27.04.2023 Aufrufe

VNW-Magazin 2/2023

Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.

Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>VNW</strong> magazin<br />

Wohnen<br />

im Norden<br />

2_<strong>2023</strong><br />

Das Letzte.<br />

Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen


Anzeige<br />

Inhalt 2_<strong>2023</strong><br />

<strong>VNW</strong><br />

Analysen<br />

Editorial 03<br />

Projekt Frauen Wohnen 04<br />

Statistik 08<br />

Aktuelle Lage der Wohnungswirtschaft 12<br />

Geywitz in Hamburg 16<br />

Alles was RECHT ist! 20<br />

379 neue Wohnungen 26<br />

<strong>Magazin</strong> print to nonprint 32<br />

Namen und Nachrichten 34<br />

Regionalkonferenz Rostock 38<br />

Termine 40<br />

Digitalisierungstagung 44<br />

Das 1,5-Grad-Ziel 48<br />

ChatGPT: Fünf Denkanstöße 52<br />

ERP-Systeme 56<br />

Immobilienwirtschaft 58<br />

EBZ 68<br />

Energietage <strong>2023</strong> 69<br />

Impressum 70<br />

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung<br />

der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet.<br />

Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.<br />

Klimaneutral gedruckt ClimatePartner | ID53326-2304-1010<br />

Papier: Circle Offset Premium White – FSC zertifiziert.<br />

Erfüllt die Vorgaben von EU Eco-Label und dem Blauen Engel.<br />

Farbe: RESISTA COFREE – mineralöl- und kobaltfrei.<br />

Erfüllt die Vorgaben von EU Eco-Label, Nordic Swan und dem Blauen Engel.<br />

Stand: Februar <strong>2023</strong><br />

3 Zimmer, Küche,<br />

Zukunft<br />

Machen Sie Ihre Immobilie fit mit<br />

einem zukunftsfähigen Netz.<br />

Mehr dazu auf vodafone.de/immobilienwirtschaft<br />

Vodafone Deutschland GmbH · Betastraße 6–8 · 85774 Unterföhring<br />

„Das Letzte“<br />

<strong>Magazin</strong> wird nicht das letzte <strong>Magazin</strong> sein.<br />

Im Sinne von „nach dem Spiel ist vor dem<br />

Spiel“ wird es auch ein nächstes und übernächstes<br />

<strong>VNW</strong> <strong>Magazin</strong> geben. Nur anfassen<br />

lässt es sich künftig nicht mehr.<br />

Sein Weg geht von Print zu Non Print.<br />

Wir von Hunger & Koch sind von Anfang an<br />

dabei und freuen uns auf den<br />

nächsten Aufschlag.


3<br />

Liebe Leserin,<br />

„Wahrhaftig nennen wir einen Menschen, der in sich echt<br />

und stimmig ist. Er lebt nicht aus Berechnung heraus,<br />

sondern aus seiner inneren Wahrheit. Es ist frei von Intrigen,<br />

von Diplomatie, von Überlegungen, wie er sich bei andern<br />

besser verkaufen könnte. Er lebt in Übereinstimmung mit<br />

sich selbst. Er ist echt.“<br />

Anselm Grün, Benediktinerpater und Autor spiritueller Bücher<br />

lieber Leser,<br />

ddie Zeiten für die sozialen Vermieter sind<br />

schwierig – keine Frage. Hohe Baukosten, steigende<br />

Zinsen, höhere staatliche Auflagen und<br />

mehr Populismus unter den politischen Parteien<br />

– das alles macht – so berichten Vorstände<br />

und Geschäftsführer – es derzeit fast unmöglich, seriös<br />

die Geschäftsentwicklung in den kommenden Jahren<br />

vorauszusagen.<br />

Weil das „Geschäftsmodell“ der am Gemeinwohl orientierten<br />

Vermieter aber langfristig orientiert ist, brauchen<br />

sie vor allem Planungssicherheit. Sie müssen wissen, wie<br />

die Rahmenbedingungen sind, die der Staat mit seiner<br />

Förderung setzt. Sie müssen wissen, welche Anforderungen<br />

im Rahmen der Energiewende auf sie zukommen.<br />

Und vor allem: Ssie müssen die Sicherheit haben, dass<br />

sie auch künftig mit ihren (niedrigen) Mieten kostendeckend<br />

arbeiten können.<br />

Bezahlbares Wohnen wird auf Dauer nicht funktionieren,<br />

wenn im politischen Bereich der eine oder andere so tut,<br />

als hätten steigende Klimaschutzauflagen, mehr technischer<br />

Komfort oder Barrierefreiheit keine Auswirkungen<br />

auf die Miete. Es gehört zur Wahrheit dazu: Moderne<br />

Wohnungen mit mehr Komfort sind teurer als jene, die<br />

in den 1950er oder 1960er Jahren errichtet wurden. Das<br />

muss sich auch in der Miete widerspiegeln.<br />

Der Schweizer Schriftsteller Kurt Haberstich hat einmal<br />

geschrieben: „Je dunkler die Nacht, desto heller leuchtet<br />

uns der kleinste Stern.“ Es gibt leise Hoffnung. Von<br />

„Hardcore-Ideologen“ einmal abgesehen verstehen<br />

mehr und mehr Politikerinnen und Politiker, in welcher<br />

Zwangslage sich die sozialen Vermieter inzwischen befinden.<br />

Wir erleben mit Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin<br />

Karen Pein, Kiels Innenministerin Dr. Sabine Sütterlin-<br />

Waack und Schwerins Bauminister Christian Pegel Gesprächspartner<br />

in verantwortlicher Position, die zuhören<br />

– und verstehen. Auch Bundesbauministerin Klara Geywitz<br />

erweist sich bei gemeinsamen Terminen als offene<br />

Gesprächspartnerin.<br />

Das bedeutet nun leider nicht, dass unsere Bedenken<br />

und Hinweise direkt Eingang in politische Entscheidungen<br />

finden. Auf Länderebene – alle drei norddeutschen<br />

Bundesländer haben zuletzt ihre Förderung des sozialen<br />

Wohnungsbaus erhöht – funktioniert das jedoch besser<br />

als auf der Bundesebene.<br />

Hier erleben wir vor allem im Bundeswirtschaftsministerium<br />

eine durch Ideologie begründete „Hartleibigkeit“,<br />

die ihresgleichen sucht. Unsere Sorge: Dieses Verhalten<br />

wird dem Bau bezahlbarer Wohnungen hierzulande großen<br />

Schaden zufügen. Der Wohnungsmangel von morgen<br />

wird heute verursacht.<br />

Es wird in den kommenden Monaten darauf ankommen,<br />

jenen Kräften in der Politik den Rücken zu stärken, die<br />

pragmatisch agieren. Am Ende nutzen Luftschlösser niemanden.<br />

Denn darin kann man nicht wohnen.<br />

Andreas Breitner, <strong>VNW</strong>-Vorstand und Verbandsdirektor


5<br />

„Wir setzen uns dafür ein,<br />

dass es von vornherein keine<br />

Schwierigkeiten gibt.“<br />

Hilfe beim Weg in ein<br />

selbstbestimmtes<br />

Leben<br />

Seit 2018 unterstützt in Schleswig-Holstein das Projekt Frauen_Wohnen,<br />

bezahlbaren Wohnraum für gewaltbetroffene Frauen zu finden – mit<br />

Hilfe von Partnern der Wohnungswirtschaft<br />

VON FRAUKE MAASS<br />

Lübeck/Kiel. Es war ein schwerer und mutiger Schritt für Eliza<br />

(Name von der Redaktion geändert), ihren Mann zu verlassen.<br />

Jahrelang litt die 25-Jährige unter häuslicher Gewalt und Unterdrückung,<br />

bis der Tag kam, an dem sie wusste: So kann ich nicht<br />

mehr leben. „Ich wollte frei sein und ich wollte vor allem nicht,<br />

dass mein Sohn wird wie sein Vater“, sagt sie.<br />

Nur mit einer Handtasche, ihrem Ausweis, ein paar Papieren<br />

und Windeln für den Sohn schloss sie im Sommer 2022 die Tür zu<br />

der gemeinsamen Wohnung endgültig hinter sich – und beendete<br />

damit ein leidvolles Kapitel ihres Lebens. Über den Frauennotruf,<br />

den sie kontaktiert hatte, fand sie den Weg ins Frauenhaus<br />

Lübeck, wo ihr und ihrem Sohn ein kleines Zimmer zur Verfügung<br />

gestellt wurde. Ihr war klar: Das Frauenhaus ist nur ein Übergang<br />

in ein neues Leben. Nur – wie genau kann das neue Leben aussehen<br />

und wie kommt sie dahin?<br />

Übergang in ein neues Leben<br />

Hier setzt das Projekt Frauen_Wohnen an, das sich gezielt dafür<br />

einsetzt, Wohnraum für Frauen zu suchen, die in einem der 16<br />

Frauenhäuser des Landes Schleswig-Holstein Schutz vor Gewalt<br />

gesucht haben. „Viele der Frauen, wie auch Eliza, stehen bei dem<br />

Start in ein selbstbestimmtes, gewaltfreies Leben und der damit<br />

verbundenen Wohnungssuche oft vor großen Hindernissen“, sagt<br />

Michaela Schievelbein.<br />

Die 53-Jährige ist in der Servicestelle Lübeck seit 2018 für das<br />

Projekt Frauen_Wohnen zuständig. „Wir begleiten die Frauen in<br />

allen mietbezogenen Angelegenheiten, von der Wohnungssuche<br />

über notwendige Antragstellungen bis hin zum Umzug“, sagt sie.<br />

Das reicht von der Vermittlung von Handwerkern bis zu Anträgen<br />

beim Jobcenter und der Wohnungsübergabe.<br />

Auch wenn die Frauen ihre eigene Wohnung bezogen haben,<br />

stehen die Mitarbeiterinnen den Frauen bei Bedarf zur Verfügung<br />

und sind Ansprechpartnerinnen für die Vermieter. „Wir arbeiten<br />

gut mit einigen Wohnungsgenossenschaften in Lübeck zusammen“,<br />

sagt sie. Unter anderem die TRAVE, die NEUE LÜBECKER<br />

und der Lübecker Bauverein stellen Wohnungen für das Projekt<br />

zur Verfügung.<br />

Das Projekt<br />

Das vom Sozialministerium geförderte verbandsübergreifende<br />

Leuchtturmprojekt „Frauen_Wohnen“ ist<br />

2018 an den Start gegangen. Der Träger ist der Paritätische<br />

Wohlfahrtsverband. Vom Projektbeginn bis Dezember<br />

2022 haben mit Unterstützung von Frauen_Wohnen<br />

1213 Personen (537 Frauen und 676 Kinder) eine Wohnung<br />

gefunden und waren so in der Lage, das jeweilige<br />

Frauenhaus zu verlassen.<br />

„Ohne die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

mit der Wohnungswirtschaft wäre dies nicht möglich<br />

gewesen“, sagt Kerstin Olschowsky, Mitglied der<br />

Geschäftsführung PARITÄTISCHER SH. „Die Unterstützung<br />

durch einen starken Verband wie den <strong>VNW</strong> und<br />

seine Mitglieder ist für uns unverzichtbar. Seit Projektbeginn<br />

sind viele Unternehmen der Wohnungswirtschaft<br />

verlässliche Kooperationspartner im Projekt geworden,<br />

in Lübeck sind es die TRAVE, NEUE LÜBECKER Baugenossenschaft<br />

und der Lübecker Bauverein und wir freuen<br />

uns sehr, wenn noch weitere hinzukommen.“<br />

Verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />

Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit seien vielfältig –<br />

von der Absichtserklärung bis zum Kooperationsvertrag<br />

mit Belegungsbindung. „Das im Projekt bereits etablierte<br />

Instrument der Belegungsbindung ist für uns mittlerweile<br />

ein wichtiger Mosaikstein in der Wohnraumversorgung<br />

von Zielgruppen der Sozialen Arbeit“, betont<br />

Kerstin Olschowsky.<br />

<strong>2023</strong> hat eine neue Förderperiode für Frauen_Wohnen<br />

begonnen, wobei der Wohnungsmarkt aktuell deutlich<br />

angespannter sei als zu Beginn des Projekts. „Wir<br />

sind dankbar, auch in Zukunft starke wohnungswirtschaftliche<br />

Partner an der Seite zu haben, die sicheren<br />

und bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen. Nur<br />

gemeinsam können wir die gesamtgesellschaftliche Aufgabe<br />

bewältigen, gewaltbetroffenen Frauen und ihren<br />

Kindern einen selbstbestimmten Neubeginn zu ermöglichen.“


6 <strong>VNW</strong><br />

Anzeigen<br />

7<br />

Enge Zusammenarbeit mit den Vermietern<br />

„Es ist ein so wunderschönes<br />

Gefühl. Ich kann mich einrichten,<br />

wie ich möchte. Ich kann<br />

meine Entscheidungen treffen.<br />

Ich fühle mich sicher. Ich mache<br />

meinen Führerschein und suche<br />

nach einer Ausbildungsstelle,<br />

um mein eigenes Geld zu<br />

verdienen.<br />

Jetzt ist es mein Leben.“<br />

„Das Prozedere ist immer ähnlich“, erläutert Michaela<br />

Schievelbein. Wenn der Gewaltschutz hinter ihnen liegt, die<br />

Frauen angstfrei genug sind, um das Frauenhaus zu verlassen,<br />

beginnt die Servicestelle mit der Suche. „Wir gehen aktiv auf die<br />

Vermieter zu, klären ab, wie viele Kinder im Einzelfall da sind, wie<br />

groß also die Wohnung sein sollte und dann heißt es warten, weil<br />

in der Regel nicht sofort Wohnungen zur Verfügung stehen.“<br />

Die Mitarbeiterinnen um Michaela Schievelbein begleiten die<br />

Frauen bei dem ganzen Prozess. Helfen bei dem Mietvertrag,<br />

kümmern sich wenn nötig um Dolmetscher. Nicht nur, um die<br />

Frauen aktiv zu unterstützen, sondern auch, um den Vermietern<br />

ein gutes Gefühl zu geben. „Wir setzen uns dafür ein, dass es<br />

von vornherein keine Schwierigkeiten gibt“, sagt sie. Aktuell<br />

sei die Situation durch die vielen Ukrainer, für die Wohnungen<br />

vorgehalten werden, selbst bei den Wohnungsbaugenossenschaften<br />

schwierig, die Angebote gering.<br />

„Jetzt ist es mein Leben“<br />

Unser Spielstein in<br />

Ihrem ESG-Reporting.<br />

Eliza hat Anfang des Jahres eine Wohnung bezogen, die ihr die<br />

Servicestelle vermittelt hat. Die 25-Jährige ist selig. „Es ist ein so<br />

wunderschönes Gefühl. Ich kann mich einrichten, wie ich möchte.<br />

Ich kann meine Entscheidungen treffen. Ich fühle mich sicher.<br />

Ich mache meinen Führerschein und suche nach einer Ausbildungsstelle,<br />

um mein eigenes Geld zu verdienen. Jetzt ist es mein<br />

Leben“, sagt sie dankbar.<br />

Auch Laura ist mittlerweile glücklich. Die 27-Jährige ist aus<br />

einer langen Partnerschaft geflüchtet, in der sie verbale und körperliche<br />

Gewalt erfahren hat. Elf Monate war sie im Frauenhaus,<br />

wo sie zur Ruhe kommen und lernen konnte, dass nicht sie die<br />

Schuld an der Situation und der Gewalt trägt.<br />

„Die Scham, in solch eine Situation gekommen zu sein, war<br />

groß“, sagt sie. Ebenso wie der Gang ins Frauenhaus. Aber sie hat<br />

gelernt, damit umzugehen. Im Unterschied zu Eliza hatte Laura<br />

bereits einen Job. Sie konnte auch während des Aufenthalts dort<br />

weiterarbeiten. Dennoch war es schwierig, für sie eine Wohnung<br />

zu finden. Die hohen Schulden der jungen Frau sowie der angespannte<br />

Wohnungsmarkt machten es nicht leicht, ein eigenes<br />

Zuhause zu finden.<br />

Es geht um mehr als die eigenen vier Wände<br />

Mitglied im Verband norddeutscher<br />

Wohnungsunternehmen e.V.<br />

www.musterknaben-eg.de<br />

Die smarte Energiewende<br />

in der Wohnimmobilie.<br />

Erfassen, visualisieren und klimaintelligent steuern – mit KALO.<br />

Digitale Fernerfassung und<br />

Abrechnung von Heizenergie- und<br />

Wasserverbrauch (Submetering)<br />

Mitteilung unterjähriger<br />

Verbrauchsinformationen<br />

via Onlineportal und App<br />

FRAUKE MAASS<br />

ist Journalistin in Hamburg.<br />

Während ihrer Tätigkeit als<br />

Reiseredakteurin hat sie<br />

viele Länder bereist und<br />

dabei ihr Interesse für die<br />

unterschiedlichsten Wohnformen<br />

entdeckt. Heute<br />

gehören Themen aus der<br />

Wohnungsbaubranche<br />

und Architektur zu ihren inhaltlichen<br />

Schwerpunkten.<br />

Elf Monate hat es gedauert, aber seit Anfang März lebt die<br />

27-Jährige in einer kleinen Einzimmerwohnung der TRAVE. „Es<br />

ist ein so tolles Gefühl, einen eigenen Haushalt zu haben. Ich war<br />

lange gefangen in meinem Leben. Jetzt ist wieder alles offen. Es<br />

gibt Perspektiven. Ich habe wieder Hoffnung und Mut und freu<br />

mich auf die Zukunft“, sagt Laura optimistisch.<br />

Seit Projektbeginn hat die Servicestelle Lübeck 216 Frauen<br />

und Kinder in eigenen Wohnraum vermitteln können. Die Mitarbeiterinnen<br />

wissen: Es geht immer um mehr als um die eigenen<br />

vier Wände. Eine eigene Wohnung bedeutet Selbstbestimmtheit,<br />

Selbstständigkeit, Sicherheit – und Freiheit. „Auch mir ist es<br />

schwergefallen zu gehen. Aber ich habe so viel gewonnen. Es ist<br />

niemals zu spät auszuziehen und ein neues Leben zu beginnen“,<br />

macht Eliza anderen Frauen Mut.<br />

Digitale Fernerfassung der<br />

Verbrauchsdaten von Strom und<br />

Gas (Smart Metering)<br />

Bündelung von Submetering und<br />

Smart Metering sowie Anbindung<br />

weiterer IoT-Anwendungen via<br />

SMGW (Multi-Metering)<br />

Intelligente und effiziente<br />

Thermostatsteuerung<br />

Erfahren Sie<br />

mehr unter:<br />

www.kalo.de


8 <strong>VNW</strong><br />

9<br />

Statistik 1<br />

Kein Finanzprodukt ist in Deutschland so beliebt wie das Sparkonto.<br />

41 Prozent der für die Statista Consumer Insights befragten<br />

Erwachsenen gaben an, ein Sparbuch ihr eigen zu nennen. Und<br />

das, obwohl sich diese Form der Geldanlage angesichts extrem<br />

niedriger Zinsen kaum noch lohnt. Aber immerhin bietet klassisches<br />

Sparen eine gewisse Stabilität. Das sieht bei Aktien beispielsweise<br />

anders aus – hier sind zwar große Gewinne möglich, aber<br />

auch große Verluste. Trotzdem haben 20 Prozent der Befragten<br />

in Wertpapiere investiert. Große Schwankungen sind auch bei<br />

Kryptowährungen ein Thema. Die digitalen Währungen haben in<br />

den letzten drei Jahren in puncto Verbreitung einen großen Aufschwung<br />

erlebt. Das Trendprodukt der Stunde ist indes Gold: Eine<br />

Feinunze war Ende März <strong>2023</strong> fast 2 000 US-Dollar wert. Indes<br />

sind Edelmetalle eines der weniger verbreiteten Anlageprodukte,<br />

wie der Blick auf die Statista-Grafik zeigt.<br />

Bei der letzten Engpassanalyse hat die Bundesagentur für Arbeit<br />

(BA) 148 Berufe mit Anzeichen eines Engpasses in Deutschland<br />

gezählt. Die BA „bewertet einmal jährlich die Fachkräftesituation<br />

am Arbeitsmarkt. Anhand von sechs statistischen Indikatoren (u.a.<br />

Vakanzzeit, Arbeitsuchenden-Stellen-Relation) wird dabei für alle<br />

Berufsgattungen [...], soweit belastbare Daten vorliegen, ein Punktewert<br />

ermittelt. Ist dieser größer gleich 2,0, handelt es sich um<br />

einen Engpassberuf.“ Im Bereich der Fachkräfte (72 Engpassberufe)<br />

fehlt beispielsweise in vielen Handwerksberufen Nachwuchs,<br />

aber auch in der Pflege und Altenpflege oder im Rettungsdienst<br />

ist die Lage schwierig.<br />

Immerhin, im Vergleich zu 2019 ist die Zahl der Engpassberufe<br />

sichtbar zurückgegangen, wie der Blick auf die Statista-Grafik<br />

zeigt. Ein Grund zum Aufatmen ist das indes nur begrenzt. Denn<br />

wo Anzeichen eines Engpasses besteht, droht mitunter mehr als<br />

nur lange Wartezeiten bei der Reparatur von Auto oder Waschmaschine.<br />

So sind bei den Spezialistinnen und Spezialisten (41<br />

Engpassberufe) etwa Lehrkräfte für berufsbildende Fächer oder<br />

Berufe in der Kinderbetreuung gelistet. Von 35 Expertinnen und<br />

Experten-Engpässen beziehen sich zwölf auf Ärztinnen und Ärzte<br />

(z.B. Haut- oder Zahnärztinnen und -ärzte) und andere medizinische<br />

beziehungsweise pharmazeutische Berufe.<br />

74 Prozent der zwischen August und Oktober 2022 vom Branchenverband<br />

Bitkom befragten deutschen Unternehmen beklagen<br />

derzeit einen Mangel an IT-Fachkräften. Offene Stellen bleiben im<br />

Schnitt bis zu sieben Monate unbesetzt. Obwohl zahlreiche Maßnahmen<br />

zur Behebung dieses Engpasses existieren, beispielsweise<br />

die Anwerbung qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland, wird<br />

bei längst nicht allen das Potenzial zur kurzfristigen Schließung<br />

der Personallücke gesehen.<br />

Wie unsere Grafik auf Basis einer Umfrage des Weiterbildungsportals<br />

neue fische zeigt, sehen die wenigsten Befragten eine<br />

Auslagerung an in- oder ausländische Dienstleister als sinnvoll an.<br />

Eine Umschulung halten hingegen rund 39 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen<br />

und Umfrageteilnehmer für effektiv, gefolgt von<br />

der bereits erwähnten Anwerbung ausländischer xpertinnen und<br />

Experten und von Fachkräften aus anderen technischen Berufen.<br />

Obwohl die Umschulung der eigenen Arbeitskräfte als vielversprechend<br />

gilt, dürfte die tatsächliche Durchführung zahlreiche<br />

Unternehmen vor größere Probleme stellen. So gaben etwa<br />

62 Prozent der befragten Personal- oder IT-Entscheiderinnen und<br />

Entscheider an, dass in ihrer Firma kein oder kaum Potenzial zur<br />

Umschulung bestehe. Entsprechend fanden bei 43 Prozent der Befragten<br />

in den vergangenen zwölf Monaten auch keine gezielten<br />

fachlichen Weiterbildungen statt. Elf Prozent ermöglichten einer<br />

bis zwei Personen, weitere acht Prozent bis zu zehn Personen entsprechende<br />

Trainings und Fortbildungen.<br />

Wenn Bundesbürger einen Kredit aufnehmen oder sich Geld leihen,<br />

dann tun sie das am häufigsten, um damit Konsumartikel<br />

zu finanzieren. An ersten Stelle stehen dabei ein Auto oder ein<br />

Motorrad. Das zeigt die Grafik auf Basis von Daten des Statista<br />

Global Consumer Survey. Erst mit einigem Abstand folgen Möbel,<br />

Unterhaltungselektronik oder Haushaltsgeräte. Auch Refinanzierungen<br />

spielen eine Rolle, also das Ersetzen eines bestehenden<br />

Kredits durch einen neuen mit günstigeren Zinssätzen. Seltener<br />

sind dagegen Kredite für eine Reise oder für die Finanzierung<br />

einer Schule oder eines Studiums. Hobbies oder größere Feiern<br />

sind ebenfalls relativ selten der Grund für eine Kreditaufnahme.<br />

Der Statista Global Consumer Survey erfasst das Konsumverhalten<br />

und die Mediennutzung von Verbrauchern weltweit und<br />

deckt dabei sowohl Online- als auch Offline-Aktivitäten ab. Der<br />

Global Consumer Survey wird in 55 Ländern und Regionen mit bis<br />

zu 24000 Befragten pro Land und Update durchgeführt.


10 <strong>VNW</strong><br />

11<br />

Anzeigen<br />

Statistik 2<br />

eCLIQ<br />

Der Schlüssel zum<br />

elektronischen<br />

Schließen<br />

Banken in Griechenland, Polen und Ungarn haben einen relativ<br />

hohen Anteil an faulen Krediten (NPL = Non Performing Loans) in<br />

ihren Beständen. Das zeigt die Statista-Grafik auf Basis von Daten<br />

der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) mit Stand vom<br />

September vergangenen Jahres. Auch in Belgien, Zypern und Portugal<br />

ist der Anteil vergleichsweise hoch. In Deutschland liegt er<br />

derzeit bei einem Prozent. Daten zur Schweiz werden von der EBA<br />

nicht veröffentlicht.<br />

Insgesamt sind die NPL-Bestände der europäischen Banken<br />

allerdings rückläufig. Das zeigt der Vergleich mit den Beständen,<br />

die die Banken noch im Juni 2021 ausgewiesen haben. So ist der<br />

NPL-Anteil griechischer Banken seitdem von 14,8 Prozent auf nunmehr<br />

4,9 Prozent gesunken. Für Zypern lässt sich ein Rückgang<br />

von 9,1 Prozent auf 3,2 Prozent beobachten. In Deutschland fällt<br />

der Rückgang von 1,1 Prozent auf 1,0 Prozent minimal aus. Insgesamt<br />

zeigt sich der europäische Bankensektor in Sachen faule<br />

Kredite also deutlich robuster als noch Mitte 2021, mitten in der<br />

Corona-Krise.<br />

Notleidende bzw. leistungsgestörte Kredite (Non Performing<br />

Loans) sind Kredite, bei denen der Schuldner mit der Erfüllung seiner<br />

Pflichten bereits in Verzug geraten ist. Diese Kredite müssen als<br />

zweifelhafte Forderungen von den Banken zu Lasten ihres Ertrages<br />

wertberichtigt werden. In den meisten Standardvertragsbedingungen<br />

ist festgelegt, dass Kredite nach 90-tägiger Zahlungsunfähigkeit<br />

notleidend werden. Der Anteil notleidender Kredite ist ein<br />

wichtiger Indikator für die Krisenfestigkeit der Banken – und damit<br />

der gesamten Euro-Zone.<br />

Ältere Menschen sind laut einer Pressemitteilung des Statistischen<br />

Bundesamtes immer häufiger erwerbstätig. Die von Eurostat erhoben<br />

Daten zeigen, dass die Erwerbstätigenquote der 55- bis<br />

64-Jährigen binnen zehn Jahren von 62 auf 72 Prozent gestiegen<br />

ist. Damit liegt Deutschland über dem EU-Schnitt. Auch bei<br />

den 65- bis 69-Jährigen ist die Quote im selben Zeitraum sichtbar<br />

gestiegen, wie der Blick auf die Statista-Grafik verdeutlicht. Ein<br />

Mittel gegen den Fachkräftemangel ist die Verlängerung des Arbeitslebens<br />

aber nicht. Dazu Frank Schüller, Arbeitsmarkt-Experte<br />

im Statistischen Bundesamt: „Eine höhere Erwerbsbeteiligung<br />

älterer Menschen wird jedoch künftig kaum kompensieren<br />

können, dass die jüngere Bevölkerung abnimmt und es dadurch<br />

deutlich weniger Erwerbspersonen in diesen Altersgruppen gibt.“<br />

www.assaabloy.com/de<br />

ASSAABLOY_eCLIQ_ANZ_vdw_182x128_0223_RZ.indd 1 12.01.23 08:11<br />

DZ HYP. BEREIT, WENN SIE ES SIND.<br />

Eine gute Idee verdient die bestmögliche Unterstützung. Als eine führende Immobilienbank bietet<br />

die DZ HYP ihren Kunden der Wohnungswirtschaft individuelle Lösungen für ihre Finanzierungsvorhaben.<br />

Unsere Erfahrung und Kompetenz ist die Basis für Ihren Erfolg in dynamischen Zeiten.<br />

DZ HYP. Bereit, wenn Sie es sind.<br />

dzhyp.de


13<br />

„Für uns hat man dann die Wohnungsbauinstrumente aus der<br />

DDR-Mottenkiste: Deckeln, Enteignen, Zwingen.“<br />

„Reparaturschleife<br />

im Stadium der<br />

Verschlimmbesserung“<br />

Der Vorsitzende des <strong>VNW</strong>-Verbandsausschusses<br />

und Vorsitzender des<br />

<strong>VNW</strong>-Landesverbands Schleswig-<br />

Holstein zur aktuellen Lage der<br />

Wohnungswirtschaft.<br />

VON MARCEL SONNTAG<br />

Lübeck. Es ist schwierig, in diesen Zeiten zu reden. Denn erstens<br />

muss man sehr aufpassen, was man sagt. Selbst wenn es die<br />

Wahrheit ist, kann das in unserer Empörungskultur gleich einen<br />

Shitstorm auslösen. Und außerdem ist schon eigentlich alles zum<br />

bezahlbaren Wohnen gesagt und auch schon fast von jedem. Und<br />

schon fast bei jeder Gelegenheit: vor der Presse, auf Parteitagen, in<br />

Runden mit Bundestagsabgeordneten, auf Fachforen, in vertraulichen<br />

Kreisen usw.<br />

Wirklich genutzt hat es allerdings wohl nicht! Bisher jedenfalls<br />

nicht! Leider haben unsere unzähligen fachlichen Hinweise, Warnungen<br />

oder Forderungen auf Bundesebene wenig bis gar nicht<br />

gefruchtet. Wir befinden uns quasi in einer wohnungspolitischen<br />

Reparaturschleife im Stadium der Verschlimmbesserung.<br />

So hört man in wohnungspolitischen Reden am liebsten nur<br />

noch Superlative: Von Explosionen, Nöten, Zusammenbrüchen<br />

und Chaos ist die Rede. Meist ist der Markt gemeint. Ich sehe das<br />

anders, möchte beim Superlativ aber nicht nachstehen und die<br />

Lust daran gleich vorab befriedigen.<br />

Es folgt meine private Meinung, nicht die offizielle Haltung des<br />

<strong>VNW</strong>: Diese Bundesregierung leistet sich die schlechteste Wohnungspolitik<br />

aller Zeiten. Und ich dachte schon bei der letzten<br />

Bundesregierung, es ginge nicht schlimmer! Eigentlich ist es auch<br />

keine Wohnungspolitik, sondern ein Flickwerk und Zahlenraten.<br />

Interessenkollisionen mit anderen Zielen der Politik oder anderen<br />

Ressorts werden bestenfalls festgestellt, aber nicht aufgelöst.<br />

Das hat eher etwas von Pippi-Langstrumpf-Philosophie: „Ich mache<br />

mir die Welt, wie sie mir gefällt“ und grenzt an Realitätsverweigerung.<br />

Gestehungskosten erreichen neue Höhen<br />

Corona, Fachkräftemangel, Lieferkettenprobleme, hohe Energiekosten,<br />

weiter gestiegene Baukosten – das sind Faktoren, die die<br />

Gestehungskosten von Wohngebäuden weiter in die Höhe getrieben<br />

haben.<br />

Das kann man noch viel differenzierter in den Studien der<br />

ARGE nachlesen – 2020: 2900 EUR/m²Wfl., 2021: 3400 EUR/m²,<br />

2022: 4000 EUR/m².<br />

Die im vergangenen Jahr fertiggestellten Projekte hatten alle<br />

noch die „alte“ KFW-Förderung mit auskömmlichen Zuschüssen,<br />

Zinskonditionen aus der Niedrigzinsphase, Bauverträge, die z.B. zu<br />

den im Jahr 2020 geltenden Konditionen abgeschlossen wurden.<br />

Für einige Vorhaben, die in diesem Jahr, also im Jahr <strong>2023</strong> fertiggestellt<br />

werden, wird das zumindest teilweise auch noch gelten.<br />

Im Reflex der Richtfestreden heißt es dann zumeist, wie toll,<br />

sozial und energetisch eben auch in dieser Zeit gebaut wird, nach<br />

dem Motto: „Seht her, es geht also doch!“ Und das ist eben ein<br />

gefährlicher Trugschluss.<br />

Deshalb bin ich dem Kollegen von der Genossenschaft Hamburg<br />

Wohnen sehr dankbar, der auf seinem Richtfest vor einigen<br />

Wochen sehr deutlich gemacht hat, dass ein solches Projekt unter<br />

den heutigen Bedingungen nicht realisierbar wäre.<br />

Wie sieht es also aus beim Blick in die Zukunft?<br />

Ich will jetzt weder Schwarzmalen noch die Pressemitteilung der<br />

Vonovia zitieren, aber unser Bundesverband GdW hat schon im<br />

vergangenen Jahr eine Umfrage unter den sozialorientieren Wohnungsunternehmen<br />

gestartet, um zu erfragen, wie die Unternehmen<br />

mit den schlechten Rahmenbedingungen wie z.B. bei der<br />

KfW-Förderung umgehen.<br />

Das Ergebnis war zu erwarten: Ein erheblicher Anteil der Unternehmen<br />

verhält sich abwartend in der Bandbreite vom erneuten<br />

Prüfen der Neubauvorhaben, über Zurückstellen bis hin zum<br />

Streichen von Neubauprojekten.<br />

32 Prozent der eigentlich für das laufende und das kommende<br />

Jahr geplanten Baufertigstellungen werden nicht kommen oder<br />

stehen in Frage, angesichts des exorbitant verschlechterten Umfelds.<br />

Und dazu zählen wesentlich auch politische Rahmensetzungen.<br />

Das ist keine Trotzhaltung oder versuchte Erpressung, wie es<br />

denn von Teilen der Presse und Politik tituliert wurde, sondern eine<br />

betriebswirtschaftlich getragene Zurückhaltung.<br />

Für uns gelten die Grundsätze der ordnungsgemäßen<br />

Geschäftsführung<br />

Wir hier als Vorstand oder Geschäftsführung einschließlich der<br />

kommunalen Unternehmen sind alle den Grundsätzen der ordnungsgemäßen<br />

Geschäftsführung unterworfen und werden auch<br />

für deren Einhaltung verantwortlich gemacht. Dazu zählt selbstverständlich,<br />

wirtschaftliche Nachteile oder Schäden zu vermeiden/zu<br />

verhindern, die durch defizitäre Projekte entstehen.<br />

Folgt man einer kürzlich geäußerten Forderung aus dem politischen<br />

Berlin, soll‘s dann ein Bauzwang richten. Das ist schon<br />

interessant, dann hätte man ja auch der Energiewirtschaft und<br />

deren Aktionären erklären können, dass sie trotz der hohen Beschaffungskosten<br />

ohne staatliche Unterstützung für die Sicherheit<br />

der Energieversorgung zu sorgen haben.<br />

Da wird dann mit zweierlei Maß gemessen. Für uns hat man<br />

dann die Wohnungsbauinstrumente aus der DDR-Mottenkiste:<br />

Deckeln, Enteignen, Zwingen. Irgendwann kommt dann das Zuweisen<br />

von Wohnungen dazu, weil mit diesen Instrumenten eben<br />

nicht genügend bezahlbarer Wohnraum entstehen kann.<br />

Vernünftige Bundesförderung statt populistischer<br />

Scheinlösungen<br />

Was wir nicht brauchen, sind populistische und ideologische<br />

Scheinlösungen. Was wir brauchen, sind fachliche Antworten und<br />

eine davon wäre eine vernünftige Bundesförderung. Was da allerdings<br />

als Antwort kommt, kommt so seit Jahren.<br />

Verfahren müssten vereinfacht werden, die Bauordnungen<br />

seien zu harmonisieren, es müsse seriell gebaut und mehr auf Di-


14 <strong>VNW</strong><br />

15<br />

gitalisierung gesetzt werden usw. usw. Alles schön und gut, aber<br />

erstens: Getan hat sich wenig und gleichzeitig hebt Berlin die Baustandards<br />

an und ergänzt sie um weitere Anforderungen.<br />

Und das Chaos rund um die KFW-Förderung Anfang 2022<br />

wirkt nach. Die Frage ist: Wie geht künftig Neubauförderung? Das<br />

ist immer noch unklar. Klar ist nur, die Anforderungen steigen.<br />

Und das, obwohl Neubau ein existenzielles Thema bleibt, haben<br />

die Verbände im ZIA gerade bis 2025 ein Rekorddefizit im<br />

Wohnungsbau festgestellt. Danach fehlen gut 700 000 Wohnungen.<br />

Die sollten bezahlbar sein.<br />

Das angesichts der realen Gestehungskosten herausfordernd<br />

zu nennen, grenzt an Verniedlichung. Klar: Neubau ohne marktgerechte<br />

Förderung kann sicher zur Angebotsausweitung beitragen.<br />

Aber nicht zur Ausweitung eines Angebots, das dem Prädikat<br />

„bezahlbar“ ansatzweise gerecht wird.<br />

Mehr als 4 000 Euro pro Quadratmeter<br />

Wer heute neu baut, muss mit Kosten je Quadratmeter von deutlich<br />

mehr als 4000 Euro rechnen. Wer es in den Zentren versucht,<br />

sollte sich nicht von 5 000 Euro und mehr abschrecken lassen.<br />

Auf Kostendeckung und Miete umgerechnet, sind 15 bis 20<br />

Euro netto kalt als Eingangsmiete nötig. Bezahlbar klingt jedenfalls<br />

anders und das ist, ohne eine sinnvoll aufgebaute Förderung nicht<br />

zu machen.<br />

Warum kennen die Kosten nur diese eine Richtung? Ich mag‘s<br />

fast nicht wiederholen: Weil Vorgaben und Standards steigen.<br />

Weil Bauen immer komplizierter wird und Material immer teurer.<br />

Gerade hat das Statistische Bundesamt verkündet, dass die<br />

Neubaupreise auch im Jahr 2022 erneut stark gestiegen sind. Binnen<br />

Jahresfrist hat sich das Bauen um 16,9 Prozent verteuert. Im<br />

Jahr 2021 ging‘s um 14,4 Prozent nach oben.<br />

Bereits seit dem Jahr 2015 haben wir eine Baukostentwicklung,<br />

die sich komplett von der allgemeinen Teuerung entkoppelt<br />

hat – und das völlig ohne Inflation und Kriegssonderfaktoren.<br />

Auf das Problem weisen wir seit Jahren gebetsmühlenartig hin<br />

und haben auch einen ganzen Katalog von Lösungsvorschlägen<br />

unterbreitet.<br />

Geantwortet wurde regelmäßig mit Verweis auf ein historisch<br />

niedriges Zinsniveau, dass den Kostenanstieg kompensieren würde.<br />

Hat es, aber nur zu einem begrenzten Teil. Nun fällt dieses<br />

schöne Alibi-Argument fürs Nichtreagieren oder Nichtregieren<br />

auch weg.<br />

Wir verkaufen keine Wohnungen<br />

Die Zinsen sind so oder so: Am Ende muss jeder Bauwillige seine<br />

Kosten aufaddieren und überlegen, wie das Ganze zu refinanzieren<br />

ist. Uns stehen dafür allein die laufenden Mieteinnahmen zur<br />

Verfügung.<br />

Wir verkaufen keine Wohnungen, um Liquidität zu schöpfen<br />

oder gestiegene Bodenwerte zu realisieren. Was wir aus den Mieten,<br />

gegebenenfalls unterstützt durch eine realistische Förderung<br />

von Bund und Land, nicht bestreiten können, kann nicht gebaut<br />

werden.<br />

Wir schauen nicht nur auf eine Legislaturperiode oder eine<br />

bestimmte politische Konstellation, der es besser oder schlechter<br />

gelingt, ihren selbstgesteckten Zielen Rechnung zu tragen.<br />

Wir schauen auf ein langes bekanntes, strukturelles Problem, an<br />

dem man gemeinsam mit uns und vielen anderen Wohnungsmarktakteuren<br />

hätte arbeiten können, um schneller voranzukommen.<br />

Hat man aber nicht.<br />

Dekarbonisierung im Schweinsgalopp<br />

Aber es gibt ja nicht nur Neubau, sondern auch noch den Wohnungsbestand.<br />

Nun soll der Bestand unter anderem dekarbonisiert<br />

werden. Grundsätzlich richtig!<br />

Und das aber noch im Schweinsgalopp. Was mit Blick auf den<br />

bereits erreichten Standard hier schon in der Vergangenheit teuer<br />

war! Was in der weiteren Umsetzung aber noch sehr viel teuer wird!<br />

Die ARGE für zeitgemäßes Bauen, also nicht irgendwer, hat<br />

gerade errechnet, dass die vollständige Dekarbonisierung des Bestandes<br />

bis 2045 je nach Effizienzstandardvorgabe zwischen vier<br />

und fünf Billionen Euro kosten wird. Das mit den Milliarden haben<br />

wir also längst hinter uns gelassen.<br />

Ergo – auch der Bestand wird teurer. Von irgendwas muss das<br />

Ganze bezahlt werden. Nur eines ist sicher: Aus der zweifellos<br />

möglichen Energiekostenersparnis ist das nicht allein zu finanzieren.<br />

Die Sache mit der Wertsteigerung<br />

Das scheint man zwischenzeitlich auch verstanden zu haben.<br />

Dann zieht man halt das nächste Argument aus dem Hut. Das<br />

lautet: Wer energetisch saniert, steigert den Wert seines Gebäudes<br />

und darf deshalb die darin Wohnenden nicht mit steigenden<br />

Mieten belasten.<br />

Ja, der Wert steigt. Allerdings nur der Buchwert auf dem Papier.<br />

Der Verkauf zu Höchstpreisen, mit dem der Wert realisiert<br />

würde, kann wohl kaum als Lösung gemeint sein.<br />

Denn dann landen die Bestände letztlich bei großen international<br />

agierenden Finanzinvestoren. Die aber haben eine andere<br />

Agenda als die sozialorientierte Wohnungswirtschaft hier in unserem<br />

Verband und auch die Vermieter in den anderen Verbänden.<br />

Zur Deckung stehen also allein Mieteinnahmen zur Verfügung.<br />

Oder, in Ergänzung, eine vernünftige Förderung.<br />

Selbst Energieberater haben den Überblick verloren<br />

Stichwort „vernünftige Förderung“: Gerade haben sich die Vorgaben<br />

für die BEG-Bestandsförderung wieder verändert. Ja, es gab<br />

Diskussionen, aber nichts Belastbares, auf das man sich hätte einstellen<br />

können.<br />

Fakt ist, selbst die verpflichtend einzubindenden Energieberater<br />

haben den Überblick verloren. Was sich von einem Tag auf den anderen<br />

ändert, findet sich nach intensiver Suche im Kleingedruckten<br />

in Anlagen zu Richtlinien. Und dort auf den Seiten 38 bzw. 41.<br />

Ergebnis: Viel Aufwand, Zeit und Kosten für einhergehende<br />

Projektplanungen, die zur Finanzierung vorbereiteten Förderanträge,<br />

für die Projekte getroffene Zinsabsicherungen, können wieder<br />

in die Tonne getreten werden. Im schlimmsten Fall die Projekte<br />

gleich mit.<br />

Oder die Mieter fangen auf, was an Förderung nicht mehr zur<br />

Verfügung steht. Das ist irrwitzig. Man fragt sich: Lernt eigentlich<br />

im Bund keiner was aus Fehlern der Vergangenheit?<br />

Es ist eine Katastrophe, wenn Eigentümer sich auf den steinigen<br />

und teuren Weg begeben, Bestände klimafest zu machen, nur um<br />

kurz vor dem Start festzustellen, dass sich die Planungsgrundlagen<br />

ohne vernünftige Übergangsfristen mal wieder verändert haben.<br />

Ich bleibe noch mal beim Bestand. Schaue jetzt aber auf das,<br />

was Bestandsverwaltung heute bedeutet. Zum einen steigen auch<br />

die Kosten der laufenden Instandhaltung mit den Baukosten seit<br />

Jahren massiv. Das Statistische Bundesamt weist für Instandhaltungsarbeiten<br />

an Wohngebäuden (ohne Schönheitsreparaturen)<br />

für das zurückliegende Jahr einen Preisanstieg von knapp 17 Prozent<br />

aus.<br />

Im Jahr 2021 ging‘s um gut 14 Prozent nach oben. Auch das<br />

muss von irgendwas bezahlt werden. Jedenfalls müssen die Rechnungen<br />

der Handwerker beglichen werden.<br />

Viele Verordnung verursachen zusätzlichen Aufwand<br />

Das ist aber nicht alles: Die im Zuge der hohen Energiepreise vom<br />

Bund erlassenen Verordnungen mit den putzigen Namen EnSiku-<br />

MaV und EnSimiMaV verpflichten uns, Dinge zu tun, die die Mieter<br />

verunsichern und zusätzlich noch hohen Aufwand und Kosten<br />

verursachen.<br />

Wir fahren seit Jahren Kampagnen, die auf ein verbrauchssensibleres<br />

Nutzerverhalten zielen. Nur informieren wir vielleicht nicht<br />

in der vom Verordnungsgeber vorgegebenen Art und Weise. Ergo:<br />

Machen wir´s halt doppelt – auch wenn´s keiner mehr liest.<br />

In jedem Fall kostet das Zeit. Und zwar deutlich mehr als die<br />

vom Gesetzgeber angesetzten 13 Minuten je Wohngebäude.<br />

Und weil in dieser Zeit jemand die Arbeit ganz praktisch erledigen<br />

muss, kostet das auch Geld.<br />

Wir wollen Energiekosten sparen, verursachen an anderer<br />

Stelle im System dafür deutlich höhere Kosten. Ist das intelligent?<br />

Ebenso wenig ist es intelligent, Millionen von Briefen mit entsprechenden<br />

Portokosten und einem hohen Papierverbrauch, den wir<br />

ja eigentlich vermeiden wollen, deutschlandweit für die Informationen<br />

zu versenden.<br />

Eine Operation am offenen Herzen mit begrenzter Wirkung<br />

Dieselbe Frage stellt sich auch mit Blick auf einen binnen Jahresfrist<br />

durchzuführenden hydraulischen Abgleich der Heizungssysteme.<br />

Zum praktischen Verständnis: Das ist eine Operation in großem<br />

Maßstab am offenen Herzen mit sehr begrenzter Wirkung.<br />

Ironischerweise ist dem Verordnungsgeber wohl entgangen,<br />

dass nicht allein gasbeheizte Gebäude eine Heizungsanlage haben,<br />

sondern auch solche, die an der Fernwärme hängen. Zum<br />

Glück muss man leider so sagen.<br />

Konkret: Im Mehrfamilienhausbestand müssen Sie organisatorisch<br />

sicherstellen, dass zum Zeitpunkt der Maßnahme alle zuhause<br />

sind und ihnen auch Einlass gewährt wird. Zuvor stellt sich die<br />

Frage, wer mit der Durchführung beauftragt werden kann. Die<br />

Kapazitäten hier sind sehr beschränkt, der gesamte Markt ist aber<br />

gezwungen, zeitgleich darauf zuzugreifen.<br />

Bitte weiterdenken. Die dazu bereits zahlreich vorliegenden<br />

Kostenschätzungen liegen weit jenseits der 1000 Euro/Wohnung.<br />

Und der zu erwartende Kosteneffekt liegt erheblich unter dem<br />

Aufwand.<br />

Das Geld wäre besser angelegt, wenn man dafür die energetische<br />

Modernisierung der Bestände vorantreiben könnte. Das funktioniert<br />

nun aber so leicht nicht. Dafür benötige ich ja die gleichen<br />

Heizungsingenieure, die gerade auf Jahre mit dem hydraulischen<br />

Abgleich beschäftigt sind.<br />

Verordnung verlangt eine Leistung, die nicht erbracht<br />

werden kann<br />

Das zeigt aber auch, dass diese Verordnung eine Leistung verlangt,<br />

deren Erfüllung eigentlich unmöglich ist. Das dürfen wir so nicht<br />

hinnehmen. Hier müssen wir uns wehren, notfalls auch auf dem<br />

Rechtsweg.<br />

Auf Initiative des <strong>VNW</strong> lässt der Bundesverband GdW derzeit<br />

ein Rechtsgutachten zu den Fragen der Rechtsfolge dieser unmöglichen<br />

Leistungserfüllung erstellen.<br />

Ich könnte noch viele Themen ansprechen, die meisten sind<br />

vom Bund zu verantworten. Überwiegend hätte ich dabei festzustellen,<br />

dass wir von echten Lösungen weit entfernt sind.<br />

Dabei geht es mir nicht um Kritik, um der Kritik willen. Ich bin<br />

schließlich nicht im Wahlkampf. Mir geht es um die Lösungen, um<br />

den Weg zu den Lösungen und um eine vernünftige Umsetzung<br />

der Lösungen.<br />

Ich habe die Verantwortung für eine Genossenschaft, deren<br />

Wohnungen und Mitglieder, denen wir auch zukünftig ein bezahlbares<br />

Zuhause geben möchten.<br />

Wichtig ist die Zusammenarbeit auf der Basis von Sacharbeit<br />

und Fachlichkeit. Nennen möchte ich in diesem Zusammenhang<br />

die ARGE für zeitgemäßes Bauen und deren Geschäftsführer Prof.<br />

Dietmar Walberg. Ein Kleinod der Fachlichkeit!<br />

Aber Fakten tun offensichtlich denjenigen weh, zu deren Story<br />

sie nicht passen. So verwenden dann Teile der Bundespolitik lieber<br />

ihre Ressourcen darauf, die Ergebnisse dieser Arbeit zu diskreditieren,<br />

um die eigene Erzählung möglichst aufrecht erhalten zu<br />

können.<br />

Dabei geht es nicht ums Recht haben. Es geht darum, die Herausforderungen<br />

im Wohnungsbau und beim Klimaschutz zu lösen<br />

und nicht zu vertagen, wie in der letzten Dekade. Wir als <strong>VNW</strong><br />

und die Unternehmen stehen zu Gesprächen zur Verfügung.<br />

Zum Ende fällt mir ein Werbeslogan aus den 1980er Jahren<br />

ein, der nach wie vor hochaktuell ist. Übrigens von einem Hersteller<br />

fossiler Brennstoffe. „Es gibt viel zu tun, packen wir es an!“<br />

MARCEL SONNTAG ist seit dem<br />

1. Februar 2012 Vorstandsvorsitzender<br />

der NEUE LÜBECKER<br />

Norddeutsche Baugenossenschaft<br />

eG. Der Wirtschaftsjurist<br />

und gebürtige Berliner ist seit<br />

2020 Vorsitzender des <strong>VNW</strong><br />

Verbandsausschusses.


16<br />

17<br />

Bundesbauministerin Klara<br />

Geywitz<br />

in Hamburg<br />

beim Wowi-Frühstück<br />

Lebhafte Diskussion<br />

über die schwierige Lage<br />

der Wohnungswirtschaft.


18 <strong>VNW</strong><br />

Anzeige<br />

Hamburg. Zum wiederholten Mal hat Bundesbauministerin Klara<br />

Geywitz einen Besuch in Hamburg genutzt, um mit Geschäftsführern<br />

und Vorständen von <strong>VNW</strong>-Unternehmen ins Gespräch zu<br />

kommen.<br />

Das mag daran liegen, dass die Lage der Wohnungswirtschaft<br />

schwieriger denn je ist. Auf der einen Seite steigen die Baukosten<br />

Monat für Monat nahezu ungebremst und sorgen dafür, dass viele<br />

Unternehmen ihre Neubauprojekte prüfen oder gar auf Eis legen.<br />

Andererseits steigen die Mieten und es wächst die Nachfrage<br />

vor allem nach bezahlbarem Wohnraum, weil nach wie vor<br />

Flüchtlinge untergebracht werden müssen – vor allem in einer<br />

Metropole wie Hamburg.<br />

Die wichtigste Botschaft der Ministerin lautete denn auch,<br />

dass der soziale Wohnungsbau gestärkt werden müsse. Angesichts<br />

der gestiegenen Baukosten brachte die Politikerin den verstärkten<br />

Ankauf von Belegungsrechten ins Gespräch.<br />

Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein warb für<br />

das kurzfristig ausgeweitete Förderprogramm der Stadt und<br />

sprach von „sehr guten Bedingungen für den Bau bezahlbarer<br />

Wohnungen“. Sie setze auf den Bauüberhang, der in der Hansestadt<br />

bei 16000 Wohnungen liege.<br />

In der lebhaften Diskussion nahmen die Geschäftsführer und<br />

Vorstände von <strong>VNW</strong>-Unternehmen kein Blatt vor den Mund.<br />

Matthias Herter, Vorsitzender der Geschäftsführung der meravis<br />

Wohnungsbau- und Immobilien GmbH verwies darauf, dass<br />

bei Neubauten die hohen Baukosten nicht durch die günstigen<br />

Mieten gedeckt werden könnten. Er sehe auf Dauer den sozialen<br />

Frieden in den Quartieren gefährdet.<br />

Burkhard Pawils, Vorstand der Altonaer Spar- und Bauverein<br />

eG, verwies darauf, dass bei der Bekämpfung der „schwarzen<br />

Schafe“ in der Wohnungswirtschaft oftmals die „Guten“ unter<br />

politischen Maßnahmen litten. Wichtig wäre es, einen Wucherparagraphen<br />

zu entwickeln, „ohne die Guten zu treffen“. Auch eine<br />

weitere Senkung der Kappungsgrenze oder die Verschärfung der<br />

Mietpreisbremse würden jene Unternehmen belasten, die bezahlbaren<br />

Wohnraum anböten.<br />

KOSTENPLANUNG<br />

SCHNITTSTELLEN-<br />

FUNKTION<br />

BEMUSTERUNG<br />

ENERGIEKONZEPTE<br />

BADGESTALTUNG<br />

TECHNISCHER<br />

SUPPORT<br />

PLANUNGS-<br />

UNTERSTÜTZUNG<br />

FORTBILDUNG<br />

ANSPRECHPARTNER GEBIET HB +<br />

WEST NS (NFG NORD-WEST)<br />

Herr Christian Michalak<br />

M +49 170 339 12 60<br />

BÜRO: Cordes & Graefe Bremen KG<br />

Wulfhooper Straße 1-5 I 28816 Stuhr<br />

christian.michalak@nfg-gruppe.de<br />

ANSPRECHPARTNER GEBIET<br />

H + OST NS (NFG MITTE)<br />

Herr Carsten Ulbricht<br />

M +49 170 859 63 11<br />

BÜRO: HS-C. Hempelmann KG<br />

Daimlerring 10 I 31135 Hildesheim<br />

carsten.ulbricht@nfg-gruppe.de<br />

ANSPRECHPARTNER GEBIET<br />

SH, HH + MVP (NFG-NORD)<br />

Herr Andreas Woywod<br />

M +49 170 339 43 40<br />

BÜRO: A r ens Diens tleis tungs-GmbH<br />

Altes Feld 14 I 22885 Barsbüttel<br />

andreas.woywod@nfg-gruppe.de<br />

I<br />

NOV GARTFUA M


20 <strong>VNW</strong> 21<br />

Alles was<br />

RECHT ist!<br />

Tod eines Mieters:<br />

Welche Rechte und Pflichten Angehörige haben<br />

Von Sabine Meuter<br />

Bauaufsichtsbehörde kann Kiesgarten-Beseitigung anordnen<br />

Hannover. Handelt es sich bei Schottergärten<br />

um Grünflächen im Sinne der Bauordnung,<br />

wenn darin einzelne Pflanzen<br />

eingesetzt sind? Nein, urteilte bereits das<br />

Verwaltungsgericht Hannover (Az.: 4 A<br />

1791/21).<br />

Das niedersächsische Oberverwaltungsgericht<br />

lehnte zudem den Antrag<br />

auf Berufung ab. Demnach können Bauaufsichtsbehörden<br />

die Beseitigung verlangen,<br />

wenn Schottergärten aus bauordnungsrechtlicher<br />

Sicht unzulässig sind.<br />

Damit folgten die Gerichte der Argumentation<br />

der Kläger nicht. Sie hatten die<br />

Position vertreten, dass es sich bei den<br />

Berlin. Gehört einem Ehepartner die eheliche<br />

Wohnung, steht ihm diese im Fall einer<br />

Scheidung zu. Anders können die Dinge<br />

liegen, wenn für den Ehepartner und<br />

die Kinder, die dort leben, durch einen<br />

erzwungenen Auszug eine unbillige Härte<br />

vorläge. Entsprechende Entscheidung traf<br />

das Oberlandesgericht Frankfurt /Main<br />

(Az:6 UF 87/22).<br />

Im konkreten Fall blieb eine Frau nach<br />

der Trennung mit den drei Kindern in der<br />

ehelichen Wohnung. Bei der handelte es<br />

sich allerdings um eine Eigentumswohnung,<br />

die dem Mann allein gehört. Der<br />

forderte die Wohnung für sich – und hatte<br />

vor Gericht Erfolg.<br />

Beeten um Grünflächen handle aufgrund<br />

der Anzahl und der Höhe der eingesetzten<br />

Pflanzen.<br />

Das sahen die Richter anders. Entscheidend<br />

sei, ob Grünflächen von mit<br />

Pflanzen bewachsenen Flächen geprägt<br />

seien – ob naturbelassen oder angelegt.<br />

Steinelemente seien zwar nicht per se ausgeschlossen.<br />

Sie müssten im Gesamtbild<br />

aber untergeordnete Bedeutung haben.<br />

Bepflanzung nur punktuell<br />

Statt um Grünflächen mit nicht übermäßig<br />

ins Gewicht fallendem Kies handele<br />

es sich in dem konkreten Fall vielmehr<br />

Grundsätzlich seien die Eigentumsverhältnisse<br />

zu beachten. Nur im Härtefall könne<br />

der Ehepartner vom Ehepartner, dem die<br />

Wohnung gehört, die Überlassung verlangen,<br />

so das Gericht.<br />

Gericht sah keinen Härtefall<br />

Für eine unbillige Härte gelten hohe Anforderungen.<br />

So sei die Zuweisung der<br />

Wohnung an den anderen Ehepartner nur<br />

zulässig, um eine unerträgliche Belastung<br />

abzuwenden. Das sei etwa der Fall, wenn<br />

der Expartner für sich und die Kinder keine<br />

Wohnung finden könne. Das sei hier<br />

jedoch nicht der Fall.<br />

um Kiesbeete, in die punktuell Koniferen<br />

und Sträucher sowie Bodendecker eingepflanzt<br />

seien. Das widerspreche der Intention<br />

des Gesetzgebers, die „Versteinerung<br />

der Stadt“ auf das notwendige Ausmaß<br />

zu beschränken.<br />

Nach Vorschrift der Niedersächsischen<br />

Bauordnung müssen die nicht überbauten<br />

Flächen der Baugrundstücke Grünflächen<br />

sein, soweit sie nicht für eine andere zulässige<br />

Nutzung erforderlich sind.<br />

Eheliche Wohnung steht nach Scheidung Eigentümer zu<br />

Zwar behauptete die Frau, es sei für sie<br />

und die Kinder unmöglich, eine Ersatzwohnung<br />

zu finden. Doch habe sie keinerlei<br />

Anstrengungen unternommen, überhaupt<br />

eine Wohnung zu finden. Anders<br />

als das Jugendamt meinte das Gericht,<br />

dies wäre ihr innerhalb der zwei Jahre<br />

nach der Trennung zumutbar gewesen.<br />

Auch sei ihre Befürchtung eher abstrakt,<br />

dass ein Umzug die Kinder durch Verlust<br />

der sozialen Bindungen in Schule, Freundeskreis<br />

und Verein destabilisieren könne.<br />

Nach dem Tod eines Angehörigen<br />

gibt es jede Menge zu regeln. Einer<br />

der Punkte: Wie geht es weiter mit<br />

dem Mietvertrag? Was Hinterbliebene<br />

wie Vermieter wissen müssen.<br />

Frankfurt/Berlin. Es ist eine Frage, die<br />

sich im Todesfall vielleicht nicht sofort aufdrängt.<br />

Doch irgendwann sollten sich Hinterbliebene<br />

überlegen: Was ist in Sachen<br />

Mietvertrag zu beachten, wenn der oder<br />

die Verstorbene Wohnungsmieter war?<br />

Wichtige Fragen und Antworten.<br />

Erlischt der Mietvertrag mit dem Tod<br />

des Mieters automatisch?<br />

Nein. Entweder läuft das Mietverhältnis mit<br />

überlebenden Mitmietern oder aber den<br />

Erben weiter. „Auch für den Fall, dass der<br />

Ehegatte, der mit dem Mieter einen gemeinsamen<br />

Haushalt führte, den Mietvertrag<br />

nicht unterschrieben hat, tritt dieser<br />

mit dem Tod des Mieters in das Mietverhältnis<br />

ein“, sagt Rolf Janßen vom DMB Mieterschutzverein<br />

Frankfurt am Main.<br />

Das gleiche Recht steht auch dem eingetragenen<br />

Lebenspartner zu. Tritt der<br />

Ehegatte oder Lebenspartner nicht in das<br />

Mietverhältnis ein, können das im Haushalt<br />

lebende Personen – etwa Kinder – oder andere<br />

Familienmitglieder tun.<br />

Was ist, wenn dem Vermieter die Haushaltsangehörigen<br />

als Mieter nicht<br />

genehm sind?<br />

Der Vermieter hat ein Sonderkündigungsrecht<br />

mit der gesetzlichen Frist von drei<br />

Monaten. Dieses kann er innerhalb eines<br />

Monats ab Kenntnis des Todeseintritts ausüben,<br />

wenn in dem neuen Mieter ein wichtiger<br />

Grund zur Kündigung liegt.<br />

„Das kann zum Beispiel sein, dass der<br />

Vermieter konkrete Zweifel an der Zahlungsfähigkeit<br />

des neuen Mieters hat“, sagt<br />

Julia Wagner vom Eigentümerverband Haus<br />

& Grund Deutschland.<br />

Können Vermieter von den neuen Mietern<br />

eine Kaution verlangen?<br />

Ja – und zwar selbst dann, wenn Vermieter<br />

von dem verstorbenen Mieter keine Kaution<br />

eingefordert haben. Geregelt ist das in<br />

Paragraf 563b des Bürgerlichen Gesetzbuches.<br />

Die Kaution darf dabei nicht mehr<br />

als drei Monatskaltmieten betragen.<br />

Hat der verstorbene Mieter eine Kaution<br />

gezahlt, stehen Vermieter in der Pflicht,<br />

den Erben dieses Geld auszuzahlen, sofern<br />

keine offenen Forderungen vorliegen.<br />

Und wenn die Haushaltsangehörigen<br />

nicht in das Mietverhältnis eintreten<br />

wollen?<br />

„In dem Fall läuft das Mietverhältnis mit<br />

den Erben weiter“, erklärt Julia Wagner. Allerdings<br />

haben nicht nur Vermieter, sondern<br />

auch alle mit dem oder der Verstorbenen<br />

in einem Haushalt lebenden Personen wie<br />

auch die Erben die Möglichkeit, innerhalb<br />

eines Monats nach Kenntnis des Todesfalles<br />

das Mietverhältnis außerordentlich mit der<br />

gesetzlichen Frist von drei Monaten zu kündigen.<br />

Was ist, wenn die verstorbene Person<br />

alleine lebte und es keine Erben gibt?<br />

Werden keine Erben gefunden oder schlagen<br />

die Hinterbliebenen das Erbe aus, muss<br />

der Vermieter eine Nachlasspflegschaft<br />

beim Amtsgericht vor Ort beantragen. „Gegenüber<br />

dem eingesetzten Nachlasspfleger<br />

kann der Vermieter oder die Vermieterin<br />

dann die ordentliche Kündigung aussprechen“,<br />

sagt Julia Wagner.<br />

Können Vermieter die Wohnung des verstorbenen<br />

Mieters betreten, wenn sich<br />

keine Erben finden?<br />

Nein. „Allenfalls dann, wenn Gefahr im<br />

Verzug ist“, sagt Julia Wagner. Das kann<br />

etwa ein offenes Fenster sein, das nicht zuletzt<br />

aufgrund des Wetters und zum Schutz<br />

vor Einbruch geschlossen werden sollte.<br />

Auch ein Haustier, das sich noch in der<br />

Wohnung befindet und zu versorgen ist,<br />

kann ein Grund für den Vermieter sein, sich<br />

Zutritt zu verschaffen.<br />

Allerdings sollte man zunächst immer<br />

versuchen, den zu diesem Zeitpunkt Berechtigten,<br />

wie zum Beispiel den Erben zu<br />

erreichen. Keinesfalls dürfen Vermieter die<br />

Wohnung voreilig räumen. Sollten sich<br />

später doch noch Erben melden, kann dies<br />

Schadensersatzansprüche zur Folge haben.<br />

Was, wenn die verstorbene Person noch<br />

Mietschulden hat?<br />

Dafür müssen die Personen aufkommen,<br />

die in das Mietverhältnis eintreten, beziehungsweise<br />

die Erben. Eventuell vorhandene<br />

Schulden des oder der Verstorbenen<br />

können beispielsweise die Nebenkosten<br />

sein.<br />

Und wenn es in der Wohnung, die die<br />

verstorbene alleinlebende Person hinterlassen<br />

hat, wie Kraut und Rüben aussieht?<br />

Dafür kommen ebenfalls die Erben auf.<br />

„Ansprüche des Vermieters gegenüber den<br />

Erben, etwa wegen nicht durchgeführter<br />

Schönheitsreparaturen, können auf die<br />

Höhe des Nachlasses beschränkt werden“,<br />

sagt Rolf Janßen und verweist auf ein entsprechendes<br />

Urteil des Bundesgerichtshofs<br />

(Az.: VIII ZR 68/12).<br />

Aber: Ist wegen des zunächst unbemerkt<br />

gebliebenen Todes des alleinlebenden<br />

Mieters dessen Wohnung mit Ungeziefer<br />

befallen, fehlt es nach einem Urteil des<br />

Landgerichts Berlin (Az.: 66 S 7/21) an einer<br />

Pflichtverletzung des Mieters und damit<br />

auch an einer Schadensersatzpflicht seiner<br />

Erben.


22 <strong>VNW</strong><br />

Wann beginnt der Kündigungsschutz in der Schwangerschaft?<br />

Erfurt/Freiburg. Ist eine Arbeitnehmerin<br />

schwanger, darf ihr nach dem Mutterschutzgesetz<br />

nicht gekündigt werden.<br />

Weiß sie selbst zum Kündigungszeitpunkt<br />

noch nichts von der Schwangerschaft,<br />

kann der Schwangerschaftsbeginn rückwirkend<br />

bestimmt werden – und zwar<br />

indem 280 Tage vom voraussichtlichen<br />

Entbindungstermin zurückgerechnet wird.<br />

Das geht aus einer Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts<br />

in Erfurt (Az: 2 AZR<br />

11/22) hervor.<br />

Im konkreten Fall kündigte der Arbeitgeber<br />

einer Mitarbeiterin fristgerecht<br />

innerhalb der Probezeit. Die Beschäftigte<br />

klagte gegen ihre Kündigung, da sie zum<br />

Zeitpunkt der Kündigung bereits schwanger<br />

gewesen sei, ohne davon zu wissen.<br />

Der Arbeitgeber vertrat jedoch die Auffassung,<br />

dass die Arbeitnehmerin zum Zeitpunkt<br />

der Kündigung noch nicht schwanger<br />

war. Zudem sei die Mitteilung darüber<br />

an den Arbeitgeber zu spät erfolgt. Diese<br />

muss innerhalb von zwei Wochen nach Zugang<br />

des Kündigungsschreibens erfolgen.<br />

Der Anwalt der Arbeitnehmerin reichte<br />

allerdings erst rund drei Wochen nach<br />

der Kündigung eine Schwangerschaftsbestätigung<br />

beim erstinstanzlich befassten<br />

Arbeitsgericht Heilbronn nach.<br />

Zeitpunkt des Eisprungs spielt<br />

keine Rolle<br />

Sowohl das Arbeitsgericht Heilbronn wie<br />

auch das in zweiter Instanz mit dem Fall<br />

befasste Landesarbeitsgericht Baden-<br />

Württemberg (Az: 4 Sa 32/21) erklärten<br />

die Kündigung zunächst für wirksam.<br />

Sie rechneten dafür 266 Tage vom voraussichtlichen<br />

Entbindungstermin zurück<br />

– und kamen so auf einen Schwangerschaftsbeginn<br />

vier Tage nach Zugang der<br />

Kündigung. Diese Berechnung begründete<br />

das Landesarbeitsgericht Baden-<br />

Württemberg damit, dass der durchschnittliche<br />

Zeitpunkt des Eisprungs beim<br />

12. bis 13. Zyklustag liegt.<br />

Das Bundesarbeitsgericht in Erfurt kassierte<br />

das Urteil und verwies es zur erneuten<br />

Entscheidung an das Landesarbeitsgericht<br />

Baden-Württemberg zurück. Denn<br />

zur Bestimmung des Schwangerschaftsbeginns<br />

müsste 280 Tage vom Entbindungstermin<br />

zurückgerechnet werden. Dies sei<br />

die äußerste zeitliche Grenze, innerhalb<br />

derer bei normalem Zyklus eine Schwangerschaft<br />

vorliegen kann.<br />

Zwar könne diese Berechnung auch<br />

Tage einbeziehen, bei denen das Vorliegen<br />

einer Schwangerschaft eher unwahrscheinlich<br />

sei. Bei der Berechnung sei aber<br />

von der für Arbeitnehmerinnen günstigsten<br />

Berechnungsmethode auszugehen, so<br />

das Gericht.<br />

Fledermausköttel vor Gericht – kein Grund für Mietminderung<br />

Starnberg/Andechs. Fledermäuse sind<br />

für manchen faszinierende Tiere, sie stehen<br />

unter Schutz – aber als Mitbewohner<br />

können sie lästig sein. Bis zu 50 Fledermausköttel<br />

täglich will eine Familie im<br />

bayerischen Andechs auf der Terrasse<br />

ihrer Mietwohnung gezählt haben. Per<br />

Zivilklage vor dem Amtsgericht Starnberg<br />

verlangte sie bauliche Maßnahmen zur<br />

Verschließung des Fledermausquartiers<br />

und zudem Mietminderung. Die Richter<br />

wiesen die Klage am 10. Februar ab.<br />

Die Begegnung mit landesüblichen Tierarten<br />

– und damit auch mit ihren Exkrementen<br />

– sei in einer ländlichen Wohnlage<br />

hinzunehmen. Eine messbare Minderung<br />

der Wohnqualität könne nur eintreten,<br />

wenn in Folge von baulichen Gegebenheiten<br />

die störenden Tiere erheblich vermehrt<br />

aufträten ober im Bereich des Mietobjekts<br />

gezüchtet würden. Dies sei aber hier nicht<br />

der Fall. Zeugenvernehmungen hätten<br />

die Beeinträchtigung von täglich bis zu<br />

50 Fledermauskötteln nicht bestätigt.<br />

Eine Fledermausexpertin kam zu dem Ergebnis,<br />

dass über der Terrasse keine Wochenstube<br />

mit einer großen Fledermauspopulation<br />

wohnte, da sie nur einzelne Exemplare sichtete.<br />

Das Quartier zu verschließen sei nicht<br />

ohne Weiteres zulässig, da Fledermäuse unter<br />

Artenschutz stehen. Auch mit Blick auf<br />

eine mögliche Gesundheitsgefährdung für<br />

die beiden minderjährigen Kinder kam das<br />

Gericht zu keiner Entscheidung zugunsten<br />

der Kläger. Hier sei keine konkrete Gefahr<br />

benannt worden, die aus dem Kontakt mit<br />

den Exkrementen resultieren sollte.<br />

Wohnungseigentümer dürfen „nicht einfach drauflos bauen“<br />

Von Anja Semmelroch<br />

Nach dem Tod eines Angehörigen<br />

gibt es jede Menge zu regeln. Einer<br />

der Punkte: Wie geht es weiter mit<br />

dem Mietvertrag? Was Hinterbliebene<br />

wie Vermieter wissen müssen.<br />

Karlsruhe. Einfach mal drauflos bauen,<br />

die anderen werden schon nichts dagegen<br />

haben? Darauf sollten es Wohnungseigentümer<br />

besser nicht ankommen lassen<br />

– sonst müssen sie schlimmstenfalls alles<br />

rückgängig machen. Seit gut zwei Jahren<br />

gilt ein sogenannter Beschlusszwang vor<br />

baulichen Veränderungen am Gemeinschaftseigentum.<br />

Und die Gerichte können<br />

hier kein Auge zudrücken, wie am<br />

Freitag der Bundesgerichtshof (BGH) in<br />

einem ersten Urteil klarstellte.<br />

In dem Fall aus Bremen hatten die Eigentümer<br />

einer Doppelhaus-Hälfte ohne<br />

jede Absprache angefangen, in ihrem<br />

Teil des Gartens einen Pool zu bauen. Die<br />

übergangene Nachbarin wehrte sich dagegen<br />

vor Gericht – und hatte mit ihrer<br />

Unterlassungsklage nun in letzter Instanz<br />

Erfolg.<br />

Hintergrund ist eine große Reform des<br />

Wohnungseigentumsgesetzes, die zum<br />

1. Dezember 2020 umgesetzt wurde.<br />

Eine wichtige Neuerung ist, dass bauliche<br />

Veränderungen am gemeinschaftlichen<br />

Eigentum nur noch möglich sein sollen,<br />

wenn vorher alle darüber abgestimmt haben.<br />

Zugleich haben die einzelnen Eigentümer<br />

bei bestimmten Vorhaben einen<br />

Anspruch darauf, dass sie ihnen per Be-<br />

schluss gestattet werden. Das gilt für<br />

Baumaßnahmen, die die Politik besonders<br />

fördern möchte – zum Beispiel wenn eine<br />

Tiefgarage Ladestationen für Elektroautos<br />

bekommen soll. Und auch für bauliche<br />

Veränderungen, „durch die kein Wohnungseigentümer<br />

in rechtlich relevanter<br />

Weise beeinträchtigt wird“, wie es in der<br />

Gesetzesbegründung heißt.<br />

Die Nachbarn in dem Bremer Doppelhaus<br />

bilden eine eher untypische Eigentümergemeinschaft<br />

mit nur zwei Parteien.<br />

Der Garten gehört zum Gemeinschaftseigentum,<br />

auch wenn jede Seite nur ihre<br />

Hälfte nutzt.<br />

Wie die Vorsitzende Richterin Bettina<br />

Brückner erläuterte, räumen sich die<br />

Eigentümer von Reihen- oder Doppelhäusern<br />

üblicherweise über die Gemeinschaftsordnung<br />

gegenseitig mehr Freiheiten<br />

ein. Hier war in den 1970er Jahren<br />

aber nur festgelegt worden, dass sich das<br />

Verhältnis der Eigentümer nach dem Gesetz<br />

bestimmt.<br />

Also gilt wie in allen anderen, größeren<br />

Eigentümergemeinschaften das neue<br />

Recht – samt Beschlusszwang. Der Anwalt<br />

der Nachbarn mit dem Pool hatte zwar in<br />

der Verhandlung argumentiert, das werde<br />

der Situation ganz und gar nicht gerecht:<br />

Bisher habe jeder gemacht, was er wollte,<br />

und eine Eigentümerversammlung habe<br />

es noch nie gegeben.<br />

Aber die obersten Zivilrichter sehen<br />

keinen Spielraum für Ausnahmen.<br />

Brückner sagte, vor der Reform habe es<br />

viel Streit darum gegeben, ob es nun einen<br />

Beschluss braucht oder nicht. Dem habe<br />

der Gesetzgeber ein Ende setzen wollen<br />

– alle sollen immer vorab informiert sein.<br />

Nachträglich lässt sich da auch nichts<br />

mehr machen: Fehlt der Beschluss, können<br />

die anderen Eigentümer laut BGH<br />

den Stopp der Bauarbeiten verlangen –<br />

und zwar unabhängig davon, ob es für<br />

sie überhaupt eine Beeinträchtigung gibt.<br />

Für Brückner ist das „keine bloße Förmelei“:<br />

Es sei eben so gedacht, dass sich der<br />

Bauwillige im Voraus um den benötigten<br />

Beschluss für sein Vorhaben zu kümmern<br />

hat. Auch weil oft gar nicht so klar sei, ob<br />

jemand beeinträchtigt sein könnte oder<br />

nicht. „Man darf deshalb nicht einfach<br />

drauflos bauen“.<br />

Geben die Anderen kein grünes Licht,<br />

obwohl der Bauwillige einen Anspruch auf<br />

Gestattung hätte, muss er vor Gericht ziehen.<br />

Dieses prüft dann den Fall – und erteilt<br />

ihm, wenn er im Recht ist, anstelle der<br />

Eigentümerversammlung die erforderliche<br />

Genehmigung.<br />

Was umständlich klingt, hat nach Auffassung<br />

der Karlsruher Richter am Ende<br />

Vorteile für alle: Brückner sagte, damit stehe<br />

ein für alle Mal fest, dass die bauliche<br />

Veränderung zulässig ist. Auch wenn Eigentümer<br />

später wechseln, muss man also<br />

nicht befürchten, dass das Fass noch einmal<br />

aufgemacht wird. (Az. V ZR 140/22)<br />

Kündigungsverzicht: Wenn der Mietvertrag vier Jahre gilt<br />

23<br />

München. Es gibt Mietverträge, die sind<br />

befristet. Es gibt sie unbefristet. Und dann<br />

gibt es noch jene, die einen Kündigungsverzicht<br />

für einen bestimmten Zeitraum<br />

vorsehen. Erst nach Ablauf dieser Zeit lässt<br />

sich der Vertrag dann kündigen. Der Mieterverein<br />

München erklärt, was Mieterinnen<br />

und Mieter dazu wissen müssen.<br />

„Wir warnen vor solchen Vertragsklauseln,<br />

die das Kündigungsrecht zeitlich befristet<br />

ausschließen und empfehlen allen<br />

Mieterinnen und Mietern, Mietverträge<br />

vor Unterschrift sorgfältig zu prüfen“,<br />

sagt Angela Lutz-Plank, Geschäftsführerin<br />

des Mietervereins München. Gibt es diese<br />

Klausel, sollte zumindest versucht werden,<br />

dem Mietvertrag eine Vereinbarung<br />

hinzuzufügen, wonach die Mietpartei das<br />

Mietverhältnis vorzeitig beenden darf,<br />

wenn eine Nachmieterin gestellt wird.<br />

Ein solcher Kündigungsverzicht ist übrigens<br />

nur wirksam, wenn keine der beiden<br />

Vertragsparteien innerhalb des vorgesehenen<br />

Zeitraums kündigen können.<br />

Zudem darf die Vereinbarung höchstens<br />

für vier Jahre gelten. Dabei läuft die Zeit<br />

ab Vertragsschluss, nicht erst ab Einzug,<br />

teilt der Mieterverein mit. Die Kündigung<br />

muss dann zum Ende des vierten Jahres<br />

möglich sein. Die übliche Kündigungsfrist<br />

von drei Monaten darf also nicht noch zu<br />

den vier Jahren hinzukommen.


24 <strong>VNW</strong><br />

Anzeige<br />

Höhere Miete nach Trennung vermindert<br />

nicht den Unterhalt<br />

Brandenburg. Bleibt nach einer Trennung<br />

ein Partner allein in der Wohnung,<br />

ist er auch allein für die Miete zuständig.<br />

So weit, so klar. Doch wenn sich das auf<br />

einen zu zahlenden Unterhalt auswirken<br />

soll, wird es komplizierter.<br />

Im konkreten Fall wollte der unterhaltsverpflichtete<br />

Mann die für ihn nun<br />

höhere Miete bei den Unterhaltszahlungen<br />

berücksichtigt wissen. Damit kann<br />

man in der Regel aber nicht rechnen. Das<br />

zeigt die Entscheidung des Oberlandesgerichts<br />

Brandenburg (Az.: 13 UF 212/19).<br />

Der Mann forderte, dass die Miete für<br />

die Wohnung, in der er nun allein wohne,<br />

bei seinem Selbstbehalt mit angerechnet<br />

werde. Die Richter lehnten das ab.<br />

Begründung: Die Überschreitung des im<br />

Selbstbehalts vorgesehenen Betrags von<br />

380 Euro sei hier nicht unvermeidlich.<br />

Es sei nicht zu erkennen, dass der<br />

Mann keine günstigere Wohnung hätte<br />

finden können oder dass ihm das nicht<br />

möglich oder zuzumuten gewesen wäre.<br />

Das Gericht könnte daher nicht feststellen,<br />

dass seine Wohnsituation nicht selbst<br />

gewählt sei.<br />

Geschädigte können gegen<br />

unerwünschte Werbung vorgehen<br />

Zentrale Lösung mit<br />

dezentralen Vorteilen.<br />

Ob zur Nutzung für Mehrfamilienhäuser oder für Nah- und Fernwärmenetze:<br />

Mit Buderus haben Sie in jedem Fall die richtige Lösung für die Wärmeversorgung.<br />

Für Bestandsgebäude bietet Buderus als Aufputzlösung die Wohnungsstation<br />

Logamax kompakt WS170 im Design der Titanium Linie an. Die neue Wohnungsstation<br />

Logamax kompakt WS160 TE wurde speziell für den Ersatz von Heizwertthermen<br />

als Austauschmodul entwickelt. Für den Neubau bietet Buderus die modular aufgebaute<br />

Wohnungsstation Logamax kompakt WS160 E mit geringer Einbautiefe für<br />

die Unterputzinstallation an. Weitere Informationen erhalten Sie in einer unserer<br />

54 Niederlassungen und auf buderus.de<br />

Logamax kompakt WS170<br />

Logamax kompakt WS160<br />

München/Berlin. „Bitte keine Werbung<br />

einwerfen“ – wie oft wurde dieses Schild<br />

an Ihrem Briefkasten schon ignoriert? Wer<br />

es darauf anlegt, kann gegen solche unerwünschten<br />

Werbesendungen juristisch<br />

vorgehen. Das zeigt ein Urteil des Münchner<br />

Amtsgerichts (Az.: 142 C 12408/21).<br />

In dem konkreten Fall hatte der Kläger<br />

an seiner Briefkastenanlage zwei<br />

Werbeflyer eines Umzugsunternehmens<br />

gefunden, obwohl sämtliche Briefkästen<br />

mit einem Werbeverbotshinweis gekennzeichnet<br />

waren. Dabei lagen die Flyer<br />

nicht in dem Briefkasten, sondern in einer<br />

Ritze zwischen Briefkasten und Briefkastenanlage.<br />

Das wollte der Kläger nicht<br />

hinnehmen. Die Bewohner des Hauses<br />

wollten keine Werbung erhalten. Durch<br />

wild abgelegte oder befestigte Reklame<br />

erhöhe sich der Lästigkeitsfaktor erheblich,<br />

fand der Kläger.<br />

Vertragsstrafen können der<br />

Absicherung dienen<br />

Das Gericht gab dem Kläger recht und<br />

drohte dem Umzugsunternehmen für jeden<br />

Wiederholungsfall ein Ordnungsgeld<br />

von bis zu 250 000 Euro oder ersatzweise<br />

Ordnungshaft von bis zu sechs Monaten<br />

an. Maßgeblich sei, dass der Kläger durch<br />

das beklagte Umzugsunternehmen in seinem<br />

Besitz rechtswidrig gestört worden<br />

war.<br />

Darum half auch die Argumentation<br />

des Unternehmens nicht, die von ihm<br />

beauftragten Verteiler seien angewiesen,<br />

Werbung nur in Briefkästen einzuwerfen,<br />

auf denen kein Verbotsschild angebracht<br />

ist. Letztlich bleibe der Auftraggeber für<br />

die Kontrolle seiner Dienstleister verantwortlich,<br />

so der Richter. Sofern sich dieser<br />

nicht an die Absprachen halte, könnten<br />

auch Vertragsstrafen vereinbart werden.


379<br />

neue<br />

26 <strong>VNW</strong> 27<br />

Kiek in Barmbek!<br />

Wohnungen<br />

für die<br />

Hansestadt<br />

Die Genossenschaften<br />

mgf Gartenstadt<br />

Farmsen und<br />

Hamburger Wohnen<br />

sorgen mit ihren<br />

Projekten „Luisenhof“<br />

und „Kiek in Barmbek“<br />

für bezahlbaren<br />

Wohnraum<br />

VON PETER WENIG


28 Kiek in Barmbek!<br />

29<br />

Hamburg. Die schlichte Erlöserkirche lüftet ihr Geheimnis bei<br />

Sonnenlicht. Wie von Zauberhand tauchen dann die bunten Glaselemente<br />

im Gewölbe den Innenraum in ein funkelndes Farbenspiel.<br />

Den Anblick können die Bewohnerinnen und Bewohner des<br />

Bauprojekts „Luisenhof“ in Farmsen – benannt nach dem alten<br />

Bauernhof, auf dem die Kirche von 1957 bis 1960 errichtet wurde<br />

– vis-à-vis ihrer Wohnungen nun genießen. In diesen Wochen<br />

werden die Wohnungen des ersten Bauabschnitts bezogen. Insgesamt<br />

errichtet die Wohnungsbaugenossenschaft mgf Gartenstadt<br />

Farmsen 275 Wohnungen, allesamt im ersten Förderweg.<br />

Vier Kilometer weiter westlich rollen ebenfalls die Bagger. Auf<br />

dem Gelände der ehemaligen Schiffsbauversuchsanstalt und des<br />

Opernfundus in Barmbek baut die Genossenschaft Hamburger<br />

Wohnen bis 2024 104 Wohnungen, allesamt barrierefrei, davon<br />

63 öffentlich gefördert.<br />

Nur noch, wenn alles passt<br />

In Zeiten dramatisch steigender Baukosten und Zinsen, in denen<br />

86 Prozent der <strong>VNW</strong>-Mitglieder die Aussichten für den Neubau<br />

als schlecht oder sogar sehr schlecht einschätzen, werfen „Luisenhof“<br />

und „Kiek in Barmbek“ vor allem diese Frage auf: Wie<br />

schaffen die das? Die Antwort in Kurzform: Solch ambitionierte<br />

Neubauprojekte können nur noch gelingen, wenn alles passt –<br />

oder passend gemacht wird.<br />

Für eine längere Antwort lohnt beim „Luisenhof“ ein Blick in<br />

die Historie der mgf Gartenstadt Farmsen, 1988 unter ihrem ursprünglichen<br />

Namen Mietergenossenschaft Gartenstadt Farmsen<br />

gegründet. Die mgf sanierte von 1992 bis 2015 über einen Treuhändervertrag<br />

mit der Stadt und dem Altonaer Spar- und Bauverein<br />

(Altoba) die denkmalgeschützte Gartenstadt-Siedlung mit<br />

5000 Bewohnerinnen und Bewohnern. Seit 2018 wirkt nur noch<br />

die mgf als Treuhänderin. Das Problem: Die Genossenschaft verfügt<br />

in dieser Funktion kaum über Eigenkapital.<br />

Vorstandschef Matthias Diekhöner sah dieses Problem indes<br />

als Herausforderung. Mit seiner Crew erarbeitete er daraufhin<br />

ein tragfähiges Gerüst für das 51-Millionen-Euro-Investment. Die<br />

Bausteine: günstige Erbpacht, hohe Zuschüsse dank erstem Förderweg<br />

und KfW Effizienzhaus-Stufe 40 sowie exzellente Zinskonditionen.<br />

Zudem baut die PGH-Gruppe als Generalunternehmer<br />

für vergleichsweise günstige 2700 Euro pro Quadratmeter – trotz<br />

hoher Qualität mit Klinkerfassade, Aufzügen, Balkonen, Terrassen<br />

und Tiefgaragen.<br />

Sechser im Lotto mit Zusatzzahl<br />

„Wir bewegen uns im Zeit- und Kostenrahmen“, sagt Diekhöner.<br />

Die Anfangsmieten liegen durch den ersten Förderweg bei<br />

6,70 Euro pro Quadratmeter, alle zwei Jahre steigen sie um 20<br />

Cent. Auf dem umkämpften Wohnungsmarkt gleicht dies einem<br />

Sechser im Lotto mit Zusatzzahl – kein Wunder, dass sich auf die<br />

Wohnungen des ersten Bauabschnitts 3 345 Interessenten bewarben.<br />

Um dem Ansturm Herr zu werden, nutzt die mgf für die Vorauswahl<br />

eine digitale Vermietungsplattform. Für die Wohnungen,<br />

die von Herbst <strong>2023</strong> bis Mai 2024 im zweiten Bauabschnitt entstehen,<br />

rechnet die Genossenschaft erneut mit Tausenden Bewerberinnen<br />

und Bewerbern.<br />

„Ein solches Projekt kann nur funktionieren, wenn die Mitglieder<br />

uns vertrauen“, sagt Diekhöner. Dies galt vor allem für die<br />

Operation Umzug: Fünf Gebäude mit 60 Wohnungen mussten<br />

dem Neubau weichen. „Wir haben uns sehr viel Zeit für die Einzelgespräche<br />

mit den betroffenen Mieterinnen und Mietern genommen“,<br />

sagt Diekhöner. Die Genossenschaft versorgte die Mitglieder<br />

mit Wohnungen aus dem Bestand, finanzierte den Umzug,<br />

half auch mal auf dem kleinen Dienstweg mit Tischlerarbeiten, um<br />

eine Küche anzupassen. Und jedem Mitglied wurde zugesichert,<br />

auf Wunsch wieder in den Neubau ziehen zu dürfen. Vom Leerzug<br />

bis zum Abriss profitierten Saisonspieler des benachbarten Eishockey-Oberligaklubs<br />

Crocodiles Hamburg. Sie erhielten günstige<br />

Zeitmietverträge über mehrere Monate.<br />

Die DNA jeder Genossenschaft<br />

Der soziale Gedanke, DNA jeder Genossenschaft, zeigt sich auch<br />

beim Projekt „Kiek in Barmbek“ mit 104 barrierefreien Wohnungen.<br />

Hier entsteht auch Wohnraum für Seniorinnen und Senioren<br />

– zum Teil mit erweiterten Dienstleistungen als sogenanntes „Servicewohnen<br />

plus“ –, für Menschen mit Fluchthintergrund sowie<br />

ein integratives Jugendwohnprojekt. Und selbst die 41 freifinanzierten<br />

Wohnungen starten mit einer für fünf Jahre garantierten<br />

Anfangsmiete von zehn Euro – erstaunlich günstig für Neubauten<br />

in dieser Lage. Für den Klimaschutz sorgt die KfW Effizienzhausklasse<br />

40+EE sowie eine Eisspeicherheizung in Kombination mit<br />

Wärmepumpe und Solarmodulen.<br />

„Wir haben zum Glück die Finanzierung genau im richtigen<br />

Moment abgeschlossen“, sagt Hamburger Wohnen-Vorständin<br />

Sandra Koth über das Investment von 41,5 Millionen Euro. Die<br />

sehr guten Bedingungen für das KfW-Darlehen wirken angesichts<br />

der aktuellen Zinsen fast surreal. Zudem drückte die Genossenschaft<br />

aufs Tempo, stieg noch in der Wettbewerbsphase beim ausgeschriebenen<br />

Konzeptverfahren in die Detailplanungen ein.<br />

Die Zukunft sieht nicht rosig aus<br />

Wie die mgf profitierte auch die Hamburger Wohnen von den noch<br />

2020 geltenden Förderrichtlinien, die aus Sicht der Wohnungswirtschaft<br />

in Anbetracht niedriger Bau- und Finanzierungskosten<br />

wirkungsvoller waren und dennoch 2022 kurzfristig geändert<br />

wurden. Ohne diese Förderung hätte das Projekt nicht realisiert<br />

werden können, zumal der Bau durch den feuchten Grund aufwendig<br />

ist.<br />

„Für die Zukunft sieht es für solche Projekte aber leider alles<br />

andere als rosig aus“, sagt Sandra Koth. Wie groß die Herausforderungen<br />

beim Neubau werden, zeigt sich auch in Barmbek:<br />

Das bereits geplante Projekt „Hand in Hand für Barmbek“ mit 72<br />

barrierefreien und öffentlich geförderten Wohnungen auf einem<br />

benachbarten Baufeld steht auf der Kippe. „Da stoßen wir inzwischen<br />

an die Grenzen der Machbarkeit“, sagt Sandra Koth.<br />

Denn bei diesem Projekt leidet auch die Hamburger Wohnen<br />

unter den ungünstigen Marktbedingungen mit steigenden Zinsen<br />

und Baukosten. Zudem sind die Förderrichtlinien unklar – und die<br />

städtebaulichen, energetischen, sozialen und Mobilitäts-Vorgaben<br />

der Stadt machen die Planung noch aufwendiger. „Wir schauen<br />

uns jetzt noch mal die Kosten genau an“, sagt Sandra Koth. Sie<br />

hängt an diesem Projekt, genau wie ihr Team, das seit Monaten<br />

„Hand in Hand für Barmbek“ plant: „Wir wissen ja, wie wichtig<br />

gerade der soziale Wohnungsbau für Hamburg ist.“


30<br />

Luisenhof<br />

Anzeige<br />

KLAR<br />

DOCH!<br />

Wohnraum ohne Barrieren<br />

(Ver)mieten auch Sie auf dem barrierefreien<br />

Online-Portal für barrierefreien<br />

und rollstuhlgerechten Wohnraum:<br />

www.adira.de<br />

komplett kostenlos<br />

bundesweit nutzbar<br />

OpenImmo-Schnittstelle<br />

Neubau Luisenhof<br />

Genossenschaftliches<br />

Wohnen in der<br />

Gartenstadt Farmsen<br />

Matthias Diekhöner<br />

Vorstand der mgf Gartenstadt Farmsen eG<br />

Mieter- und Wohnungsbaugenossenschaft.<br />

Ein Projekt des


32 <strong>VNW</strong> Digital<br />

33<br />

Was hat uns nun aber dazu bewogen, keinen Druck mehr<br />

zu machen?<br />

Das Letzte<br />

Hamburg. Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit. Dieser<br />

Satz mag ein Binsenwahrheit sein, die in jedem Führungskräfteseminar<br />

wenigstens ein Mal gesagt wird. Doch der Satz hat an<br />

seiner Aktualität nichts verloren. Mehr denn je gilt: Veränderungen<br />

sollten nicht als Bedrohung, sondern als Chance begriffen werden.<br />

Das Wort „Digitalisierung“ ist in aller Munde und wird inzwischen<br />

als der „Heilige Gral“ betrachtet, mit dem die Herausforderungen<br />

der Zukunft gemeistert werden können. Der <strong>VNW</strong> hat in<br />

den vergangenen Jahren sehr viel Zeit und Energie in die Digitalisierung<br />

seiner internen Arbeitsprozesse und seiner Dienstleistungen<br />

für die Mitgliedsunternehmen gesteckt.<br />

Auch wenn die Corona-Pandemie ein Booster für die Digitalisierung<br />

war. Das Arbeiten mit im Internet abgelegten Daten, mit<br />

moderner Software und nicht zuletzt mit Videokonferenzen ist<br />

seit Langem Standard unserer Arbeit. Ziel war und ist bei all den<br />

Entscheidungen, die Qualität unserer Dienstleistungen für die Mitgliedsunternehmen<br />

zu verbessern.<br />

Auch im Bereich der Kommunikation haben wir in den vergangenen<br />

Jahren unsere Arbeit nach und nach digitalisiert. Jetzt<br />

gehen wir den (vorerst) letzten Schritt – die Digitalisierung des<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>s. Von diesem Sommer an wird das <strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong><br />

nicht mehr auf Papier, sondern nur noch digital erscheinen. Wir<br />

werden dazu die Software „Novamag“ eines Hamburger Start-up-<br />

Unternehmens nutzen.<br />

„Novamag“ ermöglicht es uns, jede Ausgabe „individuell zu<br />

gestalten“. Jede der fünf Ausgaben im Jahr wird also in Erscheinungsbild<br />

und Inhalt einzigartig sein – aber eben nicht mehr auf<br />

Papier, sondern nur noch digital.<br />

Keine leichte Entscheidung<br />

Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, zumal wir<br />

in denen vergangenen Jahren viel Anerkennung für unser <strong>Magazin</strong><br />

erhalten haben. Und ja: Es hat etwas Ästhetisches an sich, so ein<br />

druckfrisches Papier-<strong>Magazin</strong> in den Händen zu halten, über den<br />

Einband zu streichen, es durchzublättern.<br />

Der Geruch von frisch bedrucktem Papier, der Moment des<br />

Innehaltens, der dem Lesen immanent ist. Ja, all das waren (und<br />

sind) Argumente, die dafür sprachen (und sprechen), das <strong>VNW</strong>-<br />

<strong>Magazin</strong> weiter auf Papier zu drucken. Wir haben uns schweren<br />

Herzens dagegen entschieden.<br />

Das ist der verantwortungsvolle Umgang mit den Mitgliedsbeiträgen.<br />

Wenn früher die Druck- und vor allem Papierkosten überschaubar<br />

waren, so hat sich das in den vergangenen eineinhalb<br />

Jahren dramatisch geändert. Inzwischen machen diese Kosten<br />

mehr als die Hälfte der Aufwendungen für die Herstellung des<br />

<strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>s aus. Und wir fürchten: Das Ende der Fahnenstange<br />

ist auch hier noch nicht erreicht.<br />

Natürlich spielt auch der Klimaschutz eine wichtige Rolle bei<br />

unserer Entscheidung. In Zeiten wie diesen ist es schwierig zu erklären,<br />

warum für eine Ausgabe des <strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>s Bäume gefällt<br />

werden müssen. Oder warum für den Druck relativ viel Energie<br />

benötigt wird und zu guter Letzt all die Exemplare mit der Post<br />

und per Lastkraftwagen an die Leserinnen und Leser geschickt<br />

werden müssen.<br />

Vor allem sind es aber inhaltliche Überlegungen bei der Entscheidung<br />

für den Wechsel in die digitale Welt. Ein digitales Medium<br />

wie „Novamag“ bietet uns viel mehr Möglichkeiten, Inhalte spannend<br />

aufzuarbeiten und zu transportieren. Neben Texten können<br />

einfach Videos, Audiobeiträge oder Fotos veröffentlicht werden.<br />

Es ist künftig möglich, die Beiträge des <strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong>s unterwegs<br />

auf dem Handy oder Tablet-PC zu lesen, zu hören oder sich<br />

anzuschauen – eigentlich etwas, das heute bereits zum Alltag des<br />

Medienkonsums gehört. Und wenn Ihnen ein Beitrag besonders<br />

gefällt, dann reichen künftig ein, zwei Klicks, um diesen mit Kolleginnen<br />

oder Kollegen zu teilen – oder Kritik daran zu üben.<br />

Die Kommunikation des <strong>VNW</strong> ist kein Selbstzweck<br />

Der <strong>VNW</strong> betreibt seine interne und externe Kommunikation nicht<br />

zum Selbstzweck. Zum einen geht es darum, die Interessen unserer<br />

Mitgliedsunternehmen zu verstehen und zu bündeln. Zum anderen<br />

ist eine moderne und in der Öffentlichkeit hörbare Stimme<br />

die Voraussetzung dafür, bei politischen Verantwortungsträgern<br />

gehört zu werden. Nur wer wahrgenommen wird, wird ernst genommen.<br />

Das Ihnen hier vorliegende papierne <strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong> mag „Das<br />

Letzte“ in seiner althergebrachten Form sein. Aber freuen Sie sich:<br />

Wir werden uns anstrengen, damit sie sich schon nach ein paar<br />

Ausgaben das neue <strong>VNW</strong>-<strong>Magazin</strong> nicht mehr wegdenken mögen.<br />

Wir werden das digitale <strong>Magazin</strong> Schritt für Schritt ausbauen.<br />

Wir werden ausloten, was funktioniert und uns auch von Dingen<br />

verabschieden, die nicht funktionieren. Ein großer Vorteil dieser<br />

„neuen, digitalen Welt“ besteht darin, dass wir schnell und ohne<br />

großen Aufwand erkennen können, was den Leserinnen und Lesern<br />

gefällt. Das schließt nicht aus, dass Sie – mit ein, zwei Klicks<br />

– Ihre Meinung und Kritik formulieren können.<br />

Ja, wir begeben uns mit „Novamag“ auf eine Abenteuerreise.<br />

Es wäre einfacher und sicherer gewesen, alles beim Bewährten zu<br />

belassen. Aber, wo blieben denn dann der Spaß am Arbeiten und<br />

Leben? Am Ende sei deshalb Johann Wolfgang von Goethe zitiert,<br />

der einst schrieb: „Das Leben gehört dem Lebendigen an, und wer<br />

lebt, muß auf Wechsel gefasst sein.“


34<br />

<strong>VNW</strong><br />

Namen und<br />

Nachrichten<br />

15. Fachforum<br />

Rechnungswesen/<br />

Unternehmenssteuerung<br />

%<br />

Richtfest für 78 öffentlich geförderte SAGA-Wohnungen<br />

Hamburg. Die SAGA Unternehmensgruppe<br />

hat Richtfest für 78 öffentlich geförderte<br />

Wohnungen am Osdorfer Born gefeiert.<br />

Mit dem Konzept „LeNa“ verwirklicht<br />

Hamburgs große Vermieterin lebenslanges<br />

und selbstbestimmtes Wohnen. Ganz<br />

gleich, ob jung oder alt, mit Unterstützungsbedarf<br />

oder ohne – allen Menschen<br />

soll es ermöglicht werden, selbstbestimmt<br />

in ihrem Quartier zu leben. Nach Barmbek,<br />

Steilshoop und Horn kommt LeNa<br />

jetzt auch in den Osdorfer Born. Der fünfgeschossige<br />

Neubau mit barrierefreiem<br />

Zugang hat eine Klinker- und Putzfassade.<br />

Die Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen<br />

sind barrierefrei und haben eine Loggia.<br />

Es gibt einen Nachbarschaftstreff, der allen<br />

Bewohnerinnen und Bewohnern des<br />

Quartiers offensteht. Zusätzlich werden<br />

eine Gemeinschaftsküche, eine Dachterrasse<br />

sowie ein grüner Innenhof mit Sitzgelegenheiten<br />

entstehen. Die Wohnungen<br />

werden im 1. Förderweg errichtet, so dass<br />

die Anfangsmiete 6,90 Euro /m² nettokalt<br />

betragen wird. Die Fertigstellung ist für<br />

den Herbst <strong>2023</strong> vorgesehen.<br />

26./27. JUNI <strong>2023</strong><br />

BOLTENHAGEN<br />

Fertigfest für das Neubauvorhaben Wohnpark Uhlenrader<br />

Kiel. Der Grundstein für das Neubauvorhaben<br />

wurde im Januar 2021 gelegt.<br />

Jetzt wurde in Kiel für den Wohnpark<br />

Uhlenrader Eck das Fertigfest für das<br />

Neubauvorhaben der WOGE Wohnungs-<br />

Genossenschaft Kiel eG gefeiert. Die neue<br />

Bebauung liegt in fußläufiger Nähe zum<br />

weitläufigen Aubrooker Landschaftsgehege,<br />

das Fußgängern und Radfahrern zahlreiche<br />

Ausflugsmöglichkeiten bietet. Eine<br />

Bushaltestelle sowie die Velouroute 10 in<br />

direkter Nähe und eine Zugverbindung<br />

ermöglichen die Anbindung an die Stadt.<br />

Der CITTI-PARK ist in wenigen Minuten<br />

zu Fuß zu erreichen. Auch Ladesäulen für<br />

Elektroautos befinden sich in unmittelbarer<br />

Nähe. In die Quartiersentwicklung hat<br />

die WOGE insgesamt rund 15,7 Millionen<br />

Euro investiert. Die ersten neuen Häuser<br />

wurden nach und nach seit November<br />

2022 bezogen, die restlichen Wohngebäude<br />

folgen in diesen Wochen. Das gesamte<br />

Bauvorhaben soll im Frühsommer fertiggestellt<br />

sein.


36<br />

Erstes Mieterstromprojekt in St. Gertrud<br />

<strong>VNW</strong><br />

Anzeige<br />

Minol eMonitoring<br />

Transparenz für Verwalter und Bewohner.<br />

Kiel. Der Lübecker Bauverein geht neue Wege. Die Genossenschaft<br />

hat sich im vergangenen Jahr intensiv mit dem Thema<br />

Mieterstrom als wichtigen Baustein der Klimastrategie der Genossenschaft<br />

beschäftigt. Mit der Mieterstrompartnerin EINHUNDERT<br />

Energie GmbH ist die Genossenschaft Ende <strong>2023</strong> eine Kooperation<br />

eingegangen. Das erste Mieterstromprojekt ist im Quartier Knud-<br />

Rasmussen-Straße 17–39 geplant. Die Umsetzung erfolgt von<br />

Mai an als Dachpachtmodell. Jeweils auf zwei Gebäuden sollen in<br />

<strong>2023</strong> und 2024 Photovoltaikanlagen installiert werden. Im Dachpachtmodell<br />

werden sämtliche Leistungen für die künftige eigene<br />

Stromerzeugung durch EINHUNDERT Energie erbracht – von der<br />

Planung über den Bau und die Installation der Photovoltaikanlage<br />

bis zur Mieterstromabwicklung mit den Mietern der Wohnanlage.<br />

Der Bauverein stellt lediglich die Dachfläche zur Verfügung. Sofern<br />

sich ein Mitglied für den ökologisch vor Ort erzeugten Mieterstrom<br />

entscheidet, erhält es den Zugang zum Mieterportal von EINHUN-<br />

DERT Energie. Der Mieterstrom kann mindestens zehn Prozent<br />

preiswerter als der Tarif des örtlichen Grundversorgers angeboten<br />

werden.<br />

Initiative „Hamburg enteignet“ übergibt<br />

18 000 Unterschriften<br />

Hamburg. Mehr als 18 000 Hamburgerinnen und Hamburger<br />

haben nach Angaben der Initiative „Hamburg enteignet“ die<br />

Forderung nach einem Vergesellschaftungsgesetz für Hamburg<br />

unterstützt. Die Unterschriften seien an den Senat übergeben<br />

worden, sagte ein Sprecher. Ziel der Initiative ist die Enteignung<br />

großer Wohnungsgesellschaften mit mehr als 500 Wohnungen,<br />

um die Mieten zu senken. Die Bürgerschaft hat nun ein halbes<br />

Jahr lang Zeit, ein solches Gesetz umzusetzen oder die Forderung<br />

zurückzuweisen. Sollte die Bürgerschaft sich gegen eine Enteignung<br />

von Wohnungsgesellschaften entscheiden, will die Initiative<br />

ein Volksbegehren beantragen, um letztlich einen Volksentscheid<br />

herbeizuführen. <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner sprach von Enteignungsfantasien<br />

und Tagträumereien, die das solidarische Miteinander<br />

in der Stadt gefährdeten. „Wer sich ohne ideologische<br />

Scheuklappen mit der aktuellen Lage auf Hamburgs Wohnungsmarkt<br />

auseinandersetzt, dem fällt auf, dass der überdurchschnittlich<br />

hohe Mietenanstieg in den vergangenen Jahren sehr viel mit<br />

steigenden Baukosten sowie höheren Anforderungen für den Klimaschutz<br />

und wenig mit der Profitgier von Immobilienspekulanten<br />

zu tun hat.“<br />

Veränderung im Vorstand der Hamburger<br />

Wohnen<br />

Hamburg. Die Baugenossenschaft Hamburger Wohnen eG setzt<br />

ihren soliden und erfolgreichen Kurs ab <strong>2023</strong> mit einer neuen<br />

Besetzung im Vorstand fort. Zum März dieses Jahres ist Sandra<br />

Koth, zuvor Abteilungsleiterin Projektmanagement / IT, in den<br />

Vorstand bestellt worden. Sie tritt die Nachfolge von Dr. Hardy<br />

Heymann an, der sich im Juni nach fast 22 Jahren Tätigkeit für<br />

die Genossenschaft in den beruflichen Ruhestand verabschiedet.<br />

Als Immobilienökonomin und Stadtplanerin verfügt Sandra Koth<br />

über ein fundiertes Branchenwissen. Zugleich bringt sie umfassende<br />

und langjährige Erfahrung in der Wohnungswirtschaft mit.<br />

„Besonders freue ich mich darauf, die bei unserer Genossenschaft<br />

stark ausgeprägte Mitgliederförderung weiterzuentwickeln und<br />

die Transformation hin zu einem klimaneutralen Wohnungsunternehmen<br />

mitzugestalten“, sagt Sandra Koth. Ab Juli <strong>2023</strong> wird sie<br />

die Geschäfte der Genossenschaft gemeinsam mit Sönke Selk als<br />

Vorstandsduo weiterführen.<br />

Roter Backsteinhof am Rathausmarkt<br />

Kronshagen. Festakt auf der Baustelle: In enger Kooperation<br />

mit der Gemeinde Kronshagen errichtet die Baugenossenschaft<br />

Mittelholstein eG (bgm) derzeit den „Roten Backsteinhof am<br />

Rathausmarkt“, Kronshagens neue Ortsmitte. In Nähe zum Rathaus<br />

entsteht ein Mix aus geförderten, genossenschaftlichen<br />

Mietwohnungen, Eigentumswohnungen sowie Flächen für Gastronomie<br />

und Gewerbe. Mit 200 Gästen aus Verwaltung, Politik,<br />

Wirtschaft und Handwerk wurde Ende März das traditionelle<br />

Richtfest gefeiert. Mit dem Bau des Roten Backsteinhofes findet<br />

ein fast 30-jähriger Entscheidungsprozess zur Ortskernentwicklung<br />

seinen Abschluss. bgm-Vorstand Stefan Binder zeigte sich<br />

erfreut über den Baufortschritt des Projekts, das Mitte kommenden<br />

Jahres abgeschlossen wird. „Ich bin überzeugt, dass der Rote<br />

Backsteinhof ein Aushängeschild für die Gemeinde Kronshagen<br />

sein wird“, so Binder. Insgesamt werden im neuen Ortszentrum<br />

46 genossenschaftliche Mietwohnungen errichtet. Daneben entstehen<br />

15 Eigentumswohnungen in drei Häusern. Ergänzt wird<br />

der Mix durch rund 500 Quadratmeter Gewerbefläche, die neben<br />

Ladenflächen ein gastronomisches Angebot beinhalten wird. Während<br />

die Tiefgarage mit 61 Stellplätzen dafür Sorge trägt, dass das<br />

Areal autofrei bleibt, fördern E-Ladeboxen an den Kfz-Stellplätzen<br />

sowie mehr als einhundert Fahrradstellplätze die klimafreundliche<br />

Mobilität. Für den Bau des Roten Backsteinhofs am Rathausmarkt<br />

investiert die bgm rund 24 Millionen Euro.<br />

Die neue Heizkostenverordnung ist da.<br />

Minol hat die passenden Lösungen für fernauslesbare<br />

Messgeräte, unterjährige Verbrauchsinformationen und<br />

erweiterte Abrechnungsdetails.<br />

Schaffen Sie hierfür die Basis mit dem Funksystem<br />

Minol Connect und dem Minol eMonitoring.<br />

minol.de/hkvo-neu


38<br />

<strong>VNW</strong><br />

Anzeigen<br />

39<br />

Reger Austausch auf der<br />

Regionalkonferenz in<br />

Rostock<br />

Rostocks Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger zu Gast auf der <strong>VNW</strong>-<br />

Regionalkonferenz. Bündnis für das Wohnen soll wiederbelebt werden<br />

Technik fürs Leben<br />

Nachhaltige zentrale<br />

Hybridpower für<br />

jedes Wohnobjekt<br />

Mehr Nachhaltigkeit in der<br />

Modernisierung mit leistungsstarken<br />

Hybridlösungen von Bosch.<br />

Rostock. Es war ein windiger, aber sonniger Tag Ende März in<br />

Rostock. Es schien, als wollte der Wettergott extra unterstreichen,<br />

wie stürmisch die Zeit momentan für die Wohnungswirtschaft ist<br />

und dass dringend sonnigere Aussichten notwendig sind.<br />

Drinnen, im Kurhaus Warnemünde, hatten sich mehr als 80<br />

Vorstände und Geschäftsführer von <strong>VNW</strong>-Unternehmen aus<br />

Mecklenburg-Vorpommern zur jährlichen Regionalkonferenz versammelt.<br />

Eva-Maria Kröger, die erst vor einigen Monaten gewählte<br />

Oberbürgermeisterin der Hanse- und Universitätsstadt Rostock,<br />

nahm sich reichlich Zeit, um die Gäste zu begrüßen und mit einer<br />

guten Rede auf das Treffen einzustimmen.<br />

Wenig überraschend beklagte sie die schwierige Lage auf dem<br />

Wohnungsmarkt der Hansestadt. So liege der Wohnungsleerstand<br />

bei 0,9 Prozent, was dazu führe, dass der Bedarf an bezahlbarem<br />

Wohnraum sehr groß sei.<br />

Zudem gingen der Stadt inzwischen die kommunalen Flächen<br />

aus, so dass die Oberbürgermeisterin ausdrücklich darauf hinwies,<br />

wie unverzichtbar die Zusammenarbeit mit dem Umland sei.<br />

Mehr als 5 000 neue Wohnungen seit 2015<br />

Seit dem Jahr 2015 seien in Rostock rund 7900 Baugenehmigungen<br />

erteilt und mehr als 5 000 Wohnungen fertiggestellt worden,<br />

sagte Eva-Maria Kröger und fügte sogleich hinzu: „Das ist aber zu<br />

wenig.“<br />

Die Rathauschefin beklagte die „sehr langen Verfahren, bis gebaut<br />

werden kann“ und versprach mit Blick auf die viel zu langen<br />

Genehmigungsverfahren, die Verwaltung prüfe derzeit, ob das<br />

nicht schneller gehen könne. Eva-Maria Kröger nahm zugleich die<br />

Stadt in die Verantwortung: „Wenn gebaut werden soll, muss die<br />

Kommune die Voraussetzungen dafür schaffen.“<br />

Zwar würden in Rostock wie in anderen Städten auch öffentliche<br />

Grundstücke für den Wohnungsbau nur noch im Rahmen<br />

des Erbbaurechts vergeben. „Davon sind wir überzeugt.“ Zugleich<br />

signalisierte die Politikerin, dass im Einzelfall einzelne Grundstücke<br />

auch verkauft werden könnten.<br />

Neuauflage des Bündnisses für das Wohnen<br />

Eva-Maria Kröger beklagte, dass das vor einigen Jahren gegründete<br />

Bündnis für das Wohnen in Rostock sich nicht so entwickelt<br />

habe, wie man es sich seinerzeit wünschte. „Es wurde gegründet<br />

in der Hoffnung, dass Stadt und Vermieter gemeinsam Flächen für<br />

die Schaffung von Wohnraum entwickeln.“<br />

Ihr sei das Bündnis sehr wichtig, weshalb sie es wiederbeleben<br />

wolle. An einem entsprechenden Maßnahmenkatalog werde<br />

derzeit gearbeitet, sagte die Oberbürgermeisterin. In diesem Zusammenhang<br />

lobte sie die Arbeit der sozialen Vermieter bei der<br />

Unterbringung von Flüchtlingen. Sie sei sehr froh, „dass wir dabei<br />

kooperativ unterwegs sind“.<br />

Am Ende ihrer Rede forderte die Bürgermeisterin die sozialen<br />

Vermieter auf, „im Dialog zu bleiben“. Mit Blick auf die Herausforderungen<br />

der Klimawende meinte sie, jeder trage Verantwortung<br />

und müsse zum Gelingen beitragen.<br />

Rahmenbedingungen für den Bau bezahlbarer<br />

Wohnungen müssen stimmen<br />

Im Verlauf der Konferenz kam es zu reichlich Erfahrungsaustausch<br />

zwischen den Wohnungsunternehmen. Dabei wurde deutlich, dass<br />

es nicht am „guten Willen“ der sozialen Vermieter mangele, bezahlbaren<br />

Wohnraum zu schaffen oder die Herausforderungen der<br />

Energiewende zu bewältigen.<br />

Allerdings müssten die Rahmenbedingungen, für die der Staat<br />

verantwortlich sei, stimmen. Eine weitere Erhöhung der Anforderungen<br />

an den Wohnungsbau und Chaos bei der Bundesförderung<br />

führten angesichts steigender Baukosten nur zu einem: dass auch<br />

soziale Vermieter auf den Neubau von Wohnungen verzichten.<br />

Compress 5000 AW<br />

Luft-Wasser-<br />

Wärmepumpe<br />

Flow Fresh FF 20<br />

Frischwassersystem<br />

www.bosch-einfach-heizen.de<br />

ab<br />

Condens 7000 F<br />

Gas-Brennwertkessel,<br />

hybridfähig<br />

Wohnraum<br />

Die Zeit für den Bau von Wohngebäuden ist günstig.<br />

Dank unserer systematisierten Bauweise und unserer eigenen Produktion<br />

realisieren wir auch in der aktuellen Situation attraktive Wohngebäude<br />

wirtschaftlich und terminsicher. goldbeck.de<br />

Noch Fragen: bit.ly/wowi-<strong>2023</strong> oder QR-Code scannen:<br />

2.000 €<br />

pro m2 brutto


HungerundKoch.com<br />

Gestaltung. Marke.<br />

Fotografie.<br />

<strong>VNW</strong> <strong>Magazin</strong>


Anzeige<br />

Die wichtigsten Termine in den kommenden Monaten<br />

01.<br />

JUN <strong>2023</strong><br />

<strong>VNW</strong>-/VDW GENOSSENSCHAFTSTAG<br />

Hamburg<br />

27./28.<br />

JUN <strong>2023</strong><br />

FACHFORUM RECHNUNGSWESEN/<br />

UNTERNEHMENSSTEUERUNG<br />

Boltenhagen<br />

18./19.<br />

SEP <strong>2023</strong><br />

<strong>VNW</strong>-ARBEITSTAGUNG<br />

Lübeck<br />

Anzeige<br />

06.<br />

NOV <strong>2023</strong><br />

10. NORDDEUTSCHER MIETRECHTSTAG<br />

Lübeck<br />

Standortgerecht, regionaltypisch, nachhaltig – wir beraten und unterstützen Sie in allen<br />

Fragen der ökologischen Wohnumfeldverbesserung auf dem Weg zu mehr Biodiversität<br />

und Klimaschutz.<br />

Serielle Strang- & Badsanierung<br />

IM BEWOHNTEN ZUSTAND AUS EINER HAND!<br />

Mit Erfahrungen aus über 15.000 modernisierten Strängen und Bädern<br />

im bewohnten Zustand ist Blome deutschlandweit Ihr Ansprechpartner<br />

für die Modernisierung im bewohnten Zustand.<br />

Modernisieren mit Blome bedeutet ein Festpreis, ein fester Bauzeitenplan,<br />

nur ein Ansprechpartner und ein Rundum-Sorglos-Paket.<br />

Über das Aufmessen jedes einzelnen Bades, die TGA-Planung,<br />

das Mietermanagement, den Schadstoffrückbau und dem<br />

Brandschutzkonzept, alles drin im Blome-Paket.<br />

Unverbindliche<br />

Kostenschätzung<br />

Mit uns erreichen Sie die 3% Modernisierungsquote!<br />

Ökologische und Baumschutzfachliche Baubegleitung<br />

Entsiegelung und Regenwassermanagement<br />

Fassaden- und Dachbegrünung<br />

Technische Einbauten (Nistkästen, Fledermaushöhlen und Insektenhotels)<br />

Konzepte zur Verhinderung von Vogelschlag<br />

Reduzierung der Lichtverschmutzung im Außenraum<br />

Zaunbegrünung<br />

Standortgerechte, regionaltypische Pflanzkonzepte<br />

Extensivierung, Obstbaum- und Blumenwiesen<br />

Wir beraten Sie gern!<br />

Schreiben Sie uns eine E-Mail<br />

an info@grewe-gruppe.de oder<br />

rufen Sie uns unter 04261 9708650 an.


neuer Text<br />

44 Digitalisierungstagung<br />

45<br />

Sarah Maria Schlesinger von der blackprintpartners<br />

GmbH in Frankfurt am Main<br />

sagte, digitale Produkte prägten längst<br />

unser gesamtes Leben. „Die Lösungen<br />

sind da!“ Der Proptech-Sektor biete viele<br />

Lösungen, die den gesamten Lebenszyklus<br />

einer Immobilie umfassten. Bauen und Sanieren<br />

lägen bei der Wertschöpfung vorn.<br />

Im Bereich Wohnen gebe es die meisten<br />

Angebote.<br />

Matthias Herter, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der Geschäftsführung der<br />

meravis Wohnungsbau- und Immobilien<br />

GmbH, verwies zur Begrüßung darauf,<br />

dass die Corona-Pandemie „für die Digitalisierung<br />

einen Boost gebracht“ habe. Die<br />

Durchsetzung von Klimaneutralität in der<br />

Wohnungswirtschaft werde nur gelingen,<br />

wenn die Digitalisierurg nicht eine bloße<br />

Forderung bliebe, sondern den Weg aufzeigt.<br />

Werner Schwarz, Vice President Corporate<br />

Strategy & Innovation CANCOM<br />

GmbH, warnte davor, dass die Regulierungsflut<br />

durch die Politik nicht aufhören<br />

werde. Wohnungsunternehmen müssten<br />

schnell auf geänderte Regularien reagieren<br />

können. Das gelinge am besten durch eine<br />

interne Vernetzung. Viele Unternehmen<br />

hätten sogenannte Datensilos. Es fehle<br />

aber die Vernetzung der Daten.<br />

Anzeige<br />

Die Lösungen sind da!<br />

Die diesjährige Digitalisierungstagung von vdw Niedersachsen / Bremen und <strong>VNW</strong> stand<br />

ganz im Zeichen der Klimawende. Die Expertinnen und Experten, die auf der Tagung<br />

sprachen, machten Hoffnung.<br />

Hamburg. „Die Digitalisierung im Zeichen der Energiewende“ – darum drehten sich im<br />

Kern fast alle Vorträge auf der diesjährigen Digitalisierungstagung von vdw und <strong>VNW</strong><br />

Anfang März in Hamburg.<br />

MEHR SICHERHEIT BEI<br />

SANIERUNGSPROJEKTEN.<br />

Sanieren mit vorgefertigten Installationswänden und -schächten<br />

sichert den Baufortschritt, vereinfacht die Planung und sorgt<br />

für gleichbleibende Qualität auf der Baustelle.<br />

Mehr über Sanierungsprojekte<br />

mit TECEsystem lesen Sie im Whitepaper.<br />

bauen-on-demand.de/sanierung<br />

© loomn Architekturkommunikation<br />

VDW--Sanierung--Investor--182x128_RZ.indd 1 26.01.23 13:36


46<br />

Digitalisierungstagung<br />

47<br />

Anzeige<br />

Tobias Kling, Projektingenieur Quartierskonzepte,<br />

Siemens AG, berichtete am<br />

Beispiel von Dieburg Süd in Hessen darüber,<br />

wie ein klimaneutrales Energieversorgungskonzept<br />

in einem Wohnungsquartier<br />

integriert werden kann. Die Basis sei<br />

die Kenntnis über den Energiebedarf und<br />

eine solide Potenzialermittlung, also welche<br />

Möglichkeiten klimaneutraler Energieversorgung<br />

im jeweiligen Quartier überhaupt<br />

möglich seien. Zudem müsse die<br />

technische Quartiersplanung ganzheitlich<br />

erfolgen.<br />

Birgid Eberhardt, Bereichsleiterin Forschung<br />

& Entwicklung der GSW Gesellschaft<br />

für Siedlungs- und Wohnungsbau<br />

Baden-Württemberg stellte das Future<br />

Living-Projekt in Berlin-Adlershof vor. Das<br />

Wohngebäude sei mit viel Smart Home-<br />

Technik vollgestopft, was zwar für hohe<br />

Zufriedenheit sorge, aber sehr erklärungsbedürftig<br />

sei. Zudem wisse man heute<br />

noch nicht, wie hoch die Nebenkosten<br />

seien. Eberhardt empfahl, unbedingt Fachkompetenz<br />

im eigenen Haus aufzubauen.<br />

„Was jetzt kommt, da können wir uns<br />

nicht auf Fachplaner oder Fremdunternehmen<br />

verlassen.“<br />

Hannah Helmke CEO & Co-Founder<br />

right.based on science GmbH aus Frankfurt<br />

am Main, meinte, Klimaneutralität am<br />

Ende reiche nicht aus. Auch die Betrachtung<br />

und letztlich Reduzierung des CO 2<br />

-<br />

Ausstoßes „auf dem Weg, also die kumulierte<br />

Menge der CO 2<br />

-Emission über den<br />

gesamten Zeitraum“ – sei vonnöten. Es<br />

gehe um das Sichtbarmachen der Klimawirkung<br />

der eigenen Gebäude. Die Wohnungsunternehmen<br />

hätten die Daten, sie<br />

müssten nur ihre Hausaufgaben machen.<br />

Dr. Susanne Schmitt, Verbandsdirektorin<br />

des vdw Niedersachsen Bremen, sagte<br />

zum Schluss der Veranstaltung „Dämmen<br />

allein reicht nicht mehr.“ Deshalb sei die<br />

Digitalisierung für die Bewältigung der<br />

Transformationen und der Energiewende<br />

eine wichtige Grundlage. „Deshalb war<br />

die Digitalisierungstagung ein wichtiges<br />

Treffen, auf dem viele spannende Ideen<br />

und Projekte Thema waren.“<br />

Cem Karakaya, Experte für Internetsicherheit<br />

aus München, berichtete über<br />

die vielen Vorfälle, bei denen Kriminelle<br />

die Daten – und oftmals Geld – ihrer Opfer<br />

erbeuteten. Häufig mache es eine Vernachlässigung<br />

des Schutzes der eigenen<br />

Daten den Tätern leicht. Karakaya warnte<br />

im Besonderen vor sogenannten Pishingmails.<br />

80 Prozent aller Internetangriffe<br />

würden mit Mails, die ein Schadprogramm<br />

enthielten, das kriminellen Zugriff auf den<br />

eigenen Computer oder das eigene Netzwerk<br />

ermögliche, starten.<br />

Jetzt<br />

Anschluss sichern:<br />

0800<br />

33 03333<br />

Glasfaser bis ins Haus und in jede Wohnung.<br />

Im Schulterschluss mit der Wohnungswirtschaft schaffen wir die neue digitale Versorgung für<br />

Deutschland: Mit einem Glasfaser-Hausanschluss und Hausverteilnetzen nach Maß.<br />

Dauerhaft zukunftssicher mit FTTH bis in jede Wohnung.<br />

Lassen Sie sich jetzt unverbindlich beraten: 0800 33 03333 oder<br />

www.telekom.de/wohnungswirtschaft<br />

Seien auch Sie jetzt mit #DABEI! Gemeinsam für Deutschland. Glasfaser für Deutschland.


48<br />

Wohnungspolitik Klima<br />

49<br />

Das 1,5-Grad-Ziel:<br />

Auch für Immobilien<br />

entscheidend<br />

4. Design Elements<br />

HANNAH HELMKE<br />

ist Co-Gründerin und Geschäftsführerin von right°. 2022 wurde sie zu den<br />

„50 besten Unternehmerinnen Deutschlands“ sowie den „Menschen des<br />

Jahres“ (Handelsblatt) gezählt. Unter ihrer Führung wurde right° 2020 mit<br />

dem Next Economy Award des Deutschen Nachhaltigkeitspreises ausgezeichnet.<br />

Das 2016 gegründete ClimateTech-Unternehmen bietet wissenschaftsbasierte<br />

Examples Metriken for pictographic und Software-Tools use infographics/ für Akteure der Real- und<br />

Infographics<br />

Finanzwirtschaft, graphs. um Please die note Klimawirkung line weight, arrows, von dotted Unternehmen, line Immobilien und<br />

styles as shown.<br />

Portfolios zu berechnen.<br />

Net zero<br />

Net zero<br />

CO 2<br />

e emissions<br />

2018 2050<br />

Paris-compatible<br />

1.5°C<br />

time<br />

CO 2<br />

e emissions<br />

2018 2050<br />

4.0°C<br />

Not<br />

Paris-compatible<br />

time<br />

Abb. 1: Die gelbe<br />

bzw. grüne Fläche<br />

stellt die aggregierten<br />

Emissionen<br />

bis 2050 dar.<br />

Quelle: right°, eigene<br />

Darstellung<br />

„Klimaneutral“ ist nur ein Teil der Antwort<br />

V1.0 © 2022 right. based on science GmbH<br />

25<br />

Niemand würde auf die Idee kommen, das Tempolimit auf<br />

der Straße in Litern verbrauchtem Benzin pro Kilometer<br />

zu messen. In der Klimadiskussion hingegen wird insbesondere<br />

in der Wirtschaft überwiegend über Emissionsmengen<br />

oder „Nettonull“-Zeitpunkte gesprochen. Dabei lautet das Pariser<br />

Klimaziel ganz eindeutig, die menschengemachte Erderwärmung<br />

seit Beginn der Industrialisierung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.<br />

Und die richtige Maßeinheit, wenn über die Erderwärmung<br />

gesprochen wird, ist nicht „Tonnen CO 2<br />

-Äquivalente“ oder eine<br />

Jahreszahl, sondern Grad Celsius.<br />

Um mehr Verständlichkeit und Transparenz bezüglich der<br />

„Paris-Konformität“ von Immobilien und Portfolios zu schaffen,<br />

drängt es sich auf, die Klimawirkung ebenfalls in Grad Celsius zu<br />

messen. Verständlichkeit und Vergleichbarkeit werden die Anstrengungen<br />

im Kampf gegen den Klimawandel deutlich beschleunigen<br />

– denn wer will schon ein 4,0-Grad-Portfolio verwalten oder<br />

darin investieren, ein 3,5-Grad-Objekt kaufen, darin leben oder<br />

arbeiten? Und welche Kräfte werden umgekehrt freigesetzt, wenn<br />

Transformations- oder Modernisierungspläne klar den Weg in die<br />

1,5 Grad--Konformität weisen?<br />

Eine solche Grad Celsius-Berechnung ist mit entsprechenden Modellen<br />

und Methoden möglich, man spricht dabei auch von „Temperature<br />

Alignment“. Mit unserem XDC Modell – XDC steht für<br />

X-Degree Compatibility – haben wir bei right° eine entsprechende<br />

Methodik entwickelt, die für nahezu alle Branchen und Anlageklassen,<br />

darunter auch Immobilien, anwendbar ist.<br />

Wichtigste Determinanten sind die Emissionsintensität – also<br />

Emissionen in Relation zur Fläche – sowie der Faktor Zeit. Denn<br />

entscheidend für die Einhaltung des 1,5-Grad-Zieles ist nicht allein<br />

das Jahr, in dem die Klimaneutralität erreicht wird. Entscheidend<br />

ist vielmehr die bis dahin über den gesamten Zeitverlauf ausgestoßene<br />

Emissionsmenge. Die Kernfrage lautet: Halten wir das<br />

verbleibende Emissionsbudget für 1,5 Grad ein oder nicht? Wenn<br />

bis zur Erreichung von „Netto Null“ bereits weit über das Budget<br />

hinaus emittiert wurde, wird das Paris-Ziel verfehlt. Umgekehrt<br />

bedeutet ein Budget aber auch: Es kann über die Zeit eingeteilt<br />

werden. Höhere Emissionen in einem Jahr können durch stärkere<br />

Reduktion in einem anderen Jahr ausgeglichen werden.<br />

Gerade im Immobiliensegment hat Temperature Alignment<br />

sehr großes Potenzial. Der Gebäudesektor ist – je nach Studie und<br />

Berechnungsart – für etwa 30 bis 40 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen<br />

verantwortlich. Entsprechend groß ist der Hebel,<br />

den Gesetzgeber und Staaten, aber auch Investoren und Kapitalmarkt<br />

im Ringen um die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels ansetzen<br />

können. Das Risiko, mit einem allzu emissionsintensiven Objekt zu<br />

stranden, ist groß. Viele Akteure in der Immobilienwirtschaft erkennen<br />

die Dringlichkeit der klimagerechten Transformation. Doch<br />

ohne adäquate Metriken wird oftmals noch ins Blaue saniert. Es<br />

fehlt die Transparenz dazu, welche Maßnahmen zu welchem Zeitpunkt<br />

und in welcher Reihenfolge den größten Effekt erzielen.<br />

Klima und Kosten ausbalancieren<br />

Motivation ist also vielfach vorhanden. Entscheider, Entwickler,<br />

Mieter, Kunden – alle möchten in Sachen Klimawandel auf der<br />

richtigen Seite der Geschichte stehen. Es gibt jedoch zwei Hürden:<br />

Erstens fehlt in der Regel die Transparenz und damit auch die realistische<br />

Selbsteinschätzung, weil meist lediglich Verbrauchsdaten<br />

vorliegen und im besten Fall darauf aufbauend die Emissionen berechnet<br />

werden. Aber ist eine Tonne CO 2<br />

-Äquivalent pro Jahr nun<br />

viel oder wenig für ein bestimmtes Gebäude? Ist die Immobilie<br />

oder das Portfolio damit Paris-konform? Und wenn nicht: Wie viel<br />

ist da aufzuholen? Zudem fehlt eine dynamische Zukunftsbetrachtung.<br />

Entscheidend für die Transformation sind ja die zukünftigen<br />

Emissionen, auf die wir noch Einfluss nehmen können. Das<br />

XDC Modell ist zukunftsgerichtet: Basierend auf aktuellen Daten,<br />

werden Prognosen über künftige Entwicklungen zugrunde gelegt.<br />

Und es liefert eine leicht verständliche und gut vergleichbare<br />

Kennzahl, in Grad Celsius.<br />

Womit wir bei der zweiten Hürde wären: Wo anfangen? Das<br />

Kapital ist knapp, ebenso die Kapazitäten im Baugewerbe. Oft stehen<br />

bezahlbarerer Wohnraum und klimagerechte Modernisierung<br />

so scheinbar im Wettstreit. Also gilt es, zu priorisieren – diejenigen<br />

Objekte und Maßnahmen zuerst, die die größte Wirkung erzielen.<br />

Und durch vorausschauende Planung verhindern, dass Sanierungen<br />

erst so spät erfolgen, dass die 1,5-Grad-Konformität nicht<br />

mehr erreicht werden kann. Dank seiner Dynamik lassen sich mit<br />

dem XDC Modell einzelne Sanierungsmaßnahmen simulieren, auf<br />

ihre Klimawirkung hin analysieren und gleichzeitig mit den Investitionskosten<br />

ins Verhältnis setzen. Im Ergebnis kann man einen<br />

Sanierungsplan erstellen, der sowohl unter Klima- als auch unter<br />

betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten die größtmögliche Effizienz<br />

aufweist.


50 Klima<br />

Anzeige<br />

Abb.2: Beispiel eines<br />

Sanierungsplans mit XDC<br />

Quelle: right°, eigene Darstellung<br />

Doch wie genau funktioniert Temperature Alignment konkret<br />

im Immobilienbereich? Im Zuge der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens<br />

wurden auf europäischer Ebene sogenannte CRREM-<br />

Pfade für die Immobilienwirtschaft entwickelt. CRREM steht für<br />

Carbon Risk Real Estate Monitor. Die CRREM-Pfade sind die Dekarbonisierungspfade,<br />

die Bestandsimmobilien je nach Nutzungsart,<br />

Alter, Lage et cetera einschlagen müssten, um ihren Teil zum<br />

Erreichen des Pariser Klimaziels zu erfüllen. Mit dem XDC Modell<br />

lässt sich nun modellieren, ob eine bestimmte Immobilie oder ein<br />

ganzes Portfolio mit den prognostizierten Emissionen ober- oder<br />

unterhalb dieses CRREM-Abbaupfades liegt und wie groß die Differenz<br />

ist. Daraus lässt sich dann die Klimawirkung eines einzelnen<br />

Objekts ableiten und in Grad Celsius angeben. Erforderlich dafür<br />

sind Angaben zu Innenfläche, Standort und Nutzungstyp des Gebäudes<br />

sowie insbesondere zu den Emissionen im Betrieb. Oftmals<br />

kann deshalb schon der Einbau moderner Gebäude- und Messtechniken<br />

ein entscheidender Schritt in Richtung klimagerechte<br />

Modernisierung sein.<br />

Herausforderung Neubau<br />

Blickt man auf die Emissionsintensität vieler Bestandsgebäude,<br />

mag der Gedanke naheliegen, dass es klimafreundlicher wäre,<br />

sämtlichen Bestand abzureißen und durch energieeffizienten Neubau<br />

zu ersetzen. Es gibt Stimmen, die dergleichen tatsächlich propagieren.<br />

Abgesehen von der mangelnden Umsetzbarkeit dürfte<br />

offensichtlich sein, dass dies auch aus Klimaschutzgründen nicht<br />

sinnvoll sein kann. Allein aufgrund der massiven Emissionen, die<br />

mit der Produktion von Zement und Stahl einhergehen – vom<br />

energieintensiven Bauprozess einmal ganz abgesehen.<br />

Das führt uns zu einer weiteren Herausforderung, den sogenannten<br />

„grauen Emissionen“ – also den Treibhausgasen, die im<br />

Bauprozess entstehen und in den verbauten Materialien gebunden<br />

sind. Bei Neubauten machen diese Emissionen den Großteil des<br />

CO 2<br />

-Fußabdrucks aus. Problematisch ist hier nicht allein die Datenerhebung,<br />

sondern es fehlen bisher auch die Benchmarks – also<br />

die Leitlinien, wie viele Emissionen ein Neubau eigentlich verursachen<br />

darf, um noch 1,5-Grad-konform zu sein.<br />

In Partnerschaft mit dem Projektentwickler Quantum Immobilien<br />

und dem Gebäudetechnikanbieter Phoenix Contact arbeiten<br />

wir an Ansätzen, um den Kreis zu schließen und von Planung und<br />

Neubau bis zu Bestand und Betrieb die Klimawirkung von Immobilien<br />

erfassen zu können.<br />

Transparenz, Verständlichkeit, Vergleichbarkeit – diese drei<br />

Faktoren können nach unserer Überzeugung das Bestreben vieler<br />

Marktteilnehmer mobilisieren und fokussieren, ihr Handeln auf<br />

das Paris-Ziel hin auszurichten. Mengenangaben sind dabei Mittel<br />

zum Zweck. Das eigentliche Ziel jedoch ist ein Temperatur-Ziel –<br />

und daran gilt es, sich zu messen.


52<br />

Künstliche Intelligenz<br />

53<br />

Blick in die Zukunft: ChatGPT und die Bedeutung von<br />

Künstlicher Intelligenz (KI) für die Immobilienbranche<br />

ChatGPT hat es als erste Künstliche Intelligenz (KI) geschafft, Technik-,<br />

Wirtschafts- und Feuilletonredaktionen über Wochen zu beschäftigen.<br />

Was mir zu denken gibt, sind die Reaktionen auf den<br />

Chatbot. Die einen lassen sich begeistern von seiner „Magie”. Bei<br />

anderen löst er einen Realitätsschock und Existenzängste aus: „So<br />

weit ist Künstliche Intelligenz schon! Wird sie bald meinen Job<br />

übernehmen?” Wir sollten die Entwicklung besser nüchtern und<br />

sachlich einordnen, anstatt in Schwärmerei, Panik oder Hysterie zu<br />

verfallen. Was also steckt hinter der KI ChatGPT? Welche Bedeutung<br />

hat sie für die Immobilien- und Wohnungswirtschaft?<br />

1. Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben<br />

ChatGPT kam nicht wie ein Deus ex Machina auf uns, sondern<br />

ist eine fortschrittliche KI, die in jahrelanger Arbeit vom US-amerikanischen<br />

Unternehmen OpenAI entwickelt wurde, bevor sie<br />

unter Verzicht auf jegliche Magie mit Texten und Informationen<br />

gefüttert wurde. Sie ist keine Bedrohung für die Menschheit,<br />

sondern ein Werkzeug. „Als Künstliche Intelligenz wurde ich programmiert,<br />

um menschenähnliche Konversationen zu führen und<br />

Fragen zu beantworten”, antwortet ChatGPT auf die Frage nach<br />

ihrem Zweck. Mit der KI kann man schlüssige Dialoge führen, sie<br />

merkt sich den Konversationsverlauf. Wie gut das funktioniert und<br />

wie ChatGPT Hilfe leistet, kann jeder kostenlos ausprobieren.<br />

Anzeige<br />

Wenn solche technologischen Neuerungen auftauchen, spielt<br />

sich oft ein Muster ab: Anfangs sind Erwartungen und Euphorie<br />

groß, doch mit zunehmendem Gebrauch verblasst die Faszination.<br />

In den Vordergrund tritt der langfristige Nutzen. So ist das Fitnessarmband<br />

am Ende keine smarte Spielerei mehr, sondern dazu da,<br />

Trainingseffekte zu kontrollieren. Nicht anders bei ChatGPT. Was<br />

sich da auf der simplen Oberfläche tut, wenn man eine Frage eingibt,<br />

erscheint zunächst frappierend, bis man ausgetestet hat, was<br />

die KI wirklich für einen tun kann. Was funktioniert, nutzt man<br />

wieder. Nicht umsonst wird ChatGPT immer wieder zur Erledigung<br />

von Hausaufgaben herangezogen, zum Leidwesen von Lehrerinnen,<br />

Lehrern und Eltern.<br />

2. KI kann Schmerzpunkte wie<br />

den Fachkräftemangel lindern<br />

Angesichts des Fachkräftemangels und der zunehmenden Komplexität<br />

der Anforderungen und gesetzlichen Vorgaben – Stichwort<br />

„Enviromental, Social and Governance”, kurz ESG – ist KI<br />

für die Immobilien- und Wohnungswirtschaft ein Segen. Wir bei<br />

der Haufe Group verfolgen die Entwicklung, um herauszufinden,<br />

welche konkreten Chancen sie unseren Kund:innen eröffnet. Wo<br />

lässt sich die Technologie sinnvoll und professionell einsetzen? Wo<br />

erzeugt sie echte Mehrwerte?<br />

ChatGPT: Fünf Denkanstöße<br />

zu Künstlicher Intelligenz<br />

ChatGPT hat einen Hype, aber auch heftige Diskussionen ausgelöst. Höchste Zeit,<br />

die Rolle der Künstlichen Intelligenz zu entmystifizieren und sich wichtigen Fragen zuzuwenden.<br />

Technik fürs Leben<br />

Mehr Nachhaltigkeit<br />

für alle Wohnobjekte<br />

Mehr Effizienz mit den<br />

leistungsstarken Wärmepumpen<br />

von Bosch.<br />

SUSANNE VIEKER<br />

ist Mitglied in der Geschäftsleitung,, Prokuristin und Chief Product<br />

Officer (CPO) der Haufe-Lexware Real Estate AG, ein Unternehmen der<br />

Haufe Group. Durch ihren Background als Softwareentwicklerin und Bereichsleiterin<br />

des Customer Managements weiß die überzeugte New Workerin<br />

aus Erfahrung: Technologie und Mensch sind untrennbar miteinander<br />

verbunden.Vernetzen Sie sich mit Susanne Vieker:<br />

www.linkedin.com/in/susannevieker<br />

• Für Neubau und Sanierung • 4‒400 kW Leistung<br />

www.bosch-einfach-heizen.de<br />

Noch Fragen: bit.ly/wowi-<strong>2023</strong> oder QR-Code scannen:


54<br />

Künstliche Intelligenz<br />

Anzeige<br />

Planung, die intelligent ist<br />

Wohnkomfort, der gut tut<br />

Mit KI lassen sich auch anspruchsvolle und nicht unbedingt<br />

lineare Prozesse automatisieren. Chatbots im Kundenservice könnten<br />

eines Tages komplexere Anfragen lösen. Auswertung und<br />

Steuerung von Energiedaten, Planung und Risikobewertung von<br />

Bauprojekten, Formulierung vertraglicher Regelungen – viele Anwendungsfälle<br />

sind denkbar. Daher stehen einige Unternehmen<br />

der Technologie auch offen gegenüber. Sinnvollerweise werden<br />

die Mitarbeitenden von Aufgaben entlastet, um sie flexibler und<br />

vor allem dort einzusetzen, wo sie ihre individuellen Fähigkeiten<br />

ausspielen können: Kreativität, Verhandlungsgeschick oder Beratungskompetenz.<br />

3. Auch eine KI stößt an Grenzen<br />

Und was kann die KI nicht? Füttert man zum Beispiel ChatGPT mit<br />

den notwendigen Fakten, erstellt sie professionelle Bewerbungsschreiben.<br />

Was fehlt, ist die persönliche Note. Dort, wo es auf individuelle<br />

Erfahrungen, Meinungsstärke oder Emotionen ankommt,<br />

bleibt die Maschine hinter den menschlichen Fähigkeiten zurück.<br />

Eine KI hat keine Persönlichkeit. Sie handelt nicht so intuitiv und<br />

Was ist Künstliche Intelligenz?<br />

Der englische Begriff „Artificial Intelligence“ (AI) wurde<br />

bereits Mitte der 1950er Jahren von einer Gruppe Informatiker<br />

um John McCarthy geprägt. Er steht für die<br />

maschinelle Simulation von Lernen und anderen Fähigkeiten<br />

der menschlichen Intelligenz wie Sprachverständnis<br />

und Sprachgeneration, Abstraktion oder Kreativität.<br />

Damit Künstliche Intelligenz zum Beispiel komplexe Entscheidungen<br />

treffen oder Probleme lösen kann, wird sie<br />

mit umfangreichem Datenmaterial trainiert. Steigende<br />

Rechenleistungen und maschinelles Lernen haben große<br />

Fortschritte in die Entwicklung gebracht, menschliche<br />

Leistungen werden schon in vielen Bereichen übertroffen.<br />

Ein Beispiel dafür ist das Schachprogramm Alpha-<br />

Zero von DeepMind. Das künstliche neuronale Netzwerk<br />

wurde weder mit Strategien noch mit Partien gefüttert,<br />

noch kannte es den Wert von Spielfiguren oder Stellungen,<br />

sondern im Prinzip nur die Regeln. AlphaZero lernte<br />

durch eigene Erfahrung: Es brachte sich das Königsspiel<br />

durch intensives Spielen gegen sich selbst bei.<br />

flexibel wie wir. Daher muss auch niemand Angst haben, von einer<br />

KI „geklont” zu werden. Daher wird sie nie das persönliche Gespräch<br />

komplett ersetzen.<br />

Die einer Technologie eingeschriebenen Grenzen zu erkennen,<br />

ist gerade wichtig, wenn eine KI so perfekt formuliert und plausibel<br />

argumentiert wie ChatGPT. Denn dann ist man schnell geneigt,<br />

ihr alles abzunehmen.<br />

4. Vertrauen wird zur wichtigen Währung<br />

Denn als Informationsmedium ist ChatGPT – derzeit noch – eine<br />

Black Box. Woher die Informationen stammen, kann der User im<br />

Detail nicht nachvollziehen, auf Nachfragen nennt sie eher vage<br />

oder mehrere Quellen gleichzeitig. Sie gibt auch unsinnige Antworten<br />

aus. Dazu kommt das schnell veraltete Wissen, das nur bis<br />

ins Jahr 2021 reicht. Um die Qualität der Antworten zu beurteilen<br />

– erscheinen sie plausibel und korrekt oder sind sie womöglich<br />

irreführend, verkürzt oder gar falsch – braucht der User Medienund<br />

inhaltliche Kompetenz.<br />

Nachträgliche Kontrollen und Recherchen sind dann nicht<br />

mehr notwendig, wenn sich eine KI ausschließlich auf verlässliche<br />

Inhalte stützen kann, wie etwa auf unsere wohnungs- und<br />

immobilienwirtschaftlichen Fachdatenbanken. Ihr umfassender<br />

Content wurde von Expertinnen und Experten erstellt und ist sorgfältig<br />

geprüft. Womit sich ein weiterer konkreter Anwendungsfall<br />

aufdrängt: Ein individuelles Informationsbedürfnis wird in wenigen<br />

Sekunden durch eine KI befriedigt, die die Recherche in der Datenbank<br />

übernimmt und bedarfsgerechte, exakte und verständliche<br />

Antworten oder Zusammenfassungen liefert.<br />

5. Eine kluge Aufgabenverteilung muss sein<br />

Mit zunehmender Automatisierung und Digitalisierung schwinden<br />

die Einwirkungsmöglichkeiten durch den Menschen. Aber darf<br />

man Entscheidungen an den Algorithmus übertragen? Welche<br />

Rolle spielt dann noch der Mensch? Die sinnvolle Aufgabenverteilung<br />

zwischen Nutzer und Maschine ist etwas, worüber wir als<br />

Dienstleister immer nachdenken. Es spricht zum Beispiel nichts<br />

dagegen, fehlerhafte Rechnungen oder Dubletten, die im Rechnungseingang<br />

automatisch erkannt wurden, durch einen freundlichen<br />

Bot ablehnen zu lassen. Aber die Freigabe aller Rechnungen<br />

an die Maschine delegieren? Das ist nicht nur rechtlich bedenklich.<br />

KI kann sehr viel Zuarbeit leisten und uns sehr vieles ganz abnehmen.<br />

Doch wo es wirklich auf den Menschen ankommt, lässt man<br />

sie besser weg.<br />

Die Energiewende bedeutet große Herausforderungen für den Gebäudebereich.<br />

Beim Gelingen des notwendigen Wandels spielt die Wohnungswirtschaft eine zen trale Rolle. Wir bieten<br />

Ihnen passende Lösungen: Mit hoher Effizienz und klimafreund licher Wärmepumpen-Heiztechnik<br />

erreichen Sie eine bessere CO 2 -Bilanz im Bestand und erfüllen alle Anforderungen im Neubau.<br />

Für maximale Effizienz im Mehrfamilienhaus<br />

› Verlässliche dezentrale Trinkwarmwasserbereitung mit Wohnungsstation und Durchlauferhitzer<br />

› Lüftungssysteme für effiziente Frischluftversorgung<br />

› Leistungsfähige Wärmepumpen, bei Bedarf in Kaskadenschaltung<br />

Erfahren Sie mehr über unsere Lösungen:<br />

www.stiebel-eltron.de<br />

Warmwasser | Wärme | Lüftung | Kühlung


56<br />

ERP-Systeme<br />

57<br />

STEFAN KLOTZ<br />

verantwortet als Business Developer die strategische Weiterentwicklung<br />

des wohnungswirtschaftlichen Produktportfolios der Haufe-Lexware Real<br />

Estate AG.<br />

Er ordnet neueste Tech- und Zukunftstrends ein und beleuchtet sie kritisch.<br />

Ihn treibt die Zukunftsfrage um, wie sich durch nachhaltige und digitale<br />

Prozesse CO 2<br />

-Emissionen in der Wohnungswirtschaft reduzieren lassen.<br />

Vernetzen Sie sich einfach.<br />

www.linkedin.com/in/klotz-stefan<br />

Kein ESG<br />

Digitale Unterstützung durch ERP-Systeme<br />

ist entscheidend für die ESG-Anforderungen<br />

ohne ERP-Systeme!<br />

Nachhaltigkeitsdaten über Tabellenkalkulationsprogramme erfassen? Das wird auf Dauer<br />

nicht funktionieren. Die Anforderungen, die durch die ESG-Richtlinien auf Immobilienfirmen<br />

zukommen, sind zu komplex – eine leistungsfähige digitale Unterstützung ist<br />

nötig. Kein ESG ohne ERP!<br />

Nachhaltigkeitsmanagement gewinnt zunehmend an Bedeutung<br />

– Immobilien müssen „grün” und möglichst klimaneutral<br />

sein. Um den ESG-Anforderungen (ESG steht<br />

für „Enviromental, Social and Governance”) zu entsprechen, sind<br />

Maßnahmen an Neubauten genauso relevant wie die ganzheitliche<br />

Sanierung des Gebäudebestands.<br />

Es geht um Photovoltaikanlagen, Wasser- und Abfallmanagement<br />

oder eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Aber auch Faktoren,<br />

die auf den ersten Blick keinen Immobilienbezug haben,<br />

müssen mitberücksichtigt werden, weil sie für zukünftige ESGkompatible<br />

Investments entscheidend sind – zum Beispiel Hochwasserrisiken,<br />

Versiegelungsgrade oder Mobilitätsanbindungen.<br />

Dabei spielen neben den energetischen und technischen Aspekten<br />

(E wie Environmental) auch noch die Themen soziale Gerechtigkeit<br />

(S wie Social) und nachhaltige Unternehmensführung<br />

(G wie Governance) eine Rolle.<br />

Umfassendes ESG-Konzept gefragt<br />

Das Thema ist also hochkomplex und umfassend. Denn über all<br />

diese verschiedenen Aspekte müssen die Unternehmen unzählige<br />

Daten erfassen, verarbeiten und analysieren. Auch Berichte sind<br />

Pflicht. Dabei steigen die Anforderungen stetig, nicht nur bei den<br />

Standards, sondern auch beim dazugehörigen Reporting. Daten<br />

manuell zu erfassen und mit einem Tabellenkalkulationsprogramm<br />

zu verarbeiten, ist völlig ineffizient – und durch den Aufwand auch<br />

teuer.<br />

Benötigt wird ein umfassendes ESG-Konzept – von der Analyse<br />

der Ziele in den verschiedenen Themenbereichen über das Erfassen<br />

und Verwalten aller relevanter Kennzahlen im Gebäude- und<br />

Anlagenbereich, das Messen der Verbrauchsdaten bis hin zum<br />

Festlegen von Optimierungsschritten.<br />

Es geht um erhöhte Datenqualität, eine Real-Time-Erfassung<br />

ohne Medienbrüche und Revisionssicherheit. Dieser Daten-Dreiklang<br />

aus Verfügbarkeit-Aktualität-Verlässlichkeit lässt nur einen<br />

Schluss zu: Enterprise-Ressource-Planning (ERP)-Systeme werden<br />

rasant an Bedeutung zunehmen. Oder: Ohne ERP kein ESG!<br />

ERP-Systeme mit integrierten Tools<br />

Sollten sich da nicht ERP-Systeme als zentrale Drehscheibe anbieten?<br />

Was liegt nah und macht Sinn, was aber eben nicht? In<br />

der Immobilienbranche werden schon jetzt umfangreiche Daten<br />

zum Energieverbrauch gesammelt und berichtet. Mit Hilfe einer<br />

flexiblen Plattform (ERP und deren angebundene Partnerlösungen)<br />

lassen sich die ESG-relevanten Parameter auf ihre Langzeitentwicklung<br />

hin detailliert verfolgen. Das wiederum erlaubt es den<br />

Unternehmen, die Geschäftsprozesse enger an den Nachhaltigkeitsrichtlinien<br />

auszurichten.<br />

ERP-Systeme sind in der Lage, alle relevanten Daten zusammenzubringen<br />

und die entsprechend umfangreichen Datenvolumina<br />

zu kontrollieren. Das System sollte deshalb unternehmensweit<br />

als einzig verlässliche Datenquelle implementiert werden.<br />

Dadurch können alle Arten von Berichten und Dashboards einfacher,<br />

schneller und konsistenter erstellt werden. ERP-Systeme mit<br />

integrierten Tools für Führungspraktiken und Workflowstrukturen<br />

können zudem die Unternehmensführung verbessern, etwa durch<br />

eine Aufteilung von Aufgaben und Pflichten oder die Generierung<br />

von detaillierten Prüfprotokollen.<br />

CO 2<br />

-Bilanzierung läuft auch über ERP<br />

Wer über eine Bilanzierung von CO 2<br />

spricht, sollte dies deshalb<br />

nah am kaufmännischen Kern – und damit am ERP-System – aufbauen.<br />

Eine derartige Plattform bildet meines Erachtens der Single<br />

Source of Truth auf dem Weg zu Null-CO 2<br />

-Emissionen, auch in<br />

Bezug auf Stammdaten und Kosten. Nur mit einem guten ERP-System<br />

können die vorhandenen und noch zu entwickelnden Nachhaltigkeitszielbilder<br />

in Wohnungsunternehmen realisiert werden.<br />

Wie sieht das Zusammenspiel der beiden Systeme konkret<br />

aus?<br />

Ausgangsbasis für angebundene ESG-Lösungen zu Monitoring<br />

und Reporting ist ein definierter Datenumfang aus dem ERP. Haufe<br />

Real Estate setzt dabei beispielsweise auf langjährige Expertise und<br />

Workflows im Umgang mit offenen Schnittstellen, die im Haufe-<br />

Ökosystem gebündelt sind. Und auf den Best of Breed-Ansatz: Das<br />

ist die Philosophie, sich aus jedem Anwendungsbereich die beste<br />

Lösung herauszusuchen und in die eigene IT-Infrastruktur zu integrieren.<br />

Dieser Ansatz wird auch bei der Eruierung der ESG-Tools<br />

verfolgt. Über Dashboards werden Daten visualisiert, aggregiert,<br />

modelliert und anschließend zur Verfügung gestellt.<br />

Neue Skills, neue Jobprofile<br />

Zwar gehen Mitarbeitende der Branche heute schon tagtäglich mit<br />

Daten um. Zukünftig werden aber ganz neue und andere Skills<br />

gefragt und notwendig sein. Es wird neue Jobprofile geben, zum<br />

Beispiel auf die Wohnungswirtschaft spezialisierte Datenanalysten<br />

oder Young Professionals mit ausgeprägter Stärke für digitale<br />

Tools, Projektmanagement und Workflows. Darin liegt eine zusätzliche<br />

Herausforderung, die es für die Branche zu meistern gilt.


58<br />

Immobilienwirtschaft<br />

Serielles Bauen<br />

Mit NEOVID Expertinnen und Experten<br />

zu Learning- & Development-Themen aus<br />

der Immobilienwirtschaft vernetzen<br />

vallox.de<br />

NEU<br />

ValloSprint.<br />

Komplette, zentrale Systemlösung<br />

für Neubau und Sanierung.<br />

♦ Hohe Energieeinsparung mit bis zu<br />

90% Wärmerückgewinnung.<br />

♦ Hygienischer Luftaustausch für eine langfristige<br />

Sicherung des Immobilienwertes.<br />

♦ Baustellengerechtes und vorkonfiguriertes<br />

Geräte- und Installationspaket pro Wohneinheit.<br />

♦ Sehr leiser Betrieb.<br />

♦ Attraktiver wie klar planbarer Anlagenpreis.<br />

Anzeige<br />

NEOVID – das beschreibt ein Netzwerk für unsere Branche zu<br />

überfachlichen Themen aus dem breiten Themenfeld der Personalentwicklung.<br />

Gemeinsam mit den Expertinnen und Experten<br />

aus der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft widmen wir uns<br />

den Themen Lernen, Mitarbeiterentwicklung, Führung, Employer<br />

Branding, Ausbildung und vielen weiteren Aspekten. Unsere<br />

NEOVID-Plattform liefert Studien und Artikel zu aktuellen Fragestellungen<br />

im Learning- & Development-Bereich. Darüber hinaus<br />

bieten wir Events in Form von Meetups und Workshops an, um<br />

über zukunftsweisende Themen zu diskutieren und Erfahrungen<br />

zu teilen. Mit NEOVID begegnen wir gemeinsam den Herausforderungen<br />

fortschreitender Digitalisierung sowie Veränderungen im<br />

Arbeitsalltag durch den zunehmend spürbaren demografischen<br />

Wandel.<br />

Ziel des NEOVID-Netzwerkes ist es, sich gegenseitig zu überfachlichen<br />

Personalthemen zu inspirieren und Wissen und Ideen<br />

miteinander zu teilen. Gemeinsam stellen wir uns mit den Expertinnen<br />

und Experten aus Wohnungs- und Immobilienwirtschaft<br />

den Herausforderungen eines sich wandelnden Arbeitslebens und<br />

treiben Wandel aktiv voran. Uns ist es ein Anliegen, insbesondere<br />

mittelständische und kleinere Unternehmen aus der Wohnungsund<br />

Immobilienbranche anzusprechen und eine Community für<br />

den Austausch und die Vernetzung anzubieten.<br />

Das Herzstück von NEOVID ist unsere Plattform, die aktuell in<br />

sechs Themenbereiche gegliedert ist. Jede Seite enthält redaktionelle<br />

Texte, Literaturhinweise und aktuelle Studienergebnisse. Zusätzlich<br />

haben Nutzerinnen und Nutzer die Möglichkeit, sich für<br />

unsere Events in Form von Meetups und Workshops anzumelden<br />

oder sich in einem Circle mit anderen Nutzerinnen und Nutzer zusammenzuschließen<br />

und gemeinsam an Fragestellungen zu arbeiten.<br />

In Abständen von sechs bis acht Wochen finden Online-<br />

Meetups zu personalrelevanten Fragestellungen statt. Eine Session<br />

umfasst dabei 1,5 Stunden. Neben den Meetups bieten wir ganztägige<br />

Workshops an, die wir zu einem großen Teil am EBZ durchführen.<br />

Auch das Forum Personal ist gemeinsam mit den Regionalverbänden<br />

als eine Veranstaltung innerhalb des NEOVID-Projektes<br />

aufgesetzt. Zusätzlich moderieren wir Arbeitsgruppen, sogenannte<br />

Circles, in denen sich Nutzerinnen und Nutzer über aktuelle<br />

Fragestellungen und Herausforderungen austauschen und gemeinsame<br />

Lösungswege suchen.<br />

Neben dem Ideengeber und Initiator Rüdiger Grebe arbeitet<br />

Luisa Küper als Projektverantwortliche an Konzept und Umsetzung<br />

des NEOVID-Netzwerkes. Tatkräftig unterstützt wird das Team von<br />

Laura Oldag, die aktuell ihre Masterarbeit bei der EBZ Akademie<br />

schreibt und sich vorrangig mit der operativen Umsetzung und<br />

Gestaltung der Social Media-Aktivitäten beschäftigt. Zusätzlich<br />

kümmert sich unsere Werkstudentin Vivien Paschek um den inhaltlichen<br />

und visuellen Auftritt von NEOVID auf unserer Plattform.<br />

Für <strong>2023</strong> planen wir mindestens sieben MeetUps, fünf<br />

Workshops und ein Community Day. Der Community Day<br />

soll das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Community<br />

stärken und noch einmal bewusst den persönlichen Austausch fokussieren.<br />

Bei der Auswahl unserer Events wählen wir bewusst einen<br />

partizipativen Ansatz, um NEOVID-Mitgliedern die Chance zu<br />

bieten, sich aktiv mit Themen, die sie gerade beschäftigen, einzubringen<br />

und weiterführende Impulse zu erhalten. Dazu binden wir<br />

neben internen und externen Referenten auch Erfahrungs berichte<br />

und Praxisbeispiele aktiv mit ein.<br />

Sie haben Interesse, Teil des NEOVID-Netzwerkes zu werden<br />

und sind neugierig geworden auf die Inhalte und Events, die<br />

NEOVID zu bieten hat? Dann generieren Sie sich einen kostenlosen<br />

Testzugang über unsere Landingpage: https://neovid.de/<br />

I M AUFTRAG VON<br />

ALLES AUS EINER HAND<br />

I M AUFTRAG VON<br />

UNSER NETZWERK,<br />

UNSERE LEISTUNGEN,<br />

IHR MEHRWERT<br />

UNSERE<br />

ANSPRECHPARTNER<br />

FINDEN SIE UNTER:<br />

NFG-GRUPPE.DE<br />

imageanzeige_210x99_<strong>2023</strong>_tk_v2.indd 1 08.02.23 17:03<br />

Heizen mit System.<br />

Darauf können Sie vertrauen.<br />

Wer in Heiztechnik investiert, erwartet die perfekte Lösung.<br />

Passgenau, wirtschaftlich effektiv. Zudem ökologisch sinnvoll,<br />

zukunftssicher und inklusive bestem Service. Mit Ihrer<br />

Entscheidung für BRÖTJE liegen Sie richtig. Ganz gleich, ob<br />

fortschrittliche Öl- oder Gas-Brennwerttechnik, nachhaltige<br />

Solarkollektoren mit Speicher oder ressourcenschonende<br />

Wärmepumpen. Auf BRÖTJE können Sie vertrauen. Wir liefern<br />

seit über 90 Jahren perfekt abgestimmte Heiztechnik mit<br />

System. Für Wärmekomfort, wie Sie sich ihn für Ihr Zuhause<br />

wünschen.<br />

broetje.de


60 Dekarbonisierung 61<br />

PROF. DR. NORBERT RASCHPER<br />

Geschäftsführer iwb Immobilienwirtschaftliche Beratung GmbH,<br />

Braunschweig, Professor für technisches Immobilienmanagement<br />

Die Dekarbonisierung setzt in jedem Immobilienunternehmen<br />

eine klare, langfristige Klimaschutzstrategie voraus. Das Denken in<br />

drei- oder fünfjährigen Investitionsplänen reicht längst nicht mehr<br />

aus – das Ziel bis 2045 fordert auch eine 20-jährige Investitionsplanung.<br />

Aus unserer umfangreichen Projekterfahrung sollten drei<br />

Handlungsfelder bearbeitet werden (siehe Abb. 1):<br />

standsdaten zur energetischen Gebäudehülle zeigt Hochverbraucher<br />

(Stichwort Energieeffizienzklassen F, G und H bis 2033) und<br />

ermöglicht die Abschätzung von Energieeinsparpotenzialen durch<br />

Wärmedämmung.<br />

Zudem ist ein Anlagenkataster für Heizung und Warmwasserbereitung<br />

aufzubauen. Über das Anlagenbaujahr kann z.B. der<br />

Ausfallzeitpunkt und der dann folgende<br />

Einsatz grüner Energien abgeschätzt<br />

werden. Gerade bei dezentralen Heizungen<br />

und der aktuell diskutierten 65 Prozent<br />

Quote für erneuerbare Energien ist<br />

dieses Wissen zwingend.<br />

Dekarbonisierung<br />

der Wohnungsbestände<br />

VON PROF. DR. NORBERT RASCHPER IWB IMMOBILIENWIRTSCHAFTLICHE BERATUNG GMBH<br />

Die Wohnungswirtschaft steht vor riesigen Aufgaben. Die Verpflichtung zur Dekarbonisierung<br />

der Wohnungsbestände wird viele Ressourcen (Geld und Personal) benötigen<br />

und das Tagesgeschäft der Bestandsmodernisierungen massiv verändern. Die Erreichung<br />

der Klimaneutralität bis 2045 gleicht einem Marathonlauf – aber die scheinbar noch<br />

langen 20 Jahre sind angesichts der Aufgabe knapp bemessen und müssen gut geplant<br />

werden. Eine kleine Artikelreihe schafft Ihnen dazu einen Überblick.<br />

Dekarbonisierung von Immobilien bedeutet die CO 2<br />

-freie Erzeugung<br />

von vorrangig Wärme und Warmwasser. Um dies zu erreichen,<br />

muss folgende sehr einfache mathematische Gleichung gelöst<br />

werden:<br />

Energiemenge x CO 2<br />

-Faktor = CO 2<br />

-Emission<br />

Da die Energiemenge für Heizung und Warmwasser auch bei<br />

dickster Wärmedämmung niemals „0” werden kann, muss also<br />

der CO 2<br />

-Faktor „0” werden. Nicht der Energieverbrauch / die<br />

Wärme dämmung ist für den Klimaschutz entscheidend. Nur mit<br />

dem Einsatz erneuerbarer Energien ist die Klimaneutralität realisierbar.<br />

Abb. 1: Handlungsfelder zur Erreichung der Klimaneutralität<br />

Stufe 1: Minimierung der Energieverbräuche bis 2030<br />

In Stufe 1 ist der Energieverbrauch der Gebäude zu minimieren.<br />

Jede nicht notwendige kWh reduziert die aufwendige, CO 2<br />

-freie<br />

Energieerzeugung. Insbesondere auch Bestandsgebäude sollten<br />

zukünftig bis an die Grenze der Wirtschaftlichkeit in Richtung des<br />

KfW-Effizienzhauses 55 gedämmt werden. Trotz erheblicher technisch<br />

/ wirtschaftlicher Herausforderungen ist dies zur Heizkostenentlastung<br />

der Mieter und für „NT ready“ anzustreben.<br />

Um zukünftige Optimierungspotenziale der Stufe 1 finden zu<br />

können, sind Bestandsdaten unumgänglich. Die jährliche Analyse<br />

der Energieverbrauchsdaten pro Gebäude in Verbindung mit Be-<br />

Stufe 2: Substituierung fossiler<br />

Energieträger bis 2045<br />

Der Einsatz erneuerbarer Energieträger<br />

ist der Schlüssel zum Erreichen der Klimaneutralität.<br />

In Stufe 2 sind daher alle<br />

fossilen durch CO 2<br />

-freie Energieträger<br />

auszutauschen. Der CO 2<br />

-Ausstoß rückt<br />

als eine neue Steuerungsgröße zukünftiger<br />

Investitionen in den Vordergrund<br />

mit dem Kennwert „CO 2<br />

-Vermeidungskosten“,<br />

den Kosten zur Einsparung einer Tonne CO 2<br />

.<br />

Da die Investitionsplanung gebäude- oder quartiersspezifisch<br />

erfolgt, müssen auch die möglichen Optionen für den Klimaschutz<br />

so technisch und wirtschaftlich bewertet werden. Die Anlagenkonzepte<br />

mit erneuerbaren Energien sind jedoch sehr überschaubar<br />

und nicht jedes Konzept ist in jedem Gebäude / Quartier sinnvoll.<br />

Die Zeit der Gasheizung als „Allheilmittel“ der Wärmeversorgung<br />

ist vorbei, auch die stark propagierte Wärmepumpe kann dies allein<br />

nicht übernehmen. Die Realisierung von Nahwärmenetzen<br />

statt Gebäude heizungen ist kostengünstiger, bietet mehr Alternativen<br />

für die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) und sollte<br />

bevorzugt werden.<br />

Aktuell bieten Solarthermie mit Hochtemperaturspeichern<br />

oder Eispeichern, Geothermieanlagen sowie Pelletkessel eine<br />

ganzjährige Energieversorgung. Bei Gebäuden mit Vorlauftemperaturen<br />


62<br />

Dekarbonisierung<br />

Wohnungspolitik<br />

Anzeige<br />

Ergebnisse des Klimapfades als<br />

Dekarbonisierungsstrategie<br />

Zukunft. Wasserstofftechnologien sind zwar denkbar, das Wasserstoffangebot<br />

ist aber noch viel zu knapp. Der eigenproduzierte<br />

grüne Strom ist wichtig und sinnvoll, sollte aber über den Hebel<br />

der Wärmepumpen statt über direkte Stromheizungen genutzt<br />

werden.<br />

Sofern der örtliche Fernwärmelieferant eine valide Dekarbonisierungsstrategie<br />

mit konkurrenzfähigen Wärmepreisen vorlegt,<br />

zeigt die Umstellung auf CO 2<br />

-freie Fernwärme schnelle Erfolge für<br />

die gebäudespezifische CO 2<br />

-Reduktion und sollte erste Wahl sein.<br />

Stufe 3: Kompensierung von Rest-CO 2<br />

durch<br />

CO 2<br />

-Senken ab 2040<br />

Die Maßnahmen in Stufe 1 und 2 sollten die CO 2<br />

-Emissionen auf<br />

ca. sieben bis zehn kg / m²Wfl / a reduzieren, weniger ist deutlich<br />

zu kostenintensiv. Die Stufe 3 setzt dann ab ca. 2040 auf die Kompensation<br />

dieser Restemissionen durch CO 2<br />

-Senken. Natürliche<br />

CO 2<br />

-Senken wie Dach- oder Fassadenbegrünungen sollten daher<br />

schon jetzt bei Modernisierungen eingeplant werden. Die Anrechenbarkeit<br />

nachverdichteter Bäume ist aktuell noch unklar. Der<br />

Bau technischer CO 2<br />

-Senken bedarf bis zur großmaßstäblichen<br />

Marktreife noch vieler Innovationen.<br />

Der unternehmensindividuelle Klimapfad beschreibt die Dekarbonisierung<br />

des Gebäudebestandes bis 2045. Die zukünftigen Investitionen<br />

in wirtschaftliche Wärmedämmung und insbesondere<br />

grüne TGA-Konzepte werden gebäudespezifisch bei Ausfall eines<br />

Bauteiles ermittelt und dienen so der langfristigen Investitionsplanung.<br />

Gleichzeitig können über das Energie- und CO 2<br />

-Einsparpotenzial<br />

pro Gebäude, Quartier und den Gesamtbestand die CO 2<br />

-<br />

Reduktionen abgeschätzt und die Erreichung der Klimaschutzziele<br />

überprüft werden (Abb. 2). Mit den CO 2<br />

-Vermeidungskosten für<br />

die betrachteten Anlagenvarianten kann zudem das kostengünstigste<br />

TGA-Konzept gefunden werden und eine Priorisierung der<br />

Gebäude erfolgen.<br />

Fazit<br />

Sowohl Klimaschutzgesetz als auch ESG-Kriterien der Taxonomie<br />

fokussieren auf Nachhaltigkeit und CO 2<br />

-Emissionen und müssen<br />

zukünftig immer stärker nachgewiesen werden. Eine valide Datenbasis<br />

ist zeitnah aufzubauen, um unterschiedliche Dekarbonisierungsstrategien<br />

vergleichen zu können.<br />

Zukünftige Investitionen sollten dem Lebenszyklus vorhandener<br />

Bauteile / Anlagen folgen. Bei Ausfall sind die Modernisierungen<br />

CO 2<br />

-neutral durchzuführen, da andernfalls bei den technischen<br />

Lebensdauern der TGA von 15-20 Jahren das Endziel 2045<br />

nicht erreichbar ist.<br />

Die Dekarbonisierung der Anlagentechnik ist zwingend. Anlagenkonzepte<br />

sind aber auf örtliche Gegebenheiten anzupassen<br />

und unter Berücksichtigung der CO 2<br />

-Vermeidungskosten auszuwählen.<br />

Nahwärmenetze in Quartierslösungen und die Ausweitung<br />

der Fernwärmenutzung sind vorrangig anzustreben.<br />

Abb. 2: Darstellung der CO2-Reduktionen für unterschiedliche Investitionsszenarien


64 Tipp<br />

65<br />

Literaturtipp:<br />

Geschichte der Immobilienwirtschaft in Deutschland<br />

VON PROFESSOR DR. GÜNTER VORNHOLZ INSTITUT FÜR IMMOBILIENÖKONOMIE, LÜDINGHAUSEN<br />

Der erste Band der Schriftenreihe des Instituts für Immobilien-<br />

Ökonomie ist erschienen. Darin werden die Entwicklung von Immobilienwirtschaft<br />

und -märkten in Deutschland seit dem Zweiten<br />

Weltkrieg analysiert. Die Entwicklung, aber auch die Bedeutung<br />

von Immobilienwirtschaft und Immobilienmärkten werden anhand<br />

verschiedener Indikatoren aufgezeigt, wobei diese in Deutschland<br />

eine sehr wechselhafte Entwicklung hatten. Um zu wissen, wo der<br />

Weg der Branche hinführen kann, ist ein Blick zurück sicher lohnend.<br />

Die Bedeutung der Immobilienwirtschaft in der deutschen<br />

Volkswirtschaft lässt sich sowohl qualitativ als auch quantitativ erfassen.<br />

Qualitativ ist vor allem eine hohe Nützlichkeit der Immobilien<br />

für die Menschen gegeben. So ist Wohnen ein Grundbedürfnis<br />

und auch Immobilien als Arbeits- und Produktionsorte sowie<br />

Einkaufsmöglichkeiten sind wichtig für die Menschen.<br />

Aber auch quantitativ ist die Immobilienwirtschaft ein beachtlicher<br />

Wirtschaftszweig. Es gibt starke und komplexe Verflechtungen<br />

mit anderen Branchen und innerhalb der gesamten Volkswirtschaft.<br />

Heterogene Aussagen über die gesamtwirtschaftliche<br />

Bedeutung ergeben sich aufgrund der Vielschichtigkeit der Immobilienwirtschaft.<br />

Um die volkswirtschaftliche Bedeutung zu erfassen,<br />

werden verschiedene Marktabgrenzungen vorgenommen<br />

und Indikatoren aus unterschiedlichen volkswirtschaftlichen Bereichen<br />

und Statistiken herangezogen, wobei sich ein komplexes und<br />

teilweise ein differenziertes Bild darstellt.<br />

In der Zeit von Ende der 1940er Jahre bis Mitte der 1980er<br />

Jahre waren Immobilienmärkte nur in Grundzügen vorhanden.<br />

Vermietungs- und Investmentmärkte wie in den Großstädten heutiger<br />

Prägung waren nicht erkennbar.<br />

Seit der Wiedervereinigung lassen sind verschiedene Immobilienzyklen<br />

unterscheiden; die Entwicklung nach 1990 war volatil<br />

und zyklisch. Exogene Schocks aus verschiedenen Bereichen waren<br />

dafür verantwortlich, dass es eine derart unregelmäßige Entwicklung<br />

gab. Dies waren zunächst realwirtschaftlich verursachte<br />

Konjunkturaufschwünge. Zum einen gab es den ersten Zyklus,<br />

der mit der Wiedervereinigung begann und bis Mitte der 1990er<br />

Jahre anhielt. Die Wiedervereinigung sorgte für einen starken Anstieg<br />

der Nachfrage – auch auf den Immobilienmärkten. Mit einer<br />

Zeitverzögerung reagierte dann auch das Angebot, sodass es zu<br />

einem hohen Überangebot an Flächen kam. Zum anderen folgte<br />

der zweite Zyklus, der durch den Dotcom-Boom bestimmt wurde.<br />

Ausgelöst durch technische Innovationen setzte ein Boom im Bereich<br />

der Informations- und Kommunikationstechnologien ein, der<br />

aber nicht lange anhielt. So waren die Effekte für die Branche nur<br />

zeitlich begrenzt.<br />

In diesem Jahrtausend kamen die Impulse für den jeweiligen<br />

Beginn eines Zyklus von der Geldpolitik der Zentralbanken.<br />

Der Dotcom-Crash hatte weltweit einen Konjunktureinbruch zur<br />

Folge, der durch die Politik der Notenbanken bekämpft wurde.<br />

Durch deren ultra-expansives Agieren bei der Liquidität und den<br />

Leitzinsen sanken zum einen die Zinsen für die Finanzierung von<br />

Immobilien und zum anderen wurden Immobilien als alternative<br />

Assets sehr attraktiv. Die Geldpolitik führte auch zu einem Immobilienboom,<br />

dem sich ein Crash anschloss. Danach löste wiederum<br />

eine extrem expansive Geldpolitik seit 2009 einen Aufschwung<br />

aus, der sichunter anderem in sehr stark steigenden Immobilienpreisen<br />

zeigte.<br />

Mit Beginn dieses Jahrzehnts waren wiederum exogene<br />

Schocks für eine Zeitenwende verantwortlich: Beginnend mit der<br />

Pandemie folgten der Ukraine-Krieg und die hohen Inflationsraten.<br />

Die Krisen haben zunächst nur geringe Auswirkungen für die<br />

Immobilienwirtschaft und die -märkte gehabt. Eine Zäsur hat aber<br />

die Geldpolitik gebracht: Hier waren es die Zinsanhebungen, die<br />

vor allem aufgrund der Schnelligkeit des Anstiegs zu einer Neuorientierung<br />

führten. Zwar erhöhte die EZB ihre Leitzinsen zur<br />

Jahresmitte 2022, aber schon im Vorfeld stiegen die langfristigen<br />

Bauzinsen zunächst leicht und dann mit wachsender Dynamik an.<br />

Es handelt sich jedoch dabei nicht um eine nachhaltige Transformation,<br />

also eine völlig neue Situation, sondern vielmehr um eine<br />

zyklische Bewegung.<br />

Die nur aufwärts gerichtete Entwicklung des letzten Jahrzehnts<br />

hat die Marktteilnehmer darüber hinweggetäuscht, dass es<br />

sich bei der Immobilienwirtschaft und den Immobilienmärkten um<br />

eine sehr zyklische Branche handelt. Nicht umsonst ist der Begriff<br />

„Immobilienzyklus“ in der Volkswirtschaftslehre sehr verbreitet.<br />

Die nicht unbegründete Erwartung ist, dass es zumindest mittelfristig<br />

wieder aufwärts gehen wird.<br />

Band 1 der Schriftenreihe des Instituts für ImmobilienÖkonomie<br />

über die Geschichte der Immobilienwirtschaft in Deutschland<br />

finden Sie unter dem folgenden Link:<br />

https://www.institut-fuer-immobilienoekonomie.de/schriftenreihe/<br />

Deutschlands beste Mieterzeitung gesucht<br />

Nach zwei sehr erfolgreichen Ausgaben<br />

des Wettbewerbs "Deutschlands beste<br />

Mieterzeitung" in den Jahren 2015 und<br />

2018 lobt die Wohnungswirtschaft den<br />

Preis in diesem Jahr zum dritten Mal aus.<br />

Die besten Mieterzeitungen werden<br />

von einer hochkarätig besetzten Jury ausgewertet,<br />

ausgewählt und beim Tag der<br />

Wohnungswirtschaft am 29. November<br />

<strong>2023</strong> im Rahmen einer feierlichen Abendveranstaltung<br />

in Berlin ausgezeichnet. Bei<br />

der Auswahl der Preisträger werden unter<br />

anderem das grafische und redaktionelle<br />

Konzept, Leserbindung und Auflage mit in<br />

die Bewertung einbezogen.<br />

Alle Wohnungsunternehmen, die sich<br />

an dem Wettbewerb beteiligen möchten,<br />

können online ihre Anmeldung einreichen.<br />

Zusätzlich zur Anmeldung müssen jeweils<br />

drei Exemplare der letzten beiden Mieterzeitungs-Ausgaben,<br />

die vor dem 30. Juni<br />

<strong>2023</strong> erschienen sind, per Post an den<br />

Anzeige<br />

GdW geschickt werden. Einsendeschluss<br />

ist der 30. Juni <strong>2023</strong>. Weitere Informationen<br />

und Teilnahmebedingungen unter:<br />

schädlingsbekämpfung<br />

Schnell - nachhaltig - diskret: die Innotec Schädlingsbekämpfung<br />

Mancher Besuch kommt ungelegen und bleibt länger, als einem lieb ist. Ratten, Ameisen<br />

und Wespen sind vielerorts nicht nur lästig - sie beeinträchtigen Mensch, Fauna, Flora und<br />

Material gleichermaßen. Mit der Erfahrung aus einem Vierteljahrhundert Marktführerschaft<br />

im Abfallmanagement hat die Innotec Schädlingsbekämpfung das beste Lösungspaket im<br />

Bereich Pest Control – inkl. ePermanent- und Non-Tox-Systemen.<br />

www.innotec-gruppe.de


66<br />

Advertorial 67<br />

Mit der Firma LMSL haben wir einen Partner gefunden, der<br />

uns anschaulich und transparent die für uns komplexen Zusammenhänge<br />

bezüglich der Betreuung und Überwachung<br />

von Aufzugsanlagen erläutert. Die vertrauensvolle und verlässliche<br />

Zusammenarbeit mit LMSL gibt uns weitreichende<br />

Sicherheit und Entlastung beim Umgang mit unseren Vertragspartnern<br />

im Aufzugsmanagement. Ich kann daher besten<br />

Gewissens eine Weiterempfehlung aussprechen.<br />

Lutz Nolte, Vorstand Bauverein Neustadt eG<br />

Die technische Ausstattung unserer Gebäude wird immer<br />

umfangreicher. Insbesondere die Aufzugsanlagen gehören<br />

zu den anspruchsvollsten technischen Einrichtungen unserer<br />

Gebäude. Seit vielen Jahren berät und unterstützt uns<br />

hier die Firma LMSL LIFTMANAGEMENT. Zusammen mit den<br />

Mitarbeitern der Firma LMSL LIFTMANAGEMENT haben wir<br />

in den letzten Jahren alle unsere Aufzüge in unseren Beständen<br />

ausgetauscht und an den neuesten technischen<br />

Standard angepasst. Von der Bestandsdokumentation über<br />

die Ausschreibung bis zur Bauüberwachung und Rechnungsprüfung<br />

wurden wir in allen Phasen des Projektes<br />

kompetent und zuverlässig begleitet.<br />

Von der Planung bis zur Wartung:<br />

Ganzheitliches Aufzugmanagement<br />

VON FRANK LANGE PROJEKTMANAGEMENT UND VERTRIEB BEI DER LMSL LIFTMANAGEMENT GMBH<br />

Barrierefreiheit und Komfort im privaten Wohnbereich gewinnen nicht zuletzt durch den<br />

demografischen Wandel stetig an Bedeutung. Ein Mittel, um dem steigenden Anspruch<br />

gerecht zu werden, ist der Aufzug. Neben einer höheren Wohnqualität wird außerdem<br />

eine breitere Mietergruppe angesprochen, was sowohl die Attraktivität als auch den<br />

Wert der Immobilie steigert. Doch was ist bei der Auswahl und dem Betrieb eines Aufzugs<br />

zu beachten?<br />

Prüfung der Wirtschaftlichkeit<br />

Am Anfang einer jeden Investition steht die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit<br />

mit Fragen zur Finanzierung und Rentabilität. Hierbei<br />

gilt es zum einen die einmaligen Anschaffungs- und baulichen<br />

Nebenkosten zu betrachten und zum anderen mögliche Folgekosten,<br />

die mit dem Betrieb des Aufzugs einhergehen. Dabei ist zu<br />

beachten, welche Kosten für die Wartung, den Notruf und die<br />

ZÜS-Leistung auf die Mieter umgelegt werden können. Die Instandhaltung,<br />

in der Regel auch Reparaturen, müssen hingegen<br />

von den Eigentümern getragen werden.<br />

Der richtige Aufzug<br />

Bei der Auswahl des richtigen Aufzugs sind diverse Punkte zu beachten<br />

und vielseitige Entscheidungen zu treffen. Zuerst muss die<br />

Größe des Modells gewählt werden. Hierbei gilt es, die künftigen<br />

Mieterbedarfe und ihre Komfortansprüche zu prognostizieren sowie<br />

gemeinsam mit dem Architekten die bauseitigen Voraussetzungen<br />

und Möglichkeiten eines Aufzugeinbaus zu bestimmen.<br />

Auch müssen rechtliche Regelungen wie die Landesbauordnung<br />

und die DIN 18040-2 bei der Wahl des Modells beachtet werden.<br />

Ausgehend von der Prüfung der Rahmenbedingungen gilt<br />

es, den passenden Hersteller für den Neubau oder die Komplettsanierung<br />

zu wählen. Dies gestaltet sich für Fachfremde insofern<br />

als Herausforderung, da sich tatsächliche Herstellerunterschiede<br />

nur von einem Fachmann erkennen lassen. Es gilt beispielsweise,<br />

die Lebensdauer der verbauten Komponenten zu prüfen, wie lange<br />

die Ersatzteile nachbestellt werden können und ob eine Reparatur<br />

universell oder nur herstellergebunden möglich ist.<br />

Um Schwierigkeiten im Abwicklungsprozess mit den Herstellern<br />

und damit mögliche entstehende Folgekosten zu vermeiden,<br />

empfiehlt es sich, schon zu Beginn der Planungen einen unabhängigen<br />

Fachberater hinzuzuziehen. Dieser begleitet darüber hinaus<br />

den gesamten Prozess – von der Montage über die Inbetriebnahme<br />

bis zur Anlagenverwaltung und -betreuung.<br />

Aufzüge richtig betreiben<br />

Der Erwerb eines Aufzugs geht nicht mit einer Herstellergarantie,<br />

sondern einer Gewährleistung einher, die gesetzlich auf zwei Jahre<br />

festgeschrieben ist. Innerhalb dieser Zeit können Mängel an den<br />

Michael Kohnagel (rechts), Andreas Mundt,<br />

Vorstände FAB Flensburger Arbeiter-Bauverein eG<br />

Hersteller gemeldet werden. Eine kostenlose Reparatur schließt<br />

dies aber nicht automatisch mit ein. Eine regelmäßige Wartung,<br />

die idealerweise funktions- und werterhaltende Reinigungsarbeiten<br />

einschließt, muss daher ab der Inbetriebnahme eingeplant<br />

werden. So kann das Störungsrisiko reduziert und die Lebensdauer<br />

des Aufzugs erhöht werden.<br />

Bei der Wahl eines passenden Dienstleisters sollte aufgrund<br />

der Qualitätsunterschiede auf dem Markt genauer hingesehen<br />

werden. Der Preis dient hier nicht unbedingt als Qualitätsgarant.<br />

Ein beachtenswerter Punkt ist beispielsweise der Service, der angeboten<br />

wird, wenn ein Aufzug stecken bleibt. Hier gilt es, die Verfügbarkeit<br />

und Qualität der Störungshotline sowie die Reaktionszeit<br />

der Techniker zu prüfen. Auch über die Ersatzteilverfügbarkeit<br />

sowie mögliche Zuschläge an Wochenenden und Feiertagen sollte<br />

sich vor der Auswahl eines Dienstleisters informiert werden.<br />

Betreiber von Aufzügen haben die Möglichkeit, Instandhaltungsverträge<br />

abzuschließen. Dies gestaltet sich aber nicht in jedem<br />

Fall als sinnvoll. Daher sollte vor einer solchen Entscheidung<br />

eine umfassende Kosten-Nutzen-Abwägung vorgenommen werden.<br />

Ganzheitliche Beratung bei komplexen Themen<br />

Im Rahmen des ganzheitlichen Aufzugmanagements sind alle zu<br />

beachtenden Aspekte eng miteinander verknüpft. So kann eine<br />

einzelne Entscheidung zur kostenintensiven Herausforderung werden,<br />

sobald sie nicht im gesamten Planungs- und Umsetzungsprozess<br />

mitgedacht wird. Um dies zu vermeiden, lohnt es sich,<br />

einen unabhängigen Fachberater zu Rate zu ziehen, der den gesamten<br />

Prozess begleitet.


68 EBZ<br />

69<br />

EBZ ernennt Professor für Management<br />

und Honorarprofessor für Quartiersfragen<br />

Urbane Transformation und Quartiersentwicklung<br />

sind zentrale Anliegen nachhaltiger<br />

Wohnungs- und Immobilienwirtschaft<br />

und zugleich wichtig für die Entwicklung<br />

von Städten und Regionen. Für dieses Themenfeld<br />

hat die EBZ Business School einen<br />

ausgewiesenen Experten für eine engere<br />

Zusammenarbeit gewinnen können: Rektor<br />

Prof. Dr. Daniel Kaltofen (im Bild rechts)<br />

hat Dr. Rasmus C. Beck zum Honorarprofessor<br />

ernannt.<br />

Der 1980 in Stuttgart geborene neue<br />

Honorarprofessor studierte Politikwissenschaft<br />

(M.A.) in Tübingen, wo er auch an<br />

der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen<br />

Fakultät zur Clusterpolitik promovierte<br />

(Dr. rer. soc.). Beruflich ist Dr. Beck seit<br />

dem 1. Februar 2021 Geschäftsführer der<br />

Duisburg Business & Innovation GmbH.<br />

Wie strategisches Management und<br />

Immobilienprojekte unternehmerisch geplant,<br />

rentabel umgesetzt und erfolgreich<br />

kontrolliert werden, können Studierende<br />

am EBZ nun bei Dr. Alcay Kamis lernen.<br />

Ihm wurde die Professur für Strategisches<br />

Management und Controlling in der Immobilienwirtschaft<br />

verliehen. Was Rektor<br />

Prof. Dr. Daniel Kaltofen besonders freut;<br />

denn Kamis startete seine akademische<br />

Laufbahn einst an der immobilienwirtschaftlichen<br />

Fachhochschule in Bochum.<br />

Terminhinweis: Energietage <strong>2023</strong><br />

Berlin. Drei Tage geht es bei den diesjährigen<br />

Energietagen in Berlin um das<br />

Thema „Energiewende: jetzt! Gemeinsam!“<br />

Die Tagung dauert vom 3. bis<br />

5. Mai und kann in weiten Teilen auch digital<br />

verfolgt werden. Unter anderem diskutiert<br />

GdW-Präsident Axel Gedaschko am<br />

5. Mai von 10 bis 12 Uhr in einem Workshop<br />

mit Energieexperten über „Nullemissions-Planungen<br />

im Quartier“. Vorgestellt<br />

werden BEK-entscheidende, noch unausgeschöpfte<br />

Potenziale zur Erreichung von<br />

Nullemissions-Zielen in Quartieren und<br />

Gebäuden. Neben bereits erreichten Einspar-Quotienten<br />

aus der Anlageneffizienz<br />

werden erfolgreiche neue Potenziale aus<br />

der Nutzung oberflächennaher bis tiefer<br />

Geothermie, Kalter Nahwärme, Abwärme,<br />

Mikroturbinentechnologie, Solarthermie,<br />

Infrarot-Technik etc. vorgestellt. Der Fokus<br />

liegt auf den Anwendungs-Themen:<br />

Anzeige<br />

Zukunftssichere Energie<br />

für Immobilien.<br />

Optio nen zur Verbesserung von Gebäudeund<br />

Quartierbilanzen und die Vorstellung<br />

konkreter Projektergebnisse und innovativer<br />

Wärmenetzplanungen bilden die Basis<br />

zur Unterstützung der THG-Roadmaps für<br />

Immobilien und ganzer Quartiere.<br />

Zur Anmeldung<br />

Terminhinweis:<br />

Digital-Workshop in Hamburg<br />

Effiziente Systemlösungen.<br />

Auch in der Wohnungswirtschaft wird im Bereich der<br />

Heiz technik großer Wert auf eine effiziente Energienutzung<br />

gelegt. Buderus wird diesem Anspruch gerecht:<br />

mit Produkten und Systemen, die wenig verlangen, aber<br />

viel leisten. Erfahren Sie mehr unter www.buderus.de<br />

Hamburg. Das Kompetenzzentrum Digitalisierung der Wohnungswirtschaft,<br />

kurz: DigiWoh, stellt in einem interaktiven Workshop<br />

ein leicht verständliches Modell vor, wie Wohnungsunternehmen<br />

ein Digitalisierungsprojekt entwickeln – von der Strategiefindung<br />

über die Einbeziehung der Mieter / Mitarbeiter bis hin zur Umsetzung<br />

und dem Projektcontrolling. Der ganztägige Workshop findet<br />

am 31. Mai von 10.30 Uhr bis 15.30 Uhr in den Räumen der<br />

Spiri.Bo GmbH (Katharinenstraße 13, 20457 Hamburg) statt.<br />

Anmeldungen per Mail an: kharabaruk@gdw.de.


6<br />

Anzeige<br />

Impressum 2_<strong>2023</strong><br />

HERAUSGEBER<br />

Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.<br />

Hamburg – Mecklenburg-Vorpommern – Schleswig-Holstein<br />

Andreas Breitner<br />

Verbandsdirektor<br />

040 52011-215 | E-Mail: breitner@vnw.de<br />

WP/StB Gerhard Viemann<br />

Direktor für den Prüfungsdienst<br />

040 52011-240 | E-Mail: viemann@vnw.de<br />

WP/StB/RA Jürgen Wendlandt<br />

Stellv. Direktor für den Prüfungsdienst<br />

040 52011-275 | E-Mail: wendlandt@vnw.de<br />

Andreas Daferner<br />

Bildung<br />

040 52011-218 | E-Mail: daferner@vnw.de<br />

Dr. Peter Hitpaß<br />

Wohnungswirtschaft, Betriebskosten- und<br />

Medienrecht<br />

0385 48937-503 | E-Mail: hitpass@vnw.de<br />

Christoph Kostka<br />

Geschäftsführung<br />

<strong>VNW</strong> Landesverband Schleswig-Holstein<br />

040 52011-225 | E-Mail: kostka@vnw.de<br />

Steffen Laser<br />

Geschäftsführung<br />

<strong>VNW</strong> Landesverband Mecklenburg-Vorpommern<br />

0385 48937-501 | E-Mail: laser@vnw.de<br />

RA Dr. Kai Mediger<br />

Recht, Genossenschaften und Quartiersentwicklung<br />

040 52011-238 | E-Mail: Mediger@vnw.de<br />

Petra Memmler<br />

Geschäftsführung <strong>VNW</strong> Landesverband Hamburg<br />

Technik und Energie<br />

040 52011-230 | E-Mail: memmler@vnw.de<br />

Nicola Olivier<br />

Datenschutz<br />

040 520 11 221 | Mail: olivier@vnw.de<br />

Andreas Thal<br />

Stellvertreter des Verbandsdirektors und Verwaltung<br />

040 52011-204 | E-Mail: thal@vnw.de<br />

REDAKTION<br />

Oliver Schirg<br />

Verantwortlich im Sinne des Presserechts<br />

040 52011-226 | E-Mail: schirg@vnw.de<br />

ANZEIGEN<br />

Ilka Schünemann<br />

0511 1265-123 | E-Mail: i.schuenemann@vdw-online.de<br />

GESTALTUNG<br />

hungerundkoch.com<br />

0511 51 99 46-00<br />

DRUCK<br />

QUBUS media GmbH<br />

Beckstraße 10 | 30457 Hannover<br />

Mehr Informationen über den <strong>VNW</strong><br />

finden Sie im Internet unter www.vnw.de<br />

Bildnachweise<br />

Titel: Das Letzte; S. 2 Axel Born/Hunger&Koch; S. 3 fovivafoto_AdobeStock; S. 4 Michaela Schievelbein; S. 6 privat; S. 12 Axel Born/<br />

Hunger&Koch; S. 15 Bertold Fabricius; S. 16-18 Bertold Fabricius; S. 26/27 Visualisierung zanderrotharchitekten gmbh/architecture2brain,<br />

Berlin; S. 28 Hauke Hass (3); S. 30 mgf Gartenstadt Farmsen eG - Mieter- und Wohnungsbaugenossenschaft; S. 32 Agentur Klötzner;<br />

S. 34 Visualisierung moka-studio Hamburg; S. 36 Sinje Hasheider; S. 37 Baugenossenschaft Mittelholstein eG.; S. 44, 46 unten Bertold<br />

Fabricius; S. 45/46 Pressebild.de; S. 48 DOERS_AdobeStock; S. 52 oben sdecoret_AdobeStock; S. 52 unten Haufe; S. 54 kingmarron_Adobe-<br />

Stock; S. 56 gettyimages; S. 57 Haufe; S. 58 Bernard Bodo; S. 60: ribkhan_AdobeStock; S. 61 Roman Brodel; S. 66 tiero – stock.adobe.com;<br />

S. 67 Christian Behrens; S. 68 Andreas Molatta;

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!