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UKJ-Klinikmagazin 3/2021

Männergesundheit - Wie Mann gesund wird und bleibt

Männergesundheit - Wie Mann gesund wird und bleibt

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03|21<br />

Okt. <strong>2021</strong><br />

DAS GESUNDHEITSMAGAZIN AM UNIVERSITÄTSKLINIKUM JENA<br />

TITELTHEMA<br />

MÄNNER-<br />

GESUNDHEIT<br />

Wie Mann gesund wird und bleibt<br />

HEILEN<br />

Narkose-Comic<br />

für kleine Patienten


Foto: Rodigast<br />

LIEBE LESERINNEN UND<br />

– VOR ALLEM – LIEBE LESER,<br />

Männer sind anders als Frauen. Keine<br />

Frage. Biologisch unterscheiden sie<br />

sich durch ihre Fortpflanzungsorgane,<br />

Hormone, Chromosomen und<br />

den Anteil an Körperfett. Doch die<br />

Biologie ist vermutlich nur für ein<br />

Lebensjahr verantwortlich, das Männer<br />

im Durchschnitt kürzer leben<br />

als Frauen. Statistisch leben Frauen<br />

jedoch sechs Jahre länger als Männer.<br />

Warum dies so ist, wollen wir in<br />

dieser Ausgabe des <strong>Klinikmagazin</strong>s<br />

beleuchten. Untersuchungen haben<br />

beispielsweise gezeigt, dass Männer<br />

seltener medizinische Hilfe in<br />

Anspruch nehmen, sich risikoreicher<br />

verhalten und zu einem ungesünderen<br />

Lebensstil neigen. Umgekehrt<br />

bedeutet dies aber auch, dass Mann<br />

durch Bewegung und ausgewogene<br />

Ernährung viel für die eigene Gesundheit<br />

tun kann. In diesem Heft finden<br />

Sie auch eine Übersicht der empfohlenen<br />

Früherkennungsuntersuchungen.<br />

Außerdem erklären Experten,<br />

was Männerherzen schützt und was<br />

es bedeutet, wenn die Hormone nicht<br />

mehr im Gleichgewicht sind. In einem<br />

Heft zur Männergesundheit dürfen<br />

die <strong>UKJ</strong>-Urologen natürlich nicht<br />

fehlen. Sie erläutern unter anderem<br />

die verschiedenen Methoden, die bei<br />

der sehr verbreiteten Erkrankung der<br />

gutartig vergrößerten Prostata zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche<br />

Lektüre.<br />

Ihre „<strong>Klinikmagazin</strong>“-Redaktion<br />

MÄNNERGESUNDHEIT<br />

Im Gespräch mit Professor Witte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

Ungewollt kinderlos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

Der Mann in der Hausarztpraxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Warum Vorsorge so wichtig ist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10<br />

Warum Männer kürzer leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12<br />

Damit Wasserlassen keine Qual bleibt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14<br />

Vielfältige Behandlungsoptionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16<br />

Tumoren in der Prostata entdecken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18<br />

Hormone im Ungleichgewicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

Was Männerherzen schadet. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

AKTUELLES<br />

Südost-Thüringen als Telemedizin-Modellregion. . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Mit Zuckertüten in die Ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

Long-COVID bei Kindern erforschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Zweite Aktion für die Artenvielfalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .27<br />

Ein Fachgebiet, das Linderung verschafft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

Forschende Ärztinnen und Ärzte im Austausch . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

HEILEN<br />

Ein affenstarker Freund für kleine Patienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

FORSCHEN<br />

Müttergesundheit im Blick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32<br />

Heisenbergprofessorin erforscht Ionenkanäle . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

LEHREN<br />

Eine Dekade lang das Medizinstudium geprägt. . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

Zehn Prozent mehr Mediziner für Thüringen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

HINTER DEN KULISSEN<br />

Mit Siebenmeilenstiefeln im Klinikum unterwegs . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

KURZ UND KNAPP. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

TERMINE UND KONTAKTE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

2 03 | 21<br />

Titelbild: Gettyimages - visual7


STANDPUNKTE<br />

Wieder ein besonderes Semester<br />

Studienstart für zehn Prozent mehr Medizinstudierende<br />

Prof. Thomas Kamradt<br />

Prof. Ulf Teichgräber<br />

Foto: Stein/Jena<br />

Foto: Szabó<br />

Wie vor jedem Wintersemester waren<br />

die zurückliegenden Wochen an unserer<br />

Fakultät geprägt von der Organisation<br />

des neuen Studienjahres,<br />

den Vorbereitungen für Vorlesungen,<br />

Seminaren, Tutorien und Praktika.<br />

Nach drei Corona-Online-Semestern<br />

hoffen wir auf ein bisschen mehr Normalität:<br />

Die Erfahrungen und Routine<br />

in der digitalen Lehre sind gewachsen;<br />

dazu kommt, dass ein Großteil unserer<br />

Studierenden geimpft ist und wir dem<br />

3G-Konzept entsprechend zumindest<br />

die praktischen Lehrveranstaltungen<br />

in Präsenz durchführen möchten.<br />

Mit dem Wintersemester <strong>2021</strong>/22 startet<br />

ein weiteres besonderes Semester<br />

an unserer Fakultät – nicht nur wegen<br />

der Unsicherheit des Infektionsverlaufes<br />

im Herbst. Im Oktober begrüßen<br />

wir 286 Medizin-Erstsemester, 26<br />

mehr als in den vergangenen Jahren.<br />

Diese Kapazitätserweiterung hatte<br />

der Thüringer Landtag vor einem<br />

Jahr beschlossen, und wir haben mit<br />

Hochdruck an der Umsetzung dieses<br />

Beschlusses gearbeitet. Wir haben<br />

das Lehrpersonal aufgestockt und in<br />

die Ausstattung investiert. Vor allem<br />

setzen wir auf Digitalisierung und<br />

hybride Lehrkonzepte. Mit großem<br />

Engagement hat das Studiendekanat<br />

gemeinsam mit den vorklinischen<br />

Instituten, dem Klinischen Medienzentrum<br />

und dem Geschäftsbereich<br />

IT die notwendigen Voraussetzungen<br />

geschaffen – ihnen allen gebührt dafür<br />

ein großes Dankeschön!<br />

Die Herausforderungen an die Lehrplanung<br />

und Organisation werden in den<br />

kommenden Jahren weiter zunehmen.<br />

Auch in der Zahnmedizin wird eine<br />

Erhöhung der Studierendenzahlen<br />

erwartet. In Vorbereitung auf die neue<br />

ärztliche Approbationsordnung aktualisieren<br />

wir das gesamte Curriculum.<br />

Dabei wird ein größeres Gewicht auf die<br />

Vermittlung kommunikativer, wissenschaftlicher<br />

und ärztlich-praktischer<br />

Kompetenzen gelegt.<br />

Für die Erweiterung der Studienkapazität<br />

in der Humanmedizin stellt der<br />

Freistaat Thüringen in diesem Jahr<br />

vier Millionen Euro zur Verfügung.<br />

Auf lange Sicht bedarf es zusätzlich<br />

eines Neubaus am Klinikum in Lobeda,<br />

der als „Haus der Lehre“ mit einem<br />

zukunftsweisenden Raum- und Ausstattungskonzept<br />

ein innovatives und<br />

Kompetenz-basiertes Studium unterstützt.<br />

Denn genau dieses möchten wir<br />

Den Mitarbeiterinnen<br />

und Kollegen im<br />

Studiendekanat und<br />

in den vorklinischen<br />

Instituten, im Klinischen<br />

Medienzentrum und<br />

im Geschäftsbereich<br />

IT gebührt ein großes<br />

Dankeschön!<br />

unseren Studierenden<br />

bieten, um unsere Attraktivität<br />

als Studienort zu steigern<br />

und die zukünftigen Thüringer Ärztinnen<br />

und Ärzte bestmöglich auf den<br />

Beruf vorzubereiten.<br />

Wir freuen uns auf die Studierenden<br />

und wünschen allen einen guten Start<br />

ins neue Semester!<br />

Prof. Thomas Kamradt<br />

Wissenschaftlicher Vorstand<br />

Prof. Ulf Teichgräber<br />

Studiendekan<br />

03 | 21<br />

3


TITELTHEMA<br />

Männern wird oft nachgesagt, selten zum<br />

Arzt zu gehen, risikoreich und ungesund zu<br />

leben und folglich bis zu fünf Jahre kürzere<br />

Lebens erwartung als Frauen zu haben.<br />

Woran liegt das? Und spielt möglicher weise<br />

das Gehirn dabei eine Rolle? Ein Gespräch<br />

mit Prof. Dr. Otto W. Witte. Er ist Medizinischer<br />

Vorstand am Universitätsklinikum Jena und<br />

Experte auf dem Gebiet der Neurologie.<br />

4 03 | 21


Gettyimages - Hans Neleman<br />

TITELTHEMA<br />

Männergesundheit<br />

Männern wird nachgesagt, mit<br />

ihrer Gesundheit weniger achtsam<br />

umzugehen als Frauen? Ist das<br />

bei Männern, sprichwörtlich, alles<br />

„Nervensache“?<br />

Prof. Witte: Männer und Frauen unterscheiden<br />

sich: biologisch in vielen<br />

Dimensionen, sowohl was körperliche<br />

Funktionen angeht, aber auch was das<br />

Gehirn und ebenso was erlernte Verhaltensweisen<br />

angeht. Zu letzterem:<br />

Tatsächlich gibt es Unterschiede in<br />

der Art und Weise, wie das männliche<br />

und weibliche Gehirn arbeiten. Ein<br />

Beispiel ist die Interaktion zwischen<br />

den Hemisphären, darunter verstehen<br />

wir einfach gesagt die Hälften<br />

des Kleinhirns und Großhirns. Hier<br />

gibt es Erkenntnisse, dass diese bei<br />

Frauen besser funktionieren als bei<br />

Männern, während bestimmte andere,<br />

zum Beispiel räumliche Funktionen bei<br />

Männern anders ausgebildet sind. Das<br />

Gehirn von Männern und Frauen hat<br />

statistisch auch eine unterschiedliche<br />

Größe – bei Männern etwa 1 375 g, bei<br />

Frauen 1 250 g, dies korreliert aber mit<br />

dem Körpergewicht und hat keinen<br />

Einfluss auf die Intelligenz.<br />

Daneben gibt es Unterschiede in sozial<br />

geprägten und erlernten Verhaltensweisen,<br />

die dazu führen, dass Männer<br />

sich in Gruppen anders verhalten als<br />

Frauen. Wir diskutieren und erleben<br />

dies aktuell im Sinne der Gleichberechtigung,<br />

dass und wie wir darauf achten,<br />

dass Frauen gleichberechtigt in die<br />

sogenannte Männerwelt kommen. Aber<br />

umgekehrt ist es ebenso wichtig, dass<br />

wir die spezifischen Verhaltensweisen<br />

bei Männern berücksichtigen müssen.<br />

Ein dritter Aspekt: Es ist nicht nur das<br />

Gehirn, das sich unterscheidet. Es ist<br />

auch der Körper. Wir wissen aus verschiedenen<br />

Studien, dass Medikamente<br />

unterschiedlich wirken bei Männern<br />

und Frauen. Das bedeutet, dass wir<br />

insgesamt eine spezifische und differenzierte<br />

Betrachtung der Medizin für<br />

Männer und Frauen brauchen.<br />

Gibt es das männliche oder das weibliche<br />

Gehirn? Sprich, gibt es in der<br />

Gestalt des Gehirns Unterschiede?<br />

Prof. Witte: Das ist eine spannende<br />

Frage. Es gibt Unterschiede, die wir in<br />

Abhängigkeit bestimmter Fähigkeiten<br />

erkannt haben. Menschen mit einem<br />

absoluten Gehör und einer ausgeprägten<br />

Wahrnehmung von Musik haben<br />

beispielsweise ein größeres Planum<br />

temporale, also eine bestimmte Struktur<br />

in dem Teil des Gehirns, genauer<br />

der Oberfläche des Schläfenlappens,<br />

der Musik verarbeitet. Ob dies nun<br />

Folge der Tätigkeit ist oder angeboren<br />

– wir vermuten beides. Ebenso<br />

gibt es systematische Unterschiede<br />

in der Größe bestimmter Hirnareale:<br />

Das Gehirn von Frauen hat im Mittel<br />

ein größeres Sprachzentrum, während<br />

bei Männern im Mittel der Mandelkern<br />

und der Hippocampus größer sind. Der<br />

Bezug dieser Strukturunterschiede zur<br />

Funktion ist weniger klar.<br />

Es gibt wohl einen ganz kleinen Teil<br />

im Gehirn, genauer im Zwischenhirn,<br />

er misst nur wenige Millimeter, der<br />

Forschern angeblich verlässlich verrät,<br />

ob ein Gehirn einem Mann oder<br />

einer Frau gehört. Der sogenannte<br />

Nucleus präopticus medialis. Was<br />

müssen wir uns darunter vorstellen?<br />

Prof. Witte: Diese Region im Gehirn<br />

ist tatsächlich bei Männern doppelt<br />

so groß wie bei Frauen. Sie ist beteiligt<br />

an der Steuerung der Sexualität,<br />

aber auch am Fettstoffwechsel wie<br />

an der Organisation des Schlafes. Es<br />

ist eigentlich nicht verwunderlich,<br />

dass hormonabhängige Regionen des<br />

Gehirns unterschiedlich zwischen Männer<br />

und Frauen ausgebildet sind.<br />

03 | 21<br />

5


Professor Otto W. Witte ist Medizinischer<br />

Vorstand am <strong>UKJ</strong> und Experte auf<br />

dem Gebiet der Neurologie. Hier<br />

tauscht er sich mit Mitarbeitern<br />

über aktuelle neurologische<br />

Forschungsprojekte aus. Foto: Szabó<br />

Neurologen können über 700 Diagnosen<br />

vergeben: Parkinson, Epilepsie,<br />

Multiple Sklerose und Alzheimer<br />

sind wohl die häufigsten und auch<br />

bekanntesten. Gibt es eine Spezifik<br />

in der Ausprägung oder Häufigkeit,<br />

wenn Männer daran erkranken?<br />

Prof. Witte: Bei vielen Erkrankungen ist<br />

es in der Tat so, dass die Wahrscheinlichkeit,<br />

daran zu erkranken, geschlechtsspezifisch<br />

ist. Hier zu nennen sind viele<br />

entzündliche Erkrankungen, wie die<br />

Multiple Sklerose, aber auch affektive<br />

und somatoforme Störungen, die bei<br />

Frauen häufiger sind, während Männer<br />

häufiger von chronischen Nervenentzündungen<br />

oder einer Bechterewschen<br />

Erkrankung betroffen sind.<br />

Angstdiagnose Schlaganfall. Können<br />

Sie bestätigen, dass es hier auch<br />

eine hohe Spezifik zwischen Männern<br />

und Frauen gibt?<br />

Prof. Witte: Bei Männern treten Schlaganfälle<br />

im Alter schon früher auf als bei<br />

Frauen und bei Frauen nähert sich das<br />

Risiko im höheren Alter dem der Männer<br />

an oder überholt diese. Offensichtlich<br />

gibt es hier hormonspezifische<br />

Auswirkungen auf die Wahrscheinlichkeit,<br />

einen Schlaganfall oder überhaupt<br />

eine Gefäßerkrankung zu bekommen.<br />

Hier sind auch Unterschiede in der<br />

Arteriosklerose zu nennen, einem Risikofaktor<br />

von Schlaganfällen, wie auch<br />

weniger stark bei der Hypertonie.<br />

Empfinden Männer Schmerzen<br />

anders als Frauen?<br />

Prof. Witte: Das ist eine interessante<br />

Frage. Die Männer verarbeiten sie<br />

zumindest nach außen anders. Wobei<br />

es immer noch unklar ist, ob sie einfacher<br />

damit umgehen können oder nicht,<br />

sicher ist das auch situationsabhängig.<br />

Ob Männer Schmerzen wirklich anders<br />

empfinden, ist in den Studien umstritten<br />

– ich glaube, dass die Verhaltensweisen<br />

im Umgang damit unterschiedlich<br />

sind. Am Ende sind Männer nach<br />

meinem Ermessen nicht unbedingt<br />

weniger schmerzsensitiv als Frauen.<br />

Rund drei Viertel aller vollendeten<br />

Suizide entfallen auf Männer.<br />

Haben Sie Erkenntnisse darüber,<br />

woran das liegt?<br />

Prof. Witte: Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass Suizide erfolgreich durchgeführt<br />

werden, ist bei Männern deutlich höher<br />

als bei Frauen. Hier spielt das Verhalten,<br />

also der Umgang damit, wie ich<br />

einen Suizid oder Suizidversuch ausführe,<br />

eine Rolle. Auch die Frage, wie<br />

stark dieser Akt einen demonstrativen<br />

Charakter hat, ist bedeutsam. Übrigens<br />

haben Frauen eine höhere Lebenserwartung<br />

als Männer, und zwar deutlich,<br />

um rund fünf Jahre.<br />

Insgesamt ist es ja eigentlich erfreulich,<br />

dass es Unterschiede zwischen Männern<br />

und Frauen gibt. Aber wir müssen<br />

die Unterschiede auch in der Medizin<br />

berücksichtigen: früher wurden experimentelle<br />

Untersuchungen meist nur<br />

an männlichen Tieren durchgeführt,<br />

weil man da eine geringere zyklusabhängige<br />

Varianz erwartete. Inzwischen<br />

muss man bei der DFG (Deutsche<br />

Forschungsgemeinschaft) – zu<br />

Recht – begründen, warum und wie<br />

man den Geschlechtsunterschied bei<br />

Untersuchungen berücksichtigt. Und<br />

auch in klinischen Studien zeigen sich<br />

zunehmend Unterschiede zwischen<br />

Männern und Frauen. Hier haben wir<br />

in den letzten Jahren viel dazugelernt.<br />

Interview: Annett Lott<br />

6 03 | 21


TITELTHEMA<br />

Ungewollt kinderlos<br />

Fragen an Oberarzt Dr. Rustam Galimov von der Klinik für Urologie<br />

Gettyimages - Maskot<br />

Wie häufig ist Kinderlosigkeit<br />

ungewollt?<br />

Galimov: Etwa 15 Prozent aller Paare in<br />

Deutschland sind ungewollt kinderlos.<br />

Das heißt, dass es bei ihnen innerhalb<br />

eines Jahres trotz ungeschütztem und<br />

regelmäßigem Geschlechtsverkehr<br />

nicht zu einer Schwangerschaft kommt.<br />

Die Störungen liegen entweder beim<br />

Mann oder der Frau – und das etwa<br />

gleich häufig. In 20 Prozent der Fälle<br />

betreffen sie sogar beide Partner.<br />

Was sind Gründe für eine Unfruchtbarkeit<br />

beim Mann?<br />

Galimov: In erster Linie ist die Produktion<br />

der Spermien gestört. Entweder<br />

fehlen Spermien vollständig oder ihre<br />

Anzahl und Funktionstüchtigkeit ist<br />

eingeschränkt. Aber auch der Transport<br />

der Spermien oder der Hormonhaushalt<br />

können gestört sein. Einige Ursachen<br />

sind bereits angeboren, andere<br />

werden im Laufe des Lebens erworben.<br />

Was empfehlen Sie betroffenen<br />

Paaren?<br />

Galimov: Wir haben an unserer Klinik<br />

für Urologie eine Spezialsprechstunde<br />

für Patienten mit unerfülltem Kinderwunsch<br />

eingerichtet. Häufig stellen<br />

sich die beiden Partner zum ersten<br />

Termin gemeinsam vor. Durch einfache<br />

Fragen können unsere Experten<br />

bereits wegweisende Erkenntnisse<br />

gewinnen. Es folgt eine umfassende<br />

Diagnostik beim Mann, um alle möglichen<br />

Ursachen abzuklären. Neben der<br />

körperlichen Untersuchung, einem<br />

Abtasten der Geschlechtsorgane und<br />

einer Ultraschalluntersuchung – um<br />

Tumoren oder Krampfadern in den<br />

Hoden auszuschließen – zählt auch die<br />

Abklärung des Hormonstatus dazu.<br />

Ganz wesentlich ist auch die Untersuchung<br />

der Samenflüssigkeit im Labor.<br />

Was passiert im Anschluss?<br />

Galimov: Nach den Untersuchungen<br />

können wir Urologen den Patienten<br />

über weitere Schritte beraten. Liegt<br />

zum Beispiel eine Krampfader am<br />

Hoden vor, kann dies mit einem operativen<br />

Eingriff behoben werden. Andere<br />

Optionen können eine hormonelle<br />

Therapie sein oder die mikrochirurgische<br />

Gewinnung von Spermien für eine<br />

künstliche Befruchtung.<br />

Interview: Anke Schleenvoigt<br />

KONTAKT<br />

Oberarzt Dr. Rustam Galimov<br />

Klinik und Poliklinik für Urologie<br />

03641 9-32 99 32<br />

Ambulanz-Urologie@med.uni-jena.de<br />

03 | 21<br />

7


TITELTHEMA<br />

Der Mann in der Hausarztpraxis<br />

Im Gespräch mit Prof. Jutta Bleidorn und Dr. Markus Krause<br />

vom Institut für Allgemeinmedizin<br />

Wie unterscheiden sich Männer und<br />

Frauen in der Allgemeinmedizin?<br />

Bleidorn: In der Allgemeinmedizin gilt<br />

wie in vielen anderen Fächern: Frauen<br />

und Männer sind als Patientinnen und<br />

Patienten in vieler Hinsicht unterschiedlich.<br />

Männer sind keine großen<br />

Frauen und Frauen sind keine kleinen<br />

Männer – es gibt viele Unterschiede,<br />

in der Anatomie, im Stoffwechsel, im<br />

Hormonhaushalt, aber auch, was Risikofaktoren,<br />

Gesundheitsverhalten und<br />

Inanspruchnahme des Gesundheitswesens<br />

angeht.<br />

Krause: Zu Verhalten und Inanspruchnahme<br />

ist zu ergänzen, dass es auch<br />

innerhalb der jeweiligen Geschlechter<br />

eine große Spannbreite gibt, wobei<br />

bestimmte Verhaltensmuster häufiger<br />

– aber eben nicht nur – bei Männern<br />

beziehungsweise bei Frauen beobachtet<br />

werden.<br />

In welcher Hinsicht verhalten sich<br />

Männer denn anders als Frauen?<br />

Krause: Schaut man sich beispielsweise<br />

das Ernährungsverhalten und den Konsum<br />

von Alkohol und Zigaretten an,<br />

zeigt sich Folgendes: Männer scheinen<br />

sich weniger mit ihren Ernährungsgewohnheiten<br />

zu beschäftigen als Frauen.<br />

Sie essen im Vergleich zu Frauen mehr<br />

Fleisch, seltener ballaststoffreich und<br />

in Gänze auch mehr. Etwa Zweidrittel<br />

der Männer weisen einen BMI auf, der<br />

über 25 liegt. Der höhere Energiebedarf<br />

erklärt dabei den Unterschied zwischen<br />

Männern und Frauen nur ansatzweise.<br />

Männer rauchen häufiger und mehr<br />

als Frauen, wobei hier seit einiger Zeit<br />

eine deutliche Angleichung zu beobachten<br />

ist. Im zurückliegenden Jahr<br />

lag die Quote der Nikotinabhängigkeit<br />

bei Männern bei zehn Prozent und bei<br />

Frauen bei acht Prozent. Beim Alkohol<br />

sind die Unterschiede deutlicher. Der<br />

Prof. Jutta Bleidorn<br />

Einsatz eines speziellen Fragebogens<br />

zum Erkennen von problematischem<br />

Alkoholkonsum zeigt, dass jeder dritte<br />

Mann Alkohol in riskantem Ausmaß<br />

konsumiert, fast 25 Prozent praktizieren<br />

mindestens jeden Monat Rauschtrinken.<br />

Die Alkoholabhängigkeit liegt<br />

mit 4,8 Prozent deutlich über den Werten<br />

der Frauen (2,0 Prozent).<br />

8 03 | 21


Gettyimages - Cecilie_Arcurs (li.)<br />

Gettyimages - MicroStockHub (re.)<br />

Dr. Markus Krause<br />

Fotos: Schroll<br />

Stimmt es, dass Männer selten zum<br />

Hausarzt gehen?<br />

Bleidorn: Bekannt ist, dass Männer<br />

zumindest weniger häufig als Frauen<br />

das Gesundheitssystem beziehungsweise<br />

die hausärztliche Versorgung in<br />

Anspruch nehmen und auch häufiger<br />

als Frauen keinen Hausarzt oder keine<br />

Hausärztin haben. Insgesamt sind<br />

die Unterschiede allerdings gering.<br />

Bekannt ist auch, dass Frauen eher<br />

spontan Symptome berichten und bei<br />

Männern gezieltes Nachfragen sinnvoll<br />

ist. Zudem äußern sich Erkrankungen<br />

manchmal mit unterschiedlichen Symptomen.<br />

Schulungsangebote wie es sie<br />

beispielsweise für Menschen mit Diabetes<br />

mellitus gibt werden von Männern<br />

weniger in Anspruch genommen<br />

als von Frauen.<br />

Gibt es Krankheiten, die bei Männern<br />

häufiger auftreten?<br />

Krause: Mehr Männer als Frauen leiden<br />

und sterben beispielsweise an<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders<br />

deutlich ist dies in der Altersgruppe<br />

der unter 65-Jährigen: Männer<br />

erkranken etwa zehn Jahre früher als<br />

Frauen. Dabei sind die Hauptrisikofaktoren<br />

bekannt: Rauchen, Adipositas,<br />

Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörung<br />

und Bluthochdruck. Diese sind<br />

bei Männern häufiger anzutreffen und<br />

auch bei Berücksichtigung der soziökonomischen<br />

Gruppen deutlich zu<br />

erkennen. Neben epidemiologischen<br />

Unterschieden bestehen aber auch<br />

krankheitsspezifische Geschlechtsdifferenzen:<br />

So erkranken Männer häufiger<br />

an Verengungen der Herzkranzgefäße,<br />

wohingegen Frauen häufiger zu<br />

schwerer diagnostizierbaren Durchblutungsstörungen<br />

neigen. Frauen zeigen<br />

häufiger vielfältige Symptome – was<br />

eine differenziertere Diagnostik erforderlich<br />

macht.<br />

(km/as)<br />

03 | 21<br />

9


TITELTHEMA<br />

Warum Vorsorge so wichtig ist<br />

Männer leben nicht so lange wie Frauen. Dass die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern<br />

kürzer ist, wird vor allem dem unterschiedlichen Lebensstil zugerechnet: eine fleischlastige Ernährung,<br />

häufiger Übergewicht, mehr Alkohol- und Tabakkonsum, eine generell höhere Risikobereitschaft. Zudem<br />

ist die Bereitschaft, bei Problemen und Beschwerden frühzeitig zum Arzt zu gehen, bei Männern im<br />

Allgemeinen geringer als bei Frauen ausgeprägt: Nur etwa 40 Prozent der Männer, aber etwa 67 Prozent<br />

der Frauen nehmen Vorsorgeangebote wahr. Dabei ließe sich mit einer regelmäßigen und frühzeitigen<br />

Vorsorge durchaus an der – männlichen – Lebensuhr drehen. Denn auch bestimmte Krebserkrankungen<br />

sind dafür verantwortlich, dass Männern im Schnitt ein paar Lebensjahre im Vergleich zu Frauen fehlen.<br />

Darmkrebs: Männer erkranken häufiger<br />

Darmkrebs zählt insgesamt zu den<br />

dritthäufigsten Krebserkrankungen<br />

in Deutschland – und bei Männern.<br />

Etwa 32 000 Männer und 26 000 Frauen<br />

erkranken pro Jahr erstmals an Dickdarmkrebs,<br />

der häufigsten Form von<br />

Darmkrebs. Auffällig ist, dass Männer<br />

im Schnitt nicht nur häufiger, sondern<br />

auch früher als Frauen an Darmkrebs<br />

erkranken. „Daher wird als Früherkennungsprogramm<br />

in der Darmkrebsvorsorge<br />

eine Darmspiegelung bei<br />

Männern auch schon fünf Jahre früher<br />

empfohlen als bei Frauen, nämlich<br />

bereits ab dem 50. Lebensjahr, sofern<br />

nicht eine familiäre Vorbelastung<br />

besteht“, so Professor Andreas Stallmach,<br />

Direktor der Klinik für Innere<br />

Medizin IV. Zwar gehört zur Darmkrebsvorsorge<br />

auch die Untersuchung<br />

des Stuhlgangs auf okkultes, also mit<br />

dem bloßen Auge nicht erkennbares<br />

Blut – für beide Geschlechter gleichermaßen<br />

ab 50 jährlich, ab 55 alle zwei<br />

Jahre als Kassenleistung. Einen besseren<br />

Blick bietet jedoch die Darmspiegelung,<br />

genauer gesagt die Koloskopie,<br />

also die endoskopische Untersuchung<br />

des Dickdarms. „Wir wissen, dass<br />

Darmkrebs zu 80 bis 90 Prozent durch<br />

Polypen bedingt ist. Meist handelt es<br />

sich bei Polypen um so genannte Adenome.<br />

Die sind zwar zunächst gutartig,<br />

entwickeln sich aber langfristig zu Karzinomen.<br />

Daher ist die Krebsvorsorge<br />

auch so wichtig“, erklärt Stallmach.<br />

Oberarzt Philip Grunert von der KIM IV untersucht<br />

mit einem Endoskop den Darm. Foto: Bogner<br />

10 03 | 21


Die Koloskopie erfolgt meist beim Gastroenterologen.<br />

Dabei führt ein erfahrener<br />

Facharzt das Endoskop – ein<br />

dünner (Durchmesser etwa ein Zentimeter),<br />

elastischer Schlauch mit einer<br />

Kamera am Ende – in den Darm ein<br />

und untersucht die Darmschleimhaut<br />

auf Polypen und auffällige Strukturen.<br />

Sollten Wucherungen entdeckt werden,<br />

können diese während der Koloskopie<br />

direkt entfernt oder gegebenenfalls<br />

Proben entnommen werden.<br />

„Bei etwa 20 bis 30 Prozent<br />

der Darmspiegelungen finden<br />

wir Polypen“, berichtet Stallmach.<br />

In der Regel erfolgt die<br />

Koloskopie ambulant, meist<br />

erhält der Patient eine so<br />

genannte „Schlafspritze“. „Die<br />

Untersuchung mögen manche<br />

als unangenehm empfinden,<br />

schmerzhaft ist sie aber normalerweise<br />

nicht“, versichert<br />

der Gastroenterologe. „Wer<br />

Angst vor der Untersuchung<br />

hat, sollte das am besten im<br />

Aufklärungsgespräch mit dem<br />

Arzt direkt ansprechen.“ Bisher<br />

ist die Darmspiegelung eine der<br />

zuverlässigsten Methoden, um<br />

Darmkrebs frühzeitig zu erkennen.<br />

„Frühzeitig heißt, dass<br />

dann tatsächlich noch kurativ,<br />

also heilend, behandelt werden<br />

kann. Ich kann daher jedem Mann<br />

nur empfehlen, dieses Angebot<br />

der Früherkennung zu nutzen.“ Ist<br />

die Darmspiegelung unauffällig, steht<br />

die nächste auch erst wieder in zehn<br />

Jahren an.<br />

Auch vorbeugen lässt sich in gewissem<br />

Maße mit einer gesunden Lebensführung:<br />

„Neben den Klassikern, also viel<br />

bewegen, nicht rauchen und trinken,<br />

sollte man(n) auf die Ernährung achten.<br />

Also lieber auf zu viel rotes Fleisch<br />

und Wurst verzichten und stattdessen<br />

häufiger zu ballaststoffreichen Nahrungsmitteln<br />

wie Hülsenfrüchten,<br />

Gemüse und Getreide greifen. Das ist<br />

grundsätzlich ein guter Ratschlag für<br />

die Darmgesundheit.“<br />

Katrin Bogner<br />

Grafik: M. Leitner, KAI<br />

Welche Vorsorge untersuchungen wann?<br />

Zähne<br />

› Kontrolle: einmal im Jahr<br />

› professionelle Zahnreinigung<br />

(Eigenleistung): einmal im Jahr<br />

Haut<br />

› Früherkennungsuntersuchung zur<br />

Erkennung von schwarzem Hautkrebs:<br />

ab 35 Jahren alle zwei Jahre<br />

Internistischer<br />

Check<br />

› Blut- und Urintest: bis 35<br />

Jahre einmalig; ab 35<br />

Jahren jährlich<br />

› gibt Hinweise auf Risiken für<br />

Herz-Kreis lauferkrankungen,<br />

Nierenprobleme, Diabetes<br />

Bauchaorta<br />

› Ultraschalluntersuchung der<br />

Bauchaorta (um Aussackung<br />

der Bauchschlagader zu<br />

erkennen): ab 65 Jahren<br />

einmalige Untersuchung<br />

Darm<br />

› Test auf Blut im Stuhl: 50 – 54 Jahren<br />

jährlich, ab 55 Jahren alle zwei Jahre<br />

› Darmspiegelung: ab 50 Jahren einmal,<br />

nach zehn Jahren ein zweites Mal<br />

Prostata und Genitalien<br />

› urologische Untersuchung (Blut,<br />

Urintest, Ultraschalluntersuchung):<br />

ab 45 Jahren jährlich<br />

03 | 21<br />

11


Warum Männer kürzer leben als Frauen<br />

Und warum die Gene darauf nur geringen Einfluss haben<br />

Männer leben statistisch bis zu fünf<br />

Jahre kürzer als Frauen. Dieser deutliche<br />

Unterschied lässt sich in allen<br />

Kulturen rund um den Globus beobachten.<br />

Dabei, so apl. Prof. Dr. Uwe Berger<br />

vom Institut für Psychosoziale Medizin,<br />

Psychotherapie und Psychoonkologie<br />

am <strong>UKJ</strong>, genießen Männer in einigen<br />

Gesundheitsbereichen sogar Vorteile:<br />

In Sachen Herzkreislauferkrankungen<br />

– der häufigsten Todesursache<br />

in Deutschland – sind Diagnostik und<br />

Therapien beispielsweise auf Männer<br />

zugeschnitten. Dass Frauen hier ganz<br />

andere Symptome zeigen, ist erst eine<br />

recht junge Erkenntnis.<br />

77,66 Jahre<br />

beträgt die Lebenserwartung für<br />

neugeborene Jungen in Thüringen<br />

(für Mädchen 83,27 Jahre)<br />

Warum driftet die Lebenserwartung<br />

der Geschlechter dann so auseinander?<br />

Ein Teil der Antwort<br />

liegt in der Genetik: Während<br />

Frauen Defekte auf dem<br />

ersten x-Chromosom eventuell<br />

mit Informationen auf<br />

dem zweiten ausgleichen<br />

können, fehlt Männern auf<br />

dem y-Chromosom diese<br />

Information. Doch die Genetik<br />

ist vermutlich nur für ein<br />

Lebensjahr verantwortlich, das<br />

Männer kürzer leben.<br />

12 03 | 21


TITELTHEMA<br />

Forschung im Kloster<br />

Welche Faktoren stattdessen eine<br />

große Rolle spielen, zeigt eine Langzeitstudie<br />

in deutschen Klöstern. „Dies ist<br />

eines der wenigen Umfelder in unserer<br />

Gesellschaft, in der Männer und Frauen<br />

annähernd den gleichen Bedingungen<br />

ausgesetzt sind und sich im Allgemeinen<br />

nicht unterschiedlich verhalten<br />

können“, erläutert Berger. Die über<br />

Jahrzehnte dauernde Beobachtung der<br />

Klosterbewohner zeigt, dass die Männer<br />

hier – im Gegensatz zur Normalbevölkerung<br />

– nur ein Jahr früher als die Frauen<br />

sterben. Berger: „Der große Unterschied<br />

in der Lebenserwartung außerhalb von<br />

Klöstern hat offensichtlich keine biologischen<br />

Gründe.“<br />

Was dann? Eine andere Studie nimmt<br />

den Lebensstil ins Visier und beobachtet,<br />

dass Männer, die eher so leben, wie<br />

es für Frauen typisch ist, älter werden:<br />

Der umsichtige, achtsame Mahatma<br />

Gandhi wurde beispielsweise 78 Jahre,<br />

der Kämpfer Che Guevara nicht einmal<br />

40 Jahre alt. Nicht also das biologische,<br />

sondern das sozial zugeschriebene<br />

Geschlecht spielt die entscheidende<br />

Rolle, so die Wissenschaftler. Trotz<br />

Versuchen zur geschlechterneutralen<br />

Erziehung sei die höhere Risikobereitschaft<br />

von Männern nach wie vor<br />

kulturbedingt, so Berger: „Viele Eltern<br />

gestehen ihren Jungs auch heutzutage<br />

noch zu, wilder zu sein und sich<br />

in gefährlichere Abenteuer zu stürzen<br />

als Mädchen.“ So sind bereits Jungs<br />

und männliche Jugendliche wesentlich<br />

häufiger in Unfälle verwickelt als Mädchen.<br />

Verstärkt wird der Unterschied<br />

noch durch Bildung und Wohlstand:<br />

Ein armer Mann lebt im Vergleich zu<br />

einer gebildeten, gut situierten Frau<br />

im Durchschnitt 16 Jahre kürzer. „Das<br />

Robert Koch-Institut berichtet regelmäßig<br />

über diese Zahlen – aber sie werden<br />

scheinbar kaum wahrgenommen“, so<br />

Berger. Dabei zeigten die Studien auch:<br />

Wenn Männer sich umsichtiger verhalten<br />

und beispielsweise zurückhaltender<br />

mit Alkohol umgehen und weniger rauchen,<br />

erhöhen sie ihre Lebenserwartung<br />

deutlich.<br />

Mit Alkohol betäuben<br />

Männer und Frauen unterscheiden<br />

sich jedoch nicht nur im Risikoverhalten<br />

– auch wenn die Unterschiede in<br />

anderen Bereichen geringer ausfallen.<br />

Zum Beispiel beim Wahrnehmen von<br />

Symptomen: Frauen achten früher auf<br />

Krankheitsanzeichen, nehmen sie ernster,<br />

gehen früher zum Arzt und holen<br />

sich Hilfe. Männer neigen dazu, Symptome<br />

zu verleugnen. „Mit seinen Symptomen<br />

hausieren zu gehen, galt lange<br />

Zeit als unmännlich“, so Berger. Während<br />

Frauen sich austauschen und sich<br />

auch nicht scheuen, Psychotherapie<br />

Professor Dr. Uwe Berger forscht am<br />

Institut für Psychosoziale Medizin,<br />

Psychotherapie und Psychoonkologie.<br />

Bereits seit rund zehn Jahren analysiert<br />

er die Gründe, warum sich die<br />

Lebenserwartung von Männern und<br />

Frauen seit Jahrzehnten rund um den<br />

Globus deutlich unterscheidet. Foto: privat<br />

in Anspruch zu nehmen, greifen Männer<br />

eher zum Alkohol, bis sie ihre<br />

Beschwerden nicht mehr merken.<br />

„Wenn ich beispielsweise Depressionen<br />

erst spät oder gar nicht wahrnehme und<br />

mich nicht in Behandlung begebe, ist<br />

es wahrscheinlicher, sich das Leben zu<br />

nehmen“, nennt Professor Berger eine<br />

Erklärung dafür, warum die Selbstmordrate<br />

bei Männern doppelt so hoch wie<br />

bei Frauen ist.<br />

Doch eine neue Entwicklung scheint<br />

sich abzuzeichnen. Gerade junge Männer<br />

stehen immer häufiger dazu, unter<br />

Panikattacken, Ängsten und Depressionen<br />

zu leiden – und scheuen sich<br />

auch nicht, dies in sozialen Netzwerken<br />

öffentlich kundzutun, so Berger: „Ob<br />

diese Beobachtung bei der jungen<br />

Generation zu einer generellen Trendwende<br />

in der Gesamtbevölkerung führt,<br />

bleibt abzuwarten.“<br />

Anke Schleenvoigt<br />

Gettyimages - Leonardo Laschera / EyeEm<br />

03 | 21<br />

13


Damit Wasserlassen keine Qual bleibt<br />

Volkskrankheit gutartig vergrößerte Prostata<br />

Sie ist etwa so groß wie eine Kastanie.<br />

Die Vorsteherdrüse – auch Prostata<br />

genannt – produziert einen Teil der<br />

Samenflüssigkeit beim Mann. Dass<br />

sie sich mit zunehmendem Alter vergrößert,<br />

sei im Grunde eine natürliche<br />

Veränderung, so Professor Marc-Oliver<br />

Grimm, Direktor der Klinik für Urologie<br />

am <strong>UKJ</strong>: „Die gutartige Vergrößerung<br />

der Prostata ist in unserer alternden<br />

Gesellschaft zur Volkskrankheit geworden.“<br />

Bereits Männer ab Mitte 30 sind<br />

betroffen, bei den über 50-Jährigen<br />

sind es mindestens 40 Prozent, ab<br />

dem 80. Lebensjahr schon mehr als<br />

80 Prozent. „Damit ist das benigne<br />

Prostatasyndrom – kurz BPS – eines<br />

der häufigsten Krankheitsbilder in der<br />

Urologie“, so Grimm.<br />

Da es sich um eine gutartige Erkrankung<br />

handelt, mussten viele Eingriffe<br />

während des Lockdowns verschoben<br />

werden. Mit der Wiederaufnahme des<br />

Normalbetriebs sei die Zahl der Patienten<br />

plötzlich stark angestiegen, so<br />

Prof. Grimm. Teilweise nähmen sie eine<br />

weite Anreise in Kauf. „Daran zeigt sich<br />

auch, wie groß der Leidensdruck für<br />

unsere Patienten ist.“ Denn eine größere<br />

Prostata engt oft die Harnröhre<br />

ein und beeinflusst das Wasserlassen.<br />

„Wir unterscheiden zwischen reizenden<br />

und hemmenden Beschwerden“,<br />

erklärt die leitende Oberärztin Dr.<br />

Susan Foller, die zusammen mit Assistenzarzt<br />

Martin Keil die eigene BPS-<br />

Sprechstunde am <strong>UKJ</strong> betreut. Zu ersteren<br />

zählen ein häufiger Harndrang<br />

sowie häufiges, schmerzhaftes und<br />

nächtliches Wasserlassen. „Viele Männer<br />

klagen darüber, dass sie dadurch<br />

nicht mehr durchschlafen können“, so<br />

Foller. Bei hemmenden Beschwerden<br />

ist der Harnstrahl abgeschwächt, wird<br />

immer wieder unterbrochen. Betroffene<br />

berichten auch von einem Restharngefühl.<br />

Dadurch, dass immer noch<br />

etwas Urin in der Blase zurückbleibt,<br />

steigt das Risiko für häufige Blasenentzündungen.<br />

Die Erkrankung wirkt<br />

sich stark auf die Freizeitgestaltung<br />

aus: Weil die betroffenen Männer oft<br />

Wasser lassen müssen, trauen sich<br />

viele nicht mehr unterwegs zu sein,<br />

wenn sie nicht wissen, wo sich die<br />

nächste Toilette befindet.<br />

„Welche Therapie im Einzelfall in Frage<br />

kommt, entscheiden wir gemeinsam<br />

mit dem Patienten ganz individuell<br />

in unserer Sprechstunde“, so Keil. Am<br />

Anfang steht immer eine umfangreiche<br />

Diagnostik: Neben der Tastuntersuchung<br />

der Prostata, gehören dazu<br />

14 03 | 21


TITELTHEMA<br />

Bieten Patienten mit<br />

vergrößerter Prostata eine<br />

umfangreiche Diagnostik,<br />

Beratung und Therapie an:<br />

Oberärztin Dr. Susan<br />

Foller, Klinikdirektor Prof.<br />

Marc-Oliver Grimm und<br />

Assistenzarzt Martin Keil<br />

(v. re.).<br />

Fotos: Szabó<br />

Urin- und Blutuntersuchungen sowie<br />

die Sonografie von Nieren, Harnblase<br />

und Prostata. „Die Patienten müssen<br />

Zeit mitbringen – und eine volle Blase“,<br />

so Professor Grimm. Denn ein wichtiger<br />

Bestandteil der Diagnostik sei die<br />

Harnstrahlmessung – auch Uroflowmetrie<br />

genannt. Sie gibt Auskunft darüber,<br />

ob die Entleerung der Blase durch eine<br />

blockierte Harnröhre gestört wird. Alle<br />

Untersuchungen können direkt in der<br />

Ambulanz der Klinik für Urologie stattfinden<br />

und bilden zusammen eine<br />

wichtige Grundlage für das individuelle<br />

Therapiekonzept.<br />

Was für den Patienten der richtige Weg<br />

ist, kann sehr unterschiedlich sein und<br />

hängt unter anderem von der Art der<br />

Beschwerden, der Größe der Prostata<br />

und den Begleiterkrankungen des<br />

Patienten ab: Wenn die Symptome nur<br />

gering sind und keine Komplikationen<br />

auftreten, können – je nach Beschwerden<br />

– verschiedene Medikamente helfen.<br />

„Wenn dies nicht ausreicht, sollte<br />

ein operativer Eingriff stattfinden“,<br />

so Keil. „Unbedingt behandelt werden<br />

sollten Komplikationen wie Harnverhaltungen,<br />

Harnstau, wiederholte<br />

Harnwegsinfektionen, Harnblasensteine<br />

oder prostatabedingte Blutungen.“<br />

Dafür stehen an der Klinik für<br />

Urologie eine ganze Reihe an Verfahren<br />

zur Verfügung.<br />

Ein Weg sind klassische Operationsverfahren,<br />

bei denen die Spezialisten<br />

Gewebe aus der Prostata mit Hilfe<br />

eines Endoskops durch die Harnröhre<br />

entfernen oder aber – bei sehr stark<br />

vergrößerter Prostata – über einen<br />

Zugang am Unterbauch. Eine schonende<br />

Methode, bei der das Gewebe mit<br />

Hilfe eines Grünlicht-Lasers verdampft<br />

wird, ist die Laservaporisation. Bei<br />

einer weiteren Behandlungsmethode<br />

werden die Patienten gemeinsam von<br />

den Urologen und den Radiologen des<br />

Universitätsklinikums Jena betreut: Bei<br />

der Prostata-Arterien-Embolisation<br />

werden Mikropartikel über die Leiste<br />

in die Prostata-Schlagader eingeführt,<br />

um die Blut- und Sauerstoffzufuhr zu<br />

unterbrechen. Dadurch bildet sich das<br />

Drüsengewebe zurück. „Diese risikoarme<br />

Methode eignet sich besonders<br />

für Patienten, die aufgrund von Begleiterkrankungen<br />

keine Narkose erhalten<br />

sollten“, so Keil. „Von sehr positiven<br />

Ergebnissen berichten uns unsere<br />

Patienten, die mittels Wasserstrahlablation<br />

behandelt wurden“, so Prof.<br />

Grimm. Bei diesem vor rund zwei Jahren<br />

etablierten Verfahren, entfernt ein<br />

gezielt eingesetzter Wasserstrahl den<br />

entsprechenden Bereich der Prostata.<br />

Anke Schleenvoigt<br />

KONTAKT<br />

Für einen Termin in unserer<br />

BPS-Sprechstunde wenden<br />

Sie sich bitte an:<br />

Poliklinik der Klinik für Urologie<br />

03641 9-32 99 32<br />

Urologie-Ambulanz@med.uni-jena.de<br />

03 | 21<br />

15


Breites Spektrum an Behandlungsoptionen<br />

Was den Leidensdruck bei einer gutartig vergrößerten Prostata lindern kann<br />

Chirurgische Möglichkeiten<br />

Das chirurgische Herauslösen des<br />

Prostatagewebes wird als Adenomenukleation<br />

bezeichnet. Das Verfahren<br />

kommt zum Einsatz, wenn das Prostatavolumen<br />

über 80 Milliliter liegt und<br />

daher nicht über die Harnröhre operiert<br />

werden kann. Das Verfahren ist<br />

außerdem geeignet, wenn beim Patienten<br />

Begleiterkrankungen vorliegen wie<br />

Leistenhernien, Harnblasensteine oder<br />

große Blasendivertikel, die ebenfalls<br />

behandelt werden müssen. Neben der<br />

klassischen offenen Operation bieten<br />

die Experten der Klinik für Urologie<br />

auch ein minimal-invasives roboterassistiertes<br />

Verfahren in so genannter<br />

Schlüssellochtechnik (laparoskopisch)<br />

an. Über kleineste Schnitte am Unterbauch<br />

erfolgt der Eingriff. Während<br />

der Operateur ein dreidimensionales,<br />

bis zu zwölffach vergrößertes Bild des<br />

Operationsgebietes sieht, überträgt<br />

das Robotersystem kleinste Hand- und<br />

Fingerbewegungen hochpräzise auf die<br />

Instrumente, mit denen das gutartige<br />

Prostatagewebe entfernt wird. Die Vorteile<br />

der minimal-invasiven Methode<br />

im Vergleich zur offenen Operation<br />

sind die hohe operative Genauigkeit,<br />

geringere Blutverluste und geringere<br />

Infektionsrisiken. Außerdem kann auf<br />

einen größeren Unterbauchschnitt<br />

verzichtet werden.<br />

Bei mehr als 1 200 Eingriffen haben die Urologen am <strong>UKJ</strong> das komplexe<br />

Roboter-Operationssystem bereits eingesetzt. Foto: Szabó<br />

Laser-Verdampfung<br />

Seit 2013 kommt in der Jenaer Urologie ein neues,<br />

schonendes Verfahren zum Einsatz: Mit dem<br />

„Green light Laser“ wird das Prostatagewebe über<br />

die Harnröhre vaporisiert, also verdampft. Angewendet<br />

wird das Verfahren bei Patienten mit einer<br />

kleineren bis mittelgroßen Prostata mit einem<br />

Volumen bis circa 60 Milliliter. Auch hierfür ist<br />

eine Narkose nötig. Dennoch ist der Eingriff deutlich<br />

schonender als eine chirurgische Resektion.<br />

Im Normalfall können Patienten die Klinik nach<br />

weniger als fünf Tagen verlassen. Das Verfahren<br />

kommt daher unter anderem für Risikopatienten<br />

(zum Beispiel bei Herzerkrankungen) mit Einnahme<br />

von blutverdünnenden Medikamenten zur<br />

Anwendung. Ein Nachteil des Verfahrens ist allerdings,<br />

dass es keine Möglichkeit bietet, Gewebe<br />

zur mikroskopischen Untersuchung zu gewinnen.<br />

Prof. Marc-Oliver Grimm setzt an seiner Klinik seit<br />

2013 das schonende Laser-Verfahren ein. Foto: Szabó<br />

16 03 | 21


TITELTHEMA<br />

Endoskopisches<br />

Verfahren<br />

Hochpräziser Wasserstrahl<br />

TURP steht für transurethrale<br />

Resektion der Prostata und ist seit<br />

Jahrzehnten das gängige Verfahren<br />

zur Therapie von Patienten mit<br />

einem benignen Prostatasyndrom<br />

und einer Prostatagröße bis etwa<br />

80 Millilitern. Mit Hilfe eines Endoskops,<br />

an dessen Ende sich eine<br />

Elektroschlinge befindet, wird das<br />

Prostatagewebe über die Harnröhre<br />

entfernt. Anschließend kann das<br />

entfernte Gewebe mikroskopisch<br />

untersucht werden.<br />

Nach dem Eingriff bleiben Patienten<br />

meist etwa vier Tage in der<br />

Klinik. Die Komplikationsrate des<br />

Verfahrens ist vergleichsweise<br />

gering. Trotz der Entwicklung neuerer<br />

Verfahren bleibt die Prostataresektion<br />

durch die Harnröhre der<br />

Goldstandard in der Behandlung<br />

von Patienten mit BPS.<br />

Die Wasserstrahldüse befindet sich an<br />

einem Endoskop. Foto: Klinik für Urologie<br />

Bei der Behandlung mit Hilfe eines<br />

Wasserstrahls („Aquablation“) werden<br />

zwei Verfahren miteinander kombiniert.<br />

Zunächst ermitteln die Mediziner<br />

mittels eines Ultraschalls den Bereich<br />

der Prostata, der entfernt werden soll.<br />

Zusätzlich kommt ein Endoskop zum<br />

Einsatz, mit dem das zuvor markierte<br />

Prostatagewebe mit Hilfe einer Wasserstrahldüse<br />

hochpräzise und vollautomatisch<br />

abgetragen wird. Dieser<br />

Eingriff ist sehr präzise und zudem<br />

deutlich schneller als bisherige Verfahren.<br />

Nach fünf bis zehn Minuten ist<br />

das Gewebe – selbst bei sehr großem<br />

Prostatavolumen – entfernt. Es bietet<br />

vor allem eine minimal-invasive<br />

Behandlungsoption für Patienten<br />

mit sehr großer Prostata, für die eine<br />

klassische transurethrale Resektion<br />

oder Laserung nicht in Frage käme. Die<br />

Verweildauer in der Klinik nach dem<br />

Eingriff beträgt etwa drei Tage.<br />

Verödung der Versorgungsgefäße<br />

In Kooperation mit dem Institut für Diagnostische<br />

und Interventionelle Radiologie<br />

wird die so genannte Prostata-<br />

Arterien-Embolisation (PAE) angeboten.<br />

Dabei werden über eine Punktion der<br />

Leistenarterien Mikrokügelchen in die<br />

Gefäße eingeführt, die die Prostata<br />

versorgen. Die Gefäße werden dadurch<br />

verschlossen, so dass die Prostata<br />

schrumpft und die Beschwerden nachlassen.<br />

Da es eine rechte und eine linke<br />

Prostataarterie gibt, wird in der gleichen<br />

Sitzung auch die jeweils andere<br />

Prostataarterie embolisiert.<br />

Dieser minimal-invasive Eingriff wird in<br />

örtlicher Betäubung ohne Vollnarkose<br />

durchgeführt. Während des gesamten<br />

Eingriffs sind die Patienten bei vollem<br />

Bewusstsein, so dass kein Narkoserisiko<br />

besteht. Während und nach dem<br />

Eingriff treten im Allgemeinen keine<br />

oder nur sehr geringe Schmerzen auf.<br />

Prof. Ulf Teichgräber, Direktor vom Institut<br />

für Diagnostische und Interventionelle<br />

Radiologie, bei einer Prostata-<br />

Arterien-Embolisation. Foto: Szabó<br />

03 | 21<br />

17


Tumoren in der Prostata entdecken<br />

Was MRT-Untersuchungen heute leisten können<br />

In die eine Hand den kleinen Ball, der<br />

im Notfall gedrückt werden kann, auf<br />

den Unterbauch die Empfangsspule,<br />

Kopfhörer als Lärmschutz für die<br />

Ohren: Nach wenigen Handgriffen<br />

haben Andrea Figuth und Andrea<br />

Kreutzmann den Patienten für seine<br />

Untersuchung vorbereitet. Die beiden<br />

Medizinisch-technischen Assistentinnen<br />

vom Institut für Diagnostische<br />

und Interventionelle Radiologie (IDIR)<br />

am <strong>UKJ</strong> geben dem 75-Jährigen noch<br />

einige beruhigende Worte mit, bevor er<br />

langsam mit den Füßen zuerst in das<br />

MRT-Gerät gefahren wird.<br />

Bei der MRT-Untersuchung – abgekürzt<br />

für Magnetresonanztomographie<br />

– können dank starker Magnetfelder<br />

Schnittbilder des menschlichen<br />

Körpers gemacht werden. Das Gerät<br />

kommt dabei ganz ohne belastende<br />

Röntgenstrahlung aus. Der Vorsorgetermin<br />

beim niedergelassenen<br />

Urologen hat Auffälligkeiten bei der<br />

Tastuntersuchung der Prostata gezeigt<br />

und auch der PSA-Wert war erhöht.<br />

PSA steht für das Prostataspezifische-<br />

Antigen – ein Eiweiß, das ausschließlich<br />

von Prostatazellen gebildet wird<br />

und sich im Blut messen lässt. Die<br />

MRT-Untersuchung soll nun Klarheit<br />

darüber bringen, ob der Patient an<br />

Prostatakrebs erkrankt sein könnte.<br />

Schon wenige Augenblicke später<br />

erscheinen auf den beiden großen<br />

Bildschirmen im Nachbarraum die<br />

ersten Aufnahmen. Mit diesen plant<br />

Andrea Figuth am Computer die weiteren<br />

diagnostischen Bilder. Das MRT-<br />

Gerät liefert Aufnahmen der Prostata<br />

in Schichten von oben nach unten,<br />

von rechts nach links und von hinten<br />

nach vorn. „Seitdem wir die Untersuchung<br />

multiparametrisch durchführen<br />

können, ist die MRT-Untersuchung der<br />

Prostata viel genauer geworden“, so<br />

Prof. Tobias Franiel. Gemeint ist, dass<br />

verschiedene Methoden der Bildgebung<br />

jetzt miteinander kombiniert<br />

werden können: solche für Aufnahmen<br />

der Anatomie einerseits mit funktionellen<br />

Methoden andererseits, die zum<br />

Beispiel die Bewegung von Teilchen im<br />

Gewebe messen. „Durch diese Kombination<br />

verschiedener Bildgebungssequenzen<br />

können wir deutlich mehr<br />

Karzinome finden, die klinisch relevant<br />

sind“, so Oberarzt Prof. Franiel. Also<br />

jene Tumoren, die potentiell Metastasen<br />

bilden und an denen Betroffene<br />

potentiell versterben können.<br />

Für wen kommt eine solche Untersuchung<br />

in Frage? Die im März <strong>2021</strong><br />

veröffentliche S3-Leitlinie empfiehlt<br />

allen Männern, die bisher nicht biopsiert<br />

wurden, eine MRT-Untersuchung.<br />

Bei einer Biopsie wird eine kleine<br />

Gewebemenge entnommen und<br />

18 03 | 21


TITELTHEMA<br />

Prof. Tobias Franiel analysiert zusammen mit der<br />

Medizinisch-technischen Assistentin Andrea Figuth die<br />

MRT-Aufnahmen einer Prostata. Fotos: Rodigast<br />

anschließend unter dem Mikroskop<br />

untersucht, um einen Krebsverdacht<br />

auszuräumen oder zu bestätigen. Für<br />

Männer, die schon mindestens einmal<br />

biopsiert worden sind, ohne dass<br />

ein Tumor festgestellt wurde, gilt vor<br />

einer erneuten Biopsie eine starke<br />

Empfehlung für eine vorherige MRT-<br />

Untersuchung der Prostata.<br />

Um den vielen Betroffenen Untersuchungstermine<br />

anbieten zu können, hat<br />

das Team am <strong>UKJ</strong> Abläufe überarbeitet,<br />

so dass die Dauer einer Untersuchung<br />

weiter verkürzt werden konnte. Mit<br />

dem drei Tesla starken MRT-Gerät ist<br />

eine Untersuchung mittlerweile nach<br />

15 bis 20 Minuten abgeschlossen.<br />

Wegen der Schnelligkeit werden die<br />

meisten Patienten mit diesem Gerät<br />

der neuesten Generation untersucht.<br />

Nur wenn beispielsweise Patienten mit<br />

Prothesen untersucht werden, kommt<br />

das 1,5-Tesla-Gerät wegen der geringeren<br />

Feldstärke zum Einsatz. Dann dauert<br />

die Untersuchung ein wenig länger.<br />

Gründe gegen eine MRT-Untersuchung<br />

gebe es kaum, so Prof. Franiel. „Außer,<br />

wenn beispielsweise der Herzschrittmacher<br />

nicht kompatibel ist.“ Früher<br />

sei die Angst vor engen Räumen einiger<br />

Patienten eine große Hürde gewesen.<br />

„Da die Röhre der neuesten Geräte<br />

kürzer ausfällt, und dadurch der Kopf<br />

während der Untersuchung meist herausschaut,<br />

haben wir dieses Problem<br />

so gut wie gar nicht mehr.“<br />

Die entstandenen Bilder richtig zu deuten,<br />

erfordert viel Erfahrung. Seit 2005<br />

widmet sich Prof. Franiel dieser Herausforderung,<br />

zuerst in Berlin an der<br />

Charité und seit 2013 am Universitätsklinikum<br />

Jena. „Am liebsten möchten<br />

die Patienten ihre Ergebnisse natürlich<br />

gleich nach der Untersuchung mitnehmen.“<br />

Doch die Bilder müssen zunächst<br />

nachverarbeitet werden. Aber noch am<br />

Tag der Untersuchung wird der Befund<br />

erstellt, an den niedergelassenen<br />

Urologen gefaxt, so dass dieser ihn<br />

am nächsten Tag mit dem Patienten<br />

besprechen kann.<br />

Wenn ein verdächtiger Bereich in der<br />

Prostata identifiziert wurde, können<br />

die MRT-Bilder für die Entnahme einer<br />

Probe in ein Ultraschallgerät eingelesen<br />

werden. „Wir arbeiten hier im Haus<br />

sehr eng mit unseren Urologen zusammen“,<br />

so Prof. Franiel. In deren Händen<br />

liegt dann auch die weitere Therapie.<br />

Anke Schleenvoigt<br />

Zahlen und Ursachen<br />

Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts erkranken in Deutschland jedes<br />

Jahr rund 61 200 Männer an Prostatakrebs. Damit ist es die häufigste Krebsart<br />

beim Mann. Das Durchschnittsalter bei der Erkrankung liebt bei 72 Jahren.<br />

Die Zellen der Prostata verändern sich, teilen sich unkontrolliert, bis sie ein<br />

Geschwulst bilden. Auch in benachbarte Gewebe und Organe können Tumorzellen<br />

wandern und Metastasen bilden.<br />

Was Prostatakrebs verursacht, ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig<br />

geklärt. Es gibt aber Hinweise, dass einige Faktoren das Erkrankungsrisiko<br />

deutlich erhöhen. Neben dem steigenden Alter ist dies eine familiäre Veranlagung,<br />

aber auch die Ernährungsweise: Neuere Studien zeigen, dass eine ausgewogene<br />

Ernährung mit viel Obst und Gemüse und wenig tierischen Fetten, ein<br />

gesundes Körpergewicht und regelmäßige Bewegung eine wesentliche Rolle<br />

spielen, um dem Krebs vorzubeugen. Testosteron und häufiger Geschlechtsverkehr<br />

sollen das Erkrankungsrisiko hingegen nicht erhöhen. Weil Prostatakrebs<br />

zu Beginn keine Beschwerden verursacht, spielt die Früherkennung<br />

eine wichtige Rolle. Schmerzen in der Prostata, Blut im Urin oder eine gestörte<br />

Entleerung der Blase und des Darms können Hinweise auf Prostatakrebs sein.<br />

03 | 21<br />

19


Wenn die Hormone nicht<br />

mehr im Gleichgewicht sind<br />

PD Dr. Christof Kloos, Leiter des Funktionsbereichs<br />

Endokrinologie an der KIM III, über den<br />

Einfluss von Testosteron beim Mann<br />

Welches Geschlechtshormon macht den Mann zum Mann?<br />

Prinzipiell sind die Hormone von Männern und<br />

Frauen identisch. Beide produzieren sowohl<br />

männertypische Hormone, wie Testosteron, als<br />

auch frauentypische, wie Östrogen – jedoch in<br />

unterschiedlichen Konzentrationen. Männer<br />

besitzen durchschnittlich etwa zehnmal so<br />

viel Testosteron im Körper wie Frauen – was<br />

zu dem typisch männlichen Körperbau führt,<br />

sich aber auch auf Verhaltensweisen auswirkt.<br />

Das Testosteron begünstigt beim Mann das<br />

Wachstum von Muskeln, führt zu einem niedrigeren<br />

Körperfettanteil, aber auch dazu, dass<br />

sich Fett vor allem im Bauchraum bildet. Bei<br />

Heranwachsenden sorgt es dafür, dass sich<br />

die männlichen Geschlechtsorgane und die<br />

Körperbehaarung entsprechend entwickeln.<br />

Außerdem steigert Testosteron das sexuelle<br />

Verlangen (Libido) – übrigens auch bei Frauen.<br />

Wie kann ein gestörter Testosteronhaushalt<br />

behandelt werden?<br />

Gettyimages - Jerome_Correia<br />

Die Art der Behandlung ist natürlich immer abhängig von der zugrundliegenden<br />

Ursache. Meist liegen Hormonstörungen beim Mann in seiner individuellen<br />

Lebensweise begründet: Starkes Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, starker<br />

Alkoholkonsum oder eine hohe psychische Belastung durch Stress im Beruf<br />

sind nur einige Faktoren, die auf Männer tendenziell häufiger zutreffen als auf<br />

Frauen – und die das männliche Hormonsystem negativ beeinflussen. Hier hilft es<br />

meist bereits, die Lebensweise umzustellen. Bei anderen Betroffenen mit längerem<br />

Libidoverlust und zusätzlichen Erektionsstörungen ist eine genauere Diagnostik<br />

notwendig – vor allem bei jüngeren Patienten unter 50 Jahren. Hier betrachten<br />

wir die bisherige körperliche Entwicklung und die Dauer der Beschwerden ganz<br />

genau: Wann trat die Pubertät ein? Gab es je Verletzungen im Genitalbereich? Sind<br />

männliche Körperproportionen, Bartwuchs oder Brustbildung vorhanden? Sind<br />

Veränderungen wie geänderte Körperproportionen mit längeren Beinen oder ein<br />

zurückgehender Bartwuchs vor allem in der letzten Zeit zu beobachten, liegt mit<br />

hoher Wahrscheinlichkeit ein Hormonmangel vor. Zeigen weitere Untersuchungen,<br />

dass das Geschlechtshormon noch nie in ausreichender Konzentration vorhanden<br />

war, ist dies meist in einer genetischen Störung begründet. Das kommt aber eher<br />

selten vor. Testosteronspritzen können hier helfen, ein normales Hormonlevel<br />

zu erreichen. Häufiger sind die Symptome hingegen mit Veränderungen an der<br />

Hirnanhangdrüse zu erklären, die die Hormonausschüttung stören. Helfen hier<br />

medikamentöse Therapien nicht, kann eine Operation notwendig sein.<br />

20 03 | 21


TITELTHEMA<br />

Kommen auch Männer in die<br />

„Wechseljahre“?<br />

Männer und Frauen sind nicht ein Leben lang dem immer<br />

gleichen Hormoncocktail ausgesetzt. Während sich der Hormonspiegel<br />

von Frauen im Laufe des Menstruationszyklus,<br />

mit einer Schwangerschaft oder der sogenannten Menopause<br />

verändert, ist die Konzentration der Botenstoffe bei Männern<br />

tageszeitabhängig: In den Morgenstunden wird viel Testosteron<br />

produziert, der Spiegel fällt dann allmählich über den Tag<br />

ab. Ein abrupter Abfall oder sogar einen Stopp der Produktion<br />

von Testosteron im Laufe eines Männerlebens, also eine sogenannte<br />

Andropause, gibt es hingegen nicht. Jedoch verändert<br />

sich die Rhythmik: Der Testosteronspiegel ist mit steigendem<br />

Alter über den Tag eher konstant.<br />

Interessant ist, dass sich die Konzentration der Geschlechtshormone<br />

nach der Menopause bei Männern und Frauen annähert.<br />

Da weniger Östrogen produziert wird, tritt die Wirkung<br />

des Testosterons auch bei Frauen im steigenden Alter in den<br />

Vordergrund: Sie verlieren ihre typisch weibliche Fettverteilung<br />

mit mehr Unterhautfettgewebe, sie werden kantiger<br />

und können sogar Bartwuchs bekommen. Da bei Männern<br />

die Wirkung des Testosterons auf das Gewebe im Alter eher<br />

nachlässt, verlieren sie hingegen an Muskelmasse und werden<br />

insgesamt fraulicher.<br />

Wie zeigt sich eine<br />

gestörte Testosteronkonzentration?<br />

Hier macht die Dosis das Gift, wie man<br />

so schön sagt – und der Zeitpunkt,<br />

wann die Hormone wirken. Wirkt<br />

Testosteron beispielsweise bereits<br />

beim ungeborenen Kind im Mutterleib<br />

nicht, dann zeigen sich sehr schnell<br />

deutliche Effekte auf den Körper. Das<br />

ungeborene Kind würde sich in diesem<br />

Fall körperlich zu einer Frau entwickeln,<br />

obwohl es von den Anlagen her<br />

eigentlich ein Mann ist. Das kommt<br />

aber nur sehr selten vor. Häufiger zeigen<br />

sich Hormonstörungen hingegen<br />

bei Männern im fortgeschrittenen<br />

Alter. Sie fühlen sich dann weniger fit<br />

und leistungsfähig oder haben weniger<br />

Lust auf Sex. Auch wenn dies für<br />

viele Betroffene kein Grund zur Kontrolle<br />

bei einem Arzt ist, kann ich nur<br />

empfehlen, die Symptome durchaus<br />

ernst zu nehmen und sie über einen<br />

längeren Zeitraum zu beobachten<br />

Welche Hormonstörungen treten am häufigsten auf?<br />

Was viele nicht wissen: Schilddrüsenfunktionsstörungen<br />

sind generell die häufigsten<br />

Hormonstörungen – sowohl beim Mann als<br />

auch bei der Frau. Wenn diese Störungen<br />

sehr ausgeprägt sind, dann können sie sich<br />

auch negativ auf die Geschlechtshormone<br />

auswirken. Deshalb sind regelmäßige<br />

Kontrollen sehr wichtig. Da Männer tendenziell<br />

weniger zum Hausarzt gehen als<br />

Frauen, werden die Störungen oft erst spät<br />

diagnostiziert, obwohl sie gut behandelt<br />

werden können. Übrigens sind Frauen weit<br />

häufiger von Schilddrüsenerkrankungen<br />

betroffen als Männer. Denn sie haben ein<br />

„schärferes“ Immunsystem – was Infektionen<br />

einerseits schneller bekämpfen kann,<br />

was sich andererseits aber auch häufiger<br />

gegen den eigenen Körper richten kann.<br />

Deshalb sind Frauen nicht nur häufiger<br />

von Schilddrüsenerkrankungen betroffen,<br />

sondern auch generell von Autoimmunerkrankungen<br />

oder rheumatischen Leiden.<br />

Anne Curth<br />

KONTAKT<br />

PD Dr. Christof Kloos<br />

Leiter des Funktionsbereichs Endokrinologie/<br />

Stoffwechselerkrankungen/Diabetes an der KIM III<br />

03641 9-32 43 41<br />

christof.kloos@med.uni-jena.de<br />

03 | 21<br />

21


Was Männerherzen schadet<br />

<strong>UKJ</strong>-Kardiologe Prof. Bernward Lauer über<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen beim Mann<br />

Prof. Bernward Lauer<br />

Foto: <strong>UKJ</strong><br />

Unterscheidet sich das Herz des<br />

Mannes vom Herz der Frau?<br />

Lauer: Im Grunde gibt es gar nicht so<br />

viele Unterschiede. Anatomisch gesehen,<br />

sind Männerherzen etwa größer<br />

und etwas schwerer als Frauenherzen.<br />

Das Herz eines Mannes wiegt durchschnittlich<br />

um die 300 Gramm und die<br />

Wände sind etwas dicker. Dies liegt zum<br />

einen daran, dass Männer im Durchschnitt<br />

etwas größer und schwerer sind<br />

als Frauen. Zum anderen sind Männerherzen,<br />

zum Teil bestimmt durch den<br />

Lebensstil, häufiger und früher als<br />

Frauenherzen mehr Risikofaktoren ausgesetzt.<br />

Wir wissen, dass Männer früher<br />

als Frauen einen hohen Blutdruck<br />

bekommen und häufiger an Diabetes<br />

erkranken. Hinzu kommt, dass Männer<br />

mehr rauchen und früher Übergewicht<br />

zeigen. Frauen profitieren weiterhin<br />

davon, dass ihr Herz bis zu den Wechseljahren<br />

durch das Hormon Östrogen<br />

„geschützt“ wird. Deshalb erkranken<br />

Männer im Vergleich zu Frauen häufiger<br />

und im früheren Lebensalter an<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen – oft noch<br />

im erwerbstätigen Alter, deutlich häufiger<br />

unter 60 Jahren. Und leider sterben<br />

Männer auch früher als Frauen an<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />

Was sind die häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

beim Mann?<br />

Lauer: Chronische Gefäßverkalkungen,<br />

Herzinfarkt, Angina Pectoris und Herzrhythmusstörungen,<br />

hier besonders<br />

das Vorhofflimmern zählen zu den<br />

häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />

Es gibt daneben noch eine ganze<br />

Reihe andere, teilweise auch angeborene<br />

Erkrankungen.<br />

Wenn Männer einen Herzinfarkt erleiden,<br />

treten bei ihnen häufiger die<br />

„klassischen“ Lehrbuch-Symptome auf<br />

wie ein heftiger Brustschmerz, der in<br />

den linken Arm, in die linke Halsseite<br />

oder bis in den Kiefer ausstrahlt. Manche<br />

beschreiben ihr Empfinden auch<br />

als eine Art „Gürtel um die Brust“.<br />

Etwa ein Drittel der Patienten geben<br />

bei einem Herzinfarkt keine Schmerzen<br />

an, sondern beispielsweise heftige<br />

Luftnot, die bereits in Ruhe oder<br />

bei geringster Belastung auftritt, so<br />

dass „Mann“ nicht mehr die Treppe<br />

hochkommt. All das führt dazu, dass<br />

bei Männern, wenn sie schon häufiger<br />

und früher einen Herzinfarkt bekommen<br />

als Frauen, dieser, wenn er eintritt,<br />

zumindest häufiger und früher korrekt<br />

erkannt wird und somit schneller<br />

behandelt wird als bei Frauen.<br />

Wie werden heutzutage Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

behandelt?<br />

Lauer: Medikamentöse Therapien sind<br />

ein wesentliches Mittel der Behandlung.<br />

In den vergangenen Jahren hat<br />

es hier viele neue Entwicklungen<br />

gegeben, sodass Patienten mit verschiedenen<br />

Herzerkrankungen besser<br />

behandelt werden können. So gibt es<br />

neue Medikamente für Patienten mit<br />

einer Herzschwäche, die dazu führen,<br />

dass diese Patienten besser belastbar<br />

sind und länger leben. Neben einer<br />

22 03 | 21


TITELTHEMA<br />

Gettyimages - alengo<br />

medikamentösen Therapie ist weiterhin<br />

ganz wichtig, die individuellen Risikofaktoren<br />

für eine Herzerkrankung<br />

zu reduzieren, wie etwa einen hohen<br />

Blutdruck und auch einen zu hohen<br />

Cholesterinspiegel, der ein weiterer<br />

großer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen beim Mann ist. Bei der<br />

Behandlung von erhöhten Cholesterinspiegeln<br />

gibt es neben Medikamenten<br />

in Tablettenform mittlerweile auch<br />

eine Therapie in Form einer Spritze.<br />

Bedeutend ist grundsätzlich immer<br />

ein gesunder Lebensstil. Vor allem<br />

gute Ernährung und Bewegung beugen<br />

eindeutig und sicher Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen vor.<br />

Worauf sollte Mann noch achten?<br />

Lauer: Ich rate allen Männern ab 50<br />

Jahren, zum Check-up zu gehen beziehungsweise<br />

einfach einmal das individuelle<br />

Risikoprofil überprüfen zu<br />

lassen. So kann bereits frühzeitig Risikofaktoren<br />

entgegengesteuert werden.<br />

Dringend zu empfehlen ist letztendlich<br />

jegliche Art von körperlicher Aktivität.<br />

Am besten sind Ausdauersportarten,<br />

aber auch jede andere Sportart oder<br />

Aktivität ist besser als keine. Aber es<br />

hilft schon viel, zu Fuß zu gehen und<br />

wenn die Treppe genutzt wird und<br />

nicht der Fahrstuhl. Das ist ein wichtiger<br />

Schritt in die richtige Richtung.<br />

Wichtig ist auch, dass man dabei Spaß<br />

und Freude hat, da sonst die Motivation<br />

im Laufe der Zeit nachlässt, was<br />

dann dazu führt, dass Mann wieder<br />

mit dem Sport aufhört. Und der Sport,<br />

den man früher mal gemacht hat, zählt<br />

heute (fast) nicht mehr. Kontinuität und<br />

„dabei bleiben“ ist von entscheidender<br />

Bedeutung.<br />

Und bei Schmerzen in der Brust oder<br />

plötzlicher Luftnot: GANZ WICHTIG:<br />

NICHT WARTEN, sondern den Notarzt<br />

rufen. Dass gezögert wird, passiert<br />

leider immer wieder, ist aber für den<br />

Ausgang entscheidend. Denn hier zählt<br />

jede Minute. Und generell möchte ich<br />

nochmal betonen: Man braucht keine<br />

Angst vor dem Arzt haben!<br />

Interview: Michelle Korneli<br />

KONTAKT<br />

Prof. Bernward Lauer<br />

Klinik für Innere Medizin I<br />

03641 9-32 41 13<br />

bernward.lauer@med.uni-jena.de<br />

Wie sollte „Mann“ sich<br />

ernähren?<br />

Die Kalorienmenge ist entscheidend.<br />

Eine gesunde und mediterrane<br />

Ernährung ist eine gute<br />

Basis. Ganz klar ist: Finger weg<br />

von gesüßten Erfrischungsgetränken.<br />

Das sind echte Dickmacher.<br />

Und auch die Fitness spielt<br />

eine Rolle. Schlank und schlapp<br />

ist aber beispielsweise nicht<br />

besser als etwas fülliger und fit.<br />

Schadet ein<br />

Bierbauch?<br />

Das viszerale Fett, auch bekannt<br />

als Bauchfett, ist tatsächlich<br />

„schlimmer“ als das Fett auf der<br />

Hüfte. Mit einem „Bierbauch“<br />

steigt das Risiko, eine Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln.<br />

Ich möchte dem Mann<br />

nicht jedes Bier vermiesen, aber<br />

auch hier gilt: Immer in Maßen<br />

(nicht Maßkrügen). Die Menge<br />

macht‘s.<br />

03 | 21<br />

23


Südost-Thüringen als Telemedizin-Modellregion<br />

Förderung für bessere medizinische Versorgung auf dem Land<br />

Der demographische Wandel<br />

erschwert die medizinische Versorgung<br />

im ländlichen Raum gleich<br />

doppelt: Wegen ihrer Altersstruktur<br />

ist die Bevölkerung hier nicht nur<br />

überdurchschnittlich von gesundheitlichen<br />

Problemen betroffen, es fehlt<br />

auch an einer für sie gut erreichbaren<br />

spezialisierten medizinischen Infrastruktur.<br />

Mit seinem Konzept für eine<br />

ganzheitliche Gesundheitsversorgung<br />

in strukturschwachen Regionen will<br />

das WeCaRe-Bündnis beide Probleme<br />

angehen und konnte damit auch im<br />

Förderwettbewerb „WIR! – Wandel<br />

durch Innovation in der Region“ des<br />

Bundesministeriums für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) überzeugen. Als<br />

eins von 23 Projekten wurde es für<br />

die sechsjährige Umsetzungsphase<br />

ausgewählt, die mit bis zu fünfzehn<br />

Millionen Euro gefördert wird.<br />

WeCaRe – das WIR!-e-Health Center<br />

for Acute and Chronic Diseases and<br />

Rehabilitation – ist ein Bündnis mit<br />

195 Partnern, darunter Unternehmen,<br />

Forschungseinrichtungen, Krankenkassen<br />

und Vereine. Das Team um<br />

den Mediziner Prof. Orlando Guntinas-<br />

Lichius vom <strong>UKJ</strong> und den Wirtschaftsgeographen<br />

Prof. Sebastian Henn von<br />

der Friedrich-Schiller-Universität Jena<br />

hat sich zum Ziel gesetzt, den Strukturwandel<br />

in den Thüringer Regionen<br />

südlich der Städte Erfurt, Weimar und<br />

Jena im Landkreis Weimarer Land,<br />

Saale-Holzland-Kreis, Ilm-Kreis, Saale-<br />

Orla-Kreis und Landkreis Saalfeld-<br />

Rudolstadt mit Hilfe von Digitalisierungslösungen<br />

in der medizinischen<br />

Versorgung voranzutreiben.<br />

Technologische Lösungen für<br />

Regionen mit Ärztemangel<br />

In der neunmonatigen Konzeptphase<br />

konnten die WeCaRe-Partner bereits<br />

48 innovative Projektideen erarbeiten,<br />

die bestehende Lücken im Netz<br />

der Gesundheitsversorgungsangebote<br />

der Region schließen helfen<br />

sollen. Dazu zählen zum Beispiel<br />

eine E-Health-Lösung für Menschen<br />

mit erhöhtem Demenz-Risiko, die<br />

auch die Angehörigen mit einbezieht,<br />

telemedizinische Ansätze zur präzisen<br />

sensorischen Erfassung von<br />

Lebensparametern oder neue Tools<br />

für die Kommunikation zwischen Patient,<br />

Notärzten, Rettungssanitäter und<br />

Notaufnahme im Krankenhaus. Es wird<br />

nun darum gehen, diese Projektideen<br />

umzusetzen.<br />

„Gerade im ländlichen Raum, wo<br />

Ärztemangel und eine überalterte<br />

Bevölkerungsstruktur besondere Herausforderungen<br />

an die Gesundheitsversorgung<br />

stellen, können bedarfsgerechte<br />

technologische Lösungen<br />

mit dem Fokus auf der ‚Intelligenten<br />

Sensorischen Telemedizin‘ den Strukturwandel<br />

maßgeblich vorantreiben.<br />

Wichtig dabei ist aber, dass die Menschen<br />

vor Ort mitgenommen werden<br />

und deren Akzeptanz für technologische<br />

Lösungen frühzeitig mitgedacht<br />

wird. Dies werden wir mit WeCaRe<br />

angehen“, Prof. Guntinas-Lichius.<br />

Dabei ist es ein zentrales Anliegen<br />

des WIR!-Förderprogramms, dass die<br />

Herausforderungen und Bedürfnisse<br />

der Region mit den hier vorhandenen<br />

Ressourcen an Wissen, Technik,<br />

Schöpfertum und Unternehmergeist<br />

24 03 | 21


AKTUELLES<br />

Mit Zuckertüten<br />

in die Ausbildung<br />

128 neue Auszubildende für das <strong>UKJ</strong><br />

Das WeCaRe-Team um Prof.<br />

Sebastian Henn und Prof. Orlando<br />

Guntinas-Lichius (v.re.) und knapp<br />

200 Bündnis-Partner wollen mit<br />

Förderung des BMBF Südost-Thüringen<br />

zur Telemedizin-Modellregion<br />

machen. Foto: WeCaRe-Agentur<br />

in Angriff genommen werden. „Mit den<br />

WeCaRe-Partnern aus Industrie, Wissenschaft<br />

und Zivilgesellschaft, von<br />

denen 85 Prozent aus Thüringen stammen,<br />

setzen wir ein starkes Signal für<br />

die Thüringer Innovationskraft. Durch<br />

die Verzahnung von Partnern aus den<br />

Bereichen Sensorik, IT und Gesundheitswirtschaft<br />

können wir bedarfsgerechte<br />

Lösungen für die Gesundheitsversorgungen<br />

entwickeln. Ziel ist es,<br />

Innovationspotenziale zu erschließen<br />

und dadurch die Region gemeinsam<br />

einem branchenübergreifenden Wandel<br />

zuzuführen“, so Prof. Henn.<br />

Weitere Partner sind im<br />

Bündnis willkommen<br />

Weitere Ausschreibungen für neue Projektideen<br />

sind geplant. Diese wenden<br />

sich ausdrücklich auch an Interessierte,<br />

die noch keine WeCaRe-Partner<br />

sind. Das Bündnis lädt Organisationen<br />

und Einzelpersonen zur Zusammenarbeit<br />

ein.<br />

Weitere Informationen finden Sie<br />

unter: www.wecare-agentur.de (km)<br />

Foto: Szabó<br />

Mit liebevoll gepackten Zuckertüten<br />

wurden die neuen Auszubildenden<br />

des <strong>UKJ</strong> auf ihren Start eingestimmt.<br />

In diesem Jahr zählt das Thüringer<br />

Universitätsklinikum 75 Azubis, die<br />

Pflegefachmann oder -frau werden<br />

wollen und damit so viele wie noch<br />

nie. Darüber hinaus beginnen 20<br />

Azubis die Pflegeausbildung mit Vertiefung<br />

Kinderkrankenpflege. Hinzu<br />

kommen acht Studierende für die<br />

Geburtshilfe und Hebammenkunde,<br />

zehn zukünftige Gesundheits- und<br />

Krankenpflegehelfer, sieben Medizinische<br />

Fachangestellte und zwei<br />

Zahnmedizinische Fachangestellte.<br />

Begrüßt wurden die Pflegeazubis<br />

vom stellvertretenden Pflegedirektor<br />

René Kelling: „Sie erwartet eine<br />

spannende und abwechslungsreiche<br />

Lehrzeit bei uns. Dafür sorgen unter<br />

anderem 13 verschiedene Einsatzbereiche.<br />

So hat jeder die Chance herauszufinden,<br />

welcher Pflegebereich<br />

passend ist.“ Drei Jahre lang wird der<br />

Nachwuchs zu den Fachkräften von<br />

morgen ausgebildet. Allein in der<br />

Pflegeausbildung sind 3 000 Stunden<br />

in der Praxis zu leisten, die sich mit<br />

Theoriephasen abwechseln. Wer eine<br />

Pflegeausbildung am <strong>UKJ</strong> beginne,<br />

habe beste Zukunftsaussichten. „Ziel<br />

ist, dass wir alle Absolventen übernehmen“,<br />

sagt Kelling.<br />

Auch in diesem Jahr bildet das <strong>UKJ</strong><br />

wieder fünf Medizinisch-Technische<br />

Operationsassistenten, kurz MTAO,<br />

aus. Sie lernen Schritt für Schritt<br />

die operativen Bereiche des Klinikums<br />

kennen, sind beteiligt an<br />

komplexen Operationen und können<br />

sich umfangreiches medizinisches<br />

Wissen aneignen. Darüber<br />

hinaus gibt es am <strong>UKJ</strong> auch einen<br />

neuen Auszubildenden in der IT,<br />

genauer einen Fachinformatiker für<br />

Anwendungsentwicklung.<br />

Um sie bestmöglich auf den Beruf<br />

vorzubereiten und die Qualität der<br />

verschiedensten Ausbildungsangebote<br />

zu sichern, wird der <strong>UKJ</strong>-<br />

Nachwuchs von examinierten Pflegekräften,<br />

Ausbildungsleitern und<br />

Praxisanleitern begleitet. So sollen<br />

die zukünftigen Fachkräfte optimal<br />

an die Anforderungen im Alltag, egal<br />

ob auf Station, in den Ambulanzen<br />

oder im OP vorbereitet werden.<br />

Jetzt bewerben für den nächsten<br />

Start der Pflegefachmann-Ausbildung<br />

(m/w/d): www.uniklinikum-jena.de/<br />

pflegeazubi.html. Michelle Korneli<br />

03 | 21<br />

25


AKTUELLES<br />

Long-COVID bei Kindern erforschen<br />

<strong>UKJ</strong>-Kindermediziner kooperieren in einem BMBF-Verbund<br />

Nach der Überwindung einer akuten<br />

SARS-CoV-2-Infektion können auch<br />

Kinder unter Spätfolgen leiden. Jedoch<br />

fehlen genaue Daten zur Long-COVID-<br />

Erkrankung, ebenso wie diagnostische<br />

und therapeutische Leitlinien oder<br />

spezielle Rehabilitationsprogramme<br />

für Kinder und Jugendliche. Das will<br />

ein Forschungsteam am Universitätsklinikum<br />

Jena, an der TU Ilmenau und<br />

der Universität Magdeburg im Projekt<br />

LongCOCid ändern. Als einziger von<br />

insgesamt zehn Verbünden, die vom<br />

Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) bei der Erforschung<br />

der COVID-19-Spätfolgen gefördert<br />

werden, widmet er sich speziell den<br />

Kindern.<br />

„Wir wollen zunächst ein umfassendes<br />

Bild der Erkrankung erhalten<br />

und katalogisieren dazu in unserer<br />

Long-COVID-Ambulanz systematisch<br />

die Beschwerdesymptomatik“, so Dr.<br />

Daniel Vilser. Der Kinderkardiologe und<br />

Oberarzt in der Klinik für Kinder- und<br />

Jugendmedizin des Universitätsklinikums<br />

Jena koordiniert den Verbund.<br />

In die Datensammlung fließen ebenso<br />

Ultraschalluntersuchungen von Herzund<br />

Lungenfunktion und Analysen<br />

der Gefäßfunktion am Augenhintergrund<br />

ein. Im Blut werden außerdem<br />

immunologische Marker und Stoffwechselprodukte<br />

erfasst, die auf eine<br />

Entzündung oder Abbauprozesse im<br />

Gehirn hinweisen könnten. Dr. Vilser:<br />

„Die Förderung ermöglicht uns die so<br />

dringende wissenschaftliche Aufarbeitung<br />

der Versorgungdaten aus unserer<br />

Ambulanz.“<br />

In einem weiteren Projektteil arbeitet<br />

das Team mit niedergelassenen Kinderärztinnen<br />

und -ärzten zusammen,<br />

um die Krankheitslast von Kindern<br />

nach einer SARS-CoV-2-Infektion zu<br />

erfassen. Sie wird mit der Belastung<br />

von Kindern verglichen, die an einer<br />

anderen Infektion erkrankt waren.<br />

Diese Kontrollgruppe dient der<br />

Abgrenzung der Post-COVID-Symptome<br />

von allgemeinen Folgen der Pandemie.<br />

Ziel des Forschungsteams ist es, mit<br />

fundierten Daten und Erkenntnissen<br />

über die Long-COVID-Erkrankung dazu<br />

beizutragen, spezielle Behandlungen<br />

für Kinder und Jugendliche sowie deren<br />

Rehabilitation zu etablieren.<br />

Uta von der Gönna<br />

Foto: Rodigast<br />

KONTAKT<br />

Dr. Daniel Vilser<br />

Klinik für Kinder- und Jugendmedizin<br />

03641 9-32 95 43<br />

Daniel.Vilser@med.uni-jena.de<br />

26 03 | 21


AKTUELLES<br />

Dr. Marc Hoffmann von der Stabsstelle<br />

Umweltschutz am <strong>UKJ</strong>, Naturschutzexpertin<br />

Helene Hennig und Claudia Schwartz-<br />

Hölbing haben vor der Aktion die Pflanzen<br />

markiert und gezählt. Fotos: Schleenvoigt<br />

Zweite Aktion für die Artenvielfalt<br />

<strong>UKJ</strong>-Mitarbeiter stechen wieder Orientalische Zackenschötchen aus<br />

Zum zweiten Mal haben <strong>UKJ</strong>-Mitarbeiter<br />

ihren Arbeitsplatz in Büros, Laboren<br />

und Behandlungsräumen für ein<br />

paar Stunden gegen die große Wiese<br />

im Drackendorfer Park getauscht. Hier<br />

haben sie mit langen Unkrautstechern<br />

Exemplare des Orientalischen Zackenschötchens<br />

entfernt.<br />

Seit der Renaturierung und Umgestaltung<br />

des <strong>UKJ</strong>-Geländes im Jahr 2016<br />

existiert hinter den Klinikgebäuden<br />

eine so genannte extensive Mähwiese:<br />

Zwei Mal im Jahr wird gemäht, ansonsten<br />

gedeiht die Vegetation ohne<br />

menschliche Eingriffe. Das Problem:<br />

Das äußerst fortpflanzungsfähige Orientalische<br />

Zackenschötchen hat sich<br />

bereits ausgebreitet und würde – lässt<br />

man der Entwicklung freien Lauf – in<br />

kurzer Zeit die einheimischen Arten<br />

weitgehend verdrängen.<br />

Die Pflanze kann bis zu zwei Meter in<br />

die Höhe wachsen und erinnert mit<br />

seinen gelben Blüten ein wenig an<br />

Raps. Sie wurde vermutlich im 18. Jahrhundert<br />

durch verunreinigtes Saatgut<br />

eingeschleppt. In Thüringen hat sie<br />

sich vor allem in den vergangenen<br />

40 Jahren sprunghaft vermehrt. Ein<br />

Grund ist die Vielzahl an Samen, die<br />

die Pflanze produziert, die dann durch<br />

Erdtransporte, Mähwerkzeuge, Tierfutter<br />

oder Tiere auch über größere<br />

Entfernungen verteilt werden können.<br />

Die Pflanze blüht nur für einen<br />

begrenzten Zeitraum, so Helene Hennig.<br />

„Auf einer artenreichen Wiese<br />

blühen hingegen zu unterschiedlichen<br />

Zeiten verschiedene Pflanzen,<br />

so dass Insekten und somit auch<br />

Vögel immer ausreichend Nahrung<br />

finden – so bleibt das Nahrungsnetz<br />

intakt.“ Die Expertin vom Verein Regionale<br />

Aktionsgruppe Saale-Holzland<br />

e.V. kümmert sich im Projekt „Management<br />

invasiver Neophyten in den<br />

FFH-Gebieten um Jena“ darum, dass<br />

sich eingeschleppte Pflanzen nicht<br />

weiter verbreiten und diese nicht in<br />

die Naturschutzgebiete rund um Jena<br />

eindringen. „Als direkter Nachbar zu<br />

einem Naturschutzgebiet müssen<br />

wir als Klinikum Rücksicht nehmen<br />

auf die dortige Artenvielfalt“, so Dr.<br />

Marc Hoffmann von der Stabsstelle<br />

Umweltschutz am <strong>UKJ</strong>. „Glücklicher<br />

Weise kann das <strong>UKJ</strong> bei Aktionen wie<br />

dieser auf den Erfahrungsschatz von<br />

Helene Hennig zurückgreifen.“ Bereits<br />

im Juni dieses Jahres hatte sie mit<br />

einigen Freiwilligen – darunter Mitglieder<br />

von Sielmanns Natur-Rangern und<br />

Anwohner – kurz vor der Mahd große<br />

Einzelpflanzen auf dem Gelände hinter<br />

den Klinikgebäuden entfernt.<br />

Die markierte Fläche, die die <strong>UKJ</strong>-Mitarbeiter<br />

jetzt bearbeitet haben, wurde<br />

im Frühsommer mit einer Drohne überflogen<br />

und in vielen Einzelaufnahmen<br />

fotografisch erfasst. Nach der jetzigen<br />

Aktion soll erneut ein Drohnenflug<br />

stattfinden, um den Erfolg der Aktion<br />

auszuwerten. Bereits beim ersten Aktionstag<br />

im vergangenen Jahr stand fest,<br />

dass sich das Orientalische Zackenschötchen<br />

nicht durch eine einmalige<br />

Aktion beseitigen lässt. In einem Versuchsstreifen,<br />

in dem vor einem Jahr<br />

170 Pflanzen gezählt wurden, waren<br />

es vor der jetzigen Aktion nur noch 25.<br />

„Schon heute zeigt sich, dass sich der<br />

Einsatz gelohnt hat“, so Dr. Hoffmann,<br />

der weitere Aktionen plant, um die<br />

Ausbreitung des Zackenschötchens<br />

weiter einzudämmen.<br />

Anke Schleenvoigt<br />

03 | 21<br />

27


AKTUELLES<br />

Ein Fachgebiet, das Linderung verschafft<br />

Professor Elsner nach mehr als zwei Jahrzehnten am <strong>UKJ</strong> verabschiedet<br />

mitbestimmt und sich als Lehrer für<br />

den ärztlichen und wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs engagiert hat.<br />

ist der Dermatologe zudem Mitglied<br />

des Wehrmedizinischen Beirats beim<br />

Bundesverteidigungsministerium.<br />

Prof. Peter Elsner<br />

Foto: Hellmann<br />

24 Jahre lang prägte Professor Peter<br />

Elsner die Dermatologie am <strong>UKJ</strong>. Als<br />

großes wissenschaftliches Dankeschön<br />

ist er nun mit einem Symposium<br />

verabschiedet worden. Professor Dr.<br />

Thomas Kamradt, Dekan und Wissenschaftlicher<br />

Vorstand am <strong>UKJ</strong>, dankte<br />

dem Dermatologen im Namen des Klinikums<br />

und der Fakultät für mehr als<br />

zwei Jahrzehnte, in denen er die Hautklinik<br />

erfolgreich geleitet, als Wissenschaftler<br />

die Entwicklung der Fakultät<br />

Der aus Baden-Württemberg stammende<br />

Elsner studierte Humanmedizin<br />

in Würzburg und leistete nach der Promotion<br />

den Wehrdienst als Truppenund<br />

Standortarzt ab. Nach der Facharztweiterbildung<br />

in der Dermatologie<br />

und Allergologie habilitierte er sich<br />

und forschte anschließend mit einem<br />

DFG-Stipendium an der University of<br />

California in San Francisco. Nach einer<br />

leitenden Tätigkeit in der Dermatologischen<br />

Klinik des Universitätsspitals<br />

Zürich übernahm er 1997 den Lehrstuhl<br />

für Dermatologie und Venerologie und<br />

die Funktion des Direktors der Klinik<br />

für Hautkrankheiten in Jena.<br />

Den Schwerpunkt seiner Forschungsaktivitäten<br />

legte Professor Elsner vor<br />

allem auf die evidenzbasierte Dermatologie,<br />

die Hautphysiologie, die<br />

Berufsdermatologie und Allergologie<br />

sowie seltene Dermatosen. Die Ergebnisse<br />

seiner Arbeit wurden in mehr<br />

als 700 Originalarbeiten, mehr als 20<br />

Büchern sowie mehr als 1 000 Vorträgen<br />

und Postern veröffentlicht.<br />

Professor Elsner engagiert sich in<br />

zahlreichen Fachgesellschaften, unter<br />

anderem seit 2001 als Mitglied des<br />

Vorstands der Deutschen Dermatologischen<br />

Gesellschaft (DDG) und seit<br />

2003 als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft<br />

für Berufs- und Umweltdermatologie<br />

in der DDG. Seit 2007<br />

„Wir konnten Sie als innovativen Wissenschaftler,<br />

engagierten Hochschullehrer,<br />

empathischen Arzt und aktives<br />

Mitglied unserer Fakultät kennenlernen“,<br />

betonte Professor Kamradt<br />

auf dem Abschiedssymposium. „Als<br />

Mitglied der Kommission für Struktur<br />

und Personal und als Mitglied des<br />

Fakultätsrates in mehreren Amtsperioden<br />

haben Sie unsere Entwicklung diskussionsreich,<br />

aber immer konstruktiv<br />

begleitet.“ Professor Elsner engagierte<br />

sich in der Landesgruppe Thüringen<br />

des Deutschen Hochschulverbandes<br />

und war dabei insbesondere an der<br />

Novellierung des Thüringer Hochschulgesetzes<br />

beteiligt. Mit großer Achtung<br />

und Anerkennung begegnete Professor<br />

Elsner seinen Mitarbeitern und Schülern.<br />

55 Promotionsverfahren und<br />

sechs Habilitationen hat er erfolgreich<br />

begleitet.<br />

Klinisch legte er seine Schwerpunkte<br />

auf die Allgemeine Dermatologie,<br />

Dermatotherapie, Photodermatologie,<br />

Dermatologische Onkologie, Dermatohistologie,<br />

Allergologie, Berufsdermatologie<br />

sowie die Tropen- und<br />

Reisedermatologie. Die Dermatologie,<br />

so formulierte es Professor Elsner<br />

selbst einmal, sei eine wundervolle<br />

Fachrichtung, die Patientinnen und<br />

Patienten auf der ganzen Welt Linderung<br />

verschafft.<br />

(vdg/as)<br />

28 03 | 21


AKTUELLES<br />

120 forschende Medizinerinnen und Mediziner<br />

trafen sich zum fachlichen Austausch – 70 live vor<br />

Ort in Jena, 50 online zugeschaltet. Foto: Szabó<br />

Forschende in der Medizin vernetzen sich<br />

Clinician Scientists aus Jena luden zum Netzwerk-Symposium ein<br />

120 forschende Ärztinnen und Ärzte – sogenannte Clinician<br />

Scientists – aus 20 medizinischen Fakultäten und Universitätskliniken<br />

kamen zum Netzwerken zusammen: 70 von<br />

ihnen vor Ort in den Jenaer Rosensälen, 50 waren online<br />

zugeschaltet. 2019 fand die Premiere dieser Veranstaltung<br />

in Würzburg statt, in diesem Jahr waren die Kolleginnen<br />

und Kollegen aus den Nachwuchsförderprogrammen des<br />

<strong>UKJ</strong> federführend in der Organisation – zurzeit werden hier<br />

mehr als 50 junge Medizinerinnen und Mediziner in ihrer<br />

wissenschaftlichen Karriere unterstützt.<br />

Das Motto „Netzwerken in der Wissenschaft – Herausforderungen<br />

und Lösungen“ setzten die Organisatoren in ganz<br />

verschiedenen Formen um: Zwei Keynote Lectures, zehn<br />

wissenschaftliche Vorträge, zwei Postersessions sowie<br />

ein Methodencafé regten zum Austausch der Forschenden<br />

aus unterschiedlichen Fachbereichen an. Bei Letzterem<br />

diskutierten die Teilnehmenden in Kleingruppen über Forschungsmethoden<br />

und Erfahrungen in den Kategorien: in<br />

vitro und in vivo Modelle, Imaging, Genomics, molekulare<br />

Methoden sowie klinische Studien/Modelle. Zur weiteren<br />

Vernetzung wurde eine Datenbank der Methoden und Forschungsthemen<br />

angelegt, um den Austausch auch nach dem<br />

Treffen zu ermöglichen.<br />

Auf dem Symposium wurde zudem die Gründung einer<br />

Arbeitsgruppe „Clinician Scientists“ initiiert, die sich die<br />

fakultätenübergreifende Vernetzung zum Ziel gesetzt hat<br />

und die Belange der Clinician Scientists bündeln und in<br />

den verschiedenen Gremien anbringen möchte. Während<br />

des Symposiums wurden mehrere Preise vergeben. Der<br />

Publikumspreis für den besten Vortrag ging an Dr. Janine<br />

Zöllkau. Die Assistenzärztin in der Geburtsmedizin am <strong>UKJ</strong><br />

und Kollegiatin im IZKF Clinician Scientist-Programm sprach<br />

über ihr Projekt „Microbiome analysis in Obstetrics“.<br />

Lobende Worte für das große Engagement<br />

„Die vielen Stunden der Planung haben sich mehr als<br />

gelohnt“, so Dr. Irina Mäurer aus dem Organisationsteam.<br />

Das überaus positive Feedback der Teilnehmenden sowie<br />

die intensive, gute Zusammenarbeit im Team während der<br />

Vorbereitungsphase werde sie besonders in Erinnerung<br />

behalten, so die Assistenzärztin in der Neurologie und Kollegiatin<br />

im Else Kröner-Forschungskolleg AntiAge. Lobende<br />

Worte über das große Engagement der Clinician Scientists,<br />

die das Symposium nach Jena gebracht hatten, fand Prof.<br />

Dr. Regine Heller. Die neue Prodekanin für Nachwuchsförderung<br />

an der Medizinischen Fakultät leitet das Interdisziplinäre<br />

Zentrum für Klinische Forschung (IZKF), unter dessen<br />

Schirmherrschaft das Symposium ausgerichtet wurde. Der<br />

Medizinische Vorstand, Prof. Dr. Otto W. Witte, ergänzte, dass<br />

das <strong>UKJ</strong> als Standort ein wichtiges Zeichen in der klinischen<br />

Forschung gesetzt habe.<br />

(km)<br />

03 | 21<br />

29


HEILEN<br />

Teamwork: Oberärztin Dr. Claudia Thomas (li.),<br />

Fachärztin Dr. Anne Schirrmeister (re.) und Mohammed<br />

Younos – alle von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin,<br />

Dr. Barbara Schmidt, Hypnose-Forscherin am Institut für<br />

Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie (Mitte) und<br />

Dr. Katharina Geißler, Oberärztin an der HNO-Klinik (2.v.re.). Fotos: Rodigast<br />

Ein affenstarker Freund für kleine Patienten<br />

Comic-Äffchen Manchu begleitet Kinder in der HNO-Klinik am <strong>UKJ</strong><br />

„Hallo, ich bin Manchu, der abenteuerliche<br />

Affe, der in der Klinik lebt.“ Mit diesen<br />

Worten begrüßt der kleine Affe, der<br />

bereits im Narkose-Aufklärungscomic<br />

die Hauptrolle spielt, jetzt die Kinder<br />

vor Operationen am <strong>UKJ</strong> auch akustisch<br />

mit einem Hörtext. Er ist Teil der Studie<br />

„HypnoChild“. Sie untersucht, wie eine<br />

bessere Aufklärung Angst vor einer<br />

Operation reduzieren kann. Experten<br />

der Klinik für Anästhesiologie und<br />

Intensivmedizin, der Klinik für Hals-,<br />

Nasen- und Ohrenheilkunde sowie des<br />

Instituts für psychosoziale Medizin,<br />

Psychotherapie und Psychoonkologie<br />

am <strong>UKJ</strong> setzen damit gemeinsam mit<br />

„Sandruschka“, der Weimarer Illustratorin<br />

Sandra Bach, eine Studie zur Aufklärung<br />

von Eltern und Kindern mithilfe<br />

eines Comics aus dem Jahr 2018 fort. In<br />

diesem Comic begleitet Äffchen Manchu<br />

den kleinen Jungen Konrad auf<br />

seinem Weg zum Eingriff am <strong>UKJ</strong> und<br />

stellt dabei alle notwendigen Abläufe<br />

und Mitarbeiter am Klinikum vor.<br />

„Mit der ersten Studie zum Comic konnten<br />

wir belegen, dass das kindgerecht<br />

aufbereitete Medium Vertrauen bei<br />

Kindern und Eltern geschafft und damit<br />

nicht nur die Angst vor dem Eingriff,<br />

sondern auch die Schmerzen danach<br />

reduziert hat“, so Dr. Claudia Thomas,<br />

Oberärztin an der Klinik für Anästhesiologie<br />

und Intensivmedizin am <strong>UKJ</strong>. Deshalb<br />

ist der Comic auch nach Abschluss<br />

der Studie weiter im Einsatz: Jedes Kind<br />

am <strong>UKJ</strong> wird nun damit vor einem Eingriff<br />

aufgeklärt. Außerdem begleitet<br />

Comic-Äffchen Manchu die Kinder am<br />

Uniklinikum nun auch an Wänden und<br />

Decken von der Aufklärungsambulanz<br />

über die Schleuse zum OP bis hin zum<br />

Aufwachraum nach dem Eingriff.<br />

„Mit der neuen Studie möchten wir<br />

untersuchen, ob Patienten mithilfe<br />

einer hypnotherapeutischen Intervention<br />

zusätzlich zum Comic noch<br />

besser aufgeklärt werden können“,<br />

sagt Dr. Anne Schirrmeister, Fachärztin<br />

an der Klinik für Anästhesiologie und<br />

Intensivmedizin. Dafür betrachten die<br />

Jenaer Experten drei- bis sechsjährige<br />

Patienten, die am <strong>UKJ</strong> eine Adenotomie<br />

oder eine Tonsillotomie erhalten.<br />

„Beide Eingriffe, sowohl die Entfernung<br />

der Polypen, als auch die Entfernung<br />

der Gaumenmandeln, sind die wohl<br />

häufigsten Eingriffe im Kindesalter“,<br />

so Dr. Katharina Geißler, Oberärztin<br />

an der Jenaer HNO-Klinik. Etwa fünf<br />

bis zehn Eingriffe dieser Art finden<br />

pro Woche am <strong>UKJ</strong> statt. „Die Kinder<br />

befinden sich im „magischen Alter“<br />

und profitieren damit am meisten von<br />

der comic-haften Gestaltung. Die recht<br />

kleine Altersspanne ermöglicht zudem<br />

eine gute Vergleichbarkeit.“<br />

Alle Patienten der Zielgruppe erhalten<br />

vor ihrem Eingriff den Narkose-Comic<br />

mit einem speziellen HNO-Einleger<br />

zur Vorbereitung. Außerdem hat die<br />

Hälfte der in die Studie eingeschlossenen<br />

Kinder die Möglichkeit, zusätzlich<br />

30 03 | 21


HEILEN<br />

ein hypnotherapeutisches Hörbuch<br />

anzuhören. „Mit diesem Hörtext versuchen<br />

wir, die Bewertung des Eingriffs<br />

positiv zu beeinflussen,“ so Dr.<br />

Barbara Schmidt, Hypnose-Forscherin<br />

am Institut für Psychosoziale Medizin,<br />

Psychotherapie und Psychoonkologie<br />

am <strong>UKJ</strong>. „Kinder und ihre Eltern sollen<br />

die Operation nicht als traumatisches<br />

Erlebnis fürchten, sondern als ein<br />

aufregendes Abenteuer wahrnehmen.“<br />

Deshalb werden im Text die Abläufe<br />

in der Klinik mit Erfahrungen verglichen,<br />

die die Kinder bereits selber<br />

gemacht haben, beispielsweise bei<br />

einem Urlaubsflug oder die sie aus<br />

dem Narkose-Comic kennen. „Dabei<br />

ist es wichtig, Angst und Schmerz zu<br />

thematisieren, ohne die Begriffe direkt<br />

zu nutzen. Denn nutzt man sie, werden<br />

die zugehörigen Emotionen auch<br />

ausgelöst“, weiß Dr. Schmidt. Zwei<br />

begleitende Masterarbeiten und eine<br />

Doktorarbeit untersuchen die Wirksamkeit<br />

der hypnotherapeutischen<br />

Intervention. Hierfür wird nicht nur die<br />

Angst der Eltern am Tag vor dem Eingriff<br />

mittels Fragebogen erfasst, sondern<br />

auch das Verhalten der Kinder in der<br />

Schleuse unmittelbar vor dem Eingriff<br />

beobachtet. Außerdem erheben die<br />

Forscher das postoperative Befinden<br />

am Tag nach dem Eingriff. Und die ersten<br />

Ergebnisse sind vielversprechend.<br />

„Bisher haben wir viel positives Feedback<br />

von Kindern und Eltern erhalten“,<br />

so Dr. Schmidt. „Manche Kinder hören<br />

den Hörtext mehrfach – auch nach<br />

dem Eingriff – und freuen sich sogar<br />

auf den Eingriff.“ Insgesamt sollen 80<br />

Kinder in die Studie eingeschlossen<br />

werden – 40 davon werden neben dem<br />

Narkose-Comic auch mithilfe des Hörtextes<br />

aufgeklärt.<br />

„Mit der Erweiterung unserer Studie<br />

können wir unserem Ziel, ein noch<br />

kinderfreundlicheres Krankenhaus zu<br />

werden, einen weiteren Schritt näherkommen“,<br />

ist sich Dr. Thomas sicher.<br />

Anne Curth<br />

Hintergrund zur Comic-Studie<br />

Kinder haben vor Operationen oft Angst<br />

und möchten sich nicht von ihren Eltern<br />

trennen. Doch wie kann die Angst vor<br />

einer Operation reduziert werden? Und<br />

unterstützt eine bessere Aufklärung<br />

dabei, die Schmerzen nach einem Eingriff<br />

zu verringern? Um diese Fragen<br />

wissenschaftlich zu untersuchen, hat<br />

die Arbeitsgemeinschaft Kinderanästhesiologie<br />

am <strong>UKJ</strong> einen Comic zur<br />

Aufklärung vor Operationen entwickelt.<br />

eines standardisierten Narkoseaufklärungsbogens<br />

aufgeklärt wurden,<br />

erhielten die Patienten der Comic-<br />

Gruppe zusätzlich den Comic. Die<br />

Studie zeigte deutliche Ergebnisse:<br />

Insgesamt haben sowohl die Eltern<br />

als auch die Kinder den Comic als<br />

sehr hilfreich erachtet, um sich auf die<br />

Operation vorzubereiten. Die Angst der<br />

Kinder, die mit dem Comic aufgeklärt<br />

wurden, vor dem Eingriff, war deutlich<br />

geringer als bei der Vergleichsgruppe.<br />

Außerdem konnte auch eine Tendenz<br />

zu geringeren Schmerzen nach dem<br />

Eingriff bei der Comic-Gruppe nachgewiesen<br />

werden.<br />

241 Kinder im Alter von 3 bis 12 Jahren,<br />

die sich im Zeitraum von August<br />

2016 bis August 2018 einer Operation<br />

in der HNO-Klinik beziehungsweise<br />

Kinderchirurgie am <strong>UKJ</strong> unterziehen<br />

mussten, wurden in der zugehörigen<br />

Studie betrachtet. Während die Patienten<br />

der Kontrollgruppe mithilfe<br />

03 | 21<br />

31


FORSCHEN<br />

Die Müttergesundheit langfristig im Blick<br />

Neue Professorin für Geburtsmedizin und maternale Gesundheit<br />

Es ist die Vielseitigkeit, die Tanja Groten an der Frauenheilkunde<br />

und besonders der Geburtsmedizin schätzt:<br />

„Da ist alles drin, wir kümmern uns um gesunde Frauen,<br />

um Schwangere mit chronischen Erkrankungen und um<br />

Patientinnen, die in der Schwangerschaft erkranken. Dabei<br />

nutzen wir viele medizinische Teilgebiete, wie zum Beispiel<br />

Endokrinologie und Kardiologie oder die Gefäßambulanz“,<br />

so die neu ernannte Professorin für Geburtsmedizin und<br />

maternale Gesundheit am <strong>UKJ</strong>. Die an der Klinik für Geburtsmedizin<br />

neu eingerichtete Professur widmet sich neben der<br />

allgemeinen Geburtshilfe vor allem den Patientinnen unter<br />

den Schwangeren.<br />

Die Oberärztin und stellvertretende Klinikdirektorin ist nicht<br />

nur Gynäkologin, sondern auch Diabetologin und leitet das<br />

Kompetenzzentrum Diabetes und Schwangerschaft am<br />

<strong>UKJ</strong>. In ihm kümmert sich ein interdisziplinäres Team um<br />

schwangere Diabetikerinnen und um Frauen, deren Zuckerstoffwechsel<br />

in der Schwangerschaft aus den Fugen gerät.<br />

Ein solcher Gestationsdiabetes tritt in fast jeder zehnten<br />

Schwangerschaft auf; die Hälfte der Schwangeren mit<br />

Zuckerstoffwechselstörung entwickelt später auch einen<br />

Typ-2-Diabetes. „Dieses Risiko kann durch eine gute Behandlung<br />

und Beratung in der Schwangerschaft und in den Jahren<br />

danach gesenkt werden. Deshalb geht es uns nicht nur um<br />

Prof. Tanja Groten. Foto: Rodigast<br />

die Behandlung des Gestationsdiabetes mit dem Ziel, die<br />

Kinder vor den Folgen des ‚zu viel‘ an Zucker im Mutterleib<br />

zu schützen, sondern auch um die langfristige Nachsorge<br />

für die Mütter, die wir mit den Hausärzten gemeinsam etablieren<br />

wollen“, betont Groten.<br />

Ihr wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt auf der Erforschung<br />

und besseren Behandlung von Schwangerschaftskomplikationen,<br />

die mit einer gestörten Funktion der<br />

Plazenta in Zusammenhang stehen. Eine Unterfunktion<br />

der Plazenta kann zu einer Mangelversorgung und verlangsamten<br />

Entwicklung des Kindes führen. Manchmal ist eine<br />

solche Minderdurchblutung der Plazenta von erhöhtem<br />

Blutdruck und Gefäßproblemen bei der Mutter begleitet,<br />

was in die Schwangerschaftserkrankung Präeklampsie münden<br />

kann. „Wir vermuten, dass die Kommunikation zwischen<br />

der Plazenta und dem Endothel der Mutter auf molekularer<br />

Ebene gestört ist“, so Groten. Mit ihrer Arbeitsgruppe im<br />

Plazentalabor untersucht sie die Funktion des Gewebes in<br />

den mütterlichen Gefäßen. Neue Forschungsprojekte zur<br />

Analyse von Altersmakern in der Plazenta oder den Alternsprozessen<br />

des Endothels stehen in den Startlöchern.<br />

Neben der Erforschung der Krankheitsmechanismen<br />

möchte Tanja Groten auch die langfristige Betreuung und<br />

Nachsorge von Müttern mit Präeklampsie und verzögertem<br />

Wachstum des Babys verbessern. Diese Frauen erkranken<br />

überdurchschnittlich oft an Herzinfarkt oder Schlaganfall,<br />

und das bereits in den ersten 20 Jahren nach der Schwangerschaft.<br />

Für sie gibt es bisher keine etablierten Nachsorgeprogramme,<br />

obwohl sie seit längerem als Risikokollektiv<br />

erkannt sind. „Hier liegt mir der Aufbau einer Struktur für die<br />

individualisierte Nachsorge in Zusammenarbeit mit unseren<br />

Kardiologen sehr am Herzen“, so Groten.<br />

Die Medizinerin wechselte nach dem Studium und der Promotion<br />

in ihrer Geburtsstadt Aachen an die Universitätsfrauenklinik<br />

Ulm und absolvierte dort die Weiterbildung zur<br />

Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe. Sie forschte<br />

mit einem DFG-Stipendium zwei Jahre an der Northwestern<br />

University Chicago und als Gastwissenschaftlerin an der<br />

Medizinischen Universität Graz. Seit 2008 arbeitet Tanja<br />

Groten am <strong>UKJ</strong> und habilitierte sich hier. Wegen des attraktiven<br />

Forschungsumfelds an der Jenaer Unigeburtsmedizin<br />

lehnte sie für die Professur den Ruf auf einen Lehrstuhl an<br />

der Uni Bonn ab.<br />

Uta von der Gönna<br />

32 03 | 21


FORSCHEN<br />

Heisenbergprofessorin erforscht Ionenkanäle<br />

Prof. Dr. Indra Schröder leitet Arbeitsgruppe Biophysik von Ionenkanälen<br />

Als „U-Boote des Wissens“ bezeichnete<br />

der Biochemiker Ernst-Ludwig Winnacker<br />

die Viren, weil sich an ihnen,<br />

reduziert auf das absolut Wesentliche,<br />

grundlegende Prozesse der Zellbiologie<br />

studieren lassen. In diesem Sinne<br />

nutzt Indra Schröder Ionenkanäle, die<br />

in Viren vorkommen, um daran die<br />

Struktur-Funktionsprinzipien dieser<br />

kleinsten Poren in den Zellmembranen<br />

zu untersuchen. Die 43-jährige Biophysikerin<br />

hat seit September eine von der<br />

Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) geförderte Heisenberg-Professur<br />

für Biophysik der Ionenkanäle an der<br />

Friedrich-Schiller-Universität Jena inne<br />

und erklärt: „Ionenkanäle verknüpfen<br />

in unserem Körper chemische und<br />

elektrische Informationen und spielen<br />

damit eine Schlüsselrolle für Stoffund<br />

Signaltransporte.“ Die detaillierte<br />

Kenntnis ihrer Funktion bietet wichtige<br />

Ansatzpunkte für das Verständnis von<br />

Krankheitsmechanismen.<br />

Ionenkanäle sind Proteinmoleküle, die<br />

aus mehreren Untereinheiten aufgebaut<br />

sind; aufgrund elektrischer oder<br />

chemischer Signale ändert sich deren<br />

Prof. Indra Schröder. Foto: Szabó<br />

Struktur. Um den Virenkanälen und<br />

auch viel komplexer strukturierten,<br />

klinisch relevanten Kanalproteinen<br />

beim Öffnen und Schließen zuschauen<br />

zu können, nutzt die Wissenschaftlerin<br />

ausgefeilte elektrophysiologische<br />

Methoden, sie baut künstliche Zellmembranen<br />

und misst mit Mikrometer-feinen<br />

Elektroden den durch einen<br />

Kanal fließenden Strom. Eine besondere<br />

methodische Herausforderung<br />

für die Messungen ist die Geschwindigkeit<br />

des Schaltprozesses. „Wir erreichen<br />

im Idealfall eine Zeitauflösung<br />

bis in den Nanosekundenbereich“,<br />

so die Professorin, „diese Messdaten<br />

ergänzen wir durch Zusammenarbeit<br />

mit theoretisch arbeitenden Gruppen,<br />

um aus deren moleküldynamische<br />

Simulationsrechnungen statistische<br />

Vorhersagen treffen zu können.“<br />

Indra Schröder studierte Physik an der<br />

Christian-Albrechts-Universität in Kiel<br />

und forschte bereits als Doktorandin<br />

am dortigen Institut für Angewandte<br />

Physik und Zentrum für Biochemie<br />

und Molekularbiologie an Ionenkanälen.<br />

Nach ihrer Promotion arbeitete<br />

sie als PostDoc an der TU Darmstadt<br />

und anderthalb Jahre lang an der Universität<br />

Mailand. In Darmstadt habilitierte<br />

sie sich mit der hochaufgelösten<br />

Analyse des Schaltverhaltens von<br />

Ionenkanälen für die Fächer Biophysik<br />

und Zellbiologie. An der TU Darmstadt<br />

leitete sie eine eigene Juniorarbeitsgruppe<br />

im Fachbereich Biologie.<br />

Im vergangenen Jahr wurde Indra<br />

Schröder in das Heisenberg-Programm<br />

der DFG aufgenommen. Die bis zu fünfjährige<br />

Förderung ermöglicht ihr den<br />

Ausbau ihrer wissenschaftlich eigenständigen<br />

Arbeitsgruppe. Diese ist am<br />

Institut für Physiologie II des Universitätsklinikums<br />

angesiedelt, das schwerpunktmäßig<br />

an Ionenkanälen und<br />

Membranrezeptoren forscht. In der hier<br />

koordinierten DFG-Forschungsgruppe<br />

zur Dynamik von Ionenkanälen und<br />

Transportern leitet sie ein Teilprojekt.<br />

Als Heisenbergprofessorin hat Indra<br />

Schröder keine Lehrverpflichtung, wird<br />

sich aber am interfakultären Masterstudiengang<br />

Medical Photonics und an<br />

der Physiologielehre für Studierende<br />

im Nebenfach beteiligen. Für ihr Forschungsgebiet<br />

hat die Biophysikerin<br />

schon zu vielen Arbeitsgruppen an<br />

Klinikum, Universität und den außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen<br />

auf dem Beutenberg Kontakte<br />

knüpfen können. „Ich freue mich, Teil<br />

des Jenaer Netzwerks im Bereich der<br />

Bio- und Medizinphotonik zu werden“,<br />

so Prof. Indra Schröder.<br />

Uta von der Gönna<br />

03 | 21<br />

33


Eine Dekade das Jenaer<br />

Medizinstudium geprägt<br />

Studierende würdigen den langjährigen<br />

Studiendekan Prof. Guntinas-Lichius<br />

Die Studierenden der Medizinischen Fakultät zeichneten<br />

den langjährigen Studiendekan Professor Orlando<br />

Guntinas-Lichius für sein Engagement aus. Foto: Szabó<br />

Mit einer guten Nachricht konnte Prof. Dr. Guntinas-Lichius<br />

seine Amtszeit als Studiendekan an der Medizinischen<br />

Fakultät vor elf Jahren beginnen: Das studentische Trainingszentrum<br />

für ärztliche Tätigkeiten ‚SkillsLab‘ hatte<br />

seine Arbeit aufgenommen und bot, zunächst im Keller des<br />

Gebäudes der Alten Chirurgie, seine Kurse an. Das Team des<br />

Skillslab war auch einer der ersten Träger des Janus-Cornarius-Lehrpreises,<br />

mit dem die Fachschaft Medizin jährlich<br />

besonderes Engagement in der Lehre auszeichnet. Für den<br />

langjährigen Studiendekan haben die Medizinstudierenden<br />

nun einen Sonder-Lehrpreis aufgelegt.<br />

„Prof. Guntinas-Lichius war für uns als Studierendenvertretung<br />

auch außerhalb der regelmäßigen Treffen im Rahmen<br />

der Fakultätsratssitzungen und des von ihm etablierten<br />

Jour fixe gut erreichbar – fast rund um die Uhr“, betont<br />

Hannah Oxe von der Fachschaft. Das war auch wichtig, da<br />

in den vergangenen zehn Jahren große Veränderungen an<br />

der Fakultät stattfanden, die das Studium unmittelbar oder<br />

mittelbar betrafen. Hier ist zuallererst die Reformierung des<br />

Regelstudiengangs Humanmedizin mit der Konzipierung<br />

und Einführung des neigungsorientierten Medizinstudiums<br />

JENOS zu nennen. „Es ist schon ein Kraftakt, alle Beteiligten<br />

in einem so großen Projekt mitzunehmen – aber auch<br />

eine große Chance, viele gute Ideen zu diskutieren und die<br />

besten gemeinsam umzusetzen“, resümiert Prof. Guntinas-<br />

Lichius. Verbunden mit der Studienreform war auch der<br />

Aufbau des Campus-Management-Systems DOSIS, das einen<br />

großen Digitalisierungsschritt für die Lehrorganisation darstellte<br />

– und bei Pannen in der Anfangsphase für viel Redebedarf<br />

mit den Studierenden sorgte. Große organisatorische<br />

Veränderungen im Studium brachte auch der Umzug vieler<br />

Kliniken in den Neubau in Lobeda mit sich.<br />

Der neu gestartete Masterstudiengang Molekulare Medizin<br />

wuchs während der Amtszeit von Prof. Guntinas-Lichius zu<br />

einem etablierten und nachgefragten Studienangebot, zusätzlich<br />

stellte die Medizinische Fakultät gemeinsam mit den Partnerfakultäten<br />

für Physik und Chemie den Masterstudiengang<br />

für Medizinische Photonik auf die Beine, eine deutschlandweit<br />

einzigartige Fachrichtung. Prof. Guntinas-Lichius: „Beide sind<br />

ein wichtiger Beitrag zur Internationalisierung. Die Medizinphotonik<br />

braucht noch etwas Zeit, in der molekularen Medizin<br />

gelingt es uns schon gut, Absolventen als Forschungsnachwuchs<br />

für unsere Labors in Jena zu halten.“<br />

Zu Beginn dieses Sommersemesters hat Prof. Guntinas-<br />

Lichius den Studiendekans-Staffelstab an Prof. Ulf Teichgräber<br />

weitergegeben, für die nächsten großen Herausforderungen<br />

in der Lehre sieht er das Jenaer Universitätsklinikum<br />

gut gerüstet. In der Zahnmedizin tritt eine neue Approbationsordnung<br />

in Kraft, an die die Lehrinhalte- und Veranstaltungen<br />

entsprechend angepasst wurden. Auch für die<br />

Humanmedizin wird eine aktualisierte Approbationsordnung<br />

erarbeitet, die die Maßnahmen des Masterplans Medizinstudium<br />

2020 umsetzt. Die Fakultät hat sich an den bundesweiten<br />

Diskussionen zum Masterplan rege beteiligt und<br />

bereitet sich seit einiger Zeit darauf vor, die Maßnahmen in<br />

JENOS zu integrieren. „Ein wissenschaftliches Studium ist<br />

immer eine Baustelle, weil es stets am aktuellen Wissen und<br />

den neuesten Methoden ausgerichtet sein muss“, so Prof.<br />

Guntinas-Lichius. „Dabei habe ich die Fachschaft als sehr<br />

aktiven Partner erleben können.“<br />

Für diese Partnerschaft bedanken sich die Studierenden mit<br />

der Sonderauflage ihres Lehrpreises, den sie im Rahmen<br />

der Septembersitzung des Rates der Medizinischen Fakultät<br />

überreichten. Unterstützt wurde der Lehrpreis vom Förderverein<br />

des Universitätsklinikums. Uta von der Gönna<br />

KONTAKT<br />

Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius<br />

Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde<br />

03641 9-32 93 01<br />

Orlando.Guntinas@med.uni-jena.de<br />

34 03 | 21


LEHREN<br />

Mehr Mediziner für Thüringen<br />

Die Universitätsmedizin erhöht ihre Studienkapazität um zehn Prozent<br />

Vor einem Jahr beschoss der Thüringer<br />

Landtag, die Anzahl der Medizinstudienplätze<br />

im Freistaat ab <strong>2021</strong> um zehn<br />

Prozent auf 286 zu erhöhen. Dafür<br />

stellt das Thüringer Ministerium für<br />

Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale<br />

Gesellschaft (TMWWDG) der Medizinischen<br />

Fakultät der Friedrich-Schiller-<br />

Universität vier Millionen Euro pro<br />

Jahr zusätzlich zur Verfügung. Für die<br />

Betreuung zweier zusätzlicher Seminargruppen<br />

musste das Lehrpersonal<br />

aufgestockt werden, zudem werden<br />

auch das Studiendekanat und das<br />

Medienzentrum des <strong>UKJ</strong> verstärkt.<br />

Corona-Semestern in der Online-Lehre<br />

gemacht haben.“ Neben den zusätzlichen<br />

16 Vollzeitstellen hat das Universitätsklinikum<br />

in die Lehrinfrastruktur<br />

investiert. Für den notwendigen Digitalisierungssprung<br />

wird die Netzabdeckung<br />

in den Lehrräumen verbessert,<br />

Tablets für digitale Prüfungen und<br />

Software-Lizenzen werden beschafft<br />

sowie Seminarräume und Hörsäle mit<br />

Streaming-Technik ausgestattet.<br />

Die Medizinische Fakultät setzt dabei<br />

vermehrt auf Lehrveranstaltungen in<br />

Hybridform. Der Vorlesungsstoff wird<br />

die Lehrenden an der Umsetzung des<br />

Hybrid-Lehrkonzeptes, das die Vorteile<br />

von E-Learning und Präsenzlehre verbindet“<br />

so Studiendekan Prof. Dr. Ulf<br />

Teichgräber. „Wir haben bereits im letzten<br />

Jahr die Unterstützungsangebote<br />

zum E-Learning deutlich ausgeweitet“,<br />

erklärt Prof. Teichgräber. „In einem<br />

Train-the-Trainer-Projekt sollen die<br />

Lehrenden ihr Wissen untereinander<br />

weitergeben und als Multiplikatoren<br />

wirken. Ein Beispiel ist Microlearning.<br />

Das sind didaktisch gut aufbereitete<br />

kleine Online-Lerneinheiten.“<br />

Um den Anforderungen der größeren<br />

Studierendenzahlen und der neuen<br />

Approbationsordnung gerecht werden<br />

zu können, strebt das <strong>UKJ</strong> ein ‚Haus<br />

der Lehre‘ als Neubau am Klinikum<br />

in Lobeda an. Prof. Kamradt: „Damit<br />

werden wir unsere Attraktivität als<br />

Studienstandort für die zukünftigen<br />

Thüringer Ärzte und Ärztinnen enorm<br />

steigern.“<br />

Foto: Gettyimages - FabrikaCr / <strong>UKJ</strong><br />

Ab Mitte Oktober werden die neuen<br />

Erstsemester ihre Kommilitonen, die<br />

Lehrenden, Universität, Klinikum und<br />

Stadt kennenlernen, gleich als Hybrid-<br />

Format: Die große Begrüßungsveranstaltung<br />

findet online statt, die Stadtrallye<br />

seminargruppenweise analog,<br />

am Campus gibt es ein Impfangebot.<br />

Die Medizinprofessoren freuen sich auf<br />

die Studierenden, „wir wünschen allen<br />

einen guten Start ins neue Semester!“<br />

Uta von der Gönna<br />

„Um den neuen Anforderungen gerecht<br />

zu werden, setzen wir verstärkt auf<br />

Digitalisierung in der Lehre“, betont<br />

Prof. Dr. Thomas Kamradt, Dekan<br />

der Medizinischen Fakultät. „Dabei<br />

profitieren wir von den Erfahrungen,<br />

die wir in den vergangenen drei<br />

online gestellt. Die begleitenden Seminare,<br />

Übungen und Tutorien sollen im<br />

Rahmen der geltenden Hygienekonzepte<br />

in Präsenz stattfinden, so dass<br />

die Interaktion mit Lehrenden und<br />

Kommilitonen nicht zu kurz kommen.<br />

„Mit großem Engagement arbeiten<br />

KONTAKT<br />

Prof. Dr. Ulf Teichgräber<br />

Studiendekan der Medizinischen<br />

Fakultät Jena am <strong>UKJ</strong><br />

03641 9-32 48 06<br />

Ulf.Teichgraeber@med.uni-jena.de<br />

03 | 21<br />

35


HINTER DEN KULISSEN<br />

Mit Siebenmeilenstiefeln unterwegs<br />

Die Mitarbeiter des IPT bringen Patienten im Klinikum von A nach B (und C und E)<br />

Wer einen Blick über die Magistrale<br />

wirft, der sieht sie, kann sie gar<br />

nicht übersehen: In ihren apfelgrünen<br />

Kasacks laufen sie zügig durchs<br />

Klinikum, mal alleine, mal mit einem<br />

Rollstuhl oder Bett vor sich herschiebend.<br />

Man begegnet ihnen überall im<br />

Klinikum: im Aufzug, in den Fluren, in<br />

den Ambulanzen. Die Rede ist von den<br />

Frauen und Männern des Internen Patiententransports,<br />

kurz IPT. Wie fleißige<br />

Bienen schwärmen sie täglich aus und<br />

bringen unzählige Patienten von ihren<br />

Stationen zu ihren Bestimmungsorten<br />

im Klinikum.<br />

Gut 70 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

stark ist das Team des IPT. Und das<br />

braucht es auch. Denn das <strong>UKJ</strong> steht<br />

niemals still. Immerzu müssen stationäre<br />

Patienten zu allerlei Untersuchungen,<br />

zum Röntgen, zum OP und wieder<br />

zurück ins Zimmer gebracht werden.<br />

Kaum vorstellbar, wie der Klinikalltag<br />

ohne den IPT laufen würde. Mit Sicherheit<br />

nicht ganz so reibungslos.<br />

Apropos laufen: Jeden Tag legen die<br />

IPTler rund 13 bis 15 Kilometer zurück.<br />

Unabdingbar und das wichtigste<br />

Werkzeug im Arbeitsalltag sind daher<br />

gute Turnschuhe. „Ein Paar pro Jahr<br />

sind da durchaus nötig“, erklärt Ralf,<br />

genannt Ralle, der seit drei Jahren Teil<br />

des Teams ist. Wie die meisten seiner<br />

Kollegen kommt auch er ursprünglich<br />

nicht aus dem medizinischen Bereich.<br />

„Wir sind da ein ganz bunt gemischter<br />

Haufen“, sagt er. „Ich bin ursprünglich<br />

Elektriker, aber wir haben auch ehemalige<br />

Postangestellte oder sogar<br />

eine Tauchlehrerin.“ Wichtig sei neben<br />

hoher Laufbereitschaft vor allem,<br />

sich bewusst zu sein und damit klarzukommen,<br />

in einem Krankenhaus<br />

zu arbeiten. „Da transportieren wir<br />

eben auch mal Menschen mit Keimen.<br />

Das bedeutet für uns dann entsprechende<br />

Schutzkleidung anziehen und<br />

ansonsten mit dem Patienten genauso<br />

freundlich umzugehen wie mit allen<br />

anderen auch“, sagt Ralle.<br />

Schaltzentrale<br />

Logistikleitstelle<br />

Das wichtigste Utensil im Tagesablauf:<br />

das Diensthandy, das die Transportaufträge<br />

übermittelt. Pro Schicht und<br />

Team durchschnittlich circa 50 Aufträge,<br />

in der Frühschicht mehr als in<br />

der Spätschicht. Sie zeigen an, wen die<br />

IPTler von wo abholen und wo sie ihn<br />

oder sie hinbringen müssen. Die Aufträge<br />

koordiniert die Logistikleitstelle,<br />

die eigentliche Schaltzentrale des IPT:<br />

Hier kommen all die Transportaufträge<br />

von Kliniken und Stationen an,<br />

die dann an die einzelnen Mitarbeiter<br />

verteilt werden. „Bestenfalls so, dass<br />

die Wege möglichst effizient sind, also<br />

niemand von Haus A zu Haus E zu Haus<br />

C und wieder zu Haus E rennt, sondern<br />

sich die Transporte so weit wie möglich<br />

logisch aneinanderreihen. Zum<br />

Beispiel ein Patient von seiner Station<br />

zur Angiographie gebracht wird<br />

und dann ein anderer Patient von der<br />

Angiographie direkt weiter zum nächsten<br />

Ziel mitgenommen werden kann“,<br />

erklärt Mario Blietz, Teamleiter des IPT.<br />

„In der Realität läuft das nicht immer<br />

ganz so reibungslos. Es kommt am<br />

Tag schon mehrmals vor, dass meine<br />

Mitarbeiter ihre Wege umsonst laufen.<br />

Zum Beispiel, weil der entsprechende<br />

Patient noch gar nicht von seiner letzten<br />

Untersuchung zurück ist oder ein<br />

Termin abgesagt wurde. Oft wäre eine<br />

zeitnahe Kommunikation der Stationen<br />

oder Funktionsstellen mit uns hilfreich,<br />

da so viele Storno-Aufträge vermieden<br />

werden könnten.“<br />

36 03 | 21


HINTER DEN KULISSEN<br />

Ralf, genannt Ralle, (re.) ist<br />

gelernter Elektriker. Seit drei<br />

Jahren arbeitet er beim Internen<br />

Patiententransport – hier<br />

zusammen mit Teamleiter Mario<br />

Blietz (li.). Fotos: Rodigast<br />

Mit Fingerspitzengefühl<br />

auf Patienten einstellen<br />

Wenn die Turnschuhe das wichtigste<br />

Werkzeug und das Diensthandy das<br />

wichtigste Utensil sind, dann ist die<br />

wichtigste Eigenschaft wohl Fingerspitzengefühl.<br />

Denn die IPTler transportieren<br />

nicht einfach nur Dinge<br />

(wobei auch das vorkommt), sondern<br />

Menschen. Noch dazu Menschen, die<br />

krank oder verletzt sind, abhängig von<br />

der Hilfe anderer. Manche Patienten<br />

können den Weg zu ihrer Untersuchung<br />

selbst gehen. Die meisten<br />

jedoch brauchen einen Rollstuhl oder<br />

bleiben gleich in ihrem Bett liegen.<br />

Alleine die souveränen Handgriffe der<br />

IPTler vermitteln da schon ein Gefühl<br />

von Sicherheit: Infusionsbehälter<br />

weggeschoben, Kabel aus der Steckdose,<br />

Bremse raus und los geht die<br />

kurze Reise. Aber wenn die IPTler das<br />

Patientenzimmer betreten, heißt es<br />

erstmal vorsichtig schauen, wer da auf<br />

sie wartet: Manche Patienten haben<br />

Angst, manche sind ganz entspannt,<br />

wieder andere sind genervt, weil sie<br />

beispielsweise beim Frühstück gestört<br />

werden. Umso wichtiger ist es da, sich<br />

nicht nur auf die Menschen einstellen<br />

zu können, sondern sich auch auf ihren<br />

Gemütszustand einlassen zu können.<br />

„Das kann mal ein lockerer Spruch<br />

sein, aber auch einfach ein freundliches<br />

Hallo mit der klaren Ansage,<br />

wer wir sind und was jetzt passiert.<br />

Oder das Versprechen, dass das Essen<br />

aufbewahrt wird“, erklärt Ralle. Auch<br />

Berührungsängste sollte man besser<br />

keine haben und vor allem nicht<br />

zeigen. Patienten mit Wunden, Blut,<br />

Kathetern – das ist ein ganz normaler<br />

Anblick in einem Klinikum. Das Schöne<br />

sei aber auch, dass man die Patienten<br />

und sogar ihre Angehörigen nach einer<br />

Weile gut kenne und durchaus Anteil<br />

an ihrem Schicksal nehme, sich mit<br />

ihnen freue, wenn es nach Hause geht.<br />

Und auch die Patienten selbst freuen<br />

sich, wenn sie von einem bekannten,<br />

freundlichen Gesicht des IPT begrüßt<br />

und abgeholt werden.<br />

Kennen jeden Winkel – und<br />

jede Unebenheit<br />

Eine große Herausforderung, wenn<br />

man beim IPT anfängt, ist es, sich im<br />

<strong>UKJ</strong> zurechtzufinden, diesem riesigen<br />

Komplex mit seinen unendlich langen<br />

und verwinkelten Fluren. „Zwei<br />

Wochen habe ich schon gebraucht,<br />

bis ich mir so sicher war, dass ich die<br />

Schicht alleine laufen kann“, erinnert<br />

sich Ralle an seine Anfangszeit. „Man<br />

kann aber einfach immer bei den<br />

Kollegen nachfragen, wenn man doch<br />

mal unsicher sein sollte.“ Mittlerweile<br />

kennt er jeden Winkel, jede Abkürzung<br />

und sogar jede Unebenheit. Die wird<br />

dann mit einem sanften Abbremsen<br />

der Fahrtgeschwindigkeit vorsichtig<br />

überwunden, ohne dass der Patient<br />

ein Ruckeln spürt. Hier zeigt sich eben<br />

wieder das Fingerspitzengefühl. „Wir<br />

wollen die uns anvertrauten Patienten<br />

schließlich sicher und reibungslos zu<br />

ihren Bestimmungsorten bringen,“ sagt<br />

Ralle. Und so viel Zeit muss einfach<br />

sein, auch wenn der nächste Transport -<br />

auftrag schon in der Pipeline ist.<br />

Katrin Bogner<br />

03 | 21<br />

37


KURZ UND KNAPP<br />

Für eine bessere<br />

palliativmedizinische<br />

Versorgung<br />

Wissenschaftliche<br />

Studien voranzutreiben,<br />

um die palliativmedizinische<br />

Versorgung von<br />

Krebspatienten zu<br />

verbessern – dies<br />

ist ein wichtiges<br />

Ziel, das PD Dr.<br />

Ulrich Wedding<br />

mit seiner neuen<br />

Aufgabe verbindet.<br />

Der Chefarzt der<br />

Abteilung Palliativmedizin<br />

an der<br />

Foto: TLÄK<br />

KIM II am <strong>UKJ</strong> ist für<br />

die kommenden drei Jahre zum stellvertretenden<br />

Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Palliativmedizin<br />

(APM) der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG)<br />

gewählt worden. Zuvor war er bereits mehrere Jahre<br />

in dieser Arbeitsgruppe aktiv. Die AG Palliativmedizin<br />

ist eine von insgesamt 25 Arbeitsgemeinschaften<br />

der Deutschen Krebsgesellschaft. Ihre<br />

Schwerpunkte liegen bei den Feldern der palliativmedizinischen<br />

Versorgung onkologischer Patienten,<br />

der Ethik sowie der Lebensqualität. „Wir verstehen<br />

uns als eine Plattform für eine enge Zusammenarbeit<br />

der Gebiete Onkologie und Palliativmedizin“, so<br />

Wedding. Die wissenschaftliche Vernetzung innerhalb<br />

des Fachs sowie der interdisziplinäre, sektoren-<br />

und berufsgruppenübergreifende Austausch<br />

spielten dabei eine wichtige Rolle. Hierzu führt die<br />

Arbeitsgruppe seit einigen Jahren eigene klinische<br />

Studien durch. Als weitere Aufgaben haben sich<br />

die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft gestellt,<br />

die palliativmedizinische Qualifikationen anderer<br />

Berufsgruppen auf Tagungen und Kongressen zu<br />

unterstützen. Zudem sieht sich die AG als Forum<br />

zur interdisziplinären und interprofessionellen<br />

Mitarbeit bei der Erstellung von S3-Leitlinien, zum<br />

Beispiel der S3-Leitlinie Palliativmedizin der Deutschen<br />

Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP). Wedding:<br />

„Wir arbeiten interdisziplinär mit Menschen<br />

aus den verschiedensten Berufsgruppen zusammen<br />

mit dem gemeinsamen Ziel, die Palliativversorgung<br />

von Krebserkrankten weiter zu verbessern.“ (as)<br />

Nachwuchswissenschaftlerin<br />

ausgezeichnet<br />

Foto: Schroll<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie<br />

e. V. hat Dr. Stefanie Deinhardt-Emmer mit<br />

einem von insgesamt zwei Förderpreisen aus. Damit<br />

würdigt die Fachgesellschaft die Forschungstätigkeit<br />

der Mikrobiologin und Mutter zweier Schulkinder,<br />

in der sie neben ihrer klinisch-diagnostischen<br />

Arbeit im Institut für Medizinische Mikrobiologie des<br />

<strong>UKJ</strong> Lungeninfektionen und virale, bakterielle und<br />

viral-bakterielle Koinfektionen untersucht. Hierfür<br />

etablierte sie verschiedene Infektionsmodelle, zum<br />

Beispiel Mausmodelle und ein Lungenbläschen-Biochip-Modell,<br />

an dem sie erfolgreich Analysen nach<br />

Infektionen mit Staphylococcus aureus und Influenzaviren<br />

durchführen konnte. Im Rahmen der Corona-<br />

Pandemie adaptierte sie ihre Zellkulturmodelle auf<br />

die Infektion mit SARS-CoV-2. Sie konnte dabei die<br />

Infizierbarkeit von bestimmten Zelltypen sowie die<br />

Ausbreitung der Viren im Körper bei verstorbenen<br />

COVID-19-Patienten nachweisen. Mit einer Advanced<br />

Clinician-Scientist-Förderung des Interdisziplinären<br />

Zentrums für Klinische Forschung am <strong>UKJ</strong> forschte<br />

Deinhardt-Emmer ein Jahr lang am renommierten<br />

Buck-Institut für Altersforschung in Kalifornien in<br />

der Arbeitsgruppe von Professor Judith Campisi und<br />

untersuchte den Einfluss der Seneszenz auf Atemwegsinfektionen.<br />

Seit ihrer Rückkehr im Sommer<br />

baut sie eine eigene Forschungsgruppe zu diesem<br />

Thema auf und koordiniert das in Kürze startende<br />

Teilprojekt „SARS-CoV-2 Dx“ des Leibniz-Zentrums<br />

für Photonik in der Infektionsforschung, das neue<br />

Technologien zur Diagnostik von Atemwegsinfektionen<br />

entwickelt.<br />

(vdg)<br />

38 03 | 21


Pandemie: Herausforderung für<br />

den Umweltschutz<br />

Das Corona-Jahr 2020 hat Krankenhäuser nicht nur<br />

im Bereich der Patientenversorgung vor bisher<br />

unbekannte Herausforderungen gestellt, sondern<br />

auch den betrieblichen Umweltschutz. Wie stark die<br />

Pandemie den alltäglichen Betrieb und damit auch<br />

die Umweltschutzaktivitäten beeinflusst hat, stellt<br />

der dritte Umweltschutzbericht des <strong>UKJ</strong> dar. Denn<br />

obwohl auf der einen Seite wegen geringerer elektiver<br />

Patientenzahlen, des Besuchsverbotes sowie<br />

der mobilen Arbeitsmöglichkeiten der Mitarbeiter in<br />

einigen Bereichen wie beim Transport oder der Speisenversorgung<br />

weniger Ressourcen verbraucht wurden,<br />

hat sich der Verbrauch in anderen Bereichen<br />

stark erhöht – vor allem bei Abfall und Gefahrstoffen.<br />

„Mit der höheren Anzahl an COVID-19-Patienten<br />

stieg beispielsweise allein das Aufkommen an infektiösem<br />

Patientenabfall in 2020 drastisch an – auf<br />

bis zu sechs Kilogramm pro Patient und Tag“, so Dr.<br />

Marc Hoffmann, Umweltschutzbeauftragter am <strong>UKJ</strong>.<br />

„Außerdem mussten kurzfristig mehrere tausend<br />

Liter Ethanol im Gefahrstofflager untergebracht<br />

werden, um daraus dringend benötigtes Desinfektionsmittel<br />

herstellen zu können.“ Außerdem gibt<br />

der Bericht nicht nur einen Überblick über aktuelle<br />

Daten und Fakten zu einzelnen umweltrelevanten<br />

Aspekten wie dem Verbrauch von Wasser und Energie<br />

oder dem Umgang mit Abfall und Gefahrstoffen<br />

am Klinikum, sondern auch über aktuelle Studien<br />

der Jenaer Wissenschaftler, die sich mit dem Einfluss<br />

der Umwelt auf die Gesundheit beschäftigen. Den<br />

vollständigen Bericht zum Nachlesen finden Sie<br />

im Internet unter: www.uniklinikum-jena.de (unter<br />

Aktuelles / Mitteilung vom 7.9.21)<br />

(ac)<br />

Buch Liebe<br />

Jenaer<br />

Universitätsbuchhandlung<br />

Thalia<br />

Neue Mitte Jena«<br />

Leutragraben 1 · 07743 Jena<br />

Tel. 03641 4546-0<br />

E-Mail: thalia.jenaneuemitte@thalia.de<br />

Steffen Riechmann vom Team Entsorgung bei der<br />

Entsorgung infektiöser Abfälle. Foto: Szabó


KURZ UND KNAPP<br />

Bestens geschult gegen den Schmerz<br />

<strong>UKJ</strong> bildet erstmals Schmerzmentoren aus<br />

Schmerzmanagement ist für Antje<br />

Göttermann und ihre Kolleginnen<br />

vom Schmerztherapeutischen Team<br />

am <strong>UKJ</strong> Alltag. Ihr spezielles Wissen<br />

haben sie nun erstmals gemeinsam<br />

mit Kollegen der Anästhesie, Apotheke<br />

und Physiotherapie in einem<br />

interdisziplinären Schmerzmentoren-Kurs<br />

weitergegeben. Zwei Tage<br />

lang wurden 14 examinierte Pflegekräfte,<br />

vor allem aus den operativen<br />

Bereichen des <strong>UKJ</strong>, intensiv geschult.<br />

Prof. Dr. Winfried Meißner, Leiter der<br />

Sektion Schmerztherapie der Klinik<br />

für Anästhesiologie und Intensivmedizin,<br />

sieht die Mentoren als wichtige<br />

Schnittstelle in der Schmerztherapie.<br />

In Thüringen ist das Kursangebot<br />

in dieser Art bisher einmalig.<br />

„Ein Schmerzmentor bedient sozusagen<br />

die Ebene zwischen Pflegekräften<br />

und Ärzten und gibt als<br />

Multiplikator das eigene Wissen an<br />

sein Pflegeteam weiter. Wir wollen<br />

durch diese neue Ebene Kenntnisse<br />

der Schmerztherapie in die Breite<br />

tragen und die Schmerzversorgung<br />

am Patienten weiter verbessern“,<br />

erklärt Meißner.<br />

Antje Göttermann hat den Kurs<br />

organisiert und ist als „Pain Nurse“<br />

am <strong>UKJ</strong> mit ihren Kollegen Ansprechpartnerin<br />

für alle Schmerzmentoren.<br />

Neben den Grundlagen zur Anatomie,<br />

Physiologie und Pathophysiologie,<br />

psychologischen Aspekten<br />

des Schmerzes, ging es vor allem<br />

auch darum, Wissen über nichtmedikamentöse<br />

und innovative<br />

Therapieverfahren zu erlangen, um<br />

Patienten zu helfen. So konnten die<br />

Teilnehmer etwa selbst ausprobieren,<br />

wie der Blick durch die Virtual<br />

Reality-Brille funktioniert oder<br />

14 <strong>UKJ</strong>-Pflegefachkräfte haben sich zu „Schmerzmentoren“ qualifiziert. Foto: Korneli<br />

konnten bei der sogenannten TENS-<br />

Therapie (Transkutane Elektrische<br />

Nerven-Stimulation) hautnah spüren,<br />

wie sich die Schmerztherapie<br />

durch Elektrostimulation anfühlt.<br />

Meißner: „Diese beiden Verfahren<br />

haben sich als sehr wirksame<br />

Ergänzung der klassischen Schmerztherapie<br />

erwiesen, da sie Schmerzleitungsprozesse<br />

im Gehirn ohne<br />

Nebenwirkungen dämpfen können.“<br />

Außerdem vermittelten die <strong>UKJ</strong>-<br />

Experten, wie Patientenkommunikation<br />

hinsichtlich Schmerz noch<br />

besser funktionieren kann.<br />

Das Feedback der Teilnehmer sei<br />

sehr positiv ausgefallen, so Göttermann.<br />

„Gerade die praktischen<br />

Übungen und Gerätetrainings<br />

haben den Teilnehmern gefallen<br />

und Schmerzmanagement sehr<br />

anschaulich vermittelt. Generell<br />

wollten wir sie auch dazu befähigen,<br />

eigene Ideen zu entwickeln, Handlungskompetenz<br />

zu erlangen und ich<br />

denke, dass uns das gelungen ist.“<br />

Die Schmerzmentoren sind gleichzeitig<br />

eine wichtige Schnittstelle zu<br />

den Experten des Schmerzdienstes,<br />

die speziell für den Bereich<br />

„Schmerztherapie“ ausgebildet<br />

sind. „Die Schmerzmentoren rufen<br />

uns, wenn sie Unterstützung bei<br />

einem Schmerzpatienten benötigen.<br />

Wir kümmern uns um die Therapie<br />

und befähigen die Schmerzmentoren<br />

dazu, dass sie diese fortsetzen<br />

können“, sagt sie.<br />

Die erfolgreiche Premiere des Kurses<br />

war aber nur der Auftakt. Zukünftig<br />

soll eine Schmerz-AG gegründet<br />

werden, die Mentoren und Schmerzspezialisten<br />

am <strong>UKJ</strong> noch intensiver<br />

miteinander vernetzen soll. „Im<br />

Netzwerk wollen wir uns regelmäßig<br />

mit den Schmerzmentoren austauschen<br />

und ihr Wissen natürlich<br />

frisch halten und sie weiter schulen“,<br />

betont Meißner.<br />

Michelle Korneli<br />

40 03 | 21


KURZ UND KNAPP<br />

Was ist das?<br />

Erkennen Sie, was auf diesem Foto<br />

zu sehen ist?<br />

Schreiben Sie uns Ihre Antwort (unbedingt<br />

mit Angabe Ihrer Postadresse)<br />

bis zum 15. Dezember <strong>2021</strong> an die<br />

Redaktion <strong>Klinikmagazin</strong>, Kastanienstraße<br />

1, 07747 Jena oder per Mail an<br />

presse@med.uni-jena.de. Unter den<br />

Einsendern mit der richtigen Antwort<br />

verlosen wir unter Ausschluss des<br />

Rechtswegs einen Büchergutschein im<br />

Wert von 40 Euro sowie drei Büchergutscheine<br />

im Wert von je zehn Euro,<br />

die von der Jenaer Universitätsbuchhandlung<br />

gesponsert werden.<br />

Auflösung<br />

In Heft 138 suchten wir:<br />

Dialysebeutel<br />

Gewinner des 40-Euro-Gutscheins:<br />

Victoria Trautmann<br />

Gewinner der 10-Euro-Gutscheine:<br />

Daniela Kopf, Immanuel Adam,<br />

Angelika Oschman<br />

Foto: Szabó<br />

Impressum<br />

Ausgabe: 3|<strong>2021</strong>, Nummer 139<br />

Herausgeber:<br />

V.i.S.d.P.:<br />

Redaktionsleitung:<br />

Redaktionsteam:<br />

Layout:<br />

Auflage:<br />

Universitätsklinikum Jena | Kastanienstraße 1 | 07747 Jena<br />

<strong>UKJ</strong> Förderverein | Am Klinikum 1 | 07747 Jena<br />

Annett Lott, Stabsstelle Unternehmenskommunikation<br />

Anke Schleenvoigt<br />

Katrin Bogner (kbo), Anne Curth (ac), Dr. Uta von der Gönna (vdG), Michelle Korneli (me), Annett Lott (ane),<br />

Anke Schleenvoigt (as)<br />

Klinisches Medienzentrum des Universitätsklinikums Jena<br />

7 000 Exemplare<br />

Erscheinungsweise: 4 Ausgaben pro Jahr / Die nächste Ausgabe erscheint im Januar 2022<br />

Kontakt:<br />

Tel.: 03641 9-39 11 81, E-Mail: presse@med.uni-jena.de<br />

Wenn aus Gründen der besseren Lesbarkeit im Text die männliche Form gewählt wurde, beziehen sich die Angaben auf Angehörige<br />

beider Geschlechter. Nachdruck von Inhalten nur mit Genehmigung der Unternehmenskommunikation des Universitätsklinikums Jena<br />

(<strong>UKJ</strong>) gestattet.<br />

03 | 21<br />

41


TERMINE & KONTAKTE<br />

Veranstaltungen November bis Dezember <strong>2021</strong><br />

GEBURTSVORBEREITUNGSKURSE<br />

Der Kompaktpaarkurs zur Geburtsvorbereitung vermittelt die wesentlichen Abläufe und Informationen rund um<br />

die Geburt und möchte werdenden Eltern Sicherheit für die bevorstehende Geburt geben. Die Kurse finden derzeit<br />

online statt.<br />

Jeweils Dienstag: 17.00 bis 20.00 Uhr und Mittwoch: 16.00 bis 20.30 Uhr<br />

Die genauen Termine und Anmeldung unter:<br />

geburtsvorbereitung@med.uni-jena.de<br />

https://www.uniklinikum-jena.de/geburtsmedizin/Geburtsvorbereitungskurse.html<br />

FORTBILDUNGEN FÜR PFLEGENDE<br />

23.11.<strong>2021</strong><br />

14.00 bis 15.30 Uhr<br />

Wenn die Luft wegbleibt<br />

– Pflegerische<br />

Besonderheiten bei<br />

COPD und Asthma<br />

24.11.<strong>2021</strong><br />

14.00 bis 15.30 Uhr<br />

Pflegedokumentation<br />

29.11.<strong>2021</strong><br />

14.00 bis 16.00 Uhr<br />

Umgang mit mangelernährten<br />

Patienten<br />

1.12.<strong>2021</strong><br />

14.00 bis 16.00 Uhr<br />

Angebote des<br />

Verbandsmaterials<br />

und Wundauflagen<br />

am <strong>UKJ</strong><br />

2.12.<strong>2021</strong><br />

9.00 bis 13.30 Uhr<br />

Grundlagen der<br />

Patientenabrechnung<br />

6.12.<strong>2021</strong><br />

14.00 bis 15.30 Uhr<br />

Beschwerdemanagement<br />

am <strong>UKJ</strong><br />

7.12.<strong>2021</strong><br />

14.00 bis 15.30 Uhr<br />

Diagnostisch Denken<br />

im Pflegeprozess<br />

9.12.<strong>2021</strong><br />

9.00 bis 12.00 Uhr<br />

Humor hilft heilen<br />

13.12.<strong>2021</strong><br />

14.00 bis 15.30 Uhr<br />

Expertenstandard<br />

chronische Wunden<br />

15.12.<strong>2021</strong><br />

14.00 bis 15.30 Uhr<br />

Persönlichkeitsstörungen<br />

– Besonderheit<br />

in der Pflege<br />

Informationen und Anmeldung über: pflegefortbildung@med.uni-jena.de / Tel. 03641 9-39 51 54<br />

ONKO-KREIS<br />

Die Thüringische Krebsgesellschaft e.V. und die Ambulanz für Naturheilkunde und Integrative Onkologie der Klinik<br />

für Innere Medizin II bieten Krebserkrankten und ihren Angehörigen regelmäßig Vorträge an. Die Teilnahme ist<br />

kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Im Rahmen der Vorträge werden gerne Ihre Fragen beantwortet.<br />

Alle Veranstaltungen finden derzeit virtuell als Online-Seminar statt. Wenn es die Pandemiebedingungen zum Zeitpunkt<br />

der Veranstaltung zulassen, wird diese zusätzlich als Präsenzveranstaltung in den neuen Geschäftsräumen der<br />

TKG, Am Alten Güterbahnhof 5 in 07743 Jena, durchgeführt. Bitte informieren Sie sich im Vorfeld auf der Webseite:<br />

https://krebsgesellschaft-thueringen.de/alle-veranstaltungen.html<br />

15.11.<strong>2021</strong><br />

16.00 bis 17.00 Uhr<br />

Patientenverfügung –<br />

wichtig, aber richtig!<br />

Referent: Dr. Albrecht<br />

Seifert, Facharzt für<br />

Anästhesiologie i.R.<br />

22.11.<strong>2021</strong><br />

16.00 bis 17.00 Uhr<br />

Ernährung für<br />

Patient*innen mit einer<br />

Krebserkrankung<br />

Referentin: Viktoria<br />

Mathies, UniversitätsTumorCentrum<br />

Jena<br />

29.11.<strong>2021</strong><br />

16.00 bis 17.00 Uhr<br />

Ich weiß nicht, wie ich<br />

damit umgehen soll –<br />

Krebs und Psyche<br />

Referentin: Kati Voigt,<br />

Thüringische Krebsgesellschaft<br />

e.V.<br />

6.12.<strong>2021</strong><br />

16.00 bis 17.00 Uhr<br />

Gute Informationen<br />

– Wo finde und wie<br />

erkenne ich sie?<br />

Referentin: Prof. Dr.<br />

Jutta Hübner, KIM II<br />

13.12.<strong>2021</strong><br />

16.00 bis 17.00 Uhr<br />

Palliativmedizin –<br />

Was bedeutet das<br />

und wie kann sie<br />

helfen?<br />

Referent: PD Dr.<br />

Ulrich Wedding, KIM II<br />

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TERMINE & KONTAKTE<br />

Wegweiser für Patienten<br />

ZENTRALE<br />

RUFNUMMERN<br />

ZENTRALE KLINIKUM<br />

Tel.: 03641 9-300<br />

EMPFANG HAUPTEINGANG<br />

Tel.: 03641 9-32 08 50<br />

EMPFANG HAUS E<br />

Tel.: 03641 9-32 80 20<br />

KLINIK-<br />

SOZIALDIENST<br />

Beratung u.a. zu Anschlussheilbehandlung<br />

und Rehabilitation,<br />

häuslicher Krankenpflege, Pflegestufen,<br />

Schwerbehindertenausweis;<br />

pychosoziale Beratung<br />

KONTAKT:<br />

Yvonne Wiese (Leiterin)<br />

Tel.: 03641 9-32 02 91<br />

yvonne.wiese@med.uni-jena.de<br />

KLINIKSEEL-<br />

SORGE<br />

EVANGELISCHE KLINIKSEELSORGE:<br />

Pastorin Babet Lehmann<br />

Tel.: 0151-17 10 14 93<br />

Pastorin Ulrike Spengler<br />

Tel.: 0151-17 10 14 94<br />

KATHOLISCHE KLINIKSEELSORGE:<br />

Pfarrer Michael Ipolt<br />

Tel.: 0151 17 10 54 60<br />

Gemeindereferent Dominik<br />

Gehringer<br />

Tel.: 01523 21 87 679<br />

FÖRDERVEREIN<br />

BESUCHS-<br />

DIENST DER<br />

KLINIKSEELSORGE<br />

WIR FÖRDERN PROJEKTE<br />

für Patienten und Mitarbeiter – in<br />

Forschung und Lehre – zur Vernetzung<br />

und Öffentlichkeitsarbeit<br />

SPENDENKONTO:<br />

Sparkasse Jena-Saale-Holzland<br />

IBAN: DE89830530300000028010<br />

BIC: HELADEF1JEN<br />

VORSITZENDER:<br />

PD Dr. Dr. Michael Kiehntopf<br />

foerderverein@med.uni-jena.de<br />

Tel.: 03641 9-32 50 01<br />

Die ehrenamtlich Tätigen nehmen<br />

sich Zeit zum Zuhören, Plaudern,<br />

Spielen, Vorlesen & erledigen<br />

kleine Besorgungen.<br />

KONTAKT:<br />

Babet Lehmann<br />

Tel.: 0151 17 10 14 93<br />

KLINISCHES<br />

ETHIKKOMITEE<br />

EINKAUFSMÖGLICHKEITEN<br />

Beratung und Hilfestellung für<br />

Patienten, Angehörige und medizinisches<br />

Personal bei ethischen<br />

Konflikten in Therapie und Pflege<br />

KONTAKT:<br />

Dr. Ulrike Skorsetz<br />

(Leiterin Geschäftsstelle)<br />

Tel.: 03641 9-33 775<br />

Mobil: 0151 16 35 93 41<br />

ulrike.skorsetz@med.uni-jena.de<br />

BLUMEN IM KLINIKUM<br />

Montag bis Freitag:<br />

8.00 – 17.00 Uhr<br />

Samstag:<br />

13.00 – 17.00 Uhr<br />

Tel.: 03641 35 01 30<br />

IMBISS UND SHOP<br />

Montag bis Freitag:<br />

8.00 – 18.00 Uhr<br />

Samstag:<br />

9.00 – 12.30 Uhr & 13.00 – 17.00 Uhr<br />

Sonntag und Feiertage:<br />

13.00 – 18.00 Uhr<br />

Tel.: 03641 22 62 95<br />

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Ausbildungsstart<br />

zum 1. März 2022<br />

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www.uniklinikum-jena.de/<br />

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