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Klinikmagazin 1/2023

Gemeinsam Krebs besiegen - Mitteldeutsches Krebszentrum

Gemeinsam Krebs besiegen - Mitteldeutsches Krebszentrum

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01|23<br />

Jan <strong>2023</strong><br />

DAS GESUNDHEITSMAGAZIN AM UNIVERSITÄTSKLINIKUM JENA<br />

TITELTHEMA<br />

GEMEINSAM<br />

KREBS BESIEGEN<br />

Mitteldeutsches Krebszentrum<br />

LEHREN<br />

Per Smartphone durch<br />

die Knochen reisen


STANDPUNKTE<br />

Spitzenmedizin für alle in der Region<br />

Das Mitteldeutsche Krebszentrum (CCCG) steht beispielhaft für<br />

die Aufgaben der Universitätsmedizin in der Gesellschaft<br />

LIEBE LESERINNEN<br />

UND LIEBE LESER,<br />

das Mitteldeutsche Krebszentrum<br />

steht: Die Förderung ist bewilligt<br />

und die Arbeit kann beginnen. Dass<br />

das Universitätsklinikum Jena und<br />

das Universitätsklinikum Leipzig<br />

nun noch enger in der Krebsmedizin<br />

zusammenarbeiten, ist vor allem gut<br />

für alle betroffenen Patientinnen und<br />

Patienten in Thüringen und Sachsen.<br />

Mehr über die Struktur und die Aufgaben<br />

des neuen Zentrums erfahren Sie<br />

im Interview mit dem Jenaer Krebsexperten<br />

Prof. Andreas Hochhaus, der<br />

Vorstandmitglied des Zentrums ist.<br />

Wie das gemeinsame Ziel erreicht<br />

werden kann, dass alle Erkrankten<br />

unabhängig vom Wohnort gleich gut<br />

versorgt werden, ist ein weiteres<br />

Thema dieses Heftes. Wir berichten<br />

zudem darüber, wie dank molekularer<br />

Onkologie die Krebstherapien noch<br />

individueller und zielgerichteter<br />

werden, wann eine ärztliche Zweitmeinung<br />

sinnvoll sein kann und was<br />

Erkrankte selbst tun können, um den<br />

Verlauf positiv zu beeinflussen, und<br />

was in Sachen Ernährung sinnvoll ist.<br />

Aber auch abseits der Krebsmedizin<br />

tut sich viel am UKJ. Lesen Sie mehr<br />

über den Abschluss des großen Klinikbauprojekts<br />

am Standort Lobeda,<br />

über die Arbeit des Klinischen Kriseninterventionsteams,<br />

über das<br />

Medizinische Zentrum für Menschen<br />

mit Behinderungen und darüber, wie<br />

Medizinstudierende via Smartphone<br />

rheumatologische Krankheitsbilder<br />

kennenlernen.<br />

Ein gesundes Jahr <strong>2023</strong> wünscht Ihnen<br />

Ihre „<strong>Klinikmagazin</strong>“-Redaktion<br />

Foto: Rodigast<br />

GEMEINSAM KREBS BESIEGEN<br />

Was ist das Mitteldeutsche Krebszentrum? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

Wohnortunabhängige Krebsversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Was sind molekulare Tumorkonferenzen?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

Besser entscheiden dank ärztlicher Zweitmeinung . . . . . . . . . . . . . . .12<br />

Forschungsfeld: Lokale Therapie präziser machen. . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Forschungsfeld: Mit Antikörpern gegen den Tumor . . . . . . . . . . . . . . .16<br />

Was onkologische Pflege ausmacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17<br />

Die Tumortherapie ergänzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18<br />

Mangelernährung begegnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

Per Avatar im Schulunterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21<br />

Wenn es nicht mehr um Heilung geht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

Jahreskalender <strong>2023</strong> zum Heraustrennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24<br />

Hilfreiche Kontakte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

AKTUELLES<br />

Lange Nacht der Wissenschaften in Bildern . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

Klinikkomplex komplett . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

HEILEN<br />

Chronischen Schmerzen begegnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32<br />

Schnelle Hilfe in Krisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

Medizinisches Zentrum für Menschen mit Behinderungen . . . . . . . . . . 34<br />

FORSCHEN<br />

Starke Forscherinnen in der Unfallchirurgie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

Besser versorgt im Mutterleib . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .37<br />

LEHREN<br />

Via Smartphone durch die Knochen reisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Neuer Professor für Anatomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

HINTER DEN KULISSEN<br />

Was macht ein Energiebeauftragter? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

KURZ UND KNAPP. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

TERMINE & KONTAKTE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Prof. Thomas Kamradt<br />

Foto: Stein/Jena<br />

Seit 2019 arbeiten wir gemeinsam mit<br />

dem Universitätsklinikum Leipzig am<br />

Aufbau eines Onkologischen Spitzenzentrums<br />

für Mitteldeutschland. Wir<br />

freuen uns sehr, dass unsere aufwändige<br />

Vorbereitung mit der Aufnahme in<br />

das Förderprogramm der Deutschen<br />

Krebshilfe belohnt wurde und das CCCG<br />

im Januar <strong>2023</strong> seine Arbeit aufnehmen<br />

kann. Vom Zentrum und den Strukturen,<br />

die es etabliert, werden in erster Linie<br />

die Patientinnen und Patienten in Thüringen<br />

und Sachsen profitieren. Denn<br />

es geht darum, ihnen in der gesamten<br />

Region eine krebsmedizinische Versorgung<br />

auf Uniklinikniveau anzubieten.<br />

Wie viele Bereiche das betrifft und wie<br />

viele Disziplinen dafür zusammenarbeiten,<br />

können Sie in diesem Heft lesen:<br />

Das reicht von der Vernetzung der<br />

Kliniken und Disziplinen, der spezialisierten<br />

Pflege in der Onkologie, über<br />

Beratungs- und Mitwirkungsangebote<br />

für Patientinnen und Patienten bis hin<br />

zu frühen klinischen Studien, für die<br />

wir eine spezialisierte Studieneinheit<br />

einrichten. Es geht um gemeinsame<br />

Forschungsprojekte für neue Diagnoseund<br />

Behandlungsansätze ebenso wie<br />

um die Ausbildung und Förderung des<br />

ärztlichen und wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses für die Krebsmedizin.<br />

Das CCCG ist ein gutes Beispiel<br />

dafür, wofür die Universitätsmedizin<br />

steht – nämlich für das Zusammenwirken<br />

von Forschung, Lehre und Krankenversorgung,<br />

durch das Spitzenmedizin<br />

zum Wohle aller Patientinnen und Patienten<br />

realisiert wird. Dieses untrennbare<br />

Zusammenwirken ist ebenfalls<br />

wichtig für unsere wissenschaftlichen<br />

Aufgaben: Universitätsmedizin bedeutet,<br />

dass die klinisch tätigen Ärztinnen<br />

und Ärzte die Möglichkeit haben, im<br />

Klinikalltag auftauchende Forschungsfragen<br />

im Labor<br />

oder in klinischen Studien<br />

anzugehen.<br />

„Das CCCG kann auch<br />

exemplarisch für die<br />

vierte Aufgabe der<br />

Universitätsmedizin<br />

stehen, die Koordination<br />

der Akteure in der<br />

Krankenversorgung.“<br />

Für diese Möglichkeit<br />

halten wir eine umfassende<br />

Forschungsinfrastruktur vor, pflegen<br />

den Kontakt zu Partnern in klinischer<br />

und Grundlagenforschung auf<br />

der ganzen Welt und fördern unseren<br />

forschungsinteressierten Nachwuchs.<br />

Und auch für die Ausbildung der Medizinstudierenden<br />

bedarf es nicht nur der<br />

Anbindung an die stationäre und ambulante<br />

Krankenversorgung. Es ist unser<br />

Anspruch, den künftigen Ärztinnen und<br />

Ärzten wissenschaftsbasiertes Arbeiten<br />

und die dafür notwendigen Kompetenzen<br />

zu vermitteln sowie ihnen die<br />

Erarbeitung eigener Forschungsdaten<br />

und -ergebnisse zu ermöglichen, damit<br />

ihre Ausbildung den Anforderungen an<br />

ein wissenschaftliches Studium genügt.<br />

Das CCCG kann auch exemplarisch für<br />

die vierte Aufgabe der Universitätsmedizin<br />

stehen, die Koordination der<br />

Akteure in der Krankenversorgung. In<br />

der Corona-Pandemie hat das UKJ die<br />

Aufgabe als medizinische Leiteinrichtung<br />

für Thüringen zuverlässig erfüllt.<br />

In ähnlicher Weise werden wir nun<br />

gemeinsam mit unseren Partnern die<br />

onkologische Versorgung in der Region<br />

koordinieren.<br />

Um ihre Aufgaben für die Gesellschaft<br />

erfüllen zu können, braucht die Universitätsmedizin<br />

eine auskömmliche<br />

öffentliche Finanzierung durch die<br />

Gewährsträger. Auch die jüngst vorgestellten<br />

Vorschläge für eine Krankenhausreform<br />

berücksichtigen diese<br />

Sonderrolle der Unikliniken, die sowohl<br />

Medizin- als auch Wissenschaftseinrichtung<br />

sind. Das Mitteldeutsche<br />

Krebszentrum ist ein hervorragendes<br />

Beispiel dafür, wie unsere Arbeit den<br />

Menschen in der Region zugutekommt.<br />

Prof. Thomas Kamradt<br />

Wissenschaftlicher Vorstand & Dekan<br />

2 01 | 23 Titelbild: AdobeStock | VadimGuzhva<br />

01 | 23<br />

3


TITELTHEMA<br />

GEMEINSAM<br />

KREBS<br />

BESIEGEN<br />

Allein in Thüringen erkranken jährlich rund<br />

15 000 Menschen an Krebs. Mit dem neuen<br />

gemeinsamen Onkologischen Spitzenzentrum<br />

der Uniklinika Jena und Leipzig erreicht die<br />

Krebsversorgung in Mittel deutschland nun<br />

eine neue Qualität. Ein Gespräch mit Prof.<br />

Andreas Hochhaus, Vorstandsmitglied des<br />

Mittel deutschen Krebszentrums und Direktor<br />

der Klinik für Innere Medizin II, Hämatologie<br />

und Internistische Onkologie am UKJ.<br />

Foto: peopleimages.com - stock.adobe.com<br />

Was unterscheidet das Onkologische<br />

Spitzenzentrum für Mitteldeutschland<br />

(englisch: Comprehensive Cancer<br />

Center Central Germany – CCCG) vom<br />

am UKJ bereits existierenden Universitären<br />

Tumorzentrum (UTC)?<br />

Prof. Hochhaus: Die traditionellen<br />

Tumorzentren in Thüringen arbeiten seit<br />

den 90er Jahren vor allem auf klinischer<br />

Ebene. Sie wurden gegründet, um die<br />

Krebsdiagnostik und -therapie in jeder<br />

Region interdisziplinär zu gestalten, das<br />

heißt dass die einzelnen Fachgebiete Chirurgie,<br />

Strahlentherapie, Innere Medizin,<br />

Urologie, Gynäkologie und alle anderen<br />

eng zusammenarbeiten. Der Patient hat<br />

davon einen großen Nutzen, weil doppelte<br />

Diagnostik vermieden wird, Therapiestrategien<br />

gemeinsam besprochen<br />

und komplexe Register geführt werden,<br />

die Ergebnisse der Therapien evaluieren<br />

und Fortschritte darstellen können.<br />

Die Onkologischen Spitzenzentren der<br />

Deutschen Krebshilfe stellen einen<br />

übergeordneten Teil eines umfassenden<br />

dreistufigen Programms dar, das<br />

die Deutsche Krebshilfe gemeinsam mit<br />

ihrer Partnerorganisation, der Deutschen<br />

Krebsgesellschaft, auf den Weg gebracht<br />

hat. Ein solches Zentrum konnte nun auch<br />

in Mitteldeutschland etabliert werden.<br />

Neben den Onkologischen Spitzenzentren<br />

der Deutschen Krebshilfe zertifiziert<br />

die Deutsche Krebsgesellschaft auf der<br />

zweiten Ebene Onkologische Zentren<br />

und als dritte Ebene Organkrebszentren.<br />

Diese Strukturen sollen dazu führen,<br />

dass Tumorpatienten in Deutschland<br />

flächendeckend nach einheitlichen,<br />

hohen Qualitätsstandards behandelt<br />

und versorgt werden.<br />

Welche konkreten Aufgaben hat das<br />

Mitteldeutsche Krebszentrum?<br />

Prof. Hochhaus: Erstens eine exzellente<br />

Patientenversorgung, das heißt es geht<br />

um die multidisziplinäre, intersektorale<br />

und ganzheitliche Behandlung komplexer<br />

onkologischer Erkrankungen. Zweitens,<br />

und das ist das Besondere der Spitzenzentren,<br />

die Grundlagen- und klinische<br />

Forschung. Das bedeutet, wir entwickeln<br />

die Prävention, Diagnostik, Therapie und<br />

Nachsorge von Krebserkrankungen weiter,<br />

indem wir die Grundlagenforschung<br />

fördern und in die klinische Anwendung<br />

transportieren. Drittens entwickeln wir<br />

ein regionales Netzwerk, indem wir alle<br />

notwendigen Voraussetzungen dafür<br />

schaffen, dass Krebspatienten in Mitteldeutschland,<br />

egal wo sie wohnen,<br />

gleiche Chancen auf eine optimale Versorgung<br />

haben. Und viertens fördern wir<br />

die Krebsprävention in der Bevölkerung<br />

Mitteldeutschlands durch gezielte und<br />

umfassende Gesundheitsaufklärung.<br />

Was hat beispielsweise ein Krebspatient<br />

aus Krauthausen, Zella-Mehlis<br />

oder Schmalkalden von unserem<br />

Mitteldeutschen Krebszentrum?<br />

Prof. Hochhaus: Krebspatienten sollen<br />

möglichst kurze Wege haben. Deshalb<br />

ist es eine der Hauptaufgaben des<br />

Zentrums, Strukturen bzw. Netzwerke<br />

zu schaffen, dass diese heimatnahe<br />

Betreuung auch gewährleistet werden<br />

kann, das heißt zum einen, dass unsere<br />

Kolleginnen und Kollegen in der Nähe<br />

von Krauthausen, ob Hausarzt oder<br />

niedergelassener Onkologe, in ausreichender<br />

Zahl zur Verfügung stehen, und<br />

zum zweiten, dass sie über die neuesten<br />

Therapieoptionen informiert sind.<br />

Wir streben also an, dass auf der einen<br />

Seite in der Nähe von Krauthausen,<br />

zum Beispiel in Eisenach, die Basisdiagnostik<br />

und -therapie wie Chirurgie,<br />

aber auch Chemotherapie durchgeführt<br />

wird. Auf der anderen Seite soll<br />

das Mitteldeutsche Krebszentrum in<br />

Situationen, in denen die Basistherapie<br />

nicht ausreichend wirkt, zur Verfügung<br />

stehen, um Hinweise zu geben, wie die<br />

Therapie noch verbessert werden kann<br />

bzw. diese selbst anbieten. Das heißt,<br />

es geht um eine direkte Verbindung von<br />

der Standardtherapie mit den neuesten<br />

Erkenntnissen der Forschung.<br />

Prof. Andreas Hochhaus.<br />

Foto: Schroll<br />

Wie gestalten Sie diese Strukturen,<br />

dieses Netzwerk?<br />

Prof. Hochhaus: Das Wichtigste ist das<br />

persönliche Kennenlernen, nur das<br />

schafft Vertrauen. Das machen wir in<br />

entsprechenden Informations- und<br />

Fortbildungsveranstaltungen. Ein gutes<br />

Beispiel ist sicher der Thüringer Krebskongress,<br />

der alle zwei Jahre stattfindet.<br />

Auf der anderen Seite möchten und<br />

müssen wir immer auch schnell erreichbar<br />

sein und über unsere interdisziplinären<br />

Tumorboards eine Antwort geben<br />

können, wenn es bei einem Patienten ein<br />

akutes Problem gibt. Dieses etablierte<br />

Verfahren nennt sich Konsultationssprechstunde<br />

und ist die Kommunikationsplattform<br />

für unsere ärztlichen Kolleginnen<br />

und Kollegen. Für Betroffene<br />

gibt es die Zweitmeinungssprechstunde<br />

mit Expertinnen und Experten auf dem<br />

jeweiligen onkologischen Fachgebiet.<br />

Diese kann bestätigen, dass die bisher<br />

gewählte Therapie dem wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisstand entspricht oder<br />

ganz neue Therapieansätze anbieten,<br />

sodass eigentlich jeder Krebspatient in<br />

Thüringen, egal wo er wohnt, die gleichen<br />

Chancen haben sollte, die individuell<br />

beste Therapie zu erhalten.<br />

76 Kooperationspartner in der Region<br />

Mitteldeutschland gehören übrigens<br />

schon heute zum Konsortium des<br />

Krebszentrums.<br />

4 01 | 23<br />

01 | 23<br />

5


TITELTHEMA<br />

Leiten das UTC in Jena: Dr. Katharina Paul<br />

als administrative Geschäftsführerin<br />

und apl. Prof. Thomas Ernst als<br />

ärztlicher Geschäftsführer.<br />

Foto: Szabó<br />

Wann startet das Mitteldeutsche<br />

Exzellenzzentrum?<br />

Prof. Hochhaus: Natürlich ist noch nicht<br />

alles fertig. Gerade die digitale Vernetzung<br />

braucht eine Infrastruktur, entsprechende<br />

Software sowie beispielsweise<br />

Apps, die der Patient ganz einfach<br />

nutzen kann. Das bauen wir gerade auf.<br />

Im Moment ist der persönliche Kontakt<br />

noch der häufigste Weg.<br />

Ein erstes Beispiel ist der onkologische<br />

Teil des WeCare-Projektes.<br />

Zwei Landkreise, Weimarer Land<br />

sowie Saalfeld-Rudolstadt, möchten<br />

wir als Modellregion aufbauen.<br />

Die Deutsche Krebshilfe hat begleitend<br />

dazu eine Ausschreibung gestartet, größere<br />

Regionen für einen Klinikverbund<br />

entsprechend auszustatten und diesen<br />

regionalen Verbund an die Onkologischen<br />

Spitzenzentren anzubinden, um<br />

hier die Kooperation zu erleichtern.<br />

Können Sie das näher erläutern?<br />

Prof. Hochhaus: Die Deutsche Krebshilfe<br />

hat erkannt, dass alle Regionen<br />

an moderne Krebsversorgungsstrukturen<br />

und Therapieverfahren angebunden<br />

sein müssen. Dafür braucht<br />

es einerseits starke Zentren, parallel<br />

dazu aber auch Verbünde in der Fläche.<br />

Wie man solche Verbünde gestalten<br />

kann, dafür braucht es Ideen beziehungsweise<br />

sogar einen Ideenwettbewerb.<br />

Es geht um die Frage: Wie kommt<br />

der Patient am leichtesten an die<br />

neuesten Informationen, ohne seine<br />

Basisbehandlung zuhause zu verlieren?<br />

Beides ist wichtig.<br />

Exzellente<br />

Patientenversorgung<br />

Grundlagenforschung<br />

&<br />

klinische<br />

Forschung<br />

Was ist mit den ganz speziellen Therapien,<br />

zum Beispiel der CAR-T-Zell-<br />

Therapie? Diese bekommt man sicher<br />

schwer in die Fläche transportiert.<br />

Prof. Hochhaus: Es wird immer ganz<br />

neue, innovative Therapien geben,<br />

die nur vor Ort im Zentrum stattfinden<br />

können. Aber diese Therapien wenden<br />

wir meistens erst dann an, wenn die<br />

Basistherapie nicht erfolgreich ist.<br />

Wir sprechen von sogenannten Zweitlinien-<br />

oder Drittlinientherapien. Hierfür<br />

bieten wir auf den verschiedensten<br />

Gebieten dann auch klinische Studien<br />

an, die wirklich mit sehr modernen,<br />

zielgerichteten Verfahren arbeiten.<br />

Diese besonderen Therapien werden<br />

nicht in jedem Ort, in jedem Krankenhaus<br />

angeboten werden können,<br />

jedoch in überschaubarer Distanz zum<br />

Patienten.<br />

Krebspatienten waren bislang oft<br />

der Auffassung, nur in Heidelberg<br />

könnten sie die beste Krebsbehandlung<br />

bekommen. Ihren Aussagen<br />

zufolge ist das nicht mehr der Fall?<br />

Prof. Hochhaus: Richtig. In 99 Prozent<br />

ist dies nicht erforderlich, weil wir in<br />

Regionales<br />

Netzwerk<br />

Krebsprävention<br />

Thüringen – in Kooperation mit Leipzig<br />

– auch modernste Therapien für nahezu<br />

alle Patienten anbieten können.<br />

Das Thema Forschung spielt im<br />

Mitteldeutschen Krebszentrum eine<br />

zentrale Rolle, war sogar eine Voraussetzung<br />

für die Akkreditierung.<br />

Wie organisieren wir diese gemeinsam<br />

mit Leipzig?<br />

Prof. Hochhaus: Jeder Standort hat<br />

Forschungsschwerpunkte. Deshalb<br />

haben wir Konzepte erarbeitet, wie<br />

wir diese Schwerpunkte jeweils<br />

dem anderen zugänglich machen<br />

können. So gelingt es, sehr breit<br />

Forschungsergebnisse in die klinische<br />

Praxis übersetzen zu können.<br />

Zwei Beispiele: Schwerpunkt in Jena<br />

ist die digital unterstützte Präzisionschirurgie<br />

und lokale Therapie. Dafür<br />

arbeiten wir sehr eng mit dem Leibniz-<br />

IPHT (Leibniz-Institut für Photonische<br />

Technologien) zusammen, um Operationsmethoden<br />

sicherer zu machen, die<br />

komplette Tumorentfernung zu verbessern<br />

und vor allem eine schnellere Diagnostik<br />

zu ermöglichen. Das Ganze ist<br />

gebunden an Verfahren der Künstlichen<br />

Intelligenz (KI), die wiederum in Leipzig<br />

in einem eigenen Institut gut etabliert<br />

ist. Diese Kooperation aus Grundlagen<br />

der Optik und Photonik, Operationsmethoden<br />

und KI ist einzigartig.<br />

Ein zweites Beispiel ist die Immuntherapie,<br />

und zwar sowohl auf zellulärer<br />

als auch auf Antikörperebene.<br />

Beide Methoden sind im Zentrum auf<br />

klinischer Ebene gut etabliert, sichtbar<br />

durch innovative Anwendung im Rahmen<br />

von Krebstherapiestudien, zum<br />

Beispiel bei Tumoren des blutbildenden<br />

Systems, bei Tumoren der Haut, des<br />

Urogenitalsystems, der Lunge oder des<br />

Magen-Darm-Traktes. Für die Entwicklung<br />

und Herstellung der erwähnten<br />

CAR-T-Zellen gibt es in Leipzig ein Institut,<br />

das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie<br />

und Immunologie. Das UKJ hat<br />

sich in Kooperation mit dem Leibniz-<br />

Institut für Naturstoff-Forschung und<br />

Infektionsbiologie (Hans-Knöll-Institut)<br />

mit seiner Expertise in den klinischen<br />

Studien sowie in der immunologischen<br />

Diagnostik und Grundlagenforschung<br />

angeschlossen, um die Immuntherapie<br />

weiterzuentwickeln beziehungsweise<br />

neue Methoden zu etablieren.<br />

Sie haben die Kette aufgezeigt:<br />

Krebspatient, Hausarzt, niedergelassener<br />

Onkologe, wohnortnahes Krankenhaus<br />

bis hin zum Mitteldeutschen<br />

Krebszentrum am UKJ. Wenn diese<br />

Stellen vernetzt arbeiten werden,<br />

braucht es dafür nicht auch eine<br />

einheitliche Datenbasis? Stichwort<br />

Krebsregister.<br />

Prof. Hochhaus: In Thüringen war die<br />

Krebsregistrierung schon sehr gut<br />

etabliert, nicht zuletzt, weil bereits<br />

1952 in der DDR ein Gesetz zur Krebsregistrierung<br />

existierte. Diese Registrierung<br />

wurde in den fünf Tumorzentren<br />

in Thüringen auch entsprechend<br />

geführt. Als die Tumorboards, also die<br />

interdisziplinären Besprechungen, ihre<br />

Arbeit begonnen haben, übernahmen<br />

diese Krebsregister die Funktion, diese<br />

Boards vorzubereiten, das heißt sämtliche<br />

Daten zu sammeln, die für eine<br />

optimale Therapieentscheidung erforderlich<br />

waren. Insofern bestehen gute<br />

Grundlagen.<br />

Was bisher noch fehlt, ist die Vernetzung<br />

dieser fünf Register. Per Gesetz<br />

wird inzwischen auch ein bundeslandeinheitliches<br />

Register gefordert. In<br />

Thüringen ist dieses bereits gegründet<br />

worden, wobei die Arbeitsfähigkeit<br />

noch optimiert werden muss. Das Mitteldeutsche<br />

Krebszentrum wird diese<br />

Aufgabe unterstützen. Ziel ist es, diese<br />

einheitliche Datenbasis Anfang des<br />

kommenden Jahres zu etablieren und<br />

somit nachweisen zu können, dass sich<br />

die Versorgung unserer Patientinnen<br />

und Patienten verbessert.<br />

Inwieweit ist die Pflege im Spitzenzentrum<br />

abgebildet?<br />

Prof. Hochhaus: Die Pflege ist bei der<br />

Betreuung von mit Krebs Betroffenen<br />

von essenzieller Bedeutung. An beiden<br />

Standorten existieren erfahrene und<br />

geschulte Pflegeteams, die sich im<br />

ambulanten und stationären Bereich<br />

speziell mit den Problemen onkologischer<br />

Patientinnen und Patienten<br />

auskennen. Ein gemeinsames Fortbildungsprogramm<br />

und der fachliche<br />

Austausch werden helfen, die lokalen<br />

Erfahrungen standortübergreifend weiterzugeben.<br />

Interview: Annett Lott<br />

Nachwuchs<br />

gemeinsam fördern<br />

Von der Vernetzung im Mitteldeutschen<br />

Krebszentrum werden<br />

auch die Studierenden und der<br />

Forschungsnachwuchs profitieren.<br />

In den Zeiten der Corona-Online-<br />

Lehre haben die Lehrenden in<br />

der Onkologie ihre Vorlesungen<br />

bereits für den jeweils anderen<br />

Standort geöffnet, ein solcher<br />

Dozentenaustausch ist nun auch<br />

in Präsenz vorgesehen. Die Prodekanin<br />

für Nachwuchs an der<br />

Medizinischen Fakultät in Jena,<br />

Prof. Regine Heller, betont die<br />

bereits bestehende Kooperation<br />

der beiden Standorte bei Angeboten<br />

für den wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs: „Wir konnten in diesem<br />

Jahr schon zum zweiten Mal<br />

ein gemeinsames Symposium<br />

veranstalten, in dem Promovierende<br />

aus Jena und Leipzig ihre<br />

Forschungsergebnisse aus der<br />

Krebsmedizin vorstellten.“<br />

Prof. Heller bereitet mit den Partnern<br />

in Leipzig auch ein gemeinsames<br />

Förderprogramm für junge<br />

Forschende in der klinischen<br />

Medizin und in den Lebenswissenschaften<br />

vor. Kernpunkte<br />

dabei sind neben gemeinsamen<br />

Seminaren und Retreats ein<br />

wechselseitiges Mentoring und ein<br />

Austauschprogramm. Forschende<br />

von beiden Standorten werden<br />

in Tandemprojekten zusammenarbeiten,<br />

Promovierende können<br />

von gemischten Betreuerteams<br />

angeleitet werden. Prof. Heller:<br />

„Wir wollen ermöglichen,<br />

dass unsere Studierenden und<br />

Nachwuchsforschenden von den<br />

jeweils am besten spezialisierten<br />

Krebsexpertinnen und -experten<br />

lernen können.“<br />

(vdG)<br />

6 01 | 23 01 | 23<br />

7


TITELTHEMA<br />

Chancengleichheit für alle Krebspatienten<br />

Wie eine wohnortunabhängige Krebsversorgung gelingen kann<br />

Die Ausgangslage<br />

Das Ziel<br />

Der Weg zum Ziel<br />

Die Aussicht<br />

Statistisch gesehen haben bundesweit Krebspatienten<br />

auf dem Land schlechtere Überlebenschancen als in<br />

der Stadt. Für Thüringen als Flächenland ist das ein<br />

Alarmsignal. Die Gründe: Fachkräftemangel auf dem<br />

Land bei gleichzeitig älter werdender Bevölkerung.<br />

Krebs tritt zwar in jedem Alter auf, besonders häufig<br />

jedoch im höheren Lebensalter. Der Knackpunkt: Gerade<br />

ältere Menschen sind, vor allem wenn sie schwer krank<br />

sind, wenig mobil und wünschen sich nicht nur, sondern<br />

brauchen eine heimatnahe Versorgung.<br />

Ganz klar: Chancengleichheit für alle Krebspatienten<br />

in Thüringen – wohnortunabhängig. Jede Patientin und<br />

jeder Patient verdient eine gleichwertige und vor allem<br />

bestmögliche Versorgung, ganz egal, wo er oder sie<br />

wohnt. Und so haben das Mitteldeutsche Krebszentrum<br />

und das vom Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung geförderte groß angelegte Projekt WeCaRe<br />

für eine ganzheitliche Gesundheitsversorgung im ländlichen<br />

Raum das Projekt ChaT (=Chancengleichheit für<br />

alle Krebspatientinnen und Patienten in Thüringen) ins<br />

Leben gerufen.<br />

Vor allem Telemedizin. Ohne digitale Vernetzung geht<br />

es nicht. Telemedizin ist ein wichtiger und wesentlicher<br />

Brückenbauer. Sie verbindet wohnortunabhängig<br />

sowohl Patienten mit Krebsexperten als auch<br />

die behandelnden Ärzte vor Ort mit den erfahrenen<br />

Kollegen im Mitteldeutschen Krebszentrum. Damit<br />

das funktionieren kann, braucht es zuallererst eine<br />

technische Ausstattung, die möglichst einfach und niederschwellig<br />

nutzbar ist. Angedacht ist eine Browserbasierte<br />

Anwendung, die sowohl vom heimischen PC<br />

als auch von einem Smartphone aus genutzt werden<br />

kann. Hieran arbeiten die Projektverantwortlichen von<br />

ChaT derzeit mit der Jenaer Firma PlanOrg.<br />

Von heute auf morgen lässt sich die Situation nicht<br />

ändern. Aber: Ein Anfang muss gemacht werden, und<br />

das ist mit ChaT getan. Das Projekt läuft zunächst drei<br />

Jahre. Im ersten Jahr geht es vor allem um die Installation<br />

der Technik und den ersten Anlauf, im zweiten<br />

Jahr um den Feinschliff und im dritten Jahr um Ergebnisse.<br />

Die aus ChaT gewonnenen Erkenntnisse mit allen<br />

Höhen und Tiefen sollen sich langfristig auf weitere<br />

Krankheitsbilder übertragen lassen. Dass die Projektverantwortlichen<br />

sicher einige dicke Bretter zu bohren<br />

haben, ist allen klar, aber: Sie sind hochmotiviert.<br />

Katrin Bogner<br />

Die Eckpfeiler<br />

Sobald die Technik<br />

steht, macht das<br />

Projekt ChaT vor allem<br />

vier Eckpfeiler aus.<br />

Eine telemedizinische Zweitmeinungssprechstunde<br />

(siehe Seite<br />

12), für die sich Krebspatienten<br />

unkompliziert über ihren PC anmelden<br />

können. Die Terminanfrage<br />

landet direkt im Mitteldeutschen<br />

Krebszentrum. Hier suchen Mitarbeitende<br />

anhand der bei der<br />

Anfrage eingegebenen Daten einen<br />

Spezialisten im Mitteldeutschen<br />

Krebszentrum und vergeben zeitnah<br />

einen Termin für die telemedizinische<br />

Sprechstunde.<br />

Telemedizinische Konsultationen<br />

für Ärztinnen und Ärzte, um den<br />

Fachaustausch unter den Kolleginnen<br />

und Kollegen zu fördern, die<br />

Haus- und Fachärzte auf dem Land<br />

up to date zu halten und sie langfristig<br />

unabhängiger zu machen.<br />

Klinikärzte und Niedergelassene<br />

vor Ort können sich entweder von<br />

den Fachkollegen am Mitteldeutschen<br />

Krebszentrum zum Krebsfall<br />

ihres Patienten Rat einholen; oder<br />

sie können die Erkrankung ihrer<br />

Patienten im Tumorboard des<br />

Mitteldeutschen Krebszentrums<br />

besprechen lassen; und sie haben<br />

die Möglichkeit, Literatur oder Weiterbildungsangebote<br />

anzufordern.<br />

Die sogenannte Point of Care-<br />

Diagnostik. Das bedeutet, die Diagnostik<br />

kommt direkt zum Patienten<br />

und nicht umgekehrt. Medizinisch<br />

ausgebildete Mitarbeitende kommen<br />

mit einer hochqualitativen<br />

Diagnostik direkt zum Krebspatienten<br />

nach Hause, nehmen Blut ab<br />

und spielen die Ergebnisse in eine<br />

digitale Patientenakte ein, damit<br />

der Behandler vor Ort schnell<br />

Entscheidungen über die weitere<br />

Behandlung treffen kann. Das spart<br />

den Krebspatienten Zeit, Wege und<br />

vor allem Kontakte, was angesichts<br />

eines oft geschwächten Immunsystems<br />

lebenswichtig sein kann.<br />

Prävention: In Deutschland ist rund<br />

die Hälfte aller Krebserkrankungen<br />

auf Lebensstilfaktoren zurückzuführen<br />

wie Rauchen, falsche Ernährung,<br />

wenig Bewegung, zu viel Alkohol und<br />

UV-Strahlung. Auf dem Land werden<br />

Krebsvorsorgeangebote noch seltener<br />

angenommen als in der Stadt<br />

(wo es auch Verbesserungspotential<br />

gibt). ChaT plant hier sowohl<br />

die betriebliche Krebsvorsorge zu<br />

verbessern – zusammen mit einem<br />

Modellunternehmen, konkret der<br />

Firma Grafe in Blankenhain. Als<br />

auch die allgemeine Krebsvorsorge<br />

anzukurbeln – als Modellort zusammen<br />

mit der Stadt Bad Berka und<br />

den ansässigen Arztpraxen und der<br />

Zentralklinik. Wie erfolgreich das<br />

ist, lässt sich hoffentlich in einigen<br />

Jahren im regionalen Krebsregister<br />

ablesen.<br />

KONTAKT<br />

Projektverantwortliche<br />

Prof. Andreas Hochhaus<br />

Dr. Philipp Ernst<br />

Klinik für Innere Medizin II<br />

Mitteldeutsches<br />

Krebszentrum<br />

Prof. Orlando<br />

Guntinas-Lichius<br />

Direktor der HNO-Klinik<br />

Koordinator WeCaRe<br />

PD Dr. Dr. Michael Kiehntopf<br />

Dr. Boris Betz<br />

Institut für Klinische Chemie<br />

und Laboratoriumsdiagnostik,<br />

Biobank Jena<br />

Dr. Andreas Orth<br />

Geschäftsführer PlanOrg<br />

Informatik GmbH Jena<br />

8 01 | 23 01 | 23<br />

9


TITELTHEMA<br />

Maßgeschneiderte Therapien<br />

Dank molekularer Onkologie den Krebs noch zielgerichteter behandeln<br />

Alles begann im Spätsommer 2021.<br />

Siegline Erdmenger, die aus Sondershausen<br />

im Kyffhäuserkreis stammt,<br />

geht es eigentlich ganz gut. Doch bei<br />

einem Vorsorgetermin bei ihrer Hausärztin<br />

zeigt das Blutbild Auffälligkeiten.<br />

Ihre Hausärztin veranlasst direkt<br />

weitere Untersuchungen, die ihren<br />

Verdacht bestätigen: Es ist Krebs. Im<br />

Krankenhaus in Sondershausen zeigt<br />

die Ultraschalluntersuchung Metastasen<br />

in der Leber, aber auch in der Lendenwirbelsäule<br />

und den Lymphknoten.<br />

„Die Krebsdiagnose war ein Schock,“<br />

erinnert sich die heute 66-Jährige.<br />

Noch während Sieglinde Erdmenger<br />

versucht, mit der Diagnose klarzukommen,<br />

stehen die Mediziner in Sondershausen<br />

vor einem Rätsel: Sie können<br />

den Basistumor nicht finden, der bis in<br />

die Leber gestreut hat. Sie überweisen<br />

die Thüringerin an das Universitätsklinikum<br />

Jena und hoffen, dass ihr hier<br />

weitergeholfen werden kann.<br />

Im Universitären Tumorzentrum (UTC)<br />

in Jena verlieren die Ärzte keine Zeit<br />

und veranlassen weitere Untersuchungen<br />

– auch sie können den Basistumor<br />

trotz einer aufwendigen Funktionsdiagnostik<br />

nicht finden. Prof. Thomas<br />

Ernst, der Ärztliche Geschäftsführer<br />

des UTC und behandelnde Arzt von<br />

Sieglinde Erdmenger, erklärt: „Wenn<br />

sich der Tumor versteckt, und wir ihn<br />

auch nach einer ausführlichen Suche<br />

und sorgfältigen Untersuchungen nicht<br />

finden können, sprechen wir von einem<br />

,Cancer of Unknown Primary‘ – dem<br />

CUP-Syndrom. Das ist selten, kommt<br />

aber immer wieder vor.“ Bei rund fünf<br />

Prozent aller Krebserkrankungen kann<br />

der Basistumor nicht gefunden werden.<br />

Das CUP-Syndrom gehört damit zu den<br />

zehn häufigsten Krebsarten in Deutschland.<br />

„Auch, wenn wir in solchen Fällen<br />

den Basistumor nicht finden können,<br />

können wir den Krebs trotzdem<br />

behandeln, indem wir zunächst alle<br />

zugelassenen Behandlungsoptionen<br />

ausschöpfen“, sagt der Onkologe Ernst.<br />

Im Rahmen einer Biopsie werden der<br />

Patientin zusätzlich Gewebeproben der<br />

Metastasen entnommen, um weitere<br />

Informationen anhand der individuellen<br />

genetischen Marker der Krebszellen<br />

zu erhalten.<br />

Dann wird der Fall „Sieglinde Erdmenger“<br />

in der Molekularen Tumorkonferenz<br />

des Mitteldeutschen Krebszentrums<br />

vorgestellt, nachdem das Team rund<br />

um Prof. Nikolaus Gaßler aus der<br />

Sektion Pathologie des Instituts für<br />

Rechtsmedizin und das Team um Prof.<br />

Christian Hübner aus dem Institut für<br />

Humangenetik die Gewebeproben der<br />

Patientin gründlich untersucht haben.<br />

Die Molekulare Tumorkonferenz ist eine<br />

organübergreifende Expertenkonferenz.<br />

Neben den allgemeinen, interdisziplinären<br />

Tumorkonferenzen, die sich<br />

auf bestimmte Krebsarten beziehen,<br />

nimmt sie eine besondere Rolle ein.<br />

Hier begutachten und diskutieren Ärzte<br />

aus Jena und Leipzig die Ergebnisse der<br />

Untersuchungen und empfehlen die<br />

Aufnahme von Sieglinde Erdmenger in<br />

eine klinische Studie, bei der die neusten<br />

Erkenntnisse aus der Forschung einfließen.<br />

Außerdem empfehlen sie eine<br />

auf ihre Krebszellen bestmöglich abgestimmte<br />

individuelle Chemotherapie<br />

als erfolgversprechendste Behandlung.<br />

„In Jena wurde ich direkt stationär<br />

aufgenommen,“ sagt Sieglinde Erdmenger,<br />

„das war nur wenige Wochen<br />

nach der Diagnose und ich kann mich<br />

noch an die Autofahrt nach Jena erinnern.<br />

Dass man den Basistumor nicht<br />

finden konnte, hat mich sehr belastet.<br />

Ich wusste nicht, was auf mich<br />

zukommt, und dabei stand Weihnachten<br />

kurz vor der Tür.“<br />

Die 66-jährige Sieglinde Erdmenger<br />

profitiert von der molekularen<br />

Onkologie: Prof. Thomas Ernst und sein<br />

Team können sie mit einer auf ihre<br />

Krebszellen bestmöglich abgestimmten<br />

individuellen Chemotherapie<br />

behandeln. Fotos: Rodigast<br />

„Die molekulargenetischen Daten, die<br />

wir aus der funktionellen, molekularen<br />

und zellulären Analyse der Krebszellen<br />

gewonnen haben, haben uns gezeigt,<br />

mit welchen Medikamenten, mit welchen<br />

Wirkstoffkombinationen wir das<br />

Wachstum der Krebszellen unserer<br />

Patientin am besten hemmen und<br />

eine Vermehrung vermeiden können“,<br />

so Prof. Ernst.<br />

Die Chemotherapie, die Sieglinde Erdmenger<br />

im November 2021 anfängt,<br />

beginnt zu wirken. Die vorhandenen<br />

Metastasen werden kleiner und die<br />

Ärzte können auch ein Jahr später bei<br />

den regelmäßigen Untersuchungen<br />

keine neuen Tumorabsiedlungen finden.<br />

Auch wenn die Behandlung noch<br />

nicht abgeschlossen ist, schaut die<br />

66-Jährige aus Sondershausen vorsichtig<br />

optimistisch in die Zukunft. „Wissen<br />

Sie, ich bin sehr dankbar, dass mein<br />

Hausarzt, aber auch die Ärzte und Pflegenden<br />

im Krankenhaus in Sondershausen<br />

und am Universitätsklinikum Jena<br />

mir durch ihre schnelle Reaktion, die<br />

unermüdliche Suche und umsorgende<br />

Behandlung Zeit geschenkt haben.“<br />

Zeit, die Sieglinde Erdmenger sehr<br />

gerne mit ihrer Familie im Norden von<br />

Thüringen verbringt.<br />

Auch Prof. Ernst freut sich über die ersten<br />

Erfolge, die sich bei seiner Patientin<br />

einstellen: „Wir wissen heute, dass<br />

sich die biologischen Eigenschaften<br />

der Krebszellen nicht nur von Krebserkrankung<br />

zu Krebserkrankung, sondern<br />

auch von Patient zu Patient erheblich<br />

unterscheiden. Uns geht es daher<br />

darum, durch alle Möglichkeiten, die<br />

uns die molekulare Onkologie eröffnet,<br />

unseren Patienten eine hoch individualisierte,<br />

maßgeschneiderte Behandlung<br />

anzubieten.“ Kristina Holtzsch<br />

10 01 | 23 01 | 23<br />

11


TITELTHEMA<br />

Besser informiert besser entscheiden<br />

Ärztliche Zweitmeinung bei Krebsdiagnosen<br />

Bei vielen Krebserkrankungen gibt es<br />

mehr als eine Behandlungsmöglichkeit.<br />

Den für ihn besten Weg bespricht der<br />

Patient mit seinem behandelnden Arzt.<br />

Möchte er darüber hinaus eine weitere<br />

Einschätzung zu seiner Diagnose und<br />

zu möglichen Therapien hören, kann er<br />

sich an die Zweitmeinungssprechstunde<br />

des UniversitätsTumorCentrums (UTC)<br />

wenden. Sie steht Patientinnen und<br />

Patienten aus ganz Thüringen, aber auch<br />

niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten<br />

offen, die von der Expertise der Onkologen<br />

am Klinikum profitieren wollen.<br />

Was ist eine Zweitmeinung<br />

bei Krebs?<br />

Eine Zweitmeinung ist eine unabhängige,<br />

zweite Begutachtung eines medizinischen<br />

Befundes durch besonders erfahrene<br />

Fachärzte und -ärztinnen aus zahlreichen<br />

onkologischen Fachgebieten.<br />

Diese begutachten die Unterlagen, veranlassen<br />

– wenn notwendig – spezielle<br />

Untersuchungen oder ziehen weitere<br />

Experten aus dem Klinikum im Rahmen<br />

der sogenannten Tumorkonferenzen<br />

hinzu. In die Zweitmeinung fließt auch<br />

immer der aktuellste Stand der Wissenschaft<br />

ein.<br />

Wann ist eine<br />

Zweitmeinung sinnvoll?<br />

Für Patienten kann eine Zweitmeinung<br />

hilfreich sein, wenn sie sich unzureichend<br />

aufgeklärt und informiert fühlen,<br />

um sich für eine empfohlene Behandlung<br />

entscheiden zu können.<br />

Für ärztliche Kollegen kann es sinnvoll<br />

sein Rat einzuholen, wenn es sich zum<br />

Beispiel um eine seltene Krebserkrankung<br />

handelt, aufwändige diagnostische<br />

Verfahren bevorstehen oder es<br />

mehrere Behandlungsmöglichkeiten<br />

sowie neue Therapieansätze gibt, die<br />

gegebenenfalls erst in klinischen Studien<br />

entwickelt werden. (kh)<br />

Der Weg zur Zweitmeinung<br />

FÜR PATIENTEN<br />

Anmeldung in der Tumorambulanz<br />

mit einem ambulanten<br />

Überweisungsschein<br />

des Haus- oder Facharztes für<br />

einen Termin in der Zweitmeinungssprechstunde<br />

im UTC<br />

Zusendung der vollständigen<br />

Unterlagen & Befunde<br />

durch den Patienten an<br />

die Tumorambulanz<br />

Sichtung der Unterlagen<br />

durch einen erfahrenen Fach-,<br />

bzw. Oberarzt – dieser fordert<br />

ggf. weitere Befunde an<br />

Anmeldung zur Tumorkonferenz<br />

FÜR ÄRZTE<br />

Anmeldung in der Tumorambulanz<br />

mit dem<br />

Anmeldeformular für<br />

Ärzte für eine Vorstellung<br />

in der Tumorkonferenz<br />

Zusendung der Unterlagen<br />

& Befunde durch den Arzt<br />

an die Tumorambulanz<br />

Sichtung der Unterlagen<br />

durch das Team des UTC<br />

Was kostet eine<br />

Zweitmeinung?<br />

Gesetzliche Gesundheits- und Krankenkassen:<br />

Keine Kosten<br />

Auslandskrankenversicherung und Private<br />

Krankenversicherung: Abklärung<br />

notwendig<br />

Wie geht es nach<br />

der Zweitmeinungs-<br />

Sprechstunde weiter?<br />

Patienten können sich anhand ihrer<br />

personalisierten Behandlungsempfehlung<br />

entscheiden, ob sie von ihrem<br />

Facharzt weiterbehandelt werden<br />

möchten oder ob sie für eine Behandlung<br />

an das UTC am UKJ wechseln.<br />

Welche Unterlagen<br />

werden benötigt?<br />

» Ambulanter Überweisungsschein<br />

des niedergelassenen Haus- oder<br />

Facharztes<br />

» alle Arzt- und / oder Entlassungsbriefe<br />

zu der Krebserkrankung<br />

Fotos: Rodigast<br />

Tumorkonferenz<br />

In insgesamt 14 nach unterschiedlichen<br />

Krebsarten und -erkrankungen aufgeteilten<br />

Tumorkonferenzen besprechen<br />

interdisziplinäre Teams die Diagnosen<br />

und Behandlungsempfehlungen für<br />

unsere Patienten und Patientinnen.<br />

Im Fokus steht dabei zum einen der<br />

ganzheitliche Blick auf die Erkrankung.<br />

Zum anderen geht es darum, wie Krebsbetroffene<br />

von der Forschung und den<br />

zahlreichen klinischen Studien, die in<br />

Jena, aber auch weltweit entwickelt<br />

und durchgeführt werden, am besten<br />

profitieren können.<br />

Vorstellung des Patienten<br />

durch einen Arzt des<br />

UTC und Beratung in<br />

der Tumorkonferenz<br />

Besprechung der Behandlungsempfehlungen<br />

aus der<br />

Tumorkonferenz mit dem<br />

Patienten, entweder telefonisch,<br />

telemedizinisch<br />

oder vor Ort in der Zweitmeinungssprechstunde<br />

Übersendung des Arztbriefes<br />

mit der Behandlungsempfehlung<br />

an den Patienten<br />

Anmeldung zur Tumorkonferenz<br />

Vorstellung des Patienten<br />

durch den anmeldenden<br />

Arzt (telemedizinisch oder<br />

vor Ort) oder durch einen<br />

Arzt des UTC und Beratung<br />

in der Tumorkonferenz<br />

Übersendung des Arztbriefes<br />

mit der Behandlungsempfehlung<br />

an den Arzt<br />

» Befunde aus dem Labor (zum<br />

Beispiel von einer aktuellen Blutoder<br />

von der feingeweblichen<br />

Untersuchung)<br />

» CT-Bilder und / oder MRT-Bilder auf<br />

CD sowie die schriftlichen Befunde<br />

zu diesen Bildern<br />

» bisheriger Behandlungs- und<br />

Medikamentenplan sowie Empfehlungen<br />

aus bereits vorangegangenen<br />

Tumorkonferenzen (sofern<br />

vorhanden)<br />

KONTAKT<br />

Zentrale Tumorambulanz<br />

03641 9-32 71 19<br />

tumorambulanz@med.uni-jena.de<br />

12 01 | 23 01 | 23<br />

13


TITELTHEMA<br />

Lokale Therapie präziser machen<br />

Forschungsfeld im CCCG: digital unterstützte<br />

Präzisionschirurgie und -bestrahlung (DISSECT)<br />

Rechts: Im EU-Verbund CHARM arbeitet<br />

die Jenaer HNO-Klinik mit am Prototyp<br />

eines Raman-Mikroskops für die schnelle<br />

und kostengünstige Krebsdiagnose,<br />

das auch während der Operation<br />

einsetzbar sein soll. Foto: Ebert<br />

Oben: Multikontrast-Bild eines<br />

Dünnschnitts von mit Hautkrebs<br />

befallenem Gewebe. Bild: Leibniz-IPHT<br />

Unten: Prof. Orlando Guntinas-Lichius,<br />

Foto: Schroll<br />

Wenn die Medizin mit Skalpell oder energiereichen<br />

Strahlen gegen einen Tumor<br />

vorgeht, befindet sie sich in einem klassischen<br />

Dilemma: Die Krebszellen sollen<br />

vollständig entfernt werden, damit nicht<br />

aus verbleibenden Zellen neue Tumoren<br />

entstehen können. Aber das umliegende<br />

gesunde Gewebe darf bei der aggressiven<br />

Behandlung möglichst wenig in<br />

Mitleidenschaft gezogen werden. Besonders<br />

wichtig ist das natürlich im Gehirn,<br />

aber auch benachbartes Muskel-, Organoder<br />

Nervengewebe sollte wenig leiden<br />

und seine Funktionsfähigkeit behalten.<br />

Bei der Planung und Durchführung der<br />

lokalen Behandlung geht es also um<br />

höchste Präzision.<br />

„Im Mitteldeutschen Krebszentrum<br />

forschen wir deshalb schwerpunktmäßig<br />

an neuen technologischen<br />

und methodischen Konzepten, die<br />

die lokale Tumorbehandlung noch<br />

präziser machen können“, so Prof. Dr.<br />

Guntinas-Lichius, Direktor der HNO-<br />

Klinik am UKJ. „Dabei setzen wir auf<br />

digitale Unterstützung.“ Er kennt als<br />

Operateur das Dilemma nur zu gut,<br />

wenn sich beispielsweise ein Tumor im<br />

Mundbereich nah an den für die Mimik<br />

wichtigen Gesichtsnerven befindet.<br />

Spektroskopiebilder<br />

während der OP<br />

Mit Partnern unter anderem am Jenaer<br />

IPHT (Leibniz-Institut für Photonische<br />

Technologien) entwickelt sein Forschungsteam<br />

Mikroskope, die mit<br />

verschiedenen spektroskopischen Analysetechniken<br />

unmittelbar im OP eine<br />

Bildgebung zur Unterscheidung von<br />

gesundem und Tumorgewebe ermöglichen.<br />

Diese Klassifizierung funktioniert<br />

nicht ohne digitale Unterstützung – eine<br />

selbstlernende Auswertesoftware verarbeitet<br />

die spektroskopischen Messdaten<br />

zu Bildern in grellen Farben. Ihr<br />

ursprüngliches „Wissen“ haben solche<br />

Programme immer aus dem Vergleich<br />

mit der Bewertung des Gewebeschnittes<br />

durch die Pathologie, die jedoch einige<br />

Tage in Anspruch nimmt. Prof. Guntinas-<br />

Lichius: „Wir werden ab <strong>2023</strong> den Einsatz<br />

eines solchen Geräts bei der Operation<br />

von Kopf-Hals-Tumoren in einer multizentrischen<br />

Studie testen, unser Ziel ist<br />

die offizielle Zulassung als Medizingerät.“<br />

Ein weiteres Thema in diesem Forschungsfeld<br />

ist die Entwicklung und<br />

der Einsatz von Operationsrobotern.<br />

In Leipzig wurde hierfür ein Innovationszentrum<br />

für Roboter-unterstützte<br />

und Computer-navigierte Chirurgie<br />

gegründet. Chirurginnen und Chirurgen<br />

am UKJ arbeiten in Entwicklungsprojekten<br />

mit der in Jena ansässigen<br />

avateramedical GmbH zusammen, dem<br />

einzigen deutschen Hersteller eines<br />

Operationsrobotersystems.<br />

Virtuelles Lebermodell<br />

zur OP-Planung<br />

Eine Forschungsgruppe, die Chirurgie<br />

und Hepatologie, Bildgebung, Bioinformatik<br />

und Datenwissenschaften verbindet,<br />

arbeitet an der Verbesserung großer<br />

Eingriffe an der Leber bereits bei der<br />

Operationsplanung. Das Team entwickelt<br />

ein virtuelles Lebermodell, das<br />

Durchblutung und Stoffwechselfunktion<br />

des Organs mit großer räumlicher<br />

Auflösung in gesundem und krankem<br />

Zustand quantifiziert. „Unser Modell soll<br />

die Funktion der Leber nach der Operation<br />

und den Heilungsverlauf individuell<br />

vorhersagen und damit als ein chirurgisches<br />

Planungsinstrument dienen können“,<br />

erklärt Prof. Dr. Uta Dahmen von<br />

der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und<br />

Gefäßchirurgie am UKJ; sie leitet die von<br />

der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

geförderte Gruppe.<br />

Nicht nur bei der OP-Planung, auch<br />

bei der Planung von Bestrahlungsbehandlungen<br />

werden innovative Techniken<br />

eingesetzt, um die Präzision der<br />

Strahlenanwendung zu erhöhen. Die<br />

Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie<br />

am UKJ nutzt beispielsweise<br />

neue Methoden der Bildführung und<br />

der molekularen Bildgebung, um die<br />

zeitliche und räumliche Verteilung<br />

der Strahlendosis zu optimieren. Die<br />

Medizinphysik der Klinik entwickelt<br />

und evaluiert mathematische Modelle,<br />

die die Simulation der Strahlungswirkung<br />

im Tumor, im Normalgewebe<br />

und in Organen erlauben und so eine<br />

personalisierte Behandlungsplanung<br />

ermöglichen.<br />

Immer häufiger kommen für neue<br />

Methoden und Gerätelösungen gerade<br />

bei der Auswertung der medizinischen<br />

Bilddaten auch selbstlernende<br />

Systeme und Algorithmen der Künstlichen<br />

Intelligenz (KI) zum Einsatz.<br />

Besonders weit vorangeschritten ist<br />

hier die Radiologie mit ihren verschiedenen<br />

bildgebenden Verfahren. So<br />

setzt das Institut für Diagnostische<br />

und Interventionelle Radiologie am<br />

UKJ KI-Lösungen für die Bildrekonstruktion<br />

am CT in der klinischen Routine<br />

ein. In einem Kooperationsprojekt<br />

entwickelte die UKJ-Radiologie ein<br />

MRT-Messprotokoll für die Diagnose<br />

von Prostatakrebs, das ohne Kontrastmittel<br />

auskommt und deshalb<br />

schonender und schneller abläuft. Ein<br />

Deep-Learning-basiertes Assistenzsystem<br />

sorgt dafür, dass dies nicht zu<br />

Lasten der diagnostischen Genauigkeit<br />

geht. Prof. Dr. Tobias Franiel, Leiter<br />

der onkologischen und uroradiologischen<br />

Bildgebung am UKJ: „Für das<br />

langfristige Ziel einer neuen, von den<br />

Krankenkassen getragenen Routine für<br />

die Prostatakrebsuntersuchung sind<br />

die Ergebnisse unseres Projektes ein<br />

weiterer Baustein.“<br />

Mit dem Start des Mitteldeutschen<br />

Krebszentrums werden die Forschenden<br />

an den Unikliniken in Jena<br />

und Leipzig nun ihre onkologischen<br />

Forschungsaktivitäten bündeln.<br />

Prof. Guntinas-Lichius: „Wir erwarten<br />

von der gemeinsamen Arbeit neue<br />

Impulse und konkrete Ergebnisse für<br />

eine präzisere lokale Krebstherapie,<br />

die wir rasch in die klinische Routine<br />

überführen wollen, um die Behandlung<br />

für unsere Patientinnen und Patienten<br />

so effektiv und dabei so schonend wie<br />

möglich zu machen.“<br />

Uta von der Gönna<br />

14 01 | 23 01 | 23<br />

15


TITELTHEMA<br />

Mit Antikörpern gegen den Krebs<br />

Forschungsfeld im CCCG: Immunonkologie<br />

Onkologische Pflege<br />

Warum eine Fachausbildung so wichtig ist<br />

Nicht der Tumor wird behandelt, sondern<br />

das Immunsystem. Das ist der Kern<br />

der Immunonkologie. Da Krebszellen in<br />

der Lage sind, sich mit verschiedenen<br />

Strategien unserem Immunsystem zu<br />

entziehen, können sie sich im Körper<br />

ausbreiten. Das Ziel von immunonkologischen<br />

Therapien ist daher, die körpereigene<br />

Abwehr so zu unterstützen, dass<br />

sie die Krebszellen erkennt und aktiv<br />

bekämpft. Erkrankte erhalten dafür in<br />

regelmäßigen Abständen Antikörper<br />

per Infusion.<br />

Während immunonkologische Therapien<br />

zunächst vor allem in der Dermatologie<br />

zum Einsatz kamen, prägen sie seit<br />

einigen Jahren auch stark die Urologie.<br />

„Die Entwicklung von 2015 bis 2020 war<br />

rasant“, so Prof. Marc-Oliver Grimm,<br />

Direktor der Klinik für Urologie am UKJ,<br />

der von Beginn an intensiv auf diesem<br />

Gebiet geforscht hat. Sowohl für die<br />

Behandlung von Nierenkrebs, als auch<br />

von Blasenkrebs war seine Klinik bereits<br />

früh an ersten Zulassungsstudien beteiligt,<br />

bei einer war Prof. Grimm Leiter der<br />

klinischen Prüfung, bei einer anderen<br />

das UKJ das Zentrum in Deutschland,<br />

das die meisten Patientinnen und Patienten<br />

rekrutierte. Für eigene Studien<br />

gab es internationale Anerkennung.<br />

Zunächst kamen die Antikörpertherapien<br />

bei Krebserkrankungen nur in<br />

sehr fortgeschrittenen Stadien zum<br />

Einsatz. Der Fokus habe darauf gelegen,<br />

das Leben der Patientinnen und<br />

Patienten zu verlängern, nicht jedoch,<br />

sie zu heilen, so Prof. Grimm. Dank der<br />

guten Verträglichkeit werden Antikörper<br />

mittlerweile in immer früheren<br />

Stadien der Erkrankung eingesetzt,<br />

bei Blasen- und Nierenkrebs zählen<br />

sie heute zu den Standardtherapien. „In<br />

vielen Konstellationen ist die<br />

Immuntherapie so effektiv<br />

wie die Chemotherapie“, so<br />

Professor Grimm. Seit Kurzem<br />

setzt er mit seinem<br />

Team außerdem direkt<br />

nach der operativen Entfernung<br />

von Nieren- und Blasentumoren<br />

Antikörper ein, um<br />

die Heilungschancen zu<br />

verbessern. Dank der<br />

Immuntherapie, so<br />

die Hoffnung, soll sich<br />

dadurch das Risiko für<br />

Rückfälle verringern.<br />

Antikörpertherapien sind heute für eine<br />

Vielzahl an Krebserkrankungen – auch<br />

außerhalb der Urologie – zugelassen.<br />

„Sie haben in der Onkologie insgesamt<br />

in kurzer Zeit sehr viel bewegt und sich<br />

zu einem festen Standbein etabliert“, so<br />

Professor Grimm, der auf diesem Gebiet<br />

in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe<br />

mit dem Universitätsklinikum Leipzig<br />

agiert. Im Mitteldeutschen Krebszentrum<br />

bildet die Immunonkologie einen<br />

der Forschungsschwerpunkte.<br />

Dass Antikörpertherapien bei fast allen<br />

Patienten die Krankheit zunächst unter<br />

Kontrolle halten und moderne Medikamente<br />

beispielsweise beim Nierenkrebs<br />

bei mehr als der Hälfte aller Patienten<br />

ansprechen, zeigen die Studien. Wie<br />

genau die komplexen Mechanismen<br />

wirken, haben Wissenschaftler jedoch<br />

noch nicht entschlüsseln können. Zwar<br />

ist es in einigen Fällen bereits möglich,<br />

mit Hilfe von Biomarker-Tests besser<br />

einzuschätzen, welche Patienten von<br />

einer immunonkologischen Therapie<br />

profitieren können. Doch um<br />

diese Kernfrage für möglichst viele<br />

Erkrankte im Voraus beantworten<br />

zu können, werden in Zukunft<br />

noch zahlreiche weitere<br />

Studien nötig sein.<br />

Anke Schleenvoigt<br />

Bild: Tatiana Shepeleva - stock.adobe.com<br />

Die eine Patientin kratzt sich plötzlich<br />

ständig an den Armen; ein anderer Patient<br />

isst seit drei Tagen kaum noch; und<br />

die Tochter weint wieder sehr, als sie bei<br />

ihrem krebskranken Vater zu Besuch ist:<br />

All das sind Dinge, die tagtäglich bei<br />

Krebspatienten vor sich gehen. Und sie<br />

entgehen nicht den wachsamen Augen<br />

der onkologischen Pflegefachkräfte. Sie<br />

wissen, dass der Juckreiz am Arm eine<br />

Nebenwirkung der neuen Therapie ist<br />

und wie sie ihn lindern können; und<br />

dass gegen die Appetitlosigkeit eine<br />

Ernährungsberatung helfen könnte;<br />

oder dass es der Tochter guttun würde,<br />

sich mit einer Selbsthilfegruppe zu<br />

treffen. Auch darum kümmern sich<br />

die onkologischen Pflegefachkräfte.<br />

Sie sind nicht nur medizinisch versiert<br />

und bestens im Umgang mit den<br />

onkologischen Patienten und ihren<br />

Angehörigen geschult, sondern können<br />

zwischen den Zeilen lesen, sind<br />

Schnittstellenmanagerinnen.<br />

Die onkologische Fachweiterbildung<br />

steht examinierten Pflegefachkräften<br />

aus ganz Thüringen und darüber hinaus<br />

berufsbegleitend in Jena offen. Hier<br />

lernen sie nach den Empfehlungen der<br />

Deutschen Krankenhausgesellschaft<br />

e.V. in 720 Stunden Theorie und 1 800<br />

Stunden Praxis, Krebspatienten in all<br />

ihrer Komplexität zu pflegen. Das erfordert<br />

viel Engagement, viel Eigenmotivation<br />

und viel Erfahrung – und das ist es<br />

wert, denn jeder Krebspatient verdient<br />

eine bestmögliche Versorgung. Und<br />

dazu gehört selbstverständlich auch<br />

die Pflege.<br />

In Jena am UKJ leiten Andreas Meyer<br />

und Ralf Hochmuth die onkologische<br />

Pflegefachweiterbildung. Nach in der<br />

Regel zwei Jahren schließen die Teilnehmerinnen<br />

die Fachweiterbildung<br />

ab. Eine intensive Zeit, in der die<br />

Pflegekräfte von qualifizierten Praxisanleitern<br />

begleitet, angeleitet und<br />

mit viel Wissen ausgestattet werden:<br />

Wie sind die speziellen pflegerischen<br />

Anforderungen in der Onkologie? Welche<br />

Tumortherapien und Medikamente<br />

gibt es und wie verträglich sind sie? Wie<br />

geht der Patient mit der Erkrankung<br />

um? Was tut ihm gut? Wann braucht<br />

es Physiotherapie, wann den Kontakt<br />

zu einer Selbsthilfegruppe und – ganz<br />

wichtig – wie gelingt eine gute Kommunikation<br />

mit den Patienten, aber auch<br />

den Angehörigen?<br />

Um all das zu lernen, braucht es ein<br />

möglichst umfassendes Bild. Und so<br />

verbringen die Pflegefachkräfte in Weiterbildung<br />

– neben den monatlichen<br />

theoretischen Lehrinhalten – viele Stunden<br />

in allen Bereichen, in denen Krebspatienten<br />

behandelt werden: von der<br />

Inneren Medizin über die chirurgischen<br />

Abteilungen hin zur Strahlentherapie<br />

und Palliativmedizin, außerdem ein<br />

Wahlfach. „Üblicherweise absolvieren<br />

Foto: Rodigast<br />

die Kursteilnehmer den praktischen<br />

Teil in ihrem Heimatkrankenhaus. Gibt<br />

es dort eine spezielle Fachdisziplin<br />

nicht, können sie dafür zu uns ans UKJ<br />

kommen“, sagt Andreas Meyer.<br />

Nicht zuletzt trägt die Weiterbildung<br />

auch dazu bei, die onkologische Pflege<br />

stetig weiterzuentwickeln. Dafür ist ein<br />

kontinuierlicher Fachaustausch wichtig.<br />

„Wir bleiben mit den Häusern vernetzt,<br />

die bei uns an der Weiterbildung teilgenommen<br />

haben und tauschen uns<br />

regelmäßig aus“, so Meyer. In Planung<br />

ist zudem ein onkologischer Pflegekongress.<br />

Der nächste Weiterbildungskurs<br />

startet im März 2024.<br />

Katrin Bogner<br />

Hinweis:<br />

Interessierte sind zum ersten<br />

gemeinsamen „Onkologischen<br />

Pflegetag“ am CCCG am 8. März <strong>2023</strong><br />

in Leipzig eingeladen.<br />

16 01 | 23<br />

01 | 23<br />

17


TITELTHEMA<br />

Prof. Jutta Hübner legt bei ihrer Beratung<br />

krebskranker Patientinnen und Patienten<br />

großen Wert darauf, ausschließlich<br />

begleitende Therapien zu empfehlen,<br />

deren Wirksamkeit wissenschaftlich<br />

belegt sind. So kann ein Waldspaziergang<br />

wesentlich sinnvoller sein als eine<br />

Heilkräutermischung als Infusion.<br />

Fotos: Szabó / Aaron Burden on Unsplash<br />

nutzen, die wöchentlich zusammen<br />

mit der Thüringischen Krebsgesellschaft<br />

angeboten wird. Auch bei den<br />

regelmäßigen Online-Vorträgen dürfen<br />

individuelle Fragen gestellt werden.<br />

Selbst aktiv werden<br />

Wie komplementäre Medizin Erkrankten helfen kann<br />

Nach dem ersten Schock über ihre<br />

Krebsdiagnose haben viele Patientinnen<br />

und Patienten den Wunsch, selbst<br />

aktiv zu werden. Doch was ist das Richtige?<br />

Sie auf dem Weg zu einer für sie<br />

passenden Antwort zu unterstützen,<br />

ist das Anliegen von Prof. Jutta Hübner.<br />

Seit 2017 betreut sie die Ambulanz für<br />

Naturheilkunde und Integrative Onkologie<br />

der Klinik für Innere Medizin II<br />

am UKJ. Es ist die einzige Anlaufstelle<br />

in Thüringen, bei der Betroffene eine<br />

Beratung zur komplementären Medizin<br />

erhalten, die wissenschaftlich fundiert<br />

und in die onkologische Versorgung<br />

integriert ist.<br />

„Komplementär“ meint „begleitend“<br />

– und so berücksichtigt Prof. Hübner<br />

bei all ihren Beratungen sehr genau<br />

die individuelle Tumortherapie der<br />

Patienten. Keinesfalls sollen die Maßnahmen<br />

die eigentliche Krebstherapie<br />

ersetzen. Sie sind keine Alternative. Ziel<br />

ist viel mehr, jedem Patienten ein aufeinander<br />

abgestimmtes Gesamtpaket<br />

anzubieten – aus wissenschaftlich fundierter<br />

Krebstherapie, Nebenwirkungsmanagement<br />

sowie Begleittherapien<br />

zu Ernährung, Sport und ausgewählten<br />

Naturheilverfahren. Komplementäre<br />

Medizin umfasst alles, was die Erkrankten<br />

selbst tun können – und das können<br />

auch Entspannungstechniken, Gespräche<br />

oder Gebete sein.<br />

„Selbst etwas zu tun, ist für Patientinnen<br />

und Patienten ein ganz zentrales<br />

Thema“, so Prof. Hübner. Bis zu 90 Prozent<br />

hat Interesse an komplementärer<br />

Krebstherapie und vermutlich mindestens<br />

die Hälfte probiert irgendetwas<br />

aus – oft, ohne sich mit dem Arzt oder<br />

der Ärztin darüber abzustimmen. In<br />

der medizinischen Krebsbehandlung,<br />

so die Erfahrung von Prof. Hübner, sind<br />

begleitende Therapien dennoch bisher<br />

ein Randthema.<br />

Dass sich viele Kolleginnen und Kollegen<br />

damit schwertun, auf diesem<br />

Gebiet zu beraten, liege auch an der<br />

schwierigen Studienlage: Die Wirksamkeit<br />

vieler Methoden und Wirkstoffe<br />

ist bisher schlicht nicht belegt. Ihr<br />

wissenschaftlicher Anspruch sei „extrem<br />

hoch“, so Prof. Hübner. Sie empfehle<br />

daher ausschließlich Methoden,<br />

deren Wirksamkeit wissenschaftlich<br />

nachgewiesen ist. „Patientinnen und<br />

Patienten investieren viel Zeit, Geld<br />

und Emotionen in diese Therapien und<br />

ich möchte, dass sie die bestmöglichen<br />

bekommen“, so Prof. Hübner,<br />

die mit Ihrem Team neu veröffentlichte<br />

Studien sehr kritisch prüft. „Wir<br />

gehören weltweit zu den führenden<br />

Zentren, wenn es darum geht, Betrug<br />

zu entlarven.“ Bisweilen streitet sie<br />

auch mit den Befürwortern einzelner<br />

Methoden, um deutlich zu machen,<br />

wie wichtig die hohen Anforderungen<br />

an die wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweise<br />

sind. „Wenn Studien<br />

ergeben, dass ein Waldspaziergang<br />

empfehlenswerter ist als eine teure<br />

Infusion mit einer Heilkräutermischung,<br />

dann bin ich für den Waldspaziergang“,<br />

so Prof. Hübner.<br />

Einzelberatungen<br />

Per Telefon, als Videokonferenz oder<br />

persönlich in den Räumen der Thüringischen<br />

Krebsgesellschaft (Thüringische<br />

Krebsgesellschaft e.V., Am Alten<br />

Güterbahnhof 5, 07743 Jena)<br />

Anmeldung:<br />

03641 9-32 42 56<br />

integrative.onkologie@med.uni-jena.de<br />

Auch der Faktor Zeit spielt für Prof.<br />

Hübner eine besondere Rolle. Für ein<br />

Einzelgespräch nimmt sie sich jeweils<br />

eine Stunde. „Das ist eine Besonderheit,<br />

die es im normalen medizinischen<br />

Betrieb sonst kaum gibt.“ Sie hat Zeit,<br />

um zuzuhören und um Möglichkeiten<br />

aufzuzeigen. Dass Erkrankte als informierte<br />

Patienten entscheiden und<br />

sich nicht allem ausgeliefert fühlen,<br />

sei eine wesentliche Komponente<br />

komplementärer Medizin. Jeder onkologische<br />

Patient, der Interesse an einer<br />

Beratung hat, erhält bei Prof. Hübner<br />

meist innerhalb von zwei Wochen einen<br />

Gesprächstermin. Darüber hinaus kann<br />

jeder die offene Video-Sprechstunde<br />

Online-Seminar: ONKO-KREIS<br />

Kostenfreie Vorträge für Erkrankte und<br />

Angehörige der Ambulanz für Naturheilkunde<br />

und Integrative Onkologie<br />

der Klinik für Innere Medizin II und der<br />

Thüringische Krebsgesellschaft e. V.<br />

Informationen unter:<br />

www.thueringische-krebsgesellschaft.de<br />

„Wir haben unsere Angebote mittlerweile<br />

komplett digitalisiert – was extrem<br />

gut angenommen wird“, so Prof.<br />

Hübner. Dadurch erreiche sie – ganz<br />

niederschwellig – Patientinnen und<br />

Patienten von Berchtesgarden bis<br />

Flensburg. Diese gut zu unterstützen<br />

sei wichtig – egal, wo sie sich gerade<br />

in Behandlung befinden. „In unserem<br />

Beratungsgespräch geht es darum, die<br />

Patientinnen und Patienten so auszurüsten,<br />

dass sie eine gute komplementäre<br />

Medizin für sich verantworten<br />

können“, so Prof. Hübner. Es geht um<br />

einfache Maßnahmen, die sie selbstständig<br />

umsetzen können und die<br />

wenig oder gar nichts kosten. „Alles,<br />

was mehr als einen Euro pro Tag kostet,<br />

ist – von ganz wenigen Ausnahmen<br />

abgesehen – verdächtig auf Scharlatanerie.“<br />

Anke Schleenvoigt<br />

Expertensprechstunde<br />

Offene Online-Seminare von wechselnden<br />

Referenten mit einführendem Vortrag<br />

und der Möglichkeit, individuelle<br />

Fragen zu stellen<br />

Informationen unter:<br />

www.krebs gesellschaft-thueringen.de/<br />

expertensprechstunden<br />

18 01 | 23 01 | 23<br />

19


TITELTHEMA<br />

Hauptsache überhaupt essen<br />

Mangelernährung bei Tumorerkrankungen begegnen<br />

Trotz Krankheit mit der Klasse verbunden<br />

Wie ein kleiner Roboter ein Stück Normalität zurückbringt<br />

Viele Patienten mit einer Tumorerkrankung sind<br />

mangelernährt. Und doch steht dieses Thema bei<br />

der Behandlung vielerorts noch nicht im Fokus.<br />

Wie häufig dieses Phänomen auftritt und unter<br />

welchen Symptomen Patienten am stärksten<br />

leiden, hat Viktoria Mathies daher unter die Lupe<br />

genommen. Die Ernährungswissenschaftlerin am<br />

UniversitätsTumorCentrum (UTC) Jena hat sich<br />

im Rahmen ihrer Doktorarbeit zum Ziel gesetzt,<br />

ein umfassenderes Bild der Ernährungssituation<br />

onkologischer Patienten zu erhalten.<br />

Über zweieinhalb Jahre hat sie dafür alle onkologischen<br />

Patienten zweier Stationen am UKJ<br />

bei der stationären Aufnahme mit einem Fragebogen<br />

ausgestattet, der unter anderem nach<br />

Veränderungen beim Gewicht und nach Symptomen<br />

wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen<br />

oder Geschmacksverlust, nach Portionsgrößen<br />

sowie der körperlichen Aktivität fragt. Der<br />

daraus errechnete Wert ist ein Indikator dafür,<br />

wann Patienten eine Ernährungstherapie erhalten<br />

sollten.<br />

Das Ergebnis zeigt: Mehr als die Hälfte der onkologischen<br />

Patienten benötigt eine spezielle Ernährungsberatung,<br />

bei einigen von ihnen besteht<br />

das Risiko einer Mangelernährung, andere sind<br />

bereits mangelernährt. Der aus dem Verhältnis<br />

von Körpergewicht zu Körpergröße in Metern zum<br />

Quadrat errechnete Body-Mass-Index (BMI) sei in<br />

diesem Zusammenhang wenig aussagekräftig, so<br />

Mathies. „Auch ein übergewichtiger Patient, der<br />

innerhalb kurzer Zeit 15 Kilogramm abgenommen<br />

hat, kann mangelernährt sein.“ Kritisch sei es,<br />

wenn Muskelmasse verloren geht, da dadurch<br />

nicht nur die Kräfte schwinden, sondern auch der<br />

Stoffwechsel heruntergefahren wird. „Wir wissen<br />

heute, dass die allgemeine Prognose schlechter<br />

wird, je mehr der Patient an Gewicht verliert“, so<br />

die Ernährungswissenschaftlerin. Häufig würden<br />

Patienten nicht am Tumor, sondern an Begleiterkrankungen<br />

wie eben Mangelernährung sterben.<br />

Bei der individuellen Beratung der betroffenen<br />

Patienten geht es für Viktoria Mathies daher oft<br />

darum, gemeinsam Wege zu finden, damit sie<br />

überhaupt essen. Denn Appetitlosigkeit ist das<br />

mit Abstand häufigste Symptom. „Übelkeit und<br />

Erbrechen sind viel seltener geworden, weil sie<br />

sich heutzutage mit Medikamenten gut behandeln<br />

lassen“, so Mathies. Ihr Grundsatz: Alles,<br />

worauf die Patienten Appetit haben und was sie<br />

gut vertragen, dürfen sie essen. „Wir wollen den<br />

Gewichtsverlust mit allen Mitteln verhindern“,<br />

so Mathies, die in ihren Gesprächen sehr viel<br />

Aufklärungsarbeit leistet. Oft gehe es darum,<br />

die Angst davor zu nehmen, mit der Ernährung<br />

etwas falsch zu machen. „Natürlich empfehlen<br />

wir grundsätzlich – soweit möglich – eine<br />

ausgewogene Ernährung“, so Mathies. Gleichzeitig<br />

wisse sie, dass es vielen Patienten einfach<br />

nicht möglich ist, die von der Deutschen<br />

Gesellschaft für Ernährung empfohlenen fünf<br />

Portionen Obst und Gemüse am Tag zu essen.<br />

„Wir versuchen, den Druck herauszunehmen.“<br />

Sowohl, was die Wahl der Speisen, als auch,<br />

was die Essenszeiten angeht. Vor allem älteren<br />

Patienten falle es schwer, sich von festen<br />

Essenszeiten zu lösen – dabei helfe es gerade<br />

bei Appetitlosigkeit, viele kleine (idealerweise<br />

eiweißreiche) Mahlzeiten über den Tag zu verteilen.<br />

Und auch eine Spätmahlzeit gegen 21<br />

Uhr mit Nüssen, Joghurt oder anderen Kleinigkeiten,<br />

sei wichtig, um dem Gewichtsverlust zu<br />

begegnen. „Es spricht auch nichts gegen warme<br />

Nudeln zum Frühstück, wenn dem Patienten<br />

das gut bekommt.“<br />

Von speziellen Krebsdiäten – sei es Fasten oder<br />

der Verzicht auf Kohlenhydrate – rät die Expertin<br />

hingegen grundsätzlich ab. Der Nutzen sei<br />

wissenschaftlich bisher nicht belegt. Zusätzliche<br />

Vitamine über Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen,<br />

sei ebenfalls nicht ratsam. „Im Gegenteil:<br />

Eine Überversorgung kann hier schaden und<br />

möglicherweise die Wirkung der Chemotherapie<br />

beeinflussen“, so Mathies.<br />

Die Untersuchung am UKJ hat gezeigt, dass mehr<br />

als jeder zweite onkologische Patient mangelernährt<br />

ist und dass ein großer Beratungsbedarf<br />

besteht. Das Ernährungsscreening<br />

soll daher – nicht nur am UKJ – in immer weiteren<br />

Bereichen zum Standard werden. Viktoria<br />

Mathies ist vor allem wichtig, bei allen<br />

Berufsgruppen aber auch Angehörigen, die mit<br />

onkologischen Patienten zu tun haben, das<br />

Bewusstsein für das Thema Mangelernährung<br />

zu schärfen.<br />

Anke Schleenvoigt<br />

Bild: Jenifoto - stock.adobe.com<br />

Eigentlich sitzt Paul wie jedes Kind<br />

in seinem Alter am Vormittag in der<br />

Schule, genauer gesagt in der zweiten<br />

Klasse. Doch statt Paul sitzt an seinem<br />

Platz derzeit ein kleiner Roboter. Und<br />

doch sitzt da irgendwie auch Paul<br />

selbst, denn der Roboter ist ein Avatar,<br />

Pauls Avatar sozusagen. Paul steuert<br />

ihn von seinem Krankenbett aus. Seit<br />

der Zweitklässler im vergangenen Jahr<br />

seine Krebsdiagnose erhalten hat, wird<br />

er in unserer Kinderonkologie behandelt.<br />

Damit er trotzdem nicht nur am<br />

Unterricht teilnehmen, sondern auch<br />

mit seinen Klassenkameraden in Kontakt<br />

bleiben kann, gibt es nun den<br />

Avatar – dank der Elterninitiative für<br />

krebskranke Kinder Jena e.V. (EKK-Jena).<br />

Für den Verein war das Projekt eine<br />

Herzensangelegenheit. „Wir suchen<br />

immer nach neuen Möglichkeiten, um<br />

jungen Patientinnen und Patienten den<br />

Umgang mit ihrer Erkrankung zu erleichtern.<br />

Ein häufiger und verständlicher<br />

Wunsch von Eltern und Kindern ist es,<br />

während der Therapie den Anschluss an<br />

die Klasse nicht zu verlieren.<br />

Heilpädagogin<br />

Mireille Le Lièvre<br />

Foto: privat<br />

Und genau dafür ist der Avatar da“,<br />

freut sich Katrin Mohrholz, Geschäftsführerin<br />

der EKK-Jena.<br />

Der Avatar funktioniert ganz einfach: Er<br />

überträgt Bild und Ton aus der Klasse<br />

an ein Tablet oder Smartphone. Per App<br />

bedient das erkrankte Kind den Avatar<br />

aus dem Klinikum oder von Zuhause<br />

und kann so mit den Klassenkameraden<br />

oder Lehrern kommunizieren. Der Avatar<br />

kann sich in der Klasse bei Bedarf<br />

zu Wort melden, Fragen stellen, seinen<br />

Kopf bewegen, blinken, sich im Kreis<br />

drehen und sogar Gefühle ausdrücken.<br />

Voraussetzung für den Einsatz ist,<br />

dass die Eltern der Schülerinnen und<br />

Schüler vor Ort einverstanden sind.<br />

„Mit so einem Avatar sind die Chancen<br />

sehr gut, dass an Krebs erkrankte<br />

Kinder die Klasse nicht wiederholen<br />

müssen. Damit bleiben sie in der Klassengemeinschaft.<br />

Eine junge Patientin<br />

sprach nach der Krebstherapie einmal<br />

von einem verlorenen Jahr. Das können<br />

wir mit dem Avatar hoffentlich umgehen“,<br />

sagt Mireille Le Lièvre, Heilpädagogin<br />

in der EKK-Jena. Sie betreut<br />

Paul und seine Familie. Denn während<br />

oder zwischen Behandlungen<br />

ist in der Regel kein Schulbesuch<br />

möglich. Gerade eine Chemotherapie<br />

greift das Immunsystem<br />

stark an und die Kinder sind körperlich<br />

geschwächt. Weil die erkrankten Kinder<br />

aber mit dem Roboter-Stellvertreter am<br />

Unterricht teilnehmen können, fällt es<br />

ihnen leichter, Lerninhalte zu verstehen.<br />

Und – auch das ist ganz wichtig:<br />

Die Kinder können im Klassenverbund<br />

bleiben und ihre sozialen Kontakte<br />

besser halten. Auch das ist ein Stück<br />

Normalität.<br />

So empfinden das auch Paul und seine<br />

Klassenkameraden. Natürlich: Für Paul<br />

und seine Mutter war der erste Schultag<br />

mit dem Avatar genauso aufregend wie<br />

für Pauls Klasse. Immerhin war das für<br />

alle etwas völlig Neues. Aber es klappte<br />

auf Anhieb. Paul rechnete und meldete<br />

sich, als habe er nie etwas anderes<br />

gemacht. Und die Kinder freuen sich<br />

einfach, dass Paul wieder bei ihnen<br />

ist – wenn auch über den kleinen<br />

Roboter. Und so sitzt Pauls Avatar stellvertretend<br />

in der zweiten Klasse und<br />

immer, wenn er blinkt und sich dreht,<br />

wissen die Kinder: Paul ist da.<br />

Über den Verein<br />

Die Elterninitiative für krebskranke Kinder<br />

Jena e.V. wurde 1990 gegründet und<br />

hilft krebskranken Kindern und ihren<br />

Angehörigen. Das Spektrum reicht von<br />

der psychosozialen Unterstützung bis<br />

hin zur Stärkung der Familien in der<br />

schweren Therapiezeit, Kindern Freude<br />

und Abwechslung im Stationsalltag zu<br />

schenken und manch hoffnungslose<br />

Situation gemeinsam mit den Familien<br />

schweigend mitzutragen.<br />

Katrin Bogner<br />

KONTAKT<br />

03641 28 803<br />

info@ekk-jena.de<br />

20 01 | 23 01 | 23<br />

21


TITELTHEMA<br />

Wenn es nicht mehr um Heilung geht<br />

Ein Hausbesuch mit dem Kinderpalliativteam<br />

Arlene ist 14 Jahre alt. Sie hat Krebs:<br />

ein Osteosarkom, Knochenkrebs, mit<br />

Metastasen in Lunge und Gehirn. Acht<br />

Operationen hat das Mädchen hinter<br />

sich, Chemo- und Strahlentherapien.<br />

Heilung, sagen ihre Ärzte, ist nicht mehr<br />

möglich. Das ist unfair. Das ist unvorstellbar.<br />

Und doch setzt sich Arlene,<br />

setzen sich Arlene und ihre Eltern, mit<br />

ihrer Prognose auseinander. Um vorbereitet<br />

zu sein – und falls Arlene nicht<br />

doch das eine Wunder ist – haben sie<br />

Kontakt mit dem Kinderpalliativteam<br />

des UKJ aufgenommen.<br />

Selbstbestimmung und<br />

bestmögliche Lebensqualität<br />

Das Jenaer Kinderpalliativteam ist das<br />

einzige in Thüringen und ein fester<br />

Bestandteil im Versorgungssystem.<br />

Seit sechs Jahren gibt es das 13-köpfige<br />

multiprofessionelle Team aus Kinderärztinnen<br />

und -ärzten, Kinderkrankenschwestern<br />

und einer psychosozialen<br />

Fachkraft. Ihr Erkennungszeichen ist<br />

das blaue Shirt, auf dem mit bunten<br />

Buchstaben „Kinderklinik“ zu lesen ist.<br />

Das Palliativteam betreut Kinder und<br />

Jugendliche, die unheilbar erkrankt<br />

sind, in ihrem Zuhause. Darunter auch<br />

Kinder mit Krebs. Ihr Ziel, ihre Aufgabe<br />

ist es, ihnen das Leben in ihrer gewohnten<br />

Umgebung so angenehm wie möglich<br />

zu machen. So auch bei Arlene im<br />

ostthüringischen Saale-Holzland-Kreis.<br />

Momentan geht es Arlene gut. Ihre<br />

Nägel hat sie schön gemacht, wie das<br />

14-Jährige so tun. Nur dass ihre Haare<br />

fehlen, störe sie, berichtet Arlene.<br />

Über dem rechten Ohr prangt noch ein<br />

Pflaster. Die zäh verheilenden Wunden<br />

einer Operation am Kopf. Erst auf den<br />

zweiten Blick kann man sehen, dass<br />

ihr linkes Bein anders aussieht. Hier<br />

trägt sie, durchaus selbstbewusst,<br />

eine Prothese. Im Oberschenkel brach<br />

der Krebs aus, der Knochen wurde ihr<br />

entfernt. Mit ihrer Prothese und Gehstützen<br />

kann sie gut laufen. Nur am<br />

Sportunterricht muss sie nicht mehr<br />

Kinderärztin und Palliativmedizinerin<br />

Dr. Andrea Dieckmann (re.) und<br />

Kinderkrankenschwester Michaela König<br />

bei Arlene zu Hause. Foto: Bogner<br />

Zum multiprofessionellen<br />

Kinderpalliativteam gehören<br />

mittlerweile 13 Mitarbeitenden, darunter<br />

Ärztinnen und Ärzte, Pflegende sowie<br />

eine psychosoziale Fachkraft<br />

teilnehmen. Überhaupt ist ihr Schulbesuch<br />

freiwillig, aber es ist ihr wichtig,<br />

ein so normales Leben wie möglich zu<br />

leben. Dazu gehören auch Dinge wie<br />

Reiten und Freunde treffen.<br />

Eine palliative Versorgung steht unheilbar<br />

erkrankten Kindern und Jugendlichen<br />

schon mit der Diagnosestellung<br />

zu. Das Kinderpalliativteam besucht die<br />

jungen Patienten und ihre Familien je<br />

nach ihrem Bedarf zuhause: monatlich,<br />

wöchentlich oder – in der Lebensendphase<br />

– auch täglich.<br />

Arlene kommt einmal die Woche zur<br />

ambulanten Behandlung ans Klinikum.<br />

Da sie hier regelmäßig medizinisch<br />

versorgt wird, ist das ambulante Kinderpalliativteam<br />

noch nicht oft bei<br />

ihr zuhause. Hier beginnt ein Weg des<br />

Kennenlernens zwischen dem Palliativteam,<br />

Arlene und ihren Eltern. Dieses<br />

Mal bei Arlene: Kinderärztin und Palliativmedizinerin<br />

Dr. Andrea Dieckmann<br />

und Kinderkrankenschwester Michaela<br />

König. „Es ist nicht so, dass immer ein<br />

festes Team zu einer Patientin fährt“,<br />

erklärt Andrea Dieckmann. „Für unser<br />

Team ist es wichtig, dass wir alle unsere<br />

Patientinnen und Patienten gut kennenlernen,<br />

zumal wir rund um die Uhr in<br />

Rufbereitschaft sind.“ „Aber irgendwie<br />

ist es so“, ergänzt Schwester Michaela:<br />

„Egal, wer von uns kommt, unser T-Shirt<br />

gibt uns einen unglaublichen Vertrauensvorschuss“.<br />

Und in der Tat: Arlene<br />

und auch ihre Eltern gehen geradezu<br />

herzlich vertraut mit dem Kinderpalliativteam<br />

um. Alle sind ganz offen, es gibt<br />

keine Geheimnisse. Wozu auch?<br />

Die gesamte Familie<br />

unterstützen<br />

Mit der ganzen Familie sitzt das Kinderpalliativteam<br />

am Tisch. Andrea<br />

Dieckmann geht mit Arlene ihre Medikamente<br />

durch – es sind viele – und<br />

fragt sie, wie ihre Schmerzen sind und<br />

ihre Wunden verheilen. Arlenes Vater<br />

krault ihr währenddessen liebevoll<br />

den haarlosen Hinterkopf. Arlenes<br />

Mutter kennt den Medikamentenplan<br />

mit schier unaussprechlichen Namen<br />

auswendig, weiß, welche Nebenwirkungen<br />

von welchem Medikament kommen<br />

könnten und auf welche Blutwerte es<br />

ankommt. Es ist, als unterhielten sich<br />

Medizinprofis untereinander. Jegliche<br />

Änderungen trägt Andrea Dieckmann in<br />

Arlenes Bedarfsplan ein. Die individuellen<br />

Behandlungs- und Bedarfspläne<br />

sind wichtig, um – mit der Familie – auf<br />

Eventualitäten, vor allem Krisensituationen,<br />

vorbereitet zu sein.<br />

Zwischendurch tauschen sich Arlene<br />

und Michaela auch mal über private<br />

Angelegenheiten aus. Haustiere, Schule,<br />

Reisen. Arlene konnte sich schon<br />

zwei ihrer Herzenswünsche erfüllen:<br />

nach Hamburg fahren. Und mit einem<br />

Pferd, einer großen Scheckenstute,<br />

am Strand entlangreiten. Ihr dritter<br />

großer Wunsch – Paris – steht noch aus.<br />

Die zwischenzeitlich schon gebuchte<br />

Reise musste die Familie stornieren.<br />

Arlene hatte eine Infektion.<br />

Leidvolle Symptome<br />

lindern – Gutes tun<br />

Momente des Grübelns und der Sorgen<br />

gehören leider auch dazu. „Mir hilft<br />

Julia da schon sehr“, berichtet Arlene.<br />

Julia Gnielczyk ist psychosoziale Mitarbeiterin<br />

und gehört seit einem Jahr<br />

ebenfalls zum Kinderpalliativteam. Der<br />

Bedarf, auch nach einer psychosozialen<br />

Betreuung, ist einfach da – auch wenn<br />

die Ärztinnen, Ärzte und Schwestern<br />

mit ihrer Empathie viel abfangen und<br />

auf die Bedürfnisse ihrer Patienten<br />

und deren Familien eingehen. Julia hat<br />

Arlene auch dabei unterstützt eine<br />

Strategie zu entwickeln, ihre zwischenzeitliche<br />

Abneigung vor dem Schlucken<br />

von Kapseln zu überwinden. „Sollen<br />

wir also lieber schauen, dass wir deine<br />

Medikamente in flüssiger Form bekommen?“,<br />

fragt Andrea Dieckmann. Das ist<br />

Arlene deutlich lieber.<br />

Überhaupt dreht sich alles vor allem um<br />

eine Frage: Was können wir dir Gutes<br />

tun? Schmerzen hat Arlene derzeit<br />

kaum. Nichts, was sie nicht mit einfachen<br />

Schmerzmitteln hinbekommt.<br />

Aber eine Ernährungsberatung wünscht<br />

sie sich. Speziell für ihren Krebs. „Wir<br />

stellen einen Kontakt für dich her“,<br />

verspricht Schwester Michaela. Zum<br />

Schluss hört Andrea Dieckmann Arlene<br />

noch mit dem Stethoskop ab. Prinzipiell<br />

ist das Kinderpalliativteam mit allem<br />

ausgestattet, was ein Patient brauchen<br />

könnte: Medikamente und unterschiedliche<br />

Materialien, um die Symptome zu<br />

kontrollieren. Aber Arlene braucht derzeit<br />

– zumindest vom Kinderpalliativteam<br />

– noch nicht mehr. Sollte sich das<br />

ändern, ist das Team jederzeit bereit.<br />

Katrin Bogner<br />

Palliativmedizin<br />

Auch wenn die Krebsmedizin und<br />

-forschung immer mehr Fortschritte<br />

macht, kann nicht jede<br />

Krebserkrankung geheilt werden.<br />

Dann geht es darum, Schmerz und<br />

Leid zu lindern und den Erkrankten<br />

so viel Lebensqualität wie möglich<br />

zu geben.<br />

Auf der Palliativstation liegen<br />

Patienten mit nicht heilbaren<br />

Erkrankungen stationär, deren<br />

Beschwerden so stark sind, dass<br />

eine Versorgung zuhause nicht<br />

möglich ist.<br />

KONTAKT<br />

03641 9-32 75 28<br />

palliativ@med.uni-jena.de<br />

Der Palliativmedizinische Dienst<br />

betreut schwerstkranke Patienten<br />

palliativmedizinisch auf anderen<br />

Stationen als der Palliativstation.<br />

Das Ambulante Palliativteam<br />

betreut Schwerstkranke in ihrer<br />

gewohnten, häuslichen Umgebung mit.<br />

KONTAKT<br />

Erwachsene<br />

03641 9-32 75 24<br />

palliativteam@med.uni-jena.de<br />

Kinder, Jugendliche und junge<br />

Erwachsene<br />

03641 9-32 95 54<br />

kinderpalliativteam@med.uni-jena.de<br />

22 01 | 23<br />

01 | 23<br />

23


DEZEMBER 2022 JANUAR FEBRUAR MÄRZ APRIL MAI JUNI JULI AUGUST SEPTEMBER OKTOBER NOVEMBER DEZEMBER JANUAR 2024<br />

1 Do<br />

2 Fr<br />

3 Sa<br />

4 So<br />

5 Mo 49<br />

6 Di Nikolaus<br />

7 Mi<br />

8 Do<br />

9 Fr<br />

10 Sa<br />

11 So<br />

12 Mo 50<br />

13 Di<br />

14 Mi<br />

15 Do<br />

16 Fr<br />

17 Sa<br />

18 So<br />

19 Mo 51<br />

20 Di<br />

21 Mi<br />

22 Do<br />

23 Fr<br />

24 Sa Heiligabend<br />

25 So 1.Weihnachtstag<br />

26 Mo 2.Weihnachtstag 52<br />

27 Di<br />

28 Mi<br />

29 Do<br />

30 Fr<br />

31 Sa Silvester<br />

1 So Neujahr 1 Mi 1 Mi 1 Sa 1 Mo Tag der Arbeit 18 1 Do 1 Sa 1 Di 1 Fr 1 So 1 Mi 1 Fr<br />

2 Mo 1 2 Do 2 Do 2 So 2 Di 2 Fr 2 So 2 Mi 2 Sa 2 Mo 40 2 Do 2 Sa<br />

3 Di 3 Fr 3 Fr 3 Mo 14 3 Mi 3 Sa 3 Mo 27 3 Do 3 So 3 Di Tag der Dt. Einheit 3 Fr 3 So<br />

4 Mi 4 Sa 4 Sa 4 Di 4 Do 4 So 4 Di 4 Fr 4 Mo 36 4 Mi 4 Sa 4 Mo 49<br />

5 Do 5 So 5 So 5 Mi 5 Fr 5 Mo 23 5 Mi 5 Sa 5 Di 5 Do 5 So 5 Di<br />

6 Fr 6 Mo 6 6 Mo 10 6 Do 6 Sa 6 Di 6 Do 6 So 6 Mi 6 Fr 6 Mo 45 6 Mi<br />

7 Sa 7 Di 7 Di 7 Fr Karfreitag 7 So 7 Mi 7 Fr 7 Mo 32 7 Do 7 Sa 7 Di 7 Do<br />

8 So 8 Mi 8 Mi 8 Sa 8 Mo 19 8 Do 8 Sa 8 Di 8 Fr 8 So 8 Mi 8 Fr<br />

9 Mo 2 9 Do 9 Do 9 So Ostern 9 Di 9 Fr 9 So 9 Mi 9 Sa 9 Mo 41 9 Do 9 Sa<br />

10 Di 10 Fr 10 Fr 10 Mo Ostermontag 15 10 Mi 10 Sa 10 Mo 28 10 Do 10 So 10 Di 10 Fr 10 So<br />

11 Mi 11 Sa 11 Sa 11 Di 11 Do 11 So 11 Di 11 Fr 11 Mo 37 11 Mi 11 Sa 11 Mo 50<br />

12 Do 12 So 12 So 12 Mi 12 Fr Tag der Pflege 12 Mo 24 12 Mi 12 Sa 12 Di 12 Do 12 So 12 Di<br />

13 Fr 13 Mo 7 13 Mo 11 13 Do 13 Sa 13 Di 13 Do 13 So 13 Mi 13 Fr 13 Mo 46 13 Mi<br />

14 Sa 14 Di 14 Di 14 Fr 14 So 14 Mi 14 Fr 14 Mo 33 14 Do 14 Sa 14 Di 14 Do<br />

15 So 15 Mi 15 Mi 15 Sa 15 Mo 20 15 Do 15 Sa 15 Di 15 Fr 15 So 15 Mi 15 Fr<br />

16 Mo 3 16 Do 16 Do 16 So 16 Di 16 Fr 16 So 16 Mi 16 Sa 16 Mo 42 16 Do 16 Sa<br />

17 Di 17 Fr 17 Fr 17 Mo 16 17 Mi 17 Sa 17 Mo 29 17 Do 17 So 17 Di 17 Fr 17 So<br />

18 Mi 18 Sa 18 Sa 18 Di 18 Do Christi Himmelfahrt 18 So 18 Di 18 Fr 18 Mo 38 18 Mi 18 Sa 18 Mo 51<br />

19 Do 19 So 19 So 19 Mi 19 Fr 19 Mo 25 19 Mi 19 Sa 19 Di 19 Do 19 So 19 Di<br />

20 Fr 20 Mo 8 20 Mo 12 20 Do 20 Sa 20 Di 20 Do 20 So 20 Mi Weltkindertag 20 Fr 20 Mo 47 20 Mi<br />

21 Sa 21 Di 21 Di 21 Fr 21 So 21 Mi 21 Fr 21 Mo 34 21 Do 21 Sa 21 Di 21 Do<br />

22 So 22 Mi Abendvorlesung 22 Mi 22 Sa 22 Mo 21 22 Do 22 Sa 22 Di 22 Fr 22 So 22 Mi 22 Fr<br />

23 Mo 4 23 Do 23 Do 23 So 23 Di 23 Fr 23 So 23 Mi 23 Sa 23 Mo 43 23 Do 23 Sa<br />

24 Di 24 Fr 24 Fr 24 Mo 17 24 Mi 24 Sa 24 Mo 30 24 Do 24 So 24 Di 24 Fr 24 So Heiligabend<br />

25 Mi Abendvorlesung 25 Sa 25 Sa 25 Di 25 Do 25 So 25 Di 25 Fr 25 Mo 39 25 Mi Abendvorlesung 25 Sa 25 Mo 1. Weihnachtstag<br />

26 Do 26 So 26 So<br />

Beginn der<br />

Sommerzeit 26 Mi Abendvorlesung 26 Fr 26 Mo 26 26 Mi 26 Sa 26 Di 26 Do 26 So 26 Di 2. Weihnachtstag<br />

27 Fr 27 Mo 9 27 Mo 13 27 Do 27 Sa 27 Di 27 Do 27 So 27 Mi Abendvorlesung 27 Fr 27 Mo 48 27 Mi 52<br />

28 Sa 28 Di 28 Di 28 Fr 28 So P fi n g s t e n 28 Mi Abendvorlesung 28 Fr 28 Mo 35 28 Do 28 Sa 28 Di 28 Do<br />

29 So 29 Mi Abendvorlesung 29 Sa 29 Mo P fi n g s t m o n t a g 22 29 Do 29 Sa 29 Di 29 Fr 29 So Ende der Sommerzeit 29 Mi Abendvorlesung 29 Fr<br />

30 Mo 5 30 Do 30 So 30 Di 30 Fr 30 So 30 Mi 30 Sa 30 Mo 44 30 Do 30 Sa<br />

31 Di 31 Fr 31 Mi Abendvorlesung 31 Mo 31 31 Do 31 Di Reformationstag 31 So Silvester<br />

1 Mo Neujahr 1<br />

2 Di<br />

3 Mi<br />

4 Do<br />

5 Fr<br />

6 Sa<br />

7 So<br />

8 Mo 2<br />

9 Di<br />

10 Mi<br />

11 Do<br />

12 Fr<br />

13 Sa<br />

14 So<br />

15 Mo 3<br />

16 Di<br />

17 Mi<br />

18 Do<br />

19 Fr<br />

20 Sa<br />

21 So<br />

22 Mo 4<br />

23 Di<br />

24 Mi<br />

25 Do<br />

26 Fr<br />

27 Sa<br />

28 So<br />

29 Mo 5<br />

30 Di<br />

31 Mi<br />

<strong>2023</strong>


TITELTHEMA<br />

Ambulante Krebsberatungsstelle<br />

Antworten und Hilfe finden<br />

Mit einer Krebserkrankung treten viele Fragen auf. Zahlreiche Ansprechpartner<br />

helfen Betroffenen und ihren Angehörigen dabei, Antworten zu finden.<br />

UniversitätsTumorCentrum<br />

Das UniversitätsTumorCentrum (UTC) fasst alle<br />

Kliniken am UKJ zusammen, die Tumorpatienten<br />

behandeln. Es ist zuständig für die interdisziplinäre<br />

Koordination der Diagnostik und Therapie und stellt<br />

die spezialisierte Kompetenz der Ärzte und Wissenschaftler<br />

des UKJ für die Region zur Verfügung.<br />

Schmerzambulanz<br />

Chronische und akute Schmerzen behandelt das Team<br />

der Schmerztagesklinik am UKJ sowohl medikamentös<br />

als auch nichtmedikamentös in enger Abstimmung mit<br />

Physiotherapeuten und Psychologen. Patienten mit<br />

Schmerzen, die durch eine Krebserkrankung verursacht<br />

werden, erhalten einen Termin ohne Wartezeit<br />

(bitte bei der Anmeldung darauf hinweisen).<br />

Telefonische Erreichbarkeit:<br />

Montag bis Freitag von 8 bis 15 Uhr<br />

03641 9-32 31 50<br />

Schmerztagesklinik@med.uni-jena.de<br />

Geschäftsstelle Jena des Mitteldeutschen Krebszentrums<br />

Geschäftsführerin Dr. Katharina Paul<br />

03641 9-32 53 01<br />

Zentrale Tumorsprechstunde/ Zweitmeinungssprechstunde<br />

Nach Vereinbarung, Anmeldung unter 03641 9-32 71 19<br />

Klinikseelsorge<br />

Kranksein bringt oft Fragen mit sich, die unser Leben<br />

im Ganzen betreffen: Persönliche Probleme werden<br />

deutlicher, wichtige Entscheidungen und Beziehungen<br />

zu anderen Menschen müssen geklärt werden.<br />

Einsamkeit, Ungewissheit und Angst können zusätzlich<br />

belasten; manchmal brechen auch Fragen des<br />

Glaubens auf. Die Klinikseelsorgerinnen und -sorgern<br />

besuchen Sie oder Ihre Angehörigen (unabhängig von<br />

der Religionszugehörigkeit) für persönliche Gespräche.<br />

03641 9-39 10 30<br />

Die ambulante Krebsberatungsstelle des UTC schlägt die<br />

Brücke zwischen stationärem Aufenthalt und ambulanter<br />

Therapie. Das multiprofessionelle Team aus Psychologinnen<br />

und Sozialarbeiterinnen unterstützen Betroffene,<br />

aber auch Angehörige, Freunde, Kollegen sowohl psychologisch<br />

als auch ganz lebenspraktisch bei Fragen der<br />

sozialen und wirtschaftlichen Sicherung. Das Angebot<br />

kann in jeder Phase der Erkrankung genutzt werden.<br />

Neben psychologischen Themen wie den Herausforderungen<br />

und Sorgen im Umgang mit der Erkrankung,<br />

mit Gefühlen wie Wut, Trauer und Hilflosigkeit oder der<br />

Bewältigung von Stress und Schmerzen bietet das ambulante<br />

Beratungsteam auch ganz handfeste Unterstützung<br />

bei sozialrechtlichen Fragen.<br />

Sozialdienst<br />

Der Sozialdienst organisiert und koordiniert die Entlassung und<br />

Weiterversorgung in Zusammenarbeit mit externen Partnern.<br />

Er organisiert zudem Hilfsmittel für zu Hause und berät unter<br />

anderem zu sozialen und sozialrechtlichen Fragen sowie zu den<br />

Themen Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung.<br />

03641 9-39 51 63<br />

Selbsthilfegruppen<br />

Selbsthilfegruppen bieten die Möglichkeit, sich mit anderen<br />

Betroffenen auszutauschen. Bei der Suche nach einer Gruppe<br />

in der Nähe kann die IKOS weiterhelfen.<br />

IKOS Jena – Beratungszentrum für Selbsthilfe<br />

AWO Soziales Zentrum Lobeda<br />

Kastanienstraße 11<br />

07747 Jena<br />

03641 87 41 160<br />

ikos@awo-jena-weimar.de<br />

Weitere Infos unter:<br />

www.selbsthilfe-thueringen.de<br />

Anlaufstellen:<br />

Institut für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und<br />

Psychoonkologie (Stoystraße 3) und im UniversitätsTumorCentrum<br />

am UKJ (Lobeda)<br />

Terminvereinbarung:<br />

03641 9-39 80 00<br />

krebsberatung@med.uni-jena.de<br />

Telefonische Erreichbarkeit: Montag bis Freitag von 11<br />

bis 13 Uhr.<br />

Außerhalb dieser Zeiten können Betroffene auf den<br />

Anrufbeantworter sprechen und erhalten dann zeitnah<br />

einen Rückruf.<br />

Weitere Unterstützung<br />

Stiftung Deutsche Krebshilfe<br />

Buschstr. 32<br />

53113 Bonn<br />

0228 729 90-0<br />

deutsche@krebshilfe.de<br />

www.krebshilfe.de<br />

Thüringische Krebsgesellschaft e.V.<br />

Paul-Schneider-Str. 4<br />

07747 Jena<br />

03641 33 69 86<br />

info@krebsgesellschaft-thueringen.de<br />

www.krebsgesellschaft-thueringen.de<br />

Deutsches Krebsforschungszentrum<br />

Krebsinformationsdienst<br />

Im Neuenheimer Feld 280<br />

69120 Heidelberg<br />

0800 420 30 40<br />

dienst@dkfz.de<br />

www.krebsinformationsdienst.de<br />

Pflegestützpunkt Jena<br />

Goethe Galerie Jena<br />

Goethestraße 3b Büroaufgang B (2. Etage)<br />

07743 Jena<br />

03641 50 76 60 oder 0162 26 63 231<br />

kontakt@pflegestuetzpunkt-jena.de<br />

www.pflegestuetzpunkt-jena.de<br />

26 01 | 23 01 | 23<br />

27


AKTUELLES<br />

4<br />

1<br />

5<br />

6<br />

Lange Wissenschaftsnacht lockte Tausende<br />

Von Alternsforschung und Anatomie bis Zahnmedizin und Zellbiologie<br />

Mit 40 Angeboten luden Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler des UKJ in<br />

der Langen Nacht der Wissenschaften<br />

am 25. November zum Staunen, Zuhören,<br />

Fragen und Mitmachen ein. Neugierige<br />

erfuhren mehr über Datensalat<br />

und Drogennachweis, Infektionen und<br />

Ionenkanäle, Tierschutz und Tinnitus.<br />

Die meisten Angebote luden zum Ausprobieren<br />

und Mitdiskutieren ein, zum<br />

Beispiel zu Übungen im studentischen<br />

Trainingszentrum SkillsLab, zum Vortrag<br />

„Wie rede ich mit meinem Arzt?“,<br />

zur Suche nach dem richtigen Antibiotikum<br />

oder zu Entspannungsübungen,<br />

die auch bei Post-COVID hilfreich<br />

sind. Besucherinnen und Besucher<br />

konnten sich auch unmittelbar an der<br />

Wissenschaft beteiligen. So waren die<br />

Gäste am Stand der Allgemeinmedizin<br />

danach gefragt, welche medizinische<br />

Frage sie gern erforschen würden. Das<br />

Mitforschen ging sogar über die Lange<br />

Nacht hinaus: Es stellten sich viele Studienprojekte<br />

vor, bei denen eine Teilnahme<br />

möglich ist. Hier konnte man<br />

sich registrieren lassen und mit der<br />

späteren Studienbeteiligung direkt zur<br />

Beantwortung einer Forschungsfrage<br />

beitragen.<br />

Zum Schutz der Patientinnen und Patienten<br />

auf den Stationen im Klinikum in<br />

Lobeda fanden die UKJ-Veranstaltungen<br />

der Langen Nacht in diesem Jahr ausschließlich<br />

im Stadtzentrum statt. Der<br />

Besucherandrang war gewaltig: Etwa<br />

10 000 Neugierige waren in der Nacht in<br />

Jena unterwegs, über 2 600 davon zählte<br />

allein die Anatomische Sammlung. (vdG)<br />

Mehr dazu:<br />

www.uniklinikum-jena.de/lNdW.html<br />

7<br />

1. Einblicke in die Zellbiologie für Jung und Alt<br />

2. Magnetspiele mit der Radiologie<br />

3. Die Anatomisches Sammlung ist auch<br />

Mittwochnachmittag und Samstagvormittag geöffnet<br />

4. Mikrobenjäger und ihre Beute<br />

5. Experimente mit Rotkohlsaft<br />

6. Altern im Handumdrehen, nein, Anzuganziehen<br />

7. Früh übt sich, wer Pipettiermeister werden will<br />

8. Nadelarbeit einmal anders<br />

9. So geht Zahnspange ohne Abdruck<br />

Fotos: Szabó / Ebert<br />

2 3<br />

8 9<br />

28 01 | 23 01 | 23<br />

29


AKTUELLES<br />

Meilensteine auf dem<br />

Weg zum Klinikkomplex in Jena-Lobeda<br />

A5 in Zahlen<br />

» 6 Etagen<br />

» 5 700 Quadratmeter Nutzfläche<br />

» 470 Räume<br />

» 90 Patientenbetten<br />

(davon 62 Allgemeinpflege-Betten)<br />

1982<br />

Hörsaalgebäude in Lobeda<br />

nimmt Betrieb auf<br />

1980<br />

Klinik für Innere Medizin<br />

(KIM) eröffnet in Lobeda<br />

» 3 Strahlenschutzbunker<br />

mit 2 neuen Linearbeschleunigern<br />

Fotos: Szabó<br />

1990<br />

Verhandlungen zu einem<br />

Klinikneubau beginnen<br />

Klinikkomplex komplett<br />

Gebäudeteil A5 am Standort Lobeda nimmt Betrieb auf<br />

Eines der größten Bauvorhaben Thüringens<br />

der vergangenen Jahre befindet<br />

sich auf der Zielgeraden: Mit dem Einzug<br />

der Nutzer in das Gebäude A5 ist<br />

der zweite Bauabschnitt des UKJs am<br />

Standort Lobeda jetzt komplett – und<br />

damit einer der größten Klinikneubauten<br />

in Deutschland mit insgesamt rund<br />

50 000 Quadratmetern Nutzfläche. Der<br />

Freistaat hat diesen letzten Baustein<br />

des Großprojekts mit rund 40 Millionen<br />

Euro gefördert.<br />

Durch die Lage des Gebäudeteils A5<br />

im Herzen des Klinikkomplexes war die<br />

Bauphase von besonderen Herausforderungen<br />

geprägt. Vor dem Baustart im<br />

Jahr 2019 musste zunächst das Gebäude<br />

der alten Klinik für Innere Medizin abgerissen<br />

werden, um Platz für den Neubau<br />

zu schaffen. Abriss und Neubau mussten<br />

realisiert werden, während der Klinikbetrieb<br />

in den umliegenden Gebäuden<br />

rund um die Uhr weiterlief. Auf mehreren<br />

Ebenen ist das neue Haus über Brücken<br />

mit den bestehenden Gebäudekomplexen<br />

A und C verbunden (was vor allem<br />

für die OP- und Intensivbereiche die<br />

Logistik deutlich erleichtert).<br />

In das Gebäude A5 ziehen sowohl Kliniken<br />

ein, die bisher ihren Standort in der<br />

Innenstadt hatten, als auch Bereiche, die<br />

bereits in anderen Gebäuden in Lobeda<br />

untergebracht waren, darunter die Klinik<br />

für Hautkrankheiten, die Klinik für<br />

Strahlentherapie und Radioonkologie<br />

und die Klinik für Geriatrie, außerdem<br />

ein Schlaf-Labor, eine Intensiv-Station,<br />

zwei Allgemeinpflegestationen sowie<br />

Räume für die Lehre und Räume für<br />

Mitarbeitende der Notaufnahme.<br />

„Architektonisch ist A5 der letzte große<br />

Mosaikstein unseres neuen Klinikums,<br />

der mit dem bereits realisierten Gebäudekomplex<br />

ein stimmiges Ensemble<br />

bildet“, so Dr. Brunhilde Seidel-Kwem,<br />

Kaufmännischer Vorstand am UKJ. „Es<br />

gibt nur selten die Chance, eine Klinik<br />

dieser Größenordnung an einem<br />

Standort zusammenzuführen. Daher<br />

danken wir der Landesregierung und<br />

den beteiligten Ministerien für die<br />

Unterstützung.“<br />

Prof. Otto W. Witte, Medizinischer Vorstand,<br />

ergänzt: „Mit diesem Neubau<br />

trägt das UKJ entscheidend zur Verbesserung<br />

der Patientenversorgung in<br />

Thüringen bei. Die Vergrößerung der<br />

internistischen Intensivstation, die<br />

direkte Anbindung der Strahlentherapie<br />

an die Kliniken des Universitären<br />

Tumorzentrums, die unmittelbare Nähe<br />

der Geriatrie für Diagnostik- und Therapieverfahren<br />

sowie der interne Verbindungsgang,<br />

der beide Zentral-OPs<br />

miteinander verbindet – A5 verbessert<br />

die Krankenversorgung enorm. Diese<br />

Bündelung von universitärer Krankenversorgung,<br />

Forschung und Lehre ist<br />

einzigartig in Thüringen.“<br />

„Die Integration von Forschung und<br />

Lehre spielt für die moderne Hochschulmedizin<br />

eine entscheidende<br />

Rolle“, so Prof. Thomas Kamradt,<br />

Wissenschaftler Vorstand. „Mit dem<br />

Gebäude A5 erreichen wir unser Ziel,<br />

einen modernen Medizincampus für<br />

Mediziner, Forschende und Studierende<br />

in Jena zu schaffen.“<br />

Anke Schleenvoigt<br />

2004<br />

Eröffnung des ersten Bauabschnitts<br />

2011<br />

Hörsaalgebäude<br />

wird abgerissen<br />

2016<br />

Eröffnung des ersten Teils des zweiten<br />

Bauabschnitts<br />

2018<br />

KIM wird abgerissen<br />

2022/<strong>2023</strong><br />

Eröffnung des letzten Teils des<br />

zweiten Bauabschnitts<br />

30 01 | 23 01 | 23<br />

31


HEILEN<br />

HEILEN<br />

Zurück ins Gleichgewicht begleiten<br />

Zwei Jahre Klinisches Interventionsteam am UKJ<br />

Chronischen Schmerzen begegnen<br />

Erfolgreiches Angebot der Schmerztagesklinik am UKJ<br />

Allein in Thüringen sind nach Zahlen<br />

der Barmer-Krankenkasse rund 180 000<br />

Menschen von chronischen Schmerzen<br />

betroffen. In der Schmerztagesklinik am<br />

UKJ, die von apl. Prof. Winfried Meißner,<br />

Direktor der Klinik für Anästhesiologie<br />

und Intensivtherapie, und Dr. Christina<br />

Lemhöfer, Kommissarische Direktorin<br />

des Institutes für Physikalische und<br />

Rehabilitative Medizin, geleitet wird,<br />

finden Patienten mit sehr lange bestehenden<br />

Schmerzen eine Anlaufstelle.<br />

Im Jenaer Konzept – der interdisziplinären<br />

multimodalen Schmerztherapie<br />

– durchlaufen die Patienten zunächst<br />

ein eintägiges multidisziplinäres<br />

Assessment, in dem geprüft wird, ob<br />

sie an dem multimodalen Schmerztherapieprogramm<br />

teilnehmen können.<br />

Danach schließt sich die teilstationäre<br />

Behandlung in der Schmerztagesklinik<br />

am UKJ an. Das Programm dauert<br />

vier Wochen und wird durch zwei<br />

Auffrischungstage ergänzt. In kleinen<br />

Gruppen absolvieren die Patienten<br />

gemeinsam mit anderen chronischen<br />

Schmerzpatienten ein komplexes<br />

Therapieprogramm, bestehend aus<br />

schmerztherapeutischer und psychologischer<br />

Edukation, Physio- und<br />

Bewegungstherapie, Ergotherapie,<br />

Entspannungstraining, sowie psychologischer<br />

Schmerzbewältigungstherapie.<br />

Sie erhalten zahlreiche Informationen,<br />

wie sie mit chronischen<br />

Schmerzen besser umgehen können<br />

und werden bei der Optimierung ihrer<br />

Schmerzmedikation unterstützt.<br />

Die Behandlung eignet sich zum einen<br />

für motivierte Patienten mit chronischen<br />

Schmerzen, die mehrere Monate<br />

andauern und die Patienten in ihrem<br />

Alltag deutlich einschränken. Zum anderen<br />

kommt sie für Patienten in Frage,<br />

bei denen die Behandlungsversuche des<br />

Haus- oder Facharztes bisher ohne Erfolg<br />

blieben. Manuela Zinke, eine der Psychotherapeutinnen,<br />

die das Programm<br />

begleiten, erklärt: „Den Patienten,<br />

die durch ihren chronischen Schmerz<br />

zunehmend in ihrem Alltag, im Beruf<br />

und in Freizeitaktivitäten eingeschränkt<br />

sind, sodass sie nicht mehr zur Arbeit<br />

gehen oder nur erschwert Tätigkeiten<br />

im Haushalt erledigen können, die also<br />

erhöhte Einschränkungen, gesteigerten<br />

Leidensdruck und emotionale Belastung<br />

erleben, soll durch das Programm<br />

wieder eine gebesserte Teilhabe am<br />

gesellschaftlichen Leben, eine Verbesserung<br />

ihres Wohlbefindens und ihrer<br />

Lebensqualität ermöglicht werden.“<br />

Dass das Programm funktioniert, zeigen<br />

Befragungen der Patienten rund ein Jahr<br />

nach der Teilnahme. Bei einer Mehrzahl<br />

sind die Beeinträchtigungen deutlich<br />

zurückgegangen und sogar die Schmerzmedikation<br />

konnte im Durchschnitt<br />

halbiert werden. Daten die zeigen, dass<br />

das Programm ein Erfolg ist – auch, weil<br />

Foto: Rodigast<br />

es im Dezember 2022 schon zum 100.<br />

Mal stattfand. In enger Zusammenarbeit<br />

mit der Deutschen Schmerzgesellschaft<br />

e.V. gibt es für Versicherte der BARMER<br />

ein zusätzliches Angebot, das über<br />

das reguläre Angebot der Schmerztagesklinik<br />

am Klinikum hinausgeht. Und<br />

zwar ein ambulantes interdisziplinäres<br />

Assessment für Patienten mit noch nicht<br />

chronifizierten Schmerzen. Winfried<br />

Meißner erklärt: „Es ist wichtig, rechtzeitig<br />

Maßnahmen zu ergreifen, bevor<br />

der Schmerz chronisch wird. Gerade im<br />

Rahmen der Prävention gibt es viele<br />

Möglichkeiten, die niedergelassenen<br />

Ärzte in der Behandlung und die Patienten<br />

in der Bewältigung von Schmerzen<br />

zu unterstützen.“ In diesem Assessment<br />

können Behandlungsempfehlungen ausgesprochen<br />

werden, in die auch immer<br />

die neusten Erkenntnisse aus Forschung<br />

und Wissenschaft einfließen. Apl. Prof.<br />

Meißner: „Wir hoffen, dieses Angebot<br />

im kommenden Jahr auch auf die<br />

Versicherten weiterer Krankenkassen<br />

ausweiten zu können, so dass deutlich<br />

mehr Patienten davon profitieren und<br />

wir im besten Fall den Leidensweg der<br />

Betroffenen deutlich verkürzen.“<br />

Kristina Holtzsch<br />

KONTAKT<br />

Schmerztagesklinik am UKJ<br />

03641 9-32 31 50<br />

schmerztagesklinik@med.uni-jena<br />

Wenn das Telefon klingelt und sie sich<br />

anschließend auf den Weg macht, kennt<br />

Babet Lehmann nur Bruchstücke von<br />

dem, was sie gleich erwartet. Aber<br />

immer trifft sie auf Menschen, die völlig<br />

aus ihrem Gleichgewicht geraten sind.<br />

Die Pastorin von der evangelischen<br />

Klinikseelsorge leitet zusammen mit<br />

der Psychologin Dr. Teresa Deffner das<br />

Klinische Interventionsteam (KIT) am<br />

UKJ. Mittlerweile engagieren sich hier<br />

zehn Mitarbeitende aus den Bereichen<br />

Klinikseelsorge, Psychologie und aus<br />

dem Sozialdienst – in ihrer Freizeit,<br />

neben ihrer hauptamtlichen Tätigkeit.<br />

Als sie das KIT vor gut zwei Jahren ins<br />

Leben gerufen haben, war es den beiden<br />

wichtig, verlässliche Strukturen zu<br />

schaffen, damit es auch außerhalb der<br />

regulären Versorgungszeiten Ansprechpartner<br />

in Krisensituationen am UKJ<br />

gibt. Zunächst stand das KIT sonntags<br />

und feiertags von 8 bis 18 Uhr bereit,<br />

seit August 2022 an diesen Tagen von<br />

7 bis 21 Uhr und seit November 2022<br />

zusätzlich auch samstags. Als kleinen<br />

Meilenstein empfindet Dr. Deffner dies,<br />

auch wenn ihr großes Ziel ist, dass das<br />

KIT irgendwann an jedem Tag rund um<br />

die Uhr erreichbar ist. Aber dafür müsste<br />

das Team noch deutlich anwachsen.<br />

Dass sie gebraucht werden, haben die<br />

mehr als 100 Einsätze und 185 Einsatzstunden<br />

in den vergangenen zwei Jahren<br />

gezeigt. „Keiner ruft bei uns ohne<br />

Grund an“, so Dr. Deffner. Vor allem sind<br />

es Ärztinnen, Ärzte und Pflegende, die<br />

das KIT anfordern, weil sie die Situation<br />

als so krisenhaft einschätzen, dass<br />

sie für die Betreuung der Angehörigen<br />

Unterstützung benötigen. Das kann<br />

bei Unfällen der Fall sein, wenn Kinder<br />

betroffen sind oder auch sehr viele Personen<br />

zugleich. Am häufigsten wird das<br />

Team auf die Intensivstation, die Kinder<br />

Intensivstation, in die Notaufnahme und<br />

zur Geburtsmedizin gerufen. Hier, so Dr.<br />

Deffner, geschehen am ehesten Dinge<br />

akut, auf die es sich nicht gut vorbereiten<br />

lässt. Manche Situationen ähneln sich,<br />

manches passiert nur ganz selten – aber<br />

alles kann folgenschwer sein für die<br />

Menschen, die es betrifft, und ihr Umfeld.<br />

Rund zweieinhalb Stunden verbringen<br />

sie im Durchschnitt vor Ort. „Unser Ziel<br />

© eyetronic - stock.adobe.com<br />

ist immer die Stabilisierung“, so Dr.<br />

Deffner. Sie sieht ihre Aufgabe darin,<br />

Menschen dabei zu begleiten, zu ihrem<br />

Gleichgewicht zurückzufinden. „Wir<br />

unterstützen so viel oder so wenig, wie<br />

nötig.“ Manchmal brauche es auch einfach<br />

eine zurückhaltende Präsenz, wie<br />

sie es nennt. Einen, halbwegs sicheren<br />

Ort zu schaffen, so beschreibt Pastorin<br />

Lehmann die Aufgabe. Sie ermöglicht<br />

Rituale – wie die Nottaufe eines sterbenden<br />

Kindes – und gibt den Angehörigen<br />

Anregungen, die sie zu Hause<br />

umsetzen können. „Wir strukturieren<br />

die Situation“, ergänzt Dr. Deffner.<br />

Angehörige erfahren durch sie von<br />

weiteren Hilfsangeboten und Ansprechpartnern,<br />

die ihnen in der kommenden<br />

Zeit helfen können.<br />

Seltener kümmert sich das Team auch<br />

direkt um Patientinnen und Patienten,<br />

überwiegend jedoch um die Angehörigen.<br />

Aus gutem Grund, so Dr. Deffner.<br />

Die Angehörigen seien eine Gruppe,<br />

die sonst im klinischen Alltag nicht<br />

versorgt wird. „Sie brauchen manchmal<br />

aber Unterstützung.“ Auch, weil<br />

Angehörige diese Hilfe nicht erwarten,<br />

seien sie oft sehr dankbar, berichtet<br />

die Psychologin. Auch auf längere Sicht<br />

zahlt sich der Einsatz aus: Je stabiler die<br />

Angehörigen, desto besser können sie<br />

für die Patienten da sein, wenn diese<br />

die akute kritische Phase überwunden<br />

haben, so Dr. Deffner. „Ein Kriseninterventionsteam<br />

gehört einfach zu einer<br />

vollständigen Versorgung an einem<br />

Klinikum in unserer Größe dazu.“<br />

Anke Schleenvoigt<br />

32 01 | 23 01 | 23<br />

33


HEILEN<br />

HEILEN<br />

Zum Team um Dr. Torben de la Motte (ganz li.) gehören neben der Koordinatorin<br />

Julia Ramm (unten) Expertinnen aus unterschiedlichen Fachbereichen wie der<br />

Logopädie (li.), der Physio- und der Ergotherapie sowie dem Sozialdienst.<br />

Fotos: Rodigast<br />

Es sind besondere Räume für besondere<br />

Patienten. Gleich im Eingangsflur<br />

des Medizinischen Zentrums für<br />

Menschen mit Behinderungen (MZEB)<br />

fallen die Farbfelder an den Wänden ins<br />

Auge, die den Weg in die geräumigen<br />

Behandlungsräume weisen. Auch hier<br />

tauchen diese Farben wieder auf, geben<br />

ein Gefühl von Vertrautheit. „Die Menschen,<br />

die zu uns kommen, können oft<br />

nicht oder nur erschwert sprechen. Sie<br />

wissen nicht, wo sie sich befinden und<br />

kommen eventuell mit Ängsten in diese<br />

fremde Umgebung“, so Dr. Torben de la<br />

Motte. Der Facharzt für Neurologie leitet<br />

das MZEB, das Teil des Uniklinikums<br />

Jena ist und das einzige Zentrum dieser<br />

Art im Freistaat, das an die universitäre<br />

Medizin angebunden ist.<br />

Erwachsenen mit Behinderungen so<br />

gut wie möglich zu helfen. Das ist<br />

das Anliegen von Dr. de la Motte und<br />

seinem Team, seit das Zentrum vor<br />

einem Jahr den Betrieb aufgenommen<br />

hat. Weil hierbei auch das Wohlfühlen<br />

eine wichtige Rolle spielt, wurde vor der<br />

Eröffnung Ulrich Reimkasten, Künstler<br />

und Professor für Malerei und Textile<br />

Künste der Burg Giebichenstein Kunsthochschule<br />

Halle, mit ins Boot geholt.<br />

Neben der Wandgestaltung hat dieser<br />

für alle Räume Elemente aus farbigem<br />

Filz entworfen, die die Patientinnen und<br />

Patienten zur Beruhigung gern berühren<br />

dürfen.<br />

Komplexe Hilfe bei<br />

komplexen Erkrankungen<br />

Für Kinder und Jugendliche, deren körperliche,<br />

geistige oder seelische Entwicklung<br />

beeinträchtigt ist, existieren<br />

seit den 1990er-Jahren in Deutschland<br />

spezialisierte Einrichtungen. In diesen so<br />

genannten Sozialpädiatrischen Zentren<br />

(SPZ) kümmern sich Experten unterschiedlicher<br />

Fachgebiete gemeinsam um<br />

die besonderen Bedürfnisse der jungen<br />

Patientinnen und Patienten und ihrer<br />

Familien. Doch sie wachsen aus diesen<br />

Strukturen heraus. Für Erwachsene,<br />

Medizinisches Zentrum für Erwachsene<br />

mit Behinderungen (MZEB) in Jena<br />

deren geistige und/oder körperliche<br />

Entwicklung seit der Kindheit gestört ist,<br />

gab es lange Zeit keine vergleichbaren<br />

Strukturen in der medizinischen Versorgung.<br />

„Dabei ist gerade für sie die universitäre<br />

Versorgung besonders wichtig“,<br />

so Professor Otto W. Witte – heute<br />

Medizinischer Vorstand, während der<br />

Vorbereitungszeit des MZEBs noch<br />

Direktor der Klinik für Neurologie am UKJ.<br />

„Darum haben wir lange für eine solche<br />

Einrichtung hier bei uns gekämpft.“<br />

Diese Patientengruppe in einer regulären<br />

Facharztpraxis zu betreuen, sei nicht<br />

überall problemlos möglich. Manchmal<br />

fehlten barrierefreie Zugänge zu den<br />

Praxisräumen, eine spezielle Zusatz-<br />

Ausbildung für die medizinische Versorgung<br />

von Menschen mit Behinderungen<br />

oder schlicht Zeit für ausführliche<br />

Untersuchungen. „Diese Menschen sind<br />

in unserem Gesundheitssystem nicht<br />

überprivilegiert und stehen oft vor großen<br />

Schwierigkeiten“, so Dr. de la Motte.<br />

Erst im Jahr 2015 hat der Gesetzgeber<br />

mit einer Änderung im Sozialgesetzbuch<br />

die Voraussetzungen für die<br />

MZEBs geschaffen. Von der ersten Idee<br />

bis zum fertigen Konzept und schließlich<br />

zur Beantragung der Zulassung<br />

sei einige Zeit verstrichen, so Dr. de la<br />

Motte. Vor allem aber die Suche nach<br />

geeigneten Räumen habe sich als<br />

langwierig herausgestellt. Durch einen<br />

Trägerwechsel fand sich dann aber im<br />

Zentrum für ambulante Rehabilitation<br />

in unmittelbarer Nähe des Klinikums<br />

in Jena-Lobeda ein geeignetes Domizil.<br />

„Der Bedarf ist in jedem Fall da“, sagt<br />

Dr. de la Motte, der bereits zuvor im<br />

Rahmen seiner langjährigen Tätigkeit in<br />

der Epilepsieambulanz am UKJ Patientinnen<br />

und Patienten mit Behinderungen<br />

behandelt hat. Diese kommen aus<br />

ganz Thüringen und den angrenzenden<br />

Bundesländern in das MZEB. Die neuen<br />

Räumlichkeiten mit großem Wartebereich<br />

und drei Behandlungszimmern<br />

– mit Platz für große Rollstühle<br />

und mehrere Begleitpersonen – bieten<br />

dem Neurologen und seinem interdisziplinären<br />

Team nun ausgezeichnete<br />

Behandlungsmöglichkeiten.<br />

„Beim ersten Termin nehmen wir uns<br />

sehr viel Zeit für eine umfassende<br />

Untersuchung, um die oft komplexen<br />

und manchmal auch unklaren Erkrankungen<br />

und Verhaltensstörungen abzuklären“,<br />

so Dr. de la Motte. Zunächst<br />

gehe es darum, sich einen Überblick<br />

zu verschaffen, was in der aktuellen<br />

Situation für den Menschen wichtig<br />

ist. Dank der unmittelbaren Nähe zum<br />

UKJ können für die weitere Abklärung<br />

nahezu alle Fachrichtungen unkompliziert<br />

mit einbezogen werden.<br />

Für jede Patientin und jeden Patienten<br />

erstellen die Experten dann<br />

einen individuellen Therapieplan,<br />

der je nach Bedarf medizinische,<br />

sozialmedizinische, ergotherapeutische,<br />

physiotherapeutische oder<br />

logopädische Aspekte abdeckt. „Unser<br />

Anliegen ist es, dass die Menschen, die<br />

zu uns kommen, die Hilfe erhalten, die<br />

sie benötigen, um ein möglichst selbstbestimmtes<br />

und selbstständiges Leben<br />

zu führen“, so der Neurologe. Das Team<br />

vom MZEB bietet unter anderem eine<br />

psychosoziale und sozialmedizinische<br />

Beratung an, koordiniert die Versorgung<br />

mit Hilfsmitteln und hat sich zum Ziel<br />

gesetzt, die Fähigkeiten zur gesundheitlichen<br />

Selbstvorsorge der Patientinnen<br />

und Patienten langfristig zu stärken.<br />

Anke Schleenvoigt<br />

MZEB im Zentrum<br />

für ambulante<br />

Rehabilitation (ZAR)<br />

Ebereschenstraße 1+3<br />

(2. Obergeschoss)<br />

07747 Jena<br />

Anmeldung und Terminvergabe<br />

03641 9-32 35 00<br />

n-mzeb@med.uni-jena.de<br />

Voraussetzungen für eine Behandlung<br />

im MZEB sind neben einer Überweisung<br />

durch einen Hausarzt oder<br />

niedergelassenen Neurologen, dass<br />

die volljährigen Patienten gesetzlich<br />

versichert sind, ein Grad der Behinderung<br />

ab 70 und mindestens ein Merkzeichen<br />

wie G, aG, H, BI, GI vorliegt<br />

und sie eine komplexe Versorgung<br />

benötigen.<br />

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35


FORSCHEN<br />

FORSCHEN<br />

Starke Forscherinnen in der Unfallchirurgie<br />

Die Unfallchirurgie und Orthopädie ist eine Männerdomäne – auf der<br />

Assistenzarztebene beträgt der Frauenanteil nur ein Viertel und nimmt<br />

in den weiteren Karrierestufen weiter drastisch ab. Die Mitarbeiterinnen<br />

in der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie<br />

des UKJ stehen ihren Kollegen jedoch in nichts nach: Sie erhielten<br />

gleich dreimal Auszeichnungen für ihre Forschungsleistungen.<br />

Der Wissenschaftspreis der Arbeitsgemeinschaft<br />

für Osteosynthesefragen ging an Dr.<br />

Isabel Graul. Sie ist Kollegiatin im Advanced<br />

Clinician Scientist-Programm des Else Kröner-<br />

Forschungskollegs AntiAge und untersuchte<br />

in einer retrospektiven Studie Patienten, die<br />

eine Hüftprothese erhalten haben. Sie konnte<br />

zeigen, dass bei ihnen in der Folge häufig die<br />

Knochendichte des Kreuzbeins vermindert<br />

ist, was vermehrt zu Frakturen des Kreuzbeins<br />

führt. Der mit 7 500 Euro dotierte Preis<br />

der weltgrößten Fachgesellschaft für Unfallund<br />

orthopädische Chirurgie wurde auf dem<br />

Deutschen Kongresses für Orthopädie und<br />

Unfallchirurgie übergeben.<br />

Ebenfalls auf dem Kongress nahm Prof. Dr.<br />

Britt Wildemann, Leiterin der Arbeitsgruppe<br />

Experimentelle Unfallchirurgie, den mit<br />

10 000 Euro dotierten Preis für klinisch-orthopädische<br />

Forschung der Deutschen Gesellschaft<br />

für Orthopädie und Orthopädische<br />

Chirurgie entgegen. In einem vom Bundesforschungsministerium<br />

geförderten Projekt<br />

konnte durch aufwendige Untersuchungen<br />

die antiinfektive und knocheneinbaufördernde<br />

Eigenschaft für eine neuentwickelte<br />

Oberflächenmodifikation von Implantaten<br />

nachgewiesen werden. Der Nachwuchspreis<br />

ging an Viviane Ständert, Doktorandin und<br />

Erstautorin der Publikation.<br />

Schließlich erhielt die Handchirurgin Dr.<br />

Claudia Schmidt beim Kongress der Deutschen<br />

Gesellschaft für Handchirurgie den 3.<br />

Posterpreis. Gewürdigt wurde ihre Fallstudie<br />

zur Behandlung der Knochenzyste im Unterarm<br />

eines Kindes. Die Zyste konnte durch<br />

gezielten Gefäßverschluss beseitigt werden,<br />

sodass eine Operation, die das künftige Längenwachstum<br />

des Armes schwer beeinträchtigt<br />

hätte, vermieden werden konnte.<br />

Uta von der Gönna<br />

Dr. Isabel Graul<br />

wurde mit dem<br />

Wissenschaftspreis<br />

der AG für<br />

Osteosynthesefragen<br />

ausgezeichnet.<br />

Links im<br />

Bild Prof. Ulrich<br />

Stöckle, rechts<br />

Prof. Dr Richard<br />

Stange.<br />

Foto: AO Trauma<br />

Deutschland<br />

Prof. Britt Wildemann (Mitte) nahm den Preis für klinisch-orthopädische Forschung<br />

der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie entgegen.<br />

Foto: Dr. Kai Borcherding<br />

Dr. Claudia<br />

Schmidt (re.)<br />

wurde ein<br />

Posterpreis von<br />

Dr. Eva-Maria<br />

Baur überreicht.<br />

Foto:<br />

Intercongress/<br />

T. Tanzyna<br />

Besser versorgt im Mutterleib<br />

PETN senkt Risiko für Frühgeburten und Bluthochdruck in der Schwangerschaft<br />

Bei etwa jeder zwanzigsten Schwangeren<br />

ergibt die Ultraschall-Dopplermessung<br />

in der Mitte der Schwangerschaft,<br />

dass Gebärmutter und Plazenta nicht<br />

ausreichend durchblutet werden. Dann<br />

besteht die Gefahr, dass das Kind nicht<br />

ausreichend vom mütterlichen Körper<br />

versorgt wird und sich nicht zeitgerecht<br />

entwickelt. Im schlimmsten Fall kann<br />

das Baby vor der Geburt im Mutterleib<br />

sterben. „Schwangerschaft bedeutet<br />

Gefäßstress“, erklärt Prof. Dr. Tanja<br />

Groten vom UKJ. „Der Mutterkuchen produziert<br />

aktivierende Substanzen, die die<br />

mütterlichen Gefäße oxidativem Stress<br />

aussetzen“, so die Geburtsmedizinerin.<br />

Können die Gefäße den Stress nicht<br />

kompensieren, kann das bei der Mutter<br />

zu erhöhtem Blutdruck oder sogar<br />

zur Präeklampsie führen, die auch als<br />

Schwangerschaftsvergiftung bezeichnet<br />

wird. Dem Kind droht in dieser Situation<br />

eine Mangelversorgung im Mutterleib.<br />

In einer multizentrischen Studie testete<br />

ein Forschungsteam um Tanja Groten,<br />

ob die gefäßschützende Wirkung von<br />

Pentaerythrityltetranitrat (PETN) einer<br />

Mangelversorgung des Ungeborenen<br />

vorbeugen kann. Der seit Jahrzehnten<br />

bei Herzbeschwerden und Bluthochdruck<br />

eingesetzte Wirkstoff PETN<br />

wird im Körper zu dem körpereigenen<br />

Botenstoff Stickstoffmonoxid abgebaut,<br />

der die Gefäße erweitert und somit<br />

die Durchblutung verbessert. Gleichzeitig<br />

hat PETN die besondere Eigenschaft,<br />

die Schutzmechanismen der<br />

Gefäßinnenwand zu stärken. In einer<br />

Pilotstudie vor einigen Jahren hatte<br />

sich PETN nachweislich positiv auf die<br />

Versorgungssituation des Ungeborenen<br />

ausgewirkt.<br />

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

förderte die randomisierte, doppelblinde<br />

und Placebo-kontrollierte<br />

Studie der Jenaer Geburtsmedizin,<br />

an der in 14 Studienzentren über<br />

Prof. Tanja Groten. Foto: Rodigast<br />

300 Frauen mit einem auffälligen<br />

Dopplerbefund teilnahmen. Im August<br />

2017 wurde die erste Patientin eingeschlossen,<br />

das letzte Studienbaby ist<br />

im August 2021 geboren. Unter Leitung<br />

des Studienzentrums am UKJ konnte<br />

damit erstmals in Deutschland eine<br />

interventionelle Studie dieser Qualitätsanforderungen<br />

in der Geburtsmedizin<br />

erfolgreich durchgeführt werden.<br />

Das Hauptaugenmerk der Studie lag auf<br />

der kindlichen Wachstumsverzögerung,<br />

gemessen an deutlichem Untergewicht<br />

bei der Geburt bzw. der Zahl der im<br />

Mutterleib verstorbenen Babys. Die<br />

Ergebnisse in der Gruppe der Patientinnen,<br />

die den Wirkstoff erhalten hatten,<br />

waren jeweils besser als in der Plazebogruppe,<br />

jedoch waren die Unterschiede<br />

nicht statistisch relevant. Deutlichere<br />

Vorteile zeigten sich in Bezug auf<br />

die Frühgeburtlichkeit und<br />

den mütterlichen Blutdruck: Während<br />

knapp zwei Drittel der Babys in der<br />

PETN-Gruppe reif geboren wurden,<br />

kamen in der Plazebogruppe mehr als<br />

die Hälfte zu früh auf die Welt. Über 36<br />

Prozent der Mütter in der Plazebogruppe<br />

entwickelten einen Bluthochdruck, fast<br />

jede dritte eine Präeklampsie. Unter<br />

den Frauen, die den Wirkstoff erhalten<br />

hatten, litten nur knapp 24 Prozent an zu<br />

hohem Blutdruck und etwa jede fünfte<br />

an Präeklampsie. Studienleiterin Tanja<br />

Groten ordnet das Ergebnis ein: „Wir<br />

konnten zeigen, dass der Einsatz von<br />

PETN sicher ist für die Mütter und für<br />

die Kinder. Auch wenn das Studienergebnis<br />

nicht für eine klare Empfehlung<br />

ausreicht, sollte PETN gerade bei Patientinnen<br />

mit einem deutlich erhöhten<br />

Risiko für eine Minderversorgung des<br />

Ungeborenen als Sekundärprophylaxe<br />

in Betracht gezogen werden.“ Die im Vergleich<br />

zur Vorstudie weniger deutliche<br />

Wirkung gegen die Mangelversorgung<br />

könnte in der Einnahme von Aspirin<br />

(ASS) begründet sein. ASS wird seit 2018<br />

Patientinnen mit Risiko für eine Funktionsstörung<br />

der Plazenta empfohlen,<br />

um einer Präeklampsie vorzubeugen. 30<br />

Prozent der Frauen im Studienkollektiv<br />

haben ASS eingenommen. Dadurch<br />

könnte der Effekt von PETN geringer<br />

ausgeprägt sein, und es hätte<br />

der Behandlung einer größeren<br />

Gruppe von werdenden Müttern<br />

bedurft, um einen statistisch<br />

relevanten Effekt zu erzielen.<br />

Uta von der Gönna<br />

KONTAKT<br />

Klinik für Geburtsmedizin<br />

Prof. Dr. Tanja Groten<br />

Tanja.Groten@med.uni-jena.de<br />

36 01 | 23 01 | 23<br />

37


LEHREN<br />

LEHREN<br />

Via Smartphone durch die Knochen reisen<br />

Medizinstudierende mithilfe einer App für die Rheumatologie begeistern<br />

Den echten Patientenkontakt kann im Medizinstudium zwar<br />

nichts ersetzen. Neue Einblicke in und ein besseres Verständnis<br />

für Krankheitsbilder erlangen können Medizinstudierende<br />

am UKJ aber auch mit virtuellen Patienten: mithilfe der App<br />

„Augmented Rheumality“, die PD Dr. Alexander Pfeil, Oberarzt<br />

in der Klinik für Innere Medizin III (Direktor: Prof. Dr.<br />

Gunter Wolf, MHBA) erstmalig im studentischen Unterricht<br />

eingesetzt hat. Entwickelt wurde die App in Kooperation mit<br />

den rheumatologischen Universitätskliniken Erlangen und<br />

Gießen / Bad Nauheim. In der App werden reale Patienten mit<br />

echten rheumatologischen Krankheitsbildern zu virtuellen<br />

Avataren und ermöglichen den Studierenden eine Zeitreise<br />

durch Knochen und Gelenke. Das Konzept der Augmented<br />

Reality, also der erweiterten Realität, auf die Rheumatologie-<br />

Lehre anzuwenden, macht das UKJ bislang als erstes Uniklinikum<br />

weltweit. Rheumatologe Pfeil geht neue Wege, um den<br />

medizinischen Nachwuchs für sein Fachgebiet zu begeistern.<br />

„In der Rheumatologie hat sich in den vergangenen Jahren<br />

unheimlich viel entwickelt. Das kann die ,Augmented Rheumality‘<br />

den Studierenden ganz hervorragend zeigen“, sagt er.<br />

Sobald die Studierenden die App auf ihrem Smartphone<br />

starten, befinden sie sich in der Augmented Rheumality. Drei<br />

Patienten erscheinen auf dem Bildschirm, jeder und jede mit<br />

seiner rheumatologischen Krankengeschichte – darunter die<br />

Rheumatoide Arthritis. Dafür steht Avatar Brigitte, 50 Jahre alt.<br />

Ihre Krankenakte erscheint auf dem Bildschirm. 2013 stellt sie<br />

sich erstmals mit geschwollenen Gelenken in der Klinik vor. Die<br />

Studierenden können Brigittes Röntgen- und hochauflösende<br />

CT-Aufnahmen der Fingergelenke sehen. Aber eben nicht nur<br />

als Bildaufnahme, wie sie aus der Radiologie üblich sind,<br />

sondern als dreidimensionales<br />

Modell. Die angehenden Medizinerinnen<br />

und Mediziner können<br />

nun in die Knochen und Gelenke<br />

von Avatar Brigitte zoomen, sie<br />

schwenken und aus jedem Winkel<br />

betrachten. Und sie können – und<br />

das macht die Anwendung besonders<br />

lehrreich – dabei den Krankheitsverlauf<br />

und die Wirkung<br />

unterschiedlicher Medikamente<br />

vergleichen. Wo zu Beginn der<br />

Erkrankung noch größere Erosionen<br />

in Patientin Brigittes Gelenken<br />

zu sehen sind, haben diese<br />

sich deutlich gebessert, nachdem<br />

Brigitte eine innovative Basistherapie<br />

gegen ihre Rheumatoide<br />

Arthritis erhalten hat. Real sichtbar zu machen, wie sich die<br />

Erkrankung und erfolgreiche Behandlung bei der Patientin<br />

tatsächlich abgespielt hat, schafft die Augmented Rheumality.<br />

„Dieser besondere Einblick ins Innere zeigt unseren Studierenden<br />

auf, warum es so wichtig ist, Patienten frühzeitig und<br />

mit den richtigen Medikamenten zu behandeln“, erklärt Pfeil.<br />

Und noch einen Vorteil bringt die Smartphone-Anwendung:<br />

Die Studierenden können sie auch zuhause nutzen und somit<br />

ihr erlerntes Wissen selbstständig vertiefen.<br />

Erstmals angewendet wurde das neue digitale Lehrverfahren<br />

im Sommersemester beim sogenannten Rheumatologiepraktikum<br />

im achten Fachsemester der Humanmedizin. Die<br />

Entwicklung und Anwendung der „Augmented Rheumality“ ist<br />

vor allem der Corona-Pandemie geschuldet. Die machte es<br />

noch schwieriger als ohnehin schon, reale Patienten für den<br />

Unterricht zu gewinnen. Denn der Aufwand ist groß, geeignete<br />

Patienten mit unterschiedlichen rheumatologischen Krankheitsbildern<br />

zu finden, die Zeit haben und bereit sind, auch<br />

längere Anfahrtszeiten auf sich zu nehmen. Die App macht<br />

die virtuellen Patienten dauerhaft verfügbar. „Eine riesige<br />

Erleichterung“, findet Pfeil. Daher wird das Lehrkonzept<br />

auch über Corona hinaus Bestand haben. Zumal die Augmented<br />

Rheumality bei den Studierenden auch hervorragend<br />

ankommt: Mehr als 80 Prozent der Studierenden bewerteten<br />

die Augmented Rheumality mit acht bis zehn von möglichen<br />

zehn Punkten. Vor allem aber haben 99 Prozent der Studierenden<br />

angegeben, dass ihnen die Rheumality ein besseres<br />

Erkrankungsverständnis verschafft hat und 90 Prozent, dass<br />

die Anwendung ihr Wissen über die rheumatologischen<br />

Krankheitsbilder erweitert hat. Pfeil und seine Kooperationspartner<br />

planen daher, die<br />

App um andere rheumatologische<br />

Erkrankungen zu erweitern.<br />

„Dann wird zum Beispiel auch der<br />

Blick in Organe und Gefäße statt<br />

nur Knochen und Gelenken möglich<br />

sein. Denn Rheuma betrifft<br />

bei Weitem nicht nur Gelenke,<br />

sondern kann nahezu jedes<br />

Organ betreffen.“<br />

Katrin Bogner<br />

Mit der „Augmented Rheumality“<br />

können Studierende der<br />

Humanmedizin eine Zeitreise<br />

durch die Knochen und Gelenke<br />

von echten Rheumapatienten<br />

unternehmen. Foto: Schleenvoigt<br />

Anatomie als translationales Fach<br />

in Lehre und Forschung<br />

Prof. Dr. Dr. Tobias Lange zum neuen Anatomieprofessor ernannt<br />

Prof. Dr. Dr. Tobias Lange ist neuer<br />

Anatomieprofessor in Jena.<br />

Foto: Szabó<br />

Das Bild von Studierenden in der Anatomievorlesung<br />

oder im Präparierkurs<br />

steht häufig symbolisch für das Thema<br />

Medizinstudium, weil die Anatomie als<br />

das zentrale Grundlagenfach in der<br />

ärztlichen Ausbildung gilt. Gleich in den<br />

ersten Semestern vermittelt es Aufbau<br />

und Struktur der Organe und Gewebe im<br />

menschlichen Körper. „Zugleich geben<br />

wir den Studierenden mit einem systematisch<br />

aufgebauten Anatomieunterricht<br />

eine wichtige Orientierung, die vor<br />

allem im ersten Studienabschnitt, aber<br />

auch später noch sehr hilfreich ist“, so<br />

Prof. Dr. Dr. Tobias Lange. Der 38-jährige<br />

Anatom ist zum W3-Professor an der<br />

Friedrich-Schiller-Universität ernannt<br />

worden und gleichzeitig zum Direktor<br />

des Instituts für Anatomie I am UKJ.<br />

Er bringt von der Universität Hamburg<br />

vielfältige Lehrerfahrungen sowohl im<br />

Regelstudiengang als auch im Modellstudiengang<br />

Medizin mit, die er in der<br />

Weiterentwicklung der anatomischen<br />

Lehre in Jena einbringen möchte.<br />

Den klassischen Präparationskurs sieht<br />

er als einen wichtigen Bestandteil<br />

davon an, der durch digitale Angebote<br />

wie zum Beispiel virtuelle 3D-Modelle<br />

sinnvoll ergänzt, aber nicht komplett<br />

ersetzt werden kann. Tobias Lange: „Die<br />

Studierenden lernen hier ja nicht nur<br />

Lage und Beschaffenheit von anatomischen<br />

Strukturen, sondern erfahren<br />

insbesondere die Individualität der<br />

Körperspender. Dieses Wissen um die<br />

menschliche Individualität ist später<br />

eine wichtige Grundlage ärztlichen<br />

Handelns.“ Ebenso möchte Prof. Lange<br />

durch die Vermittlung ausgewählter<br />

anatomischer Lehrinhalte im Zusammenhang<br />

klinischer Themen zu einer<br />

besseren Verzahnung der Fächer im<br />

Studienverlauf beitragen.<br />

Im Mittelpunkt der Forschungsarbeit<br />

von Tobias Lange stehen weniger<br />

klassisch anatomische Themen: Er<br />

beschäftigt sich mit der Zellbiologie<br />

solider Tumoren und studiert die<br />

Mechanismen der Metastasierung. „Wir<br />

interessieren uns für die Bedingungen,<br />

unter denen sich Krebszellen von<br />

einem Tumor spontan ablösen können<br />

und unter welchen Voraussetzungen<br />

sie sich an andere Gewebe anheften<br />

können, um dort neue Tumorstrukturen<br />

aufzubauen“, so Prof. Lange.<br />

Weil solche komplexen Mechanismen<br />

derzeit nur im gesamten Organismus<br />

beobachtet werden können, forscht<br />

seine Arbeitsgruppe auch an Mäusen<br />

mit humanen Tumoren. Im Rahmen<br />

eines DFG-Schwerpunktprogrammes<br />

untersucht sie beispielsweise, wie<br />

Prostatakarzinomzellen Knochenmetastasen<br />

entwickeln. Diese Grundlagenforschung<br />

mit konkretem klinischen<br />

Anwendungspotential fügt sich bestens<br />

in das wissenschaftliche Programm des<br />

onkologischen Spitzenzentrums, das<br />

die Unikliniken in Leipzig und Jena in<br />

Mitteldeutschland etablieren.<br />

Tobias Lange stammt aus Brandenburg<br />

und hat in Hamburg studiert. In seiner<br />

medizinischen Doktorarbeit untersuchte<br />

er die Entzündungsreaktion auf<br />

Knochenersatzpartikel. Ein naturwissenschaftliches<br />

Aufbaustudium schloss<br />

er mit einer Promotion über die spontane<br />

Metastasierung von Prostatakarzinomzellen<br />

ab. Am Universitätsklinikum<br />

Hamburg-Eppendorf absolvierte er die<br />

Ausbildung zum Facharzt für Anatomie.<br />

Nach einer Juniorprofessur für Translationale<br />

Krebsforschung am Zentrum<br />

für Experimentelle Medizin hatte er<br />

zuletzt eine W2-Professur für Anatomie<br />

in Hamburg inne.<br />

An seinem neuen Jenaer Institut richtet<br />

Professor Lange nun die Labore für die<br />

Fortführung seiner Forschungsarbeiten<br />

ein und arbeitet mit dem gut eingespielten<br />

Lehrteam an der Vorbereitung<br />

des neuen Semesters.<br />

Uta von der Gönna<br />

KONTAKT<br />

Prof. Dr. Dr. Tobias Lange<br />

Institut für Anatomie I<br />

03641 9-39 61 00<br />

Tobias.Lange@med.uni-jena.de<br />

38 01 | 23 01 | 23<br />

39


HINTER DEN KULISSEN<br />

Den Energieverbrauch<br />

nie aus dem Blick lassen<br />

Was ein Energiebeauftragter in einem Klinikum tut<br />

Ein Krankenhaus verbraucht so viel Energie<br />

wie eine Kleinstadt, sagt man. Stimmt<br />

schon. Das UKJ verbrauchte 2021 37,04<br />

Gigawatt Strom, 35,11 Gigawatt Wärme<br />

und 8,51 Gigawatt Gas. Das entspricht<br />

laut einem Statistik-Portal dem Pro-<br />

Kopf-Stromverbrauch von rund 4 450 Einwohnern<br />

– also einem Ort von der Größe<br />

wie Wasungen im Südwesten Thüringens.<br />

Natürlich hat das Klinikum bei Weitem<br />

nicht die Größe einer Kleinstadt, aber: Als<br />

Klinikum der Supramaximalversorgung<br />

läuft das UKJ rund um die Uhr, 24/7, 365<br />

Tage im Jahr. Tagsüber befinden sich hier<br />

rund 3 800 Menschen, nachts immerhin<br />

noch mehr als 1 300. Die medizinischen<br />

Geräte in der Nacht mal eben auf<br />

Standby schalten – geht nicht. Die Heizung<br />

runterfahren und Patienten stattdessen<br />

in Decken wickeln – geht nicht.<br />

Einen Nuklearbeschleuniger gibt es auch<br />

nicht wirklich in Energieeffizienzklasse<br />

A+++. Die bestmögliche Versorgung der<br />

Patienten steht ganz klar an erster Stelle.<br />

Und dennoch kann und muss auch ein<br />

riesiges Klinikum wie das UKJ seinen<br />

Energieverbrauch im Blick haben. Der<br />

Mann genau dafür ist Ralf Kärger, seit<br />

2014 Energiebeauftragter am UKJ.<br />

Wobei: Energiebeauftragter ist nicht<br />

sein Haupt- beziehungsweise einziges<br />

Aufgabengebiet – eigentlich ist er am UKJ<br />

zuständig fürs Vertrags- und Gewährleistungsmanagement<br />

im Geschäftsbereich<br />

Betreibung und Beschaffung, in<br />

der Abteilung Bau- und Gebäudetechnik.<br />

Energiebeauftragter ist aber durchaus<br />

eine Aufgabe, die Ralf Kärger am Herzen<br />

liegt. Und das nicht erst, seit überall auf<br />

der Welt nach Energiesparmaßnahmen<br />

gerufen wird. Bereits 2008 übernahm<br />

er das Energiecontrolling sowie den<br />

Energieeinkauf am UKJ und bildete sich<br />

zum Energie-Auditor weiter. Insofern<br />

war er schon vor seiner offiziellen<br />

Ernennung so etwas wie der designierte<br />

Energiebeauftragte.<br />

Ein Teil seines Jobs ist es, den Energieverbrauch<br />

laufend zu überwachen und<br />

regelmäßig darüber zu berichten. So<br />

kann er Ausreißer im Energieverbrauch<br />

und ineffiziente Energieverbraucher<br />

ebenso erkennen wie Energiesparpotentiale.<br />

Werden Ausreißer oder defekte<br />

Anlagen und Geräte entdeckt, gilt es,<br />

zusammen mit den Fachbereichen der<br />

Abteilung Bau- und Gebäudetechnik<br />

zu handeln – was auch bedeuten kann,<br />

dass Geräte und ganze Anlagen ausgetauscht<br />

werden müssen.<br />

Der Energiebericht ist ein sehr nützliches<br />

Machwerk, das – in Zusammenarbeit<br />

mit den beteiligten Fachbereichen – zu<br />

konkreten mittelfristigen Energieeinsparmaßnahmen<br />

am UKJ führt. Aber wo<br />

kann ein so großes Klinikum wie das UKJ<br />

sinnvoll Energie sparen und nachhaltig<br />

haushalten? Da ist Ralf Kärgers Energieeinsparspürsinn<br />

gefragt! Und der ist vor<br />

allem eins: vernünftig.<br />

„Die größten Energieverbraucher am<br />

Klinikum sind die Gebäudeinfrastruktur<br />

selber und die Klima- und Lüftungsanlagen,<br />

so dass hier natürlich<br />

auch die größten Einsparpotentiale<br />

liegen“, so Ralf Kärger. Da er seit jeher<br />

Energiesparprozesse begleitet, spielt<br />

natürlich auch bei allen Klinikneubauten<br />

Energieeffizienz eine Rolle, selbstverständlich<br />

auch im Klinikneubau<br />

A5: die Bausubstanz, aber auch die<br />

eingesetzte energieeffiziente Technik<br />

fürs Heizen und Lüften entspricht<br />

neuesten Standards.<br />

So lässt sich beispielsweise die<br />

Anlagentechnik am Klinikum optimieren<br />

beziehungsweise regulieren: „In Räumen<br />

mit Patientenversorgung müssen<br />

natürlich gewisse Temperaturen eingehalten<br />

werden. Das hat ja auch Hygieneund<br />

Sicherheitsaspekte“, erklärt Kärger.<br />

„Auch in Forschungsbereichen müssen<br />

Als Energiebeauftragter am UKJ hat<br />

Ralf Kärger den Energieverbrauch des<br />

Universitätsklinikums Jena genau im Blick.<br />

Wenn er Ausreißer im Energieverbrauch<br />

entdeckt oder defekte Anlagen und<br />

Geräte, kümmert er sich darum, dass diese<br />

ausgetauscht werden. Er begleitet die<br />

Energiesparprozesse in den bestehenden<br />

Klinikgebäuden, aber auch im Neubau<br />

A5, wo die allerneuste Technik fürs<br />

Heizen und Lüften zum Einsatz kommt.<br />

Fotos: Szabó / Bogner<br />

bei empfindlichen Geräten wie Hochleistungsmikroskopen<br />

stabile klimatische<br />

Bedingungen eingehalten werden,<br />

sonst funktionieren sie nicht richtig“,<br />

erklärt Kärger, der unter anderem auch<br />

für die Wartung und Reparatur von<br />

Laborgeräten zuständig ist. Ansonsten<br />

wird die Heizung an den verschiedenen<br />

Standorten im Wesentlichen zentral<br />

über die Gebäudeleittechnik geregelt<br />

und nachts die Temperatur abgesenkt.<br />

So kann Heizenergie gespart werden,<br />

wo es möglich ist, zum Beispiel in<br />

Büro- und Seminarräumen, Hörsälen,<br />

Fluren und Treppen – und ohne, dass<br />

alle frieren müssen.<br />

Überhaupt sind energieeffizientes<br />

Heizen und Kühlen der Luftmengen<br />

innerhalb des Hauses das A und O<br />

in Sachen Energiesparen. „Wir haben<br />

viele sogenannte innere Wärmelasten<br />

beispielsweise durch Untersuchungsund<br />

Behandlungsgeräte, Server, die aus<br />

dem Gebäude abtransportiert werden<br />

müssen“, erklärt Ralf Kärger. „Eine<br />

effiziente Wärmerückgewinnung hilft<br />

hier, Energie einzusparen.“ Am UKJ gibt<br />

es dafür Wärmerückgewinnungsanlagen.<br />

Die nutzen die warme Innenluft,<br />

um die einströmende kalte Frischluft<br />

vorzuwärmen. Das senkt den Bedarf an<br />

Primärenergie am Klinikum deutlich.<br />

Ein weiteres Einsparprojekt: die Optimierung<br />

der Dampfversorgung: „Das<br />

UKJ braucht Reindampf für die Sterilisation<br />

von OP-Instrumenten und für<br />

die Befeuchtung der Zuluft in die OP-<br />

Säle und Intensivstationen“, so Kärger.<br />

Dafür wurden im vergangenen Jahr die<br />

alten Dampfkessel durch vier neue<br />

Schnelldampferzeuger ausgetauscht.<br />

Die silbern glänzenden Kessel können<br />

nun vor allem bedarfsgerecht Dampf<br />

erzeugen. „Das heißt, sie erzeugen<br />

nur Dampf, wenn dieser tatsächlich<br />

gebraucht wird.“<br />

Ansonsten gibt es größere und kleinere<br />

Maßnahmen. Manche Dinge, wie die<br />

Beleuchtung – wo möglich – Stück für<br />

Stück durch LED-Leuchten zu ersetzen<br />

oder wassersparende Armaturen und<br />

Spülkästen einzusetzen, kennt man<br />

möglicherweise von Zuhause. „Wir achten<br />

aber darauf, wann der Austausch<br />

sinnvoll ist und wo die Grenzen liegen“,<br />

erklärt Ralf Kärger. Und: Bei Ausschreibungen<br />

für Geräte und Anlagen ist die<br />

Energieeffizienzklasse ein Kriterium.<br />

Energie effizient zu nutzen, das ist das<br />

Stichwort. Selbstverständlich achtet<br />

Kärger auch privat darauf. Energie<br />

sparen gelinge zum Beispiel durch<br />

effizientes Heizen, durch das Einstellen<br />

von Heizzeiten, das Entlüften von<br />

Heizungsanlagen, den hydraulischen<br />

Abgleich der Heizungsanlage und das<br />

Absenken der Temperatur nachts. „Da<br />

reicht es oft, den gesunden Menschenverstand<br />

einzusetzen“, findet er. Am UKJ<br />

wird er mit diesem sicher auch noch<br />

weitere Sparpotentiale aufspüren.<br />

Katrin Bogner<br />

40 01 | 23 01 | 23<br />

41


KURZ UND KNAPP<br />

Onkologie-Experte erhält „John Goldman Prize“<br />

Prof. Andreas Hochhaus, Direktor der<br />

Klinik für Innere Medizin II, wurde<br />

durch die Internationale Chronische<br />

Myeloische Leukämie Stiftung<br />

(iCMLf) für sein unermüdliches Engagement<br />

und seine Verdienste bei der<br />

Erforschung und Behandlung dieser<br />

Erkrankung mit dem renommierten<br />

„John Goldman Prize“ ausgezeichnet.<br />

Die chronische myeloische Leukämie<br />

ist eine bösartige Erkrankung der<br />

Knochenmarkstammzellen mit einem<br />

langsamen Verlauf. Charakteristisch<br />

ist eine Vermehrung weißer Blutkörperchen<br />

mit begleitender Vergrößerung<br />

der Milz. Komplikationen der<br />

Erkrankung können zum Beispiel<br />

Blutgerinnsel, Gefäßverschlüsse<br />

oder der Übergang in eine akute<br />

Leukämie sein. Die CML ist mit einer<br />

charakteristischen erworbenen Veränderung<br />

des Erbmaterials verbunden,<br />

dem Philadelphia-Chromosom.<br />

Die biochemischen Folgen können<br />

mit bestimmten Medikamenten<br />

gehemmt werden. Dies führt zur Normalisierung<br />

des Blutbildes verbunden<br />

mit einer guten Lebensqualität.<br />

Die Optimierung der medikamentösen<br />

Therapie und der molekularen<br />

Verlaufskontrolle sind Bereiche, auf<br />

denen Prof. Hochhaus forscht und er<br />

lässt seine Ergebnisse aus klinischen<br />

Studien direkt in die Behandlung von<br />

Patienten am UKJ einfließen. Er leitet<br />

die deutsche CMLStudiengruppe<br />

und die Deutsche CML-Allianz. Seine<br />

Expertise findet sich aber auch in<br />

den verschiedenen nationalen und<br />

internationalen Leitlinien wieder.<br />

„Die Auszeichnung ist eine große<br />

Anerkennung für jahrzehntelange<br />

Teamarbeit in Klinik und Labor“,<br />

so Professor Hochhaus. „Der<br />

Namensgeber des Preises, Prof.<br />

John Goldman, hat mich unterstützt<br />

und meinen Lebensweg nachhaltig<br />

beeinflusst.“<br />

(kh)<br />

Wahl zum Präsidenten der Deutschen Transplantationsgesellschaft<br />

Prof. Dr. med. Utz Settmacher,<br />

Direktor der Klinik für Allgemein-,<br />

Viszeral- und Gefäßchirurgie, wurde<br />

zum Präsidenten der Deutschen<br />

Transplantationsgesellschaft e.V.<br />

(DTG) gewählt. Settmacher ist<br />

Spezialist für die Transplantation<br />

von Bauchorganen und führt in<br />

Jena eines der leistungsstärksten<br />

Zentren in Deutschland, wenn es<br />

um die Leberlebendspende und<br />

-transplantation bei erwachsenen<br />

Patienten geht. Das Zentrum am<br />

UKJ ist auf die Transplantation von<br />

Leber, Pankreas - allein sowie der<br />

gleichzeitigen Transplantation von<br />

mehr Organen spezialisiert.<br />

„Viele unserer Patienten haben<br />

zum Zeitpunkt der Transplantation<br />

meist einen langen Leidensweg<br />

hinter sich, weil die Erkrankung<br />

Foto: Schroll<br />

beziehungsweise das Organversagen<br />

sie stark in ihrer Gesundheit und<br />

Lebensqualität beeinträchtigt und<br />

sie oft sehr lange auf ein passendes<br />

Spenderorgan warten müssen,“ so<br />

Utz Settmacher. „Aus diesem Grund<br />

ist es mir eine Ehre, mich auch als<br />

Präsident der Fachgesellschaft<br />

besonders dafür einzusetzen, die<br />

Organspende und Transplantation<br />

zu entwickeln und fördern. So gilt<br />

es insbesondere junge Kollegen<br />

für diese Hochleistungsmedizin zu<br />

begeistern.“ Unter anderem wird<br />

dieses Jahr im Oktober auch in Jena<br />

das erste Mal die Jahrestagung der<br />

DTG zum Erfahrungsaustausch von<br />

Ärzten und Pflegenden stattfinden.<br />

Die Gesellschaft, deren Präsident<br />

Settmacher nun ist, versteht sich<br />

als kompetenter Ansprechpartner<br />

in allen Fragen der Transplantationsmedizin,<br />

immer mit dem Ziel,<br />

die wissenschaftliche Entwicklung<br />

dieser medizinischen Fachrichtung<br />

zu fördern, klinische Organtransplantationen<br />

zu ermöglichen und die<br />

Transplantationserfolge langfristig<br />

und zum Wohle der Patienten nachhaltig<br />

zu verbessern. (kh)<br />

Zum Präsidenten der Paul-<br />

Ehrlich-Gesellschaft gewählt<br />

Foto: Schroll<br />

Prof. Mathias Pletz, Direktor des Instituts für Infektionsmedizin<br />

und Krankenhaushygiene, wurde<br />

zum Präsidenten der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für<br />

Infektionstherapie e.V. gewählt – eine renommierte<br />

wissenschaftliche Plattform, die seit 1967 den interdisziplinären<br />

Austausch zu Forschung und optimalem<br />

Einsatz anti-infektiver Substanzen fördert und<br />

Herausgeber verschiedener Behandlungsleitlinien<br />

für Infektionskrankheiten ist. Diese Leitlinien unterstützen<br />

Ärzte im niedergelassenen Bereich sowie in<br />

Krankenhäusern oder weiteren Einrichtungen in ihrer<br />

täglichen Arbeit und im Umgang mit Antibiotika. Sie<br />

stellen umfangreiches Wissen zu den Antibiotikaresistenzen<br />

zusammen, bewerten und beschreiben<br />

das derzeitige Vorgehen der Wahl – immer im Blick:<br />

das Wohl der Patienten.<br />

Prof. Pletz war zuvor bereits langjähriges Vorstandsmitglied<br />

und übernimmt nun den Posten des Präsidenten<br />

von Prof. Christian Bogdan, Direktor des<br />

Instituts für Mikrobiologie des Universitätsklinikums<br />

in Erlangen, bis 2024. „Ich freue mich über das in<br />

mich gesetzte Vertrauen und die damit verbundenen<br />

Gestaltungsmöglichkeiten“, so Prof. Pletz. „Die Pandemie<br />

hat gezeigt, welche Rolle Infektionen auch in<br />

modernen Industrienationen spielen. Allerdings gibt<br />

es zu wenig Expertise – in Deutschland wurde zum<br />

Beispiel erst 2020 ein entsprechender Facharzttitel<br />

für Infektionsmedizin eingeführt.“ Als Direktor und<br />

Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie mit<br />

den Zusatzbezeichnungen „Klinische Infektiologie<br />

und Krankenhaushygiene“ bringt Prof. Pletz nun<br />

seine ganze Expertise in die Weiterentwicklung der<br />

Gesellschaft ein.<br />

(kh)<br />

Buch Liebe<br />

Jenaer<br />

Universitätsbuchhandlung<br />

Thalia<br />

Neue Mitte Jena«<br />

Leutragraben 1 · 07743 Jena<br />

Tel. 03641 4546-0<br />

E-Mail: thalia.jenaneuemitte@thalia.de<br />

42 01 | 23


KURZ UND KNAPP<br />

KURZ UND KNAPP<br />

UKJ weiterhin in Thüringen die Nr. 1<br />

Universitätsklinikum Jena gehört zu Top-Kliniken in Deutschland<br />

Was ist das?<br />

Erkennen Sie, was auf diesem Foto<br />

zu sehen ist?<br />

Schreiben Sie uns Ihre Antwort (unbedingt<br />

mit Angabe Ihrer Postadresse)<br />

bis zum 15. März 2022 an die Redaktion<br />

<strong>Klinikmagazin</strong>, Kastanienstraße 1,<br />

07747 Jena oder per Mail an presse@<br />

med.uni-jena.de. Unter den Einsendern<br />

mit der richtigen Antwort verlosen wir<br />

unter Ausschluss des Rechtswegs einen<br />

Büchergutschein im Wert von 40 Euro<br />

sowie drei Büchergutscheine im Wert<br />

von je zehn Euro, die von der Jenaer<br />

Universitätsbuchhandlung gesponsert<br />

werden.<br />

Auflösung<br />

In Heft 141 suchten wir:<br />

Modell des Innenohres<br />

Patienten sind am Universitätsklinikum<br />

Jena in besten Händen – das<br />

bestätigt das Nachrichtenmagazin<br />

„Focus Gesundheit“ erneut in der<br />

Klinikliste <strong>2023</strong>. Das Jenaer Uniklinikum<br />

wird in 29 Fachbereichen<br />

empfohlen.<br />

Im Thüringer Ranking belegt das UKJ<br />

weiterhin Platz 1. „Wir freuen uns<br />

sehr, dass wir auch in diesem Jahr<br />

wieder eine sehr gute Platzierung in<br />

der Klinikliste einnehmen “, so Prof.<br />

Dr. Otto W. Witte, Medizinischer Vorstand<br />

am UKJ. „Diese Empfehlungen<br />

bestätigen einerseits die exzellente<br />

Qualität unserer medizinischen<br />

Versorgung, andererseits vor dem<br />

Hintergrund der vielen empfohlenen<br />

Fachbereiche und Spezialisierungen<br />

unsere Position als einziger Supramaximalversorger<br />

in Thüringen.“<br />

Die Focus Klinikliste vergleicht nicht<br />

nur Gesamtkliniken miteinander, sondern<br />

spricht auch Empfehlungen für<br />

einzelne Behandlungsschwerpunkte<br />

aus. Allein in zehn Fachbereichen<br />

wird das UKJ als einzige Klinik thüringenweit<br />

empfohlen: von Risikogeburt<br />

und Pränataldiagnostik und<br />

Gynäkologische Onkologie über Haut,<br />

Angst- und Zwangsstörungen bis hin<br />

zu Gefäßchirurgie, Zahnkliniken, Lymphomen<br />

und Leukämie. Generell ist<br />

das UKJ bei den Empfehlungen breit<br />

aufgestellt: Denn auch die Experten<br />

für Krebserkrankungen bei Brustkrebs,<br />

Darmkrebs und Prostatakrebs<br />

sowie die Spezialisten in den Bereichen<br />

Herzchirurgie und Kardiologie<br />

werden vom Gesundheitsmagazin<br />

empfohlen. Die Jenaer Neurologen<br />

erhalten bei der Versorgung von<br />

Patienten mit Multipler Sklerose,<br />

Foto: Widmann<br />

Parkinson und Schlaganfall sehr<br />

gute Bewertungen. Zudem zählt<br />

das UKJ auch in den Fachbereichen<br />

Augenheilkunde, Akutgeriatrie sowie<br />

Kinderchirurgie, Gallenchirurgie,<br />

Wirbelsäulenchirurgie und Strahlentherapie<br />

zu Deutschlands „Top<br />

Kliniken“.<br />

Für die bundesweite Klinikliste des<br />

Nachrichtenmagazins Focus wertet<br />

das unabhängige Meinungsforschungsinstitut<br />

FactField neben den<br />

strukturierten Qualitätsberichten<br />

der Kliniken auch umfangreiche<br />

Fragebögen zu den Krankenhäusern<br />

aus. Insgesamt 14 346 Kliniken wurden<br />

in die Recherche eingeschlossen,<br />

1 762 erhielten eine Empfehlung.<br />

Außerdem fließen die Bewertungen<br />

von etwa 15 000 Fach- und Hausärzten<br />

in das Klinikranking ein. (ane)<br />

Gewinner des 40-Euro-Gutscheins:<br />

Nane Schüßler<br />

Gewinner der 10-Euro-Gutscheine:<br />

Sarah Müller-Michele,<br />

Hannelore Reiher, Dorit Schiecke<br />

Impressum<br />

Ausgabe: 1|<strong>2023</strong>, Nummer 142<br />

Herausgeber:<br />

V.i.S.d.P.:<br />

Redaktionsleitung:<br />

Redaktionsteam:<br />

Layout:<br />

Auflage:<br />

Universitätsklinikum Jena | Kastanienstraße 1 | 07747 Jena<br />

UKJ Förderverein | Am Klinikum 1 | 07747 Jena<br />

Annett Lott, Stabsstelle Unternehmenskommunikation<br />

Anke Schleenvoigt<br />

Katrin Bogner (kbo), Dr. Uta von der Gönna (vdG), Kristina Holtzsch (kh), Annett Lott (ane),<br />

Anke Schleenvoigt (as)<br />

Klinisches Medienzentrum des Universitätsklinikums Jena<br />

7 000 Exemplare<br />

Erscheinungsweise: 4 Ausgaben pro Jahr / Die nächste Ausgabe erscheint im April <strong>2023</strong><br />

Kontakt:<br />

03641 9-39 11 81, E-Mail: presse@med.uni-jena.de<br />

Bild: Tatiana Shepeleva - stock.adobe.com<br />

Wenn aus Gründen der besseren Lesbarkeit im Text die männliche Form gewählt wurde, beziehen sich die Angaben auf Angehörige<br />

beider Geschlechter. Nachdruck von Inhalten nur mit Genehmigung der Unternehmenskommunikation des Universitätsklinikums Jena<br />

(UKJ) gestattet.<br />

44 01 | 23<br />

01 | 23<br />

45


TERMINE & KONTAKTE<br />

TERMINE & KONTAKTE<br />

Veranstaltungen Januar bis März <strong>2023</strong><br />

Wegweiser für Patienten<br />

GEBURTSVORBEREITUNGSKURSE<br />

Der Kompaktpaarkurs zur Geburtsvorbereitung vermittelt die wesentlichen<br />

Abläufe und Informationen rund um die Geburt und möchte werdenden<br />

Eltern Sicherheit für die bevorstehende Geburt geben.<br />

Jeweils Dienstag: 17.00 bis 20.00 Uhr und Mittwoch: 16.00 bis 20.30 Uhr<br />

Die genauen Termine und Anmeldung unter:<br />

geburtsvorbereitung@med.uni-jena.de<br />

www.uniklinikum-jena.de/geburtsmedizin/Geburtsvorbereitungskurse.html<br />

ONKO-KREIS<br />

WÖCHENTLICHE<br />

KREISSSAAL-<br />

FÜHRUNGEN:<br />

donnerstags um 18 Uhr<br />

Anmeldung auf der Homepage der<br />

Geburtsmedizin<br />

www.uniklinikum-jena.de/<br />

geburtsmedizin/<br />

Die Thüringische Krebsgesellschaft e.V. und die Ambulanz für Naturheilkunde und Integrative Onkologie der Klinik<br />

für Innere Medizin II bieten Krebserkrankten und ihren Angehörigen regelmäßig Vorträge an. Die Teilnahme ist<br />

kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Im Rahmen der Vorträge werden gerne Ihre Fragen beantwortet.<br />

Alle Veranstaltungen finden derzeit virtuell als Online-Seminar statt. Wenn es die Pandemiebedingungen zum Zeitpunkt<br />

der Veranstaltung zulassen, wird diese zusätzlich als Präsenzveranstaltung in den neuen Geschäftsräumen der<br />

TKG, Am Alten Güterbahnhof 5 in 07743 Jena, durchgeführt. Bitte informieren Sie sich im Vorfeld auf der Webseite:<br />

https://krebsgesellschaft-thueringen.de/alle-veranstaltungen.html<br />

ZENTRALE<br />

RUFNUMMERN<br />

ZENTRALE KLINIKUM<br />

03641 9-300<br />

EMPFANG HAUPTEINGANG<br />

03641 9-32 08 50<br />

EMPFANG HAUS E<br />

03641 9-32 80 20<br />

FÖRDERVEREIN<br />

KLINIK-<br />

SOZIALDIENST<br />

Beratung u.a. zu Anschlussheilbehandlung<br />

und Rehabilitation,<br />

häuslicher Krankenpflege, Pflegestufen,<br />

Schwerbehindertenausweis;<br />

pychosoziale Beratung<br />

KONTAKT:<br />

Yvonne Wiese (Leiterin)<br />

03641 9-32 02 91<br />

yvonne.wiese@med.uni-jena.de<br />

KLINIKSEEL-<br />

SORGE<br />

EVANGELISCHE KLINIKSEELSORGE:<br />

Pastorin Babet Lehmann<br />

0151 17 10 14 93<br />

Pastorin Ulrike Spengler<br />

0151 17 10 14 94<br />

KATHOLISCHE KLINIKSEELSORGE:<br />

Pfarrer Michael Ipolt<br />

0151 17 10 54 60<br />

Gemeindereferent<br />

Dominik Gehringer<br />

01523 21 87 679<br />

BESUCHS-<br />

DIENST DER<br />

KLINIKSEELSORGE<br />

6. Februar <strong>2023</strong><br />

16.00 bis 17.00 Uhr<br />

Kinder und ihre<br />

krebserkrankten<br />

Eltern<br />

Referentin:<br />

Katharina Zlotowski,<br />

Thüringische Krebsgesellschaft<br />

e. V.<br />

20. Februar <strong>2023</strong><br />

16.00 bis 17.00 Uhr<br />

Was ist Krebs? Wie<br />

entsteht Krebs und<br />

warum gerade ich?<br />

Referentin:<br />

Prof. Dr. Jutta Hübner,<br />

Klinik für Innere<br />

Medizin II<br />

27. Februar <strong>2023</strong><br />

16.00 bis 17.00 Uhr<br />

Moderne Therapien<br />

bei der Krebsbehandlung<br />

Referentin:<br />

Prof. Dr. Jutta Hübner,<br />

Klinik für Innere<br />

Medizin II<br />

6. März <strong>2023</strong><br />

16.00 bis 17.00 Uhr<br />

Wie hilft Forschung in<br />

der Krebstherapie?<br />

Referentin:<br />

Prof. Dr. Jutta Hübner,<br />

Klinik für Innere<br />

Medizin II<br />

13. März <strong>2023</strong><br />

16.00 bis 17.00 Uhr<br />

Komplementäre<br />

Medizin – Was ist<br />

das? Wie kann mir<br />

das helfen?<br />

Referentin:<br />

Prof. Dr. Jutta Hübner,<br />

Klinik für Innere<br />

Medizin II<br />

WIR FÖRDERN PROJEKTE<br />

für Patienten und Mitarbeiter – in<br />

Forschung und Lehre – zur Vernetzung<br />

und Öffentlichkeitsarbeit<br />

SPENDENKONTO:<br />

Sparkasse Jena-Saale-Holzland<br />

IBAN: DE89830530300000028010<br />

BIC: HELADEF1JEN<br />

VORSITZENDER:<br />

PD Dr. Dr. Michael Kiehntopf<br />

foerderverein@med.uni-jena.de<br />

03641 9-32 50 01<br />

Die ehrenamtlich Tätigen nehmen<br />

sich Zeit zum Zuhören, Plaudern,<br />

Spielen, Vorlesen & erledigen<br />

kleine Besorgungen.<br />

KONTAKT:<br />

Babet Lehmann<br />

0151 17 10 14 93<br />

PATIENTENBEFRAGUNG<br />

AUF ELEKTRONISCHEM WEG<br />

Um die Zufriedenheit von Patienten einschätzen zu können<br />

und um Anregungen für Verbesserungen zu erhalten,<br />

stellen Befragungen von Patienten ein wichtiges Instrument<br />

dar. Dass diese Befragungen regelmäßig und mit<br />

Hilfe eines geeigneten Fragebogens stattfinden, ist für<br />

Kliniken gesetzlich vorgeschrieben. Um das Procedere<br />

am UKJ zu optimieren, wurde ein neuer Erfassungsbogen<br />

für die Rückmeldungen von Patienten erstellt. Über<br />

diesen QR-Code können Sie den Bogen mit Hilfe Ihres<br />

Mobiltelefons aufrufen, ausfüllen und absenden.<br />

JENAER<br />

ABENDVORLESUNG<br />

IM KLINIKUM<br />

25.01.<strong>2023</strong>:<br />

„Diabetes – Volkskrankheit auf<br />

dem Vormarsch?“<br />

Oberarzt PD Dr. med Kristof Kloss:<br />

Klinik für Innere Medizin III<br />

Alle Vorträge <strong>2023</strong> unter<br />

www.uniklinikum-jena.de/<br />

abendvorlesung<br />

EINKAUFS-<br />

MÖGLICHKEITEN<br />

IMBISS UND SHOP<br />

Montag bis Freitag:<br />

8.00 – 18.00 Uhr<br />

Samstag:<br />

9.00 – 12.30 Uhr & 13.00 – 17.00 Uhr<br />

Sonntag und Feiertage:<br />

13.00 – 18.00 Uhr<br />

03641 22 62 95<br />

KLINISCHES ETHIKKOMITEE<br />

Beratung und Hilfestellung für Patienten, Angehörige und medizinisches<br />

Personal bei ethischen Konflikten in Therapie und Pflege<br />

KONTAKT:<br />

Dr. Ulrike Skorsetz<br />

(Leiterin Geschäftsstelle)<br />

03641 9-33 775<br />

0151 16 35 93 41<br />

ulrike.skorsetz@med.uni-jena.de<br />

46 01 | 23 01 | 23<br />

47


Werde<br />

Pflege-Azubi<br />

am UKJ!<br />

Ausbildungsstart<br />

bei uns schon im<br />

März <strong>2023</strong><br />

Bewirb dich online unter:<br />

www.uniklinikum-jena.de/Pflegeazubi

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