VNW-Magazin 5/2022
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
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REI<br />
TAGE<br />
<strong>VNW</strong> magazin<br />
FREI.<br />
Wohnen<br />
im Norden<br />
5_<strong>2022</strong><br />
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Stand: Juni <strong>2022</strong><br />
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1<br />
Inhalt 5_<strong>2022</strong><br />
<strong>VNW</strong><br />
Analysen<br />
Editorial 03<br />
Vier Tage 04<br />
Aus der Ohnmacht ... 08<br />
100 Jahre Mietpreisbindung 12<br />
9. Norddeutscher Mietrechtstag 18<br />
Großsiedlungen 20<br />
40 Milliarden Euro 22<br />
Pizza-Lunch 26<br />
Aus Alt wird Neu 28<br />
Fit für eine unbekannte Zukunft 30<br />
Alles, was Recht ist! 34<br />
Wohnen auf dem Baggersand 38<br />
Namen und Nachrichten 40<br />
Termine 44<br />
Fachkräftemangel 46<br />
Baukulturbericht 22/23 48<br />
Zinsanstieg 50<br />
Immobilienpreise 54<br />
Cyber-Attacke 58<br />
Betriebskosten 62<br />
Impressum 70<br />
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung<br />
der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet.<br />
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.<br />
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DREI TAGE FREI.<br />
Auch die Wohnungswirtschaft muss sich<br />
im Kampf um beruflichen Nachwuchs<br />
strecken. Die Vier-Tage-Woche könnte ein<br />
Vorteil sein.
2 <strong>VNW</strong><br />
„Der Weg, auf dem uns tatsächlich eine Stadt beschieden wird, über die<br />
sich bereits heute nachzudenken lohnt – kein Flickenteppich der Kurzsichtigkeiten,<br />
Feigheiten, Bequemlichkeiten und des Profitstrebens –, der Weg<br />
zu dieser Stadt ist sehr beschwerlich. Denn uns selbst erforschen – und<br />
für uns selbst wißbar zu machen – ist kein geringeres Unternehmen als<br />
die Erforschung eines fernen Himmelskörpers. Die Unlust, hergebrachte<br />
Sicherheit, hergebrachte Stücke unseres Charakters aufzugeben, ist ein<br />
etwa ebenso großer Faktor in der Weltgeschichte wie die unermüdliche<br />
Lust, der Natur Geheimnisse abzujagen. Das macht jene Mischung von<br />
zäher Unbeweglichkeit und überraschenden Hinwendungen auf neue<br />
Chancen aus, die es so erschweren, eine Prognose zu wagen.“<br />
Alexander Mitscherlich in „Thesen zur Stadt der Zukunft“ (1972)
3<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
Noch dauert es etwas bis zum Jahreswechsel.<br />
Dennoch lassen sich schon jetzt einige Dinge<br />
zum Jahr <strong>2022</strong> sagen. Für die sozialen Vermieter<br />
war (und ist) es eine schwierige Zeit.<br />
Noch nie in der deutschen Nachkriegsgeschichte dürften<br />
die Aussichten für unser „Geschäftsmodell bezahlbares<br />
Wohnen“ so schwierig gewesen sein wie derzeit.<br />
Das liegt zuallererst an den äußeren Bedingungen, mit<br />
denen wir es zu tun haben. Auch wenn die Baupreise<br />
schon 2021 deutlich anzogen, verschärfte der militärische<br />
Überfall Russlands auf die Ukraine die wirtschaftliche<br />
Lage weltweit – insbesondere aber im vom russischen<br />
Gas abhängigen Deutschland.<br />
Die von Tag zu Tag teurer werdende Energie führte zu<br />
einem Anstieg der Inflation und in der Folge zu einer<br />
sprunghaften Erhöhung der Zinsen. Die Auswirkung<br />
hoher Zinsen für die Wohnungswirtschaft wird in der<br />
öffentlichen Debatte oft unterschätzt. Dabei sind sie ein<br />
fundamentales Element. Steigen die Zinsen, wird alles<br />
teurer: Investitionen in den Neubau genauso wie in den<br />
Bestand.<br />
Für die Auswirkungen dieser äußeren Einflüsse können<br />
unsere Politikerinnen und Politiker nichts. Sie dafür in<br />
Haftung zu nehmen, wäre unredlich. Letztlich haben wir<br />
alle in den vergangenen Monaten bei der Bewältigung<br />
der Krise Neuland betreten. Allerdings müssen wir erleben,<br />
dass vermehrt populistische Kräfte, die vermeintlich<br />
einfache Lösungen vorschlagen, von der Krise profitieren.<br />
Ganz oben steht die Forderung nach einem pauschalen<br />
Mietenstopp. Während öffentliche Unternehmen mit<br />
Verweis auf explodierende Preise wie selbstverständlich<br />
(und richtigerweise) ihre Gebühren erhöhen, wird das<br />
– zumindest in der öffentlichen Debatte – Wohnungsunternehmen<br />
verwehrt. So, als seien diese von den gestiegenen<br />
Kosten nicht betroffen.<br />
Auch die Anhänger der These, die Energiekrise lasse sich<br />
vor allem mithilfe schärferer Klimaschutzbestimmungen<br />
bewältigen, machen es sich zu einfach. Keine Frage: Die<br />
Reduzierung der Treibhausgase bleibt einer der wichtigsten<br />
Tagesordnungspunkte. Zugleich aber führt uns die<br />
Krise vor Augen, wie wichtig der Zweiklang aus Klimaschutz<br />
und sozialer Ausgewogenheit ist.<br />
Wenn bei <strong>VNW</strong>-Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern<br />
die Netto-Kalt-Miete teilweise bei knapp über fünf<br />
Euro pro Quadratmeter liegt, dann stellt sich die Frage,<br />
wie diese Unternehmen ihre Bestände klimaneutral<br />
machen sollen, ohne ihre Mieterinnen und Mieter zu<br />
überfordern. Und vergessen wir nicht: Kommunale Wohnungsunternehmen<br />
sind durch ihre „Gewinnauszahlung“<br />
oft ein unverzichtbarer „Finanzier“ öffentlicher Infrastruktur.<br />
Wer sie schwächt, schwächt die Kommunen.<br />
Sinnvoll wäre es, wenn Experten die „Hamburger Machbarkeitsstudie“<br />
studieren würden. Unter Leitung der<br />
ARGE Kiel haben Wissenschaftler Hamburgs Gebäudebestand<br />
umfassend analysiert und berechnet, was notwendig<br />
ist, bis 2045 klimaneutral zu werden. Das Ergebnis:<br />
Die Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen<br />
in den kommenden gut 27 Jahren auf Netto-Null wird<br />
teuer. Sie ist aber machbar, wenn man das Ganze nüchtern<br />
und pragmatisch angeht.<br />
Wir haben angesichts der Auswirkungen des Klimawandels<br />
keine Zeit mehr zu verlieren. Aber Klimaschutz muss<br />
– und das belegt die Machbarkeitsstudie mit Fakten –<br />
stets die Bezahlbarkeit des Wohnens im Blick behalten.<br />
Andreas Breitner, <strong>VNW</strong>-Vorstand und Verbandsdirektor
4 <strong>VNW</strong>
5<br />
Auch die Wohnungswirtschaft muss sich im Kampf um beruflichen Nachwuchs strecken.<br />
Die Baugenossenschaft Mittelholstein bietet seit Oktober ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
die Möglichkeit, auf eine Vier-Tage-Woche zu wechseln.<br />
VON OLIVER SCHIRG<br />
Kiel. Klagen gehören zum Geschäft. Zumindest könnte man auf<br />
diesen Gedanken kommen, wenn man mit Personalentwicklern<br />
oder Personalverantwortlichen aus Unternehmen spricht. Lange<br />
Zeit war es für die Branche der Wohnungswirtschaft, in der man<br />
gutes Geld verdient und sozial abgesichert ist, vergleichsweise<br />
einfach, motiviertes und qualifiziertes Personal zu finden.<br />
Doch die Zeiten haben sich geändert – oder besser gesagt,<br />
die potenziellen künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der<br />
Personaldienstleister Randstad fand in einer jüngst veröffentlichten<br />
Studie heraus, dass mehr als die Hälfte der 18- bis 24jährigen<br />
Beschäftigten den Job kündigen würde, wenn dieser ihnen nicht<br />
zusagt. 40 Prozent der Befragten wären sogar lieber arbeitslos, als<br />
einen langweiligen Job zu machen.<br />
Klaus Leuchtmann, Vorstandschef des Europäischen Bildungszentrums<br />
der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) in Bochum,<br />
spricht von einem „dezenten Druck auf den Alarmknopf“<br />
und beruft sich auf die Ergebnisse des jüngsten HR-Monitors, einer<br />
Studie, die seit 2007 im Zwei-Jahres-Abstand durchgeführt<br />
wird. Demnach sehen 55 Prozent der Immobilienunternehmen im<br />
Fachkräftemangel inzwischen ein Investitionshemmnis.<br />
Kampf um Talente hat sich verschärft<br />
Die Folgen spüren auch Wohnungsunternehmen. „Die Zahl der<br />
Bewerbungen ist seit Jahren stark rückläufig“, sagt Sandra Balicki,<br />
Prokuristin der Wohnungsbaugenossenschaft KAIFU-NORDLAND<br />
und Vorsitzende des <strong>VNW</strong>-Fachausschusses „Personal“. „Aufwand<br />
und Dauer einer Stellenbesetzung, gerade für Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter mit technischem Hintergrund, nehmen zu.“<br />
Manja Buntrock, Personalleiterin bei der WIRO Wohnen in Rostock<br />
Wohnungsgesellschaft mbH, bestätigt, dass der Kampf um<br />
Talente in den vergangenen zwei, drei Jahren härter geworden ist.<br />
Als Bauingenieure ausgebildetes Personal würde man kaum mehr<br />
finden. „Wenn man spezialisierte Fachkräfte nicht mehr auf dem<br />
Markt findet, muss man sie entwickeln“, sagt Buntrock.<br />
Sandra Balicki ist überzeugt, dass Personalabteilungen professionalisiert<br />
und als strategische Partner der Unternehmensentwicklung<br />
verankert werden müssten. Dr. Ulrik Schlenz, Vorstand<br />
der Wankendorfer Baugenossenschaft für Schleswig-Holstein,<br />
fügt hinzu: Als Unternehmen müsse man heute „ein Umfeld<br />
schaffen, in dem Menschen Spaß haben, zu arbeiten“.<br />
Vier Tage müssen reichen<br />
Bei der Baugenossenschaft Mittelholstein habe man derzeit kaum<br />
Probleme mit dem Nachwuchs, sagt Vorstand Stefan Binder. Dennoch<br />
geht die Genossenschaft, die mit rund 4100 Wohnungen,<br />
7700 Mitgliedern und gut 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
zu den großen schleswig-holsteinischen Wohnungsbaugenossenschaften<br />
gehört, jetzt einen ungewöhnlichen Weg, um langfristig<br />
als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben.<br />
„Wir führen im Rahmen unseres Arbeitszeitmodells 'bgm<br />
workflex 23' eine Vier-Tage-Woche ein,` sagt der bgm-Vorstand.<br />
„Das Modell bietet unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die<br />
Möglichkeit, die tariflich vereinbarte Wochenarbeitszeit auf vier<br />
Arbeitstage zu verteilen.“ Das gelte sowohl für Vollzeit- als auch<br />
für Teilzeitarbeitskräfte. Das Ganze sei freiwillig. „Alternativ kann<br />
die Fünf-Tage-Woche beibehalten werden.“<br />
f<br />
„Die Wünsche der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter spielten bei der<br />
Einführung der Vier-Tage-Woche eine<br />
gewichtige Rolle.“<br />
STEFAN BINDER<br />
Vorstand Baugenossenschaft<br />
Mittelholstein eG
6 <strong>VNW</strong><br />
„Die eigentliche Herausforderung liegt jedoch darin, unseren<br />
Kunden, Geschäftspartnern und Mitgliedern auch am Freitag<br />
kompetente Hilfestellung zu bieten.“<br />
Eine Reduzierung der Gesamtarbeitszeit ist mit der Neuerung nicht<br />
verbunden. Eine Vollzeitkraft, die in den Vier-Tage-Modus wechseln<br />
würde, müsste dann pro Tag 9,25 Stunden arbeiten. „Zusammen<br />
mit Pausen kommt man auf zehn Stunden Anwesenheit im<br />
Unternehmen“, sagt Stefan Binder. Wem ein Zehn-Stunden-Tag<br />
zu lang sei, könne seine bisherige Wochenarbeitszeit reduzieren –<br />
sofern dem betriebliche Belange nicht entgegenstünden.<br />
Das Gehalt bleibt gleich<br />
Weil sich der Umfang der Arbeitszeit nicht verändere, ändere sich<br />
auch nichts am monatlichen Gehalt, fügt Stefan Binder hinzu. Um<br />
die betrieblichen Abläufe nicht zu stören, gelte: „Bei einer Vier-<br />
Tage-Woche ist generell der Freitag frei.“ Für die vier Arbeitstage<br />
gelte aber das, was auch für die Fünf-Tage-Woche gelte: „flexibler<br />
Arbeitsbeginn, flexible Pausenzeiten und eine gleichmäßige Verteilung<br />
der Wochenarbeitszeit auf die Wochentage.“<br />
bgm-Vorstand Stefan Binder ist sich der organisatorischen<br />
Herausforderungen bewusst. „Es muss möglich sein, dass beispielsweise<br />
die üblichen Besprechungen zum Start der Woche wie<br />
gewohnt gemeinsam im Team am Montag stattfinden.“ Hinzu<br />
komme, dass der Wechsel von der Fünf- auf die Vier-Tage-Woche<br />
immer nur zu Jahresbeginn möglich sei.<br />
Die eigentliche Herausforderung liege jedoch darin, „unseren<br />
Kunden, Geschäftspartnern und Mitgliedern auch am Freitag<br />
kompetente Hilfestellung zu bieten“, sagt Stefan Binder. „Hier ist<br />
künftig mehr Teamarbeit gefordert. Dem Kunden darf nicht vermittelt<br />
werden, dass der Kollege am Freitag ‚nie‘ da ist.“ Deshalb<br />
stehe auch nicht zur Debatte, dass die Genossenschaft am Freitag<br />
nicht mehr erreicht werden könne.<br />
Reduzierung von Arbeitstagen – und auf Wunsch auch der Arbeitsstunden<br />
– ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter länger im<br />
Unternehmen halten.<br />
Mehr als die Hälfte der Belegschaft nutzte die<br />
Probephase<br />
Die ersten Erfahrungen, die das Unternehmen während einer Probephase<br />
im Juli, August und September sammelte, stimmen den<br />
bgm-Vorstand positiv. „Mehr als die Hälfte der Belegschaft hat die<br />
Vier-Tage-Woche ausprobiert. Auch wir sammelten Erfahrungen.“<br />
So wurde ein angedachtes Schichtmodell (Montag bis Donnerstag<br />
und Dienstag bis Freitag) verworfen, weil sich der unterschiedliche<br />
Wochenstart der „Schichten“ ungünstig auf die Teamarbeit<br />
auswirkte.<br />
Seit dem 1. Oktober dieses Jahres läuft die Einstiegsphase in<br />
das Arbeitszeitmodell „bgm workflex 23“ mit der Einführung beider<br />
Arbeitszeitvarianten und vollständiger Flexibilität. „In der Einstiegsphase<br />
entscheiden sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
für ihre Wunschvariante und äußern ihre Wünsche über eine<br />
Reduzierung der Arbeitszeit“, sagt Stefan Binder. Zudem spreche<br />
man über die veränderte Organisation der Arbeitsabläufe. Eine<br />
Betriebsvereinbarung ist inzwischen ausgearbeitet und unterzeichnet.<br />
Und was passiert, wenn sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
am Ende für die Vier-Tage-Woche entscheiden? „Kein<br />
Problem“, sagt Stefan Binder. „Dann werden wir den Freitag mit<br />
einem ‚rotierenden Kompetenzteam‘, bestehend aus vier bis fünf<br />
Personen aus unterschiedlichen Bereichen der Genossenschaft,<br />
besetzen. „Na ja: Und der Notdienst funktioniert ja auch künftig<br />
rund um die Uhr.“ h<br />
Wunsch nach mehr flexibler Arbeitszeit<br />
Die Wünsche der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter spielten bei<br />
der Einführung der Vier-Tage-Woche eine gewichtige Rolle. „Wir<br />
hatten bisher feste Arbeitszeiten mit unterschiedlicher Verteilung<br />
auf die einzelnen Arbeitstage“, sagt Stefan Binder. „Seit längerer<br />
Zeit besteht jedoch der Wunsch seitens der Belegschaft, die Arbeitszeit<br />
flexibler zu gestalten.“<br />
„Unsere Idee der Vier-Tage-Woche hat manche überrascht“,<br />
sagt der bgm-Vorstand. „Wir glauben aber, dass die Auswahl<br />
zwischen einer Vier- und einer Fünf-Tage-Woche mehr Flexibilität<br />
bietet. „Beide Varianten haben ihre Vorteile für unterschiedliche<br />
Lebensphasen und sich über die Jahre verändernde familiäre Verhältnisse.“<br />
Stefan Binder führt den Wettbewerb um Fachkräfte als einen<br />
Grund für das neue Arbeitszeitmodell an. „Wir erhoffen uns<br />
einen deutlichen Vorsprung.“ Außerdem wolle man durch die<br />
Oliver Schirg hat mehr als<br />
20 Jahre in Hamburg, Berlin<br />
und Leipzig bei unterschiedlichen<br />
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7
8 <strong>VNW</strong><br />
„Deeskalation ist die Reise<br />
vom Heizkessel der Amygdala<br />
zum Frontallappen.“<br />
Aus der „Ohnmacht“<br />
zu überlegtem Handeln<br />
Corona, Ukraine-Krieg, massiv steigende Energiepreise: Viele Menschen sind tief verunsichert und<br />
lassen diese Verunsicherung an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Wohnungsunternehmen<br />
aus. Die Profilerin Kati Johannsen bringt Menschen bei, wie man in einer kritischen Situation am<br />
besten reagiert.<br />
VON OLIVER SCHIRG
9<br />
„Als Menschen verfügen wir über sechs Kommunikationswege:<br />
vier davon – die Sprache, die Makromimik des<br />
Gesichts, unsere Körpersprache und unsere Stimmlage –<br />
können wir beeinflussen.“<br />
Hamburg. Die Nerven liegen immer häufiger blank. Wohnraumverdichtung,<br />
zunehmende Heterogenität der Mieterschaft, Corona-Pandemie<br />
und jetzt die unsicheren Aussichten, angesichts der<br />
massiv gestiegenen Energiepreise gut über den Winter zu kommen.<br />
Die sozialen Vermieter spüren oftmals als Erste, wenn sich<br />
eine negative Stimmung in der Gesellschaft aufbaut.<br />
Das muss nicht immer in Gewalt enden. Aber die zunehmende<br />
Zahl an Beschwerden, die bei den Wohnungsunternehmen<br />
eingehen, und ein höheres Maß an Empfindlichkeit bei Telefongesprächen<br />
belegen, dass etwas ins Rutschen gekommen ist.<br />
Aktuelle Studien über mehr Gewalt zwischen Mieterinnen<br />
und Mietern oder gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
von Wohnungsunternehmen gibt es zwar nicht. Aber der GdW<br />
hatte vor zwei Jahren unter Mitgliedsunternehmen nachgefragt<br />
und dabei festgestellt: Vor allem in belasteten Quartieren drohen<br />
sich die sozialen Probleme zu verschärfen. Mehr Gewalt, mehr Ruhestörungen<br />
und eine vermehrte Missachtung der Hausordnung<br />
sind die Folge.<br />
Energiekrise führt zu mehr Konflikten<br />
Gewalt, und sei es „nur“ verbale Gewalt, trifft inzwischen vermehrt<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Wohnungsunternehmen<br />
– darum soll es vordergründig in diesem Text gehen. Oftmals<br />
ist der Anlass für die Verunsicherung einer Mieterin oder eines<br />
Mieters ein Schreiben des Energieversorgers mit der Nachricht,<br />
dass sich ihr Energiepreis vervielfacht.<br />
Die unlängst beschlossene Gaspreisbremse ist zwar ein richtiger<br />
Schritt, den Menschen Sorgen zu nehmen. Aber von heute<br />
auf morgen lässt sich Verunsicherung, die oft über Jahre gewachsen<br />
ist, nicht abbauen. So entwickeln manche Anrufe von Mietern<br />
oder Gespräche von Angesicht zu Angesicht in den Geschäftsstellen<br />
nicht selten eine Eigendynamik, die sich – nicht immer,<br />
aber immer öfter – in verbalen Drohungen und Beschimpfungen<br />
äußert.<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wohnungsunternehmens<br />
stehen dann unter einem enormen Druck. Es geht ja<br />
darum, nicht nur die Sachlage zu klären und das Gegenüber zu<br />
beruhigen oder gar zu trösten. Genauso wichtig ist es, mit den<br />
eigenen Emotionen klarzukommen – und besonnen zu reagieren.<br />
Doch das klingt einfacher, als es ist.<br />
Die Psychologie der Gewalt verstehen<br />
Als Dozentin bildet Kati Johannsen seit vielen Jahren in den Themen<br />
Emotionserkennung, Verhaltensanalyse, Manipulation und<br />
Selbstschutz aus. In ihren Seminaren und Coachings lehrt sie Methoden,<br />
sich selbst zu schützen, zu deeskalieren, gewaltfrei zu<br />
kommunizieren und zu überzeugen. Zu ihren Kunden gehören<br />
Wohnungsunternehmen, Berufsfeuerwehren, Rettungsdienste,<br />
Frauenhäuser und Kliniken.<br />
Kati Johannsen ist ausgebildete Profilerin und besitzt als<br />
Kampfsportlerin mehrere „schwarze Gürtel“, die ihre Qualifikation<br />
belegen. Aber es wäre eine unzulässige Verkürzung, ihre Arbeit<br />
auf das richtige Verhalten bei „körperlichen Auseinandersetzungen“<br />
zu reduzieren. Das Erkennen von Emotionen und Traumata,<br />
Teambuilding, Face-Reading, Kommunikation und Deeskalation<br />
gehören ebenso zu ihrem Coaching-Angebot wie Selbstverteidigung<br />
und Notwehr.<br />
Dechiffrieren von Signalen<br />
Eine grundlegende Voraussetzung für einen erfolgreichen Umgang<br />
mit Gewalt bestehe darin, die Psychologie von Gewalt zu<br />
verstehen, sagt die Expertin. „Auseinandersetzungen zwischen<br />
Menschen, auch Telefonate mit Mieterinnen und Mietern, können<br />
gewaltträchtige Gespräche sein. Da, wo Empathie und Verständnis<br />
nicht an erster Stelle stehen, regiert gewalttätige Sprache.“ Im<br />
schlimmsten Fall finde ein tätlicher Angriff statt.<br />
„Es geht um das Dechiffrieren der Signale, die mein Gegenüber<br />
aussendet“, sagt Kati Johannsen. „Hat man diese wahrgenommen<br />
und im besten Falle richtig gedeutet, hat man seine<br />
eigenen Emotionen im Griff und kann dadurch besser argumentieren<br />
und überzeugen.“<br />
Grundlage dieses Vorgehen ist die Erkenntnis, eigene Befindlichkeiten<br />
nicht auf das Gegenüber zu projizieren. Entscheidend<br />
sei, dass man sich in der Auseinandersetzung immer wieder bemühe,<br />
so schwer es auch fallen möge, ein Mindestmaß an Distanz<br />
zu wahren, sagt die Expertin. Zugleich dürfe die Distanz nicht zu<br />
groß werden. „Nur wer eine ‚Verbindung‘ aufbauen kann, kann<br />
den anderen erreichen.“<br />
Kati Johannsen räumt ein, dass Selbstbeherrschung auch eine<br />
Frage des Alters sei. „Gestandene, geschulte und mental gesunde<br />
Personen, die sich ihrer selbst bewusst sind und sich selbst erkannt<br />
haben, wissen, dass eine Beleidigung oder ein verbaler Angriff<br />
nichts mit einem selbst zu tun hat – aber eben sehr viel über das<br />
Gegenüber verrät.“<br />
f
10<br />
„Es geht um das Dechiffrieren<br />
der Signale, die mein<br />
Gegenüber aussendet.“<br />
Kommunikation verstehen<br />
Das Verstehen, wie Kommunikation funktioniert, sei ein Schlüssel,<br />
Gewalt schon im Ansatz zu erkennen – und zu beenden, sagt Kati<br />
Johannsen. Wobei sie Kommunikation weiter fasst als ein normales<br />
Gespräch. „Als Menschen verfügen wir über sechs Kommunikationswege:<br />
vier davon – die Sprache, die Makromimik des<br />
Gesichts, unsere Körpersprache und unsere Stimmlage – können<br />
wir beeinflussen.“ Die wichtige Mikromimik und das vegetative<br />
Nervensystem, das uns zum Beispiel bei Angst schwitzen lässt,<br />
entzögen sich dagegen unserer Beeinflussung.<br />
„Die Motivation und die Bedürfnisse einer Person zu erkennen,<br />
ist der erste Schritt zum Selbstschutz“, sagt die Expertin. Es<br />
gehe darum, beim Gegenüber Emotionen zu beobachten, ihre<br />
oder seine Persönlichkeit einzuschätzen und – in der Folge – zu<br />
erkennen, ob die Person zu Gewalt oder Manipulation neige.<br />
„Dieses Wissen ist für eine erfolgreiche Vorbeugung von Gewalt<br />
genauso notwendig wie deeskalierende Worte und eine deeskalierende<br />
Körpersprache.“<br />
Die Kernfrage, die sich in einer kritischen Situation stelle, sei<br />
die Frage nach dem „Bedürfnis des gewalttätigen Menschen“,<br />
sagt Kati Johannsen. „Viele Menschen sind verunsichert und haben<br />
Angst, manchmal sind sie gar in Panik.“ Es gelte herauszufinden,<br />
was sie/er wolle – oder vermeiden wolle. Doch so einfach<br />
die Frage ist, so schwierig ist die Antwort. „Häufig befinden sich<br />
Menschen in einer kritischen Situation in einem emotionalen Ausnahmezustand.“<br />
Dieser biete „viel Raum für Missverständnisse“.<br />
Menschen nehmen Gewalt individuell wahr<br />
Kati Johannsen verweist auf eine Binsenweisheit, die zu kennen<br />
aber gerade bei der Kommunikation unter Menschen wichtig ist:<br />
„Jeder Mensch tickt anders. Das gilt auch für das Maß, ab wann<br />
man (verbale) Gewalt als solche empfindet.“ Sie als Trainerin mit<br />
viel theoretischem Wissen und der Fähigkeit zur Selbstverteidigung<br />
im Hintergrund habe möglicherweise eine höhere Resilienz<br />
gegen „Angriffe“ als „beispielsweise eine Mitarbeiterin einer Pflegeeinrichtung,<br />
die vor allem Empathie und Sensibilität benötigt,<br />
um ihren Job gut zu machen“.<br />
Passiv-aggressiver Tonfall, abweisende Körpersprache oder<br />
verachtende Blicke würden von den Menschen aufgrund persönlicher<br />
Erfahrungen in ihrer Bedrohlichkeit unterschiedlich empfunden.<br />
„Was für den einen gerade noch erträglich ist, kann bei<br />
jemand anderem zu einer gewalttätigen Handlung führen“, sagt<br />
Kati Johannsen.<br />
Es sei daher wichtig, das eigene Gewalterleben zu reflektieren<br />
und zu definieren, was Gewalt für einen selbst bedeute. „Wir<br />
unterscheiden ja unterschiedliche Arten von Gewalt: körperliche<br />
Gewalt wie Schlagen, Beißen, Treten oder Würgen, verbale Gewalt<br />
wie Drohungen und Beleidigungen sowie visuelle Gewalt, die<br />
sich im Ignorieren, in ‚tötenden‘ Blicken oder einer abweisenden<br />
Körpersprache äußert.“<br />
Gewalt entstehe oftmals durch ein Überschreiten der eigenen<br />
Distanzzonen. Üblicherweise umfasse die Intimzone eines Menschen<br />
einen Radius von 60 Zentimetern. Allerdings sei das „Über-
11<br />
„Da, wo Empathie<br />
und Verständnis nicht<br />
an erster Stelle stehen,<br />
regiert gewalttätige<br />
Sprache.“<br />
schreiten“ nicht nur im Sinne von körperlichem Abstand gemeint.<br />
„Auch bei Gesprächen, die emotional aufgeladen sind, dringen<br />
wir manchmal in die Intimzone unseres Gegenübers ein. Zumindest<br />
empfindet der andere ein Wort, einen scharfen Tonfall oder<br />
eine abwertende Geste dann als Eindringen.“<br />
Deeskalation beginnt im Kopf<br />
So, wie jeder Mensch unterschiedlich „tickt“, so unterschiedlich<br />
müsse man auch mit ihr oder ihm umgehen, sagt Kati Johannsen.<br />
„Der eine Mensch braucht verbale Fürsorge, der andere ein ganzes<br />
Repertoire von Überzeugungshebeln, und ein Dritter braucht<br />
kurze Ansagen.“ Das bringe sie in ihren Seminaren – meist an<br />
Beispielen aus dem Alltag und Situationsübungen – ihren Kursteilnehmerinnen<br />
und Kursteilnehmer bei.<br />
„Deeskalation ist die Reise vom Heizkessel der Amygdala zum<br />
Frontallappen“, sagt die Expertin. Insofern lernen die Kursteilnehmerinnen<br />
und Kursteilnehmern beispielsweise rhetorische Tricks<br />
zum Überzeugen, genauso wie körperliche Bewegungen, um den<br />
Angriff eines aggressiven Menschen abzuwehren. Kati Johannsen<br />
bezeichnet das als körperliches Situationstraining.<br />
„Allerdings lehre ich nicht nur Befreiungsgriffe für typische<br />
Würge-, Festhalte- und Klammergriffe.“ Vielmehr setzt die Expertin<br />
schon weit vor der eigentlich kritischen Situation an. „Men-<br />
schen können mit einer unsicheren Körpersprache, hängenden<br />
Schultern, Blick nach unten oder einer unsicheren Stimme nicht<br />
überzeugen, sprich auch nicht deeskalieren.<br />
Sie spreche in ihren Trainings daher auch über die richtige<br />
Körpersprache. „Man kann Empathie signalisieren und zugleich<br />
verdeutlichen, dass man kein Opfer ist. Gewalttätige Menschen<br />
haben oft ein feines Gespür dafür, ob das Gegenüber schwach<br />
und damit ein potenzielles Opfer – oder eben stark ist, mit dem<br />
man sich besser nicht anlegt – körperlich wie auch rhetorisch.“<br />
Ein Werkzeug an die Hand geben<br />
Viele Unternehmen nutzen inzwischen ihr Fortbildungsangebot,<br />
so beispielsweise die Wohnungsbaugenossenschaft KAIFU-NORD-<br />
LAND. Der <strong>VNW</strong> hat ein Seminar mit Kati Johannsen in seinem<br />
Weiterbildungsangebot. Sie gebe potenziell „bedrohten“ Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern Werkzeuge an die Hand, sagt die<br />
Profilerin. „Sie erhalten mächtige Tools, die ihnen helfen, von der<br />
‚Ohnmacht‘ in einer gefährlichen Situation zu überlegtem und<br />
effizientem Handeln zu kommen. Gewaltprävention schützt die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gewalt kostet Personal, Zeit,<br />
Geld und Gesundheit.“ h
12<br />
<strong>VNW</strong>
100 Jahre<br />
Mietpreisbindung<br />
13<br />
Der Hamburger Senat und zwei Bürgerinitiativen einigen sich nach zwei Jahren Verhandlung.<br />
Die Wohnungswirtschaft spricht von einer „dramatischen Fehlentscheidung“ der Politik.<br />
VON OLIVER SCHIRG<br />
Hamburg. In Hamburg soll künftig ein Teil der neu gebauten Sozialwohnungen<br />
mit einer 100-jährigen Mietpreisbindung ausgestattet<br />
werden. Zudem wird der Verkauf von städtischen Wohnungen<br />
und Wohngrundstücken grundsätzlich ausgeschlossen. Das sind<br />
Kernpunkte der Vereinbarung, auf die sich der rot-grüne Senat<br />
nach fast zweijährigen Verhandlungen mit zwei Volksinitiativen<br />
verständigt hat. Die Einigung soll in der Bürgerschaft beschlossen<br />
werden. Die Volksinitiativen sagten im Gegenzug zu, das Volksabstimmungsverfahren<br />
zu beenden.<br />
Die Hamburger Wohnungswirtschaft bezeichnet den Kompromiss<br />
als eine „dramatische Fehlentscheidung“. Sie werde die<br />
Probleme auf Hamburgs engem Wohnungsmarkt verschärfen.<br />
„Wir befürchten eine extreme Verknappung öffentlich geförderter<br />
und damit für viele Menschen bezahlbarer Wohnungen“, sagt<br />
<strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner. „Bereits heute sei die Errichtung<br />
nur durch eine Quersubventionierung im Rahmen des Drittelmix<br />
möglich. „Erhöht sich der Anteil der geförderten Wohnungen,<br />
verteuert sich der frei finanzierte Wohnungsbau – und die Zahl<br />
der Menschen, die sich derart hohe Preise leisten können, wird<br />
deutlich kleiner.“<br />
Matthias Saß, Vorsitzender des Vereins Hamburger Wohnungsbaugenossenschaften<br />
und Vorstand der Allgemeinen Deutschen<br />
Schiffszimmerer-Genossenschaft eG, sagt: „Ich gehe davon aus,<br />
dass unter den neuen Rahmenbedingungen in den kommenden<br />
Jahren keine Genossenschaft auf städtischem Boden neue Wohnungen<br />
errichten wird.“ Hauptgrund sei die Vereinbarung, nach<br />
der städtische Grundstücke künftig nur noch auf dem Weg des<br />
Erbbaurechts vergeben werden dürften. „Das macht es für uns<br />
Genossenschaften quasi unmöglich, zu bauen.“<br />
Zähe Verhandlungen änderten am Ende nicht viel<br />
Die beiden Initiativen waren vor rund zwei Jahren unter dem<br />
Motto „Keine Profite mit Boden & Miete“ mit insgesamt 28.400<br />
Unterschriften im Rücken gestartet. Sie wollten erreichen, dass in<br />
Hamburg der Verkauf städtischer Flächen unterbunden und der<br />
Bau preisgünstiger Wohnungen beschleunigt wird. Grundstücke<br />
der Stadt sollten grundsätzlich nur noch im Rahmen des Erbbaurechts<br />
vergeben werden. Dabei wurden sie von Mietervereinen<br />
unterstützt.<br />
Experten des <strong>VNW</strong> waren auf Bitten der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde<br />
an den Verhandlungen mit Vertretern der<br />
Initiativen beteiligt. Dabei machten sie deutlich, dass auch am Gemeinwohl<br />
orientierte Wohnungsunternehmen aus betriebswirtschaftlichen<br />
Gründen eine Mindestrendite erwirtschaften müssten.<br />
Zugleich belegten sie anhand „alltagstauglicher“ Berechnungen,<br />
welche Auswirkungen hohe Zinsen und gestiegene Baupreise auf<br />
Wohnungsmieten haben – und dass im <strong>VNW</strong> organisierte Unternehmen<br />
rasch an die Grenze der Machbarkeit geraten.<br />
„Unsere Hinweise wurden von den Vertreterinnen und Vertretern<br />
der Initiativen zwar zur Kenntnis genommen, führten bei<br />
ihnen aber nicht zu einer Änderung ihrer Auffassung“, sagt <strong>VNW</strong>-<br />
Direktor Andreas Breitner. Stattdessen hieß es, man glaube den<br />
Darlegungen der Wohnungswirtschaft nicht. „Wer aber nur sich<br />
selbst glaubt, dem ist auch mit Fakten nicht beizukommen“, so<br />
der <strong>VNW</strong>-Direktor.<br />
„Wir befürchten eine extreme<br />
Verknappung öffentlich geförderter<br />
und damit für viele Menschen<br />
bezahlbarer Wohnungen.“<br />
ANDREAS BREITNER<br />
<strong>VNW</strong>-Vorstand und Verbandsdirektor<br />
f
14 <strong>VNW</strong><br />
„Ich gehe davon aus, dass unter den<br />
neuen Rahmenbedingungen in den<br />
kommenden Jahren keine Genossenschaft<br />
auf städtischem Boden neue<br />
Wohnungen errichten wird.“<br />
MATTHIAS SASS<br />
Vorstand Schiffszimmerer-<br />
Genossenschaft<br />
Am Ende fürchtete man bei den Hamburger Regierungsparteien<br />
offenbar, dass ein möglicher Volksentscheid verloren gehen und<br />
der von den Initiativen zur Abstimmung gestellte „Gesetzentwurf“<br />
Realität werden würde. Hamburgs Volksgesetzgebung sieht<br />
vor, dass die Bürgerschaft bis zu einem Volksentscheid über Verhandlungen<br />
mit einer Volksinitiative Änderungen erreichen kann.<br />
Ein erfolgreicher Entscheid führt dann aber dazu, dass dessen Inhalt<br />
Gesetzeskraft erhält.<br />
1 000 Wohnungen mit 100-jähriger Mietpreisbindung<br />
Die Vereinbarung zwischen Initiativen und Hamburgs Regierungsparteien<br />
sieht im Wesentlichen Folgendes vor:<br />
1. Jährlich werden mindestens 1 000 Wohnungen im ersten<br />
Förderweg mit 100-jähriger Mieterpreisbindung errichtet.<br />
2. Die Vergabe der Grundstücke erfolgt im Wege des Erbbaurechts<br />
mit 100-jähriger Laufzeit.<br />
3. Diese Wohnungen werden 50 Jahre gefördert. Nach Ablauf<br />
dieser Förderzeit gelten Mietpreisbindungen mit im Erbbaurechtsvertrag<br />
festgelegten Steigerungen.<br />
4. Zudem sollen auf 33 Prozent der für den Wohnungsbau<br />
vorgesehenen städtischen Flächen 20 Prozent der im<br />
1. Förderweg errichteten Wohnungen für vordringlich<br />
Wohnungssuchende reserviert werden.<br />
5. Der Verkauf städtischer Wohnungen und städtischer<br />
Wohngrundstücke wird ausgeschlossen. Lediglich in Ausnahmefällen<br />
soll die Bürgerschaft einen abweichenden<br />
Beschluss fassen können. Das wird in der Hamburgischen<br />
Verfassung verankert.<br />
6. Die Attraktivität des Erbbaurechts soll beispielsweise durch<br />
einen gesenkten Steuersatz für Erbbaurechte bei der<br />
Grunderwerbssteuer, den Erbbauzins, Laufzeiten und<br />
Beleihbarkeit gesteigert werden.<br />
Da bei allen weiteren Wohnungsbauprojekten auf öffentlichem<br />
Grund gilt, dass 35 Prozent öffentlich gefördert sein müssten, erhöht<br />
sich in Summe die Quote öffentlich geförderter Wohnungen<br />
auf 56 Prozent.<br />
Deren Anteil könne sogar noch steigen, wenn die Stadt nicht<br />
jährlich Flächen für mindestens 3 000 Wohneinheiten zur Verfügung<br />
stellt, erklärt die Wohnungswirtschaft. Der Kompromiss garantiere<br />
der Initiative nämlich auf jeden Fall 1 000 Wohnungen im<br />
1. Förderweg und mit 100-jähriger Mietpreisbindung.<br />
„Somit besteht die Gefahr, dass sich dort die Fehler der 60er<br />
und 70er Jahre wiederholen und es zu sozial überforderten Quartieren<br />
kommt.“<br />
Enttäuschung vor allem bei den<br />
Wohnungsbaugenossenschaften<br />
Heftige Kritik und große Enttäuschung löste die Vereinbarung mit<br />
den Initiativen bei Hamburgs Wohnungsbaugenossenschaften<br />
aus. Mit Blick darauf, dass jährlich 1 000 Wohnungen mit einer<br />
100-jährigen Mietpreisbindung auf einem Niveau unterhalb des<br />
Mittelwerts des Mietenspiegels gebaut werden sollen, sagt Matthias<br />
Saß: „Kein Genossenschaftsvorstand kann so eine Verpflichtung<br />
eingehen. Man würde Gefahr laufen, gegen die Grundsätze einer<br />
ordentlichen Geschäftsführung zu verstoßen.“<br />
<strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner sieht die über viele Jahrzehnte<br />
geleistete Arbeit der Genossenschaften als „Vermieter mit Werten“<br />
entwertet. „Seit mehr als 100 Jahren kann sich die Stadt<br />
Hamburg darauf verlassen, dass Genossenschaften bezahlbaren<br />
Wohnraum bauen, vermieten und modernisieren. Sie haben über<br />
alle Krisen hinweg bewiesen, dass auch in einer europäischen Metropole<br />
wie Hamburg beides geht: sicher und bezahlbar wohnen.“<br />
f
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Saß und Breitner zeigen sich skeptisch, dass sich Banken finden<br />
lassen, die eine Finanzierung auf 100 Jahre und unter diesen Rahmenbedingungen<br />
ermöglichen. Notwendig sei auf jeden Fall eine<br />
deutliche Erhöhung der öffentlichen Wohnungsbauförderung.<br />
„Leider steht in der Vereinbarung nichts zu lesen, woher das viele<br />
Geld in den kommenden Jahrzehnten kommen soll.“<br />
Wenig nachhaltig: Verlagerung der Kosten in die<br />
Zukunft<br />
Ähnlich sieht das der Wohnungsbau-Experte Matthias Günther,<br />
Vorstand des Hannoveraner Pestel Instituts für Systemforschung.<br />
„Wenn Sie eine Sozialbindung auf 100 Jahre fixieren, dann müssen<br />
Sie auf diesen Zeitraum auch Nachförderungen einplanen,<br />
denn Sanierungskosten sind ja aus der Miete nicht zu bezahlen“,<br />
sagt der Wissenschaftler in einem Interview mit der „Hamburger<br />
Morgenpost“.<br />
Generell müsse sich auch der soziale Wohnungsbau lohnen,<br />
fügt Günther hinzu. „Und hier liegt in vielen Bundesländern das<br />
Problem: Schleswig-Holstein etwa hat die Förderung erhöht und<br />
es werden Sozialwohnungen gebaut. In Berlin hingegen wurde<br />
in diesem Jahr noch keine Förderung für eine Sozialwohnung abgerufen,<br />
weil die so niedrig ist, dass die Wirtschaftlichkeit nicht<br />
erreicht wird.“<br />
Zu guter Letzt verweist Günther auf mögliche rechtliche Probleme:<br />
„2019 hat der Bundesgerichtshof geurteilt, dass die dauerhafte<br />
Bindung von Sozialwohnungen nicht wirksam ist.“ h<br />
„Somit besteht die Gefahr, dass<br />
sich dort die Fehler der 60er und<br />
70er Jahre wiederholen und es zu<br />
sozial überforderten Quartieren<br />
kommt.“<br />
Oliver Schirg hat mehr als<br />
20 Jahre in Hamburg, Berlin<br />
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18 <strong>VNW</strong><br />
Mietrecht<br />
im Zeichen der<br />
Energiekrise<br />
Lübeck. Der 9. Norddeutscher Mietrechtstag, der am 18. Noveber<br />
<strong>2022</strong> in Lübeck stattfand, stand ganz im Zeichen der aktuellen<br />
Energiekrise. Dramatisch gestiegene Preise für Strom und Heizung<br />
führen dazu, dass viele Mieterinnen und Mieter Sorge haben, ihre<br />
Wohnkosten nicht mehr tragen zu können. In der Folge steigt<br />
nicht selten die Zahl der Konflikte zwischen Mieter und Vermieter.<br />
Erfahrene Expertinnen und Experten, unter ihnen die Richterin am<br />
Bundesgerichtshof, Dr. Susanne Matussek, berichteten auf der eintägigen<br />
<strong>VNW</strong>-Fachveranstaltung unter anderem über die aktuelle<br />
Rechtsprechung im Wohnraummietrecht, über Neuerungen beim<br />
Betriebskostenrecht und über mietvertraglich relevante Änderung<br />
im Energierecht. Wer Interesse an den Manuskripten der Vorträge<br />
hat, meldet sich bitte bei Kerstin Haase, Referat Veranstaltung des<br />
<strong>VNW</strong>, unter haase@vnw.de.
19
20 <strong>VNW</strong><br />
Groß<br />
siedlu
21<br />
Experten berichten auf einer Fachveranstaltung über die Herausforderungen,<br />
wie derartige Quartiere erneuert werden können.<br />
Lübeck. Ralf Protz, Kompetenzzentrum Großsiedlungen, Berlin,<br />
und Dr. Peter Hitpaß, <strong>VNW</strong>-Landesgeschäftsastelle Schwerin, eröffneten<br />
am 17. Oktober <strong>2022</strong> in Lübeck die Veranstaltung, die in<br />
dieser Form erstmalig stattfand. Knapp 50 Teilnehmer informierten<br />
sich über städtebauliche, architektonische, soziale und infrastrukturelle<br />
Aspekte dieser Wohnform. Für Dr. Dr. Bernd Hunger,<br />
Vorstand des Kompetenzzentrums, sind die heutigen Probleme<br />
der Siedlungen auf veränderte gesellschaftliche Verhältnisse zurückzuführen.<br />
Für Hilmar von Lojewski, Deutscher Städtetag, Berlin/Köln, wird<br />
Wohnen in der „Platte“ gerade in Ballungszentren wieder attraktiver.<br />
Marco Hahn und Sven Solterbeck, beide SAGA Hamburg,<br />
stellten den Osdorfer Born vor. Hier beträgt die Leerstandsquote<br />
0,1 Prozent. Torsten Kärlin, Trave, erläuterte die Pläne des Unternehmens<br />
zur Umgestaltung der Neuen Mitte in Lübeck-Moisling.<br />
Klaus Peter Adomeit, Geschäftsführer der WVG Greifswald, berichtete<br />
über positive Erfahrungen beim Neubau kompakter<br />
Wohnanlagen.<br />
Antje Neelmeijer, Vorständin der Eisenbahner-Wohungsbau-Genossenschaft<br />
Dresden, hat bei der Umgestaltung von Gorbitz auf<br />
die Aufteilung der Siedlung auf kleinere, überschaubarere Einheiten<br />
gesetzt. Jeder Standort soll eine Besonderheit haben. Guido<br />
Schwarzendahl, Vorstand des Bauvereins Halle & Leuna, gab einen<br />
geschichtlichen Abriss über das DDR-Vorzeigeprojekt Halle-Neustadt.<br />
Michael Jakobs, WIS Wohnungsbaugesellschaft Lübbenau<br />
im Spreewald, will Missstände in den Anlagen zu Leistungsträgern<br />
machen.<br />
Abschließend berichtete Lisa Winter, Geschäftsführerin von Aktiv-<br />
Bo aus Hamburg, über schwedische Erfahrungen bei der Erneuerung<br />
von Großsiedlungen. Eines der Hauptprobleme dabei ist die<br />
massive Kriminalität in den Vororten.<br />
Das Kompetenzzentrum Großsiedlungen, Berlin Hellersorf, vertritt<br />
die Interessen von 200 Mitgliedern, darunter Wohnungsgenossenschaften,<br />
kommunale und private Wohnungsunternehmen, Architektur-,<br />
Planungs- und Ingenieurbüros, wissenschaftliche Institute<br />
und Verbände der Wohnungswirtschaft und Bauindustrie sowie<br />
Vertreter aus Bürgervereinen, Kommunalpolitik und -verwaltung.<br />
Es wurde 2001 gegründet. h<br />
ngen<br />
im Fokus
22 <strong>VNW</strong><br />
40 Milliarden Euro<br />
Erstmals liegt für eine deutsche Großstadt eine wissenschaftlich fundierte Studie vor, die vor allem<br />
einer Frage nachging: Was kostet die Energiewende die Wohnungswirtschaft und ihre Mieter<br />
VON OLIVER SCHIRG<br />
Hamburg. Es war eine schwere Geburt. Mit mehrmonatiger Verspätung<br />
hat Hamburgs Stadtentwicklungsbehörde Mitte Oktober<br />
eine Machbarkeitsstudie vorgestellt, aus der hervorgeht, wie Hamburgs<br />
Wohngebäude bis 2045 klimaneutral werden können. Die<br />
Studie, die aus sechs Teilstudien besteht, ist etwas Besonderes:<br />
Hamburg ist die erste deutsche Großstadt, die jetzt einen derartigen<br />
„Fahrplan zur Klimaneutralität“ im Bereich der Wohngebäude<br />
erstellt hat.<br />
Im Kern erbrachte die Machbarkeitsstudie folgende<br />
wesentliche Erkenntnisse:<br />
Es gibt 262.000 Wohngebäude in Hamburg. Diese müssen<br />
1 alle bis 2045 mehr oder weniger umfangreich saniert werden.<br />
Der gesamte Investitionsbedarf bis dahin liegt bei einem<br />
moderaten Maßnahmenszenario bei rund 40 Milliarden Euro.<br />
Dazu muss die jährliche Sanierungsrate von derzeit rund einem<br />
bis 2045 schrittweise auf durchschnittlich 1,7 Prozent erhöht<br />
werden.<br />
Die Wissenschaftler raten, das Hauptaugenmerk auf die<br />
2 energetische Sanierung von Wohngebäuden zu legen, die<br />
zwischen 1949 bis 1978 errichtet wurden. Sie gelten als die<br />
„Worst-first-Gebäude“ mit dem höchsten Effizienzhebel der<br />
vorgeschlagenen Maßnahmen. Am Ende wird es für jeden Gebäudetyp<br />
sogenannte Gebäudedatenblätter geben, aus denen<br />
auch hervorgeht, welche Kosten bei unterschiedlichen Sanierungsstandards<br />
entstehen.<br />
3Der tatsächliche Energieverbrauch vieler Hamburger Wohngebäude<br />
ist anders als ursprünglich angenommen. Dabei<br />
weichen die tatsächlichen Verbräuche der Gebäude mit geringen<br />
berechneten Bedarfen – neue Gebäude mit vermeintlich<br />
hohen energetischen Standards – deutlich nach oben, die Verbräuche<br />
der Gebäude mit hohen berechneten Bedarfen – zumeist<br />
alte Gebäude mit vermeintlich schlechten energetischen<br />
Standards – deutlich nach unten ab. Hier stellt die Studie „Kalibrierungsfaktoren“<br />
bereit, die alle berechneten Bedarfsniveaus<br />
in tatsächliche Verbräuche überführen und so die bekannten<br />
energetischen Effizienzhausstandards vergleichbar macht.<br />
4Bei Ein- und Zwei-Familien-Häusern besteht der größte<br />
Handlungsbedarf. Allerdings dürften hier die größten Probleme<br />
liegen, weil sich viele Hausbesitzer eine umfassende energetische<br />
Sanierung nicht leisten können.<br />
5Mit steigender Sanierungsrate steigt der Anteil „vorfälliger“<br />
Anteile an den Sanierungsmaßnahmen. Dabei werden Bauteile<br />
vor Ende ihrer eigentlichen Nutzungsdauer ausgetauscht.<br />
Solche Maßnahmen enthalten übermäßig Anteile umlagefähiger<br />
Kosten, die auf Mieterinnen und Mieter umgelegt werden<br />
können. Sie bedingen so ein hohes Mietsteigerungspotenzial.<br />
6Die genauen Kosten, die auf den einzelnen Mieter zukommen,<br />
sind wegen der gestiegen Bau- und Energiepreise sowie<br />
der ungeklärten Förderstruktur noch nicht bezifferbar. Erste<br />
Einschätzungen sollen Anfang 2023 vorliegen. Klar ist: Es wird<br />
für Mieterinnen und Mieter teuer.<br />
7Es ist volkswirtschaftlich gesehen sinnvoller, in die Dekarbonisierung<br />
der Energieträger insgesamt zu investieren, als<br />
auf eine Überoptimierung der Gebäude zu setzen. Strom und<br />
Fernwärme klimaneutral zu erzeugen, birgt also das größte Klimaschutzpotenzial.
23<br />
„Wir müssen die ganze Stadt mitnehmen.“<br />
DR. DOROTHEE STAPELFELDT Senatorin für Stadtentwicklung<br />
und Wohnen der Freien und Hansestadt Hamburg<br />
„Die Frage der Finanzierbarkeit wird in den kommenden Jahren nicht von der<br />
Tagesordnung verschwinden. Hier darf die Hamburger Politik die Wohnungswirtschaft<br />
nicht im Regen stehen lassen und gewaltig nachlegen.“<br />
ANDREAS BREITNER <strong>VNW</strong>-Vorstand und Verbandsdirektor<br />
„Es wird die größte Herausforderung, die wir jemals nach<br />
dem Krieg erlebt haben.“<br />
PROF. DIETMAR WALBERG Geschäftsführer der<br />
Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V.<br />
Es gibt nicht „eine Lösung für alles“<br />
Zweck der Studie sei gewesen, den aktuellen Zustand der Hamburger<br />
Wohngebäude mit dem Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2045<br />
zusammenzubringen, sagte Prof. Dietmar Walberg, Geschäftsführer<br />
der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE), bei<br />
der Vorstellung vor der Hamburger Landespressekonferenz. „Ein<br />
wertvolles Ergebnis ist, dass Hamburg jetzt fundierte Kenntnisse<br />
über den Gebäudezustand hat.“ Die ARGE war der Primus inter<br />
Pares bei der Erstellung der Machbarkeitsstudie.<br />
„Es wird die größte Herausforderung, die wir jemals nach<br />
dem Krieg erlebt haben“, sagte Walberg weiter. Deshalb sei ein<br />
Hineinplaudern nach dem Motto: „Wir haben eine Lösung für alles“<br />
leichtfertig und fahrlässig. Man habe eine wissenschaftliche<br />
Grundlage erarbeitet, auf der Entscheidungen künftig möglich seien.<br />
Das Gutachten solle ein langfristiges Monitoring und damit ein<br />
Reagieren auf künftige Herausforderungen ermöglichen.<br />
Ausgangspunkt der Betrachtung seien zwölf Gebäudetypen<br />
gewesen, „von denen wir wissen, dass sie in Hamburg vorhanden<br />
sind“, sagte Walberg. Man habe valide Daten von rund 70.000<br />
Wohnungen und Gebäuden ausgewertet: Wann war welche Modernisierung?<br />
Wie ist die Dämmstoffqualität? Welche Energieversorgung<br />
liegt vor? Welchen Anteil haben fossile Energieträger?<br />
Energieverbrauchskennwert, Nutz- und Wohnfläche sowie Alter<br />
der Heizungen. „In dieser Tiefe hat es das noch nie gegeben“,<br />
sagte Walberg.<br />
Zudem ging es darum, herauszufinden, welchen Wärmeverbrauch<br />
Hamburgs Wohngebäude heute und in Zukunft wirklich<br />
haben, der durch Fernwärme, dezentrale Wärmekonzepte und<br />
Strom befriedigt werden muss.<br />
Wenig überraschend war eine Erkenntnis, nach der das Mehrfamilienhaus,<br />
das in der Nachkriegszeit zwischen 1949 und 1978<br />
errichtet wurde, Hamburg prägt und so den größten CO 2<br />
-Fußabdruck<br />
hinterlässt. „Wir haben in Hamburg die typische Signatur<br />
einer zerstörten Großstadt“, sagte Walberg.<br />
Instandhaltung und energetische Sanierung<br />
Bei den Studien ging es auch darum, herauszufinden, wie sich<br />
die Kosten zwischen Instandhaltung und energetischer Sanierung<br />
aufteilen. Je besser sich das Gebäude im Ausgangszustand präsentiert,<br />
desto leichter fällt es in der Regel, es in einen besseren Zustand<br />
zu versetzen. Allerdings ist dann auch die Umlagefähigkeit<br />
auf die Mieten höher, weil noch funktionierende Bauteile ersetzt<br />
werden.<br />
Die Wissenschaftler plädieren dafür, vor einer energetischen<br />
Sanierung genau zu prüfen, wie alt technische Anlagen wie Lüfter,<br />
Heizung oder Fenster sind. Haben sie ihr „Lebensende“ erreicht,<br />
wäre eine Erneuerung normale Instandhaltung und müsste zu 100<br />
Prozent vom Vermieter getragen werden. Erfolgt der Austausch<br />
aber früher im Rahmen einer energetischen Sanierung, so könnten<br />
die Kosten auf die Mieterinnen und Mieter umgelegt werden.<br />
In überambitionierten Sanierungsmaßnahmen und -raten liegt<br />
demnach gleichermaßen die Gefahr von Kosten- und Mieterhöhungen<br />
sowie ein eher geringes zusätzliches Klimaschutzpotenzial.<br />
„Bei den Überlegungen, wie schnell und umfassend der Ausstoß<br />
von Treibhausgasen reduziert werden kann, spielt die Betrachtung<br />
der Wohnkosten eine entscheidende Rolle. Nur wenn<br />
die Wohnung für Mieterinnen und Mieter – aber auch für selbst<br />
nutzende Eigentümer – auf Dauer bezahlbar bleibt, werden sie<br />
die Maßnahmen zum Klimaschutz mittragen“, sagt <strong>VNW</strong>-Direktor<br />
Andreas Breitner.<br />
f
24 <strong>VNW</strong><br />
Drei Szenarien<br />
Die Wissenschaftler haben drei Szenarien berechnet.<br />
Szenario 1: Es geschieht nicht viel mehr als gegenwärtig.<br />
Die Sanierungsrate liegt zwischen einem und<br />
1,3 Prozent. Zielstandard bei der Bestandssanierung ist das<br />
Effizienzhaus 115.<br />
Szenario 2: Die Sanierungsrate wird schrittweise deutlich,<br />
„aber noch machbar“ von durchschnittlich einem auf 1,7<br />
Prozent gesteigert. Das Szenario beinhaltet ein hohes Maß<br />
an minimalinvasiven Maßnahmen. Diese sind günstig und<br />
bewirken rasch eine Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen.<br />
Beispiele wären eine flächendeckende Installation<br />
elektronischer Thermostate, der hydraulische Abgleich<br />
von Heizungs- und Warmwasserverteilungen oder eine rasche<br />
Umstellung der Wärmeversorgung auf emissionsfreie<br />
Energieträger. Zugleich setzen die Wissenschaftler auf eine<br />
„serielle Sanierung mit hohem Vorfertigungsgrad“. Im Kern<br />
wird allein schon aus Kostengründen die Sanierung von<br />
Bestandsgebäuden nur zulasten des Neubaus im erforderlichen<br />
Maß steigen können.<br />
Szenario 3: Hierbei wird die Sanierungsrate von einem auf<br />
zwei Prozent verdoppelt. Wirtschaftlich betrachtet bedeutet<br />
das eine Vervier- bis Verachtfachung der Investitionen,<br />
weil die Eingriffe in die Bausubstanz viel weitgehender (und<br />
damit teurer) sind. Vor allem müssen Bauteile erneuert werden,<br />
die das Ende ihrer Nutzungsdauer noch nicht erreicht<br />
haben, was aus Gründen der Nachhaltigkeit fragwürdig ist.<br />
Viele dieser Arbeiten sind keine Instandhaltung mehr, sondern<br />
eine Modernisierung – und damit komplett umlagefähig.<br />
50 Prozent aller auch bereits heute sanierten Gebäude<br />
müssten noch einmal saniert werden.<br />
Um bis zum Jahr 2045 Klimaneutralität zu erreichen, unterscheiden<br />
sich nach Darstellung der Wissenschaftler die Szenarien 2 und<br />
3 nicht grundlegend. „Wir werden mit beiden Szenarien 2045 im<br />
Hinblick auf den Ausstoß von Treibhausgasen klimaneutral sein.<br />
Das Szenario 3 erreicht Klimaneutralität keinen Tag früher“, sagte<br />
Prof. Dietmar Walberg. Die vermeintlich größere Effizienz am<br />
Gebäude zeigt am Ende bei der Verringerung des Ausstoßes von<br />
Treibhausgasen keinen nennenswerten Vorteil. Gravierend sei allerdings<br />
der Unterschied bei der Höhe der nötigen Investitionen:<br />
Bei Szenario 3 lägen die Investitionen statt bei rund 40 Milliarden<br />
bei mehr als 50 Milliarden Euro.<br />
Entscheidend ist am Ende die Dekarbonisierung von<br />
Strom und Wärme<br />
So unverzichtbar die energetische Sanierung der Hamburger<br />
Wohngebäude auf ein moderat-ambitioniertes Niveau ist: Entscheidend<br />
ist am Ende, wie sich die Dekarbonisierung des Stroms<br />
und der Hamburger Fernwärme entwickelt. Emissionsfrei erzeugter<br />
Strom und emissionsfrei erzeugte Fernwärme haben das mit<br />
Abstand größte Potenzial, den Ausstoß von Treibhausgasen zu<br />
reduzieren.<br />
Es sei denkbar, dass in den kommenden beiden Jahrzehnten technologische<br />
Entwicklungen reifen, die eine dekarbonisierte Energieversorgung<br />
im Quartier ermöglichen, sagte Walberg. Dadurch<br />
könnten möglicherweise bestimmte Maßnahmen am Gebäude,<br />
die heute als unverzichtbar angesehen würden, relativiert werden.<br />
Der Wissenschaftler verwies darauf, dass ein umfassend energetisch<br />
saniertes Gebäude nur rund 25 bis 30 Prozent weniger<br />
Energie pro Quadratmeter verbrauche als ein unsaniertes Gebäude.<br />
Das sei der Unterschied zwischen theoretisch errechnetem<br />
Bedarfswert und der Realität. Der Trugschluss sei, dass sanierte<br />
Gebäude einen deutlich geringeren Verbrauch an Energie hätten<br />
als unsanierte Gebäude. „Das ist eine Lücke zwischen Theorie und<br />
Praxis.“<br />
Auf „Überoptimierung“ von Gebäuden verzichten<br />
ARGE-Geschäftsführer Dietmar Walberg mahnte, auf eine Überoptimierung<br />
der Gebäude zu verzichten. Ein nicht energetisch saniertes<br />
Gebäude unreflektiert an eine Wärmepumpe anzuschließen,<br />
sei allerdings ebenfalls technischer Unsinn. Wärmeversorgung und<br />
Wärmeschutz des Gebäudes müssten zusammenpassen.<br />
Über Lösungen mit regenerierbaren Wärmespeichern oder<br />
„kalten Netzen” könnten Wärmepumpen mit einem bereits vortemperierten<br />
Medium auch in Bestandsgebäuden gute Wirkungsgrade<br />
erzielen. Hier liege das Potenzial von Quartierskonzepten,<br />
sagte Walberg. Es gehe beim Klimaschutz darum, nicht nur alle<br />
mitzunehmen, sondern ihn auch allen zu ermöglichen.<br />
Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt<br />
machte deutlich, dass sie die einvernehmliche Empfehlung<br />
der Gutachter, die Sanierungsrate auf 1,7 Prozent zu erhöhen, unterstütze.<br />
Mit der Investitions- und Förderbank (IFB) werde man<br />
ein Förderinstrumentarium entwickeln, das einen starken Anreiz<br />
für die Sanierung von Bestandsgebäuden enthalte. Als Erstes stelle<br />
der Senat in den kommenden vier Jahren insgesamt 210 Millionen<br />
Euro an Fördermitteln zusätzlich zur Verfügung.<br />
<strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner begrüßte die Ankündigung<br />
der Senatorin, mahnte aber zugleich: „Die Frage der Finanzierbarkeit<br />
wird in den kommenden Jahren nicht von der Tagesordnung<br />
verschwinden. Hier darf die Hamburger Politik die Wohnungswirtschaft<br />
nicht im Regen stehen lassen und sollte gewaltig nachlegen.“<br />
Gut sei es, dass die Senatorin ausdrücklich Flotten- und Quartiersansätze<br />
für die Energieversorgung und die Sanierung von<br />
Wohnungsbeständen als zentrale Elemente zur Erreichung der<br />
Klimaneutralität benannt habe. „Am Ende geht es darum, wie<br />
mit leistbarem Aufwand der größtmögliche Nutzen für den Klimaschutz<br />
erlangt werden kann“, sagte <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas<br />
Breitner.<br />
Senatorin Dr. Stapelfeldt wandte sich dagegen, Zwang auf die<br />
Hauseigentümer auszuüben. Man habe sich bislang immer dagegen<br />
entschieden, Klimaschutzziele mithilfe des Ordnungsrechts<br />
durchzusetzen und sei damit gut gefahren, sagte die SPD-Politikerin.<br />
Zwang sei nicht der richtige Weg. „Wir müssen die ganze<br />
Stadt mitnehmen.“h
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26 <strong>VNW</strong><br />
Hamburg. Roland Keich, Leiter des Hamburger<br />
EBZ-Campus, hatte es vor einigen<br />
Monaten in einem Interview mit dem<br />
<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong> angekündigt: Einmal im<br />
Monat will man an einem Sonnabend mit<br />
der Veranstaltung „Pizza und Diskussion“<br />
die Mittagspause nutzen, um mit interessanten<br />
Gesprächspartnern beim Essen ins<br />
Gespräch zu kommen.<br />
Am 12. November war <strong>VNW</strong>-Direktor<br />
Andreas Breitner bei den Studentinnen<br />
und Studenten zu Gast. Am Ende zog er<br />
eine positive Bilanz: „Gute Diskussion mit<br />
den Hamburger Studies des EBZ. Einfach<br />
schön, solch interessierten, talentierten<br />
und jungen Menschen Rede und Antwort<br />
zu stehen. Mit Euch ist mir um die Zukunft<br />
der Wohnungswirtschaft und des bezahlbaren<br />
Wohnens so gar nicht bange. Das<br />
beruhigt.“<br />
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27<br />
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28 <strong>VNW</strong><br />
Aus Alt wird Neu –<br />
Forscher stellen Ziegel<br />
aus Abfall her<br />
Besonders nachhaltig soll der neue Flügel des Design Museums in<br />
Gent werden. Forscher und Designer machen daher unter anderem aus<br />
Altglas Ziegel für neue Gemäuer. Hat der Müllziegel eine Zukunft?<br />
VON HEIKE HEICKMANN<br />
Gent (dpa). Müll für Mauern: Forscher und Designer aus Belgien<br />
und England haben einen nachhaltigen Ziegelstein aus regionalem<br />
Abfall entwickelt. Er soll beim Bau eines neuen Gebäudes<br />
des Design Museums im belgischen Gent eingesetzt werden. Das<br />
Baumaterial bestehe zu 63 Prozent aus regionalem Müll, teilte das<br />
Museum mit.<br />
Begonnen habe das Projekt vor rund anderthalb Jahren, erläuterte<br />
Museumssprecherin Bie Luyssaert. Der kalkbasierte Fassadenziegel<br />
sei speziell entwickelt worden, um die CO 2<br />
-Emissionen<br />
beim Bau des neuen Museumsgebäudes zu reduzieren. Für die<br />
Herstellung habe man Abfälle wie zerkleinerten Beton, Weißglas<br />
und Kalk aus der Region gesammelt und in einer Produktionsstätte<br />
in Gent in die gewünschte Form und Größe gepresst, hieß es<br />
in der Mitteilung des Museums. Das Prinzip lasse sich wegen des<br />
einfachen Produktionsverfahrens leicht auf andere urbane Umgebungen<br />
übertragen.<br />
Der Ziegel werde nicht wie üblich in einem Ofen gebrannt,<br />
sondern gepresst und anschließend an der frischen Luft getrocknet,<br />
erklärte die Museumssprecherin weiter. Somit sei keine<br />
zusätzliche Hitze nötig und die Herstellung des Baumaterials<br />
dadurch besonders umweltfreundlich. Durch das spezielle Herstellungsverfahren<br />
und den recycelten Abfall werde im Vergleich<br />
zu herkömmlichen Ziegeln nur ein Drittel des CO 2<br />
verursacht.<br />
Seine Stärke erhalte der Ziegel durch sogenannte Karbonisierung.<br />
Der Kalk in den Ziegelsteinen binde beim Aushärten CO 2<br />
aus der Atmosphäre und speichere auf diese Weise Kohlenstoff,<br />
erklärte Luyssaert. Der gebundene Kohlenstoff sorge für Festigkeit<br />
und Widerstandsfähigkeit und mache die Ziegel so für den<br />
Außenbereich einsatzbereit.<br />
Die herkömmliche Produktion von Ziegeln habe durch die hohen<br />
Temperaturen zwischen 800 und 1 000 Grad im Brennprozess<br />
einen hohen Energieverbrauch, erklärte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer<br />
des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe. Deswegen<br />
könne man mit einem optimierten Brennverfahren, etwa<br />
mit grüner Energie, Ziegel nachhaltiger machen.<br />
Auch die Beimischung von Recyclingmaterial sei eine Option, um<br />
den Verbrauch der Ressourcen zu reduzieren. Wegen des Trocknens<br />
an frischer Luft statt im Ofen vermutet der Experte eine<br />
geringere Belastbarkeit der Ziegel und damit eventuelle Risiken<br />
in der Statik von Gebäuden. „Allerdings könnte ein Einsatz von<br />
Verkleidungen, also nicht statischen Elementen, möglich sein”,<br />
erklärt der Experte.<br />
Ken De Cooman, der an dem Forschungsprojekt beteiligt war,<br />
sieht den Abfallziegel zukünftig auch in anderen Bauvorhaben.<br />
Denn der Ziegel trage dazu bei, den Bau von Gebäuden zu dekarbonisieren<br />
– also den Ausstoß von Kohlenstoff zu reduzieren<br />
– und die Verwendung lokaler Abfallströme und abgebauter<br />
Ressourcen zu bevorzugen, erläuterte der Forscher. „Wir werden<br />
allein schon aufgrund der Ressourcenschonung zukünftig immer<br />
mehr in Kreisläufen denken und planen müssen und so weit wie<br />
möglich vorhandene Materialien weiternutzen müssen”, erklärte<br />
auch Pakleppa.
29<br />
Brüssel. Nachhaltige<br />
Ziegel werden im Werk<br />
von BC Materials hergestellt.<br />
Forscher und<br />
Designer aus Belgien<br />
und England haben<br />
einen nachhaltigen Ziegelstein<br />
aus regionalem<br />
Abfall entwickelt.<br />
Brüssel. Das Bild zeigt<br />
nachhaltige Ziegel aus<br />
Müll.<br />
Brüssel. Nachhaltige<br />
Ziegel werden im Werk<br />
von BC Materials hergestellt.<br />
f
30 <strong>VNW</strong><br />
Fit für eine<br />
unbekannte<br />
Zukunft<br />
Von der Kunst, ein anpassungsfähiges Unternehmen zu werden<br />
VON RÜDIGER GREBE<br />
Hamburg/Bochum. Aktuell herrscht Krisenstimmung in der<br />
Wohnungswirtschaft. Steigende Baukosten und Handwerkermangel<br />
haben den Neubau nahezu zum Erliegen gebracht. Die Situation<br />
am Energiemarkt lässt die Nebenkosten explodieren und wird<br />
Zahlungsausfälle zur Folge haben. Gleichzeitig sollen die Klimaziele<br />
der Bundesregierung zeitnah umgesetzt werden. Viele fragen<br />
sich, ob dies alles eine vorübergehende Krise ist oder ob es nicht<br />
die Vorboten einer tiefgreifenden Transformation unserer Arbeitswelt<br />
und damit auch der Wohnungswirtschaft sind.<br />
Letzteres ist mehr als wahrscheinlich – und damit wäre auch<br />
die Wohnungswirtschaft in der „VUCA-Welt“ angekommen. Eine<br />
Welt, die durch disruptive Veränderungen, eine hohe Dynamik<br />
und komplexe Strukturen<br />
geprägt ist.<br />
Doch wie müssen sich<br />
Wohnungsunternehmen<br />
verändern, um<br />
in dieser neuen Welt<br />
bestehen und ihren<br />
gesellschaftlichen Auftrag<br />
erfüllen zu können?<br />
Wenn sich die<br />
Rahmenbedingungen<br />
nur bedingt beeinflussen<br />
lassen, kann die<br />
Lösung einzig darin<br />
liegen, dass Unternehmen<br />
personell und<br />
organisatorisch eine<br />
Fähigkeit zur Anpassung<br />
entwickeln. Wir<br />
kennen dieses Phänomen<br />
aus der Evolution.<br />
Pinguine können unter<br />
extremen klimatischen<br />
Bedingungen in der<br />
Antarktis überleben,<br />
weil sie gelernt haben,<br />
sich an die Umwelt anzupassen.<br />
Framework für eine zukunftsfähige Organisation<br />
Entwicklungsansätze für eine zukunftsfähige<br />
Organisation<br />
Gemeinsam mit Prof. Dr. Armutat von der FH Bielefeld haben wir<br />
in der EBZ Akademie ein Gerüst mit Entwicklungsansätzen für eine<br />
zukunftsfähige Organisation entwickelt, die diese Anpassungsleistung<br />
Schritt für Schritt ermöglicht und damit Wohnungsunternehmen<br />
fit für die anstehende Transformation macht.<br />
Das Modell der zukunftsfähigen Organisation setzt auf die<br />
bestehenden Organisationstrukturen im jeweiligen Unternehmen<br />
auf und ist fokussiert auf insgesamt vier Fitnessfaktoren für eine<br />
gelingende Transformation.
W LEADERSHIP <strong>2022</strong><br />
31<br />
EBZ-Modell „New Leadership“<br />
für Leader von zukunftsfähigen<br />
Organisationen in der<br />
Immobilienwirtschaft<br />
EBZ-Akademie <strong>2022</strong><br />
22.08.<strong>2022</strong> 1<br />
Fitnessfaktor 1: Das Orientierungssystem<br />
Zunächst benötigt ein Unternehmen ein Orientierungssystem, das<br />
dem Management hilft, frühzeitig wichtige Einflüsse zu erkennen<br />
und für das Unternehmen realistische Entwicklungsrichtungen<br />
auszumachen.<br />
Stärken- und Zukunftsorientierung<br />
Ausgangsbasis für jede Transformation sollte das Wissen um die eigenen<br />
Stärken und Kernkompetenzen sein, die das Unternehmen<br />
in der Vergangenheit erfolgreich gemacht haben. Rückblickend<br />
auf die jeweilige Historie gibt es in jedem Wohnungsunternehmen<br />
vieles, auf das man stolz ist und was Mut für die Zukunft macht.<br />
Diesem Vergangenheitsfokus mit Stärkenorientierung steht ein<br />
Zukunftsfokus mit einer Explorationsorientierung gegenüber. Exploration<br />
meint, Neues zu wagen, Innovationen auszuprobieren,<br />
aus Fehlern zu lernen und Erfolge systematisch weiterzuverfolgen.<br />
Stakeholder und Umfeldorientierung<br />
Während es sich bei der Stärken- und Zukunftsorientierung im<br />
Wesentlichen um eine Binnenbetrachtung handelt, geht es bei<br />
der Stakeholder- und Umfeldorientierung darum, sich permanent<br />
mit den äußeren Einflüssen zu beschäftigen. Beispiele für die Stakeholder-Orientierung<br />
können Mieterbefragungen, regelmäßige<br />
Workshops mit den Aufsichtsgremien oder eine strukturierte Zusammenarbeit<br />
mit externen Dienstleistern und Beratern sein. Im<br />
Kern geht es darum, frühzeitig und systematisch die Bedürfnisse<br />
der Stakeholder und zukünftige Umfeldveränderungen zu antizipieren<br />
und diese in einem ständigen Rückkopplungsprozess mit<br />
eigenen Strategieüberlegungen zu reflektieren.<br />
Fitnessfaktor 2: Das strategische Zielsystem<br />
Weiterhin braucht es einen klaren Kompass, eine strategische<br />
Identität, die dem unternehmerischen Handeln eine Richtung gibt<br />
und die die großen Entwicklungslinien beschreibt – über die Hektik<br />
des Alltags hinaus.<br />
So wichtig Kosteneinsparungen zur Liquiditätssicherung im<br />
Moment auch sind, sie ersetzen auf Dauer keine experimentelle<br />
und zukunftsorientierte Weiterentwicklung des bestehenden<br />
Geschäftsmodells von Bestandshaltern. Impulse liefert auch hier<br />
die intensive Beschäftigung mit dem Umfeld und den wichtigsten<br />
Stakeholdern.<br />
Wenn die Stoßrichtung klar ist, muss in der Organisation die<br />
notwendige Zugkraft entwickelt werden. Hierfür braucht es auf<br />
strategischer und operativer Ebene ein klares und transparentes<br />
Zielsystem, an dem sich Führungskräfte und Mitarbeiter in ihrer<br />
täglichen Arbeit ausrichten können. Die Ziele sollten ambitioniert<br />
sein: Sie sollten herausfordernd, aber machbar sein. Moderne Managementtechniken<br />
wie die OKR-Methode (Objectives and Key<br />
Results) brechen die Gesamtziele in kurze, überschaubare vierteljährliche<br />
Teilziele auf und ermöglichen eine aktive Einbindung der<br />
Mitarbeitenden in die Zielformulierung.<br />
Fitnessfaktor 3: Das agile Organisationsmodell<br />
Auf der operativen Ebene braucht es nachfolgende Strukturen und<br />
Prozesse, die agil neue Themen aus dem Umfeld- und Stakeholderkontext<br />
aufnehmen und mit der notwendigen Kraft und Geschwindigkeit<br />
umsetzen.
32 <strong>VNW</strong><br />
RÜDIGER GREBE<br />
ist Leiter der EBZ-Akademie und Experte für Organisationsentwicklung und learning &<br />
development.<br />
Duale Organisationsstrukturen<br />
Wohnungsunternehmen sind traditionell in Fachbereiche und Abteilungen<br />
wie z.B. Bewirtschaftung, Technik, Neubau- und Rechnungswesen<br />
gegliedert. Dieser Aufbau ist historisch gewachsen<br />
und ergibt viel Sinn – stößt aber zunehmend an Grenzen. Daher<br />
sollte die klassische Silostruktur um eine zweite Organisationsstruktur<br />
(duale Organisation) ergänzt werden, bestehend aus Prozess-,<br />
Projekt- und Netzwerkelementen.<br />
Prozessstrukturen haben durch die Digitalisierung enorm an<br />
Bedeutung gewonnen. Viele der neuen Themen – Digitalisierung,<br />
Klimastrategie, Mieterstrom u.a. – kommen heute als Projekte<br />
in die Unternehmen. Jedes Innovationsthema ist damit auch ein<br />
Projektthema. Sowohl Prozesse als auch Projekte sind häufig bereichsübergreifend<br />
und müssen in der bestehenden Organisation<br />
mit Silostruktur neu gelernt werden (Aufbau von Projekt- und Prozessmanagementstrukturen,<br />
Entwicklung entsprechender Kompetenzen<br />
bei den Teammitgliedern).<br />
In Zeiten, wo sich vieles dekonstruiert und neu gebaut werden<br />
muss, braucht es eine gute Netzwerkarbeit der Mitarbeitenden<br />
und Führungskräfte – sowohl nach außen als auch nach innen.<br />
Diese Netzwerkarbeit sollte nicht dem Zufall überlassen werden,<br />
sondern möglichst institutionalisiert werden. Beispiele sind hier<br />
die regelmäßige Teilnahme an Arbeitskreisen und Arbeitsgemeinschaften<br />
für organisationsübergreifende Netzwerke oder an<br />
Open- Space-Formaten und Communities of Practise für die interne<br />
bereichsübergreifende Vernetzung.<br />
Partizipative Führung (New Leadership)<br />
Der Führungsansatz in der Zukunftsfähigen Organisation verbindet<br />
agile, partizipativ-beteiligende Elemente mit klaren Zielen. Dafür<br />
braucht es reflektierte Führungskräfte, die eine humanistisch<br />
-systemische Grundhaltung mitbringen, die eigenen Skills stetig<br />
weiterentwickeln und eine Fokussierung auf Ergebnisse und Stakeholder<br />
in Handlung übersetzen. Gleichzeitig müssen die Führungskräfte<br />
stärker als früher die Relevanz von Umfeldveränderungen<br />
für das eigene Unternehmen antizipieren und entsprechend<br />
ihren Verantwortungsbereich darauf ausrichten. Dabei gilt es in<br />
erster Linie die Selbstverantwortung und die Entwicklung der Mitarbeiter<br />
zu stärken.<br />
Top-Talentmanagement<br />
Für die interne Umsetzung der als wichtig identifizierten Themen<br />
braucht jede Organisation eine signifikante Anzahl von starken<br />
Leistungsträgern auf Schlüsselpositionen, die diese Themen selbstständig<br />
und in hoher Qualität vorantreiben (sog. fully formed<br />
adults). Voraussetzung dafür ist eine kompromisslose Top-Talent-<br />
Strategie im Personalmanagement, die die Auswahl, Entwicklung,<br />
Steuerung und die Arbeitsplatzgestaltung dieser Mitarbeitenden<br />
prägen muss.<br />
Lern- und Innovationsmanagement<br />
Personalentwicklung muss einen klaren Businessbezug haben, auf<br />
die Unternehmensziele/-strategie einzahlen sowie innovationsfördernd<br />
sein. Dies gilt für alle PE-Instrumente – von der Bewerberauswahl<br />
über die Weiterbildung bis hin zur Karriereplanung. Im<br />
Mittelpunkt der Personalentwicklung sollten sog. Future Skills stehen,<br />
also Kompetenzen, die die Mitarbeitenden zukünftig in der<br />
VUCA-Welt benötigen.<br />
In von Disruption und Dynamik geprägten Zeiten braucht es<br />
Lernsysteme, die in der Lage sind, schnell neues Wissen für die<br />
Organisation zu generieren und an die Arbeitsplätze zu verteilen.<br />
Gute und praktikable Ansätze hierfür liefern die Ansätze der lernenden<br />
Organisation oder Konzepte aus dem Wissensmanagement.<br />
Beispielhaft seien hier Open-Space-Formate, Community<br />
Learning, Learning on demand oder das Lernen durch Lehren<br />
genannt. Technologische Unterstützung bieten Wikis, Lernmanagement-Systeme<br />
und Lernvideo-Plattformen wie z.B. EBZ4U oder<br />
Kommunikations- und Kollaborationstools wie z.B. Microsoft 365.<br />
Fitnessfaktor 4: Die Ergebniskultur<br />
Die Ergebniskultur schafft die Wertebasis für die zukunftsfähige<br />
Organisation. Die Ergebniskultur kombiniert das Wir-Gefühl des<br />
Unternehmens mit der Ausrichtung des Unternehmenshandelns<br />
an Ergebnissen.<br />
Fazit<br />
Mit dem Framework der zukunftsfähigen Organisation zeigen wir<br />
die Struktur auf, die Unternehmen die innere Stärke gibt, um sich<br />
schnell an neue und heute noch unbekannte Herausforderungen<br />
anzupassen. Die konkrete Umsetzung allerdings muss jedes Unternehmen<br />
für sich entwickeln, denn Konzepte von außen lassen sich<br />
niemals eins zu eins kopieren. Dafür sind jedes Unternehmen und<br />
jede Unternehmenskultur zu individuell. Organisationsentwicklungen<br />
brauchen Zeit und Kraft. Deshalb lohnt es sich, sich frühzeitig<br />
auf den Weg zu machen.
33<br />
Die größte Transformation<br />
seit vielen Jahren<br />
Elke Nippold-Rothes, Expertin für das Thema Führung, zu den Herausforderungen, vor denen<br />
Führungskräfte heute stehen.<br />
magazin: Warum braucht es ein neues Führungsverständnis?<br />
Elke Nippold: Weil sich unsere Branche in der seit vielen<br />
Jahren größten Transformation befindet, die besonders<br />
von äußeren Faktoren beeinflusst ist. Um die vielzähligen<br />
und uns allen bekannten Herausforderungen wie Digitalisierung,<br />
Klimawandel, eine Pandemie, Explosion der Baukosten,<br />
Rohstoffmangel, Fachkräftemangel und die noch<br />
nicht alle absehbaren Folgen des Kriegs in der Ukraine zu<br />
meistern, und dabei unsere Unternehmen krisenfest und<br />
zukunftsfähig aufzustellen, braucht es eine veränderte<br />
Haltung und neue Kompetenzen für alle Mitarbeiter. Die<br />
Aufgabe von Führungskräften ist es, diese Haltung und<br />
neue Kompetenzen zu entwickeln und vor allem, und<br />
dazu gibt es keine Alternative, vorzuleben.<br />
magazin: Welche Fragen müssen sich Führungskräfte heute<br />
stellen?<br />
Elke Nippold: Es braucht neue bzw. erweiterte Blickrichtungen.<br />
Wir sprechen da von einem 360-Grad-Ansatz.<br />
Erstens geht es um ständige Selbstreflexion. Welche<br />
Haltung bringe ich mit? Glaube ich an Wachstumsmöglichkeiten,<br />
also daran, dass ich mich und dass Menschen<br />
sich entwickeln können – und wollen? Wie arbeite ich an<br />
meiner eigenen Entwicklung? Bei der Beantwortung dieser<br />
Fragen sind nicht nur fachliche Kompetenzen gemeint,<br />
sondern vor allem neue Methoden und daraus folgende<br />
persönliche Kompetenzen. Dazu zählen Selbstlernkompetenzen,<br />
der Umgang mit Komplexität, mit Unsicherheit<br />
und mit schnellen Veränderungen. Eine Führungskraft<br />
muss sich zudem fragen, inwieweit sie über eine Innovations-<br />
und Vernetzungskompetenz verfügt und die eigene<br />
Resilienz einschätzen.<br />
Drittens geht es um das Team. Wie kann ich gute Zusammenarbeit<br />
in Teams fördern, die inzwischen viel stärker<br />
mobil, also verteilt arbeiten als früher? Wie organisiere ich<br />
virtuelle Führung und stärke zugleich den Zusammenhalt?<br />
Zu einer unverzichtbaren Aufgabe gehört zudem die Förderung<br />
von Selbstorganisation, beispielsweise die Vermittlung<br />
von Lern- und Innovationsmanagement.<br />
Viertens geht es um die Organisation, die Kunden und<br />
äußere Rahmenbedingungen und dabei um die Fragen :<br />
Welche Ziele und Strategien verfolgt meine Organisation?<br />
Braucht es Kursänderungen? „Fahren auf Sicht“ ist eine<br />
Herausforderung für eine Branche wie die Wohnungswirtschaft,<br />
die früher stets mit langfristigen Strategien gearbeitet<br />
hat.<br />
Alles in allem befinden wir uns in einer Zeit gewaltiger<br />
Veränderungen, für die es noch kein Patentrezept, jedoch<br />
viele nachhaltige Ansätze gibt, die insgesamt unser Führungsverständnis<br />
und unsere Organisationen verändern<br />
werden.<br />
ELKE NIPPOLD-ROTHES<br />
ist eine der führenden Expertinnen für das Thema Führung<br />
in der Wohnungswirtschaft. Sie ist stellvertretende<br />
Leiterin der EBZ-Akademie, Beraterin und Coach.<br />
Zweitens geht es um den steten Blick auf den einzelnen<br />
Mitarbeiter. Welche Stärken und welche Motive hat sie<br />
bzw. er? Wie kann ich Raum für Weiterentwicklung und<br />
Veränderungsbereitschaft schaffen, wie Eigenverantwortung<br />
und Selbstlernkompetenzen stärken? Ein regelmäßiges<br />
Feedback ist selbstverständlich.
34<br />
Recht<br />
Alles, was<br />
RECHT ist!<br />
Erlös aus Immobilienverkauf zählt für Kindesunterhalt<br />
Berlin (dpa). Unterhaltspflichtige Elternteile<br />
müssen unter Umständen auch große Teile<br />
ihres Vermögensstamms verwenden, um<br />
den Unterhalt zu zahlen. Auf ein Urteil des<br />
Oberlandesgerichts Frankfurt/Main weist<br />
die Arbeitsgemeinschaft Familienrecht des<br />
Deutschen Anwaltvereins (DAV) hin.<br />
Im konkreten Fall traf es einen Vater,<br />
der die Unterhaltszahlungen für seine beiden<br />
Töchter eingestellt hatte, obwohl er<br />
nach der Trennung seine Eigentumswohnung<br />
für 650.000 Euro verkauft hatte.<br />
Von 650 000 Euro nichts für Kinder<br />
übrig<br />
Er machte gegenüber der Mutter, die wenigstens<br />
den Mindestunterhalt für die beiden<br />
Kinder forderte, folgende Rechnung<br />
auf: Er könne allenfalls 300 Euro für beide<br />
Kinder zahlen. Denn er habe für die Finanzierung<br />
der damaligen Wohnung bei seiner<br />
Mutter ein Darlehen aufgenommen, das er<br />
aus dem Verkaufserlös abgelöst habe.<br />
Außerdem müsse er für die Einlagerung<br />
seiner Möbel monatlich 650 Euro<br />
und seinen Eltern für seinen Aufenthalt<br />
in ihrem Haus monatlich „ca. 700 Euro”<br />
zahlen. Den restlichen Verkaufserlös müsse<br />
er zudem nicht für den Kindesunterhalt<br />
einsetzen, meinte er. Falsch!<br />
Gericht:<br />
Mindestunterhalt muss sein<br />
Der Vater muss den Mindestunterhalt<br />
zahlen, so das Gericht. Die angebliche<br />
Darlehensrückzahlung an seine Mutter<br />
könne er nicht vom unterhaltsrelevanten<br />
Einkommen abziehen. Die Interessen seiner<br />
Kinder stünden an erster Stelle. Könne<br />
er Unterhalt nicht aus dem laufenden<br />
Einkommen zahlen, müsse er dafür sein<br />
Vermögen einsetzen. Eltern seien verpflichtet,<br />
alle verfügbaren Mittel für den<br />
eigenen und den Unterhalt der Kinder<br />
gleichmäßig zu verwenden.<br />
Glasierte Dachziegel können zumutbar sein<br />
Berlin (dpa). Gegen Lichtreflexionen<br />
durch Dachziegel kann man als Nachbar<br />
grundsätzlich vorgehen. Geht aber von<br />
glasierten Dachziegeln keine unzumutbare<br />
Beeinträchtigung aus, muss man das<br />
hinnehmen. Insoweit hat dann die Baugenehmigung<br />
Bestand, zeigt eine Entscheidung<br />
des Oberverwaltungsgerichts Berlin-<br />
Brandenburg (Az. OVG 10 N 66.18), auf<br />
die das Rechtsportal „anwaltauskunft.de”<br />
verweist.<br />
Der Fall: Der beklagte Bauherr hatte eine<br />
Baugenehmigung. Auf seinem Einfamilienhaus<br />
wollte er Sonnenlicht reflektierende,<br />
glasierte Dachziegel. Der Nachbar<br />
fühlte sich durch diese Lichtemissionen<br />
gestört und verlangte die Aufhebung der<br />
Baugenehmigung hinsichtlich der Ziegel.<br />
Seine Klage scheiterte bei Gericht.<br />
Zwar ist ein Einschreiten gegen die<br />
Lichteinwirkung auf das Nachbargrundstück<br />
laut Gericht grundsätzlich möglich.<br />
Jedoch kam im Zuge des Verfahrens eine<br />
fachliche Stellungnahme des Landesamts<br />
für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz<br />
zu dem Ergebnis, dass die Reflexionen<br />
zu keiner unzumutbaren Beeinträchtigung<br />
führen. Auf dieses Fachwissen<br />
durfte die Bauaufsichtsbehörde vertrauen.
35<br />
Klagen gegen Kita – kaum Chancen<br />
VON ELKE RICHTER, DPA<br />
München (dpa). Plätze in Kindertagesstätten<br />
werden landauf, landab dringend<br />
benötigt – doch statt um Kindertoiletten<br />
und Klettergerüste müssen sich die Betreiber<br />
beim Bau neuer Einrichtungen oftmals<br />
erst um einen Anwalt kümmern. Denn so<br />
wie aktuell in München versuchen Anwohner<br />
immer wieder auf juristischem<br />
Wege, die Errichtung von Krippen, Kindergärten<br />
und Horten zu verhindern – meist<br />
mit dem Argument des Lärmschutzes. Damit<br />
durchkommen tun sie aber nur mehr<br />
selten. Ob auch die Nachbarn im Münchner<br />
Fall sich mit tobenden Kindern abfinden<br />
müssen, entscheidet das Oberlandesgericht<br />
(OLG) in Kürze.<br />
Die Vorgeschichte ist komplex: Eine<br />
Hausverwaltungsgesellschaft will das<br />
Grundstück im Stadtteil Nymphenburg für<br />
25 Jahre an einen privaten Anbieter von<br />
Kindertagesstätten vermieten. Vier Anwohner<br />
von zwei Nachbargrundstücken<br />
jedoch versuchen, dies zu verhindern –<br />
zunächst mit einer Klage gegen die Baugenehmigung,<br />
dann unter Verweis auf die<br />
sogenannte Grunddienstbarkeit, die auf<br />
dem für die Kita vorgesehenen Grundstück<br />
liegt.<br />
Eine solche Grunddienstbarkeit räumt<br />
dem Besitzer eines Grundstücks Rechte<br />
an einem benachbarten Grundstück ein,<br />
etwa was die Durchleitung von Strom<br />
oder Abwasser anbelangt. Im konkreten<br />
Fall lautet der Text: „Auf dem Grundstück<br />
dürfen weder eine öffentliche Tankstelle<br />
noch eine Gastwirtschaft noch ein sonstiger<br />
lärmerregender oder belästigender<br />
Betrieb errichtet werden.”<br />
Doch die Geräusche von Kindern werden<br />
von den Gerichten inzwischen regelhaft<br />
als zu tolerierend eingestuft, weil es<br />
zum normalen Verhalten gerade jüngerer<br />
Kinder gehört, laut lachend durch die Gegend<br />
zu flitzen oder auch einmal wütend<br />
zu toben. „Kinderlärm ist sozialadäquat,<br />
mit dieser Begründung werden die Klagen<br />
fast immer zurückgewiesen, außer es ist<br />
etwas ganz Extremes”, erläutert Wilfried<br />
Schober vom Bayerischen Gemeindetag.<br />
In dem kommunalen Spitzenverband<br />
gibt es inzwischen reichlich Erfahrung mit<br />
entsprechenden Klagen, da die Städte<br />
und Gemeinden neben den Kirchen die<br />
größten Träger von Kitas sind. In geschätzt<br />
90 Prozent der Fälle gewinnen Träger entsprechende<br />
Prozesse laut Schober vollumfänglich,<br />
manchmal müssen sie einen<br />
Lärmschutzzaun bauen oder die Kosten<br />
für Lärmschutzfenster übernehmen.<br />
Nach Angaben des Deutschen Städteund<br />
Gemeindebunds liegt dies an einer<br />
Änderung des Bundesimmissionsschutzgesetzes<br />
vor einigen Jahren. Seitdem<br />
gelten Kindergeräusche von Spielplätzen<br />
oder Kitas nicht mehr als schädliche Umwelteinwirkungen,<br />
wie Sozialexperte Uwe<br />
Lübkin sagt. Anders als früher hätten Anwohner<br />
deshalb in ganz Deutschland nur<br />
noch geringe Chancen, sich zur Wehr zu<br />
setzen, wenn in Wohngebieten Kitas gebaut<br />
werden.<br />
Auch das Landgericht München I hatte<br />
im vorliegenden Fall entschieden, dass<br />
die Grunddienstbarkeit der Kita nicht entgegensteht.<br />
Denn um den Betrieb endlich<br />
aufnehmen zu können, hatte die Hausverwaltungsgesellschaft<br />
eine Feststellungsklage<br />
erhoben, um auf der sicheren Seite<br />
zu sein, wie eine Sprecherin des Oberlandesgerichts<br />
erläuterte. Gegen diese<br />
Entscheidung waren die Nachbarn in die<br />
nächste Instanz gezogen. Das Urteil des<br />
nun zuständigen OLG dürfte schon am<br />
Dienstag verkündet werden, sofern der<br />
Senat nicht einen eigenen Verkündungstermin<br />
festsetzt.<br />
Mieter müssen Kontrolle der Mülltrennung mitbezahlen<br />
Karlsruhe (dpa). Lässt ein Vermieter<br />
die korrekte Mülltrennung durch einen<br />
Dienstleister kontrollieren, darf er die Kosten<br />
dafür auf die Mieterinnen und Mieter<br />
umlegen. Das geht aus einem am Dienstag<br />
veröffentlichten Urteil des Bundesgerichtshofs<br />
(BGH) hervor.<br />
Geklagt hatten Mieter aus Berlin, die<br />
für dieses „Behältermanagement” im Jahr<br />
2018 etwas mehr als zwölf Euro zahlen<br />
sollten. Der Dienstleister hatte den Auftrag,<br />
die Restmülltonnen der Anlage mit<br />
rund 100 Wohnungen regelmäßig zu kontrollieren<br />
und falsch eingeworfenen Abfall<br />
bei Bedarf von Hand nachzusortieren. Laut<br />
BGH fällt dieser Service unter „Müllbeseitigung”<br />
– und die Kosten dafür dürfen<br />
nach der Betriebskostenverordnung auf<br />
die Mieter umgelegt werden. Die konkrete<br />
Dienstleistung werde in der Verordnung<br />
zwar nicht ausdrücklich erwähnt, heißt es<br />
in dem Urteil vom 5. Oktober. Der Begriff<br />
„Müllbeseitigung” sei aber weit auszulegen.<br />
Dass der Dienstleister nur beauftragt<br />
wurde, weil ein Teil der Mieter sich beim<br />
Mülltrennen nicht an die Vorschriften<br />
hielt, spielte für die obersten Zivilrichterinnen<br />
und -richter in Karlsruhe keine Rolle.<br />
In dem Streit ging es auch um Kosten<br />
für die regelmäßige Überprüfung der<br />
Rauchmelder. Diese dürfen ebenfalls auf<br />
die Mieter umgelegt werden, wie die Richter<br />
entschieden Az. VIII ZR 117/21). Betriebskosten<br />
sind laut Verordnung Kosten,<br />
die dem Eigentümer „durch den bestimmungsmäßigen<br />
Gebrauch des Gebäudes,<br />
der Nebengebäude, Anlagen, Einrichtungen<br />
und des Grundstücks laufend entstehen”.<br />
Kosten für Verwaltung und Instandhaltung<br />
gehören nicht dazu.
36 Recht<br />
Alles, was RECHT ist!<br />
Nachbarhaus darf bei Sanierung nicht beschädigt werden<br />
Oldenburg/Berlin (dpa). Bei Sanierungsarbeiten<br />
am eigenen Haus sollte man umsichtig<br />
vorgehen. Entsteht durch die Arbeiten<br />
ein Schaden am Nachbarhaus, kann<br />
man sich schadenersatzpflichtig machen.<br />
Geschädigte können sogar fiktiv abrechnen<br />
– also den Schaden selbst beheben,<br />
aber dennoch die Kosten geltend machen,<br />
die eine Fachfirma veranschlagen würde.<br />
Auf eine entsprechende Entscheidung des<br />
Oberlandesgerichts Oldenburg (Az. 6 U<br />
328/21) weist das Rechtsportal „anwaltauskunft.de”<br />
hin.<br />
In dem konkreten Fall hatten der Beklagte<br />
und seine Geschwister das geerbte<br />
Elternhaus sanieren lassen. Dabei wurde<br />
auch Wasser aus dem Keller nach draußen<br />
gepumpt. Der Beklagte war überzeugt,<br />
das Wasser würde auf seinem Grundstück<br />
versickern, eine Ableitung zur Kanalisation<br />
nahm er daher nicht vor. Doch entgegen<br />
der Erwartung floss das Wasser zum<br />
Nachbarhaus und gelangte dort über einen<br />
Lichtschacht in den Keller, wo es Wände<br />
und Fußboden durchnässte.<br />
Eigeninitiative schmälert Schadenersatz<br />
nicht<br />
Der Nachbar verlangte 6 700 Euro Schadenersatz<br />
– den Betrag, den eine Fachfirma<br />
zur Behebung des Schadens in Rechnung<br />
gestellt hätte. Das Landgericht Osnabrück<br />
sprach ihm in der Vorinstanz nur gut die<br />
Hälfte der Summe zu: Die Abläufe des<br />
Lichtschachts seien unzureichend gewesen.<br />
Zudem habe er den Schaden selbst behoben,<br />
weshalb er nicht den gesamten Betrag<br />
geltend machen könne.<br />
Vor dem Oberlandesgericht Oldenburg<br />
setzte der Nachbar seine Ansprüche dann<br />
aber voll durch. Dort urteilten die Richter,<br />
dass ihm kein Vorwurf zu machen sei. Der<br />
Lichtschacht sei zwar teilweise nicht in Ordnung<br />
gewesen, das habe sich laut Gutachten<br />
aber nicht auf den Schaden ausgewirkt.<br />
Auch könne der Kläger die fiktiven Kosten<br />
einer Fachfirma verlangen. Schädiger sollten<br />
nicht davon profitieren, wenn Geschädigte<br />
einen Schaden selbst beseitigten, so<br />
das Gericht.<br />
STOPP DEN HEIZ-KOSTENHAMMER!<br />
Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (<strong>VNW</strong>)<br />
bietet in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Bildungszentrum<br />
der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) und dem<br />
Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland<br />
Westfalen e.V. eine Kampagne an, die möglichst viele Mieterinnen<br />
und Mieter erreichen und für das Energiesparen sensibilisieren<br />
soll.<br />
Die Kampagne heißt „Stopp den Heizkosten-Hammer“ und<br />
wird über Social Media-Kanäle, Flyer und Plakat-Aushänge in<br />
den Hausfluren der am Gemeinwohl orientierten Wohnungswirtschaft<br />
in die Öffentlichkeit getragen. Fünf Motive mit einfachen<br />
Botschaften geben Tipps und helfen, Energie in der eigenen<br />
Wohnung zu sparen.<br />
Der <strong>VNW</strong> stellt Ihnen die entsprechenden Dateien für die Plakate<br />
und den Flyer kostenlos zur Verfügung.<br />
Wenn Sie mehr wissen wollen, schicken Sie einfach eine Mail<br />
mit den Kontaktdaten einer Ansprechpartnerin oder eines<br />
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schirg@vnw.de. Wir<br />
melden uns so rasch wie möglich und<br />
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im Leben schützt.<br />
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38 <strong>VNW</strong><br />
„Wohnen auf dem Baggersand“<br />
nimmt Gestalt an<br />
Richtfest für das 91-Millionen-Projekt in Lübeck-Travemünde<br />
VON HEIKE HEICKMANN
Lübeck. In bester Lage entstehen aktuell im Gemeinschaftsprojekt<br />
„Wohnen auf dem Baggersand“ 254 Wohneinheiten, davon<br />
47 öffentlich geförderte Wohneinheiten. Gut zwei Jahre nach<br />
dem ersten Spatenstich wurde am 25. Oktober <strong>2022</strong> Richtfest<br />
gefeiert.<br />
Bei schönstem Herbstwetter begrüßte Bauvereins-Vorständin<br />
Christine Koretzky im Namen der Bauherrengemeinschaft gut<br />
250 Gäste, Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner aus<br />
Politik und Wirtschaft sowie die am Bau beteiligten Architekten,<br />
Fachplaner und Handwerksfirmen.<br />
Zu diesem einmaligen Projekt übermittelten Lübecks Bürgermeister<br />
Jan Lindenau, Jörg Sibbel, Staatssekretär im Ministerium<br />
für Inneres, Kommunales und Wohnen des Landes Schleswig-<br />
Holstein, sowie <strong>VNW</strong>-Verbandsdirektor Andreas Breitner der Bauherrengemeinschaft<br />
und den am Bau beteiligten Unternehmen<br />
ihre Grußworte.<br />
Im Juli 2017 hatten die vier Wohnungsunternehmen Grundstücks-Gesellschaft<br />
TRAVE mbH, Lübecker Bauverein eG, NEUE<br />
LÜBECKER Norddeutsche Baugenossenschaft eG und Vereinigte<br />
Baugenossenschaften Lübeck eG das Grundstück Auf dem Baggersand<br />
in Lübeck-Travemünde von der Hansestadt Lübeck erworben.<br />
Vielfalt in der Einheit und Einheit in der Vielfalt<br />
Die ersten Planungen für die Neubebauung wurden in einem kooperativen<br />
Workshopverfahren aller Beteiligten abgeschlossen. In<br />
diesem Verfahren hat man sich auf ein gemeinsames Gestaltungsund<br />
Freiraumkonzept verständigt. Ziel war es, eine durchgängig<br />
hohe Qualität der Planung auf der städtebaulichen sowie gebäude-<br />
und freiraumplanerischen Ebene sicherzustellen.<br />
Unter dem Motto „Vielfalt in der Einheit, Einheit in der Vielfalt“<br />
und unter Berücksichtigung der Vorgaben des Bebauungsplans<br />
wurden die Entwürfe der vier beauftragten Architektenteams aufeinander<br />
abgestimmt.<br />
Insgesamt plant die Bauherrengemeinschaft auf dem rund<br />
20.000 Quadratmeter großen Areal den Bau von 254 Mietwohnungen,<br />
davon 47 öffentlich geförderte Wohneinheiten, sowie<br />
eine Tiefgarage mit 257 Stellplätzen und 16 E-Ladesäulen.<br />
Geplant sind Wohnungen für Familien, Singles, Paare und Senioren.<br />
Das Projekt läuft planmäßig. Die Fertigstellung des Gesamtprojekts<br />
ist für Anfang 2024 geplant. Das gesamte Investitionsvolumen<br />
beträgt ca. 91 Millionen Euro.<br />
Eine Übersicht des Gesamtprojekts erhalten Interessierte<br />
auf www.wohnen-auf-dem-baggersand.de.<br />
27.10.<strong>2022</strong>, hh h<br />
39<br />
Heike Heickmann<br />
ist Diplom-Kauffrau und seit<br />
mehr als 13 Jahren bei der<br />
Lübecker Bauverein eG als<br />
Leiterin Unternehmenskommunikation<br />
beschäftigt.
40 <strong>VNW</strong><br />
Namen und<br />
Nachrichten<br />
Richtfest für Buntes Miteinander Billstedt<br />
Hamburg. Die Baugenossenschaft Hamburger Wohnen eG hat<br />
das Richtfest für ihr Neubauprojekt „Buntes Miteinander Billstedt“<br />
gefeiert. Die 20 öffentlich geförderten Genossenschaftswohnungen<br />
bieten Familien sowie Seniorinnen und Senioren mit einem<br />
niedrigen Einkommen ein bezahlbares Zuhause. Der energieeffiziente<br />
Neubau ergänzt den genossenschaftlichen Wohnungsbe-<br />
stand auf dem Nachbargrundstück. Die Wohnungen haben zwei<br />
bis 3,5 Zimmer und sind zwischen 55 und 90 Quadratmeter groß.<br />
Alle Wohnungen werden im 1. Förderweg errichtet, die anfängliche<br />
Nettokaltmiete beträgt 6,90 Euro pro Quadratmeter. Die Gebäude<br />
werden im KfW 55-Standard errichtet. Dr. Hardy Heymann,<br />
Vorstand der Baugenossenschaft Hamburger Wohnen, verwies darauf,<br />
dass die Genossenschaft derzeit rund 230 Wohnungen baut<br />
bzw. plant. Davon würden 170 Wohnungen öffentlich gefördert.<br />
Ummelden nach Umzug online möglich<br />
Hamburg. Künftig können die meisten Hamburgerinnen und<br />
Hamburger ihre neue Adresse nach einem Umzug innerhalb Hamburgs<br />
digital anmelden. Damit sparen sie nicht nur Zeit, sondern<br />
auch Geld. Das Pilotprojekt wird schrittweise erweitert und nach<br />
und nach für die Nutzung in der gesamten Bundesrepublik zur<br />
Verfügung stehen. Wer umzieht, muss innerhalb von 14 Tagen<br />
seine neue Adresse bekanntgeben. Der neue Onlinedienst, die sogenannte<br />
elektronische Wohnsitzanmeldung (eWA), bietet eine<br />
Alternative zum Behördengang. Der komplette Anmeldeprozess<br />
lässt sich ab sofort rechtssicher und fristgerecht jederzeit und von<br />
jedem Ort erledigen. Anders als bei der Ummeldung im Amt fallen<br />
online außerdem keine Gebühren an.
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Zahl der Strom- und Gassperrungen<br />
gestiegen<br />
Bonn. Schon vor dem dramatischen Anstieg der Energiepreise infolge<br />
des Ukraine-Krieges hat die Zahl der Strom- und Gassperren<br />
wegen unbezahlter Rechnungen wieder zugenommen. Im vergangenen<br />
Jahr habe sich die Zahl der Stromsperrungen in Deutschland<br />
um gut zwei Prozent auf rund 235.000 erhöht, wie aus Zahlen für<br />
den neuen Monitoringbericht von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt<br />
hervorgeht. Die Zahl der Gassperrungen erhöhte<br />
sich um rund zwölf Prozent auf rund 27.000. Damit waren etwa<br />
0,4 Prozent aller Stromkunden und rund 0,2 Prozent aller Gaskunden<br />
in Deutschland von Lieferstopps betroffen. Für <strong>2022</strong> liegen<br />
nach Angaben der Behörden noch keine Daten vor. Der Anstieg<br />
der Energiekosten im Jahr <strong>2022</strong> könne allerdings dazu führen,<br />
dass mehr Strom- und Gaskunden mit ihren Strom- und Gasrechnungen<br />
in Zahlungsverzug geraten. Das könne letztlich zu einem<br />
Anstieg der Sperrungen führen. (dpa)<br />
Offener Bücherschrank Rosentreppe<br />
Hamburg. Leihen und schenken liegt im Trend: Es spart Geld, hilft<br />
dem Klima und macht auch noch Spaß. Für Klimaprojekte ist der<br />
Eisenbahnbauverein Harburg (EBV) schon lange bekannt. Nun ist<br />
die Genossenschaft aufs Buch gekommen. Am 12. Oktober lud<br />
man in Wilstorf zur Einweihung eines Offenen Bücherschranks ein.<br />
Rund 50 Mitglieder und Nachbarn waren der Einladung gefolgt,<br />
saßen auf Stufen und Mäuerchen rund um den Schrank und genossen<br />
die Lesung der Schauspielerin Sandra Keck. Sie las neben<br />
einer bunten Zusammenstellung von Jane Austen bis Erich Kästner<br />
Zitate aus genossenschaftlichen Schriften. Zumindest am ersten<br />
Tag ging das Konzept, mit dem Schrank auch einen Treffpunkt<br />
eingerichtet zu haben, auf: Lange nach Veranstaltungsschluss<br />
stand man noch zusammen, blätterte in Büchern und plauderte<br />
miteinander.<br />
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42 <strong>VNW</strong><br />
Klaus-Novy-Preis verliehen<br />
Berlin. Klimaschutz und Partizipation – Themen, die die Wohnungsgenossenschaften<br />
vor neue Aufgaben stellen und kreative<br />
Wege fordern, um beides in Einklang zu bringen. Mit dem Klaus-<br />
Novy-Preis <strong>2022</strong> wurden nun jene Genossenschaften geehrt, die<br />
sich diese Themen zur Aufgabe gemacht haben. Überzeugt hat<br />
dabei vor allem das Forum Kreuzberg, die das „Dorf in der Stadt“<br />
gemeinschaftlich im Sinne der Genossenschaft klimagerecht<br />
gestalten. Zur Verleihung des erstmals vom Verein „Wohnen in<br />
Genossenschaften“ vergebenen Preises kamen Wohnungsgenossenschaften<br />
verschiedener Größe und Ausgestaltung des Genossenschaftsgedankens<br />
zusammen.<br />
MEIN VERMIETER SOLLTE ...<br />
Jeder zweite Mieter will Nachhaltigkeit<br />
des Vermieters<br />
Hamburg. Rund die Hälfte der deutschen Mieterinnen und Mieter<br />
findet es wichtig, dass ihr Vermieter nachhaltig handelt. Das ist<br />
ein Ergebnis der repräsentativen Studie „Servicemonitor Wohnen“<br />
des Beratungsunternehmens Analyse & Konzepte immo.consult.<br />
15 Prozent der Befragten stufen es hingegen als unwichtig ein,<br />
dass der Vermieter sich der Nachhaltigkeit widmet. Die relevantesten<br />
Dimensionen der Nachhaltigkeit im Wohnungsunternehmen<br />
seien faire Mieten und die Einhaltung des Datenschutzes sowie<br />
anderer Gesetze. Erst danach folgen der Einsatz erneuerbarer<br />
Energien und die energetische Gebäudesanierung. Auf Letzteres<br />
legen insbesondere Menschen Wert, die ihre Wohnung über eine<br />
Hausverwaltung mieten.
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Transparenz für Verwalter und Bewohner.<br />
Richtfest für 145 Wohnungen in Harburg<br />
Hamburg. 145 Wohnungen, davon 118 öffentlich gefördert,<br />
entstehen derzeit an der Bremer Straße in Hamburg-Eißendorf.<br />
Der Standort ist gut erschlossen: Neben Einkaufsmöglichkeiten,<br />
Ärzten und Schulen gibt es viel Grün, beginnend bei den Außenanlagen<br />
über Schrebergärten im Göhlbachtal bis zum Stadtpark<br />
Harburg. Der 1921 gegründete Eisenbahnbauverein Harburg verfügt<br />
hier bereits über Siedlungshäuser aus ihrer Gründungszeit<br />
und über 200 in den 1970er Jahren gebaute Wohnungen. Fünf<br />
der Siedlungshäuser bleiben – komplett modernisiert – stehen.<br />
Wahrscheinlich noch Ende kommenden Jahres ziehen die ersten<br />
Mieter in die neuen Wohnungen ein, bis Ende 2025 werden alle<br />
Wohnungen bezugsfertig sein. Das Gesamtvolumen für diesen<br />
Wohnungsneubau beträgt rund 38 Millionen Euro.<br />
SAGA-Systemhaus nimmt Fahrt auf<br />
Hamburg. Die Unternehmensgruppe SAGA wird bis zum Jahr<br />
2023 rund 500 Wohnungen als Systemhaus gebaut haben. Weitere<br />
rund 2 600 Wohnungen sollen in den kommenden Jahren<br />
folgen. Das teilte das Unternehmen anlässlich eines Besuchs von<br />
Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt<br />
in Farmsen-Berne mit. Ziel sei die Entwicklung eines nachhaltigen<br />
Baustandards, der über deutlich verringerte Baukosten infolge<br />
starker Vereinfachung die erforderliche Wirtschaftlichkeit<br />
sichere. Dennoch solle dieser Standard sowohl den Wünschen der<br />
Mieter, klimapolitischen Zielen und städtebaulichen Ansprüchen<br />
genügen. Vorgabe der maximalen Herstellungskosten für diese<br />
preisgedämpften und frei finanzierten Wohnungen seien Kosten<br />
in Höhe von 3 100 Euro je Quadratmeter Wohnfläche, erklärte<br />
das Unternehmen. Die Broschüre „SAGA-Systemwohnungsbau.<br />
Seriell, modular, effizient“ kann von der Internetseite des Unternehmens<br />
heruntergeladen werden.<br />
Die neue Heizkostenverordnung ist da.<br />
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44 <strong>VNW</strong><br />
Die wichtigsten Termine in den kommenden Monaten<br />
18. / 19.<br />
JAN 2023<br />
25. <strong>VNW</strong>-MANAGEMENTFORUM<br />
Rostock-Warnemünde<br />
01.<br />
MÄR 2023<br />
<strong>VNW</strong>-/VDW FACHTAGUNG DIGITALISIERUNG<br />
IN DER WOHNUNGSWIRTSCHAFT<br />
Hamburg<br />
01.<br />
JUN 2023<br />
<strong>VNW</strong>-/VDW GENOSSENSCHAFTSTAG<br />
Hamburg<br />
27. / 28.<br />
JUN 2023<br />
FACHFORUM RECHNUNGSWESEN/<br />
UNTERNEHMENSSTEUERUNG<br />
Boltenhagen<br />
18. / 19.<br />
SEP 2023<br />
<strong>VNW</strong>-ARBEITSTAGUNG<br />
Lübeck<br />
06.<br />
NOV 2023<br />
10. NORDDEUTSCHER MIETRECHTSTAG<br />
Lübeck
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Prospekt<br />
Neue Durchlauferhitzer-Serie für die Wohnungswirtschaft<br />
Der Heizwärmebedarf unseres Gebäudebestandes sinkt durch den energieeffizienten Neubau und die energetische<br />
Sanierung stetig. Darum empfehlen wir, Heizung und Warmwasser voneinander zu trennen. Dabei werden Investitionskosten<br />
gespart, denn es müssen keine langen Warmwasserleitungen verlegt werden. E-Durchlauferhitzer erhitzen dann das Wasser<br />
bedarfsgerecht direkt in der Wohnung. Das spart Energie und Wasser und erleichtert die Abrechnung. Die Heizung läuft<br />
separat mit geringeren Temperaturen z. B. über eine Wärmepumpe. Damit werden wir von fossilen Energieträgern immer<br />
unabhängiger, ein wichtiger Schritt zur Klimaneutralität.<br />
Die neuen E-Durchlauferhitzer von CLAGE wurden an die Anforderungen der Wohnungswirtschaft angepasst. Leichtere<br />
Installation, geringere Einschaltwassermenge und bequeme Bedienung wurden integriert. Für jeden Komfortanspruch gibt<br />
es nun ein spezielles Gerät. Touchdisplay mit Monitoring-Funktionen oder lieber gar keine Bedienelemente?<br />
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46<br />
Fachkräftemangel<br />
Wie Automatisierung dem<br />
Fachkräftemangel entgegenwirkt<br />
Wo qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen fehlen, gewinnen<br />
automatisierte Prozesse an Bedeutung. Die Chancen für das Unternehmen<br />
sind vielfältiger als Geschwindigkeit und Effizienz.<br />
VON DR. CARSTEN THIES GESCHÄFTSFÜHRER DER HAUFE GROUP<br />
Der Fachkräftemangel trifft die Immobilien- und Wohnungswirtschaft<br />
immer empfindlicher, wie der vom EBZ beauftragte<br />
„Human Resources Monitor – Immobilienwirtschaft <strong>2022</strong>“ vorrechnet.<br />
Über 80 Prozent der befragten Unternehmen haben<br />
zunehmende Schwierigkeiten, technisches Personal zu finden.<br />
70 Prozent beklagen einen Mangel im kaufmännischen Bereich.<br />
Dabei werden qualifizierte Mitarbeitende dringend benötigt, um<br />
Herausforderungen wie die Klimawende zu stemmen. Gleichzeitig<br />
schrumpft der Pool an Nachwuchskräften. Dem HR-Report<br />
zufolge könnten im Jahr 2030 der Branche bis zu 840 000 junge<br />
Fachkräfte weniger zur Verfügung stehen als noch 2019.<br />
Eine mehrgleisige Strategie ist notwendig<br />
Für die Unternehmen wird es überlebenswichtig, eine Gegenstrategie<br />
zu entwickeln. Auf der einen Seite werden die Unternehmen<br />
die Attraktivität ihrer Arbeitsplätze weiter erhöhen müssen. Dabei<br />
geht es nicht nur um flexible Arbeitszeiten, die freie Wahl des<br />
Arbeitsortes und Nebenleistungen. Die Arbeit muss Spaß machen<br />
und Sinn stiften. Am anderen Ende des Instrumentariums steht<br />
die Steigerung der Produktivität. Dies muss nicht im Widerspruch<br />
zu attraktiven Arbeitsplätzen stehen. Ganz im Gegenteil – repetitive<br />
Tätigkeiten werden schnell eintönig, sie können auch von<br />
Software übernommen werden. Hier kommt der Automatisierung<br />
durch moderne Software eine Schüsselrolle zu.
47<br />
DR. CARSTEN THIES<br />
ist als Geschäftsführer der Haufe Group SE für die Business-Group-EES, ERP- und<br />
Eco-Systems verantwortlich und hat die Transformation der Haufe Group jahrelang<br />
maßgeblich mitgestaltet.<br />
Diese Expertise und sein tiefgreifendes Verständnis für die Potenziale der Digitalisierung<br />
mittels Ökosystem-Plattformen und neuester ERP-Technologie setzt er ein,<br />
um wohnungswirtschaftliche Unternehmen auf diesem Weg zu begleiten. Damit<br />
verbunden tritt er ein für neue Chancen in der Führung, durch Enabling und Empowerment.<br />
Automatisierung sorgt dort für hohen Zeitgewinn, wo Daten<br />
in großen Mengen nach festen Schemata verarbeitet werden.<br />
Statt des Menschen übernimmt der Algorithmus die Auswahl, Zuordnung,<br />
Verarbeitung und Verteilung der Daten. Und das bringt<br />
nicht nur hohe Geschwindigkeit in den Prozess, sondern senkt<br />
auch die Fehlerquote. Die Mitarbeitenden als kontrollierende Instanz<br />
können sich auf solche Tätigkeiten fokussieren, die individuelle<br />
Entscheidungen und Fähigkeiten verlangen. Die nächste<br />
Stufe der Automatisierung wird durch Künstliche Intelligenz oder<br />
Machine Learning erreicht. Dann lernt eine Software, was sie zu<br />
tun hat, erkennt komplexe Zusammenhänge und kann diese abbilden.<br />
Durch Senken der Arbeitslast entstehen<br />
neue Kapazitäten<br />
Jede Routinetätigkeit, die eine Software übernimmt, entlastet das<br />
bestehende Personal. Dabei werden nicht nur Kapazitäten frei,<br />
häufig verbessern sich auch Zusammenarbeit, Information und<br />
Kommunikation. Das sehen viele Verantwortliche ähnlich. Im HR-<br />
Monitor stimmen 53 Prozent der Befragten damit überein, dass<br />
gute Software die Verwaltungstätigkeit vereinfacht und Personaleinsparungen<br />
ermöglicht. Der Digitalisierungsstudie 2021 des<br />
ZIA zufolge sind sogar 90 Prozent der Unternehmen davon überzeugt,<br />
dass automatisierte Prozesse den Fortbestand des Unternehmens<br />
sichern.<br />
Wie Automatisierung greift – zwei Beispiele<br />
An dem cloudbasierten ERP-System Haufe axera lässt sich zeigen,<br />
wie Software mit einem hohen Automatisierungsgrad wirken<br />
kann. Zum Beispiel im Zahlungsverkehr übernimmt Haufe axera<br />
sämtliche Daten zu Zahlungseingängen von der Bank, identifiziert<br />
die Kontobewegung, ordnet sie dem entsprechenden Mieter oder<br />
sonstigen Zahlungspflichtigen zu und verbucht sie selbstständig.<br />
Für viele unserer Kunden ist dieser Prozess ein Quantensprung,<br />
weil die Mitarbeitenden überhaupt nicht mehr in den Ablauf eingreifen<br />
müssen. Der Zahlungsverkehr läuft geräuschlos im Hintergrund<br />
ab und die Buchhaltung erledigt die Software.<br />
Oder bei der Kündigung eines Mieters: Hier stößt Haufe axera<br />
die nächsten Schritte an wie Wohnungsabnahme, Betriebskostenabrechnung<br />
oder Vermietungsprozess. Aufgaben lassen sich<br />
bestimmten Personen oder Kategorien zuordnen. So weiß axera,<br />
wann es welche Daten für welchen Prozess oder Mitarbeitenden<br />
bereitstellen soll, bspw. von der Technik in die Verwaltung. Die<br />
Mitarbeitenden müssen weder Informationen hinterherrennen<br />
noch Daten doppelt pflegen. Ist das System einmal sorgfältig eingerichtet,<br />
eröffnen sich immer neue Möglichkeiten, sich Arbeit<br />
abnehmen zu lassen. Die Maschine denkt mit – das entlastet den<br />
Kopf: Sie erinnert an Termine, macht auf fehlende Daten aufmerksam<br />
oder bereitet Aktivitäten wie einen Mahnprozess fristgerecht<br />
vor. Doch es bleibt der Mensch, der entscheidet, ob er die Mahnung<br />
auslöst. Viele weitere Beispiele könnte man hier anführen.<br />
Automatisierung setzt neue Kräfte und Ideen frei<br />
Aber Automatisierung steigert nicht nur die Produktivität, sondern<br />
diffundiert in alle Winkel der Organisation. Dazu lohnt ein<br />
kleiner Gedankensprung: Was macht Mitarbeitende unglücklich?<br />
Neben Stress und Überforderung gehört fehlende Sinnhaftigkeit<br />
der Tätigkeit zu den häufigsten Kündigungsgründen. Gute<br />
Fachkräfte wollen über das Tagesgeschäft hinaus auch Ideen und<br />
Projekte vorantreiben, die sie befriedigen und für die sie Anerkennung<br />
finden. Doch die Wirklichkeit sieht oft anders aus. Ein analoges<br />
Dokument in Altakten suchen zu müssen, kann 15 bis 20<br />
Minuten kosten – sinnlos vergeudete Zeit. Die Suche in einem<br />
digitalen Dokumentenmanagementsystem ist in wenigen Sekunden<br />
erfolgreich. Wer hier auf Digitalisierung und Automatisierung<br />
verzichtet, wird sich auf dem Fachkräftemarkt immer schwerer<br />
tun und vor allem jüngere Mitarbeitende auf Dauer nicht halten<br />
können.<br />
In einem „entschlackten“ Arbeitsalltag gibt es Freiraum für<br />
motivierende Aufgaben, für die intensivere Betreuung der Kunden<br />
oder die Beschäftigung mit neuen Themen. Ein Unternehmen,<br />
das diese Perspektiven bietet, weil es auf Automatisierung<br />
setzt, wo immer sie der Organisation und der Belegschaft nützt,<br />
sorgt für hohe Mitarbeiterbindung und kann auch auf dem Fachkräftemarkt<br />
nur gewinnen. h
48<br />
Baukulturbericht<br />
Bundesstiftung Baukultur stellt<br />
Baukulturbericht <strong>2022</strong>/23 vor<br />
Mit der „Neuen Umbaukultur“ fordert der Baukulturbericht<br />
<strong>2022</strong> / 23 aktiv zum Umdenken auf. Jahrzehntelang<br />
galten Abriss und Ersatzneubau als ebenso selbstverständlich<br />
wie die Ausweisung von Bauland auf der<br />
grünen Wiese. Jetzt wird klar: Der Bausektor ist für einen<br />
Großteil der CO 2<br />
-Emissionen verantwortlich. Angesichts<br />
der sich verschärfenden Klimalage kann mit dem Umbau<br />
von Bauwerken ein wesentlicher Beitrag<br />
gegen den Klimawandel geleistet werden.<br />
Dafür ist ein Umdenken notwendig und<br />
eine neue baukulturell verankerte Umbaukultur,<br />
die auch den Umbau der Zukunft<br />
mitdenkt und gängige Abläufe von Neubauvorhaben<br />
auf den Prüfstand stellt. Wie<br />
der Paradigmenwechsel im Bausektor gelingen<br />
kann, greift der aktuelle Baukulturbericht<br />
auf und zeigt Handlungsoptionen<br />
für Kommunen, Politik und Bauschaffende<br />
auf.<br />
Der Bericht stützt sich auf repräsentative<br />
Ergebnisse einer forsa-Umfrage zum Thema<br />
Baukultur und Umbau von Städten und<br />
Gebäuden sowie Ergebnisse von Umfragen<br />
bei Städten und Kommunen, im Handwerk<br />
und bei den planenden Berufen. Zudem<br />
beauftragte die Stiftung beim Wuppertal<br />
Institut für Klima, Umwelt, Energie eine<br />
konzeptionelle Recherche zum klimaverträglichen<br />
Umgang mit dem Bestand.
49
50 Zinsanstieg<br />
Die Folgen bei einer<br />
Anschlussfinanzierung:<br />
rasanter Zinsanstieg<br />
Folgen des Zinsanstiegs<br />
Die Zeiten der niedrigen Bauzinsen sind vorbei; mit dem Beginn<br />
des Jahres <strong>2022</strong> endete die vielfach, auch negativ diskutierte Niedrigzinsphase<br />
in Deutschland. Ausgelöst durch die Finanzkrise 2008<br />
hatte die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen deutlich gesenkt<br />
und gleichzeitig die Liquidität durch Anleihekaufprogramme<br />
massiv ausgeweitet. Das Resultat waren stetig sinkende Zinsen bis<br />
hin zu einer negativen Rendite bei Bundesanleihen.<br />
Die ersten Aktivitäten beim Ausstieg aus der ultra-expansiven<br />
Geldpolitik kamen aus Amerika, wo die amerikanische Notenbank<br />
die Zinsen sukzessive erhöhte. Als Reaktion darauf und um die<br />
hohen Inflationsraten in Europa zu bekämpfen, sah sich auch die<br />
EZB gezwungen, aus den Anleihekaufprogrammen auszusteigen<br />
und die Leitzinsen zu erhöhen.<br />
Seit Jahresanfang sind sowohl die Renditen der Bundesanleihen<br />
und Pfandbriefe als auch die Zinsen für Wohnungsbaukredite<br />
stark gestiegen. Trotz eines leichten Rückgangs im Sommer dieses<br />
Jahres stiegen die Bauzinsen zuletzt sogar auf über vier Prozent. Es<br />
ist davon auszugehen, dass sich die Lage bei den Zinsen in absehbarer<br />
Zeit nicht nachhaltig entspannen wird. Ein weiterer Anstieg<br />
ist aufgrund der Ankündigungen der EZB eher wahrscheinlich.<br />
Die Folgen der Zinserhöhung machen sich auch auf den Immobilienmärkten<br />
bemerkbar:
51<br />
PROF. DR. GÜNTER VORNHOLZ<br />
Professor für Immobilienökonomie an der EBZ Business School in Bochum<br />
• Erstens bei Portfolioentscheidungen: Die Kapitalanleger vergleichen<br />
die Rendite der Anleihen mit der Immobilienrendite und<br />
stellen fest, dass die Anleiherenditen deutlich attraktiver geworden<br />
sind. Es erfolgen Umschichtungen im Portfolio bzw. Neuanlagen<br />
von Kapital nicht mehr vorzugsweise in Immobilien.<br />
• Zweitens kommt es bei der Finanzierung durch die Zinserhöhung<br />
zu einer Belastung der Käufer. Als Reaktion auf den massiven<br />
Zinsanstieg haben viele Immobilienerwerber ihre Eigenkapitalquoten<br />
erhöht oder die Tilgungsrate bei Neuabschlüssen deutlich<br />
gesenkt. Der Anstieg der Bauzinsen hat insgesamt dazu geführt,<br />
dass sich viele Menschen eine Wohnimmobilie nicht mehr leisten<br />
können oder wollen. So ging seit Jahresanfang die Nachfrage nach<br />
Baufinanzierungen sowohl für Neubauten bei Eigennutzern als<br />
auch bei Kapitalanlegern deutlich zurück.<br />
• Drittens leidet der Bau bzw. die Projektentwicklungen. Durch<br />
die Zinserhöhungen wird entweder die Zwischenfinanzierung teurer<br />
oder insgesamt der Bau von Immobilien. Darüber hinaus droht<br />
die Gefahr, dass das Objekt nicht verkauft werden kann.<br />
• Viertens wird auf die Gefahr einer steigenden Belastung bei<br />
einer Anschlussfinanzierung bzw. Umschuldung hingewiesen.<br />
Anschlussfinanzierung bzw. Umschuldung<br />
Über lange Jahre war das Eigenheim trotz fehlendem Eigenkapital<br />
und moderatem Einkommen für viele Haushalte relativ problemlos<br />
realisierbar. Durch den erheblichen Anstieg der Bauzinsen für<br />
Immobilienfinanzierungen im Jahr <strong>2022</strong> hat sich das plötzlich geändert.<br />
Es besteht die Angst vor negativen Auswirkungen einer<br />
Umschuldung bzw. Anschlussfinanzierung für die Haushalte.<br />
Zahlreiche Darlehensnehmer, die ihre Immobilienkredite noch<br />
tilgen müssen, blicken mit Sorge auf das Auslaufen der Zinsbindungsfrist<br />
oder das Laufzeitende ihres Kreditvertrags. Je nach<br />
Ausgangslage müssen sich diese infolge gestiegener Bauzinsen<br />
auf gravierende Konsequenzen einstellen. Nach Auslauf der Zinsbindung<br />
muss ein Immobilienkredit grundsätzlich zu aktuellen<br />
Zinssätzen refinanziert werden. Kreditnehmer, die sich vor längerer<br />
Zeit für den Bau bzw. Kauf eines Hauses bzw. Wohnung verschuldet<br />
haben, würden jetzt bei einer Umschuldung mit höheren<br />
Zinsen belastet. Auch für die zukünftige Entwicklung wird dies als<br />
Risiko gesehen.<br />
Quelle: www.bundesbank.de<br />
f
52<br />
Wohnungspolitik Zinsanstieg<br />
Die Hypothekenzinsen mit einer Laufzeit von mehr als zehn<br />
Jahren sanken seit Anfang der 1990er Jahre kontinuierlich bis zum<br />
Jahresende 2021. Nach den letzten veröffentlichten Daten der<br />
Deutschen Bundesbank über Hypothekenzinsen mit einer Laufzeit<br />
von über zehn Jahren lag dieser Zinssatz bei rund drei Prozent,<br />
nach Angaben der Interhyp AG ist der Zinssatz mittlerweile auf<br />
über vier Prozent (Ende Oktober <strong>2022</strong>) gestiegen. Dadurch ergeben<br />
sich verschiedene Szenarien, wobei aufgrund fehlender Daten<br />
keine Aussage über die jeweilige empirische Bedeutung gemacht<br />
werden kann.<br />
Die Effekte der Umschuldung für einzelne Haushalte hängen<br />
entscheidend davon ab, zu welchem Zinssatz, zu welchem Zeitpunkt<br />
und mit welcher Laufzeit ein Kreditvertrag in der Vergangenheit<br />
abgeschlossen wurde. Trotz des sehr starken Zinsanstiegs<br />
von gut einem Prozent auf aktuell gut vier Prozent je nach Laufzeit<br />
kann es durch eine aktuelle notwendige Umschuldung oder Nachverhandlung<br />
zu einer stärkeren Belastung oder aber auch zu einer<br />
Entlastung kommen.<br />
Schlechte Nachrichten gibt es für die Kreditnehmer, die ihren<br />
Kreditvertrag in den letzten zehn Jahren abgeschlossen haben. Der<br />
aktuelle Zins liegt über dem zum Abschluss des Vertrags. Somit<br />
kommt es zu einer höheren Zinsbelastung, wenn ein neuer Darlehensvertrag<br />
abgeschlossen wird. Wäre zum Beispiel vor einem<br />
Jahr (2021) nur ein Überbrückungskredit von einem Jahr Laufzeit<br />
abgeschlossen worden, so würde sich nun die Zinszahlung vervierfachen.<br />
Bei den weiteren Verträgen, die in den letzten zehn Jahren<br />
abgeschlossen wurden, ist es ebenso wichtig, wie hoch die Tilgung<br />
in den vergangenen Jahren war. So kann durch einen geringeren<br />
Kreditbetrag ein Teil des Zinsanstiegs kompensiert werden.<br />
Für diejenigen, die in der Niedrigzinsphase Immobilienkredite<br />
zu günstigen Konditionen abschließen konnten und diese Zinsen<br />
nicht langfristig festgeschrieben haben, wird es allerdings kritisch.<br />
In absehbarer Zeit werden sie sich um eine Anschlussfinanzierung<br />
bemühen müssen. Oft ist nach Ablauf eines Zinsbindungsabschnitts<br />
eine Anschlussfinanzierung nötig. Werden dafür nun<br />
höhere Sollzinsen verlangt als für die laufende Zinsbindungsfrist,<br />
müssen Kreditnehmer höhere monatliche Raten aufbringen oder<br />
längere Abzahlungszeiträume in Kauf nehmen. Die Auswirkungen<br />
des Zinsanstiegs spüren dabei diejenigen am meisten, die noch<br />
eine hohe Restschuld zu tilgen haben. Je nachdem, in welchem<br />
Lebensalter die Haushalte ihr Eigenheim erworben haben, kann<br />
sich die Abzahlung des Immobilienkredits möglicherweise sogar<br />
bis ins Rentenalter verlängern. Bei manchen Eigenheimbesitzern<br />
kann infolge eines Zinsanstiegs eventuell sogar die gesamte Finanzierung<br />
gefährdet sein.<br />
Besonders problematisch kann es insbesondere für Haushalte werden,<br />
die<br />
• hohe Darlehensbeträge mit kurzer Zinsbindung aufgenommen<br />
haben,<br />
• hohe Kredite aufgenommen haben und verhältnismäßig<br />
wenig tilgen oder die<br />
• die Grenze der tragbaren Belastung mit ihrer jetzigen Finanzierung<br />
schon erreicht haben.<br />
Gute Nachrichten gibt es für Kreditnehmer, die einen Kreditvertrag<br />
vor 2012 abgeschlossen und noch keine Umschuldung<br />
vorgenommen haben. Teilweise konnten oder wollten die Darlehensnehmer<br />
ihre alten bestehenden Kreditverträge nicht umschulden.<br />
Durch eine vorzeitige Umschuldung hätten sich womöglich<br />
Geld und Zinsen sparen lassen, aber es sind die Bedingungen in<br />
den Kreditverträgen zu beachten und mögliche Gebühren bei vorzeitiger<br />
Zurückzahlung gegenzurechnen.<br />
Vor mehr als zehn Jahren, als die jetzt endenden Zinsbindungsfristen<br />
vereinbart wurden, war das Bauzinsniveau ähnlich hoch<br />
bzw. noch deutlich höher. Bei älteren Verträgen wird der diesjährige<br />
Anstieg der Bauzinsen bislang noch nicht zu den vorher beschriebenen<br />
Schwierigkeiten führen. Schon in den letzten Jahren<br />
haben die Haushalte teilweise die sehr günstige Zinsentwicklung<br />
genutzt, um trotz Vorfälligkeitsentschädigungen neue Kredite zu<br />
den damals sehr niedrigen Zinsen abzuschließen. Diese Haushalte<br />
haben profitiert.<br />
Weiterhin profitieren Schuldner trotz des drastischen Zinsanstiegs<br />
<strong>2022</strong> noch bei Verlängerung eines auslaufenden Kreditvertrags.<br />
Je älter Kreditverträge sind, desto stärker fällt dieser Effekt<br />
sogar noch aus. Immobilienkäufer, die ein Darlehen aufnehmen,<br />
zahlen heute im historischen Vergleich deutlich weniger Zinsen. So<br />
betrug der Hypothekenzins vor 20 Jahren (2002) rund 5,5 Prozent<br />
je nach Laufzeit des Kreditvertrags und lag damit deutlich über<br />
dem aktuellen Zinsniveau.<br />
Perspektiven der Zinsentwicklung<br />
Welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus für die Zukunft ziehen?<br />
Wie hoch wird das Zinsniveau in 10 oder 20 Jahren sein?<br />
Ein Hinweis kann sich aufgrund der historischen Entwicklung der<br />
Zinsen ergeben.<br />
• Die Hypothekenzinsen liegen noch leicht unter dem Durchschnittszins<br />
der letzten 30 Jahre, der bei durchschnittlich 4,5 Prozent<br />
lag. Der Durchschnittszins der letzten 40 Jahre betrug sogar<br />
5,5 Prozent und war damit noch höher. Aber: Der aktuelle Zins ist<br />
leicht höher als der Durchschnittszins von rund 3,5 Prozent der<br />
letzten 20 Jahre.<br />
• Das derzeitige Zinsniveau ist somit nicht außergewöhnlich<br />
hoch, wohl aber der rasante Anstieg seit Jahresbeginn.<br />
Allerdings lässt sich daraus noch keine Prognose oder Empfehlung<br />
ableiten. Der Abschluss eines Kreditvertrags, ob mit langfristig<br />
oder kurzfristig festgelegtem Zinssatz, ist immer auch eine<br />
Wette darüber, wie sich die Zinsen entwickeln werden. Die EZB<br />
wird vor dem Hintergrund der Entwicklung der Inflationsrate und<br />
auch der wirtschaftlichen Entwicklung ihre Entscheidungen treffen<br />
und diese sehen eher nach weiteren Zinsschritten nach oben aus.<br />
Es ist eher unwahrscheinlich, dass die EZB die Leitzinsen wieder<br />
auf das Niedrigzinsniveau des letzten Jahres senken wird.<br />
Meiner Ansicht nach gibt es einige, die trotz des massiven<br />
Zinsanstiegs auch heute noch profitieren können. Ihre Zahl ist aber<br />
statistisch nicht erfasst. h<br />
Im schlimmsten Fall, wenn die Restschuld und die Zinsdifferenz so<br />
hoch sind, dass der monatlich für die Rate verfügbare Betrag nicht<br />
mehr für Zins und Tilgung ausreicht, können die Zinsanpassung<br />
oder die Prolongation sogar scheitern.
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54<br />
Zinsentwicklung<br />
Eine volkswirtschaftliche Kurzanalyse der aktuellen Zinsentwicklungen<br />
Wann werden Wohnimmobilienpreise<br />
realzinsbedingt<br />
sinken?<br />
VON PROF. DR. MARKUS KNÜFERMANN<br />
Die deutschen Märkte für Wohnimmobilien befinden sich im Umbruch:<br />
Energiekosten steigen extrem, eine geopolitische wird zur<br />
ökonomischen Unsicherheit, Lieferketten zerbrechen, Marktzinssätze<br />
steigen – es droht eine neue Rezession. Unter diesen Bedingungen<br />
scheint die Party auf den Immobilienmärkten vorbei zu<br />
sein. Wie werden sich vor diesem Hintergrund die Wohnimmobilienpreise<br />
entwickeln?<br />
Alle genannten Umbruchdeterminanten sind Ergebnisse der<br />
Regierungsarbeit und stehen im Zusammenhang mit Lockdowns<br />
zu Corona-Pandemie-Zeiten, ökonomischen Russland-Sanktionen<br />
sowie geldpolitischer Anarchie im Eurosystem und spiegeln sich<br />
in den angestiegenen Inflationsraten wider. Dabei ist diese Entwicklung<br />
gar nicht auf Deutschland fixiert, sondern ein Problem<br />
aller großen Volkswirtschaften dieser Welt. Die Inflation wiederum<br />
beschleunigt den Umbruch nochmals, sodass die aktuelle Entwicklung<br />
eine sich selbst anfeuernde Negativspirale werden kann.<br />
Die Inflation besitzt einen großen Einfluss auf das Marktzinsniveau.<br />
Letzteres ist gesamtwirtschaftliche Determinante der Investitionstätigkeit.<br />
Investieren ist die (nach Möglichkeit) wertschöpfende<br />
Nachfrage in einer Volkswirtschaft. Der Bau von Immobilien<br />
ist eine Investition, weil das nachgefragte Gut nicht durch Konsum<br />
verschwindet. Mieten ist dagegen Konsum. Die Mietleistung ist<br />
nach vordefinierter Frist abgewohnt, die Immobilie selbst, also das<br />
Investitionsgut, bleibt bestehen. Ein steigendes Marktzinsniveau<br />
führt also nach herrschender Lehre zu weniger Neubau und Modernisierungen.<br />
Steigende Energiekosten verteuern den Neubau<br />
ebenfalls und führen tendenziell zur Reduktion gemieteter Wohnflächen.<br />
Demnach geht nicht nur die Angebotsausweitung zurück,<br />
sondern auch der Nachfrageüberhang auf den Mietwohnimmobilienmärkten.<br />
Alles in allem konsolidieren sich die Märkte.<br />
Was lehrbuchhaft schnell formuliert ist, lässt sich empirisch<br />
deutlich komplexer nachzeichnen. Mikroökonomisch ist die Wohnfläche<br />
nur unter der Bedingung der Effizienzmarkthypothese auf<br />
einzelne Quadratmeter zu skalieren. Wenn die Nebenkosten des<br />
Wohnens signifikant ansteigen, kann die Mietwohnfläche nicht<br />
um einzelne Quadratmeter verkleinert werden. Der reale Markt-
55<br />
PROF. DR. MARKUS KNÜFERMANN<br />
Der Autor lehrt an der EBZ Business School (FH) und agiert selbstständig in der Beratung von<br />
Banken- und Kapitalmarktfinanzierungen. Zuvor war er viele Jahre als Führungskraft<br />
und Prokurist im Bankgeschäft tätig.<br />
effekt muss also ein Aufstaueffekt werden, der sich erst nach der<br />
Konsumeinschränkung und dann schockmäßig entlädt. Allerdings<br />
stellt sich die Frage, wie hoch der Anteil an Haushalten mit einem<br />
solchen Aufstaueffekt sein wird. Denn durch die Corona-Pandemie<br />
ist eine neue Kultur des mobilen Arbeitens in Deutschland eingezogen<br />
und hat die Wohnraumpräferenzen durchaus verändert.<br />
Es wird sicherlich weiterhin einen wahrnehmbaren Anteil an Haushalten<br />
geben, der die gemietete Wohnfläche ausweiten will, um<br />
das mobile Arbeiten von zuhause effektiver zu gestalten. Dieser<br />
Trend könnte dann zulasten der Innenstadtwohnungen wirken,<br />
sodass regional-spezifisch wiederum der erwartete Effekt einer<br />
tendenziellen Mietwohnflächenrestriktion eintreten kann.<br />
Die Immobilienpreise entstehen durch das Zusammenspiel von<br />
Angebot und Nachfrage auf Märkten. Wenn beide Marktparteien<br />
zurückhaltender agieren, müssen sich Immobilienpreise nicht<br />
zwangsweise verändern. Der Anstieg des Marktzinsniveaus führt<br />
dagegen direkt zu sinkenden Immobilienpreisen. Denn den Wert<br />
einer Immobilie bestimmt in großem Maße der Diskontierungszinsfuß<br />
(siehe ausführlich Himmelberg et al. 2005). Dabei spielt es eine<br />
große Rolle, wenn von einer Niedrigzinsphase ausgegangen wird.<br />
„Grund hierfür ist, dass niedrigere Hypothekenzinsen größere Diskontierungseffekte<br />
in Bezug auf die künftigen Mieten und Preise<br />
haben“ (Battistini et al. <strong>2022</strong>, S. 72). Eine individualisierte Studienberechnung<br />
durch Volkswirte der Europäischen Zentralbank<br />
kommt zu dem Ergebnis, dass „ein Anstieg der Hypotheken zinsen<br />
um 1 Prozentpunkt unter sonst<br />
gleichen Bedingungen nach<br />
etwa zwei Jahren einen Rückgang<br />
der Wohnimmobilienpreise<br />
um rund fünf Prozent<br />
zur Folge hat“ (Battistini et al.<br />
<strong>2022</strong>, S. 71). Eben diese Studie<br />
notiert aber auch: „Pandemiebedingte<br />
Verschiebungen der<br />
Wohnpräferenzen könnten ein<br />
Gegengewicht zu den höheren<br />
Hypothekenzinsen bilden und<br />
die Widerstandsfähigkeit, die<br />
am Wohnimmobilienmarkt des<br />
Euroraums zu beobachten war,<br />
in gewissem Umfang erklären“<br />
(Battistini et al. <strong>2022</strong>, S. 74).<br />
In ihrem Financial Stability Review von Mai <strong>2022</strong> berechnen<br />
weitere Volkswirte der Europäischen Zentralbank für einen nachfrageinduzierten<br />
Immobilienpreisrückgang von einem Prozent eine<br />
Reduktion der Gesamtwirtschaftsleistung innerhalb von zwei Jahren<br />
in Höhe von 0,2 Prozent bis sogar 0,9 Prozent (vgl. Di Casola /<br />
Dieckelmann / Grothe et al. <strong>2022</strong>, S. 38). Daher verdient das Marktzinsniveau<br />
eine weitere vertiefte Betrachtung. Dazu visualisiert die<br />
Abbildung in diesem Beitrag die Entwicklungen von nominalen<br />
und realen Zinssätzen bzw. Renditen für die Zeit der Europäischen<br />
Währungsunion.<br />
Bei den bordeaux-farbigen Kurven ist gepunktet der nominale<br />
und linear der reale Zinssatz für gewichtet durchschnittliche<br />
Wohnungsbaukredite in Deutschland im Neugeschäft mit privaten<br />
Haushalten zu erkennen. Während der nominale Zinssatz seit Anfang<br />
2021 kontinuierlich anstieg, sank der reale Zinssatz bis Mai<br />
<strong>2022</strong> nahezu stetig weiter ab. Im Mai <strong>2022</strong> betrug die Rekorddifferenz<br />
beider Zinssätze 8,3 Prozentpunkte. In den beiden Folgemonaten<br />
stieg auch der Realzinssatz leicht an. Im letzten Berichtsmonat<br />
August <strong>2022</strong> lagen der Nominalzinssatz bei + 2,9 Prozent,<br />
der Realzinssatz bei -5,4 Prozent und die Zinssatzdifferenz bei<br />
8,3 Prozentpunkten.<br />
f<br />
Abbildung: Nominale und reale Zinssätze für Wohnungsbaukredite<br />
in Deutschland sowie nominale und erwartete reale Renditen von<br />
Bundeswertpapieren von Januar 1999 bis September <strong>2022</strong><br />
Quelle: Deutsche Bundesbank <strong>2022</strong>; eigene Berechnungen; eigene Darstellung.
56 Zinsentwicklung<br />
Der Grund für die verzögerte Realzinssatzanpassung sind die<br />
steigenden und hohen Inflationsraten seit Anfang 2021. Wichtig<br />
ist hierbei zu berücksichtigen, dass Realzinssätze nicht mehr allein<br />
als Differenz von Nominalzinssatz und Inflationsrate (= sog. Fisher-<br />
Regel für kleine Inflationsraten) berechnet werden. Vielmehr ist<br />
diese Differenz noch um den jeweiligen Kaufkraftverlust zu diskontieren<br />
(vgl. Knüfermann 2021, S. 149 f. und Knüfermann/<br />
Vornholz <strong>2022</strong>, S. 402). Zum Vergleich hätte der Realzinssatz im<br />
August <strong>2022</strong> nach der Fisher-Regel - 5,9 Prozent anstatt der genannten<br />
- 5,4 Prozent betragen. Bei negativen Differenzen führt<br />
die Diskontierung also zu einem höheren Realzinssatz et vice versa.<br />
Weiterhin sind zur Berechnung von Realzinssätzen die korrekten<br />
Inflationsraten zu berücksichtigen. Für die Geldpolitik im<br />
Eurosystem, also auch für die Deutsche Bundesbank gelten die<br />
Harmonisierten Verbraucherpreisinflationsraten (HVPI). Nicht mehr<br />
relevant sind Nationale Verbraucherpreisinflationsraten (NVPI). Im<br />
September <strong>2022</strong> betrug für Deutschland die NVPI 9,9 Prozent, die<br />
HVPI aber 10,9 Prozent. Berechnungsmethodik und Auswahl der<br />
Inflationsraten besitzen einen großen Einfluss auf die Realzinssätze.<br />
In der Abbildung zu diesem Beitrag sind die realen Kreditzinssätze<br />
auf Basis der HVPI-Werte berechnet. Die Deutsche Bundesbank<br />
selbst ist in diesem Kontext nicht stringent und berechnet<br />
und kommuniziert Realzinssätze für Spareinlagen mit dreimonatiger<br />
Kündigungsfrist auf Basis der Fisher-Regel und der NVPI. Die<br />
Ergebnisse geben also eine verzerrte Wirklichkeit wieder. Für August<br />
<strong>2022</strong> weist die Zentralbank einen realen Sparzinssatz in Höhe<br />
von - 7,3 Prozent aus, korrekt berechnet liegt er aber bei - 8,0 Prozent;<br />
die deutschen Sparerinnen und Sparer stehen also schlechter<br />
da, als es kommuniziert wird (vgl. Deutsche Bundesbank <strong>2022</strong>).<br />
Die bisherigen Überlegungen basieren auf Realzinssatzberechnungen<br />
im Nachhinein. Doch Zinssätze und dazugehörige Investitionsentscheidungen<br />
wirken in die Zukunft. Daher sind Realzinssätze<br />
eigentlich auf Basis erwarteter Inflationsraten zu berechnen.<br />
Hierzu erhebt die Deutsche Bundesbank eine eigene Datenreihe.<br />
Auf Basis der Renditen für Bundeswertpapiere mit zehnjähriger<br />
Restlaufzeit berechnet sie auf der Grundlage der Fisher-Regel<br />
die erwarteten Realzinssätze für eben diese Bundeswertpapiere.<br />
„Im Ergebnis werden die zum Zeitpunkt des Erwerbs der Schuldverschreibungen<br />
erwarteten künftigen Realzinsen gezeigt“ (Deutsche<br />
Bundesbank <strong>2022</strong>).<br />
Beide Zeitreihen sind als grüne Kurven ebenfalls in der Abbildung<br />
zu diesem Beitrag enthalten. Wiederum visualisiert die<br />
gepunktete Kurve die nominalen Werte und die Linienkurve die<br />
erwarteten Realzinssätze. Hierbei fällt auf, dass die Differenzen<br />
zwischen nominalen und (erwarteten) realen Werten in den meisten<br />
Fällen zwischen 1,5 Prozentpunkten und 2,0 Prozentpunkten<br />
liegen. Seit Ende 2021 liegen sie jedoch oberhalb der 2-Prozent-<br />
Grenze, seit August <strong>2022</strong> beträgt die Differenz sogar 3,1 Prozentpunkte.<br />
Die Betrachtung der realen Zinssätze für Wohnungsbaukredite<br />
und Bundeswertpapiere hat gezeigt, dass im Betrachtungszeitraum<br />
seit Einführung des Euro die realen Verzinsungen langfristig<br />
gesunken sind. Bei den erwarteten Realzinssätzen für Bundeswertpapiere<br />
ist auch im Jahr <strong>2022</strong> noch keine Trendumkehr zu<br />
konstatieren. In der Zinstheorie gilt dagegen die Vermutung langfristig<br />
konstanter Realzinssätze, wenn sich die nominalen Zinssätze<br />
vollständig an der Inflationsentwicklung ausrichten (= sog. Fisher-<br />
Effekt oder Preiserwartungseffekt). Für das betrachtete Zeitfenster<br />
ist diese theoretisch belegte Vermutung empirisch nicht zu bestätigen.<br />
Issing (2011, S. 117) erklärt das grundsätzliche Problem bei einem<br />
unterstellten Preiserwartungseffekt durch folgende drei Gründe:<br />
• Eine direkte Umsetzung höherer Zinsforderungen bereits<br />
bei lediglich erwarteten ansteigenden Inflationsraten erscheint<br />
nicht durchsetzbar zu sein.<br />
• Wirtschaftssubjekte sind nicht in der Lage, mit Sicherheit<br />
Inflationsprognosen zu stellen.<br />
• Es existieren keine kollektiv-homogenen, sondern<br />
hetero gene Inflationserwartungen. Es kann also sein, dass eine<br />
Marktseite unter Umständen nicht in der Lage ist, die eigenen<br />
Inflationserwartungen durchzusetzen.<br />
Die Entwicklung der Nominalzinssätze entspricht zusammenfassend<br />
nicht der Entwicklung der Inflationsraten, sodass zumindest<br />
noch die erwarteten Realzinssätze keiner Zinswende unterliegen.<br />
Der Einfluss steigender Nominalzinssätze hat nach eigenen<br />
Markterfahrungen zwar schon zu Anpassungen der Investitionsaktivitäten<br />
auf den deutschen Immobilienmärkten geführt. Gesamtwirtschaftlich<br />
steuert aber die Realverzinsung die Investitionstätigkeiten.<br />
Solange diese Realverzinsung noch nicht schockartig<br />
ansteigt, sind auch keine crash-artigen Aktionen bei Immobilieninvestitionen,<br />
keine Exit-Strategien und Abverkäufe von Immobilien<br />
zu erwarten.<br />
In diesem Beitrag konnte aber aufgezeigt werden, dass die<br />
Realzinssätze in unterschiedlicher Weise berechnet werden. Die<br />
mathematisch korrekte Weise mittels Diskontierung identifizierte<br />
einen kurzfristigen Trend steigender Realzinssätze bei Wohnungsbaukrediten.<br />
Sollte dieser Trend anhalten, wäre auch eine reale<br />
Zinswende eingeleitet. In diesem Fall müsste mit deutlichen Korrekturen<br />
an der Immobilienpreisentwicklung gerechnet werden. h<br />
Literaturverzeichnis<br />
Battistini, N./Gareis, J./Roma, M. (<strong>2022</strong>): Auswirkungen der<br />
steigenden Hypothekenzinsen auf den Wohnimmobilienmarkt im<br />
Euro-Währungsgebiet. In: Europäische Zentralbank (Hrsg.): Wirtschaftsbericht,<br />
Ausgabe 6/<strong>2022</strong>; URL: „https://www.bundesbank.de/resource/<br />
blob/897358/372305ba911aa3abc9e803670 75b1995/mL/<strong>2022</strong>-06-ezbwb-data.pdf“<br />
(Download der PDF-Datei am 27. September <strong>2022</strong>);<br />
S. 70-74.<br />
Deutsche Bundesbank (<strong>2022</strong>): Statistiken. URL: „https://www.bundesbank.de/de/statistiken“<br />
(Abruf diverser Marktdaten und Informationen<br />
am 27. September <strong>2022</strong> und 8. Oktober <strong>2022</strong>).<br />
Di Casola, P./Dieckelmann, D./Grothe, M. et al. (<strong>2022</strong>): Drivers of<br />
rising house prices and the risk of reversal. In: Europäische Zentralbank<br />
(Hrsg.): Financial Stability Review, May <strong>2022</strong>; URL: „https://www.ecb.<br />
europa.eu/pub/pdf/fsr/ecb.fsr<strong>2022</strong>05 ~f207f46ea0.en.pdf“ (Download<br />
der PDF-Datei am 27. September <strong>2022</strong>); S. 35-38.<br />
Himmelberg, Ch./Mayer, Ch./Sinai, T. (2005): Assessing High House<br />
Prices: Bubbles, Fundamentals and Misperceptions. In: Journal of Economic<br />
Perspectives, 19. Jg. (Heft 4), S. 67-92.<br />
Issing, O. (2011): Einführung in die Geldtheorie, 15. Auflage. München:<br />
Vahlen.<br />
Knüfermann, M. (2021): Wirtschaftspolitisches Wissen für die Wohnungs-<br />
und Immobilienwirtschaft, 2. Auflage. Wiesbaden: Springer<br />
Gabler.<br />
Knüfermann, M./Vornholz, G. (<strong>2022</strong>): Inflation, Zinswende und<br />
Immobilienmärkte – Folgen für die Immobilienpreise. In: Immobilien & Finanzierung,<br />
73. Jg. (Heft 9), S 16-19; siehe auch die URL: „https://www.<br />
kreditwesen.de/immobilien-finanzierung/ themenschwerpunkte/digitalersonderdruck/inflation-zinswende-immobilienmaerkte-<br />
folgen-<br />
fuer-id82383.html“ (Download der PDF-Datei am 27. September)
57<br />
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58<br />
Cybersicherheit<br />
Cyber-Attacke<br />
VON THORSTEN LINGE SENIOR CLIENT MANAGER<br />
Neben der Sicherung der Energieversorgung und der Herausforderung<br />
durch steigende Strom- und Heizkosten gibt es eine<br />
weitere allgegenwärtige Bedrohung, die in der Wohnungswirtschaft<br />
nicht vernachlässigt werden darf: Die Gefahr, Opfer eines<br />
Cyberangriffs zu werden.
59<br />
THORSTEN LINGE<br />
ist seit 2019 Leiter für den Bereich Direktkunden bei Perseus<br />
Technologies GmbH. Vor seiner Tätigkeit bei dem Berliner<br />
Cybersicherheitsunternehmen war er über 20 Jahre bei<br />
einem internationalen Versicherer in verschiedenen Positionen<br />
tätig.<br />
Aktuelle Beispiele aus der Branche<br />
Allein in Deutschland werden mittlerweile neun von zehn Unternehmen<br />
Opfer von Cyberkriminellen. Es entsteht ein Schaden in<br />
dreistelliger Milliardenhöhe (Bitkom). Unternehmen aus der Immobilien-<br />
und Wohnungswirtschaft stehen mitunter im Fokus.<br />
Ransomware-Angriffe sind dabei am weitesten verbreitet (Hiscox<br />
Cyber Readiness Report 2020). 50 Prozent aller befragten Unternehmen<br />
waren schon einmal Ziel von Ransomware-Angriffen.<br />
Im Jahr 2021 ist diese Zahl im Vergleich zum Vorjahr um ganze<br />
83 Prozent gestiegen (Recorded Future).<br />
Im Jahr 2020 wurde beispielsweise ein Münchner Wohnungsunternehmen<br />
Opfer eines Ransomware-Angriffs, der einen Großteil<br />
der IT-Systeme und die darauf befindlichen Daten verschlüsselte.<br />
Die Mitarbeitenden konnten fast zwei Wochen nicht auf<br />
ihre geschäftlichen E-Mails zugreifen. Im Jahr <strong>2022</strong> meldete eine<br />
österreichische Wohnungsgenossenschaft, dass sie Opfer eines<br />
groß angelegten Cyberangriffs wurde. Auch hier wurden die<br />
IT-Systeme durch Verschlüsselungssoftware gestört und waren<br />
nur eingeschränkt nutzbar. Bei diesem Vorfall konnte nicht ausgeschlossen<br />
werden, dass sich kriminelle Hacker Zugang zu Kundendaten<br />
verschafft hatten.<br />
f<br />
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60 Cybersicherheit<br />
PERSEUS<br />
Die Perseus Technologies GmbH wurde im September 2017 mit der Vision gegründet, Unternehmen dauerhaft IT-Sicherheit<br />
und Datenschutz zu ermöglichen. Ziel des mitarbeiterzentrierten Angebots von Perseus ist die Etablierung einer langfristigen<br />
Cybersicherheitskultur. Das Perseus-Konzept beinhaltet eine Cybersicherheits-Risikobewertung, ein umfassendes<br />
Cyber-Präventionsangebot mit Online-Trainings für Mitarbeitende und automatisierten Phishing-Simulationen sowie eine<br />
24/7-Cybernotfallhilfe.<br />
Der Unternehmensname Perseus lehnt sich an die Legende des Perseus an. Dieser Held der griechischen Mythologie steht<br />
für Schutz und Sicherheit. Für sein Engagement wurde Perseus im Dezember 2018 mit dem Digitalen Leuchtturm Award für<br />
innovative Versicherungsprodukte ausgezeichnet. Die über 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen aus 20 Nationen<br />
und arbeiten gemeinsam im FinTech-Hub H:32 in Berlin.<br />
Pressekontakt:<br />
Perseus Technologies GmbH<br />
Xenia Silbe<br />
Senior Communication Managerin<br />
E-Mail: media@perseus.de<br />
www.perseus.de<br />
Doch warum geraten gerade Wohnungsunternehmen<br />
ins Visier der Hacker?<br />
Um diese Frage zu beantworten, muss man die Angriffsmethoden<br />
der Cyberkriminellen verstehen. Auf der einen Seite agieren die<br />
Täter willkürlich. Das bedeutet, dass Unternehmen großflächig und<br />
wahllos angegriffen werden. Jedes Unternehmen oder jede Organisation<br />
kann so zu einem Opfer werden. Eine andere Möglichkeit<br />
ist der gezielte Angriff. In diesem Fall gehen kriminelle Hacker<br />
strukturiert vor und fokussieren sich auf ein Unternehmen. Dabei<br />
kann es durchaus eine Rolle spielen, ob das Unternehmen über<br />
Daten verfügt, die digital verarbeitet werden, und inwieweit das<br />
Unternehmen gegen Bedrohungen aus dem Internet abgesichert<br />
ist.<br />
Digitalisierungsgrad in der Branche steigt –<br />
so auch das Risikopotenzial<br />
Wohnungsgenossenschaften und -unternehmen setzen zunehmend<br />
Hard- und Software ein, um die tägliche Arbeit zu erleichtern.<br />
So werden zum Beispiel alte archivierte Akten und Unterlagen<br />
nach und nach digitalisiert. Wohnungsausstattungen werden<br />
digital gespeichert. Verträge mit Dienstleistern und Lieferanten<br />
werden per E-Mail verschickt und digital unterschrieben. Auch<br />
Baupläne werden digital bearbeitet und weitergeleitet. Kurzum,<br />
die Branche ist im digitalen Zeitalter angekommen. Durch die<br />
Schnelllebigkeit dieser digitalen Prozesse kann es vorkommen,<br />
dass wichtige Sicherheitsmaßnahmen mitunter nicht vollständig<br />
umgesetzt werden. Es entstehen Sicherheitslücken. Für Cyberkriminelle<br />
stellen diese Unternehmen so attraktive Ziele dar.<br />
So schützen Sie sich und Ihre Kundschaft<br />
Umso wichtiger ist es für Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsunternehmen,<br />
sich gegen mögliche Angriffe von Cyberkriminellen<br />
zu schützen. Der erste Schritt: Die Unternehmen<br />
müssen sich der Gefahr bewusst werden und sie als solche wahrnehmen.<br />
Denn je weniger das Bewusstsein für die sehr reale Bedrohung<br />
vorhanden ist, desto weniger wird in Schutzmaßnahmen<br />
investiert – und desto wahrscheinlicher sind erfolgreiche Cyberangriffe.<br />
Cybersicherheit muss Teil einer jeden Unternehmenskultur<br />
werden. Bei der Etablierung einer nachhaltigen Cybersicherheitskultur<br />
spielt vor allem die Integration von Cyber- und Datensicherheit<br />
in den Arbeitsalltag eine entscheidende Rolle – beginnend auf<br />
der Führungsebene. Neben technischen Maßnahmen wie einer<br />
aktiven Firewall und einem aktuellen Antivirenprogramm sind<br />
die eigenen Mitarbeitenden der beste Schutz vor Cyberangriffen.<br />
Präventive Cybersicherheitstrainings und Phishing-Simulationen<br />
schärfen das Bewusstsein für Cyberrisiken deutlich und beugen<br />
Cyberangriffen langfristig vor. Externe Dienstleister können hier<br />
beratend zur Seite stehen.<br />
Thorsten Linge, Leiter Direktkunden bei Perseus Technologies,<br />
fasst zusammen: „Cybergefahren müssen gezielt bekämpft werden.<br />
Die Betrachtung, ob die richtige Hard- oder Software zum Einsatz<br />
kommt, reicht heutzutage nicht aus. Vielmehr sind Faktoren<br />
wie die menschliche Komponente oder eine auf Notfälle vorbereitete<br />
Organisation relevant. Denn die Mehrheit der Cyber attacken<br />
wird im Unternehmen von vermeidbaren Fehlern verursacht,<br />
wie zum Beispiel das unwissentliche Anklicken einer Phishing-<br />
E-Mail. Nur die Mischung aus präventiven Maßnahmen, effektiven<br />
Strukturen für den Angriffsfall sowie die gezielte Nachbearbeitung<br />
und Umsetzung von Lessons Learned macht eine nachhaltige<br />
Cybersicherheitsstrategie aus.” h
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62<br />
Betriebskosten<br />
Betriebskosten<br />
aktuell<br />
Bauindustrie senkt Umsatzprognose<br />
für <strong>2022</strong> und 2023<br />
Das Statistische Bundesamt meldete für August einen preisbereinigten<br />
Rückgang des Umsatzes im Bauhauptgewerbe im Vergleich<br />
zum Vorjahresmonat von 5,1 Prozent. „Für die ersten acht<br />
Monate sind wir mittlerweile bei einem realen Minus von 4,3 Prozent.<br />
Wir sehen uns daher gezwungen, unsere Umsatzprognose<br />
für das Gesamtjahr <strong>2022</strong> vom Mai anzupassen. Zur Jahresmitte<br />
sind wir (für alle Betriebe) noch von einer Spannbreite von real<br />
Null bis minus zwei Prozent ausgegangen. Dies ist nicht mehr zu<br />
halten. Wir erwarten nun für das Gesamtjahr <strong>2022</strong> einen realen<br />
Umsatzrückgang von fünf Prozent.“ Mit diesen Worten kommentiert<br />
der Präsident der BAUINDUSTRIE, Peter Hübner, die aktuellen<br />
Konjunkturindikatoren für die Bauwirtschaft.<br />
Die besondere Situation am Bau erläutert Hübner wie folgt:<br />
„Die Unternehmen selbst rechnen nicht in preisbereinigten (realen),<br />
sondern in tagesaktuellen (nominalen) Preisen, weshalb sie<br />
weiterhin hohe positive Umsätze ausweisen. Auch der Auftragsbestand<br />
ist noch relativ hoch. Der Effekt, dass für das gleiche<br />
Geld inflationsbedingt aber weniger Bauleistung erbracht wird,<br />
trifft vor allem die Auftraggeber. Diese können künftig mit dem<br />
gleichen Geld weniger Projekte umsetzen, die aber heute und in<br />
Zukunft dringend gebraucht werden. Zudem schaffen die starken<br />
Preissteigerungen bei Baumaterial und Energie, der Zinsanstieg<br />
sowie höhere Lebenshaltungskosten ein zunehmend unsicheres<br />
Marktumfeld für private und öffentliche Bauherren. Schon heute<br />
führt dies zu einem Rückgang beim Auftragseingang sowie zu<br />
Stornierungen auf einem ungewöhnlich hohen Niveau.“<br />
Die Bauunternehmen hätten für den August <strong>2022</strong> im Vergleich<br />
zum Vorjahresmonat ein reales Orderminus von 14,2 Prozent<br />
(kalenderbereinigt: - 15,6 Prozent) und zum Vormonat von<br />
6,0 Prozent gemeldet. Für die ersten acht Monate sei dies mittlerweile<br />
ein Rückgang von real 5,0 Prozent (kalenderbereinigt: - 5,2<br />
Prozent). „Das sind keine guten Vorzeichen für das laufende und<br />
das kommende Jahr“, beurteilt Hübner die aktuelle Lage. „Im<br />
Wohnungsbau spüren wir heute schon eine De-facto-Investitionsbremse<br />
– der Auftragseingang ist im August um real 24 Prozent<br />
eingebrochen. Angesichts des hohen Bedarfs an Wohnraum erschreckend.“h<br />
Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des<br />
Statistischen Bundesamtes.<br />
Foto: Peter Hübner ???
63<br />
Zweite Berechnungsverordnung (II. BV) |<br />
Anpassung der Pauschalen für Verwaltungs-/<br />
Instandhaltungskosten zum 01.01.2023<br />
Gemäß §§ 26 Abs. 4 und 28 Abs. 5a II. BV verändern sich die<br />
im Rahmen der Kostenmiete für preisgebundene Wohnungen<br />
ansetzbaren Verwaltungs- und Instandhaltungskostenpauschalen<br />
alle drei Jahre auf Basis der Verbraucherpreisentwicklung. Maßgeblich<br />
hierfür ist jeweils die Veränderung des der Anpassung der<br />
Pauschalen vorausgehenden Oktober-Indexes gegenüber dem<br />
Oktober-Index drei Jahre zuvor.<br />
Zuletzt erfolgte diese Anpassung zum 1. Januar 2020<br />
(s. auch Rundschreiben „Wohnungswirtschaft “ vom 13. Novem -<br />
ber 2019). Nach Ablauf des „Drei-Jahres-Zeitraumes“ erfolgt die<br />
nächste Anpassung zum 1. Januar 2023. Die hierfür zugrunde<br />
zu legende Veränderung des Verbraucherpreisindexes für<br />
Deutschland ergibt sich aus folgender Berechnung:<br />
Verbraucherpreisindex Oktober 2019 = 106,1 (Basis 2015 = 100)<br />
Verbraucherpreisindex Oktober 2012 = 122,2 (Basis 2015 = 100)<br />
Verringerung bei eigenständig<br />
gewerblicher Lieferung von Wärme<br />
(§ 28 Abs. 2 Satz 2 II. BV)<br />
Erhöhung bei vorhandenem<br />
Aufzug<br />
(§ 28 Abs. 2 Satz 3 II. BV)<br />
Verringerung, wenn Mieter Kosten<br />
für kleine Instandhaltungen trägt<br />
(§ 28 Abs. 3 II. BV)<br />
Ansatz für Kosten der Schönheitsreparaturen,<br />
wenn Vermieter sie<br />
trägt (§ 28 Abs. 4 II. BV)<br />
Je Garagen- oder Einstellplatz<br />
(§ 28 Abs. 5 II. BV)<br />
bisher [€] neu [€]<br />
0,25 0,29<br />
1,30 1,50<br />
1,36 1,57<br />
11,02 12,69<br />
88,23 101,62<br />
Veränderung<br />
Die Veränderung des Verbraucherpreisindexes um 16,1 Punkte<br />
entspricht einer Veränderung um 15,174 Prozent. Dies ist der Prozentsatz,<br />
um den sich die Pauschalen zum 1. Januar 2023 verändern.<br />
Auf dieser Basis ergeben sich folgende, ab 1. Januar 2023<br />
höchstens ansetzbare Verwaltungs- und Instandhaltungskostenpauschalen:<br />
Verwaltungskosten (§ 26 II. BV)<br />
16,1 Punkte<br />
bisher [€] neu [€]<br />
je Wohnung jährlich 298,41 343,69<br />
je Garagen- oder Einstellplatz 38,92 44,83<br />
Instandhaltungskosten je Quadratmeter jährlich (§ 28 II. BV)<br />
Bezugsfertigkeit bisher [€] neu [€]<br />
weniger als 22 Jahre zurückliegend 9,21 10,61<br />
mind. 22 Jahre zurückliegend 11,68 13,45<br />
mind. 32 Jahre zurückliegend 14,92 17,18<br />
Darüber hinaus rücken die jeweiligen „Grenzjahrgänge“ der<br />
jüngsten und mittleren Baualtersgruppe in die nächste ältere und<br />
damit in eine höhere Instandhaltungskostenpauschale auf. Im<br />
Jahr 2023 sind hiervon die „Grenzjahrgänge“ 2001 und 1991betroffen.<br />
Für diese erhöht sich die bisherige Instandhaltungskostenpauschale<br />
unter Berücksichtigung der Anpassung durch die<br />
Verbraucherpreisindex-Veränderung wie folgt:<br />
Bezugsfertigkeit 01.01. bis 31.12.2001 von 9,21 € auf 13,45 €<br />
Bezugsfertigkeit 01.01. bis 31.12.1991 von 11,68 € auf 17,18 €<br />
je Quadratmeter Wohnfläche jährlich.<br />
Auch auf die im Rahmen der Lastenberechnung z.B. für Eigentümer<br />
eines Eigenheims, einer Kleinsiedlung oder einer eigengenutzten<br />
Eigentumswohnung gemäß §§ 40 ff. II. BV ansetzbaren<br />
Bewirtschaftungskosten wirken sich die Änderungen der<br />
Pauschalen aus.<br />
Danach können bei der Lastenberechnung als Ausgaben für<br />
die Instandhaltung ab dem 1. Januar 2023 die um die Verbraucherpreisindex-Veränderung<br />
angepassten Instandhaltungskostenpauschalen<br />
angesetzt werden (§ 41 Abs. 1 Nr. 3 II. BV).<br />
Der als Ausgaben für die Verwaltung ansetzbare Betrag von<br />
z. Z. 356,79 Euro jährlich erhöht sich zum 1. Januar 2023 ebenfalls<br />
um 15,174 Prozent auf 410,93 Euro (§ 41 Abs. 2 II. BV).<br />
Wenn die aufgrund der zuvor dargestellten Veränderungen<br />
mögliche Mieterhöhung zum 1. Januar 2023 wirksam werden<br />
soll, muss die entsprechende Erhöhungserklärung den Mietern<br />
gemäß § 11 Abs. 2 HmbWoBindG spätestens am 15. Dezember<br />
<strong>2022</strong> zugegangen sein. Soweit mietvertraglich die jeweils gesetzlich<br />
zulässige Miete vereinbart wurde, ist auch eine rückwirkende<br />
Mieterhöhung möglich. h
64 Betriebskosten<br />
Papierloses Büro –<br />
Einsichtsrecht des<br />
Mieters in Originalbelege<br />
Der Mieter kann nach Treu und Glauben eine Nachforderung aus<br />
einer Betriebskostenabrechnung verweigern, wenn der Vermieter<br />
keine Einsicht in die (noch vorhandenen) Originalbelege gewährt<br />
(Anschluss an BGH GE <strong>2022</strong>, 193). Das gilt auch dann, wenn in<br />
einer Zweigstelle in der Nähe der Wohnung ein papierloses Büro<br />
geführt wird, die Originalbelege aber in einer für den Mieter unzumutbaren<br />
Entfernung aufbewahrt werden.<br />
Das hat das AG Ludwigslust durch Urteil vom 14. März <strong>2022</strong><br />
(Az.: 44 C 504/20) entschieden.<br />
Nach einer Betriebskostenabrechnung hat ein Mieter Anspruch<br />
auf Einsicht in die Belege im Original, wenn diese noch<br />
vorhanden sind. Der Vermieter darf ihn nicht auf eingescannte<br />
Kopien in einer Zweigstelle verweisen.<br />
Der Fall: Die Mieter einer Wohnung in Hagenow hatten wiederholt<br />
um Einsicht in die Originalbelege für Betriebskostennachforderungen<br />
aus mehreren Jahren gebeten. Die in Berlin ansässige<br />
Vermieterin verwies auf ein Büro in Boizenburg, bei dem die<br />
eingescannten Kopien eingesehen werden könnten. Nach Beendigung<br />
des Mietverhältnisses verlangten die Mieter ihre Kaution<br />
zurück; die Vermieterin rechnete mit Betriebskostennachforderungen<br />
für mehrere Jahre auf.<br />
Das Urteil: Das AG Ludwigslust hielt die Aufrechnung für unbegründet,<br />
da die Vermieterin die Belegeinsicht verweigert habe.<br />
Zwar könne bei Führung eines papierlosen Büros der Vermieter<br />
auf Kopien verweisen, wenn die Originalbelege nicht mehr vorhanden<br />
seien. Das gelte jedoch nicht für ein papierloses Büro in<br />
einer Zweigstelle. Dass am Hauptsitz der Vermieterin die Originalbelege<br />
nicht mehr vorhanden seien, habe sie nicht vorgetragen.<br />
Die Einsicht dort sei für die Mieter wegen der Entfernung unzumutbar,<br />
sodass die Vermieterin Einsicht in die Originalunterlagen<br />
im Büro in Boizenburg hätte ermöglichen müssen. h<br />
Quelle: GE <strong>2022</strong>, 796<br />
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Ratseinigung zur EPBD<br />
Der EU-Rat erzielte am 25. Oktober <strong>2022</strong> eine Einigung über<br />
den Vorschlag zur Überarbeitung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz<br />
von Gebäuden (EPBD). Diese legt Mindestanforderungen<br />
an die Gesamtenergieeffizienz neuer und bestehender<br />
Gebäude fest, die saniert werden. Ziel der Überarbeitung ist es,<br />
dass alle öffentlichen Gebäude bis 2028, alle neuen Gebäude bis<br />
2030 und alle bestehenden Gebäude bis 2050 emissionsfrei sind.<br />
Für bestehende Wohngebäude wurden Mindeststandards für<br />
die Gesamtenergieeffizienz festgelegt, die auf einem nationalen<br />
Zielpfad zur Dekarbonisierung bis 2050 basieren. Der nationale<br />
Zielpfad entspräche dem Rückgang des durchschnittlichen<br />
Primär energieverbrauchs des gesamten Wohngebäudebestands<br />
im Zeitraum von 2025 bis 2050 mit zwei Kontrollpunkten:<br />
• bis 2033 das Niveau der Energieeffizienzklasse D für den<br />
Durchschnitt des nationalen Gebäudebestands,<br />
• bis 2040 ein national festgelegter Wert, der sich aus einer<br />
schrittweisen Senkung des durchschnittlichen Primärenergieverbrauchs<br />
von 2033 bis 2050 ergibt.<br />
Der Rat bestätigt in dem Vorschlag die Energiezertifizierung<br />
von Gebäuden, bei der Gebäude auf einer Skala von A bis G nach<br />
ihrer Energieeffizienz eingestuft werden. Neu ist allerdings, dass<br />
darüber hinaus eine neue Kategorie ‚A0‘ für Energieausweise eingeführt<br />
wird, die Null-Emissions-Gebäuden entspricht, sowie eine<br />
neue Kategorie ‚A+‘ für Gebäude, die nicht nur Null-Emissions-<br />
Gebäude sind, sondern auch vor Ort erneuerbare Energie in das<br />
Energienetz einspeisen. Jedoch sollen die nationalen Energieausweise<br />
beibehalten werden.<br />
Mit Blick auf erneuerbare Energien wird folgender Fahrplan<br />
für die Installation von Solaranlagen festgelegt:<br />
• bis zum 31. Dezember 2026 für alle neuen öffentlichen Gebäude<br />
und Nichtwohngebäude mit einer Nutzfläche von mehr als<br />
250 m 2 ;<br />
• bis zum 31. Dezember 2027 für alle bestehenden öffentlichen<br />
Gebäude und Nichtwohngebäude, die einer größeren oder umfassenden<br />
Renovierung unterzogen werden, mit einer Nutzfläche<br />
von über 400 m 2 ;<br />
• bis zum 31. Dezember 2029 für alle neuen Wohngebäude.<br />
Bei den Intelligenzfähigkeitsindikatoren (Smart Readiness Indicators<br />
− SRI) schlägt der Rat vor, diese bis 2026 durch die EU-<br />
Kommission zu testen und im Erfolgsfall bei Nichtwohngebäuden<br />
einzuführen.<br />
Der Rat hat mit diesem Beschluss seine Position für die Verhandlung<br />
mit dem Europäischen Parlament zur EPBD festgelegt.<br />
Frankreich, die Niederlande, Belgien, Luxemburg, Deutschland<br />
und Irland plädieren für schärfere Mindestenergiestandards als<br />
im Ratsvorschlag vorgesehen. Insbesondere kritisieren sie die Ausnahmen<br />
für Nichtwohngebäude, die jedoch von einer großen<br />
Mehrheit der Mitgliedstaaten getragen wird.<br />
Der Industrieausschuss des Europäischen Parlaments wird seinen<br />
Standpunkt im Dezember <strong>2022</strong> abstimmen. Danach kann der<br />
Trilog, die Verhandlung zwischen Rat, Europäischem Parlament<br />
und Kommission, beginnen. h<br />
Quelle: GdW Europabrief 11/<strong>2022</strong>
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Die Stornierungswelle im Wohnungsbau brandet höher. Im<br />
September <strong>2022</strong> waren 16,7 Prozent der befragten Unternehmen<br />
davon betroffen, nach 11,6 Prozent im Vormonat. Das ergaben<br />
die Umfragen des ifo Instituts. „Aufgrund der explodierenden<br />
Material- und Energiepreise sowie der steigenden Finanzierungszinsen<br />
ist die Planungssicherheit dahin. Die Baukosten steigen<br />
immer weiter. Für einige Bauherren ist das alles nicht mehr<br />
darstellbar, sie stellen Projekte zurück oder ziehen ganz die Reißleine“,<br />
sagt ifo-Forscher Felix Leiss.<br />
Die Geschäftserwartungen trübten sich nochmals ein.<br />
Sie fielen auf - 53,2 Punkte, das ist außergewöhnlich schwach.<br />
„Die Unternehmen verfügen im Schnitt immer noch über große<br />
Auftragsreserven, aber die Zukunftssorgen waren selten so groß.<br />
Die Erwartungen notieren auf dem tiefsten Stand seit Beginn der<br />
Erhebung 1991“, ergänzt Leiss. Weiterhin gab es viele Probleme<br />
beim Baumaterial, 32,7 Prozent der Unternehmen meldeten Engpässe.<br />
Im Vormonat hatte der Anteil noch bei 36,4 Prozent gelegen.<br />
„Die Materialengpässe entspannen sich nur langsam und die<br />
hohen Energiepreise verteuern das knappe Material zusätzlich.<br />
Die Bauunternehmen müssen die höheren Beschaffungskosten<br />
an die Kunden weitergeben. Für die kommenden Monate sind<br />
auf breiter Front weitere Preiserhöhungen geplant“, erklärt Leiss.<br />
Die Preispläne erhöhten sich von 48,4 auf 49,5 Punkte. h<br />
IVD-Wohn-Preisspiegel<br />
Mietsteigerungen bleiben hinter der<br />
Inflationsrate zurück – Nachfrage nach<br />
Mietwohnungen in den Speckgürteln wächst<br />
Die Mieten sind bundesweit auf moderatem Niveau gestiegen.<br />
Dabei sind sie seit über einem Jahr und vor allem seit März <strong>2022</strong><br />
weit hinter der steigenden Inflationsrate zurückgeblieben, die von<br />
Q1/ 2021 bis Q1/ <strong>2022</strong> bei etwa 5,8 Prozent lag. Das ist ein zentrales<br />
Ergebnis aus dem neuen IVD-Wohn-Preisspiegel <strong>2022</strong> / 2023<br />
auf Basis von Daten aus ca. 450 Städten aus dem ersten Halbjahr<br />
<strong>2022</strong>.<br />
In den vergangenen fünf Jahren bewegten sich die Mietpreise<br />
mit einem Wachstum von durchschnittlich 3,1 Prozent immer<br />
leicht über dem Rahmen des Verbraucherpreisindex von plus<br />
0,5 bis maximal 2 Prozent. Nun rangieren sie weit darunter.<br />
Mieten für Neubauwohnungen sind 2021/22 um durchschnittlich<br />
3,4 Prozent gestiegen – und zwar sowohl bei mittlerem als auch<br />
gutem Wohnwert. In den begehrten Top-7-Städten gab es ein<br />
Plus von rund 2 Prozent in beiden Wohnwertsegmenten.<br />
Weiteres Ergebnis des IVD-Wohn-Preisspiegels: Die Nachfrage<br />
nach Mietwohnungen in den Speckgürteln der Metropolen<br />
wächst.<br />
Die Mietpreise in Klein- und Mittelstädten stiegen im Durchschnitt<br />
auf niedrigerem Niveau um rund 4 Prozent, der Mietpreisanstieg<br />
in den Großstädten und Metropolen lag noch etwas<br />
darunter, wenngleich von einem höheren Mietniveau kommend.<br />
Mieten in den Metropolen kosten inzwischen rund 12 Euro pro<br />
Quadratmeter bei mittlerem Wohnwert und rund 14 Euro bei<br />
gutem Wohnwert. Bei den Neubaumieten fällt insbesondere der<br />
sehr mäßige Anstieg in den Metropolen auf. Frankfurt als bislang<br />
günstigste Metropole bei den Neubaumieten hat die höchsten<br />
Preissteigerungen von 4,2 Prozent (mittlerer Wohnwert) und<br />
3,6 Prozent (guter Wohnwert) zu verzeichnen, gefolgt von<br />
München mit 3,7 und 2,4 Prozent. Auch Berlin (2,0 und 3,3 Prozent)<br />
und Köln (2,1 und 1,2 Prozent) haben leicht zugelegt. In den<br />
restlichen Metropolen stagnieren die Neubaumieten eher.<br />
Die Klein- und Mittelstädte legen mit 3,9 bis 4,2 Prozent im<br />
Bestand sowie 3,6 bis 4,0 Prozent im Neubau am stärksten zu.<br />
In den Kleinstädten kostet der durchschnittliche Quadratmeter<br />
Neubaumiete über 8,50 Euro, in den Mittelstädten zwischen 9,50<br />
Euro (mittlerer Wohnwert) und 10,50 Euro (guter Wohnwert). h
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Impressum 5_<strong>2022</strong><br />
HERAUSGEBER<br />
Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.<br />
Hamburg – Mecklenburg-Vorpommern – Schleswig-Holstein<br />
Andreas Breitner<br />
Verbandsdirektor<br />
040 520 11- 215 | E-Mail: breitner@vnw.de<br />
WP/StB Gerhard Viemann<br />
Direktor für den Prüfungsdienst<br />
040 520 11- 240 | E-Mail: viemann@vnw.de<br />
WP/StB/RA Jürgen Wendlandt<br />
Stellv. Direktor für den Prüfungsdienst<br />
040 520 11- 275 | E-Mail: wendlandt@vnw.de<br />
Andreas Daferner<br />
Bildung<br />
040 520 11- 218 | E-Mail: daferner@vnw.de<br />
Dr. Peter Hitpaß<br />
Wohnungswirtschaft, Betriebskosten- und<br />
Medienrecht<br />
0385 489 37 - 503 | E-Mail: hitpass@vnw.de<br />
Christoph Kostka<br />
Geschäftsführung<br />
<strong>VNW</strong> Landesverband Schleswig-Holstein<br />
040 520 11- 225 | E-Mail: kostka@vnw.de<br />
Steffen Laser<br />
Geschäftsführung<br />
<strong>VNW</strong> Landesverband Mecklenburg-Vorpommern<br />
0385 489 37 - 501 | E-Mail: laser@vnw.de<br />
RA Dr. Kai Mediger<br />
Recht, Genossenschaften und Quartiersentwicklung<br />
040 520 11- 238 | E-Mail: Mediger@vnw.de<br />
Petra Memmler<br />
Geschäftsführung <strong>VNW</strong> Landesverband Hamburg<br />
Technik und Energie<br />
040 520 11- 230 | E-Mail: memmler@vnw.de<br />
Nicola Olivier<br />
Datenschutz<br />
040 520 11 221 | Mail: olivier@vnw.de<br />
Andreas Thal<br />
Stellvertreter des Verbandsdirektors und Verwaltung<br />
040 520 11- 204 | E-Mail: thal@vnw.de<br />
REDAKTION<br />
Oliver Schirg<br />
Verantwortlich im Sinne des Presserechts<br />
040 520 11- 226 | E-Mail: schirg@vnw.de<br />
ANZEIGEN<br />
Ilka Schünemann<br />
0511 1265 - 123 | E-Mail: i.schuenemann@vdw-online.de<br />
GESTALTUNG<br />
hungerundkoch.com<br />
0511 51 99 46 - 00<br />
DRUCK<br />
QUBUS media GmbH<br />
Beckstraße 10 | 30457 Hannover<br />
Mehr Informationen über den <strong>VNW</strong><br />
finden Sie im Internet unter www.vnw.de<br />
Bildnachweise<br />
Titel: TYPO_H & K, Seite 1: everything bagel/AdobeStock; Seite 2: Axel Born; Seite 4: Chinnapong/ everything bagel/AdobeStock; Seite 5: Baugenossenschaft<br />
Mittelholstein; Seite 6: Bertold Fabricius; Seite 8: StockPhotoPro/AdobeStock; Seite 10: photoniko/AdobeStock/artveo; Seite 11:<br />
artveo/photoniko/AdobeStock; Seite 12: Axel Heimken/dpa; Seite 13: Bertold Fabricius; Seite 14: Schiffszimmerer-Genossenschaft; Seite 16: Axel<br />
Heimken/dpa; Seite 18/19: Bertold Fabricius; Seite 20: Oliver Schirg; Seite 22: Christian Charisius/dpa; Seite 23: Senatskanzlei Hamburg/Bina Engel,<br />
Bertold Fabricius, Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V.; Seit 26: Bertold Fabricius; Seite 29: Bart Van Leuven/dpa; Seite 30: Cinzia<br />
Romanin/Thomas Noceto/dpa; Seite 30: Garfik EBZ-Akademie; Seite 31: Grafik EBZ-Akademie; Seite 32: EBZ/privat; Seite 33: EBZ/privat; Seite 38:<br />
O.Malzahn (3)/Lübecker Bauverein/Neue Lübecker; Seite 40: Visualisierung: Architektur/Matthias Albrecht/bloomimages; Seite 41: Ingo Bartussek/<br />
AdobeStock, Niels Kreller; Seite 42: Wohnen in Genossenschaften/Tina Merkau; Seite 43: Gerber Architekten GmbH; Seite 46: Johner Images_<br />
getty images; Seite 47: Haufe; Seite 50: Nuthawut_AdobeStock; Seite 51, 55: Sascha Kreklau; Seite 54: Andrii Zastrozhnov_istock; Seite 58: nadia<br />
snopek_AdobeStock; Seite 59: Perseus; Seite 62: AdobeStock; Seite 64: megaflopp_AdobeStock; Seite 66: NVS my_world_AdobeStock.
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