Klinikmagazin 1/2023
Gemeinsam Krebs besiegen - Mitteldeutsches Krebszentrum
Gemeinsam Krebs besiegen - Mitteldeutsches Krebszentrum
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01|23<br />
Jan <strong>2023</strong><br />
DAS GESUNDHEITSMAGAZIN AM UNIVERSITÄTSKLINIKUM JENA<br />
TITELTHEMA<br />
GEMEINSAM<br />
KREBS BESIEGEN<br />
Mitteldeutsches Krebszentrum<br />
LEHREN<br />
Per Smartphone durch<br />
die Knochen reisen
STANDPUNKTE<br />
Spitzenmedizin für alle in der Region<br />
Das Mitteldeutsche Krebszentrum (CCCG) steht beispielhaft für<br />
die Aufgaben der Universitätsmedizin in der Gesellschaft<br />
LIEBE LESERINNEN<br />
UND LIEBE LESER,<br />
das Mitteldeutsche Krebszentrum<br />
steht: Die Förderung ist bewilligt<br />
und die Arbeit kann beginnen. Dass<br />
das Universitätsklinikum Jena und<br />
das Universitätsklinikum Leipzig<br />
nun noch enger in der Krebsmedizin<br />
zusammenarbeiten, ist vor allem gut<br />
für alle betroffenen Patientinnen und<br />
Patienten in Thüringen und Sachsen.<br />
Mehr über die Struktur und die Aufgaben<br />
des neuen Zentrums erfahren Sie<br />
im Interview mit dem Jenaer Krebsexperten<br />
Prof. Andreas Hochhaus, der<br />
Vorstandmitglied des Zentrums ist.<br />
Wie das gemeinsame Ziel erreicht<br />
werden kann, dass alle Erkrankten<br />
unabhängig vom Wohnort gleich gut<br />
versorgt werden, ist ein weiteres<br />
Thema dieses Heftes. Wir berichten<br />
zudem darüber, wie dank molekularer<br />
Onkologie die Krebstherapien noch<br />
individueller und zielgerichteter<br />
werden, wann eine ärztliche Zweitmeinung<br />
sinnvoll sein kann und was<br />
Erkrankte selbst tun können, um den<br />
Verlauf positiv zu beeinflussen, und<br />
was in Sachen Ernährung sinnvoll ist.<br />
Aber auch abseits der Krebsmedizin<br />
tut sich viel am UKJ. Lesen Sie mehr<br />
über den Abschluss des großen Klinikbauprojekts<br />
am Standort Lobeda,<br />
über die Arbeit des Klinischen Kriseninterventionsteams,<br />
über das<br />
Medizinische Zentrum für Menschen<br />
mit Behinderungen und darüber, wie<br />
Medizinstudierende via Smartphone<br />
rheumatologische Krankheitsbilder<br />
kennenlernen.<br />
Ein gesundes Jahr <strong>2023</strong> wünscht Ihnen<br />
Ihre „<strong>Klinikmagazin</strong>“-Redaktion<br />
Foto: Rodigast<br />
GEMEINSAM KREBS BESIEGEN<br />
Was ist das Mitteldeutsche Krebszentrum? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Wohnortunabhängige Krebsversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
Was sind molekulare Tumorkonferenzen?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
Besser entscheiden dank ärztlicher Zweitmeinung . . . . . . . . . . . . . . .12<br />
Forschungsfeld: Lokale Therapie präziser machen. . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
Forschungsfeld: Mit Antikörpern gegen den Tumor . . . . . . . . . . . . . . .16<br />
Was onkologische Pflege ausmacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17<br />
Die Tumortherapie ergänzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18<br />
Mangelernährung begegnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
Per Avatar im Schulunterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21<br />
Wenn es nicht mehr um Heilung geht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
Jahreskalender <strong>2023</strong> zum Heraustrennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24<br />
Hilfreiche Kontakte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
AKTUELLES<br />
Lange Nacht der Wissenschaften in Bildern . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Klinikkomplex komplett . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
HEILEN<br />
Chronischen Schmerzen begegnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32<br />
Schnelle Hilfe in Krisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />
Medizinisches Zentrum für Menschen mit Behinderungen . . . . . . . . . . 34<br />
FORSCHEN<br />
Starke Forscherinnen in der Unfallchirurgie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
Besser versorgt im Mutterleib . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .37<br />
LEHREN<br />
Via Smartphone durch die Knochen reisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
Neuer Professor für Anatomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
HINTER DEN KULISSEN<br />
Was macht ein Energiebeauftragter? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
KURZ UND KNAPP. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
TERMINE & KONTAKTE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
Prof. Thomas Kamradt<br />
Foto: Stein/Jena<br />
Seit 2019 arbeiten wir gemeinsam mit<br />
dem Universitätsklinikum Leipzig am<br />
Aufbau eines Onkologischen Spitzenzentrums<br />
für Mitteldeutschland. Wir<br />
freuen uns sehr, dass unsere aufwändige<br />
Vorbereitung mit der Aufnahme in<br />
das Förderprogramm der Deutschen<br />
Krebshilfe belohnt wurde und das CCCG<br />
im Januar <strong>2023</strong> seine Arbeit aufnehmen<br />
kann. Vom Zentrum und den Strukturen,<br />
die es etabliert, werden in erster Linie<br />
die Patientinnen und Patienten in Thüringen<br />
und Sachsen profitieren. Denn<br />
es geht darum, ihnen in der gesamten<br />
Region eine krebsmedizinische Versorgung<br />
auf Uniklinikniveau anzubieten.<br />
Wie viele Bereiche das betrifft und wie<br />
viele Disziplinen dafür zusammenarbeiten,<br />
können Sie in diesem Heft lesen:<br />
Das reicht von der Vernetzung der<br />
Kliniken und Disziplinen, der spezialisierten<br />
Pflege in der Onkologie, über<br />
Beratungs- und Mitwirkungsangebote<br />
für Patientinnen und Patienten bis hin<br />
zu frühen klinischen Studien, für die<br />
wir eine spezialisierte Studieneinheit<br />
einrichten. Es geht um gemeinsame<br />
Forschungsprojekte für neue Diagnoseund<br />
Behandlungsansätze ebenso wie<br />
um die Ausbildung und Förderung des<br />
ärztlichen und wissenschaftlichen<br />
Nachwuchses für die Krebsmedizin.<br />
Das CCCG ist ein gutes Beispiel<br />
dafür, wofür die Universitätsmedizin<br />
steht – nämlich für das Zusammenwirken<br />
von Forschung, Lehre und Krankenversorgung,<br />
durch das Spitzenmedizin<br />
zum Wohle aller Patientinnen und Patienten<br />
realisiert wird. Dieses untrennbare<br />
Zusammenwirken ist ebenfalls<br />
wichtig für unsere wissenschaftlichen<br />
Aufgaben: Universitätsmedizin bedeutet,<br />
dass die klinisch tätigen Ärztinnen<br />
und Ärzte die Möglichkeit haben, im<br />
Klinikalltag auftauchende Forschungsfragen<br />
im Labor<br />
oder in klinischen Studien<br />
anzugehen.<br />
„Das CCCG kann auch<br />
exemplarisch für die<br />
vierte Aufgabe der<br />
Universitätsmedizin<br />
stehen, die Koordination<br />
der Akteure in der<br />
Krankenversorgung.“<br />
Für diese Möglichkeit<br />
halten wir eine umfassende<br />
Forschungsinfrastruktur vor, pflegen<br />
den Kontakt zu Partnern in klinischer<br />
und Grundlagenforschung auf<br />
der ganzen Welt und fördern unseren<br />
forschungsinteressierten Nachwuchs.<br />
Und auch für die Ausbildung der Medizinstudierenden<br />
bedarf es nicht nur der<br />
Anbindung an die stationäre und ambulante<br />
Krankenversorgung. Es ist unser<br />
Anspruch, den künftigen Ärztinnen und<br />
Ärzten wissenschaftsbasiertes Arbeiten<br />
und die dafür notwendigen Kompetenzen<br />
zu vermitteln sowie ihnen die<br />
Erarbeitung eigener Forschungsdaten<br />
und -ergebnisse zu ermöglichen, damit<br />
ihre Ausbildung den Anforderungen an<br />
ein wissenschaftliches Studium genügt.<br />
Das CCCG kann auch exemplarisch für<br />
die vierte Aufgabe der Universitätsmedizin<br />
stehen, die Koordination der<br />
Akteure in der Krankenversorgung. In<br />
der Corona-Pandemie hat das UKJ die<br />
Aufgabe als medizinische Leiteinrichtung<br />
für Thüringen zuverlässig erfüllt.<br />
In ähnlicher Weise werden wir nun<br />
gemeinsam mit unseren Partnern die<br />
onkologische Versorgung in der Region<br />
koordinieren.<br />
Um ihre Aufgaben für die Gesellschaft<br />
erfüllen zu können, braucht die Universitätsmedizin<br />
eine auskömmliche<br />
öffentliche Finanzierung durch die<br />
Gewährsträger. Auch die jüngst vorgestellten<br />
Vorschläge für eine Krankenhausreform<br />
berücksichtigen diese<br />
Sonderrolle der Unikliniken, die sowohl<br />
Medizin- als auch Wissenschaftseinrichtung<br />
sind. Das Mitteldeutsche<br />
Krebszentrum ist ein hervorragendes<br />
Beispiel dafür, wie unsere Arbeit den<br />
Menschen in der Region zugutekommt.<br />
Prof. Thomas Kamradt<br />
Wissenschaftlicher Vorstand & Dekan<br />
2 01 | 23 Titelbild: AdobeStock | VadimGuzhva<br />
01 | 23<br />
3
TITELTHEMA<br />
GEMEINSAM<br />
KREBS<br />
BESIEGEN<br />
Allein in Thüringen erkranken jährlich rund<br />
15 000 Menschen an Krebs. Mit dem neuen<br />
gemeinsamen Onkologischen Spitzenzentrum<br />
der Uniklinika Jena und Leipzig erreicht die<br />
Krebsversorgung in Mittel deutschland nun<br />
eine neue Qualität. Ein Gespräch mit Prof.<br />
Andreas Hochhaus, Vorstandsmitglied des<br />
Mittel deutschen Krebszentrums und Direktor<br />
der Klinik für Innere Medizin II, Hämatologie<br />
und Internistische Onkologie am UKJ.<br />
Foto: peopleimages.com - stock.adobe.com<br />
Was unterscheidet das Onkologische<br />
Spitzenzentrum für Mitteldeutschland<br />
(englisch: Comprehensive Cancer<br />
Center Central Germany – CCCG) vom<br />
am UKJ bereits existierenden Universitären<br />
Tumorzentrum (UTC)?<br />
Prof. Hochhaus: Die traditionellen<br />
Tumorzentren in Thüringen arbeiten seit<br />
den 90er Jahren vor allem auf klinischer<br />
Ebene. Sie wurden gegründet, um die<br />
Krebsdiagnostik und -therapie in jeder<br />
Region interdisziplinär zu gestalten, das<br />
heißt dass die einzelnen Fachgebiete Chirurgie,<br />
Strahlentherapie, Innere Medizin,<br />
Urologie, Gynäkologie und alle anderen<br />
eng zusammenarbeiten. Der Patient hat<br />
davon einen großen Nutzen, weil doppelte<br />
Diagnostik vermieden wird, Therapiestrategien<br />
gemeinsam besprochen<br />
und komplexe Register geführt werden,<br />
die Ergebnisse der Therapien evaluieren<br />
und Fortschritte darstellen können.<br />
Die Onkologischen Spitzenzentren der<br />
Deutschen Krebshilfe stellen einen<br />
übergeordneten Teil eines umfassenden<br />
dreistufigen Programms dar, das<br />
die Deutsche Krebshilfe gemeinsam mit<br />
ihrer Partnerorganisation, der Deutschen<br />
Krebsgesellschaft, auf den Weg gebracht<br />
hat. Ein solches Zentrum konnte nun auch<br />
in Mitteldeutschland etabliert werden.<br />
Neben den Onkologischen Spitzenzentren<br />
der Deutschen Krebshilfe zertifiziert<br />
die Deutsche Krebsgesellschaft auf der<br />
zweiten Ebene Onkologische Zentren<br />
und als dritte Ebene Organkrebszentren.<br />
Diese Strukturen sollen dazu führen,<br />
dass Tumorpatienten in Deutschland<br />
flächendeckend nach einheitlichen,<br />
hohen Qualitätsstandards behandelt<br />
und versorgt werden.<br />
Welche konkreten Aufgaben hat das<br />
Mitteldeutsche Krebszentrum?<br />
Prof. Hochhaus: Erstens eine exzellente<br />
Patientenversorgung, das heißt es geht<br />
um die multidisziplinäre, intersektorale<br />
und ganzheitliche Behandlung komplexer<br />
onkologischer Erkrankungen. Zweitens,<br />
und das ist das Besondere der Spitzenzentren,<br />
die Grundlagen- und klinische<br />
Forschung. Das bedeutet, wir entwickeln<br />
die Prävention, Diagnostik, Therapie und<br />
Nachsorge von Krebserkrankungen weiter,<br />
indem wir die Grundlagenforschung<br />
fördern und in die klinische Anwendung<br />
transportieren. Drittens entwickeln wir<br />
ein regionales Netzwerk, indem wir alle<br />
notwendigen Voraussetzungen dafür<br />
schaffen, dass Krebspatienten in Mitteldeutschland,<br />
egal wo sie wohnen,<br />
gleiche Chancen auf eine optimale Versorgung<br />
haben. Und viertens fördern wir<br />
die Krebsprävention in der Bevölkerung<br />
Mitteldeutschlands durch gezielte und<br />
umfassende Gesundheitsaufklärung.<br />
Was hat beispielsweise ein Krebspatient<br />
aus Krauthausen, Zella-Mehlis<br />
oder Schmalkalden von unserem<br />
Mitteldeutschen Krebszentrum?<br />
Prof. Hochhaus: Krebspatienten sollen<br />
möglichst kurze Wege haben. Deshalb<br />
ist es eine der Hauptaufgaben des<br />
Zentrums, Strukturen bzw. Netzwerke<br />
zu schaffen, dass diese heimatnahe<br />
Betreuung auch gewährleistet werden<br />
kann, das heißt zum einen, dass unsere<br />
Kolleginnen und Kollegen in der Nähe<br />
von Krauthausen, ob Hausarzt oder<br />
niedergelassener Onkologe, in ausreichender<br />
Zahl zur Verfügung stehen, und<br />
zum zweiten, dass sie über die neuesten<br />
Therapieoptionen informiert sind.<br />
Wir streben also an, dass auf der einen<br />
Seite in der Nähe von Krauthausen,<br />
zum Beispiel in Eisenach, die Basisdiagnostik<br />
und -therapie wie Chirurgie,<br />
aber auch Chemotherapie durchgeführt<br />
wird. Auf der anderen Seite soll<br />
das Mitteldeutsche Krebszentrum in<br />
Situationen, in denen die Basistherapie<br />
nicht ausreichend wirkt, zur Verfügung<br />
stehen, um Hinweise zu geben, wie die<br />
Therapie noch verbessert werden kann<br />
bzw. diese selbst anbieten. Das heißt,<br />
es geht um eine direkte Verbindung von<br />
der Standardtherapie mit den neuesten<br />
Erkenntnissen der Forschung.<br />
Prof. Andreas Hochhaus.<br />
Foto: Schroll<br />
Wie gestalten Sie diese Strukturen,<br />
dieses Netzwerk?<br />
Prof. Hochhaus: Das Wichtigste ist das<br />
persönliche Kennenlernen, nur das<br />
schafft Vertrauen. Das machen wir in<br />
entsprechenden Informations- und<br />
Fortbildungsveranstaltungen. Ein gutes<br />
Beispiel ist sicher der Thüringer Krebskongress,<br />
der alle zwei Jahre stattfindet.<br />
Auf der anderen Seite möchten und<br />
müssen wir immer auch schnell erreichbar<br />
sein und über unsere interdisziplinären<br />
Tumorboards eine Antwort geben<br />
können, wenn es bei einem Patienten ein<br />
akutes Problem gibt. Dieses etablierte<br />
Verfahren nennt sich Konsultationssprechstunde<br />
und ist die Kommunikationsplattform<br />
für unsere ärztlichen Kolleginnen<br />
und Kollegen. Für Betroffene<br />
gibt es die Zweitmeinungssprechstunde<br />
mit Expertinnen und Experten auf dem<br />
jeweiligen onkologischen Fachgebiet.<br />
Diese kann bestätigen, dass die bisher<br />
gewählte Therapie dem wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisstand entspricht oder<br />
ganz neue Therapieansätze anbieten,<br />
sodass eigentlich jeder Krebspatient in<br />
Thüringen, egal wo er wohnt, die gleichen<br />
Chancen haben sollte, die individuell<br />
beste Therapie zu erhalten.<br />
76 Kooperationspartner in der Region<br />
Mitteldeutschland gehören übrigens<br />
schon heute zum Konsortium des<br />
Krebszentrums.<br />
4 01 | 23<br />
01 | 23<br />
5
TITELTHEMA<br />
Leiten das UTC in Jena: Dr. Katharina Paul<br />
als administrative Geschäftsführerin<br />
und apl. Prof. Thomas Ernst als<br />
ärztlicher Geschäftsführer.<br />
Foto: Szabó<br />
Wann startet das Mitteldeutsche<br />
Exzellenzzentrum?<br />
Prof. Hochhaus: Natürlich ist noch nicht<br />
alles fertig. Gerade die digitale Vernetzung<br />
braucht eine Infrastruktur, entsprechende<br />
Software sowie beispielsweise<br />
Apps, die der Patient ganz einfach<br />
nutzen kann. Das bauen wir gerade auf.<br />
Im Moment ist der persönliche Kontakt<br />
noch der häufigste Weg.<br />
Ein erstes Beispiel ist der onkologische<br />
Teil des WeCare-Projektes.<br />
Zwei Landkreise, Weimarer Land<br />
sowie Saalfeld-Rudolstadt, möchten<br />
wir als Modellregion aufbauen.<br />
Die Deutsche Krebshilfe hat begleitend<br />
dazu eine Ausschreibung gestartet, größere<br />
Regionen für einen Klinikverbund<br />
entsprechend auszustatten und diesen<br />
regionalen Verbund an die Onkologischen<br />
Spitzenzentren anzubinden, um<br />
hier die Kooperation zu erleichtern.<br />
Können Sie das näher erläutern?<br />
Prof. Hochhaus: Die Deutsche Krebshilfe<br />
hat erkannt, dass alle Regionen<br />
an moderne Krebsversorgungsstrukturen<br />
und Therapieverfahren angebunden<br />
sein müssen. Dafür braucht<br />
es einerseits starke Zentren, parallel<br />
dazu aber auch Verbünde in der Fläche.<br />
Wie man solche Verbünde gestalten<br />
kann, dafür braucht es Ideen beziehungsweise<br />
sogar einen Ideenwettbewerb.<br />
Es geht um die Frage: Wie kommt<br />
der Patient am leichtesten an die<br />
neuesten Informationen, ohne seine<br />
Basisbehandlung zuhause zu verlieren?<br />
Beides ist wichtig.<br />
Exzellente<br />
Patientenversorgung<br />
Grundlagenforschung<br />
&<br />
klinische<br />
Forschung<br />
Was ist mit den ganz speziellen Therapien,<br />
zum Beispiel der CAR-T-Zell-<br />
Therapie? Diese bekommt man sicher<br />
schwer in die Fläche transportiert.<br />
Prof. Hochhaus: Es wird immer ganz<br />
neue, innovative Therapien geben,<br />
die nur vor Ort im Zentrum stattfinden<br />
können. Aber diese Therapien wenden<br />
wir meistens erst dann an, wenn die<br />
Basistherapie nicht erfolgreich ist.<br />
Wir sprechen von sogenannten Zweitlinien-<br />
oder Drittlinientherapien. Hierfür<br />
bieten wir auf den verschiedensten<br />
Gebieten dann auch klinische Studien<br />
an, die wirklich mit sehr modernen,<br />
zielgerichteten Verfahren arbeiten.<br />
Diese besonderen Therapien werden<br />
nicht in jedem Ort, in jedem Krankenhaus<br />
angeboten werden können,<br />
jedoch in überschaubarer Distanz zum<br />
Patienten.<br />
Krebspatienten waren bislang oft<br />
der Auffassung, nur in Heidelberg<br />
könnten sie die beste Krebsbehandlung<br />
bekommen. Ihren Aussagen<br />
zufolge ist das nicht mehr der Fall?<br />
Prof. Hochhaus: Richtig. In 99 Prozent<br />
ist dies nicht erforderlich, weil wir in<br />
Regionales<br />
Netzwerk<br />
Krebsprävention<br />
Thüringen – in Kooperation mit Leipzig<br />
– auch modernste Therapien für nahezu<br />
alle Patienten anbieten können.<br />
Das Thema Forschung spielt im<br />
Mitteldeutschen Krebszentrum eine<br />
zentrale Rolle, war sogar eine Voraussetzung<br />
für die Akkreditierung.<br />
Wie organisieren wir diese gemeinsam<br />
mit Leipzig?<br />
Prof. Hochhaus: Jeder Standort hat<br />
Forschungsschwerpunkte. Deshalb<br />
haben wir Konzepte erarbeitet, wie<br />
wir diese Schwerpunkte jeweils<br />
dem anderen zugänglich machen<br />
können. So gelingt es, sehr breit<br />
Forschungsergebnisse in die klinische<br />
Praxis übersetzen zu können.<br />
Zwei Beispiele: Schwerpunkt in Jena<br />
ist die digital unterstützte Präzisionschirurgie<br />
und lokale Therapie. Dafür<br />
arbeiten wir sehr eng mit dem Leibniz-<br />
IPHT (Leibniz-Institut für Photonische<br />
Technologien) zusammen, um Operationsmethoden<br />
sicherer zu machen, die<br />
komplette Tumorentfernung zu verbessern<br />
und vor allem eine schnellere Diagnostik<br />
zu ermöglichen. Das Ganze ist<br />
gebunden an Verfahren der Künstlichen<br />
Intelligenz (KI), die wiederum in Leipzig<br />
in einem eigenen Institut gut etabliert<br />
ist. Diese Kooperation aus Grundlagen<br />
der Optik und Photonik, Operationsmethoden<br />
und KI ist einzigartig.<br />
Ein zweites Beispiel ist die Immuntherapie,<br />
und zwar sowohl auf zellulärer<br />
als auch auf Antikörperebene.<br />
Beide Methoden sind im Zentrum auf<br />
klinischer Ebene gut etabliert, sichtbar<br />
durch innovative Anwendung im Rahmen<br />
von Krebstherapiestudien, zum<br />
Beispiel bei Tumoren des blutbildenden<br />
Systems, bei Tumoren der Haut, des<br />
Urogenitalsystems, der Lunge oder des<br />
Magen-Darm-Traktes. Für die Entwicklung<br />
und Herstellung der erwähnten<br />
CAR-T-Zellen gibt es in Leipzig ein Institut,<br />
das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie<br />
und Immunologie. Das UKJ hat<br />
sich in Kooperation mit dem Leibniz-<br />
Institut für Naturstoff-Forschung und<br />
Infektionsbiologie (Hans-Knöll-Institut)<br />
mit seiner Expertise in den klinischen<br />
Studien sowie in der immunologischen<br />
Diagnostik und Grundlagenforschung<br />
angeschlossen, um die Immuntherapie<br />
weiterzuentwickeln beziehungsweise<br />
neue Methoden zu etablieren.<br />
Sie haben die Kette aufgezeigt:<br />
Krebspatient, Hausarzt, niedergelassener<br />
Onkologe, wohnortnahes Krankenhaus<br />
bis hin zum Mitteldeutschen<br />
Krebszentrum am UKJ. Wenn diese<br />
Stellen vernetzt arbeiten werden,<br />
braucht es dafür nicht auch eine<br />
einheitliche Datenbasis? Stichwort<br />
Krebsregister.<br />
Prof. Hochhaus: In Thüringen war die<br />
Krebsregistrierung schon sehr gut<br />
etabliert, nicht zuletzt, weil bereits<br />
1952 in der DDR ein Gesetz zur Krebsregistrierung<br />
existierte. Diese Registrierung<br />
wurde in den fünf Tumorzentren<br />
in Thüringen auch entsprechend<br />
geführt. Als die Tumorboards, also die<br />
interdisziplinären Besprechungen, ihre<br />
Arbeit begonnen haben, übernahmen<br />
diese Krebsregister die Funktion, diese<br />
Boards vorzubereiten, das heißt sämtliche<br />
Daten zu sammeln, die für eine<br />
optimale Therapieentscheidung erforderlich<br />
waren. Insofern bestehen gute<br />
Grundlagen.<br />
Was bisher noch fehlt, ist die Vernetzung<br />
dieser fünf Register. Per Gesetz<br />
wird inzwischen auch ein bundeslandeinheitliches<br />
Register gefordert. In<br />
Thüringen ist dieses bereits gegründet<br />
worden, wobei die Arbeitsfähigkeit<br />
noch optimiert werden muss. Das Mitteldeutsche<br />
Krebszentrum wird diese<br />
Aufgabe unterstützen. Ziel ist es, diese<br />
einheitliche Datenbasis Anfang des<br />
kommenden Jahres zu etablieren und<br />
somit nachweisen zu können, dass sich<br />
die Versorgung unserer Patientinnen<br />
und Patienten verbessert.<br />
Inwieweit ist die Pflege im Spitzenzentrum<br />
abgebildet?<br />
Prof. Hochhaus: Die Pflege ist bei der<br />
Betreuung von mit Krebs Betroffenen<br />
von essenzieller Bedeutung. An beiden<br />
Standorten existieren erfahrene und<br />
geschulte Pflegeteams, die sich im<br />
ambulanten und stationären Bereich<br />
speziell mit den Problemen onkologischer<br />
Patientinnen und Patienten<br />
auskennen. Ein gemeinsames Fortbildungsprogramm<br />
und der fachliche<br />
Austausch werden helfen, die lokalen<br />
Erfahrungen standortübergreifend weiterzugeben.<br />
Interview: Annett Lott<br />
Nachwuchs<br />
gemeinsam fördern<br />
Von der Vernetzung im Mitteldeutschen<br />
Krebszentrum werden<br />
auch die Studierenden und der<br />
Forschungsnachwuchs profitieren.<br />
In den Zeiten der Corona-Online-<br />
Lehre haben die Lehrenden in<br />
der Onkologie ihre Vorlesungen<br />
bereits für den jeweils anderen<br />
Standort geöffnet, ein solcher<br />
Dozentenaustausch ist nun auch<br />
in Präsenz vorgesehen. Die Prodekanin<br />
für Nachwuchs an der<br />
Medizinischen Fakultät in Jena,<br />
Prof. Regine Heller, betont die<br />
bereits bestehende Kooperation<br />
der beiden Standorte bei Angeboten<br />
für den wissenschaftlichen<br />
Nachwuchs: „Wir konnten in diesem<br />
Jahr schon zum zweiten Mal<br />
ein gemeinsames Symposium<br />
veranstalten, in dem Promovierende<br />
aus Jena und Leipzig ihre<br />
Forschungsergebnisse aus der<br />
Krebsmedizin vorstellten.“<br />
Prof. Heller bereitet mit den Partnern<br />
in Leipzig auch ein gemeinsames<br />
Förderprogramm für junge<br />
Forschende in der klinischen<br />
Medizin und in den Lebenswissenschaften<br />
vor. Kernpunkte<br />
dabei sind neben gemeinsamen<br />
Seminaren und Retreats ein<br />
wechselseitiges Mentoring und ein<br />
Austauschprogramm. Forschende<br />
von beiden Standorten werden<br />
in Tandemprojekten zusammenarbeiten,<br />
Promovierende können<br />
von gemischten Betreuerteams<br />
angeleitet werden. Prof. Heller:<br />
„Wir wollen ermöglichen,<br />
dass unsere Studierenden und<br />
Nachwuchsforschenden von den<br />
jeweils am besten spezialisierten<br />
Krebsexpertinnen und -experten<br />
lernen können.“<br />
(vdG)<br />
6 01 | 23 01 | 23<br />
7
TITELTHEMA<br />
Chancengleichheit für alle Krebspatienten<br />
Wie eine wohnortunabhängige Krebsversorgung gelingen kann<br />
Die Ausgangslage<br />
Das Ziel<br />
Der Weg zum Ziel<br />
Die Aussicht<br />
Statistisch gesehen haben bundesweit Krebspatienten<br />
auf dem Land schlechtere Überlebenschancen als in<br />
der Stadt. Für Thüringen als Flächenland ist das ein<br />
Alarmsignal. Die Gründe: Fachkräftemangel auf dem<br />
Land bei gleichzeitig älter werdender Bevölkerung.<br />
Krebs tritt zwar in jedem Alter auf, besonders häufig<br />
jedoch im höheren Lebensalter. Der Knackpunkt: Gerade<br />
ältere Menschen sind, vor allem wenn sie schwer krank<br />
sind, wenig mobil und wünschen sich nicht nur, sondern<br />
brauchen eine heimatnahe Versorgung.<br />
Ganz klar: Chancengleichheit für alle Krebspatienten<br />
in Thüringen – wohnortunabhängig. Jede Patientin und<br />
jeder Patient verdient eine gleichwertige und vor allem<br />
bestmögliche Versorgung, ganz egal, wo er oder sie<br />
wohnt. Und so haben das Mitteldeutsche Krebszentrum<br />
und das vom Bundesministerium für Bildung und<br />
Forschung geförderte groß angelegte Projekt WeCaRe<br />
für eine ganzheitliche Gesundheitsversorgung im ländlichen<br />
Raum das Projekt ChaT (=Chancengleichheit für<br />
alle Krebspatientinnen und Patienten in Thüringen) ins<br />
Leben gerufen.<br />
Vor allem Telemedizin. Ohne digitale Vernetzung geht<br />
es nicht. Telemedizin ist ein wichtiger und wesentlicher<br />
Brückenbauer. Sie verbindet wohnortunabhängig<br />
sowohl Patienten mit Krebsexperten als auch<br />
die behandelnden Ärzte vor Ort mit den erfahrenen<br />
Kollegen im Mitteldeutschen Krebszentrum. Damit<br />
das funktionieren kann, braucht es zuallererst eine<br />
technische Ausstattung, die möglichst einfach und niederschwellig<br />
nutzbar ist. Angedacht ist eine Browserbasierte<br />
Anwendung, die sowohl vom heimischen PC<br />
als auch von einem Smartphone aus genutzt werden<br />
kann. Hieran arbeiten die Projektverantwortlichen von<br />
ChaT derzeit mit der Jenaer Firma PlanOrg.<br />
Von heute auf morgen lässt sich die Situation nicht<br />
ändern. Aber: Ein Anfang muss gemacht werden, und<br />
das ist mit ChaT getan. Das Projekt läuft zunächst drei<br />
Jahre. Im ersten Jahr geht es vor allem um die Installation<br />
der Technik und den ersten Anlauf, im zweiten<br />
Jahr um den Feinschliff und im dritten Jahr um Ergebnisse.<br />
Die aus ChaT gewonnenen Erkenntnisse mit allen<br />
Höhen und Tiefen sollen sich langfristig auf weitere<br />
Krankheitsbilder übertragen lassen. Dass die Projektverantwortlichen<br />
sicher einige dicke Bretter zu bohren<br />
haben, ist allen klar, aber: Sie sind hochmotiviert.<br />
Katrin Bogner<br />
Die Eckpfeiler<br />
Sobald die Technik<br />
steht, macht das<br />
Projekt ChaT vor allem<br />
vier Eckpfeiler aus.<br />
Eine telemedizinische Zweitmeinungssprechstunde<br />
(siehe Seite<br />
12), für die sich Krebspatienten<br />
unkompliziert über ihren PC anmelden<br />
können. Die Terminanfrage<br />
landet direkt im Mitteldeutschen<br />
Krebszentrum. Hier suchen Mitarbeitende<br />
anhand der bei der<br />
Anfrage eingegebenen Daten einen<br />
Spezialisten im Mitteldeutschen<br />
Krebszentrum und vergeben zeitnah<br />
einen Termin für die telemedizinische<br />
Sprechstunde.<br />
Telemedizinische Konsultationen<br />
für Ärztinnen und Ärzte, um den<br />
Fachaustausch unter den Kolleginnen<br />
und Kollegen zu fördern, die<br />
Haus- und Fachärzte auf dem Land<br />
up to date zu halten und sie langfristig<br />
unabhängiger zu machen.<br />
Klinikärzte und Niedergelassene<br />
vor Ort können sich entweder von<br />
den Fachkollegen am Mitteldeutschen<br />
Krebszentrum zum Krebsfall<br />
ihres Patienten Rat einholen; oder<br />
sie können die Erkrankung ihrer<br />
Patienten im Tumorboard des<br />
Mitteldeutschen Krebszentrums<br />
besprechen lassen; und sie haben<br />
die Möglichkeit, Literatur oder Weiterbildungsangebote<br />
anzufordern.<br />
Die sogenannte Point of Care-<br />
Diagnostik. Das bedeutet, die Diagnostik<br />
kommt direkt zum Patienten<br />
und nicht umgekehrt. Medizinisch<br />
ausgebildete Mitarbeitende kommen<br />
mit einer hochqualitativen<br />
Diagnostik direkt zum Krebspatienten<br />
nach Hause, nehmen Blut ab<br />
und spielen die Ergebnisse in eine<br />
digitale Patientenakte ein, damit<br />
der Behandler vor Ort schnell<br />
Entscheidungen über die weitere<br />
Behandlung treffen kann. Das spart<br />
den Krebspatienten Zeit, Wege und<br />
vor allem Kontakte, was angesichts<br />
eines oft geschwächten Immunsystems<br />
lebenswichtig sein kann.<br />
Prävention: In Deutschland ist rund<br />
die Hälfte aller Krebserkrankungen<br />
auf Lebensstilfaktoren zurückzuführen<br />
wie Rauchen, falsche Ernährung,<br />
wenig Bewegung, zu viel Alkohol und<br />
UV-Strahlung. Auf dem Land werden<br />
Krebsvorsorgeangebote noch seltener<br />
angenommen als in der Stadt<br />
(wo es auch Verbesserungspotential<br />
gibt). ChaT plant hier sowohl<br />
die betriebliche Krebsvorsorge zu<br />
verbessern – zusammen mit einem<br />
Modellunternehmen, konkret der<br />
Firma Grafe in Blankenhain. Als<br />
auch die allgemeine Krebsvorsorge<br />
anzukurbeln – als Modellort zusammen<br />
mit der Stadt Bad Berka und<br />
den ansässigen Arztpraxen und der<br />
Zentralklinik. Wie erfolgreich das<br />
ist, lässt sich hoffentlich in einigen<br />
Jahren im regionalen Krebsregister<br />
ablesen.<br />
KONTAKT<br />
Projektverantwortliche<br />
Prof. Andreas Hochhaus<br />
Dr. Philipp Ernst<br />
Klinik für Innere Medizin II<br />
Mitteldeutsches<br />
Krebszentrum<br />
Prof. Orlando<br />
Guntinas-Lichius<br />
Direktor der HNO-Klinik<br />
Koordinator WeCaRe<br />
PD Dr. Dr. Michael Kiehntopf<br />
Dr. Boris Betz<br />
Institut für Klinische Chemie<br />
und Laboratoriumsdiagnostik,<br />
Biobank Jena<br />
Dr. Andreas Orth<br />
Geschäftsführer PlanOrg<br />
Informatik GmbH Jena<br />
8 01 | 23 01 | 23<br />
9
TITELTHEMA<br />
Maßgeschneiderte Therapien<br />
Dank molekularer Onkologie den Krebs noch zielgerichteter behandeln<br />
Alles begann im Spätsommer 2021.<br />
Siegline Erdmenger, die aus Sondershausen<br />
im Kyffhäuserkreis stammt,<br />
geht es eigentlich ganz gut. Doch bei<br />
einem Vorsorgetermin bei ihrer Hausärztin<br />
zeigt das Blutbild Auffälligkeiten.<br />
Ihre Hausärztin veranlasst direkt<br />
weitere Untersuchungen, die ihren<br />
Verdacht bestätigen: Es ist Krebs. Im<br />
Krankenhaus in Sondershausen zeigt<br />
die Ultraschalluntersuchung Metastasen<br />
in der Leber, aber auch in der Lendenwirbelsäule<br />
und den Lymphknoten.<br />
„Die Krebsdiagnose war ein Schock,“<br />
erinnert sich die heute 66-Jährige.<br />
Noch während Sieglinde Erdmenger<br />
versucht, mit der Diagnose klarzukommen,<br />
stehen die Mediziner in Sondershausen<br />
vor einem Rätsel: Sie können<br />
den Basistumor nicht finden, der bis in<br />
die Leber gestreut hat. Sie überweisen<br />
die Thüringerin an das Universitätsklinikum<br />
Jena und hoffen, dass ihr hier<br />
weitergeholfen werden kann.<br />
Im Universitären Tumorzentrum (UTC)<br />
in Jena verlieren die Ärzte keine Zeit<br />
und veranlassen weitere Untersuchungen<br />
– auch sie können den Basistumor<br />
trotz einer aufwendigen Funktionsdiagnostik<br />
nicht finden. Prof. Thomas<br />
Ernst, der Ärztliche Geschäftsführer<br />
des UTC und behandelnde Arzt von<br />
Sieglinde Erdmenger, erklärt: „Wenn<br />
sich der Tumor versteckt, und wir ihn<br />
auch nach einer ausführlichen Suche<br />
und sorgfältigen Untersuchungen nicht<br />
finden können, sprechen wir von einem<br />
,Cancer of Unknown Primary‘ – dem<br />
CUP-Syndrom. Das ist selten, kommt<br />
aber immer wieder vor.“ Bei rund fünf<br />
Prozent aller Krebserkrankungen kann<br />
der Basistumor nicht gefunden werden.<br />
Das CUP-Syndrom gehört damit zu den<br />
zehn häufigsten Krebsarten in Deutschland.<br />
„Auch, wenn wir in solchen Fällen<br />
den Basistumor nicht finden können,<br />
können wir den Krebs trotzdem<br />
behandeln, indem wir zunächst alle<br />
zugelassenen Behandlungsoptionen<br />
ausschöpfen“, sagt der Onkologe Ernst.<br />
Im Rahmen einer Biopsie werden der<br />
Patientin zusätzlich Gewebeproben der<br />
Metastasen entnommen, um weitere<br />
Informationen anhand der individuellen<br />
genetischen Marker der Krebszellen<br />
zu erhalten.<br />
Dann wird der Fall „Sieglinde Erdmenger“<br />
in der Molekularen Tumorkonferenz<br />
des Mitteldeutschen Krebszentrums<br />
vorgestellt, nachdem das Team rund<br />
um Prof. Nikolaus Gaßler aus der<br />
Sektion Pathologie des Instituts für<br />
Rechtsmedizin und das Team um Prof.<br />
Christian Hübner aus dem Institut für<br />
Humangenetik die Gewebeproben der<br />
Patientin gründlich untersucht haben.<br />
Die Molekulare Tumorkonferenz ist eine<br />
organübergreifende Expertenkonferenz.<br />
Neben den allgemeinen, interdisziplinären<br />
Tumorkonferenzen, die sich<br />
auf bestimmte Krebsarten beziehen,<br />
nimmt sie eine besondere Rolle ein.<br />
Hier begutachten und diskutieren Ärzte<br />
aus Jena und Leipzig die Ergebnisse der<br />
Untersuchungen und empfehlen die<br />
Aufnahme von Sieglinde Erdmenger in<br />
eine klinische Studie, bei der die neusten<br />
Erkenntnisse aus der Forschung einfließen.<br />
Außerdem empfehlen sie eine<br />
auf ihre Krebszellen bestmöglich abgestimmte<br />
individuelle Chemotherapie<br />
als erfolgversprechendste Behandlung.<br />
„In Jena wurde ich direkt stationär<br />
aufgenommen,“ sagt Sieglinde Erdmenger,<br />
„das war nur wenige Wochen<br />
nach der Diagnose und ich kann mich<br />
noch an die Autofahrt nach Jena erinnern.<br />
Dass man den Basistumor nicht<br />
finden konnte, hat mich sehr belastet.<br />
Ich wusste nicht, was auf mich<br />
zukommt, und dabei stand Weihnachten<br />
kurz vor der Tür.“<br />
Die 66-jährige Sieglinde Erdmenger<br />
profitiert von der molekularen<br />
Onkologie: Prof. Thomas Ernst und sein<br />
Team können sie mit einer auf ihre<br />
Krebszellen bestmöglich abgestimmten<br />
individuellen Chemotherapie<br />
behandeln. Fotos: Rodigast<br />
„Die molekulargenetischen Daten, die<br />
wir aus der funktionellen, molekularen<br />
und zellulären Analyse der Krebszellen<br />
gewonnen haben, haben uns gezeigt,<br />
mit welchen Medikamenten, mit welchen<br />
Wirkstoffkombinationen wir das<br />
Wachstum der Krebszellen unserer<br />
Patientin am besten hemmen und<br />
eine Vermehrung vermeiden können“,<br />
so Prof. Ernst.<br />
Die Chemotherapie, die Sieglinde Erdmenger<br />
im November 2021 anfängt,<br />
beginnt zu wirken. Die vorhandenen<br />
Metastasen werden kleiner und die<br />
Ärzte können auch ein Jahr später bei<br />
den regelmäßigen Untersuchungen<br />
keine neuen Tumorabsiedlungen finden.<br />
Auch wenn die Behandlung noch<br />
nicht abgeschlossen ist, schaut die<br />
66-Jährige aus Sondershausen vorsichtig<br />
optimistisch in die Zukunft. „Wissen<br />
Sie, ich bin sehr dankbar, dass mein<br />
Hausarzt, aber auch die Ärzte und Pflegenden<br />
im Krankenhaus in Sondershausen<br />
und am Universitätsklinikum Jena<br />
mir durch ihre schnelle Reaktion, die<br />
unermüdliche Suche und umsorgende<br />
Behandlung Zeit geschenkt haben.“<br />
Zeit, die Sieglinde Erdmenger sehr<br />
gerne mit ihrer Familie im Norden von<br />
Thüringen verbringt.<br />
Auch Prof. Ernst freut sich über die ersten<br />
Erfolge, die sich bei seiner Patientin<br />
einstellen: „Wir wissen heute, dass<br />
sich die biologischen Eigenschaften<br />
der Krebszellen nicht nur von Krebserkrankung<br />
zu Krebserkrankung, sondern<br />
auch von Patient zu Patient erheblich<br />
unterscheiden. Uns geht es daher<br />
darum, durch alle Möglichkeiten, die<br />
uns die molekulare Onkologie eröffnet,<br />
unseren Patienten eine hoch individualisierte,<br />
maßgeschneiderte Behandlung<br />
anzubieten.“ Kristina Holtzsch<br />
10 01 | 23 01 | 23<br />
11
TITELTHEMA<br />
Besser informiert besser entscheiden<br />
Ärztliche Zweitmeinung bei Krebsdiagnosen<br />
Bei vielen Krebserkrankungen gibt es<br />
mehr als eine Behandlungsmöglichkeit.<br />
Den für ihn besten Weg bespricht der<br />
Patient mit seinem behandelnden Arzt.<br />
Möchte er darüber hinaus eine weitere<br />
Einschätzung zu seiner Diagnose und<br />
zu möglichen Therapien hören, kann er<br />
sich an die Zweitmeinungssprechstunde<br />
des UniversitätsTumorCentrums (UTC)<br />
wenden. Sie steht Patientinnen und<br />
Patienten aus ganz Thüringen, aber auch<br />
niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten<br />
offen, die von der Expertise der Onkologen<br />
am Klinikum profitieren wollen.<br />
Was ist eine Zweitmeinung<br />
bei Krebs?<br />
Eine Zweitmeinung ist eine unabhängige,<br />
zweite Begutachtung eines medizinischen<br />
Befundes durch besonders erfahrene<br />
Fachärzte und -ärztinnen aus zahlreichen<br />
onkologischen Fachgebieten.<br />
Diese begutachten die Unterlagen, veranlassen<br />
– wenn notwendig – spezielle<br />
Untersuchungen oder ziehen weitere<br />
Experten aus dem Klinikum im Rahmen<br />
der sogenannten Tumorkonferenzen<br />
hinzu. In die Zweitmeinung fließt auch<br />
immer der aktuellste Stand der Wissenschaft<br />
ein.<br />
Wann ist eine<br />
Zweitmeinung sinnvoll?<br />
Für Patienten kann eine Zweitmeinung<br />
hilfreich sein, wenn sie sich unzureichend<br />
aufgeklärt und informiert fühlen,<br />
um sich für eine empfohlene Behandlung<br />
entscheiden zu können.<br />
Für ärztliche Kollegen kann es sinnvoll<br />
sein Rat einzuholen, wenn es sich zum<br />
Beispiel um eine seltene Krebserkrankung<br />
handelt, aufwändige diagnostische<br />
Verfahren bevorstehen oder es<br />
mehrere Behandlungsmöglichkeiten<br />
sowie neue Therapieansätze gibt, die<br />
gegebenenfalls erst in klinischen Studien<br />
entwickelt werden. (kh)<br />
Der Weg zur Zweitmeinung<br />
FÜR PATIENTEN<br />
Anmeldung in der Tumorambulanz<br />
mit einem ambulanten<br />
Überweisungsschein<br />
des Haus- oder Facharztes für<br />
einen Termin in der Zweitmeinungssprechstunde<br />
im UTC<br />
Zusendung der vollständigen<br />
Unterlagen & Befunde<br />
durch den Patienten an<br />
die Tumorambulanz<br />
Sichtung der Unterlagen<br />
durch einen erfahrenen Fach-,<br />
bzw. Oberarzt – dieser fordert<br />
ggf. weitere Befunde an<br />
Anmeldung zur Tumorkonferenz<br />
FÜR ÄRZTE<br />
Anmeldung in der Tumorambulanz<br />
mit dem<br />
Anmeldeformular für<br />
Ärzte für eine Vorstellung<br />
in der Tumorkonferenz<br />
Zusendung der Unterlagen<br />
& Befunde durch den Arzt<br />
an die Tumorambulanz<br />
Sichtung der Unterlagen<br />
durch das Team des UTC<br />
Was kostet eine<br />
Zweitmeinung?<br />
Gesetzliche Gesundheits- und Krankenkassen:<br />
Keine Kosten<br />
Auslandskrankenversicherung und Private<br />
Krankenversicherung: Abklärung<br />
notwendig<br />
Wie geht es nach<br />
der Zweitmeinungs-<br />
Sprechstunde weiter?<br />
Patienten können sich anhand ihrer<br />
personalisierten Behandlungsempfehlung<br />
entscheiden, ob sie von ihrem<br />
Facharzt weiterbehandelt werden<br />
möchten oder ob sie für eine Behandlung<br />
an das UTC am UKJ wechseln.<br />
Welche Unterlagen<br />
werden benötigt?<br />
» Ambulanter Überweisungsschein<br />
des niedergelassenen Haus- oder<br />
Facharztes<br />
» alle Arzt- und / oder Entlassungsbriefe<br />
zu der Krebserkrankung<br />
Fotos: Rodigast<br />
Tumorkonferenz<br />
In insgesamt 14 nach unterschiedlichen<br />
Krebsarten und -erkrankungen aufgeteilten<br />
Tumorkonferenzen besprechen<br />
interdisziplinäre Teams die Diagnosen<br />
und Behandlungsempfehlungen für<br />
unsere Patienten und Patientinnen.<br />
Im Fokus steht dabei zum einen der<br />
ganzheitliche Blick auf die Erkrankung.<br />
Zum anderen geht es darum, wie Krebsbetroffene<br />
von der Forschung und den<br />
zahlreichen klinischen Studien, die in<br />
Jena, aber auch weltweit entwickelt<br />
und durchgeführt werden, am besten<br />
profitieren können.<br />
Vorstellung des Patienten<br />
durch einen Arzt des<br />
UTC und Beratung in<br />
der Tumorkonferenz<br />
Besprechung der Behandlungsempfehlungen<br />
aus der<br />
Tumorkonferenz mit dem<br />
Patienten, entweder telefonisch,<br />
telemedizinisch<br />
oder vor Ort in der Zweitmeinungssprechstunde<br />
Übersendung des Arztbriefes<br />
mit der Behandlungsempfehlung<br />
an den Patienten<br />
Anmeldung zur Tumorkonferenz<br />
Vorstellung des Patienten<br />
durch den anmeldenden<br />
Arzt (telemedizinisch oder<br />
vor Ort) oder durch einen<br />
Arzt des UTC und Beratung<br />
in der Tumorkonferenz<br />
Übersendung des Arztbriefes<br />
mit der Behandlungsempfehlung<br />
an den Arzt<br />
» Befunde aus dem Labor (zum<br />
Beispiel von einer aktuellen Blutoder<br />
von der feingeweblichen<br />
Untersuchung)<br />
» CT-Bilder und / oder MRT-Bilder auf<br />
CD sowie die schriftlichen Befunde<br />
zu diesen Bildern<br />
» bisheriger Behandlungs- und<br />
Medikamentenplan sowie Empfehlungen<br />
aus bereits vorangegangenen<br />
Tumorkonferenzen (sofern<br />
vorhanden)<br />
KONTAKT<br />
Zentrale Tumorambulanz<br />
03641 9-32 71 19<br />
tumorambulanz@med.uni-jena.de<br />
12 01 | 23 01 | 23<br />
13
TITELTHEMA<br />
Lokale Therapie präziser machen<br />
Forschungsfeld im CCCG: digital unterstützte<br />
Präzisionschirurgie und -bestrahlung (DISSECT)<br />
Rechts: Im EU-Verbund CHARM arbeitet<br />
die Jenaer HNO-Klinik mit am Prototyp<br />
eines Raman-Mikroskops für die schnelle<br />
und kostengünstige Krebsdiagnose,<br />
das auch während der Operation<br />
einsetzbar sein soll. Foto: Ebert<br />
Oben: Multikontrast-Bild eines<br />
Dünnschnitts von mit Hautkrebs<br />
befallenem Gewebe. Bild: Leibniz-IPHT<br />
Unten: Prof. Orlando Guntinas-Lichius,<br />
Foto: Schroll<br />
Wenn die Medizin mit Skalpell oder energiereichen<br />
Strahlen gegen einen Tumor<br />
vorgeht, befindet sie sich in einem klassischen<br />
Dilemma: Die Krebszellen sollen<br />
vollständig entfernt werden, damit nicht<br />
aus verbleibenden Zellen neue Tumoren<br />
entstehen können. Aber das umliegende<br />
gesunde Gewebe darf bei der aggressiven<br />
Behandlung möglichst wenig in<br />
Mitleidenschaft gezogen werden. Besonders<br />
wichtig ist das natürlich im Gehirn,<br />
aber auch benachbartes Muskel-, Organoder<br />
Nervengewebe sollte wenig leiden<br />
und seine Funktionsfähigkeit behalten.<br />
Bei der Planung und Durchführung der<br />
lokalen Behandlung geht es also um<br />
höchste Präzision.<br />
„Im Mitteldeutschen Krebszentrum<br />
forschen wir deshalb schwerpunktmäßig<br />
an neuen technologischen<br />
und methodischen Konzepten, die<br />
die lokale Tumorbehandlung noch<br />
präziser machen können“, so Prof. Dr.<br />
Guntinas-Lichius, Direktor der HNO-<br />
Klinik am UKJ. „Dabei setzen wir auf<br />
digitale Unterstützung.“ Er kennt als<br />
Operateur das Dilemma nur zu gut,<br />
wenn sich beispielsweise ein Tumor im<br />
Mundbereich nah an den für die Mimik<br />
wichtigen Gesichtsnerven befindet.<br />
Spektroskopiebilder<br />
während der OP<br />
Mit Partnern unter anderem am Jenaer<br />
IPHT (Leibniz-Institut für Photonische<br />
Technologien) entwickelt sein Forschungsteam<br />
Mikroskope, die mit<br />
verschiedenen spektroskopischen Analysetechniken<br />
unmittelbar im OP eine<br />
Bildgebung zur Unterscheidung von<br />
gesundem und Tumorgewebe ermöglichen.<br />
Diese Klassifizierung funktioniert<br />
nicht ohne digitale Unterstützung – eine<br />
selbstlernende Auswertesoftware verarbeitet<br />
die spektroskopischen Messdaten<br />
zu Bildern in grellen Farben. Ihr<br />
ursprüngliches „Wissen“ haben solche<br />
Programme immer aus dem Vergleich<br />
mit der Bewertung des Gewebeschnittes<br />
durch die Pathologie, die jedoch einige<br />
Tage in Anspruch nimmt. Prof. Guntinas-<br />
Lichius: „Wir werden ab <strong>2023</strong> den Einsatz<br />
eines solchen Geräts bei der Operation<br />
von Kopf-Hals-Tumoren in einer multizentrischen<br />
Studie testen, unser Ziel ist<br />
die offizielle Zulassung als Medizingerät.“<br />
Ein weiteres Thema in diesem Forschungsfeld<br />
ist die Entwicklung und<br />
der Einsatz von Operationsrobotern.<br />
In Leipzig wurde hierfür ein Innovationszentrum<br />
für Roboter-unterstützte<br />
und Computer-navigierte Chirurgie<br />
gegründet. Chirurginnen und Chirurgen<br />
am UKJ arbeiten in Entwicklungsprojekten<br />
mit der in Jena ansässigen<br />
avateramedical GmbH zusammen, dem<br />
einzigen deutschen Hersteller eines<br />
Operationsrobotersystems.<br />
Virtuelles Lebermodell<br />
zur OP-Planung<br />
Eine Forschungsgruppe, die Chirurgie<br />
und Hepatologie, Bildgebung, Bioinformatik<br />
und Datenwissenschaften verbindet,<br />
arbeitet an der Verbesserung großer<br />
Eingriffe an der Leber bereits bei der<br />
Operationsplanung. Das Team entwickelt<br />
ein virtuelles Lebermodell, das<br />
Durchblutung und Stoffwechselfunktion<br />
des Organs mit großer räumlicher<br />
Auflösung in gesundem und krankem<br />
Zustand quantifiziert. „Unser Modell soll<br />
die Funktion der Leber nach der Operation<br />
und den Heilungsverlauf individuell<br />
vorhersagen und damit als ein chirurgisches<br />
Planungsinstrument dienen können“,<br />
erklärt Prof. Dr. Uta Dahmen von<br />
der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und<br />
Gefäßchirurgie am UKJ; sie leitet die von<br />
der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
geförderte Gruppe.<br />
Nicht nur bei der OP-Planung, auch<br />
bei der Planung von Bestrahlungsbehandlungen<br />
werden innovative Techniken<br />
eingesetzt, um die Präzision der<br />
Strahlenanwendung zu erhöhen. Die<br />
Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie<br />
am UKJ nutzt beispielsweise<br />
neue Methoden der Bildführung und<br />
der molekularen Bildgebung, um die<br />
zeitliche und räumliche Verteilung<br />
der Strahlendosis zu optimieren. Die<br />
Medizinphysik der Klinik entwickelt<br />
und evaluiert mathematische Modelle,<br />
die die Simulation der Strahlungswirkung<br />
im Tumor, im Normalgewebe<br />
und in Organen erlauben und so eine<br />
personalisierte Behandlungsplanung<br />
ermöglichen.<br />
Immer häufiger kommen für neue<br />
Methoden und Gerätelösungen gerade<br />
bei der Auswertung der medizinischen<br />
Bilddaten auch selbstlernende<br />
Systeme und Algorithmen der Künstlichen<br />
Intelligenz (KI) zum Einsatz.<br />
Besonders weit vorangeschritten ist<br />
hier die Radiologie mit ihren verschiedenen<br />
bildgebenden Verfahren. So<br />
setzt das Institut für Diagnostische<br />
und Interventionelle Radiologie am<br />
UKJ KI-Lösungen für die Bildrekonstruktion<br />
am CT in der klinischen Routine<br />
ein. In einem Kooperationsprojekt<br />
entwickelte die UKJ-Radiologie ein<br />
MRT-Messprotokoll für die Diagnose<br />
von Prostatakrebs, das ohne Kontrastmittel<br />
auskommt und deshalb<br />
schonender und schneller abläuft. Ein<br />
Deep-Learning-basiertes Assistenzsystem<br />
sorgt dafür, dass dies nicht zu<br />
Lasten der diagnostischen Genauigkeit<br />
geht. Prof. Dr. Tobias Franiel, Leiter<br />
der onkologischen und uroradiologischen<br />
Bildgebung am UKJ: „Für das<br />
langfristige Ziel einer neuen, von den<br />
Krankenkassen getragenen Routine für<br />
die Prostatakrebsuntersuchung sind<br />
die Ergebnisse unseres Projektes ein<br />
weiterer Baustein.“<br />
Mit dem Start des Mitteldeutschen<br />
Krebszentrums werden die Forschenden<br />
an den Unikliniken in Jena<br />
und Leipzig nun ihre onkologischen<br />
Forschungsaktivitäten bündeln.<br />
Prof. Guntinas-Lichius: „Wir erwarten<br />
von der gemeinsamen Arbeit neue<br />
Impulse und konkrete Ergebnisse für<br />
eine präzisere lokale Krebstherapie,<br />
die wir rasch in die klinische Routine<br />
überführen wollen, um die Behandlung<br />
für unsere Patientinnen und Patienten<br />
so effektiv und dabei so schonend wie<br />
möglich zu machen.“<br />
Uta von der Gönna<br />
14 01 | 23 01 | 23<br />
15
TITELTHEMA<br />
Mit Antikörpern gegen den Krebs<br />
Forschungsfeld im CCCG: Immunonkologie<br />
Onkologische Pflege<br />
Warum eine Fachausbildung so wichtig ist<br />
Nicht der Tumor wird behandelt, sondern<br />
das Immunsystem. Das ist der Kern<br />
der Immunonkologie. Da Krebszellen in<br />
der Lage sind, sich mit verschiedenen<br />
Strategien unserem Immunsystem zu<br />
entziehen, können sie sich im Körper<br />
ausbreiten. Das Ziel von immunonkologischen<br />
Therapien ist daher, die körpereigene<br />
Abwehr so zu unterstützen, dass<br />
sie die Krebszellen erkennt und aktiv<br />
bekämpft. Erkrankte erhalten dafür in<br />
regelmäßigen Abständen Antikörper<br />
per Infusion.<br />
Während immunonkologische Therapien<br />
zunächst vor allem in der Dermatologie<br />
zum Einsatz kamen, prägen sie seit<br />
einigen Jahren auch stark die Urologie.<br />
„Die Entwicklung von 2015 bis 2020 war<br />
rasant“, so Prof. Marc-Oliver Grimm,<br />
Direktor der Klinik für Urologie am UKJ,<br />
der von Beginn an intensiv auf diesem<br />
Gebiet geforscht hat. Sowohl für die<br />
Behandlung von Nierenkrebs, als auch<br />
von Blasenkrebs war seine Klinik bereits<br />
früh an ersten Zulassungsstudien beteiligt,<br />
bei einer war Prof. Grimm Leiter der<br />
klinischen Prüfung, bei einer anderen<br />
das UKJ das Zentrum in Deutschland,<br />
das die meisten Patientinnen und Patienten<br />
rekrutierte. Für eigene Studien<br />
gab es internationale Anerkennung.<br />
Zunächst kamen die Antikörpertherapien<br />
bei Krebserkrankungen nur in<br />
sehr fortgeschrittenen Stadien zum<br />
Einsatz. Der Fokus habe darauf gelegen,<br />
das Leben der Patientinnen und<br />
Patienten zu verlängern, nicht jedoch,<br />
sie zu heilen, so Prof. Grimm. Dank der<br />
guten Verträglichkeit werden Antikörper<br />
mittlerweile in immer früheren<br />
Stadien der Erkrankung eingesetzt,<br />
bei Blasen- und Nierenkrebs zählen<br />
sie heute zu den Standardtherapien. „In<br />
vielen Konstellationen ist die<br />
Immuntherapie so effektiv<br />
wie die Chemotherapie“, so<br />
Professor Grimm. Seit Kurzem<br />
setzt er mit seinem<br />
Team außerdem direkt<br />
nach der operativen Entfernung<br />
von Nieren- und Blasentumoren<br />
Antikörper ein, um<br />
die Heilungschancen zu<br />
verbessern. Dank der<br />
Immuntherapie, so<br />
die Hoffnung, soll sich<br />
dadurch das Risiko für<br />
Rückfälle verringern.<br />
Antikörpertherapien sind heute für eine<br />
Vielzahl an Krebserkrankungen – auch<br />
außerhalb der Urologie – zugelassen.<br />
„Sie haben in der Onkologie insgesamt<br />
in kurzer Zeit sehr viel bewegt und sich<br />
zu einem festen Standbein etabliert“, so<br />
Professor Grimm, der auf diesem Gebiet<br />
in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe<br />
mit dem Universitätsklinikum Leipzig<br />
agiert. Im Mitteldeutschen Krebszentrum<br />
bildet die Immunonkologie einen<br />
der Forschungsschwerpunkte.<br />
Dass Antikörpertherapien bei fast allen<br />
Patienten die Krankheit zunächst unter<br />
Kontrolle halten und moderne Medikamente<br />
beispielsweise beim Nierenkrebs<br />
bei mehr als der Hälfte aller Patienten<br />
ansprechen, zeigen die Studien. Wie<br />
genau die komplexen Mechanismen<br />
wirken, haben Wissenschaftler jedoch<br />
noch nicht entschlüsseln können. Zwar<br />
ist es in einigen Fällen bereits möglich,<br />
mit Hilfe von Biomarker-Tests besser<br />
einzuschätzen, welche Patienten von<br />
einer immunonkologischen Therapie<br />
profitieren können. Doch um<br />
diese Kernfrage für möglichst viele<br />
Erkrankte im Voraus beantworten<br />
zu können, werden in Zukunft<br />
noch zahlreiche weitere<br />
Studien nötig sein.<br />
Anke Schleenvoigt<br />
Bild: Tatiana Shepeleva - stock.adobe.com<br />
Die eine Patientin kratzt sich plötzlich<br />
ständig an den Armen; ein anderer Patient<br />
isst seit drei Tagen kaum noch; und<br />
die Tochter weint wieder sehr, als sie bei<br />
ihrem krebskranken Vater zu Besuch ist:<br />
All das sind Dinge, die tagtäglich bei<br />
Krebspatienten vor sich gehen. Und sie<br />
entgehen nicht den wachsamen Augen<br />
der onkologischen Pflegefachkräfte. Sie<br />
wissen, dass der Juckreiz am Arm eine<br />
Nebenwirkung der neuen Therapie ist<br />
und wie sie ihn lindern können; und<br />
dass gegen die Appetitlosigkeit eine<br />
Ernährungsberatung helfen könnte;<br />
oder dass es der Tochter guttun würde,<br />
sich mit einer Selbsthilfegruppe zu<br />
treffen. Auch darum kümmern sich<br />
die onkologischen Pflegefachkräfte.<br />
Sie sind nicht nur medizinisch versiert<br />
und bestens im Umgang mit den<br />
onkologischen Patienten und ihren<br />
Angehörigen geschult, sondern können<br />
zwischen den Zeilen lesen, sind<br />
Schnittstellenmanagerinnen.<br />
Die onkologische Fachweiterbildung<br />
steht examinierten Pflegefachkräften<br />
aus ganz Thüringen und darüber hinaus<br />
berufsbegleitend in Jena offen. Hier<br />
lernen sie nach den Empfehlungen der<br />
Deutschen Krankenhausgesellschaft<br />
e.V. in 720 Stunden Theorie und 1 800<br />
Stunden Praxis, Krebspatienten in all<br />
ihrer Komplexität zu pflegen. Das erfordert<br />
viel Engagement, viel Eigenmotivation<br />
und viel Erfahrung – und das ist es<br />
wert, denn jeder Krebspatient verdient<br />
eine bestmögliche Versorgung. Und<br />
dazu gehört selbstverständlich auch<br />
die Pflege.<br />
In Jena am UKJ leiten Andreas Meyer<br />
und Ralf Hochmuth die onkologische<br />
Pflegefachweiterbildung. Nach in der<br />
Regel zwei Jahren schließen die Teilnehmerinnen<br />
die Fachweiterbildung<br />
ab. Eine intensive Zeit, in der die<br />
Pflegekräfte von qualifizierten Praxisanleitern<br />
begleitet, angeleitet und<br />
mit viel Wissen ausgestattet werden:<br />
Wie sind die speziellen pflegerischen<br />
Anforderungen in der Onkologie? Welche<br />
Tumortherapien und Medikamente<br />
gibt es und wie verträglich sind sie? Wie<br />
geht der Patient mit der Erkrankung<br />
um? Was tut ihm gut? Wann braucht<br />
es Physiotherapie, wann den Kontakt<br />
zu einer Selbsthilfegruppe und – ganz<br />
wichtig – wie gelingt eine gute Kommunikation<br />
mit den Patienten, aber auch<br />
den Angehörigen?<br />
Um all das zu lernen, braucht es ein<br />
möglichst umfassendes Bild. Und so<br />
verbringen die Pflegefachkräfte in Weiterbildung<br />
– neben den monatlichen<br />
theoretischen Lehrinhalten – viele Stunden<br />
in allen Bereichen, in denen Krebspatienten<br />
behandelt werden: von der<br />
Inneren Medizin über die chirurgischen<br />
Abteilungen hin zur Strahlentherapie<br />
und Palliativmedizin, außerdem ein<br />
Wahlfach. „Üblicherweise absolvieren<br />
Foto: Rodigast<br />
die Kursteilnehmer den praktischen<br />
Teil in ihrem Heimatkrankenhaus. Gibt<br />
es dort eine spezielle Fachdisziplin<br />
nicht, können sie dafür zu uns ans UKJ<br />
kommen“, sagt Andreas Meyer.<br />
Nicht zuletzt trägt die Weiterbildung<br />
auch dazu bei, die onkologische Pflege<br />
stetig weiterzuentwickeln. Dafür ist ein<br />
kontinuierlicher Fachaustausch wichtig.<br />
„Wir bleiben mit den Häusern vernetzt,<br />
die bei uns an der Weiterbildung teilgenommen<br />
haben und tauschen uns<br />
regelmäßig aus“, so Meyer. In Planung<br />
ist zudem ein onkologischer Pflegekongress.<br />
Der nächste Weiterbildungskurs<br />
startet im März 2024.<br />
Katrin Bogner<br />
Hinweis:<br />
Interessierte sind zum ersten<br />
gemeinsamen „Onkologischen<br />
Pflegetag“ am CCCG am 8. März <strong>2023</strong><br />
in Leipzig eingeladen.<br />
16 01 | 23<br />
01 | 23<br />
17
TITELTHEMA<br />
Prof. Jutta Hübner legt bei ihrer Beratung<br />
krebskranker Patientinnen und Patienten<br />
großen Wert darauf, ausschließlich<br />
begleitende Therapien zu empfehlen,<br />
deren Wirksamkeit wissenschaftlich<br />
belegt sind. So kann ein Waldspaziergang<br />
wesentlich sinnvoller sein als eine<br />
Heilkräutermischung als Infusion.<br />
Fotos: Szabó / Aaron Burden on Unsplash<br />
nutzen, die wöchentlich zusammen<br />
mit der Thüringischen Krebsgesellschaft<br />
angeboten wird. Auch bei den<br />
regelmäßigen Online-Vorträgen dürfen<br />
individuelle Fragen gestellt werden.<br />
Selbst aktiv werden<br />
Wie komplementäre Medizin Erkrankten helfen kann<br />
Nach dem ersten Schock über ihre<br />
Krebsdiagnose haben viele Patientinnen<br />
und Patienten den Wunsch, selbst<br />
aktiv zu werden. Doch was ist das Richtige?<br />
Sie auf dem Weg zu einer für sie<br />
passenden Antwort zu unterstützen,<br />
ist das Anliegen von Prof. Jutta Hübner.<br />
Seit 2017 betreut sie die Ambulanz für<br />
Naturheilkunde und Integrative Onkologie<br />
der Klinik für Innere Medizin II<br />
am UKJ. Es ist die einzige Anlaufstelle<br />
in Thüringen, bei der Betroffene eine<br />
Beratung zur komplementären Medizin<br />
erhalten, die wissenschaftlich fundiert<br />
und in die onkologische Versorgung<br />
integriert ist.<br />
„Komplementär“ meint „begleitend“<br />
– und so berücksichtigt Prof. Hübner<br />
bei all ihren Beratungen sehr genau<br />
die individuelle Tumortherapie der<br />
Patienten. Keinesfalls sollen die Maßnahmen<br />
die eigentliche Krebstherapie<br />
ersetzen. Sie sind keine Alternative. Ziel<br />
ist viel mehr, jedem Patienten ein aufeinander<br />
abgestimmtes Gesamtpaket<br />
anzubieten – aus wissenschaftlich fundierter<br />
Krebstherapie, Nebenwirkungsmanagement<br />
sowie Begleittherapien<br />
zu Ernährung, Sport und ausgewählten<br />
Naturheilverfahren. Komplementäre<br />
Medizin umfasst alles, was die Erkrankten<br />
selbst tun können – und das können<br />
auch Entspannungstechniken, Gespräche<br />
oder Gebete sein.<br />
„Selbst etwas zu tun, ist für Patientinnen<br />
und Patienten ein ganz zentrales<br />
Thema“, so Prof. Hübner. Bis zu 90 Prozent<br />
hat Interesse an komplementärer<br />
Krebstherapie und vermutlich mindestens<br />
die Hälfte probiert irgendetwas<br />
aus – oft, ohne sich mit dem Arzt oder<br />
der Ärztin darüber abzustimmen. In<br />
der medizinischen Krebsbehandlung,<br />
so die Erfahrung von Prof. Hübner, sind<br />
begleitende Therapien dennoch bisher<br />
ein Randthema.<br />
Dass sich viele Kolleginnen und Kollegen<br />
damit schwertun, auf diesem<br />
Gebiet zu beraten, liege auch an der<br />
schwierigen Studienlage: Die Wirksamkeit<br />
vieler Methoden und Wirkstoffe<br />
ist bisher schlicht nicht belegt. Ihr<br />
wissenschaftlicher Anspruch sei „extrem<br />
hoch“, so Prof. Hübner. Sie empfehle<br />
daher ausschließlich Methoden,<br />
deren Wirksamkeit wissenschaftlich<br />
nachgewiesen ist. „Patientinnen und<br />
Patienten investieren viel Zeit, Geld<br />
und Emotionen in diese Therapien und<br />
ich möchte, dass sie die bestmöglichen<br />
bekommen“, so Prof. Hübner,<br />
die mit Ihrem Team neu veröffentlichte<br />
Studien sehr kritisch prüft. „Wir<br />
gehören weltweit zu den führenden<br />
Zentren, wenn es darum geht, Betrug<br />
zu entlarven.“ Bisweilen streitet sie<br />
auch mit den Befürwortern einzelner<br />
Methoden, um deutlich zu machen,<br />
wie wichtig die hohen Anforderungen<br />
an die wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweise<br />
sind. „Wenn Studien<br />
ergeben, dass ein Waldspaziergang<br />
empfehlenswerter ist als eine teure<br />
Infusion mit einer Heilkräutermischung,<br />
dann bin ich für den Waldspaziergang“,<br />
so Prof. Hübner.<br />
Einzelberatungen<br />
Per Telefon, als Videokonferenz oder<br />
persönlich in den Räumen der Thüringischen<br />
Krebsgesellschaft (Thüringische<br />
Krebsgesellschaft e.V., Am Alten<br />
Güterbahnhof 5, 07743 Jena)<br />
Anmeldung:<br />
03641 9-32 42 56<br />
integrative.onkologie@med.uni-jena.de<br />
Auch der Faktor Zeit spielt für Prof.<br />
Hübner eine besondere Rolle. Für ein<br />
Einzelgespräch nimmt sie sich jeweils<br />
eine Stunde. „Das ist eine Besonderheit,<br />
die es im normalen medizinischen<br />
Betrieb sonst kaum gibt.“ Sie hat Zeit,<br />
um zuzuhören und um Möglichkeiten<br />
aufzuzeigen. Dass Erkrankte als informierte<br />
Patienten entscheiden und<br />
sich nicht allem ausgeliefert fühlen,<br />
sei eine wesentliche Komponente<br />
komplementärer Medizin. Jeder onkologische<br />
Patient, der Interesse an einer<br />
Beratung hat, erhält bei Prof. Hübner<br />
meist innerhalb von zwei Wochen einen<br />
Gesprächstermin. Darüber hinaus kann<br />
jeder die offene Video-Sprechstunde<br />
Online-Seminar: ONKO-KREIS<br />
Kostenfreie Vorträge für Erkrankte und<br />
Angehörige der Ambulanz für Naturheilkunde<br />
und Integrative Onkologie<br />
der Klinik für Innere Medizin II und der<br />
Thüringische Krebsgesellschaft e. V.<br />
Informationen unter:<br />
www.thueringische-krebsgesellschaft.de<br />
„Wir haben unsere Angebote mittlerweile<br />
komplett digitalisiert – was extrem<br />
gut angenommen wird“, so Prof.<br />
Hübner. Dadurch erreiche sie – ganz<br />
niederschwellig – Patientinnen und<br />
Patienten von Berchtesgarden bis<br />
Flensburg. Diese gut zu unterstützen<br />
sei wichtig – egal, wo sie sich gerade<br />
in Behandlung befinden. „In unserem<br />
Beratungsgespräch geht es darum, die<br />
Patientinnen und Patienten so auszurüsten,<br />
dass sie eine gute komplementäre<br />
Medizin für sich verantworten<br />
können“, so Prof. Hübner. Es geht um<br />
einfache Maßnahmen, die sie selbstständig<br />
umsetzen können und die<br />
wenig oder gar nichts kosten. „Alles,<br />
was mehr als einen Euro pro Tag kostet,<br />
ist – von ganz wenigen Ausnahmen<br />
abgesehen – verdächtig auf Scharlatanerie.“<br />
Anke Schleenvoigt<br />
Expertensprechstunde<br />
Offene Online-Seminare von wechselnden<br />
Referenten mit einführendem Vortrag<br />
und der Möglichkeit, individuelle<br />
Fragen zu stellen<br />
Informationen unter:<br />
www.krebs gesellschaft-thueringen.de/<br />
expertensprechstunden<br />
18 01 | 23 01 | 23<br />
19
TITELTHEMA<br />
Hauptsache überhaupt essen<br />
Mangelernährung bei Tumorerkrankungen begegnen<br />
Trotz Krankheit mit der Klasse verbunden<br />
Wie ein kleiner Roboter ein Stück Normalität zurückbringt<br />
Viele Patienten mit einer Tumorerkrankung sind<br />
mangelernährt. Und doch steht dieses Thema bei<br />
der Behandlung vielerorts noch nicht im Fokus.<br />
Wie häufig dieses Phänomen auftritt und unter<br />
welchen Symptomen Patienten am stärksten<br />
leiden, hat Viktoria Mathies daher unter die Lupe<br />
genommen. Die Ernährungswissenschaftlerin am<br />
UniversitätsTumorCentrum (UTC) Jena hat sich<br />
im Rahmen ihrer Doktorarbeit zum Ziel gesetzt,<br />
ein umfassenderes Bild der Ernährungssituation<br />
onkologischer Patienten zu erhalten.<br />
Über zweieinhalb Jahre hat sie dafür alle onkologischen<br />
Patienten zweier Stationen am UKJ<br />
bei der stationären Aufnahme mit einem Fragebogen<br />
ausgestattet, der unter anderem nach<br />
Veränderungen beim Gewicht und nach Symptomen<br />
wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen<br />
oder Geschmacksverlust, nach Portionsgrößen<br />
sowie der körperlichen Aktivität fragt. Der<br />
daraus errechnete Wert ist ein Indikator dafür,<br />
wann Patienten eine Ernährungstherapie erhalten<br />
sollten.<br />
Das Ergebnis zeigt: Mehr als die Hälfte der onkologischen<br />
Patienten benötigt eine spezielle Ernährungsberatung,<br />
bei einigen von ihnen besteht<br />
das Risiko einer Mangelernährung, andere sind<br />
bereits mangelernährt. Der aus dem Verhältnis<br />
von Körpergewicht zu Körpergröße in Metern zum<br />
Quadrat errechnete Body-Mass-Index (BMI) sei in<br />
diesem Zusammenhang wenig aussagekräftig, so<br />
Mathies. „Auch ein übergewichtiger Patient, der<br />
innerhalb kurzer Zeit 15 Kilogramm abgenommen<br />
hat, kann mangelernährt sein.“ Kritisch sei es,<br />
wenn Muskelmasse verloren geht, da dadurch<br />
nicht nur die Kräfte schwinden, sondern auch der<br />
Stoffwechsel heruntergefahren wird. „Wir wissen<br />
heute, dass die allgemeine Prognose schlechter<br />
wird, je mehr der Patient an Gewicht verliert“, so<br />
die Ernährungswissenschaftlerin. Häufig würden<br />
Patienten nicht am Tumor, sondern an Begleiterkrankungen<br />
wie eben Mangelernährung sterben.<br />
Bei der individuellen Beratung der betroffenen<br />
Patienten geht es für Viktoria Mathies daher oft<br />
darum, gemeinsam Wege zu finden, damit sie<br />
überhaupt essen. Denn Appetitlosigkeit ist das<br />
mit Abstand häufigste Symptom. „Übelkeit und<br />
Erbrechen sind viel seltener geworden, weil sie<br />
sich heutzutage mit Medikamenten gut behandeln<br />
lassen“, so Mathies. Ihr Grundsatz: Alles,<br />
worauf die Patienten Appetit haben und was sie<br />
gut vertragen, dürfen sie essen. „Wir wollen den<br />
Gewichtsverlust mit allen Mitteln verhindern“,<br />
so Mathies, die in ihren Gesprächen sehr viel<br />
Aufklärungsarbeit leistet. Oft gehe es darum,<br />
die Angst davor zu nehmen, mit der Ernährung<br />
etwas falsch zu machen. „Natürlich empfehlen<br />
wir grundsätzlich – soweit möglich – eine<br />
ausgewogene Ernährung“, so Mathies. Gleichzeitig<br />
wisse sie, dass es vielen Patienten einfach<br />
nicht möglich ist, die von der Deutschen<br />
Gesellschaft für Ernährung empfohlenen fünf<br />
Portionen Obst und Gemüse am Tag zu essen.<br />
„Wir versuchen, den Druck herauszunehmen.“<br />
Sowohl, was die Wahl der Speisen, als auch,<br />
was die Essenszeiten angeht. Vor allem älteren<br />
Patienten falle es schwer, sich von festen<br />
Essenszeiten zu lösen – dabei helfe es gerade<br />
bei Appetitlosigkeit, viele kleine (idealerweise<br />
eiweißreiche) Mahlzeiten über den Tag zu verteilen.<br />
Und auch eine Spätmahlzeit gegen 21<br />
Uhr mit Nüssen, Joghurt oder anderen Kleinigkeiten,<br />
sei wichtig, um dem Gewichtsverlust zu<br />
begegnen. „Es spricht auch nichts gegen warme<br />
Nudeln zum Frühstück, wenn dem Patienten<br />
das gut bekommt.“<br />
Von speziellen Krebsdiäten – sei es Fasten oder<br />
der Verzicht auf Kohlenhydrate – rät die Expertin<br />
hingegen grundsätzlich ab. Der Nutzen sei<br />
wissenschaftlich bisher nicht belegt. Zusätzliche<br />
Vitamine über Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen,<br />
sei ebenfalls nicht ratsam. „Im Gegenteil:<br />
Eine Überversorgung kann hier schaden und<br />
möglicherweise die Wirkung der Chemotherapie<br />
beeinflussen“, so Mathies.<br />
Die Untersuchung am UKJ hat gezeigt, dass mehr<br />
als jeder zweite onkologische Patient mangelernährt<br />
ist und dass ein großer Beratungsbedarf<br />
besteht. Das Ernährungsscreening<br />
soll daher – nicht nur am UKJ – in immer weiteren<br />
Bereichen zum Standard werden. Viktoria<br />
Mathies ist vor allem wichtig, bei allen<br />
Berufsgruppen aber auch Angehörigen, die mit<br />
onkologischen Patienten zu tun haben, das<br />
Bewusstsein für das Thema Mangelernährung<br />
zu schärfen.<br />
Anke Schleenvoigt<br />
Bild: Jenifoto - stock.adobe.com<br />
Eigentlich sitzt Paul wie jedes Kind<br />
in seinem Alter am Vormittag in der<br />
Schule, genauer gesagt in der zweiten<br />
Klasse. Doch statt Paul sitzt an seinem<br />
Platz derzeit ein kleiner Roboter. Und<br />
doch sitzt da irgendwie auch Paul<br />
selbst, denn der Roboter ist ein Avatar,<br />
Pauls Avatar sozusagen. Paul steuert<br />
ihn von seinem Krankenbett aus. Seit<br />
der Zweitklässler im vergangenen Jahr<br />
seine Krebsdiagnose erhalten hat, wird<br />
er in unserer Kinderonkologie behandelt.<br />
Damit er trotzdem nicht nur am<br />
Unterricht teilnehmen, sondern auch<br />
mit seinen Klassenkameraden in Kontakt<br />
bleiben kann, gibt es nun den<br />
Avatar – dank der Elterninitiative für<br />
krebskranke Kinder Jena e.V. (EKK-Jena).<br />
Für den Verein war das Projekt eine<br />
Herzensangelegenheit. „Wir suchen<br />
immer nach neuen Möglichkeiten, um<br />
jungen Patientinnen und Patienten den<br />
Umgang mit ihrer Erkrankung zu erleichtern.<br />
Ein häufiger und verständlicher<br />
Wunsch von Eltern und Kindern ist es,<br />
während der Therapie den Anschluss an<br />
die Klasse nicht zu verlieren.<br />
Heilpädagogin<br />
Mireille Le Lièvre<br />
Foto: privat<br />
Und genau dafür ist der Avatar da“,<br />
freut sich Katrin Mohrholz, Geschäftsführerin<br />
der EKK-Jena.<br />
Der Avatar funktioniert ganz einfach: Er<br />
überträgt Bild und Ton aus der Klasse<br />
an ein Tablet oder Smartphone. Per App<br />
bedient das erkrankte Kind den Avatar<br />
aus dem Klinikum oder von Zuhause<br />
und kann so mit den Klassenkameraden<br />
oder Lehrern kommunizieren. Der Avatar<br />
kann sich in der Klasse bei Bedarf<br />
zu Wort melden, Fragen stellen, seinen<br />
Kopf bewegen, blinken, sich im Kreis<br />
drehen und sogar Gefühle ausdrücken.<br />
Voraussetzung für den Einsatz ist,<br />
dass die Eltern der Schülerinnen und<br />
Schüler vor Ort einverstanden sind.<br />
„Mit so einem Avatar sind die Chancen<br />
sehr gut, dass an Krebs erkrankte<br />
Kinder die Klasse nicht wiederholen<br />
müssen. Damit bleiben sie in der Klassengemeinschaft.<br />
Eine junge Patientin<br />
sprach nach der Krebstherapie einmal<br />
von einem verlorenen Jahr. Das können<br />
wir mit dem Avatar hoffentlich umgehen“,<br />
sagt Mireille Le Lièvre, Heilpädagogin<br />
in der EKK-Jena. Sie betreut<br />
Paul und seine Familie. Denn während<br />
oder zwischen Behandlungen<br />
ist in der Regel kein Schulbesuch<br />
möglich. Gerade eine Chemotherapie<br />
greift das Immunsystem<br />
stark an und die Kinder sind körperlich<br />
geschwächt. Weil die erkrankten Kinder<br />
aber mit dem Roboter-Stellvertreter am<br />
Unterricht teilnehmen können, fällt es<br />
ihnen leichter, Lerninhalte zu verstehen.<br />
Und – auch das ist ganz wichtig:<br />
Die Kinder können im Klassenverbund<br />
bleiben und ihre sozialen Kontakte<br />
besser halten. Auch das ist ein Stück<br />
Normalität.<br />
So empfinden das auch Paul und seine<br />
Klassenkameraden. Natürlich: Für Paul<br />
und seine Mutter war der erste Schultag<br />
mit dem Avatar genauso aufregend wie<br />
für Pauls Klasse. Immerhin war das für<br />
alle etwas völlig Neues. Aber es klappte<br />
auf Anhieb. Paul rechnete und meldete<br />
sich, als habe er nie etwas anderes<br />
gemacht. Und die Kinder freuen sich<br />
einfach, dass Paul wieder bei ihnen<br />
ist – wenn auch über den kleinen<br />
Roboter. Und so sitzt Pauls Avatar stellvertretend<br />
in der zweiten Klasse und<br />
immer, wenn er blinkt und sich dreht,<br />
wissen die Kinder: Paul ist da.<br />
Über den Verein<br />
Die Elterninitiative für krebskranke Kinder<br />
Jena e.V. wurde 1990 gegründet und<br />
hilft krebskranken Kindern und ihren<br />
Angehörigen. Das Spektrum reicht von<br />
der psychosozialen Unterstützung bis<br />
hin zur Stärkung der Familien in der<br />
schweren Therapiezeit, Kindern Freude<br />
und Abwechslung im Stationsalltag zu<br />
schenken und manch hoffnungslose<br />
Situation gemeinsam mit den Familien<br />
schweigend mitzutragen.<br />
Katrin Bogner<br />
KONTAKT<br />
03641 28 803<br />
info@ekk-jena.de<br />
20 01 | 23 01 | 23<br />
21
TITELTHEMA<br />
Wenn es nicht mehr um Heilung geht<br />
Ein Hausbesuch mit dem Kinderpalliativteam<br />
Arlene ist 14 Jahre alt. Sie hat Krebs:<br />
ein Osteosarkom, Knochenkrebs, mit<br />
Metastasen in Lunge und Gehirn. Acht<br />
Operationen hat das Mädchen hinter<br />
sich, Chemo- und Strahlentherapien.<br />
Heilung, sagen ihre Ärzte, ist nicht mehr<br />
möglich. Das ist unfair. Das ist unvorstellbar.<br />
Und doch setzt sich Arlene,<br />
setzen sich Arlene und ihre Eltern, mit<br />
ihrer Prognose auseinander. Um vorbereitet<br />
zu sein – und falls Arlene nicht<br />
doch das eine Wunder ist – haben sie<br />
Kontakt mit dem Kinderpalliativteam<br />
des UKJ aufgenommen.<br />
Selbstbestimmung und<br />
bestmögliche Lebensqualität<br />
Das Jenaer Kinderpalliativteam ist das<br />
einzige in Thüringen und ein fester<br />
Bestandteil im Versorgungssystem.<br />
Seit sechs Jahren gibt es das 13-köpfige<br />
multiprofessionelle Team aus Kinderärztinnen<br />
und -ärzten, Kinderkrankenschwestern<br />
und einer psychosozialen<br />
Fachkraft. Ihr Erkennungszeichen ist<br />
das blaue Shirt, auf dem mit bunten<br />
Buchstaben „Kinderklinik“ zu lesen ist.<br />
Das Palliativteam betreut Kinder und<br />
Jugendliche, die unheilbar erkrankt<br />
sind, in ihrem Zuhause. Darunter auch<br />
Kinder mit Krebs. Ihr Ziel, ihre Aufgabe<br />
ist es, ihnen das Leben in ihrer gewohnten<br />
Umgebung so angenehm wie möglich<br />
zu machen. So auch bei Arlene im<br />
ostthüringischen Saale-Holzland-Kreis.<br />
Momentan geht es Arlene gut. Ihre<br />
Nägel hat sie schön gemacht, wie das<br />
14-Jährige so tun. Nur dass ihre Haare<br />
fehlen, störe sie, berichtet Arlene.<br />
Über dem rechten Ohr prangt noch ein<br />
Pflaster. Die zäh verheilenden Wunden<br />
einer Operation am Kopf. Erst auf den<br />
zweiten Blick kann man sehen, dass<br />
ihr linkes Bein anders aussieht. Hier<br />
trägt sie, durchaus selbstbewusst,<br />
eine Prothese. Im Oberschenkel brach<br />
der Krebs aus, der Knochen wurde ihr<br />
entfernt. Mit ihrer Prothese und Gehstützen<br />
kann sie gut laufen. Nur am<br />
Sportunterricht muss sie nicht mehr<br />
Kinderärztin und Palliativmedizinerin<br />
Dr. Andrea Dieckmann (re.) und<br />
Kinderkrankenschwester Michaela König<br />
bei Arlene zu Hause. Foto: Bogner<br />
Zum multiprofessionellen<br />
Kinderpalliativteam gehören<br />
mittlerweile 13 Mitarbeitenden, darunter<br />
Ärztinnen und Ärzte, Pflegende sowie<br />
eine psychosoziale Fachkraft<br />
teilnehmen. Überhaupt ist ihr Schulbesuch<br />
freiwillig, aber es ist ihr wichtig,<br />
ein so normales Leben wie möglich zu<br />
leben. Dazu gehören auch Dinge wie<br />
Reiten und Freunde treffen.<br />
Eine palliative Versorgung steht unheilbar<br />
erkrankten Kindern und Jugendlichen<br />
schon mit der Diagnosestellung<br />
zu. Das Kinderpalliativteam besucht die<br />
jungen Patienten und ihre Familien je<br />
nach ihrem Bedarf zuhause: monatlich,<br />
wöchentlich oder – in der Lebensendphase<br />
– auch täglich.<br />
Arlene kommt einmal die Woche zur<br />
ambulanten Behandlung ans Klinikum.<br />
Da sie hier regelmäßig medizinisch<br />
versorgt wird, ist das ambulante Kinderpalliativteam<br />
noch nicht oft bei<br />
ihr zuhause. Hier beginnt ein Weg des<br />
Kennenlernens zwischen dem Palliativteam,<br />
Arlene und ihren Eltern. Dieses<br />
Mal bei Arlene: Kinderärztin und Palliativmedizinerin<br />
Dr. Andrea Dieckmann<br />
und Kinderkrankenschwester Michaela<br />
König. „Es ist nicht so, dass immer ein<br />
festes Team zu einer Patientin fährt“,<br />
erklärt Andrea Dieckmann. „Für unser<br />
Team ist es wichtig, dass wir alle unsere<br />
Patientinnen und Patienten gut kennenlernen,<br />
zumal wir rund um die Uhr in<br />
Rufbereitschaft sind.“ „Aber irgendwie<br />
ist es so“, ergänzt Schwester Michaela:<br />
„Egal, wer von uns kommt, unser T-Shirt<br />
gibt uns einen unglaublichen Vertrauensvorschuss“.<br />
Und in der Tat: Arlene<br />
und auch ihre Eltern gehen geradezu<br />
herzlich vertraut mit dem Kinderpalliativteam<br />
um. Alle sind ganz offen, es gibt<br />
keine Geheimnisse. Wozu auch?<br />
Die gesamte Familie<br />
unterstützen<br />
Mit der ganzen Familie sitzt das Kinderpalliativteam<br />
am Tisch. Andrea<br />
Dieckmann geht mit Arlene ihre Medikamente<br />
durch – es sind viele – und<br />
fragt sie, wie ihre Schmerzen sind und<br />
ihre Wunden verheilen. Arlenes Vater<br />
krault ihr währenddessen liebevoll<br />
den haarlosen Hinterkopf. Arlenes<br />
Mutter kennt den Medikamentenplan<br />
mit schier unaussprechlichen Namen<br />
auswendig, weiß, welche Nebenwirkungen<br />
von welchem Medikament kommen<br />
könnten und auf welche Blutwerte es<br />
ankommt. Es ist, als unterhielten sich<br />
Medizinprofis untereinander. Jegliche<br />
Änderungen trägt Andrea Dieckmann in<br />
Arlenes Bedarfsplan ein. Die individuellen<br />
Behandlungs- und Bedarfspläne<br />
sind wichtig, um – mit der Familie – auf<br />
Eventualitäten, vor allem Krisensituationen,<br />
vorbereitet zu sein.<br />
Zwischendurch tauschen sich Arlene<br />
und Michaela auch mal über private<br />
Angelegenheiten aus. Haustiere, Schule,<br />
Reisen. Arlene konnte sich schon<br />
zwei ihrer Herzenswünsche erfüllen:<br />
nach Hamburg fahren. Und mit einem<br />
Pferd, einer großen Scheckenstute,<br />
am Strand entlangreiten. Ihr dritter<br />
großer Wunsch – Paris – steht noch aus.<br />
Die zwischenzeitlich schon gebuchte<br />
Reise musste die Familie stornieren.<br />
Arlene hatte eine Infektion.<br />
Leidvolle Symptome<br />
lindern – Gutes tun<br />
Momente des Grübelns und der Sorgen<br />
gehören leider auch dazu. „Mir hilft<br />
Julia da schon sehr“, berichtet Arlene.<br />
Julia Gnielczyk ist psychosoziale Mitarbeiterin<br />
und gehört seit einem Jahr<br />
ebenfalls zum Kinderpalliativteam. Der<br />
Bedarf, auch nach einer psychosozialen<br />
Betreuung, ist einfach da – auch wenn<br />
die Ärztinnen, Ärzte und Schwestern<br />
mit ihrer Empathie viel abfangen und<br />
auf die Bedürfnisse ihrer Patienten<br />
und deren Familien eingehen. Julia hat<br />
Arlene auch dabei unterstützt eine<br />
Strategie zu entwickeln, ihre zwischenzeitliche<br />
Abneigung vor dem Schlucken<br />
von Kapseln zu überwinden. „Sollen<br />
wir also lieber schauen, dass wir deine<br />
Medikamente in flüssiger Form bekommen?“,<br />
fragt Andrea Dieckmann. Das ist<br />
Arlene deutlich lieber.<br />
Überhaupt dreht sich alles vor allem um<br />
eine Frage: Was können wir dir Gutes<br />
tun? Schmerzen hat Arlene derzeit<br />
kaum. Nichts, was sie nicht mit einfachen<br />
Schmerzmitteln hinbekommt.<br />
Aber eine Ernährungsberatung wünscht<br />
sie sich. Speziell für ihren Krebs. „Wir<br />
stellen einen Kontakt für dich her“,<br />
verspricht Schwester Michaela. Zum<br />
Schluss hört Andrea Dieckmann Arlene<br />
noch mit dem Stethoskop ab. Prinzipiell<br />
ist das Kinderpalliativteam mit allem<br />
ausgestattet, was ein Patient brauchen<br />
könnte: Medikamente und unterschiedliche<br />
Materialien, um die Symptome zu<br />
kontrollieren. Aber Arlene braucht derzeit<br />
– zumindest vom Kinderpalliativteam<br />
– noch nicht mehr. Sollte sich das<br />
ändern, ist das Team jederzeit bereit.<br />
Katrin Bogner<br />
Palliativmedizin<br />
Auch wenn die Krebsmedizin und<br />
-forschung immer mehr Fortschritte<br />
macht, kann nicht jede<br />
Krebserkrankung geheilt werden.<br />
Dann geht es darum, Schmerz und<br />
Leid zu lindern und den Erkrankten<br />
so viel Lebensqualität wie möglich<br />
zu geben.<br />
Auf der Palliativstation liegen<br />
Patienten mit nicht heilbaren<br />
Erkrankungen stationär, deren<br />
Beschwerden so stark sind, dass<br />
eine Versorgung zuhause nicht<br />
möglich ist.<br />
KONTAKT<br />
03641 9-32 75 28<br />
palliativ@med.uni-jena.de<br />
Der Palliativmedizinische Dienst<br />
betreut schwerstkranke Patienten<br />
palliativmedizinisch auf anderen<br />
Stationen als der Palliativstation.<br />
Das Ambulante Palliativteam<br />
betreut Schwerstkranke in ihrer<br />
gewohnten, häuslichen Umgebung mit.<br />
KONTAKT<br />
Erwachsene<br />
03641 9-32 75 24<br />
palliativteam@med.uni-jena.de<br />
Kinder, Jugendliche und junge<br />
Erwachsene<br />
03641 9-32 95 54<br />
kinderpalliativteam@med.uni-jena.de<br />
22 01 | 23<br />
01 | 23<br />
23
DEZEMBER 2022 JANUAR FEBRUAR MÄRZ APRIL MAI JUNI JULI AUGUST SEPTEMBER OKTOBER NOVEMBER DEZEMBER JANUAR 2024<br />
1 Do<br />
2 Fr<br />
3 Sa<br />
4 So<br />
5 Mo 49<br />
6 Di Nikolaus<br />
7 Mi<br />
8 Do<br />
9 Fr<br />
10 Sa<br />
11 So<br />
12 Mo 50<br />
13 Di<br />
14 Mi<br />
15 Do<br />
16 Fr<br />
17 Sa<br />
18 So<br />
19 Mo 51<br />
20 Di<br />
21 Mi<br />
22 Do<br />
23 Fr<br />
24 Sa Heiligabend<br />
25 So 1.Weihnachtstag<br />
26 Mo 2.Weihnachtstag 52<br />
27 Di<br />
28 Mi<br />
29 Do<br />
30 Fr<br />
31 Sa Silvester<br />
1 So Neujahr 1 Mi 1 Mi 1 Sa 1 Mo Tag der Arbeit 18 1 Do 1 Sa 1 Di 1 Fr 1 So 1 Mi 1 Fr<br />
2 Mo 1 2 Do 2 Do 2 So 2 Di 2 Fr 2 So 2 Mi 2 Sa 2 Mo 40 2 Do 2 Sa<br />
3 Di 3 Fr 3 Fr 3 Mo 14 3 Mi 3 Sa 3 Mo 27 3 Do 3 So 3 Di Tag der Dt. Einheit 3 Fr 3 So<br />
4 Mi 4 Sa 4 Sa 4 Di 4 Do 4 So 4 Di 4 Fr 4 Mo 36 4 Mi 4 Sa 4 Mo 49<br />
5 Do 5 So 5 So 5 Mi 5 Fr 5 Mo 23 5 Mi 5 Sa 5 Di 5 Do 5 So 5 Di<br />
6 Fr 6 Mo 6 6 Mo 10 6 Do 6 Sa 6 Di 6 Do 6 So 6 Mi 6 Fr 6 Mo 45 6 Mi<br />
7 Sa 7 Di 7 Di 7 Fr Karfreitag 7 So 7 Mi 7 Fr 7 Mo 32 7 Do 7 Sa 7 Di 7 Do<br />
8 So 8 Mi 8 Mi 8 Sa 8 Mo 19 8 Do 8 Sa 8 Di 8 Fr 8 So 8 Mi 8 Fr<br />
9 Mo 2 9 Do 9 Do 9 So Ostern 9 Di 9 Fr 9 So 9 Mi 9 Sa 9 Mo 41 9 Do 9 Sa<br />
10 Di 10 Fr 10 Fr 10 Mo Ostermontag 15 10 Mi 10 Sa 10 Mo 28 10 Do 10 So 10 Di 10 Fr 10 So<br />
11 Mi 11 Sa 11 Sa 11 Di 11 Do 11 So 11 Di 11 Fr 11 Mo 37 11 Mi 11 Sa 11 Mo 50<br />
12 Do 12 So 12 So 12 Mi 12 Fr Tag der Pflege 12 Mo 24 12 Mi 12 Sa 12 Di 12 Do 12 So 12 Di<br />
13 Fr 13 Mo 7 13 Mo 11 13 Do 13 Sa 13 Di 13 Do 13 So 13 Mi 13 Fr 13 Mo 46 13 Mi<br />
14 Sa 14 Di 14 Di 14 Fr 14 So 14 Mi 14 Fr 14 Mo 33 14 Do 14 Sa 14 Di 14 Do<br />
15 So 15 Mi 15 Mi 15 Sa 15 Mo 20 15 Do 15 Sa 15 Di 15 Fr 15 So 15 Mi 15 Fr<br />
16 Mo 3 16 Do 16 Do 16 So 16 Di 16 Fr 16 So 16 Mi 16 Sa 16 Mo 42 16 Do 16 Sa<br />
17 Di 17 Fr 17 Fr 17 Mo 16 17 Mi 17 Sa 17 Mo 29 17 Do 17 So 17 Di 17 Fr 17 So<br />
18 Mi 18 Sa 18 Sa 18 Di 18 Do Christi Himmelfahrt 18 So 18 Di 18 Fr 18 Mo 38 18 Mi 18 Sa 18 Mo 51<br />
19 Do 19 So 19 So 19 Mi 19 Fr 19 Mo 25 19 Mi 19 Sa 19 Di 19 Do 19 So 19 Di<br />
20 Fr 20 Mo 8 20 Mo 12 20 Do 20 Sa 20 Di 20 Do 20 So 20 Mi Weltkindertag 20 Fr 20 Mo 47 20 Mi<br />
21 Sa 21 Di 21 Di 21 Fr 21 So 21 Mi 21 Fr 21 Mo 34 21 Do 21 Sa 21 Di 21 Do<br />
22 So 22 Mi Abendvorlesung 22 Mi 22 Sa 22 Mo 21 22 Do 22 Sa 22 Di 22 Fr 22 So 22 Mi 22 Fr<br />
23 Mo 4 23 Do 23 Do 23 So 23 Di 23 Fr 23 So 23 Mi 23 Sa 23 Mo 43 23 Do 23 Sa<br />
24 Di 24 Fr 24 Fr 24 Mo 17 24 Mi 24 Sa 24 Mo 30 24 Do 24 So 24 Di 24 Fr 24 So Heiligabend<br />
25 Mi Abendvorlesung 25 Sa 25 Sa 25 Di 25 Do 25 So 25 Di 25 Fr 25 Mo 39 25 Mi Abendvorlesung 25 Sa 25 Mo 1. Weihnachtstag<br />
26 Do 26 So 26 So<br />
Beginn der<br />
Sommerzeit 26 Mi Abendvorlesung 26 Fr 26 Mo 26 26 Mi 26 Sa 26 Di 26 Do 26 So 26 Di 2. Weihnachtstag<br />
27 Fr 27 Mo 9 27 Mo 13 27 Do 27 Sa 27 Di 27 Do 27 So 27 Mi Abendvorlesung 27 Fr 27 Mo 48 27 Mi 52<br />
28 Sa 28 Di 28 Di 28 Fr 28 So P fi n g s t e n 28 Mi Abendvorlesung 28 Fr 28 Mo 35 28 Do 28 Sa 28 Di 28 Do<br />
29 So 29 Mi Abendvorlesung 29 Sa 29 Mo P fi n g s t m o n t a g 22 29 Do 29 Sa 29 Di 29 Fr 29 So Ende der Sommerzeit 29 Mi Abendvorlesung 29 Fr<br />
30 Mo 5 30 Do 30 So 30 Di 30 Fr 30 So 30 Mi 30 Sa 30 Mo 44 30 Do 30 Sa<br />
31 Di 31 Fr 31 Mi Abendvorlesung 31 Mo 31 31 Do 31 Di Reformationstag 31 So Silvester<br />
1 Mo Neujahr 1<br />
2 Di<br />
3 Mi<br />
4 Do<br />
5 Fr<br />
6 Sa<br />
7 So<br />
8 Mo 2<br />
9 Di<br />
10 Mi<br />
11 Do<br />
12 Fr<br />
13 Sa<br />
14 So<br />
15 Mo 3<br />
16 Di<br />
17 Mi<br />
18 Do<br />
19 Fr<br />
20 Sa<br />
21 So<br />
22 Mo 4<br />
23 Di<br />
24 Mi<br />
25 Do<br />
26 Fr<br />
27 Sa<br />
28 So<br />
29 Mo 5<br />
30 Di<br />
31 Mi<br />
<strong>2023</strong>
TITELTHEMA<br />
Ambulante Krebsberatungsstelle<br />
Antworten und Hilfe finden<br />
Mit einer Krebserkrankung treten viele Fragen auf. Zahlreiche Ansprechpartner<br />
helfen Betroffenen und ihren Angehörigen dabei, Antworten zu finden.<br />
UniversitätsTumorCentrum<br />
Das UniversitätsTumorCentrum (UTC) fasst alle<br />
Kliniken am UKJ zusammen, die Tumorpatienten<br />
behandeln. Es ist zuständig für die interdisziplinäre<br />
Koordination der Diagnostik und Therapie und stellt<br />
die spezialisierte Kompetenz der Ärzte und Wissenschaftler<br />
des UKJ für die Region zur Verfügung.<br />
Schmerzambulanz<br />
Chronische und akute Schmerzen behandelt das Team<br />
der Schmerztagesklinik am UKJ sowohl medikamentös<br />
als auch nichtmedikamentös in enger Abstimmung mit<br />
Physiotherapeuten und Psychologen. Patienten mit<br />
Schmerzen, die durch eine Krebserkrankung verursacht<br />
werden, erhalten einen Termin ohne Wartezeit<br />
(bitte bei der Anmeldung darauf hinweisen).<br />
Telefonische Erreichbarkeit:<br />
Montag bis Freitag von 8 bis 15 Uhr<br />
03641 9-32 31 50<br />
Schmerztagesklinik@med.uni-jena.de<br />
Geschäftsstelle Jena des Mitteldeutschen Krebszentrums<br />
Geschäftsführerin Dr. Katharina Paul<br />
03641 9-32 53 01<br />
Zentrale Tumorsprechstunde/ Zweitmeinungssprechstunde<br />
Nach Vereinbarung, Anmeldung unter 03641 9-32 71 19<br />
Klinikseelsorge<br />
Kranksein bringt oft Fragen mit sich, die unser Leben<br />
im Ganzen betreffen: Persönliche Probleme werden<br />
deutlicher, wichtige Entscheidungen und Beziehungen<br />
zu anderen Menschen müssen geklärt werden.<br />
Einsamkeit, Ungewissheit und Angst können zusätzlich<br />
belasten; manchmal brechen auch Fragen des<br />
Glaubens auf. Die Klinikseelsorgerinnen und -sorgern<br />
besuchen Sie oder Ihre Angehörigen (unabhängig von<br />
der Religionszugehörigkeit) für persönliche Gespräche.<br />
03641 9-39 10 30<br />
Die ambulante Krebsberatungsstelle des UTC schlägt die<br />
Brücke zwischen stationärem Aufenthalt und ambulanter<br />
Therapie. Das multiprofessionelle Team aus Psychologinnen<br />
und Sozialarbeiterinnen unterstützen Betroffene,<br />
aber auch Angehörige, Freunde, Kollegen sowohl psychologisch<br />
als auch ganz lebenspraktisch bei Fragen der<br />
sozialen und wirtschaftlichen Sicherung. Das Angebot<br />
kann in jeder Phase der Erkrankung genutzt werden.<br />
Neben psychologischen Themen wie den Herausforderungen<br />
und Sorgen im Umgang mit der Erkrankung,<br />
mit Gefühlen wie Wut, Trauer und Hilflosigkeit oder der<br />
Bewältigung von Stress und Schmerzen bietet das ambulante<br />
Beratungsteam auch ganz handfeste Unterstützung<br />
bei sozialrechtlichen Fragen.<br />
Sozialdienst<br />
Der Sozialdienst organisiert und koordiniert die Entlassung und<br />
Weiterversorgung in Zusammenarbeit mit externen Partnern.<br />
Er organisiert zudem Hilfsmittel für zu Hause und berät unter<br />
anderem zu sozialen und sozialrechtlichen Fragen sowie zu den<br />
Themen Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung.<br />
03641 9-39 51 63<br />
Selbsthilfegruppen<br />
Selbsthilfegruppen bieten die Möglichkeit, sich mit anderen<br />
Betroffenen auszutauschen. Bei der Suche nach einer Gruppe<br />
in der Nähe kann die IKOS weiterhelfen.<br />
IKOS Jena – Beratungszentrum für Selbsthilfe<br />
AWO Soziales Zentrum Lobeda<br />
Kastanienstraße 11<br />
07747 Jena<br />
03641 87 41 160<br />
ikos@awo-jena-weimar.de<br />
Weitere Infos unter:<br />
www.selbsthilfe-thueringen.de<br />
Anlaufstellen:<br />
Institut für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und<br />
Psychoonkologie (Stoystraße 3) und im UniversitätsTumorCentrum<br />
am UKJ (Lobeda)<br />
Terminvereinbarung:<br />
03641 9-39 80 00<br />
krebsberatung@med.uni-jena.de<br />
Telefonische Erreichbarkeit: Montag bis Freitag von 11<br />
bis 13 Uhr.<br />
Außerhalb dieser Zeiten können Betroffene auf den<br />
Anrufbeantworter sprechen und erhalten dann zeitnah<br />
einen Rückruf.<br />
Weitere Unterstützung<br />
Stiftung Deutsche Krebshilfe<br />
Buschstr. 32<br />
53113 Bonn<br />
0228 729 90-0<br />
deutsche@krebshilfe.de<br />
www.krebshilfe.de<br />
Thüringische Krebsgesellschaft e.V.<br />
Paul-Schneider-Str. 4<br />
07747 Jena<br />
03641 33 69 86<br />
info@krebsgesellschaft-thueringen.de<br />
www.krebsgesellschaft-thueringen.de<br />
Deutsches Krebsforschungszentrum<br />
Krebsinformationsdienst<br />
Im Neuenheimer Feld 280<br />
69120 Heidelberg<br />
0800 420 30 40<br />
dienst@dkfz.de<br />
www.krebsinformationsdienst.de<br />
Pflegestützpunkt Jena<br />
Goethe Galerie Jena<br />
Goethestraße 3b Büroaufgang B (2. Etage)<br />
07743 Jena<br />
03641 50 76 60 oder 0162 26 63 231<br />
kontakt@pflegestuetzpunkt-jena.de<br />
www.pflegestuetzpunkt-jena.de<br />
26 01 | 23 01 | 23<br />
27
AKTUELLES<br />
4<br />
1<br />
5<br />
6<br />
Lange Wissenschaftsnacht lockte Tausende<br />
Von Alternsforschung und Anatomie bis Zahnmedizin und Zellbiologie<br />
Mit 40 Angeboten luden Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler des UKJ in<br />
der Langen Nacht der Wissenschaften<br />
am 25. November zum Staunen, Zuhören,<br />
Fragen und Mitmachen ein. Neugierige<br />
erfuhren mehr über Datensalat<br />
und Drogennachweis, Infektionen und<br />
Ionenkanäle, Tierschutz und Tinnitus.<br />
Die meisten Angebote luden zum Ausprobieren<br />
und Mitdiskutieren ein, zum<br />
Beispiel zu Übungen im studentischen<br />
Trainingszentrum SkillsLab, zum Vortrag<br />
„Wie rede ich mit meinem Arzt?“,<br />
zur Suche nach dem richtigen Antibiotikum<br />
oder zu Entspannungsübungen,<br />
die auch bei Post-COVID hilfreich<br />
sind. Besucherinnen und Besucher<br />
konnten sich auch unmittelbar an der<br />
Wissenschaft beteiligen. So waren die<br />
Gäste am Stand der Allgemeinmedizin<br />
danach gefragt, welche medizinische<br />
Frage sie gern erforschen würden. Das<br />
Mitforschen ging sogar über die Lange<br />
Nacht hinaus: Es stellten sich viele Studienprojekte<br />
vor, bei denen eine Teilnahme<br />
möglich ist. Hier konnte man<br />
sich registrieren lassen und mit der<br />
späteren Studienbeteiligung direkt zur<br />
Beantwortung einer Forschungsfrage<br />
beitragen.<br />
Zum Schutz der Patientinnen und Patienten<br />
auf den Stationen im Klinikum in<br />
Lobeda fanden die UKJ-Veranstaltungen<br />
der Langen Nacht in diesem Jahr ausschließlich<br />
im Stadtzentrum statt. Der<br />
Besucherandrang war gewaltig: Etwa<br />
10 000 Neugierige waren in der Nacht in<br />
Jena unterwegs, über 2 600 davon zählte<br />
allein die Anatomische Sammlung. (vdG)<br />
Mehr dazu:<br />
www.uniklinikum-jena.de/lNdW.html<br />
7<br />
1. Einblicke in die Zellbiologie für Jung und Alt<br />
2. Magnetspiele mit der Radiologie<br />
3. Die Anatomisches Sammlung ist auch<br />
Mittwochnachmittag und Samstagvormittag geöffnet<br />
4. Mikrobenjäger und ihre Beute<br />
5. Experimente mit Rotkohlsaft<br />
6. Altern im Handumdrehen, nein, Anzuganziehen<br />
7. Früh übt sich, wer Pipettiermeister werden will<br />
8. Nadelarbeit einmal anders<br />
9. So geht Zahnspange ohne Abdruck<br />
Fotos: Szabó / Ebert<br />
2 3<br />
8 9<br />
28 01 | 23 01 | 23<br />
29
AKTUELLES<br />
Meilensteine auf dem<br />
Weg zum Klinikkomplex in Jena-Lobeda<br />
A5 in Zahlen<br />
» 6 Etagen<br />
» 5 700 Quadratmeter Nutzfläche<br />
» 470 Räume<br />
» 90 Patientenbetten<br />
(davon 62 Allgemeinpflege-Betten)<br />
1982<br />
Hörsaalgebäude in Lobeda<br />
nimmt Betrieb auf<br />
1980<br />
Klinik für Innere Medizin<br />
(KIM) eröffnet in Lobeda<br />
» 3 Strahlenschutzbunker<br />
mit 2 neuen Linearbeschleunigern<br />
Fotos: Szabó<br />
1990<br />
Verhandlungen zu einem<br />
Klinikneubau beginnen<br />
Klinikkomplex komplett<br />
Gebäudeteil A5 am Standort Lobeda nimmt Betrieb auf<br />
Eines der größten Bauvorhaben Thüringens<br />
der vergangenen Jahre befindet<br />
sich auf der Zielgeraden: Mit dem Einzug<br />
der Nutzer in das Gebäude A5 ist<br />
der zweite Bauabschnitt des UKJs am<br />
Standort Lobeda jetzt komplett – und<br />
damit einer der größten Klinikneubauten<br />
in Deutschland mit insgesamt rund<br />
50 000 Quadratmetern Nutzfläche. Der<br />
Freistaat hat diesen letzten Baustein<br />
des Großprojekts mit rund 40 Millionen<br />
Euro gefördert.<br />
Durch die Lage des Gebäudeteils A5<br />
im Herzen des Klinikkomplexes war die<br />
Bauphase von besonderen Herausforderungen<br />
geprägt. Vor dem Baustart im<br />
Jahr 2019 musste zunächst das Gebäude<br />
der alten Klinik für Innere Medizin abgerissen<br />
werden, um Platz für den Neubau<br />
zu schaffen. Abriss und Neubau mussten<br />
realisiert werden, während der Klinikbetrieb<br />
in den umliegenden Gebäuden<br />
rund um die Uhr weiterlief. Auf mehreren<br />
Ebenen ist das neue Haus über Brücken<br />
mit den bestehenden Gebäudekomplexen<br />
A und C verbunden (was vor allem<br />
für die OP- und Intensivbereiche die<br />
Logistik deutlich erleichtert).<br />
In das Gebäude A5 ziehen sowohl Kliniken<br />
ein, die bisher ihren Standort in der<br />
Innenstadt hatten, als auch Bereiche, die<br />
bereits in anderen Gebäuden in Lobeda<br />
untergebracht waren, darunter die Klinik<br />
für Hautkrankheiten, die Klinik für<br />
Strahlentherapie und Radioonkologie<br />
und die Klinik für Geriatrie, außerdem<br />
ein Schlaf-Labor, eine Intensiv-Station,<br />
zwei Allgemeinpflegestationen sowie<br />
Räume für die Lehre und Räume für<br />
Mitarbeitende der Notaufnahme.<br />
„Architektonisch ist A5 der letzte große<br />
Mosaikstein unseres neuen Klinikums,<br />
der mit dem bereits realisierten Gebäudekomplex<br />
ein stimmiges Ensemble<br />
bildet“, so Dr. Brunhilde Seidel-Kwem,<br />
Kaufmännischer Vorstand am UKJ. „Es<br />
gibt nur selten die Chance, eine Klinik<br />
dieser Größenordnung an einem<br />
Standort zusammenzuführen. Daher<br />
danken wir der Landesregierung und<br />
den beteiligten Ministerien für die<br />
Unterstützung.“<br />
Prof. Otto W. Witte, Medizinischer Vorstand,<br />
ergänzt: „Mit diesem Neubau<br />
trägt das UKJ entscheidend zur Verbesserung<br />
der Patientenversorgung in<br />
Thüringen bei. Die Vergrößerung der<br />
internistischen Intensivstation, die<br />
direkte Anbindung der Strahlentherapie<br />
an die Kliniken des Universitären<br />
Tumorzentrums, die unmittelbare Nähe<br />
der Geriatrie für Diagnostik- und Therapieverfahren<br />
sowie der interne Verbindungsgang,<br />
der beide Zentral-OPs<br />
miteinander verbindet – A5 verbessert<br />
die Krankenversorgung enorm. Diese<br />
Bündelung von universitärer Krankenversorgung,<br />
Forschung und Lehre ist<br />
einzigartig in Thüringen.“<br />
„Die Integration von Forschung und<br />
Lehre spielt für die moderne Hochschulmedizin<br />
eine entscheidende<br />
Rolle“, so Prof. Thomas Kamradt,<br />
Wissenschaftler Vorstand. „Mit dem<br />
Gebäude A5 erreichen wir unser Ziel,<br />
einen modernen Medizincampus für<br />
Mediziner, Forschende und Studierende<br />
in Jena zu schaffen.“<br />
Anke Schleenvoigt<br />
2004<br />
Eröffnung des ersten Bauabschnitts<br />
2011<br />
Hörsaalgebäude<br />
wird abgerissen<br />
2016<br />
Eröffnung des ersten Teils des zweiten<br />
Bauabschnitts<br />
2018<br />
KIM wird abgerissen<br />
2022/<strong>2023</strong><br />
Eröffnung des letzten Teils des<br />
zweiten Bauabschnitts<br />
30 01 | 23 01 | 23<br />
31
HEILEN<br />
HEILEN<br />
Zurück ins Gleichgewicht begleiten<br />
Zwei Jahre Klinisches Interventionsteam am UKJ<br />
Chronischen Schmerzen begegnen<br />
Erfolgreiches Angebot der Schmerztagesklinik am UKJ<br />
Allein in Thüringen sind nach Zahlen<br />
der Barmer-Krankenkasse rund 180 000<br />
Menschen von chronischen Schmerzen<br />
betroffen. In der Schmerztagesklinik am<br />
UKJ, die von apl. Prof. Winfried Meißner,<br />
Direktor der Klinik für Anästhesiologie<br />
und Intensivtherapie, und Dr. Christina<br />
Lemhöfer, Kommissarische Direktorin<br />
des Institutes für Physikalische und<br />
Rehabilitative Medizin, geleitet wird,<br />
finden Patienten mit sehr lange bestehenden<br />
Schmerzen eine Anlaufstelle.<br />
Im Jenaer Konzept – der interdisziplinären<br />
multimodalen Schmerztherapie<br />
– durchlaufen die Patienten zunächst<br />
ein eintägiges multidisziplinäres<br />
Assessment, in dem geprüft wird, ob<br />
sie an dem multimodalen Schmerztherapieprogramm<br />
teilnehmen können.<br />
Danach schließt sich die teilstationäre<br />
Behandlung in der Schmerztagesklinik<br />
am UKJ an. Das Programm dauert<br />
vier Wochen und wird durch zwei<br />
Auffrischungstage ergänzt. In kleinen<br />
Gruppen absolvieren die Patienten<br />
gemeinsam mit anderen chronischen<br />
Schmerzpatienten ein komplexes<br />
Therapieprogramm, bestehend aus<br />
schmerztherapeutischer und psychologischer<br />
Edukation, Physio- und<br />
Bewegungstherapie, Ergotherapie,<br />
Entspannungstraining, sowie psychologischer<br />
Schmerzbewältigungstherapie.<br />
Sie erhalten zahlreiche Informationen,<br />
wie sie mit chronischen<br />
Schmerzen besser umgehen können<br />
und werden bei der Optimierung ihrer<br />
Schmerzmedikation unterstützt.<br />
Die Behandlung eignet sich zum einen<br />
für motivierte Patienten mit chronischen<br />
Schmerzen, die mehrere Monate<br />
andauern und die Patienten in ihrem<br />
Alltag deutlich einschränken. Zum anderen<br />
kommt sie für Patienten in Frage,<br />
bei denen die Behandlungsversuche des<br />
Haus- oder Facharztes bisher ohne Erfolg<br />
blieben. Manuela Zinke, eine der Psychotherapeutinnen,<br />
die das Programm<br />
begleiten, erklärt: „Den Patienten,<br />
die durch ihren chronischen Schmerz<br />
zunehmend in ihrem Alltag, im Beruf<br />
und in Freizeitaktivitäten eingeschränkt<br />
sind, sodass sie nicht mehr zur Arbeit<br />
gehen oder nur erschwert Tätigkeiten<br />
im Haushalt erledigen können, die also<br />
erhöhte Einschränkungen, gesteigerten<br />
Leidensdruck und emotionale Belastung<br />
erleben, soll durch das Programm<br />
wieder eine gebesserte Teilhabe am<br />
gesellschaftlichen Leben, eine Verbesserung<br />
ihres Wohlbefindens und ihrer<br />
Lebensqualität ermöglicht werden.“<br />
Dass das Programm funktioniert, zeigen<br />
Befragungen der Patienten rund ein Jahr<br />
nach der Teilnahme. Bei einer Mehrzahl<br />
sind die Beeinträchtigungen deutlich<br />
zurückgegangen und sogar die Schmerzmedikation<br />
konnte im Durchschnitt<br />
halbiert werden. Daten die zeigen, dass<br />
das Programm ein Erfolg ist – auch, weil<br />
Foto: Rodigast<br />
es im Dezember 2022 schon zum 100.<br />
Mal stattfand. In enger Zusammenarbeit<br />
mit der Deutschen Schmerzgesellschaft<br />
e.V. gibt es für Versicherte der BARMER<br />
ein zusätzliches Angebot, das über<br />
das reguläre Angebot der Schmerztagesklinik<br />
am Klinikum hinausgeht. Und<br />
zwar ein ambulantes interdisziplinäres<br />
Assessment für Patienten mit noch nicht<br />
chronifizierten Schmerzen. Winfried<br />
Meißner erklärt: „Es ist wichtig, rechtzeitig<br />
Maßnahmen zu ergreifen, bevor<br />
der Schmerz chronisch wird. Gerade im<br />
Rahmen der Prävention gibt es viele<br />
Möglichkeiten, die niedergelassenen<br />
Ärzte in der Behandlung und die Patienten<br />
in der Bewältigung von Schmerzen<br />
zu unterstützen.“ In diesem Assessment<br />
können Behandlungsempfehlungen ausgesprochen<br />
werden, in die auch immer<br />
die neusten Erkenntnisse aus Forschung<br />
und Wissenschaft einfließen. Apl. Prof.<br />
Meißner: „Wir hoffen, dieses Angebot<br />
im kommenden Jahr auch auf die<br />
Versicherten weiterer Krankenkassen<br />
ausweiten zu können, so dass deutlich<br />
mehr Patienten davon profitieren und<br />
wir im besten Fall den Leidensweg der<br />
Betroffenen deutlich verkürzen.“<br />
Kristina Holtzsch<br />
KONTAKT<br />
Schmerztagesklinik am UKJ<br />
03641 9-32 31 50<br />
schmerztagesklinik@med.uni-jena<br />
Wenn das Telefon klingelt und sie sich<br />
anschließend auf den Weg macht, kennt<br />
Babet Lehmann nur Bruchstücke von<br />
dem, was sie gleich erwartet. Aber<br />
immer trifft sie auf Menschen, die völlig<br />
aus ihrem Gleichgewicht geraten sind.<br />
Die Pastorin von der evangelischen<br />
Klinikseelsorge leitet zusammen mit<br />
der Psychologin Dr. Teresa Deffner das<br />
Klinische Interventionsteam (KIT) am<br />
UKJ. Mittlerweile engagieren sich hier<br />
zehn Mitarbeitende aus den Bereichen<br />
Klinikseelsorge, Psychologie und aus<br />
dem Sozialdienst – in ihrer Freizeit,<br />
neben ihrer hauptamtlichen Tätigkeit.<br />
Als sie das KIT vor gut zwei Jahren ins<br />
Leben gerufen haben, war es den beiden<br />
wichtig, verlässliche Strukturen zu<br />
schaffen, damit es auch außerhalb der<br />
regulären Versorgungszeiten Ansprechpartner<br />
in Krisensituationen am UKJ<br />
gibt. Zunächst stand das KIT sonntags<br />
und feiertags von 8 bis 18 Uhr bereit,<br />
seit August 2022 an diesen Tagen von<br />
7 bis 21 Uhr und seit November 2022<br />
zusätzlich auch samstags. Als kleinen<br />
Meilenstein empfindet Dr. Deffner dies,<br />
auch wenn ihr großes Ziel ist, dass das<br />
KIT irgendwann an jedem Tag rund um<br />
die Uhr erreichbar ist. Aber dafür müsste<br />
das Team noch deutlich anwachsen.<br />
Dass sie gebraucht werden, haben die<br />
mehr als 100 Einsätze und 185 Einsatzstunden<br />
in den vergangenen zwei Jahren<br />
gezeigt. „Keiner ruft bei uns ohne<br />
Grund an“, so Dr. Deffner. Vor allem sind<br />
es Ärztinnen, Ärzte und Pflegende, die<br />
das KIT anfordern, weil sie die Situation<br />
als so krisenhaft einschätzen, dass<br />
sie für die Betreuung der Angehörigen<br />
Unterstützung benötigen. Das kann<br />
bei Unfällen der Fall sein, wenn Kinder<br />
betroffen sind oder auch sehr viele Personen<br />
zugleich. Am häufigsten wird das<br />
Team auf die Intensivstation, die Kinder<br />
Intensivstation, in die Notaufnahme und<br />
zur Geburtsmedizin gerufen. Hier, so Dr.<br />
Deffner, geschehen am ehesten Dinge<br />
akut, auf die es sich nicht gut vorbereiten<br />
lässt. Manche Situationen ähneln sich,<br />
manches passiert nur ganz selten – aber<br />
alles kann folgenschwer sein für die<br />
Menschen, die es betrifft, und ihr Umfeld.<br />
Rund zweieinhalb Stunden verbringen<br />
sie im Durchschnitt vor Ort. „Unser Ziel<br />
© eyetronic - stock.adobe.com<br />
ist immer die Stabilisierung“, so Dr.<br />
Deffner. Sie sieht ihre Aufgabe darin,<br />
Menschen dabei zu begleiten, zu ihrem<br />
Gleichgewicht zurückzufinden. „Wir<br />
unterstützen so viel oder so wenig, wie<br />
nötig.“ Manchmal brauche es auch einfach<br />
eine zurückhaltende Präsenz, wie<br />
sie es nennt. Einen, halbwegs sicheren<br />
Ort zu schaffen, so beschreibt Pastorin<br />
Lehmann die Aufgabe. Sie ermöglicht<br />
Rituale – wie die Nottaufe eines sterbenden<br />
Kindes – und gibt den Angehörigen<br />
Anregungen, die sie zu Hause<br />
umsetzen können. „Wir strukturieren<br />
die Situation“, ergänzt Dr. Deffner.<br />
Angehörige erfahren durch sie von<br />
weiteren Hilfsangeboten und Ansprechpartnern,<br />
die ihnen in der kommenden<br />
Zeit helfen können.<br />
Seltener kümmert sich das Team auch<br />
direkt um Patientinnen und Patienten,<br />
überwiegend jedoch um die Angehörigen.<br />
Aus gutem Grund, so Dr. Deffner.<br />
Die Angehörigen seien eine Gruppe,<br />
die sonst im klinischen Alltag nicht<br />
versorgt wird. „Sie brauchen manchmal<br />
aber Unterstützung.“ Auch, weil<br />
Angehörige diese Hilfe nicht erwarten,<br />
seien sie oft sehr dankbar, berichtet<br />
die Psychologin. Auch auf längere Sicht<br />
zahlt sich der Einsatz aus: Je stabiler die<br />
Angehörigen, desto besser können sie<br />
für die Patienten da sein, wenn diese<br />
die akute kritische Phase überwunden<br />
haben, so Dr. Deffner. „Ein Kriseninterventionsteam<br />
gehört einfach zu einer<br />
vollständigen Versorgung an einem<br />
Klinikum in unserer Größe dazu.“<br />
Anke Schleenvoigt<br />
32 01 | 23 01 | 23<br />
33
HEILEN<br />
HEILEN<br />
Zum Team um Dr. Torben de la Motte (ganz li.) gehören neben der Koordinatorin<br />
Julia Ramm (unten) Expertinnen aus unterschiedlichen Fachbereichen wie der<br />
Logopädie (li.), der Physio- und der Ergotherapie sowie dem Sozialdienst.<br />
Fotos: Rodigast<br />
Es sind besondere Räume für besondere<br />
Patienten. Gleich im Eingangsflur<br />
des Medizinischen Zentrums für<br />
Menschen mit Behinderungen (MZEB)<br />
fallen die Farbfelder an den Wänden ins<br />
Auge, die den Weg in die geräumigen<br />
Behandlungsräume weisen. Auch hier<br />
tauchen diese Farben wieder auf, geben<br />
ein Gefühl von Vertrautheit. „Die Menschen,<br />
die zu uns kommen, können oft<br />
nicht oder nur erschwert sprechen. Sie<br />
wissen nicht, wo sie sich befinden und<br />
kommen eventuell mit Ängsten in diese<br />
fremde Umgebung“, so Dr. Torben de la<br />
Motte. Der Facharzt für Neurologie leitet<br />
das MZEB, das Teil des Uniklinikums<br />
Jena ist und das einzige Zentrum dieser<br />
Art im Freistaat, das an die universitäre<br />
Medizin angebunden ist.<br />
Erwachsenen mit Behinderungen so<br />
gut wie möglich zu helfen. Das ist<br />
das Anliegen von Dr. de la Motte und<br />
seinem Team, seit das Zentrum vor<br />
einem Jahr den Betrieb aufgenommen<br />
hat. Weil hierbei auch das Wohlfühlen<br />
eine wichtige Rolle spielt, wurde vor der<br />
Eröffnung Ulrich Reimkasten, Künstler<br />
und Professor für Malerei und Textile<br />
Künste der Burg Giebichenstein Kunsthochschule<br />
Halle, mit ins Boot geholt.<br />
Neben der Wandgestaltung hat dieser<br />
für alle Räume Elemente aus farbigem<br />
Filz entworfen, die die Patientinnen und<br />
Patienten zur Beruhigung gern berühren<br />
dürfen.<br />
Komplexe Hilfe bei<br />
komplexen Erkrankungen<br />
Für Kinder und Jugendliche, deren körperliche,<br />
geistige oder seelische Entwicklung<br />
beeinträchtigt ist, existieren<br />
seit den 1990er-Jahren in Deutschland<br />
spezialisierte Einrichtungen. In diesen so<br />
genannten Sozialpädiatrischen Zentren<br />
(SPZ) kümmern sich Experten unterschiedlicher<br />
Fachgebiete gemeinsam um<br />
die besonderen Bedürfnisse der jungen<br />
Patientinnen und Patienten und ihrer<br />
Familien. Doch sie wachsen aus diesen<br />
Strukturen heraus. Für Erwachsene,<br />
Medizinisches Zentrum für Erwachsene<br />
mit Behinderungen (MZEB) in Jena<br />
deren geistige und/oder körperliche<br />
Entwicklung seit der Kindheit gestört ist,<br />
gab es lange Zeit keine vergleichbaren<br />
Strukturen in der medizinischen Versorgung.<br />
„Dabei ist gerade für sie die universitäre<br />
Versorgung besonders wichtig“,<br />
so Professor Otto W. Witte – heute<br />
Medizinischer Vorstand, während der<br />
Vorbereitungszeit des MZEBs noch<br />
Direktor der Klinik für Neurologie am UKJ.<br />
„Darum haben wir lange für eine solche<br />
Einrichtung hier bei uns gekämpft.“<br />
Diese Patientengruppe in einer regulären<br />
Facharztpraxis zu betreuen, sei nicht<br />
überall problemlos möglich. Manchmal<br />
fehlten barrierefreie Zugänge zu den<br />
Praxisräumen, eine spezielle Zusatz-<br />
Ausbildung für die medizinische Versorgung<br />
von Menschen mit Behinderungen<br />
oder schlicht Zeit für ausführliche<br />
Untersuchungen. „Diese Menschen sind<br />
in unserem Gesundheitssystem nicht<br />
überprivilegiert und stehen oft vor großen<br />
Schwierigkeiten“, so Dr. de la Motte.<br />
Erst im Jahr 2015 hat der Gesetzgeber<br />
mit einer Änderung im Sozialgesetzbuch<br />
die Voraussetzungen für die<br />
MZEBs geschaffen. Von der ersten Idee<br />
bis zum fertigen Konzept und schließlich<br />
zur Beantragung der Zulassung<br />
sei einige Zeit verstrichen, so Dr. de la<br />
Motte. Vor allem aber die Suche nach<br />
geeigneten Räumen habe sich als<br />
langwierig herausgestellt. Durch einen<br />
Trägerwechsel fand sich dann aber im<br />
Zentrum für ambulante Rehabilitation<br />
in unmittelbarer Nähe des Klinikums<br />
in Jena-Lobeda ein geeignetes Domizil.<br />
„Der Bedarf ist in jedem Fall da“, sagt<br />
Dr. de la Motte, der bereits zuvor im<br />
Rahmen seiner langjährigen Tätigkeit in<br />
der Epilepsieambulanz am UKJ Patientinnen<br />
und Patienten mit Behinderungen<br />
behandelt hat. Diese kommen aus<br />
ganz Thüringen und den angrenzenden<br />
Bundesländern in das MZEB. Die neuen<br />
Räumlichkeiten mit großem Wartebereich<br />
und drei Behandlungszimmern<br />
– mit Platz für große Rollstühle<br />
und mehrere Begleitpersonen – bieten<br />
dem Neurologen und seinem interdisziplinären<br />
Team nun ausgezeichnete<br />
Behandlungsmöglichkeiten.<br />
„Beim ersten Termin nehmen wir uns<br />
sehr viel Zeit für eine umfassende<br />
Untersuchung, um die oft komplexen<br />
und manchmal auch unklaren Erkrankungen<br />
und Verhaltensstörungen abzuklären“,<br />
so Dr. de la Motte. Zunächst<br />
gehe es darum, sich einen Überblick<br />
zu verschaffen, was in der aktuellen<br />
Situation für den Menschen wichtig<br />
ist. Dank der unmittelbaren Nähe zum<br />
UKJ können für die weitere Abklärung<br />
nahezu alle Fachrichtungen unkompliziert<br />
mit einbezogen werden.<br />
Für jede Patientin und jeden Patienten<br />
erstellen die Experten dann<br />
einen individuellen Therapieplan,<br />
der je nach Bedarf medizinische,<br />
sozialmedizinische, ergotherapeutische,<br />
physiotherapeutische oder<br />
logopädische Aspekte abdeckt. „Unser<br />
Anliegen ist es, dass die Menschen, die<br />
zu uns kommen, die Hilfe erhalten, die<br />
sie benötigen, um ein möglichst selbstbestimmtes<br />
und selbstständiges Leben<br />
zu führen“, so der Neurologe. Das Team<br />
vom MZEB bietet unter anderem eine<br />
psychosoziale und sozialmedizinische<br />
Beratung an, koordiniert die Versorgung<br />
mit Hilfsmitteln und hat sich zum Ziel<br />
gesetzt, die Fähigkeiten zur gesundheitlichen<br />
Selbstvorsorge der Patientinnen<br />
und Patienten langfristig zu stärken.<br />
Anke Schleenvoigt<br />
MZEB im Zentrum<br />
für ambulante<br />
Rehabilitation (ZAR)<br />
Ebereschenstraße 1+3<br />
(2. Obergeschoss)<br />
07747 Jena<br />
Anmeldung und Terminvergabe<br />
03641 9-32 35 00<br />
n-mzeb@med.uni-jena.de<br />
Voraussetzungen für eine Behandlung<br />
im MZEB sind neben einer Überweisung<br />
durch einen Hausarzt oder<br />
niedergelassenen Neurologen, dass<br />
die volljährigen Patienten gesetzlich<br />
versichert sind, ein Grad der Behinderung<br />
ab 70 und mindestens ein Merkzeichen<br />
wie G, aG, H, BI, GI vorliegt<br />
und sie eine komplexe Versorgung<br />
benötigen.<br />
34 01 | 23 01 | 23<br />
35
FORSCHEN<br />
FORSCHEN<br />
Starke Forscherinnen in der Unfallchirurgie<br />
Die Unfallchirurgie und Orthopädie ist eine Männerdomäne – auf der<br />
Assistenzarztebene beträgt der Frauenanteil nur ein Viertel und nimmt<br />
in den weiteren Karrierestufen weiter drastisch ab. Die Mitarbeiterinnen<br />
in der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie<br />
des UKJ stehen ihren Kollegen jedoch in nichts nach: Sie erhielten<br />
gleich dreimal Auszeichnungen für ihre Forschungsleistungen.<br />
Der Wissenschaftspreis der Arbeitsgemeinschaft<br />
für Osteosynthesefragen ging an Dr.<br />
Isabel Graul. Sie ist Kollegiatin im Advanced<br />
Clinician Scientist-Programm des Else Kröner-<br />
Forschungskollegs AntiAge und untersuchte<br />
in einer retrospektiven Studie Patienten, die<br />
eine Hüftprothese erhalten haben. Sie konnte<br />
zeigen, dass bei ihnen in der Folge häufig die<br />
Knochendichte des Kreuzbeins vermindert<br />
ist, was vermehrt zu Frakturen des Kreuzbeins<br />
führt. Der mit 7 500 Euro dotierte Preis<br />
der weltgrößten Fachgesellschaft für Unfallund<br />
orthopädische Chirurgie wurde auf dem<br />
Deutschen Kongresses für Orthopädie und<br />
Unfallchirurgie übergeben.<br />
Ebenfalls auf dem Kongress nahm Prof. Dr.<br />
Britt Wildemann, Leiterin der Arbeitsgruppe<br />
Experimentelle Unfallchirurgie, den mit<br />
10 000 Euro dotierten Preis für klinisch-orthopädische<br />
Forschung der Deutschen Gesellschaft<br />
für Orthopädie und Orthopädische<br />
Chirurgie entgegen. In einem vom Bundesforschungsministerium<br />
geförderten Projekt<br />
konnte durch aufwendige Untersuchungen<br />
die antiinfektive und knocheneinbaufördernde<br />
Eigenschaft für eine neuentwickelte<br />
Oberflächenmodifikation von Implantaten<br />
nachgewiesen werden. Der Nachwuchspreis<br />
ging an Viviane Ständert, Doktorandin und<br />
Erstautorin der Publikation.<br />
Schließlich erhielt die Handchirurgin Dr.<br />
Claudia Schmidt beim Kongress der Deutschen<br />
Gesellschaft für Handchirurgie den 3.<br />
Posterpreis. Gewürdigt wurde ihre Fallstudie<br />
zur Behandlung der Knochenzyste im Unterarm<br />
eines Kindes. Die Zyste konnte durch<br />
gezielten Gefäßverschluss beseitigt werden,<br />
sodass eine Operation, die das künftige Längenwachstum<br />
des Armes schwer beeinträchtigt<br />
hätte, vermieden werden konnte.<br />
Uta von der Gönna<br />
Dr. Isabel Graul<br />
wurde mit dem<br />
Wissenschaftspreis<br />
der AG für<br />
Osteosynthesefragen<br />
ausgezeichnet.<br />
Links im<br />
Bild Prof. Ulrich<br />
Stöckle, rechts<br />
Prof. Dr Richard<br />
Stange.<br />
Foto: AO Trauma<br />
Deutschland<br />
Prof. Britt Wildemann (Mitte) nahm den Preis für klinisch-orthopädische Forschung<br />
der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie entgegen.<br />
Foto: Dr. Kai Borcherding<br />
Dr. Claudia<br />
Schmidt (re.)<br />
wurde ein<br />
Posterpreis von<br />
Dr. Eva-Maria<br />
Baur überreicht.<br />
Foto:<br />
Intercongress/<br />
T. Tanzyna<br />
Besser versorgt im Mutterleib<br />
PETN senkt Risiko für Frühgeburten und Bluthochdruck in der Schwangerschaft<br />
Bei etwa jeder zwanzigsten Schwangeren<br />
ergibt die Ultraschall-Dopplermessung<br />
in der Mitte der Schwangerschaft,<br />
dass Gebärmutter und Plazenta nicht<br />
ausreichend durchblutet werden. Dann<br />
besteht die Gefahr, dass das Kind nicht<br />
ausreichend vom mütterlichen Körper<br />
versorgt wird und sich nicht zeitgerecht<br />
entwickelt. Im schlimmsten Fall kann<br />
das Baby vor der Geburt im Mutterleib<br />
sterben. „Schwangerschaft bedeutet<br />
Gefäßstress“, erklärt Prof. Dr. Tanja<br />
Groten vom UKJ. „Der Mutterkuchen produziert<br />
aktivierende Substanzen, die die<br />
mütterlichen Gefäße oxidativem Stress<br />
aussetzen“, so die Geburtsmedizinerin.<br />
Können die Gefäße den Stress nicht<br />
kompensieren, kann das bei der Mutter<br />
zu erhöhtem Blutdruck oder sogar<br />
zur Präeklampsie führen, die auch als<br />
Schwangerschaftsvergiftung bezeichnet<br />
wird. Dem Kind droht in dieser Situation<br />
eine Mangelversorgung im Mutterleib.<br />
In einer multizentrischen Studie testete<br />
ein Forschungsteam um Tanja Groten,<br />
ob die gefäßschützende Wirkung von<br />
Pentaerythrityltetranitrat (PETN) einer<br />
Mangelversorgung des Ungeborenen<br />
vorbeugen kann. Der seit Jahrzehnten<br />
bei Herzbeschwerden und Bluthochdruck<br />
eingesetzte Wirkstoff PETN<br />
wird im Körper zu dem körpereigenen<br />
Botenstoff Stickstoffmonoxid abgebaut,<br />
der die Gefäße erweitert und somit<br />
die Durchblutung verbessert. Gleichzeitig<br />
hat PETN die besondere Eigenschaft,<br />
die Schutzmechanismen der<br />
Gefäßinnenwand zu stärken. In einer<br />
Pilotstudie vor einigen Jahren hatte<br />
sich PETN nachweislich positiv auf die<br />
Versorgungssituation des Ungeborenen<br />
ausgewirkt.<br />
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
förderte die randomisierte, doppelblinde<br />
und Placebo-kontrollierte<br />
Studie der Jenaer Geburtsmedizin,<br />
an der in 14 Studienzentren über<br />
Prof. Tanja Groten. Foto: Rodigast<br />
300 Frauen mit einem auffälligen<br />
Dopplerbefund teilnahmen. Im August<br />
2017 wurde die erste Patientin eingeschlossen,<br />
das letzte Studienbaby ist<br />
im August 2021 geboren. Unter Leitung<br />
des Studienzentrums am UKJ konnte<br />
damit erstmals in Deutschland eine<br />
interventionelle Studie dieser Qualitätsanforderungen<br />
in der Geburtsmedizin<br />
erfolgreich durchgeführt werden.<br />
Das Hauptaugenmerk der Studie lag auf<br />
der kindlichen Wachstumsverzögerung,<br />
gemessen an deutlichem Untergewicht<br />
bei der Geburt bzw. der Zahl der im<br />
Mutterleib verstorbenen Babys. Die<br />
Ergebnisse in der Gruppe der Patientinnen,<br />
die den Wirkstoff erhalten hatten,<br />
waren jeweils besser als in der Plazebogruppe,<br />
jedoch waren die Unterschiede<br />
nicht statistisch relevant. Deutlichere<br />
Vorteile zeigten sich in Bezug auf<br />
die Frühgeburtlichkeit und<br />
den mütterlichen Blutdruck: Während<br />
knapp zwei Drittel der Babys in der<br />
PETN-Gruppe reif geboren wurden,<br />
kamen in der Plazebogruppe mehr als<br />
die Hälfte zu früh auf die Welt. Über 36<br />
Prozent der Mütter in der Plazebogruppe<br />
entwickelten einen Bluthochdruck, fast<br />
jede dritte eine Präeklampsie. Unter<br />
den Frauen, die den Wirkstoff erhalten<br />
hatten, litten nur knapp 24 Prozent an zu<br />
hohem Blutdruck und etwa jede fünfte<br />
an Präeklampsie. Studienleiterin Tanja<br />
Groten ordnet das Ergebnis ein: „Wir<br />
konnten zeigen, dass der Einsatz von<br />
PETN sicher ist für die Mütter und für<br />
die Kinder. Auch wenn das Studienergebnis<br />
nicht für eine klare Empfehlung<br />
ausreicht, sollte PETN gerade bei Patientinnen<br />
mit einem deutlich erhöhten<br />
Risiko für eine Minderversorgung des<br />
Ungeborenen als Sekundärprophylaxe<br />
in Betracht gezogen werden.“ Die im Vergleich<br />
zur Vorstudie weniger deutliche<br />
Wirkung gegen die Mangelversorgung<br />
könnte in der Einnahme von Aspirin<br />
(ASS) begründet sein. ASS wird seit 2018<br />
Patientinnen mit Risiko für eine Funktionsstörung<br />
der Plazenta empfohlen,<br />
um einer Präeklampsie vorzubeugen. 30<br />
Prozent der Frauen im Studienkollektiv<br />
haben ASS eingenommen. Dadurch<br />
könnte der Effekt von PETN geringer<br />
ausgeprägt sein, und es hätte<br />
der Behandlung einer größeren<br />
Gruppe von werdenden Müttern<br />
bedurft, um einen statistisch<br />
relevanten Effekt zu erzielen.<br />
Uta von der Gönna<br />
KONTAKT<br />
Klinik für Geburtsmedizin<br />
Prof. Dr. Tanja Groten<br />
Tanja.Groten@med.uni-jena.de<br />
36 01 | 23 01 | 23<br />
37
LEHREN<br />
LEHREN<br />
Via Smartphone durch die Knochen reisen<br />
Medizinstudierende mithilfe einer App für die Rheumatologie begeistern<br />
Den echten Patientenkontakt kann im Medizinstudium zwar<br />
nichts ersetzen. Neue Einblicke in und ein besseres Verständnis<br />
für Krankheitsbilder erlangen können Medizinstudierende<br />
am UKJ aber auch mit virtuellen Patienten: mithilfe der App<br />
„Augmented Rheumality“, die PD Dr. Alexander Pfeil, Oberarzt<br />
in der Klinik für Innere Medizin III (Direktor: Prof. Dr.<br />
Gunter Wolf, MHBA) erstmalig im studentischen Unterricht<br />
eingesetzt hat. Entwickelt wurde die App in Kooperation mit<br />
den rheumatologischen Universitätskliniken Erlangen und<br />
Gießen / Bad Nauheim. In der App werden reale Patienten mit<br />
echten rheumatologischen Krankheitsbildern zu virtuellen<br />
Avataren und ermöglichen den Studierenden eine Zeitreise<br />
durch Knochen und Gelenke. Das Konzept der Augmented<br />
Reality, also der erweiterten Realität, auf die Rheumatologie-<br />
Lehre anzuwenden, macht das UKJ bislang als erstes Uniklinikum<br />
weltweit. Rheumatologe Pfeil geht neue Wege, um den<br />
medizinischen Nachwuchs für sein Fachgebiet zu begeistern.<br />
„In der Rheumatologie hat sich in den vergangenen Jahren<br />
unheimlich viel entwickelt. Das kann die ,Augmented Rheumality‘<br />
den Studierenden ganz hervorragend zeigen“, sagt er.<br />
Sobald die Studierenden die App auf ihrem Smartphone<br />
starten, befinden sie sich in der Augmented Rheumality. Drei<br />
Patienten erscheinen auf dem Bildschirm, jeder und jede mit<br />
seiner rheumatologischen Krankengeschichte – darunter die<br />
Rheumatoide Arthritis. Dafür steht Avatar Brigitte, 50 Jahre alt.<br />
Ihre Krankenakte erscheint auf dem Bildschirm. 2013 stellt sie<br />
sich erstmals mit geschwollenen Gelenken in der Klinik vor. Die<br />
Studierenden können Brigittes Röntgen- und hochauflösende<br />
CT-Aufnahmen der Fingergelenke sehen. Aber eben nicht nur<br />
als Bildaufnahme, wie sie aus der Radiologie üblich sind,<br />
sondern als dreidimensionales<br />
Modell. Die angehenden Medizinerinnen<br />
und Mediziner können<br />
nun in die Knochen und Gelenke<br />
von Avatar Brigitte zoomen, sie<br />
schwenken und aus jedem Winkel<br />
betrachten. Und sie können – und<br />
das macht die Anwendung besonders<br />
lehrreich – dabei den Krankheitsverlauf<br />
und die Wirkung<br />
unterschiedlicher Medikamente<br />
vergleichen. Wo zu Beginn der<br />
Erkrankung noch größere Erosionen<br />
in Patientin Brigittes Gelenken<br />
zu sehen sind, haben diese<br />
sich deutlich gebessert, nachdem<br />
Brigitte eine innovative Basistherapie<br />
gegen ihre Rheumatoide<br />
Arthritis erhalten hat. Real sichtbar zu machen, wie sich die<br />
Erkrankung und erfolgreiche Behandlung bei der Patientin<br />
tatsächlich abgespielt hat, schafft die Augmented Rheumality.<br />
„Dieser besondere Einblick ins Innere zeigt unseren Studierenden<br />
auf, warum es so wichtig ist, Patienten frühzeitig und<br />
mit den richtigen Medikamenten zu behandeln“, erklärt Pfeil.<br />
Und noch einen Vorteil bringt die Smartphone-Anwendung:<br />
Die Studierenden können sie auch zuhause nutzen und somit<br />
ihr erlerntes Wissen selbstständig vertiefen.<br />
Erstmals angewendet wurde das neue digitale Lehrverfahren<br />
im Sommersemester beim sogenannten Rheumatologiepraktikum<br />
im achten Fachsemester der Humanmedizin. Die<br />
Entwicklung und Anwendung der „Augmented Rheumality“ ist<br />
vor allem der Corona-Pandemie geschuldet. Die machte es<br />
noch schwieriger als ohnehin schon, reale Patienten für den<br />
Unterricht zu gewinnen. Denn der Aufwand ist groß, geeignete<br />
Patienten mit unterschiedlichen rheumatologischen Krankheitsbildern<br />
zu finden, die Zeit haben und bereit sind, auch<br />
längere Anfahrtszeiten auf sich zu nehmen. Die App macht<br />
die virtuellen Patienten dauerhaft verfügbar. „Eine riesige<br />
Erleichterung“, findet Pfeil. Daher wird das Lehrkonzept<br />
auch über Corona hinaus Bestand haben. Zumal die Augmented<br />
Rheumality bei den Studierenden auch hervorragend<br />
ankommt: Mehr als 80 Prozent der Studierenden bewerteten<br />
die Augmented Rheumality mit acht bis zehn von möglichen<br />
zehn Punkten. Vor allem aber haben 99 Prozent der Studierenden<br />
angegeben, dass ihnen die Rheumality ein besseres<br />
Erkrankungsverständnis verschafft hat und 90 Prozent, dass<br />
die Anwendung ihr Wissen über die rheumatologischen<br />
Krankheitsbilder erweitert hat. Pfeil und seine Kooperationspartner<br />
planen daher, die<br />
App um andere rheumatologische<br />
Erkrankungen zu erweitern.<br />
„Dann wird zum Beispiel auch der<br />
Blick in Organe und Gefäße statt<br />
nur Knochen und Gelenken möglich<br />
sein. Denn Rheuma betrifft<br />
bei Weitem nicht nur Gelenke,<br />
sondern kann nahezu jedes<br />
Organ betreffen.“<br />
Katrin Bogner<br />
Mit der „Augmented Rheumality“<br />
können Studierende der<br />
Humanmedizin eine Zeitreise<br />
durch die Knochen und Gelenke<br />
von echten Rheumapatienten<br />
unternehmen. Foto: Schleenvoigt<br />
Anatomie als translationales Fach<br />
in Lehre und Forschung<br />
Prof. Dr. Dr. Tobias Lange zum neuen Anatomieprofessor ernannt<br />
Prof. Dr. Dr. Tobias Lange ist neuer<br />
Anatomieprofessor in Jena.<br />
Foto: Szabó<br />
Das Bild von Studierenden in der Anatomievorlesung<br />
oder im Präparierkurs<br />
steht häufig symbolisch für das Thema<br />
Medizinstudium, weil die Anatomie als<br />
das zentrale Grundlagenfach in der<br />
ärztlichen Ausbildung gilt. Gleich in den<br />
ersten Semestern vermittelt es Aufbau<br />
und Struktur der Organe und Gewebe im<br />
menschlichen Körper. „Zugleich geben<br />
wir den Studierenden mit einem systematisch<br />
aufgebauten Anatomieunterricht<br />
eine wichtige Orientierung, die vor<br />
allem im ersten Studienabschnitt, aber<br />
auch später noch sehr hilfreich ist“, so<br />
Prof. Dr. Dr. Tobias Lange. Der 38-jährige<br />
Anatom ist zum W3-Professor an der<br />
Friedrich-Schiller-Universität ernannt<br />
worden und gleichzeitig zum Direktor<br />
des Instituts für Anatomie I am UKJ.<br />
Er bringt von der Universität Hamburg<br />
vielfältige Lehrerfahrungen sowohl im<br />
Regelstudiengang als auch im Modellstudiengang<br />
Medizin mit, die er in der<br />
Weiterentwicklung der anatomischen<br />
Lehre in Jena einbringen möchte.<br />
Den klassischen Präparationskurs sieht<br />
er als einen wichtigen Bestandteil<br />
davon an, der durch digitale Angebote<br />
wie zum Beispiel virtuelle 3D-Modelle<br />
sinnvoll ergänzt, aber nicht komplett<br />
ersetzt werden kann. Tobias Lange: „Die<br />
Studierenden lernen hier ja nicht nur<br />
Lage und Beschaffenheit von anatomischen<br />
Strukturen, sondern erfahren<br />
insbesondere die Individualität der<br />
Körperspender. Dieses Wissen um die<br />
menschliche Individualität ist später<br />
eine wichtige Grundlage ärztlichen<br />
Handelns.“ Ebenso möchte Prof. Lange<br />
durch die Vermittlung ausgewählter<br />
anatomischer Lehrinhalte im Zusammenhang<br />
klinischer Themen zu einer<br />
besseren Verzahnung der Fächer im<br />
Studienverlauf beitragen.<br />
Im Mittelpunkt der Forschungsarbeit<br />
von Tobias Lange stehen weniger<br />
klassisch anatomische Themen: Er<br />
beschäftigt sich mit der Zellbiologie<br />
solider Tumoren und studiert die<br />
Mechanismen der Metastasierung. „Wir<br />
interessieren uns für die Bedingungen,<br />
unter denen sich Krebszellen von<br />
einem Tumor spontan ablösen können<br />
und unter welchen Voraussetzungen<br />
sie sich an andere Gewebe anheften<br />
können, um dort neue Tumorstrukturen<br />
aufzubauen“, so Prof. Lange.<br />
Weil solche komplexen Mechanismen<br />
derzeit nur im gesamten Organismus<br />
beobachtet werden können, forscht<br />
seine Arbeitsgruppe auch an Mäusen<br />
mit humanen Tumoren. Im Rahmen<br />
eines DFG-Schwerpunktprogrammes<br />
untersucht sie beispielsweise, wie<br />
Prostatakarzinomzellen Knochenmetastasen<br />
entwickeln. Diese Grundlagenforschung<br />
mit konkretem klinischen<br />
Anwendungspotential fügt sich bestens<br />
in das wissenschaftliche Programm des<br />
onkologischen Spitzenzentrums, das<br />
die Unikliniken in Leipzig und Jena in<br />
Mitteldeutschland etablieren.<br />
Tobias Lange stammt aus Brandenburg<br />
und hat in Hamburg studiert. In seiner<br />
medizinischen Doktorarbeit untersuchte<br />
er die Entzündungsreaktion auf<br />
Knochenersatzpartikel. Ein naturwissenschaftliches<br />
Aufbaustudium schloss<br />
er mit einer Promotion über die spontane<br />
Metastasierung von Prostatakarzinomzellen<br />
ab. Am Universitätsklinikum<br />
Hamburg-Eppendorf absolvierte er die<br />
Ausbildung zum Facharzt für Anatomie.<br />
Nach einer Juniorprofessur für Translationale<br />
Krebsforschung am Zentrum<br />
für Experimentelle Medizin hatte er<br />
zuletzt eine W2-Professur für Anatomie<br />
in Hamburg inne.<br />
An seinem neuen Jenaer Institut richtet<br />
Professor Lange nun die Labore für die<br />
Fortführung seiner Forschungsarbeiten<br />
ein und arbeitet mit dem gut eingespielten<br />
Lehrteam an der Vorbereitung<br />
des neuen Semesters.<br />
Uta von der Gönna<br />
KONTAKT<br />
Prof. Dr. Dr. Tobias Lange<br />
Institut für Anatomie I<br />
03641 9-39 61 00<br />
Tobias.Lange@med.uni-jena.de<br />
38 01 | 23 01 | 23<br />
39
HINTER DEN KULISSEN<br />
Den Energieverbrauch<br />
nie aus dem Blick lassen<br />
Was ein Energiebeauftragter in einem Klinikum tut<br />
Ein Krankenhaus verbraucht so viel Energie<br />
wie eine Kleinstadt, sagt man. Stimmt<br />
schon. Das UKJ verbrauchte 2021 37,04<br />
Gigawatt Strom, 35,11 Gigawatt Wärme<br />
und 8,51 Gigawatt Gas. Das entspricht<br />
laut einem Statistik-Portal dem Pro-<br />
Kopf-Stromverbrauch von rund 4 450 Einwohnern<br />
– also einem Ort von der Größe<br />
wie Wasungen im Südwesten Thüringens.<br />
Natürlich hat das Klinikum bei Weitem<br />
nicht die Größe einer Kleinstadt, aber: Als<br />
Klinikum der Supramaximalversorgung<br />
läuft das UKJ rund um die Uhr, 24/7, 365<br />
Tage im Jahr. Tagsüber befinden sich hier<br />
rund 3 800 Menschen, nachts immerhin<br />
noch mehr als 1 300. Die medizinischen<br />
Geräte in der Nacht mal eben auf<br />
Standby schalten – geht nicht. Die Heizung<br />
runterfahren und Patienten stattdessen<br />
in Decken wickeln – geht nicht.<br />
Einen Nuklearbeschleuniger gibt es auch<br />
nicht wirklich in Energieeffizienzklasse<br />
A+++. Die bestmögliche Versorgung der<br />
Patienten steht ganz klar an erster Stelle.<br />
Und dennoch kann und muss auch ein<br />
riesiges Klinikum wie das UKJ seinen<br />
Energieverbrauch im Blick haben. Der<br />
Mann genau dafür ist Ralf Kärger, seit<br />
2014 Energiebeauftragter am UKJ.<br />
Wobei: Energiebeauftragter ist nicht<br />
sein Haupt- beziehungsweise einziges<br />
Aufgabengebiet – eigentlich ist er am UKJ<br />
zuständig fürs Vertrags- und Gewährleistungsmanagement<br />
im Geschäftsbereich<br />
Betreibung und Beschaffung, in<br />
der Abteilung Bau- und Gebäudetechnik.<br />
Energiebeauftragter ist aber durchaus<br />
eine Aufgabe, die Ralf Kärger am Herzen<br />
liegt. Und das nicht erst, seit überall auf<br />
der Welt nach Energiesparmaßnahmen<br />
gerufen wird. Bereits 2008 übernahm<br />
er das Energiecontrolling sowie den<br />
Energieeinkauf am UKJ und bildete sich<br />
zum Energie-Auditor weiter. Insofern<br />
war er schon vor seiner offiziellen<br />
Ernennung so etwas wie der designierte<br />
Energiebeauftragte.<br />
Ein Teil seines Jobs ist es, den Energieverbrauch<br />
laufend zu überwachen und<br />
regelmäßig darüber zu berichten. So<br />
kann er Ausreißer im Energieverbrauch<br />
und ineffiziente Energieverbraucher<br />
ebenso erkennen wie Energiesparpotentiale.<br />
Werden Ausreißer oder defekte<br />
Anlagen und Geräte entdeckt, gilt es,<br />
zusammen mit den Fachbereichen der<br />
Abteilung Bau- und Gebäudetechnik<br />
zu handeln – was auch bedeuten kann,<br />
dass Geräte und ganze Anlagen ausgetauscht<br />
werden müssen.<br />
Der Energiebericht ist ein sehr nützliches<br />
Machwerk, das – in Zusammenarbeit<br />
mit den beteiligten Fachbereichen – zu<br />
konkreten mittelfristigen Energieeinsparmaßnahmen<br />
am UKJ führt. Aber wo<br />
kann ein so großes Klinikum wie das UKJ<br />
sinnvoll Energie sparen und nachhaltig<br />
haushalten? Da ist Ralf Kärgers Energieeinsparspürsinn<br />
gefragt! Und der ist vor<br />
allem eins: vernünftig.<br />
„Die größten Energieverbraucher am<br />
Klinikum sind die Gebäudeinfrastruktur<br />
selber und die Klima- und Lüftungsanlagen,<br />
so dass hier natürlich<br />
auch die größten Einsparpotentiale<br />
liegen“, so Ralf Kärger. Da er seit jeher<br />
Energiesparprozesse begleitet, spielt<br />
natürlich auch bei allen Klinikneubauten<br />
Energieeffizienz eine Rolle, selbstverständlich<br />
auch im Klinikneubau<br />
A5: die Bausubstanz, aber auch die<br />
eingesetzte energieeffiziente Technik<br />
fürs Heizen und Lüften entspricht<br />
neuesten Standards.<br />
So lässt sich beispielsweise die<br />
Anlagentechnik am Klinikum optimieren<br />
beziehungsweise regulieren: „In Räumen<br />
mit Patientenversorgung müssen<br />
natürlich gewisse Temperaturen eingehalten<br />
werden. Das hat ja auch Hygieneund<br />
Sicherheitsaspekte“, erklärt Kärger.<br />
„Auch in Forschungsbereichen müssen<br />
Als Energiebeauftragter am UKJ hat<br />
Ralf Kärger den Energieverbrauch des<br />
Universitätsklinikums Jena genau im Blick.<br />
Wenn er Ausreißer im Energieverbrauch<br />
entdeckt oder defekte Anlagen und<br />
Geräte, kümmert er sich darum, dass diese<br />
ausgetauscht werden. Er begleitet die<br />
Energiesparprozesse in den bestehenden<br />
Klinikgebäuden, aber auch im Neubau<br />
A5, wo die allerneuste Technik fürs<br />
Heizen und Lüften zum Einsatz kommt.<br />
Fotos: Szabó / Bogner<br />
bei empfindlichen Geräten wie Hochleistungsmikroskopen<br />
stabile klimatische<br />
Bedingungen eingehalten werden,<br />
sonst funktionieren sie nicht richtig“,<br />
erklärt Kärger, der unter anderem auch<br />
für die Wartung und Reparatur von<br />
Laborgeräten zuständig ist. Ansonsten<br />
wird die Heizung an den verschiedenen<br />
Standorten im Wesentlichen zentral<br />
über die Gebäudeleittechnik geregelt<br />
und nachts die Temperatur abgesenkt.<br />
So kann Heizenergie gespart werden,<br />
wo es möglich ist, zum Beispiel in<br />
Büro- und Seminarräumen, Hörsälen,<br />
Fluren und Treppen – und ohne, dass<br />
alle frieren müssen.<br />
Überhaupt sind energieeffizientes<br />
Heizen und Kühlen der Luftmengen<br />
innerhalb des Hauses das A und O<br />
in Sachen Energiesparen. „Wir haben<br />
viele sogenannte innere Wärmelasten<br />
beispielsweise durch Untersuchungsund<br />
Behandlungsgeräte, Server, die aus<br />
dem Gebäude abtransportiert werden<br />
müssen“, erklärt Ralf Kärger. „Eine<br />
effiziente Wärmerückgewinnung hilft<br />
hier, Energie einzusparen.“ Am UKJ gibt<br />
es dafür Wärmerückgewinnungsanlagen.<br />
Die nutzen die warme Innenluft,<br />
um die einströmende kalte Frischluft<br />
vorzuwärmen. Das senkt den Bedarf an<br />
Primärenergie am Klinikum deutlich.<br />
Ein weiteres Einsparprojekt: die Optimierung<br />
der Dampfversorgung: „Das<br />
UKJ braucht Reindampf für die Sterilisation<br />
von OP-Instrumenten und für<br />
die Befeuchtung der Zuluft in die OP-<br />
Säle und Intensivstationen“, so Kärger.<br />
Dafür wurden im vergangenen Jahr die<br />
alten Dampfkessel durch vier neue<br />
Schnelldampferzeuger ausgetauscht.<br />
Die silbern glänzenden Kessel können<br />
nun vor allem bedarfsgerecht Dampf<br />
erzeugen. „Das heißt, sie erzeugen<br />
nur Dampf, wenn dieser tatsächlich<br />
gebraucht wird.“<br />
Ansonsten gibt es größere und kleinere<br />
Maßnahmen. Manche Dinge, wie die<br />
Beleuchtung – wo möglich – Stück für<br />
Stück durch LED-Leuchten zu ersetzen<br />
oder wassersparende Armaturen und<br />
Spülkästen einzusetzen, kennt man<br />
möglicherweise von Zuhause. „Wir achten<br />
aber darauf, wann der Austausch<br />
sinnvoll ist und wo die Grenzen liegen“,<br />
erklärt Ralf Kärger. Und: Bei Ausschreibungen<br />
für Geräte und Anlagen ist die<br />
Energieeffizienzklasse ein Kriterium.<br />
Energie effizient zu nutzen, das ist das<br />
Stichwort. Selbstverständlich achtet<br />
Kärger auch privat darauf. Energie<br />
sparen gelinge zum Beispiel durch<br />
effizientes Heizen, durch das Einstellen<br />
von Heizzeiten, das Entlüften von<br />
Heizungsanlagen, den hydraulischen<br />
Abgleich der Heizungsanlage und das<br />
Absenken der Temperatur nachts. „Da<br />
reicht es oft, den gesunden Menschenverstand<br />
einzusetzen“, findet er. Am UKJ<br />
wird er mit diesem sicher auch noch<br />
weitere Sparpotentiale aufspüren.<br />
Katrin Bogner<br />
40 01 | 23 01 | 23<br />
41
KURZ UND KNAPP<br />
Onkologie-Experte erhält „John Goldman Prize“<br />
Prof. Andreas Hochhaus, Direktor der<br />
Klinik für Innere Medizin II, wurde<br />
durch die Internationale Chronische<br />
Myeloische Leukämie Stiftung<br />
(iCMLf) für sein unermüdliches Engagement<br />
und seine Verdienste bei der<br />
Erforschung und Behandlung dieser<br />
Erkrankung mit dem renommierten<br />
„John Goldman Prize“ ausgezeichnet.<br />
Die chronische myeloische Leukämie<br />
ist eine bösartige Erkrankung der<br />
Knochenmarkstammzellen mit einem<br />
langsamen Verlauf. Charakteristisch<br />
ist eine Vermehrung weißer Blutkörperchen<br />
mit begleitender Vergrößerung<br />
der Milz. Komplikationen der<br />
Erkrankung können zum Beispiel<br />
Blutgerinnsel, Gefäßverschlüsse<br />
oder der Übergang in eine akute<br />
Leukämie sein. Die CML ist mit einer<br />
charakteristischen erworbenen Veränderung<br />
des Erbmaterials verbunden,<br />
dem Philadelphia-Chromosom.<br />
Die biochemischen Folgen können<br />
mit bestimmten Medikamenten<br />
gehemmt werden. Dies führt zur Normalisierung<br />
des Blutbildes verbunden<br />
mit einer guten Lebensqualität.<br />
Die Optimierung der medikamentösen<br />
Therapie und der molekularen<br />
Verlaufskontrolle sind Bereiche, auf<br />
denen Prof. Hochhaus forscht und er<br />
lässt seine Ergebnisse aus klinischen<br />
Studien direkt in die Behandlung von<br />
Patienten am UKJ einfließen. Er leitet<br />
die deutsche CMLStudiengruppe<br />
und die Deutsche CML-Allianz. Seine<br />
Expertise findet sich aber auch in<br />
den verschiedenen nationalen und<br />
internationalen Leitlinien wieder.<br />
„Die Auszeichnung ist eine große<br />
Anerkennung für jahrzehntelange<br />
Teamarbeit in Klinik und Labor“,<br />
so Professor Hochhaus. „Der<br />
Namensgeber des Preises, Prof.<br />
John Goldman, hat mich unterstützt<br />
und meinen Lebensweg nachhaltig<br />
beeinflusst.“<br />
(kh)<br />
Wahl zum Präsidenten der Deutschen Transplantationsgesellschaft<br />
Prof. Dr. med. Utz Settmacher,<br />
Direktor der Klinik für Allgemein-,<br />
Viszeral- und Gefäßchirurgie, wurde<br />
zum Präsidenten der Deutschen<br />
Transplantationsgesellschaft e.V.<br />
(DTG) gewählt. Settmacher ist<br />
Spezialist für die Transplantation<br />
von Bauchorganen und führt in<br />
Jena eines der leistungsstärksten<br />
Zentren in Deutschland, wenn es<br />
um die Leberlebendspende und<br />
-transplantation bei erwachsenen<br />
Patienten geht. Das Zentrum am<br />
UKJ ist auf die Transplantation von<br />
Leber, Pankreas - allein sowie der<br />
gleichzeitigen Transplantation von<br />
mehr Organen spezialisiert.<br />
„Viele unserer Patienten haben<br />
zum Zeitpunkt der Transplantation<br />
meist einen langen Leidensweg<br />
hinter sich, weil die Erkrankung<br />
Foto: Schroll<br />
beziehungsweise das Organversagen<br />
sie stark in ihrer Gesundheit und<br />
Lebensqualität beeinträchtigt und<br />
sie oft sehr lange auf ein passendes<br />
Spenderorgan warten müssen,“ so<br />
Utz Settmacher. „Aus diesem Grund<br />
ist es mir eine Ehre, mich auch als<br />
Präsident der Fachgesellschaft<br />
besonders dafür einzusetzen, die<br />
Organspende und Transplantation<br />
zu entwickeln und fördern. So gilt<br />
es insbesondere junge Kollegen<br />
für diese Hochleistungsmedizin zu<br />
begeistern.“ Unter anderem wird<br />
dieses Jahr im Oktober auch in Jena<br />
das erste Mal die Jahrestagung der<br />
DTG zum Erfahrungsaustausch von<br />
Ärzten und Pflegenden stattfinden.<br />
Die Gesellschaft, deren Präsident<br />
Settmacher nun ist, versteht sich<br />
als kompetenter Ansprechpartner<br />
in allen Fragen der Transplantationsmedizin,<br />
immer mit dem Ziel,<br />
die wissenschaftliche Entwicklung<br />
dieser medizinischen Fachrichtung<br />
zu fördern, klinische Organtransplantationen<br />
zu ermöglichen und die<br />
Transplantationserfolge langfristig<br />
und zum Wohle der Patienten nachhaltig<br />
zu verbessern. (kh)<br />
Zum Präsidenten der Paul-<br />
Ehrlich-Gesellschaft gewählt<br />
Foto: Schroll<br />
Prof. Mathias Pletz, Direktor des Instituts für Infektionsmedizin<br />
und Krankenhaushygiene, wurde<br />
zum Präsidenten der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für<br />
Infektionstherapie e.V. gewählt – eine renommierte<br />
wissenschaftliche Plattform, die seit 1967 den interdisziplinären<br />
Austausch zu Forschung und optimalem<br />
Einsatz anti-infektiver Substanzen fördert und<br />
Herausgeber verschiedener Behandlungsleitlinien<br />
für Infektionskrankheiten ist. Diese Leitlinien unterstützen<br />
Ärzte im niedergelassenen Bereich sowie in<br />
Krankenhäusern oder weiteren Einrichtungen in ihrer<br />
täglichen Arbeit und im Umgang mit Antibiotika. Sie<br />
stellen umfangreiches Wissen zu den Antibiotikaresistenzen<br />
zusammen, bewerten und beschreiben<br />
das derzeitige Vorgehen der Wahl – immer im Blick:<br />
das Wohl der Patienten.<br />
Prof. Pletz war zuvor bereits langjähriges Vorstandsmitglied<br />
und übernimmt nun den Posten des Präsidenten<br />
von Prof. Christian Bogdan, Direktor des<br />
Instituts für Mikrobiologie des Universitätsklinikums<br />
in Erlangen, bis 2024. „Ich freue mich über das in<br />
mich gesetzte Vertrauen und die damit verbundenen<br />
Gestaltungsmöglichkeiten“, so Prof. Pletz. „Die Pandemie<br />
hat gezeigt, welche Rolle Infektionen auch in<br />
modernen Industrienationen spielen. Allerdings gibt<br />
es zu wenig Expertise – in Deutschland wurde zum<br />
Beispiel erst 2020 ein entsprechender Facharzttitel<br />
für Infektionsmedizin eingeführt.“ Als Direktor und<br />
Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie mit<br />
den Zusatzbezeichnungen „Klinische Infektiologie<br />
und Krankenhaushygiene“ bringt Prof. Pletz nun<br />
seine ganze Expertise in die Weiterentwicklung der<br />
Gesellschaft ein.<br />
(kh)<br />
Buch Liebe<br />
Jenaer<br />
Universitätsbuchhandlung<br />
Thalia<br />
Neue Mitte Jena«<br />
Leutragraben 1 · 07743 Jena<br />
Tel. 03641 4546-0<br />
E-Mail: thalia.jenaneuemitte@thalia.de<br />
42 01 | 23
KURZ UND KNAPP<br />
KURZ UND KNAPP<br />
UKJ weiterhin in Thüringen die Nr. 1<br />
Universitätsklinikum Jena gehört zu Top-Kliniken in Deutschland<br />
Was ist das?<br />
Erkennen Sie, was auf diesem Foto<br />
zu sehen ist?<br />
Schreiben Sie uns Ihre Antwort (unbedingt<br />
mit Angabe Ihrer Postadresse)<br />
bis zum 15. März 2022 an die Redaktion<br />
<strong>Klinikmagazin</strong>, Kastanienstraße 1,<br />
07747 Jena oder per Mail an presse@<br />
med.uni-jena.de. Unter den Einsendern<br />
mit der richtigen Antwort verlosen wir<br />
unter Ausschluss des Rechtswegs einen<br />
Büchergutschein im Wert von 40 Euro<br />
sowie drei Büchergutscheine im Wert<br />
von je zehn Euro, die von der Jenaer<br />
Universitätsbuchhandlung gesponsert<br />
werden.<br />
Auflösung<br />
In Heft 141 suchten wir:<br />
Modell des Innenohres<br />
Patienten sind am Universitätsklinikum<br />
Jena in besten Händen – das<br />
bestätigt das Nachrichtenmagazin<br />
„Focus Gesundheit“ erneut in der<br />
Klinikliste <strong>2023</strong>. Das Jenaer Uniklinikum<br />
wird in 29 Fachbereichen<br />
empfohlen.<br />
Im Thüringer Ranking belegt das UKJ<br />
weiterhin Platz 1. „Wir freuen uns<br />
sehr, dass wir auch in diesem Jahr<br />
wieder eine sehr gute Platzierung in<br />
der Klinikliste einnehmen “, so Prof.<br />
Dr. Otto W. Witte, Medizinischer Vorstand<br />
am UKJ. „Diese Empfehlungen<br />
bestätigen einerseits die exzellente<br />
Qualität unserer medizinischen<br />
Versorgung, andererseits vor dem<br />
Hintergrund der vielen empfohlenen<br />
Fachbereiche und Spezialisierungen<br />
unsere Position als einziger Supramaximalversorger<br />
in Thüringen.“<br />
Die Focus Klinikliste vergleicht nicht<br />
nur Gesamtkliniken miteinander, sondern<br />
spricht auch Empfehlungen für<br />
einzelne Behandlungsschwerpunkte<br />
aus. Allein in zehn Fachbereichen<br />
wird das UKJ als einzige Klinik thüringenweit<br />
empfohlen: von Risikogeburt<br />
und Pränataldiagnostik und<br />
Gynäkologische Onkologie über Haut,<br />
Angst- und Zwangsstörungen bis hin<br />
zu Gefäßchirurgie, Zahnkliniken, Lymphomen<br />
und Leukämie. Generell ist<br />
das UKJ bei den Empfehlungen breit<br />
aufgestellt: Denn auch die Experten<br />
für Krebserkrankungen bei Brustkrebs,<br />
Darmkrebs und Prostatakrebs<br />
sowie die Spezialisten in den Bereichen<br />
Herzchirurgie und Kardiologie<br />
werden vom Gesundheitsmagazin<br />
empfohlen. Die Jenaer Neurologen<br />
erhalten bei der Versorgung von<br />
Patienten mit Multipler Sklerose,<br />
Foto: Widmann<br />
Parkinson und Schlaganfall sehr<br />
gute Bewertungen. Zudem zählt<br />
das UKJ auch in den Fachbereichen<br />
Augenheilkunde, Akutgeriatrie sowie<br />
Kinderchirurgie, Gallenchirurgie,<br />
Wirbelsäulenchirurgie und Strahlentherapie<br />
zu Deutschlands „Top<br />
Kliniken“.<br />
Für die bundesweite Klinikliste des<br />
Nachrichtenmagazins Focus wertet<br />
das unabhängige Meinungsforschungsinstitut<br />
FactField neben den<br />
strukturierten Qualitätsberichten<br />
der Kliniken auch umfangreiche<br />
Fragebögen zu den Krankenhäusern<br />
aus. Insgesamt 14 346 Kliniken wurden<br />
in die Recherche eingeschlossen,<br />
1 762 erhielten eine Empfehlung.<br />
Außerdem fließen die Bewertungen<br />
von etwa 15 000 Fach- und Hausärzten<br />
in das Klinikranking ein. (ane)<br />
Gewinner des 40-Euro-Gutscheins:<br />
Nane Schüßler<br />
Gewinner der 10-Euro-Gutscheine:<br />
Sarah Müller-Michele,<br />
Hannelore Reiher, Dorit Schiecke<br />
Impressum<br />
Ausgabe: 1|<strong>2023</strong>, Nummer 142<br />
Herausgeber:<br />
V.i.S.d.P.:<br />
Redaktionsleitung:<br />
Redaktionsteam:<br />
Layout:<br />
Auflage:<br />
Universitätsklinikum Jena | Kastanienstraße 1 | 07747 Jena<br />
UKJ Förderverein | Am Klinikum 1 | 07747 Jena<br />
Annett Lott, Stabsstelle Unternehmenskommunikation<br />
Anke Schleenvoigt<br />
Katrin Bogner (kbo), Dr. Uta von der Gönna (vdG), Kristina Holtzsch (kh), Annett Lott (ane),<br />
Anke Schleenvoigt (as)<br />
Klinisches Medienzentrum des Universitätsklinikums Jena<br />
7 000 Exemplare<br />
Erscheinungsweise: 4 Ausgaben pro Jahr / Die nächste Ausgabe erscheint im April <strong>2023</strong><br />
Kontakt:<br />
03641 9-39 11 81, E-Mail: presse@med.uni-jena.de<br />
Bild: Tatiana Shepeleva - stock.adobe.com<br />
Wenn aus Gründen der besseren Lesbarkeit im Text die männliche Form gewählt wurde, beziehen sich die Angaben auf Angehörige<br />
beider Geschlechter. Nachdruck von Inhalten nur mit Genehmigung der Unternehmenskommunikation des Universitätsklinikums Jena<br />
(UKJ) gestattet.<br />
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TERMINE & KONTAKTE<br />
TERMINE & KONTAKTE<br />
Veranstaltungen Januar bis März <strong>2023</strong><br />
Wegweiser für Patienten<br />
GEBURTSVORBEREITUNGSKURSE<br />
Der Kompaktpaarkurs zur Geburtsvorbereitung vermittelt die wesentlichen<br />
Abläufe und Informationen rund um die Geburt und möchte werdenden<br />
Eltern Sicherheit für die bevorstehende Geburt geben.<br />
Jeweils Dienstag: 17.00 bis 20.00 Uhr und Mittwoch: 16.00 bis 20.30 Uhr<br />
Die genauen Termine und Anmeldung unter:<br />
geburtsvorbereitung@med.uni-jena.de<br />
www.uniklinikum-jena.de/geburtsmedizin/Geburtsvorbereitungskurse.html<br />
ONKO-KREIS<br />
WÖCHENTLICHE<br />
KREISSSAAL-<br />
FÜHRUNGEN:<br />
donnerstags um 18 Uhr<br />
Anmeldung auf der Homepage der<br />
Geburtsmedizin<br />
www.uniklinikum-jena.de/<br />
geburtsmedizin/<br />
Die Thüringische Krebsgesellschaft e.V. und die Ambulanz für Naturheilkunde und Integrative Onkologie der Klinik<br />
für Innere Medizin II bieten Krebserkrankten und ihren Angehörigen regelmäßig Vorträge an. Die Teilnahme ist<br />
kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Im Rahmen der Vorträge werden gerne Ihre Fragen beantwortet.<br />
Alle Veranstaltungen finden derzeit virtuell als Online-Seminar statt. Wenn es die Pandemiebedingungen zum Zeitpunkt<br />
der Veranstaltung zulassen, wird diese zusätzlich als Präsenzveranstaltung in den neuen Geschäftsräumen der<br />
TKG, Am Alten Güterbahnhof 5 in 07743 Jena, durchgeführt. Bitte informieren Sie sich im Vorfeld auf der Webseite:<br />
https://krebsgesellschaft-thueringen.de/alle-veranstaltungen.html<br />
ZENTRALE<br />
RUFNUMMERN<br />
ZENTRALE KLINIKUM<br />
03641 9-300<br />
EMPFANG HAUPTEINGANG<br />
03641 9-32 08 50<br />
EMPFANG HAUS E<br />
03641 9-32 80 20<br />
FÖRDERVEREIN<br />
KLINIK-<br />
SOZIALDIENST<br />
Beratung u.a. zu Anschlussheilbehandlung<br />
und Rehabilitation,<br />
häuslicher Krankenpflege, Pflegestufen,<br />
Schwerbehindertenausweis;<br />
pychosoziale Beratung<br />
KONTAKT:<br />
Yvonne Wiese (Leiterin)<br />
03641 9-32 02 91<br />
yvonne.wiese@med.uni-jena.de<br />
KLINIKSEEL-<br />
SORGE<br />
EVANGELISCHE KLINIKSEELSORGE:<br />
Pastorin Babet Lehmann<br />
0151 17 10 14 93<br />
Pastorin Ulrike Spengler<br />
0151 17 10 14 94<br />
KATHOLISCHE KLINIKSEELSORGE:<br />
Pfarrer Michael Ipolt<br />
0151 17 10 54 60<br />
Gemeindereferent<br />
Dominik Gehringer<br />
01523 21 87 679<br />
BESUCHS-<br />
DIENST DER<br />
KLINIKSEELSORGE<br />
6. Februar <strong>2023</strong><br />
16.00 bis 17.00 Uhr<br />
Kinder und ihre<br />
krebserkrankten<br />
Eltern<br />
Referentin:<br />
Katharina Zlotowski,<br />
Thüringische Krebsgesellschaft<br />
e. V.<br />
20. Februar <strong>2023</strong><br />
16.00 bis 17.00 Uhr<br />
Was ist Krebs? Wie<br />
entsteht Krebs und<br />
warum gerade ich?<br />
Referentin:<br />
Prof. Dr. Jutta Hübner,<br />
Klinik für Innere<br />
Medizin II<br />
27. Februar <strong>2023</strong><br />
16.00 bis 17.00 Uhr<br />
Moderne Therapien<br />
bei der Krebsbehandlung<br />
Referentin:<br />
Prof. Dr. Jutta Hübner,<br />
Klinik für Innere<br />
Medizin II<br />
6. März <strong>2023</strong><br />
16.00 bis 17.00 Uhr<br />
Wie hilft Forschung in<br />
der Krebstherapie?<br />
Referentin:<br />
Prof. Dr. Jutta Hübner,<br />
Klinik für Innere<br />
Medizin II<br />
13. März <strong>2023</strong><br />
16.00 bis 17.00 Uhr<br />
Komplementäre<br />
Medizin – Was ist<br />
das? Wie kann mir<br />
das helfen?<br />
Referentin:<br />
Prof. Dr. Jutta Hübner,<br />
Klinik für Innere<br />
Medizin II<br />
WIR FÖRDERN PROJEKTE<br />
für Patienten und Mitarbeiter – in<br />
Forschung und Lehre – zur Vernetzung<br />
und Öffentlichkeitsarbeit<br />
SPENDENKONTO:<br />
Sparkasse Jena-Saale-Holzland<br />
IBAN: DE89830530300000028010<br />
BIC: HELADEF1JEN<br />
VORSITZENDER:<br />
PD Dr. Dr. Michael Kiehntopf<br />
foerderverein@med.uni-jena.de<br />
03641 9-32 50 01<br />
Die ehrenamtlich Tätigen nehmen<br />
sich Zeit zum Zuhören, Plaudern,<br />
Spielen, Vorlesen & erledigen<br />
kleine Besorgungen.<br />
KONTAKT:<br />
Babet Lehmann<br />
0151 17 10 14 93<br />
PATIENTENBEFRAGUNG<br />
AUF ELEKTRONISCHEM WEG<br />
Um die Zufriedenheit von Patienten einschätzen zu können<br />
und um Anregungen für Verbesserungen zu erhalten,<br />
stellen Befragungen von Patienten ein wichtiges Instrument<br />
dar. Dass diese Befragungen regelmäßig und mit<br />
Hilfe eines geeigneten Fragebogens stattfinden, ist für<br />
Kliniken gesetzlich vorgeschrieben. Um das Procedere<br />
am UKJ zu optimieren, wurde ein neuer Erfassungsbogen<br />
für die Rückmeldungen von Patienten erstellt. Über<br />
diesen QR-Code können Sie den Bogen mit Hilfe Ihres<br />
Mobiltelefons aufrufen, ausfüllen und absenden.<br />
JENAER<br />
ABENDVORLESUNG<br />
IM KLINIKUM<br />
25.01.<strong>2023</strong>:<br />
„Diabetes – Volkskrankheit auf<br />
dem Vormarsch?“<br />
Oberarzt PD Dr. med Kristof Kloss:<br />
Klinik für Innere Medizin III<br />
Alle Vorträge <strong>2023</strong> unter<br />
www.uniklinikum-jena.de/<br />
abendvorlesung<br />
EINKAUFS-<br />
MÖGLICHKEITEN<br />
IMBISS UND SHOP<br />
Montag bis Freitag:<br />
8.00 – 18.00 Uhr<br />
Samstag:<br />
9.00 – 12.30 Uhr & 13.00 – 17.00 Uhr<br />
Sonntag und Feiertage:<br />
13.00 – 18.00 Uhr<br />
03641 22 62 95<br />
KLINISCHES ETHIKKOMITEE<br />
Beratung und Hilfestellung für Patienten, Angehörige und medizinisches<br />
Personal bei ethischen Konflikten in Therapie und Pflege<br />
KONTAKT:<br />
Dr. Ulrike Skorsetz<br />
(Leiterin Geschäftsstelle)<br />
03641 9-33 775<br />
0151 16 35 93 41<br />
ulrike.skorsetz@med.uni-jena.de<br />
46 01 | 23 01 | 23<br />
47
Werde<br />
Pflege-Azubi<br />
am UKJ!<br />
Ausbildungsstart<br />
bei uns schon im<br />
März <strong>2023</strong><br />
Bewirb dich online unter:<br />
www.uniklinikum-jena.de/Pflegeazubi