UKJ-Klinikmagazin 3/2021
Männergesundheit - Wie Mann gesund wird und bleibt
Männergesundheit - Wie Mann gesund wird und bleibt
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03|21<br />
Okt. <strong>2021</strong><br />
DAS GESUNDHEITSMAGAZIN AM UNIVERSITÄTSKLINIKUM JENA<br />
TITELTHEMA<br />
MÄNNER-<br />
GESUNDHEIT<br />
Wie Mann gesund wird und bleibt<br />
HEILEN<br />
Narkose-Comic<br />
für kleine Patienten
Foto: Rodigast<br />
LIEBE LESERINNEN UND<br />
– VOR ALLEM – LIEBE LESER,<br />
Männer sind anders als Frauen. Keine<br />
Frage. Biologisch unterscheiden sie<br />
sich durch ihre Fortpflanzungsorgane,<br />
Hormone, Chromosomen und<br />
den Anteil an Körperfett. Doch die<br />
Biologie ist vermutlich nur für ein<br />
Lebensjahr verantwortlich, das Männer<br />
im Durchschnitt kürzer leben<br />
als Frauen. Statistisch leben Frauen<br />
jedoch sechs Jahre länger als Männer.<br />
Warum dies so ist, wollen wir in<br />
dieser Ausgabe des <strong>Klinikmagazin</strong>s<br />
beleuchten. Untersuchungen haben<br />
beispielsweise gezeigt, dass Männer<br />
seltener medizinische Hilfe in<br />
Anspruch nehmen, sich risikoreicher<br />
verhalten und zu einem ungesünderen<br />
Lebensstil neigen. Umgekehrt<br />
bedeutet dies aber auch, dass Mann<br />
durch Bewegung und ausgewogene<br />
Ernährung viel für die eigene Gesundheit<br />
tun kann. In diesem Heft finden<br />
Sie auch eine Übersicht der empfohlenen<br />
Früherkennungsuntersuchungen.<br />
Außerdem erklären Experten,<br />
was Männerherzen schützt und was<br />
es bedeutet, wenn die Hormone nicht<br />
mehr im Gleichgewicht sind. In einem<br />
Heft zur Männergesundheit dürfen<br />
die <strong>UKJ</strong>-Urologen natürlich nicht<br />
fehlen. Sie erläutern unter anderem<br />
die verschiedenen Methoden, die bei<br />
der sehr verbreiteten Erkrankung der<br />
gutartig vergrößerten Prostata zur<br />
Verfügung stehen.<br />
Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche<br />
Lektüre.<br />
Ihre „<strong>Klinikmagazin</strong>“-Redaktion<br />
MÄNNERGESUNDHEIT<br />
Im Gespräch mit Professor Witte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Ungewollt kinderlos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
Der Mann in der Hausarztpraxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Warum Vorsorge so wichtig ist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10<br />
Warum Männer kürzer leben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12<br />
Damit Wasserlassen keine Qual bleibt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14<br />
Vielfältige Behandlungsoptionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16<br />
Tumoren in der Prostata entdecken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18<br />
Hormone im Ungleichgewicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
Was Männerherzen schadet. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
AKTUELLES<br />
Südost-Thüringen als Telemedizin-Modellregion. . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
Mit Zuckertüten in die Ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
Long-COVID bei Kindern erforschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
Zweite Aktion für die Artenvielfalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .27<br />
Ein Fachgebiet, das Linderung verschafft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Forschende Ärztinnen und Ärzte im Austausch . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
HEILEN<br />
Ein affenstarker Freund für kleine Patienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
FORSCHEN<br />
Müttergesundheit im Blick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32<br />
Heisenbergprofessorin erforscht Ionenkanäle . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
LEHREN<br />
Eine Dekade lang das Medizinstudium geprägt. . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
Zehn Prozent mehr Mediziner für Thüringen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
HINTER DEN KULISSEN<br />
Mit Siebenmeilenstiefeln im Klinikum unterwegs . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
KURZ UND KNAPP. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
TERMINE UND KONTAKTE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />
2 03 | 21<br />
Titelbild: Gettyimages - visual7
STANDPUNKTE<br />
Wieder ein besonderes Semester<br />
Studienstart für zehn Prozent mehr Medizinstudierende<br />
Prof. Thomas Kamradt<br />
Prof. Ulf Teichgräber<br />
Foto: Stein/Jena<br />
Foto: Szabó<br />
Wie vor jedem Wintersemester waren<br />
die zurückliegenden Wochen an unserer<br />
Fakultät geprägt von der Organisation<br />
des neuen Studienjahres,<br />
den Vorbereitungen für Vorlesungen,<br />
Seminaren, Tutorien und Praktika.<br />
Nach drei Corona-Online-Semestern<br />
hoffen wir auf ein bisschen mehr Normalität:<br />
Die Erfahrungen und Routine<br />
in der digitalen Lehre sind gewachsen;<br />
dazu kommt, dass ein Großteil unserer<br />
Studierenden geimpft ist und wir dem<br />
3G-Konzept entsprechend zumindest<br />
die praktischen Lehrveranstaltungen<br />
in Präsenz durchführen möchten.<br />
Mit dem Wintersemester <strong>2021</strong>/22 startet<br />
ein weiteres besonderes Semester<br />
an unserer Fakultät – nicht nur wegen<br />
der Unsicherheit des Infektionsverlaufes<br />
im Herbst. Im Oktober begrüßen<br />
wir 286 Medizin-Erstsemester, 26<br />
mehr als in den vergangenen Jahren.<br />
Diese Kapazitätserweiterung hatte<br />
der Thüringer Landtag vor einem<br />
Jahr beschlossen, und wir haben mit<br />
Hochdruck an der Umsetzung dieses<br />
Beschlusses gearbeitet. Wir haben<br />
das Lehrpersonal aufgestockt und in<br />
die Ausstattung investiert. Vor allem<br />
setzen wir auf Digitalisierung und<br />
hybride Lehrkonzepte. Mit großem<br />
Engagement hat das Studiendekanat<br />
gemeinsam mit den vorklinischen<br />
Instituten, dem Klinischen Medienzentrum<br />
und dem Geschäftsbereich<br />
IT die notwendigen Voraussetzungen<br />
geschaffen – ihnen allen gebührt dafür<br />
ein großes Dankeschön!<br />
Die Herausforderungen an die Lehrplanung<br />
und Organisation werden in den<br />
kommenden Jahren weiter zunehmen.<br />
Auch in der Zahnmedizin wird eine<br />
Erhöhung der Studierendenzahlen<br />
erwartet. In Vorbereitung auf die neue<br />
ärztliche Approbationsordnung aktualisieren<br />
wir das gesamte Curriculum.<br />
Dabei wird ein größeres Gewicht auf die<br />
Vermittlung kommunikativer, wissenschaftlicher<br />
und ärztlich-praktischer<br />
Kompetenzen gelegt.<br />
Für die Erweiterung der Studienkapazität<br />
in der Humanmedizin stellt der<br />
Freistaat Thüringen in diesem Jahr<br />
vier Millionen Euro zur Verfügung.<br />
Auf lange Sicht bedarf es zusätzlich<br />
eines Neubaus am Klinikum in Lobeda,<br />
der als „Haus der Lehre“ mit einem<br />
zukunftsweisenden Raum- und Ausstattungskonzept<br />
ein innovatives und<br />
Kompetenz-basiertes Studium unterstützt.<br />
Denn genau dieses möchten wir<br />
Den Mitarbeiterinnen<br />
und Kollegen im<br />
Studiendekanat und<br />
in den vorklinischen<br />
Instituten, im Klinischen<br />
Medienzentrum und<br />
im Geschäftsbereich<br />
IT gebührt ein großes<br />
Dankeschön!<br />
unseren Studierenden<br />
bieten, um unsere Attraktivität<br />
als Studienort zu steigern<br />
und die zukünftigen Thüringer Ärztinnen<br />
und Ärzte bestmöglich auf den<br />
Beruf vorzubereiten.<br />
Wir freuen uns auf die Studierenden<br />
und wünschen allen einen guten Start<br />
ins neue Semester!<br />
Prof. Thomas Kamradt<br />
Wissenschaftlicher Vorstand<br />
Prof. Ulf Teichgräber<br />
Studiendekan<br />
03 | 21<br />
3
TITELTHEMA<br />
Männern wird oft nachgesagt, selten zum<br />
Arzt zu gehen, risikoreich und ungesund zu<br />
leben und folglich bis zu fünf Jahre kürzere<br />
Lebens erwartung als Frauen zu haben.<br />
Woran liegt das? Und spielt möglicher weise<br />
das Gehirn dabei eine Rolle? Ein Gespräch<br />
mit Prof. Dr. Otto W. Witte. Er ist Medizinischer<br />
Vorstand am Universitätsklinikum Jena und<br />
Experte auf dem Gebiet der Neurologie.<br />
4 03 | 21
Gettyimages - Hans Neleman<br />
TITELTHEMA<br />
Männergesundheit<br />
Männern wird nachgesagt, mit<br />
ihrer Gesundheit weniger achtsam<br />
umzugehen als Frauen? Ist das<br />
bei Männern, sprichwörtlich, alles<br />
„Nervensache“?<br />
Prof. Witte: Männer und Frauen unterscheiden<br />
sich: biologisch in vielen<br />
Dimensionen, sowohl was körperliche<br />
Funktionen angeht, aber auch was das<br />
Gehirn und ebenso was erlernte Verhaltensweisen<br />
angeht. Zu letzterem:<br />
Tatsächlich gibt es Unterschiede in<br />
der Art und Weise, wie das männliche<br />
und weibliche Gehirn arbeiten. Ein<br />
Beispiel ist die Interaktion zwischen<br />
den Hemisphären, darunter verstehen<br />
wir einfach gesagt die Hälften<br />
des Kleinhirns und Großhirns. Hier<br />
gibt es Erkenntnisse, dass diese bei<br />
Frauen besser funktionieren als bei<br />
Männern, während bestimmte andere,<br />
zum Beispiel räumliche Funktionen bei<br />
Männern anders ausgebildet sind. Das<br />
Gehirn von Männern und Frauen hat<br />
statistisch auch eine unterschiedliche<br />
Größe – bei Männern etwa 1 375 g, bei<br />
Frauen 1 250 g, dies korreliert aber mit<br />
dem Körpergewicht und hat keinen<br />
Einfluss auf die Intelligenz.<br />
Daneben gibt es Unterschiede in sozial<br />
geprägten und erlernten Verhaltensweisen,<br />
die dazu führen, dass Männer<br />
sich in Gruppen anders verhalten als<br />
Frauen. Wir diskutieren und erleben<br />
dies aktuell im Sinne der Gleichberechtigung,<br />
dass und wie wir darauf achten,<br />
dass Frauen gleichberechtigt in die<br />
sogenannte Männerwelt kommen. Aber<br />
umgekehrt ist es ebenso wichtig, dass<br />
wir die spezifischen Verhaltensweisen<br />
bei Männern berücksichtigen müssen.<br />
Ein dritter Aspekt: Es ist nicht nur das<br />
Gehirn, das sich unterscheidet. Es ist<br />
auch der Körper. Wir wissen aus verschiedenen<br />
Studien, dass Medikamente<br />
unterschiedlich wirken bei Männern<br />
und Frauen. Das bedeutet, dass wir<br />
insgesamt eine spezifische und differenzierte<br />
Betrachtung der Medizin für<br />
Männer und Frauen brauchen.<br />
Gibt es das männliche oder das weibliche<br />
Gehirn? Sprich, gibt es in der<br />
Gestalt des Gehirns Unterschiede?<br />
Prof. Witte: Das ist eine spannende<br />
Frage. Es gibt Unterschiede, die wir in<br />
Abhängigkeit bestimmter Fähigkeiten<br />
erkannt haben. Menschen mit einem<br />
absoluten Gehör und einer ausgeprägten<br />
Wahrnehmung von Musik haben<br />
beispielsweise ein größeres Planum<br />
temporale, also eine bestimmte Struktur<br />
in dem Teil des Gehirns, genauer<br />
der Oberfläche des Schläfenlappens,<br />
der Musik verarbeitet. Ob dies nun<br />
Folge der Tätigkeit ist oder angeboren<br />
– wir vermuten beides. Ebenso<br />
gibt es systematische Unterschiede<br />
in der Größe bestimmter Hirnareale:<br />
Das Gehirn von Frauen hat im Mittel<br />
ein größeres Sprachzentrum, während<br />
bei Männern im Mittel der Mandelkern<br />
und der Hippocampus größer sind. Der<br />
Bezug dieser Strukturunterschiede zur<br />
Funktion ist weniger klar.<br />
Es gibt wohl einen ganz kleinen Teil<br />
im Gehirn, genauer im Zwischenhirn,<br />
er misst nur wenige Millimeter, der<br />
Forschern angeblich verlässlich verrät,<br />
ob ein Gehirn einem Mann oder<br />
einer Frau gehört. Der sogenannte<br />
Nucleus präopticus medialis. Was<br />
müssen wir uns darunter vorstellen?<br />
Prof. Witte: Diese Region im Gehirn<br />
ist tatsächlich bei Männern doppelt<br />
so groß wie bei Frauen. Sie ist beteiligt<br />
an der Steuerung der Sexualität,<br />
aber auch am Fettstoffwechsel wie<br />
an der Organisation des Schlafes. Es<br />
ist eigentlich nicht verwunderlich,<br />
dass hormonabhängige Regionen des<br />
Gehirns unterschiedlich zwischen Männer<br />
und Frauen ausgebildet sind.<br />
03 | 21<br />
5
Professor Otto W. Witte ist Medizinischer<br />
Vorstand am <strong>UKJ</strong> und Experte auf<br />
dem Gebiet der Neurologie. Hier<br />
tauscht er sich mit Mitarbeitern<br />
über aktuelle neurologische<br />
Forschungsprojekte aus. Foto: Szabó<br />
Neurologen können über 700 Diagnosen<br />
vergeben: Parkinson, Epilepsie,<br />
Multiple Sklerose und Alzheimer<br />
sind wohl die häufigsten und auch<br />
bekanntesten. Gibt es eine Spezifik<br />
in der Ausprägung oder Häufigkeit,<br />
wenn Männer daran erkranken?<br />
Prof. Witte: Bei vielen Erkrankungen ist<br />
es in der Tat so, dass die Wahrscheinlichkeit,<br />
daran zu erkranken, geschlechtsspezifisch<br />
ist. Hier zu nennen sind viele<br />
entzündliche Erkrankungen, wie die<br />
Multiple Sklerose, aber auch affektive<br />
und somatoforme Störungen, die bei<br />
Frauen häufiger sind, während Männer<br />
häufiger von chronischen Nervenentzündungen<br />
oder einer Bechterewschen<br />
Erkrankung betroffen sind.<br />
Angstdiagnose Schlaganfall. Können<br />
Sie bestätigen, dass es hier auch<br />
eine hohe Spezifik zwischen Männern<br />
und Frauen gibt?<br />
Prof. Witte: Bei Männern treten Schlaganfälle<br />
im Alter schon früher auf als bei<br />
Frauen und bei Frauen nähert sich das<br />
Risiko im höheren Alter dem der Männer<br />
an oder überholt diese. Offensichtlich<br />
gibt es hier hormonspezifische<br />
Auswirkungen auf die Wahrscheinlichkeit,<br />
einen Schlaganfall oder überhaupt<br />
eine Gefäßerkrankung zu bekommen.<br />
Hier sind auch Unterschiede in der<br />
Arteriosklerose zu nennen, einem Risikofaktor<br />
von Schlaganfällen, wie auch<br />
weniger stark bei der Hypertonie.<br />
Empfinden Männer Schmerzen<br />
anders als Frauen?<br />
Prof. Witte: Das ist eine interessante<br />
Frage. Die Männer verarbeiten sie<br />
zumindest nach außen anders. Wobei<br />
es immer noch unklar ist, ob sie einfacher<br />
damit umgehen können oder nicht,<br />
sicher ist das auch situationsabhängig.<br />
Ob Männer Schmerzen wirklich anders<br />
empfinden, ist in den Studien umstritten<br />
– ich glaube, dass die Verhaltensweisen<br />
im Umgang damit unterschiedlich<br />
sind. Am Ende sind Männer nach<br />
meinem Ermessen nicht unbedingt<br />
weniger schmerzsensitiv als Frauen.<br />
Rund drei Viertel aller vollendeten<br />
Suizide entfallen auf Männer.<br />
Haben Sie Erkenntnisse darüber,<br />
woran das liegt?<br />
Prof. Witte: Die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass Suizide erfolgreich durchgeführt<br />
werden, ist bei Männern deutlich höher<br />
als bei Frauen. Hier spielt das Verhalten,<br />
also der Umgang damit, wie ich<br />
einen Suizid oder Suizidversuch ausführe,<br />
eine Rolle. Auch die Frage, wie<br />
stark dieser Akt einen demonstrativen<br />
Charakter hat, ist bedeutsam. Übrigens<br />
haben Frauen eine höhere Lebenserwartung<br />
als Männer, und zwar deutlich,<br />
um rund fünf Jahre.<br />
Insgesamt ist es ja eigentlich erfreulich,<br />
dass es Unterschiede zwischen Männern<br />
und Frauen gibt. Aber wir müssen<br />
die Unterschiede auch in der Medizin<br />
berücksichtigen: früher wurden experimentelle<br />
Untersuchungen meist nur<br />
an männlichen Tieren durchgeführt,<br />
weil man da eine geringere zyklusabhängige<br />
Varianz erwartete. Inzwischen<br />
muss man bei der DFG (Deutsche<br />
Forschungsgemeinschaft) – zu<br />
Recht – begründen, warum und wie<br />
man den Geschlechtsunterschied bei<br />
Untersuchungen berücksichtigt. Und<br />
auch in klinischen Studien zeigen sich<br />
zunehmend Unterschiede zwischen<br />
Männern und Frauen. Hier haben wir<br />
in den letzten Jahren viel dazugelernt.<br />
Interview: Annett Lott<br />
6 03 | 21
TITELTHEMA<br />
Ungewollt kinderlos<br />
Fragen an Oberarzt Dr. Rustam Galimov von der Klinik für Urologie<br />
Gettyimages - Maskot<br />
Wie häufig ist Kinderlosigkeit<br />
ungewollt?<br />
Galimov: Etwa 15 Prozent aller Paare in<br />
Deutschland sind ungewollt kinderlos.<br />
Das heißt, dass es bei ihnen innerhalb<br />
eines Jahres trotz ungeschütztem und<br />
regelmäßigem Geschlechtsverkehr<br />
nicht zu einer Schwangerschaft kommt.<br />
Die Störungen liegen entweder beim<br />
Mann oder der Frau – und das etwa<br />
gleich häufig. In 20 Prozent der Fälle<br />
betreffen sie sogar beide Partner.<br />
Was sind Gründe für eine Unfruchtbarkeit<br />
beim Mann?<br />
Galimov: In erster Linie ist die Produktion<br />
der Spermien gestört. Entweder<br />
fehlen Spermien vollständig oder ihre<br />
Anzahl und Funktionstüchtigkeit ist<br />
eingeschränkt. Aber auch der Transport<br />
der Spermien oder der Hormonhaushalt<br />
können gestört sein. Einige Ursachen<br />
sind bereits angeboren, andere<br />
werden im Laufe des Lebens erworben.<br />
Was empfehlen Sie betroffenen<br />
Paaren?<br />
Galimov: Wir haben an unserer Klinik<br />
für Urologie eine Spezialsprechstunde<br />
für Patienten mit unerfülltem Kinderwunsch<br />
eingerichtet. Häufig stellen<br />
sich die beiden Partner zum ersten<br />
Termin gemeinsam vor. Durch einfache<br />
Fragen können unsere Experten<br />
bereits wegweisende Erkenntnisse<br />
gewinnen. Es folgt eine umfassende<br />
Diagnostik beim Mann, um alle möglichen<br />
Ursachen abzuklären. Neben der<br />
körperlichen Untersuchung, einem<br />
Abtasten der Geschlechtsorgane und<br />
einer Ultraschalluntersuchung – um<br />
Tumoren oder Krampfadern in den<br />
Hoden auszuschließen – zählt auch die<br />
Abklärung des Hormonstatus dazu.<br />
Ganz wesentlich ist auch die Untersuchung<br />
der Samenflüssigkeit im Labor.<br />
Was passiert im Anschluss?<br />
Galimov: Nach den Untersuchungen<br />
können wir Urologen den Patienten<br />
über weitere Schritte beraten. Liegt<br />
zum Beispiel eine Krampfader am<br />
Hoden vor, kann dies mit einem operativen<br />
Eingriff behoben werden. Andere<br />
Optionen können eine hormonelle<br />
Therapie sein oder die mikrochirurgische<br />
Gewinnung von Spermien für eine<br />
künstliche Befruchtung.<br />
Interview: Anke Schleenvoigt<br />
KONTAKT<br />
Oberarzt Dr. Rustam Galimov<br />
Klinik und Poliklinik für Urologie<br />
03641 9-32 99 32<br />
Ambulanz-Urologie@med.uni-jena.de<br />
03 | 21<br />
7
TITELTHEMA<br />
Der Mann in der Hausarztpraxis<br />
Im Gespräch mit Prof. Jutta Bleidorn und Dr. Markus Krause<br />
vom Institut für Allgemeinmedizin<br />
Wie unterscheiden sich Männer und<br />
Frauen in der Allgemeinmedizin?<br />
Bleidorn: In der Allgemeinmedizin gilt<br />
wie in vielen anderen Fächern: Frauen<br />
und Männer sind als Patientinnen und<br />
Patienten in vieler Hinsicht unterschiedlich.<br />
Männer sind keine großen<br />
Frauen und Frauen sind keine kleinen<br />
Männer – es gibt viele Unterschiede,<br />
in der Anatomie, im Stoffwechsel, im<br />
Hormonhaushalt, aber auch, was Risikofaktoren,<br />
Gesundheitsverhalten und<br />
Inanspruchnahme des Gesundheitswesens<br />
angeht.<br />
Krause: Zu Verhalten und Inanspruchnahme<br />
ist zu ergänzen, dass es auch<br />
innerhalb der jeweiligen Geschlechter<br />
eine große Spannbreite gibt, wobei<br />
bestimmte Verhaltensmuster häufiger<br />
– aber eben nicht nur – bei Männern<br />
beziehungsweise bei Frauen beobachtet<br />
werden.<br />
In welcher Hinsicht verhalten sich<br />
Männer denn anders als Frauen?<br />
Krause: Schaut man sich beispielsweise<br />
das Ernährungsverhalten und den Konsum<br />
von Alkohol und Zigaretten an,<br />
zeigt sich Folgendes: Männer scheinen<br />
sich weniger mit ihren Ernährungsgewohnheiten<br />
zu beschäftigen als Frauen.<br />
Sie essen im Vergleich zu Frauen mehr<br />
Fleisch, seltener ballaststoffreich und<br />
in Gänze auch mehr. Etwa Zweidrittel<br />
der Männer weisen einen BMI auf, der<br />
über 25 liegt. Der höhere Energiebedarf<br />
erklärt dabei den Unterschied zwischen<br />
Männern und Frauen nur ansatzweise.<br />
Männer rauchen häufiger und mehr<br />
als Frauen, wobei hier seit einiger Zeit<br />
eine deutliche Angleichung zu beobachten<br />
ist. Im zurückliegenden Jahr<br />
lag die Quote der Nikotinabhängigkeit<br />
bei Männern bei zehn Prozent und bei<br />
Frauen bei acht Prozent. Beim Alkohol<br />
sind die Unterschiede deutlicher. Der<br />
Prof. Jutta Bleidorn<br />
Einsatz eines speziellen Fragebogens<br />
zum Erkennen von problematischem<br />
Alkoholkonsum zeigt, dass jeder dritte<br />
Mann Alkohol in riskantem Ausmaß<br />
konsumiert, fast 25 Prozent praktizieren<br />
mindestens jeden Monat Rauschtrinken.<br />
Die Alkoholabhängigkeit liegt<br />
mit 4,8 Prozent deutlich über den Werten<br />
der Frauen (2,0 Prozent).<br />
8 03 | 21
Gettyimages - Cecilie_Arcurs (li.)<br />
Gettyimages - MicroStockHub (re.)<br />
Dr. Markus Krause<br />
Fotos: Schroll<br />
Stimmt es, dass Männer selten zum<br />
Hausarzt gehen?<br />
Bleidorn: Bekannt ist, dass Männer<br />
zumindest weniger häufig als Frauen<br />
das Gesundheitssystem beziehungsweise<br />
die hausärztliche Versorgung in<br />
Anspruch nehmen und auch häufiger<br />
als Frauen keinen Hausarzt oder keine<br />
Hausärztin haben. Insgesamt sind<br />
die Unterschiede allerdings gering.<br />
Bekannt ist auch, dass Frauen eher<br />
spontan Symptome berichten und bei<br />
Männern gezieltes Nachfragen sinnvoll<br />
ist. Zudem äußern sich Erkrankungen<br />
manchmal mit unterschiedlichen Symptomen.<br />
Schulungsangebote wie es sie<br />
beispielsweise für Menschen mit Diabetes<br />
mellitus gibt werden von Männern<br />
weniger in Anspruch genommen<br />
als von Frauen.<br />
Gibt es Krankheiten, die bei Männern<br />
häufiger auftreten?<br />
Krause: Mehr Männer als Frauen leiden<br />
und sterben beispielsweise an<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders<br />
deutlich ist dies in der Altersgruppe<br />
der unter 65-Jährigen: Männer<br />
erkranken etwa zehn Jahre früher als<br />
Frauen. Dabei sind die Hauptrisikofaktoren<br />
bekannt: Rauchen, Adipositas,<br />
Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörung<br />
und Bluthochdruck. Diese sind<br />
bei Männern häufiger anzutreffen und<br />
auch bei Berücksichtigung der soziökonomischen<br />
Gruppen deutlich zu<br />
erkennen. Neben epidemiologischen<br />
Unterschieden bestehen aber auch<br />
krankheitsspezifische Geschlechtsdifferenzen:<br />
So erkranken Männer häufiger<br />
an Verengungen der Herzkranzgefäße,<br />
wohingegen Frauen häufiger zu<br />
schwerer diagnostizierbaren Durchblutungsstörungen<br />
neigen. Frauen zeigen<br />
häufiger vielfältige Symptome – was<br />
eine differenziertere Diagnostik erforderlich<br />
macht.<br />
(km/as)<br />
03 | 21<br />
9
TITELTHEMA<br />
Warum Vorsorge so wichtig ist<br />
Männer leben nicht so lange wie Frauen. Dass die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern<br />
kürzer ist, wird vor allem dem unterschiedlichen Lebensstil zugerechnet: eine fleischlastige Ernährung,<br />
häufiger Übergewicht, mehr Alkohol- und Tabakkonsum, eine generell höhere Risikobereitschaft. Zudem<br />
ist die Bereitschaft, bei Problemen und Beschwerden frühzeitig zum Arzt zu gehen, bei Männern im<br />
Allgemeinen geringer als bei Frauen ausgeprägt: Nur etwa 40 Prozent der Männer, aber etwa 67 Prozent<br />
der Frauen nehmen Vorsorgeangebote wahr. Dabei ließe sich mit einer regelmäßigen und frühzeitigen<br />
Vorsorge durchaus an der – männlichen – Lebensuhr drehen. Denn auch bestimmte Krebserkrankungen<br />
sind dafür verantwortlich, dass Männern im Schnitt ein paar Lebensjahre im Vergleich zu Frauen fehlen.<br />
Darmkrebs: Männer erkranken häufiger<br />
Darmkrebs zählt insgesamt zu den<br />
dritthäufigsten Krebserkrankungen<br />
in Deutschland – und bei Männern.<br />
Etwa 32 000 Männer und 26 000 Frauen<br />
erkranken pro Jahr erstmals an Dickdarmkrebs,<br />
der häufigsten Form von<br />
Darmkrebs. Auffällig ist, dass Männer<br />
im Schnitt nicht nur häufiger, sondern<br />
auch früher als Frauen an Darmkrebs<br />
erkranken. „Daher wird als Früherkennungsprogramm<br />
in der Darmkrebsvorsorge<br />
eine Darmspiegelung bei<br />
Männern auch schon fünf Jahre früher<br />
empfohlen als bei Frauen, nämlich<br />
bereits ab dem 50. Lebensjahr, sofern<br />
nicht eine familiäre Vorbelastung<br />
besteht“, so Professor Andreas Stallmach,<br />
Direktor der Klinik für Innere<br />
Medizin IV. Zwar gehört zur Darmkrebsvorsorge<br />
auch die Untersuchung<br />
des Stuhlgangs auf okkultes, also mit<br />
dem bloßen Auge nicht erkennbares<br />
Blut – für beide Geschlechter gleichermaßen<br />
ab 50 jährlich, ab 55 alle zwei<br />
Jahre als Kassenleistung. Einen besseren<br />
Blick bietet jedoch die Darmspiegelung,<br />
genauer gesagt die Koloskopie,<br />
also die endoskopische Untersuchung<br />
des Dickdarms. „Wir wissen, dass<br />
Darmkrebs zu 80 bis 90 Prozent durch<br />
Polypen bedingt ist. Meist handelt es<br />
sich bei Polypen um so genannte Adenome.<br />
Die sind zwar zunächst gutartig,<br />
entwickeln sich aber langfristig zu Karzinomen.<br />
Daher ist die Krebsvorsorge<br />
auch so wichtig“, erklärt Stallmach.<br />
Oberarzt Philip Grunert von der KIM IV untersucht<br />
mit einem Endoskop den Darm. Foto: Bogner<br />
10 03 | 21
Die Koloskopie erfolgt meist beim Gastroenterologen.<br />
Dabei führt ein erfahrener<br />
Facharzt das Endoskop – ein<br />
dünner (Durchmesser etwa ein Zentimeter),<br />
elastischer Schlauch mit einer<br />
Kamera am Ende – in den Darm ein<br />
und untersucht die Darmschleimhaut<br />
auf Polypen und auffällige Strukturen.<br />
Sollten Wucherungen entdeckt werden,<br />
können diese während der Koloskopie<br />
direkt entfernt oder gegebenenfalls<br />
Proben entnommen werden.<br />
„Bei etwa 20 bis 30 Prozent<br />
der Darmspiegelungen finden<br />
wir Polypen“, berichtet Stallmach.<br />
In der Regel erfolgt die<br />
Koloskopie ambulant, meist<br />
erhält der Patient eine so<br />
genannte „Schlafspritze“. „Die<br />
Untersuchung mögen manche<br />
als unangenehm empfinden,<br />
schmerzhaft ist sie aber normalerweise<br />
nicht“, versichert<br />
der Gastroenterologe. „Wer<br />
Angst vor der Untersuchung<br />
hat, sollte das am besten im<br />
Aufklärungsgespräch mit dem<br />
Arzt direkt ansprechen.“ Bisher<br />
ist die Darmspiegelung eine der<br />
zuverlässigsten Methoden, um<br />
Darmkrebs frühzeitig zu erkennen.<br />
„Frühzeitig heißt, dass<br />
dann tatsächlich noch kurativ,<br />
also heilend, behandelt werden<br />
kann. Ich kann daher jedem Mann<br />
nur empfehlen, dieses Angebot<br />
der Früherkennung zu nutzen.“ Ist<br />
die Darmspiegelung unauffällig, steht<br />
die nächste auch erst wieder in zehn<br />
Jahren an.<br />
Auch vorbeugen lässt sich in gewissem<br />
Maße mit einer gesunden Lebensführung:<br />
„Neben den Klassikern, also viel<br />
bewegen, nicht rauchen und trinken,<br />
sollte man(n) auf die Ernährung achten.<br />
Also lieber auf zu viel rotes Fleisch<br />
und Wurst verzichten und stattdessen<br />
häufiger zu ballaststoffreichen Nahrungsmitteln<br />
wie Hülsenfrüchten,<br />
Gemüse und Getreide greifen. Das ist<br />
grundsätzlich ein guter Ratschlag für<br />
die Darmgesundheit.“<br />
Katrin Bogner<br />
Grafik: M. Leitner, KAI<br />
Welche Vorsorge untersuchungen wann?<br />
Zähne<br />
› Kontrolle: einmal im Jahr<br />
› professionelle Zahnreinigung<br />
(Eigenleistung): einmal im Jahr<br />
Haut<br />
› Früherkennungsuntersuchung zur<br />
Erkennung von schwarzem Hautkrebs:<br />
ab 35 Jahren alle zwei Jahre<br />
Internistischer<br />
Check<br />
› Blut- und Urintest: bis 35<br />
Jahre einmalig; ab 35<br />
Jahren jährlich<br />
› gibt Hinweise auf Risiken für<br />
Herz-Kreis lauferkrankungen,<br />
Nierenprobleme, Diabetes<br />
Bauchaorta<br />
› Ultraschalluntersuchung der<br />
Bauchaorta (um Aussackung<br />
der Bauchschlagader zu<br />
erkennen): ab 65 Jahren<br />
einmalige Untersuchung<br />
Darm<br />
› Test auf Blut im Stuhl: 50 – 54 Jahren<br />
jährlich, ab 55 Jahren alle zwei Jahre<br />
› Darmspiegelung: ab 50 Jahren einmal,<br />
nach zehn Jahren ein zweites Mal<br />
Prostata und Genitalien<br />
› urologische Untersuchung (Blut,<br />
Urintest, Ultraschalluntersuchung):<br />
ab 45 Jahren jährlich<br />
03 | 21<br />
11
Warum Männer kürzer leben als Frauen<br />
Und warum die Gene darauf nur geringen Einfluss haben<br />
Männer leben statistisch bis zu fünf<br />
Jahre kürzer als Frauen. Dieser deutliche<br />
Unterschied lässt sich in allen<br />
Kulturen rund um den Globus beobachten.<br />
Dabei, so apl. Prof. Dr. Uwe Berger<br />
vom Institut für Psychosoziale Medizin,<br />
Psychotherapie und Psychoonkologie<br />
am <strong>UKJ</strong>, genießen Männer in einigen<br />
Gesundheitsbereichen sogar Vorteile:<br />
In Sachen Herzkreislauferkrankungen<br />
– der häufigsten Todesursache<br />
in Deutschland – sind Diagnostik und<br />
Therapien beispielsweise auf Männer<br />
zugeschnitten. Dass Frauen hier ganz<br />
andere Symptome zeigen, ist erst eine<br />
recht junge Erkenntnis.<br />
77,66 Jahre<br />
beträgt die Lebenserwartung für<br />
neugeborene Jungen in Thüringen<br />
(für Mädchen 83,27 Jahre)<br />
Warum driftet die Lebenserwartung<br />
der Geschlechter dann so auseinander?<br />
Ein Teil der Antwort<br />
liegt in der Genetik: Während<br />
Frauen Defekte auf dem<br />
ersten x-Chromosom eventuell<br />
mit Informationen auf<br />
dem zweiten ausgleichen<br />
können, fehlt Männern auf<br />
dem y-Chromosom diese<br />
Information. Doch die Genetik<br />
ist vermutlich nur für ein<br />
Lebensjahr verantwortlich, das<br />
Männer kürzer leben.<br />
12 03 | 21
TITELTHEMA<br />
Forschung im Kloster<br />
Welche Faktoren stattdessen eine<br />
große Rolle spielen, zeigt eine Langzeitstudie<br />
in deutschen Klöstern. „Dies ist<br />
eines der wenigen Umfelder in unserer<br />
Gesellschaft, in der Männer und Frauen<br />
annähernd den gleichen Bedingungen<br />
ausgesetzt sind und sich im Allgemeinen<br />
nicht unterschiedlich verhalten<br />
können“, erläutert Berger. Die über<br />
Jahrzehnte dauernde Beobachtung der<br />
Klosterbewohner zeigt, dass die Männer<br />
hier – im Gegensatz zur Normalbevölkerung<br />
– nur ein Jahr früher als die Frauen<br />
sterben. Berger: „Der große Unterschied<br />
in der Lebenserwartung außerhalb von<br />
Klöstern hat offensichtlich keine biologischen<br />
Gründe.“<br />
Was dann? Eine andere Studie nimmt<br />
den Lebensstil ins Visier und beobachtet,<br />
dass Männer, die eher so leben, wie<br />
es für Frauen typisch ist, älter werden:<br />
Der umsichtige, achtsame Mahatma<br />
Gandhi wurde beispielsweise 78 Jahre,<br />
der Kämpfer Che Guevara nicht einmal<br />
40 Jahre alt. Nicht also das biologische,<br />
sondern das sozial zugeschriebene<br />
Geschlecht spielt die entscheidende<br />
Rolle, so die Wissenschaftler. Trotz<br />
Versuchen zur geschlechterneutralen<br />
Erziehung sei die höhere Risikobereitschaft<br />
von Männern nach wie vor<br />
kulturbedingt, so Berger: „Viele Eltern<br />
gestehen ihren Jungs auch heutzutage<br />
noch zu, wilder zu sein und sich<br />
in gefährlichere Abenteuer zu stürzen<br />
als Mädchen.“ So sind bereits Jungs<br />
und männliche Jugendliche wesentlich<br />
häufiger in Unfälle verwickelt als Mädchen.<br />
Verstärkt wird der Unterschied<br />
noch durch Bildung und Wohlstand:<br />
Ein armer Mann lebt im Vergleich zu<br />
einer gebildeten, gut situierten Frau<br />
im Durchschnitt 16 Jahre kürzer. „Das<br />
Robert Koch-Institut berichtet regelmäßig<br />
über diese Zahlen – aber sie werden<br />
scheinbar kaum wahrgenommen“, so<br />
Berger. Dabei zeigten die Studien auch:<br />
Wenn Männer sich umsichtiger verhalten<br />
und beispielsweise zurückhaltender<br />
mit Alkohol umgehen und weniger rauchen,<br />
erhöhen sie ihre Lebenserwartung<br />
deutlich.<br />
Mit Alkohol betäuben<br />
Männer und Frauen unterscheiden<br />
sich jedoch nicht nur im Risikoverhalten<br />
– auch wenn die Unterschiede in<br />
anderen Bereichen geringer ausfallen.<br />
Zum Beispiel beim Wahrnehmen von<br />
Symptomen: Frauen achten früher auf<br />
Krankheitsanzeichen, nehmen sie ernster,<br />
gehen früher zum Arzt und holen<br />
sich Hilfe. Männer neigen dazu, Symptome<br />
zu verleugnen. „Mit seinen Symptomen<br />
hausieren zu gehen, galt lange<br />
Zeit als unmännlich“, so Berger. Während<br />
Frauen sich austauschen und sich<br />
auch nicht scheuen, Psychotherapie<br />
Professor Dr. Uwe Berger forscht am<br />
Institut für Psychosoziale Medizin,<br />
Psychotherapie und Psychoonkologie.<br />
Bereits seit rund zehn Jahren analysiert<br />
er die Gründe, warum sich die<br />
Lebenserwartung von Männern und<br />
Frauen seit Jahrzehnten rund um den<br />
Globus deutlich unterscheidet. Foto: privat<br />
in Anspruch zu nehmen, greifen Männer<br />
eher zum Alkohol, bis sie ihre<br />
Beschwerden nicht mehr merken.<br />
„Wenn ich beispielsweise Depressionen<br />
erst spät oder gar nicht wahrnehme und<br />
mich nicht in Behandlung begebe, ist<br />
es wahrscheinlicher, sich das Leben zu<br />
nehmen“, nennt Professor Berger eine<br />
Erklärung dafür, warum die Selbstmordrate<br />
bei Männern doppelt so hoch wie<br />
bei Frauen ist.<br />
Doch eine neue Entwicklung scheint<br />
sich abzuzeichnen. Gerade junge Männer<br />
stehen immer häufiger dazu, unter<br />
Panikattacken, Ängsten und Depressionen<br />
zu leiden – und scheuen sich<br />
auch nicht, dies in sozialen Netzwerken<br />
öffentlich kundzutun, so Berger: „Ob<br />
diese Beobachtung bei der jungen<br />
Generation zu einer generellen Trendwende<br />
in der Gesamtbevölkerung führt,<br />
bleibt abzuwarten.“<br />
Anke Schleenvoigt<br />
Gettyimages - Leonardo Laschera / EyeEm<br />
03 | 21<br />
13
Damit Wasserlassen keine Qual bleibt<br />
Volkskrankheit gutartig vergrößerte Prostata<br />
Sie ist etwa so groß wie eine Kastanie.<br />
Die Vorsteherdrüse – auch Prostata<br />
genannt – produziert einen Teil der<br />
Samenflüssigkeit beim Mann. Dass<br />
sie sich mit zunehmendem Alter vergrößert,<br />
sei im Grunde eine natürliche<br />
Veränderung, so Professor Marc-Oliver<br />
Grimm, Direktor der Klinik für Urologie<br />
am <strong>UKJ</strong>: „Die gutartige Vergrößerung<br />
der Prostata ist in unserer alternden<br />
Gesellschaft zur Volkskrankheit geworden.“<br />
Bereits Männer ab Mitte 30 sind<br />
betroffen, bei den über 50-Jährigen<br />
sind es mindestens 40 Prozent, ab<br />
dem 80. Lebensjahr schon mehr als<br />
80 Prozent. „Damit ist das benigne<br />
Prostatasyndrom – kurz BPS – eines<br />
der häufigsten Krankheitsbilder in der<br />
Urologie“, so Grimm.<br />
Da es sich um eine gutartige Erkrankung<br />
handelt, mussten viele Eingriffe<br />
während des Lockdowns verschoben<br />
werden. Mit der Wiederaufnahme des<br />
Normalbetriebs sei die Zahl der Patienten<br />
plötzlich stark angestiegen, so<br />
Prof. Grimm. Teilweise nähmen sie eine<br />
weite Anreise in Kauf. „Daran zeigt sich<br />
auch, wie groß der Leidensdruck für<br />
unsere Patienten ist.“ Denn eine größere<br />
Prostata engt oft die Harnröhre<br />
ein und beeinflusst das Wasserlassen.<br />
„Wir unterscheiden zwischen reizenden<br />
und hemmenden Beschwerden“,<br />
erklärt die leitende Oberärztin Dr.<br />
Susan Foller, die zusammen mit Assistenzarzt<br />
Martin Keil die eigene BPS-<br />
Sprechstunde am <strong>UKJ</strong> betreut. Zu ersteren<br />
zählen ein häufiger Harndrang<br />
sowie häufiges, schmerzhaftes und<br />
nächtliches Wasserlassen. „Viele Männer<br />
klagen darüber, dass sie dadurch<br />
nicht mehr durchschlafen können“, so<br />
Foller. Bei hemmenden Beschwerden<br />
ist der Harnstrahl abgeschwächt, wird<br />
immer wieder unterbrochen. Betroffene<br />
berichten auch von einem Restharngefühl.<br />
Dadurch, dass immer noch<br />
etwas Urin in der Blase zurückbleibt,<br />
steigt das Risiko für häufige Blasenentzündungen.<br />
Die Erkrankung wirkt<br />
sich stark auf die Freizeitgestaltung<br />
aus: Weil die betroffenen Männer oft<br />
Wasser lassen müssen, trauen sich<br />
viele nicht mehr unterwegs zu sein,<br />
wenn sie nicht wissen, wo sich die<br />
nächste Toilette befindet.<br />
„Welche Therapie im Einzelfall in Frage<br />
kommt, entscheiden wir gemeinsam<br />
mit dem Patienten ganz individuell<br />
in unserer Sprechstunde“, so Keil. Am<br />
Anfang steht immer eine umfangreiche<br />
Diagnostik: Neben der Tastuntersuchung<br />
der Prostata, gehören dazu<br />
14 03 | 21
TITELTHEMA<br />
Bieten Patienten mit<br />
vergrößerter Prostata eine<br />
umfangreiche Diagnostik,<br />
Beratung und Therapie an:<br />
Oberärztin Dr. Susan<br />
Foller, Klinikdirektor Prof.<br />
Marc-Oliver Grimm und<br />
Assistenzarzt Martin Keil<br />
(v. re.).<br />
Fotos: Szabó<br />
Urin- und Blutuntersuchungen sowie<br />
die Sonografie von Nieren, Harnblase<br />
und Prostata. „Die Patienten müssen<br />
Zeit mitbringen – und eine volle Blase“,<br />
so Professor Grimm. Denn ein wichtiger<br />
Bestandteil der Diagnostik sei die<br />
Harnstrahlmessung – auch Uroflowmetrie<br />
genannt. Sie gibt Auskunft darüber,<br />
ob die Entleerung der Blase durch eine<br />
blockierte Harnröhre gestört wird. Alle<br />
Untersuchungen können direkt in der<br />
Ambulanz der Klinik für Urologie stattfinden<br />
und bilden zusammen eine<br />
wichtige Grundlage für das individuelle<br />
Therapiekonzept.<br />
Was für den Patienten der richtige Weg<br />
ist, kann sehr unterschiedlich sein und<br />
hängt unter anderem von der Art der<br />
Beschwerden, der Größe der Prostata<br />
und den Begleiterkrankungen des<br />
Patienten ab: Wenn die Symptome nur<br />
gering sind und keine Komplikationen<br />
auftreten, können – je nach Beschwerden<br />
– verschiedene Medikamente helfen.<br />
„Wenn dies nicht ausreicht, sollte<br />
ein operativer Eingriff stattfinden“,<br />
so Keil. „Unbedingt behandelt werden<br />
sollten Komplikationen wie Harnverhaltungen,<br />
Harnstau, wiederholte<br />
Harnwegsinfektionen, Harnblasensteine<br />
oder prostatabedingte Blutungen.“<br />
Dafür stehen an der Klinik für<br />
Urologie eine ganze Reihe an Verfahren<br />
zur Verfügung.<br />
Ein Weg sind klassische Operationsverfahren,<br />
bei denen die Spezialisten<br />
Gewebe aus der Prostata mit Hilfe<br />
eines Endoskops durch die Harnröhre<br />
entfernen oder aber – bei sehr stark<br />
vergrößerter Prostata – über einen<br />
Zugang am Unterbauch. Eine schonende<br />
Methode, bei der das Gewebe mit<br />
Hilfe eines Grünlicht-Lasers verdampft<br />
wird, ist die Laservaporisation. Bei<br />
einer weiteren Behandlungsmethode<br />
werden die Patienten gemeinsam von<br />
den Urologen und den Radiologen des<br />
Universitätsklinikums Jena betreut: Bei<br />
der Prostata-Arterien-Embolisation<br />
werden Mikropartikel über die Leiste<br />
in die Prostata-Schlagader eingeführt,<br />
um die Blut- und Sauerstoffzufuhr zu<br />
unterbrechen. Dadurch bildet sich das<br />
Drüsengewebe zurück. „Diese risikoarme<br />
Methode eignet sich besonders<br />
für Patienten, die aufgrund von Begleiterkrankungen<br />
keine Narkose erhalten<br />
sollten“, so Keil. „Von sehr positiven<br />
Ergebnissen berichten uns unsere<br />
Patienten, die mittels Wasserstrahlablation<br />
behandelt wurden“, so Prof.<br />
Grimm. Bei diesem vor rund zwei Jahren<br />
etablierten Verfahren, entfernt ein<br />
gezielt eingesetzter Wasserstrahl den<br />
entsprechenden Bereich der Prostata.<br />
Anke Schleenvoigt<br />
KONTAKT<br />
Für einen Termin in unserer<br />
BPS-Sprechstunde wenden<br />
Sie sich bitte an:<br />
Poliklinik der Klinik für Urologie<br />
03641 9-32 99 32<br />
Urologie-Ambulanz@med.uni-jena.de<br />
03 | 21<br />
15
Breites Spektrum an Behandlungsoptionen<br />
Was den Leidensdruck bei einer gutartig vergrößerten Prostata lindern kann<br />
Chirurgische Möglichkeiten<br />
Das chirurgische Herauslösen des<br />
Prostatagewebes wird als Adenomenukleation<br />
bezeichnet. Das Verfahren<br />
kommt zum Einsatz, wenn das Prostatavolumen<br />
über 80 Milliliter liegt und<br />
daher nicht über die Harnröhre operiert<br />
werden kann. Das Verfahren ist<br />
außerdem geeignet, wenn beim Patienten<br />
Begleiterkrankungen vorliegen wie<br />
Leistenhernien, Harnblasensteine oder<br />
große Blasendivertikel, die ebenfalls<br />
behandelt werden müssen. Neben der<br />
klassischen offenen Operation bieten<br />
die Experten der Klinik für Urologie<br />
auch ein minimal-invasives roboterassistiertes<br />
Verfahren in so genannter<br />
Schlüssellochtechnik (laparoskopisch)<br />
an. Über kleineste Schnitte am Unterbauch<br />
erfolgt der Eingriff. Während<br />
der Operateur ein dreidimensionales,<br />
bis zu zwölffach vergrößertes Bild des<br />
Operationsgebietes sieht, überträgt<br />
das Robotersystem kleinste Hand- und<br />
Fingerbewegungen hochpräzise auf die<br />
Instrumente, mit denen das gutartige<br />
Prostatagewebe entfernt wird. Die Vorteile<br />
der minimal-invasiven Methode<br />
im Vergleich zur offenen Operation<br />
sind die hohe operative Genauigkeit,<br />
geringere Blutverluste und geringere<br />
Infektionsrisiken. Außerdem kann auf<br />
einen größeren Unterbauchschnitt<br />
verzichtet werden.<br />
Bei mehr als 1 200 Eingriffen haben die Urologen am <strong>UKJ</strong> das komplexe<br />
Roboter-Operationssystem bereits eingesetzt. Foto: Szabó<br />
Laser-Verdampfung<br />
Seit 2013 kommt in der Jenaer Urologie ein neues,<br />
schonendes Verfahren zum Einsatz: Mit dem<br />
„Green light Laser“ wird das Prostatagewebe über<br />
die Harnröhre vaporisiert, also verdampft. Angewendet<br />
wird das Verfahren bei Patienten mit einer<br />
kleineren bis mittelgroßen Prostata mit einem<br />
Volumen bis circa 60 Milliliter. Auch hierfür ist<br />
eine Narkose nötig. Dennoch ist der Eingriff deutlich<br />
schonender als eine chirurgische Resektion.<br />
Im Normalfall können Patienten die Klinik nach<br />
weniger als fünf Tagen verlassen. Das Verfahren<br />
kommt daher unter anderem für Risikopatienten<br />
(zum Beispiel bei Herzerkrankungen) mit Einnahme<br />
von blutverdünnenden Medikamenten zur<br />
Anwendung. Ein Nachteil des Verfahrens ist allerdings,<br />
dass es keine Möglichkeit bietet, Gewebe<br />
zur mikroskopischen Untersuchung zu gewinnen.<br />
Prof. Marc-Oliver Grimm setzt an seiner Klinik seit<br />
2013 das schonende Laser-Verfahren ein. Foto: Szabó<br />
16 03 | 21
TITELTHEMA<br />
Endoskopisches<br />
Verfahren<br />
Hochpräziser Wasserstrahl<br />
TURP steht für transurethrale<br />
Resektion der Prostata und ist seit<br />
Jahrzehnten das gängige Verfahren<br />
zur Therapie von Patienten mit<br />
einem benignen Prostatasyndrom<br />
und einer Prostatagröße bis etwa<br />
80 Millilitern. Mit Hilfe eines Endoskops,<br />
an dessen Ende sich eine<br />
Elektroschlinge befindet, wird das<br />
Prostatagewebe über die Harnröhre<br />
entfernt. Anschließend kann das<br />
entfernte Gewebe mikroskopisch<br />
untersucht werden.<br />
Nach dem Eingriff bleiben Patienten<br />
meist etwa vier Tage in der<br />
Klinik. Die Komplikationsrate des<br />
Verfahrens ist vergleichsweise<br />
gering. Trotz der Entwicklung neuerer<br />
Verfahren bleibt die Prostataresektion<br />
durch die Harnröhre der<br />
Goldstandard in der Behandlung<br />
von Patienten mit BPS.<br />
Die Wasserstrahldüse befindet sich an<br />
einem Endoskop. Foto: Klinik für Urologie<br />
Bei der Behandlung mit Hilfe eines<br />
Wasserstrahls („Aquablation“) werden<br />
zwei Verfahren miteinander kombiniert.<br />
Zunächst ermitteln die Mediziner<br />
mittels eines Ultraschalls den Bereich<br />
der Prostata, der entfernt werden soll.<br />
Zusätzlich kommt ein Endoskop zum<br />
Einsatz, mit dem das zuvor markierte<br />
Prostatagewebe mit Hilfe einer Wasserstrahldüse<br />
hochpräzise und vollautomatisch<br />
abgetragen wird. Dieser<br />
Eingriff ist sehr präzise und zudem<br />
deutlich schneller als bisherige Verfahren.<br />
Nach fünf bis zehn Minuten ist<br />
das Gewebe – selbst bei sehr großem<br />
Prostatavolumen – entfernt. Es bietet<br />
vor allem eine minimal-invasive<br />
Behandlungsoption für Patienten<br />
mit sehr großer Prostata, für die eine<br />
klassische transurethrale Resektion<br />
oder Laserung nicht in Frage käme. Die<br />
Verweildauer in der Klinik nach dem<br />
Eingriff beträgt etwa drei Tage.<br />
Verödung der Versorgungsgefäße<br />
In Kooperation mit dem Institut für Diagnostische<br />
und Interventionelle Radiologie<br />
wird die so genannte Prostata-<br />
Arterien-Embolisation (PAE) angeboten.<br />
Dabei werden über eine Punktion der<br />
Leistenarterien Mikrokügelchen in die<br />
Gefäße eingeführt, die die Prostata<br />
versorgen. Die Gefäße werden dadurch<br />
verschlossen, so dass die Prostata<br />
schrumpft und die Beschwerden nachlassen.<br />
Da es eine rechte und eine linke<br />
Prostataarterie gibt, wird in der gleichen<br />
Sitzung auch die jeweils andere<br />
Prostataarterie embolisiert.<br />
Dieser minimal-invasive Eingriff wird in<br />
örtlicher Betäubung ohne Vollnarkose<br />
durchgeführt. Während des gesamten<br />
Eingriffs sind die Patienten bei vollem<br />
Bewusstsein, so dass kein Narkoserisiko<br />
besteht. Während und nach dem<br />
Eingriff treten im Allgemeinen keine<br />
oder nur sehr geringe Schmerzen auf.<br />
Prof. Ulf Teichgräber, Direktor vom Institut<br />
für Diagnostische und Interventionelle<br />
Radiologie, bei einer Prostata-<br />
Arterien-Embolisation. Foto: Szabó<br />
03 | 21<br />
17
Tumoren in der Prostata entdecken<br />
Was MRT-Untersuchungen heute leisten können<br />
In die eine Hand den kleinen Ball, der<br />
im Notfall gedrückt werden kann, auf<br />
den Unterbauch die Empfangsspule,<br />
Kopfhörer als Lärmschutz für die<br />
Ohren: Nach wenigen Handgriffen<br />
haben Andrea Figuth und Andrea<br />
Kreutzmann den Patienten für seine<br />
Untersuchung vorbereitet. Die beiden<br />
Medizinisch-technischen Assistentinnen<br />
vom Institut für Diagnostische<br />
und Interventionelle Radiologie (IDIR)<br />
am <strong>UKJ</strong> geben dem 75-Jährigen noch<br />
einige beruhigende Worte mit, bevor er<br />
langsam mit den Füßen zuerst in das<br />
MRT-Gerät gefahren wird.<br />
Bei der MRT-Untersuchung – abgekürzt<br />
für Magnetresonanztomographie<br />
– können dank starker Magnetfelder<br />
Schnittbilder des menschlichen<br />
Körpers gemacht werden. Das Gerät<br />
kommt dabei ganz ohne belastende<br />
Röntgenstrahlung aus. Der Vorsorgetermin<br />
beim niedergelassenen<br />
Urologen hat Auffälligkeiten bei der<br />
Tastuntersuchung der Prostata gezeigt<br />
und auch der PSA-Wert war erhöht.<br />
PSA steht für das Prostataspezifische-<br />
Antigen – ein Eiweiß, das ausschließlich<br />
von Prostatazellen gebildet wird<br />
und sich im Blut messen lässt. Die<br />
MRT-Untersuchung soll nun Klarheit<br />
darüber bringen, ob der Patient an<br />
Prostatakrebs erkrankt sein könnte.<br />
Schon wenige Augenblicke später<br />
erscheinen auf den beiden großen<br />
Bildschirmen im Nachbarraum die<br />
ersten Aufnahmen. Mit diesen plant<br />
Andrea Figuth am Computer die weiteren<br />
diagnostischen Bilder. Das MRT-<br />
Gerät liefert Aufnahmen der Prostata<br />
in Schichten von oben nach unten,<br />
von rechts nach links und von hinten<br />
nach vorn. „Seitdem wir die Untersuchung<br />
multiparametrisch durchführen<br />
können, ist die MRT-Untersuchung der<br />
Prostata viel genauer geworden“, so<br />
Prof. Tobias Franiel. Gemeint ist, dass<br />
verschiedene Methoden der Bildgebung<br />
jetzt miteinander kombiniert<br />
werden können: solche für Aufnahmen<br />
der Anatomie einerseits mit funktionellen<br />
Methoden andererseits, die zum<br />
Beispiel die Bewegung von Teilchen im<br />
Gewebe messen. „Durch diese Kombination<br />
verschiedener Bildgebungssequenzen<br />
können wir deutlich mehr<br />
Karzinome finden, die klinisch relevant<br />
sind“, so Oberarzt Prof. Franiel. Also<br />
jene Tumoren, die potentiell Metastasen<br />
bilden und an denen Betroffene<br />
potentiell versterben können.<br />
Für wen kommt eine solche Untersuchung<br />
in Frage? Die im März <strong>2021</strong><br />
veröffentliche S3-Leitlinie empfiehlt<br />
allen Männern, die bisher nicht biopsiert<br />
wurden, eine MRT-Untersuchung.<br />
Bei einer Biopsie wird eine kleine<br />
Gewebemenge entnommen und<br />
18 03 | 21
TITELTHEMA<br />
Prof. Tobias Franiel analysiert zusammen mit der<br />
Medizinisch-technischen Assistentin Andrea Figuth die<br />
MRT-Aufnahmen einer Prostata. Fotos: Rodigast<br />
anschließend unter dem Mikroskop<br />
untersucht, um einen Krebsverdacht<br />
auszuräumen oder zu bestätigen. Für<br />
Männer, die schon mindestens einmal<br />
biopsiert worden sind, ohne dass<br />
ein Tumor festgestellt wurde, gilt vor<br />
einer erneuten Biopsie eine starke<br />
Empfehlung für eine vorherige MRT-<br />
Untersuchung der Prostata.<br />
Um den vielen Betroffenen Untersuchungstermine<br />
anbieten zu können, hat<br />
das Team am <strong>UKJ</strong> Abläufe überarbeitet,<br />
so dass die Dauer einer Untersuchung<br />
weiter verkürzt werden konnte. Mit<br />
dem drei Tesla starken MRT-Gerät ist<br />
eine Untersuchung mittlerweile nach<br />
15 bis 20 Minuten abgeschlossen.<br />
Wegen der Schnelligkeit werden die<br />
meisten Patienten mit diesem Gerät<br />
der neuesten Generation untersucht.<br />
Nur wenn beispielsweise Patienten mit<br />
Prothesen untersucht werden, kommt<br />
das 1,5-Tesla-Gerät wegen der geringeren<br />
Feldstärke zum Einsatz. Dann dauert<br />
die Untersuchung ein wenig länger.<br />
Gründe gegen eine MRT-Untersuchung<br />
gebe es kaum, so Prof. Franiel. „Außer,<br />
wenn beispielsweise der Herzschrittmacher<br />
nicht kompatibel ist.“ Früher<br />
sei die Angst vor engen Räumen einiger<br />
Patienten eine große Hürde gewesen.<br />
„Da die Röhre der neuesten Geräte<br />
kürzer ausfällt, und dadurch der Kopf<br />
während der Untersuchung meist herausschaut,<br />
haben wir dieses Problem<br />
so gut wie gar nicht mehr.“<br />
Die entstandenen Bilder richtig zu deuten,<br />
erfordert viel Erfahrung. Seit 2005<br />
widmet sich Prof. Franiel dieser Herausforderung,<br />
zuerst in Berlin an der<br />
Charité und seit 2013 am Universitätsklinikum<br />
Jena. „Am liebsten möchten<br />
die Patienten ihre Ergebnisse natürlich<br />
gleich nach der Untersuchung mitnehmen.“<br />
Doch die Bilder müssen zunächst<br />
nachverarbeitet werden. Aber noch am<br />
Tag der Untersuchung wird der Befund<br />
erstellt, an den niedergelassenen<br />
Urologen gefaxt, so dass dieser ihn<br />
am nächsten Tag mit dem Patienten<br />
besprechen kann.<br />
Wenn ein verdächtiger Bereich in der<br />
Prostata identifiziert wurde, können<br />
die MRT-Bilder für die Entnahme einer<br />
Probe in ein Ultraschallgerät eingelesen<br />
werden. „Wir arbeiten hier im Haus<br />
sehr eng mit unseren Urologen zusammen“,<br />
so Prof. Franiel. In deren Händen<br />
liegt dann auch die weitere Therapie.<br />
Anke Schleenvoigt<br />
Zahlen und Ursachen<br />
Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts erkranken in Deutschland jedes<br />
Jahr rund 61 200 Männer an Prostatakrebs. Damit ist es die häufigste Krebsart<br />
beim Mann. Das Durchschnittsalter bei der Erkrankung liebt bei 72 Jahren.<br />
Die Zellen der Prostata verändern sich, teilen sich unkontrolliert, bis sie ein<br />
Geschwulst bilden. Auch in benachbarte Gewebe und Organe können Tumorzellen<br />
wandern und Metastasen bilden.<br />
Was Prostatakrebs verursacht, ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig<br />
geklärt. Es gibt aber Hinweise, dass einige Faktoren das Erkrankungsrisiko<br />
deutlich erhöhen. Neben dem steigenden Alter ist dies eine familiäre Veranlagung,<br />
aber auch die Ernährungsweise: Neuere Studien zeigen, dass eine ausgewogene<br />
Ernährung mit viel Obst und Gemüse und wenig tierischen Fetten, ein<br />
gesundes Körpergewicht und regelmäßige Bewegung eine wesentliche Rolle<br />
spielen, um dem Krebs vorzubeugen. Testosteron und häufiger Geschlechtsverkehr<br />
sollen das Erkrankungsrisiko hingegen nicht erhöhen. Weil Prostatakrebs<br />
zu Beginn keine Beschwerden verursacht, spielt die Früherkennung<br />
eine wichtige Rolle. Schmerzen in der Prostata, Blut im Urin oder eine gestörte<br />
Entleerung der Blase und des Darms können Hinweise auf Prostatakrebs sein.<br />
03 | 21<br />
19
Wenn die Hormone nicht<br />
mehr im Gleichgewicht sind<br />
PD Dr. Christof Kloos, Leiter des Funktionsbereichs<br />
Endokrinologie an der KIM III, über den<br />
Einfluss von Testosteron beim Mann<br />
Welches Geschlechtshormon macht den Mann zum Mann?<br />
Prinzipiell sind die Hormone von Männern und<br />
Frauen identisch. Beide produzieren sowohl<br />
männertypische Hormone, wie Testosteron, als<br />
auch frauentypische, wie Östrogen – jedoch in<br />
unterschiedlichen Konzentrationen. Männer<br />
besitzen durchschnittlich etwa zehnmal so<br />
viel Testosteron im Körper wie Frauen – was<br />
zu dem typisch männlichen Körperbau führt,<br />
sich aber auch auf Verhaltensweisen auswirkt.<br />
Das Testosteron begünstigt beim Mann das<br />
Wachstum von Muskeln, führt zu einem niedrigeren<br />
Körperfettanteil, aber auch dazu, dass<br />
sich Fett vor allem im Bauchraum bildet. Bei<br />
Heranwachsenden sorgt es dafür, dass sich<br />
die männlichen Geschlechtsorgane und die<br />
Körperbehaarung entsprechend entwickeln.<br />
Außerdem steigert Testosteron das sexuelle<br />
Verlangen (Libido) – übrigens auch bei Frauen.<br />
Wie kann ein gestörter Testosteronhaushalt<br />
behandelt werden?<br />
Gettyimages - Jerome_Correia<br />
Die Art der Behandlung ist natürlich immer abhängig von der zugrundliegenden<br />
Ursache. Meist liegen Hormonstörungen beim Mann in seiner individuellen<br />
Lebensweise begründet: Starkes Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, starker<br />
Alkoholkonsum oder eine hohe psychische Belastung durch Stress im Beruf<br />
sind nur einige Faktoren, die auf Männer tendenziell häufiger zutreffen als auf<br />
Frauen – und die das männliche Hormonsystem negativ beeinflussen. Hier hilft es<br />
meist bereits, die Lebensweise umzustellen. Bei anderen Betroffenen mit längerem<br />
Libidoverlust und zusätzlichen Erektionsstörungen ist eine genauere Diagnostik<br />
notwendig – vor allem bei jüngeren Patienten unter 50 Jahren. Hier betrachten<br />
wir die bisherige körperliche Entwicklung und die Dauer der Beschwerden ganz<br />
genau: Wann trat die Pubertät ein? Gab es je Verletzungen im Genitalbereich? Sind<br />
männliche Körperproportionen, Bartwuchs oder Brustbildung vorhanden? Sind<br />
Veränderungen wie geänderte Körperproportionen mit längeren Beinen oder ein<br />
zurückgehender Bartwuchs vor allem in der letzten Zeit zu beobachten, liegt mit<br />
hoher Wahrscheinlichkeit ein Hormonmangel vor. Zeigen weitere Untersuchungen,<br />
dass das Geschlechtshormon noch nie in ausreichender Konzentration vorhanden<br />
war, ist dies meist in einer genetischen Störung begründet. Das kommt aber eher<br />
selten vor. Testosteronspritzen können hier helfen, ein normales Hormonlevel<br />
zu erreichen. Häufiger sind die Symptome hingegen mit Veränderungen an der<br />
Hirnanhangdrüse zu erklären, die die Hormonausschüttung stören. Helfen hier<br />
medikamentöse Therapien nicht, kann eine Operation notwendig sein.<br />
20 03 | 21
TITELTHEMA<br />
Kommen auch Männer in die<br />
„Wechseljahre“?<br />
Männer und Frauen sind nicht ein Leben lang dem immer<br />
gleichen Hormoncocktail ausgesetzt. Während sich der Hormonspiegel<br />
von Frauen im Laufe des Menstruationszyklus,<br />
mit einer Schwangerschaft oder der sogenannten Menopause<br />
verändert, ist die Konzentration der Botenstoffe bei Männern<br />
tageszeitabhängig: In den Morgenstunden wird viel Testosteron<br />
produziert, der Spiegel fällt dann allmählich über den Tag<br />
ab. Ein abrupter Abfall oder sogar einen Stopp der Produktion<br />
von Testosteron im Laufe eines Männerlebens, also eine sogenannte<br />
Andropause, gibt es hingegen nicht. Jedoch verändert<br />
sich die Rhythmik: Der Testosteronspiegel ist mit steigendem<br />
Alter über den Tag eher konstant.<br />
Interessant ist, dass sich die Konzentration der Geschlechtshormone<br />
nach der Menopause bei Männern und Frauen annähert.<br />
Da weniger Östrogen produziert wird, tritt die Wirkung<br />
des Testosterons auch bei Frauen im steigenden Alter in den<br />
Vordergrund: Sie verlieren ihre typisch weibliche Fettverteilung<br />
mit mehr Unterhautfettgewebe, sie werden kantiger<br />
und können sogar Bartwuchs bekommen. Da bei Männern<br />
die Wirkung des Testosterons auf das Gewebe im Alter eher<br />
nachlässt, verlieren sie hingegen an Muskelmasse und werden<br />
insgesamt fraulicher.<br />
Wie zeigt sich eine<br />
gestörte Testosteronkonzentration?<br />
Hier macht die Dosis das Gift, wie man<br />
so schön sagt – und der Zeitpunkt,<br />
wann die Hormone wirken. Wirkt<br />
Testosteron beispielsweise bereits<br />
beim ungeborenen Kind im Mutterleib<br />
nicht, dann zeigen sich sehr schnell<br />
deutliche Effekte auf den Körper. Das<br />
ungeborene Kind würde sich in diesem<br />
Fall körperlich zu einer Frau entwickeln,<br />
obwohl es von den Anlagen her<br />
eigentlich ein Mann ist. Das kommt<br />
aber nur sehr selten vor. Häufiger zeigen<br />
sich Hormonstörungen hingegen<br />
bei Männern im fortgeschrittenen<br />
Alter. Sie fühlen sich dann weniger fit<br />
und leistungsfähig oder haben weniger<br />
Lust auf Sex. Auch wenn dies für<br />
viele Betroffene kein Grund zur Kontrolle<br />
bei einem Arzt ist, kann ich nur<br />
empfehlen, die Symptome durchaus<br />
ernst zu nehmen und sie über einen<br />
längeren Zeitraum zu beobachten<br />
Welche Hormonstörungen treten am häufigsten auf?<br />
Was viele nicht wissen: Schilddrüsenfunktionsstörungen<br />
sind generell die häufigsten<br />
Hormonstörungen – sowohl beim Mann als<br />
auch bei der Frau. Wenn diese Störungen<br />
sehr ausgeprägt sind, dann können sie sich<br />
auch negativ auf die Geschlechtshormone<br />
auswirken. Deshalb sind regelmäßige<br />
Kontrollen sehr wichtig. Da Männer tendenziell<br />
weniger zum Hausarzt gehen als<br />
Frauen, werden die Störungen oft erst spät<br />
diagnostiziert, obwohl sie gut behandelt<br />
werden können. Übrigens sind Frauen weit<br />
häufiger von Schilddrüsenerkrankungen<br />
betroffen als Männer. Denn sie haben ein<br />
„schärferes“ Immunsystem – was Infektionen<br />
einerseits schneller bekämpfen kann,<br />
was sich andererseits aber auch häufiger<br />
gegen den eigenen Körper richten kann.<br />
Deshalb sind Frauen nicht nur häufiger<br />
von Schilddrüsenerkrankungen betroffen,<br />
sondern auch generell von Autoimmunerkrankungen<br />
oder rheumatischen Leiden.<br />
Anne Curth<br />
KONTAKT<br />
PD Dr. Christof Kloos<br />
Leiter des Funktionsbereichs Endokrinologie/<br />
Stoffwechselerkrankungen/Diabetes an der KIM III<br />
03641 9-32 43 41<br />
christof.kloos@med.uni-jena.de<br />
03 | 21<br />
21
Was Männerherzen schadet<br />
<strong>UKJ</strong>-Kardiologe Prof. Bernward Lauer über<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen beim Mann<br />
Prof. Bernward Lauer<br />
Foto: <strong>UKJ</strong><br />
Unterscheidet sich das Herz des<br />
Mannes vom Herz der Frau?<br />
Lauer: Im Grunde gibt es gar nicht so<br />
viele Unterschiede. Anatomisch gesehen,<br />
sind Männerherzen etwa größer<br />
und etwas schwerer als Frauenherzen.<br />
Das Herz eines Mannes wiegt durchschnittlich<br />
um die 300 Gramm und die<br />
Wände sind etwas dicker. Dies liegt zum<br />
einen daran, dass Männer im Durchschnitt<br />
etwas größer und schwerer sind<br />
als Frauen. Zum anderen sind Männerherzen,<br />
zum Teil bestimmt durch den<br />
Lebensstil, häufiger und früher als<br />
Frauenherzen mehr Risikofaktoren ausgesetzt.<br />
Wir wissen, dass Männer früher<br />
als Frauen einen hohen Blutdruck<br />
bekommen und häufiger an Diabetes<br />
erkranken. Hinzu kommt, dass Männer<br />
mehr rauchen und früher Übergewicht<br />
zeigen. Frauen profitieren weiterhin<br />
davon, dass ihr Herz bis zu den Wechseljahren<br />
durch das Hormon Östrogen<br />
„geschützt“ wird. Deshalb erkranken<br />
Männer im Vergleich zu Frauen häufiger<br />
und im früheren Lebensalter an<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen – oft noch<br />
im erwerbstätigen Alter, deutlich häufiger<br />
unter 60 Jahren. Und leider sterben<br />
Männer auch früher als Frauen an<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />
Was sind die häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
beim Mann?<br />
Lauer: Chronische Gefäßverkalkungen,<br />
Herzinfarkt, Angina Pectoris und Herzrhythmusstörungen,<br />
hier besonders<br />
das Vorhofflimmern zählen zu den<br />
häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen.<br />
Es gibt daneben noch eine ganze<br />
Reihe andere, teilweise auch angeborene<br />
Erkrankungen.<br />
Wenn Männer einen Herzinfarkt erleiden,<br />
treten bei ihnen häufiger die<br />
„klassischen“ Lehrbuch-Symptome auf<br />
wie ein heftiger Brustschmerz, der in<br />
den linken Arm, in die linke Halsseite<br />
oder bis in den Kiefer ausstrahlt. Manche<br />
beschreiben ihr Empfinden auch<br />
als eine Art „Gürtel um die Brust“.<br />
Etwa ein Drittel der Patienten geben<br />
bei einem Herzinfarkt keine Schmerzen<br />
an, sondern beispielsweise heftige<br />
Luftnot, die bereits in Ruhe oder<br />
bei geringster Belastung auftritt, so<br />
dass „Mann“ nicht mehr die Treppe<br />
hochkommt. All das führt dazu, dass<br />
bei Männern, wenn sie schon häufiger<br />
und früher einen Herzinfarkt bekommen<br />
als Frauen, dieser, wenn er eintritt,<br />
zumindest häufiger und früher korrekt<br />
erkannt wird und somit schneller<br />
behandelt wird als bei Frauen.<br />
Wie werden heutzutage Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
behandelt?<br />
Lauer: Medikamentöse Therapien sind<br />
ein wesentliches Mittel der Behandlung.<br />
In den vergangenen Jahren hat<br />
es hier viele neue Entwicklungen<br />
gegeben, sodass Patienten mit verschiedenen<br />
Herzerkrankungen besser<br />
behandelt werden können. So gibt es<br />
neue Medikamente für Patienten mit<br />
einer Herzschwäche, die dazu führen,<br />
dass diese Patienten besser belastbar<br />
sind und länger leben. Neben einer<br />
22 03 | 21
TITELTHEMA<br />
Gettyimages - alengo<br />
medikamentösen Therapie ist weiterhin<br />
ganz wichtig, die individuellen Risikofaktoren<br />
für eine Herzerkrankung<br />
zu reduzieren, wie etwa einen hohen<br />
Blutdruck und auch einen zu hohen<br />
Cholesterinspiegel, der ein weiterer<br />
großer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen beim Mann ist. Bei der<br />
Behandlung von erhöhten Cholesterinspiegeln<br />
gibt es neben Medikamenten<br />
in Tablettenform mittlerweile auch<br />
eine Therapie in Form einer Spritze.<br />
Bedeutend ist grundsätzlich immer<br />
ein gesunder Lebensstil. Vor allem<br />
gute Ernährung und Bewegung beugen<br />
eindeutig und sicher Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen vor.<br />
Worauf sollte Mann noch achten?<br />
Lauer: Ich rate allen Männern ab 50<br />
Jahren, zum Check-up zu gehen beziehungsweise<br />
einfach einmal das individuelle<br />
Risikoprofil überprüfen zu<br />
lassen. So kann bereits frühzeitig Risikofaktoren<br />
entgegengesteuert werden.<br />
Dringend zu empfehlen ist letztendlich<br />
jegliche Art von körperlicher Aktivität.<br />
Am besten sind Ausdauersportarten,<br />
aber auch jede andere Sportart oder<br />
Aktivität ist besser als keine. Aber es<br />
hilft schon viel, zu Fuß zu gehen und<br />
wenn die Treppe genutzt wird und<br />
nicht der Fahrstuhl. Das ist ein wichtiger<br />
Schritt in die richtige Richtung.<br />
Wichtig ist auch, dass man dabei Spaß<br />
und Freude hat, da sonst die Motivation<br />
im Laufe der Zeit nachlässt, was<br />
dann dazu führt, dass Mann wieder<br />
mit dem Sport aufhört. Und der Sport,<br />
den man früher mal gemacht hat, zählt<br />
heute (fast) nicht mehr. Kontinuität und<br />
„dabei bleiben“ ist von entscheidender<br />
Bedeutung.<br />
Und bei Schmerzen in der Brust oder<br />
plötzlicher Luftnot: GANZ WICHTIG:<br />
NICHT WARTEN, sondern den Notarzt<br />
rufen. Dass gezögert wird, passiert<br />
leider immer wieder, ist aber für den<br />
Ausgang entscheidend. Denn hier zählt<br />
jede Minute. Und generell möchte ich<br />
nochmal betonen: Man braucht keine<br />
Angst vor dem Arzt haben!<br />
Interview: Michelle Korneli<br />
KONTAKT<br />
Prof. Bernward Lauer<br />
Klinik für Innere Medizin I<br />
03641 9-32 41 13<br />
bernward.lauer@med.uni-jena.de<br />
Wie sollte „Mann“ sich<br />
ernähren?<br />
Die Kalorienmenge ist entscheidend.<br />
Eine gesunde und mediterrane<br />
Ernährung ist eine gute<br />
Basis. Ganz klar ist: Finger weg<br />
von gesüßten Erfrischungsgetränken.<br />
Das sind echte Dickmacher.<br />
Und auch die Fitness spielt<br />
eine Rolle. Schlank und schlapp<br />
ist aber beispielsweise nicht<br />
besser als etwas fülliger und fit.<br />
Schadet ein<br />
Bierbauch?<br />
Das viszerale Fett, auch bekannt<br />
als Bauchfett, ist tatsächlich<br />
„schlimmer“ als das Fett auf der<br />
Hüfte. Mit einem „Bierbauch“<br />
steigt das Risiko, eine Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln.<br />
Ich möchte dem Mann<br />
nicht jedes Bier vermiesen, aber<br />
auch hier gilt: Immer in Maßen<br />
(nicht Maßkrügen). Die Menge<br />
macht‘s.<br />
03 | 21<br />
23
Südost-Thüringen als Telemedizin-Modellregion<br />
Förderung für bessere medizinische Versorgung auf dem Land<br />
Der demographische Wandel<br />
erschwert die medizinische Versorgung<br />
im ländlichen Raum gleich<br />
doppelt: Wegen ihrer Altersstruktur<br />
ist die Bevölkerung hier nicht nur<br />
überdurchschnittlich von gesundheitlichen<br />
Problemen betroffen, es fehlt<br />
auch an einer für sie gut erreichbaren<br />
spezialisierten medizinischen Infrastruktur.<br />
Mit seinem Konzept für eine<br />
ganzheitliche Gesundheitsversorgung<br />
in strukturschwachen Regionen will<br />
das WeCaRe-Bündnis beide Probleme<br />
angehen und konnte damit auch im<br />
Förderwettbewerb „WIR! – Wandel<br />
durch Innovation in der Region“ des<br />
Bundesministeriums für Bildung und<br />
Forschung (BMBF) überzeugen. Als<br />
eins von 23 Projekten wurde es für<br />
die sechsjährige Umsetzungsphase<br />
ausgewählt, die mit bis zu fünfzehn<br />
Millionen Euro gefördert wird.<br />
WeCaRe – das WIR!-e-Health Center<br />
for Acute and Chronic Diseases and<br />
Rehabilitation – ist ein Bündnis mit<br />
195 Partnern, darunter Unternehmen,<br />
Forschungseinrichtungen, Krankenkassen<br />
und Vereine. Das Team um<br />
den Mediziner Prof. Orlando Guntinas-<br />
Lichius vom <strong>UKJ</strong> und den Wirtschaftsgeographen<br />
Prof. Sebastian Henn von<br />
der Friedrich-Schiller-Universität Jena<br />
hat sich zum Ziel gesetzt, den Strukturwandel<br />
in den Thüringer Regionen<br />
südlich der Städte Erfurt, Weimar und<br />
Jena im Landkreis Weimarer Land,<br />
Saale-Holzland-Kreis, Ilm-Kreis, Saale-<br />
Orla-Kreis und Landkreis Saalfeld-<br />
Rudolstadt mit Hilfe von Digitalisierungslösungen<br />
in der medizinischen<br />
Versorgung voranzutreiben.<br />
Technologische Lösungen für<br />
Regionen mit Ärztemangel<br />
In der neunmonatigen Konzeptphase<br />
konnten die WeCaRe-Partner bereits<br />
48 innovative Projektideen erarbeiten,<br />
die bestehende Lücken im Netz<br />
der Gesundheitsversorgungsangebote<br />
der Region schließen helfen<br />
sollen. Dazu zählen zum Beispiel<br />
eine E-Health-Lösung für Menschen<br />
mit erhöhtem Demenz-Risiko, die<br />
auch die Angehörigen mit einbezieht,<br />
telemedizinische Ansätze zur präzisen<br />
sensorischen Erfassung von<br />
Lebensparametern oder neue Tools<br />
für die Kommunikation zwischen Patient,<br />
Notärzten, Rettungssanitäter und<br />
Notaufnahme im Krankenhaus. Es wird<br />
nun darum gehen, diese Projektideen<br />
umzusetzen.<br />
„Gerade im ländlichen Raum, wo<br />
Ärztemangel und eine überalterte<br />
Bevölkerungsstruktur besondere Herausforderungen<br />
an die Gesundheitsversorgung<br />
stellen, können bedarfsgerechte<br />
technologische Lösungen<br />
mit dem Fokus auf der ‚Intelligenten<br />
Sensorischen Telemedizin‘ den Strukturwandel<br />
maßgeblich vorantreiben.<br />
Wichtig dabei ist aber, dass die Menschen<br />
vor Ort mitgenommen werden<br />
und deren Akzeptanz für technologische<br />
Lösungen frühzeitig mitgedacht<br />
wird. Dies werden wir mit WeCaRe<br />
angehen“, Prof. Guntinas-Lichius.<br />
Dabei ist es ein zentrales Anliegen<br />
des WIR!-Förderprogramms, dass die<br />
Herausforderungen und Bedürfnisse<br />
der Region mit den hier vorhandenen<br />
Ressourcen an Wissen, Technik,<br />
Schöpfertum und Unternehmergeist<br />
24 03 | 21
AKTUELLES<br />
Mit Zuckertüten<br />
in die Ausbildung<br />
128 neue Auszubildende für das <strong>UKJ</strong><br />
Das WeCaRe-Team um Prof.<br />
Sebastian Henn und Prof. Orlando<br />
Guntinas-Lichius (v.re.) und knapp<br />
200 Bündnis-Partner wollen mit<br />
Förderung des BMBF Südost-Thüringen<br />
zur Telemedizin-Modellregion<br />
machen. Foto: WeCaRe-Agentur<br />
in Angriff genommen werden. „Mit den<br />
WeCaRe-Partnern aus Industrie, Wissenschaft<br />
und Zivilgesellschaft, von<br />
denen 85 Prozent aus Thüringen stammen,<br />
setzen wir ein starkes Signal für<br />
die Thüringer Innovationskraft. Durch<br />
die Verzahnung von Partnern aus den<br />
Bereichen Sensorik, IT und Gesundheitswirtschaft<br />
können wir bedarfsgerechte<br />
Lösungen für die Gesundheitsversorgungen<br />
entwickeln. Ziel ist es,<br />
Innovationspotenziale zu erschließen<br />
und dadurch die Region gemeinsam<br />
einem branchenübergreifenden Wandel<br />
zuzuführen“, so Prof. Henn.<br />
Weitere Partner sind im<br />
Bündnis willkommen<br />
Weitere Ausschreibungen für neue Projektideen<br />
sind geplant. Diese wenden<br />
sich ausdrücklich auch an Interessierte,<br />
die noch keine WeCaRe-Partner<br />
sind. Das Bündnis lädt Organisationen<br />
und Einzelpersonen zur Zusammenarbeit<br />
ein.<br />
Weitere Informationen finden Sie<br />
unter: www.wecare-agentur.de (km)<br />
Foto: Szabó<br />
Mit liebevoll gepackten Zuckertüten<br />
wurden die neuen Auszubildenden<br />
des <strong>UKJ</strong> auf ihren Start eingestimmt.<br />
In diesem Jahr zählt das Thüringer<br />
Universitätsklinikum 75 Azubis, die<br />
Pflegefachmann oder -frau werden<br />
wollen und damit so viele wie noch<br />
nie. Darüber hinaus beginnen 20<br />
Azubis die Pflegeausbildung mit Vertiefung<br />
Kinderkrankenpflege. Hinzu<br />
kommen acht Studierende für die<br />
Geburtshilfe und Hebammenkunde,<br />
zehn zukünftige Gesundheits- und<br />
Krankenpflegehelfer, sieben Medizinische<br />
Fachangestellte und zwei<br />
Zahnmedizinische Fachangestellte.<br />
Begrüßt wurden die Pflegeazubis<br />
vom stellvertretenden Pflegedirektor<br />
René Kelling: „Sie erwartet eine<br />
spannende und abwechslungsreiche<br />
Lehrzeit bei uns. Dafür sorgen unter<br />
anderem 13 verschiedene Einsatzbereiche.<br />
So hat jeder die Chance herauszufinden,<br />
welcher Pflegebereich<br />
passend ist.“ Drei Jahre lang wird der<br />
Nachwuchs zu den Fachkräften von<br />
morgen ausgebildet. Allein in der<br />
Pflegeausbildung sind 3 000 Stunden<br />
in der Praxis zu leisten, die sich mit<br />
Theoriephasen abwechseln. Wer eine<br />
Pflegeausbildung am <strong>UKJ</strong> beginne,<br />
habe beste Zukunftsaussichten. „Ziel<br />
ist, dass wir alle Absolventen übernehmen“,<br />
sagt Kelling.<br />
Auch in diesem Jahr bildet das <strong>UKJ</strong><br />
wieder fünf Medizinisch-Technische<br />
Operationsassistenten, kurz MTAO,<br />
aus. Sie lernen Schritt für Schritt<br />
die operativen Bereiche des Klinikums<br />
kennen, sind beteiligt an<br />
komplexen Operationen und können<br />
sich umfangreiches medizinisches<br />
Wissen aneignen. Darüber<br />
hinaus gibt es am <strong>UKJ</strong> auch einen<br />
neuen Auszubildenden in der IT,<br />
genauer einen Fachinformatiker für<br />
Anwendungsentwicklung.<br />
Um sie bestmöglich auf den Beruf<br />
vorzubereiten und die Qualität der<br />
verschiedensten Ausbildungsangebote<br />
zu sichern, wird der <strong>UKJ</strong>-<br />
Nachwuchs von examinierten Pflegekräften,<br />
Ausbildungsleitern und<br />
Praxisanleitern begleitet. So sollen<br />
die zukünftigen Fachkräfte optimal<br />
an die Anforderungen im Alltag, egal<br />
ob auf Station, in den Ambulanzen<br />
oder im OP vorbereitet werden.<br />
Jetzt bewerben für den nächsten<br />
Start der Pflegefachmann-Ausbildung<br />
(m/w/d): www.uniklinikum-jena.de/<br />
pflegeazubi.html. Michelle Korneli<br />
03 | 21<br />
25
AKTUELLES<br />
Long-COVID bei Kindern erforschen<br />
<strong>UKJ</strong>-Kindermediziner kooperieren in einem BMBF-Verbund<br />
Nach der Überwindung einer akuten<br />
SARS-CoV-2-Infektion können auch<br />
Kinder unter Spätfolgen leiden. Jedoch<br />
fehlen genaue Daten zur Long-COVID-<br />
Erkrankung, ebenso wie diagnostische<br />
und therapeutische Leitlinien oder<br />
spezielle Rehabilitationsprogramme<br />
für Kinder und Jugendliche. Das will<br />
ein Forschungsteam am Universitätsklinikum<br />
Jena, an der TU Ilmenau und<br />
der Universität Magdeburg im Projekt<br />
LongCOCid ändern. Als einziger von<br />
insgesamt zehn Verbünden, die vom<br />
Bundesministerium für Bildung und<br />
Forschung (BMBF) bei der Erforschung<br />
der COVID-19-Spätfolgen gefördert<br />
werden, widmet er sich speziell den<br />
Kindern.<br />
„Wir wollen zunächst ein umfassendes<br />
Bild der Erkrankung erhalten<br />
und katalogisieren dazu in unserer<br />
Long-COVID-Ambulanz systematisch<br />
die Beschwerdesymptomatik“, so Dr.<br />
Daniel Vilser. Der Kinderkardiologe und<br />
Oberarzt in der Klinik für Kinder- und<br />
Jugendmedizin des Universitätsklinikums<br />
Jena koordiniert den Verbund.<br />
In die Datensammlung fließen ebenso<br />
Ultraschalluntersuchungen von Herzund<br />
Lungenfunktion und Analysen<br />
der Gefäßfunktion am Augenhintergrund<br />
ein. Im Blut werden außerdem<br />
immunologische Marker und Stoffwechselprodukte<br />
erfasst, die auf eine<br />
Entzündung oder Abbauprozesse im<br />
Gehirn hinweisen könnten. Dr. Vilser:<br />
„Die Förderung ermöglicht uns die so<br />
dringende wissenschaftliche Aufarbeitung<br />
der Versorgungdaten aus unserer<br />
Ambulanz.“<br />
In einem weiteren Projektteil arbeitet<br />
das Team mit niedergelassenen Kinderärztinnen<br />
und -ärzten zusammen,<br />
um die Krankheitslast von Kindern<br />
nach einer SARS-CoV-2-Infektion zu<br />
erfassen. Sie wird mit der Belastung<br />
von Kindern verglichen, die an einer<br />
anderen Infektion erkrankt waren.<br />
Diese Kontrollgruppe dient der<br />
Abgrenzung der Post-COVID-Symptome<br />
von allgemeinen Folgen der Pandemie.<br />
Ziel des Forschungsteams ist es, mit<br />
fundierten Daten und Erkenntnissen<br />
über die Long-COVID-Erkrankung dazu<br />
beizutragen, spezielle Behandlungen<br />
für Kinder und Jugendliche sowie deren<br />
Rehabilitation zu etablieren.<br />
Uta von der Gönna<br />
Foto: Rodigast<br />
KONTAKT<br />
Dr. Daniel Vilser<br />
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin<br />
03641 9-32 95 43<br />
Daniel.Vilser@med.uni-jena.de<br />
26 03 | 21
AKTUELLES<br />
Dr. Marc Hoffmann von der Stabsstelle<br />
Umweltschutz am <strong>UKJ</strong>, Naturschutzexpertin<br />
Helene Hennig und Claudia Schwartz-<br />
Hölbing haben vor der Aktion die Pflanzen<br />
markiert und gezählt. Fotos: Schleenvoigt<br />
Zweite Aktion für die Artenvielfalt<br />
<strong>UKJ</strong>-Mitarbeiter stechen wieder Orientalische Zackenschötchen aus<br />
Zum zweiten Mal haben <strong>UKJ</strong>-Mitarbeiter<br />
ihren Arbeitsplatz in Büros, Laboren<br />
und Behandlungsräumen für ein<br />
paar Stunden gegen die große Wiese<br />
im Drackendorfer Park getauscht. Hier<br />
haben sie mit langen Unkrautstechern<br />
Exemplare des Orientalischen Zackenschötchens<br />
entfernt.<br />
Seit der Renaturierung und Umgestaltung<br />
des <strong>UKJ</strong>-Geländes im Jahr 2016<br />
existiert hinter den Klinikgebäuden<br />
eine so genannte extensive Mähwiese:<br />
Zwei Mal im Jahr wird gemäht, ansonsten<br />
gedeiht die Vegetation ohne<br />
menschliche Eingriffe. Das Problem:<br />
Das äußerst fortpflanzungsfähige Orientalische<br />
Zackenschötchen hat sich<br />
bereits ausgebreitet und würde – lässt<br />
man der Entwicklung freien Lauf – in<br />
kurzer Zeit die einheimischen Arten<br />
weitgehend verdrängen.<br />
Die Pflanze kann bis zu zwei Meter in<br />
die Höhe wachsen und erinnert mit<br />
seinen gelben Blüten ein wenig an<br />
Raps. Sie wurde vermutlich im 18. Jahrhundert<br />
durch verunreinigtes Saatgut<br />
eingeschleppt. In Thüringen hat sie<br />
sich vor allem in den vergangenen<br />
40 Jahren sprunghaft vermehrt. Ein<br />
Grund ist die Vielzahl an Samen, die<br />
die Pflanze produziert, die dann durch<br />
Erdtransporte, Mähwerkzeuge, Tierfutter<br />
oder Tiere auch über größere<br />
Entfernungen verteilt werden können.<br />
Die Pflanze blüht nur für einen<br />
begrenzten Zeitraum, so Helene Hennig.<br />
„Auf einer artenreichen Wiese<br />
blühen hingegen zu unterschiedlichen<br />
Zeiten verschiedene Pflanzen,<br />
so dass Insekten und somit auch<br />
Vögel immer ausreichend Nahrung<br />
finden – so bleibt das Nahrungsnetz<br />
intakt.“ Die Expertin vom Verein Regionale<br />
Aktionsgruppe Saale-Holzland<br />
e.V. kümmert sich im Projekt „Management<br />
invasiver Neophyten in den<br />
FFH-Gebieten um Jena“ darum, dass<br />
sich eingeschleppte Pflanzen nicht<br />
weiter verbreiten und diese nicht in<br />
die Naturschutzgebiete rund um Jena<br />
eindringen. „Als direkter Nachbar zu<br />
einem Naturschutzgebiet müssen<br />
wir als Klinikum Rücksicht nehmen<br />
auf die dortige Artenvielfalt“, so Dr.<br />
Marc Hoffmann von der Stabsstelle<br />
Umweltschutz am <strong>UKJ</strong>. „Glücklicher<br />
Weise kann das <strong>UKJ</strong> bei Aktionen wie<br />
dieser auf den Erfahrungsschatz von<br />
Helene Hennig zurückgreifen.“ Bereits<br />
im Juni dieses Jahres hatte sie mit<br />
einigen Freiwilligen – darunter Mitglieder<br />
von Sielmanns Natur-Rangern und<br />
Anwohner – kurz vor der Mahd große<br />
Einzelpflanzen auf dem Gelände hinter<br />
den Klinikgebäuden entfernt.<br />
Die markierte Fläche, die die <strong>UKJ</strong>-Mitarbeiter<br />
jetzt bearbeitet haben, wurde<br />
im Frühsommer mit einer Drohne überflogen<br />
und in vielen Einzelaufnahmen<br />
fotografisch erfasst. Nach der jetzigen<br />
Aktion soll erneut ein Drohnenflug<br />
stattfinden, um den Erfolg der Aktion<br />
auszuwerten. Bereits beim ersten Aktionstag<br />
im vergangenen Jahr stand fest,<br />
dass sich das Orientalische Zackenschötchen<br />
nicht durch eine einmalige<br />
Aktion beseitigen lässt. In einem Versuchsstreifen,<br />
in dem vor einem Jahr<br />
170 Pflanzen gezählt wurden, waren<br />
es vor der jetzigen Aktion nur noch 25.<br />
„Schon heute zeigt sich, dass sich der<br />
Einsatz gelohnt hat“, so Dr. Hoffmann,<br />
der weitere Aktionen plant, um die<br />
Ausbreitung des Zackenschötchens<br />
weiter einzudämmen.<br />
Anke Schleenvoigt<br />
03 | 21<br />
27
AKTUELLES<br />
Ein Fachgebiet, das Linderung verschafft<br />
Professor Elsner nach mehr als zwei Jahrzehnten am <strong>UKJ</strong> verabschiedet<br />
mitbestimmt und sich als Lehrer für<br />
den ärztlichen und wissenschaftlichen<br />
Nachwuchs engagiert hat.<br />
ist der Dermatologe zudem Mitglied<br />
des Wehrmedizinischen Beirats beim<br />
Bundesverteidigungsministerium.<br />
Prof. Peter Elsner<br />
Foto: Hellmann<br />
24 Jahre lang prägte Professor Peter<br />
Elsner die Dermatologie am <strong>UKJ</strong>. Als<br />
großes wissenschaftliches Dankeschön<br />
ist er nun mit einem Symposium<br />
verabschiedet worden. Professor Dr.<br />
Thomas Kamradt, Dekan und Wissenschaftlicher<br />
Vorstand am <strong>UKJ</strong>, dankte<br />
dem Dermatologen im Namen des Klinikums<br />
und der Fakultät für mehr als<br />
zwei Jahrzehnte, in denen er die Hautklinik<br />
erfolgreich geleitet, als Wissenschaftler<br />
die Entwicklung der Fakultät<br />
Der aus Baden-Württemberg stammende<br />
Elsner studierte Humanmedizin<br />
in Würzburg und leistete nach der Promotion<br />
den Wehrdienst als Truppenund<br />
Standortarzt ab. Nach der Facharztweiterbildung<br />
in der Dermatologie<br />
und Allergologie habilitierte er sich<br />
und forschte anschließend mit einem<br />
DFG-Stipendium an der University of<br />
California in San Francisco. Nach einer<br />
leitenden Tätigkeit in der Dermatologischen<br />
Klinik des Universitätsspitals<br />
Zürich übernahm er 1997 den Lehrstuhl<br />
für Dermatologie und Venerologie und<br />
die Funktion des Direktors der Klinik<br />
für Hautkrankheiten in Jena.<br />
Den Schwerpunkt seiner Forschungsaktivitäten<br />
legte Professor Elsner vor<br />
allem auf die evidenzbasierte Dermatologie,<br />
die Hautphysiologie, die<br />
Berufsdermatologie und Allergologie<br />
sowie seltene Dermatosen. Die Ergebnisse<br />
seiner Arbeit wurden in mehr<br />
als 700 Originalarbeiten, mehr als 20<br />
Büchern sowie mehr als 1 000 Vorträgen<br />
und Postern veröffentlicht.<br />
Professor Elsner engagiert sich in<br />
zahlreichen Fachgesellschaften, unter<br />
anderem seit 2001 als Mitglied des<br />
Vorstands der Deutschen Dermatologischen<br />
Gesellschaft (DDG) und seit<br />
2003 als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft<br />
für Berufs- und Umweltdermatologie<br />
in der DDG. Seit 2007<br />
„Wir konnten Sie als innovativen Wissenschaftler,<br />
engagierten Hochschullehrer,<br />
empathischen Arzt und aktives<br />
Mitglied unserer Fakultät kennenlernen“,<br />
betonte Professor Kamradt<br />
auf dem Abschiedssymposium. „Als<br />
Mitglied der Kommission für Struktur<br />
und Personal und als Mitglied des<br />
Fakultätsrates in mehreren Amtsperioden<br />
haben Sie unsere Entwicklung diskussionsreich,<br />
aber immer konstruktiv<br />
begleitet.“ Professor Elsner engagierte<br />
sich in der Landesgruppe Thüringen<br />
des Deutschen Hochschulverbandes<br />
und war dabei insbesondere an der<br />
Novellierung des Thüringer Hochschulgesetzes<br />
beteiligt. Mit großer Achtung<br />
und Anerkennung begegnete Professor<br />
Elsner seinen Mitarbeitern und Schülern.<br />
55 Promotionsverfahren und<br />
sechs Habilitationen hat er erfolgreich<br />
begleitet.<br />
Klinisch legte er seine Schwerpunkte<br />
auf die Allgemeine Dermatologie,<br />
Dermatotherapie, Photodermatologie,<br />
Dermatologische Onkologie, Dermatohistologie,<br />
Allergologie, Berufsdermatologie<br />
sowie die Tropen- und<br />
Reisedermatologie. Die Dermatologie,<br />
so formulierte es Professor Elsner<br />
selbst einmal, sei eine wundervolle<br />
Fachrichtung, die Patientinnen und<br />
Patienten auf der ganzen Welt Linderung<br />
verschafft.<br />
(vdg/as)<br />
28 03 | 21
AKTUELLES<br />
120 forschende Medizinerinnen und Mediziner<br />
trafen sich zum fachlichen Austausch – 70 live vor<br />
Ort in Jena, 50 online zugeschaltet. Foto: Szabó<br />
Forschende in der Medizin vernetzen sich<br />
Clinician Scientists aus Jena luden zum Netzwerk-Symposium ein<br />
120 forschende Ärztinnen und Ärzte – sogenannte Clinician<br />
Scientists – aus 20 medizinischen Fakultäten und Universitätskliniken<br />
kamen zum Netzwerken zusammen: 70 von<br />
ihnen vor Ort in den Jenaer Rosensälen, 50 waren online<br />
zugeschaltet. 2019 fand die Premiere dieser Veranstaltung<br />
in Würzburg statt, in diesem Jahr waren die Kolleginnen<br />
und Kollegen aus den Nachwuchsförderprogrammen des<br />
<strong>UKJ</strong> federführend in der Organisation – zurzeit werden hier<br />
mehr als 50 junge Medizinerinnen und Mediziner in ihrer<br />
wissenschaftlichen Karriere unterstützt.<br />
Das Motto „Netzwerken in der Wissenschaft – Herausforderungen<br />
und Lösungen“ setzten die Organisatoren in ganz<br />
verschiedenen Formen um: Zwei Keynote Lectures, zehn<br />
wissenschaftliche Vorträge, zwei Postersessions sowie<br />
ein Methodencafé regten zum Austausch der Forschenden<br />
aus unterschiedlichen Fachbereichen an. Bei Letzterem<br />
diskutierten die Teilnehmenden in Kleingruppen über Forschungsmethoden<br />
und Erfahrungen in den Kategorien: in<br />
vitro und in vivo Modelle, Imaging, Genomics, molekulare<br />
Methoden sowie klinische Studien/Modelle. Zur weiteren<br />
Vernetzung wurde eine Datenbank der Methoden und Forschungsthemen<br />
angelegt, um den Austausch auch nach dem<br />
Treffen zu ermöglichen.<br />
Auf dem Symposium wurde zudem die Gründung einer<br />
Arbeitsgruppe „Clinician Scientists“ initiiert, die sich die<br />
fakultätenübergreifende Vernetzung zum Ziel gesetzt hat<br />
und die Belange der Clinician Scientists bündeln und in<br />
den verschiedenen Gremien anbringen möchte. Während<br />
des Symposiums wurden mehrere Preise vergeben. Der<br />
Publikumspreis für den besten Vortrag ging an Dr. Janine<br />
Zöllkau. Die Assistenzärztin in der Geburtsmedizin am <strong>UKJ</strong><br />
und Kollegiatin im IZKF Clinician Scientist-Programm sprach<br />
über ihr Projekt „Microbiome analysis in Obstetrics“.<br />
Lobende Worte für das große Engagement<br />
„Die vielen Stunden der Planung haben sich mehr als<br />
gelohnt“, so Dr. Irina Mäurer aus dem Organisationsteam.<br />
Das überaus positive Feedback der Teilnehmenden sowie<br />
die intensive, gute Zusammenarbeit im Team während der<br />
Vorbereitungsphase werde sie besonders in Erinnerung<br />
behalten, so die Assistenzärztin in der Neurologie und Kollegiatin<br />
im Else Kröner-Forschungskolleg AntiAge. Lobende<br />
Worte über das große Engagement der Clinician Scientists,<br />
die das Symposium nach Jena gebracht hatten, fand Prof.<br />
Dr. Regine Heller. Die neue Prodekanin für Nachwuchsförderung<br />
an der Medizinischen Fakultät leitet das Interdisziplinäre<br />
Zentrum für Klinische Forschung (IZKF), unter dessen<br />
Schirmherrschaft das Symposium ausgerichtet wurde. Der<br />
Medizinische Vorstand, Prof. Dr. Otto W. Witte, ergänzte, dass<br />
das <strong>UKJ</strong> als Standort ein wichtiges Zeichen in der klinischen<br />
Forschung gesetzt habe.<br />
(km)<br />
03 | 21<br />
29
HEILEN<br />
Teamwork: Oberärztin Dr. Claudia Thomas (li.),<br />
Fachärztin Dr. Anne Schirrmeister (re.) und Mohammed<br />
Younos – alle von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin,<br />
Dr. Barbara Schmidt, Hypnose-Forscherin am Institut für<br />
Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie (Mitte) und<br />
Dr. Katharina Geißler, Oberärztin an der HNO-Klinik (2.v.re.). Fotos: Rodigast<br />
Ein affenstarker Freund für kleine Patienten<br />
Comic-Äffchen Manchu begleitet Kinder in der HNO-Klinik am <strong>UKJ</strong><br />
„Hallo, ich bin Manchu, der abenteuerliche<br />
Affe, der in der Klinik lebt.“ Mit diesen<br />
Worten begrüßt der kleine Affe, der<br />
bereits im Narkose-Aufklärungscomic<br />
die Hauptrolle spielt, jetzt die Kinder<br />
vor Operationen am <strong>UKJ</strong> auch akustisch<br />
mit einem Hörtext. Er ist Teil der Studie<br />
„HypnoChild“. Sie untersucht, wie eine<br />
bessere Aufklärung Angst vor einer<br />
Operation reduzieren kann. Experten<br />
der Klinik für Anästhesiologie und<br />
Intensivmedizin, der Klinik für Hals-,<br />
Nasen- und Ohrenheilkunde sowie des<br />
Instituts für psychosoziale Medizin,<br />
Psychotherapie und Psychoonkologie<br />
am <strong>UKJ</strong> setzen damit gemeinsam mit<br />
„Sandruschka“, der Weimarer Illustratorin<br />
Sandra Bach, eine Studie zur Aufklärung<br />
von Eltern und Kindern mithilfe<br />
eines Comics aus dem Jahr 2018 fort. In<br />
diesem Comic begleitet Äffchen Manchu<br />
den kleinen Jungen Konrad auf<br />
seinem Weg zum Eingriff am <strong>UKJ</strong> und<br />
stellt dabei alle notwendigen Abläufe<br />
und Mitarbeiter am Klinikum vor.<br />
„Mit der ersten Studie zum Comic konnten<br />
wir belegen, dass das kindgerecht<br />
aufbereitete Medium Vertrauen bei<br />
Kindern und Eltern geschafft und damit<br />
nicht nur die Angst vor dem Eingriff,<br />
sondern auch die Schmerzen danach<br />
reduziert hat“, so Dr. Claudia Thomas,<br />
Oberärztin an der Klinik für Anästhesiologie<br />
und Intensivmedizin am <strong>UKJ</strong>. Deshalb<br />
ist der Comic auch nach Abschluss<br />
der Studie weiter im Einsatz: Jedes Kind<br />
am <strong>UKJ</strong> wird nun damit vor einem Eingriff<br />
aufgeklärt. Außerdem begleitet<br />
Comic-Äffchen Manchu die Kinder am<br />
Uniklinikum nun auch an Wänden und<br />
Decken von der Aufklärungsambulanz<br />
über die Schleuse zum OP bis hin zum<br />
Aufwachraum nach dem Eingriff.<br />
„Mit der neuen Studie möchten wir<br />
untersuchen, ob Patienten mithilfe<br />
einer hypnotherapeutischen Intervention<br />
zusätzlich zum Comic noch<br />
besser aufgeklärt werden können“,<br />
sagt Dr. Anne Schirrmeister, Fachärztin<br />
an der Klinik für Anästhesiologie und<br />
Intensivmedizin. Dafür betrachten die<br />
Jenaer Experten drei- bis sechsjährige<br />
Patienten, die am <strong>UKJ</strong> eine Adenotomie<br />
oder eine Tonsillotomie erhalten.<br />
„Beide Eingriffe, sowohl die Entfernung<br />
der Polypen, als auch die Entfernung<br />
der Gaumenmandeln, sind die wohl<br />
häufigsten Eingriffe im Kindesalter“,<br />
so Dr. Katharina Geißler, Oberärztin<br />
an der Jenaer HNO-Klinik. Etwa fünf<br />
bis zehn Eingriffe dieser Art finden<br />
pro Woche am <strong>UKJ</strong> statt. „Die Kinder<br />
befinden sich im „magischen Alter“<br />
und profitieren damit am meisten von<br />
der comic-haften Gestaltung. Die recht<br />
kleine Altersspanne ermöglicht zudem<br />
eine gute Vergleichbarkeit.“<br />
Alle Patienten der Zielgruppe erhalten<br />
vor ihrem Eingriff den Narkose-Comic<br />
mit einem speziellen HNO-Einleger<br />
zur Vorbereitung. Außerdem hat die<br />
Hälfte der in die Studie eingeschlossenen<br />
Kinder die Möglichkeit, zusätzlich<br />
30 03 | 21
HEILEN<br />
ein hypnotherapeutisches Hörbuch<br />
anzuhören. „Mit diesem Hörtext versuchen<br />
wir, die Bewertung des Eingriffs<br />
positiv zu beeinflussen,“ so Dr.<br />
Barbara Schmidt, Hypnose-Forscherin<br />
am Institut für Psychosoziale Medizin,<br />
Psychotherapie und Psychoonkologie<br />
am <strong>UKJ</strong>. „Kinder und ihre Eltern sollen<br />
die Operation nicht als traumatisches<br />
Erlebnis fürchten, sondern als ein<br />
aufregendes Abenteuer wahrnehmen.“<br />
Deshalb werden im Text die Abläufe<br />
in der Klinik mit Erfahrungen verglichen,<br />
die die Kinder bereits selber<br />
gemacht haben, beispielsweise bei<br />
einem Urlaubsflug oder die sie aus<br />
dem Narkose-Comic kennen. „Dabei<br />
ist es wichtig, Angst und Schmerz zu<br />
thematisieren, ohne die Begriffe direkt<br />
zu nutzen. Denn nutzt man sie, werden<br />
die zugehörigen Emotionen auch<br />
ausgelöst“, weiß Dr. Schmidt. Zwei<br />
begleitende Masterarbeiten und eine<br />
Doktorarbeit untersuchen die Wirksamkeit<br />
der hypnotherapeutischen<br />
Intervention. Hierfür wird nicht nur die<br />
Angst der Eltern am Tag vor dem Eingriff<br />
mittels Fragebogen erfasst, sondern<br />
auch das Verhalten der Kinder in der<br />
Schleuse unmittelbar vor dem Eingriff<br />
beobachtet. Außerdem erheben die<br />
Forscher das postoperative Befinden<br />
am Tag nach dem Eingriff. Und die ersten<br />
Ergebnisse sind vielversprechend.<br />
„Bisher haben wir viel positives Feedback<br />
von Kindern und Eltern erhalten“,<br />
so Dr. Schmidt. „Manche Kinder hören<br />
den Hörtext mehrfach – auch nach<br />
dem Eingriff – und freuen sich sogar<br />
auf den Eingriff.“ Insgesamt sollen 80<br />
Kinder in die Studie eingeschlossen<br />
werden – 40 davon werden neben dem<br />
Narkose-Comic auch mithilfe des Hörtextes<br />
aufgeklärt.<br />
„Mit der Erweiterung unserer Studie<br />
können wir unserem Ziel, ein noch<br />
kinderfreundlicheres Krankenhaus zu<br />
werden, einen weiteren Schritt näherkommen“,<br />
ist sich Dr. Thomas sicher.<br />
Anne Curth<br />
Hintergrund zur Comic-Studie<br />
Kinder haben vor Operationen oft Angst<br />
und möchten sich nicht von ihren Eltern<br />
trennen. Doch wie kann die Angst vor<br />
einer Operation reduziert werden? Und<br />
unterstützt eine bessere Aufklärung<br />
dabei, die Schmerzen nach einem Eingriff<br />
zu verringern? Um diese Fragen<br />
wissenschaftlich zu untersuchen, hat<br />
die Arbeitsgemeinschaft Kinderanästhesiologie<br />
am <strong>UKJ</strong> einen Comic zur<br />
Aufklärung vor Operationen entwickelt.<br />
eines standardisierten Narkoseaufklärungsbogens<br />
aufgeklärt wurden,<br />
erhielten die Patienten der Comic-<br />
Gruppe zusätzlich den Comic. Die<br />
Studie zeigte deutliche Ergebnisse:<br />
Insgesamt haben sowohl die Eltern<br />
als auch die Kinder den Comic als<br />
sehr hilfreich erachtet, um sich auf die<br />
Operation vorzubereiten. Die Angst der<br />
Kinder, die mit dem Comic aufgeklärt<br />
wurden, vor dem Eingriff, war deutlich<br />
geringer als bei der Vergleichsgruppe.<br />
Außerdem konnte auch eine Tendenz<br />
zu geringeren Schmerzen nach dem<br />
Eingriff bei der Comic-Gruppe nachgewiesen<br />
werden.<br />
241 Kinder im Alter von 3 bis 12 Jahren,<br />
die sich im Zeitraum von August<br />
2016 bis August 2018 einer Operation<br />
in der HNO-Klinik beziehungsweise<br />
Kinderchirurgie am <strong>UKJ</strong> unterziehen<br />
mussten, wurden in der zugehörigen<br />
Studie betrachtet. Während die Patienten<br />
der Kontrollgruppe mithilfe<br />
03 | 21<br />
31
FORSCHEN<br />
Die Müttergesundheit langfristig im Blick<br />
Neue Professorin für Geburtsmedizin und maternale Gesundheit<br />
Es ist die Vielseitigkeit, die Tanja Groten an der Frauenheilkunde<br />
und besonders der Geburtsmedizin schätzt:<br />
„Da ist alles drin, wir kümmern uns um gesunde Frauen,<br />
um Schwangere mit chronischen Erkrankungen und um<br />
Patientinnen, die in der Schwangerschaft erkranken. Dabei<br />
nutzen wir viele medizinische Teilgebiete, wie zum Beispiel<br />
Endokrinologie und Kardiologie oder die Gefäßambulanz“,<br />
so die neu ernannte Professorin für Geburtsmedizin und<br />
maternale Gesundheit am <strong>UKJ</strong>. Die an der Klinik für Geburtsmedizin<br />
neu eingerichtete Professur widmet sich neben der<br />
allgemeinen Geburtshilfe vor allem den Patientinnen unter<br />
den Schwangeren.<br />
Die Oberärztin und stellvertretende Klinikdirektorin ist nicht<br />
nur Gynäkologin, sondern auch Diabetologin und leitet das<br />
Kompetenzzentrum Diabetes und Schwangerschaft am<br />
<strong>UKJ</strong>. In ihm kümmert sich ein interdisziplinäres Team um<br />
schwangere Diabetikerinnen und um Frauen, deren Zuckerstoffwechsel<br />
in der Schwangerschaft aus den Fugen gerät.<br />
Ein solcher Gestationsdiabetes tritt in fast jeder zehnten<br />
Schwangerschaft auf; die Hälfte der Schwangeren mit<br />
Zuckerstoffwechselstörung entwickelt später auch einen<br />
Typ-2-Diabetes. „Dieses Risiko kann durch eine gute Behandlung<br />
und Beratung in der Schwangerschaft und in den Jahren<br />
danach gesenkt werden. Deshalb geht es uns nicht nur um<br />
Prof. Tanja Groten. Foto: Rodigast<br />
die Behandlung des Gestationsdiabetes mit dem Ziel, die<br />
Kinder vor den Folgen des ‚zu viel‘ an Zucker im Mutterleib<br />
zu schützen, sondern auch um die langfristige Nachsorge<br />
für die Mütter, die wir mit den Hausärzten gemeinsam etablieren<br />
wollen“, betont Groten.<br />
Ihr wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt auf der Erforschung<br />
und besseren Behandlung von Schwangerschaftskomplikationen,<br />
die mit einer gestörten Funktion der<br />
Plazenta in Zusammenhang stehen. Eine Unterfunktion<br />
der Plazenta kann zu einer Mangelversorgung und verlangsamten<br />
Entwicklung des Kindes führen. Manchmal ist eine<br />
solche Minderdurchblutung der Plazenta von erhöhtem<br />
Blutdruck und Gefäßproblemen bei der Mutter begleitet,<br />
was in die Schwangerschaftserkrankung Präeklampsie münden<br />
kann. „Wir vermuten, dass die Kommunikation zwischen<br />
der Plazenta und dem Endothel der Mutter auf molekularer<br />
Ebene gestört ist“, so Groten. Mit ihrer Arbeitsgruppe im<br />
Plazentalabor untersucht sie die Funktion des Gewebes in<br />
den mütterlichen Gefäßen. Neue Forschungsprojekte zur<br />
Analyse von Altersmakern in der Plazenta oder den Alternsprozessen<br />
des Endothels stehen in den Startlöchern.<br />
Neben der Erforschung der Krankheitsmechanismen<br />
möchte Tanja Groten auch die langfristige Betreuung und<br />
Nachsorge von Müttern mit Präeklampsie und verzögertem<br />
Wachstum des Babys verbessern. Diese Frauen erkranken<br />
überdurchschnittlich oft an Herzinfarkt oder Schlaganfall,<br />
und das bereits in den ersten 20 Jahren nach der Schwangerschaft.<br />
Für sie gibt es bisher keine etablierten Nachsorgeprogramme,<br />
obwohl sie seit längerem als Risikokollektiv<br />
erkannt sind. „Hier liegt mir der Aufbau einer Struktur für die<br />
individualisierte Nachsorge in Zusammenarbeit mit unseren<br />
Kardiologen sehr am Herzen“, so Groten.<br />
Die Medizinerin wechselte nach dem Studium und der Promotion<br />
in ihrer Geburtsstadt Aachen an die Universitätsfrauenklinik<br />
Ulm und absolvierte dort die Weiterbildung zur<br />
Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe. Sie forschte<br />
mit einem DFG-Stipendium zwei Jahre an der Northwestern<br />
University Chicago und als Gastwissenschaftlerin an der<br />
Medizinischen Universität Graz. Seit 2008 arbeitet Tanja<br />
Groten am <strong>UKJ</strong> und habilitierte sich hier. Wegen des attraktiven<br />
Forschungsumfelds an der Jenaer Unigeburtsmedizin<br />
lehnte sie für die Professur den Ruf auf einen Lehrstuhl an<br />
der Uni Bonn ab.<br />
Uta von der Gönna<br />
32 03 | 21
FORSCHEN<br />
Heisenbergprofessorin erforscht Ionenkanäle<br />
Prof. Dr. Indra Schröder leitet Arbeitsgruppe Biophysik von Ionenkanälen<br />
Als „U-Boote des Wissens“ bezeichnete<br />
der Biochemiker Ernst-Ludwig Winnacker<br />
die Viren, weil sich an ihnen,<br />
reduziert auf das absolut Wesentliche,<br />
grundlegende Prozesse der Zellbiologie<br />
studieren lassen. In diesem Sinne<br />
nutzt Indra Schröder Ionenkanäle, die<br />
in Viren vorkommen, um daran die<br />
Struktur-Funktionsprinzipien dieser<br />
kleinsten Poren in den Zellmembranen<br />
zu untersuchen. Die 43-jährige Biophysikerin<br />
hat seit September eine von der<br />
Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) geförderte Heisenberg-Professur<br />
für Biophysik der Ionenkanäle an der<br />
Friedrich-Schiller-Universität Jena inne<br />
und erklärt: „Ionenkanäle verknüpfen<br />
in unserem Körper chemische und<br />
elektrische Informationen und spielen<br />
damit eine Schlüsselrolle für Stoffund<br />
Signaltransporte.“ Die detaillierte<br />
Kenntnis ihrer Funktion bietet wichtige<br />
Ansatzpunkte für das Verständnis von<br />
Krankheitsmechanismen.<br />
Ionenkanäle sind Proteinmoleküle, die<br />
aus mehreren Untereinheiten aufgebaut<br />
sind; aufgrund elektrischer oder<br />
chemischer Signale ändert sich deren<br />
Prof. Indra Schröder. Foto: Szabó<br />
Struktur. Um den Virenkanälen und<br />
auch viel komplexer strukturierten,<br />
klinisch relevanten Kanalproteinen<br />
beim Öffnen und Schließen zuschauen<br />
zu können, nutzt die Wissenschaftlerin<br />
ausgefeilte elektrophysiologische<br />
Methoden, sie baut künstliche Zellmembranen<br />
und misst mit Mikrometer-feinen<br />
Elektroden den durch einen<br />
Kanal fließenden Strom. Eine besondere<br />
methodische Herausforderung<br />
für die Messungen ist die Geschwindigkeit<br />
des Schaltprozesses. „Wir erreichen<br />
im Idealfall eine Zeitauflösung<br />
bis in den Nanosekundenbereich“,<br />
so die Professorin, „diese Messdaten<br />
ergänzen wir durch Zusammenarbeit<br />
mit theoretisch arbeitenden Gruppen,<br />
um aus deren moleküldynamische<br />
Simulationsrechnungen statistische<br />
Vorhersagen treffen zu können.“<br />
Indra Schröder studierte Physik an der<br />
Christian-Albrechts-Universität in Kiel<br />
und forschte bereits als Doktorandin<br />
am dortigen Institut für Angewandte<br />
Physik und Zentrum für Biochemie<br />
und Molekularbiologie an Ionenkanälen.<br />
Nach ihrer Promotion arbeitete<br />
sie als PostDoc an der TU Darmstadt<br />
und anderthalb Jahre lang an der Universität<br />
Mailand. In Darmstadt habilitierte<br />
sie sich mit der hochaufgelösten<br />
Analyse des Schaltverhaltens von<br />
Ionenkanälen für die Fächer Biophysik<br />
und Zellbiologie. An der TU Darmstadt<br />
leitete sie eine eigene Juniorarbeitsgruppe<br />
im Fachbereich Biologie.<br />
Im vergangenen Jahr wurde Indra<br />
Schröder in das Heisenberg-Programm<br />
der DFG aufgenommen. Die bis zu fünfjährige<br />
Förderung ermöglicht ihr den<br />
Ausbau ihrer wissenschaftlich eigenständigen<br />
Arbeitsgruppe. Diese ist am<br />
Institut für Physiologie II des Universitätsklinikums<br />
angesiedelt, das schwerpunktmäßig<br />
an Ionenkanälen und<br />
Membranrezeptoren forscht. In der hier<br />
koordinierten DFG-Forschungsgruppe<br />
zur Dynamik von Ionenkanälen und<br />
Transportern leitet sie ein Teilprojekt.<br />
Als Heisenbergprofessorin hat Indra<br />
Schröder keine Lehrverpflichtung, wird<br />
sich aber am interfakultären Masterstudiengang<br />
Medical Photonics und an<br />
der Physiologielehre für Studierende<br />
im Nebenfach beteiligen. Für ihr Forschungsgebiet<br />
hat die Biophysikerin<br />
schon zu vielen Arbeitsgruppen an<br />
Klinikum, Universität und den außeruniversitären<br />
Forschungseinrichtungen<br />
auf dem Beutenberg Kontakte<br />
knüpfen können. „Ich freue mich, Teil<br />
des Jenaer Netzwerks im Bereich der<br />
Bio- und Medizinphotonik zu werden“,<br />
so Prof. Indra Schröder.<br />
Uta von der Gönna<br />
03 | 21<br />
33
Eine Dekade das Jenaer<br />
Medizinstudium geprägt<br />
Studierende würdigen den langjährigen<br />
Studiendekan Prof. Guntinas-Lichius<br />
Die Studierenden der Medizinischen Fakultät zeichneten<br />
den langjährigen Studiendekan Professor Orlando<br />
Guntinas-Lichius für sein Engagement aus. Foto: Szabó<br />
Mit einer guten Nachricht konnte Prof. Dr. Guntinas-Lichius<br />
seine Amtszeit als Studiendekan an der Medizinischen<br />
Fakultät vor elf Jahren beginnen: Das studentische Trainingszentrum<br />
für ärztliche Tätigkeiten ‚SkillsLab‘ hatte<br />
seine Arbeit aufgenommen und bot, zunächst im Keller des<br />
Gebäudes der Alten Chirurgie, seine Kurse an. Das Team des<br />
Skillslab war auch einer der ersten Träger des Janus-Cornarius-Lehrpreises,<br />
mit dem die Fachschaft Medizin jährlich<br />
besonderes Engagement in der Lehre auszeichnet. Für den<br />
langjährigen Studiendekan haben die Medizinstudierenden<br />
nun einen Sonder-Lehrpreis aufgelegt.<br />
„Prof. Guntinas-Lichius war für uns als Studierendenvertretung<br />
auch außerhalb der regelmäßigen Treffen im Rahmen<br />
der Fakultätsratssitzungen und des von ihm etablierten<br />
Jour fixe gut erreichbar – fast rund um die Uhr“, betont<br />
Hannah Oxe von der Fachschaft. Das war auch wichtig, da<br />
in den vergangenen zehn Jahren große Veränderungen an<br />
der Fakultät stattfanden, die das Studium unmittelbar oder<br />
mittelbar betrafen. Hier ist zuallererst die Reformierung des<br />
Regelstudiengangs Humanmedizin mit der Konzipierung<br />
und Einführung des neigungsorientierten Medizinstudiums<br />
JENOS zu nennen. „Es ist schon ein Kraftakt, alle Beteiligten<br />
in einem so großen Projekt mitzunehmen – aber auch<br />
eine große Chance, viele gute Ideen zu diskutieren und die<br />
besten gemeinsam umzusetzen“, resümiert Prof. Guntinas-<br />
Lichius. Verbunden mit der Studienreform war auch der<br />
Aufbau des Campus-Management-Systems DOSIS, das einen<br />
großen Digitalisierungsschritt für die Lehrorganisation darstellte<br />
– und bei Pannen in der Anfangsphase für viel Redebedarf<br />
mit den Studierenden sorgte. Große organisatorische<br />
Veränderungen im Studium brachte auch der Umzug vieler<br />
Kliniken in den Neubau in Lobeda mit sich.<br />
Der neu gestartete Masterstudiengang Molekulare Medizin<br />
wuchs während der Amtszeit von Prof. Guntinas-Lichius zu<br />
einem etablierten und nachgefragten Studienangebot, zusätzlich<br />
stellte die Medizinische Fakultät gemeinsam mit den Partnerfakultäten<br />
für Physik und Chemie den Masterstudiengang<br />
für Medizinische Photonik auf die Beine, eine deutschlandweit<br />
einzigartige Fachrichtung. Prof. Guntinas-Lichius: „Beide sind<br />
ein wichtiger Beitrag zur Internationalisierung. Die Medizinphotonik<br />
braucht noch etwas Zeit, in der molekularen Medizin<br />
gelingt es uns schon gut, Absolventen als Forschungsnachwuchs<br />
für unsere Labors in Jena zu halten.“<br />
Zu Beginn dieses Sommersemesters hat Prof. Guntinas-<br />
Lichius den Studiendekans-Staffelstab an Prof. Ulf Teichgräber<br />
weitergegeben, für die nächsten großen Herausforderungen<br />
in der Lehre sieht er das Jenaer Universitätsklinikum<br />
gut gerüstet. In der Zahnmedizin tritt eine neue Approbationsordnung<br />
in Kraft, an die die Lehrinhalte- und Veranstaltungen<br />
entsprechend angepasst wurden. Auch für die<br />
Humanmedizin wird eine aktualisierte Approbationsordnung<br />
erarbeitet, die die Maßnahmen des Masterplans Medizinstudium<br />
2020 umsetzt. Die Fakultät hat sich an den bundesweiten<br />
Diskussionen zum Masterplan rege beteiligt und<br />
bereitet sich seit einiger Zeit darauf vor, die Maßnahmen in<br />
JENOS zu integrieren. „Ein wissenschaftliches Studium ist<br />
immer eine Baustelle, weil es stets am aktuellen Wissen und<br />
den neuesten Methoden ausgerichtet sein muss“, so Prof.<br />
Guntinas-Lichius. „Dabei habe ich die Fachschaft als sehr<br />
aktiven Partner erleben können.“<br />
Für diese Partnerschaft bedanken sich die Studierenden mit<br />
der Sonderauflage ihres Lehrpreises, den sie im Rahmen<br />
der Septembersitzung des Rates der Medizinischen Fakultät<br />
überreichten. Unterstützt wurde der Lehrpreis vom Förderverein<br />
des Universitätsklinikums. Uta von der Gönna<br />
KONTAKT<br />
Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius<br />
Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde<br />
03641 9-32 93 01<br />
Orlando.Guntinas@med.uni-jena.de<br />
34 03 | 21
LEHREN<br />
Mehr Mediziner für Thüringen<br />
Die Universitätsmedizin erhöht ihre Studienkapazität um zehn Prozent<br />
Vor einem Jahr beschoss der Thüringer<br />
Landtag, die Anzahl der Medizinstudienplätze<br />
im Freistaat ab <strong>2021</strong> um zehn<br />
Prozent auf 286 zu erhöhen. Dafür<br />
stellt das Thüringer Ministerium für<br />
Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale<br />
Gesellschaft (TMWWDG) der Medizinischen<br />
Fakultät der Friedrich-Schiller-<br />
Universität vier Millionen Euro pro<br />
Jahr zusätzlich zur Verfügung. Für die<br />
Betreuung zweier zusätzlicher Seminargruppen<br />
musste das Lehrpersonal<br />
aufgestockt werden, zudem werden<br />
auch das Studiendekanat und das<br />
Medienzentrum des <strong>UKJ</strong> verstärkt.<br />
Corona-Semestern in der Online-Lehre<br />
gemacht haben.“ Neben den zusätzlichen<br />
16 Vollzeitstellen hat das Universitätsklinikum<br />
in die Lehrinfrastruktur<br />
investiert. Für den notwendigen Digitalisierungssprung<br />
wird die Netzabdeckung<br />
in den Lehrräumen verbessert,<br />
Tablets für digitale Prüfungen und<br />
Software-Lizenzen werden beschafft<br />
sowie Seminarräume und Hörsäle mit<br />
Streaming-Technik ausgestattet.<br />
Die Medizinische Fakultät setzt dabei<br />
vermehrt auf Lehrveranstaltungen in<br />
Hybridform. Der Vorlesungsstoff wird<br />
die Lehrenden an der Umsetzung des<br />
Hybrid-Lehrkonzeptes, das die Vorteile<br />
von E-Learning und Präsenzlehre verbindet“<br />
so Studiendekan Prof. Dr. Ulf<br />
Teichgräber. „Wir haben bereits im letzten<br />
Jahr die Unterstützungsangebote<br />
zum E-Learning deutlich ausgeweitet“,<br />
erklärt Prof. Teichgräber. „In einem<br />
Train-the-Trainer-Projekt sollen die<br />
Lehrenden ihr Wissen untereinander<br />
weitergeben und als Multiplikatoren<br />
wirken. Ein Beispiel ist Microlearning.<br />
Das sind didaktisch gut aufbereitete<br />
kleine Online-Lerneinheiten.“<br />
Um den Anforderungen der größeren<br />
Studierendenzahlen und der neuen<br />
Approbationsordnung gerecht werden<br />
zu können, strebt das <strong>UKJ</strong> ein ‚Haus<br />
der Lehre‘ als Neubau am Klinikum<br />
in Lobeda an. Prof. Kamradt: „Damit<br />
werden wir unsere Attraktivität als<br />
Studienstandort für die zukünftigen<br />
Thüringer Ärzte und Ärztinnen enorm<br />
steigern.“<br />
Foto: Gettyimages - FabrikaCr / <strong>UKJ</strong><br />
Ab Mitte Oktober werden die neuen<br />
Erstsemester ihre Kommilitonen, die<br />
Lehrenden, Universität, Klinikum und<br />
Stadt kennenlernen, gleich als Hybrid-<br />
Format: Die große Begrüßungsveranstaltung<br />
findet online statt, die Stadtrallye<br />
seminargruppenweise analog,<br />
am Campus gibt es ein Impfangebot.<br />
Die Medizinprofessoren freuen sich auf<br />
die Studierenden, „wir wünschen allen<br />
einen guten Start ins neue Semester!“<br />
Uta von der Gönna<br />
„Um den neuen Anforderungen gerecht<br />
zu werden, setzen wir verstärkt auf<br />
Digitalisierung in der Lehre“, betont<br />
Prof. Dr. Thomas Kamradt, Dekan<br />
der Medizinischen Fakultät. „Dabei<br />
profitieren wir von den Erfahrungen,<br />
die wir in den vergangenen drei<br />
online gestellt. Die begleitenden Seminare,<br />
Übungen und Tutorien sollen im<br />
Rahmen der geltenden Hygienekonzepte<br />
in Präsenz stattfinden, so dass<br />
die Interaktion mit Lehrenden und<br />
Kommilitonen nicht zu kurz kommen.<br />
„Mit großem Engagement arbeiten<br />
KONTAKT<br />
Prof. Dr. Ulf Teichgräber<br />
Studiendekan der Medizinischen<br />
Fakultät Jena am <strong>UKJ</strong><br />
03641 9-32 48 06<br />
Ulf.Teichgraeber@med.uni-jena.de<br />
03 | 21<br />
35
HINTER DEN KULISSEN<br />
Mit Siebenmeilenstiefeln unterwegs<br />
Die Mitarbeiter des IPT bringen Patienten im Klinikum von A nach B (und C und E)<br />
Wer einen Blick über die Magistrale<br />
wirft, der sieht sie, kann sie gar<br />
nicht übersehen: In ihren apfelgrünen<br />
Kasacks laufen sie zügig durchs<br />
Klinikum, mal alleine, mal mit einem<br />
Rollstuhl oder Bett vor sich herschiebend.<br />
Man begegnet ihnen überall im<br />
Klinikum: im Aufzug, in den Fluren, in<br />
den Ambulanzen. Die Rede ist von den<br />
Frauen und Männern des Internen Patiententransports,<br />
kurz IPT. Wie fleißige<br />
Bienen schwärmen sie täglich aus und<br />
bringen unzählige Patienten von ihren<br />
Stationen zu ihren Bestimmungsorten<br />
im Klinikum.<br />
Gut 70 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />
stark ist das Team des IPT. Und das<br />
braucht es auch. Denn das <strong>UKJ</strong> steht<br />
niemals still. Immerzu müssen stationäre<br />
Patienten zu allerlei Untersuchungen,<br />
zum Röntgen, zum OP und wieder<br />
zurück ins Zimmer gebracht werden.<br />
Kaum vorstellbar, wie der Klinikalltag<br />
ohne den IPT laufen würde. Mit Sicherheit<br />
nicht ganz so reibungslos.<br />
Apropos laufen: Jeden Tag legen die<br />
IPTler rund 13 bis 15 Kilometer zurück.<br />
Unabdingbar und das wichtigste<br />
Werkzeug im Arbeitsalltag sind daher<br />
gute Turnschuhe. „Ein Paar pro Jahr<br />
sind da durchaus nötig“, erklärt Ralf,<br />
genannt Ralle, der seit drei Jahren Teil<br />
des Teams ist. Wie die meisten seiner<br />
Kollegen kommt auch er ursprünglich<br />
nicht aus dem medizinischen Bereich.<br />
„Wir sind da ein ganz bunt gemischter<br />
Haufen“, sagt er. „Ich bin ursprünglich<br />
Elektriker, aber wir haben auch ehemalige<br />
Postangestellte oder sogar<br />
eine Tauchlehrerin.“ Wichtig sei neben<br />
hoher Laufbereitschaft vor allem,<br />
sich bewusst zu sein und damit klarzukommen,<br />
in einem Krankenhaus<br />
zu arbeiten. „Da transportieren wir<br />
eben auch mal Menschen mit Keimen.<br />
Das bedeutet für uns dann entsprechende<br />
Schutzkleidung anziehen und<br />
ansonsten mit dem Patienten genauso<br />
freundlich umzugehen wie mit allen<br />
anderen auch“, sagt Ralle.<br />
Schaltzentrale<br />
Logistikleitstelle<br />
Das wichtigste Utensil im Tagesablauf:<br />
das Diensthandy, das die Transportaufträge<br />
übermittelt. Pro Schicht und<br />
Team durchschnittlich circa 50 Aufträge,<br />
in der Frühschicht mehr als in<br />
der Spätschicht. Sie zeigen an, wen die<br />
IPTler von wo abholen und wo sie ihn<br />
oder sie hinbringen müssen. Die Aufträge<br />
koordiniert die Logistikleitstelle,<br />
die eigentliche Schaltzentrale des IPT:<br />
Hier kommen all die Transportaufträge<br />
von Kliniken und Stationen an,<br />
die dann an die einzelnen Mitarbeiter<br />
verteilt werden. „Bestenfalls so, dass<br />
die Wege möglichst effizient sind, also<br />
niemand von Haus A zu Haus E zu Haus<br />
C und wieder zu Haus E rennt, sondern<br />
sich die Transporte so weit wie möglich<br />
logisch aneinanderreihen. Zum<br />
Beispiel ein Patient von seiner Station<br />
zur Angiographie gebracht wird<br />
und dann ein anderer Patient von der<br />
Angiographie direkt weiter zum nächsten<br />
Ziel mitgenommen werden kann“,<br />
erklärt Mario Blietz, Teamleiter des IPT.<br />
„In der Realität läuft das nicht immer<br />
ganz so reibungslos. Es kommt am<br />
Tag schon mehrmals vor, dass meine<br />
Mitarbeiter ihre Wege umsonst laufen.<br />
Zum Beispiel, weil der entsprechende<br />
Patient noch gar nicht von seiner letzten<br />
Untersuchung zurück ist oder ein<br />
Termin abgesagt wurde. Oft wäre eine<br />
zeitnahe Kommunikation der Stationen<br />
oder Funktionsstellen mit uns hilfreich,<br />
da so viele Storno-Aufträge vermieden<br />
werden könnten.“<br />
36 03 | 21
HINTER DEN KULISSEN<br />
Ralf, genannt Ralle, (re.) ist<br />
gelernter Elektriker. Seit drei<br />
Jahren arbeitet er beim Internen<br />
Patiententransport – hier<br />
zusammen mit Teamleiter Mario<br />
Blietz (li.). Fotos: Rodigast<br />
Mit Fingerspitzengefühl<br />
auf Patienten einstellen<br />
Wenn die Turnschuhe das wichtigste<br />
Werkzeug und das Diensthandy das<br />
wichtigste Utensil sind, dann ist die<br />
wichtigste Eigenschaft wohl Fingerspitzengefühl.<br />
Denn die IPTler transportieren<br />
nicht einfach nur Dinge<br />
(wobei auch das vorkommt), sondern<br />
Menschen. Noch dazu Menschen, die<br />
krank oder verletzt sind, abhängig von<br />
der Hilfe anderer. Manche Patienten<br />
können den Weg zu ihrer Untersuchung<br />
selbst gehen. Die meisten<br />
jedoch brauchen einen Rollstuhl oder<br />
bleiben gleich in ihrem Bett liegen.<br />
Alleine die souveränen Handgriffe der<br />
IPTler vermitteln da schon ein Gefühl<br />
von Sicherheit: Infusionsbehälter<br />
weggeschoben, Kabel aus der Steckdose,<br />
Bremse raus und los geht die<br />
kurze Reise. Aber wenn die IPTler das<br />
Patientenzimmer betreten, heißt es<br />
erstmal vorsichtig schauen, wer da auf<br />
sie wartet: Manche Patienten haben<br />
Angst, manche sind ganz entspannt,<br />
wieder andere sind genervt, weil sie<br />
beispielsweise beim Frühstück gestört<br />
werden. Umso wichtiger ist es da, sich<br />
nicht nur auf die Menschen einstellen<br />
zu können, sondern sich auch auf ihren<br />
Gemütszustand einlassen zu können.<br />
„Das kann mal ein lockerer Spruch<br />
sein, aber auch einfach ein freundliches<br />
Hallo mit der klaren Ansage,<br />
wer wir sind und was jetzt passiert.<br />
Oder das Versprechen, dass das Essen<br />
aufbewahrt wird“, erklärt Ralle. Auch<br />
Berührungsängste sollte man besser<br />
keine haben und vor allem nicht<br />
zeigen. Patienten mit Wunden, Blut,<br />
Kathetern – das ist ein ganz normaler<br />
Anblick in einem Klinikum. Das Schöne<br />
sei aber auch, dass man die Patienten<br />
und sogar ihre Angehörigen nach einer<br />
Weile gut kenne und durchaus Anteil<br />
an ihrem Schicksal nehme, sich mit<br />
ihnen freue, wenn es nach Hause geht.<br />
Und auch die Patienten selbst freuen<br />
sich, wenn sie von einem bekannten,<br />
freundlichen Gesicht des IPT begrüßt<br />
und abgeholt werden.<br />
Kennen jeden Winkel – und<br />
jede Unebenheit<br />
Eine große Herausforderung, wenn<br />
man beim IPT anfängt, ist es, sich im<br />
<strong>UKJ</strong> zurechtzufinden, diesem riesigen<br />
Komplex mit seinen unendlich langen<br />
und verwinkelten Fluren. „Zwei<br />
Wochen habe ich schon gebraucht,<br />
bis ich mir so sicher war, dass ich die<br />
Schicht alleine laufen kann“, erinnert<br />
sich Ralle an seine Anfangszeit. „Man<br />
kann aber einfach immer bei den<br />
Kollegen nachfragen, wenn man doch<br />
mal unsicher sein sollte.“ Mittlerweile<br />
kennt er jeden Winkel, jede Abkürzung<br />
und sogar jede Unebenheit. Die wird<br />
dann mit einem sanften Abbremsen<br />
der Fahrtgeschwindigkeit vorsichtig<br />
überwunden, ohne dass der Patient<br />
ein Ruckeln spürt. Hier zeigt sich eben<br />
wieder das Fingerspitzengefühl. „Wir<br />
wollen die uns anvertrauten Patienten<br />
schließlich sicher und reibungslos zu<br />
ihren Bestimmungsorten bringen,“ sagt<br />
Ralle. Und so viel Zeit muss einfach<br />
sein, auch wenn der nächste Transport -<br />
auftrag schon in der Pipeline ist.<br />
Katrin Bogner<br />
03 | 21<br />
37
KURZ UND KNAPP<br />
Für eine bessere<br />
palliativmedizinische<br />
Versorgung<br />
Wissenschaftliche<br />
Studien voranzutreiben,<br />
um die palliativmedizinische<br />
Versorgung von<br />
Krebspatienten zu<br />
verbessern – dies<br />
ist ein wichtiges<br />
Ziel, das PD Dr.<br />
Ulrich Wedding<br />
mit seiner neuen<br />
Aufgabe verbindet.<br />
Der Chefarzt der<br />
Abteilung Palliativmedizin<br />
an der<br />
Foto: TLÄK<br />
KIM II am <strong>UKJ</strong> ist für<br />
die kommenden drei Jahre zum stellvertretenden<br />
Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Palliativmedizin<br />
(APM) der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG)<br />
gewählt worden. Zuvor war er bereits mehrere Jahre<br />
in dieser Arbeitsgruppe aktiv. Die AG Palliativmedizin<br />
ist eine von insgesamt 25 Arbeitsgemeinschaften<br />
der Deutschen Krebsgesellschaft. Ihre<br />
Schwerpunkte liegen bei den Feldern der palliativmedizinischen<br />
Versorgung onkologischer Patienten,<br />
der Ethik sowie der Lebensqualität. „Wir verstehen<br />
uns als eine Plattform für eine enge Zusammenarbeit<br />
der Gebiete Onkologie und Palliativmedizin“, so<br />
Wedding. Die wissenschaftliche Vernetzung innerhalb<br />
des Fachs sowie der interdisziplinäre, sektoren-<br />
und berufsgruppenübergreifende Austausch<br />
spielten dabei eine wichtige Rolle. Hierzu führt die<br />
Arbeitsgruppe seit einigen Jahren eigene klinische<br />
Studien durch. Als weitere Aufgaben haben sich<br />
die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft gestellt,<br />
die palliativmedizinische Qualifikationen anderer<br />
Berufsgruppen auf Tagungen und Kongressen zu<br />
unterstützen. Zudem sieht sich die AG als Forum<br />
zur interdisziplinären und interprofessionellen<br />
Mitarbeit bei der Erstellung von S3-Leitlinien, zum<br />
Beispiel der S3-Leitlinie Palliativmedizin der Deutschen<br />
Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP). Wedding:<br />
„Wir arbeiten interdisziplinär mit Menschen<br />
aus den verschiedensten Berufsgruppen zusammen<br />
mit dem gemeinsamen Ziel, die Palliativversorgung<br />
von Krebserkrankten weiter zu verbessern.“ (as)<br />
Nachwuchswissenschaftlerin<br />
ausgezeichnet<br />
Foto: Schroll<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie<br />
e. V. hat Dr. Stefanie Deinhardt-Emmer mit<br />
einem von insgesamt zwei Förderpreisen aus. Damit<br />
würdigt die Fachgesellschaft die Forschungstätigkeit<br />
der Mikrobiologin und Mutter zweier Schulkinder,<br />
in der sie neben ihrer klinisch-diagnostischen<br />
Arbeit im Institut für Medizinische Mikrobiologie des<br />
<strong>UKJ</strong> Lungeninfektionen und virale, bakterielle und<br />
viral-bakterielle Koinfektionen untersucht. Hierfür<br />
etablierte sie verschiedene Infektionsmodelle, zum<br />
Beispiel Mausmodelle und ein Lungenbläschen-Biochip-Modell,<br />
an dem sie erfolgreich Analysen nach<br />
Infektionen mit Staphylococcus aureus und Influenzaviren<br />
durchführen konnte. Im Rahmen der Corona-<br />
Pandemie adaptierte sie ihre Zellkulturmodelle auf<br />
die Infektion mit SARS-CoV-2. Sie konnte dabei die<br />
Infizierbarkeit von bestimmten Zelltypen sowie die<br />
Ausbreitung der Viren im Körper bei verstorbenen<br />
COVID-19-Patienten nachweisen. Mit einer Advanced<br />
Clinician-Scientist-Förderung des Interdisziplinären<br />
Zentrums für Klinische Forschung am <strong>UKJ</strong> forschte<br />
Deinhardt-Emmer ein Jahr lang am renommierten<br />
Buck-Institut für Altersforschung in Kalifornien in<br />
der Arbeitsgruppe von Professor Judith Campisi und<br />
untersuchte den Einfluss der Seneszenz auf Atemwegsinfektionen.<br />
Seit ihrer Rückkehr im Sommer<br />
baut sie eine eigene Forschungsgruppe zu diesem<br />
Thema auf und koordiniert das in Kürze startende<br />
Teilprojekt „SARS-CoV-2 Dx“ des Leibniz-Zentrums<br />
für Photonik in der Infektionsforschung, das neue<br />
Technologien zur Diagnostik von Atemwegsinfektionen<br />
entwickelt.<br />
(vdg)<br />
38 03 | 21
Pandemie: Herausforderung für<br />
den Umweltschutz<br />
Das Corona-Jahr 2020 hat Krankenhäuser nicht nur<br />
im Bereich der Patientenversorgung vor bisher<br />
unbekannte Herausforderungen gestellt, sondern<br />
auch den betrieblichen Umweltschutz. Wie stark die<br />
Pandemie den alltäglichen Betrieb und damit auch<br />
die Umweltschutzaktivitäten beeinflusst hat, stellt<br />
der dritte Umweltschutzbericht des <strong>UKJ</strong> dar. Denn<br />
obwohl auf der einen Seite wegen geringerer elektiver<br />
Patientenzahlen, des Besuchsverbotes sowie<br />
der mobilen Arbeitsmöglichkeiten der Mitarbeiter in<br />
einigen Bereichen wie beim Transport oder der Speisenversorgung<br />
weniger Ressourcen verbraucht wurden,<br />
hat sich der Verbrauch in anderen Bereichen<br />
stark erhöht – vor allem bei Abfall und Gefahrstoffen.<br />
„Mit der höheren Anzahl an COVID-19-Patienten<br />
stieg beispielsweise allein das Aufkommen an infektiösem<br />
Patientenabfall in 2020 drastisch an – auf<br />
bis zu sechs Kilogramm pro Patient und Tag“, so Dr.<br />
Marc Hoffmann, Umweltschutzbeauftragter am <strong>UKJ</strong>.<br />
„Außerdem mussten kurzfristig mehrere tausend<br />
Liter Ethanol im Gefahrstofflager untergebracht<br />
werden, um daraus dringend benötigtes Desinfektionsmittel<br />
herstellen zu können.“ Außerdem gibt<br />
der Bericht nicht nur einen Überblick über aktuelle<br />
Daten und Fakten zu einzelnen umweltrelevanten<br />
Aspekten wie dem Verbrauch von Wasser und Energie<br />
oder dem Umgang mit Abfall und Gefahrstoffen<br />
am Klinikum, sondern auch über aktuelle Studien<br />
der Jenaer Wissenschaftler, die sich mit dem Einfluss<br />
der Umwelt auf die Gesundheit beschäftigen. Den<br />
vollständigen Bericht zum Nachlesen finden Sie<br />
im Internet unter: www.uniklinikum-jena.de (unter<br />
Aktuelles / Mitteilung vom 7.9.21)<br />
(ac)<br />
Buch Liebe<br />
Jenaer<br />
Universitätsbuchhandlung<br />
Thalia<br />
Neue Mitte Jena«<br />
Leutragraben 1 · 07743 Jena<br />
Tel. 03641 4546-0<br />
E-Mail: thalia.jenaneuemitte@thalia.de<br />
Steffen Riechmann vom Team Entsorgung bei der<br />
Entsorgung infektiöser Abfälle. Foto: Szabó
KURZ UND KNAPP<br />
Bestens geschult gegen den Schmerz<br />
<strong>UKJ</strong> bildet erstmals Schmerzmentoren aus<br />
Schmerzmanagement ist für Antje<br />
Göttermann und ihre Kolleginnen<br />
vom Schmerztherapeutischen Team<br />
am <strong>UKJ</strong> Alltag. Ihr spezielles Wissen<br />
haben sie nun erstmals gemeinsam<br />
mit Kollegen der Anästhesie, Apotheke<br />
und Physiotherapie in einem<br />
interdisziplinären Schmerzmentoren-Kurs<br />
weitergegeben. Zwei Tage<br />
lang wurden 14 examinierte Pflegekräfte,<br />
vor allem aus den operativen<br />
Bereichen des <strong>UKJ</strong>, intensiv geschult.<br />
Prof. Dr. Winfried Meißner, Leiter der<br />
Sektion Schmerztherapie der Klinik<br />
für Anästhesiologie und Intensivmedizin,<br />
sieht die Mentoren als wichtige<br />
Schnittstelle in der Schmerztherapie.<br />
In Thüringen ist das Kursangebot<br />
in dieser Art bisher einmalig.<br />
„Ein Schmerzmentor bedient sozusagen<br />
die Ebene zwischen Pflegekräften<br />
und Ärzten und gibt als<br />
Multiplikator das eigene Wissen an<br />
sein Pflegeteam weiter. Wir wollen<br />
durch diese neue Ebene Kenntnisse<br />
der Schmerztherapie in die Breite<br />
tragen und die Schmerzversorgung<br />
am Patienten weiter verbessern“,<br />
erklärt Meißner.<br />
Antje Göttermann hat den Kurs<br />
organisiert und ist als „Pain Nurse“<br />
am <strong>UKJ</strong> mit ihren Kollegen Ansprechpartnerin<br />
für alle Schmerzmentoren.<br />
Neben den Grundlagen zur Anatomie,<br />
Physiologie und Pathophysiologie,<br />
psychologischen Aspekten<br />
des Schmerzes, ging es vor allem<br />
auch darum, Wissen über nichtmedikamentöse<br />
und innovative<br />
Therapieverfahren zu erlangen, um<br />
Patienten zu helfen. So konnten die<br />
Teilnehmer etwa selbst ausprobieren,<br />
wie der Blick durch die Virtual<br />
Reality-Brille funktioniert oder<br />
14 <strong>UKJ</strong>-Pflegefachkräfte haben sich zu „Schmerzmentoren“ qualifiziert. Foto: Korneli<br />
konnten bei der sogenannten TENS-<br />
Therapie (Transkutane Elektrische<br />
Nerven-Stimulation) hautnah spüren,<br />
wie sich die Schmerztherapie<br />
durch Elektrostimulation anfühlt.<br />
Meißner: „Diese beiden Verfahren<br />
haben sich als sehr wirksame<br />
Ergänzung der klassischen Schmerztherapie<br />
erwiesen, da sie Schmerzleitungsprozesse<br />
im Gehirn ohne<br />
Nebenwirkungen dämpfen können.“<br />
Außerdem vermittelten die <strong>UKJ</strong>-<br />
Experten, wie Patientenkommunikation<br />
hinsichtlich Schmerz noch<br />
besser funktionieren kann.<br />
Das Feedback der Teilnehmer sei<br />
sehr positiv ausgefallen, so Göttermann.<br />
„Gerade die praktischen<br />
Übungen und Gerätetrainings<br />
haben den Teilnehmern gefallen<br />
und Schmerzmanagement sehr<br />
anschaulich vermittelt. Generell<br />
wollten wir sie auch dazu befähigen,<br />
eigene Ideen zu entwickeln, Handlungskompetenz<br />
zu erlangen und ich<br />
denke, dass uns das gelungen ist.“<br />
Die Schmerzmentoren sind gleichzeitig<br />
eine wichtige Schnittstelle zu<br />
den Experten des Schmerzdienstes,<br />
die speziell für den Bereich<br />
„Schmerztherapie“ ausgebildet<br />
sind. „Die Schmerzmentoren rufen<br />
uns, wenn sie Unterstützung bei<br />
einem Schmerzpatienten benötigen.<br />
Wir kümmern uns um die Therapie<br />
und befähigen die Schmerzmentoren<br />
dazu, dass sie diese fortsetzen<br />
können“, sagt sie.<br />
Die erfolgreiche Premiere des Kurses<br />
war aber nur der Auftakt. Zukünftig<br />
soll eine Schmerz-AG gegründet<br />
werden, die Mentoren und Schmerzspezialisten<br />
am <strong>UKJ</strong> noch intensiver<br />
miteinander vernetzen soll. „Im<br />
Netzwerk wollen wir uns regelmäßig<br />
mit den Schmerzmentoren austauschen<br />
und ihr Wissen natürlich<br />
frisch halten und sie weiter schulen“,<br />
betont Meißner.<br />
Michelle Korneli<br />
40 03 | 21
KURZ UND KNAPP<br />
Was ist das?<br />
Erkennen Sie, was auf diesem Foto<br />
zu sehen ist?<br />
Schreiben Sie uns Ihre Antwort (unbedingt<br />
mit Angabe Ihrer Postadresse)<br />
bis zum 15. Dezember <strong>2021</strong> an die<br />
Redaktion <strong>Klinikmagazin</strong>, Kastanienstraße<br />
1, 07747 Jena oder per Mail an<br />
presse@med.uni-jena.de. Unter den<br />
Einsendern mit der richtigen Antwort<br />
verlosen wir unter Ausschluss des<br />
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die von der Jenaer Universitätsbuchhandlung<br />
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In Heft 138 suchten wir:<br />
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Daniela Kopf, Immanuel Adam,<br />
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Foto: Szabó<br />
Impressum<br />
Ausgabe: 3|<strong>2021</strong>, Nummer 139<br />
Herausgeber:<br />
V.i.S.d.P.:<br />
Redaktionsleitung:<br />
Redaktionsteam:<br />
Layout:<br />
Auflage:<br />
Universitätsklinikum Jena | Kastanienstraße 1 | 07747 Jena<br />
<strong>UKJ</strong> Förderverein | Am Klinikum 1 | 07747 Jena<br />
Annett Lott, Stabsstelle Unternehmenskommunikation<br />
Anke Schleenvoigt<br />
Katrin Bogner (kbo), Anne Curth (ac), Dr. Uta von der Gönna (vdG), Michelle Korneli (me), Annett Lott (ane),<br />
Anke Schleenvoigt (as)<br />
Klinisches Medienzentrum des Universitätsklinikums Jena<br />
7 000 Exemplare<br />
Erscheinungsweise: 4 Ausgaben pro Jahr / Die nächste Ausgabe erscheint im Januar 2022<br />
Kontakt:<br />
Tel.: 03641 9-39 11 81, E-Mail: presse@med.uni-jena.de<br />
Wenn aus Gründen der besseren Lesbarkeit im Text die männliche Form gewählt wurde, beziehen sich die Angaben auf Angehörige<br />
beider Geschlechter. Nachdruck von Inhalten nur mit Genehmigung der Unternehmenskommunikation des Universitätsklinikums Jena<br />
(<strong>UKJ</strong>) gestattet.<br />
03 | 21<br />
41
TERMINE & KONTAKTE<br />
Veranstaltungen November bis Dezember <strong>2021</strong><br />
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Der Kompaktpaarkurs zur Geburtsvorbereitung vermittelt die wesentlichen Abläufe und Informationen rund um<br />
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Jeweils Dienstag: 17.00 bis 20.00 Uhr und Mittwoch: 16.00 bis 20.30 Uhr<br />
Die genauen Termine und Anmeldung unter:<br />
geburtsvorbereitung@med.uni-jena.de<br />
https://www.uniklinikum-jena.de/geburtsmedizin/Geburtsvorbereitungskurse.html<br />
FORTBILDUNGEN FÜR PFLEGENDE<br />
23.11.<strong>2021</strong><br />
14.00 bis 15.30 Uhr<br />
Wenn die Luft wegbleibt<br />
– Pflegerische<br />
Besonderheiten bei<br />
COPD und Asthma<br />
24.11.<strong>2021</strong><br />
14.00 bis 15.30 Uhr<br />
Pflegedokumentation<br />
29.11.<strong>2021</strong><br />
14.00 bis 16.00 Uhr<br />
Umgang mit mangelernährten<br />
Patienten<br />
1.12.<strong>2021</strong><br />
14.00 bis 16.00 Uhr<br />
Angebote des<br />
Verbandsmaterials<br />
und Wundauflagen<br />
am <strong>UKJ</strong><br />
2.12.<strong>2021</strong><br />
9.00 bis 13.30 Uhr<br />
Grundlagen der<br />
Patientenabrechnung<br />
6.12.<strong>2021</strong><br />
14.00 bis 15.30 Uhr<br />
Beschwerdemanagement<br />
am <strong>UKJ</strong><br />
7.12.<strong>2021</strong><br />
14.00 bis 15.30 Uhr<br />
Diagnostisch Denken<br />
im Pflegeprozess<br />
9.12.<strong>2021</strong><br />
9.00 bis 12.00 Uhr<br />
Humor hilft heilen<br />
13.12.<strong>2021</strong><br />
14.00 bis 15.30 Uhr<br />
Expertenstandard<br />
chronische Wunden<br />
15.12.<strong>2021</strong><br />
14.00 bis 15.30 Uhr<br />
Persönlichkeitsstörungen<br />
– Besonderheit<br />
in der Pflege<br />
Informationen und Anmeldung über: pflegefortbildung@med.uni-jena.de / Tel. 03641 9-39 51 54<br />
ONKO-KREIS<br />
Die Thüringische Krebsgesellschaft e.V. und die Ambulanz für Naturheilkunde und Integrative Onkologie der Klinik<br />
für Innere Medizin II bieten Krebserkrankten und ihren Angehörigen regelmäßig Vorträge an. Die Teilnahme ist<br />
kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Im Rahmen der Vorträge werden gerne Ihre Fragen beantwortet.<br />
Alle Veranstaltungen finden derzeit virtuell als Online-Seminar statt. Wenn es die Pandemiebedingungen zum Zeitpunkt<br />
der Veranstaltung zulassen, wird diese zusätzlich als Präsenzveranstaltung in den neuen Geschäftsräumen der<br />
TKG, Am Alten Güterbahnhof 5 in 07743 Jena, durchgeführt. Bitte informieren Sie sich im Vorfeld auf der Webseite:<br />
https://krebsgesellschaft-thueringen.de/alle-veranstaltungen.html<br />
15.11.<strong>2021</strong><br />
16.00 bis 17.00 Uhr<br />
Patientenverfügung –<br />
wichtig, aber richtig!<br />
Referent: Dr. Albrecht<br />
Seifert, Facharzt für<br />
Anästhesiologie i.R.<br />
22.11.<strong>2021</strong><br />
16.00 bis 17.00 Uhr<br />
Ernährung für<br />
Patient*innen mit einer<br />
Krebserkrankung<br />
Referentin: Viktoria<br />
Mathies, UniversitätsTumorCentrum<br />
Jena<br />
29.11.<strong>2021</strong><br />
16.00 bis 17.00 Uhr<br />
Ich weiß nicht, wie ich<br />
damit umgehen soll –<br />
Krebs und Psyche<br />
Referentin: Kati Voigt,<br />
Thüringische Krebsgesellschaft<br />
e.V.<br />
6.12.<strong>2021</strong><br />
16.00 bis 17.00 Uhr<br />
Gute Informationen<br />
– Wo finde und wie<br />
erkenne ich sie?<br />
Referentin: Prof. Dr.<br />
Jutta Hübner, KIM II<br />
13.12.<strong>2021</strong><br />
16.00 bis 17.00 Uhr<br />
Palliativmedizin –<br />
Was bedeutet das<br />
und wie kann sie<br />
helfen?<br />
Referent: PD Dr.<br />
Ulrich Wedding, KIM II<br />
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TERMINE & KONTAKTE<br />
Wegweiser für Patienten<br />
ZENTRALE<br />
RUFNUMMERN<br />
ZENTRALE KLINIKUM<br />
Tel.: 03641 9-300<br />
EMPFANG HAUPTEINGANG<br />
Tel.: 03641 9-32 08 50<br />
EMPFANG HAUS E<br />
Tel.: 03641 9-32 80 20<br />
KLINIK-<br />
SOZIALDIENST<br />
Beratung u.a. zu Anschlussheilbehandlung<br />
und Rehabilitation,<br />
häuslicher Krankenpflege, Pflegestufen,<br />
Schwerbehindertenausweis;<br />
pychosoziale Beratung<br />
KONTAKT:<br />
Yvonne Wiese (Leiterin)<br />
Tel.: 03641 9-32 02 91<br />
yvonne.wiese@med.uni-jena.de<br />
KLINIKSEEL-<br />
SORGE<br />
EVANGELISCHE KLINIKSEELSORGE:<br />
Pastorin Babet Lehmann<br />
Tel.: 0151-17 10 14 93<br />
Pastorin Ulrike Spengler<br />
Tel.: 0151-17 10 14 94<br />
KATHOLISCHE KLINIKSEELSORGE:<br />
Pfarrer Michael Ipolt<br />
Tel.: 0151 17 10 54 60<br />
Gemeindereferent Dominik<br />
Gehringer<br />
Tel.: 01523 21 87 679<br />
FÖRDERVEREIN<br />
BESUCHS-<br />
DIENST DER<br />
KLINIKSEELSORGE<br />
WIR FÖRDERN PROJEKTE<br />
für Patienten und Mitarbeiter – in<br />
Forschung und Lehre – zur Vernetzung<br />
und Öffentlichkeitsarbeit<br />
SPENDENKONTO:<br />
Sparkasse Jena-Saale-Holzland<br />
IBAN: DE89830530300000028010<br />
BIC: HELADEF1JEN<br />
VORSITZENDER:<br />
PD Dr. Dr. Michael Kiehntopf<br />
foerderverein@med.uni-jena.de<br />
Tel.: 03641 9-32 50 01<br />
Die ehrenamtlich Tätigen nehmen<br />
sich Zeit zum Zuhören, Plaudern,<br />
Spielen, Vorlesen & erledigen<br />
kleine Besorgungen.<br />
KONTAKT:<br />
Babet Lehmann<br />
Tel.: 0151 17 10 14 93<br />
KLINISCHES<br />
ETHIKKOMITEE<br />
EINKAUFSMÖGLICHKEITEN<br />
Beratung und Hilfestellung für<br />
Patienten, Angehörige und medizinisches<br />
Personal bei ethischen<br />
Konflikten in Therapie und Pflege<br />
KONTAKT:<br />
Dr. Ulrike Skorsetz<br />
(Leiterin Geschäftsstelle)<br />
Tel.: 03641 9-33 775<br />
Mobil: 0151 16 35 93 41<br />
ulrike.skorsetz@med.uni-jena.de<br />
BLUMEN IM KLINIKUM<br />
Montag bis Freitag:<br />
8.00 – 17.00 Uhr<br />
Samstag:<br />
13.00 – 17.00 Uhr<br />
Tel.: 03641 35 01 30<br />
IMBISS UND SHOP<br />
Montag bis Freitag:<br />
8.00 – 18.00 Uhr<br />
Samstag:<br />
9.00 – 12.30 Uhr & 13.00 – 17.00 Uhr<br />
Sonntag und Feiertage:<br />
13.00 – 18.00 Uhr<br />
Tel.: 03641 22 62 95<br />
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WERDE<br />
PFLEGEAZUBI<br />
AM <strong>UKJ</strong> !<br />
Nur bei uns:<br />
Ausbildungsstart<br />
zum 1. März 2022<br />
Bewirb dich online unter:<br />
www.uniklinikum-jena.de/<br />
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