtig, auch den Blick von außen.“<br />
f
12<br />
<strong>VNW</strong><br />
Das Ampelkonzept<br />
des BVE<br />
Biodiversität soll in den Außenanlagen des Bauvereins der Elbgemeinden<br />
(BVE) künftig eine noch größere Rolle spielen. Dafür hat<br />
Hamburgs größte Wohnungsbaugenossenschaft ein Ampelkonzept<br />
entwickeln lassen.<br />
VON KLARA MARQUARDT<br />
Hamburg. Tiere wie Insekten, kleine Reptilien, Vögel und Fledermäuse<br />
sind auf Orte angewiesen, wo sie ausreichend Schutz und<br />
Nahrung vorfinden. In der Stadt sind diese Räume allerdings selten<br />
geworden. Biodiversität hat das Ziel, die Artenvielfalt wiederherzustellen<br />
und zu fördern. Das bedeutet, nicht jede Grünfläche<br />
als Parkwiese mit Rasen und Zierblumen zu planen, sondern zum<br />
Beispiel auch wild wachsende und für die Menschen unzugängliche<br />
Bereiche anzulegen. Dort summt und schwirrt es dann, was<br />
wiederum dem gesamten Ökokreislauf zugutekommt.<br />
Um ein Konzept für mehr biologische Vielfalt in seinen Grünanlagen<br />
zu entwickeln, engagierte der BVE den Landschaftsarchitekten<br />
Daniel Lichtenstein. Das daraus entstandene Ampelkonzept<br />
des BVE unterscheidet zwischen drei Raumtypen. Diese sollen<br />
nebeneinander in der Gestaltung der Außenanlagen umgesetzt<br />
werden, sodass einerseits die Menschen eine gute Aufenthaltsqualität<br />
haben und andererseits gesunde Ökosysteme entstehen.<br />
• Rot sind hochwertig gestaltete Freiflächen, in denen die<br />
Artenvielfalt nicht das Hauptziel ist. Das können Wiesen sein, auf<br />
denen Menschen sitzen und Sport treiben, mit Bänken versehen<br />
und umgeben von Zierblumen.<br />
• Gelb sind Flächen, in denen Menschen und Tiere zusammenleben,<br />
die also von beiden genutzt werden.<br />
• Grün sind Wildflächen, in denen der Mensch möglichst<br />
wenig in die Natur eingreift. Sie zeichnen sich durch eine dichte<br />
Vegetation aus. Diese Flächen bieten einen sehr guten Lebensraum<br />
für Tiere: Sie sind reich an Nahrung und bieten den notwendigen<br />
Schutz, um zu nisten und zu brüten.<br />
Jeder Raumtyp erfüllt eine spezielle Funktion<br />
In der Praxis werden die Raumtypen entsprechend unterschiedlich<br />
gestaltet. „Jede Farbe und damit jeder Raumtyp erfüllt dabei<br />
eine spezielle Funktion. Nur im Dreiklang ergeben sie ein lebenswertes<br />
und ökologisches Quartier für Mensch und Tier“, erklärt<br />
BVE-Vorstand Michael Wulf.<br />
Rote, also hochwertig gestaltete Flächen können in Teilen mit<br />
Wildblumenwiesen und Blühpflanzen versehen werden. So finden<br />
Insekten und Vögel auch hier Nahrung, ohne die Funktion als<br />
Erholungsraum für die Menschen zu beschneiden.<br />
Auf gelben Flächen, die von Menschen und Tieren gemeinsam<br />
genutzt werden, können beispielsweise Sandflächen, Grünbrücken<br />
und eine insektenfreundliche Beleuchtung zum Einsatz<br />
kommen. So wird nach dem Motto „Spielen und Lernen“ ein<br />
Raum geschaffen, in dem Kinder Natur vor der eigenen Haustür<br />
erleben können.<br />
In den grünen, naturnahen Räumen will der BVE zum Beispiel<br />
Nist- und Brutkästen für Vögel sowie Totholzbereiche für kleine<br />
Insekten und Reptilien anlegen. Eine dichte Vegetation soll den<br />
Tieren Schutz und Ruhe bieten.<br />
Hoch hinaus: vertikale Biodiversität<br />
Neben der Einteilung in verschiedene Zonen gibt es noch eine Art,<br />
das Ampelkonzept zu denken: in die Höhe. Während unten intensive<br />
Pflanzflächen Nahrung für Vögel und Insekten bieten, können<br />
auf Kopfhöhe Fledermausbrutkästen aufgehängt werden.
13<br />
Auf diese Weise<br />
erhalten Kinder<br />
und Erwachsene<br />
auch in der Stadt die<br />
Möglichkeit, Fledermäuse<br />
zu beobachten<br />
und kennenzulernen. Vögel<br />
freuen sich über Brutkästen<br />
in einigen Metern Höhe – unerreichbar<br />
für Menschen und Raubtiere<br />
wie Katzen. Die Bepflanzung<br />
von Dächern bietet neue Nahrungsquellen<br />
für Insekten.<br />
„Mit dem Ampelkonzept<br />
haben wir ein wirksames<br />
und praktikables Instrument,<br />
um die Biodiversität in unseren<br />
Beständen zu fördern“,<br />
sagt Michael Wulf aus dem Vorstand des BVE. „Wir<br />
setzen es bereits in zwei Quartieren um: am Heidrehmen<br />
in Iserbrook und in der Ückerstraße in Lurup. Künftig<br />
werden wir die Ampel auch bei Neubauten sowie größeren<br />
baulichen Maßnahmen berücksichtigen. Denn wir müssen<br />
im Sinne der Nachhaltigkeit Bauen und Natur in der Stadt<br />
noch stärker in Einklang bringen.“ h
14<br />
<strong>VNW</strong>
15<br />
Wohnungsunternehmen<br />
in MV stocken<br />
Investitionen auf<br />
In ländlichen Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns ist es nicht<br />
schwer, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Ganz anders sieht<br />
es da in den größeren Städten und Urlaubsregionen aus.<br />
VON FRANK PFAFF
16 <strong>VNW</strong><br />
Wismar / Schwerin. Der kommunale Wohnungsbau reagiert nach<br />
Angaben des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen<br />
e.V. (<strong>VNW</strong>) mit hohen Investitionen auf den örtlichen Mangel an<br />
bezahlbarem Wohnraum in Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Die im Verband zusammengeschlossenen Unternehmen hätten<br />
im Vorjahr im Nordosten 458 Millionen Euro in Neubau, Instandhaltung<br />
und Sanierung investiert. „In diesem Jahr sind Investitionen<br />
in Höhe von rund 573 Millionen Euro geplant – also ein Plus von<br />
rund 115 Millionen Euro“, sagte Verbandsdirektor Andreas Breitner<br />
in Wismar zum Abschluss der Dialogtour über die „Zukunft des<br />
Wohnens“.<br />
Die über das gesamte Land verteilten Gesprächsrunden hatte<br />
Bau- und Infrastrukturminister Christian Pegel initiiert. Dabei ging<br />
es um die Frage, wie bezahlbarer Wohnraum geschaffen und zugleich<br />
eine soziale Durchmischung in den Wohnquartieren erreicht<br />
werden kann. Mit Unterstützung des Landes solle modellhaft in<br />
Rostock, Schwerin und Greifswald versucht werden, dem Trend der<br />
Entmischung entgegenzuwirken.<br />
Durchschnittsmiete von 5,36 Euro pro Quadratmeter<br />
Für die im <strong>VNW</strong> organisierten Wohnungsgenossenschaften und<br />
Wohnungsgesellschaften stünden Bau und Unterhalt bezahlbarer<br />
Wohnungen im Mittelpunkt, sagte Breitner weiter. Die durchschnittliche<br />
Nettokaltmiete liege mit 5,36 Euro pro Quadratmeter<br />
deutlich unter dem allgemeinen Mietniveau in Mecklenburg-<br />
Vorpommern. Hinzu kämen Nebenkosten von durchschnittlich<br />
2,47 Euro pro Quadratmeter.<br />
Breitner appellierte an die Landesregierung, angesichts von<br />
Materialmangel und Preisanstieg so rasch wie möglich den Dialog<br />
mit der Bau- und Wohnungswirtschaft zu suchen. „Wir brauchen<br />
Verabredungen, die sicherstellen, dass zumindest die im Bau<br />
befindlichen Wohnungsbauprojekte wie geplant weitergeführt<br />
werden können.“ Für ihre Wohnungspolitik in der abgelaufenen<br />
Legislaturperiode stellte der <strong>VNW</strong>-Direktor der Schweriner SPD /<br />
CDU-Koalition ein positives Zeugnis aus. „Sie hat ihre Politik korrigiert<br />
und den Erfordernissen angepasst.“ h<br />
Wohnquartiere müssen gut durchmischt bleiben<br />
„Das Ziel ist es, dass unsere Wohnviertel von Menschen verschiedener<br />
Berufs- und Altersgruppen sowie Herkunft bewohnt werden,<br />
also gut durchmischt sind“, sagte Pegel. Es müsse deshalb<br />
für verschiedene Einkommen bezahlbaren und komfortablen<br />
Wohnraum geben.<br />
Laut Pegel wurde der Wohnungsbau im Land in den zurückliegenden<br />
fünf Jahren mit knapp 100 Millionen Euro von Bund<br />
und Land gefördert. Die Hälfte der Mittel sei in den sozialen<br />
Wohnungsbau geflossen. Damit seien etwa 1000 Wohnungen<br />
geschaffen worden, die an Mieter mit geringerem oder mittlerem<br />
Einkommen vergeben wurden und einer Mietpreisbindung<br />
unterliegen. Allerdings sei der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum<br />
deutlich größer.<br />
Breitner bezeichnete das Bauprojekt „Am Rosengarten“ in<br />
Rostock, für das erst jüngst Richtfest gefeiert worden war, als<br />
einen „Leuchtturm für das bezahlbare Wohnen“. Dort würden<br />
zentrumsnah in vier sechsgeschossigen Stadthäusern 154 energetisch<br />
effiziente und äußerst attraktive Wohnungen entstehen.<br />
„Das sind erfreuliche Perspektiven für die Menschen, die<br />
künftig hier leben werden. Sie erhalten für einen Mietpreis von<br />
sechs bis elf Euro pro Quadratmeter nicht nur ein neues Dach<br />
über dem Kopf, sondern ein Zuhause, das keine Wünsche keine<br />
Wünsche offenlässt“, zeigte sich Breitner überzeugt. Die Wohngebäude<br />
lägen in einem parkähnlichen Areal mit Mietergärten<br />
und Spielflächen.<br />
Meilenstein im<br />
Zeitplan<br />
Rostock. Mangel und Kostenexplosionen bei Baumaterial bereiten<br />
Bauherren seit einigen Monaten große Kopfschmerzen. Trotzdem<br />
ist das Neubauprojekt der Wohnungsgenossenschaft Schiffahrt-<br />
Hafen Rostock eG (WGSH) und der WG Marienehe eG im Plan.<br />
Am 23. Juli – 37 Monate nach dem Kauf des 6870 Quadratmeter<br />
großen Grundstücks in bester Innenstadtlage – wurde „Am Rosengarten“<br />
Richtfest gefeiert. Der Rohbau wurde in 14 Monaten umgesetzt,<br />
damit der ambitionierte Plan im mit der Stadt vereinbarten<br />
Zeitfenster umgesetzt werden konnte. „Das Richtfest war dafür<br />
ein Meilenstein. Er dokumentiert die Verlässlichkeit der Genossenschaften,<br />
mit solchen Projekten für Rostock bezahlbaren Wohnraum<br />
zu schaffen“, sagte WGSH-Vorstand Roland Blank. Insgesamt<br />
entstehen 154 Wohnungen, eine Tiefgarage und hochwertige<br />
Außenanlagen. h<br />
ANDREAS BREITNER,<br />
Vorstand und <strong>VNW</strong>-Verbandsdirektor<br />
„Es braucht viel Mut, solche Projekte zu<br />
realisieren. Wir sind sehr stolz auf das,<br />
was hier passiert.“
17<br />
„Das Ziel ist es, dass unsere Wohnviertel<br />
von Menschen verschiedener<br />
Berufs- und Altersgruppen sowie<br />
Herkunft bewohnt werden, also gut<br />
durchmischt sind.“
18<br />
<strong>VNW</strong><br />
Riesige<br />
Feuerqualle ziert<br />
Rostocker Wohnhaus<br />
Leuchtend und dominant schwimmt „Pelagia noctiluca“ in einem Glaszylinder.
Rostock. An der Ostseite eines fünfgeschossigen Wohnhauses in<br />
der Rostocker Nobelstraße 34 prangt jetzt eine 150 Quadratmeter<br />
große Feuerqualle. Leuchtend und dominant schwimmt sie in<br />
einem Glaszylinder.<br />
Für das Werk verbrauchte die Künstlerin Ina Wilken im vergangenen<br />
halben Jahr 140 Liter Farben und Lasuren. Es ist für die<br />
Wohnen in Rostock Wohnungsgesellschaft mbH (WIRO) bereits das<br />
dritte Wandgemälde mit Tiermotiv: An einem anderen Hochhaus in<br />
der Südstadt ist ein Eisbär zu sehen, ein Parkhaus in der Innenstadt<br />
schmückt eine Orang-Utan-Familie.<br />
„Mit diesem Kunstwerk möchten wir uns für die langjährige,<br />
sehr intensive und gute Zusammenarbeit mit dem Zoo Rostock<br />
sowie für den gelebten Natur- und Artenschutz bedanken“, sagt<br />
Ralf Zimlich, Vorsitzender der Geschäftsführung der WIRO. Der<br />
Gruß ging an den scheidenden Zoodirektor Udo Nagel und an<br />
dessen Nachfolgerin, die bisherige Kuratorin Antje Angeli.<br />
Das Dreißigfache der tatsächlichen Größe<br />
Die Feuerqualle an dem 16 Meter hohen Wohnhaus misst das<br />
Dreißigfache ihrer tatsächlichen Größe. Sie gehört zu den wenigen<br />
europäischen Quallen, deren Nesselkapseln die menschliche<br />
Haut durchdringen können. Das ist Experten zufolge nicht wirklich<br />
gefährlich, aber schmerzhaft.<br />
„Da das Haus ohnehin für einen neuen Farbanstrich vorgesehen<br />
war, passte es gut, den Ostgiebel künstlerisch aufzuwerten“, sagt<br />
Ralf Zimlich. „Es hat Freude gemacht, sich mit dieser faszinierenden<br />
Spezies auseinanderzusetzen und sie mit Farbe und Pinsel an<br />
die Wand zu bringen“, ergänzt Ina Wilken.<br />
Bei ihren Bildern arbeitet die Künstlerin mit Schlagschnur und<br />
Meter-Raster, bei wichtigen Details auch mit Papierschablone, da<br />
es ohne die Möglichkeit, das große Ganze von außen zu betrachten,<br />
nicht gelingt, die Seitenverhältnisse richtig abzuschätzen.<br />
.<br />
Eine besondere Herausforderung<br />
„Glas in diesen Dimensionen zu malen ist schon eine besondere<br />
Herausforderung. Wie nahe ich meinem Entwurf gekommen bin,<br />
sehe ich jedoch immer erst, wenn das Gerüst abgetragen wird.<br />
Das sind jedes Mal spannende Momente“, sagt die Rostockerin.<br />
Momente, auf die es sich zu warten lohnt: „Die Nobelstraße<br />
34 ist nicht länger nur ein Haus – sondern eine bewohnte Leinwand“,<br />
sagt WIRO-Geschäftsführer Ralf Zimlich. Die WIRO zählt<br />
mit rund 35 000 eigenen Wohnungen und Gewerbeeinheiten<br />
sowie mehr als 600 Mitarbeitern zu den größten Wohnungsunternehmen<br />
Norddeutschlands. h
20<br />
<strong>VNW</strong>
21<br />
Die Wohnungswirtschaft ist<br />
„reif“ für neue Formen der<br />
Zusammenarbeit<br />
Ende August dieses Jahres hatte das neue<br />
Weiterbildungsformat „SPRINT break“ in<br />
Heiligenhafen Premiere. Das <strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong><br />
sprach mit Thorsten Gleitz, Mitglied des<br />
Vorstands der Wankendorfer Baugenossenschaft<br />
für Schleswig-Holstein eG, über die<br />
Veranstaltung.<br />
VON OLIVER SCHIRG
22 <strong>VNW</strong><br />
Thorsten Gleitz<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Können Sie mit ein<br />
paar Worten „SPRINT break“ erklären?<br />
Thorsten Gleitz: SPRINT break ist ein<br />
Weiterbildungsformat des <strong>VNW</strong> in Kooperation<br />
mit Vodafone, das sich an<br />
Wohnungsunternehmen richtet. Als Zielgruppe<br />
werden neugierige Ideentreiber<br />
und engagierte Macher angesprochen. In<br />
fünf Tagen wird den Teilnehmern die agile<br />
Arbeitsmethode „SPRINT“ nähergebracht,<br />
die von Jake Knapp (Google Ventures)<br />
entwickelt und perfektioniert wurde. Die<br />
Methode folgt einem zeitlich strengen<br />
Ablauf und verspricht, innerhalb von fünf<br />
Tagen Lösungsansätze effizient zu entwickeln,<br />
mit Experten zu verproben, einen<br />
ersten rudimentären Prototyp zu bauen,<br />
der im Anschluss an Kunden getestet und<br />
bewertet wird.<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Was ist das Besondere<br />
an „SPRINT break“?<br />
Gleitz: Es ist mehr als ein reiner Workshop<br />
über eine agile Methode. Wir haben<br />
es scherzhaft das „Boot-Camp der Wohnungswirtschaft“<br />
genannt, allerdings mit<br />
Duz-Kultur und Candybar. Uns war es<br />
sehr wichtig, eine Wohlfühlatmosphäre<br />
für die 18 Teilnehmer zu schaffen, um sie<br />
motiviert durch die zeitlich ausgelasteten<br />
Tage zu führen. Jeder Morgen begann um<br />
sechs Uhr mit einem (zugegebenermaßen<br />
freiwilligen) Yoga-Kurs zur seelischen Einstimmung<br />
auf den Tag. Alternativ dazu<br />
gingen einige Teilnehmer in der Ostsee baden.<br />
Bis zum Mittagessen wurden anhand<br />
der SPRINT-Methode in drei Gruppen à<br />
sechs Personen aktuelle wohnungswirtschaftliche<br />
Fragen bearbeitet und konkrete<br />
Lösungen entwickelt.<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Und am Nachmittag?<br />
Gleitz: Am Nachmittag haben wir mit<br />
dem „break“ weitergemacht und den Tag<br />
mit einem sportlichen Segel-Event abgerundet.<br />
Besonders war, dass wir 15 hochkarätige<br />
Unternehmensvertreter dazu<br />
bringen konnten, am Vorabend der Abschlussveranstaltung<br />
gemeinsam mit den<br />
Teilnehmern ein Barbecue zu veranstalten.<br />
Am letzten Tag wurden die Arbeitsergebnisse<br />
der drei Gruppen vorgestellt, und neben<br />
viel Lob wurden kritische Nachfragen<br />
aus den jeweiligen Chefetagen von den<br />
Teilnehmern beantwortet. Die Erkenntnis:<br />
Projektarbeit kann und darf Spaß machen,<br />
und es ist tatsächlich möglich, in sehr kurzer<br />
Zeit nach einem streng geplanten Ablauf<br />
Lösungen zu erarbeiten.<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Welche Themen wurden<br />
bearbeitet?<br />
Gleitz: Was gibt unserer Arbeit Sinn? Was<br />
können wir dafür tun, dass Mitarbeiter die<br />
Bedeutung unserer Arbeit im Wohnungsunternehmen<br />
stärker erleben? Es gibt<br />
keinen Planeten B. Eine weitergehende<br />
CO 2<br />
-Reduzierung ist nur durch eine Verhaltensänderung<br />
der Mieter möglich. Wir<br />
suchen den besten Weg, um die Mieter zu<br />
unseren Verbündeten beim Thema CO 2<br />
-<br />
Einsparung zu machen. Wohnungen nach<br />
Corona. Corona hat gezeigt, wie wichtig<br />
unser Zuhause ist. Wie würde eine Wohnung<br />
aussehen, die den Anforderungen<br />
zum Beispiel nach mehr mobilem Arbeiten<br />
entspricht?<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Die Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer machen im Rahmen<br />
von „SPRINT break“ einen Segelkurs.<br />
Was wird damit bezweckt?<br />
Gleitz: An drei Tagen wurde nachmittags<br />
gesegelt. Wir wollten ein Teamsportevent<br />
integrieren, bei dem die Gruppen erneut<br />
durchmischt wurden, sodass eine maximale<br />
Vernetzung möglich wurde. Wir haben<br />
die Veranstaltung an die Ostsee gelegt,<br />
um fußläufig Zugang zum Wasser zu ermöglichen.<br />
Unsere Wahl fiel auf das Segeln,<br />
da wir gehofft haben, dass wir dort<br />
eine für viele Teilnehmer neue Erfahrung<br />
ermöglichen und es keine gravierenden<br />
Leistungsunterschiede gibt. Die Arbeit im<br />
Team und die Erfahrung, sich gemeinsam<br />
einer neuen Herausforderung zu stellen,<br />
hat unsere SPRINT-Methode vom Vormittag<br />
am Nachmittag durch das für viele unbekannte<br />
Segeln gut fortgesetzt.<br />
CARSTEN JESCHKA,<br />
Vodafone, Direktor Vertrieb Großkunden und Mittelstand Immobilienwirtschaft<br />
„Als Partner der Immobilienwirtschaft leben wir den Netzwerkgedanken ganzheitlich.<br />
Das Format SPRINT break unterscheidet sich grundsätzlich von anderen Bildungs- und<br />
Netzwerkformaten. Relevante Zukunftsthemen werden innerhalb von fünf Tagen zu<br />
gut überlegten Lösungen und Prototypen. Fach- und Führungskräfte aus verschiedenen<br />
Unternehmensbereichen arbeiten intensiv zusammen. Die Diversität in den Teams<br />
wird dabei von allen geschätzt. Die vertrauensvolle Atmosphäre inspiriert die Gruppenmitglieder.<br />
Mit Teamgeist und fachlichem Background werden aus den kreativen Ansätzen<br />
belastbare Konzepte. Am Ende werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu<br />
Botschaftern für agile Arbeitsmethoden.“
23<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Warum engagieren Sie<br />
sich so sehr für „SPRINT break“?<br />
Gleitz: Ich fühle mich sehr wohl in unserer<br />
Branche und bin seit mehr als 23 Jahren<br />
in der Wohnungswirtschaft beheimatet.<br />
Wir geben Menschen ein Zuhause. Diese<br />
Aufgabe geht mit einer hohen sozialen,<br />
ökologischen und ökonomischen Verantwortung<br />
einher. Zugleich stehen der<br />
Wohnungswirtschaft große Veränderungen<br />
bevor, und die Gesellschaft zählt auf<br />
uns. Die globale und digitalisierte Welt<br />
von heute führt zu einer gestiegenen Erwartung<br />
unserer Kunden in Bezug auf<br />
schnelleren Service, mehr Transparenz und<br />
ein zeitgemäßes Wohnprodukt bei gleichzeitig<br />
bezahlbaren Mieten. Um diesen<br />
Herausforderungen zu begegnen, muss<br />
die Wohnungswirtschaft umdenken und<br />
Bewährtes infrage stellen.<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Wie hilft dabei die<br />
agile Arbeitsmethode „SPRINT“?<br />
Gleitz: Die Veränderung betrifft nicht nur<br />
unsere Produkte und Prozesse, sondern<br />
auch unsere Arbeitsweise. Diese Methode<br />
ist kurz, prägnant und liefert Ergebnisse,<br />
die nur noch am Kunden getestet werden<br />
müssen. Es fällt vielen Entscheidungsträgern<br />
leicht, Projekte zu initiieren, ein<br />
Budget freizugeben, eine Arbeitsgruppe<br />
auszuwählen und damit zu leben, dass<br />
nach einigen Monaten (vielleicht) erste<br />
Ergebnisse geliefert werden. Die bewusste<br />
Entscheidung, eine kleine Gruppe von<br />
Projektteilnehmern fokussiert fünf Tage<br />
am Stück an einem konkreten Problem<br />
arbeiten zu lassen, halten manche für<br />
undenkbar und im beruflichen Alltag für<br />
nicht umsetzbar.<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Was waren die wichtigsten<br />
Erkenntnisse der Veranstaltung<br />
Ende August in Heiligenhafen?<br />
Gleitz: Die Wohnungswirtschaft ist „reif“<br />
für neue Formen der Zusammenarbeit.<br />
Diese Arbeitsweise ist effizient und effektiv.<br />
Ferner ist die SPRINT-Methode ein<br />
„Kreativitätsbooster“. Sie fördert die besten<br />
Ideen an die Oberfläche und ist daher<br />
effektiver als jedes Brainstorming. Die Methode<br />
hilft, unnötige Diskussionen zu vermeiden<br />
und hilft, unnötige Diskussionen<br />
zu vermeiden und ein Problem aus Kundensicht<br />
zu verstehen. Zum Ende werden<br />
eine Lösung entwickelt und ein Prototyp<br />
gebaut. Zudem minimiert diese Methode<br />
die Projektrisiken maximal.<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Warum sollten Wohnungsunternehmen<br />
junge Menschen<br />
zu dieser Veranstaltung schicken?<br />
Gleitz: Wohnungsunternehmen sollten<br />
nicht nur, aber auch junge Menschen zu<br />
diesem Format schicken. Bei unserer Premiere<br />
war das jüngste Mitglied 23 Jahre<br />
alt, das älteste 50 Jahre jung. Wir hatten<br />
ein interdisziplinäres Team unterschiedlicher<br />
Rollen (IT, Marketing, Verwaltung,<br />
Rechnungswesen, Handwerk, Unternehmensentwicklung<br />
usw.). Als Wohnungsunternehmen<br />
haben sie die Gewissheit,<br />
dass die Teilnehmer außerordentlich engagiert<br />
sind. Neben dem Networking der<br />
Teilnehmer lebt die Veranstaltung davon,<br />
dass die Entscheidungsträger die Arbeitsergebnisse<br />
und die Erfahrungen über die<br />
Methode erleben und bewerten können.<br />
Damit haben wir einen Grundstein gelegt<br />
für die Arbeit mit innovativen Methoden.<br />
h
24 <strong>VNW</strong><br />
Mobilitätshub mit<br />
Foodsharing<br />
E-Autos, Lastenräder und ein Kühlschrank für alle: Anfang September<br />
eröffnete der Bauverein der Elbgemeinden eG (BVE) in Hamburg-<br />
Iserbrook einen Mobilitätshub – und schloss damit die umfangreiche<br />
energetische Weiterentwicklung des Quartiers ab.<br />
VON SABRINA KARGER<br />
Hamburg. Im Beisein des Hamburger Senators<br />
für Verkehr und Mobilitätswende,<br />
Dr. Anjes Tjarks, hat der BVE am 2. September<br />
<strong>2021</strong> das neue Angebot mit zwei<br />
stationsbasierten elektrischen Carsharing-<br />
Fahrzeugen von cambio, einer Ladesäule<br />
für E-Autos, zwei E-Lastenrädern von sigo<br />
und einer StadtRAD-Station mit 16 Fahrrädern<br />
vorgestellt.<br />
Weitere Fahrradständer erleichtern<br />
den Umstieg vom eigenen Rad auf ein<br />
Sharing-Fahrzeug. Darüber hinaus gibt<br />
es eine Reparaturstation, um kleinere<br />
Schäden am Fahrrad schnell reparieren zu<br />
können. Besonderes Highlight: In einem<br />
Kühlschrank von Foodsharing e.V. können<br />
auch Lebensmittel geteilt werden. Ergänzt<br />
wird das Angebot durch eine Paketstation<br />
in unmittelbarer Nähe. Die Bauzeit für<br />
das Projekt betrug knapp vier Monate.<br />
Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund<br />
250000 Euro.<br />
Das Prinzip des Teilens<br />
„Die ganze Idee einer Genossenschaft basiert<br />
auf dem Prinzip des Teilens“, sagte<br />
Michael Wulf, Vorstandssprecher des<br />
BVE. „Nachbarschaftstreffs, gemeinsame<br />
Waschküchen bis hin zu den Außenanlagen<br />
– das sind alles „Sharing“-Angebote.<br />
Mit dem Mobilitätshub gehen wir noch<br />
einen Schritt weiter: Wir tun damit auch<br />
etwas für den Klimaschutz, verbessern die<br />
Mobilität im Quartier und stärken die Gemeinschaft<br />
vor Ort.“<br />
Mit der Eröffnung des Mobilitätshubs<br />
schloss der BVE die energetische Quartiersentwicklung<br />
im Heidrehmen ab – als<br />
eine der ersten, die die Stadt gemeinsam<br />
mit der Wohnungswirtschaft geplant f
25<br />
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26 <strong>VNW</strong><br />
und vorangetrieben hat. Herzstück der<br />
umfangreichen Maßnahme ist die hauseigene<br />
Energiezentrale mit zwei Blockheizkraftwerken,<br />
die jährlich 4,6 Millionen<br />
Kilowattstunden (kWh) Wärme sowie 2,8<br />
Millionen kWh Strom erzeugen.<br />
Damit können sie im Quartier 830<br />
Wohnungen dezentral versorgen. Überschüssiger<br />
Strom wird in das öffentliche<br />
Netz eingespeist. Ein weiterer wichtiger<br />
Baustein der energetischen Quartiersentwicklung<br />
war die Erneuerung des Nahwärmenetzes.<br />
Damit die Wärme mit geringstmöglichen<br />
Verlusten in die Haushalte<br />
gelangen kann, wurden die Leitungen auf<br />
einer Gesamtlänge von 2,3 Kilometern<br />
nach neuestem Standard gedämmt.<br />
Auch Strom für den Mobilitätshub<br />
kommt aus dem Quartier<br />
Auch der Strom für den neuen Mobilitätshub<br />
des BVE am Heidrehmen wird in der<br />
Energiezentrale produziert. Die Mobilitätsstation<br />
ist das erste Angebot dieser Art<br />
im Hamburger Westen. Es soll beim BVE<br />
als Modell für weitere solcher Projekte<br />
in BVE-Quartieren dienen. So plant die<br />
Genossenschaft bereits Mobilitätshubs in<br />
Hamburg-Eidelstedt und -Lurup.<br />
„Das Thema Sharing ist für uns auch ein<br />
Lernprozess. Dafür haben wir ein Baukastensystem<br />
mit verschiedenen Angeboten<br />
entwickelt, die individuell zusammengestellt<br />
und jederzeit flexibel erweitert werden<br />
können“, sagt Axel Horn, Vorstandsmitglied<br />
des BVE.<br />
<strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner:<br />
Der BVE redet nicht nur,<br />
sondern handelt<br />
„Hamburgs Wohnungsgenossenschaften<br />
haben seit 2012 fast drei Milliarden Euro<br />
für die energetische Modernisierung ihres<br />
Wohnungsbestandes ausgegeben. Schon<br />
das zeigt, wie wichtig ihnen Klimaschutz<br />
und Nachhaltigkeit sind“, sagt <strong>VNW</strong>-<br />
Direktor Andreas Breitner.<br />
Aber der Schutz unserer Umwelt höre<br />
nicht bei den Wohngebäuden auf. „Die<br />
<strong>VNW</strong>-Wohnungsunternehmen sind wichtige<br />
Ansprechpartner, wenn es darum<br />
geht, der Elektromobilität Schwung zu<br />
verleihen. Mit dem Mobilitätshub stellt der<br />
BVE unter Beweis, dass Genossenschaften<br />
nicht nur reden, sondern auch handeln.<br />
So geht Klimaschutz im Interesse von<br />
Mieterinnen und Mietern.“<br />
Bei einem Treffen mit Hamburgs Verkehrssenator<br />
Dr. Anjes Tjarks im vergangenen<br />
Jahr, an dem auch BVE-Vorstandssprecher<br />
Michael Wulf teilnahm, hatten<br />
Vorstände und Geschäftsführer von <strong>VNW</strong>-<br />
Unternehmen deutlich gemacht, dass sie<br />
bei der Transformation zu einer nachhaltigen<br />
Verkehrsinfrastruktur an der Seite des<br />
Senators stehen.<br />
„Aber an einer Erkenntnis kommt<br />
niemand vorbei“, sagt <strong>VNW</strong>-Direktor<br />
Andreas Breitner. „Die Menschen werden<br />
die kostspielige Transformation unserer<br />
Gesellschaft zur CO 2<br />
-Neutralität nur mittragen,<br />
wenn diese das bezahlbare Wohnen<br />
nicht gefährdet. Die <strong>VNW</strong>-Unternehmen<br />
verstehen sich in dieser Hinsicht auch<br />
als Interessenvertreter jener, die auf preiswerten<br />
Wohnraum angewiesen sind.“ h<br />
Sabrina Karger
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Krise gemeistert<br />
Der Nachbarschaftstreff der Wankendorfer Baugenossenschaft für<br />
Schleswig-Holstein eG als große Hilfe im Lockdown<br />
Plön. Spielen und Lernen, Klönen und<br />
Spaß haben, Begegnung und Zusammensein,<br />
dafür gibt es in Plön einen tollen<br />
Treffpunkt: den Nachbarschaftstreff<br />
OsterKarree.<br />
Die wankendorfer hat für ihre Mieter,<br />
Mitglieder und die Plöner Bürger einen Ort<br />
geschaffen, an dem alle Generationen gemeinsam<br />
mehr erleben können. Für viele<br />
Mieter ist das OsterKarree eine wichtige<br />
Anlaufstelle. Doch mit dem ersten Lockdown<br />
musste das Team den beliebten<br />
Treff schließen.<br />
Seine Schließung infolge der Corona-<br />
Pandemie bereitete vielen Menschen Sorgen<br />
und stellte sie vor Probleme. Unsere<br />
Pädagogin und ihr Team kümmern sich<br />
seither telefonisch oder bei Spaziertreffs<br />
um die Nöte, die wegen Einsamkeit und<br />
Ängsten leider zahlreich sind.<br />
Für die älteren Menschen, die auch<br />
der praktischen Hilfe bedurften, haben<br />
wir in Kooperation mit den „Ambulanten<br />
Hilfen“, anderen Vereinen und Kirchen<br />
eine Einkaufshilfe und begleitete Arztbesuche<br />
organisiert. Gerne haben wir<br />
auch Oster- und Weihnachtsaufmerksamkeiten<br />
verteilt.<br />
Sogar eine selbstgemachte Zeitung ist<br />
in der Pandemie entstanden. Nach den<br />
ersten beiden <strong>Ausgabe</strong>n fassten die Leserinnen<br />
und Leser den Mut, eigene Texte zu<br />
verfassen und einzusenden. Die Beiträge<br />
wurden in ein ansprechendes Layout gebracht,<br />
gedruckt und in die Briefkästen<br />
verteilt.<br />
Das Konzept des des OsterKarrees<br />
hat geholfen, Hilfe untereinander und<br />
füreinander sowie für besondere Bedarfe<br />
zu ermöglichen. Der Zuspruch der Mieterinnen<br />
und Mieter der wankendorfer war<br />
groß. So gelang es dem Nachbarschaftstreff,<br />
seine Besucher auch in der Zeit des<br />
Corona-Lockdowns zu erreichen, sie zu<br />
aktivieren und dafür zu sorgen, dass die<br />
Menschen im Austausch blieben.<br />
Die Kontakte, die im OsterKarree in der<br />
Vor-Corona-Zeit entstanden waren, bildeten<br />
die Basis dafür, dass in dieser außergewöhnlichen<br />
Zeit Hilfe und Fürsorge auch<br />
dort ankamen, wo sie benötigt wurden. h
29<br />
DR. ULRIK SCHLENZ,<br />
Mitglied des Vorstands Wankendorfer Baugenossenschaft für Schleswig-Holstein eG<br />
„Es freut uns sehr, dass die Kontakte, die im OsterKarree vor der Corona-Pandemie<br />
entstanden sind, viele Menschenvernetzt habenund in der außergewöhnlichen Zeit mit<br />
besonderen Bedarfen dadurch Hilfe untereinander und füreinander geschaffen wurde.<br />
Für uns ist das eine Bestätigung dafür, dass das Konzept des OsterKarrees erfolgreich<br />
aufgegangen ist.“<br />
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E-Mail: joerg.precht@johanniter.de<br />
*Hamburg, Landkreis Harburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein
30 <strong>VNW</strong><br />
Läuft wie<br />
gedruckt<br />
Noch steht der Hausbau aus dem dem 3D-Drucker am Anfang.<br />
Die ersten zwei Gebäude – in Nordrhein-Westfalen und Bayern –<br />
sind aber fertig.<br />
VON YURIKO WAHL-IMMEL
31<br />
Mit 3D-Druck könnte „der gesamte<br />
Wohnungsbau vom Einfamilienhaus über<br />
dreigeschossige Bürobauten bis hin zu<br />
Zwölf-Parteien-Mehrfamilienhäusern<br />
könnten gebaut werden.“<br />
„Weltweit gibt es die<br />
Vision und die Hoffnung,<br />
damit Häuser in<br />
Katastrophenregionen<br />
schnell wieder<br />
aufzubauen.“<br />
Beckum. Druckzeit statt Bauzeit, Zweierteam<br />
statt Baukolonne, Betonschichten<br />
aus einer Riesenpumpe statt Stein-auf-<br />
Stein. Hierzulande stehen in Nordrhein-<br />
Westfalen (NRW) und Bayern seit Kurzem<br />
die ersten beiden Wohnhäuser, die mit<br />
einem 3D-Betondrucker errichtet wurden.<br />
Als bundesweite Premiere präsentierte<br />
der Bauzulieferer Peri ein zweigeschossiges<br />
Einfamilienhaus im westfälischen<br />
Beckum. Zur Eröffnung Ende Juli sprach<br />
NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach von<br />
einer weitreichenden Vorbildfunktion. Das<br />
neue Bauverfahren verspreche Zeitgewinn<br />
und eine Verschlankung der Bauabläufe.<br />
Beim sogenannten Hausdruck trägt<br />
ein 3D-Drucker digital gesteuert aus einer<br />
gewaltigen Düse Beton und Spezialmörtel<br />
in zentimeterdicken Schichten auf. Das<br />
Haus in Beckum hatte das Architekturund<br />
Ingenieurbüro Mense-Korte in monatelanger<br />
Arbeit entworfen. Gedruckt wurde<br />
es dann aber in nur 100 Stunden. Noch<br />
ist es ein Ausstellungsprojekt, aber später<br />
soll eine Familie einziehen.<br />
Europas größtes gedrucktes<br />
Mehrfamilienhaus<br />
Als zweites Projekt gestartet, aber nun<br />
schon bewohnt, ist das laut Peri größte<br />
gedruckte Mehrfamilienhaus in Europa.<br />
Im bayerischen Weißenhorn-Wallenhausen<br />
brauchte es für das Fünfparteienhaus<br />
mit drei Stockwerken nur etwa fünf Minuten<br />
pro Quadratmeter doppelschalige<br />
Wand, schildert Peri. Bedient werde der<br />
Drucker in dem Verfahren von zwei Personen.<br />
Aussparungen etwa für Anschlüsse<br />
und Leitungen seien eingeplant.<br />
Architekt Waldemar Korte geht davon<br />
aus, dass der 3D-Druck weite Verbreitung<br />
finden wird. Damit könne „der gesamte<br />
Wohnungsbau vom Einfamilienhaus über<br />
dreigeschossige Bürobauten bis hin zu<br />
Zwölf-Parteien-Mehrfamilienhäusern gebaut<br />
werden“. Die Stabilität sei groß. Im<br />
Vergleich zu anderen massiven Bauweisen<br />
gehe er zudem von einer Zeitersparnis von<br />
rund 30 Prozent aus.<br />
Vor allem für den Wiederaufbau<br />
nach Katastrophen geeignet<br />
Martin Krause vom Institut für Baubetriebswesen<br />
an der TU Dresden forscht<br />
seit dem Jahr 2014 zum Beton-3D-Druck<br />
– zusammen mit Experten für Baustoffe<br />
und der Stiftungsprofessur für Baumaschinen.<br />
„Weltweit gibt es die Vision und die<br />
Hoffnung, damit Häuser in Katastrophenregionen<br />
schnell wieder aufzubauen.“<br />
Der Wissenschaftler sieht zudem „sehr<br />
erfolgversprechende Anwendungspotenziale<br />
für langfristige Schutzmauern gegen<br />
Hochwasser“. Allerdings eigneten sich<br />
solche massiven Mauern nicht für einen<br />
temporären Einsatz – also nicht für mobile<br />
Schutzwände, sondern für nachhaltigen<br />
Schutz vor Wassermassen.<br />
Beim Hausbau gebe es sehr große Vorteile,<br />
sagt der Wissenschaftler. „Mit unserem<br />
vollwandigen Verfahren CONPrint3D<br />
können wir im Vergleich zum herkömmlichen<br />
Mauerwerksbau etwa dreimal so<br />
schnell bauen – und wir sind fünf- bis<br />
sechsmal schneller als der Stahlbetonbau. f
32 <strong>VNW</strong><br />
Bei der Stabilität sieht Krause keine Unterschiede.<br />
Derzeit entwickle man zudem<br />
druckfähige Betonrezepturen, die einen<br />
möglichst geringen C0 2<br />
-Fußabdruck haben.<br />
Bei der Technologie CONPrint3D<br />
rechnet er mit einer Marktreife innerhalb<br />
der kommenden fünf bis zehn Jahre.<br />
Modernes Containergebäude<br />
derzeit im Bau<br />
Bis Jahresende solle so ein ganzes Bauwerk<br />
errichtet werden, eine Art modernes<br />
Containergebäude – zunächst zu<br />
Demonstrationszwecken, kündigt der<br />
Wissenschaftler an. Die Branche steuere<br />
auf große Veränderungen zu. „Den Umbruch<br />
hin zu Digitalisierung und Automatisierung<br />
von Bauverfahren brauchen wir<br />
auch, um trotz des Fachkräftemangels auf<br />
den Baustellen effizient zu sein.“<br />
Der Zentralverband des Deutschen<br />
Baugewerbes hatte kürzlich von einer<br />
Chance gesprochen, die angespannte<br />
Baubranche zu entlasten. Der Vorsitzende<br />
der IG Bauen-Agrar-Umwelt, Robert<br />
Feiger, wiederum meinte: „Gerade in den<br />
Sektoren bezahlbares Wohnen und sozialer<br />
Wohnungsbau haben wir ein großes<br />
Defizit in Deutschland, da könnte der<br />
3D-Drucker hilfreich sein.“ Es müsse aber<br />
sichergestellt werden, dass die Beschäftigten<br />
bei der Qualifizierung mitgenommen<br />
würden. „Der Maurer von heute muss<br />
morgen den Computer bedienen können,<br />
um das Haus zu bauen.“<br />
Und wie wohnt es sich nun in einem<br />
gedruckten Haus? In Wallenhausen ist<br />
Mieterin Annika vor einigen Wochen in<br />
eine 60-Quadratmeter-Wohnung eingezogen.<br />
„Es riecht etwas stärker nach<br />
Beton als sonst in noch neuen Häusern.<br />
Und es hallt auch ein bisschen“, erzählt<br />
die 27-Jährige. Der Mietpreis sei normal.<br />
Ihr gefalle die Rillen-Optik an den Außenwänden.<br />
„Innen ist alles verputzt.“<br />
Das erste Wohngefühl sei positiv. „Es ist<br />
etwas ganz Neues. Und ich habe großes<br />
Vertrauen, dass die Wände genauso stabil<br />
sind wie in einem normalen Haus.“ h
33<br />
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34<br />
<strong>VNW</strong><br />
„Geschichten werden<br />
aus der Geschichte<br />
heraus erzählt“<br />
In Hamburg haben sich mehrere Historiker zu<br />
einer Historiker-Genossenschaft zusammengeschlossen.<br />
Sie bieten vornehmlich Wohnungsunternehmen<br />
bei der Aufarbeitung ihrer<br />
Geschichte Unterstützung an.<br />
Das <strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong> sprach mit Dr. Holger Martens.<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Was ist die Historiker-<br />
Genossenschaft?<br />
Dr. Holger Martens: Die Historiker-Genossenschaft<br />
eG ist ein Zusammenschluss<br />
von Historikerinnen und Historikern zur<br />
Unterhaltung eines gemeinsamen Geschäftsbetriebes.<br />
Die Genossenschaft<br />
wurde 2011 gegründet und hat derzeit<br />
acht Mitglieder, von denen sechs für die<br />
Genossenschaft tätig sind. Bundesweit<br />
sind wir das einzige Unternehmen in<br />
diesem Bereich, das als Genossenschaft<br />
aufgestellt ist. Eigentlich gibt es viele<br />
Einzelkämpfer in unserer Branche, und<br />
wir gehören schon zu den größeren Geschichtsagenturen.<br />
Dabei liegen die Vorteile<br />
auf der Hand: Wir können unsere Erfahrungen<br />
und Kenntnisse bündeln. Jeder<br />
hat Spezialwissen, das zum Nutzen aller<br />
eingesetzt werden kann. Fällt mal jemand<br />
aus, ist nicht gleich das ganze Projekt in<br />
Gefahr.<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Was bietet die Historiker-Genossenschaft<br />
eG?<br />
Dr. Martens: Als Experten machen wir<br />
Unternehmensgeschichte für die historische<br />
Kommunikation nutzbar. So können<br />
Tradition und Werte für das heutige Image<br />
eines Unternehmens verwendet werden.<br />
Unsere Dienstleistungen erstrecken sich<br />
auf drei Bereiche: erstens Archivaufbau<br />
und Archivservice. Dabei geht es um die<br />
Erfassung von Protokollen, Geschäftsberichten,<br />
Bauakten und Fotos. Viele Unternehmen<br />
wissen gar nicht, welche Schätze<br />
in ihren Kellern lagern. Außerdem digitalisieren<br />
wir Akten. Zweitens: Wir präsentieren<br />
Geschichte. Ob es eine Ausstellung<br />
auf Roll-up-Bannern für ein Mieterfest<br />
ist oder die Gestaltung der Website: Wir<br />
erstellen nicht nur die Inhalte, sondern<br />
sorgen auch für eine ansprechende Präsentation.<br />
Und drittens recherchieren und<br />
schreiben wir Texte für das Mietermagazin<br />
– etwa zu besonderen Bauten – oder zu<br />
Personen. Vor allem aber erarbeiten wir<br />
Jubiläumsschriften.<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Wann ist Ihre Expertise<br />
gefragt?<br />
Dr. Martens: Zumeist, wenn ein „runder“<br />
Geburtstag ansteht, beschäftigen<br />
sich Unternehmen, Stiftungen oder Vereine<br />
intensiv(er) mit ihrer Geschichte. Am<br />
Ende muss nicht immer ein Buch stehen.<br />
Es kann auch ein Film oder ein Webauftritt<br />
sein. Unabhängig davon, wie das Endprodukt<br />
aussieht: Geschichten werden aus<br />
der Geschichte heraus erzählt. Diese Geschichte<br />
aber muss entdeckt, geprüft und<br />
aufgeschrieben werden.<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Können das Journalisten<br />
oder Mitarbeiter eines Unternehmens<br />
nicht auch?<br />
Dr. Martens: Historiker bringen spezielle<br />
Kenntnisse und Erfahrungen mit.<br />
Wir gehen in die Archive und suchen die<br />
Quellen. Dabei finden wir oft interessante<br />
Dinge, von denen unsere Kunden bisweilen<br />
überrascht sind. Zugleich betrachten<br />
wir die Geschichte aus unterschiedlichen
35<br />
Blickwinkeln und beziehen die Lokalgeschichte<br />
ein. Dadurch werden historische<br />
Zusammenhänge deutlich, und man kann<br />
die Geschichte des Unternehmens spannend<br />
erzählen. Zu guter Letzt schreiben<br />
wir für ein breites Publikum: also kein<br />
Fachdeutsch, sondern in verständlicher<br />
Sprache. Nur wenn die Menschen die Geschichten<br />
auch lesen, werden sie erlebbar.<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Was sind Ihre aktuellen<br />
Projekte?<br />
Dr. Martens: Wir arbeiten derzeit an<br />
gut einem Dutzend Projekten. Das reicht<br />
von einer Jubiläumsschrift für das DRK<br />
Niedersachsen bis hin zu einer Ausstellungsbetreuung<br />
bei der Volksbank Stade<br />
und der Überprüfung von Straßennamen<br />
für das Stadtarchiv Nürnberg. Unser Arbeitsschwerpunkt<br />
liegt aber bei den Wohnungsunternehmen.<br />
Derzeit sind wir für<br />
sieben Baugenossenschaften, eine kommunale<br />
Gesellschaft und einen Privatbesitzer<br />
im Einsatz. Hierbei geht es vor allem<br />
um Jubiläumsschriften.<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Wie können Wohnungsunternehmen<br />
mit Ihnen „ins<br />
Geschäft“ kommen?<br />
Dr. Martens: Wir stehen für alle Fragen<br />
rund um das Thema Geschichte zur Verfügung.<br />
Möglicherweise gibt es frühere Vorstandsmitglieder,<br />
deren Wissen man durch<br />
ein Zeitzeugeninterview aufzeichnen<br />
möchte. Möglicherweise steht ein Umzug<br />
an und man möchte Akten aussortieren,<br />
weiß aber nicht, ob sie historisch von Bedeutung<br />
sind. Oder man möchte mit der<br />
eigenen Unternehmensgeschichte die eigenen<br />
Werte auf der Website und in der<br />
Mieterzeitschrift verdeutlichen. Und dann<br />
gilt immer: „Das nächste Jubiläum kommt<br />
bestimmt.“ Wir empfehlen, frühzeitig mit<br />
der Materialsammlung und dem Aufbau<br />
des Archivs zu beginnen. Wer zwei bis drei<br />
Jahre vor dem Jubiläum mit der Aufarbeitung<br />
beginnt, schafft gute Voraussetzungen,<br />
die Geschichte für Veranstaltungen,<br />
Pressearbeit und Veröffentlichungen gut<br />
zu nutzen.<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Was machen Sie, wenn<br />
keine Unterlagen vorhanden sind?<br />
Dr. Martens: Bei genauerem Hinsehen<br />
und Durchforsten von Kellern, Schränken<br />
und Ablagen finden wir oft doch<br />
noch Unterlagen. Mein Geheimtipp ist<br />
der alte Stahlschrank oder Tresor. In vielen<br />
Unternehmen steht noch so ein Teil,<br />
und ich habe es schon häufiger erlebt,<br />
dass verschollen geglaubte Unterlagen<br />
dort wieder auftauchten. Bei den Baugenossenschaften<br />
ist die Quellenlage im Übrigen<br />
oft sehr gut. Es gibt Protokolle der<br />
Vorstands- und Aufsichtsratssitzungen sowie<br />
der Mitgliederversammlungen. Hinzu<br />
kommen Geschäftsberichte. Wir nutzen<br />
zudem zahlreiche Quellen, die außerhalb<br />
des Unternehmensarchivs liegen. Die Akten<br />
des Genossenschaftsregisters geben<br />
beispielsweise Auskunft über Wechsel<br />
im Vorstand. In den Akten der Bauämter<br />
wiederum findet man Angaben über die<br />
Wohnungsgröße, die Ausstattung und<br />
den Architekten. Biografische Informationen<br />
zu handelnden Personen finden sich<br />
nicht selten in öffentlichen Archiven. Und<br />
dann sind da noch Zeitzeugeninterviews,<br />
mit deren Hilfe man Ereignisse der „jüngeren“<br />
Zeit festhalten kann.<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Warum ist Geschichte<br />
heute so wichtig?<br />
Dr. Martens: Die Vergangenheit zu kennen<br />
war eigentlich schon immer bedeutsam.<br />
Wer das Heute verstehen und das<br />
Morgen gestalten will, kann auf den Blick<br />
auf das Gestern nicht verzichten. Heute<br />
gewinnen – auch verstärkt durch die neuen<br />
Medien – sogenannte Fake News und<br />
Fälschungen von Geschichte eine wachsende<br />
Bedeutung. Deshalb muss jede<br />
Form von historischer Darstellung fundiert<br />
recherchiert sein und einem Faktencheck<br />
standhalten. Geschichte ist zudem identitätsstiftend<br />
und prägt unsere Werte.<br />
Deshalb sollten Unternehmen, Vereine<br />
oder Stiftungen ihren Einsatz für die Gesellschaft<br />
dokumentieren und durch historische<br />
Rückblicke verdeutlichen. Gerade<br />
Wohnungsgenossenschaften und kommunale<br />
Wohnungsunternehmen haben<br />
in den vergangenen 120 Jahren unsere<br />
Gesellschaft geprägt – und zwar im Sinne<br />
des Guten.<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Was können wir aus<br />
der Geschichte lernen? Und was nicht?<br />
Dr. Martens: Probleme wiederholen sich<br />
oft. Bei einem Blick in die Vergangenheit<br />
stellt man fest, dass die Lösungen häufig<br />
ähnlich ausfallen. Dadurch lassen sich Fehler<br />
vermeiden. Was in der Vergangenheit<br />
schon einmal fehlgeschlagen ist, sollte<br />
bei einem erneuten Versuch besonders<br />
gut überlegt werden. Manche Dinge, die<br />
es früher gab, sind heute kaum denkbar,<br />
können aber dazu beitragen, auch einmal<br />
in anderen Bahnen zu denken. So gab es<br />
vor 100 Jahren mehrere Baugenossenschaften,<br />
die kinderreichen Familien eine<br />
vergünstigte Miete anboten. Die Mindereinnahmen<br />
wurden von der Gemeinschaft<br />
ausgeglichen.<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Was können wir nicht<br />
aus der Geschichte lernen?<br />
Dr. Martens: Wir finden natürlich nicht<br />
für alle aktuellen Probleme eine Lösung in<br />
der Geschichte. So können die aktuellen<br />
Umstände eine andere Wirkung hervorrufen.<br />
Das kann man am Beispiel des Erbbaurechts<br />
sehen. Das war vor 100 Jahren<br />
wichtig, um den Wohnungsbau in Gang<br />
zu bringen, und es hat in Verbindung mit<br />
staatlichen Förderprogrammen bestens<br />
funktioniert. Heute sind mit dem Erbbaurecht<br />
eher Nachteile verbunden, sodass es<br />
für viele unattraktiv ist, vor allem für Wohnungsgenossenschaften.<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>: Zehn Jahre Historiker-<br />
Genossenschaft eG – wie sieht das<br />
Jubiläum aus?<br />
Dr. Martens: Unsere Jubiläumsaktivitäten<br />
werden natürlich etwas mit Geschichte zu<br />
tun haben. Zugleich wollen wir etwas für<br />
die Genossenschaftsidee machen. Wir haben<br />
deshalb entschieden, die Herausgabe<br />
des achten Bandes der Hamburgischen Biografie<br />
finanziell zu unterstützen und darüber<br />
hinaus die erforderlichen 30000 Euro<br />
Druckkostenzuschuss aus dem Genossenschaftsbereich<br />
zusammenzubringen.<br />
Das ist gelungen. In den bisher erschienenen<br />
sieben Bänden werden mehr als 2000<br />
Lebensläufe von Hamburger Persönlichkeiten<br />
vorgestellt. Unser Ziel ist es, im achten<br />
Band Biografien von mindestens 50 Genossenschaftlern<br />
zu veröffentlichen. Anregungen,<br />
welche Personen berücksichtigt<br />
werden sollten, nehmen wir gerne entgegen.<br />
Außerdem planen wir die Verlegung<br />
eines Stolpersteins für August Ellinger. Er<br />
hat sich in besonderer Weise für die Baugenossenschaftsbewegung<br />
verdient gemacht<br />
und sich angesichts der Verfolgung<br />
durch die Nationalsozialisten 1933 das Leben<br />
genommen. Hinweisen möchte ich an<br />
dieser Stelle auf unsere jährliche Tagung<br />
zur Genossenschaftsgeschichte. Die findet<br />
am 5. und 6. November statt.<br />
Die Fragen stellte Oliver Schirg. h
36 <strong>VNW</strong><br />
Otto-Stolten-Hof in Hamburg, entworfen von Friedrich Ostermeyer,<br />
Zentralanlage für schrankfertige Wäsche (Bügelbretter), 1929
37<br />
Hamburg. Wann wurde das Haus gebaut? Wer war der Architekt?<br />
Wer hat dort gewohnt? Das sind alles spannende Fragen,<br />
die das Historiker-Team um Dr. Holger Martens beantworten kann.<br />
„Seit 1872 das Hamburgische Baupolizeigesetz in Kraft trat,<br />
lassen sich aus erhaltenen Bauakten vielfältige und interessante<br />
Informationen über die Bebauung von Grundstücken, über Bauherren,<br />
Eigentümer und Veränderungen an Häusern entnehmen.<br />
Die Hamburger Adressbücher liegen sogar seit dem Jahr 1787 vor.<br />
Grundbücher, Akten im Staatsarchiv und Unterlagen der Eigentümer<br />
liefern weitere Informationen, die zu einer lebendigen und<br />
interessanten Geschichte der Bauwerke zusammengeführt werden<br />
können.<br />
Der Otto-Stolten-Hof ist eine Wohnanlage der Allgemeinen<br />
Deutschen Schiffszimmerer-Genossenschaft eG. Der Bau mit der<br />
anschaulichen Rotklinkerfassade liegt inmitten der traditionsreichen<br />
Jarrestadt, einem Wohnquartier, das in der zweiten Hälfte<br />
der 1920er Jahre unter der Regie des Architekten und Stadtplaners<br />
Fritz Schumacher entstand.<br />
Schumacher war zwischen 1909 und 1933 in Hamburg als<br />
Oberbaudirektor tätig. Er hatte Ende 1926 einen Architekturwettbewerb<br />
initiiert, um den Bau von etwa 1 750 Kleinwohnungen in<br />
zehn Einzelblöcken zu verwirklichen.<br />
Das ehrgeizige Neubauprogramm verfügte über ein gleichförmiges<br />
Gestaltungskonzept: Vorgaben existierten nicht nur für<br />
die Lage der Straßen und ein einheitliches Fassadenbild. Auch der<br />
Bau der einzelnen Gebäude und Wohnungen wurde reglementiert.<br />
Im Gegensatz zu den dicht bebauten Wohnungseinheiten<br />
vorangegangener Jahrzehnte sollte die vorhandene Fläche nicht<br />
in Gänze für die Erstellung von Wohnraum ausgenutzt werden.<br />
Die Nachteile der sogenannten „Schlitzbauweise“ hatten sich<br />
als allzu offensichtlich erwiesen. Schumacher schwebten für die<br />
Jarrestadt eine aufgelockerte Bebauung mit großzügigen Freiund<br />
Grünräumen sowie Häuser mit maximal zwei Wohnungen je<br />
Treppenabsatz vor. Zusammen mit einer modernen Ausstattung<br />
sollte so eine Verbesserung der hygienischen Verhältnisse und<br />
eine deutliche Steigerung der Lebensqualität für die Bewohner<br />
herbeigeführt werden.<br />
Die Detailplanung für die zehn Blöcke, die im Stil des „Neuen<br />
Bauens“ entstehen sollten, oblag den einzelnen Architekten,<br />
die sich im Wettbewerb hatten durchsetzen können. Für den<br />
zukünftigen Wohnkomplex der Schiffszimmerer-Genossenschaft<br />
zwischen Großheidestraße, Novalisweg, Hanssensweg und Stammannstraße<br />
zeichnete der Architekt Friedrich Richard Ostermeyer<br />
verantwortlich.<br />
Unter seiner Federführung entstanden zwischen Mai 1928<br />
und Februar 1929 zwanzig Häuser mit insgesamt 186 Wohnungen<br />
in Stahlskelettbauweise mit Klinkerfassade, die nicht nur<br />
wegen ihrer wegweisenden Bauweise bald zu den begehrtesten<br />
Objekten der Genossenschaft zählten.<br />
Vor allem die moderne Ausstattung mit Zentralheizung,<br />
Warmwasserversorgung, Herd, Badewanne und Gemeinschaftswäscherei<br />
machten die Wohnungen für viele Familien attraktiv.<br />
Auch an die Nahversorgung wurde gedacht: Jeweils an den Stirnseiten<br />
des Baus eröffneten Einzelhandelsgeschäfte für den täglichen<br />
Bedarf.<br />
Der Wohnkomplex war nach dem Anfang 1928 verstorbenen<br />
früheren Zweiten Bürgermeister Otto Stolten, dem ersten Sozialdemokraten<br />
in der Hamburgischen Bürgerschaft, benannt worden.<br />
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude schwer beschädigt.<br />
Insgesamt brannten 154 Wohnungen aus. Nach dem Krieg<br />
wurden die Gebäude wiederaufgebaut. Die äußere Form blieb erhalten,<br />
aber angesichts der akuten Wohnungsnot wurden kleine<br />
Wohnungen geschaffen. Somit erhöhte sich die Zahl in dem im<br />
November 1949 wiederhergestellten Otto-Stolten-Hof auf insgesamt<br />
245 Wohnungen.<br />
Umfangreiche Umbau- und Modernisierungsarbeiten führten<br />
1978 zu einer erneuten Umgestaltung des Otto-Stolten-Hof, in<br />
deren Rahmen sich eine abermalige Zusammenlegung einzelner<br />
Wohnungen vollzog. Dadurch entstanden 187 moderne Wohnungen<br />
mit einer Größe von bis zu 92 Quadratmetern. h<br />
Otto-Stolten-Hof in Hamburg<br />
Die Historiker-<br />
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ist mit den Erfahrungen ihrer Mitglieder auf<br />
den Gebieten Archivaufbau, Verbands-, Vereins-,<br />
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38 <strong>VNW</strong><br />
Neues Bündnis für das Wohnen<br />
Die Stadt Hamburg, Bezirke und Wohnungswirtschaft einigen sich nach<br />
monatelangen Verhandlungen.<br />
VON OLIVER SCHIRG
39<br />
Hamburg. Gut neun Monate hat es gedauert. Aber nun haben<br />
sich die Hamburger Wohnungswirtschaft, der Senat der Hansestadt<br />
und die Bezirke auf ein neues Bündnis für das Wohnen<br />
geeinigt. Am 23. Juni wurde das Bündnis im Rathaus von allen<br />
Beteiligten unterschrieben. Demnach soll in Hamburg auch in<br />
den kommenden Jahren jährlich der Bau von mindestens 10 000<br />
Wohnungen genehmigt werden. Der Anteil sozial geförderter<br />
Wohnungen soll zudem aufgestockt werden – von den bisher angepeilten<br />
3000 schrittweise bis auf 4000 pro Jahr.<br />
Im Kern geht es bei dem Bündnis um die Zusage der Stadt,<br />
verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen in Wohnraum<br />
zu schaffen. Im Gegenzug sagt die Wohnungswirtschaft zu, Jahr<br />
für Jahr Bauanträge in der geforderten Zahl einzureichen. Diese<br />
„kooperative Wohnungspolitik“ wird in Hamburg seit 2011<br />
praktiziert. In dieser Zeit wurden mehr als 100000 Wohnungen<br />
genehmigt und fast 80 000 Wohnungen gebaut. Als Folge hat<br />
sich in der Hansestadt der Anstieg der Mieten zuletzt deutlich<br />
verringert. Er liegt seit zwei Jahren unter der allgemeinen Preissteigerungsrate.<br />
Die Interessen der Hamburger <strong>VNW</strong>-Unternehmen wurden in<br />
den Verhandlungen von Andreas Breitner, Verbandsdirektor des<br />
Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. (<strong>VNW</strong>),<br />
und Marko Lohmann, Vorsitzender des <strong>VNW</strong>-Landesverbands<br />
Hamburg, vertreten. „Wenn es das Bündnis für das Wohnen nicht<br />
gäbe, müsste man es erfinden. In den vergangenen Jahren hat es<br />
sich als effizientes Instrument bewährt, unterschiedliche Interessen<br />
von Wohnungswirtschaft, Senat und Bezirken zu harmonisieren“,<br />
erklärten Breitner und Lohmann.<br />
Lösung beim umstrittenen Erbbaurecht gefunden<br />
Die jetzt vereinbarte höhere Verbindlichkeit diene vor allem dem<br />
Bau bezahlbarer Wohnungen, erklärten die beiden Verbandsvertreter.<br />
„Künftig kommt es darauf an, gemeinsam die Zielkonflikte<br />
zwischen Klimaschutz, Sozialverträglichkeit, Wirtschaftlichkeit<br />
und weiteren zu versöhnen. Dabei muss Pragmatismus Vorfahrt<br />
vor Ideologie und unrealistischen Forderungen haben.“<br />
Aus Sicht von Hamburgs Genossenschaften war vor allem<br />
die vom Senat gewünschte Festlegung, wonach öffentliche<br />
Baugrundstücke vorrangig im Zuge des Erbbaurechts vergeben<br />
werden sollen, umstritten. „Je größer eine Fläche ist, je zentraler<br />
sie liegt und je stärker sie mit vorhandenem städtischem Besitz<br />
verknüpft ist, desto eher wird für sie ein Erbbaurecht bestellt<br />
werden“, heißt es jetzt in der Vereinbarung.<br />
Stadt will Streitigkeiten einvernehmlich beilegen<br />
Damit habe man eine tragfähige Lösung gefunden, sagt <strong>VNW</strong>-<br />
Direktor Andreas Breitner. Zudem werde die Laufzeit von Erbbaurechtsverträgen<br />
von 75 auf 99 Jahre verlängert. „Ferner gibt es<br />
bei neuen Verträgen die Möglichkeit, eine Verlängerung zu vereinbaren,<br />
bei der die Entwicklung der Bodenwerte außer Betracht<br />
bleibt.“<br />
Außerdem habe die Stadt sich verpflichtet, Streitigkeiten bei<br />
bestehenden Erbbaurechten und Wiederkaufsrechten einvernehmlich<br />
bis zum Ende dieses Jahres zu klären. „Zu guter Letzt<br />
wurde eine sogenannte Clearingrunde mit Stadtentwicklungssenatorin<br />
und Finanzsenator geschaffen, um problematische Vorgänge<br />
kooperativ und zügig zu lösen.“<br />
Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher bezeichnete<br />
das Hamburger Wohnungsbauprogramm als ein Erfolgsmodell.<br />
Der Wohnungsbau sei der beste Mietendeckel.<br />
„Keiner anderen Metropole in Deutschland gelingt es so gut wie<br />
Hamburg, das Angebot an Wohnraum zu vergrößern, viele günstige<br />
Wohnungen zu bauen und dadurch den starken Anstieg der<br />
Mieten zu stoppen.“ Neben dem Bau von bezahlbaren Wohnungen<br />
habe sich das Bündnis zum Ziel gesetzt, zu einer nachhaltigen<br />
Stadtentwicklung beizutragen und die Entwicklung klimafreundlicher<br />
Quartiere zu fördern.<br />
Hamburgs <strong>VNW</strong>-Unternehmen bauten 2020<br />
fast 2 500 Wohnungen<br />
Hamburgs <strong>VNW</strong>-Unternehmen investierten im Jahr 2020 rund<br />
1,22 Milliarden Euro in den Neubau, die Instandhaltung und die<br />
Modernisierung von bezahlbarem Wohnraum. Das waren gut 80<br />
Millionen Euro mehr als 2019. Für dieses Jahr wird ein Anstieg um<br />
rund 200 Millionen auf rund 1,42 Milliarden Euro prognostiziert.<br />
Das wäre ein Plus von 16 Prozent.<br />
Für den Bau von Wohnungen gaben <strong>VNW</strong>-Unternehmen im<br />
vergangenen Jahr rund 615 Millionen Euro aus – rund 40 Millionen<br />
Euro mehr als 2019. 50 Prozent aller Investitionen der Hamburger<br />
<strong>VNW</strong>-Unternehmen flossen in den Neubau, genauso viel<br />
wie 2019. In diesem Jahr sollen fast 53 Prozent der Investitionen<br />
in die Errichtung von Wohnraum fließen.<br />
Insgesamt übergaben die <strong>VNW</strong>-Unternehmen im vergangenen<br />
Jahr für 2475 Wohnungen die Schlüssel – eine Steigerung<br />
gegenüber 2019 um 67 Wohnungen.<br />
Die Vorausschau für dieses Jahr sieht einen Rückgang der<br />
fertiggestellten Wohnungen auf rund 1 900 vor. Auch die Zahl<br />
der Baubeginne wird von rund 2 600 in 2020 auf rund 2 140 in<br />
diesem Jahr sinken.<br />
Der Mangel an Baugrundstücken und die dramatisch gestiegenen<br />
Baukosten sind die wesentlichen Ursachen dafür. h
40 <strong>VNW</strong><br />
Schwarzarbeit bedeutet<br />
nicht unbedingt Mangel<br />
Der Der Bundesgerichtshof (BGH) musste klären, ob die Kenntnis<br />
über die Durchführung von Schwarzarbeiten ausreicht, dass mögliche<br />
Baumängel bei einem späteren Verkauf eine Haftungspflicht auslösen.<br />
VON DR. KAI MEDIGER<br />
Karlsruhe/Hamburg. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat sich in<br />
seiner aktuellen Entscheidung vom 28. Mai <strong>2021</strong> zu Aktenzeichen<br />
V ZR 24/20 mit einem für das Grundstückskaufrecht interessanten<br />
Fall beschäftigt, der auch für unsere Mitgliedsunternehmen<br />
praxisrelevant sein dürfte.<br />
Vorab erläuternd hinzuweisen ist darauf, dass sich der Verkäufer<br />
wegen eines konkreten Mangels auf die üblicherweise in<br />
notariellen Grundstückskaufverträgen über gebrauchte Objekte<br />
vereinbarten Haftungsausschlussklauseln gemäß § 444 BGB nicht<br />
berufen kann, wenn der Verkäufer arglistig gehandelt hat. Ein<br />
arglistiges Verschweigen liegt nur vor, wenn der Verkäufer einen<br />
Mangel kennt oder für möglich hält und weiß oder damit rechnet,<br />
dass der Käufer bei Offenbarung des Mangels den Kaufvertrag<br />
nicht oder nicht mit dem vereinbarten Inhalt abgeschlossen hätte<br />
(BGH, Urteil vom 29. Mai 2009, V ZR 137/08). Die Beweislast für<br />
das Vorliegen von Arglist trägt der Käufer.<br />
Worum geht es?<br />
Im Sachverhalt verlangte die Käuferin eines mit einem gebrauchten<br />
Objekt bebauten Gebäudes von den Verkäufern eines Hausgrundstücks<br />
und den Erben einer Bauunternehmerin die Zahlung<br />
von 48500 Euro wegen Feuchtigkeitsmängeln an Keller und<br />
Haussockel. Sie hatte das Anwesen 2012 erworben. Im Kaufvertrag<br />
wurden alle Rechte wegen Sachmängeln an Grundstück, Gebäude<br />
und mitverkauften beweglichen Sachen ausgeschlossen.<br />
Das auf dem Grundstück befindliche Haus hatte einer der<br />
beiden Verkäufer von einer Bauunternehmerin errichten lassen,<br />
die zwischenzeitlich verstorben ist. Als die neue Eigentümerin<br />
das Objekt umbauen ließ, entdeckte sie die Feuchtigkeitsmängel.<br />
Diese resultierten aus einer nicht fachgerechten Abdichtung. Ende<br />
2012 trat ihr der ehemalige Bauherr sämtliche ihm gegenüber<br />
der Bauunternehmerin zustehenden Gewährleistungsansprüche<br />
ab. Die neue Eigentümerin erhob Klage gegen die Verkäuferseite<br />
sowie gegen die Erben der verstorbenen Unternehmerin (auf<br />
Grundlage der ihr abgetretenen Ansprüche).<br />
Das LG Berlin wies die Klage ab. Das Kammergericht Berlin als<br />
höhere Instanz verurteilte lediglich den Bauherrn zu einer Zahlung<br />
von 35000 Euro, weil er arglistig gehandelt habe. Er habe die Käuferin<br />
informieren müssen, dass das Gebäude teilweise in Schwarzarbeit<br />
errichtet worden ist. Dagegen legte der Verkäufer beim<br />
BGH Revision ein. Der BGH hat das Urteil des Kammergerichts<br />
aufgehoben und zur neuen Verhandlung und Entscheidung an<br />
einen anderen Senat des Kammergerichts zurückverwiesen.<br />
Die Entscheidung des BGH<br />
Der BGH hat sich in seiner Urteilsbegründung eingehend mit dem<br />
kaufvertraglich vereinbarten Haftungsausschluss auseinandergesetzt<br />
und damit, wie es sich auswirkt, dass das Objekt (unstreitig)<br />
teilweise unter Verstoß gegen das Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz<br />
errichtet worden ist.<br />
Der BGH hat ausgeführt, dass der – hier unstreitig vorliegende<br />
– teilweise Verstoß gegen das Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz<br />
nach der Rechtsprechung des BGH zwar dazu führt, dass<br />
der ursprünglich zwischen der Verkäuferseite und der Bauunternehmerin<br />
abgeschlossene Werkvertrag zur Errichtung des Hauses<br />
nichtig ist (siehe dazu schon BGH, Urteil vom 1. August 2013 - VII<br />
ZR 6/13).<br />
Das führt nach Auffassung des BGH aber nicht dazu, dass<br />
hieraus bezogen auf das Kaufvertragsverhältnis zwischen den<br />
Verkäufern und der Käuferseite ein Rückschluss gezogen werden<br />
kann, dass deshalb ein Mangel der Werkleistung vorliege.<br />
Denn die Erfüllung der Tatbestände der Schwarzarbeit im Sinne
41<br />
DR. KAI MEDIGER<br />
ist Rechtsanwalt und Kaufmann der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft und<br />
betreut die Themen Genossenschaften, Datenschutz, Quartiersentwicklung,<br />
Betriebskostenrecht und Wohnungseigentumsrecht.<br />
des Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetzes befasse sich nicht mit<br />
dem Inhalt der versprochenen Leistungen und besage auch nichts<br />
darüber, ob die versprochene Leistung wie vereinbart erbracht<br />
worden ist oder nicht.<br />
Die Erfüllung der Tatbestände des Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetzes<br />
gebe daher auch keine Auskunft darüber, ob der<br />
Auftraggeber von Fehlern bei der Ausführung von Werkleistungen<br />
Kenntnis hatte oder das Vorhandensein solcher Fehler billigend<br />
in Kauf genommen hat.<br />
Zusammengefasst hat der BGH mit diesem Urteil somit klargestellt,<br />
dass ein unter Zuhilfenahme von Schwarzarbeit errichtetes<br />
Objekt zwar gegen gesetzliche Vorschriften (Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz)<br />
verstößt und auch zur Nichtigkeit des Werkvertrags<br />
zwischen Bauträger bzw. Bauunternehmer und dem<br />
Besteller führt, jedoch im Verhältnis Verkäufer zu Käufer allein<br />
aufgrund der Schwarzarbeit nicht auf einen Mangel der Leistung<br />
im Verhältnis Verkäufer zu Käufer geschlossen werden kann.<br />
Denn die durch Schwarzarbeit erbrachte Leistung kann trotzdem<br />
mangelfrei sein.<br />
Zudem – und das ist für notarielle Kaufverträge über Grundstücke<br />
besonders praxisrelevant – lässt sich allein aus dem Umstand,<br />
dass ein Bauwerk unter Zuhilfenahme von Schwarzarbeit<br />
errichtet worden ist, nicht schon auf eine Arglist des Verkäufers<br />
wegen eines konkreten Baumangels schließen. Denn, so der BGH<br />
wörtlich:<br />
„… Es bietet insbesondere keine Grundlage für die Annahme,<br />
der Auftraggeber habe allein schon wegen des Verstoßes gegen<br />
das Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz Kenntnis von einem bestimmten,<br />
nach Fertigstellung festgestellten Ausführungsfehler<br />
oder habe diesen billigend in Kauf genommen ...“<br />
Fazit<br />
Diese rechtliche Würdigung des Sachverhalts durch den BGH ist<br />
nachvollziehbar und zu begrüßen. Allein der Umstand, dass bei<br />
Errichtung des Bauwerks „schwarz gearbeitet“ worden ist, bedeutet<br />
noch nicht, dass die Leistung im Verhältnis des späteren<br />
Grundstücksverkäufers zum späteren Käufer deshalb mangelhaft<br />
sein müsste oder dass der (in Kenntnis der Schwarzarbeit handelnde)<br />
Besteller deshalb unmittelbar den Verdacht hätte haben<br />
müssen, dass die Leistung mangelhaft erbracht worden ist.<br />
Im vorliegenden Fall war die Bausubstanz zwar tatsächlich<br />
nicht fachgerecht abgedichtet worden. Baumängel können aber<br />
bei Vorliegen einer notariellen Haftungsausschlussklausel (wie<br />
hier gegeben) nur geltend gemacht werden, wenn der Verkäufer<br />
den Mangel arglistig verschwiegen hat.<br />
Es wurde aber in den Vorinstanzen nicht nachgewiesen, dass<br />
der Verkäufer (Besteller) tatsächlich Kenntnis über diese konkreten<br />
Abdichtungsmängel hatte. Der Vorinstanz hat es schon genügt,<br />
dass der Verkäufer Kenntnis über die Durchführung von<br />
Schwarzarbeiten hatte. Das reicht aber nun einmal nicht aus,<br />
und es würde den in notariellen Grundstückskaufverträgen regelmäßig<br />
vereinbarten Haftungsausschlussklauseln auch einiges an<br />
Bedeutung nehmen, wenn bei der Durchführung von Schwarzarbeit<br />
sogleich auf eine Arglist des Verkäufers hinsichtlich des<br />
Auftretens von Baumängeln geschlossen werden könnte.<br />
Die Durchführung von Schwarzarbeit ist angemessen zu ahnden<br />
gegenüber den Beteiligten (Bauunternehmer und Auftraggeber<br />
der Werkleistung). Das heißt aber nicht, dass deshalb im<br />
zivilrechtlichen Vertragsverhältnis Verkäufer zu Käufer ein Mangel<br />
vorliegen muss bzw. dass deshalb ein arglistiges Verschweigen des<br />
Verkäufers betreffend offenbarungspflichtiger Mängel vorliegt.<br />
BGH, Urteil vom 28.05.<strong>2021</strong> zu Aktenzeichen V ZR 24/20,<br />
Grundstückskaufrecht Bilanzierung von Gebäudeflotten. h
42<br />
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44 <strong>VNW</strong><br />
75 Jahre<br />
Einsatz für bezahlbaren<br />
Wohnraum<br />
Im Jahr 1946 wurde in Kiel die Arbeitsgemeinschaft für<br />
zeitgemäßes Bauen gegründet. Ein Gruß zum runden Geburtstag.<br />
VON CHRISTOPH KOSTKA
45<br />
CHRISTOPH KOSTKA<br />
hat für verschiedene Projektentwickler und verbandlich<br />
gearbeitet, bevor er zum <strong>VNW</strong> kam. Hier verantwortet er<br />
unter anderem als als Geschäftsführer den Landesverband<br />
Schleswig-Holstein und das Referat Wohnungswirtschaft.<br />
Kiel. 21. Februar 1946. In einem Saal der<br />
Landesbauernschaft in Kiel tagt die Gründungsversammlung<br />
der „Arbeitsgemeinschaft<br />
für Behelfsbauweisen“. Ein halbes<br />
Jahr später wird das Land Schleswig-Holstein<br />
auf die Landkarte gesetzt. Erst 1949,<br />
mit Annahme des Grundgesetzes, tritt die<br />
Bundesrepublik Deutschland in die Geschichte<br />
ein.<br />
Der Grund für den frühen Start der Arbeitsgemeinschaft<br />
war denkbar einfach.<br />
Deutschland lag in Trümmern. Es herrschte<br />
tatsächlich Wohnungsnot. Die Statistiker<br />
zählten 1946 in den Westsektoren<br />
13,7 Millionen Haushalte, aber nur 8,2<br />
Millionen Wohnungen. Wenigstens 5,5<br />
Millionen Wohnungen fehlten – von einer<br />
Umzugsreserve ganz zu schweigen.<br />
Es musste gebaut werden. Schnell. Dabei<br />
fehlte es an allem.<br />
Rat und Lösungen waren gefragt.<br />
Aber auch Mut und Pragmatismus.<br />
Rat findet man am ehesten in der Gemeinschaft.<br />
Mut ebenso. Zur Gründungsversammlung<br />
der „Arbeitsgemeinschaft<br />
für Behelfsbauweisen“ fanden sich dann<br />
auch 37 Vertreter unter anderem aus<br />
Kreisbauämtern, der Städte Kiel, Flensburg<br />
und Schleswig, des Oberpräsidiums<br />
und der Provinzialverwaltung, der Staatsbauschule<br />
Eckernförde, der Landgesellschaft,<br />
der Industrie- und Handelskammer,<br />
der Bauindustrie, der Handwerkerinnung<br />
und der Heimstätte Schleswig-Holstein<br />
zusammen. Man kam überein, dass man<br />
sich zur Linderung der Wohnungsnot<br />
nicht allein auf Behelfsbauweisen konzentrieren<br />
wollte. Folgerichtig wurde aus der<br />
„Arbeitsgemeinschaft für Behelfsbauweisen“<br />
die „Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäße<br />
Bauweisen“. Es wurde getüftelt,<br />
ausprobiert und mit den gewonnenen<br />
Erkenntnissen und unter anderem mit<br />
Marshallplan-Geldern in Serie gebaut. Das<br />
heute oft postulierte modulare bzw. serielle<br />
Bauen hat tiefgehende norddeutsche<br />
Wurzeln.<br />
Nur konsequent: 1950 folgte die Anerkennung<br />
der Arbeitsgemeinschaft als<br />
Bauforschungsinstitut durch den Bund.<br />
Heute ist sie die dienstälteste Bauforschungseinrichtung<br />
in Deutschland. 2002<br />
wird die Arbeitsgemeinschaft auch offizielles<br />
Wohnungsbauinstitut des Landes<br />
Schleswig-Holstein. Unter anderem die<br />
gesamte technische Seite der Wohnraumförderung<br />
wird von ihr begleitet. Seither<br />
firmiert sie als „Arbeitsgemeinschaft für<br />
zeitgemäßes Bauen e.V.“ (ARGE).<br />
Seit dem Auftakt 1946 hat die ARGE<br />
für die Menschen in Schleswig-Holstein<br />
und darüber hinaus für Städte und Gemeinden,<br />
die Wohnungswirtschaft, Bauträger,<br />
Architekten, das Handwerk, das<br />
Baugewerbe und viele weitere sehr viel<br />
bewegt. Der Innovationsfreue der ARGE<br />
und derer, die sich hier bis heute zur Zusammenarbeit<br />
finden, ist es zu danken,<br />
dass die Wohnungsnot der Nachkriegsjahre<br />
Geschichte ist.<br />
Die ARGE ist nicht Geschichte. Im<br />
Gegenteil. Sie ist zeitgemäß – und<br />
vielleicht nötiger denn je.<br />
Heute versammelt die ARGE eine starke<br />
und vielfältige Gemeinschaft aus 470<br />
meist institutionellen Mitgliedern. Darunter<br />
Architekten, Ingenieure, Rechtsanwälte,<br />
die norddeutschen Wohnungsunternehmen,<br />
Kommunen und Landkreise,<br />
Akteure der Bauwirtschaft, der Bau- und<br />
Baustoffindustrie, die Verbraucherzentrale,<br />
die Investitionsbank Schleswig-<br />
Holstein, die Verbände der Bau- und Wohnungswirtschaft.<br />
Und das ist gut so: Denn<br />
die Herausforderungen im Wohnungsbau<br />
sind immens. Und sie wachsen weiter: im<br />
Neubau zur Deckung der Nachfrage nach<br />
bezahlbaren Wohnungen, bei der Modernisierung<br />
bzw. Sanierung des Bestandes,<br />
im Klimaschutz. Mit den Ansprüchen und<br />
Anforderungen steigen die Komplexität<br />
und die Kosten. Die ARGE untersucht,<br />
analysiert und forscht – um Lösungen zu<br />
finden. Sie berät und bildet weiter – um<br />
ins Handeln zu kommen. Damit guter,<br />
klimagerechter und bezahlbarer Wohnungsbau<br />
auch künftig gelingen kann.<br />
Die ARGE ist einzig.<br />
Denn seit ihrer Gründung erhebt und liefert<br />
sie valide Daten zur realen Baukostenentwicklung<br />
in Deutschland und den<br />
Regionen. Ein Alleinstellungsmerkmal. Ein<br />
großes Verdienst dazu, weil nachprüfbare,<br />
belastbare Daten das Fundament schaffen,<br />
auf dem eine sachliche, lösungsorientierte<br />
Unterhaltung über die Zukunft<br />
unseres Wohnens erst möglich wird.<br />
Also: happy birthday, liebe ARGE, zum<br />
75.! Danke, Dietmar Walberg, danke,<br />
liebes ARGE-Team! Wir sind stolz, Teil<br />
dieser starken (Arbeits-)Gemeinschaft<br />
zu sein. Gern auch in den kommenden<br />
75 Jahren. h
46<br />
Namen und<br />
Nachrichten<br />
Abschied<br />
Trauer um Katja Schirg<br />
Die norddeutsche Wohnungswirtschaft trauert tief um<br />
Katja Schirg. 15 Jahre lang war sie als Vorstandsassistentin die<br />
gute Seele des <strong>VNW</strong>. Sie hat für uns organisiert, beraten und<br />
umgesetzt, mit uns gefühlt, gelacht und auch mal geweint.<br />
Sie hat rund um die Uhr den Verband gelebt, war sein Nukleus<br />
und hat ihn, uns und mich ausbalanciert. Sogar ihr persönliches<br />
großes Liebesglück hat sie mit Oliver Schirg bei uns gefunden.<br />
Wo auch sonst. Sie war eine echte Hamburgerin mit<br />
hanseatischem Stil, trockenem Humor und Ausstrahlung.<br />
Damit hat sie den <strong>VNW</strong> mehr geprägt als sie ahnte. Ihren letzten<br />
großen Kampf hat sie nun verloren. Kurz vorher hatte sie sich<br />
noch um die Gesundheit ihrer Kolleginnen und Kollegen gesorgt<br />
und eine große Impfaktion initiiert, organisiert und selbst durchgeführt.<br />
Über 600 Menschen wurde in einer Zeit gesundheitlich<br />
geholfen, als Katja Schirg ihren größten Feind wohl schon in sich<br />
trug. Tragisch. Für andere da zu sein stand für sie eben obenan.<br />
So ging sie als glücklicher Mensch mit einem tollen Partner, einem<br />
großartigen Sohn und engsten, sie liebende Freundinnen.<br />
Sie alle haben sie bis zum Ende getragen und behütet.<br />
Was fehlen mir schon heute unsere Rituale: unsere Mittagessen,<br />
unser Kaffeetrinken, die Schwärmerei von Italien, die<br />
Urlaubsbilder und Konzertvideos, die Hinweise, Ratschläge und<br />
stillen Hilfen.<br />
Das alles kommt nicht wieder. Ist vorbei. Leere und Stille stellt<br />
sich ein. Katja Schirg ist aber nicht aus dem Sinn, nur weil sie<br />
aus dem Blick ist. Sie nicht. Sie bleibt bei uns.<br />
Andreas Breitner<br />
Vorstand und <strong>VNW</strong>-Verbandsdirektor
47<br />
Freunde finden leicht gemacht<br />
Kiel / Heidmühlen. Endlich wieder unbeschwert die Gemeinschaft<br />
genießen. Was über ein Jahr lang wohl einer der größten<br />
Wünsche von Kindern war, wurde jetzt wieder ermöglicht. Beim<br />
wankendorfer Kinderferiencamp, das 2020 leider coronabedingt<br />
ausfallen musste. Dank einer tollen Organisation des Ferienhofs<br />
am Klint und der neuen Leiterin Nicole Lubbe konnten vom 3. bis<br />
11. Juli wieder 17 Kinder ins Camp eingeladen werden. Ziel des<br />
Camps war es auch in diesem Jahr, den Kindern eine unbeschwerte<br />
Zeit zu bieten – ohne Handy, Computer oder andere Ablenkungen.<br />
Die Gemeinschaft und das Miteinander waren die wichtigsten<br />
Punkte des Camps, das <strong>2021</strong> unter dem Motto Märchen stand.<br />
Untergebracht waren die Kinder in einem großen Zirkuszelt unter<br />
Aufsicht eines erfahrenen Pädagogenteams. Zwei Jugendliche,<br />
die selber am Camp teilgenommen hatten, wurden mit ins Betreuerteam<br />
aufgenommen. „Dies ist der beste Beweis dafür, wie<br />
nachhaltig und verbindend unsere Camps auch bei den Kindern<br />
wirken“, sagte Dr. Ulrik Schlenz, Vorstandsmitglied der wankendorfer.<br />
Richtfest für 200 Wohnungen in Hamburg-Horn<br />
Hamburg. Der Wohnungsverein Hamburg<br />
von 1902 hat Richtfest für das größte Bauvorhaben<br />
seiner 119-jährigen Geschichte<br />
gefeiert. Das neue Großquartier im Hamburger<br />
Stadtteil Horn umfasst 200 Wohnungen.<br />
Die Neubauten erhalten allesamt<br />
eine Dachbegrünung. „Um bezahlbaren<br />
Wohnraum zu schaffen haben wir drei<br />
Viertel der gesamten Wohnanlage freiwillig<br />
als geförderte Wohnungen mit einer<br />
Nettokaltmiete von 6,70 Euro pro Quadratmeter<br />
ausgelegt“, sagte Genossenschaftsvorstand<br />
Heinz-Michael Bertram.<br />
Vorstand Holger Fehrmann ergänzte, dass<br />
voraussichtlich im Februar kommenden<br />
Jahres die ersten 46 Wohnungen bezogen<br />
werden könnten. Rund 8600 Kubikmeter<br />
Beton wurden verbaut. Hinzu kommen<br />
ca. 48500 Kubikmeter Innenputz auf die<br />
Wände. Mit der geklinkerten Fassade, für<br />
die etwa 425000 Klinkersteine aus Dänemark<br />
geordert wurden, passt das Gebäude<br />
in die Nachbarschaft.
48 Namen und Nachrichten<br />
NEUE LÜBECKER<br />
investiert 87 Prozent<br />
ihrer Mieteinnahmen<br />
Lübeck. Die NEUE LÜBECKER Norddeutsche<br />
Baugenossenschaft eG hat im vergangenen<br />
Jahr 70,98 Millionen Euro für Modernisierung,<br />
Instandhaltung und Neubau<br />
investiert. Das entspricht fast 87 Prozent<br />
ihrer Mieteinnahmen. Damit sorgt die Genossenschaft<br />
weiter für qualitativ hochwertigen<br />
und bezahlbaren Wohnraum an<br />
37 Standorten. Die Eigenkapitalquote stieg<br />
auf 36,6 Prozent. Die Genossenschaft löste<br />
teure Kredite ab und vereinbarte niedrige<br />
Zinsen für neue langfristige Kredite. Der<br />
Schwerpunkt der Investitionen liegt auf der<br />
Instandhaltung und der Modernisierung<br />
der Wohnungsbestände. Im vergangenen<br />
Jahr wurden 242 Wohnungen geschaffen<br />
– im Neubau sowie durch Verdichtung und<br />
Aufstockung.<br />
Plöner Gewerbliche<br />
Baugenossenschaft eG<br />
feierte Jubiläum<br />
Plön. Vor 85 Jahren – im September 1936<br />
– liefen die Gründungsaktivitäten der Plöner<br />
Gewerbliche Baugenossenschaft<br />
eG auf Hochtouren, so wie heute deren<br />
Neubau- und Modernisierungsvorhaben.<br />
Grund genug für die beiden Vorstände<br />
des Unternehmens, Klaus Hückstädt und<br />
Bernd Hentschel, diesen „Geburtstag“ am<br />
3. September <strong>2021</strong> im festlichen Rahmen<br />
mit Gästen zu begehen.<br />
NEUWOGES legt Grundstein<br />
für Parkhaus Pferdemarkt<br />
Neubrandenburg. Die Neubrandenburger<br />
Wohnungsgesellschaft mbH (NEUWO-<br />
GES) hat für das Parkhaus am Pferdemarkt<br />
den Grundstein gelegt. Oberbürgermeister<br />
Silvio Witt, NEUWOGES-Geschäftsführer<br />
Michael Wendelstorf und Goldbeck-Niederlassungsleiter<br />
Volker Huber versenkten<br />
eine Zeitkapsel. Das Neubauvorhaben umfasst<br />
ein Parkhaus für 594 Stellplätze auf<br />
fünf Parkebenen. Hinzu kommen rund 50<br />
Stellplätze im Außenbereich – unter anderem<br />
für Reisemobile. Auch Ladepunkte für<br />
E-Autos und ein öffentliches WC werden<br />
nach der Fertigstellung im ersten Quartal<br />
2022 zur Verfügung stehen. Außerdem<br />
wird die NEUWOGES-Parkleitzentrale in<br />
das neue Haus integriert. In Gänze umfasst<br />
dieses Neubauprojekt ein Investitionsvolumen<br />
von rund 9,8 Millionen Euro.
49<br />
Stiftungsprofessur für das Hamburger<br />
EBZ-Studienzentrum<br />
Hamburg. Dank der Unterstützung von 25 Unternehmen der Wohnungs-<br />
und Immobilienwirtschaft stärkt die EBZ Business School<br />
(FH) ihr Studienzentrum in Hamburg mit zusätzlichem Personal:<br />
Stiftungsprofessor für die norddeutsche Wohnungswirtschaft<br />
Prof. Dr. Markus Knüfermann und Campusleiter Roland Keich<br />
agieren mit Beginn des Wintersemesters <strong>2021</strong> als Doppelspitze<br />
am Hamburger Studienzentrum in Langenhorn. Die Studierenden<br />
gewinnen damit feste Ansprechpersonen für alle akademischen<br />
und organisatorischen Fragen rund ums Studium. Mit Übernahme<br />
der Stiftungsprofessur wird Prof. Knüfermann weitere Vorlesungen<br />
nach Hamburg verlagern und seine Erreichbarkeit und Netzwerkarbeit<br />
vor Ort ausbauen.<br />
Deutschlands größtes Proptech<br />
in der Wohnungswirtschaft<br />
Hamburg. Die beiden Softwareunternehmen Immomio und DIT<br />
schließen sich zusammen und formen das nach eigenen Angaben<br />
größte Proptech in der Wohnungswirtschaft in Deutschland - mit<br />
mehr als 1,4 Millionen verwalteten Mieteinheiten. „In mehreren<br />
gemeinsamen Kundenprojekten haben unsere Unternehmen<br />
bereits bewiesen, welche Mehrwerte die Verknüpfung unserer<br />
Produkte für Vermieter und Mieter bringt“, sagte Nicolas Jacobi,<br />
Mitgründer und Geschäftsführer von Immomio. Demnach sollen<br />
Mieterinnen und Mieter künftig die gesamte Kommunikation mit<br />
ihrem Vermieter digital über eine einzige Oberfläche erledigen –<br />
von der Wohnungssuche über den Mietvertragsabschluss bis hin<br />
zum Auszug. Die DIT wird als 100-prozentiges Tochterunternehmen<br />
der Immomio GmbH unter eigener Marke und Führung des<br />
Gründers Kai Teute weiter am Markt agieren.<br />
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50 Namen und Nachrichten<br />
HANSA Baugenossenschaft führt moderne<br />
Kommunikationsplattform ein<br />
Hamburg. Die HANSA Baugenossenschaft eG hat eine auf Grundlage<br />
von „COYO“ basierte Kommunikationsplattform eingeführt<br />
und damit das ausschließlich auf Informationsübermittlung ausgelegte<br />
Intranet abgelöst. Das neue Social Intranet ermöglicht einen<br />
schnellen, unkomplizierten Kommunikations- und Wissensaustausch<br />
der Mitarbeitenden. Mit der zugehörigen App können sich<br />
zudem alle Mitarbeitenden jederzeit und an jedem Ort vernetzen<br />
und wichtige Informationen erhalten.<br />
SAGA kommt gut durch<br />
Corona-Pandemie<br />
Hamburg. Hamburgs städtische Wohnungsgesellschaft<br />
SAGA – mit ihren rund 137000 Wohnungen und 1400<br />
Gewerbeobjekten die größte Vermieterin der Hansestadt<br />
– ist trotz Corona-Pandemie gut durch das Geschäftsjahr<br />
2020 gekommen. Bei einem Umsatz von 1,02 Milliarden<br />
Euro sei ein Jahresüberschuss nach Steuern in Höhe von<br />
225,6 Millionen Euro erzielt worden – rund 20 Millionen<br />
Euro mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019, sagte Vorstandssprecher<br />
Thomas Krebs. Dabei komme das Plus vor allem<br />
daher, dass pandemiebedingt etliche Modernisierungsmaßnahmen<br />
nicht umgesetzt worden seien. SAGA-Mieterinnen<br />
und -Mieter zahlten im vergangenen Jahr im Schnitt<br />
eine Netto-Kaltmiete von 6,84 Euro pro Quadratmeter. Das<br />
entspreche fast der Eingangsmiete für den öffentlich geförderten<br />
Wohnungsbau von 6,80 Euro und liege deutlich<br />
unter dem Mittelwert des Hamburger Mietenspiegels von<br />
8,66 Euro, sagte Unternehmensvorstand Wilfried Wendel.<br />
Auch bei den Betriebskosten lägen SAGA-Wohnungen mit<br />
2,89 Euro pro Quadratmeter deutlich unter dem Hamburger<br />
Betriebskostenspiegel mit durchschnittlich 3,29 Euro.<br />
Klimaschonende Wärmeversorgung<br />
bei der Hamburger Wohnen<br />
Hamburg. Die Baugenossenschaft Hamburger Wohnen<br />
eG und HanseWerk Natur beschreiten gemeinsam den<br />
Weg einer klimaschonenden Wärmeversorgung: Das<br />
Wohnquartier „Stellinger Linse“ mit seinen rund 1500<br />
Wohneinheiten wird zukünftig überwiegend aus einem<br />
Biomethan-Blockheizkraftwerk (BHKW) sowei aus Solarthermie-Anlagen<br />
versorgt. Der Umbau wird im Frühjahr<br />
2022 abgeschlossen. Neben dem BHKW entstehen Solarthermie-Anlagen<br />
mit einer gesamten Kollektorfläche von<br />
rund 1 000 Quadratmetern mit 525 Megawattstunden<br />
auf den Gebäudedächern der Baugenossenschaft Hamburger<br />
Wohnen eG. Diese Anlagen wandeln die Sonnenenergie<br />
in Wärme zur Versorgung der angeschlossenen<br />
Haushalte um. „Die Bewohnerinnen und Bewohner<br />
der ‚Stellinger Linse‘ profitieren von einer Senkung der<br />
Wärmekosten“, sagt Sönke Selk, Vorstandsmitglied der<br />
Baugenossenschaft Hamburger Wohnen eG.
51<br />
Outdoor-Fitnessgeräte für die Quartiere<br />
Hamburg. Die Playfit GmbH ist Hersteller von Outdoor-Fitnessgeräten<br />
und hat seit ihrer Gründung im Jahr 2005 an mehr als<br />
1600 Standorten Outdoor-Fitnessgeräte installiert. Das Unternehmen<br />
ist nach eigenen Angaben auf der Suche nach einem gemeinsamen<br />
Pilotprojekt mit einem oder mehreren Mitgliedsunternehmen<br />
des <strong>VNW</strong>. Outdoor-Fitnessgeräte bieten einen sinnvollen<br />
Beitrag zur Aufwertung des Wohnumfelds in den Wohnquartieren.<br />
Eingebettet in ein Quartiersmanagement können Menschen<br />
aller Altersklassen ohne Eintritt, ohne Öffnungszeiten und ohne<br />
Extrasportkleidung in Bewegung und gleichzeitig in Kontakt kommen.<br />
Damit werde ein ausgewogenes Freizeitangebot geschaffen.<br />
Möglich seien ein generationsübergreifender Platz mit Dorfplatzcharakter<br />
und ein integrativer Aktiv-Treffpunkt oder ein Fitnesspfad<br />
durch die Wohnanlage über eine vorbestimmte Strecke.<br />
„Krisenfestes Geschäftsmodell“<br />
Büdelsdorf. Die Baugenossenschaft Mittelholstein (bgm) blickt<br />
auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2020 zurück. „Das Geschäftsmodell<br />
der bgm ist auch in schweren Zeiten krisenfest“, fassten<br />
die bgm-Vorstandsmitglieder Stefan Binder und Wilfried Pahl das<br />
vergangene Geschäftsjahr zusammen. Trotz der besonderen Herausforderungen<br />
durch die Corona-Pandemie ist die Bilanzsumme<br />
der Genossenschaft um 2,7 Millionen Euro auf 104 Millionen<br />
Euro gestiegen, die Eigenkapitalquote erhöhte sich auf 57 Prozent.<br />
Durch rege Neubautätigkeit konnte die Genossenschaft im Anlagevermögen<br />
einen Zugang von 5,4 Millionen Euro verzeichnen.<br />
Der erwirtschaftete Jahresüberschuss der bgm betrug im vergangenen<br />
Geschäftsjahr 3,7 Millionen. „Davon werden rund 3,5 Millionen<br />
Euro den Rücklagen zugeführt und stehen in den nächsten<br />
Jahren für den Neubau von Wohnungen für unsere Mitglieder zur<br />
Verfügung“, erläuterten die Vorstände.<br />
Hamburg will neues Bundesgesetz<br />
für mehr Wohnraum nutzen<br />
Hamburg. Zur Schaffung weiteren Wohnraums hat Hamburg als erstes Bundesland eine<br />
Rechtsverordnung zur Umsetzung des Baulandmobilisierungsgesetzes erlassen. Mit der<br />
Feststellung, dass es auch weiterhin stadtweit einen angespannten Wohnungsmarkt gibt,<br />
habe der rot-grüne Senat die Weichen für Baugebote etwa für brachliegende Flächen<br />
gestellt, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD). Zudem gebe es<br />
gestärkte kommunale Vorkaufsrechte und es werde leichter, Baugenehmigungen zugunsten<br />
des Wohnungsbaus zu erteilen. Das Bundesgesetz biete große Chancen für mehr<br />
bezahlbaren Wohnraum, erklärte Stapelfeldt. „Mit der heutigen Verordnung stellen wir<br />
sicher, dass die Neuerungen jetzt schnell und effektiv zum Tragen kommen.“ So könnten<br />
nun gezielt auf den Wohnungsbau zugeschnittene Baugebote erlassen werden.
52 Namen und Nachrichten<br />
50 Prozent Energieeinsparung<br />
nach Modernisierung<br />
Lübeck. Seit Frühjahr dieses Jahres<br />
herrscht erneut Hochbetrieb für das Bauhandwerk<br />
im Lübecker Quartier Korvettenstraße.<br />
Das 48 Wohnungen umfassende<br />
Gebäude Nr. 79-89 wird nun über<br />
die Dauer von zwei Jahren modernisiert.<br />
Neben der Erneuerung der Fenster und der<br />
Modernisierung der Außenfassade werden<br />
die Balkone durch größere ersetzt. Das<br />
Flachdach wird durch ein Pultdach ausgetauscht.<br />
Neben der Vergrößerung der Eingangsbereiche<br />
werden die Außenanlagen<br />
erneuert. Durch die Maßnahmen wird die<br />
Wohnanlage energetisch auf den Niedrigenergiehaus-Standard<br />
gebracht. Zwei<br />
neue Fahrradhäuser mit Kapazitäten für je<br />
36 Fahrräder werden aufgestellt. Mit dem<br />
Abschluss des ersten Bauabschnitts in der<br />
Korvettenstraße 91-101 liegen der Genossenschaft<br />
erste Erfahrungen hinsichtlich<br />
Hamburg. Der Altonaer Spar- und Bauverein (altoba) hat trotz<br />
der Corona-Pandemie sein Modernisierungsprogramm plangemäß<br />
fortgesetzt und drei Neubauten an die Mitglieder übergeben. 151<br />
Wohnungen wurden fertiggestellt, 500 weitere sind in Bearbeitung<br />
oder in Vorbereitung. „Das eigene Zuhause hat während der<br />
Pandemie für viele Menschen an Bedeutung gewonnen“, sagt<br />
Thomas Kuper, Mitglied des Vorstands des altoba. „Entsprechend<br />
dankbar sind wir unseren beauftragten Unternehmen sowie unseren<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: Durch ihre Kraftanstrender<br />
Einsparung im Energieverbrauch vor. Die Mitglieder haben hier 2020 im Durchschnitt<br />
52 Prozent weniger Energie für Heizung verbraucht. Die Gesamtinvestition für die Modernisierung<br />
und energetische Sanierung der beiden Wohnanlagen beläuft sich auf rund<br />
6,5 Millionen Euro.<br />
Sicher unterwegs mit<br />
leuchtend gelben Kappen<br />
Flensburg. Viele unbekannte Gesichter, eine ungewohnte Umgebung<br />
und erstmals die Schulbank drücken: Für die Erstklässler<br />
beginnt ein aufregender neuer Lebensabschnitt. Um den Kleinen<br />
den Beginn etwas zu erleichtern haben die Flensburger Grundschüler<br />
vom SBV, der Verkehrswacht Flensburg und dem städtischen<br />
Gesundheitshaus / Jugendzahnpflege ein Starterpaket für<br />
den Schulanfang bekommen. Zum Paket gehören vom SBV spendierte<br />
gelbe Kappen. „Mit diesen Basecaps in Signalfarbe auf dem<br />
Kopf werden die Kinder früher und besser gesehen. Damit helfen<br />
wir, den Schulweg sicherer zu machen“, sagt der SBV-Vorstandsvorsitzende<br />
Jürgen Möller. Im Paket enthalten sind außerdem vom<br />
SBV gespendete Brotdosen, die das städtische Gesundheitshaus<br />
mit Zahnpasta und Zahnbürste sowie einem Informationsblatt zur<br />
gesunden Ernährung gefüllt hat.<br />
Erfolgreiche Kraftanstrengung<br />
gung musste kein Mitglied länger auf den Einzug in seine Neubauwohnung<br />
oder auf den Rückzug in seine modernisierte Wohnung<br />
warten als geplant.“ Rund 41 Millionen Euro investierte der altoba<br />
im vergangenen Geschäftsjahr in Neubau und Modernisierung.<br />
Weitere rund 15 Millionen Euro flossen in Instandhaltungsleistungen.<br />
Die größten Herausforderungen der Genossenschaft bleiben<br />
der Erhalt und die Modernisierung des Bestands von fast 7 000<br />
Wohnungen.
53<br />
HANSA Baugenossenschaft<br />
übergibt die ersten zwölf<br />
von 36 Reihenhäusern<br />
Hamburg. Die HANSA Baugenossenschaft<br />
eG hat im August <strong>2021</strong> in Hamburg Billstedt<br />
die ersten zwölf Reihenhäuser an die<br />
neuen Bewohner übergeben. Damit wurde<br />
ein weiterer Meilenstein in der Umgestaltung<br />
des 485 Wohneinheiten umfassenden<br />
Quartiers erreicht. Bereits 2019 wurde<br />
ein Mehrfamilienhaus mit 23 barrierefreien<br />
Wohnungen fertiggestellt. Dem folgte der<br />
Abbruch von 24 alten Reihenhäusern. Ein<br />
Teil der dort Wohnenden konnte so direkt<br />
in den neu geschaffenen barrierefreien<br />
Wohnraum ziehen. Anstelle der alten Reihenhäuser<br />
entstehen derzeit 36 neue, von<br />
denen jetzt die ersten zwölf mit vergrößertem<br />
Flächenangebot, Gärten und Vorgärten<br />
an die Bewohnerschaft übergeben<br />
wurden. Ebenfalls fertiggestellt sind sechs<br />
naturbezogene Spiel- und Freizeitflächen.<br />
Der Bau der weiteren 24 Reihenhäuser und<br />
einer Tiefgarage mit 86 Stellplätzen soll<br />
im April 2022 abgeschlossen sein. Ergänzt<br />
wird die Maßnahme durch den Bau von<br />
fünf Mehrfamilienhäusern mit 80 Wohnungen<br />
ab 2022.<br />
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54<br />
Namen und Nachrichten<br />
Erstes Richtfest in den Kolbenhöfen<br />
Hamburg. Ende August fand das erste Richtfest in den Ottenser<br />
Kolbenhöfen statt. Auf Baufeld 1 der Kolbenhöfe I baut der Altonaer<br />
Spar- und Bauverein (altoba) 55 Wohnungen für seine Mitglieder.<br />
Außerdem erstellt die Hamburger Wohnungsbaugenossenschaft Gewerbeflächen<br />
sowie eine Tiefgarage. Die Kolbenhöfe entstehen auf<br />
dem ehemaligen Kolbenschmidt-Gelände an der Friedensallee 128<br />
(Kolbenhöfe I) sowie dem angrenzenden Henkel-Schwarzkopf-Areal<br />
(Kolbenhöfe II). Insgesamt wird das Gelände der Kolbenhöfe rund 675<br />
Wohnungen umfassen. Auf den altoba entfallen auf dem gesamten<br />
Kolbenhof-Areal rund 210 Wohnungen, 200 davon öffentlich gefördert.<br />
40 der Wohnungen sind als Seniorenwohnungen mit Service<br />
geplant. Außerdem erstellt die altoba die Räumlichkeiten für zwei<br />
Kindertagesstätten.<br />
SAGA stellt 180 öffentlich<br />
geförderte Wohnungen in<br />
der HafenCity fertig<br />
Hamburg. Zweieinhalb Jahre nach dem<br />
Spatenstich hat Hamburgs große Vermieterin<br />
in direkter Wasserlage an der Elbe<br />
180 öffentlich geförderte Wohnungen<br />
fertiggestellt. Sämtliche 1,5- bis 4-Zimmer-<br />
Wohnungen sind vermietet. „Das erste<br />
SAGA-Bauvorhaben in der HafenCity setzt<br />
Maßstäbe“, sagt Dr. Thomas Krebs, Vorstandssprecher<br />
der SAGA Unternehmensgruppe.<br />
„Es verbindet an diesem exponierten<br />
Standort das Angebot von öffentlich<br />
geförderten Wohnungen mit anspruchsvoller<br />
Architektur, einem innovativen<br />
Photovoltaikprojekt zur Erzeugung von<br />
Strom für unsere Mieter und unserem<br />
E-Mobilitätsangebot vor Ort. Die SAGA<br />
leistet ihren Beitrag zur gebotenen sozialen<br />
Durchmischung der HafenCity.“<br />
Pilothaft geht hier eine Mieterstromanlage<br />
an den Start, die sich über Photovoltaikanlagen<br />
auf den Dächern speist.<br />
26 der 50 Tiefgaragen-Stellplätze sind<br />
mit Wallboxen ausgestattet. Hinzu<br />
kommen 356 Fahrradstellplätze und<br />
Steckdosen für E-Bikes in Mieterkellern.<br />
Ergänzend sind neun Gewerbeeinheiten<br />
mit einer Fläche von 900 Quadratmetern<br />
entstanden.<br />
Wohnquartier mit Tagespflege eröffnet<br />
Neubrandenburg. Die NEUWOBA Neubrandenburger Wohnungsbaugenossenschaft<br />
eG hat auf dem Innenhof in der Seelenbinderstraße<br />
ein Mehrfamilienhaus mit jeweils zehn barrierefreien<br />
Zweiraumwohnungen und einer Tagespflegeeinrichtung mit<br />
18 Plätzen eröffnet. Das Projekt wurde mit Unterstützung des<br />
„Landesprogramms Wohnungsbau Sozial“ errichtet. Somit können<br />
die Wohnungen nur mit Wohnberechtigungsschein und zu vom<br />
Land festgelegten Mieten genutzt werden. Ziel ist es, Menschen<br />
mit geringem Einkommen sowie ältere Menschen und Menschen<br />
mit Handicap bei der Versorgung mit angemessenem, bezahlbarem<br />
Wohnraum zu unterstützen. Smarthome-Komponenten,<br />
ein Aufzug sowie ein gesondertes Sicherungssystem für den Hauszugang<br />
sollen zukünftig das Leben der Bewohner erleichtern.
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Fachforum<br />
Wohnungswirtschaft <strong>2021</strong><br />
Energieeffizienz braucht Vielfalt.<br />
Digital<br />
Live Event<br />
26.10.<strong>2021</strong><br />
Am 26.10.<strong>2021</strong> im EMPORIO in Hamburg ist es wieder so weit: Unter dem Motto<br />
„Klimaschutz und Wohnungsbau – Energieeffizienz braucht Vielfalt.“ tauschen wir<br />
uns mit Ihnen und hochkarätigen Gästen zu Herausforderungen und Chancen für<br />
die Zukunft des Blauen Planeten aus – live und digital. Registrieren Sie sich hier:<br />
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finden Sie unter qr.buderus.de/wowi oder über den QR-Code.
56 Digitalisierung<br />
5 Thesen,<br />
warum die Zukunft dem<br />
VON DR. CARSTEN THIES<br />
IT-Ökosystem gehört<br />
Eine Lösung für alles – und alles ist gut?<br />
Schon heute haben die Anwender*innen viel mehr<br />
davon, wenn der Softwarelieferant Kooperationen<br />
eingeht.<br />
Der Gedanke erscheint verlockend: Ein Hersteller will in seiner<br />
Software alles bieten, was die Anwender*innen in Wohnungsunternehmen<br />
brauchen. Kernfunktionen wie die Betriebskostenabrechnung,<br />
Mieten- und Finanzbuchhaltung, Anlagenbuchhaltung<br />
oder WEG-Abrechnung wären also um solche für die Schadensmeldung,<br />
das digitale Archiv oder den elektronischen Rechnungs-<br />
eingang ergänzt. Doch kommt auch die Verwaltung elektronischer<br />
Schlüssel oder die hybride Eigentümerversammlung vom gleichen<br />
Lieferanten? Dann fehlt ja nur noch das Mieterportal, das CRM<br />
mit Chatbots …<br />
... aber leider … die Idee „Eine für alles" funktioniert nicht! Die<br />
Anforderungen sind zu komplex, die technische Entwicklung ist<br />
zu dynamisch. Selbst große Player wie SAP oder Microsoft decken<br />
nicht alles ab, was Unternehmen brauchen. Dafür interagieren ihre<br />
Anwendungen mit anderen Systemen. Auch wir von Haufe gehen<br />
diesen Weg: Wir kooperieren mit vielen Anbietern spezieller<br />
Lösungen, um unseren Kunden integrierte Prozesse zu bieten.
57<br />
DR. CARSTEN THIES<br />
ist als Geschäftsführer in der Haufe Group unter anderem für den Bereich Real Estate<br />
verantwortlich. Er hat die digitale Transformation der Haufe Group vom Fachverlag<br />
zum digitalen Lösungsanbieter maßgeblich mitgestaltet. Carsten Thies schreibt über<br />
moderne Arbeitswelten und die nötige Transformation von Unternehmen.<br />
Mit einem Fokus auf Strategisches, doch immer praxisorientiert.<br />
Warum halten wir das für sinnvoll? Und warum wird<br />
dieser Punkt in Zukunft noch wichtiger?<br />
These 1:<br />
All-in-one-Lösungen können<br />
im Wettbewerb nicht bestehen<br />
Das All-in-one-Konzept passt nicht mehr in die Zeit. Auf dem Vormarsch<br />
sind vernetzte Plattformen: IT-Ökosysteme. Dahinter steckt<br />
die Erkenntnis, dass sich Software und App-Anbieter spezialisieren<br />
und durch die Kombination bessere Lösungen entstehen, die<br />
Mehrwerte für die Kunden erschließen.<br />
Auch dem Prinzip „Best of Breed" wird so Rechnung getragen:<br />
Der Kunde kann die jeweils beste Lösung für die verschiedenen<br />
Aufgaben integrieren. Dank moderner Cloud-Technologie<br />
tauschen die teilnehmenden Systeme in Echtzeit Daten – mobile<br />
Nutzung inbegriffen. Übergreifende Prozesse werden harmonisiert<br />
und automatisiert, Informationen aus Objekten oder von Baustellen<br />
fließen schnell und direkt an die Zuständigen in der Verwaltung<br />
oder Buchhaltung, umgekehrt fließen Daten an Außendienst und<br />
Partner zurück.<br />
Wo also bislang Medienbrüche und verschiedene Informationskanäle<br />
einer schnellen Abwicklung im Weg standen, beschleunigt<br />
ein IT-Ökosystem den Ablauf und bringt alle Beteiligten interessenorientiert<br />
zusammen.<br />
These 2:<br />
Spezialisten bieten die bessere Lösung<br />
für vernetzte Prozesse<br />
Digitalisierung steht für hilfreiche, leicht zu bedienende Produkte<br />
und einfache Prozesse. Dahinter steckt jedoch höchst anspruchsvolle<br />
Technologie. Nur wenn sich verschiedene Branchen- und IT-<br />
Spezialisten auf jeweils spezielle Anwendungen fokussieren, kann<br />
Qualität in kurzer Zeit entstehen. Viele PropTechs bilden eher kleinteilige<br />
Aufgaben ab.<br />
Das digitale schwarze Brett etwa, das in den Objekten den<br />
Papieraushang ersetzt, mag nach außen simpel erscheinen – es<br />
zu entwickeln ist alles andere als trivial. Soll das digitale Brett beispielsweise<br />
den Bewohner*innen der verschiedenen Quartiere anzeigen<br />
können, wann die nächste Straßenbahn geht, dann muss<br />
ihm „beigebracht" werden, wie diese Daten beschaffen sind. Es<br />
muss fit gemacht werden für die Kommunikation mit den Systemen<br />
des Verkehrsbetriebs und mit diesem synchron geschaltet<br />
sein.<br />
Die Verwaltung von Dokumenten ist eine Aufgabe, an die<br />
Firmen aus vielen verschiedenen Branchen sehr ähnliche Anforderungen<br />
stellen, von Industrieunternehmen bis hin zu Anwaltskanzleien.<br />
Es macht keinen Sinn, ein Dokumenten-Management-<br />
System oder ECM-System speziell für die Wohnungswirtschaft zu<br />
entwickeln – es wäre verfügbaren Lösungen von ECM-Spezialisten<br />
weit unterlegen. Tausende Anwender in verschiedenen Branchen<br />
finanzieren eine Entwicklungs-Power, die die Immobilienwirtschaft<br />
alleine nicht aufbringt. Und wenn es tausende Anwender in<br />
Deutschland gibt, muss die Technologie für alle passen. Daher sind<br />
offene Technologien bei Plattformen wichtig.<br />
These 3:<br />
Der Wunsch nach Vernetzung nimmt zu<br />
Die Wohnungswirtschaft ist eine vielfältig vernetzte Branche, und<br />
so arbeiten auch die Anwender unserer ERP-Systeme längst über<br />
Schnittstellen mit Branchenpartnern zusammen, etwa mit den<br />
Banken für den automatischen Zahlungsverkehr oder mit den<br />
Messdienstleistern, die Verbrauchsdaten elektronisch überspielen.<br />
Doch heute ist eine viel umfassendere Vernetzung möglich,<br />
mit Handwerksbetrieben, Mieter*innen und Mitgliedern oder mobilen<br />
Endgeräten der eigenen Mitarbeiter*innen. Denken Sie an<br />
Portale für die Vermietung und das Interessentenmanagement.<br />
Die Lösungen automatisieren nicht nur die Prozesse, etwa durch<br />
Filterfunktionen, sie binden ja vor allem die Interessenten ein. Wer<br />
eine Wohnung sucht, lädt seine Daten einmal auf das Portal und<br />
pflegt sie dort. Durch die Kopplung an das ERP-System entstehen<br />
weitere Synergieeffekte – beispielsweise werden Objektdaten<br />
automatisch hochgeladen und aktualisiert. Analog lässt sich die<br />
Mieterkommunikation über entsprechende Portale kundenfreundlich<br />
gestalten. Das sind die Standards der Zukunft.<br />
Eine Online-Umfrage zu Ökosystemen in der Immobilienwirtschaft<br />
zeigt deutliche Tendenzen: Darin gaben 76 Prozent der<br />
Befragten an, dass die Teilnahme an immobilienwirtschaftlichen<br />
Ökosystemen zukünftig ein zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie<br />
sein werde, 84 Prozent erkennen darin einen Wettf
58 Digitalisierung<br />
bewerbsvorteil für ihr Unternehmen, und für eine ebenso große<br />
Mehrheit steht eine ganzheitliche Serviceerbringung für die Endkunden<br />
im Fokus („Ecosystems in der Immobilienwirtschaft", ZIA<br />
und Deloitte <strong>2021</strong>, Untersuchung nicht repräsentativ).<br />
These 4:<br />
Offene Plattformen fördern<br />
die Vielfalt der Ideen<br />
Der Siegeszug von Apple iTunes oder dem Google Playstore haben<br />
es vorgemacht: Durch die Öffnung der Smartphone-Betriebssysteme<br />
für die Apps Dritter sind die App-Angebote und Funktionalitäten<br />
förmlich explodiert und mit ihnen die Attraktivität der<br />
Smartphones. Und die Beispiele der Internetriesen zeigen, dass<br />
auch enorme Größe nicht ausreicht, um der endlosen Kreativität<br />
und Dynamik des gesamten Marktes die Stirn zu bieten.<br />
Umgekehrt ist es für die Angebotsvielfalt förderlich, wenn<br />
Plattformen vorangetrieben werden und sich etablierte Partner<br />
für die Kooperation mit innovativen Unternehmen öffnen. Das<br />
ermutigt junge kreative Köpfe, neue Mehrwerte für die Branche<br />
zu schaffen. Für uns von Haufe hat ein starkes und vielfältiges<br />
Partnernetzwerk hohe Priorität. Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe<br />
mit allen Partnern ist dabei für uns selbstverständlich.<br />
These 5:<br />
Die Hypervernetzung kommt<br />
Konnektivität ist ein Megatrend. „Die Welt wird zum Netzwerk",<br />
schreibt das Zukunftsinstitut. Und im Vorteil sind die Nutzer offener<br />
Ökosysteme. Mit immer neuen Datenquellen wird auch der<br />
Vernetzungsgrad der Wohnungswirtschaft stetig höher. Neue Datenschätze<br />
aus smarten Objekten und der Smart City sowie Entwicklungen<br />
wie KI-gestützte Assistenzsysteme bergen Chancen<br />
für neue Geschäftsmodelle.<br />
Wir beobachten das und treiben den Ausbau des Haufe Partnernetzwerks<br />
dort voran, wo wir echte Synergien für unsere Kunden<br />
sehen. Heute kooperieren wir schon mit vielen unterschiedlichen<br />
Spezialisten, die Aufgaben wie das Dokumentenmanagement und<br />
-archiv, die Vermarktung und das Interessentenmanagement, die<br />
Schadensregulierung, den elektronischen Rechnungseingang oder<br />
die Eigentümer- und Mieterkommunikation abdecken.<br />
Das Zentrum der IT-Plattform im Haufe Ökosystem 360° Wohnungswirtschaft<br />
bilden unsere ERP-Systeme, sie sind der „Datenhub".<br />
Die Brücke in die vernetzte Arbeitswelt ist unsere Cloud-API.<br />
Ihre Offenheit vereinfacht das Andocken anderer Lösungen. Wir<br />
treiben die Technologie fokussiert voran, damit unseren Kunden in<br />
Zukunft zahlreiche Möglichkeiten offenstehen, vernetzt und somit<br />
noch effizienter und kundenfreundlicher zu arbeiten. h<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt
Wie man das musikalische Talent seiner<br />
Kinder fördern kann, ohne es sich mit<br />
den Nachbarn zu verderben? Mithilfe<br />
der richtigen Wohnungseingangstür.<br />
Unsere allererste Tür wurde gebaut,<br />
um Feuer standzuhalten. Das war<br />
1942. Seitdem erfüllen alle von uns<br />
hergestellten Türen wichtige Aufgaben.<br />
Sie stoppen Einbrecher und Lärm,<br />
Brände und giftige Gase sowie Zugluft<br />
und Zigarettenrauch. Sie helfen den<br />
Bewohnern, ein sicheres, geborgenes<br />
und glückliches Leben zu führen.<br />
Auch unser Unternehmen hat<br />
eine klare Aufgabe: Wir stellen<br />
sicher, dass Sie für Ihr Projekt<br />
Wohnungseingangstüren erhalten,<br />
die alle Anforderungen erfüllen.<br />
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60 Bauklimatik<br />
„Viel hilft viel<br />
– oder wie<br />
wenig ist<br />
genug?“ VON PROF. ELISABETH ENDRES
61<br />
PROF. ELISABETH ENDRES<br />
Leiterin des Instituts für Bauklimatik<br />
und Energie der Architektur an der<br />
Technischen Universität Braunschweig<br />
Wie werden wir in Zukunft leben? Diese Frage gewinnt im<br />
Kontext aktueller Herausforderungen klimaneutralen Bauens stetig<br />
an Bedeutung. Während die letzten drei Jahrzehnte geprägt<br />
waren von Energieeffizienz im Zuge schwindender fossiler Energieträger,<br />
werfen die stetig steigenden Anforderungen durch die<br />
Klimaschutzziele neue Fragestellungen für das Bauwesen auf.<br />
Das Ziel eines klimaneutralen Gebäudebetriebs im Jahr 2050<br />
zu erreichen ist seitens der Politik positioniert. Definitionen der<br />
Klimaneutralität, Lösungswege, Werkzeuge und Strategien fehlen<br />
jedoch weitestgehend. Technologisch sind die Möglichkeiten<br />
scheinbar unbegrenzt. Entwicklungen haben sowohl in der<br />
Materialität der Hüllkonstruktionen als auch in der Haustechnik<br />
und Energieerzeugung ein hohes Maß erreicht. Resultierend steigen<br />
die Komponenten im Bauwesen und damit verbunden die<br />
Komplexität des Planungs- und Bauprozesses, die eine Mehrung<br />
von potenziellen Fehlerquellen in der Errichtung sowie im Betrieb<br />
darstellen. Zur Schaffung einer vermeintlichen Sicherheit wächst<br />
die Anzahl von Normen und Richtlinien, deren Umfang ins Unermessliche<br />
zu steigen scheint und die Sinnfälligkeit des Bauens in<br />
Frage stellen kann.<br />
Eine weitere Konsequenz einer wachsenden Anzahl an Regelwerken<br />
und der Lösungssuche in den technischen Anlagen sind<br />
die steigenden Kosten in der Erstellung von Gebäuden v.a. in den<br />
technischen Gewerken. Dies zeigt der Bericht der Baukostensenkungskommission<br />
am Beispiel des Wohnungsbaus 2015 sehr<br />
deutlich. Die Steigerung ist nicht zuletzt auf Verschärfungen in<br />
den Effizienzfragen und einen damit verbundenen Glauben an das<br />
intelligente Haus zurückzuführen. Gleichzeitig zeigen Monitoringergebnisse,<br />
dass die in der Theorie errechnete Einsparpotenziale<br />
durch vermehrten Einsatz von Gebäudetechnik in der Praxis selten<br />
eingehalten werden. Die Gründe sind vielfältig und werden z.B.<br />
hervorgerufen durch komplexe Steuerungen, die sich gegenseitig<br />
negativ beeinflussen, fehlerhafte Bedienung der Nutzer*innen<br />
oder mangelnde Inbetriebnahmeprozesse und Wartungen der<br />
vielfältigen technischen Komponenten. Resultierend stehen Fragen<br />
wie „Wie viel Technik vertragen Häuser noch?“ oder „Wie<br />
wenig ist genug?“ im Mittelpunkt der Diskussionen des Bauwesens.<br />
Letztere Frage umfasst dabei sämtliche Bereiche des Bauens:<br />
den Einsatz technischer Systeme, die Effizienz der Materialität im<br />
Sinne einer Kreislaufwirtschaft und die Flächen zur Energieerzeugung<br />
am Gebäude. Darüber hinaus sind der Aufwand auf den<br />
Baustellen in der Erstellung der Gebäude bis hinein in die gesellschaftlichen<br />
Fragestellungen nach pro Kopf Flächenverbrauch und<br />
zukünftiger Mobilität ebenso zu lösen. Eine reine Optimierung<br />
und Verschärfung aktuell geltender Energiestandards scheint zur<br />
Beantwortung der vielfältigen Fragestellungen nicht zielführend<br />
zu sein. Pilotprojekte wie das Gebäude 2226 in Lustenau von be<br />
architects, welches auf ein wassergeführtes System zur Beheizung<br />
oder Kühlung sowie eine mechanische Lüftung verzichtet, oder<br />
das aktiv+ Gebäude in Frankfurt von HHS Architekten mit einem<br />
hohen Maß an technischer Ausstattung zeigen das Spannungsfeld<br />
auf, in dem sich die Diskussion bewegt.<br />
Diese Projekte ebenso wie eine Vielzahl weiterer gebauter Beispiele<br />
verdeutlichen neben den unterschiedlichen Herangehensweisen<br />
zum Bauen der Zukunft, dass ein wesentlicher Aspekt in<br />
der ganzheitlichen Konzeption im Spannungsfeld passiver, bauphysikalischer<br />
und aktiver, technischer Systeme liegt. Dabei sind<br />
Möglichkeiten der passiven Maßnahmen an der Gebäudehülle<br />
durch die gesetzlichen Vorgaben, besonders im Wohnungsbau,<br />
auf ein Maximum optimiert. Betrachtungen zum Kosten-Nutzung-<br />
Verhältnis von Euro zu eingesparter Tonne CO 2<br />
einzelner Maßnahmen<br />
zeigen, dass wesentliche Potenziale klimaneutralen Bauens<br />
in der Energieversorgung liegen. In Berlin Pankow ist aktuell das<br />
Wohnprojekt „Gut Buchholz“ in der Planung. ZRS Architekten<br />
konnte den ausgelobten Wettbewerb mit einem maximal ökologischen<br />
Entwurfsansatz in der Materialität und einem integrierten<br />
Versorgungskonzept für sich entscheiden. Ausgehend von einer<br />
dichten Bebauung mit max. Recyclingfähigkeit und Rezyklierbarkeit<br />
der Baustoffe sowie mittels kaltem Nahwärmenetz und max.<br />
Solarisierung der Gebäude soll der Einsatz technischer Systeme im<br />
Gebäude reduziert werden. Ziel ist die nahezu klimaneutrale Erstellung<br />
und ein max. ökologischer Betrieb mit hohem Eigennutzungsgrad<br />
des im Areal erzeugten Solarstroms. Das Netz bezieht<br />
Energie aus Geothermie, die im Winter mittels zentraler Wärmepumpen<br />
auf ca. 40°C angehoben und das über Quartiersnetz in<br />
die Gebäude transportiert wird. Diese Wärme dient der Temperierung<br />
der Gebäude über ein Flächenheizsystem. Ebenso erfolgt<br />
in gleicher Weise ohne Einsatz der Wärmepumpe im Sommer die<br />
Temperierung der Gebäude. Damit wird der sommerliche Wärmeschutz<br />
über eine passive Kühlung der Gebäude sichergestellt, unabhängig<br />
von aufwändigen Steuerungssystemen in den Fassaden<br />
und ggf. fehlerhaftem Verhalten von Nutzer*innen oder steigenden<br />
außenklimatischen Bedingungen. Zur effektiven Nutzung des<br />
Niedertemperaturniveaus und der Nutzung der sommerlichen<br />
f
62 Bauklimatik<br />
Kühle des Erdreiches wird die Bereitung des Trinkwassers entkoppelt.<br />
Diese ist grundsätzlich dezentral elektrisch vorgesehen. Die<br />
Grundrisse sind so organisiert, dass kurze Wege zwischen den<br />
Sanitär- und Küchenbereichen eingehalten sind und damit die<br />
Anzahl der Erhitzer minimiert ist. Effekt ist die Reduzierung des<br />
Aufwandes im Gewerk Sanitär und sowie in den Technikflächen<br />
in den Gebäuden. Versorgt werden die Wärmepumpen ebenso<br />
wie die Trinkwassererwärmung über die PV-Anlage der Dächer,<br />
die als integrierte Dachlandschaft gestaltet ist. Die Lüftung erfolgt<br />
rein natürlich, lediglich innenliegende WC-Bereiche erhalten<br />
eine mechanische Abluft mit Nachströmung entsprechend der<br />
gesetzlichen Feuchteschutzregelung. Dieses Beispiel zeigt einen<br />
Weg auf, der in einem interdisziplinären Austausch bereits im<br />
Wettbewerb oder in einer sogenannten Phase 0 entscheidende<br />
Aspekte berücksichtigt hat, die aktuell erfolgreich in die Planung<br />
umgesetzt werden. In dieser Überführung der Konzeption in die<br />
Planung zeigt sich jedoch, dass v.a. im Umgang mit Stromnetzen<br />
auf Quartiersebene gesetzlich ein enormer Handlungsbedarf<br />
besteht. Die Schaffung der Möglichkeit, Strom wirtschaftlich im<br />
Quartier und darüber hinaus verschieben zu können und eine damit<br />
verbundene Erweiterung der Systemgrenze Gebäude über die<br />
Hüllkonstruktion hinweg, werden entscheidende Erfolgsfaktoren<br />
in der Erreichung der Klimaschutzziele 2050 sein und bedürfen<br />
gesetzlicher Änderungen.<br />
Netze als verbindende Elemente bieten nicht nur das große<br />
Potenzial in der Versorgung von Neubauquartieren. Auch im Bestand<br />
ermöglichen sie eine Verknüpfung, die gerade für die Aufgabenstellung<br />
im Umgang mit der gebauten Umwelt vor dem<br />
Hintergrund der CO 2<br />
-Neutralität eine enorme Herausforderung<br />
ist. „Wie wenig ist genug?“ Im Kontext des Bestandes ist diese<br />
Frage eminent, wenn das Maß an Dämmung, Technikaufrüstung<br />
und Komptabilität mit erneuerbarer Energien diskutiert wird. Der<br />
Gebäudebestand bildet das größte Ressourcenlager grauer Energien<br />
und zeigt das höchste Potentzial in der Effizienzsteigerung<br />
des Gesamtbedarfs im Bauwesen auf. Gerade für diese Aufgabenstellung<br />
ist die effektive Nutzung von Wärme- und Stromnetzen<br />
in Verbindung mit ganzheitlichen Gebäudekonzepten ein entscheidender<br />
Faktor. Gerade in Städten mit effizienter Fernwärme<br />
ermöglichen Bestandsgebäude in der kaskadenartigen Nutzung<br />
von Vor- und Rücklauf die Möglichkeit die Effektivität des Netzes<br />
und der Kraftwerke zu steigern. Hierfür sind v.a. Lösungen zur<br />
einfachen Implementierung von Niedertemperatursystemen im<br />
Bestand auch in Verbindung mit einer Optimierung der Gebäudehülle<br />
zu entwickeln. Dies bietet v.a. für den Denkmalschutz neben<br />
der Verbesserung des Energiebedarfs und Komforts den Erhalt<br />
von Baukultur oder auch die Einbindung von kalten Wärmenetzen<br />
mit Grundwasser- oder Geothermienutzung. Ganzheitliche<br />
robuste Konzepte – auch wenn mit ihnen nicht die maximale<br />
Effizienz der Gebäude erreicht wird – sind alleine vor dem Hintergrund<br />
der Ressourcenfrage dem aktuellen Trend von Abbruch und<br />
Ersatzbau, vorzuziehen.<br />
Gleichwohl die Decarbonisierung des Gebäudesektors einen<br />
entscheidenden Faktor in der Umsetzung einer nachhaltigen Gesellschaft<br />
darstellt, werden die bekannten Ziele ohne grundlegende<br />
Veränderung unseres heutigen Handelns nicht erreicht werden<br />
können. Die Aufrüstung der Gebäude mit Dämmung und technischen<br />
Systemen, eine Maximierung der erneuerbaren Erzeugung<br />
am Gebäude und die Weiterschreibung von Normen und<br />
Richtlinien werden nicht den notwenigen Erfolg in der Erreichung<br />
der Ziele 2050 und darüber hinaus bewirken. Vielmehr werden in<br />
Städtebau- sowie der Gebäudefrage grundsätzliche Veränderungen<br />
u.a. in den Aspekten des Flächenverbrauchs pro Kopf, Dichte<br />
und Funktionsmischung in Quartieren, Anforderung an Komfort<br />
und der Bewertung von Haltbarkeit und Materialität notwendig<br />
sein. Auch der Planungs- und Umsetzungsprozess wird entscheidende<br />
Veränderungen z.B. durch Einsatz dynamischer statt statischer<br />
Berechnungswerkzeuge bis hinein in die Fertigungsmethoden<br />
erfahren müssen, um eine zukunftsfähige gebaute Umwelt<br />
zu schaffen. Die Fortschreibung bestehender Standards, die Bezug<br />
nehmen auf bewährte, langjährig geprüfte Methoden wird<br />
nicht ausreichend sein, nachhaltige Strukturen zu entwickeln,<br />
deren Ziel die lebensfähige Umwelt folgender Generationen bei<br />
Erhalt der Baukultur ist – es bedarf viel Mut aller Beteiligter zum<br />
Umdenken und daraus resultierenden Handeln. h<br />
Wie schätzen Sie die zukünftige Entwicklung in Bezug auf Ihr Mietverhältnis ein?<br />
Trifft voll zu Trifft eher zu Teils/ teils Trifft eher nicht zu Trifft gar nicht zu Kann ich nicht beurteilen<br />
Ich befürchte, dass ich in<br />
Mietzahlungsschwierigkeiten<br />
gerate.<br />
3<br />
9<br />
14<br />
25<br />
48<br />
2<br />
Ich bin auf der Suche nach einer<br />
preiswerteren Wohnung.<br />
6<br />
9<br />
14<br />
16<br />
53<br />
2<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Angaben in %<br />
Quelle: Analyse & Konzepte immo.consult Servicemonitor Wohnen Extra <strong>2021</strong>
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Wir schaffen grüne Welten.
64 Immobilienmarkt<br />
Monetaristische Analyse möglicher<br />
Preisblaseneffekte auf deutschen<br />
Wohnimmobilienmärkten<br />
für die Jahre 2004 bis 2020<br />
VON PROF. DR. MARKUS KNÜFERMANN<br />
Hintergründe der Überlegungen<br />
In Deutschland herrscht Inflation. Das Statistische Bundesamt<br />
(<strong>2021</strong>) weist für Juli <strong>2021</strong> eine Inflationsrate in Höhe von<br />
3,8 Prozent aus – Tendenz steigend! Dabei lag die Inflationsrate<br />
im Dezember 2020 noch bei - 0,3 Prozent (= Deflation).<br />
Allerdings litt Deutschland in den letzten Jahren häufiger unter<br />
einer Inflation: Im Jahr 2020 lag sie zum Jahresbeginn bei<br />
1,7 Prozent, im Jahr davor dauerhaft auf diesem Niveau und in<br />
2018 drei Monate sogar oberhalb der zwei Prozent-Grenze.<br />
Eine Inflationsrate von fast vier Prozent ist allerdings wenig<br />
beklagenswert, wenn sie nur eine kurzfristige Erscheinung ist. Verfestigt<br />
sich die Inflation aber, dann wird sie konjunkturelle und verteilungspolitische<br />
Wirkungen besitzen. In diesem Fall müsste das<br />
Eurosystem gegensteuern. Denn das Eurosystem und damit die<br />
Deutsche Bundesbank zielten mit der Euro-Einführung zunächst<br />
auf eine dauerhafte Inflationsrate in Höhe von „unter, aber nahe<br />
zwei Prozent“ Seit Juli <strong>2021</strong> zielt das Währungssystem „auf eine<br />
Inflationsrate von mittelfristig zwei Prozent ab“. Mit dieser Wort-
65<br />
PROF. DR. MARKUS KNÜFERMANN<br />
Der Autor lehrt an der EBZ Business School (FH) und agiert selbstständig in der Beratung<br />
von Banken- und Kapitalmarktfinanzierungen. Zuvor war er viele Jahre als Führungskraft<br />
und Prokurist im Bankgeschäft tätig.<br />
akrobatik verschaffte sich das Währungssystem eine Option zur<br />
Tolerierung einer positiven Inflationsrate von über zwei Prozent.<br />
Keine Inflation ist ohnehin nicht gewünscht, um der konjunkturfeindlichen<br />
Deflation zu entschwinden. Vielmehr geht es<br />
um die Kontinuität der Inflationsrate, damit Wirtschaftssubjekte<br />
Planungssicherheit haben. Erstaunlich sind demnach aktuell nur<br />
die Geschwindigkeit der Veränderungen und die Erwartungen ihr<br />
gegenüber. Denn selbst die Deutsche Bundesbank prognostizierte<br />
eine vierprozentige Inflationsrate erst für Ende <strong>2021</strong>. Es überrascht<br />
daher nicht, dass die Deutsche Bank AG (<strong>2021</strong>) „das Risiko, dass<br />
die Inflation dauerhaft überschießt und auf längere Sicht deutlich<br />
über dem jetzigen Zielwert liegt, [jedoch] hoch genug, um die<br />
Alarmglocke zu läuten,“ einschätzt.<br />
Die Bestimmungsgründe der Inflation liegen in der Geldmengenentwicklung.<br />
Trotzdem werden in der Öffentlichkeit immer<br />
noch die Determinanten der Inflation fälschlich in Einzelaspekten<br />
volkswirtschaftlicher Entwicklungen gesehen. So propagiert die<br />
deutsche öffentliche Landesbank Helaba, der Anstieg deutscher<br />
Inflationsraten in den ersten <strong>2021</strong>er Monaten hätte folgende<br />
Gründe: „Zurück zu den alten Mehrwertsteuersätzen, steigende<br />
Rohstoffpreise, CO 2<br />
-Bepreisung und ein höherer Mindestlohn waren<br />
dafür verantwortlich.“<br />
Für die deutsche Wohnungswirtschaft bedeutet diese Entwicklung<br />
zum einen eine Geldwertreduktion ihrer Mieterträge. Zum<br />
anderen werden Kreditinstitute ihre Kreditkonditionen anziehen<br />
bzw. die Kreditmargen ausweiten, weil sie als Gläubiger reale<br />
Wertverluste bei den erwarteten Rückzahlungen hinnehmen müssen.<br />
Insofern werden die Kapitalkosten der Wohnungswirtschaft<br />
steigen. Damit bedroht ein weiterer Anstieg der Inflationsraten die<br />
Ertragssituation der Vermieter, schließlich können Wohnungsmieten<br />
gewöhnlich nicht zeitnah angepasst werden. Mieter sehen dabei<br />
die Kaufkraft ihrer Haushaltseinkommen schwinden – sollten<br />
sie stattdessen in der Lage sein, flächendeckend die Einkommen<br />
an die Inflationsraten anzupassen, gäbe dieser Effekt dem weiteren<br />
Anstieg der Inflationsraten den Nährboden.<br />
So problematisch die Inflationsthematik auch ist – sie ist keinesfalls<br />
neu und auf das Jahr <strong>2021</strong> beschränkt. Die bislang genannte<br />
Inflationsrate basiert nämlich ausschließlich auf dem<br />
Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI). Die Beobachtung<br />
der Verbraucherpreise macht Sinn. Sie stellt aber kein Abbild der<br />
etablierten, empirisch basierten Inflationstheorie monetaristischer<br />
Schule dar. Denn gemäß der neuen Quantitätstheorie kann die<br />
Umlaufgeschwindigkeit des Geldes als stabile Funktion angesehen<br />
werden, so dass die Inflationsrate gleich dem Geldmengenwachstum<br />
abzüglich der realen Wirtschaftsleistung sein muss. Friedman<br />
(1992) formuliert dazu: „Inflationen sind ein monetäres Phänomen.<br />
Sie entstehen dadurch, daß die Geldmenge schneller wächst<br />
als der Output (wobei es viele Gründe für die Ausweitung der<br />
Geldmenge geben kann).“ Als Gründe gelten Entwicklungen auf<br />
dem Arbeitsmarkt, den Zinsmärkten oder der Inflation selbst, die<br />
von den Regierungen forciert oder willentlich in Kauf genommen<br />
werden. Die Deutsche Bundesbank arbeitet bis heute im Rahmen<br />
dieser Denkschule und fasst zusammen: „Daher lautet eine seit<br />
Jahrzehnten bekannte volkswirtschaftliche Erkenntnis, dass Inflation<br />
auf lange Sicht letztlich stets und überall ein monetäres Phänomen<br />
ist (monetär = geldlich, von lat. moneta: Münzprägestätte,<br />
geprägtes Geld). Inflation hat also langfristig betrachtet immer mit<br />
Geld und der Entwicklung der Geldmenge zu tun – eine Erkenntnis,<br />
die vielfach durch wissenschaftliche Untersuchungen belegt<br />
ist.“<br />
Im Monetarismus ist die Inflation aber nicht wie im Rechtsrahmen<br />
des Eurosystems allein auf Entwicklungen des Verbraucherpreisniveaus<br />
abgestellt. Vielmehr steht das gesamtwirtschaftliche<br />
Preisniveau im Fokus. Im Verbraucherpreisniveau sind nämlich<br />
keine Preise für Vermögenswerte wie Immobilien, Wertpapiere,<br />
Rohstoffe etc. abgebildet – auch geschätzte Preise für selbst genutztes<br />
Wohneigentum bleiben unberücksichtigt. Vor diesem Hintergrund<br />
lassen sich auch etablierte Volkswirte zur Fehlinterpretation<br />
hinreißen, „Zusammenhänge zwischen Geldmenge und Inflation<br />
gelten heute offensichtlich nicht mehr.“<br />
f
66 Immobilienmarkt<br />
Abbildung 1: Monatliche Veränderungsraten der Geldmenge M3a in Deutschland von Januar 1999 bis Juni 2020<br />
a) M3 = Geldmenge M3 / Veränderung saisonbereinigt / Monatsrate / Deutschland. Es gilt: Bargeldbestand inländischer<br />
Nichtbanken und Sichteinlagen (= M1) plus 3-24-monatige Termineinlagen und dreimonatige Spareinlagen (= M2) sowie geldnahe<br />
Papiere (= M3). Datenquelle: Deutsche Bundesbank <strong>2021</strong>b; eigene Darstellung.<br />
Abbildung 1 visualisiert die monatlichen Veränderungsraten<br />
der Geldmenge M3 in Deutschland für das Zeitfenster der Währungsunion,<br />
also der Jahre von 1999 bis 2020. Diese deutsche<br />
Geldmengenentwicklung allein ist keine Basis für die Geldpolitik<br />
im Eurosystem. Das Eurosystem muss die Geldmenge im gesamten<br />
Währungsraum heranziehen. Die hier vorliegenden Preisentwicklungsanalysen<br />
beziehen sich aber ausschließlich auf die deutsche<br />
Volkswirtschaft. Daher sind auch nur die Daten für Deutschland<br />
relevant.<br />
Zu erkennen ist in der Abbildung 1 zunächst die hohe Volatilität<br />
der Veränderungsraten mit dem Höchstwert von 12,3 Prozent<br />
im Februar 2008 und dem Tiefstwert von -2,5 Prozent exakt<br />
zwei Jahre später. Dazwischen pendeln die Veränderungsraten zu<br />
Beginn der Währungsunion deutlich stärker als nach der Weltwirtschaftskrise<br />
2008/2009 mit Höchstständen im Oktober 2012,<br />
Januar 2016 und Februar <strong>2021</strong>. Die letzten veröffentlichten Werte<br />
gelten zum Zeitpunkt der eigenen Niederschrift für Mai und Juni<br />
<strong>2021</strong> und betragen jeweils 7,2 Prozent. Demnach scheint sich das<br />
Geldmengenwachstum im Jahr <strong>2021</strong> auf vergleichsweise hohem<br />
Niveau zu verfangen. Dieser Sachverhalt untermauert die eingangs<br />
beschriebene Erwartungshaltung steigender Inflationsraten.<br />
Wächst die Geldmenge signifikant schneller als die reale Wirtschaftsleistung,<br />
bleiben die Verbraucherpreise jedoch relativ stabil,<br />
wird trotzdem Inflation herrschen. In diesem Fall inflationieren die<br />
Preise der Vermögenswerte. Zu dieser Form der Inflation kann es<br />
darüber hinaus auch ohne eine derartige Geldmengenentwicklung<br />
kommen. Dann nämlich, wenn die von Zentralbank und<br />
Kreditinstituten geschaffenen neuen Liquiditätsmittel den Finanzsektor<br />
gar nicht verlassen. Denn die Geldmenge wird nur auf der<br />
Seite der Nicht-Banken gemessen. Kaufen sich monetäre Finanzinstitutionen<br />
mit neu geschaffener Liquidität untereinander Vermögenswerte<br />
mit Nachfrageüberhängen ab, steigen deren Preise,<br />
nicht aber die Geldmenge. Im Weiteren sind diese Zusammenhänge<br />
für die deutsche Volkswirtschaft zu hinterfragen. Konkret ist<br />
zu beantworten, ob die Preisentwicklungen bei Wohnimmobilien<br />
in Deutschland inzwischen zu Preisblaseneffekten geführt haben.<br />
Hier meinen Preisblaseneffekte Preisentwicklungen, die sich von<br />
vergleichbaren Vermögenswerten abkoppeln.<br />
Wächst die Geldmenge signifikant schneller als die reale Wirtschaftsleistung,<br />
bleiben die Verbraucherpreise jedoch relativ stabil,<br />
wird trotzdem Inflation herrschen. In diesem Fall inflationieren die<br />
Preise der Vermögenswerte. Zu dieser Form der Inflation kann es<br />
darüber hinaus auch ohne eine derartige Geldmengenentwicklung<br />
kommen. Dann nämlich, wenn die von Zentralbank und<br />
Kreditinstituten geschaffenen neuen Liquiditätsmittel den Finanzsektor<br />
gar nicht verlassen. Denn die Geldmenge wird nur auf der<br />
Seite der Nicht-Banken gemessen. Kaufen sich monetäre Finanzinstitutionen<br />
mit neu geschaffener Liquidität untereinander Vermögenswerte<br />
mit Nachfrageüberhängen ab, steigen deren Preise,<br />
nicht aber die Geldmenge. Im Weiteren sind diese Zusammenhänge<br />
für die deutsche Volkswirtschaft zu hinterfragen. Konkret ist<br />
zu beantworten, ob die Preisentwicklungen bei Wohnimmobilien<br />
in Deutschland inzwischen zu Preisblaseneffekten geführt haben.<br />
Hier meinen Preisblaseneffekte Preisentwicklungen, die sich von<br />
vergleichbaren Vermögenswerten abkoppeln.<br />
Empirische Analyse<br />
Die HVPI-Inflationsrate Deutschlands ab der ersten Rezession nach<br />
der Jahrtausendwende im Jahr 2003 und die zeitgleiche deutsche<br />
Geldmengenentwicklung korrelieren für das Zeitfenster 2004 bis<br />
2020 mit einem Korrelationskoeffizienten k in Höhe von k=0,03.<br />
Sie korrelieren also nicht. Daher muss sich die als bekannt unterf
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68 Immobilienmarkt<br />
stellte expansive Geldpolitik im Eurosystem in den Preisentwicklungen<br />
von Vermögenswerten widerspiegeln. So korreliert die beschriebene<br />
Geldmengenentwicklung z. B. mit Bundeswertpapieren<br />
in Höhe von k=0,32. Dagegen liegt der Korrelationskoeffizient der<br />
Geldmengenentwicklung und der Immobilienpreisentwicklung im<br />
negativen Bereich (k=-0,32); in der Durchschnittsbetrachtung von<br />
Tabelle 1 korrelieren sie dagegen sehr deutlich. Allerdings macht<br />
eine entsprechende Rechnung mit je drei Werten aus statistischmethodischen<br />
Gründen wenig Sinn. Zur Analyse der Preisentwicklung<br />
von Vermögenswerten reicht die Betrachtung der Korrelationskoeffizienten<br />
also nicht aus. Schließlich können sich Immobilienpreise<br />
bereits von ihren Fundamentalwerten abgekoppelt haben.<br />
Um die Preisentwicklung von Vermögenswerten empirisch<br />
zu analysieren, wird das Zeitfenster dreigeteilt, wobei sich die<br />
Einteilung am konjunkturellen Verlauf, der Geldpolitik und der<br />
Geldmengenentwicklung ausrichtet: Tabelle 1 liefert für jedes Teilzeitfenster<br />
Informationen über die jeweiligen Veränderungen der<br />
Differenzen zum Vorjahr p.a. (1) der deutschen Geldmenge M3,<br />
(2) bundesweiter Preise für Wohnimmobilien (= Eigentumswohnungen<br />
und Häuser insgesamt) sowie (3) der Renditen für Bundeswertpapiere<br />
mit zehnjähriger Restlaufzeit und (4) der Kursentwicklungen<br />
als Veränderungen der Differenzen zum Vorjahr p. a.<br />
für das REX-Portfolio (REX = Rentenindex der Deutsche Börse AG).<br />
2004<br />
– 2008<br />
2009<br />
– 2014<br />
2015<br />
– 2020<br />
(1) M3a 2,89 % 4,07 % 5,84 %<br />
(2) Preise der Wohnimmobilien b -0,21 % 2,88 % 7,47 %<br />
(3) Renditen der BWP mit 10-j. RLZ c 1,74 % 2,25 % 0,11 %<br />
(4) REX Kursindex d 0,09 % 2,59 % 1,08 %<br />
Verhältnis von (2) zu (3) -0,12 % 1,28 % 65,96 %<br />
Verhältnis von (2) zu (4) 2,43 % 1,11 % 6,92 %<br />
Verhältnis von (2) zu (1) -0,07 % 0,71 % 1,28 %<br />
Tabelle 1: Übersicht der Entwicklung exemplarischer Kennzahlen<br />
zu Geldmenge, Immobilienpreisen und Wertpapierrenditen für<br />
drei Zeitfenster von 2004 bis 2020<br />
a) Durchschnittliche M3-Wachstumsrate p. a. M3 = Geldmenge M3 /<br />
Veränderung saisonbereinigt / Jahresrate / EWU. Es gilt: Bargeldbestand<br />
inländischer Nichtbanken und Sichteinlagen (= M1) plus 3-24-monatige<br />
Termineinlagen und dreimonatige Spareinlagen (= M2) sowie geldnahe<br />
Papiere (= M3).<br />
b) Durchschnittliche Preiswachstumsrate für Eigentumswohnungen und<br />
Häuser insgesamt p.a. ab dem Jahr 2005.<br />
c) Durchschnittliche Rendite der Bundeswertpapiere (BWP) mit zehnjähriger<br />
Restlaufzeit (10-j. RLZ).<br />
d) Gewogener Durchschnitt aus den Kursen von 30 fiktiven Anleihen mit<br />
Kupons von 6%, 7,5% und 9% sowie mit im Zeitablauf unveränderlichen<br />
ganzjährigen (Rest-)Laufzeiten von 1 bis 10 Jahren.<br />
Quelle: Eigene Berechnungen auf der Datenbasis der veröffentlichen Zahlen in<br />
Deutsche Bundesbank <strong>2021</strong>b.<br />
Im Einzelnen lassen sich die drei Zeitfenster aus Tabelle 1<br />
wie folgt interpretieren:<br />
• 2004 bis 2008 gab es in Deutschland einen Wirtschaftsaufschwung<br />
mit einhergehend expansiver Geldpolitik. Die Geldmenge<br />
wuchs als Differenz zum Vorjahr durchschnittlich um<br />
2,89 Prozent p.a. Die bundesweiten Preise für Wohnimmobilien<br />
(= Eigentumswohnungen und Häuser insgesamt) sanken als Differenz<br />
zum Vorjahr um durchschnittlich -0,21 Prozent p.a. Die<br />
Renditen der Bundeswertpapiere mit 10-jähriger Restlaufzeit<br />
stiegen um durchschnittlich 1,74 Prozent p.a. Die Kursentwicklung<br />
am Anleihemarkt insgesamt (REX Kursindex) war allerdings<br />
ebenfalls negativ. Die Entwicklungen der Immobilienpreise und<br />
der Anleihekurse insgesamt waren also negativ, während jene<br />
der Bundeswertpapierrendite und der Geldmenge positiv waren.<br />
• 2009 bis 2014 gab es in Deutschland einen neuen Wirtschaftsaufschwung<br />
mit einhergehender expansiver Geldpolitik –<br />
wobei das Jahr 2009 noch nach dem Jahr 2003 ein Jahr mit einer<br />
schrumpfenden Wirtschaftsleistung war. Die Geldmenge wuchs<br />
als Differenz zum Vorjahr durchschnittlich um 4,07 Prozent p.a.<br />
Die bundesweiten Preise für Wohnimmobilien (= Eigentumswohnungen<br />
und Häuser insgesamt) stiegen als Differenz zum Vorjahr<br />
inzwischen durchschnittlich um 2,88 Prozent p.a. Die Renditen<br />
der Bundeswertpapiere mit 10-jähriger Restlaufzeit stiegen um<br />
2,25 Prozent p.a. Auch der Anleihemarkt insgesamt verzeichnete<br />
Kurssteigerungen um durchschnittlich 2,59 Prozent p.a. Die<br />
Entwicklung der Immobilienpreise war jetzt um den Faktor 1,28<br />
höher als jene der Bundeswertpapiere. Gegenüber dem Anleihemarkt<br />
insgesamt stiegen die Immobilienpreise um den Faktor<br />
1,11. Allerdings bewegten sich die Immobilienpreise nur um den<br />
Faktor 0,71 der Geldmengenentwicklung.<br />
• 2015 bis 2020 setzte sich in Deutschland der Wirtschaftsaufschwung<br />
zunächst fort und endete 2019, so dass 2020 das<br />
dritte Rezessionsjahr nach der Jahrtausendwende darstellt. Die<br />
Geldpolitik blieb weiterhin expansiv und wurde ab 2015 durch<br />
die Anleihe Kaufprogramme nochmals intensiviert. Entsprechend<br />
wuchs die Geldmenge als Differenz zum Vorjahr durchschnittlich<br />
jetzt um 5,84 Prozent p.a. Die bundesweiten Preise für Wohnimmobilien<br />
(= Eigentumswohnungen und Häuser insgesamt)<br />
stiegen als Differenz zum Vorjahr inzwischen allerdings um 7,47<br />
Prozent p.a. Die Renditen der Bundeswertpapiere mit 10-jähriger<br />
Restlaufzeit und die Anleihekurse insgesamt hatten ihren jeweiligen<br />
Zenit erreicht und veränderten sich nur noch um 0,11 Prozent<br />
bzw. 1,08 Prozentp.a. Die Entwicklung der Immobilienpreise<br />
war nun um den Faktor 65,96 höher als jene der Bundeswertpapiere,<br />
um den Faktor 6,92 höher als die der Anleihen insgesamt<br />
und inzwischen sogar um den Faktor 1,28 höher als jene der<br />
Geldmenge.<br />
Alles in allem bleibt zu konstatieren, dass sich die Preisentwicklung<br />
für Wohnimmobilien von jenen ihrer alternativen Vermögenswerte<br />
abgekoppelt hat. Ebenfalls bewegte sie sich im<br />
letzten betrachteten Teilzeitfenster schneller als die Geldmenge.<br />
Aus der Sicht dieser monetaristischen Analyse lassen sich den<br />
Preisentwicklungen auf den Märkten für Wohnimmobilien durchaus<br />
Preisblaseneffekte zuordnen. Demnach informieren die Preise<br />
nicht mehr über die realen Werte der Wohnimmobilien. Vielmehr<br />
unterliegen sie der Preisillusion der Wirtschaftssubjekte.
69<br />
Interpretation der Ergebnisse<br />
Für die Zukunft erwarten die Autoren eine Fortführung dieser Entwicklung.<br />
Grund dafür ist die enorme Geschwindigkeit des Inflationsratenanstiegs<br />
im ersten Halbjahr <strong>2021</strong>. Ebenfalls scheint im<br />
zweiten Corona-Jahr der Nachfrageboom nach Wohnimmobilien<br />
keinesfalls eingebrochen zu sein. Immobilieninvestitionen sind<br />
schließlich langfristiger Natur. Zumindest sind Kreditlaufzeiten länger<br />
als Zinsbindungsfristen. Gerade der Prolongation von Wohnungsbaukrediten<br />
wird ein böses Überraschen forcieren, sollten<br />
bis dahin steigende Inflationsraten zu einer nachhaltigen Zinswende<br />
führen. h<br />
Literatur<br />
Deutsche Bank AG (<strong>2021</strong>): Nehmen die Inflationsrisiken in Deutschland<br />
tatsächlich zu? URL: „https://www.dbresearch.de/MAIL/RPS_DE-PROD/<br />
PROD0000000000519428.pdf” (Download der PDF-Datei am 29. Juli <strong>2021</strong>).<br />
Deutsche Bundesbank (<strong>2021</strong>a): Monatsbericht Mai <strong>2021</strong>. URL: „https://www.<br />
bundesbank.de/resource/blob/866638/772c7e8fa61d4f951ab9f096de87410e/<br />
mL/<strong>2021</strong>-05-monatsbericht-data.pdf” (Download der PDF-Datei am 09. Juni <strong>2021</strong>).<br />
Deutsche Bundesbank (<strong>2021</strong>b): Zeitreihen-Datenbanken. URL: „https://www.<br />
bundesbank.de/de/statistiken/zeitreihen-datenbanken” (Abruf diverser Datenreihen<br />
am 09. Juni <strong>2021</strong>).<br />
Deutsche Bundesbank (<strong>2021</strong>c): Weidmann: Neue Strategie hilft der Geldpolitik,<br />
Preisstabilität zu sichern. URL: „https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/themen/<br />
weidmann-neue-strategie-hilft-der-geldpolitik-preisstabilitaet-zu-sichern-869226”<br />
(Abruf der WWW-Seite am 28. Juli <strong>2021</strong>).<br />
Deutsche Bundesbank (2019): Geld und Geldpolitik. Frankfurt a. M.: Deutsche<br />
Bundesbank.<br />
Friedman, M. (1992): Geld regiert die Welt. Düsseldorf: Econ.<br />
Knüfermann, M. (2019): Wirtschaftspolitisches Wissen für die Wohnungs- und<br />
Immobilienwirtschaft. Wiesbaden: Springer Gabler.<br />
Rürup, B. (<strong>2021</strong>): Kehrt die Inflation jetzt zurück? In: Handelsblatt, 28.-30. Mai<br />
<strong>2021</strong>, Nr. 101, S. 11.<br />
Statistisches Bundesamt (<strong>2021</strong>): Pressemitteilung Nr. 363 vom 29. Juli <strong>2021</strong>.<br />
URL: „https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/<strong>2021</strong>/07/<br />
PD21_363_611.html“ (Abruf der WWW-Seite am 29. Juli <strong>2021</strong>).<br />
Traud, G. R. / Helaba (<strong>2021</strong>): Inflation dauerhaft höher. URL: „https://www.helaba.<br />
de/blueprint/servlet/resource/blob/kundenresearch/556460/724f70c037cabcf7d6a<br />
ec71caf934e45/vertrau-d-lich-<strong>2021</strong>0609-data.pdf” (Download der PDF-Datei am<br />
09. Juni <strong>2021</strong>).<br />
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70 Wohnen<br />
Engagement<br />
statt Enteignung!<br />
KKOLUMNE<br />
VON DR. DANIEL DETTLING
71<br />
DR. DANIEL DETTLING<br />
leitet das von ihm gegründete Institut für Zukunftspolitik www.zukunftspolitik.de.<br />
Sein aktuelles Buch: „Zukunftsintelligenz. Der Corona-Effekt auf unser Leben“.<br />
Wohnen, Bauen und Leben gehören zusammen<br />
„Wohnen ist die neue soziale Frage“ – der Slogan dominiert die Politik<br />
in Deutschland – nicht erst in diesem Bundestagswahlkampf.<br />
Insbesondere in den großen Ballungsgebieten gehört das Thema<br />
„Wohnen und Miete“ zu den wahlentscheidenden Fragen. In der<br />
Hauptstadt dürfen die Bürger*innen sogar am 26. September,<br />
parallel zur Bundestagswahl und zur Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus,<br />
über die Enteignung eines der größten Immobilienkonzerne<br />
abstimmen. Der Kaufpreis: mehr als 30 Milliarden Euro<br />
für bereits vorhandene rund 250 000 Wohnungen. Neue Wohnungen<br />
entstehen aber nicht durch Enteignung, im Gegenteil. Private<br />
Investoren halten sich zurück, neue Wohnungen wurden in<br />
den letzten Jahren kaum gebaut. Die Folge sind steigende Preise<br />
und eine neue Stadtflucht. So hat Berlin zuletzt mehr Einwohner<br />
verloren als hinzugewonnen. Die Debatte spaltet auch die Berliner<br />
Landesregierung. Die Spitzenkandidatin der SPD, Franziska<br />
Giffey, hat bereits angekündigt, dass mit ihr in der nächsten Regierung<br />
eine Enteignung nicht in Frage kommt.<br />
Ein neuer Deal für bezahlbare Wohnungen,<br />
Klimaschutz und Zusammenhalt<br />
Die Zeit des Klassenkampfs und des Gegeneinanders auf dem<br />
Wohnungsmarkt sollte im Jahr <strong>2021</strong> vorbei sein. Wohnen ist eine<br />
soziale Frage im doppelten Sinn. Neben dem Besitz geht es auch<br />
um Beziehungen zur Umwelt und Nachbarschaft. „Nachhaltigkeit“<br />
als neuer Leitbegriff umfasst Ökologie, Ökonomie und Solidarität.<br />
Dabei geht es konkret um Antworten auf die zentralen<br />
Megatrends der Demografie, der Digitalisierung und der Dekarbonisierung.<br />
Mehr hochbetagte, pflegebedürftige Menschen bedeuten<br />
eine steigende Nachfrage nach sozialer Assistenz, kreativen<br />
Pflegemodellen und neuen Wohnformen, die sich an den<br />
unterschiedlichen Lebensstilen orientieren. Deutschlandweit werden<br />
eine Milliarde Quadratmeter Fotovoltaik benötigt. Wenn wir<br />
bis 2045 klimaneutral wirtschaften wollen, müssen 30 Millionen<br />
Bestandsgebäude energetisch saniert und klimaneutral betrieben<br />
werden. Aktuell liegt die Sanierungsquote nur bei 0,7 Prozent.<br />
Ziel ist eine Agenda für klima- und altersgerechtes und sozial resilientes<br />
Bauen.<br />
Die Nachfrage nach gemeinschaftlichem Wohnen wird steigen,<br />
weil sich die Menschen nach Corona nach Gemeinschaft<br />
und Raum sehnen. Nach der Wahl geht es um einen übergreifenden<br />
Konsens und einen Deal für mehr bezahlbare Wohnungen,<br />
Klimaschutz, altersgerechten Umbau und sozialer Stadt- und<br />
Quartiersentwicklung. Dafür benötigen die überwiegend mittelständischen<br />
und genossenschaftlichen Wohnungsunternehmen<br />
erhebliche Investitionssummen. Geld, das gut angelegt ist und<br />
auch soziale Rendite bringt. Mit und nach Corona wird sich eine<br />
neue „Wir-Kultur“ durchsetzen. Begriffe wie „Co-Working“,<br />
„Co-Living“ und „Co-Mobility“ stehen für einen neuen Geist der<br />
Kooperation und des Zusammenhalts. Umfragen zufolge sind<br />
Mieter bereit, mit weniger Wohnraum auszukommen, wenn dafür<br />
in der unmittelbaren Nachbarschaft Angebote zum gemeinsamen<br />
Arbeiten und zur Nutzung von Verkehrsmitteln existieren.<br />
„Never waste a good crisis!“<br />
Aus Wohnen wird Nachbarisieren, aus Besitz Teilen<br />
Die Chancen für die soziale Wohnungswirtschaft sind enorm: Aus<br />
Wohnungsgenossenschaften werden Nachbargenossenschaften.<br />
„Nachbarisieren“ wird „Wohnen“ ablösen. Der Trend zeigt<br />
sich konkret beim Mehrgenerationenwohnen, neuen Alten- und<br />
Pflegeprojekten und im sozialen Quartiersmanagement. Genossenschaften<br />
werden zu Plattformen und Anbietern von intelligenten<br />
Nachbarschaftskonzepten: Vom Einkaufen über soziale Dienstleistungen<br />
wie Kinderbetreuung bis zur Pflege Älterer könnten sie<br />
die gesamte „Wohnschöpfungskette“ abbilden. Die ersten integrativen<br />
Modelle und Projekte wie das Hamburger Pergolenviertel<br />
existieren und sind gute Vorbilder für die Zukunft. Sozial nachhaltiges<br />
Quartiersmanagement funktioniert nicht mit bürokratiegetriebenen<br />
Raumprogrammen mit ihren Kindergarten-, Schulbau-Förderrichtlinien<br />
und Heimbau-Verordnungen. Programme<br />
und Förderkonzepte müssen generationenübergreifend nutzbare<br />
Synergien schaffen, im Quartier integrierend wirken und sich<br />
an die Bedürfnisse einer sich ändernden Gesellschaft anpassen.<br />
Die Krise nutzen und nicht verschwenden<br />
Die neue Wir-Kultur entspricht der DNA der sozialen Wohnungsunternehmen.<br />
Wohnen ist mehr als Eigentum. Sie sollten sich<br />
der Debatte offensiver stellen als bislang und stärker einmischen,<br />
wenn es um die soziale Frage der Zukunft geht. Teilen wird zum<br />
neuen Besitzen. Eine neue Bewegung entsteht, ihr Ziel ist eine<br />
wohnungs- und baupolitische Balance aus Sicherheit, Solidarität<br />
und Sinn. Ihre Akteure sind Architekten, Bau- und Wohnungswirtschaft,<br />
NGOs, Mieter und Eigentümer. Ihre Mission: Bauen,<br />
Wohnen und Leben gehören zusammen.<br />
Vom britischen Premierminister Winston Churchill stammt<br />
der Satz: „Never waste a good crisis!“ Wir sollten die Krise nutzen<br />
und nicht verschwenden. Was für Corona gilt, gilt auch für<br />
das Klima und den sozialen Zusammenhalt. Machen wir etwas<br />
daraus! h
72<br />
Nachhaltigkeit<br />
Kolumnentitel<br />
Da kommt was auf uns zu –<br />
neue Nachhaltigkeitsberichtspflichten<br />
und EU-Taxonomie<br />
VON STEFAN DAHLE
73<br />
STEFAN DAHLE<br />
ist geschäftsführender Gesellschafter der imug Beratungsgesellschaft<br />
in Hannover. Als Full-Service-Anbieter<br />
unterstützt imug mittelständische Unternehmen zu allen<br />
Nachhaltigkeitsfragen von der Strategieentwicklung über<br />
die Implementierung bis hin zur Kommunikation.<br />
Mit dem europäischen Green Deal hat Ursula von der Leyen am 11. Dezember 2019<br />
den Fahrplan der Europäischen Kommission für eine nachhaltige EU-Wirtschaft vorgestellt.<br />
Dabei ist der Green Deal als eine neue Wachstumsstrategie zu verstehen,<br />
die darauf abzielt, die EU auf einen Weg hin zu einer klimaneutralen, fairen und<br />
wohlhabenden Gesellschaft mit einer modernen, ressourceneffizienten und wettbewerbsfähigen<br />
Wirtschaft zu bringen. Ein wesentlicher Eckpfeiler zur Umsetzung<br />
dieser ambitionierten Zielsetzung ist eine nachhaltigkeitsorientierte Finanzmarktregulierung<br />
(Sustainable Finance) mit der auch für die Realwirtschaft – und damit<br />
auch für die Bau- und Immobilienbranche – neue verschärfte Transparenz- und<br />
Berichterstattungsanforderungen im Nachhaltigkeitskontext einhergehen.<br />
Mit dem CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz (CSR-RUG) sind<br />
aktuell nur kapitalmarktorientierte Unternehmen mit<br />
mehr als 500 Mitarbeitern und mindestens 40 Millionen<br />
Euro Umsatz oder mindestens 20 Millionen Euro Bilanzsumme von<br />
einer verpflichtenden Nachhaltigkeitsberichterstattung betroffen.<br />
Inhaltlich geht es dabei um die Offenlegung von Informationen zu<br />
Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelangen sowie die Achtung<br />
der Menschenrechte und die Bekämpfung von Korruption und<br />
Bestechung. Der Anwenderfokus liegt hier eindeutig auf Kreditinstituten<br />
und Unternehmen der Versicherungswirtschaft. Betroffen<br />
sind schätzungsweise etwa 500 Unternehmen in Deutschland.<br />
Die Europäische Kommission hat jetzt dazu am 21. April <strong>2021</strong><br />
den Richtlinienvorschlag „Corporate Sustainability Reporting<br />
Directive – CSRD˝ vorgelegt, mit dem die Vorgaben für die Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />
von Unternehmen geändert werden<br />
sollen. Dieser Vorschlag wird voraussichtlich Ende 2022 in deutsches<br />
Recht überführt werden.<br />
Wichtig für die Bau- und Immobilienwirtschaft ist die durch<br />
die CSRD bedingte immense Ausweitung des Anwenderkreises<br />
für eine verpflichtende Berichterstattung, da jetzt neben den kapitalmarktorientierten<br />
Unternehmen zusätzlich auch alle „großen“<br />
Unternehmen angesprochen sind. Die drei Kriterien für ein „großes“<br />
Unternehmen lauten: Mehr als 250 Mitarbeiter/mindestens<br />
40 Millionen Euro Umsatz/mindestens 20 Millionen Euro<br />
Bilanzsumme. Wenn nur zwei der drei Kriterien erfüllt sind, fallen<br />
die Unternehmen unter die CSRD und müssen berichten. Dies<br />
wird zukünftig dann auch für viele Unternehmen der Bau- und<br />
Immobilienwirtschaft zutreffen. Aktuell wird von einer Verdreißigfachung<br />
der betroffenen Unternehmen in Deutschland auf<br />
ca. 15000 Unternehmen ausgegangen.<br />
f
74 Nachhaltigkeit<br />
Welche wichtigen Regelungen gehen mit der CSRD einher?<br />
Hier ein paar zentrale Punkte:<br />
• Für das Reporting wird ein neuer EU-Berichterstattungsstandard<br />
entwickelt und bis zum 30.Oktober 2022 verabschiedet<br />
werden. Dieser wird auf den bestehenden Standards wie dem<br />
Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) und vor allem den<br />
Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI) aufbauen und<br />
diese erweitern.<br />
• Die externe Prüfung des Berichts wird verpflichtend sein (zunächst<br />
nur die einfachste Prüfungsstufe „limited assurance“).<br />
• Die Berichterstattung ist veröffentlichungspflichtig. Der Fokus<br />
liegt hier auf einer Verknüpfung mit der Geschäfts- und Lageberichterstattung.<br />
• Der Bilanzeid von Vorstand oder Geschäftsführer wird auch<br />
auf die Nachhaltigkeitsinformationen ausgedehnt.<br />
• Unternehmen, die bisher noch nicht nach CSR-RUG berichtspflichtig<br />
waren, jetzt aber unter das CSRD fallen, müssen zum<br />
ersten Mal in 2024 über das Geschäftsjahr 2023 berichten.<br />
• Einige wesentliche Berichterstattungsinhalte sind im nachfolgenden<br />
Schaubild dargestellt.<br />
Mit den Reporting-Inhalten der CSRD sind für die neuen berichtspflichtigen<br />
Unternehmen aber noch nicht alle Offenlegungsanforderungen<br />
erfüllt, denn für sie gelten jetzt auch die Veröffentlichungspflichten<br />
der EU-Taxonomie-Verordnung. Im Rahmen der<br />
EU-Taxonomie wird über technische, branchenspezifische Kriterien<br />
festgelegt, wann die Wirtschaftstätigkeit eines Unternehmens<br />
ökologisch nachhaltig ist. Ziel ist es dabei, durch einheitliche Kriterien<br />
grüne von hellgrünen Unternehmen unterscheiden zu können,<br />
um damit der sich immer weiter verbreitenden Tendenz zum<br />
„Greenwashing“ Einhalt zu bieten. Konkret müssen die berichtspflichtigen<br />
Unternehmen dabei drei Kennzahlen veröffentlichen.<br />
So muss ausgewiesen werden, zu welchem prozentualen Anteil<br />
• an Umsatzerlösen<br />
• an Investitionsausgaben (CapEx)<br />
• und Betriebsausgaben (OpEx)<br />
ein Unternehmen die Kriterien der EU-Taxonomie erfüllt.<br />
Insgesamt ergeben sich aus den Anforderungen der CSRD<br />
und der EU-Taxonomie zukünftig ambitionierte Transparenz- und<br />
Berichterstattungsanforderungen auch für viele Unternehmen<br />
der Bau- und Immobilienwirtschaft. Dabei gilt es entsprechende<br />
Nachhaltigkeitskennzahlen zu erheben und einen hinreichenden<br />
Reporting-Prozess zu implementieren. Auch wenn der erste verpflichtende<br />
Bericht erst 2024 zu veröffentlichen ist, kann es für<br />
„Berichtsneulinge“ zielführend sein, die Zeit bis dahin zu nutzen,<br />
um schon mal Reporting „zu üben“. Mit dem mittelstandskonformen<br />
DNK steht hier ein pragmatischer Ansatz für den ersten<br />
Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung zur Verfügung. h<br />
Externe Anforderungen an Transparenz und Reporting<br />
CSRD - Voraussichtliche Reporting-Inhalte<br />
Geschäftsmodell<br />
Nachhaltigkeitsstrategie<br />
Steuerung und Prozesse<br />
Konformität zur Erreichung<br />
des 1,5 Grad Ziels<br />
(Reduktion Treibhausgase)<br />
Nachhaltigkeitsziele<br />
und -maßnahmen<br />
Retrospektive UND<br />
zukunftsgerichtete<br />
Betrachtung<br />
Auswirkungen der<br />
Geschäftstätigkeit auf die<br />
Gesellschaft UND NH-<br />
Auswirkungen auf das<br />
Unternehmen<br />
(Doppelte Wesentlichkeit)<br />
Einbezug Stakeholderinterressen<br />
Rolle der Geschäftsführung<br />
und Kontrollgremien<br />
Nachhaltigkeitsrisiken Nachhaltigkeitschancen Due Diligence<br />
Nachteilige Auswirkungen<br />
in der Lieferkette<br />
Qualitative und verstärkt quantitative Angaben
75<br />
PROF. DR. NICK LIN-HI<br />
Universität Vechta<br />
Nachhaltigkeit in der Praxis:<br />
Strategie als Schlüssel für<br />
eine doppelte Rendite<br />
VON PROF. DR. NICK LIN-HI<br />
Klimawandel, Umweltkatastrophen und Pandemien sind drei<br />
Themen, welche deutlich machen, dass die Sicherstellung einer<br />
nachhaltigen Entwicklung zu den vordringlichen gesellschaftlichen<br />
Aufgaben im 21. Jahrhundert gehört. Die Herausforderung „Nachhaltigkeit“<br />
wird mittlerweile global anerkannt und verschiedenste<br />
Maßnahmen und Aktivitäten wurden und werden etabliert, um<br />
ökologische, ökonomische und soziale Ziele in Einklang zu bringen<br />
und idealerweise füreinander fruchtbar zu machen. Hierin liegt<br />
eine zentrale Voraussetzung, um die Bedürfnisse der heutigen Generationen<br />
in einer Art und Weise befriedigen zu können, ohne<br />
die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu beschränken.<br />
Mit den Sustainable Development Goals – auch als Agenda<br />
2030 bezeichnet – existiert ein zentrales Rahmenwerk für Nachhaltigkeit.<br />
Die Agenda 2030 wurde 2015 von den vereinten Nationen<br />
verabschiedet und enthält 17 Oberziele bzw. Handlungsfelder für<br />
eine nachhaltige Entwicklung – darunter u.a. Geschlechtergleichstellung,<br />
bezahlbare und saubere Energien, nachhaltige Städte<br />
und Gemeinden, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum<br />
–, welche wiederum in 169 Unterziele unterteilt sind. Die Sustainable<br />
Development Goals sind zum einen als normative Zielvorgabe<br />
zu verstehen und zum anderen dienen sie der Ableitung von<br />
akteursspezifischen Handlungsimplikationen.<br />
f
76 Nachhaltigkeit<br />
Angesichts der Tatsache, dass die heutigen Lebens- und Konsumstile<br />
in Summe einer nachhaltigen Entwicklung zuwiderlaufen,<br />
ist die Realisierung von Nachhaltigkeit als Transformationsaufgabe<br />
zu begreifen. Um diese bewältigen zu können, bedarf es der<br />
Mitwirkung aller Akteure. Entsprechend sind auch Unternehmen<br />
gefordert, Beiträge zur Nachhaltigkeit zu leisten. Letzteres ist mittlerweile<br />
in der Praxis auf breiter Ebene auch selbstverständlich und<br />
Unternehmen haben die Aufgabe angenommen, gesellschaftliche<br />
Verantwortung zu übernehmen.<br />
Nachhaltigkeit in Unternehmen ist indes nicht nur eine Frage<br />
des Commitments, sondern auch der Strategie. Während globale<br />
Konzerne die strategische Relevanz von Nachhaltigkeit mittlerweile<br />
erkannt haben und selbige als Managementaufgabe verstehen,<br />
so ist bei vielen klein- und mittelständischen Unternehmen in dieser<br />
Hinsicht noch Steigerungspotenzial vorhanden. Zwar existieren<br />
auch hier vielfältige Aktivitäten, indes stehen diese zum einen<br />
nicht selten eher lose nebeneinander und zum anderen werden<br />
sie nicht systematisch genutzt, um unternehmerische Ziele besser<br />
erreichen zu können.<br />
Das strategische Management von Nachhaltigkeit beginnt<br />
bereits mit der Auswahl der eigenen Handlungsfelder. So ist beispielsweise<br />
für ein produzierendes Unternehmen das Thema erneuerbare<br />
Energien relevanter als für ein Dienstleistungsunternehmen,<br />
und für die Lebensmittelindustrie hat das Thema gesunde<br />
Ernährung einen höheren Stellenwert als für den Automobilsektor.<br />
Aus einer strategischen Perspektive werden regelmäßige solche<br />
Handlungsfelder priorisiert, bei denen ein Unternehmen besonders<br />
starke Hebel hat, um wirkungsvolle Beiträge für eine nachhaltige<br />
Entwicklung zu leisten – sei es, weil hier in besonderer Weise<br />
positive Effekte geschaffen oder negative Effekte reduziert werden<br />
können. Typischerweise geht dies damit einher, dass das Nachhaltigkeitsprofil<br />
eines Unternehmens eng mit der eigenen Wertschöpfungstätigkeit<br />
sowie den eigenen Kernkompetenzen verbunden<br />
ist. Eine strategische Herangehensweise hat den Vorteil, dass Unternehmen<br />
ihre Kompetenzen, Fähigkeiten und Ressourcen in effizienter<br />
Weise für die Beförderung einer nachhaltigen Entwicklung<br />
einsetzen können. Auf den Punkt gebracht: Mit einer Strategie<br />
steigern Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsleistung.<br />
Auch für Unternehmen sind Nachhaltigkeitsstrategien vorteilhaft.<br />
Durch die damit verbundene Einbindung von Nachhaltigkeit<br />
in Geschäftsprozesse können beispielsweise Ressourcenverbräuche<br />
reduziert und damit Kosten eingespart werden. Jenseits der<br />
Ressourceneffizienz bieten Nachhaltigkeitsstrategien auch Vorteile<br />
für Stakeholderbeziehungen. Wissenschaftliche Studien zeigen<br />
etwa, dass sich die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens<br />
positiv auf die eigene Reputation auswirkt. Hinzu kommt, dass<br />
durch die Verbesserung der unternehmerischen Nachhaltigkeitsleistung<br />
die Arbeitgeberattraktivität gesteigert werden kann – insbesondere<br />
die jüngere Generation legt heute großen Wert darauf,<br />
bei Unternehmen tätig zu sein, die gesellschaftlichen Mehrwert<br />
erzeugen. Auch Mitarbeitende interessieren sich zunehmend für<br />
die Nachhaltigkeitsleistung ihres Unternehmens und honorieren<br />
selbige etwas durch eine höhere Zufriedenheit und bessere Motivationswerte.<br />
Insgesamt gilt, dass sich mit einer fundierten Strategie nicht<br />
nur die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens zwecks einer<br />
effizienten Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung steigern<br />
lässt, sondern hierdurch gleichzeitig auch in den langfristigen<br />
Erfolg investiert werden kann. In diesem Sinne kann mit einer<br />
fundierten Nachhaltigkeitsstrategie Mehrwert für Gesellschaft und<br />
Unternehmen zugleich geschaffen und damit eine doppelte Rendite<br />
erzielt werden.<br />
Für Unternehmen, die das Thema Nachhaltigkeit strategisch<br />
angehen wollen, bietet es sich an, im ersten Schritt den Status<br />
quo in Bezug auf die eigene Nachhaltigkeitsleistung zu ermitteln.<br />
Hierfür wiederum bedarf es sowohl allgemeiner als auch unternehmensspezifischer<br />
Kennzahlen, welche dann mit Zielen hinterlegt<br />
werden. Die entsprechenden Kennzahlen dienen der Steuerung<br />
von Nachhaltigkeit auf operativer Ebene und stehen damit<br />
im Dienst einer ganzheitlichen Integration von Nachhaltigkeit in<br />
ein Unternehmen. Daneben gilt aber immer auch zu beachten:<br />
Nachhaltigkeit kann nicht einfach nur verordnet werden, sondern<br />
ist stets im Unternehmen zu leben. Hierfür bedarf es stets Führungskräfte,<br />
welche um die Relevanz von Nachhaltigkeit wissen<br />
und durch ihre Entscheidungen und Handlungen Nachhaltigkeit<br />
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78 Recht<br />
Aktuelle Rechtsprechung<br />
zum Betriebskostenrecht<br />
Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick über die Rechtsprechung der vergangenen<br />
Monate. Nach Angaben des Deutschen Mieterbundes belegten die Betriebskosten<br />
mit 35,2 Prozent im Jahre 2020 den Spitzenplatz bei den Beratungsthemen.<br />
Die knapp 1,5 Millionen Mieter der ca. 400 Mitgliedsunternehmen zahlten im vergangenen<br />
Jahr ca. 1,3 Milliarden Euro für ihre kalten und warmen Betriebskosten.<br />
500 Millionen Euro weniger als noch im Jahr 2015.<br />
VON DR. PETER HITPASS
79<br />
DR. PETER HITPASS<br />
Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.<br />
Landesgeschäftsstelle Schwerin<br />
hitpass@vnw.de<br />
I. Entscheidung des BGH<br />
Das Recht des Mieters auf Einsicht in die Belege einer Betriebskostenabrechnung<br />
erstreckt sich auch auf die zugrundeliegenden<br />
Zahlungsbelege<br />
Das hat der BGH mit Urteil vom 9. Dezember 2020 (Az.: VIII ZR<br />
118/19) entschieden.<br />
Der Beklagte ist Mieter einer Wohnung der Klägerin in Berlin.<br />
Die Klägerin begehrt eine Nachzahlung aus der Betriebskostenabrechnung<br />
vom 22. Oktober 2014 für das Jahr 2013. Sie gewährte<br />
dem Beklagten Einsicht in die der Abrechnung zugrundeliegenden<br />
Rechnungsbelege; eine darüber hinaus vom Beklagten verlangte<br />
Einsichtnahme in die entsprechenden Zahlungsbelege lehnte sie<br />
ab.<br />
Das Amtsgericht hat der auf Zahlung von 1 262,35 Euro nebst<br />
Zinsen gerichteten Klage unter deren Abweisung im Übrigen in<br />
Höhe von 1 195,19 Euro stattgegeben. Auf die Berufung des Beklagten<br />
hat das Landgericht die Klage insgesamt abgewiesen. Mit<br />
der vom Berufungsgericht zugelassenen Revision begehrt die Klägerin<br />
die Wiederherstellung des erstinstanzlichen Urteils.<br />
Das Berufungsgericht hat zur Begründung der Entscheidung<br />
im Wesentlichen ausgeführt:<br />
Der Klägerin stehe ein Anspruch auf Ausgleich der Nachforderung<br />
aus der Betriebskostenabrechnung vom 23. Oktober 2014<br />
derzeit nicht zu, weil sie dem Beklagten die begehrte Einsicht<br />
(auch) in die Zahlungsbelege nicht gewährt habe und dem Beklagten<br />
daher nach § 242 BGB unter dem Gesichtspunkt der unzulässigen<br />
Rechtsausübung ein temporäres Leistungsverweigerungsrecht<br />
zustehe.<br />
Die Abrechnungspflicht des Vermieters umfasse nach § 259<br />
Abs. 1 BGB die Vorlage von Belegen, soweit diese erteilt zu werden<br />
pflegten. Eine Einschränkung dahingehend, dass die Einsichtnahme<br />
in die Belege zur Überprüfung der Abrechnung zwingend<br />
erforderlich sein müsse, lasse sich der Vorschrift nicht entnehmen.<br />
Vielmehr genüge das allgemeine Interesse des Mieters, die Tätigkeit<br />
des abrechnungspflichtigen Vermieters zu kontrollieren.<br />
Lägen Zahlungsbelege zum Nachweis der Erfüllung von Forderungen<br />
gegenüber dem Gläubiger vor, sei kein sachlicher Grund<br />
ersichtlich, weshalb dem Abrechnungsempfänger eine Einsichtnahme<br />
in diese Belege verweigert werden sollte. Es reiche vielmehr<br />
aus, dass er – wie jeder Abrechnungsempfänger – überprüfen<br />
könne, ob der Abrechnungspflichtige – hier der Vermieter – die<br />
Rechnungsbeträge so wie in der Abrechnung ausgewiesen beglichen<br />
und nicht etwa Kürzungen vorgenommen oder von Preisnachlässen<br />
oder Ähnlichem profitiert habe.<br />
Dass sich das Belegeinsichtsrecht des Mieters auf Zahlungsbelege<br />
erstrecken müsse, ergebe sich zudem spiegelbildlich als<br />
geradezu zwingendes (Gegen-)Recht des Mieters, wenn dem Vermieter<br />
ein Wahlrecht bezüglich der Abrechnungsmethode zugebilligt<br />
werde. Bei der Abrechnung nach dem „Abflussprinzip” – bei<br />
dem der Vermieter auf die im Abrechnungszeitraum tatsächlich<br />
bezahlten Rechnungen abstelle – sei zur sachgerechten Überprüfung<br />
die Einsichtnahme in die Zahlungsbelege erforderlich.<br />
So sieht es auch der BGH:<br />
Das Berufungsgericht hat die Klage zutreffend mit Rücksicht<br />
darauf als derzeit unbegründet abgewiesen, dass die Klägerin dem<br />
Beklagten die begehrte Einsicht in die der Betriebskostenabrechnung<br />
2013 zugrundeliegenden Zahlungsbelege nicht gewährt hat.<br />
Nach der Rechtsprechung des Senats steht dem Mieter gegenüber<br />
dem auf eine Betriebskostenabrechnung gestützten Zahlungsverlangen<br />
des Vermieters ein aus § 242 BGB folgendes (temporäres)<br />
Leistungsverweigerungsrecht zu, solange ihm eine nach<br />
§ 259 Abs. 1 BGB berechtigterweise begehrte Belegeinsicht nicht<br />
gewährt worden ist.<br />
Zu den Abrechnungsunterlagen, auf die sich das Einsichtsrecht<br />
des Mieters bezieht, gehören – wie das Berufungsgericht richtig<br />
gesehen hat – neben den Rechnungen auch die dazugehörigen<br />
Zahlungsbelege über die in der Abrechnung auf die Mieter umgelegten<br />
Betriebskosten. Denn mit Hilfe dieser Belege wird der<br />
Mieter in die Lage versetzt, die Berechtigung der jeweils in Rechnung<br />
gestellten Beträge zu überprüfen. Der Darlegung eines bef
80 Recht<br />
sonderen Interesses bedarf es dabei nicht, es genügt vielmehr das<br />
allgemeine Interesse des Mieters, die Tätigkeit des abrechnungspflichtigen<br />
Vermieters zu kontrollieren.<br />
Entgegen der Auffassung der Revision gilt das auch für die Einsichtnahme<br />
in die Zahlungsbelege und zwar unabhängig davon,<br />
ob der Vermieter nach dem Abflussprinzip oder nach dem Leistungsprinzip<br />
abrechnet oder bei den unterschiedlichen Betriebskostenarten<br />
teils die eine, teils die andere Abrechnungsmethode<br />
anwendet.<br />
Das Berufungsgericht hat schon keine abschließenden Feststellungen<br />
zu der bei sämtlichen Betriebskostenpositionen jeweils<br />
angewendeten Abrechnungsmethoden getroffen. Übergangenen<br />
Sachvortrag zeigt die Revision insoweit nicht auf. Vor allem aber<br />
bezieht sich das Einsichtsrecht des Mieters – unabhängig von der<br />
aus der Abrechnung als solcher ohnehin nicht ersichtlichen Abrechnungsmethode<br />
– auf die jeweiligen (und damit auf sämtliche<br />
vorhandenen) Zahlungsbelege. Anhaltspunkte dafür, dass der Beklagte<br />
sein Einsichtsbegehren – etwa im Laufe des Prozesses – auf<br />
einzelne Zahlungsbelege zu bestimmten Positionen beschränkt<br />
hätte, trägt die Revision nicht vor und sind auch nicht ersichtlich.<br />
II. Entscheidungen der Instanzgerichte<br />
1. LG Berlin: Rauchwarnmelder: Kosten der Anmietung nicht<br />
umlagefähig – Kosten der Sperrmüllsammlung umlagefähig<br />
Das Landgericht Berlin hat durch Urteil vom 8. April <strong>2021</strong> (Az.: 67<br />
S 335/20) zu Fragen der Umlagefähigkeit von Betriebskosten entschieden.<br />
Streitig waren in dem Mietverhältnis die Kosten für die<br />
Anmietung von Rauchwarnmeldern, die der Wartung von Rauchwarnmeldern<br />
und die Kosten für das Behältermanagement und<br />
die Sperrmüllbeseitigung.<br />
Das Landgericht Berlin lehnt die Umlagefähigkeit der Anmietungskosten<br />
von Rauchwarnmeldern als Betriebskosten ab. Dafür<br />
hält es aber die Kosten des sogenannten Müll- und Behältermanagements<br />
und der Sperrmüllbeseitigung als Kosten der<br />
Müllentsorgung für umlegbar.<br />
Das Landgericht Berlin schließt sich der bereits seit Langem in<br />
der Rechtsprechung herrschenden Auffassung an, dass die Mietkosten<br />
für Rauchwarnmelder nicht als Betriebskosten umlagefähig<br />
sind.<br />
Zwar fallen die Kosten der Anmietung von Rauchwarnmeldern<br />
laufend an. Allerdings handelt es sich um Anschaffungs- und<br />
Kapitalkosten, die nicht umlagefähig sind. Eine Analogie zu den<br />
Betriebskosten in § 2 BetrKV hinsichtlich der Leasing- und Anmietkosten<br />
von Wasserzählern und von Geräten zur Wärmeerfassung<br />
und Warmwasserzählern lehnt das Landgericht Berlin, wie auch<br />
die anderen zitierten Gerichte, ab.<br />
Das Gericht hält jedoch die Kosten sowohl für die Sonderabfuhr<br />
bzw. Sperrmüllbeseitigung als auch für das Behältermanagement<br />
und die Wartung der Rauchwarnmelder für umlegbar.<br />
Zu den Kosten der Beseitigung von Sperrmüll, der auf Gemeinschaftsflächen<br />
abgestellt wurde, führt es aus, dass es sich um<br />
Kosten handelt, die im bestimmungsgemäßen Gebrauch für den<br />
Eigentümer laufend entstehen. Der ordnungsgemäßen Bewirtschaftung<br />
des Grundstücks setzt eine wiederkehrende Beseitigung<br />
von Müll voraus. Sie umfasst daher auch den Aufwand, der auf die<br />
Beseitigung von Müll entfällt, für den Dritte verantwortlich sind.<br />
Hinsichtlich des Behältermanagements führt das Landgericht<br />
aus, dass es sich um Kosten nach § 2 Nr. 8 BetrKV „Kosten der<br />
Müllbeseitigung“ handele.<br />
2. LG Düsseldorf: Miete von Rauchwarnmeldern nicht als Betriebskosten<br />
umlegbar<br />
Das hat das LG Düsseldorf durch Urteil vom 6. April 2020 (Az.: 21<br />
S 52/19) entschieden.<br />
Die Kosten für die Anmietung von Rauchwarnmeldern sind<br />
zwar Betriebskosten, jedoch nicht auf den Wohnraum-Mieter als<br />
„sonstige Betriebskosten“ umlegbar.<br />
Diese Kosten treten faktisch an die Stelle von Anschaffungskosten<br />
(„verkappte Anschaffungskosten“), die keine Betriebskosten<br />
darstellen (vgl. LG Hagen, Urt. v. 4. März 2016 - 1 S 198/15,<br />
ZMR 2016, 701).<br />
Die Umlegbarkeit ergibt sich auch nicht aus einer Analogie zu<br />
§ 2 Nr. 2, 4 und 5 BetrKV, wonach die Kosten der Anmietung einer<br />
Ausstattung zur Verbrauchserfassung von Wasser, Heiz wärme und<br />
Warmwasser umlagefähige Betriebskosten sind. Hierbei handelt es<br />
sich nämlich um eine Ausnahmeregelung ausschließlich für Zählermieten,<br />
die nicht auf die Anmietung anderer technischer Einrichtungen<br />
ausgedehnt werden kann.<br />
Auch der Wirtschaftlichkeitsgrundsatz spricht gegen die Umlagefähigkeit<br />
der Anmietkosten. Rauchwarnmelder haben eine<br />
Lebensdauer von zehn Jahren.<br />
3. LG Hamburg: Rauchwarnmelder: Duldungspflicht des<br />
Mieters für Einbau funkablesbarer Geräte<br />
Das Landgericht Hamburg hat durch Beschluss vom 20. Juli 2020<br />
(Az.: 307 S 14/20) entschieden, dass der Mieter zur Duldung der<br />
Neuinstallation von funkfähigen Rauchwarnmeldern verpflichtet<br />
ist.<br />
Das Amtsgericht verurteilte die Klägerin zur Duldung des Einbaus<br />
der Funkrauchwarnmelder in der Wohnung. Hiergegen war<br />
die Mieterin in Berufung gegangen. Das Landgericht hat in dem<br />
Hinweisbeschluss deutlich gemacht, dass es eine Duldungspflicht<br />
für gegeben hält. Außerdem weist es darauf hin, dass es sich um<br />
eine Modernisierungsmaßnahme im Sinne des § 555b BGB handele,<br />
die nur mit einer unerheblichen Einwirkung auf die Mietsache<br />
verbunden ist und auch nur zu einer unerheblichen Mieterhöhung<br />
führen kann. Dadurch werde aber der Gebrauchswert der Mietsache<br />
(objektiv) nachhaltig erhöht und die allgemeinen Wohnverhältnisse<br />
werden (objektiv) dauerhaft verbessert.<br />
Es liege allein in der Dispositionsbefugnis des Vermieters, ob<br />
er sich für funkfähige Rauchwarnmelder entscheidet und ob er<br />
Modelle ohne diese Qualifikation weiter nutzen will oder später<br />
(nach zehn Jahren) neu einbaut.<br />
4. LG München I: Umlage von Wartungskosten für Rauchmelder<br />
auf Mieter zulässig<br />
Das LG München I hat mit Urteil vom 15. April <strong>2021</strong> (Az.:31 S<br />
6492/20) entschieden, dass die Umlage von „sonstigen Betriebskosten”,<br />
die nach Mietvertragsabschluss neu entstanden und im<br />
Mietvertrag nicht im Einzelnen benannt sind (hier: Wartungskosten<br />
für Rauchwarnmelder), in jedem Fall eine entsprechende Erklä-
Anzeige<br />
rung des Vermieters gegenüber dem Mieter erfordert, in welcher<br />
der Grund für die Umlage bezeichnet und erläutert wird.<br />
Grundsätzlich können Betriebskosten nur dann auf den Mieter<br />
umgelegt werden, wenn dies vorher im Einzelnen vereinbart<br />
wurde. Da dem Mieter deutlich gemacht werden muss, welche<br />
Betriebskosten auf ihn übergewälzt werden, ist es erforderlich,<br />
auch die „sonstigen Betriebskosten” im Einzelnen zu benennen<br />
(BGH, Urteil vom 7.4.2004 – VIII ZR 167/03 – Kosten der Dachrinnenreinigung).<br />
Da es sich im vorliegenden Fall jedoch sowohl um eine von<br />
der Mieterin zu duldende und zudem gesetzlich vorgeschriebene<br />
Modernisierungsmaßnahme handelt (BGH, Urteil vom 17.6.2015<br />
– VIII ZR 216/14) als auch im streitgegenständlichen Mietvertrag<br />
eine Öffnungsklausel enthalten ist, sind die Wartungskosten für<br />
die Rauchwarnmelder trotz fehlender Benennung im Mietvertrag<br />
als Betriebskosten ausnahmsweise umlagefähig, so die 31. Zivilkammer.<br />
Allerdings scheitert die Umlagefähigkeit der streitgegenständlichen<br />
Wartungskosten hier letztlich an der fehlenden entsprechenden<br />
Erklärung seitens des Vermieters. Die Kosten für die Wartung<br />
von Rauchmeldern können grundsätzlich auf den Mieter umgelegt<br />
werden, dies bedarf jedoch einer vorherigen ausdrücklichen Erklärung<br />
seitens des Vermieters.<br />
Das Urteil ist rechtskräftig.<br />
5. AG Brandenburg: Mieter müssen die Kosten der Treppenhausreinigung<br />
über die Betriebskosten bezahlen<br />
Die Kosten der Reinigung des Treppenhauses können durch den<br />
Vermieter als Betriebskosten auf alle Wohnungsmieter umgelegt<br />
werden, selbst wenn einzelne Mieter nur die Kellertreppe dieses<br />
Treppenhauses benutzen (§ 556 BGB i.V.m. der BetrKostVO). Das<br />
hat das AG Brandenburg mit Urteil vom 27. Mai <strong>2021</strong> (Az.:31 C<br />
295/19) entschieden.<br />
Die Reinigung der gemeinsam genutzten Räume (d.h. auch<br />
des Treppenhauses) ist immer dann umlagefähig gemäß § 556<br />
BGB i.V.m. der BetrKostVO, wenn diese Räume nicht einzelnen<br />
Mietern zur eigenen Nutzung zugewiesen wurden (AG Steinfurt,<br />
Urteil vom 13.02.2014, Az.: 21 C 1668/12). In welchem Umfang<br />
die Nutzung dieser gemeinsam genutzten Räume durch die Mieter<br />
tatsächlich erfolgt, ist hingegen nicht entscheidend. Das gilt sowohl<br />
für die Kosten der Reinigung des Treppenhauses als auch für<br />
die Kosten eines Aufzugs oder einer Gemeinschaftsantenne bzw.<br />
die Kosten der Beleuchtung von Eingang und Treppenhaus oder<br />
die Kosten der Gartenpflege.<br />
Eine nach der jeweiligen Verursachung oder tatsächlichen Nutzung<br />
differenzierende Umlage dieser Kosten auf die Mieter wäre<br />
vielfach nicht praktikabel und hätte eine erhebliche Unübersichtlichkeit<br />
und möglicherweise auch laufende Veränderungen in der<br />
Abrechnung zur Folge. Es sprechen deshalb auf Seiten des Vermieters<br />
Gründe der Praktikabilität und auf Seiten der Mieter Gründe<br />
der Nachvollziehbarkeit und besseren Überprüfbarkeit der Abrechnung<br />
für eine generalisierende Betrachtungsweise.<br />
Denn die genannten Gründe lassen die damit für die Mieter<br />
bestimmter Wohnungen im Einzelfall möglicherweise verbundenen<br />
Nachteile nicht als eine – die Gebote von Treu und Glauben<br />
(§ 242 BGB) missachtende – unangemessene Benachteiligung erscheinen,<br />
zumal sich die Vor- und Nachteile bei den verschiedenen<br />
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82 Recht<br />
Betriebskostenarten insgesamt auch ausgleichen können. Diese<br />
Wertung entspricht zudem der Intention des Gesetzgebers, der<br />
mit der Regelung des § 556a I 1 BGB, nach der vorbehaltlich anderweitiger<br />
Vereinbarungen und Vorschriften die Betriebskosten<br />
nach dem Anteil der Wohnfläche umzulegen sind, die Umlage von<br />
Betriebskosten leichter handhabbar machen wollte. So das Gericht<br />
in seinen Urteilsgründen.<br />
6. LG Hanau: Betriebskostenabrechnung: Erhöhter Wasserverbrauch<br />
wegen defekten Toilettenspülkasten geht zulasten<br />
des Mieters<br />
Das LG Hanau hat mit Urteil vom 30. Dezember 2020 (Az. 2 S<br />
123/19) entschieden, dass ein Mieter im Rahmen der Nebenkostenabrechnung<br />
auch die Kosten für einen erhöhten Wasserverbrauch<br />
wegen eines defekten Toilettenspülkasten tragen muss, da<br />
der Mieter einer Wohnung eine regelmäßige übliche Kontrolle der<br />
Mietsache schuldet.<br />
Es sei schlicht kaum vorstellbar, dass ein so massiver durch<br />
einen defekten Spülkasten verursachter Wasserverlust bei einem<br />
Mindestmaß an Aufmerksamkeit über mehrere Monate hinweg<br />
unerkannt bleibt. Der Mieter schulde vielmehr, so das Gericht, ein<br />
Mindestmaß an Aufmerksamkeit, unabhängig von der Frage, wie<br />
oft sich der Mieter tatsächlich in der Wohnung aufhält. Denn auch<br />
der häufig ortsabwesende Mieter schuldet eine regelmäßige Kontrolle<br />
seiner Wohnung.<br />
Diese Pflichten hatte der beklagte Mieter hier vernachlässigt,<br />
so dass das Gericht die Umlage der erhöhten Kosten als gerechtfertigt<br />
ansah.<br />
7. AG München: Mieter haben keinen Anspruch gegen den<br />
Vermieter auf Verplombung von ungenutzten Heizkörpern<br />
Das hat das Amtsgericht München mit Urteil vom 21. Oktober<br />
2020 (Az.: 416 C 10714/20) entschieden.<br />
Ein Anspruch des Mieters auf Verplombung einzelner Heizkörper<br />
besteht nicht. Vielmehr besteht umgekehrt die Verpflichtung<br />
des Mieters, die gemieteten Räume im Rahmen seiner nebenvertraglichen<br />
Obhutspflichten entsprechend zu beheizen und zu lüften,<br />
so dass die Räume keinen Schaden nehmen.<br />
Es ist dem Vermieter nicht zumutbar, jeweils nach entsprechenden<br />
individuellen Wünschen einzelner Mietvertragsparteien<br />
entsprechende Heizkörper stillzulegen oder zu verplomben, so das<br />
Gericht in seinen Leitsätzen.<br />
8. LG München I – Fällen und Entsorgen abgestorbener<br />
Bäume gehört zur Gartenpflege im Mietverhältnis – neue<br />
Entwicklung<br />
Das LG München I hat mit Urteil vom 19.November 2020 (Az.: 31<br />
S 3302/20) entschieden, dass zur Gartenpflege auch das Fällen<br />
eines kranken, morschen oder abgestorbenen Baumes gehört, sodass<br />
die dafür erforderlichen Kosten im Mietverhältnis als Betriebskosten<br />
umlagefähig sind.<br />
Streitgegenständlich war die Umlagefähigkeit von Baumfällkosten<br />
auf den Mieter. Die Parteien stritten in erster Instanz über<br />
die Umlagefähigkeit der in der Nebenkostenabrechnung für das<br />
Jahr 2018 aufgeführten Kosten für das Fällen zweier abgestorbenen<br />
Ebereschen, das Fällen einer absterbenden Kirsche und eines<br />
Goldregens, die Totholzentfernung an einer Birke und einer Esche<br />
an der Straße in Klettertechnik sowie das Laden, Abfahren und<br />
Entsorgen des Schnittguts.<br />
Nach Auffassung des Landgerichts gehört zur „Gartenpflege”<br />
i.S.d. § 2 Nr. 10 BetrKV auch das Fällen eines kranken, morschen<br />
oder abgestorbenen Baumes. Die hierfür erforderlichen Kosten<br />
seien daher im Mietverhältnis als Betriebskosten umlagefähig. Dies<br />
gelte unabhängig davon, ob eine Ersatzbepflanzung erfolge oder<br />
nicht. Das LG München I schließe sich auf Basis der in Rechtsprechung<br />
und Literatur für und gegen die Umlagefähigkeit vorgebrachten<br />
Argumente des Amtsgerichts an.<br />
§ 2 BetrKV bezwecke die Abgrenzung der Betriebskosten von<br />
Instandsetzungs- und Instandhaltungskosten. § 2 Nr. 10 BetrKV<br />
stelle insofern eine Sonderregelung im Regelungsgefüge der BetrKV<br />
dar, da Pflanzen nicht ohne Weiteres mit technischen bzw.<br />
baulichen Gegebenheiten vergleichbar seien.<br />
Dass Baumfällkosten im Regelfall erst nach Jahrzehnten entstehen,<br />
begründe hier keine besondere Schutzwürdigkeit der Mieterseite.<br />
Bei Vertragsschluss könnten entsprechende Informationen<br />
eingeholt werden. Es handele sich nicht um außergewöhnliche<br />
Kosten, denen es an der Berechenbarkeit fehlt, da ein Absterben<br />
von Bäumen eine durchaus natürliche Entwicklung darstelle. Das<br />
Fällen eines kranken bzw. morschen Baumes sei eine für die Erhaltung<br />
einer gärtnerisch angelegten Fläche notwendige Maßnahme,<br />
für deren Kosten der jeweilige Mieter aufkommen müsse.<br />
Das Landgericht wies darauf hin, dass sich die Frage der Ersatzfähigkeit<br />
aufgrund von Sturmschäden oder plötzlichen unerwarteten<br />
bzw. unvorhersehbaren Ursachen entstandener Baumfällkosten<br />
in diesem Rechtsstreit nicht gestellt habe.<br />
Das Urteil des Landgerichts München I ist rechtskräftig.<br />
Anm.: eine für die Wohnungswirtschaft erfreuliche Entscheidung.<br />
Einige Amtsgerichte hatten in der Vergangenheit Baumfällkosten<br />
als nicht umlegbar bezeichnet. h
Advertorial<br />
TV-Empfang<br />
und Glasfaser:<br />
So profitieren Mieter<br />
und Vermieter von<br />
der TKG-Novelle<br />
Wasser, Wärme, Strom – und Glasfaser:<br />
das sind jetzt die Bausteine der Immobilien-<br />
Grundversorgung<br />
Mit der TKG-Novelle will die Bundesregierung erreichen,<br />
dass der Glasfaseranschluss in Mehrfamilienhäusern künftig<br />
zum Standard wird. Das Gesetz bietet Vermietern und Verwaltern<br />
interessante Chancen – wenn sie jetzt clever handeln.<br />
Auch die Mieter profitieren.<br />
Die Novelle des Telekommunikationsgesetzes<br />
tritt am 1. Dezember <strong>2021</strong> in Kraft und bringt<br />
für Haus- und Wohnungseigentümer sowie<br />
Immobilienverwalter, aber auch für den Verbraucher<br />
wichtige Neuerungen. Ziel der Gesetzesnovelle<br />
ist unter anderem, EU-Verbraucherrechte in<br />
deutsches Recht umzusetzen. Zudem soll der<br />
Glasfaseranschluss in Mehrfamilienhäusern<br />
künftig zum Standard werden.<br />
Die Telekom investiert deshalb wie noch nie und<br />
beschleunigt ihren Glasfaserausbau – auch durch<br />
interessante Angebote für Vermieter: So belohnt<br />
die Telekom Hausbesitzer, die in den Glasfaser-<br />
Regionen einen zügigen Ausbau unterstützen<br />
mit einem kostenlosen Hausanschluss.<br />
Die Telekom schützt beim Glasfaserausbau<br />
die Interessen des Vermieters – und die des<br />
Verbrauchers gleichermaßen: Denn bei der<br />
Telekom wird niemand zum Umstieg gezwungen;<br />
die vorhandenen Leitungen für Telefon/DSL und<br />
Kabelfernsehen werden nicht abgeschaltet.<br />
Glasfaseranschluss sichern –<br />
Kabel-Gestattungsvertrag neu ausschreiben<br />
Das neue Gesetz beendet die Umlagefähigkeit<br />
des Kabelanschlusses. Für laufende Kabel-<br />
Gestattungsverträge haben Vermieter und<br />
Verwalter deshalb ein Sonderkündigungsrecht.<br />
Es gilt zwar eine Übergangsfrist bis zum<br />
30. Juni 2024; dennoch lohnt es sich, die<br />
Gestattung schon jetzt neu auszuschreiben:<br />
Die Telekom bietet der Wohnungswirtschaft an,<br />
die Einspeisung von TV-Programmen zu<br />
übernehmen und direkt mit den Mietern<br />
abzurechnen – und das zu fairen Konditionen.<br />
Hausbesitzer und -Verwalter sollten sich in<br />
jedem Fall jetzt mit dem Geschäftsbereich<br />
Wohnungswirtschaft der Telekom in Verbindung<br />
setzen, um jetzt die optimalen Konditionen<br />
für sich und ihre Mieter herauszuholen.<br />
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Geschäftsbereich Wohnungswirtschaft<br />
und Breitbandausbau Geschäftskunden<br />
Tel. 0800 / 33 0 33 33<br />
wohnungswirtschaft.telekom.de
84<br />
Impressum 4_<strong>2021</strong><br />
HERAUSGEBER<br />
Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.<br />
Hamburg – Mecklenburg-Vorpommern – Schleswig-Holstein<br />
Andreas Breitner<br />
Verbandsdirektor<br />
040 52011-215 | E-Mail: breitner@vnw.de<br />
WP/StB Gerhard Viemann<br />
Direktor für den Prüfungsdienst<br />
040 52011-240 | E-Mail: viemann@vnw.de<br />
WP/StB/RA Jürgen Wendlandt<br />
Stellv. Direktor für den Prüfungsdienst<br />
040 52011-275 | E-Mail: wendlandt@vnw.de<br />
Andreas Daferner<br />
Bildung<br />
040 52011-218 | E-Mail: daferner@vnw.de<br />
Dr. Peter Hitpaß<br />
Wohnungswirtschaft, Betriebskosten- und<br />
Medienrecht<br />
0385 48937-503 | E-Mail: hitpass@vnw.de<br />
Christoph Kostka<br />
Geschäftsführung<br />
<strong>VNW</strong> Landesverband Schleswig-Holstein<br />
040 52011-225 | E-Mail: kostka@vnw.de<br />
Steffen Laser<br />
Geschäftsführung<br />
<strong>VNW</strong> Landesverband Mecklenburg-Vorpommern<br />
0385 48937-501 | E-Mail: laser@vnw.de<br />
Petra Memmler<br />
Geschäftsführung <strong>VNW</strong> Landesverband Hamburg<br />
Technik und Energie<br />
040 52011-230 | E-Mail: memmler@vnw.de<br />
Nicola Olivier<br />
Datenschutz<br />
040 520 11 221 | Mail: olivier@vnw.de<br />
Andreas Thal<br />
Stellvertreter des Verbandsdirektors und Verwaltung<br />
040 52011-204 | E-Mail: thal@vnw.de<br />
REDAKTION<br />
Oliver Schirg<br />
Verantwortlich im Sinne des Presserechts<br />
040 52011-226 | E-Mail: schirg@vnw.de<br />
ANZEIGEN<br />
Ilka Schünemann<br />
0511 1265-123 | E-Mail: i.schuenemann@vdw-online.de<br />
GESTALTUNG<br />
hungerundkoch.com<br />
0511 51 99 46-00<br />
DRUCK<br />
QUBUS media GmbH<br />
Beckstraße 10 | 30457 Hannover<br />
RA Dr. Kai Mediger<br />
Recht, Genossenschaften und Quartiersentwicklung<br />
040 52011-238 | E-Mail: Mediger@vnw.de<br />
Mehr Informationen über den <strong>VNW</strong> finden Sie im Internet unter www.vnw.de<br />
Bildnachweise<br />
Titelbild, S. 1: Willing-Holtz Fotografie; S. 2: Schirg; S. 3: Bertold Fabricius; Seite 5-9: Bertold Fabricius; S. 10: BVE; S.13: BVE; S. 14-15: A-Quadrat/<br />
Ralf Rieger Visual Services Hamburg; S. 16: Bertold Fabricius; S. 17: Andreas Duerst STUDIO 301/WGSH; S. 18: DOMUSIMAGES, Jens Scholz; S. 19:<br />
WIRO; S. 20-21: SPRINT break; S. 22: Wankendorfer Baugenossenschaft für Schleswig-Holstein eG, Vodafone; S. 23: SPRINT break; S. 24: Willing-Holtz<br />
Fotografie; S. 25: Willing-Holtz Fotografie, Wittenkamp/BVE; S. 28-29: Wankendorfer Baugenossenschaft für Schleswig-Holstein eG; S. 30: Guido<br />
Kirchner/dpa; S. 31: Guido Kirchner/dpa, Karl-Josef Hildendbrand/dpa; S. 32: Karl-Josef Hildendbrand/dpa; S. 34: Bertold Fabricius; S. 36-37: Ernst<br />
Scheel/Petra Vorreiter; S. 38-39: Bertold Fabricius; S. 41: Bertold Fabricius; S. 44: Daniel Reinhardt, <strong>VNW</strong>, ARGE; S. 45: Bertold Fabricius; S. 46: privat;<br />
S. 47: New Communication, Wohnungsverein Hamburg von 1902; S. 48: Neue Lübecker, NEUWOGES; S. 49: <strong>VNW</strong>; S. 50: T. Ahlf/SAGA, Hamburger<br />
Wohnen; S. 51: Playfit, Bernd Perlbach, Christian Charisius/dpa; S. 52: Lübecker Bauverein, SBV; S. 53: HANSA Baugenossenschaft; S. 54: Kristina<br />
Wedekind, A. Bock, NEUWOBA
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