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Green Tech Magazine | November 2021 | Klimaneutrales Unternehmen

Das neue Green Tech Magazin im November zeigt auf, dass Klimaschutz und Wirtschaftswachstum im Green Tech Valley Hand in Hand gehen.

Das neue Green Tech Magazin im November zeigt auf, dass Klimaschutz und Wirtschaftswachstum im Green Tech Valley Hand in Hand gehen.

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GREEN TECH MAGAZINE | NOV <strong>2021</strong><br />

Coverfoto: iStock<br />

Valley-<strong>Unternehmen</strong><br />

wachsen S. 07<br />

Expo-Premiere für<br />

Smart-Waste-Solutions S. 11<br />

H 2<br />

-Forschungs-Hotspot<br />

<strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley S. 14


2<br />

04<br />

LIEBE LESERINNEN<br />

UND LESER!<br />

07<br />

11<br />

08<br />

Die Zahlen aus der Konjunkturerhebung<br />

des <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Cluster sprechen<br />

eine eindeutige Sprache: Der<br />

Umweltsektor boomt. Jedes zehnte<br />

<strong>Unternehmen</strong> auf dem <strong>Green</strong>-<strong>Tech</strong>-<br />

Sektor plant, sich heuer zu verdoppeln.<br />

Die Branche hat die Krise<br />

schneller als andere hinter sich gelassen.<br />

12<br />

14<br />

Die Chancen für eine derart rasante<br />

Aufholjagd stehen aber der gesamten<br />

Industrie offen – wenn sie sich für den<br />

Umstieg zum klimaneutralen <strong>Unternehmen</strong><br />

entscheidet. Der <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Cluster<br />

zeigt auf, welches Einsparungspotenzial<br />

auf der einen Seite und welche enormen<br />

Geschäftschancen auf der anderen Seite<br />

warten. Die Beispiele von drei Vorzeigeunternehmen<br />

führen vor Augen, wie die<br />

Transformation zum CO 2<br />

-neutralen Wirtschaften<br />

gelingen kann.<br />

Eine weitere große Transformation steht<br />

uns auf dem Energiesektor bevor: Die<br />

Fortschritte bei Wasserstofftechnologie,<br />

in der Energiewirtschaft, im Gewerbe, in<br />

der Industrie und Mobilität werden neue<br />

Türen öffnen. Der Süden Österreichs<br />

steht dabei in der Pole-Position, wie auf<br />

der Hydrogen Research Map Austria ersichtlich<br />

wird – hier ist der Forschungs-<br />

Hotspot #1!<br />

Darüber hinaus hat sich im <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong><br />

Valley wieder einiges getan. Freuen Sie<br />

sich auf spannende Innovationen und<br />

Kooperationen.<br />

Ihr Bernhard Puttinger<br />

und das Team des <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Cluster<br />

Klimaneutral<br />

Die Industrie und ihr Weg<br />

zu Zero CO 2<br />

Seite 04<br />

Innovations-Boost<br />

Das <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley als<br />

Wachstumsmotor<br />

Seite 07<br />

Fresh <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong><br />

Innovationen aus dem<br />

<strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley<br />

Seite 08<br />

Smart Waste Solutions<br />

Expo-Premiere für Saubermacher,<br />

Komptech und REDWAVE<br />

Seite 11<br />

Partner: Österreichisches Umweltzeichen, eco label, PEFC, FSC<br />

Aktuelle<br />

Highlights<br />

Energiegemeinschaften<br />

Vom Stromverbraucher zum<br />

Stromerzeuger<br />

Seite 12<br />

Heimischer Vorsprung<br />

<strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley ist<br />

Hydrogen-Hotspot<br />

Seite 14<br />

Impressum: Medieninhaber und Herausgeber: <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Cluster Styria GmbH, Waagner-Biro-Straße 100, 8020 Graz,<br />

Österreich, Tel.: +43 316 40 77 44-0, welcome@greentech.at, www.greentech.at. Inhalt und Projektleitung:<br />

Christina Kropf, Bernhard Puttinger | Unterstützung: www.diesteirerin.at | Druck: Schmidbauer GmbH,<br />

www.derschmidbauer.at<br />

Fotocredit: Stella, Shutterstock, Andrea Renault


GREEN TECH 3<br />

„<strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> boomt:<br />

Grüne Transformation schafft Jobs“<br />

Die ehemalige EU-Kommissarin für Klimaschutz<br />

Connie Hedegaard im Experten-Talk.<br />

Fotocredit: Connie Hedegaard<br />

Dass die Umwelttechnikbranche trotz Krise<br />

weiterhin stabil ist und auch wächst, das<br />

beweisen die <strong>Green</strong>-<strong>Tech</strong>-<strong>Unternehmen</strong> im<br />

Süden Österreichs. Der Arbeitsmarkt auf<br />

dem <strong>Green</strong>-<strong>Tech</strong>-Sektor boomt. Die ehemalige<br />

EU-Kommissarin für Klimaschutz<br />

Connie Hedegaard, die sich auch heute noch<br />

im Vorstand der European Climate Foundation<br />

für den grünen Wandel einsetzt, weiß<br />

um das Potenzial der Branche Bescheid. Sie<br />

sieht die Chancen für ArbeitnehmerInnen in<br />

der grünen Transformation. Ihre Amtszeit<br />

als Klima-Kommissarin begann 2010 in stürmischen<br />

Zeiten, mitten in einer ausgewachsenen<br />

Wirtschaftskrise. Damals war Klimaschutz<br />

nicht das Hauptthema auf der politischen<br />

Agenda.<br />

Frau Hedegaard, wie haben Sie zur damaligen<br />

Zeit Ihre Kommissionskollegen von der<br />

Dringlichkeit der Energiewende überzeugen<br />

können?<br />

Connie Hedegaard: Wir sind in Folge der<br />

Wirtschaftskrise 26 Millionen arbeitslosen<br />

EuropäerInnen gegenübergestanden. Wir<br />

brauchten also Wachstum in Bereichen, die<br />

auch Arbeitsplätze schafften. Der Umweltsektor<br />

bietet enormes Potenzial für den Arbeitsmarkt,<br />

also mussten wir sicherstellen,<br />

dass Europa dieses auch voll ausschöpft. Mit<br />

dieser Argumentationslinie war es möglich,<br />

Klimamaßnahmen im EU-Budget zu verankern.<br />

Zum ersten Mal in der Geschichte der<br />

EU ist es gelungen, 20 Prozent des gesamten<br />

Budgets gezielt für den Kampf gegen<br />

den Klimawandel einzusetzen. In einer Zeit,<br />

in der niemand sonst dem Thema Beachtung<br />

schenkte, hat die EU die Diskussion am<br />

Leben erhalten.<br />

Heute sitzen Sie im Aufsichtsrat der European<br />

Climate Foundation. Was sind Ihre<br />

Prioritäten?<br />

Nachdem die Frage des Klimawandels heute<br />

allgemein als Faktum akzeptiert wird,<br />

kommt der wirklich schwierige Teil: Wir<br />

müssen die Umsetzung der Maßnahmen<br />

beschleunigen. <strong>Unternehmen</strong> spielen dabei<br />

eine wichtige Rolle, indem sie neue <strong>Tech</strong>nologien<br />

vorantreiben. VW und andere Autohersteller<br />

zum Beispiel haben damit begonnen,<br />

ihr Geschäftsmodell auf Elektromobilität<br />

umzustellen. Sie werden dabei auch<br />

von EU-Vorschriften angetrieben, mit dem<br />

Effekt, dass heute schon ernstzunehmende<br />

Stimmen von einem Aus des Verbrennungsmotors<br />

im Jahr 2035 sprechen. Vor fünf<br />

Jahren hätte man so einen Vorschlag noch<br />

ausgelacht. Aber heute lässt sich anschaulich<br />

zeigen, dass die grüne Transformation<br />

machbar ist – ohne dass Menschen dabei<br />

ihre Jobs verlieren, solange wir sie auch entsprechend<br />

ausbilden.<br />

Das Potenzial des grünen Jobwachstums<br />

wird mancherorts noch skeptisch betrachtet.<br />

Zu Recht?<br />

Ich verweise gerne auf die Vergangenheit.<br />

Wir haben immer Veränderungen in der Art<br />

und Weise gesehen, wie Menschen ihrer Arbeit<br />

nachgehen. Genauso wie die digitale<br />

Transformation Arbeitsplätze auf der einen<br />

Seite eliminiert und auf der anderen Seite<br />

neu geschaffen hat, wird das auch die grüne<br />

Transformation tun. Das Renovieren und<br />

Dämmen von Gebäuden wird eine Schlüsselrolle<br />

im Kampf gegen den Klimawandel<br />

einnehmen, genauso wie die Kreislaufwirtschaft<br />

mit dem Recycling von Rohstoffen.<br />

Beides sind äußerst arbeitsintensive Bereiche,<br />

in der eine Vielzahl von Jobs entstehen<br />

werden. In Europa können wir zudem<br />

auf viele Beispiele von Kohleabbaugebieten<br />

verweisen, die erfolgreich den Wandel<br />

zu „<strong>Green</strong> Economies“ vollzogen haben:<br />

Manchester, Nordfrankreich, Spanien – allesamt<br />

waren sie erfolgreich, alte Arbeitsplätze<br />

durch neue zu ersetzen. Wir müssen nun<br />

besser darin werden, von diesen Beispielen<br />

zu lernen.<br />

Was kann Europa vom <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley<br />

lernen?<br />

Das Zusammenfassen von Wissen und Ressourcen<br />

ist zentral für den Erfolg, auch wenn<br />

es zunächst der unternehmerischen Logik<br />

widerspricht. Wir brauchen mehr solcher<br />

Kooperationen auf europäischer Ebene, ansonsten<br />

riskieren wir, gegenüber der globalen<br />

Konkurrenz das Nachsehen zu haben.<br />

Beispiele wie das <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley zeigen<br />

uns, wie wir mit der Priorisierung von Forschung<br />

und Entwicklung den starken InnovatorInnen<br />

in den USA oder China Paroli bieten<br />

können.<br />

Welche Innovationen werden die wichtigsten<br />

in der Dekarbonisierung unseres Wirtschaftssystems<br />

sein?<br />

Leistungsfähigere Batterien sind der Heilige<br />

Gral der Mobilitätswende. Wenn wir es<br />

schaffen, dafür nachhaltige Rohstoffe einzusetzen,<br />

machen wir uns zugleich weniger<br />

abhängig vom Ausland. Ich glaube auch,<br />

dass die Kreislaufwirtschaft spielentscheidend<br />

sein wird, weil Europa ein vergleichsweise<br />

rohstoffarmer Kontinent ist. Die <strong>Unternehmen</strong><br />

sollten deshalb hart daran arbeiten,<br />

die Kreislaufwirtschaft in ihre Strategie<br />

zu übernehmen. Das hilft der Umwelt und<br />

der Gesellschaft – weil damit grüne, sichere<br />

Jobs entstehen.


4<br />

Klimaneutral:<br />

Industrie auf dem Weg<br />

zu Zero CO 2<br />

Die Pariser Klimaziele und der <strong>Green</strong> Deal der EU sollen den Klimawandel bremsen –<br />

gleichzeitig stellen sie heimische <strong>Unternehmen</strong> vor große Herausforderungen.<br />

Der Richtungswechsel birgt aber auch große Geschäftschancen.<br />

Insgesamt 45 Prozent der Treibhausemissionen<br />

in Österreich gehen auf das Konto<br />

der Industrie und des Energiesektors. Das<br />

sind rund 40 Millionen Tonnen an CO 2<br />

. Diese<br />

gilt es bis 2040 einzusparen, um die vorgegebenen<br />

Klimaziele der rot-weiß-roten Regierung<br />

zu erreichen. Das Potenzial, das in<br />

den einzelnen <strong>Unternehmen</strong>sbereichen zu<br />

einer Reduktion von CO 2<br />

steckt, ist groß,<br />

die neuen Geschäftschancen, die sich ergeben,<br />

vielfältig. Das zeigt auch das <strong>Green</strong><br />

<strong>Tech</strong> Radar.<br />

Die konkreten Maßnahmen zur Minderung<br />

von Emissionen sind teils technischer, teils<br />

nicht-technischer Natur. Optimierungsmöglichkeiten<br />

ergeben sich hier konkret auf den<br />

Sektoren:<br />

• Firmengebäude: z. B. Umstieg auf Ökostrom,<br />

Einsparen von Bürofläche, Beleuchtung<br />

mit LED,<br />

• Produktion: mit erneuerbarer Prozesswärme<br />

und effizienteren Prozessen,<br />

• Klimabewusste Beschaffung: z. B. bei<br />

Lieferantenauswahl und Integration in<br />

ERP-Systeme und<br />

• Betriebliche Mobilität: z. B. E-Mobilität,<br />

Corporate Car Sharing und vermehrte Online-Meetings.<br />

Innerhalb der Bereiche gibt es bereits <strong>Tech</strong>nologien,<br />

die von den <strong>Unternehmen</strong> im<br />

<strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley angeboten werden, um<br />

das Ziel der CO 2<br />

-Neutralität zu erreichen.<br />

In Sachen Produktion können beispielweise<br />

schon jetzt mechanische Energie und Prozesswärme<br />

mittels elektrischer Standmotoren<br />

und vollelektrischer Aggregate grün<br />

erzeugt werden. Zudem kündigen sich viele<br />

weitere <strong>Tech</strong>nologien und Dienstleistungen<br />

an, die besonders relevanten Forschungsund<br />

Entwicklungsbedarf aufweisen.<br />

Die Herausforderung ist groß – doch die<br />

Un ternehmen im <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley arbeiten<br />

be reits mit Hochdruck daran, die Klimaziele<br />

zu erreichen. Eines von ihnen ist Magna<br />

Inter national. Der weltweit tätige Autohersteller<br />

und –zulieferer betreibt den größten<br />

seiner über 350 Standorte in Graz und braucht<br />

dort jährlich über 200 Gigawattstunden an<br />

Strom, Erdgas und Wärmeenergie. „Der wichtigste<br />

Schritt auf unserem Weg zur CO 2<br />

-Neutralität<br />

ist die Energieeffizienz. Wir arbeiten<br />

daran, unseren Energieverbrauch zu reduzieren<br />

und gleichzeitig den Energiebezug auf<br />

erneuer bare Quellen umzustellen – entweder<br />

im Ein kauf oder in der Eigenproduktion“, sagt<br />

Mar kus Binder, der für Magna als europaweiter<br />

Sustainability & Energy Manager zuständig<br />

ist. Unter seine Ägide fällt unter anderem<br />

die Installati on einer Wärmepumpe am Grazer<br />

Standort, die mit einer Grundwasserbohrung<br />

Wärme oder Kälte für den gesamten<br />

Lackierbereich der Autofabrik zur Verfügung<br />

stellt. E-Lkw, Abwärmenutzung und Photovoltaikanlagen<br />

auf den weitläufigen Werkshallen<br />

sind weite re Klimaschutzmaßnahmen,<br />

die Binder nicht nur in Graz, sondern auch<br />

an anderen europäischen Konzernstandorten<br />

vorangetrieben hat. Den umfangreichen<br />

Maßnahmen ging eine detaillierte Untersuchung<br />

des Energiever brauchs voran. Alle<br />

Prozesse und Anlagen wurden einem tiefschürfenden<br />

Energiemo nitoring unterzogen:<br />

„Transparenz ist der Schlüssel zum Erfolg in<br />

der Energieeffizienz – erst wenn man weiß,<br />

wie man im Verbrauch unterwegs ist, können<br />

die hochtechnologi schen Lösungen sinnvoll<br />

eingesetzt werden“, informiert Binder und<br />

kündigt an, dass der Stand ort Graz bereits<br />

2022 CO 2<br />

-neutral arbeiten werde. Das könne<br />

man jedoch nicht allein schaffen. Deshalb bediene<br />

man sich eines in ternationalen Partner-<br />

Fotocredit: <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Cluster


<strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Radar: Ihre <strong>Tech</strong>nologie- und Geschäftschancen zu Zero CO2<br />

GREEN TECH 5<br />

Netzwerks. Neue Kon takte habe man auch im<br />

Rahmen des ersten <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Cluster <strong>Tech</strong>nologietages<br />

knüp fen können.<br />

Erst eruieren, dann investieren – so geht<br />

nachhaltige Entwicklung. Johannes Fresner<br />

von der STENUM <strong>Unternehmen</strong>sberatung<br />

und Forschungsgesellschaft für Umweltfragen<br />

ist ebenfalls im <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley vernetzt.<br />

Als Klimabündnisbetrieb seit 2004<br />

hat sich das <strong>Unternehmen</strong> schon früh der<br />

Klimaneutralität verschrieben. Lampen im<br />

Büro wurden auf LED umgestellt, Papier<br />

und Ausdrucke im Wesentlichen auf null<br />

reduziert. Schließlich wurde beim größten<br />

CO 2<br />

-Faktor angesetzt: der Mobilität. „Wir<br />

hatten durch unsere internationalen Projekte<br />

einiges an Flugreisen zusammen be-


6<br />

kommen, das wirkte sich natürlich negativ<br />

auf die CO 2<br />

-Bilanz aus. Wir haben aber<br />

schon vor Corona damit begonnen, Flugreisen<br />

zu reduzieren“, sagt Fresner. Die Pandemie<br />

hat dann diesen Prozess beschleunigt:<br />

Plötzlich war es kein Problem mehr, die internationalen<br />

Partner zu Videokonferenzen<br />

zu bewegen. Mittlerweile sind die Mitarbeiter<br />

von STENUM sehr gezielt vor Ort, Seminare<br />

wurden als Webinare neu gestaltet, regionale<br />

Termine werden optimiert, um auch<br />

die Auto-Kilometer zu reduzieren. Die Beratung<br />

leidet darunter aber nicht: „Wir sind<br />

nach wie vor in der Lage, unsere KundInnen<br />

auf Ein sparungspotenziale aufmerksam<br />

zu machen und einen Überblick zu geben,<br />

wo im Be trieb Energie in welchen Mengen<br />

verbraucht wird“, so Fresner. Sein Ansatz:<br />

erst die Ansatzpunkte mit den größten Hebeln<br />

aufzeigen, bevor eine große Investition<br />

getätigt wird – und dabei immer die Wirtschaftlichkeit<br />

im Auge behalten.<br />

Bereitschaft, Mut und Neugier – die Top<br />

drei auf dem Weg in Richtung CO 2<br />

-Neutralität<br />

für Petra Busswald. Die Geschäftsführerin<br />

der Nachhaltigkeits- Softwareschmiede<br />

akaryon beschäf tigt sich mit Webtools,<br />

Nachhaltigkeitsma nagement und digitaler<br />

Kommunikation. „Ich kenne kein anderes<br />

<strong>Unternehmen</strong>, das so wie wir dezentral,<br />

ohne jeglichen Pendler verkehr, von Zuhau-<br />

se aus arbeitet – und das schon seit 20 Jahren“,<br />

betont Busswald. aka ryon, ebenfalls<br />

Klimabündnisbetrieb, nutzt zu 90 Prozent<br />

den öffentlichen Verkehr für Termine, bezieht<br />

Strom aus PV-Anlagen und nutzt Flüge<br />

nur dann, „wenn es wirklich nicht anders<br />

geht“. „Alle digitalen Produkte, die wir entwickeln,<br />

sind auf Nachhaltigkeit aus gelegt“,<br />

sagt Busswald. Sie empfiehlt <strong>Unternehmen</strong><br />

und Organisationen, parallel zur Ausarbeitung<br />

von Konzepten bereits immer nächste<br />

Schritte zu gehen. Monitoring und Dokumentation<br />

seien wichtig und helfen beim<br />

Steuern: „Wir wissen, dass der Hut ordentlich<br />

brennt, also ist es an der Zeit zu handeln.“<br />

<strong>Tech</strong>nologietage<br />

Treibhausgas-Bilanz ermittelt direkte und indirekte Emissionen<br />

Johann Koinegg,<br />

<strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Cluster<br />

Tel.: +43 316/40 77 44-22<br />

koinegg@greentech.at<br />

Der <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Cluster unterstützt<br />

Sie auf Ihrem Weg<br />

Richtung Klimaneutralität. Im<br />

Rahmen der <strong>Tech</strong>nologietage<br />

vernetzen wir große, internationale<br />

<strong>Unternehmen</strong> mit Gesamtlösungsanbietern<br />

aus dem<br />

<strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley, deren <strong>Tech</strong>nologien<br />

auf Ihre individuellen<br />

Bedürfnisse abgestimmt sind.<br />

Viele Maßnahmen – ein Ziel. Die Klimabilanz<br />

der Industrie soll sich verbessern. Am<br />

Ende des Tages sollen aus physikalischer<br />

Sicht durch das Wirtschaften keinerlei Treibhausgas-Emissionen<br />

mehr verursacht werden<br />

bzw. nicht vermeidbare Treibhausgas-Emissionen<br />

durch Senken (natürliche wie Wälder<br />

und technische wie Carbon Capture and Storage)<br />

„neutralisiert“ werden. Eine Untermenge<br />

ist die CO 2<br />

-neutrale Produktion.<br />

Der Weg zu Zero CO 2<br />

beginnt mit der Erstellung<br />

der aktuellen THG-Bilanz sowie der Ermittlung<br />

der wesentlichen Emissionsquellen<br />

und -bereiche. Nach internationalen Standards<br />

werden der Produktionsstandort als „Scope<br />

1“, die Energieerzeugung außerhalb des <strong>Unternehmen</strong>s<br />

als „Scope 2“ und alle anderen<br />

vor- und nachgelagerten Prozesse der Wertschöpfungskette<br />

(z. B. Rohstoffgewinnung,<br />

Recycling) als „Scope 3“ miteinbezogen. Sind<br />

die größten Emittenten bekannt, können kurz-,<br />

mittel- und langfristige Maßnahmen zur CO 2<br />

-<br />

Reduktion bis hin zur Klimaneutralität geplant<br />

werden. Bei der Gestaltung der Maßnahmen<br />

stehen Förderungen der öffentlichen Hand zur<br />

Verfügung, Forschungspartner und Dienstleister<br />

unterstützen.<br />

Weitere Informationen finden Sie im <strong>Green</strong><br />

<strong>Tech</strong> Radar „ZERO CO 2<br />

– Geschäftschancen<br />

und Ihr Weg zum klimaneutralen <strong>Unternehmen</strong>“<br />

unter www.greentech.at/print. Bei<br />

unseren <strong>Tech</strong>nologietagen bringen wir Sie<br />

mit den passenden Lösungsanbietern zusammen.<br />

Fotocredit: Stella


GREEN TECH 7<br />

Wachstumsmotor<br />

<strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley<br />

Der Süden Österreichs ist ein außergewöhnlich<br />

fruchtbarer Boden für <strong>Green</strong>-<strong>Tech</strong>-Betriebe. Trotz der Krise<br />

verdoppeln sich auch heuer zahlreiche <strong>Unternehmen</strong>.<br />

Das <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley wächst. Die Energie-<br />

und Umwelttechnik-Branche in der<br />

Steiermark und Kärnten floriert. Sie ist mit<br />

24.400 MitarbeiterInnen und 5,6 Mrd. Euro<br />

Umsatz besser durch die Krise gekommen<br />

als die Gesamtwirtschaft. Über 2.000 Forschende<br />

arbeiten derzeit an der Entwicklung<br />

frischer, grüner Innovationen. Das hat<br />

die aktuelle Konjunkturerhebung des <strong>Green</strong><br />

<strong>Tech</strong> Cluster ergeben. Durchschnittlich wird<br />

auf dem Umwelttechnik-Sektor heuer ein<br />

zweistelliges Plus erwartet. Jedes zehnte<br />

<strong>Unternehmen</strong> plant sogar, seine Umwelttechnik-Umsätze<br />

zu verdoppeln.<br />

danach auf der ganzen Welt, fündig wurden<br />

sie in Österreich – genauer gesagt im <strong>Green</strong><br />

<strong>Tech</strong> Valley. Den Auftrag für einige Schulen<br />

hat der Gesamtlösungsanbieter für erneuerbare<br />

Heizungssysteme KWB an Land<br />

gezogen, ohne die Kunden ein einziges Mal<br />

vor Ort getroffen zu haben – die Digitalisierung<br />

macht es möglich. „Das beweist, wie<br />

gut Österreich dasteht als weltweiter <strong>Tech</strong>-<br />

nologieführer in Erneuerbarer Energie. Darauf<br />

können wir stolz sein“, sagt Geschäftsführer<br />

Helmut Matschnig.<br />

Fotocredit: Michaela Nutz, mnutzDesign, Jorj Konstantinov/GEOPHO<br />

Viel Potenzial steckt hier im Bereich Erneuerbarer<br />

Strom. Das zeigen die Erfolgsgeschichten<br />

der <strong>Tech</strong>nologieführer. So konnte<br />

der Kärntner PV-Modul-Hersteller KIOTO<br />

SOLAR gerade Österreichs größtes Solardach<br />

auf dem eigenen Firmengelände in<br />

Betrieb nehmen. Das <strong>Unternehmen</strong> will damit<br />

seine Produktionskapazitäten in nur wenigen<br />

Monaten verdoppeln. Das freut nicht<br />

nur die Geldbörse, sondern auch das Klima.<br />

Auch der Wärmesektor bietet enormes Potenzial<br />

im Kampf gegen den Klimawandel:<br />

Laut nationalem Energie- und Klimaplan<br />

für Österreich muss der Gebäudesektor<br />

drei Millionen Tonnen CO 2<br />

einsparen, und<br />

das bis zum Jahr 2030. Biomasse spielt bei<br />

dieser Reduktion eine gewichtige Rolle, die<br />

Chancen, die für die Industrie schlummern,<br />

sind enorm. Dank brummender weltweiter<br />

Nachfrage läuft es für die <strong>Unternehmen</strong> im<br />

Süden Österreichs gut – so auch für den<br />

steirischen Biomasse-Pionier KWB.<br />

Zahlreiche Ölheizungen in Schulgebäuden<br />

wollte Neuseelands Regierung loswerden<br />

und durch erneuerbaren Alternativen ersetzen.<br />

Gesucht haben die Verantwortlichen<br />

KWB-Geschäftsführer Helmut Matschnig<br />

2020 verzeichnete der Hersteller mit seinen<br />

rund 350 Mitarbeitenden über 40 %<br />

Wachstum. Gerade investierte KWB zehn<br />

Millionen Euro in den Ausbau der Produktionskapazitäten,<br />

5.000 Quadratmeter Fläche<br />

kamen dazu – „und die sind jetzt schon<br />

wieder zu wenig, deshalb erweitern wir<br />

jetzt nochmals um 2.000 Quadratmeter“,<br />

so Matschnig. Beim Bau der neuen Produktionshalle<br />

setzte man auf Holz aus der<br />

Region, außerdem wurde zweigeschossig<br />

gebaut – als Reaktion auf die Problematik<br />

der Flächenversiegelung. Seitdem immer<br />

mehr Regierungen im Rahmen des europäischen<br />

<strong>Green</strong> Deal das Aus für Ölheizungen<br />

besiegeln, wächst die Auftragslage für<br />

die Oststeirer weiter. Besonders Frankreich<br />

und Deutschland sind zurzeit die größten<br />

Wachstumstreiber für das <strong>Unternehmen</strong>,<br />

die Nachfrage steigt aber weltweit. Heuer<br />

rechnet KWB mit einem ähnlich starken<br />

Wachstum wie 2020.


8<br />

Fresh <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong><br />

Reiner Kompost aus dem <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley<br />

Die Bioabfall- und Düngemittelverordnung sieht es so vor: Auch Kompost<br />

soll besonders sauber sein. Dieser ist aber oft mit Glas, Metallen, plastisch<br />

nicht verformbaren Kunststoffen und Folien verunreinigt. Die beiden steirischen<br />

<strong>Tech</strong>nologie-<strong>Unternehmen</strong> Komptech und Binder+Co schaffen hier<br />

Abhilfe in der Kompostaufbereitung. Mit ihrer ersten gemeinsamen Referenzanlage<br />

können künftig mehr Fremdstoffe abgeschieden werden – eine<br />

Herausforderung für die <strong>Tech</strong>nik, denn das feuchte organische Material ist<br />

nicht einfach zu sieben und zu trennen. Zudem sind die Fremdpartikel winzig<br />

klein. www.komptech.com, www.binder-co.at<br />

Forbes: Top-30-KI-Startups<br />

Mensch und Maschine optimal miteinander zu verbinden – das hat sich das<br />

Grazer <strong>Tech</strong>nologie-Startup LEFTSHIFT ONE zur Aufgabe gemacht. Dafür<br />

wurde das 5-köpfige Team vom renommierten Forbes Magazin zu den<br />

Top-30-KI-<strong>Unternehmen</strong> Europas gekürt. Artificial Intelligence Operating<br />

System, kurz AIOS, so heißt das Betriebssystem für künstliche Intelligenz<br />

und Hyperautomation, das vom steirischen <strong>Unternehmen</strong> entwickelt wurde.<br />

„Das Betriebssystem ist eine technische Entwicklungsumgebung, auf<br />

der unterschiedliche Applikationen und Anwendungen, sogenannte Skills,<br />

laufen. Die smarten Services beherzigen die Symbiose aus Menschen und<br />

Maschine sowie den Datenschutz“, so CEO Patrick Ratheiser.<br />

www.leftshiftone.at<br />

Überirdisches Porzellan aus Kärnten<br />

Die Kärntner Treibacher AG aus dem <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley arbeitet derzeit an<br />

einer überirdischen Lösung. Gemeinsam mit der Universität Nottingham<br />

will sie mithilfe von künstlicher Intelligenz Raketenantriebe für Spaceshuttles<br />

noch robuster und zudem wiederverwendbar machen. Gelingen soll<br />

das dank einer besonderen ultradünnen Dämmschicht aus Keramik. Die<br />

Materialien werden schon heute als Beschichtungen für moderne Flugzeuge<br />

eingesetzt, um die Turbinen widerstandsfähiger zu machen und den<br />

CO 2<br />

-Ausstoß zu minimieren. Ähnlich wie bei Flugzeugen sollen die keramischen<br />

Wärmedämmschichten, die aber andere chemische Eigenschaften<br />

haben, auch bei Raketenantrieben die Hitzebeständigkeit erhöhen und sie<br />

strapazierfähiger machen. www.treibacher.com<br />

Kerosin-Einsparung dank Grazer Haifischhaut<br />

Die Fracht-Flotte der Lufthansa will künftig 3.700 Tonnen an Kerosin einsparen.<br />

Dies soll durch den Überzug mit einer Oberflächenfolie, die der<br />

Haut eines Haifisches nachempfunden ist, möglich sein. Verantwortlich<br />

für deren Entwicklung zeichnet das Grazer <strong>Unternehmen</strong> Bionic Surface<br />

<strong>Tech</strong>nologies. Bionic Surface hat den sogenannten Riblet-Effekt der Haifischhaut<br />

für sich genutzt und auf eine reproduzierbare Riblet-Folie transferiert.<br />

So soll die Luftreibung um etwa ein Prozent vermindert werden. Damit<br />

würde das Flugunternehmen den Treibstoffverbrauch deutlich reduzieren<br />

und rund 11.700 Tonnen an CO 2<br />

einsparen. www.bionicsurface.com<br />

Fotocredit: Wolfram Scheible, Adobe Stock, Bionic Surface tecnologies GmbH, Treibacher Industrie AG


GREEN TECH 9<br />

Fotocredit: BDI-BioEnergy International GmbH, LINETECHNOLOGY GmbH, SETCON, Andritz,Stella/<strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Cluster<br />

Biodiesel-Produktion aus<br />

Hochrisiko-Fetten<br />

Die BDI-BioEnergy International verschrieb sich bereits<br />

vor Jahrzehnten der Entwicklung von innovativen<br />

<strong>Tech</strong>nologien. Das sogenannte RepCAT-Verfahren<br />

(„Repeatable Catalyst“), zum Beispiel,<br />

basiert auf einer nachhaltigen <strong>Tech</strong>nologie, bei der<br />

ein recycelbarer Katalysator zur Biodiesel-Herstellung<br />

zum Einsatz kommt. Nun konnte das <strong>Unternehmen</strong><br />

einen weiteren Meilenstein erreichen: Dem<br />

Forschungsteam der BDI gelang es, die European<br />

Food Safety Agency (EFSA) zu überzeugen, dass<br />

sich das RepCAT-Verfahren für die Verwertung<br />

von Hochrisiko-Fettmaterialien eignet. So kann<br />

das Verfahren nun dazu genutzt werden, um auf<br />

sichere Weise Biodiesel aus stark verschmutzten,<br />

die Umwelt gefährdenden Tierfetten herzustellen.<br />

www.bdi-bioenergy.com<br />

Recycling im Container<br />

Der internationale <strong>Tech</strong>nologiekonzern ANDRITZ hat mit<br />

dem österreichischen <strong>Unternehmen</strong> LINETECHNOLOGY<br />

GmbH einen Kooperationsvertrag für containerbasierte Recycling-Systeme<br />

geschlossen. Die modularen und flexibel<br />

konfigurierbaren Aufbereitungsanlagen werden unter dem<br />

Namen BLUELINE vertrieben und ermöglichen dezentrales<br />

Recycling und wirtschaftliche Aufbereitung von geringen<br />

Mengen an industriellen Restfraktionen. ANDRITZ wird die<br />

dafür benötigte Zerkleinerungstechnologie zur Verfügung<br />

stellen und Schredder der ADuro-Produktlinie für die Universal-<br />

und Feinzerkleinerung liefern. www.andritz.com<br />

32.000 t weniger CO 2<br />

durch Energieeffizienz<br />

Die Firma SET aus dem <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley<br />

steht für innovative Antriebstechnologien<br />

zur Drehzahlregelung. Diese wurden<br />

nun im Rahmen eines Pilotprojektes<br />

im Kraftwerk Mittelsbüren in Bremen<br />

implementiert. Das Fazit: Der Wirkungsgrad<br />

des gesamten Kraftwerkblockes<br />

konnte um ca. ein Prozent gesteigert<br />

werden. Mehr noch, durch den Einsatz<br />

des drehzahlvariablen Getriebes konnte<br />

die swb Erzeugung AG & Co. KG ihren<br />

elektrischen Energieverbrauch und ihre<br />

Treibhausgasemissionen erheblich reduzieren.<br />

Konkret konnten bis jetzt dank<br />

der neuen <strong>Tech</strong>nologie rund 12.815 MWh<br />

an Energie pro Jahr, das entspricht dem<br />

Energieverbrauch von ca. 4.250 deutschen<br />

Haushalten, eingespart werden.<br />

Zudem wurden 32.000 Tonnen CO 2<br />

pro<br />

Jahr eingespart.<br />

www.set-solutions.net<br />

Mehr zum #greentechvalley<br />

Geschichten aus dem<br />

#greentechvalley<br />

Hier wachsen grüne Innovationen<br />

Melden Sie sich jetzt auf www.greentech.at<br />

für unseren Newsletter an<br />

oder folgen Sie <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Cluster<br />

auf LinkedIn. Gerne stehen wir für<br />

Fragen persönlich zur Verfügung.<br />

Christina Kropf<br />

Projektleiterin<br />

Kommunikation<br />

kropf@greentech.at


10<br />

PLASTECO: So funktioniert<br />

Kunststoff-Kreislaufwirtschaft<br />

Knapp 26 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle.<br />

So viel produzieren die Europäer<br />

in nur einem Jahr. Weniger als 30 %<br />

davon werden laut EU-Kommission derzeit<br />

für das Recycling gesammelt. Der<br />

Rest wird deponiert, verbrannt oder landet<br />

im Meer. Das schadet der Umwelt und<br />

der Wirtschaft. Die Lösung: Eine Transformation<br />

Richtung Kreislaufwirtschaft.<br />

Dazu braucht es die Gemeinschaft. Diese<br />

wird durch das Interreg Europe Projekt<br />

PLASTECO vereint.<br />

Dieses fördert den Wissensaustausch zwischen<br />

acht europäischen Ländern, darunter<br />

Griechenland, Italien, Bulgarien,<br />

Deutschland, Frankreich, Rumänien und<br />

Litauen, die von den steirischen <strong>Unternehmen</strong><br />

lernen können. Schwerpunkte sind<br />

die Erstellung regionaler Aktionspläne zur<br />

langfristigen Verankerung einer „neuen<br />

Kunststoff-Kreislaufwirtschaft“ und die Erarbeitung<br />

effektiver Maßnahmen zur praktischen<br />

Umsetzung.<br />

Wiederverwenden statt Wegwerfen<br />

Die Vermeidung von Kunststoffabfällen in<br />

all seinen Facetten – das ist das Ziel von<br />

PLASTECO. Dieses wird auch durch das<br />

europäische Kreislaufwirtschaftspaket<br />

und den European <strong>Green</strong> Deal unterstützt.<br />

Doch die vorgeschriebenen Recyclingquo-<br />

ten der EU, insbesondere für Kunststoffverpackungen,<br />

sind ambitioniert. Um diese<br />

zu erreichen, sind eine umfassende<br />

getrennte Sammlung und die kreislauforientierte<br />

Behandlung von Kunststoffabfällen<br />

unumgänglich. Viele europäische Länder<br />

stehen hier erst am Beginn. Die <strong>Unternehmen</strong><br />

und Forschungseinrichtungen im<br />

Süden Österreichs zeigen, wie es gelingen<br />

kann.<br />

<strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley als Vorbild auf<br />

internationaler Bühne<br />

Das <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley überzeugt bereits<br />

jetzt durch seine Innovationskraft in den<br />

Bereichen Abfallsammellogistik, innovative<br />

Sortier- und Aufbereitungstechnologien<br />

sowie Herstellung hochqualitativer Sekundärrohstoffe<br />

und deren Verwertungsmöglichkeiten.<br />

Zudem punktet es durch seine<br />

Kompetenz auf den Sektoren Digitalisierung,<br />

künstliche Intelligenz und neue <strong>Tech</strong>nologien<br />

für Abfallwirtschaft und Ressourcenmanagement.<br />

Die <strong>Unternehmen</strong> im<br />

Valley haben das notwendige Rüstzeug am<br />

Weg zur Kreislaufwirtschaft. Im Rahmen<br />

von PLASTECO zeigen sie, was sie können.<br />

Das Land Steiermark holt sie auf die Bühne.<br />

In einem brandneuen Kompetenz atlas<br />

wird dem internationalen Publikum die<br />

bereits vorbildlich etablierte Kunststoff-<br />

Wertschöpfungskette vermittelt.<br />

Kompetenzatlas PLASTECO<br />

zum Mitnehmen<br />

Der Kompetenzatlas PLASTECO bildet den<br />

technologischen und strukturellen Ist-Stand<br />

der Kunststoffwirtschaft im <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong><br />

Valley ab und gibt einen Ausblick auf künftige<br />

<strong>Tech</strong>nologien und ihre Potenziale.<br />

Er steht auf Deutsch und Englisch unter<br />

www.abfallwirtschaft.steiermark.at und<br />

www.greentech.at zum kostenlosen Download<br />

bereit. Sie haben es lieber gedruckt?<br />

Dann schicken Sie uns einfach eine E-Mail<br />

an: welcome@greentech.at<br />

Info & Kontakt<br />

Dr. Ingrid Winter<br />

Land Steiermark, A14 – Referat<br />

Abfall- und Ressourcenwirtschaft<br />

Bürgergasse 5a, 8010 Graz<br />

E-Mail: abfallwirtschaft@stmk.gv.at<br />

Tel.: 0316/877-2153<br />

www.abfallwirtschaft.steiermark.at<br />

www.interregeurope.eu/plasteco<br />

Fotocredit: Land Steiermark, Shutterstock


Der Terra-Sustainability-Pavillon<br />

auf der Dubai Expo 2020<br />

Expo-Premiere für<br />

Smart Waste Solutions<br />

Saubermacher, Komptech und REDWAVE in Dubai<br />

Fotocredit: Shutterstock, Stella/<strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Cluster<br />

Drei steirische Recycling-<strong>Unternehmen</strong>,<br />

ein gemeinsames Projekt. Saubermacher,<br />

Komptech und REDWAVE haben sich zusammengetan,<br />

um ihr Wissen über Ressourcenschonung<br />

in die Welt hinauszutragen.<br />

Zusätzlich treiben sie die Digitalisierung<br />

in der Abfallwirtschaft voran. Gemeinsam<br />

präsentieren sie derzeit ihre Smart Waste<br />

Solutions im i-Lab auf der Expo Dubai, wo<br />

das internationale Publikum vom Knowhow<br />

der Valley-Partner profitiert.<br />

Eine Mülltonne, die weiß, wann sie voll ist,<br />

und der Müllabfuhr meldet, dass sie abgeholt<br />

werden kann. Die Abfallwirtschaft steht<br />

vor einem Paradigmenwechsel, und ist getrieben<br />

von Daten: „Angefangen beim Behälter<br />

des Kunden über den Transport bis<br />

hin zur Verarbeitung in den Recycling-Anlagen,<br />

die durchgängige Datenerhebung<br />

ermöglicht enorme Verbesserung entlang<br />

der gesamten Entsorgungskette“, so Peter<br />

Schmid. Er ist Koordinator des Projekts<br />

EcoSENSE, das von dem Entsorgungsspezialisten<br />

Saubermacher, dem Spezialisten für<br />

Aufbereitungstechnologien Komptech sowie<br />

dem Sortierspezialisten REDWAVE betrieben<br />

wird. Die <strong>Unternehmen</strong> haben sich<br />

zusammengetan, um sowohl neue digitale<br />

<strong>Tech</strong>nologien in der Abfallwirtschaft voranzutreiben<br />

als auch bestehendes Know-how<br />

weiterzugeben.<br />

Der Hauptfokus von EcoSENSE liegt auf<br />

der Bereitstellung von Erfahrungswerten:<br />

„Saubermacher betreibt seit Jahrzehnten<br />

hochtechnologisierte Recycling-Anlagen.<br />

Aus der Selbstanwendung hat sich praktisches<br />

Wissen ergeben, das <strong>Unternehmen</strong>,<br />

die zum ersten Mal solche Anlagen betreiben,<br />

einfach noch nicht haben können“,<br />

meint Schmid. Komptech und REDWAVE,<br />

die ihre Recycling-Anlagen in die ganze Welt<br />

verkaufen, nützen diese „Lessons Learned“<br />

als Add-on und geben die Erfahrungen an<br />

ihre Kunden weiter. Das Ergebnis: optimierte<br />

Abläufe in der Anlagenbedienung, weniger<br />

Ressourceneinsatz, höhere Qualität der<br />

wiederaufbereiteten Rohstoffe. „Wir können<br />

mit EcoSENSE die Abfallwirtschaft auf den<br />

nächsten Level heben. Wir arbeiten zum Beispiel<br />

schon an möglichen Projekten in Italien,<br />

Nordmazedonien, dem Kosovo oder der Ukraine,<br />

wo wir unser Wissen einbringen können“,<br />

sagt Schmid. Saubermacher, REDWAVE<br />

und Komptech planen ein Joint Venture, sobald<br />

das Konzept auf eigenen Beinen steht.<br />

Die Zusammenarbeit der drei <strong>Unternehmen</strong><br />

ist im <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Cluster entstanden, genauer<br />

gesagt in der Solution Group „Circular Future“.<br />

Gearbeitet wird daran seit Jänner 2020, heuer<br />

wurde EcoSENSE aus der Taufe gehoben.<br />

Noch etwa fünf bis sieben Jahre wird es dauern,<br />

bis auch die zweite Schiene des Projekts<br />

in die Realität umgesetzt werden kann, so die<br />

Schätzung Schmids: Dann soll die intelligente<br />

Mülltonne den Beginn eines durchgehenden<br />

Datenflusses einläuten, um in weiterer Folge<br />

eine höhere Recyclingquote zu erzielen. „Einige<br />

Bausteine dafür gibt es schon, wie etwa<br />

die Abfallbehälter, die ihren Füllstand anzeigen<br />

und zentral melden. Wir sind auch in der<br />

ersten Phase des Betriebes von Recycling-<br />

Scannern, die mit Bilderkennung und Machine-Learning<br />

Fehlwürfe erkennen und die<br />

Qualität des Abfalls bestimmen können. Mit<br />

all diesen Rohdaten lässt sich Feedback an<br />

die Kunden geben und das Routenmanagement<br />

der Abholung optimieren“, so Schmid.<br />

www.ecosense-advisory.com<br />

Kontakt<br />

Birgit Harg,<br />

Projektleiterin Circular Solutions<br />

Tel.: +43 316/40 77 44-13<br />

harg@greentech.at


12<br />

Vom Stromverbraucher<br />

zum Stromerzeuger<br />

Energiegemeinschaften sind ein wichtiger Baustein,<br />

um die Energiewende herbeizuführen. Auch <strong>Unternehmen</strong> profitieren,<br />

denn es ergeben sich neue Geschäftschancen und Dienstleistungen.<br />

27 TWh an zusätzlichem Ökostrom sind<br />

notwendig, um in Österreich bis 2030 bilanziell<br />

100 % Strom aus Erneuerbaren<br />

Energieträgern zu erreichen. Eine enorme<br />

Menge, die dank des Erneuerbaren-Ausbau-<br />

Gesetzes, das kürzlich beschlossen wurde,<br />

mit Hilfe der Bevölkerung aufgebracht werden<br />

kann. Lokal produzierter, grüner Strom<br />

darf nämlich bald klimaschonend weitergegeben<br />

und lokal verbraucht werden – im<br />

Rahmen von Energiegemeinschaften.<br />

Neue Geschäftschancen und<br />

Dienstleistungen<br />

Auch <strong>Unternehmen</strong> profitieren von der Teilnahme<br />

an einer Energiegemeinschaft (EG).<br />

Sie können selbst überschüssigen<br />

Strom mittels<br />

großer PV-Anlage produzieren<br />

und diesen eventuell<br />

sogar zu besseren Konditionen<br />

weiterverkaufen, als<br />

es durch aktuelle Einspeisetarife<br />

oder Vergütungen<br />

möglich ist. Zudem eröffnen<br />

sich neue Geschäftsfelder<br />

und Dienstleistungen.<br />

Neue <strong>Green</strong> Jobs<br />

entstehen. Die <strong>Tech</strong>nologieanbieter<br />

im <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong><br />

Valley unterstützen mit<br />

ihren Lösungen die Gründung<br />

von EG. Einige Anbieter<br />

konzentrieren sich<br />

auf technologische Ansätze,<br />

z. B. auf die Visualisierung<br />

von Stromerzeugung,<br />

Verbrauchsanalyse und<br />

-prognose sowie Verrechnungsdienstleistungen.<br />

Bei<br />

anderen steht die Commu-<br />

nity im Vordergrund. Energiegemeinschaften<br />

sind aber auch ein wichtiges Forschungsthema<br />

der JOANNEUM RESEARCH. LIFE – Institut<br />

für Energie, Klima und Gesellschaft bietet<br />

umfassende Beratung zur Gründung von<br />

Energiegemeinschaften und beschäftigt sich<br />

mit deren Entwicklung im EU-Vergleich. Laut<br />

Andreas Türk, Forscher für internationale Klimapolitik<br />

und -ökonomie bei LIFE, ist Österreich<br />

bei der Umsetzung der EU-Vorgaben<br />

vorne mit dabei: „Erst wenige Länder haben<br />

begonnen, ihre Strommärkte so zu reformieren,<br />

dass Energiegemeinschaften als neuer<br />

Marktakteur ihr volles Potenzial entfalten<br />

können. Europaweit gibt es derzeit nur eine<br />

Handvoll, die den EU-Vorgaben entsprechen.<br />

Machen wir uns auf<br />

den Weg zur nachhaltigen<br />

Energiegemeinschaft!<br />

Die Expertinnen und Experten von<br />

LIFE – Institut für Klima, Energie und<br />

Gesellschaft unterstützen Sie dabei,<br />

gemeinsam und autark Strom zu<br />

erzeugen und damit die energetische<br />

Wertschöpfung in der Region zu<br />

belassen.<br />

Analyse, Beratung und Umsetzungsstrategien<br />

aus einer Hand.<br />

Machen Sie den ersten Schritt ...<br />

... und einen Termin für ein unverbindliches Beratungsgespräch!<br />

andreas.tuerk@joanneum.at<br />

Bis 2030 könnte es Schätzungen zufolge<br />

eine Marktdurchdringung von 5 bis 10 % geben.<br />

Österreich hat hier die Nase vorne“, so<br />

Türk. Praktische Details wie der Zugang zu<br />

Smart-Meter-Echtzeitdaten für Energiegemeinschaften<br />

müssten jedoch noch gelöst<br />

werden.<br />

Von der Analyse bis zur Umsetzung<br />

Was die Rahmenbedingungen für Energiegemeinschaften<br />

betrifft, so sind diese oft<br />

sehr komplex. Daher bietet LIFE einen umfassenden<br />

„Energy Community Check“ an<br />

und begleitet unter anderem Gemeinden<br />

beim Einstieg in das Thema bis hin zu einer<br />

Umsetzungsstrategie.<br />

STARTER PACK<br />

Für Einsteiger im Bereich Energiegemein<br />

schaften, wie zum Beispiel für<br />

Gemeinden, vermitteln wir ein solides<br />

Basiswissen, auf das ein Projekt aufgebaut<br />

werden kann.<br />

SCOPING BASIS<br />

In Form von Workshops erarbeiten wir<br />

konkrete Lösungsvorschläge und Geschäftsmodelle<br />

einer geplanten Energiegemeinschaft.<br />

Inkludiert sind potenzielle<br />

Lokalisierungen, die Darstellung konkreter<br />

Anwendungsfälle sowie die Identifikation<br />

von Stärken der teil nehmenden Akteure.<br />

SCOPING ADVANCED<br />

Nach sorgfältigen Ausarbeitungen<br />

präsentieren wir detaillierte Modelle<br />

inklusive Wirtschaftlich keits analysen,<br />

Zielgruppenanalysen, Darstellung des<br />

Dekarbonisierungspotenzials sowie<br />

PV­Produktionsprognosen.<br />

Fotocredit: Shutterstock


<strong>Green</strong> Lifestyle<br />

GREEN TECH 13<br />

Stroh zu Gold<br />

Bio-Plastik findet immer mehr Anwendungsgebiete. Das deutsche<br />

Startup Woodcessories nutzt Reste von Stroh und Getreide, die<br />

bei der Ernte übrig bleiben und bislang keiner Nutzung zugeführt<br />

werden konnten. Daraus stellt es einen Kunststoff auf Basis von<br />

Pflanzenstärke her – und nutzt ihn für kompostierbare Handyhüllen.<br />

Das Bio-Case von Woodcessories ist schadstofffrei, vom TÜV<br />

geprüft und aktuell für Modelle der Smartphonehersteller Huawei,<br />

Apple und Samsung zu haben. Der Preis startet bei 20 Euro für eine<br />

biologisch abbaubare Airpod-Hülle, Handyhüllen gibt es ab 25 Euro.<br />

www.woodcessories.com/bio-produkte<br />

Nachhaltiger Luftpolster<br />

Es gibt sie, die Umwelt-Profis, die sich die frustrierende Trennung<br />

von Papier und Plastik antun, wenn sie ihre in Luftpolsterkuverts<br />

verpackten Güter erhalten. Mit „Papair“ entfällt diese Arbeit:<br />

Luftpolsterfolie aus wiederverwertetem Papier lässt die Umweltbilanz<br />

vom Versand fragiler Produkte grüner werden. 75 Prozent<br />

CO 2<br />

-Reduktion verspricht das <strong>Unternehmen</strong> gegenüber der Verwendung<br />

herkömmlicher Luftpolsterfolie aus Plastik – wenn die<br />

Crowdfunding-Ziele erreicht werden können, denn noch sind die<br />

jungen Entwickler auf Investorensuche.<br />

www.papair.de<br />

Fotocredit: Woodcessories, Papair, Stephen Verstraete, Füllett<br />

Küchenschabe als Sonnenanbeter<br />

Ein Roboter in Form einer überdimensionierten Küchenschabe<br />

könnte zum Retter vernachlässigter Zimmerpflanzen werden:<br />

Die Erfindung des belgischen Bildhauers Stephen Verstraete<br />

ist ein innovativer Ansatz, Pflanzenfreunden ohne grünen<br />

Daumen das Leben leichter zu machen. Die Roboter-Schabe<br />

ist darauf programmiert, darin platzierte Pflanzen an sonnige<br />

Orte zu manövrieren. Gießen kann die Schabe allerdings<br />

noch nicht selbstständig, dafür ist sie gratis zu haben – als online<br />

verfügbare Bauanleitung für Bastler mit floraler Neigung.<br />

www.instructables.com/id/Plant-Host-Drone<br />

Geschmackvolles Geschirr<br />

Weizen- oder Roggenmehl, Rapsöl, Salz – und fertig ist die essbare<br />

Schale für Lebensmittel aller Art. Das deutsche <strong>Unternehmen</strong> Füllett<br />

hat sich auf Backware spezialisiert, die den Plastikmüll im Gastrobereich<br />

eindämmen soll. Die essbaren Behälter sind in drei Größen<br />

erhältlich und können vom Salat oder Snack über Fingerfood bis<br />

hin zur Suppe jede erdenkliche Speise beinhalten. Die Schalen mit<br />

leichtem Brotgeschmack können entweder verzehrt oder kompostiert<br />

werden. Laut <strong>Unternehmen</strong> schmeckt das Geschirr aber so gut,<br />

dass 80 Prozent davon im Magen statt im Abfall landen.<br />

www.fuellett.de


14<br />

H 2<br />

-Forschung:<br />

<strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley<br />

ist Hydrogen-Hotspot<br />

Die „Hydrogen Research Map Austria“ führt den heimischen<br />

Vorsprung in der Wasserstoff-Forschung vor Augen.<br />

H 2<br />

gilt als einer der Energieträger der Zukunft.<br />

Dennoch gibt es noch einige offene Fragen. Die <strong>Unternehmen</strong> im<br />

<strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley arbeiten an Antworten und innovativen Lösungen.<br />

19 Institute und 313 Forschende an einem<br />

Standort: Österreich spielt auf dem Sektor<br />

der Erforschung von Wasserstoff als Energieträger<br />

ganz klar in der europäischen<br />

Spitzenliga mit. Die Hotspots der heimischen<br />

Wasserstoff-Forschung befinden sich mit der<br />

<strong>Tech</strong>nischen Universität, dem Hydrogen Center<br />

Austria, dem Large Engine Competence<br />

Center, dem Bioenergy and Sustainable <strong>Tech</strong>nologies<br />

Kompetenzzentrum und dem Austrian<br />

Institute of <strong>Tech</strong>nology in Graz. Weitere<br />

nationale Zentren sind an der Montanuniversität<br />

Leoben und der TU Wien angesiedelt.<br />

Diese Leuchttürme, an die sich noch weitere<br />

(außer-)universitäre Entwicklungsschmieden<br />

fügen, bilden gemeinsam die Eckpfeiler der<br />

„Hydrogen Research Map Austria“.<br />

Auf dieser ist auf einen Blick ersichtlich,<br />

welch geballtes Know-how sich im Land<br />

befindet. Die Forschungsschwerpunkte<br />

kreisen rund um die Themen Herstellung,<br />

Speicherung und Distribution von grünem<br />

Wasserstoff sowie dessen Einsatz in Industrie<br />

und Gewerbe, Mobilität und Energiewirtschaft.<br />

„Unser Ziel war ganz klar,<br />

die Forschungskompetenz in Österreich<br />

aufzuzeigen. Auffällig war dabei, dass die<br />

meisten Personalressourcen in der Steiermark<br />

konzentriert sind, rund um den Campus<br />

der TU Graz“, sagt Bernhard Puttinger,<br />

Geschäftsführer des <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Cluster.<br />

Welche Marktchancen sich künftig für Lösungsanbieter<br />

auf dem Sektor konkret<br />

ankündigen, hat der <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Cluster<br />

ebenfalls eruiert: „Was heute in der Forschung<br />

ist, kommt morgen in die Industrie.<br />

Jetzt ist die Zeit, in diesen sich exponentiell<br />

entwickelnden Markt einzusteigen“,<br />

so Puttinger. Großes Potenzial gibt es in<br />

Sachen grüner Wasserstoff als Stromspeicher.<br />

Mithilfe des Energieträgers kann<br />

überschüssiger Strom nämlich langfristig<br />

gespeichert und zu Spitzenzeiten genutzt<br />

werden. Wasserstoff trägt somit zur Stabilisierung<br />

des Stromnetzes bei, ohne dabei<br />

die Umwelt zu belasten. Auch in der Industrie<br />

und im Gewerbe wird in Zukunft viel<br />

mehr grüner Wasserstoff, beispielsweise<br />

zur Herstellung von Ammoniak und im<br />

Bereich der Petrochemie, gebraucht, denn<br />

grauer Wasserstoff soll zeitnahe substitu-<br />

HyCentA und Infineon entwickeln grünen Wasserstoff für die Industrie<br />

Aktuell ist das HyCentA im Rahmen der Vorzeigeregion WIVA P&G<br />

an der Errichtung einer Demonstrationsanlage zur Erzeugung von<br />

hochreinem Wasserstoff aus Erneuerbarem Strom beteiligt. Und<br />

zwar auf dem Firmengelände des Halbleiterherstellers Infineon<br />

<strong>Tech</strong>nologies Austria. Mit der steigenden Nachfrage nach Mikroelektroniklösungen<br />

stieg auch der Bedarf an den in der Produktion<br />

benötigten Gase und Chemikalien, darunter hochreiner Wasserstoff<br />

als Prozessgas. Dieser wurde bisher per Lkw aus Deutschland<br />

geliefert, wird aber bald am Produktionsstandort in Villach erzeugt.<br />

Das H 2<br />

soll zudem auch wieder aufbereitet werden können.<br />

Fotocredit: <strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Cluster


GREEN TECH 15<br />

Fotocredit: Andrea Gruber<br />

iert werden. Auch die Halbleiterindustrie<br />

ist gefragt, denn hier spielt Wasserstoff als<br />

wichtiger Teil der Prozesskette eine zentrale<br />

Rolle.<br />

Es gibt noch viel zu tun. Derzeit stammen<br />

nämlich immer noch 95 Prozent des weltweit<br />

eingesetzten Wasserstoffs aus fossilen<br />

Energiequellen, vorwiegend Erdgas.<br />

Diesen „grauen Wasserstoff“ gilt es zunehmend<br />

durch „grünen Wasserstoff“ aus erneuerbaren<br />

Quellen wie Solarstrom oder<br />

Biomasse zu ersetzen. H 2<br />

als klimafreundlicher<br />

Energieträger kann dabei zum Beispiel<br />

elektrolytisch erzeugt werden. Dies<br />

ist emissionsfrei bei Wirkungsgraden von<br />

etwa 60 bis 80 % möglich.<br />

Momentan ist die Herstellung von grünem<br />

Wasserstoff noch sehr teuer. Sie kostet aktuell<br />

zwei- bis dreimal so viel wie die Erzeugung<br />

von grauem Wasserstoff. Auch<br />

die Speicherung des farb- und geruchslosen<br />

Gases hat seine Tücken. Gasförmig<br />

verdichteter Wasserstoff muss unter hohem<br />

Druck in widerstandsfähigen Behältern<br />

gespeichert werden, flüssiger tiefkalter<br />

Wasserstoff benötigt für den Transport<br />

Temperaturen unter −252,85 °C.<br />

Um diese Herausforderungen bestmöglich<br />

meistern zu können, forschen die <strong>Unternehmen</strong><br />

und Forschungseinrichtungen im<br />

<strong>Green</strong> <strong>Tech</strong> Valley bereits mit Hochdruck<br />

an innovativen Lösungen. Das Grazer Startup<br />

Rouge H 2<br />

Engineering etwa arbeitet an<br />

Containern für die mobile Wasserstoffproduktion.<br />

Der Anlagen-Entwickler VTU Engineering<br />

beschäftigt sich mit Wasserstoff<br />

als Energiespeicher. Und das Hydrogen<br />

Center Austria spezialisiert sich als einzige<br />

außeruniversitäre Forschungseinrichtung<br />

Österreichs auf Wasserstofftechnologien<br />

wie Elektrolyse, Wasserstoffspeicherung,<br />

Brennstoffzellen, Betankung, Mess- und<br />

Sicherheitssysteme.<br />

Klar ist: Der Einsatz von grünem Wasserstoff<br />

ist ein Baustein auf dem Weg Richtung<br />

Energiewende.<br />

Weitere Informationen finden Sie auch<br />

unter: www.greentech.at/print


16<br />

Wussten Sie’s?<br />

Strom aus Schweiß<br />

Dass man mit menschlicher Muskelkraft Strom erzeugen kann, ist altbekannt.<br />

Aus dem Nebenprodukt der körperlichen Anstrengung, dem Schweiß, Energie<br />

zu gewinnen, ist hingegen neu: ForscherInnen der Universität von Kalifornien in<br />

San Diego haben ProbandInnen kleine Biobrennstoffzellen an die Fingerkuppen<br />

geklebt. Den Schweiß, der darin aufgenommen wird, wandelt die Zelle in Strom<br />

um, auch wenn sich die TrägerInnen nicht bewegen – sogar im Schlaf. Mit den<br />

Kleinstmengen an elektrischem Strom könnten zum Beispiel Fitnessuhren betrieben<br />

werden. www.ucsd.edu<br />

E-Laden: Größtes Demoprojekt im Valley<br />

Das Grazer Hightech-<strong>Unternehmen</strong> Easelink unterstützt mit seiner konduktiven Ladetechnik<br />

das weltweit größte Elektro-Taxi-Projekt in Österreich. Im Rahmen von „eTaxi<br />

Austria“ sollen künftig 66 E-Fahrzeuge an zehn Taxistandplätzen in Graz und Wien<br />

kabellos und vollautomatisch geladen werden, und zwar mittels konduktiver Ladeplatten,<br />

die sich per Knopfdruck mit einem Connector am Unterboden des Fahrzeugs<br />

verbinden. www.easelink.com<br />

Mit fetten Beats zu vielen Watt<br />

Der Tanzclub „SWG3“ in Glasgow ist der erste Veranstaltungsort weltweit, an<br />

dem mittels Bodyheat-System Energie erzeugt wird: Im Pilotprojekt läuft die<br />

Wärmeenergie, die von den Tanzenden abgegeben wird, über Wärmepumpen<br />

entweder in Speichersysteme für das Heizen oder in Klimaanlagen für das Kühlen<br />

der Clubräumlichkeiten. Das Nachtlokal will damit bis zu 70 Tonnen CO 2<br />

jährlich<br />

einsparen. Die Initiative läuft unter der Schirmherrschaft der COP26-Klimakonferenz<br />

der Vereinten Nationen, die am 31. Oktober in Glasgow über die Bühne<br />

ging. www.ukcop26.org<br />

CO 2<br />

-Sauger<br />

900 Tonnen CO 2<br />

zieht die erste Climeworks-Fabrik jährlich aus der Atmosphäre.<br />

Das Schweizer <strong>Unternehmen</strong> filtert mit großdimensionierten Anlagen das<br />

schädliche Klimagas und speichert es unter der Erde. Um bis 2025 ein Prozent<br />

der weltweiten CO 2<br />

-Emissionen zu filtern, müssten rund 250.000 solcher<br />

Anlagen in Betrieb gehen. Dazu nehmen die Firmengründer nun die Serienproduktion<br />

in Angriff: Mit einer Finanzspritze von insgesamt 43 Millionen Euro<br />

aus öffentlichen Förderungen und Privatinvestitionen wollen die Schweizer ihr<br />

ehrgeiziges Ziel in die Tat umsetzen. www.climeworks.com<br />

Fotocredit: Lu Yin, Climeworks, swg3glasgow, easelink

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