VNW-Magazin 5/2022

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Die größte Transformation
seit vielen Jahren
Elke Nippold-Rothes, Expertin für das Thema Führung, zu den Herausforderungen, vor denen
Führungskräfte heute stehen.
magazin: Warum braucht es ein neues Führungsverständnis?
Elke Nippold: Weil sich unsere Branche in der seit vielen
Jahren größten Transformation befindet, die besonders
von äußeren Faktoren beeinflusst ist. Um die vielzähligen
und uns allen bekannten Herausforderungen wie Digitalisierung,
Klimawandel, eine Pandemie, Explosion der Baukosten,
Rohstoffmangel, Fachkräftemangel und die noch
nicht alle absehbaren Folgen des Kriegs in der Ukraine zu
meistern, und dabei unsere Unternehmen krisenfest und
zukunftsfähig aufzustellen, braucht es eine veränderte
Haltung und neue Kompetenzen für alle Mitarbeiter. Die
Aufgabe von Führungskräften ist es, diese Haltung und
neue Kompetenzen zu entwickeln und vor allem, und
dazu gibt es keine Alternative, vorzuleben.
magazin: Welche Fragen müssen sich Führungskräfte heute
stellen?
Elke Nippold: Es braucht neue bzw. erweiterte Blickrichtungen.
Wir sprechen da von einem 360-Grad-Ansatz.
Erstens geht es um ständige Selbstreflexion. Welche
Haltung bringe ich mit? Glaube ich an Wachstumsmöglichkeiten,
also daran, dass ich mich und dass Menschen
sich entwickeln können – und wollen? Wie arbeite ich an
meiner eigenen Entwicklung? Bei der Beantwortung dieser
Fragen sind nicht nur fachliche Kompetenzen gemeint,
sondern vor allem neue Methoden und daraus folgende
persönliche Kompetenzen. Dazu zählen Selbstlernkompetenzen,
der Umgang mit Komplexität, mit Unsicherheit
und mit schnellen Veränderungen. Eine Führungskraft
muss sich zudem fragen, inwieweit sie über eine Innovations-
und Vernetzungskompetenz verfügt und die eigene
Resilienz einschätzen.
Drittens geht es um das Team. Wie kann ich gute Zusammenarbeit
in Teams fördern, die inzwischen viel stärker
mobil, also verteilt arbeiten als früher? Wie organisiere ich
virtuelle Führung und stärke zugleich den Zusammenhalt?
Zu einer unverzichtbaren Aufgabe gehört zudem die Förderung
von Selbstorganisation, beispielsweise die Vermittlung
von Lern- und Innovationsmanagement.
Viertens geht es um die Organisation, die Kunden und
äußere Rahmenbedingungen und dabei um die Fragen :
Welche Ziele und Strategien verfolgt meine Organisation?
Braucht es Kursänderungen? „Fahren auf Sicht“ ist eine
Herausforderung für eine Branche wie die Wohnungswirtschaft,
die früher stets mit langfristigen Strategien gearbeitet
hat.
Alles in allem befinden wir uns in einer Zeit gewaltiger
Veränderungen, für die es noch kein Patentrezept, jedoch
viele nachhaltige Ansätze gibt, die insgesamt unser Führungsverständnis
und unsere Organisationen verändern
werden.
ELKE NIPPOLD-ROTHES
ist eine der führenden Expertinnen für das Thema Führung
in der Wohnungswirtschaft. Sie ist stellvertretende
Leiterin der EBZ-Akademie, Beraterin und Coach.
Zweitens geht es um den steten Blick auf den einzelnen
Mitarbeiter. Welche Stärken und welche Motive hat sie
bzw. er? Wie kann ich Raum für Weiterentwicklung und
Veränderungsbereitschaft schaffen, wie Eigenverantwortung
und Selbstlernkompetenzen stärken? Ein regelmäßiges
Feedback ist selbstverständlich.