Klinikmagazin 1/2023
Gemeinsam Krebs besiegen - Mitteldeutsches Krebszentrum
Gemeinsam Krebs besiegen - Mitteldeutsches Krebszentrum
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HEILEN<br />
HEILEN<br />
Zum Team um Dr. Torben de la Motte (ganz li.) gehören neben der Koordinatorin<br />
Julia Ramm (unten) Expertinnen aus unterschiedlichen Fachbereichen wie der<br />
Logopädie (li.), der Physio- und der Ergotherapie sowie dem Sozialdienst.<br />
Fotos: Rodigast<br />
Es sind besondere Räume für besondere<br />
Patienten. Gleich im Eingangsflur<br />
des Medizinischen Zentrums für<br />
Menschen mit Behinderungen (MZEB)<br />
fallen die Farbfelder an den Wänden ins<br />
Auge, die den Weg in die geräumigen<br />
Behandlungsräume weisen. Auch hier<br />
tauchen diese Farben wieder auf, geben<br />
ein Gefühl von Vertrautheit. „Die Menschen,<br />
die zu uns kommen, können oft<br />
nicht oder nur erschwert sprechen. Sie<br />
wissen nicht, wo sie sich befinden und<br />
kommen eventuell mit Ängsten in diese<br />
fremde Umgebung“, so Dr. Torben de la<br />
Motte. Der Facharzt für Neurologie leitet<br />
das MZEB, das Teil des Uniklinikums<br />
Jena ist und das einzige Zentrum dieser<br />
Art im Freistaat, das an die universitäre<br />
Medizin angebunden ist.<br />
Erwachsenen mit Behinderungen so<br />
gut wie möglich zu helfen. Das ist<br />
das Anliegen von Dr. de la Motte und<br />
seinem Team, seit das Zentrum vor<br />
einem Jahr den Betrieb aufgenommen<br />
hat. Weil hierbei auch das Wohlfühlen<br />
eine wichtige Rolle spielt, wurde vor der<br />
Eröffnung Ulrich Reimkasten, Künstler<br />
und Professor für Malerei und Textile<br />
Künste der Burg Giebichenstein Kunsthochschule<br />
Halle, mit ins Boot geholt.<br />
Neben der Wandgestaltung hat dieser<br />
für alle Räume Elemente aus farbigem<br />
Filz entworfen, die die Patientinnen und<br />
Patienten zur Beruhigung gern berühren<br />
dürfen.<br />
Komplexe Hilfe bei<br />
komplexen Erkrankungen<br />
Für Kinder und Jugendliche, deren körperliche,<br />
geistige oder seelische Entwicklung<br />
beeinträchtigt ist, existieren<br />
seit den 1990er-Jahren in Deutschland<br />
spezialisierte Einrichtungen. In diesen so<br />
genannten Sozialpädiatrischen Zentren<br />
(SPZ) kümmern sich Experten unterschiedlicher<br />
Fachgebiete gemeinsam um<br />
die besonderen Bedürfnisse der jungen<br />
Patientinnen und Patienten und ihrer<br />
Familien. Doch sie wachsen aus diesen<br />
Strukturen heraus. Für Erwachsene,<br />
Medizinisches Zentrum für Erwachsene<br />
mit Behinderungen (MZEB) in Jena<br />
deren geistige und/oder körperliche<br />
Entwicklung seit der Kindheit gestört ist,<br />
gab es lange Zeit keine vergleichbaren<br />
Strukturen in der medizinischen Versorgung.<br />
„Dabei ist gerade für sie die universitäre<br />
Versorgung besonders wichtig“,<br />
so Professor Otto W. Witte – heute<br />
Medizinischer Vorstand, während der<br />
Vorbereitungszeit des MZEBs noch<br />
Direktor der Klinik für Neurologie am UKJ.<br />
„Darum haben wir lange für eine solche<br />
Einrichtung hier bei uns gekämpft.“<br />
Diese Patientengruppe in einer regulären<br />
Facharztpraxis zu betreuen, sei nicht<br />
überall problemlos möglich. Manchmal<br />
fehlten barrierefreie Zugänge zu den<br />
Praxisräumen, eine spezielle Zusatz-<br />
Ausbildung für die medizinische Versorgung<br />
von Menschen mit Behinderungen<br />
oder schlicht Zeit für ausführliche<br />
Untersuchungen. „Diese Menschen sind<br />
in unserem Gesundheitssystem nicht<br />
überprivilegiert und stehen oft vor großen<br />
Schwierigkeiten“, so Dr. de la Motte.<br />
Erst im Jahr 2015 hat der Gesetzgeber<br />
mit einer Änderung im Sozialgesetzbuch<br />
die Voraussetzungen für die<br />
MZEBs geschaffen. Von der ersten Idee<br />
bis zum fertigen Konzept und schließlich<br />
zur Beantragung der Zulassung<br />
sei einige Zeit verstrichen, so Dr. de la<br />
Motte. Vor allem aber die Suche nach<br />
geeigneten Räumen habe sich als<br />
langwierig herausgestellt. Durch einen<br />
Trägerwechsel fand sich dann aber im<br />
Zentrum für ambulante Rehabilitation<br />
in unmittelbarer Nähe des Klinikums<br />
in Jena-Lobeda ein geeignetes Domizil.<br />
„Der Bedarf ist in jedem Fall da“, sagt<br />
Dr. de la Motte, der bereits zuvor im<br />
Rahmen seiner langjährigen Tätigkeit in<br />
der Epilepsieambulanz am UKJ Patientinnen<br />
und Patienten mit Behinderungen<br />
behandelt hat. Diese kommen aus<br />
ganz Thüringen und den angrenzenden<br />
Bundesländern in das MZEB. Die neuen<br />
Räumlichkeiten mit großem Wartebereich<br />
und drei Behandlungszimmern<br />
– mit Platz für große Rollstühle<br />
und mehrere Begleitpersonen – bieten<br />
dem Neurologen und seinem interdisziplinären<br />
Team nun ausgezeichnete<br />
Behandlungsmöglichkeiten.<br />
„Beim ersten Termin nehmen wir uns<br />
sehr viel Zeit für eine umfassende<br />
Untersuchung, um die oft komplexen<br />
und manchmal auch unklaren Erkrankungen<br />
und Verhaltensstörungen abzuklären“,<br />
so Dr. de la Motte. Zunächst<br />
gehe es darum, sich einen Überblick<br />
zu verschaffen, was in der aktuellen<br />
Situation für den Menschen wichtig<br />
ist. Dank der unmittelbaren Nähe zum<br />
UKJ können für die weitere Abklärung<br />
nahezu alle Fachrichtungen unkompliziert<br />
mit einbezogen werden.<br />
Für jede Patientin und jeden Patienten<br />
erstellen die Experten dann<br />
einen individuellen Therapieplan,<br />
der je nach Bedarf medizinische,<br />
sozialmedizinische, ergotherapeutische,<br />
physiotherapeutische oder<br />
logopädische Aspekte abdeckt. „Unser<br />
Anliegen ist es, dass die Menschen, die<br />
zu uns kommen, die Hilfe erhalten, die<br />
sie benötigen, um ein möglichst selbstbestimmtes<br />
und selbstständiges Leben<br />
zu führen“, so der Neurologe. Das Team<br />
vom MZEB bietet unter anderem eine<br />
psychosoziale und sozialmedizinische<br />
Beratung an, koordiniert die Versorgung<br />
mit Hilfsmitteln und hat sich zum Ziel<br />
gesetzt, die Fähigkeiten zur gesundheitlichen<br />
Selbstvorsorge der Patientinnen<br />
und Patienten langfristig zu stärken.<br />
Anke Schleenvoigt<br />
MZEB im Zentrum<br />
für ambulante<br />
Rehabilitation (ZAR)<br />
Ebereschenstraße 1+3<br />
(2. Obergeschoss)<br />
07747 Jena<br />
Anmeldung und Terminvergabe<br />
03641 9-32 35 00<br />
n-mzeb@med.uni-jena.de<br />
Voraussetzungen für eine Behandlung<br />
im MZEB sind neben einer Überweisung<br />
durch einen Hausarzt oder<br />
niedergelassenen Neurologen, dass<br />
die volljährigen Patienten gesetzlich<br />
versichert sind, ein Grad der Behinderung<br />
ab 70 und mindestens ein Merkzeichen<br />
wie G, aG, H, BI, GI vorliegt<br />
und sie eine komplexe Versorgung<br />
benötigen.<br />
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