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Klinikmagazin 1/2023

Gemeinsam Krebs besiegen - Mitteldeutsches Krebszentrum

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HINTER DEN KULISSEN<br />

Den Energieverbrauch<br />

nie aus dem Blick lassen<br />

Was ein Energiebeauftragter in einem Klinikum tut<br />

Ein Krankenhaus verbraucht so viel Energie<br />

wie eine Kleinstadt, sagt man. Stimmt<br />

schon. Das UKJ verbrauchte 2021 37,04<br />

Gigawatt Strom, 35,11 Gigawatt Wärme<br />

und 8,51 Gigawatt Gas. Das entspricht<br />

laut einem Statistik-Portal dem Pro-<br />

Kopf-Stromverbrauch von rund 4 450 Einwohnern<br />

– also einem Ort von der Größe<br />

wie Wasungen im Südwesten Thüringens.<br />

Natürlich hat das Klinikum bei Weitem<br />

nicht die Größe einer Kleinstadt, aber: Als<br />

Klinikum der Supramaximalversorgung<br />

läuft das UKJ rund um die Uhr, 24/7, 365<br />

Tage im Jahr. Tagsüber befinden sich hier<br />

rund 3 800 Menschen, nachts immerhin<br />

noch mehr als 1 300. Die medizinischen<br />

Geräte in der Nacht mal eben auf<br />

Standby schalten – geht nicht. Die Heizung<br />

runterfahren und Patienten stattdessen<br />

in Decken wickeln – geht nicht.<br />

Einen Nuklearbeschleuniger gibt es auch<br />

nicht wirklich in Energieeffizienzklasse<br />

A+++. Die bestmögliche Versorgung der<br />

Patienten steht ganz klar an erster Stelle.<br />

Und dennoch kann und muss auch ein<br />

riesiges Klinikum wie das UKJ seinen<br />

Energieverbrauch im Blick haben. Der<br />

Mann genau dafür ist Ralf Kärger, seit<br />

2014 Energiebeauftragter am UKJ.<br />

Wobei: Energiebeauftragter ist nicht<br />

sein Haupt- beziehungsweise einziges<br />

Aufgabengebiet – eigentlich ist er am UKJ<br />

zuständig fürs Vertrags- und Gewährleistungsmanagement<br />

im Geschäftsbereich<br />

Betreibung und Beschaffung, in<br />

der Abteilung Bau- und Gebäudetechnik.<br />

Energiebeauftragter ist aber durchaus<br />

eine Aufgabe, die Ralf Kärger am Herzen<br />

liegt. Und das nicht erst, seit überall auf<br />

der Welt nach Energiesparmaßnahmen<br />

gerufen wird. Bereits 2008 übernahm<br />

er das Energiecontrolling sowie den<br />

Energieeinkauf am UKJ und bildete sich<br />

zum Energie-Auditor weiter. Insofern<br />

war er schon vor seiner offiziellen<br />

Ernennung so etwas wie der designierte<br />

Energiebeauftragte.<br />

Ein Teil seines Jobs ist es, den Energieverbrauch<br />

laufend zu überwachen und<br />

regelmäßig darüber zu berichten. So<br />

kann er Ausreißer im Energieverbrauch<br />

und ineffiziente Energieverbraucher<br />

ebenso erkennen wie Energiesparpotentiale.<br />

Werden Ausreißer oder defekte<br />

Anlagen und Geräte entdeckt, gilt es,<br />

zusammen mit den Fachbereichen der<br />

Abteilung Bau- und Gebäudetechnik<br />

zu handeln – was auch bedeuten kann,<br />

dass Geräte und ganze Anlagen ausgetauscht<br />

werden müssen.<br />

Der Energiebericht ist ein sehr nützliches<br />

Machwerk, das – in Zusammenarbeit<br />

mit den beteiligten Fachbereichen – zu<br />

konkreten mittelfristigen Energieeinsparmaßnahmen<br />

am UKJ führt. Aber wo<br />

kann ein so großes Klinikum wie das UKJ<br />

sinnvoll Energie sparen und nachhaltig<br />

haushalten? Da ist Ralf Kärgers Energieeinsparspürsinn<br />

gefragt! Und der ist vor<br />

allem eins: vernünftig.<br />

„Die größten Energieverbraucher am<br />

Klinikum sind die Gebäudeinfrastruktur<br />

selber und die Klima- und Lüftungsanlagen,<br />

so dass hier natürlich<br />

auch die größten Einsparpotentiale<br />

liegen“, so Ralf Kärger. Da er seit jeher<br />

Energiesparprozesse begleitet, spielt<br />

natürlich auch bei allen Klinikneubauten<br />

Energieeffizienz eine Rolle, selbstverständlich<br />

auch im Klinikneubau<br />

A5: die Bausubstanz, aber auch die<br />

eingesetzte energieeffiziente Technik<br />

fürs Heizen und Lüften entspricht<br />

neuesten Standards.<br />

So lässt sich beispielsweise die<br />

Anlagentechnik am Klinikum optimieren<br />

beziehungsweise regulieren: „In Räumen<br />

mit Patientenversorgung müssen<br />

natürlich gewisse Temperaturen eingehalten<br />

werden. Das hat ja auch Hygieneund<br />

Sicherheitsaspekte“, erklärt Kärger.<br />

„Auch in Forschungsbereichen müssen<br />

Als Energiebeauftragter am UKJ hat<br />

Ralf Kärger den Energieverbrauch des<br />

Universitätsklinikums Jena genau im Blick.<br />

Wenn er Ausreißer im Energieverbrauch<br />

entdeckt oder defekte Anlagen und<br />

Geräte, kümmert er sich darum, dass diese<br />

ausgetauscht werden. Er begleitet die<br />

Energiesparprozesse in den bestehenden<br />

Klinikgebäuden, aber auch im Neubau<br />

A5, wo die allerneuste Technik fürs<br />

Heizen und Lüften zum Einsatz kommt.<br />

Fotos: Szabó / Bogner<br />

bei empfindlichen Geräten wie Hochleistungsmikroskopen<br />

stabile klimatische<br />

Bedingungen eingehalten werden,<br />

sonst funktionieren sie nicht richtig“,<br />

erklärt Kärger, der unter anderem auch<br />

für die Wartung und Reparatur von<br />

Laborgeräten zuständig ist. Ansonsten<br />

wird die Heizung an den verschiedenen<br />

Standorten im Wesentlichen zentral<br />

über die Gebäudeleittechnik geregelt<br />

und nachts die Temperatur abgesenkt.<br />

So kann Heizenergie gespart werden,<br />

wo es möglich ist, zum Beispiel in<br />

Büro- und Seminarräumen, Hörsälen,<br />

Fluren und Treppen – und ohne, dass<br />

alle frieren müssen.<br />

Überhaupt sind energieeffizientes<br />

Heizen und Kühlen der Luftmengen<br />

innerhalb des Hauses das A und O<br />

in Sachen Energiesparen. „Wir haben<br />

viele sogenannte innere Wärmelasten<br />

beispielsweise durch Untersuchungsund<br />

Behandlungsgeräte, Server, die aus<br />

dem Gebäude abtransportiert werden<br />

müssen“, erklärt Ralf Kärger. „Eine<br />

effiziente Wärmerückgewinnung hilft<br />

hier, Energie einzusparen.“ Am UKJ gibt<br />

es dafür Wärmerückgewinnungsanlagen.<br />

Die nutzen die warme Innenluft,<br />

um die einströmende kalte Frischluft<br />

vorzuwärmen. Das senkt den Bedarf an<br />

Primärenergie am Klinikum deutlich.<br />

Ein weiteres Einsparprojekt: die Optimierung<br />

der Dampfversorgung: „Das<br />

UKJ braucht Reindampf für die Sterilisation<br />

von OP-Instrumenten und für<br />

die Befeuchtung der Zuluft in die OP-<br />

Säle und Intensivstationen“, so Kärger.<br />

Dafür wurden im vergangenen Jahr die<br />

alten Dampfkessel durch vier neue<br />

Schnelldampferzeuger ausgetauscht.<br />

Die silbern glänzenden Kessel können<br />

nun vor allem bedarfsgerecht Dampf<br />

erzeugen. „Das heißt, sie erzeugen<br />

nur Dampf, wenn dieser tatsächlich<br />

gebraucht wird.“<br />

Ansonsten gibt es größere und kleinere<br />

Maßnahmen. Manche Dinge, wie die<br />

Beleuchtung – wo möglich – Stück für<br />

Stück durch LED-Leuchten zu ersetzen<br />

oder wassersparende Armaturen und<br />

Spülkästen einzusetzen, kennt man<br />

möglicherweise von Zuhause. „Wir achten<br />

aber darauf, wann der Austausch<br />

sinnvoll ist und wo die Grenzen liegen“,<br />

erklärt Ralf Kärger. Und: Bei Ausschreibungen<br />

für Geräte und Anlagen ist die<br />

Energieeffizienzklasse ein Kriterium.<br />

Energie effizient zu nutzen, das ist das<br />

Stichwort. Selbstverständlich achtet<br />

Kärger auch privat darauf. Energie<br />

sparen gelinge zum Beispiel durch<br />

effizientes Heizen, durch das Einstellen<br />

von Heizzeiten, das Entlüften von<br />

Heizungsanlagen, den hydraulischen<br />

Abgleich der Heizungsanlage und das<br />

Absenken der Temperatur nachts. „Da<br />

reicht es oft, den gesunden Menschenverstand<br />

einzusetzen“, findet er. Am UKJ<br />

wird er mit diesem sicher auch noch<br />

weitere Sparpotentiale aufspüren.<br />

Katrin Bogner<br />

40 01 | 23 01 | 23<br />

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