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5 Auch die Wohnungswirtschaft muss sich im Kampf um beruflichen Nachwuchs strecken. Die Baugenossenschaft Mittelholstein bietet seit Oktober ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit, auf eine Vier-Tage-Woche zu wechseln. VON OLIVER SCHIRG Kiel. Klagen gehören zum Geschäft. Zumindest könnte man auf diesen Gedanken kommen, wenn man mit Personalentwicklern oder Personalverantwortlichen aus Unternehmen spricht. Lange Zeit war es für die Branche der Wohnungswirtschaft, in der man gutes Geld verdient und sozial abgesichert ist, vergleichsweise einfach, motiviertes und qualifiziertes Personal zu finden. Doch die Zeiten haben sich geändert – oder besser gesagt, die potenziellen künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Personaldienstleister Randstad fand in einer jüngst veröffentlichten Studie heraus, dass mehr als die Hälfte der 18- bis 24jährigen Beschäftigten den Job kündigen würde, wenn dieser ihnen nicht zusagt. 40 Prozent der Befragten wären sogar lieber arbeitslos, als einen langweiligen Job zu machen. Klaus Leuchtmann, Vorstandschef des Europäischen Bildungszentrums der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) in Bochum, spricht von einem „dezenten Druck auf den Alarmknopf“ und beruft sich auf die Ergebnisse des jüngsten HR-Monitors, einer Studie, die seit 2007 im Zwei-Jahres-Abstand durchgeführt wird. Demnach sehen 55 Prozent der Immobilienunternehmen im Fachkräftemangel inzwischen ein Investitionshemmnis. Kampf um Talente hat sich verschärft Die Folgen spüren auch Wohnungsunternehmen. „Die Zahl der Bewerbungen ist seit Jahren stark rückläufig“, sagt Sandra Balicki, Prokuristin der Wohnungsbaugenossenschaft KAIFU-NORDLAND und Vorsitzende des <strong>VNW</strong>-Fachausschusses „Personal“. „Aufwand und Dauer einer Stellenbesetzung, gerade für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit technischem Hintergrund, nehmen zu.“ Manja Buntrock, Personalleiterin bei der WIRO Wohnen in Rostock Wohnungsgesellschaft mbH, bestätigt, dass der Kampf um Talente in den vergangenen zwei, drei Jahren härter geworden ist. Als Bauingenieure ausgebildetes Personal würde man kaum mehr finden. „Wenn man spezialisierte Fachkräfte nicht mehr auf dem Markt findet, muss man sie entwickeln“, sagt Buntrock. Sandra Balicki ist überzeugt, dass Personalabteilungen professionalisiert und als strategische Partner der Unternehmensentwicklung verankert werden müssten. Dr. Ulrik Schlenz, Vorstand der Wankendorfer Baugenossenschaft für Schleswig-Holstein, fügt hinzu: Als Unternehmen müsse man heute „ein Umfeld schaffen, in dem Menschen Spaß haben, zu arbeiten“. Vier Tage müssen reichen Bei der Baugenossenschaft Mittelholstein habe man derzeit kaum Probleme mit dem Nachwuchs, sagt Vorstand Stefan Binder. Dennoch geht die Genossenschaft, die mit rund 4100 Wohnungen, 7700 Mitgliedern und gut 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den großen schleswig-holsteinischen Wohnungsbaugenossenschaften gehört, jetzt einen ungewöhnlichen Weg, um langfristig als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. „Wir führen im Rahmen unseres Arbeitszeitmodells 'bgm workflex 23' eine Vier-Tage-Woche ein,` sagt der bgm-Vorstand. „Das Modell bietet unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit, die tariflich vereinbarte Wochenarbeitszeit auf vier Arbeitstage zu verteilen.“ Das gelte sowohl für Vollzeit- als auch für Teilzeitarbeitskräfte. Das Ganze sei freiwillig. „Alternativ kann die Fünf-Tage-Woche beibehalten werden.“ f „Die Wünsche der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter spielten bei der Einführung der Vier-Tage-Woche eine gewichtige Rolle.“ STEFAN BINDER Vorstand Baugenossenschaft Mittelholstein eG