08.11.2021 Aufrufe

Magazin 365 Tage fürs Leben Bundesverband-Kinderhospiz e.V. - No.8

Dieses Magazin handelt von Vielfalt. Denn Vielfalt macht das Leben bunt – und ein buntes Leben wünschen sich auch all unsere betroffenen Familien mit lebensverkürzend erkranktem Kind. Beinahe 50.000 davon gibt es in Deutschland; eine unglaubliche Zahl, die bestürzt, aber auch auf positive Weise neugierig machen sollte: Wie leben diese Familien, was sind die Hürden Ihres Alltags, wie sehen ihre Wünsche aus und wo genau könnten Politik und Gesellschaft mehr Unterstützung leisten? Genau da setzt die Kinderhospizarbeit an und hat in den letzten Jahrzehnten schon eine Menge bewegt. Wir berichten in unserem Jahresmagazin mit einem liebevollen und wohlwollenden Blick aus dieser Welt, die wir so gern mit der Lebensrealität von Familien mit gesunden Kindern in Überschneidung bringen möchten. Denn an der Vielfalt wächst unsere Gesellschaft! Sandra Maischberger hat dazu ein Grußwort geschrieben, auch der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äußert sich zu der sehr wichtigen Arbeit der Ehrenamtlichen, der Künstler Dada Peng führt uns seine coole Vision einer neuen Palliativversorgung vor Augen und die junge Chefin unserer Jugendorganisation „Grüne Bande“ erzählt von ihrer unglaublichen Nominierung zur „Goldenen Bild der Frau“ (die sie am Ende sogar gewonnen hat!). Dazu unsere spannende Titelgeschichte zum Thema Spielen und das umfangreiche Dossier mit dem Schwerpunkt Körpersprache. Große und kleine Geschichten, die heiter und nachdenklich stimmen, die informieren und berühren, die Mut machen und Hoffnung, finden Sie hier.

Dieses Magazin handelt von Vielfalt. Denn Vielfalt macht das Leben bunt – und ein buntes Leben wünschen sich auch all unsere betroffenen Familien mit lebensverkürzend erkranktem Kind.
Beinahe 50.000 davon gibt es in Deutschland; eine unglaubliche Zahl, die bestürzt, aber auch auf positive Weise neugierig machen sollte: Wie leben diese Familien, was sind die Hürden Ihres Alltags, wie sehen ihre Wünsche aus und wo genau könnten Politik und Gesellschaft mehr Unterstützung leisten? Genau da setzt die Kinderhospizarbeit an und hat in den letzten Jahrzehnten schon eine Menge bewegt.
Wir berichten in unserem Jahresmagazin mit einem liebevollen und wohlwollenden Blick aus dieser Welt, die wir so gern mit der Lebensrealität von Familien mit gesunden Kindern in Überschneidung bringen möchten. Denn an der Vielfalt wächst unsere Gesellschaft!
Sandra Maischberger hat dazu ein Grußwort geschrieben, auch der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier äußert sich zu der sehr wichtigen Arbeit der Ehrenamtlichen, der Künstler Dada Peng führt uns seine coole Vision einer neuen Palliativversorgung vor Augen und die junge Chefin unserer Jugendorganisation „Grüne Bande“ erzählt von ihrer unglaublichen Nominierung zur „Goldenen Bild der Frau“ (die sie am Ende sogar gewonnen hat!). Dazu unsere spannende Titelgeschichte zum Thema Spielen und das umfangreiche Dossier mit dem Schwerpunkt Körpersprache. Große und kleine Geschichten, die heiter und nachdenklich stimmen, die informieren und berühren, die Mut machen und Hoffnung, finden Sie hier.

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MAGAZIN

des Bundesverband

Kinderhospiz e. V.

TAGE FÜRS LEBEN 8

Schau hin!

Das Geheimnis unserer Körpersprache

DOSSIER

NONVERBALE KOMMUNIKATION

€ 3,65

ISSN 210-151x

IM FLOW

Von der faszinierenden Kraft

des Spiels Seite 08

GELDSORGEN

Was Pflegenden zusteht – und wie

sie oft dafür kämpfen müssen Seite 59

ZEICHEN DER LIEBE

Was uns in Momenten

des Abschieds trägt Seite 66


Danke, dass du mit deinem

Los soziale Projekte in ganz

Deutschland unterstützt.

#DuBistEinGewinn

Als Soziallotterie stärken wir das solidarische Miteinander in

unserer Gesellschaft und schauen dorthin, wo Hilfe benötigt

wird. So unterstützen wir bundesweit vielfältige soziale Projekte

für Kinder, Jugendliche, Seniorinnen und Senioren, Familien,

Nachbarinnen und Nachbarn sowie Menschen mit schwerer

Behinderung oder schwerer Erkrankung – wie z.B. das Kinderhospiz

Haus Pusteblume (Foto). Werde auch du zu einem Gewinn

für andere und sichere dir gleichzeitig tolle Gewinnchancen.

Mitspielen und gewinnen:

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Editorial 03

VIELFALT hat Konjunktur: Wo man

hinschaut „Diversity“! Auch bei uns

in der Kinderhospizarbeit ist eine

erfrischende Neuausrichtung spürbar,

hin zum individuellen Weg.

Der Aktivist DADA PENG ersinnt

Projekte für schwerkranke Menschen

und hat einen besonderen Draht zu

Jugendlichen. Ihm will nicht einleuchten,

dass junge Menschen, die ihrem

Tod ins Auge sehen, nicht selbst entscheiden

können, wie und mit wem

sie ihre restliche Lebenszeit verbringen.

In unserem Magazin erläutert

er seine spannende Vision von mehr

persönlicher Entscheidungsfreiheit.

Auch das DOSSIER erzählt von

Unterschieden: Die nonverbale Kommunikation

ist ein weites Feld. Sie

kennen das sicher – oft steht man

einem Menschen gegenüber und empfängt

Schwingungen, die vom Gesagten

abweichen. Der Körper gibt die

Gedankenwelt preis, durch Mimik,

Gestik, An- und Entspannung. Diese

zu lesen ist gar nicht einfach, wenn

Artikulation als Brücke wegfällt. Bei

uns berichten Fachleute von ihren

Erfahrungen mit der Wortlosigkeit,

mit schwer Erkrankten und in der letzten

Lebensphase – dann, wenn hauptsächlich

der Körper spricht. Und helfen

uns, besser zu verstehen.

Von der unendlichen Fülle des Spiels

handelt unsere TITELGESCHICHTE.

Sie zeigt an Beispielen aus dem echten

Leben, dass die Verspieltheit des

Menschen Grundlage aller Kulturen

und Basis unserer persönlichen Entwicklung

ist. Beste Förderung für

Kinder, ob gesund oder krank, heißt:

ihnen Raum, Zeit und Unterstützung

zu geben, in Ruhe eigene Spielweisen

zu entwickeln.

SABINE KRAFT

Geschäftsführerin

Bundesverband

Kinderhospiz e. V.

So abwechslungsreich wie das Spiel

der Kinder ist leider auch die Anzahl

der Probleme zur FINANZIERUNG

VON PFLEGE. Wir nehmen Sie mit

auf eine Exkursion durch den Paragrafendschungel

und erzählen die

Geschichte einer Mutter mit schwerkrankem

Kind, die mit der Undurchschaubarkeit

der Gesetze kämpft.

Dass auch die Vielfalt der Hilfsangebote

für Kinder und deren Zugehörige

mit lebensverkürzender Erkrankung

steigt, hat sich der Bundesverband

Kinderhospiz vor 20 JAHREN auf die

Fahnen geschrieben. Und wahrlich,

seither ist einiges passiert! Unzählige

Gesetzestexte wurden mitgeformt,

Workshops und Weiterbildungen für

Fachpersonal und Ehrenamtliche entwickelt,

Qualitätsansprüche gesetzt,

Projekte zur Aufklärung der Gesellschaft

gestartet und, und, und.

Frag-OSKAR.de ging an den Start, der

Kinder-Lebens-Lauf ließ Deutschland

aufhorchen und es wurden Spenden

gesammelt, natürlich. Ohne die vielen

Menschen, die mit ihren großen

oder kleinen Beiträgen das Rad zuverlässig

am Laufen halten, wäre die stetige

Weiterentwicklung der Angebote

nicht machbar. Doch bei aller Vielfalt

der Ideen, das Ziel ist und bleibt einheitlich:

bessere Lebensqualität für

betroffene Kinder und Jugendliche!

Wir danken Ihnen jetzt und immer

wieder – dafür, dass Sie lesen, zuhören,

nachspüren, weiterdenken,

mitmachen!

Spendenkonto Bundesverband Kinderhospiz e. V.: IBAN DE03 4625 0049 0000 0290 33 BIC: WELADED1OPE


Wenn ich groß bin,

bin ich nicht mehr da.

Wir helfen Kindern, die nie erwachsen werden.

Spende jetzt!

www.bundesstiftung-kinderhospiz.de

Spendenkonto

IBAN: DE96 4625 0049 0000 0550 04

BIC: WELADED1OPE

Sparkasse Olpe


GRSSWORt

05

„Bei genauer Betrachtung sind Kinderspiele nicht einfach Spiele,

sondern für Kinder die ernsthafteste Beschäftigung.“

MICHEL DE MONTAIGNE

Was wir von Kindern

LERNEN können

SANDRA MAISCHBERGER

Journalistin, Fernsehmoderatorin,

Produzentin und Autorin

Liebe Leserinnen und Leser,

als ich ein Kind war, war Spielen

meine ganze Welt. Alleine im Kinderzimmer,

mit Puppen und Stofftieren

in Fantasiewelten lebend oder mit

Murmeln die Geschicklichkeit testend.

Im Winter draußen mit meiner

Freundin die Expedition am Nordpol

nachfühlend, im Sommer im Wald

den Märchen auf der Spur. Und natürlich,

jeden Tag, wenn das Wetter es

erlaubte, Seilspringen, Völkerball, Fangen,

Klettern, „Ochs am Berg“.

„Freies

Spiel ist ein

Geschenk“

Spielen ist so viel mehr als Zeitvertreib

– es ist unser Weg, das Leben zu

erfahren und uns selbst.

Freies Spiel ist ein Geschenk, das wir

Kindern nicht verwehren dürfen.

Gesunden Kindern nicht und kranken

Kindern erst recht nicht. Gerade

sie brauchen diese Räume der Grenzenlosigkeit.

Wir sollten sie ermutigen,

aus der Realität auszubrechen,

sooft es eben geht.

Leichtigkeit und Freude über das

Gelungene wechselten sich mit Wut

und Ärger über Niederlagen ab. Kameradschaften

entstanden und wurden

auf die Probe gestellt. Über das Spiel

haben wir unsere Grenzen getestet

und Erfahrungen gesammelt, die

unseren Charakter formten und uns

noch im Erwachsenenleben begleiten.

Heute sehe ich manchmal etwas neidisch

auf die ausgelassenen Kinder

auf dem Spielplatz gegenüber und

weiß, wie wahr dieses Sprichwort ist:

„Leute hören nicht auf zu spielen, weil

sie alt werden, sondern sie werden alt,

weil sie aufhören zu spielen.“

Ihre Sandra Maischberger


06–07 Inhalt

Nº_ 8

03 EDITORIAL

04 GRUSSWORT von Sandra Maischberger

Über die besondere Zeit des

Kindseins – ein Kommentar

TITELTHEMA

08 „Wer spielt, gewinnt. Immer!“

Warum Menschen unheimlich gern spielen und

was daran so toll und wichtig ist, lesen Sie hier

HELFEN & SPENDEN

18 Zusammen unschlagbar

Vier wundervolle Begegnungen mit Ehrenamtlichen,

die sich in der Kinderhospizarbeit engagieren

und dafür ganz viel zurückbekommen

BOTSCHAFTER & PROJEKTE

22 Versprochen ist versprochen

Es geht wieder los! Wir freuen uns

über die langersehnte Neuauflage des

Großprojekts Kinder-Lebens-Lauf

28 Mehr Öffnung in alle Richtungen

Wichtiger Job: Botschafter oder Botschafterin des

Bundesverbands Kinderhospiz! Drei neue Gesichter

30 Instagram, Morphium und Gin Tonic

Unkonventionelles Denken braucht die Hospizarbeit,

sagt der Aktivist Dada Peng

33 Jung, clever und vor allem sichtbar

Die Grüne Bande macht vor, wie sich betroffene

Teenager in der Gesellschaft Gehör verschaffen

30 BOTSCHAFTER & PROJEKTE

Instagram,

Morphium

und Gin Tonic

08 TITELTHEMA

„Wer spielt,

gewinnt. Immer!“

35 Yes, she can!

Die 15-Jährige Nina Lindtner legte mit der Kinderhospizarbeit

einen ganz großen Auftritt hin

INTERNATIONALES

36 „Wir stehen ganz am Anfang“,

sagen zwei tatkräftige Frauen, die das erste

Kinderhospiz Luxemburgs aufbauen wollen

DOSSIER

40 Schau hin!

Nonverbale Kommunikation: Wie viel

unser Körper über uns erzählt und warum

wir ihn nicht ignorieren sollten

KINDERHOSPIZARBEIT

52 Den Schmerz mittragen

Kinderhospizarbeit will auch für Kinder da sein, die

Mama oder Papa verlieren. Und der Bedarf ist groß

54 Nachgefragt beim Kinderhospiz Berliner Herz

Von schrecklich hohen Fahrtkosten, berührenden

Abschieden und einem tollen Therapiehund

55 Nachgefragt beim stups Kinderzentrum

Vom lauten Lachen spielender Kinder, der

Krankheitsglocke und den Spuren ehrlicher Liebe

Auf dem Titel angekündigte Themen sind

mit einem gekennzeichnet.


56 Nachgefragt beim Kinder- und

Jugendhospiz Regenbogenland

Von Klinikclowns, Musik mit dem Theremin

und ganz individuellen Abschieden

57 Nachgefragt beim Ambulanten

Kinderhospizdienst Mobile

Von Trauer-Kursen für Teenager,

neuen SAPV-Teams und dem Candle-Light-Day

58 Nachgefragt bei Hilfe für verletzte Kinderseelen

Von Alpaka-Touren, Erinnerungskästchen und Nela, der

Therapiepuppe und einer Therapiepuppe mit Chemo

59 Lost in Gesetzestext

Kampf gegen Giganten. Welche Probleme

durch juristische Grauzonen manchmal

entstehen, lesen Sie hier

62 Die Liebe lebt weiter

Wie man der Trauer nach dem frühen Verlust eines

Kindes Raum geben kann und sich dabei nicht verliert

64 Ein digitales In-den-Arm-Nehmen

Eine betroffene Mutter erzählt von der Hilfe,

die sie bei OSKAR-Sorgenmail fand

66 Dem Himmel sehr nah

Wie intensiv und erfüllend Abschiede sein können und

welche große Rolle Rituale dabei spielen. Ein Einblick

in die nationale und internationale Bestattungskultur

MEDIZIN & PFLEGE

74 Im Rückwärtsgang – und trotzdem da!

Eine Geschichte über seltene lebensverkürzende

Krankheiten und der niemals

endenden Hoffnung auf Heilung

AUS DEM VERBAND

76 Auf der Suche nach passenden Antworten

Frag-OSKAR.de umfasst eine riesige Datenbank

und bietet bei allen Fragen zur Kinderhospizarbeit

kostenlose Unterstützung rund um die Uhr

80 Leuchtende Herzen

Da ist was los: Wie Überraschungspakete

bei ihren kleinen Empfängerinnen

und Empfängern für Jubel sorgen

40 DOSSIER

Wortlos heißt

nicht sprachlos sein

91 Workshops und Vernetzungsangebote

Arbeitskreise, Qualifizierungen und

Workshops für Mitglieder

92 Seite an Seite

Das sind die Gesichter hinter dem Bundesverband

94 Zwei Jahrzehnte für die Kinderhospizarbeit

Glückwunsch! Was der BVKH in den letzten

20 Jahren so alles auf die Beine gestellt hat.

Eine beeindruckende Jubiläumsbilanz

97 Inklusion mal andersrum

Thomas Koch erinnert an die Geschenke,

die wir in letzter Zeit so bekommen haben

98 IMPRESSUM

66 KINDERHOSPIZARBEIT

Dem Himmel

sehr nah

84 Das bietet der Bundesverband Kinderhospiz

seinen Mitgliedern

Beratung, Begleitung, direkte Hilfen,

Wissenstransfer und vieles mehr

85 Gemeinsam stark

Hier finden Sie eine Übersicht

und alle Adressen des BVKH


Wer spielt,

gewinnt.

IMMER!

Die einen zocken Canasta, die anderen schieben Mensch-ärgere-Dichnicht-Figuren

übers Brett, die nächsten vertiefen sich kostümiert

in spannungsgeladene Fantasiespiele, manche verlieren sich am

PC in virtuellen Parallelwelten und wieder andere knobeln für ihr

Leben gern im stillen Kämmerlein vor sich hin. Es gibt unendlich

viele Spielvarianten und fast alle Menschen lieben irgendeine

davon. Doch warum ist das eigentlich so?

VON SIMKE STROBLER


TITELTHEMA

08–09

Ziehen Sie eine Karte und erforschen Sie, was die

Menschen am Spielen fasziniert, wie es unser aller

Leben attraktiver macht, warum es wichtig ist für die

menschliche Entwicklung – und welchen fantastischen

Nutzen ihre besondere Art zu spielen gerade für

schwer erkrankte Kinder und Jugendliche hat.

CHRISTINA

SPEZIALISTINNEN und SPEZIALISTEN,

die sich im Text äußern:

VALENTINER-BRANTH

ist Familientherapeutin,

Dozentin und Gründerin

der Brettspielakademie

IRENE STEINER

und PETER WAREN

sind Ehrenamtliche beim

Ambulanten Kinder- und

Jugendhospizdienst

Löwenzahn in Dortmund

FRANZISKA HÖPPNER

ist Rehabilitationspsychologin

und leitet das Kinderhospiz im

Palliativ- und Hospizzentrum

der Pfeifferschen Stiftungen

in Magdeburg

EILEEN SAMOL

ist Koordinatorin beim

Kinderhospizdienst Nora der

Johanniter-Unfall-Hilfe in

Eisenhüttenstadt

ANTJE WITTE

ist Heilerziehungspflegerin

im Kinderhospiz Magdeburg

JANNIS BRÜCKNER

und SILJA GARWEG

sind Pädagogen im Kinderund

Jugendhospiz Regenbogenland

in Düsseldorf

RUTH DALSTEIN

ist Koordinatorin des ambulanten

Kinderhospizdienstes

Saar in Merchweiler

ANNE SCHNEIDER

ist Pflegedienstleiterin im

Kinderhospiz Magdeburg

DAGMAR PETZGEN

und KARLHEINZ KRAUSE

sind hauptamtlich beim Ambulanten

Kinder- und Jugendhospizdienst

Löwenzahn in Dortmund

tätig und kümmern sich ehrenamtlich

um Geschwisterkinder

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aus deren

Veröffentlichungen wir zitieren, sind im Text gefettet.


CHARAKTERKARTE

SOPHIE

Leidenschaftliche Gesellschaftsspiele-Gewinnerin

„Gewonnen!“, ruft Sophie voller Freude, bevor sie die letzte

Karte auf den Tisch wirft. „Bei den vielen Arzt terminen,

die wir mit ihr schon hatten, aber auch im Restaurant

oder im Urlaub: Ich hatte immer mindestens ein Kartenspiel

dabei“, erzählt Sophies Mutter, Yvonne Binder.

Sophie nickt. „Spiele spornen mich an, ich will gewinnen.“

Das Mädchen musste von Geburt an lernen, zu kämpfen. Denn sie kam mit

Mukoviszidose auf die Welt, einer lebensbedrohlichen, nicht heilbaren Stoffwechselkrankheit.

„Spiele haben meine Tochter immer abgelenkt von all den

Regeln, Pflichten und Therapien, die ihren Tagesablauf bestimmen“, sagt die

Mutter. „Spielen“, bestätigt Sophie, „nimmt mir für Momente einen Teil der

Belastung.“ Heute liegt „Outburst“ auf dem Tisch, ein temporeiches Gesellschaftsspiel

und Teil eines Weihnachtspakets, das die Binders und andere

Familien vom Bundesverband Kinderhospiz erhalten haben.

Schon als kleines Mädchen hat Sophie ein bestimmtes Spiel geliebt, auch

wenn es eigentlich eine medizinische Übung war: Weiße Wattebäuschchen

so fest über den Tisch zu pusten, dass ihre Mutter sie nicht schnell genug

zurückpusten konnte, bevor sie herunterfielen. Das Pustespiel war Teil von

Sophies Therapie. Heute, mit 14, liebt das Mädchen herausfordernde Spiele

noch immer. So wie alle Kinder und Jugendlichen – auch die, die wie sie mit

einer schweren Krankheit leben müssen, mit der sie möglicherweise niemals

erwachsen werden. Das Spielen holt sie und ihre Familien auf ungezwungene

Art und Weise aus einem oft belastenden Alltag heraus. Deshalb nimmt

es mit seiner Vielseitigkeit einen wichtigen Raum in der Kinder- und Jugendhospizarbeit

ein. Es ist ein wesentliches Mittel, um unterhalten und abgelenkt

zu sein und sich dabei über die eigene Rolle in der Welt klar zu werden.

WISSENSKARTE

Was bewegt die Menschen, zu spielen?

Der Kulturhistoriker Johan Huizinga definierte

1938 den Homo ludens, den spielenden und

dadurch schöpferischen Menschen. Bis heute

haben Spieleforscher in aller Welt den ausgehenden

Impuls für das individuelle Spiel jedoch

niemals ganz entschlüsseln können. Wie wird

entschieden, was man spielt und was treibt uns

dazu an? Der Soziologe Roger Caillois versuchte

sich 1958 an einer thematischen Unterteilung in

Agon – den Wettkampf, Alea – den Zufall, Mimikry

– die Maske, und Ilinx – den Rausch. Diese Theorie

wurde viel diskutiert. Einig sind sich WissenschaftlerInnen

vor allem in einem: dass Spielen

schlecht in Schubladen sortiert werden kann.

Es unterliegt oft gewissen Regeln, ja. Es gewinnt

eine bestimmte Qualität, wenn kreative Aspekte

überwiegen, ja. Und es wird von jedem Spieler

aus ganz individuellen Motiven ausgeübt: Der

eine möchte eine gute Zeit mit seinem Mitspieler

verbringen, der andere will sich messen, der

dritte sucht Zerstreuung und mancher findet

sich dabei selbst. Der Entwicklungspsychologe

Rolf Oerter definierte vier große Schlüsselmotivationen

und fasste darin all dies zusammen: Er

sah die Handlung des Spielens als Selbstzweck,

als Ritual und Wiederholung, als Gegenstandsbezug

oder als Realitätstransformation.


TITELTHEMA

10–11

WISSENSKARTE

Fördert das Spielen

die individuelle Entwicklung?

Spielen bewegte stets alle Kulturen und ist das,

was vor allem Kinder am meisten beschäftigt. „Es

ist ein hochgradig intrinsisch motiviertes, selbstinitiiertes

und universelles Phänomen menschlicher

Tätigkeit und wird als biologisch zweckmäßig

angesehen“, konstatiert Dr. Sigrid von Aster, die

als Psychotherapeutin in der integrativen Lerntherapie

lehrt. Der Sozialpädagoge Dr. Armin Krenz

betont, dass Spielen weder etwas mit zufälliger

Freizeitgestaltung noch mit rein lustbetonter

Tätigkeit zu tun habe. „Es ist kein Nebenprodukt

einer Entwicklung, noch ist es ein verzichtbares

Produkt im Lebenszyklus eines Menschen! Das

Spiel ist gewissermaßen der Hauptberuf eines

jeden Kindes, das dabei ist, die Welt um sich herum

und sich selbst zu begreifen.“ Krenz, der im Bereich

der Elementarpädagogik forscht, schreibt, dass

das Spiel von ganz entscheidender Bedeutung

für die Persönlichkeitsentwicklung ist. Bis zum

vollendeten sechsten Lebensjahr müssten Kinder

etwa 15.000 Stunden spielen, also sieben bis

acht Stunden täglich, betont er. Kinder, die viel

und intensiv spielten, könnten dabei ihre Besonderheit,

ihre Einmaligkeit, ihre Handlungsmöglichkeiten

und -grenzen sowie ihre Gefühls- und

Gedankenwelt wahrnehmen. Sie könnten außerdem

Kompetenzen im emotionalen, sozialen,

motorischen und kognitiven Bereich ausbauen.

Der Sozialpädagoge kommt zu dem griffigen Fazit:

„Spielen ist Lernen.“

„Für jedes Kind, ob gesund oder krank, ist

das Spiel grundlegend für dessen Blick in die

Welt. Alles, was das Kind erlebt und beobachtet,

findet Ausdruck im Spiel und wird auf diese

Weise mit allen Sinnen entdeckt und auch ein

Stück mehr verstanden“, sagt F R A N Z I S K A

HÖPPNER. „Außerdem gewinnt man Kompetenzen

wie Impulskontrolle, Arbeitsgedächtnis

und letztlich auch ganz viel Erkenntnis über sich

selbst“, ist Familientherapeutin CHRISTINA

VALENTINER-BRANTH überzeugt. An der von

ihr gegründeten Brettspielakademie gibt sie Fortbildungen

zum Nutzen von Gesellschaftsspielen

für den psychosozialen Bereich.

WISSENSKARTE

Wann ging das eigentlich

los mit dem Spielen?

Die Lust am Spiel ist so alt wie die Menschheit

selbst, seit Jahrtausenden umspannt sie den Globus,

auch wenn niemand genau sagen kann, wer

beispielsweise den Würfel erfunden hat oder

wann Menschen anfingen, Spielfiguren über ein

Brett zu ziehen. Schon die alten Ägypter hinterließen

der Nachwelt Abbilder ihrer Spielarten auf

Gefäßen, entsprechende Höhlenmalereien gibt

es in Frankreich. Die Menschen in der römischen

Antike versuchten sich unter anderem an Mikado,

die Inder erfanden das Schach und auch in China

wurde vor mehr als 2000 Jahren bereits einer Art

Bingo gefrönt. Es gab Ballspiele, Glücksspiele und

bei den nordischen Völkern etliche Kraftspiele,

die Vorläufer späterer Sportwettkämpfe waren.

Die Anzahl der Beispiele ist grenzenlos.

Im Spielen drückt sich das Unbewusste aus, wie

die Psychoanalytikerin Melanie Klein bereits

vor fast hundert Jahren schrieb. Spielen ist also

wie Träumen, nur besser. Es lässt zusätzlich

aktives Handeln und Entscheiden zu. Dennoch

wurden Alltag und Spiel in früheren Zeiten strikt

getrennt, Spielen war ausschließlich Freizeitvergnügen.

Heute wird immer häufiger versucht, das

Spiel ins Alltagsleben zu integrieren.


Sich im Spiel oder beim Spielen eine neue Realität zu

Saga. Dann nämlich, wenn er mit seiner Familie in filmoriginale

Kostüme schlüpft und andere Welten erobert – als

Cosplayer, das ist eine englische Abkürzung für Kostümspieler.

Seine Eltern Kristine und Michael Lindtner sind Mitglied

in der „501st Legion“, einer internationalen Fanvereinigung

der legendären Saga. Sie treten unter anderem bei Charity

Events auf und verkörpern Kinohelden wie Darth Vader, Luke

Skywalker oder Chewbacca. Felix liebt es, dabei zu sein. Er sitzt

CHARAKTERKARTE

FELIX

Begnadeter Rollenspieler

erschaffen, diese Möglichkeit nutzt Felix regelmäßig. In

seiner Fantasie und immer wieder auch in Wirklichkeit

ist er der imperiale Offizier aus der berühmten Star-Wars-

im Rollstuhl, hat einen Hirntumor, Epilepsie und eine bipolare

Störung. „Er leidet sehr unter seiner Erkrankung“, erzählt seine

Mutter. Sie freut sich vor allem, wenn sich andere Jugendliche bei solchen

Events mit ihm fotografieren lassen wollen. „Sie sehen nicht seinen Rollstuhl,

sondern sind von ihm als Cosplayer begeistert.“

Auch zu Hause verkleidet Felix sich, dreht computergestützte Filme

und bewegt sich damit durch die Welten. „Wenn es ihm in der Vergangenheit

schlecht ging, hat er immer gesagt: ,Ich will mit 18 selber Mitglied in

der 501st werden und noch viele Jahre cosplayen.‘ Dieser Gedanke hat ihn

angetrieben durchzuhalten. Es ist das unbeschwerte Spielen, das er sonst

nicht hat“, sagt Kristine Lindtner. Felix hat es geschafft: Im Frühjahr ist er

volljährig geworden und darf jetzt selbst Mitglied sein.

WISSENSKARTE

Ist Spielen gut für die Gesundheit?

Das ist es! Dann, wenn alles passt, entsteht im

richtigen Moment ein Flow, also ein beglückendes

Gefühl eines Zustands völliger Vertiefung und

restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit, die wie

von selbst vor sich geht, wie Wissenschaftler es

beschreiben. Der Experimentalpsychologe Siegbert

A. Warwitz fasste es einmal so zusammen:

„Das Urbild des Menschen im Flow ist das spielende

Kind, das sich im glückseligen Zustand des

Bei-sich-Seins befindet.“ Dabei sei wichtig, sich

weder in der Überforderung noch in der Unterforderung

zu bewegen. Der Flow liegt genau dazwischen,

in der goldenen Mitte. Dann kommt das

gesunde Kribbeln, die Leichtigkeit ums Herz.

Inzwischen beschäftigen sich Forscher bereits

mit den gesundheitlichen Aspekten, die der Spiel-

Flow mit sich bringen könnte: eine bessere Herzfrequenz

und Hautleitfähigkeit beispielsweise.

Er ist ein Moment, nach dem alle Menschen ein

bisschen süchtig sind, wie nach einer Droge.

Wo liegen die Gefahren?

Auch der reine Siegeswille und die Suche nach

Bestätigung können beim Spielen mit an Bord

sein. Nehmen sie allerdings überhand, gerät

etwas in Schieflage, kann das Spiel zur Sucht werden.

Denn in Phasen des Höhenflugs laufen im

Körper ähnliche neurobiologische Belohnungsprozesse

ab wie bei einer echten Drogenabhängigkeit.

Gerade Online-Computerspiele haben

dieses Potenzial, denn sie sind auf Endlosnutzung

angelegt, also häufig so designt, dass man

schier nicht aufhören kann. Trotzdem können

sie für manche Kinder, Jugendliche und junge

Erwachsene eines der wenigen Mittel sein, dank

derer sie sich überhaupt mit Gleichaltrigen messen

können – und das ist wichtig.


TITELTHEMA

12–13

EXPERTi NNENKARTE

Kann Spielen glücklich machen?

Eigentlich kann diese Frage jeder selbst beantworten: Ja, Spielen kann

glücklich machen. Zumindest dann, wenn man ein Lieblingsspiel

gefunden hat. Das gilt für gesunde wie für kranke Menschen.

FRANZISKA HÖPPNER: „Unser Fokus liegt auf

der Förderung der Lebensqualität der Kinder. Untrennbar

damit verbunden sind die Möglichkeiten und Fähigkeiten

zu spielen. Wir können von außen beobachten,

wie Kinder sich vollkommen in sich vertiefen. Auch

während einer schweren Erkrankung sind dadurch

Freude und Momente der vollkommenen Zufriedenheit

möglich.“

EILEEN SAMOL erlebt immer wieder, wie Kinder

mit einer lebensverkürzenden Erkrankung im Spiel

Unbeschwertheit und Lebensfreude tanken und wie

positiv sich das auswirkt. „Freude zu empfinden, steigert

das allgemeine Wohlbefinden. Das kann die Krankheit

erleichtern und ist motivierend, weil es sich auch

abmildernd auf manche Symptome auswirkt. Auch

Spiele, die sie alleine spielen, können ihnen helfen,

sich abzulenken oder auch Gedanken zu sortieren.“

RUTH DALSTEIN sagt: „Während des Spielens

werden körperliche Fähigkeiten und die Eigenwahrnehmung

ebenso positiv beeinflusst wie das seelische

Wohlbefinden der Kinder.“

IRENE STEINER erzählt von einem Mädchen: Sie

liebt Gesellschaftsspiele. Die Zehnjährige kann sich nur

sehr eingeschränkt koordiniert bewegen, kann nicht

sprechen, ist aber nicht geistig behindert. „Sie kann

vermitteln, welchen Spielzug sie möchte. Sie ist da

durchaus auf sich und ihren Vorteil konzentriert und

freut sich, wenn sie gewinnt.“ Eines liebt das Mädchen

ganz besonders: das Geschicklichkeitsspiel Jenga. „Es

ist ein Dauerbrenner, dass ich Jenga-Steine zum Turm

aufbaue, etwas außer Reichweite. Sie muss sich sehr

strecken, um ihn zu erreichen, aber wenn sie ihn dann

umwirft, ist der Jubel groß. Immer wieder!“ Jedes Spiel

sei für das Mädchen eine Auszeit vom Alltag, egal, was

gespielt werde. Irene Steiner sagt, die Zehnjährige sei

voller Lebensfreude. „Im Spiel erlebt sie, dass man trotz

Einschränkungen etwas erreichen kann. Das Erlebnis

der Selbstwirksamkeit scheint mir bei ihr ganz besonders

wertvoll zu sein.“

PETER WAREN betreut ebenfalls zwei Teenager

– bewusst so oft wie möglich zeitgleich: die 18-jährige

Julia und den 17-jährigen Robin. Er erzählt, die beiden

seien grundsätzlich eher zurückhaltende Einzelgänger,

da sie sich aufgrund von geistigen und motorischen

Einschränkungen gesellschaftlich ein wenig

ausgeschlossen fühlten. „Beim Spielen miteinander

zeigen sie aber Glücksgefühle und Freude.“ Julia und

Robin spielen dann Ball, klettern oder messen sich in

Ratespielen. „Auch Brett- und Kartenspiele sind hoch

im Kurs. Weil es Spiele sind, die sie nicht überfordern

und bei denen sie Erfolge erleben können und dann

natürlich auch gelobt werden.“ Das Spielen miteinander

sei wichtig, da es für sie außerhalb der Familien

und Schule eine der wenigen Möglichkeiten der

Zusammengehörigkeit biete und eine Situation, in

der sie Nähe und Akzeptanz erfahren würden. Gerne

beobachtet Peter Waren ausgelassene Situationen, in

denen Julia und Robin befreit lachen, sich gegenseitig

necken und gemeinsam jubeln, wenn ihnen im Spiel

etwas gut gelungen ist.

DAGMAR PETZGEN hat ein Credo: Spielen, spielen,

spielen! Sie ist überzeugt: „Es erfüllt menschliche

Urbedürfnisse wie sonst nur noch die Musik, das Singen

und Berührungen. Das wirkt bei Kindern mit lebensverkürzenden

Erkrankungen genauso aufbauend wie

bei gesunden Kindern.“


CHARAKTERKARTE

SIMON

Freiheitsliebender Computerspiele-Fan

Simon Hüttner aus Gera hat Muskeldystrophie Duchenne, eine erblich

bedingte Erkrankung mit zunehmendem Muskelschwund.

Der 22-Jährige zockt gerne: für ihn die Möglichkeit, „in eine komplett

andere Welt einzutauchen und Sachen zu machen, die ich

normalerweise nicht kann, zum Beispiel Autofahren oder Berge

besteigen“. Simon sitzt seit seinem zwölften Lebensjahr im Rollstuhl.

Seitdem kann er nicht mehr schwimmen, kein Fußball

mehr spielen, kein Fahrrad fahren. „Wir waren immer auf der

Suche nach etwas, das ihm Spaß macht und haben erst mal lernen

müssen, zu akzeptieren, dass es Computer- und Videospiele

sind“, erzählt Mutter Karin Hüttner. Diese Art von Spielen sind es, die

ihrem Sohn im Alltag ermöglichen, zumindest auf dem Bildschirm

über sich hinauszuwachsen. „So kann ich meine Krankheit für eine

gewisse Zeit komplett ausblenden“, sagt Simon. Die Erfolgserlebnisse

beflügeln ihn. „Die Momente sind schon cool, wenn ich merke, dass

ich da sogar besser sein kann als andere.“ Karin Hüttner hat immer

ein Auge darauf, dass das Spielen am Bildschirm nicht zu viel Zeit in

Anspruch nimmt. Simon selbst sagt über sein Hobby: „Video- und Computerspiele

wie Pokémon oder Super Mario tun mir immer wieder gut.

Aber es ist nicht so, dass ich sie unbedingt zum Leben brauche.“ Der

22-Jährige findet auch größere Brett- und Kartenspiele gut, die er gerne

im Kinder- und Jugendhospiz mit Freunden spielt. „Ich mag vor allem strategische

Spiele“, erzählt er.

EXPERTi NNENKARTE

Wie wirkt sich das Spiel

auf Beziehungen aus?

Spielen schafft eine emotionale Verbindung zwischen den Menschen, die mitmachen:

Mal jubeln sie gemeinsam, wenn etwas gelingt. Mal fluchen sie ein bisschen, weil der

Mitspieler geschickter ist oder mehr Glück hat. Aber wenn sie geübte Spieler sind und

mit dem Verlieren klarkommen, gilt unterm Strich immer das, was Christina Valentiner-Branth

sagt: „Wir können eine gute Zeit mit unseren Mitspielern haben!“

Karin Hüttner, Simons Mama, erzählt: „Simon

freut sich, wenn wir zu Hause mit ihm Spiele-Zeit

verbringen. Und wir sind glücklich, dass er auch

Gesellschaftsspiele so sehr mag. Dabei können

wir als Familie wirklich entspannen und von vielen

Gedanken loslassen. Da dürfen wir am Spieltisch

auch mal leidenschaftlich aus der Haut fahren,

ohne dass einer dem anderen böse ist.“

EILEEN SAMOL fügt hinzu: „Kinder können

beim Spielen besondere Beziehungen aufbauen –

gerade solche mit einer Erkrankung, die ihr Leben

beherrscht. Sie brauchen möglicherweise nur

RUTH DALSTEIN findet: „Für Kinder, die körperlich

nicht oder weniger eingeschränkt sind,

sind Spiele mit anderen Kindern, den Eltern oder

Freunden wichtig.“ Auch die soziale Kompetenz

und das Aufbauen von Beziehungen würden zweifellos

im Spiel geübt und gefestigt, beschreibt sie:

„Kinder möchten sich mitteilen und sich dabei

verstanden fühlen. Vieles davon wird spielerisch

erreicht.“ Sie ist überzeugt, dass Spielen die Persönlichkeit

der Kinder stärkt.

länger. Aber alle genießen das Zusammensein,

das gemeinsame Schaffen.“


TITELTHEMA

14–15

ERLEBNISKARTE

Was ist besonders, wenn kranke Kinder

und ihre Geschwister spielen?

KARLHEINZ KRAUSE betreut einen zehnjährigen

Jungen, der eine schwerkranke Schwester und

noch einen kleinen gesunden Bruder hat. Immer wieder

CHRISTINA VALENTINER-BRANTH betont,

beobachtet und erlebt er, dass der große Bruder sein

dass es in diesem sensiblen Gleichgewicht zwischen

Spielverhalten zu Hause massiv auf das der Geschwister

anpasst. „Seine Rücksichtnahme ist allgegenwärtig.

In den meisten Fällen ist kein freies Spielverhalten

erkrankten Kindern und Geschwistern klare Grenzen

gibt, weil die gesunden Geschwister gerade bei

mehr möglich.“ Ganz anders erlebt Karlheinz Krause

ihn dann, wenn er mit ihm und anderen betroffenen

Gesellschaftsspielen eine besondere Rolle einnehmen.

Eine, in der sie nie dazu angehalten werden sollten,

das kranke Kind absichtlich zu schonen. „Niemals

sollten Eltern sagen: Du hättest deinen Bruder oder

Geschwistern in Nicht-Corona-Zeiten auf Tour geht.

„Wir sehen sofort ein gelöstes Spielverhalten, ganz

deine Schwester aber gewinnen lassen sollen. Nein!

frei von Zurückhaltungen und Hemmungen.“ Auch

Das ist beschämend, vor allem für das kranke Kind.

für die gesunden Geschwister ist das Spielen also elementar

– und ein Stück weit befreiend. Ganz bewusst

werden auch sie in der Kinder- und Jugendhospizarbeit

Denn gerade beim Gesellschaftsspiel hat es die Möglichkeit,

mit auf Augenhöhe zu sein. Etwas, das es in

anderen Lebenssituationen oft nicht ist. Wie auch:

Das eine Kind ist krank, das andere nicht. Das kann

in den Fokus gerückt; fernab des Alltags, in dem sie

zwangsweise häufig zurückstecken und Rücksicht

nehmen müssen.

ja niemand wegzaubern.“ Wichtig sei, vor einem Spiel

klarzu machen: Hier spielen alle gleich. Wer anfange,

werde ausgewürfelt – auch hier erfahre das kranke

JANNIS BRÜCKNER und SILJA GARWEG kennen

das aus ihrer Arbeit mit den erkrankten Kindern

und deren Geschwistern. „Sie genießen es, hier die volle

Kind keine Vorteile. „Auf diese Art und Weise machen

Eltern und Geschwister dem Kind auch ein riesiges

Kompliment, weil sie ihm suggerieren: Du kannst das

Aufmerksamkeit zu bekommen, sodass sie sich spielerisch

austoben können.“ Wichtig bei ihrer Arbeit sei es,

auch Angebote zu schaffen, bei denen erkrankte Kinder

und Jugendliche mit ihren Geschwistern gemeinsam

aushalten, denn du kannst eine ganze Menge mehr aushalten.

Wir müssen dich oft genug schonen – hier am

Spieltisch müssen wir das nicht. Und wenn Lisa ihren

spielen könnten, sagen die beiden. „Beispielsweise

durch eine Rallye, bei der es verschiedene Aktionen

Bruder Ben, der vielleicht nicht mehr lange zu leben

hat, beim Mensch ärgere dich nicht rauswirft, dann ist

gibt, sodass für jeden etwas dabei ist.“ Mit anderen

das in Ordnung. Denn: Es ist ja ein Spiel. Dann wird Ben

zwei Gefühle in seiner Brust haben: erstens Ärger, weil

Kindern in ähnlichen Lebenssituationen in Kontakt

zu kommen, bietet einen weiteren Raum für Spaß und

Austausch.

er ja eigentlich gewinnen wollte, und zweitens Stolz,

weil er sich alleine wehren durfte und eben nicht in

oft ins Rollenspiel hineingeraten und dann spielerisch

ANNE SCHNEIDER berichtet, dass die Kinder

bei ihren Aufenthalten im Kinderhospiz Magdeburg

Watte gepackt wurde.“ Natürlich müssten seine Eltern

seine Krankheit so oft wie möglich berücksichtigen,

aber eben auch immer wieder Settings schaffen, in

denen sie eine nicht so große Rolle spiele. „Und was

ist da besser geeignet als ein Spiel?“

auch untereinander über die Erkrankung ihres Bruders

oder ihrer Schwester, aber auch über Themen wie

Sterben, Trauer, den Tod und das, was danach kommt,

reden können.


ERLEBNISKARTE

Sollte das Spiel den Fähigkeiten eines

erkrankten Kindes angepasst werden?

FRANZISKA HÖPPNER weiß aus ihrer Arbeit:

Kinder mit lebensverkürzenden Erkrankungen brauchen

ein angepasstes Spielangebot. Häufig hätten sie

aufgrund oder im Laufe ihrer Erkrankung sowohl körperliche

als auch kognitive Einschränkungen hinnehmen

müssen. „Manchmal können die Kinder weder sehen

noch hören oder sich aus eigener Kraft bewegen, werden

künstlich ernährt oder beatmet. Das verlangt einiges

an Umdenken und Kreativität im Spielangebot.“ Aus

Erfahrung wissen sie und ihre MitarbeiterInnen, dass

gerade dann ein Weniger oft mehr ist. „Bunte Tücher,

die sich im Wind über dem Bett bewegen, entspannende

Musik-Klangangebote oder eine Runde Lachen

mit dem Klinikclown erfüllen den Wunsch nach Spiel und

Beschäftigung beziehungsweise Anregung oft schon.“

Im Kinderhospiz Magdeburg gibt es extra Bereiche

und Räume, die die erkrankten Kinder, aber auch ihre

Geschwister permanent zur freien Entfaltung einladen.

ANTJE WITTE und ihre KollegInnen haben

geschulte Augen und den Blick für das richtige Spiel.

„Je nach Krankheitsbild erlebe ich, dass die Kinder mit

den noch vorhandenen Sinnen sehr intensiv und fokussiert

spielen.“ Je mehr die Kinder durch ihre Erkrankung

beeinträchtigt seien, desto kürzer sei oft die Aufmerksamkeitsspanne

und das Spiel sei häufig nicht altersentsprechend.

„Spielzeug, das Geräusche erzeugt, sich

gut greifen lässt, eine Lichtquelle hat und dadurch eher

taktile Reize anspricht, ist bei uns sehr wichtig. Das

Spielen hilft, Stress abzubauen und alle vorhandenen

Ressourcen auch nutzen zu können.“ Immer wieder

erlebe sie, dass gerade die körperlich oder geistig beeinträchtigten

Kinder im Spiel so viel wie möglich selbst

gestalten wollen. „Das ist wichtig, um zum Beispiel im

Rollenspiel bestimmte Lebenssituationen sichtbar zu

machen und sich hineinzufühlen.“ Gerne erinnert sich

Antje Witte deshalb an einen Moment, der sie besonders

berührt hat und in dem sie mit einem erkrankten Kind

in einer Spielsituation vermählt wurde. „Die Eltern des

Kindes planten zu der Zeit ihre Hochzeit und das Kind

war innerlich sehr damit beschäftigt. Als dann der Seelsorger

die Familie bei uns im Hospiz besuchte, hat sich

auf der Terrasse ganz plötzlich eine Hochzeitssituation

entwickelt. Ein Mitarbeiter griff nach Blumen, der Pfarrer

nach der Abdeckung für den Kuchen, um uns symbolisch

unter die Haube zu bringen, sofort fanden sich

mehrere Gäste ein und ich wurde mit dem Kind verheiratet.

Was für eine Freude das für alle Beteiligten in diesem

Lebensmoment war, gerade wenn man bedenkt,

dass dieses Kind eine eigene Hochzeit möglicherweise

nicht erleben wird.“

EILEEN SAMOL kann dazu eine Erkenntnis beitragen:

„Das Beobachten oder Erspüren des Spiels

liegt bei den ersten Malen im Vordergrund. Aber nach

und nach erkennt das Kind das Spiel und kann mehr

genießen als sich zu fokussieren. Und dann ist das Ziel

erreicht.“ Wichtig sei, die Kinder nicht zu überfordern,

sondern den Moment abzupassen, in dem das Spiel

beendet werden sollte, um keine negativen Emotionen

hervorzurufen. „Wir begleiten viele Kinder, die nicht

aktiv spielen können, sondern nur über ihre Mimik

und ihre Vitalzeichen reagieren. Sie spielen mit den

Augen und dem Gesicht.“ Selbst das Bewegen eines

Balls oder das Eincremen des Körpers könnten eine

Art Spiel sein, um sich mittendrin und als Teil des Ganzen

zu erleben, sagt sie. „Viele der erkrankten Kinder

nehmen das Spiel viel intensiver wahr als wir. Sie sind

zu hundert Prozent dabei, auch wenn sie körperlich

gar nicht mitspielen können. Gerade diese anstrengende

Konzentration führt dann aber auch schnell

zur Erschöpfung.“

RUTH DALSTEIN erläutert: „Man muss die Kinder

einfühlsam und unterstützend dabei begleiten und

bei allen Spielmöglichkeiten ihre Bedürfnisse berücksichtigen.“

Sie ist überzeugt, dass das die Persönlichkeit

der Kinder stärkt.

CHRISTINA VALENTINER-BRANTH ist es

ohnehin ein großes Anliegen, dass Spiele passend zu

den Fähigkeiten eines Kindes ausgewählt werden: „Da

mache ich gar keinen Unterschied zwischen erkrankten

oder gesunden Kindern. Es ist wichtig, dass sie ein

Erfolgserlebnis haben.“ Sie führt aus: „Das Spiel sollte

immer zum Spiellevel des Kindes passen: Ich darf ein

Kind nicht überfordern, aber auch nicht unterfordern.

Es muss dem Kind gefallen – ich kann ja keinen zum

Spielen zwingen. Der dritte Punkt ist: Das Spiel muss

Spaß machen. Damit es dem Kind möglichst häufig

und schnell das Gefühl der Selbstwirksamkeit bieten

kann.“ Die Familientherapeutin erklärt: „Man kann

Kinder einladen zu spielen. Jederzeit. Und ich sage

aus Erfahrung, dass die meisten Kinder sehr genau

wissen, was sie genau in diesem Moment brauchen

und spielen wollen!“


besondere Lebenssituation im Spiel oftmals

verarbeiten und begreifen könnten.

Gesprächsinhalte. „Manchmal möchten die

Kinder einfach nur Kinder sein, ohne Sorgen,

und dann ist es wichtig, aus Ernst ein

wenig Spaß zu machen.“ Wut sei auch oft

ein Thema für Betroffene und gerade für

Der Klinikclown betrachtet das Spielen als

eine Art ganzheitliche Gesundheitsfürsorge,

ebenso das damit einhergehende Lachen.

„Das ist doch das Urbedürfnis, das in uns

CHARAKTERKARTE

HANNO

TITELTHEMA

Geschwisterkinder. „Da werden schon mal

die Seifenblasen zu Zombie-Gegnern und

16–17

Quatschgarant und Begleiter

in andere Welten

Wenn Robert Wischeropp in sein Kostüm

müssen alle zerschlagen werden.“ Rollenspiele

mit Hanno sind in Magdeburg stark

gefragt. „Es gibt aber auch Kinder, die mit

schlüpft, verwandelt er sich in Hanno, den

Klinikclown. Er zieht von Zimmer zu Zimmer,

Luftballons und Gitarre im Gepäck und

lädt kleine und auch größere Gäste dazu

ein, sich mit ihm auf ein sehr assoziatives,

herrlich regelfreies Spielfeld zu begeben.

Seit fünf Jahren sorgt er so im Kinderhospiz

Magdeburg für eine ganz besondere Spielzeit

– eine Zeit völliger Freiheit, losgelöst

von allen Strukturen. „Hanno ist für alle ein

permanentes Spielangebot“, sagt der Mann

dem Clown einfach nur Verstecken, Wettrennen

oder Uno spielen wollen. Hanno

geht dieser Anforderung natürlich seinem

Naturell entsprechend ganz besonders

gewissenhaft nach: Meist gewinnen die

Kinder, denn sie sind irgendwie

immer schlauer, schneller oder

geschickter als er, egal wie er

es anstellt. Aber Hanno ist ein

guter Verlierer, gratuliert von

Herzen und bewundert die

kleinen Champions.“

Auf die Frage, ob kranke

mit der notorisch roten Nase. Alle Gegenstände

im Raum nebst dem Raum selbst

sind das Spielmaterial. „Hanno versucht

zu erahnen, welche Bedürfnisse in seinem

Kinder anders spielen als

gesunde Kinder, antwortet

Robert Wischeropp,

es gebe je nach Alter und

Gegenüber schlummern. Dazu braucht es

Achtsamkeit und Vertrauen als Basis.“

Als Clown im Hospiz habe er die Erfahrung

gemacht, dass erkrankte Kinder ihre

Entwicklung der Kinder

Unterschiede in der Dramatik

des Spiels. „In Rollenspielen kann

sich das dann so entwickeln, dass

ein achtjähriger Junge größte Freude

daran hat, den Clown immer wieder

„Das Spiel bietet ihnen einen Rahmen, um

ihre Situation kognitiv zu erfassen und sich

so ein Ventil für ihre Gefühle und Ängste,

aber auch ihre Hoffnungen zu suchen.“ Er

glaubt, dass Kinder ihre Welt eher im Spiel

begreifen als durch komplexe intellektuelle

zu erschießen und auferstehen zu

lassen. Währenddessen sagt Hanno

immer wieder laut an, welches Organ

nun kaputt ist. Ein anderes Kind mit

lebensverkürzender Diagnose spielte

mit dem Clown die eigene Beerdigung.“

allen schlummert: die Welt gefahrlos zu

erproben und einfach da zu sein.“

ERLEBNISKARTE

Kann ein Spiel wie eine Flucht aus Zeit und Raum sein?

Ja, kann es – das kennt jeder, der nach

einer hochkonzentrierten Partie Schach

oder einer ausgiebigen Runde Solitär auf

die Uhr schaut – und schwupp, ist eine

Stunde vergangen. Sich im Spiel zu verlieren

– dieses Phänomen kennt kein Alter.

FRANZISKA HÖPPNE sagt: „Im

CHRISTINA VALENTINER-

BRANTH betont, dass ein Spiel durchaus

eine Realität ist – auch oder vielleicht

gerade für Familien mit Kindern, die mit

einer schweren Erkrankung leben müssen.

„Nur eben eine Realität, die in diesem

einen Moment nicht so belastend ist; eine,

in der man sich mal nicht mit dem beschäftigt,

was einen sonst beschäftigt. Es ist

eine wunderbare Möglichkeit, eine unbe-

den Tagen eine ganze Menge mehr Leben

Spiel leben Kinder im Augenblick“.

schwerte reale Zeit miteinander zu verbringen.

Deswegen kann ich nur ermuntern:

Spielt, so oft es geht! Weil dabei vielleicht

nicht immer nur ausschließlich positive

Gefühle, aber zumindest sehr lebendige

Gefühle generiert werden. Der Wahlspruch

von Kinder- und Jugendhospizen ist doch,

den Tagen mehr Leben zu geben und nicht

dem Leben mehr Tage. Und da können wir

ganz sicher sein, dass derjenige, der spielt,

gibt. Und zwar mit allen Emotionen.“ So,

wie es eben nur das Spielen vermag. Christina

Valentiner-Branth schließt mit dem

schönen Fazit: Wer spielt, gewinnt. Immer!


CHRISTOPH JUNKER

vom Kinderhospiz Sterntaler

in Dudenhofen

„Ein Aspekt, den ich an sozialer Arbeit sehr schätze,

ist die Vielfalt“, sagt Christoph Junker. Gut zehn Jahre

ist es her, dass der 41-Jährige von der Möglichkeit

erfuhr, im Kinderhospiz Sterntaler ehrenamtlich

aktiv zu werden. Er war sofort interessiert. Etwas,

das seine Freunde schwer nachvollziehen können:

Der Sozialpädagoge arbeitet Vollzeit an einer Förderschule

und zudem in einem Kriseninterventionsteam,

einer Sondereinheit des Rettungsdienstes.

Jetzt auch noch Hospiz? „Andere Leute gucken

jeden Abend Fernsehen“, sagt Christoph Junker, „ich

möchte meine Zeit sinnvoller investieren. Zumal

ich über den Zeitumfang ja frei entscheiden kann.“

Christoph Junker kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit

und stellt die Welt des Kinderhospizes

auf Veranstaltungen

vor. Seit einigen Jahren macht

sich ein Wandel bemerkbar,

stellt er fest. Tod

und Sterben sind weniger

tabu, die Akzeptanz

für Kinderhospizarbeit

steigt, Mitarbeitende

erfahren viel Respekt.

„Inzwischen ist man in

Dudenhofen sehr stolz

Christoph auf diese Einrichtung, die

Junker sowohl im In- als auch im

Ausland größte Anerkennung

erfährt“, erzählt er.

Besonders gern widmet sich Christoph

Junker den Geschwistern der lebensverkürzend

erkrankten Kinder. Er erinnert sich noch genau

an seinen ersten Besuch. „Ich habe mich dem Jungen

vorgestellt: ‚Hallo, ich bin Christoph, ich habe Zeit für

dich‘“, erzählt er. „Er hat mich ungläubig angeschaut

und gefragt: ‚Stimmt das, hast du Zeit nur für mich?‘

Das hat mich sehr berührt.“

Aus seiner Arbeit fürs Hospiz zieht Christoph Junker

eine große Erfüllung. „Nach einem Dienst dort

merke ich immer wieder, dass ich ein Lächeln im

Gesicht habe“, erzählt er, „das sind oft so intensive

Momente, dass die eigenen Probleme unwichtig werden.“

Er erfahre von den Eltern viel Dankbarkeit für

etwas, das eigentlich, wie er sagt, ganz unspektakulär

klingt: da sein, mit absolutem Verständnis. Viele

Eltern müssten zusätzlich ja noch den Verlust ihres

Freundeskreises ertragen. „Da wenden sich Menschen

ab, weil sie mit der Situation nicht umgehen

können“, sagt Christoph Junker. Die Lücke, die entsteht,

versuchen Ehrenamtliche wie er ein wenig

zu füllen. Mit gemeinsamem Kaffeetrinken, Gesprächen,

und ja, viel gemeinsamem Lachen. „Wir bemitleiden

nicht“, sagt Christoph Junker, „aber wir fühlen

mit, das spüren die Eltern und Kinder, und das

gibt ihnen viel.“

Ehrenamtliche begleiten

Familien in ihren

schwersten Stunden

VON CLAUDIA FÜSSLER

S

ie machen Deutschland

zu einer beeindruckenden

Ausnahme: Mehr als 30 Millionen

Menschen engagieren sich

ehrenamtlich. So viele wie nirgendwo

sonst auf der Welt. Alles in allem leisten

Ehrenamtliche Jahr für Jahr fast

fünf Milliarden Stunden unbezahlte

Arbeit! Dass so viele bereit sind, für

andere da zu sein, erhöht die Lebensqualität

in Deutschland enorm. Und

es ist das Kennzeichen einer lebendigen,

gesunden Demokratie. So sieht

das auch Bundespräsident Frank-

Walter Steinmeier: „Bürgersinn in

der Demokratie ist viel mehr als ein


Helfer & Spender

18–19

Zusammen

UNSCHLAGBAR

KATHARINA KREUSCHNER,

Koordinatorin beim Stephanus-

Kinderhospizdienst in Berlin

Bundespräsident

Frank-Walter

Steinmeier

Katalog von Rechten und Ansprüchen.

Es bedeutet zuallererst Menschsein.

Und das heißt: Nicht sich selbst genug

sein, natürlich an die eigene Zukunft,

die Familie, aber eben auch an andere

denken. Es ist Anspruch und Verpflichtung

– sich selbst und seinen Mitmenschen

gegenüber.“

„Ohne Ehrenamtliche gäbe es uns nicht. Sie

bilden das Fundament unserer Arbeit und

sind bei den Familien vor Ort. Ich als Koordinatorin

wiederum begleite sie und sorge

dafür, dass sie ihre Aufgabe so gut wie möglich

machen können. Wir bilden einmal im

Jahr aus, und es passiert durchaus, dass

Katharina

wir jemanden nicht nehmen, der sich bei

Kreuschner

uns engagieren möchte. Neben bestimmten

Kriterien für die Eignung ist das Bauchgefühl

der KoordinatorInnen ein entscheidender Punkt. Das

klingt zunächst willkürlich. Wir führen die Gespräche mit den

Bewerberinnen und Bewerber aber meist zu zweit und haben

viel Erfahrung, wer geeignet ist und wer nicht.

Wir haben eine sehr genaue Vorstellung davon, welche Rolle

die BegleiterInnen in den Familien einnehmen. Es geht nicht ums

Führen, sondern darum, den Weg mitzutragen, den die Familie

eingeschlagen hat. Wertfrei. Ich schaue genau hin, wer gut

zu welcher Familie passt. Bei den einen braucht es eher einen

großmütterlichen Typ, bei den anderen einen jungen Rebellen.

Ich habe da irgendwann eine Art siebten Sinn entwickelt. Die

Ehrenamtlichen sollen die Familien entlasten, eine psychosoziale

Begleitung sein. Es tut total gut, wenn jemand von außen

kommt, der emotional nicht so gefangen ist, aber mit Hintergrundwissen,

dem man vertrauen kann, dass er die richtigen

Worte oder das richtige Schweigen findet.

Wir sind zeitweise Jahre in den Familien, ein Evergreen ist

natürlich das Thema Nähe und Distanz. Gute BegleiterInnen

schaffen genug Nähe, um für andere da zu sein, ohne sich selbst

zu verlieren. Diese professionelle Distanz kann man trainieren

wie einen Muskel. Schwierig wird es, wenn Freundschaften entstehen.

Wenn ich merke, da wird etwas zu eng, beende ich das

auch mal zum Schutz unserer Mitarbeitenden.

Unsere Ehrenamtlichen sollen sich bei uns wohlfühlen. Sie

sollen erzählen können, und auch wollen, wie es ihnen geht. Eine

große Motivation für ehrenamtliche Arbeit ist Dankbarkeit. Viele

unserer Ehrenamtlichen kommen aus dem gehobenen Mittelstand,

denen geht es einfach gut. Sie sind dankbar dafür und

wollen was zurückgeben. Und auch wenn die Situationen der

begleiteten Familien traurig sind, darf man etwas aus der Arbeit

dort für sich mitnehmen. Ich ermuntere sie, das so zu sehen. Es

darf ihnen Spaß machen, und sie dürfen sich darüber freuen,

dass ihre Unterstützung gesehen und wertgeschätzt wird.“


ANJA MÖLDERS

vom Kinder- und

Jugendhospiz Burgholz

Ein Hospiz, dachte Anja Mölders, das ist wie ein Krankenhaus,

steril. „Was für eine Fehleinschätzung“,

sagt die 49-Jährige schmunzelnd. „Heute würde ich

sagen: Dort wird gelacht und gelebt.“ Tatsächlich

war es ein Gefühl der Geborgenheit, das sie bei ihrem

ersten Besuch im Kinderhospiz Burgholz empfing

und sehr überraschte. „Mich hat es sofort gepackt,

ich wusste, dass ich mich hier engagieren möchte“,

erzählt Anja Mölders. Sie nahm Kontakt mit

der Leitung auf, gründete den Freundeskreis

Kinderhospiz Burgholz

mit, repräsentierte das Haus

und sammelte Spenden.

Dann belegte sie Qualifizierungskurs

und Praktikum,

um als Ehrenamtliche

im Hospiz arbeiten

zu dürfen.

„Ich wollte Menschen

helfen, und das war die

Gelegenheit für mich“, erinnert

sich die Mutter dreier

Anja Mölders

erwachsener Söhne. Berührungsängste

hatte Anja Mölders nicht. Sie hatte

ihre Oma und ihre Mutter beim Sterben begleitet und

das als sehr friedvollen Prozess erlebt. „Mir macht

der Gedanke ans Sterben keine Angst, aber ich finde

es sehr wichtig, dass man so sterben kann, wie man

es möchte“, betont Anja Mölders.

Wie kannst du das nur machen, fragen Freunde

oft, sterbende Menschen zu begleiten, vor allem

Kinder? „Genau deswegen“, antwortet Anja Mölders

ihnen, „mache ich das, ich möchte, dass sie gut leben

können, bis zu ihrem Ende.“ Deshalb verbringt sie –

in Nicht-Pandemiezeiten – einmal pro Woche und

am Wochenende Zeit mit den Familien. Spielen, basteln,

kuscheln, schminken, verkleiden, Stockbrot am

Lagerfeuer. Dazu gehört auch, einfach mal eine Hand

zu halten und gemeinsam zu schweigen. Vor allem

die Eltern der erkrankten Kinder genießen es, dass

da jemand ist, der zuhört. „Viele öffnen sich total“,

erzählt Anja Mölders. Sie kocht gemeinsam mit den

Eltern im Thermomix. Sie machen Marmelade oder

trinken einen Likör, „auch solche kleinen Dinge sind

wichtig“. Ihre positive Einstellung, ihre Hilfsbereitschaft

und ihr aufgeschlossenes Wesen hat sie von

ihrer Mutter, ist Anja Mölders überzeugt. „Das ist

ihre Art, und ich bin sehr dankbar, dass ich die übernommen

habe.“

Wann immer Anja Mölders ins Hospiz geht, überkommt

sie eine große Ruhe. Die Arbeit habe sie viel

Demut gelehrt. „Ich sehe, wie schnell ein Leben sich

verändern kann, deswegen bin ich dankbar für alles,

was ich, was wir als Familie haben.“ Und auch dafür,

ein Teil der Burgholz-Familie zu sein.

Von der Bereitschaft vieler, sich

zu engagieren, profitiert auch die Kinderhospizarbeit.

„Ehrenamtliche sind

hier die tragende Säule“, sagt Marion

Neumann, die beim Bundesverband

Kinderhospiz den Bereich Fort- und

Weiterbildung betreut, „das wird ganz

besonders bei den ambulanten Kinderhospizdiensten

deutlich.“ Wenn eine

solche Einrichtung sich neu auf den

Weg macht, besteht sie meist aus einer

Hauptfachkraft, die koordiniert, und

etwa 15 Ehrenamtlichen. Bevor diese in

die Familien geschickt werden, durchlaufen

sie einen Qualifikationskurs

mit 100 Stunden. „Es sind oft herausfordernde

Situationen, die die Familien

erleben“, sagt Marion Neumann,


Helfer & Spender

20–21

SASKIA WIELAND

vom Kinderhospizdienst Jona

in Bremen

„deshalb schicken wir die Ehrenamtlichen

gut geschult zu ihnen.“ Das

heißt, die Männer und Frauen müssen

mit viel Wissen vorbereitet und

selbst emotional gut sortiert sein. Die

Menschen, die den Qualifikationskurs

absolvieren, sind bunt gemischt.

Alle Geschlechter, alle Altersgruppen,

alle Berufe. „Das ergibt oft tolle neue

Impulse und Perspektiven in den Familien“,

sagt Marion Neumann.

Wie sehen Ehrenamtliche selbst

ihre Aufgabe? Was können sie geben,

was erhalten sie umgekehrt auch

zurück von den Menschen, die sie

begleiten? Wir stellen hier eine Koordinatorin

und drei Ehrenamtliche aus

der Kinderhospizarbeit vor.

Dass die Menschen nicht gerne über den Tod sprechen,

hat Saskia Wieland in ihrer Arbeit als Erzieherin

oft erlebt. „Dabei interessieren sich

gerade Kinder dafür, sie haben viele Fragen

dazu“, sagt die 31-Jährige, die heute

die pädagogische Leitung in einem

Mütter- und Familienzentrum in Bremen

innehat. Als sie zum ersten Mal

mit dem Kinderhospizdienst Jona

in Berührung kam, war für Saskia

Wieland schnell klar, dass sie sich

dort engagieren möchte. Sie ließ sich

entsprechend schulen und war fast

ein Jahr lang dabei, ohne eine „eigene“ Saskia Wieland

Familie zu begleiten. „In dieser Zeit habe

ich vor allem in den Supervisionen viel gelernt

und Kontakte zu tollen Menschen geknüpft“, sagt

Saskia Wieland.

Vor etwas mehr als zwei Jahren dann begann ihre erste

Begleitung: In einer Familie mit drei Kindern war die älteste Tochter

an einem Hirntumor erkrankt und wurde zu Hause gepflegt,

Saskia Wieland begleitete das mittlere Kind, Emma, heute acht

Jahre alt. „Oft steht bei uns gar nicht das kranke Kind im Fokus,

sondern die Geschwister.“ Klettern gehen, ein Filmabend mit

Popcorn oder im Schwimmbad das Tauchen üben, das Emma so

liebt. „Wir haben ein enges Verhältnis aufgebaut“, erzählt Saskia

Wieland. Und doch geht ihre Beziehung über eine reine Freundschaft

hinaus. Saskia Wieland hat vom Kinderhospizdienst den

Auftrag mitbekommen, für Emmas psychische Gesundheit zu

sorgen. Auch ihr Verhältnis zu Emmas Mutter ist eng, sie tauschen

sich aus über das Mädchen und ihren jüngeren Bruder,

Saskia Wieland bleibt auch mal zum Abendessen.

Sie spricht nicht ständig mit Emma über den Tod, steht dem

Thema aber offen gegenüber. Die verstorbene Schwester kann

ganz normal Teil einer Unterhaltung sein, und wenn Emma

erzählt, dass die Mama oft so rote Augen hat, dann sprechen

sie über Trauer. „Ich kann dabei natürlich keine Psychologin

ersetzen, das ist aber auch nicht meine Aufgabe“, sagt Saskia

Wieland. Die Zeit mit Emma gibt ihr viel, Emmas Mutter habe ihr

zudem gezeigt, wie stark und voller Liebe

ein Mensch selbst in den schlimmsten

Zeiten agieren könne. Der

eigene Blick habe sich verändert,

erzählt Saskia Wieland.

„Ich bin empathischer

geworden und urteile nicht so

schnell.“ Sie wird Emma noch

eine ganze Weile begleiten.

Ihre Mission dabei: Platz für

schöne Erinnerungen schaffen.

Sowohl für neue als auch für die

an Emmas verstorbene Schwester.


Deutschland, ein Sommer märchen.

Für die Kinderhospizarbeit ereignete

sich dieses im Jahr 2018, als zum

ersten Mal der Kinder-Lebens-Lauf

ganz Deutschland bewegte. 2022 wird

der nächste Startschuss abgegeben.

Es geht wieder los! VON ANJA BIEBER

K

inder–Lebens–Lauf. Diesen

Titel muss man sich

auf der Zunge zergehen

lassen. Denn die Kampagne, die der

Bundesverband Kinderhospiz 2018

erstmals ins Leben rief, ist genau das.

Ein Lauf, der das Leben von Kindern

feiert. Von besonderen Kindern. In

Deutschland gibt es fast 50.000 Kinder

und Jugendliche, die unheilbar

krank sind und deshalb in absehbarer

Zeit sterben werden. Nur – bis dieser

schreckliche Tag gekommen ist,

wollen sie leben. Und wie!

„Weil die Kinderhospizarbeit von

unserer Gesellschaft gerne übersehen

wird – es ist ja auch ein schwieriges

Thema – brauchten wir einen Paukenschlag,

der aufrüttelt und Mut zum

Hinschauen macht“, berichtet Sabine

Kraft. Die Geschäftsführerin des Bundesverbands

Kinderhospiz (BVKH)

wollte die Gesellschaft aber nicht auf

bedrückende Schicksale aufmerksam

machen, sondern auf die vielen

wunderbaren Hilfsangebote, die es

in Deutschland für betroffene Familien

gibt. „Wir sind ein Dachverband

mit ungemein starken Mitgliedseinrichtungen,

die unschätzbare Arbeit

leisten“, so Kraft, „das wollten wir den

Menschen zeigen. Man braucht vor

Kinderhospizarbeit keine Hemmungen

zu haben. Man sollte sie feiern!“ Und

so kam es. Am 4. Juni 2018 legte Elke

Büdenbender, Ehefrau des Bundespräsidenten

Frank-Walter Steinmeier, als

Schirmherrin inmitten eines großen

Fests am Berliner Flughafen Tempelhof

VERSPROCHEN

ist versprochen

JULI

JUNI

AUGUST

SEPTEMBER

START/ZIEL:

BERLIN

OKTOBER


Botschafter & Projekte

22–23

eine engelsförmige Fackel in die Arme

der fünfjährigen Mila. Die Kleine legte

sehr stolz mit ihrem E-Rolli die ersten

Meter der deutschlandweiten Pilgerreise

zurück. 132 Tage und über 7000

Kilometer später durfte Mila die Fackel

in Berlin wieder in Empfang nehmen.

Das Wahrzeichen des Kinder-

Lebens-Laufs hatte bis zum Welthospiztag

am 13. Oktober nicht nur sämtliche

Bundesländer durchquert, sondern

war auch in allen Kinderhospizeinrichtungen

des Bundesverbands zu Gast

gewesen. Hunderte Hände hatten sie

als Zeichen der Solidarität Kilometer

für Kilometer durchs ganze Land getragen,

geradelt, gefahren, kutschiert,

geflogen – sogar schwimmend war

sie vorangekommen!

Wenn man beim Bundesverband

Kinderhospiz an den Sommer 2018

zurückdenkt, bekommen alle leuchtende

Augen. „Das war unser Sommermärchen“,

beschreibt Sabine Kraft die

unglaubliche Dynamik. Von überall

her flatterten Anfragen von Menschen

ein, die die Fackel auf ihrem

Weg begleiten wollten. Zwei Wanderinnen

trugen sie durch die Sommerhitze

Brandenburgs. Ein Planwagen

mit Pferdegespann zuckelte damit

durch die Pfalz. Eine Läufergruppe

rannte mit ihr über die Insel Usedom

bis nach Polen. Ein hochdekorierter

General überreichte sie feierlich an ein

Schnullerkind. Eine Mutter besuchte

damit die Krankenhausstation, in der

ihr Sohn verstorben war. Hunderte

berührender Szenen, wo immer man

hinschaute. Vom Radrennfahrer zur

Oldtimerfreundin, vom Ministerpräsidenten

zur Motorradcrew in Hasenkostümen.

Bürgermeister hielten die

Fackel, Schifffahrtskapitäne, Soldaten,

Skilehrinnen, Feuerwehrleute,

Kindergartenkinder, Polizisten, Eishockeyspielerinnen,

Sänger, Moderatorinnen,

ein Brautpaar und natürlich

viele, viele Familien, Kinder und Mitarbeitende

der Kinderhospizeinrichtungen.

„Es war überwältigend, was

jede Station zur Ankunft der Fackel

auf die Beine stellte“, erinnert sich

Sabine Kraft. Da gab es ganze Volksfeste,

aber auch Raum für persönliche

und tiefgehende Begegnungen, und

alle, die unter dem Zeichen der Engelsfackel

dabei waren, blieben buchstäblich

bewegt zurück. Im ganzen Land

ermöglichte der Kinder-Lebens-Lauf

den unbeschwerten, unverkrampften

Austausch zwischen kranken und

gesunden Menschen.

„Ein ganz besonders schöner Effekt

war auch, dass unsere Mitgliedseinrichtungen

viel mehr Kontakt untereinander

hatten und das Netzwerk

dadurch noch enger zusammengewachsen

ist!“, sagt Sabine

Kraft. Die hohe Aufmerksamkeit

durch Presse und Medien,

die vielen Neugierigen,

die an den Laufveranstaltungen

vor Ort teilnahmen,

führten für

alle Kinderhospize,

die dabei waren,

zu mehr Unterstützung

– und zu einem

höheren Spendenaufkommen.

„Da

muss man ehrlich sein“,

Rasul wird

Starterkind 2022!

Mila eröffnete

den Lauf 2018

bekennt Sabine Kraft. „Eine solche

Kampagne kostet Geld. Kinderhospizarbeit

kostet Geld. Nicht alles, was

betroffene Familien an Hilfe und Leistungen

benötigen, wird von den Krankenkassen

bezahlt. Der Bundesverband

Kinderhospiz ist genau wie seine

Mitgliedseinrichtungen auf Spenden

angewiesen. Nur durch ganz viel wunderbare

Unterstützung konnten wir

eine Kampagne in dieser Dimension

durchführen!“

So begeistert waren die Teilnehmenden

beim Kinder-Lebens-Lauf, dass

eine Frage ganz schnell laut wurde:

„Schon während wir unterwegs

waren, haben sich die Menschen

nach einer Wiederholung erkundigt“,

erzählt Projektleiter Per

Toussaint, der selbst viele Kilometer

in dem kampagnenbegleitenden

Kinder-Lebens-Lauf-Bus zurücklegte.

Ob es gelingen würde, ein weiteres

Mal durch ganz Deutschland zu laufen?

Bei der Abschlussfeier, die mit

Hunderten betroffener Familien

am Welthospiztag im Europa-Park

Rust begangen wurde, gab Sabine

Kraft der kleinen Fackelträgerin

Mila dieses Versprechen. Milas

Wunsch lautete nämlich: „Die

Fackel soll weitergehen“. „Natürlich

stehe ich zu meinem Wort“,

schmunzelt Sabine Kraft,


Kinder-Lebens-Lauf

INFO

Start/Ziel: 7. April 2022 in Berlin / 8. Oktober 2022 in Berlin

Streckenführung: „gegen den Uhrzeigersinn “ durch Deutschland

Planung und Veranstaltung: Bundesverband Kinderhospiz

Die Teilnehmenden sind eingeladen, am Startevent teilzunehmen und ihre

Einrichtung in einer einzigartigen Ausstellung zum Kinder-Lebens-Lauf

zu präsentieren. Diese wird medienwirksam im Rahmen der prominent

besetzten Eröffnungsveranstaltung in Berlin vorgestellt.

Der BVKH stellt Materialien zum Kinder-Lebens-Lauf wie

Flyer, Luftballons, Magazine und Shirts für die teilnehmenden

Läuferinnen und Läufer zur Verfügung.

(Teilnehmende Organisationen sind verpflichtet, diese zu

verwenden. Die Materialien dürfen nur in Absprache mit

dem Bundesverband Kinderhospiz abgeändert werden.)

Ausstattungspaket für Teilnehmende:

(wird vom Bundesverband Kinderhospiz zugesandt)

Die neue

Fackel 2022!

→ 100 Flyer → 20 Magazine Kinder-Lebens-Lauf

→ 100 Luftballons → 20 Shirts in wählbarer Größensortierung

Der BVKH begleitet den gesamten Kinder-Lebens-Lauf und stellt bei

jeder Fackelübergabe vor Ort Banner mit dem Kinder-Lebens-Lauf-Logo

zur Verfügung. Eine kleine Ansprache, in der die Kampagne erklärt und

die Arbeit der Einrichtung vor Ort gewürdigt wird, ist nach Absprache

möglich. Gerne laden wir die regionale Presse zu Ihrer Veranstaltung ein.

Die Kampagne „Kinder-Lebens-Lauf“ finanziert sich rein aus Spenden. Der

BVKH arbeitet dabei mit bundesweit agierenden Sponsoren und Sponsorinnen

zusammen. Der Bundesverband Kinderhospiz e. V. wirbt vor

Ort keine Spenden ein, wenn Sie sich am Kinder-Lebens-Lauf beteiligen.

TEILNAHMEBEDINGUNGEN:

Mitglieder im Bundesverband Kinderhospiz: gratis

Nichtmitglieder:

→ stationäre Einrichtungen 650 Euro (beinhaltet Teilnahme Startevent, vergrößertes

Materialpaket abgestimmt auf Veranstaltungsgröße sowie Aufenthalt

der Fackel für einen Tag zur Nutzung für Eigenveranstaltung)

→ ambulante Kinderhospizdienste 300 Euro (beinhaltet Teilnahme

Startevent, Materialpaket, Station beim Kinder-Lebens-

Lauf mit mindestens zwei Stunden Verweildauer der Fackel)

„versprochen ist versprochen!“

Eigentlich sollte 2020 das Jahr sein,

in dem wieder für die Kinderhospizarbeit

gelaufen werden würde – doch

dann kam Corona und stellte die Welt

auf den Kopf. „Gleich zweimal

mussten wir den Lauf verschieben“,

sagt Per Toussaint, setzt

aber nach: „Umso großartiger

wird es, wenn wir 2022 das

nächste Mal starten!“

„Wir alle fühlen uns wie die

Rennläufer, die im Startblock

stehen und auf das Signal

warten“, sagt Sabine Kraft,

die ganz besonders dankbar

dafür ist, dass die vielen Unterstützenden

und SponsorInnen

des Laufs ihre Hilfe ohne Zögern

auch für den neuen Termin 2022

zugesagt haben. „Ich kann mir

vorstellen, dass wir nach der

Pandemie sogar noch eine größere

gesellschaftliche Bereitschaft

erleben, das Leben zu

feiern“, hofft Kraft, „denn jetzt

können die Menschen noch besser

verstehen, was es bedeutet, mit permanenter

Angst und in tödlicher Gefahr

leben zu müssen.“ Das Sehnen nach

Unbeschwertheit, Gemeinschaft und

Zusammenhalt – der Kinder-Lebens-

Lauf bietet diese Glücksmomente in

der Langstreckenversion. Sabine Kraft

lacht: „Sind Sie bereit für das nächste

Sommermärchen?“


Botschafter & Projekte

24–25

Einfach spitze!

Den zweiten bundesweiten Kinder-Lebens-Lauf

unterstützt die PORSCHE AG als Spitzensponsor.

Wir haben mit Dr. Sebastian Rudolph (Leiter Öffentlichkeitsarbeit,

Presse, Nachhaltigkeit und Politik)

über diese wirkungsvolle Zusammenarbeit gesprochen

Mit der Marke Porsche assoziieren

die meisten Menschen PS-starke

Geschwindigkeit. Wieso passt der

gemeinsame (und meist ziemlich

langsam zurückgelegte) Weg beim

Kinder-Lebens-Lauf trotzdem so

gut zu Ihrem Unternehmen?

Stimmt, Sportlichkeit spielt in unserer

Unternehmensgeschichte eine

große Rolle. Die große Kunst ist es,

bei allem Tempo immer die Bodenhaftung

zu behalten. Wir haben uns

immer den Blick über die Werksgrenzen

hinaus bewahrt und unterstützen

dort, wo unsere Hilfe benötigt wird.

Der Kinder-Lebens-Lauf ist uns eine

Herzensangelegenheit.

Warum ist soziales Engagement

für Porsche wichtig?

Weil es unseren Werten entspricht. Und

der Haltung unseres Gründers. Porsche

ist geprägt von einer äußerst sozialen

Unternehmenskultur und familiären

Atmosphäre. Wir achten aufeinander

und halten zusammen. Diesen Spirit

möchten wir über unser soziales Engagement

auch in die Gesellschaft tragen.

Es geht darum, Brücken für die Gesellschaft

zu bauen und Menschen neue

Perspektiven zu ermöglichen.

Nach welchen Kriterien

entscheiden Sie, welche

Themen unterstützt werden?

Wir konzentrieren uns auf unsere

Hauptstandorte in den Regionen

Stuttgart und Leipzig. Besonders

wichtig ist uns bei der Wahl der Projekte,

dass sie einen nachhaltigen

Charakter haben. In Stuttgart haben mögliche Berührungsängste zu nehmen.

Damit die Menschen verstehen,

wir beispielsweise den Bau des Kinderhospizes

maßgeblich unterstützt. dass es in der Kinderhospizarbeit ja

Durch den regelmäßigen Austausch vor allem um das Leben geht – insbesondere

um eine verbesserte Lebens-

mit den Verantwortlichen sehen wir

die Notwendigkeit, der Kinderhospizarbeit

starkes Gehör zu verschaffen. einer ungemein herausfordernden

qualität der betroffenen Familien in

Der Kinder-Lebens-Lauf bietet dazu Lebenssituation.

eine großartige Möglichkeit.

Wie nimmt Porsche, abgesehen

Es gibt nicht viele Unternehmen, von der buchstäblich tragenden

die sich an ein so sensibles

Rolle beim Start, am Kinder-

Thema wagen. Wie binden Sie Lebens-Lauf teil?

bei Porsche die Mitarbeitenden Wir werden natürlich umfassend

im sozialen Engagement ein? in unseren internen Medien darüber

berichten. Und selbstverständ-

Wir kommunizieren viel und transparent

über unsere Förderprojekte. lich werden wir die Kolleginnen und

Und wir spüren dabei einen großen Kollegen auch motivieren, am Kinder-Lebens-Lauf

teilzunehmen. Bei

Rückhalt und erhalten viel Zuspruch.

Dadurch wissen wir, dass die Kinderhospizarbeit

in unserer Belegschaft Zuffenhausen zum Beispiel hatten

unserem eigenen 6-Stunden-Lauf in

eine hohe Wertschätzung erfährt. wir jedes Jahr mehrere tausend Porscheanerinnen

und Porscheaner, die

Porsche wird beim Startevent am für einen guten Zweck ihre Runden

7. April in Berlin die engelsförmige gedreht haben.

Fackel präsentieren, die auch

Ihren Markennamen über 7000 Auf was freuen Sie sich ganz

Kilometer weit tragen wird.

persönlich am meisten?

Was bedeutet das für Sie?

Ich freue mich darauf, eine Etappe

Wir wollen einen Teil dazu beitragen,

dass die Kinderhospizarbeit zweite Kinder-Lebens-Lauf dabei

begleiten zu dürfen. Wenn dieser

möglichst viel Aufmerksamkeit

erhält und der tiefere

zu stärken, wäre das groß-

hilft, die Kinderhospizarbeit

Sinn noch besser erkennbar

wird. Sie haben es

mehr Familien von dieartig.

Dann würden noch

selbst gesagt: Die Kinderhospizarbeit

ist ein

sich auf das Wesentliche

ser Arbeit profitieren und

sensibles Thema. Umso

konzentrieren können:

Dr. Sebastian

wichtiger ist es, durch kontinuierliche

Aufklärungsarbeit

zu

Wertvolle Zeit miteinander

Rudolph

verbringen.


Partner auch auf der Langstrecke

Die NÜRNBERGER VERSICHERUNG plant eine besondere Begleitung des Kinder-Lebens-Laufs

Das Leben hat nicht nur sonnige Seiten.

Menschen in dunklen Phasen zu unterstützen,

gehört zum Geschäftsmodell einer

Versicherung. Doch die NÜRNBERGER

Versicherung hat daraus noch mehr abgeleitet:

eine Partnerschaft mit dem Bundesverband

Kinderhospiz, mit der sich das

Unternehmen starkmacht für Familien,

die ein lebensverkürzend erkranktes Kind

haben. „Wir möchten Menschen begleiten

und an ihrer Seite sein“, sagt Dr. Martin Seibold,

der als Vorstandsmitglied der NÜRN-

BERGER Versicherung die Patenschaft für

das Engagement übernommen hat.

Tatsächlich geht der Einsatz weit über

„Sponsoring“ hinaus. Diese Partnerschaft

hat einen festen Platz auf der Webseite

des Unternehmens und den Mitarbeitenden

wurde die Kinderhospizarbeit eigens

in einem Vortrag vorgestellt. „Das

Thema geht uns allen nahe. Aber

alle waren von den einfühlsamen

wie bewegenden Schilderungen

Per Toussaints

und vom Ansatz ‚Das Leben

feiern‘ begeistert“, berichtet

Seibold. Sofort wollte die

Belegschaft helfen – mit einem

Dr. Martin Seibold

„Wunschbaum“ in der Firmenzentrale, der

Herzenswünsche von Geschwistern kranker

Kinder trägt. Die Spiel- und Sportsachen,

Schultaschen und technischen Geräte werden

von den Mitarbeitenden besorgt und

gesammelt an den Bundesverband

gesendet, der sie dann weiterleitet.

Das Unternehmen

unterstützt darüber hinaus

mit Sach- und Geldspenden,

Social-Media-Aktionen oder

eben mit der Planung einer

spektakulären Station beim

Kinder-Lebens-Lauf 2022.

Profis in Sachen Solidarität

Auch beim zweiten Kinder-Lebens-Lauf ist die D E U T S C H E

FERNSEHLOTTERIE als Premiumsponsor dabei

Seit mehr als 60 Jahren ist die Deutsche Fernsehlotterie auf Solidarität

spezialisiert – die traditionsreichste Soziallotterie Deutschlands

hat sich zum Ziel gesetzt, das Miteinander in Deutschland zu stärken.

„Die Gewissheit, dass man mit seinen Nöten nicht allein ist und andere

für einen da sind, ist für unsere Gesellschaft von unschätzbarem Wert“,

sagt Christian Kipper, Geschäftsführer der Deutschen Fernsehlotterie/

Stiftung Deutsches Hilfswerk. „Wir motivieren Menschen und ermöglichen

es ihnen, anderen Menschen zu helfen, um so das Gemeinwesen in

unserem Land zu festigen.“

Deshalb ist es für die Deutsche Fernsehlotterie auch beim zweiten

Kinder-Lebens-Lauf 2022 keine Frage, die Kampagne wieder als Premiumsponsor

zu unterstützen. Schon 2018 hatte das Hamburger Unternehmen

die bundesweite Pilgerreise begleitet und begeistert verfolgt, wie die Fackel

den weiten Weg durch ganz Deutschland zurücklegte.

Dank der Mitspielerinnen und Mitspieler konnte die Deutsche Fernsehlotterie

seit 1956 mehr als 9300 Projekte mit über 2 Milliarden Euro fördern und so

hilfsbedürftigen Menschen ein besseres Leben ermöglichen. In den letzten

Jahren flossen rund 5,2 Millionen Euro in Hospize für Kinder und Jugendliche,

darunter der Bau des ersten stationären Kinderhospizes in Brandenburg, das

außerdem eine deutschlandweit einzigartige ambulant betreute Wohngruppe

für schwerkranke Kinder bietet.

„Wenn dem Leben Zeit genommen wird, ist es von besonderer

Bedeutung, die bleibende Zeit mit Liebe und Leben

zu füllen. Die Menschen in der Kinderhospizarbeit

leisten dabei Außergewöhnliches und bieten Geborgenheit

und ein liebevolles Umfeld“, so Christian

Kipper. „Den Kinder-Lebens-Lauf unterstützen wir

sehr gerne, weil er auf ganz leichte Art auf das sensible

Thema und auf das wichtige Hilfsnetzwerk aufmerksam

macht, das es in Deutschland für betroffene

Christian Kipper

Familien gibt.“


Botschafter & Projekte

26–27

„Wir werden die Ankunft der Fackel an

unserem Business Tower in Nürnberg

inszenieren“, verrät Seibold, „und sie

danach innerhalb von drei Tagen zu einer

Kinderhospizeinrichtung bei Würzburg

tragen!“ Gemeinsam mit Fußball-, Handball-

und Eishockey-Profis wird die Fackel

fortbewegt – samt prominent besetztem

Presse-Event beim Zwischenstopp

im malerischen Herzogenaurach. Zu Fuß

und auf dem Fahrrad, ein ganzes Wochenende

hält die NÜRNBERGER Versicherung

die Fackel in Bewegung, wahrhaftig: eine

Begleitung der besonderen Art!

Voller Vorfreude gemeinsam in den Startlöchern

Im Familienunternehmen ORTHOMOL hat soziales Engagement einen hohen Stellenwert

Ein schöner Zufall und große Musikleidenschaft

waren es, die die Firma Orthomol

und den Bundesverband Kinderhospiz

zusammenbrachten. Über den

Kontakt zu der deutschen Band PUR,

deren Sänger Hartmut Engler der Kinderhospizarbeit

sehr verbunden ist, hörte

das Familienunternehmen aus Langenfeld

erstmals von der Arbeit für unheilbar

erkrankte Kinder und Jugendliche.

„Uns war schnell klar, dass wir uns hier

engagieren möchten. Wir unterstützen

die Kinderhospizarbeit mit Überzeugung

und möchten auch einen Beitrag dazu

leisten, dass sie zu einem öffentlichen

Thema wird“, sagt Geschäftsführer Nils

Glagau, der das Familienunternehmen

seit 2009 führt.

Orthomol steht mit Mikronährstoff-Kombinationen

für die Unterstützung eines guten

und gesunden Lebens. Soziales Engagement

war stets eines der Merkmale, das der

Inhaberfamilie und den Mitarbeitenden

seit 30 Jahren sehr am Herzen liegt.

„Wir fördern soziale Projekte,

die zu uns passen. Kinder

waren dabei schon immer im

Fokus“, so Glagau. Seine rund

470 Mitarbeitenden leben die

Werte des Unternehmens mit

einmal ausgerückt, um helfend mit anzupacken,

Wände zu streichen – oder, wie im

Falle des Bundesverbands Kinderhospiz, in

die Sportschuhe zu steigen.

Orthomol unterstützt als Premiumsponsor

den Kinder-Lebens-Lauf

2022, und das ganze Unternehmen

freut sich schon auf die

gemeinsamen Kilometer.

„Wir werden eine Station

des Kinder-Lebens-Laufs

sein und die Fackel und ihre

und stehen mit voller Überzeugung

hinter den unterstützten Projekten.

Nils Glagau Trägerinnen und Träger gebührend

empfangen“, freut sich Nils

Die sympathische Firma hat dafür

ein eigenes Projektteam, nämlich „Orthomol

mit Herz“ gegründet, das sich um das

Thema Charity kümmert. Da wird schon

Glagau. Auf seine sportliche Orthomol-

Familie kann er sich verlassen – so können

sich einige Mitarbeitenden vorstellen, den

Lauf selbst ein ganzes Stück zu begleiten.


GABRIELA HAME-FISCHER

und VOLKER KARG

Für den Bundesverband Kinderhospiz wurde der Kontakt zum Marketingverband

Deutscher Apotheker e. V. (MVDA) mit seinen rund

1200 Mitgliedern gleich zum mehrfachen Glücksfall. Auf Impuls von

Präsidentin Gabriela Hame-Fischer informierte

der Vorstand der LINDA AG Ende 2020 alle Vereinsmitglieder

und LINDA-Apotheken über die Arbeit

des Bundesverbands Kinderhospiz und verwies

auf die eigens initiierte Spendenaktion „Schenke

Momente des Glücks“. Doch damit nicht genug:

Als die Apothekerinnen und Apotheker erfuhren,

welch schwierige Bedingungen die Corona-Pandemie

für die Arbeit in Kinderhospizeinrichtungen

bedeutete, riefen sie eine eigene Spendenaktion

ins Leben. „Für uns war es wichtig, in dieser

seltsamen Corona-Zeit ein Zeichen für mehr Solidarität

und Menschlichkeit zu setzen. Wir wollten die Versorgung

der Bevölkerung mit FFP2-Schutzmasken nutzen, um gemeinschaftlich

etwas zu bewegen“, erklärt Gabriela Hame-Fischer, ebenfalls

Mitglied im Aufsichtsrat der

LINDA AG. Unter dem Motto „Schützen.

Spenden. Helfen“ spendeten

die Apothekeninhabenden für jede

FFP2-Maske, die über Coupons ausgegeben

wurde, an den Bundesverband

Kinderhospiz. In nur drei

Monaten kam so die unglaubliche

Summe von 74.211 Euro zusammen,

die Gabriela Hame-Fischer und Vorstandssprecher

Volker Karg an den Bundesverband Kinderhospiz

übergaben. Zusätzlich wurden auch noch 100.000 medizinische

OP-Masken zur Verfügung gestellt, die an die Kinderhospize in

ganz Deutschland verteilt werden konnten.

Damit endete die Glückssträhne aber noch nicht – denn

Gabriela Hame-Fischer und Volker Karg möchten sich

zudem noch auf persönlicher Ebene für schwerstkranke

Kinder und ihre Familien einsetzen. Beide sind Botschafter

für Kinderhospizarbeit geworden und setzen seither alles

daran, dieser Rolle gerecht zu werden. „Als Pharmazeutin

trifft es mich hart, dass es auch heute noch nicht wenige Gabriela

Krankheiten gibt, die als ‚unheilbar‘ gelten“, bekennt Gabriela Hame-Fischer

Hame-Fischer. „Es tut weh zu wissen, wie viele Kinder trotz

aller Möglichkeiten der modernen Medizin keine Chance haben,

erwachsen zu werden. Umso wichtiger ist es mir, mich als Botschafterin

für sie starkzumachen!“ Auch Volker Karg versteht

die neue Aufgabe als Handlungsauftrag: „Mich bewegt als

dreifacher Familienvater der Gedanke an sterbenskranke

Kinder sehr. Daher setze ich mich als Botschafter der Kinderhospizarbeit

dafür ein, dass betroffene Kinder und

Familien bestmöglich unterstützt und nicht ihrem Schicksal

überlassen werden. Wenn die in Deutschland bekannteste

Apothekenkooperation LINDA zudem einen Beitrag Volker Karg

leisten kann, dass die wertvolle

Arbeit des Bundesverbandes in der

Öffentlichkeit besser wahrgenommen

wird, dann werden wir unsere

Kräfte dafür einsetzen.“ AB

MEHR

ÖFF

in alle

Gabriela Hame-Fischer,

Volker Karg und

Oliver Windholz sind

neue Botschafter für

den Bundesverband

Kinderhospiz.

Wir stellen sie vor

M

anche öffnen ihre Filialen,

andere ihr Adressbuch.

Auch in der Kinderhospizarbeit

kann nur dann „am

großen Rad“ gedreht werden, wenn

Menschen, die über tolle Möglichkeiten

oder Kontakte verfügen, Rückenwind

geben. Denn die Einrichtungen,

Vereine und Verbände arbeiten zum

großen Teil auf Spendenbasis und da

ist es schwierig, finanzielle Mittel zu

nutzen, um die Bevölkerung zu erreichen

– auch wenn das deutlich effektiver

wäre. Am Beispiel unserer Botschafterinnen

und Botschafter sieht

man, welch entscheidenden Beitrag

gute strukturelle Vernetzung dabei

leisten kann.


Botschafter & Projekte

28–29

NUNG

Richtungen

OLIVER WINDHOLZ

Er ist ein Mann, der weiß, wie „Machen“ funktioniert. Lange hat

Oliver Windholz große Unternehmen geleitet, unter anderem

die Phoenix Group, einen der führenden Gesundheitsdienstleister

Europas, heute ist er selbstständiger Unternehmensberater.

Zwischen all den Big Players, von denen man in Vorstandsetagen

so umgeben ist, hat er sich eine außergewöhnliche Menschenfreundlichkeit

bewahrt. Er hat Interesse an anderen, auch

Schwächeren. Ganz von selbst begann er 2017, sich für die Kinderhospizarbeit

einzusetzen. Mit seiner Frau unterstützte er

das Kinderhospiz Stuttgart, und als er eine Anzeige des Bundesverbands

Kinderhospiz sah, meldete er sich für einen der wichtigen

Botschafter-Posten. „Ich hatte erst ein tolles Gespräch mit

Per Toussaint. Dann das Treffen mit Sabine Kraft – ein Highlight!

Tja, was soll ich sagen: Es war die Initialzündung, sofort loslegen

zu wollen“, erzählt er. Seither gibt es kaum einen Anlass, zu

dem Oliver Windholz nicht einen Beitrag leistet. Seine so vollen

wie wertvollen Adressbücher öffnet der Manager bereitwillig,

um die Vernetzung voranzutreiben, die für soziale Initiativen so

wichtig ist. Und das tut er nicht im Windschatten eines Unternehmens,

sondern ganz persönlich.

Und er bekommt auch etwas zurück, zum Beispiel beim Botschafter-Treffen

mit Betroffenen. „Die positive Lebenseinstellung

der Kinder und Familien hat mich beeindruckt. Jeder Tag

ist ein gewonnener Tag! Diesen Kindern eine Freude machen

zu können, ist eine Herzensangelegenheit.“ Oliver Windholz

ist sich bewusst, dass er für die Kinderhospizarbeit eine Person

mit wichtiger Position und Funktion ist. Lachend dreht

er den Spieß um: „Ich initiiere das privat! Jeder kann seinen

Beitrag leisten. Jeder kann kleine Zeichen setzen, die in der

Summe eine große und nachhaltige Wirkung haben.“ Unternehmerinnen

und Unternehmer komme dabei aus seiner Sicht

aber schon besondere Verantwortung zu, ihre Kenntnisse

und das Netzwerk im Sinne einer guten Sache zu nutzen.

„Hier kann man schneller Tempo machen und auch ein

größeres Rad drehen.“ Das tut er daher, wann immer

er kann. Und auch auf sportlicher Ebene ist er stets für

eine Herausforderung zu haben. Sein nächstes Ziel: der

Kinder-Lebens-Lauf 2022. „Man kann mit jeder Aktivität

nur gewinnen. Ausreden, Bequemlichkeit oder Dinge auf

Oliver Windholz

morgen zu verschieben, war noch nie mein Thema.“ CM


Instagram,

Morphium

& Gin Tonic

Generationswechsel und Digitalisierung

in der Hospizarbeit VON DADA PENG

A

ls ich vor 21 Jahren zum ersten

Mal ein Hospiz betrat,

da wurde ich mit offenen

Armen und großen Augen empfangen.

Als junger Mann war ich ein echter

Exot in der Hospizarbeit. Drei Jahre

lang war ich daraufhin „Ehrenamtler“

und wurde in dieser Zeit zum Sterbebegleiter

ausgebildet.

Die Hospizbewegung ist aus einer

Bürgerbewegung entstanden, die seinerzeit

revolutionär war. Das Sterben

in die Gesellschaft zu integrieren,

war nicht selbstverständlich.

Viele Hospize, die in Wohngegenden

geschaffen wurden, hatten und

haben zum Teil heute noch mit den

Befürchtungen der Anwohnerschaft

zu kämpfen. Menschen möchten nicht

tagtäglich an die eigene Endlichkeit

erinnert werden. Ein vorbeifahrender

Leichenwagen kann da schon zum

ungewollten Anblick werden.

Gegen alle Widerstände eine lebendige

und vielfältige Hospizlandschaft

aufgebaut zu haben, das ist ein großer

Verdienst all jener, die von Stunde

null an dabei waren. Bis heute ist das

Thema Tod und Sterben nicht in der

Mitte der Gesellschaft angekommen.

Aber ein Großteil der Menschen weiß

zumindest, was ein Hospiz ist, und

über die Jahre hinweg konnte Tausenden

dort ein würdevolles Sterben

geschenkt werden. Dass dies überhaupt

möglich ist, verdanken wir

der Palliativmedizin. Zum einen die

Erkenntnis, dass nicht jedes Leben

beliebig verlängert werden kann und

zum anderen die Möglichkeit, die

letzte Lebensphase meistens schmerzfrei

zu erleben. Dies wiederum eröffnet

komplett neue Möglichkeiten. Wir

können tatsächlich Einfluss auf die

Art des Sterbens nehmen. WOW!

Das muss man sich mal überlegen:

Wahrscheinlich sind wir die

Ersten in der Geschichte der Menschheit,

die in der Lage sind, ihr Sterben

zu gestalten. Was natürlich auch daran

liegt, dass wir in Frieden und Freiheit

in einem der reichsten Länder dieser

Erde leben und medizinische und technische

Mittel haben, die nie zuvor zur

Verfügung standen. Das bietet ganz

neue Möglichkeiten, birgt aber auch

eine Verpflichtung all jenen gegenüber,

die diesen Luxus nicht haben.

Wir können das Sterben erforschen,

unsere Freiheiten nutzen, um

den Sterbeprozess zu revolutionieren.

Das Sterben so erleben – in seiner

reinsten Form – wie es zuvor noch

niemand konnte. Und jetzt?


Botschafter & Projekte

30–31

Schaffen wir das? Wollen wir das?

Veränderungen machen vielen Menschen

Angst. Und in der Hospizbewegung

arbeiten und engagieren

sich: Menschen. Die meisten haben

einen medizinischen oder sozialen

Hintergrund. Nur selten finden

wir Mitarbeitende aus dem Bereich

Eventmanagement, Presse- und

Öffentlichkeitsarbeit; ganz zu schweigen

von Social Media. Verständlicherweise

wurde der Fokus lange in erster

Linie auf die Versorgung der Sterbenden

gelegt. Die Zeit

scheint für sie in Dada Peng

vielen Hospizen oft

stillzustehen. Und

scheint auch das Interesse

an allem, was

da draußen noch so

passiert, zu schwinden,

so dreht sich die

Welt doch weiter!

Noch nie gab es so viele gesellschaftliche

Veränderungen in so kurzer Folge

wie heute.

Unsere Lebensrealität hat sich

in den letzten 20 Jahren enorm verändert.

Vor allem die Digitalisierung

und die Globalisierung haben

dazu beigetragen. Junge Menschen

leben online und offline, 50-Jährige

sind heute noch genauso aktiv wie

mit 30. Das bedeutet auch, dass sich

die Angebote der Hospizbewegung

verändern müssen. Wenn ich mir

die bestehenden Angebote in vielen

Bereichen anschaue, so ähneln sie in

großem Ausmaß jenen von vor 20 Jahren.

Es gibt Hospize, die keine Website

haben. Newsletter werden per

Post verschickt. Junge Menschen

versucht man, mit Flyern zur

Mitarbeit zu motivieren. Dass

das so nicht mehr funktionieren

kann, sieht man, sobald man sich

die Altersstruktur von Ehrenamtlichen

anschaut. Noch immer ist ein

Ehrenamt in erster Linie für ältere

Menschen attraktiv. Und wenn sich

mal ein junger Mensch engagiert,

dann ist er doch an die bestehenden

Strukturen gebunden. Wir brauchen

nicht unbedingt junge Menschen in

der Hospizarbeit. Was wir brauchen

sind Menschen, die jung, innovativ

und neu denken. Dann ist es völlig

egal, ob sie 14 oder 75 sind.

Die Situation von Jugendlichen

in Hospizen ist eine weitere Herausforderung.

Sie fallen durchs Raster.

Viele Angebote von Kinderhospizen

empfinden sie als zu kindlich

und die Angebote normaler Hospize

sind auf ältere Menschen

zugeschnitten.

Mir wurde oft von

Jugendlichen erzählt,

denen Hospizdienste

gerne eine Sterbebegleitung

zur Seite

gestellt hätten. Fast

immer scheiterte es

daran, dass sich der

oder die Jugendliche eine jüngere Person

gewünscht hätte und diese einfach

nicht zu finden war. Die Sorgen

und Nöte von Jugendlichen sind sehr

speziell. Vielleicht möchte jemand

einfach noch zum ersten Mal Sex

haben, bevor er stirbt, oder eine letzte

große Abschiedsparty feiern? Auch so

etwas müssen wir mitgehen!

Hospiz oder nicht Hospiz?

Menschen möchten zu Hause sterben.

Die Angehörigen wollen diesen

Wunsch erfüllen. In vielen Fällen

ist das aber einfach nicht machbar.

Manchmal zieht sich die Sterbephase

über Monate hin. In der Wohnung wird

für die Betreuung ein geeigneter

Platz benötigt und das Familienleben

läuft weiter. Der Gang in

ein Hospiz ist für viele Patientinnen

und Patienten, aber auch

für die Angehörigen eine enorme Entlastung.

Zu wissen, dass der geliebte

Mensch rund um die Uhr medizinisch

gut versorgt ist, kommt allen Beteiligten

zugute. Was er oder sie darüber hinaus

braucht, sind warmherzige,


32 Botschafter & Projekte

offene und flexible Menschen, die den

individuellen Weg mitgehen. Diese Einsicht

ist für eine gute Sterbebegleitung

extrem wichtig. Denn ein sterbender

Mensch kann anders leben als ein

Mensch, der auf eine Genesung hofft.

Im Endeffekt gibt es dem oder der Sterbenden

auch eine große Freiheit. Man

kann alles essen, was man mag, rauchen

so viel man will, trinken, sogar

kiffen. Was immer den Sterbenden in

dem Moment guttut, ist okay.

Einen sterbenden Menschen zu

begleiten, bedeutet in erster Linie da

zu sein, zuzuhören und sich selbst

zurückzunehmen. Das ist jetzt die

Show der Sterbenden. Sie stehen

voll und ganz im Mittelpunkt, denn

dieses Erleben ist einmalig. Jeder

Mensch kann begleiten. Viele haben

Angst, dabei etwas falsch zu machen.

Zu sterben bedeutet aber, zu leben.

Es ist eine Lebensphase, in der man

lachen, weinen und auch mal streiten

darf. Und so müssen wir uns neu

ausrichten und auf die Bedürfnisse

der nächsten Generation anpassen.

Sterbebegleitung muss die Sterbenden

emanzipieren und ihrer bisherigen

Lebensrealität entsprechen. Die Angebote

müssen vielfältiger werden. Der

oder die Sterbende muss eine Wahl

haben! Eine Wahl, welche Angebote

er oder sie nutzen möchte und auch

die Möglichkeiten, seine Sterbebegleitung

selbst zu wählen. Wir können

diese Verantwortung nicht einfach

auf Ehrenamtliche „schieben“. Wenn

wir junge Menschen für die Hospizarbeit

begeistern wollen, müssen

auch die Konditionen und Arbeitsbedingungen

attraktiv werden. Kein

Mitte-30-jähriger Familienvater, der

voll im Arbeitsleben steht, hat Zeit,

sich für ein Ehrenamt zu verpflichten.

Warum gibt es Sterbebegleitung

nicht als Beruf? Das Ehrenamt

muss immer als Zusatz gesehen

werden. Es kann keine Profis

ersetzen. Und wie sieht es mit Weiterbildungen

aus? Warum schaffen wir

keinen TÜV oder ein Gütesiegel, das

einen gewissen, auch digitalen Standard,

voraussetzt?

Wir brauchen mehr Zulauf aus der

Mitte der Gesellschaft. Dazu müssen

wir die Menschen dort abholen, wo sie

tagtäglich unterwegs sind. Im Netz!

Die Lebensrealitäten ändern sich. Alles

ist im Wandel. Neulich wurde mir von

einem Patienten erzählt, der als

Hinterlassenschaft an seine

Tochter gerne noch ein professionelles

Video drehen wollte.

Das Ganze gestaltete sich sehr

schwierig, da die Hospizleitung,

aus Rücksicht auf die anderen

Bewohner, kein Kamerateam

ins Haus lassen wollte. Dazu

sei gesagt, er wollte in seinem

eigenen Zimmer drehen. Meine

Meinung dazu: Es gibt immer

Gründe, etwas nicht zu tun, es

gibt immer Bedenkenträger. Wir

brauchen Menschen, die Dinge möglich

machen. Wenn eine Sterbende

Schmetterlinge beobachten und bei

einem Glas Tee friedlich im Garten sitzen

mag, so ist es an uns, ihr das zu

ermöglichen. Und wenn ein Sterbender

unter Morphium mit einem Gin

Tonic in der Hand noch mal bei Instagram

live gehen möchte, in seinem

Zimmer ein Video drehen und der

Welt so „Lebewohl“ sagen mag, so

ist es ebenfalls an uns, ihm genau

das zu ermöglichen.

Lasst uns Vorreiter sein und diese

geschenkte Zeit am Lebensende

gemeinsam neugestalten. Lasst uns

nicht darüber diskutieren, ob es sich

schickt, ein Facebook-Profil zu erstellen.

Lasst uns eine Virtual-Reality-

Brille entwickeln, die es jedem und

jeder Sterbenden ermöglicht, während

des Sterbens den Ort vor sich zu haben,

den er oder sie sich wünscht.

Lasst uns gemeinsam das bereits

Erreichte feiern. Lasst uns für all jene,

die es nicht können, weil sie erschossen

werden, verhungern oder im Mittelmeer

ertrinken, das Sterben ganz

aktiv erleben! Lasst uns mutig neue

Wege gehen. So, wie es auch die Menschen

taten, die diese großartige Bewegung

vor Jahrzehnten gründeten. Auf

das Leben und auf das Sterben!

DADA PENG ist Aktivist, Singer-

Songwriter, Buchautor und Ideengeber

der Initiative „Superhelden fliegen vor“


GRÜNE BANDE

Botschafter & Projekte

33

JUNG, CLEVER und vor allem:

SICHTBAR

Beim Songwriting mit

Ela Querfeld und Robin Eichinger

Die gefürchtete Wild-Bunch-Bande

ist berühmt für ihre Überfälle

auf Eisen bahnen. Doch wir

müssen keine Zeitreise in den

Wilden Westen unternehmen,

um zu sehen, wie mächtig

Banden sein können

VON BIANCA NAWRATH

G

emeinsam Geschichte schreiben – das

wollen nämlich auch die Mitglieder der

Grünen Bande. Ihnen gelingt das sogar

auf legalem Weg. Die Grüne Bande ist ein Club für

schwerkranke Jugendliche und junge Erwachsene.

Auch gesunde Geschwister sowie Freundinnen und

Freunde sind herzlich eingeladen.

SINA

Gegründet wurde die Bande von Sina:

„Es hat mich gestört, dass immer die

Erziehungsberechtigten für uns

gesprochen haben und wir nicht

selbst unsere Meinungen und Wünsche

äußern konnten.“

Deshalb wandte sie sich 2016 an die

Geschäftsführerin des Bundesverbands

Kinderhospiz Sabine Kraft, die das Vorhaben unterstützte.

Und nicht nur die! Auch Sinas Schwester Amelie

hat eine wichtige Rolle gespielt, wie ihre Eltern erzählen:

„Amelie brachte die Perspektive der Geschwister

ein. Wir als Eltern wissen nur zu gut, auf wie viel speziell

die Geschwisterkinder verzichten und Rücksicht

nehmen müssen.“

Sogar die Pandemie hat das Wachstum der Bande nicht

stoppen können. Vielmehr beschreiben alle, noch enger

zusammengerückt zu sein. Dementsprechend notwendig

ist eine durchdachte Organisation. Die Bande

ist demokratisch strukturiert. Jährlich wird ein neuer

Anführer oder eine neue Anführerin gewählt.


CRISTINA

Aktuell hat Cristina aus Nordrhein-Westfalen

den Posten der Bandenchefin inne. Sie

möchte, dass die Bandenmitglieder ihre

Talente und Stärken mehr in den Vordergrund

stellen: „Viele haben negative Erfahrungen

gesammelt und deshalb Schwierigkeiten

mit dem Selbstbewusstsein.“

Außerdem soll die Bande mehr Sichtbarkeit bekommen, damit

noch mehr junge Menschen davon erfahren. Cristina setzt ein

klares Zeichen: Die Türen der Bande stehen offen!

Und das, obwohl die Bandenmitglieder im Alltag selbst so oft

vor verschlossenen Türen stehen. Oder vielleicht gerade deshalb.

Sie wissen, wie schlimm sich Ausgrenzung anfühlt, was

sie zu sensiblen und umsichtigen Menschen macht.

BIANCA

Ich selbst habe die Grüne Bande im Zuge eines

Schreibworkshops via Zoom kennengelernt und

war sofort verliebt. Die Mitglieder überraschten

mich mit ihren frechen Zungen, den scharfen

Gedanken und einer ausgeprägten Empathie.

Sie haben einen guten Humor, der es nicht nötig

hat, Dritte durch den Dreck zu ziehen. Zusammen

lachen, weinen und sich daran zu erinnern,

dass oft noch eine ganze Menge geht, wenn man

denkt, dass nichts mehr geht.

Diese jungen Menschen lassen sich nicht in Opfer-

Positionen drängen, wollen für mehr Barrierefreiheit,

Fairness und eine verbesserte Kommunikation

innerhalb unserer Gesellschaft

sorgen. Vor allem aber wollen sie

gemeinsam Spaß haben, sich füreinander

starkmachen, Solidarität beweisen.

Im Gegensatz zu vielen Erwachsenen

haben sie verstanden, dass nicht

Härte ein Beweis von Stärke ist, sondern die

Fähigkeit, zu Schwächen zu stehen. Dafür wurden

sie bereits mit Ehrungen wie Filippas Engel oder

der Nominierung für die „Goldene Bild der Frau“

ausgezeichnet. Am besten spricht die Grüne Bande

für sich selbst, aber eines will ich abschließend

noch sagen: Euch gebührt all mein Respekt und ich

freue mich auf weitere gemeinsame Schandtaten!

GRÜNE

BANDE

BUNDESVERBAND Kinderhospiz e.V.

WER DER GRÜNEN BANDE BEITRETEN WILL,

kann das kostenlos mithilfe eines Mitgliedsantrags

auf www.gruene-bande.de tun. Dort, bei Instagram

(gruenebande) oder Facebook (@diegruenebande)

findet ihr Infos über aktuelle Aktionen

LAURA-JANE

Koordinatorin ist Laura-Jane. „Bei uns

ist immer Bewegung drin“, sagt sie. Das

Motto der Bande „Wir wollen kein Mitleid“

steht über allem. Gerade stellen die Mitglieder

ihr zweites CD-Projekt auf die Beine. Laura-

Jane erzählt: „Gemeinsam haben wir in den letzten Monaten

neue, echt hammergute Songs zustande bekommen. Was mich

dabei am meisten berührt hat: Wir haben ein Mitglied, das

nur mittels Sprachcomputer kommunizieren kann. Trotzdem

wollte er singen und wir haben eine Lösung gefunden, dass

er seinen Platz in dem Werk findet. Wenn das nicht cool ist!“

Musikalische Vorerfahrung bringt die Bande schon mit. Gründerin

Sina kann für sich selbst klar zwei Lieblingsmomente

aus der Zeit mit den anderen festlegen und die haben beide

mit dem Entstehungsprozess ihres ersten Songs „Ich brauch

kein Mitleid“ zu tun: „Unseren Song beim Bandentreffen mit

Ela Querfeld und Robin Eichinger in Köln zu schreiben und

ihn später im Tonstudio in Karlsruhe aufzunehmen. Das hat

beides richtig viel Spaß gemacht!“

Laura-Jane nickt: „Am Ende schaut man zurück und ist selbst

ganz erstaunt, was man mit bloßem Willen alles schaffen

kann.“ Die meisten Grenzen sind nämlich keine natürlichen,

sondern von Menschen gemachte. Das ist auch etwas, das

Außenstehende von der Bande lernen können.

MARLON

Einer, der davon erzählen kann, ist Marlon.

Trotz seiner lebensverkürzenden Erkrankung

möchte er gern Medizin oder Psychologie

studieren. In diesem Jahr hat er sein Abitur

im Homeschooling gemacht und dabei von

den durch die Pandemie veränderten Strukturen

profitiert: „Ich konnte entspannt in meinem

Rhythmus lernen. Das war toll. Ich habe mein Abitur

mit 1,7 geschafft und bin sehr stolz darauf.“

Er beschreibt da eine Barrierefreiheit, die „durch die

Pandemie zwangsläufig entstanden ist“ und von der

er hofft, dass sie beibehalten und ausgebaut wird:

„Leider bleiben wir in der aktuellen Diskussion um

Barrierefreiheit überwiegend außen vor.“

UND VIELE MEHR …

Marlon bringt es auf den Punkt: „Auch

wenn die meisten von uns von dem

Merkmal Krankheit oder dem Dasein

als Angehörige betroffen sind, sind wir

keine homogene Menschengruppe! Es

ist äußerst schädlich, Menschen pauschal

Zuschreibungen zu machen, positive

wie negative.“ Laura-Jane ergänzt:

„Ja, wir haben unsere Schwächen, aber

die hat doch jeder, oder?“

BIANCA NAWRATH ist Schauspielerin

und Autorin und lebt in Berlin


GRÜNE BANDE

Botschafter & Projekte

34–35

YES,

she can!

Wie eine 15-Jährige der

Kinderhospizarbeit einen

großen Auftritt verschaffte

VON CATHRIN MUELL

M

utig, sachlich, geradlinig,

das sind drei

Eigenschaften, die

Nina ganz gut beschreiben. Ungewöhnlich

klar und erwachsen wirkt

die junge Frau im Interview. Dass das

damit zu tun haben könnte, dass sie

einen seit vielen Jahren schwerstkranken

Bruder hat, schließt sie nicht aus.

„Aber es ist auch ein bisschen mein

Charakter“, sagt sie und lächelt mild.

Mit diesen Skills wurde sie 2019

als erst 14-Jährige aus dem Stand zur

Chefin der Grünen Bande gewählt. „Da

sollte man ein kurzes Bewerbungsvideo

einreichen, das habe ich gemacht

und das war’s.“ Keine pathetischen

Worthülsen, keine Tränendrüse. Einfach

Nina. Was ihr danach

fast wie nebenbei noch

gelang: der Grünen Bande

deutschlandweite Öffentlichkeit

zu verschaffen.

Eine Nominierung für die

„Goldene Bild der Frau“, den

üppig dotierten LeserInnenpreis

der Zeitschrift „Bild der Frau“

– und zwar im Grunde ohne eigenes

Zutun!

„Ich kannte das gar nicht! Die

Redaktion hat Menschen gesucht, die

besondere soziale Projekte betreiben

und ist dabei auf mich und die Grüne

Bande gestoßen“, erzählt Nina. „Die

„Wenn Nina

etwas will,

dann kämpft

sie dafür“

Nina mit

Kai Pflaume im

Studio und

auf Plakaten

haben erst da gemerkt, dass sie vorher

noch nie das Thema Kinderhospizarbeit

in ihrer Sendung hatten! Echt

krass.“ Und so hat sie sich auch dieser

Sache angenommen und alle Herausforderungen

auf ihre Art absolviert:

sympathisch und gelassen.

Nein, Selbstüberhöhung ist nicht

ihr Ding. Als sie letztes Jahr von großen

Plakaten in ganz Deutschland

lächelte und vor einem Millionenpublikum

im Fernsehen auftrat, schien

sie das weder nervös zu machen, noch

zu nerven. „Ich war eigentlich nicht

aufgeregt. Es war eher interessant,

diese Erfahrung.“

Ihre Familie war zugegeben

ein bisschen aufgekratzter:

„Als die ersten Plakate hingen,

sind wir extra nach Bremen

gefahren“, erzählt Kristine

Lindtner, „da konnte ich

dann nicht anders, als euphorisch auf

diese riesige Leinwand zu zeigen und

laut zu rufen: ‚Das ist meine Tochter!

Das ist meine Tochter!‘“ Wieder lächelt

Nina nachsichtig. Sie fand das süß. Und

ein bisschen peinlich, klar.

Inzwischen ist sie 16, könnte sich

vorstellen, Zoologie zu studieren und

auch später ehrenamtlich aktiv zu

sein. Vielleicht sogar in die Politik zu

gehen. „Nina ist der Typ Obama. ‚Yes,

she can‘, das wäre genau ihr Schlagwort!“,

sagt Kristine Lindtner, die sich

über die Ambitionen ihrer Tochter

freut und liebevoll amüsiert. „Wenn

Nina etwas will, dann kämpft sie

dafür.“ So auch für den Award.

Im Sommer 2021 wurde zwar

bereits die neue Bandenchefin Cristina

gewählt, doch die Entscheidung

über die „Goldene Bild der Frau“ samt

30.000 Euro Prämie ist zu Redaktionsschluss

im August noch offen – Corona

hatte die Gala mehrfach verhagelt.

Ninas Chancen stehen gut. „Ready to

go“ ist noch so ein Schlachtruf aus der

Ära Obama, der irgendwie zu ihr passt.

Auf geht’s, Nina!


„Wir stehen ganz

am ANFANG“

Die erstaunliche Situation der

Kinderhospizarbeit im so reichen

Großherzogtum LUXEMBURG

VON MIRJAM STÖCKEL


International 36–37

Manchmal fügen sich Dinge im echten Leben so

glücklich, dass man sie sich nicht besser ausdenken

könnte. Die Geschichte der Kinder hospizarbeit in

Luxemburg ist so eine. Sie handelt von zwei Frauen

mit außergewöhnlicher Tatkraft und außergewöhnlicher

Erfahrung – und dem berühmten Quäntchen

Glück. Eine kleine Rolle in dieser Geschichte

spielt auch der Bundesverband Kinderhospiz

A

ber von vorn. Luxemburg –

das ist das kleine Großherzogtum

zwischen Deutschland,

Frankreich und Belgien, das bei

Rankings der reichsten Länder weltweit

regelmäßig auf den vorderen

Plätzen landet. Ein derart wohlhabendes

Land – da gibt es doch sicher

erstklassige Versorgungsstrukturen

für lebensverkürzend erkrankte Kinder

und ihre Familien, sollte man meinen.

Tja. So kann man sich täuschen.

„Was die Kinderhospizarbeit

angeht, stehen wir in Luxemburg ganz

am Anfang“, sagt die Ärztin Isabelle

Kieffer. Und ihre Mitstreiterin Stéphanie

Rosquin ergänzt: „Wir stehen

heute da, wo Deutschland vor 15 Jahren

stand. Wir wollen die Menschen

aufklären und erreichen, dass die Kinderhospizarbeit

kein Tabu mehr ist.“

Kieffer und Rosquin, das sind die

beiden Frauen, die mit großer Erfahrung

und mit großer Tatkraft

daran arbeiten, die Kinderhospizarbeit

in Luxemburg

voranzubringen. Hochrechnungen

zufolge – offizielle

Zahlen gibt es nicht – sind

dort zwischen 310 und 350

Kinder lebensverkürzend

erkrankt. Bislang gibt es

für sie weder auf Kinder spezialisierte

Pflegedienste für die Versorgung

daheim – noch ambulante

Kinderhospizdienste. Und auch kein

stationäres Hospiz.

„Alle sind

sich bewusst,

dass die

Versorgung

besser

werden muss“

Ein Arzt habe mit der Unterstützung

des Staates und der Krankenkasse

in den vergangenen 30 Jahren ein

umfassendes Versorgungsangebot

für Kinder mit Behinderungen aufgebaut,

das eine Palliativversorgung

einschließe, erzählt die 55-jährige

Kieffer. Aber junge KrebspatientInnen

etwa oder Kinder mit lebensverkürzenden

Stoffwechselerkrankungen

könne dieses Netzwerk nicht

versorgen. Kieffer arbeitet seit zehn

Jahren als Kinderärztin mit Schwerpunkt

für Kinderonkologie im nationalen

Kinderkrankenhaus. Dort werden

alle schweren Fälle früher oder

später behandelt.

Es mangelt im Großherzogtum

also an flächendeckenden, staatlichen

Strukturen, um jedes Kind auffangen

zu können – egal, an welcher

Krankheit es leidet. Wenigstens habe

die Politik das Problem inzwischen

erkannt, sagt Kieffer. Sie ist

seit Jahren in Gespräche mit

den politisch Verantwortlichen

eingebunden, hat

schon 2015 mit anderen

Fachleuten ein Konzept für

die Kinderpalliativversorgung

erarbeitet und kennt

die Situation der Betroffenen

so gut wie nur wenige

andere: „Alle politischen Instanzen

sind sich bewusst, dass die Versorgung

besser werden muss. Und dass

das auch bezahlt werden muss.“

FR

BE

NL

Luxemburg

DE

Luxemburg

Rund 626.000 Menschen

leben in Luxemburg, fast die

Hälfte davon haben nicht

die luxemburgische Staatsangehörigkeit.

Zusätzlich

pendeln über 185.000

Menschen täglich über die

Grenze, um in Luxemburg

zu arbeiten – gerade auch

im Gesundheitssektor. Für

Luxemburg war es deshalb

während der Corona-Pandemie

besonders wichtig, dass

die Grenzen zu den Nachbarländern

offen bleiben: „60

Prozent der Beschäftigten

in unseren Krankenhäusern,

Altenheimen und Pflegeeinrichtungen

sind Grenzgänger“,

so Außenminister

Jean Asselborn. „Wenn diese

Pendler nicht mehr einreisen

können, dann bricht

das Gesundheitssystem in

Luxemburg zusammen.“


38 International

Grenzüberschreitende

Versorgung in der EU

Jeder Mensch, der in

Deutschland gesetzlich

krankenversichert ist, hat

grundsätzlich auch das

Recht, sich in einem anderen

Staat der EU, in der Schweiz

sowie in Island, Liechtenstein

und Norwegen behandeln

zu lassen. Dieses Recht

ist verankert in der EU-Richtlinie

zur Patientenmobilität.

Ob, wie und unter welchen

Bedingungen Aufenthalte in

Kinder- und Jugendhospizen

in anderen Ländern möglich

sind, darüber beraten die

Krankenkassen derzeit. Der

Bundesverband Kinderhospiz

bleibt an diesem Thema

dran. Allerdings ist die Zahl

der Kinder- und Jugendhospize

im deutschsprachigen

Ausland im Augenblick

ohnehin noch begrenzt: In

Österreich gibt es eines, in

Luxemburg ist eines in Planung

– und in der Schweiz

existiert bislang keines.

PIONIERINNEN:

Isabelle Kieffer und Stéphanie Rosquin

Immerhin: Auf dem Papier tut sich

einiges. So gibt es seit 2016 einen nationalen

Krebs-Plan, zu dessen Prioritäten

ausdrücklich auch die Versorgung

krebskranker Kinder gehört. Auch

nationale Pläne für die Behandlung

seltener Krankheiten und für die Palliativversorgung

von Erwachsenen

und Kindern seien mittlerweile in

Arbeit, berichtet Kieffer.

Die politischen Rahmenbedingungen

zu ändern, das ist dringend nötig,

dauert aber eben. Und hier kommt die

40-jährige studierte Ernährungswissenschaftlerin

Stéphanie Rosquin

ins Spiel – und mit ihr auch der Bundesverband

Kinderhospiz: Dessen

Kontaktstudiengang ‚Palliative Care

Pädiatrie‘ absolvierte Rosquin nämlich

vor einiger Zeit. Zuvor hatte sie

ihren Vater in seinen letzten

Monaten begleitet und

auch mit anderen erwachsenen

Krebserkrankten

gearbeitet. Dabei wuchs der

Wunsch in ihr, Menschen

mit lebensverkürzenden

Krankheiten zu begleiten

– und zwar gerade junge

Menschen. Als Abschlussarbeit

ihres Kontaktstudiums

beim BVKH schrieb sie 2018

kurzerhand eine Machbarkeitsstudie

für das erste Kinderhospiz Luxemburgs.

Und dann fügten sich die Dinge

unerwartet glücklich: Ein Bekannter

brachte sie mit Isabelle Kieffer in

Kontakt. „Wir waren sofort auf einer

Wellenlänge. Es hat einfach Klick

gemacht“, sagt Rosquin. Isabelle Kieffer

schmunzelt. „Stéphanie hat mir

von ihrer Idee erzählt, ein Kinderhospiz

zu gründen – und dann haben wir

überlegt: Okay, und wie machen wir

das jetzt?“

„Wir haben

dieses

Projekt

eigentlich

nur ganz

leicht

angeschubst“

Die zwei Frauen gründeten 2019

den gemeinnützigen Verein „Pour une

parenthèse asbl“, zusammen mit Fachleuten

aus allen Bereichen der Kinderhospizversorgung

und mit betroffenen

Eltern. Ein Architekt – Rosquins

Schwager, wieder so eine glückliche

Fügung – zeichnete einen Entwurf

des Gebäudes. Acht bis zehn Familien

sollen dort zeitgleich stationär

aufgenommen werden können. Das

Kinder- und Jugendhospiz solle auch

ambulante Versorgung anbieten, sagt

Isabelle Kieffer. „Und wir wollen ein

Trauerzentrum andocken, um die

Familien auch nach dem Tod ihres

Kindes begleiten zu können.“

Bei Redaktionsschluss dieses

Magazins verhandelte der Verein

ernsthaft über ein Pachtgrundstück

– und schrieb ein ausgefeiltes Konzept

für den Hospizbetrieb. Und schon

davor hatte es aus dem Gesundheitsministerium

positive Signale für

öffentliche Gelder gegeben, sagt Isabelle

Kieffer. „Vielleicht bin ich eine

Träumerin“, sagt Stéphanie Rosquin.

„Aber ich wünsche mir,

dass das Kinderhospiz in

fünf Jahren steht.“ Und

Isabelle Kieffer sagt: „Wir

haben dieses Projekt eigentlich

nur ganz leicht angeschubst.

Aber es ist eine realistische

Annahme, dass es

letztlich zustande kommen

wird.“ Zumindest dann,

davon darf man ausgehen,

wenn die beiden Frauen ihre Tatkraft

und ihre Erfahrung weiter ausspielen

– und die eine oder andere glückliche

Fügung hilft.


Das stärkste Gefühl, das man geben kann,

ist immer noch das Wir-Gefühl.

Porsche unterstützt mit dieser Anzeige die wertvolle Arbeit des Bundesverbands Kinderhospiz e. V.



DOSSIER

NONVERBALE KOMMUNIKATION

40–41

W

RTLOS

heißt nicht

SPRACHL

S

sein

„Man kann nicht nicht kommunizieren“

heißt die berühmteste Feststellung des

Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick.

Ob wir reden oder schweigen,

ob wir etwas tun oder starr verharren –

alles hat eine Botschaft

VON KATHRIN WITTWER

PORTRÄTSERIE „GESICHTER“ VON CATHRIN MUELL

Aber wie verstehe ich, was mein Gegenüber auch in der Stille, im Nichtstun

sagt? Wie geht das, ohne Worte zu kommunizieren? Was lässt sich aus

Mimik, Gestik, Körpersprache ablesen – und was damit ausdrücken?

Wie also reden wir miteinander, wenn die Worte fehlen, vielleicht sogar

Bewegung keine Option (mehr) ist, in Krankheit, am Lebensende, im Schock

oder in der Trauer? In unserem Dossier geht es um lächelnde Augen und

um tröstende Hände, um Achtsamkeit und Empathie, um die Kraft des

Zuhörens, des Nichtstuns – und immer um Selbstbestimmung.


Achtsamer Dialog auf Augenhöhe

Dr. Christian Schütte-Bäumner ist Professor für Theorien und Methoden

Sozialer Arbeit mit der Fokussierung auf gesundheitsbezogene,

klinische Aspekte der Sozialen Arbeit an der Hochschule RheinMain

in Wiesbaden. Für einen gelingenden Dialog, sagt der Sozialpädagoge,

Kursleiter Palliative Care und Beirat des Bundesverbands Kinderhospiz,

müssen Theorie und Praxis unbedingt Hand in Hand gehen.

Prof. Dr. Schütte-Bäumner,

wie begegnet man

erkrankten Menschen,

die sich verbal nicht mehr

ausdrücken können,

ganz grundsätzlich?

Es geht immer um einen Dialog,

um Kommunikation auf Augenhöhe,

bei dem niemand dem

anderen vorgibt, was zu tun oder

zu lassen ist. Das ist sehr, sehr

anspruchsvoll, gerade wenn das

Gegenüber nicht mehr „konventionell“

kommunizieren kann.

Auch Klang kann

Verständigung

ermöglichen

Was heißt das konkret?

Es bedeutet, dass ich meinem Gegenüber

mit Achtsamkeit und Aufmerksamkeit

begegne, dass ich mich für diesen

Menschen interessiere, ob mit oder

ohne Erkrankung, und dass ich ein Beziehungsangebot

mache, dass ich für diese

Person da bin. In der Sozialen Arbeit, in

der Pflege muss ich mir dafür zunächst

ein möglichst umfassendes Bild

von diesem Menschen und seiner

Situation machen, von

seinen Ressourcen, seiner

Familie, einfach allen

Lebensumständen. Das

ergibt eine vielfältige, sehr

individuelle Geschichte,

und der muss ich mich auch

immer individuell annähern.

Dafür, dass dieser Dialog

gelingt, ist dann nicht entscheidend,

ob ich ExpertIn im Lippenlesen bin, und

auch nicht nur, ob ich viel praktische Erfahrung

und eine gute Intuition habe. Sondern

dass ich verstehe und weiß, wie Kommunikation

grundsätzlich funktioniert.

Warum brauche ich dieses theoretische

Verständnis?

Ich bin überzeugt, ohne dieses Wissen

kann ich auch das beste Bauchgefühl nicht

einordnen. Ich kann beispielsweise sämtliche

Trauermodelle kennen und einordnen,

weiß aber deshalb trotzdem nicht,

wie Frau Müller trauert. Es steht in keinem

Prof. Dr. phil. Christian

Schütte-Bäumner

Lexikon, wie ich mich bei ihr persönlich

verhalten und Anteil nehmen soll. Die fünf

Axiome von Paul Watzlawick* finde ich

da immer noch tolle Marker. Wenn ich die

erfasst habe und mich frage, wie mache

ich das, habe ich schon viel gewonnen.

Genauso brauche ich im Alltag auch Reflexion,

Intervision, also die Einschätzung

einer Kollegin oder eines Kollegen.

Ich kann noch so gut ausgebildet

sein, noch so gut

beobachten können oder

davon überzeugt sein, mich

gut auszukennen, weil ich

selbst betroffen bin. Aber

ohne das eigene Handeln

immer wieder zu überprüfen,

meine Beobachtungen

beobachten zu lassen,

weiß ich nicht, ob ich nicht doch was falsch

mache. Daraus können sonst schnell ständige

Kunstfehler entstehen.

Hat man für all das im Pflegealltag

immer die nötige Zeit?

Das ist ein ganz großes Thema. Unser

Gesundheitssystem ist darauf leider nicht

ausgerichtet. Im Moment können wir das

wirklich nur im Hospiz und in der Palliativen

Pflege leisten. Es müssten aber alle

Gesundheitsinstitutionen so arbeiten.

Den Erkrankten ist es egal, ob man Zeit

hat, sie sind trotzdem traurig, und das

macht ihre Situation nicht besser.

* s. www.paulwatzlawick.de

Kinder brauchen

Bewegung

„Kinder leben hauptsächlich

im Gefühl, in ihren Emotionen.

Deshalb sind sie

so viel in Bewegung, ‚in

motion‘, wie es auf Englisch

heißt, lernen mit den

Händen, durch Anfassen.

Gesellschaftsnormen und

Erziehung bringen ihnen

aber leider bei, stillsitzen zu

müssen, klein und unscheinbar,

brav zu sein, nicht so

viel rumzufuchteln. Das

hemmt das Selbstbewusstsein

und die Körpersprache.“

SAMY MOLCHO


W

er mit offenen Augen

durch die Welt geht,

kann von seinen

Mitmenschen auch ohne Worte so

einiges erfahren: Die Neugier des

kleinen Mädchens, das mit großen

Augen vor einer frisch aufgeblühten

Rose steht, die Hand zaghaft ausgestreckt,

die Welt um sich herum vergessend.

Oder die Ungeduld des Mannes

vor uns in der Warteschlange an

der Kasse, der stetig von einem Bein

aufs andere wechselt und mit den

Fingern ununterbrochen auf den

Griff seines Einkaufswagens trommelt.

Oder den Jubel des Fußballers,

der uns vom Titelblatt der Zeitung

geradezu anspringt, mit hochgerissenem

Arm und weit geöffnetem

Mund …

Wir kennen diese Menschen

nicht, haben nicht mit ihnen gesprochen,

vielleicht nur eine Sekunde

lang hingeschaut, und haben trotzdem

sofort ein Gefühl dafür, was in

ihnen vorgeht. Sie mussten das nicht

in Worte fassen: Ihr Gesichtsausdruck,

ihre Gestik, ihre Körperhaltung und

Körperspannung haben es – ganz

ohne ihr bewusstes Zutun – ausgedrückt.

In jeder Sekunde unseres

Daseins teilen wir uns auf diese Weise

mit, reden mit den Augen, mit den

Händen, mit einem Lächeln, damit,

wie wir sitzen, stehen oder gehen,

locker oder angespannt sind, distanziert

bleiben oder uns annähern.

Vielsagende Bewegung

Diese Aussagekraft unseres Körpers

ist die natürliche, ursprüngliche, die

wahre Muttersprache eines jeden

Menschen. Lange bevor wir sprechen

können, ist unser Körper das Werkzeug,

um uns mitzuteilen. „Was uns

dabei führt, was uns in Bewegung

setzt, ist nicht die Intelligenz oder

die Ratio, sondern es sind Empfindungen,

also Gefühle. Hunger, Durst,

Unwohlsein geben dem Körper eine

Information, die ihn zwingt, sich zu

DOSSIER

bewegen, sich auszudrücken, sonst

werden wir nicht versorgt. Es ist ein

inneres Bedürfnis, das gestillt werden

muss. Deshalb können wir nicht auf

Körpersprache verzichten“, erklärt

Professor Samy Molcho. Der einst

weltberühmte Pantomime ist heute

der bekannteste Experte für Körpersprache,

hat Vorträge und Seminare

gehalten, Menschen aus diversen

beruflichen Kategorien unterrichtet

– von Schauspiel bis Management –

und zahlreiche Bücher geschrieben.

Er erklärt: Körpersprache ist

universell, ihre Interpretation sehr

individuell. „Es gibt für Körperteile

angeborene Funktionen, die uns

innewohnen, die ganz automatisch

passieren. Eine offene

Hand kann geben und nehmen.

Eine geschlossene Hand kann

das nicht, eine Faust kann aggressiv

sein.“ Vorgeschobene, zusammengezogene

Schultern sind eine instinktive

Schutzgeste – ich verschließe

mich. Ein gerade gehaltener Kopf und

starrer Blick werden vielleicht eher

konfrontierend wahrgenommen. Ein

seitlich geneigter Hals hingegen deutet

mehr auf Weichheit und Offenheit

hin. Wer Kopf oder Körper vom Gegenüber

wegdreht, signalisiert das Ende

der aktuellen Kommunikation.

Eine Frage der Kultur

und der Persönlichkeit

NONVERBALE KOMMUNIKATION

„Neben diesen intuitiven Funktionen

gibt es die erlernte, die sogenannte

soziale Körpersprache. Also Signale,

die durch unsere Kultur, Erziehung

oder Familie entstehen“, erklärt Samy

Molcho. Die Frage: „Empfinde ich

Nähe bei der Begrüßung als beruhigend

oder respektlos?“ beantworten

temperamentvolle Südeuropäerinnen

ganz anders als höflich-distanzierte

Japaner. Schaut mich jemand länger

an, zieht vielleicht auch die Augenbraue

hoch, dann weiß ich erst einmal

nur ziemlich sicher: Ich habe die Aufmerksamkeit

dieses Menschen.

EXPERTENTIPP

Neue Gewohnheiten

in der Körpersprache

üben

Es fühlt sich vulnerabel an,

gerade aufgerichtet und

offen zu gehen, statt die

Schultern immer schützend

zu heben? Es ist unangenehm,

beim Sprechen Raum

einzunehmen – so was steht

mir doch gar nicht zu? „Das

sind alles Fremdempfindungen,

die uns in der Erziehung

oder durch soziales Normverhalten

eingetrichtert

wurden. Der Großteil unserer

Hemmungen steckt im

Kopf fest“, sagt Körpersprache-Experte

Samy Molcho.

„Überwinden kann man das

nicht einfach in Gedanken,

sondern nur durch stetes

Üben. Nur wenn du dich

anders bewegst, erlebst du

auch etwas anderes. Jede

neue Bewegung ist eine

neue Erfahrung, eine neue

Stellungnahme, eine neue

Programmierung. Über die

Körperlichkeit verändert

sich automatisch die Einstellung

im Gehirn. Das kann

anfangs sehr ungewohnt

sein, weil man andere Muskeln

benutzt. Oder sich

komisch anfühlen, vielleicht

auch lächerlich oder beängstigend.

Aber je mehr man es

übt, vor dem Spiegel, immer

wieder, entsteht ein anderes

Gefühl. Man wird zugänglicher,

strahlt ganz anders.“

Samy Molcho

42–43


Sich zuwenden

und achtsam sein

EXPERTENTIPP

Lächeln beginnt

mit den Augen

Masken und Abstandhalten,

bedauert SAMY MOLCHO,

schaffen Distanz und Dissonanz

zwischen den Menschen:

„Beide vermitteln,

ich will mich vor dir schützen,

bleib mir fern. So ein

Gefühl ist immer schneller

als die Ratio. Das stört die

Grundbeziehung zwischen

den Menschen. Das muss

man erst einmal überwinden.“

Um Brücken zu bauen,

kann man viel mit expressiven

Augen machen, empfiehlt

er: „Ein echtes Lächeln

beginnt immer in den Augen,

sie leuchten, die Lachfältchen

kommen hervor. Man

kann mit einer hochgezogenen

Augenbraue Sympathie

und Interesse zeigen. Vielleicht

auch den Kopf neigen.

Das zeigt: Ich kämpfe nicht.“

All das kann trotz Hürden

Annäherung ermöglichen.

Allerdings: Ich weiß nicht, warum.

Ob das Interesse nun als ein „Ich will

mehr von dir wissen“ aufgefasst oder

man eher unsicher wird (Habe ich

etwas falsch gemacht?), hängt sehr

vom eigenen Selbstbewusstsein ab.

Multilingualer Alltag

Die Ausdrucksmöglichkeiten wie

auch der Interpretationsspielraum bei

Körpersprache sind also groß. Sie richtig

zu deuten, ist nie eine Selbstverständlichkeit.

Noch anspruchsvoller

wird es jedoch, je eingeschränkter ein

Mensch auch in seinen nonverbalen

Ausdrücken ist, zum Beispiel durch

Krankheit, durch Behinderungen, am

Ende des Lebens. „In Hospizen und

Palliative Care ist das ein immenser

Teil des Alltags“, sagt Rene Meistrell.

Der Diplompädagoge leitet das Kinder-

und Jugendhospiz Bethel in Bielefeld.

„Zwei Drittel der Kinder, die

zu uns kommen, haben aus verschiedenen

Gründen keine ausgeprägte

Verbalsprache mehr. Da geht es

immer darum, wie kann ich den

Kindern helfen, sich auszudrücken,

wie bekomme ich raus, wie

es ihnen geht und was sie sich wünschen,

wie finden wir eine Ebene der

Verständigung?“

Die Verantwortung, auch ohne

verbalen Ausdruck genau hinzuhören

und korrekt zu verstehen, ist hier

groß, und Alltag heißt noch lang nicht

Routine: „Alle unsere Gäste bringen

die unterschiedlichsten Diagnosen

und sehr individuelle Ausprägungen

mit“, erzählt auch Kathrin Diessner,

Sozialpädagogin im Kinder- und

Jugendhospiz Stuttgart. „Grundsätzlich

sind die bekannten Ausdrücke

der Körpersprache da zwar relativ allgemeingültig.

Der Mimik kann man

in den meisten Fällen schon entnehmen,

ob es jemandem gut geht oder ob

Schmerzen plagen. Eine entspannte

Körperhaltung ist ein gutes Zeichen.

Die Atmung, der Puls, die Basiskörperfunktionen

sagen viel aus. Trotzdem

gibt es auch Stolpersteine. Bei

Krampfanfällen zum Beispiel kann

ein Ausdruck, der eigentlich nach

einem Lächeln aussieht, genau das

Gegenteil signalisieren. Wie unsere

Gäste kommunizieren, hängt davon

ab, welche Fähigkeiten und Ressourcen

noch verfügbar und welche Möglichkeiten

eingeschränkt sind. Ist

noch expressive Sprache oder

ein Sprachverständnis vorhanden,

sind Seh- oder Hörvermögen,

der Bewegungsgrad eingeschränkt?

Dazu kommt, wie gehen

Familie oder Schule damit um, ist

ein Therapeut oder eine Therapeutin

eingebunden? Manche nutzen

offizielle Gebärden, einige haben

familieneigene Gesten, um ihre


DOSSIER

NONVERBALE KOMMUNIKATION

44–45

Witz und unbändige

Liebe zum Meer

Situative

Interpretation

„Wenn wir gut gelaunt

sind, benutzen wir verbal

andere Formulierungen, als

wenn wir uns nicht wohlfühlen.

So ist es auch mit

dem Körper. Er kommuniziert

anders, wenn wir krank

sind. Deshalb sollten wir

immer zuerst schauen, wie

die konkrete Situation ist.

Erst dann können wir die

Aktionen des Körpers interpretieren.“

SAMY MOLCHO

Jessica Merschers Sohn Liam ist 8 Jahre

alt, kann nicht sehen, wird künstlich

ernährt, ist geistig und körperlich behindert,

sitzt im Rollstuhl, braucht rund um

die Uhr Pflege, von klein auf. Trotzdem,

sagt die Mutter, ist es nicht schlimm, dass

er auch nicht reden kann – sie versteht

ihn trotzdem. Ein Erfahrungsbericht.

Liam kann nicht sagen, ob er Hunger oder

Durst hat, was ihm schmeckt oder welche

Kleidung er anziehen will. Trotzdem

Liam Merscher

weiß seine Mutter fast immer, wie es

ihm gerade geht, was er braucht: „Liam

macht viel über Mimik. Wenn er ein Schippele

zieht, also eine Schnute macht, dann

weiß man, man muss ganz dringend was

ändern. Wenn er keine Lust mehr auf

etwas hat, fängt er vermehrt an zu zappeln

oder grummelt vor sich hin, zum Beispiel,

wenn er aus dem Rollstuhl rauswill. Sobald

er das erreicht hat, ist alles super, dann

macht er Quatsch so viel er

nur kann“, erzählt Jessica Merscher.

„Nachts lautiert Liam

ganz viel. Ich glaube, dann

erzählt er seinen Plüschtieren

alles, was er am Tag erlebt

hat. Sie sprechen anscheinend

seine Sprache. Das ist so witzig,

dass man gar nicht sauer

sein kann, auch wenn er so

laut ist, dass man es bis auf

die Straße hört. Er ist ein sehr

fröhliches Kind.“ Körperkontakt

– kuscheln und besonders

gebadet werden oder mit der

Familie zusammen duschen –

ist für den Achtjährigen eine

Die Familie

versteht sich

ohne Worte

Wonne, „damit kann man viel retten, wenn

es ihm nicht gut geht. Auch wenn wir zum

Beispiel einkaufen sind, was ihn stresst,

dann berühren wir ihn ständig, kraulen

den Kopf, drücken seine Hand, damit er

merkt, dass alles gut ist.“

Die Familie ist mit Liams Besonderheiten

gewachsen, auch die große Schwester

Vivian weiß seine Zeichen genau zu

deuten – zum Beispiel, dass dringend ein

anderes Spielzeug gefragt ist, wenn Liam

kribbelig wird. Doch egal wie gut man sein

Kind kennt: Dem Verstehen sind Grenzen

gesetzt, sagt Jessica Merscher. „Ich weiß,

ob es Liam gut geht oder nicht. Ich weiß,

dass er die raue Nordsee und Herbststürme

liebt, das findet er total witzig und

lacht ganz viel. Er hat oft dieses Lachen,

wo der ganze Körper bebt und er Tränen

lacht und gar nicht mehr aufhören kann

und jeder muss mitlachen. Ich weiß, dass

Not am Mann ist, wenn er weint, weil er

so schnell nicht heult, da muss wirklich

was Schlimmes sein. Aber oft weiß ich

eben nicht, warum er lacht oder weint

oder unzufrieden ist. Das kann er nicht

ausdrücken. Wir versuchen dann, das

rauszufinden, indem wir systematisch

alles überprüfen, was stören könnte, was

nicht passt. Das ist mit das Schwierigste,

zu bestimmen, was er hat.“ An der Liebe

ihres Kindes muss sie aber nie zweifeln:

„Liam merkt sofort, wenn ich in die Nähe

komme, er grinst dann gleich. Er gibt so

unendlich viel Liebe zurück.


Die Sprachlosigkeit zulassen

Dr. Jochen Becker-Ebel, Supervisor/Coach, im Erstberuf Priester,

jetzt Professor für Palliative Care, bildet ÄrztInnen und Pflegende

auch darin aus, wie man damit umgeht, wenn dem Gegenüber

wirklich regelrecht die Worte fehlen. Sein wichtigster Rat: der

Sprachlosigkeit des anderen mit eigener Stille zu begegnen.

Dr. Becker-Ebel, in welchen

Situationen sind Menschen

typischerweise sprachlos?

Im Schock, zum Beispiel wegen einer

schlimmen Nachricht. In der Trauer, weil

man jemanden verloren hat. Und: am

Lebensende wollen oder können viele

Menschen nicht mehr sprechen, es ist

genug gesagt oder ein Trauma verhindert

das Reden. Es gibt auch Sprachlosigkeit

aus einem Schutzbedürfnis heraus. Man

redet nicht miteinander, spielt sich eine

heile Welt vor. Zum Beispiel erklärt man

Kindern nicht, was mit ihrem schwerkranken

Geschwister passiert, weil man glaubt,

dass sie das nicht verarbeiten können.

Wie löst man das wieder auf?

Nicht durch Zwang, schon gar nicht gegen

Widerstände. Es ist wichtig, den Menschen

ihre Zeit zu lassen. Das beginnt

schon damit, dass ich Erkrankten und

Angehörigen noch vor dem Überbringen

einer schlechten Nachricht die Möglichkeit

gebe, es erst mal eine Zeit abzulehnen,

dies überhaupt anhören zu müssen.

Das heißt, ich warne, dass

ich jetzt eine schlechte Nachricht

habe, und warte dann

zehn Sekunden, ob ich die

– verbale oder nonverbale

– Genehmigung bekomme,

sie zu überbringen oder es

besser doch auf morgen verschiebe.

ÄrztInnen das beizubringen,

ist mit das Schwierigste,

weil in dieser Zeit des Wartens bei

allen viel Angst hochkommt, oft gepaart

mit Hilflosigkeit. Viele versuchen deshalb,

sich Kranke so hinzubiegen, dass sie sich

selbst nicht hilflos fühlen müssen. Bei mir

lernen sie, dass man sich am Lebensende

auch mal hilflos fühlen, sprachlos sein darf,

und das auszuhalten. In dieser Hilflosigkeit

sind die ÄrztInnen den Kranken dann auch

emotional nah.

Inwieweit ordnet sich das in

nonverbale Kommunikation ein?

Unter nonverbaler Kommunikation verstehen

wir meist, dass man lernt, was

jemand mit Mimik oder Gestik ausdrückt

und wie man darauf – nonverbal

– reagiert. Ich vermittle, auch nonverbale

Prof. Dr. theol

Jochen Becker-Ebel

Nichtkommunikation mal auszuhalten,

statt sie verstehen oder ausschalten zu

wollen. Es geht nicht darum, den anderen

noch schneller zu erreichen, sondern es

ihm/ihr zu überlassen, jetzt nicht sichtbar

und hörbar zu kommunizieren, wenn er/

sie gerade nicht kann oder will. Dies ist ein

ganz offenes Zuhören, ein reines Da-Sein

für den anderen. Nichts zu tun, nichts zu

sagen und dadurch eine ganz wertfreie,

offene, kreative Leere entstehen zu lassen.

Ein durchaus anspruchsvoller Ansatz.

Wie kann es dann weitergehen,

wenn sich der Schock löst?

Man muss eruieren, was gewünscht ist.

Weinen kann ein Zeichen sein, dass eine

fürsorgliche Reaktion und sogar eine

Berührung willkommen ist. Aber ich sollte

mir die Erlaubnis einholen. Man kann Menschen,

die dem Ehemann, der Ehefrau oder

dem Kind nicht die Wahrheit sagen wollen,

sich hineinfühlen lassen, ob der andere es

nicht vielleicht doch schon weiß, und was

es bedeuten würde, wenn man trotzdem

nicht spricht. Also einen gedanklichen

Rollentausch vollziehen. Nach

diesem Prinzip arbeite ich

auch im Psychodrama, beispielsweise,

um verpasste

Abschiede von Verstorbenen

nachzuholen und ungelebte

Trauer zu lösen.

Wie geht das und

warum ist das wichtig?

Menschen hoffen auf Klärung,

Auflösung, einen Abschluss, die

berühmten letzten Worte. In der therapeutischen

Kommunikationsform des Psychodramas

bieten wir in sicherer Umgebung

und unter professioneller Anleitung eine

Bühne für ein Rollenspiel, in dem man erst

man selbst ist und dann auch die andere

Person, mit der man noch etwas zu klären

hat. Man erlebt beide Seiten, spiegelt Emotionen,

spricht aus, was ungesagt geblieben

ist. Ich helfe damit, dass jemand näher

an seine Gefühle herankommt. Wenn

Gefühle im Fluss sind, dann löst sich ein

Schock auf. Ich nutze es viel in der Weiterbildung

für Ärztinnen und Ärzte, um sie

besser auf zukünftige Patienten-Gespräche

vorzubereiten.

BESONDERE

BEGEGNUNGEN:

Mit Technik Grenzen

überwinden

„Ich habe mal auf einer Veranstaltung

eine hochintelligente

junge Frau mit lebensverkürzender

Krankheit

erlebt, die sich nicht verbal

äußern konnte, die starke

Spastiken hatte, die Arme

nicht willentlich steuern

konnte. Sie hat da aber einen

Vortrag gehalten, den sie

selbst mit Hilfe einer Augensteuerung

auf ihrem Computer

geschrieben hat. Sie

hat den Text Satz für Satz

angesteuert und der Computer

hat vorgelesen. Sie hat

dann auch ein Masterstudium

gemacht und eine Promotion

angestrebt. Das hat

mich sehr beeindruckt. Und

es zeigt auch, was Technik

hier leisten kann. Leider ist

die Beantragung dieser kostspieligen

Hilfsmittel noch

oft ein langwieriger, nicht

immer erfolgreicher Prozess.“

RENE MEISTRELL

Rene Meistrell


DOSSIER

NONVERBALE KOMMUNIKATION

46–47

Mitten im Leben

Bedürfnisse zu äußern, etwa für

Hunger, Trinken, Toilette. Die meisten

sind noch in der Lage, sich durch das

Erzeugen von Geräuschen und

Lauten in einem gewissen

Grad auszudrücken. Im

Zusammenspiel zwischen

eigenen Ressourcen

und sozialem Umfeld

entwickelt sich immer

„Ein Vertrauensverhältnis ist ganz

wichtig, und dass man sich gut kennt“,

ergänzt Petra Zehe diesen Grundgedanken.

Die langjährige Palliativ-Care-Koordinatorin

hat

die Koordination über

60 Ehrenamtliche beim

Ambulanten Hospiz- und

Beratungsdienst „Nächstenliebe“

im sächsischen

ein ganz individuelles,

meist multimodales System.“

Petra Zehe Auerbach. Sie kennt alle

großen und kleinen PatientInnen

inklusive der Familienmitglieder

Echte Beziehungsarbeit

Das heißt in Konsequenz: Eine Standardkommunikation

gibt es schlicht

nicht. „Das ist wie in einer neuen Partnerschaft.

Da kann man auch nicht

alte Gewohnheiten einer früheren

Partnerschaft aufrechterhalten,

sondern es braucht ein ganz neues

Arrangement. Man muss sein Verhalten

ändern, sonst lebt oder redet

man aneinander vorbei, man versteht

einander einfach nicht“, macht Samy

Molcho anschaulich.

Damit ein individueller Dialog,

eine echte Beziehung überhaupt

entstehen kann, „brauche

ich zuallererst und vor allem

die Haltung, mich einzulassen, offen

und ohne Vorurteile auf den anderen

zuzugehen und anzuerkennen, dass

die Kinder auch bei starker Einschränkung

mit uns auf ihre Weise kommunizieren“,

ist Rene Meistrell überzeugt.

und ihrer besonderen Situation persönlich.

Gerade neue Ehrenamtliche

haben diese Erfahrung und dieses Wissen

aber noch nicht. „Da gibt es schon

oft Unsicherheit und Fragen, wie man

ohne Sprache miteinander redet. Wir

haben dafür einen Kurs, arbeiten hier

viel mit Beispielen aus der Praxis, mit

Rollenspielen und Gruppenübungen.

Verschiedene Perspektiven zu testen,

sich in andere hineinzuversetzen, gibt

Sicherheit und Rückhalt. Vor allem lernen

unsere Ehrenamtlichen dabei

auch, auf ihre eigene Mimik, Gestik

und Körpersprache zu achten.

Wenn man in eine Familie

kommt und hochnäsig wirkt oder

das Gesicht aussieht wie eine geballte

Faust, hat man schon alles verspielt

und die Zusammenarbeit funktioniert

nicht. Ich muss von Anfang an Herzlichkeit

und Wärme rüberbringen, zeigen,

dass ich da bin, offen bin, zuhöre.“

BESONDERE

BEGEGNUNGEN:

Durch Zuhören Sprachlosigkeit

überwinden

„Mir hat eine Hospizehrenamtliche

in der Supervision

davon berichtet, wie sie

einmal in das Zimmer eines

Sterbenden kam, sich vorgestellt

hat, gefragt hat, ob

es recht ist, dass sie nach

ihm schaut. Nachdem er

bejaht hat, sich von ihr weggedreht

und aus dem Fenster

geschaut hat, hat sie

sich gesetzt und dann eine

halbe Stunde lang ausgehalten,

dass er nicht mit

ihr geredet hat. Sie hat an

seinem Atem wahrgenommen,

dass er wusste, dass

sie noch da ist und hat

sich auch nicht unwillkommen

gefühlt. Der Patient

hat gespürt, wenn ich mich

jetzt umdrehe und ihr was

erzähle, läuft sie nicht gleich

weg. Dann sprach er: ‚Sie

sind aber hartnäckig!‘ Und

schließlich hat er ihr sein

Leben erzählt, über Schuld

und Reue gesprochen, fast

eine Stunde lang. Die Ehrenamtliche

hat nur zugehört,

nicht kommentiert. Das war

genau das, was der Patient

gebraucht hat.“

PROF. DR. JOCHEN

BECKER-EBEL


Rasante Entwicklung: Geräte,

z. B. von TalkTools oder

RehaMedia, unterstützen

die Sprache

BESONDERE

BEGEGNUNGEN:

Sich die Hände

reichen

„Ich habe eine Patientin mit

Hirntumor und Halbseitenlähmung.

Sie kann nicht

sprechen, jedoch hören,

sehen und die rechte Hand

bewegen. Genau daraus ist

ein gemeinsamer Dialograum

entstanden, indem

ich meine Finger in ihre

gelegt und die Intensität

ihrer Bewegungen präzise

aufgegriffen und mitgemacht

habe. Da hat sie auf

einmal den Blick zu unseren

Händen gewendet, denn sie

hat gemerkt: Hier ist etwas,

was ich mitgestalten kann.

Meine Aufgabe war einfach

nur zu schauen: Nimmt sie

einen Impuls auf? Wenn

nicht, bin ich sofort wieder

auf ihren eingegangen. Ich

bin überzeugt: Jemand, der

so stark auf die Körperlichkeit

reduziert ist, braucht

es, zu spüren, dass er kein

Objekt ist, an dem man

etwas tut – und sei es etwas

Nettes wie Vorlesen – sondern

ein Subjekt, das mitgestalten

kann.“

DR. ASTRID STEINMETZ

Alles ist

Kommunikation

Und dann? „Bei jedem neuen Gast, aber

auch bei wiederholten Besuchen im Kinder-

und Jugendhospiz, wird grundsätzlich

immer erst einmal gemeinsam mit

den Kindern und den Eltern aufgenommen,

was das individuelle Repertoire

aktuell ausmacht“, erklärt Kathrin

Diessner. „Darauf stellen wir uns mit

vielen verschiedenen Kommunikationsbausteinen

ebenso individuell ein.“

Das Feld nonverbaler Kommunikation

ist dafür sehr weit und kreativ,

„es gibt in allen Situationen Möglichkeiten,

um Reize zu setzen und

Wege zu Kommunikation zu öffnen“,

führt Rene Meistrell aus: „Ich kann

auf der einen Seite des Spektrums mit

ganz einfacher basaler Stimulation

arbeiten. Das heißt, mit Schwingungen,

mit Düften, mit Musik, mit Licht,

um herauszufinden, wie jemand auf

etwas reagiert, was er oder sie gut

oder nicht gut findet. Das ermöglicht

zwar keine komplexen Antworten,

aber man kann darüber

eine Beziehung aufbauen, ein

Angebot machen.“

Sehr hilfreich sei dabei ein Kommunikationshandbuch,

in dem alles

darüber gesammelt wird, wie ein

Kind sich ausdrückt, wenn es nicht

mehr reden kann. Das bringen oft die

Familien mit, es kann aber auch im

Hospiz gefüllt und erweitert werden.

„Solange ein Kind zumindest noch

wenigstens einen Finger bewegen

kann, kann man ihm beibringen, per

Morsealphabet zu kommunizieren.

Oder ich nutze Bild- und Wortkarten,

die berührt werden können, um Wünsche

zu äußern.“

Verbreitet und bewährt sind auch

Hilfsmittel wie Taster, die Dinge anund

ausschalten können, oder Sprachausgabegeräte,

sogenannte Talker,

die eine vorprogrammierte Nachricht

abspielen. „Da geht es dann in

die Richtung, den Kindern über Technik

wieder eine Stimme zu geben. Am

anderen Ende des Spektrums dieser

unterstützten Kommunikation steht

High-End-Technik wie Touchscreens

oder Sprachcomputer, die nur per

Augenbewegung gesteuert werden“,

so Rene Meistrell. „Das alles hat in den

letzten Jahren einen gewaltigen

Fortschritt gemacht und bietet

supertolle Möglichkeiten, auch

bei starken Einschränkungen

deutlich zu kommunizieren, was

man braucht. Die Nutzung bahnen

wir frühestmöglich an. Vielen unserer

Jugendlichen gibt das die Zuverlässigkeit,

die sie brauchen, um auch

ein sonst eingeschränktes Leben als

lebenswert zu empfinden.“


DOSSIER

NONVERBALE KOMMUNIKATION

48–49

Neue Dialogräume finden

BESONDERE

BEGEGNUNGEN:

Das wahre

Problem erhören

„Als ich noch als Sozialarbeiter

in einem SAPV-

Team arbeitete, hatten wir

einen Patienten, der nicht

mehr verbal kommunizieren

konnte und über eine

Magensonde ernährt wurde.

Er brachte viel Unruhe ins

Team, ständig mussten Ärztinnen

und Ärzte vorbeikommen.

Ich wollte mir ein Bild

davon machen, was eigentlich

los ist, und da sind mir

bei ihm Regale voller Aktenordner

aufgefallen. Über

Blickkontakt und Handbewegungen

hat er mir dann

signalisiert, was ich damit

tun soll. So konnte ich verstehen,

dass er akkurat

Buch über die Lieferung

und den Vorrat seiner Nahrung

führte. Weil es da aber

immer viel Chaos gab, löste

das bei ihm ein massives

Unwohlsein aus. Das hat er

quasi an alle anderen weitergegeben.

Ich habe ihm verbindlich

zugesagt, dass ich

mich ab sofort darum kümmern

würde und dann ging

es reibungslos, von jetzt auf

gleich kamen keine Anrufe

mehr. Ich konnte ein Beziehungsangebot

machen und

mein Beistand wurde aufgegriffen.“

PROF. DR. CHRISTIAN

SCHÜTTE-BÄUMNER

Was passiert, wenn Sprache kein Bindeglied

mehr sein kann? Antworten auf

diese Frage gibt Dr. Astrid Steinmetz,

unter anderem Diplom-Musiktherapeutin

und Trainerin für beziehungsorientierte

nonverbale Kommunikation

im Gesundheitswesen („Kommunikation

ohne Worte – KoW®“). Sie sagt:

Die intuitive Körpersprache von

Gesunden lässt sich nicht eins

zu eins auf Erkrankte übertragen,

man braucht neue

Herangehensweisen.

Eine Pflegerin tritt an

das Bett eines Mannes

der nur ins Leere blickt, wie

Die eigenen nonverbalen und paraverbalen

Fähigkeiten – Stimmlage, Lautstärke,

Betonung – so zu nutzen, dass der

andere es verstehen kann (= Encodieren).

Und damit einen Raum zu finden und zu

öffnen, in dem man in einen Austausch

kommt (= Dialogisieren).

Das heißt zum Beispiel: Nicht schnell

ins Zimmer „platzen“, sondern

sich langsam in den Blickwinkel

des anderen bewegen,

dabei ruhig sprechen, um

Schreckmomente zu vermeiden.

Eine Frage, die

verbal nicht verstanden

wird, nicht lauter wiederho-

gefangen ist. Sie schaut ihn

len, sondern durch einfache

Dr. Astrid Steinmetz

– um nicht aufdringlich zu

begleitende Gesten visualisieren.

Die minimalen Zustimmungs-

sein – nicht direkt an, wenn sie mit ihm

redet. Ein Kontakt kommt nicht zustande. oder Ablehnungssignale als Ausdruck der

Ein Therapeut kommt in das Zimmer Beteiligung berücksichtigen. Einen direkten

Augenkontakt aufbauen und gedul-

eines Mannes, der mit dem Rücken zur Tür

im Rollstuhl sitzt und sich nicht umdrehen

kann. Er berührt den Mann unver-

wird, bevor Inhalte vermittelt werden.

dig abwarten, ob und wie dieser erwidert

mittelt von hinten – und jagt ihm damit Bei Zeichen der Angst oder Ablehnung

einen Heidenschreck ein.

– ein weggedrehter Kopf, eine erhöhte

Was in solchen Situationen passiert, Körperspannung, eine zurückgezogene

„ist nonverbale Kommunikation aus Hand – pausieren und einen anderen Weg

unserem normalen Alltag, die wir intuitiv

gelernt haben und ausführen“, sagt „Voraussetzung dafür ist, offen zu

probieren.

Dr. Astrid Steinmetz. Mit der Erfahrung sein, neugierig, sich nicht auf das zu

aus über 20 Jahren Praxis und Lehre in verlassen, was man schon kennt, denn

Palliativpflege, im Umgang mit Demenzkranken,

mit Menschen mit Behinderung, hin. Diese nonverbalen Kompetenzen

dann schaut man oft nicht mehr genau

starken Angststörungen und auch KomapatientInnen

weiß sie aber mit Sicher-

geht nicht von jetzt auf gleich. Dann aber

lassen sich schulen und entwickeln. Das

heit: „In diesem Kontext funktioniert das kann ich sie immer und überall nutzen

unter Gesunden Gewohnte nicht, weil und brauche für eine qualitative Kommunikation

in der Regel nicht viel Zeit.

sich das Ausdrucksverhalten dieser Menschen

verändert hat – ebenso wie ihre Der Moment, den ich in einen guten Kontaktaufbau

investiere, hilft Frustsitua-

Kompetenz, etwas wahrzunehmen und

zu verstehen. Hier brauchen wir andere tionen zu vermeiden.“ Das haben auch

Wege, um einen Kontakt aufzubauen, den viele KursteilnehmerInnen Dr. Steinmetz

rückgemeldet. Allerdings: „Nicht

beide als gleichberechtigte Partner mitgestalten

können.“

nur der Mensch, auch das System muss

Vier Grundkompetenzen, sagt die offen dafür sein. Es braucht Strukturen, in

Trainerin, helfen dafür in jeder Situation,

mit jedem Menschen: zu lernen, bekommen, und dies bedeutet, dass nicht

denen die PatientInnen Mitspracherecht

auch feinste körpersprachliche Signale immer ein erwartetes Ergebnis herauskommen

muss. Unter hohem Stress und

zu erkennen (= Decodieren). Sich exakt

auf die Fähigkeiten des Wahrnehmens, Druck hat pflegerisch-therapeutisches

des Verstehens, des Bewegens seines Personal jedoch kaum die Chance, die

Gegenübers abzustimmen (= Regulieren). nötige Offenheit in sich zu finden.“


50

DOSSIER

NONVERBALE KOMMUNIKATION

Der Körper ist entspannt,

ein Lächeln zeigt: Alles gut!

Selbstbestimmung

hat Priorität

Tatsächlich ist Selbstbestimmung

bis zuletzt das große, alles berührende

Thema. „Zu wissen, dass sie

bald umfassend auf Hilfe angewiesen

sein werden, ohne verbal äußern

zu können, was sie brauchen, macht

Kindern und Jugendlichen mit entsprechenden

Krankheitsverläufen

die größte Sorge“, erlebt Rene Meistrell

immer wieder. Es geht schließlich

um Wohlbefinden, um Schmerzfreiheit,

um gravierende Entscheidungen,

wie zum Beispiel über lebensverlängernde

Maßnahmen.

Doch auch jede noch so gut

gemeinte Handlung, selbst die einfachste

Berührung – wie die klassische

tröstend aufgelegte Hand

– kann als übergriffig empfunden

werden, wenn sie

in diesem Moment nicht

erwünscht ist und man

dies nicht mitteilen

kann. Den Fachleuten

ist deshalb bewusst, dass

die Selbstbestimmung ihrer

PatientInnen immer sichergestellt

werden muss. „Man muss bei

allem was man tut, schauen, dass man

den Kindern nichts überstülpt. Auch

als Profi, wenn man in der täglichen

Arbeit nicht immer darüber nachdenkt,

weil es einem in Fleisch und

Blut übergegangen ist, ist es wichtig,

Kathrin Diessner

immer wieder einmal zu überprüfen,

ob das noch gut ist, was man macht“,

betont Petra Zehe.

Offene Herzen – und Gesichter

„In unserer Arbeit braucht es viel

Geduld, Achtsamkeit und Zugewandtheit,

eine emotionale Beziehung“,

bekräftigt Kathrin Diessner. Durch

Maske verdeckte Gesichter sind bei alldem

eine durchaus eine große Hürde.

„Das macht es den Gästen unheimlich

schwer, unsere Mimik zu lesen und zu

deuten. Es kann sie verunsichern oder

irritieren. Dies ist vor allem der Fall,

wenn sie wenig bis kein Sprachverständnis

besitzen oder auch schwerhörig

oder gehörlos sind“, erzählt die

Sozialpädagogin. „Natürlich versucht

man, das zu kompensieren. Gestik, Körperhaltung,

Blickkontakt und

weitere Hilfsmittel sind

in dieser Situation noch

wichtiger als sonst.“

Aber sich richtig sehen

zu können, ist eigentlich

unersetzbar. „Als ein Gast

zum wiederholten Male zu

uns kam, hat ein kurzer

Moment im Freien, als ich die Maske

abnehmen und mich zeigen konnte,

mehr gebracht als tausend Worte. Erst

dann hat er mich nämlich erkannt, die

Augen haben plötzlich geleuchtet, er

hat angefangen zu lachen und sofort

Körperkontakt aufgenommen.“

Auf allen KANÄLEN

Anna Lammer

Für sehr lange Zeit waren Kinder mit intensivem Pflegebedarf und ihre

Familien nahezu unsichtbar. Bis heute wissen oft nur direkt Beteiligte

etwas darüber, wie ihr Leben sich gestaltet. Das zu ändern, ist erklärtes

Ziel der Kinderhospizarbeit. Mit voller Kraft wird auf allen Kanälen Neues

geschaffen, um den Betroffenen mehr Sichtbarkeit zu geben.

Ein Angebot ist „Wegbegleiter “, ein Podcast der Landesstelle Baden-Württemberg

am Hospiz Stuttgart. Hier erzählen betroffene Familien von ihrem individuellen Weg, aber

auch Themen-ExpertInnen und Fachleute aus dem Bereich Pflege, Hospiz und Palliative Care kommen

zu Wort. Es wird einfühlsam, aber offen über alles gesprochen, auch Tod und Sterben sind kein

Tabu. Die Gespräche führt Anna Lammer, die Leiterin der Landesstelle. Jeden ersten Donnerstag im

Monat erscheint eine neue Folge unter www.landesstelle-bw-wegbegleiter.de



Den SCHMERZ

mittragen

Auch Kinder, die ein Elternteil verlieren, können Unterstützung von

Kinder- und Jugendhospizdiensten bekommen. Die wird aber oft

nicht von den Krankenkassen finanziert VON MIRJAM STÖCKEL

V

on Anfang an hatte ich

ein schlechtes Gefühl“,

sagt Susanne H. Die heute

39-Jährige erinnert sich genau an jene

Tage im Spätjahr 2017, als der Krebs

zurück und ihr Mann ins Krankenhaus

kam. Sie erinnert sich an ihr

ungutes Bauchgefühl, an die Ängste

um ihren Mann und an ihre Sorge um

die beiden Töchter: Wie würden die

Mädchen, damals elf und knapp sechs,

seinen Tod verkraften?

Diese Kinder leben in

einem Ausnahmezustand

Und irgendwann, erzählt Susanne H.,

habe sie die Ärzte gefragt, wie viel Zeit

ihrem Mann bleibe. „Die Antwort war:

drei Monate. Das war ein Schock“, sagt

sie. „Als dieses Gespräch vorbei war,

habe ich mir gesagt: Ich brauche jetzt

Hilfe – vor allem für die Kinder.“ Sie

wandte sich an den ambulanten Kinder-

und Jugendhospizdienst ihrer

Heimatstadt. Dort fand sie Menschen,

die die Familie unterstützten in der

viel zu kurzen Zeit, die ihnen gemeinsam

blieb – und auch darüber hinaus.

Tatsächlich – und das wissen viele

gar nicht – begleiten ambulante Kinderhospizdienste

nämlich nicht nur

Familien, in denen ein Kind lebensverkürzend

erkrankt ist. Sondern auch

solche, in denen der schwerstkranke

Vater oder die schwerstkranke Mutter

sterben wird. Und das sind etliche:

Rund 50.000 Kinder, so schätzt

das Robert-Koch-Institut, erfahren

jedes Jahr, dass ein Elternteil neu an

Krebs erkrankt ist. Viele dieser Menschen

werden wieder gesund, aber

eben nicht alle. Und dann gibt es ja

noch eine ganze Reihe andere potenziell

tödliche Krankheiten, an denen

Eltern erkranken können. Auch wenn

die genaue Zahl betroffener Kinder

also unklar ist – man kann sicher festhalten:

Es sind viele.

„Tatsache ist: Diese Kinder leben in

einem Ausnahmezustand und brauchen

in dieser schwierigen Phase

Unterstützung. Und auch die Eltern

brauchen in der wenigen Zeit, die sie

noch miteinander haben, dringend

Entlastung“, sagt Bettina Werneburg.

Sie ist Vorstandsmitglied beim Bundesverband

Kinderhospiz (BVKH)

und leitet den ambulanten Kinderund

Jugendhospizdienst in Halle.

Und sie beobachtet: „Die Nachfrage

nach Begleitung steigt. Es melden sich

immer mehr Familien.“

Meist klären zunächst die KoordinatorInnen

der Kinderhospizdienste

die drängendsten Fragen mit den

betroffenen Familien. Danach gibt

es Unterstützung zu Hause – und

zwar durch ehrenamtliche, speziell

geschulte Mitarbeitende: Sie kümmern

sich stundenweise um die Kinder,

machen Ausflüge, spielen, lesen

vor – sind aber auch Ansprechpartner


Kinderhospizarbeit

52–53

Was passiert nach dem Tod?

Gemälde von Kindern einer Trauergruppe

zu allen aufkommenden Fragen rund

um Krankheit, Tod und Trauer.

Und nach dem schweren

Abschied bieten viele

Kinderhospizdienste

Trauergruppen speziell

für Kinder an. „Jede

Begleitung wird abgestimmt

auf das, was die

einzelne Familie braucht“,

sagt Kareen Friedrich,

Koordinatorin beim Kinder- und

Jugendhospizdienst Halle. „Normalerweise

gehen die Mitarbeitenden

einmal pro Woche zu den Familien,

bei Bedarf aber auch öfter.“ Meist entwickeln

sich im Laufe der Zeit vertrauensvolle

Beziehungen, die den Kindern

Halt geben können, wenn das

erkrankte Elternteil tatsächlich stirbt.

Es fehlt eine verlässliche

Finanzierung

Susanne H. und ihren Töchtern blieb

dafür kaum Zeit. Denn kurz nachdem

Susanne H. sich an den Kinderhospizdienst

gewandt hatte, ging es

ihrem Mann rapide schlechter – und

er starb nur wenige Tage später. „Es

ging viel schneller als gedacht“, erzählt

Susanne H. Doch trotz der kurzen Kennenlernzeit

– die Hospizmitarbeiterin

sei in schwierigen Situationen eine

große Hilfe gewesen. Zum Beispiel

beim Bestatter: „Meine Kleine hat ihr

Kuscheltier zu ihrem Papa in den Sarg

Bettina Werneburg

gelegt und ist dann schnell wieder

rausgegangen. Dort hat die Hospizmitarbeiterin

auf sie gewartet und etwas

mit ihr gebastelt.“ So habe sie selbst

sich nicht zerreißen müssen: zwischen

der Trauer, dem Bedürfnis, sich von

ihrem Mann zu verabschieden – und

dem gleichzeitigen Wunsch, jetzt für

ihre Tochter da zu sein. Auch die Kinder-Trauergruppe,

die ihre Töchter später

besuchten, sei wichtig gewesen,

besonders für die ältere: „Meine Große

ist sehr rücksichtsvoll und hat sich

nach dem Verlust lange zurückgezogen.

Gerade ihr hat es

gutgetan, Kontakt zu Mädchen

in ähnlichen Situationen

zu bekommen.

Reden zu können, ohne

Angst haben zu müssen,

dass sie mich damit traurig

macht.“

Doch so wichtig die Unterstützung

für betroffene Familien auch

sein mag – es fehlt eine verlässliche

Finanzierung: Seit 2016

bekommen ambulante Kinderhospizdienste

zwar

theoretisch Zuschüsse

von den Krankenkassen,

wenn sie Jungen

und Mädchen mit palliativ

erkrankten Eltern begleiten.

„Aber in der Praxis begleitet

meist zuerst ein Erwachsenenhospizdienst

die betroffene Person.

Kareen Friedrich

Kommt dann ergänzend ein Kinderhospizdienst

dazu, gibt es für ihn in

aller Regel keine Gelder von den Krankenkassen“,

erläutert BVKH-Geschäftsführerin

Sabine Kraft. „Das bedeutet:

diese Angebote müssen durch Spenden

finanziert werden – und hängen

damit am seidenen Faden. Das muss

sich künftig ändern.“ Gerade verhandeln

der BVKH und andere Verbände

mit den gesetzlichen Krankenkassen

über neue Rahmenbedingungen speziell

für ambulante Kinderhospizdienste.

„Dabei werden wir

uns dafür starkmachen,

dass die Begleitung eines

Kindes in Zukunft auch

dann bezuschusst wird,

wenn dessen palliativ

erkranktes Elternteil

bereits von einem Erwachsenenhospizdienst

unterstützt

wird“, so Kraft.

Auch Susanne H. sagt: Es müsse

dringend dafür gesorgt werden, dass

dieses Angebot zuverlässig finanziert

wird. Sie selbst jedenfalls ist bis heute

froh, dass ihre Kinder Hilfe von außen

bekommen konnten. „Ich wollte, dass

meine Töchter gut versorgt sind“, sagt

Susanne H., „und zu wissen, dass die

Kinder jemanden haben, der vorbeikommt

und für sie da ist: Das hat mir

ein Stück Sicherheit gegeben. Das hat

mich als Mutter beruhigt und entlastet

und mir durch diese Zeit geholfen.“


NACHGEFRAGT BEI …

… ANKE HAASE, Leiterin

des teilstationären und

stationären Kinderhospizes

Berliner Herz in Berlin

Was bietet das Berliner Herz

betroffenen Familien?

Wir sind ein Modellprojekt, denn

wir vereinen ein ambulantes, ein

teilstationäres und ein stationäres

Kinderhospiz unter einem Dach.

Plus Musiktherapie, Kunsttherapie,

Geschwisterbetreuung, das Trauercafé,

Ausflüge, unseren tollen Therapiehund

Ruka und, und, und.

Und finanziert wird das wie?

Die Pflege- und Versorgungskosten

sind zu 95 Prozent von den Krankenkassen

gedeckt. Fünf Prozent davon

müssen wir selbst tragen, unter anderem

die oben genannten Therapien.

Das ist ein enorm großer Posten, der

rein über Spenden läuft.

Wie würden Sie die Philosophie

Ihres Hauses beschreiben?

Wir verstehen uns als große Familie

und wir nehmen die kleinen, betroffenen

Familien in unseren Kreis mit auf.

Wir möchten eine Einheit sein. Man

sieht das an vielen Beispielen, etwa

unserem täglichen Mittagessen, an

dem – außer zu Corona-Zeiten – alle

MitarbeiterInnen teilnehmen, vom

Hausmeister über die Sozialarbeiterin

bis hin zur Pflegedienstleitung!

Ist die Versorgung in

Ihrer Region ausreichend?

Innerhalb Berlins sind wir stationär

ganz gut aufgestellt, ausreichend ist

es aber noch nicht.

Prekär sind die ländlichen Regionen.

Auch die teilstationäre Arbeit ist noch

ganz am Anfang. Man hat das Gefühl,

man hat fünf Plätze, bräuchte aber

hundert.

Welchen großen Wunsch

hätten Sie noch?

Da fällt mir sofort ein griffiges Beispiel

ein: Wir müssen in der teilstationären

Pflege jedes Jahr bis zu 50.000

Euro Fahrtkosten aus Spenden aufbringen,

damit die Kinder überhaupt

zu uns gebracht werden können. Ein

Riesenberg Geld! Dass es am Ende

daran scheitern könnte, dass also

ein Kind nicht zu uns kommt, weil die

Fahrtkosten nicht gedeckt sind, das

ist doch tragisch.

Gibt es Geschichten, die Ihnen

besonders ans Herz gehen?

So viele! Einmal gab es eine Familie

mit einem winzigen neugeborenen

Mädchen, das hatte Trisomie 18.

Das Kind lag schon im Sterben und

die Familie merkte: Wir schaffen das

psychisch nicht, so ganz allein. Also

rief uns die Mutter spontan an. Wir

waren uns nie zuvor begegnet. Sie

suchte Rat und wir sagten: Kommen

Sie alle zusammen her, so schnell wie

möglich. Wir machen alles andere!

Um 18 Uhr abends traf die Familie

hier ein und um 21 Uhr verstarb das

kleine Kind. Die ganze Familie blieb

dann vier Tage bei uns und hat in aller

Form Abschied genommen, gekuschelt,

getrauert, den Sarg bemalt.

Und bis heute ist uns diese Familie

eng verbunden. Der Bruder des

Mädchens geht seitdem in unsere

Geschwistergruppe.


Kinderhospizarbeit

54–55

NACHGEFRAGT BEI …

… ANJA CLAUS, Leiterin

des Kinderzentrums stups

der DRK-Schwesternschaft

in Krefeld

Was finden betroffene

Familien bei stups?

Wir sind ein großes Kinderzentrum

mit integrativer Kita, stationärem

und ambulantem Kinder- und Jugendhospiz,

inklusiver Großtagespflege

und sozialmedizinischer Nachsorge.

Dazu gibt es zahlreiche therapeutische

Möglichkeiten, Ausflüge und

Veranstaltungen sowie Trauer- und

Geschwistergruppen. Wir haben auch

einen Therapiehund, der äußerst

beliebt ist. Man kann sagen: Wir können

individuelle Lösungen für jede

Art von Anforderung finden.

Woher bekommt stups

die finanziellen Mittel?

Vonseiten der Kostenträger wird die

medizinische und pflegerische Versorgung

zu 95 Prozent gedeckt, die restlichen

5 Prozent und alles, was darüber

hinausgeht, läuft rein auf Spendenbasis.

Ohne jammern zu wollen, kann ich

sagen: Das Spendenvolumen könnte

gern noch etwas steigen.

Bei welchem Thema wollen Sie

unbedingt noch mehr bewegen?

Die verwaltungsrechtliche und juristische

Beratung der Eltern würden wir

gern weiter ausbauen, da sehen wir

großen Bedarf!

Wie lautet die Philosophie

Ihres Hauses in einem Satz?

Auch wenn der Tod Teil unserer Arbeit

ist, so steht für uns im Vordergrund,

Leben und Freude zu verbreiten.

Was schätzen Sie besonders

an Ihrer Einrichtung?

Dass wir so viele Angebote vereinen.

Wenn Familien bereits ambulant mit

uns zusammenarbeiten oder das

Kind unsere integrative Kita besucht,

sinkt bei den Angehörigen die eigentlich

enorm hohe Hemmschwelle,

auch mal Entlastung in unserem stationären

Hospiz zu suchen. Das wollen

wir fördern! Außerdem möchten

wir die Kinder und Eltern aus ihrer

Krankheitsglocke holen und mit

gesunden Menschen in Kontakt bringen.

Und die Öffentlichkeit weiter

sensibilisieren!

Was prägt einen persönlich

im Umgang mit diesen Familien?

Die Liebe und Zuneigung der Eltern

zu ihrem Kind, die ist so ehrlich, das

berührt. Und das Leid der betroffenen

Familien prägt einen sehr – die

Belastung und auch der Druck, dem

diese Menschen ausgesetzt sind.

Denn oft werden von außen Erwartungen

an Eltern mit schwer erkranktem

Kind gestellt, die diese in große

Gewissenskonflikte bringen. Manchmal

wenden sich Freunde und Verwandte

sogar ab. Diese Eltern sagen

dann zu mir: „Ich brauche einfach

auch mal jemanden, mit dem ich

reden kann.“ Besonders schön finde

ich, wenn ich sehe, wie unverkrampft

sich gesunde und erkrankte Kinder

bei uns begegnen. Das laute, herzliche,

gemeinsame Lachen all dieser

Kinder – das liebe ich.


NACHGEFRAGT BEI …

KINDER- UND

JUGENDHOSPIZ

… ANJA ESCHWEILER,

Leiterin Öffentlichkeitsarbeit

im stationären

Kinder- und Jugendhospiz

Regenbogenland in Düsseldorf

Was tun Sie für Familien

mit schwerstkranken Kindern?

Wir bieten vor allen Dingen Entlastung.

Und – neben der hochqualifizierten

Betreuung – eine Vielfalt an Förderung,

so zum Beispiel den regelmäßigen

Besuch durch mehrere Therapiehunde

oder die Kölner Klinikclowns. Sehr

beliebt ist die Musiktherapie. Da können

die Gäste auch mal eigene Songs

komponieren, mit Hilfe eines Theremins

– das ist ein elektronisches Instrument,

das man berührungslos spielen

kann. Außerdem ist die Begleitung der

Geschwister ein großer Schwerpunkt

bei uns.

Wie würden Sie Ihre

Einrichtung beschreiben?

Unser ganzes Haus ist auf Miteinander-Momente

ausgerichtet. Alle Gänge

sind so breit, dass man mit dem E-Rolli

und sogar dem Pflegebett überall hinkommt.

Ein besonderer Raum ist unser

Abschiedsraum. Hier können Zugehörige

in einfühlsamer und warmer Atmosphäre

und mit viel Zeit Abschied von

ihrem Kind nehmen. Das kann individuell

gestaltet werden, es ist also kein

Problem, für einen kleinen Schalke-Fan

komplett in Blau und Weiß zu dekorieren.

Außerdem haben wir 2017 direkt

neben unserem Kinderhospiz ein

Jugendhospiz eröffnet. Dort gehen wir

speziell auf die altersgerechten Bedürfnisse

von Heranwachsenden ein.

Wie finanziert sich

das Regenbogenland?

Um den Betrieb unseres Hauses aufrechtzuhalten,

sind wir zu mehr als

50 Prozent auf Spenden angewiesen.

Eine schöne Art der Hilfe, die hier eingesetzt

wird, sind zweckgebundene

Spenden. Da gibt es Unterstützerinnen

und Unterstützer, die sagen: Wir

schenken euch für einen gewissen

Zeitraum die Clowntherapie oder

Ähnliches.

Welches Thema in der

Kinderhospizarbeit braucht

mehr Aufmerksamkeit?

Sehr spannend ist die Frage: Was passiert

mit Jugendlichen über der magischen

Grenze von 27? Ein Erwachsenenhospiz

kommt nicht infrage, zu

Aufenthalten ins Kinderhospiz dürfen

die Familien aber auch nicht mehr. Da

müssen neue Lösungen zur Entlastung

gefunden werden.

Welche Augenblicke erfüllen

Ihre Arbeit besonders?

Wir haben ständig bewegende

Momente. Zum Beispiel Justin, der die

letzten zwei Monate seines Lebens

bei uns verbracht hat. Er hat sich sehr

genau mit der Thematik Sterben auseinandergesetzt.

Und Schoko-Nikoläuse

gesammelt. Denn keiner konnte

ihm zuverlässig sagen, ob es im Himmel

Schoko gibt und wenn ja, ob und

wie er die dann bezahlen kann. Den

größten Nikolaus hat er mit ins Grab

genommen. Der Rest wurde an die

Kinder im Regenbogenland und die

Gäste der Trauerfeier verteilt. Das

war sein Plan.


Kinderhospizarbeit

56–57

NACHGEFRAGT BEI …

… EVA-MARIA WAGNER,

Leiterin des ambulanten

Kinderhospizdienstes

Mobile des Mainzer

Hospizes Christophorus

Was ist der Schwerpunkt

von Mobile?

Unser Kernbereich ist die Begleitung,

Beratung und Betreuung von betroffenen

Familien zu Hause. In der Trauerarbeit

kooperieren wir dabei mit dem

in Mainz seit mehr als 20 Jahren tätigen

Verein „Trauernde Eltern und

Kinder Rhein/Main“. Darüber hinaus

sind wir jetzt, zu Corona-Zeiten, vor

allem mit der Planung neuer Konzepte

beschäftigt: Eine seit Anfang 2020

ehrenamtlich tätige Musikpädagogin

möchte ihr Angebot auf weitere Familien

ausweiten. Außerdem möchten

wir unsere Bildungsarbeit verstärkt in

die Schulen in unserem Einzugsgebiet

tragen. Für Schülerinnen und Schüler

der Altersgruppen 8 bis 15 Jahre möchten

wir den auf sie zugeschnittenen

Kurs „Letzte Hilfe Kids/Teens“ durchführen.

Und in dem von uns angebotenen

„Projekt Endlich“ sprechen wir mit

Kindern ab der Mittelstufe über die

Themen Sterben, Tod und Trauer.

Was könnte besser werden?

Ich bin besorgt über den Fachkräftemangel.

Da kämpfen Eltern monatelang

mit den Kassen um die Finanzierung

einer Hilfe und dann finden sie

keine Fachkraft!

Woher kommen

die finanziellen Mittel?

Auch wir leben, neben Kassenerstattung

und Förderung, zum großen Teil

von Spenden.

Wie gut sind die Menschen

in Ihrer Region versorgt?

In unserem kleinen Bundesland

waren wir früher zusammen mit zwei

anderen Einrichtungen die einzigen

Akteure. Aber jetzt sind weitere

Dienste dazugekommen und im Laufe

des Jahres 2021 wollen wir sogar ein

SAPV-Team (spezialisiertes ambulantes

pädiatrisches Palliativ-Versorgungsteam)

auf die Schienen heben.

Wir haben also schon viel bewegt!

Was macht Sie ein bisschen stolz?

Sehr glücklich bin ich darüber, dass

wir es geschafft haben, unseren

Dienst rasch zu etablieren und dabei

die sehr anders gearteten Bedingungen

im Vergleich zur Erwachsenenbegleitung

klarzumachen. Eigene Rahmenvereinbarungen

für ambulante

Kinderhospizdienste zum Beispiel

sind elementar! Kinderhospizarbeit

betrifft zwar nicht sehr viele Menschen,

aber diese meist intensiv und

über mehrere Jahre. Darum müssen

wir ihnen eine Stimme geben.

Welche Erlebnisse

beseelen Ihre Arbeit?

Gerade im Umgang mit Kindern gibt

es so viele Augenblicke, die einfach

einmalig sind! Wunderbare Momente

der Leichtigkeit und Lebensfreude, in

denen ich spüre, dass unsere Bemühungen

gut investiert sind. Und daneben

die Intensität der Trauer: Wenn

ich jedes Jahr am Candle-Light-Day im

Dezember bis zu 170 Kerzen flackern

sehe oder wenn bei der „Begegnung

im Sommer“ die vielen bunten Luftballons

mit Botschaften an die verstorbenen

Kinder in den Himmel steigen,

das berührt.


58 Kinderhospizarbeit

NACHGEFRAGT BEI …

… ANNA PEIN, Initiatorin

und Leiterin des Vereins Hilfe

für verletzte Kinderseelen e. V.

in Recklinghausen

Wie helfen Sie trauernden Kindern?

Die Kinder können bei uns in speziell

dafür gestalteter Umgebung spielen,

kreativ sein, toben, auch wütend sein,

dafür haben wir extra einen Wut-

Raum. Wir machen Ausflüge, gern

mit Tieren – unsere Alpaka-Touren

sind sehr beliebt. Wir haben Trauergruppen

und planen auf Wunsch die

Bestattung des Verstorbenen gemeinsam,

malen den Sarg an und schreiben

Abschiedsbriefe, die wir in eigens

gebastelte Erinnerungskästchen

legen. Auf freiwilliger, sanfter Basis

finden wir Zugang zur Trauer. Und wir

suchen gemeinsam Antworten auf

viele Fragen, die Kinder rund um den

Tod sehr stark beschäftigen. Dazu

haben wir eine lebensgroße Therapiepuppe

namens „Nela“, die den Kindern

hilft, Erlebnisse wie Chemo zu

verarbeiten. Sie hat eine Perücke und

ein echt schlagendes Herz und darf

verarztet werden oder auch sterben,

wenn das Herz stehen bleibt.

Steckt ein bestimmter Leitsatz

hinter Ihrer Arbeit?

Der Verlust eines lieben Menschen ist

schwer zu ertragen. Wir sind einfach

da und tragen mit! Und wenn ein Kind

irgendwann sagt: „Ich fühl mich jetzt

stark genug, meinen Weg allein weiterzugehen“,

sind wir am Ziel!

Und woher kommen

die notwendigen Gelder?

Wir laufen rein spendenbasiert. Aber

wir hatten einen guten Start in Recklinghausen

und wurden toll unterstützt.

Wichtig ist uns, dass die Menschen,

die bei uns Hilfe suchen, das

kostenfrei tun können.

Was wünschen Sie sich für

die Zukunft der Trauerbegleitung

bei Kindern?

Dass auch diese Kinder gesehen werden

und dass zumindest ein Teil unserer

Kosten von den Kassen finanziert

werden kann. Damit wir uns auf die

Arbeit konzentrieren können und uns

nicht so abstrampeln müssen, um an

Geld zu kommen.

Was sind die intensiven

Momente Ihrer Arbeit?

Wir hatten bei einer Alpaka-Tour

einen zwölfjährigen Jungen dabei,

der nach seiner Mutter auch den

Vater verloren hatte und kein Wort

sprach. Plötzlich stellte er sich etwas

abseits und begann, sich leise mit

seinem Alpaka zu unterhalten. Das

war unglaublich emotional! Oder ein

Zehnjähriger, dessen Lieblingsoma

verstorben war. Wir bemalten den

Sarg und er wollte hineinschauen.

Da lag ein Kissen und er fragte sich,

ob es die Oma wohl bequem haben

werde. Ich bot ihm an, es auszuprobieren

und das hat er sofort getan. Er

hat sich hineingelegt, nach links und

rechts gedreht und befunden, dass

das ein gutes neues Zuhause für seine

Oma sei. Ein tröstlicher Moment.


Kinderhospizarbeit

59

LOST

in Gesetzestext

Geld ist stets knapp, wenn es um die Belange von schwerkranken

Menschen geht. Das ist auch bei Kindern und Jugendlichen

nicht anders. Oft verlieren sich die Eltern im Dschungel der

Paragrafen. Nicht selten verfallen Leistungen am Ende, weil

sie nicht korrekt abgerufen wurden VON CATHRIN MUELL

F

rau S. ist nicht auf den Kopf

gefallen, soviel ist klar. Als

Mutter einer kleinen Tochter

mit schwerer lebensverkürzender

Behinderung kämpft sie sich seit vier

Jahren durch Raum und Zeit, durch

Tränen und Glück. Und sie macht das

mit Herzblut und viel Einfallsreichtum.

Fiona ist der Mittelpunkt ihrer

Familie, Frau S. versorgt sie rund um

die Uhr. Ein Leben, das für Außenstehende

unvorstellbar kompliziert

erscheint. Und es ja auch ist.

Dabei ist bestens für das Kind

gesorgt. Zuletzt konnte die Familie

sogar in ein Kinderhospiz fahren,

Kraft tanken und mal die Seele und

sogar ein wenig die Beine baumeln

lassen. Doch seitdem liegt Frau S.

mit der Krankenkasse über Kreuz.

Im Anschluss an den Aufenthalt wurden

ihr wichtige Gelder gekürzt, was

den finanziellen Druck der Familie

weiter erhöhte. Dabei ist unstrittig,

dass jemand wie sie schlecht nebenher

arbeiten gehen kann, dass sie

also auf Unterstützung durch die Allgemeinheit

angewiesen ist. Dass ihr

diese sogar gesetzlich zusteht! Was

also lief da schief?

Fängt man einmal an, sich mit Regelungen

aus den Krankenversicherungsund

Pflegegesetzen zu befassen, wird

einem schnell klar: Dieses Gelände ist

unwegsam und an manchen Stellen

schier undurchdringlich. Für Eltern,

deren Kind eine harte Diagnose

bekommt, stehen neben der Verarbeitung

des Schocks und der vorausgreifenden

Trauer weitere Mammutaufgaben

an: nämlich zu verstehen, welche

Gelder ihnen zustehen und wofür. Sie

sollen also, während sie mit aller Kraft

für ein lebenswertes Dasein ihres Kindes

schuften, noch Expertenwissen in

Sachen Gesetzgebung aufsatteln. Wer

da nicht genau durchsteigt bzw. gut

beraten wird, kann in manchem Jahr

schnell mal mit etlichen hundert Euro

weniger rechnen.

Angehörige sind Menschen –

auch sie fallen mal aus!

Grundsätzlich steht Menschen wie

Frau S. monatlich Pflegegeld zu: „für

selbst beschaffte Hilfen“. Als pflegende

Angehörige bekommt sie einen

Tagessatz, der sich aus dem jeweiligen

Pflegegrad ableitet. Hiermit soll

die Versorgung, die sie rund um die

Uhr leistet, in gewisser Weise vergütet

werden.

Dazu kommt ein Entlastungsbeitrag,

um etwa das Putzen oder

Wäschewaschen an jemand anderen

vergeben zu können. Außerdem kann

sie bei Bedarf Pflegesachleistungen

nutzen, also Unterstützung durch

Paragrafen-

DSCHUNGEL

„Pflegegeld für selbst

beschaffte Pflegehilfen“

Soziale Pflegeversicherung,

§ 37 SGB XI

„Kurzzeitpflege“

Soziale Pflegeversicherung,

§ 42 Abs. 2 SGB XI

„Häusliche Pflege

bei Verhinderung der

Pflegeperson“

Soziale Pflegeversicherung,

§ 39 SGB XI

„Häusliche

Krankenpflege“

Gesetzliche

Krankenversicherung,

§ 37 SGB V


„Ruhen der

Leistungsansprüche“

Soziale Pflegeversicherung,

§ 34 Abs. 2 Satz 2 SGB XI

„Tagespflege und

Nachtpflege“

Soziale Pflegeversicherung,

§ 41 SGB XI

„Verhältnis der Leistungen

der Pflegeversicherung zu

anderen Sozialleistungen“

Soziale Pflegeversicherung,

§ 13 SGB XI

„Zulassung zur Pflege

durch Versorgungsvertrag“

Soziale Pflegeversicherung,

§ 39a SGB V in Kombination

mit § 72 SGB XI

„Pflegesachleistung“

Soziale Pflegeversicherung,

§ 36 SGB XI

„Kombination von

Geldleistung und

Sachleistung“

Soziale Pflegeversicherung,

§ 38 SGB XI

Pflege-Profis. Und die Kurzzeitpflege

– sie ist dafür gedacht, dass Fiona,

wenn nicht anders möglich, auch mal

für ein paar Tage in einer Einrichtung

wohnen kann.

Darüber hinaus kann jede Familie

für bis zu 28 Tage im Jahr

ein Kinder- und Jugendhospiz

besuchen, wenn das

Kind lebensverkürzend

erkrankt ist. Dorthin

geht man gemeinsam

als Familie, um in kritischen

Momenten Entlastung

zu erfahren. Ein paarmal

durchzuschlafen, das Kind

tagsüber für ein, zwei Stunden in liebevollen

Händen zu wissen, um zum

Beispiel etwas Zeit zu zweit oder mit

den Geschwistern zu verbringen. Für

viele fühlt sich allein das schon an

wie Urlaub.

Das klingt erst mal alles ganz gut.

Solang Frau S. nicht ausfällt, klar. Sie

ist aber auch nur ein Mensch – manchmal

ist sie verhindert. Dann

könnte Fiona eben stationär

untergebracht werden.

Sie könnte aber auch von

einer anderen Bezugsperson,

einer engen Verwandten

oder Freundin, versorgt

werden und so in ihrem

gewohnten Umfeld bleiben.

In diesem Fall greift

die Verhinderungspflege,

denn Frau S. darf ihrer Vertretung

ein Honorar bezahlen. Die beiden

Posten Kurzzeit- und Verhinderungspflege

sind jährlich gedeckelt,

es gibt klare Obergrenzen.

Krankenhaus

versus Kinderhospiz

So weit, so kompliziert. Frau S. reicht

ihre Quittungen gewissenhaft ein.

Doch es gibt ein paar Fallstricke. Das

Pflegegeld etwa wird um 50 Prozent

reduziert, wenn Fiona acht Stunden

pro Tag oder länger fremdversorgt

wird und das für mehr als zwei Tage.

Nach acht Wochen wird es komplett

ausgesetzt. Lediglich bei einem Krankenhausaufenthalt

oder einer vollstationären

Reha bezahlt die Kasse die

ersten vier Wochen normal weiter. Bei

einem Kinderhospizaufenthalt allerdings

nicht.

Als würden

die Familien

ihr Kind

einfach an

die Belegschaft

übergeben

und gehen

Warum? Weil eine Krankenhausbehandlung

oder

Reha laut Gesetz keine

Pflegeleistung ist, ein

Kinderhospizaufenthalt

dagegen schon. Denn

„der Zuschuss wird unter

Anrechnung der Leistungen

der Pflegeversicherung gewährt“,

wie es im Gesetzestext heißt.

Es wird also so gehandhabt, als

würden die Familien die Pflege ihres

Kindes im Kinderhospiz einfach der

Belegschaft überlassen und gehen.

Eigentlich ist so ein Aufenthalt aber

ein Betreuungs-Allerlei, denn die

Eltern sind gemeinsam mit ihrem

Kind vor Ort und versorgen es an vielen

Stunden pro Tag mit – so wie im

Krankenhaus auch. Tanja

Schwabe, Juristin des Bundesverbands

Kinderhospiz,

sieht da eine klare Analogie:

„Ob Krankenhaus oder

Kinderhospiz – bei schwerkranken

Kindern sind die

Eltern immer in hohem

Maße involviert!“ Dennoch

sind im SGB V der gesetzlichen

Krankenversicherung

explizit nur Krankenhäuser

und Reha-Einrichtungen als Leistung

aufgeführt, Kinderhospize werden

an der Stelle gar nicht erwähnt.

Sie gelten als Mischung aus Pflege-

und Sachleistung, daher soll die Pflegekasse

mitzahlen.

Sollten Betroffene also ahnungslos

einen Kinderhospizaufenthalt beantragen

und wahrnehmen, kann es

sein, dass ihnen für den Rest des Jahres

die Mittel aus Verhinderungs- und

Kurzzeitpflege zu großen Teilen gestrichen

werden. Das Resultat? „Die Familien

werden doppelt bestraft, denn

sie verlieren neben ihrem Pflegegeld


Kinderhospizarbeit

60–61

auch noch etliche Puffer, die sie an

anderer Stelle dringend brauchen!“,

resümiert Sabine Kraft, Geschäftsführerin

des Bundesverbands.

Was passiert

eigentlich im Hospiz?

Auf Anfrage betonen die gesetzlichen

und privaten Krankenkassen, vertreten

durch ihre Spitzenverbände, dass

sie lediglich die gesetzlichen

Vorgaben ausführen.

Eine Mitarbeiterin des GKV

schreibt: „Die Änderung der

Systematik (…) würde eine

Gesetzesänderung erfordern

und gehört somit in den Aufgabenbereich

der Politik.“

Der Bundesgesundheitsminister

äußert sich allerdings

nicht zu der Sache, eine Mitarbeiterin

antwortet: „Im Leistungsumfang

der stationären Hospize, zu

dem (…) die zu erbringenden palliativ-pflegerischen

und palliativ-medizinischen

Leistungen, sozialen und

geistig-seelischen Leistungen sowie

Sterbe- und Trauerbegleitung gehören,

ergeben sich erhebliche Schnittmengen

zu den Leistungsansprüchen der

Pflegeversicherung. Hinzu kommt,

dass fast alle Hospizbewohner

einen Pflegegrad haben

und stationäre Hospize

pflegerisch geleitete

Einrichtungen

sind. Daher ist eine Beteiligung

der Pflegeversicherung

weiterhin notwendig.“

Hier wird schlagartig klar: Mit

„Hospiz“ ist „Erwachsenenhospiz“

gemeint und mit „Bewohner“ „Menschen

in der absolut finalen Phase

ihres Lebens“. Wie viele andere Hürden

in der Kinderhospizarbeit rührt

auch diese daher, dass die Einrichtungen

nach wie vor als Äquivalent

zu Erwachsenenhospizen gesehen

werden. Das sind sie aber nicht! Ein

Kind, das ein Kinder- und Jugendhospiz

besucht, verstirbt nicht zwangsläufig

acht Stunden, fünf Tage oder drei

„Bei schwerkranken

Kindern sind

die Eltern

immer in

hohem Maße

involviert“

Wochen später. Natürlich kann es dort

irgendwann tatsächlich seinen letzten

Atemzug tun. Natürlich werden seine

Eltern dann auch psychosozial betreut

(dies wird aber zumeist ohnehin durch

Spendengelder finanziert). Ein Kinder-

und Jugendhospiz hat dennoch einen

völlig anderen Ansatz, am ehesten vielleicht

vergleichbar mit einer Reha. „Bei

vielen, auch Politikern, Juristen und

Richtern, ist noch keine

Erkenntnis darüber eingetreten,

dass schwer lebensverkürzend

erkrankte Kinder

durchaus bis zu 30 Jahre

oder älter werden können“,

erklärt Tanja Schwabe, „und

welche Funktion die Hospize

hierbei haben.“

Durch unvorhergesehene

Kürzungen der Gelder

entsteht jedenfalls das Problem,

dass die Familien von vorneherein

ganz genau kalkulieren müssten. „Die

meisten wissen das aber gar nicht“,

sagt die Juristin. Wie ließe sich das verhindern?

„Am besten sollte man schon

zu Beginn des Kalenderjahres alle Posten

der Reihe nach bewilligen lassen“,

rät sie, „also zuerst die Verhinderungspflege,

dann die Kurzzeitpflege. Die ist

leider etwas schwieriger planbar,

weil sie auf Kurzfristigkeit

ausgelegt ist“, so

Tanja Schwabe. „Aber man

sollte es in jedem Fall versuchen!“

Erst nach Zusage

dieser Gelder sollte der Hospizaufenthalt

überhaupt

beantragt werden.

Über das Frag-OSKAR-Portal

betreut die Sozialrechtsexpertin etliche

Familien, die das böse Erwachen

erlebt haben und denen wichtige Gelder

dahinschmolzen. Frau S. kann ein

Lied davon singen. Könnte, wenn sie

die Kraft dazu hätte. Im Moment versucht

sie, sich mit der Kasse zu einigen,

es geht um weit über tausend

Euro – doch verständlicherweise fehlen

ihr für eine Debatte auf Augenhöhe

Zeit und Energie. Und Geld.

„Inhalt der Leistung“

Soziale Pflegeversicherung,

§ 43 und § 43a SGB XI

„Rehabilitation und

Teilhabe, Persönliches

Budget“

Sozialgesetzbuch,

§ 29 SGB IX

„Spezialisierte ambulante

Palliativversorgung“

Gesetzliche

Krankenversicherung,

§ 37b SGB V

„Stationäre

und ambulante

Hospizleistungen“

Gesetzliche Krankenversicherung,

§ 39a SGB V

„Krankenhäuser, Vorsorgeoder

Rehabilitationseinrichtungen“

Gesetzliche

Krankenversicherung,

§ 107 SGB V

„Bemessungsgrundsätze“

Soziale Pflegeversicherung,

§ 84 SGB XI


Die LIEBE

lebt weiter

E

inerseits bietet die moderne

Medizin so viele Untersuchungen

und Behandlungen

für Schwangere und deren

ungeborene Kinder wie nie zuvor.

Andererseits bleibt aber die psychosoziale

Betreuung für jene Eltern auf

der Strecke, deren Kind vor der Geburt

schwer erkrankt, stirbt oder nur kurze

Zeit lebt. Schwangeren- oder Trauerbegleitung

sind selten und in der Öffentlichkeit

fast unbekannt. Kinderhospize

wollen das ändern!

Eltern auf dem

schweren Weg begleiten

Durch Zufall stieß Verena Strüber

auf ein derartiges Angebot des Kinderhospizes

Bärenherz in Wiesbaden.

Die 33-Jährige und ihr Mann

Philipp erwarteten das dritte Kind.

Nach den Töchtern Ronja und Jule

wieder ein Mädchen. In der 17.

Pränatale Begleitung

und Hilfe bei der

Trauerarbeit sind für

Betroffene, die ihr Kind

schon in der Schwangerschaft

oder kurz nach

der Geburt verlieren,

enorm wichtig. Doch das

Angebot der Kinder- und

Jugendhospize ist noch

viel zu wenig bekannt

VON HEIKE BYN

Schwangerschaftswoche hörte die

Hebamme die Herztöne des Babys

nicht mehr klar. Im Krankenhaus

dann die Diagnose: Ihre Tochter hatte

einen Gendefekt mit gravierenden Folgen.

Wahrscheinlich würde sie die

Geburt nicht überleben oder schon

vorher sterben. Das Paar fühlte sich

von den Ärzten gut betreut, doch mit

seinen Fragen und Sorgen alleingelassen,

nachdem es sich gegen einen

Schwangerschaftsabbruch entschieden

hatte. „Für uns war klar, dass das

Baby selbst bestimmen soll, wie lange

es leben will“, erzählt Verena Strüber.

Claudia Langanki, ehemalige

Leiterin des Kinderhospizes Bärenherz,

kennt aus der Arbeit mit Eltern

schwerstkranker Kinder deren seelische

Nöte. 2018 gründete die Sozialpädagogin,

systemische Therapeutin und

Trauerbegleiterin deshalb eine bundesweit

einzigartige Beratungsstelle. Dort


Kinderhospizarbeit

62–63

bieten sie und ihre Kollegin Monika

Lederer Begleitung für werdende

Eltern von lebensverkürzt erkrankten,

schwerstbehinderten Ungeborenen

an sowie Hilfe bei der Trauerarbeit

bei stiller Geburt oder frühem

Verlust. Über 50 Familien haben die

beiden schon betreut. Wie

Familie Strüber: Langanki

stand eng mit dem Paar in

Kontakt und – nachdem

die kleine Lilly in der 24.

Schwangerschaftswoche

verstorben war – begleitete

die Geburt. Auch danach

blieb Claudia Langanki an

der Seite der Familie: organisierte die

Bestattung, Trauerfeier und stützte die

Eltern in der Trauerarbeit.

Claudia Langanki ist wichtig,

gemeinsam mit den Eltern zu überlegen,

welche Unterstützung sie brauchen:

von der Entscheidungsphase für

oder gegen ein schwerstbehindertes

Kind bis hin zum Abschied und der

Trauerbewältigung. „Frauen, deren

Kind vor, bei oder nach der Geburt

gestorben ist, sind vor allem in Trauer.

Diese braucht ihren Platz. Die Tränen

müssen geweint werden, damit die

Eltern wieder gut ins Leben zurückfinden“,

betont Claudia Langanki.

Wunsch nach

besserer Vernetzung

Noch immer wissen nur wenige Ärztinnen

und Ärzte oder Kliniken, an

wen sich Frauen über medizinische

und organisatorische Fragen

hinaus wenden können.

„Selbst in guten Kliniken

gibt man der psychosozialen

Begleitung zu

wenig Raum“, so Claudia

Langanki. Wie es besser

geht, zeigt dagegen das

multiprofessionelle „Palliativteam

Neonatologie“ von Dr. Lars

Garten an der Berliner Charité. Es

ist führend in der Vernetzung pflegerischer,

ärztlicher und psychosozialer

Betreuung von Schwangeren

„Das Baby

soll selbst

bestimmen,

wie lange es

leben will“

Claudia Langanki

mit schwerstkranken Babys. In der

Kliniklandschaft bislang ein einzigartiges

Projekt.

Doch es tut sich was: Einige Kinder-

und Jugendhospize entwickeln

inzwischen nach dem „Vorbild Bärenherz“

Beratungsangebote. Auch der

Bundesverband Kinderhospiz,

Dachverband der Kinderhospize,

engagiert sich

beim Thema: Dort können

Betroffene die Einzelfallberatung

des kostenlosen

digitalen Hilfe-Portals

Frag-OSKAR.de sowie das

OSKAR-Sorgentelefon in

Anspruch nehmen. „Für die Zukunft

wünschen wir uns, dass die Eltern

ab der Diagnose vom medizinischen,

pflegerischen und therapeutischen

Fachpersonal auf unsere Hilfsangebote

aufmerksam gemacht werden“,

sagt Sabine Kraft, Geschäftsführerin

beim Bundesverband Kinderhospiz.

Während die Kosten von Projekten

wie dem der Charité oder den

Beratungsstellen von pro familia oder

donum vitae zumindest zuschussfinanziert

sind – vom Land oder durch

Verträge mit Kostenträgern – gibt es

keine Finanzierung für die Begleitung

durch Kinder- und Jugendhospize:

Weder staatliche Institutionen

noch das Gesundheitssystem tragen

dazu bei. Für die Versorgung in Kinderhospizen

zahlen die Krankenkassen,

„doch sind sie, nach ihrer Auffassung

von Leben, erst vom Zeitpunkt

der Geburt an und nur bis zum

Tod eines Menschen leistungspflichtig“,

erläutert

Marion Neumann vom

Bundesverband Kinderhospiz.

Die Kinder- und

Jugendhospize finanzieren

deshalb den Beratungsaufwand

aus Spenden.

Sie wollen trauernde Eltern

nicht alleinlassen. „Dass Trauerbegleitung

nicht von den Kostenträgern

refinanziert wird, verstehe ich

nicht. Trauer zu verarbeiten ist so

Verena und Philipp Strüber

wichtig. Gelingt das nicht, kann sie

sich chroni fizieren. Über die Jahre

können so Depressionen, Angst- und

Panikstörungen hinzukommen. Deswegen

verstehen wir Trauerarbeit

immer auch als Präventionsarbeit“,

betont Sabine Kraft.

Neuanfang nach

durchlebter Trauer

Auch für Familie Strüber war die Zeit

der Auseinandersetzung mit Tod und

Trauer wichtig und heilsam. Und die

Voraussetzung dafür, sich wieder ganz

ihren Kindern und dem Leben widmen

zu können – ohne Trauma im

Gepäck. Wie gut ihnen das geglückt

ist, beweist die kleine Pina: Ende 2020

kam sie als vierte Tochter der Strübers

auf die Welt. „Lilly wird in Gedanken

und Erzählungen ihren Platz bei

uns behalten und gehört zu unserer

Geschichte“, sagt Verena Strüber.


65 Jahre „Helfen

und Gewinnen“

Die Deutsche Fernsehlotterie

ist die traditionsreichste

Soziallotterie Deutschlands.

Jedes Los hilft, bundesweit

vielfältige soziale Projekte

zu unterstützen. Dank der

Unterstützung aller Mitspielerinnen

und Mitspieler

konnten so seit 1956 über

9600 Projekte mit mehr als

2 Milliarden Euro gefördert

werden. Dadurch verbessert

die Soziallotterie die

Lebenssituation von Kindern,

Jugendlichen, Familien,

Seniorinnen und Senioren,

Menschen mit Behinderung

oder schwerer Erkrankung

sowie Nachbarinnen

und Nachbarn. Bundesweit

– in Städten und im ländlichen

Raum. Im Magazin

„Du bist ein Gewinn“ (fernsehlotterie.de/magazin)

berichtet die Soziallotterie

von Projekten und Menschen,

die sich für ein starkes

Miteinander in unserer

Gesellschaft einsetzen.

Hilfe für

OSKAR-Sorgenmail

Der Aufbau des deutschlandweiten

digitalen Kompetenznetzwerks

OSKAR-Sorgenmail

wurde mit 106.000

Euro durch die Deutsche

Fernsehlotterie gefördert.

Dem OSKAR-Sorgentelefon

kamen 2016 ebenfalls

100.000 Euro zu. In den letzten

Jahren wurden zudem

Hospize für Kinder und

Jugendliche mit rund 5,2 Millionen

Euro gefördert, darunter

der Bau des ersten

stationären Kinderhospizes

Johanniter Kinderhaus

Pusteblume in Brandenburg,

das außerdem eine

deutschlandweit einzigartige

ambulant betreute

Wohngruppe für schwerkranke

Kinder bietet.

Pia Heinreich

von Frag-OSKAR.de

Ein DIGITALES

In-den-Arm-Nehmen

OSKAR-Sorgenmail hilft Familien

mit schwerstkranken Kindern

und Trauernden VON DANIEL KROLL

A

m Anfang ist es wie in

einem Film. Man weiß

nicht, was es heißt, ‚mein

Kind wird nicht laufen, mein Kind

wird vielleicht nicht mehr atmen,

nicht groß werden‘“, erzählt Jordis

Schwerzel, Mutter von Mila. Ihre Tochter

ist schwer krank. Für das Kind 24

Stunden am Tag da zu sein, den Pflegealltag

zu meistern und gleichzeitig

schöne Momente mit dem Kind zu

genießen und Freude zu schenken,

kostet Kraft, die manchmal nicht ausreichend

da ist.

An wen wenden, wenn nichts

mehr geht? Wie Hilfe bekommen,

wenn einem die Worte fehlen, wenn

das Sprechen schwerfällt? „Für meine

Tochter bin ich nicht nur ihre Mama,

sondern auch ihre erste Pflegeperson.

Der Druck ist enorm. Man braucht

Leute, die helfen. Meine Tochter hatte

beispielsweise eine sehr große und

riskante OP. Da war ich im Vorfeld

Mila und Jordis Schwerzel


Kinderhospizarbeit

64–65

sehr aufgeregt. Dann zu wissen, da

ist jemand, den ich jederzeit erreichen

kann, ist ein erleichterndes Gefühl“,

beschreibt Jordis Schwerzel die Bedeutung

von OSKAR-Sorgenmail für sie

als pflegende Mutter. Das Projekt vom

Bundesverband Kinderhospiz ist ein

niedrigschwelliges Hilfsangebot für

alle Menschen, die mit dem Thema

„Kind und Sterben“ konfrontiert sind.

Es ist eine Ergänzung des bereits

bestehenden OSKAR-Sorgentelefons.

„Die Hemmschwelle ist bei OSKAR-

Sorgenmail noch einmal geringer,

vielen Menschen fällt es leichter,

bedrückende oder traumatische Themenkomplexe

zu schreiben, als zu

sagen“, so Pia Heinreich, Projektleitung

der OSKAR-Sorgenmail.

Die speziell geschulten MitarbeiterInnen

des OSKAR-Sorgenmail-

Teams finden in diesen Situationen

Worte, die Trost spenden und einen

digital umarmen. Sie helfen webbasiert

via Mail und Live-Chats von

Anfang an mit tiefem Fachwissen

und vertraulich bei allen Fragen der

Erkrankung und begleiten die betroffenen

Menschen auf ihrem Weg. Sie

beraten auch bei finanziellen Problemen,

bei sozialrechtlichen Fragen, helfen

im herausfordernden Alltag und

können an stationäre oder ambulante

Kinderhospize vor Ort oder an andere

ExpertInnen vermitteln. Die Onlineberatung

ist kostenfrei und kann komplett

anonym genutzt werden.

Durch das neue Angebot sind

Betroffene mit ihren Sorgen, Nöten

und Ängsten nicht mehr allein und

können, wenn es zeitlich für sie

passt, Hilfe erfahren. Wie das Sorgentelefon

(Tel. 0800 – 88 88 47 11)

ist auch OSKAR-Sorgenmail über

www.Frag-OSKAR.de bundesweit

rund um die Uhr nutzbar.

Auch nachts unkompliziert

Hilfe finden im Chat

Förderungen können

Leben verändern!

Neues Förderportal erleichtert Bewerbungsprozess

Gemeinnützige Organisationen, die eine vielversprechende Lösung für ein

soziales Problem haben und eine Förderung suchen, um diese umzusetzen,

können sich im Förderportal der Stiftung Deutsches Hilfswerk (DHW)

digital um Fördermittel bewerben. Die Stiftung Deutsches Hilfswerk ist

die Muttergesellschaft der Deutschen Fernsehlotterie. Über sie fließen

die durch den Losverkauf eingespielten Zweckerträge in soziale Projekte

in ganz Deutschland.

Wie beantrage ich eine Förderung bei der Deutschen Fernsehlotterie?

Organisationen, die sich um eine Förderung bewerben wollen, müssen

sich zuerst registrieren und die erforderlichen Angaben und Nachweise in

ihrem Organisationsprofil hinterlegen. Nachdem ein Förderangebot ausgewählt

und die Bewerbung angelegt wurde, sind Fragen zum Konzept und

zur Finanzierung des geplanten Projekts zu beantworten. Anschließend

wird die eingereichte Bewerbung vom Stiftungsbüro

gesichtet, das bei Nachfragen

über das System die Organisation kontaktiert

und die Möglichkeit einer Überarbeitung

oder Nachreichung von Informationen

einräumen kann..

Sind alle Fragen geklärt, wird die Bewerbung den Stiftungsgremien vorgelegt,

die zweimal im Jahr über die Projektförderungen beraten und entscheiden.

„Das Förderportal erleichtert den Bewerbungsprozess vor allem

durch seine Nutzerfreundlichkeit“, sagt Christian Kipper, Geschäftsführer

der Deutschen Fernsehlotterie und der Stiftung Deutsches Hilfswerk.

Zum Förderportal gelangt man über die Website www.deutsches-hilfswerk.de,

auf der weitere Informationen zu Fördermöglichkeiten

und -voraussetzungen sowie die Sprechzeiten

zur Förderberatung und zum Förderportal-Support sind.

Einen Erklärfilm zur Bewerbung sehen Sie, wenn Sie den

QR-Code mit Ihrem Smartphone scannen:


Dem

HIMMEL

sehr nah

So schlimm und wunderschön zugleich:

die Geschichte eines Abschieds.

Was uns in solchen Momenten trägt

und wie wir sie gestalten können

VON CLAUDIA FÜSSLER


E

s ist ein perfekter Abschied,

dieser Tag im April. „Alles

war so, wie wir es uns

gewünscht haben“, sagt Sandy Brandt,

und dass sie bis heute dankbar dafür

ist, wie sie ihren verstorbenen Sohn

gemeinsam mit ihrem Mann Daniel

und den beiden Töchtern Sophie und

Lisa-Marie auf seinem letzten Weg

begleiten durfte. Wilbert, „Wilbi“,

wie ihn die Familie liebevoll nennt,

ist siebeneinhalb Jahre alt geworden.

Er litt an einer seltenen Form von Mitochondriopathie,

einer Erkrankung,

bei der die Zellen nicht zuverlässig

mit Energie versorgt werden können.

Auch wenn sie wussten, dass Wilberts

Chancen auf ein langes Leben nicht

die besten waren –, dass er wirklich

sterben könnte, haben seine Eltern

lange nicht wahrhaben wollen. Ihr

drittes Kind war das Nesthäkchen.

Wilbert ist zweieinhalb

Jahre alt, als Sandy

und Daniel Brandt die Diagnose

erhalten, doch Wilbert

ist ein fröhlicher Junge,

ein normales Kindergartenkind.

Ans Sterben denkt

trotz zahlreicher Therapien

und Herausforderungen, die die

Krankheit mit sich bringt, keiner. Das

ändert sich kurz vor Wilberts fünftem

Geburtstag. Dem Jungen geht

es plötzlich schlecht, er muss in die

Klinik und wird nach einem Zusammenbruch

reanimiert. „Sein Gehirn

hatte Schäden erlitten, aber Wilbert

wollte noch nicht gehen“, erzählt

Sandy Brandt. Die ÄrztInnen geben

ihm noch Wochen, allenfalls Monate.

Wilbert hält zweieinhalb Jahre durch

und erobert nicht nur die Herzen des

Personals auf der Intensivstation, das

ihn ein halbes Jahr lang so weit stabilisiert,

dass er endlich wieder nach

Hause kann.

„Das war noch mal eine enorm

intensive Zeit für uns alle, wir haben

versucht, sie zu nutzen und alles zu

tun, dass es ihm gut geht“, erzählt

Kinderhospizarbeit

Rituale

sind oft der

rettende

Anker

Sandy Brandt. Im April 2020 schläft

Wilbert für immer ein. Er ist zu Hause

und kämpft, doch sein Herz hat keine

Kraft mehr. Es ist ein Sonntag, seine

Familie ist bei ihm. Sandy Brandt liegt

neben Wilbert im Bett und sagt ihrem

Sohn, dass es okay ist, wenn er jetzt

geht. Und Wilbi geht.

Wie in einem

Himmelbett

In den ersten Tagen nach Wilberts

Tod ist seine Familie nie allein. Die

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des

Kinderhospizes sorgen dafür, dass all

die Rituale, die sonst im Kinderhospiz

ablaufen, in Wilbis Zuhause stattfinden

können. Ihn waschen und anziehen,

die Lieblingsklamotten: Latzhose,

Hemd und Baskenmütze. Am Montagmorgen

kann jeder, der möchte, seine

letzten Grüße auf Wilbis Sarg verewigen.

Es ist ein Tag voller

Sonnenschein und Wilbi

wird im Garten aufgebahrt,

unter einem Moskitonetz,

umgeben von Kerzen. „Wie

in einem Himmelbett“, sagt

Sandy Brandt, habe er dort

geruht. Freunde und Familie

treten an ihn heran, legen seine

geliebte Puppe Krümel und die Minions

in den Sarg und lassen gemeinsam

Luftballons steigen.

66–67

Trauerrituale geben uns Halt und

können trösten. Zwei Funktionen, die

vor allem dann wichtig sind, wenn das

Schlimmste passiert, das einem im

Leben passieren kann: dass Eltern sich

für immer von ihrem Kind verabschieden

müssen. Rituale können dabei

helfen, den eigenen Schmerz auszudrücken

und die Erinnerung an den

geliebten Menschen wachzu halten.

Dabei ist es völlig egal, ob sie im Verborgenen

ausgeführt werden oder

öffentlich, ob allein oder gemeinsam

mit anderen. Es gibt unzählige Varianten,

jede Kultur, jede Region, ja sogar

jede Familie kann ihre eigenen Prozeduren

haben oder entwickeln.


Für immer verbunden:

Wilbert Brandt und seine Familie

Eine Handlung mit symbolischem

Wert, wobei dieser Wert individuell

definiert wird. Viele Rituale in der

Bestattungskultur sind ständigem

Wandel unterworfen. Schon lange

bahren wir unsere Toten nicht mehr

tagelang zu Hause auf, immer öfter

äußern Hinterbliebene den Wunsch,

dass Trauernde in einer bestimmten

Farbe gekleidet oder „fröhlich farbenfroh“

zur Beerdigung kommen.

Dass Särge mit letzten Grüßen gestaltet

werden, ist ebenfalls eine neuere

Entwicklung. Das beobachtet auch

Gert Bufe vom gemeinnützigen Kinderhospiz

Mitteldeutschland, der

zudem im Vorstand des Bundesverbandes

Kinderhospiz sitzt. „Rituale

sind in der Trauerarbeit oft der rettende

Anker, doch leider sind sie

auch zwischen die Mühlen

der Zeit geraten.“ Rituale

symbolisieren Vertrautes,

sie sind Handlungen,

die man kennt, entweder

hat man sie schon

immer weniger der Fall – doch die

modernen, von vielen gewünschten

Abläufe überfordern die Menschen.

Deshalb ist es so wichtig, dass wir

Rituale wiederfinden, ganz besonders

in einer Zeit, in der jeder nach dem

Besonderen, Einzigartigen sucht“,

sagt Gert Bufe. Die Trauer halte mit

der Geschwindigkeit, die unser Leben

aufgenommen habe, selten Schritt.

Die Welt, sagt Gert Bufe, ist viel

größer geworden in den vergangenen

Jahrzehnten, und das führe auch

dazu, dass Menschen Dinge hinterfragen,

die sie lange einfach hingenommen

haben. Muss jemand wirklich

auf dem Friedhof bestattet werden?

Kann ein Grabstein auch bunt gestaltet

sein? Warum lädt man hinterher

zum Leichenschmaus und nicht

zu einer Feier des Lebens?

„Nachdenken über solche

Dinge ist per se gut“, findet

Gert Bufe, „aber die

Realität ist auch, dass die

Menschen sich vor einem

bei anderen gesehen oder

selbst ausgeführt. Gerade in

Gert Bufe Todesfall meist kaum mit

dem Thema beschäftigen und

akuten Situationen wie einem Trauerfall,

wenn man schnell reagieren und

Dinge organisieren muss, ist es wichtig,

dass man auf sichere Abläufe

zurückgreifen kann. „Leider ist das

dann, wenn der Fall plötzlich eintritt,

überfordert sind. Ihnen fehlt in dieser

Phase die Kraft, mit der Vielfältigkeit

umzugehen, die sich durch fehlende

Rituale eröffnet.“

Den Familien

Zeit und Raum geben

In der Kinderhospizarbeit ist das ein

wenig anders. Die Familien wissen:

Unser Kind wird versterben. „Eine

wichtige Qualität der Kinderhospizarbeit

macht aus, dass wir auf viel

Erfahrung im Begleiten von Sterben

und Trauer zurückgreifen können,

hier treffen die Eltern also sofort

auf Menschen, die ihnen das Angebot

machen, über dieses Thema zu

sprechen: Was geschieht nach dem

Tod meines Kindes? Wie wollen wir

Abschied nehmen,“ erzählt Gert Bufe.

Manche Familien kommen mit eigenen

Ideen, sie wollen die Asche des

Kindes zu einem Diamanten pressen

lassen oder als Nahrung für die

Wurzeln eines jungen Baumes verwenden.

Doch zunächst gilt es, die

Abschiedsphase unmittelbar nach

dem Versterben des Kindes zu bewältigen.

Hier machen die Kinderhospizmitarbeitenden

den Eltern häufig

Angebote, gestalterisch tätig zu

werden: den Sarg zu bemalen, ein

Buch oder eine Kerze für ihr Kind

zu gestalten. So kann man ins Handeln

kommen in einer Situation, in

der nichts mehr möglich ist. Akribisch,

mit viel Aufwand und Liebe

widmen sich manche Eltern dieser


Kinderhospizarbeit

68–69

kreativen Aufgabe. Ihnen Zeit und

Raum zu geben, sagt Gert Bufe, ist

wichtig. Dazu gehört auch gemeinsame

Zeit mit dem verstorbenen

Kind. Es noch einmal streicheln, ihm

etwas vortragen, vorsingen.

Auch am Tag der Bestattung können

Rituale Halt geben, und sei es

nur, um diesen Tag irgendwie zu

überstehen. „Für manche ist das bei

der Beerdigung überlebenswichtig“,

sagt Gert Bufe. Die Bestattung ist der

Tag des finalen Abschieds, der endgültigen

Trennung. Das Versenken

des Sarges oder der Urne in der Erde.

Ein letztes Mal, dass der verstorbene

Mensch so präsent ist und mit seinem

Namen angesprochen wird. „Vielen

wird an diesem Tag erst richtig

bewusst, was geschehen ist“, sagt

Bufe. Sich hier auf vorgeschriebene

religiöse oder weltliche Abläufe zu

stützen, fast automatisierte Handlungen

vornehmen zu können,

hilft enorm. Denn im Schmerz ist

kein Platz dafür, viele kleine Entscheidungen

zu treffen. Ein Ritual

nimmt einem genau das ab. Und

es erfüllt noch eine weitere

Funktion: Es gibt Außenstehenden

Sicherheit.

Eine Kerze, die nach

dem Versterben eines

Kindes angezündet wird

und so allen als Zeichen

dient. „In einigen rumänischen

Regionen etwa wird noch

heute eine schwarze Fahne ans Haus

gehängt, sodass alle wissen: Es ist

noch kein Vierteljahr her, dass die

Menschen hier ein Familienmitglied

verloren haben“, erzählt Gert Bufe.

Rituale stärken auch das Gemeinschaftsgefühl.

Indem sie ausgeübt

werden, erfahren diejenigen, die

durch den Tod eines geliebten Menschen

die Hauptlast des Schmerzes

tragen, eine wichtige Botschaft: Wir

sind da, lautet die. „Das Schreiben von

Trauerkarten, Beileidsbekundungen

am Grab – das sind alles Zeichen, mit

Bettina Volk-Kopplin

denen das Umfeld sein Mitgefühl ausdrückt

und zeigt, dass es mittrauert“,

sagt die Ethnologin Bettina Volk-Kopplin.

Das Ritual des Leichenschmauses

verfolgt einen ähnlichen Gedanken:

Es wird zusammengesessen,

über den Verstorbenen geredet, man

nimmt sich in den Arm, mit der Zeit

wird die Stimmung gelöster, die ersten

Geschichten werden erzählt. „Das

ist ein erster Schritt in der Trauerverarbeitung,

hier wird ein Stück des

Trauerweges gemeinsam mit anderen

gegangen“, sagt Bettina Volk-Kopplin.

Dem Schrecken

ins Auge sehen

Der Tod eines Kindes war viele Jahrhunderte

lang normaler, als er es

heute ist. Von 1000 Kindern, die 1870

geboren worden sind, starb gut ein

Viertel vor dem zehnten Geburtstag.

Von 1000 Kindern, die 2018 geboren

worden sind, sterben drei oder

vier. „Der Tod war damals viel wahrscheinlicher,

man ist anders mit

Trauer umgegangen, und das hat

sich natürlich auch auf die entsprechenden

Rituale ausgewirkt“,

sagt Bettina Volk-

Kopplin. Im Mittelalter

war klar: Ein getaufter

Mensch kommt nach

dem Tod in den Himmel.

Der Gedanke, ihr verstorbenes

Kind gut beschützt

in der Hand Gottes zu wissen, barg

für viele Eltern großen Trost. Diese

Tür blieb jedoch denen verschlossen,

deren Kind unmittelbar im Mutterleib

oder kurz nach der Geburt verstorben

war. Ungetaufte Kinder kamen

der kirchlichen Erzählung zufolge in

die Vorhölle, eine Vorstellung, die die

Eltern in tiefe Verzweiflung stürzte.

Deshalb trugen vor allem viele Väter

ihre toten Kinder oft tagelang bis zu

einer Mariawallfahrtskirche, um sie

dort in flackerndem Licht als „noch

lebend“ nottaufen zu lassen und so

vor der Vorhölle zu retten.

Rituale

Ein Ritual ist eine Handlung

mit hohem Symbolgehalt,

meist an geregelte

Abläufe gebunden. Viele

Rituale, die wir heute

kennen, sind kulturell oder

religiös bedingt: die Taufe

als Kind, die alljährliche

Weihnachtsfeier, die Hochzeit

oder die Bestattung.

Einige Rituale wie Fan-

Gesänge beim Fußball, der

samstägliche Filmabend

oder das gemeinsame

Pizzaessen am letzten

Urlaubstag wirken auf uns

alltäglicher, übernehmen

jedoch die gleiche Funktion:

Sie geben durch ihre

Beständigkeit und Wiederholbarkeit

Orientierung

und Halt in einer komplexen

Welt und mitunter in überfordernden

Situationen.

Das gelingt durch ihre

vorgegebene Struktur, an

die wir uns halten, egal, wie

es uns gerade geht, was

um uns herum geschieht.

Ein Ritual ist mehr als eine

Gewohnheit, ihm wohnt eine

gewisse Feierlichkeit inne.

Das macht es besonders.


Es war unter anderem der Zweite Weltkrieg,

der sich entscheidend auf den

Umgang mit Trauer auswirkte und

viele althergebrachte Rituale verblassen

ließ. Es starben so viele Menschen

jeden Alters, nahezu jede Familie verlor

Angehörige – „man wollte und

konnte nicht mehr elaboriert trauern“,

erzählt Bettina Volk-

Kopplin, „es war eine Form

von Verrohung, die stattfinden

musste, damit man

überleben konnte“. Weil so

viele Menschen ihr Leben

verloren, konnten Traditionen,

die ja meist mündlich

überliefert werden,

nicht mehr weitererzählt

werden. Viel Wissen ging verloren.

Ein Brauch, der noch bis in die 60er-

Jahre hinübergerettet worden ist, war

die sogenannte Totenhochzeit. Kinder

und unverheiratete Erwachsene

wurden bei ihrer Beerdigung mit Jesus

verheiratet. Dafür bekamen sie eine

Totenkrone aufgesetzt, Mädchen wurden

in ein Hochzeitskleid gesteckt.

Beim Leichenschmaus gab es Hochzeitskuchen

und den Eltern wurde

auch gratuliert. „Ein Lebenszyklus,

der vor der Hochzeit endete, war nicht

abgeschlossen“, erklärt Bettina Volk-

Kopplin, „das wurde also nachgeholt.“

Ein anderes Ritual lebt heute in

veränderter Form wieder

auf: Die verstorbenen Kinder

werden fotografiert.

Ihren Anfang nahm diese

Totenfotografie in der zweiten

Hälfte des 19. Jahrhunderts

mit dem Aufkommen

der Daguerreotypie, dem

ersten Fotografieverfahren.

Bilder von der Familie

aufnehmen zu lassen war für die

meisten nicht erschwinglich, deshalb

existierten oft keine Fotos der Kinder,

wenn sie verstarben. Um dennoch

eine Erinnerung zu haben, brachte

man die toten Kinder ins Atelier, wo

sie mit offenen Augen und inmitten

der Geschwister so lebendig wie

„Ein Lebenszyklus,

der

vor der Hochzeit

endete,

war nicht abgeschlossen“

möglich fotografiert worden sind.

„Das schlief irgendwann ein, weil eine

Zeit begann, in der man anfing, den

Tod ganz rauszulassen“, sagt Bettina

Volk-Kopplin. Heute werden frisch verstorbene

Kinder wieder fotografiert,

ohne sie jedoch als Lebende zu inszenieren.

Die Bedeutung des Rituals ist

die gleiche wie vor 150 Jahren:

ein Stück bleibende

Erinnerung schaffen.

Der Tod?

Nicht mehr omnipräsent

Sukzessive wanderte das

Bestattungswesen aus den

Familien in die Bestattungsunternehmen,

das Sterben

wurde vom heimischen Schlafzimmer

in Hospize und Krankenhäuser,

in jüngster Zeit auch auf Palliativstationen

verlagert. Das hatte zur Folge,

dass unser Umgang mit dem Tod an

Selbstverständlichkeit verlor. „Früher

kam niemand auf die Idee, Kinder

von Sterbenden oder Verstorbenen

fernzuhalten“, erzählt Bettina Volk-

Kopplin. Wenn die Kinder etwas älter

waren, wurden sie aktiv eingebunden,

haben bei der Messe gesungen

oder den Sarg mit getragen. Und noch

etwas änderte sich: Mit der sinkenden

Kindersterblichkeit und dem wachsenden

Durchschnittsalter war der

Tod junger Menschen oder

Kinder nicht mehr omnipräsent.

Konnte man früher

in einem Trauerfall noch

Nachbarn oder Freunde fragen,

weil quasi jeder schon

einmal betroffen war und

wusste, was zu tun war,

fehlen heute diese Strukturen.

„Das macht sich in

beide Richtungen bemerkbar: Wer

ein Kind verliert, kann nicht einfach

irgendwo klingeln und findet jemanden,

der das auch schon erlebt hat, und

umgekehrt steht das Umfeld hilflos

vor diesem Verlust und weiß nicht,

wie man beistehen kann“, sagt Bettina

Volk-Kopplin.

INDONESIEN

Mehrere Jahre lang kann das Zeremoniell

dauern, das bei den indonesischen

Toraja der Beerdigung vorausgeht.

In dieser Zeit wird der oder

die Verstorbene einbalsamiert im

hinteren Teil des Hauses aufgebahrt.

Bei dem oft mehrere Tage dauernden

Totenfest werden die als Symbol

für Macht und Reichtum stehenden

Wasserbüffel geopfert. Die Menschen

tragen Schwarz und dunkles

Rot, lachen, tanzen und zelebrieren

den Tod als Höhepunkt des Lebens.

Nach der Feier wird der oder die Verstorbene

in einem kunstvoll gefertigten

Sarg in einer Höhle oder frei hängend

an einer Felswand beigesetzt.

MEXIKO

Dia de los Muertos – der Tag der

Toten – heißt ein traditionelles Totengedenken,

das die Mexikaner jedes

Jahr Anfang November feiern. Die

Menschen verkleiden und schminken

sich bunt und schmücken Altäre

mit Familienfotos, Blumen, Kerzen

und Speisen sowie farbenfroh verzierten

Totenschädeln. Damit

heißen sie ihre Verstorbenen willkommen,

deren Seelen einem alten

Volksglauben zufolge an diesem

Tag ihre Familien besuchen.

↑ HINDUISMUS

Damit ein Hindu wiedergeboren

werden kann, muss seine körperliche

Hülle nach seinem Tod gewaschen

und verbrannt werden. Die

Asche wird am vierten Tag danach

in einen heiligen Fluss gestreut. Im

Ganges wird jedes Jahr die Asche

von rund 100.000 Menschen beigesetzt.

Die Körper von Kindern,

Schwangeren und Brahmanen-Priestern

können erdbestattet oder dem

Fluss übergeben werden, sie stehen

der Wiedergeburt nicht im Weg.


Kinderhospizarbeit

70–71

Beispiele aus

anderen Ländern

In Deutschland laufen Bestattungen ruhig und im eher kleinen

Kreis ab. Andere Kulturen gestalten die Zeremonien rund um

den Tod mal sehr bunt, mal fast schon skurril, mal sehr einfach.

Eine kleine Reise um die Welt und in verschiedene Religionen

↑ TIBET

Es klingt nach westlichen Maßstäben

barbarisch, ist aber ein sehr altes

Ritual: die Himmelsbestattung. Nach

einigen Tagen der Totenzeremonie

werden die Verstorbenen in der Hochebene

Tibets auf eine freie Fläche

gebracht, in kleinste Stücke zerteilt und

den Aasgeiern überlassen. Die Seele

ist dann bereits auf dem Weg zur Wiedergeburt,

der Körper wird auf diese

Weise in den Naturkreislauf übergeben.

ISLAM

Muslime halten sich beim Abschied

von ihren Verstorbenen an klar festgelegte

Rituale. Die drei wichtigsten

Regeln, die es zu beachten gilt, sind die

rituelle Waschung, das Totengebet und

die Beisetzung in einem Erdgrab. Die

Toten werden in weiße Tücher gelegt,

aber ohne Sarg bestattet. Nach islamischem

Brauch muss das Grab Richtung

Mekka ausgerichtet sein, der oder die

Verstorbene wird auf seiner rechten

Seite liegend begraben. Weil Feuer im

Islam als Sinnbild für die Hölle steht,

werden Verstorbene nicht verbrannt.

JUDENTUM

Mit einer sehr schlichten Zeremonie,

aber voller Hochachtung bestatten

Juden ihre Verstorbenen. Familie

und Freunde bleiben bei dem oder

der Sterbenden. Nach dem Tod wird

der Körper gewaschen, in ein einfaches

Leinentuch gehüllt und in einem

schlichten Sarg in der Erde bestattet.

Im Judentum werden Feuerbestattungen

abgelehnt, da der Körper

in seinem ursprünglichen Zustand zu

Gott zurückkehren soll. Bei der Bestattung

beteiligen sich die Anwesenden

mit drei Schaufeln Erde am Begräbnis.

↓ MADAGASKAR

Auf Madagaskar findet das wichtigste

Ritual erst Jahre nach dem Begräbnis

statt: Bei der sogenannten Famadihana

hebt die Dorfgemeinde die Leichen

aus den Gräbern und hüllt sie

in neue, kostbare Seidentücher. Sie

zollt den Toten Respekt mit einem

Tag voller Livemusik und Festessen,

es wird sogar mit den Toten getanzt.

Die Umbettung findet mindestens alle

zehn Jahre statt, den Rhythmus gibt

jeder Familienclan individuell vor.

↑ GHANA

Ein menschengroßer Fisch, eine hölzerne

Kuh, eine riesige Ananas oder

eine Flasche Club-Mate – in Ghana

lassen sich die Menschen in bunt

gestalteten Särgen bestatten, die einen

wichtigen Aspekt aus ihrem Leben darstellen.

Der Sarg spielt vor allem eine

wichtige Rolle für das Weiterleben der

oder des Verstorbenen im Jenseits, an

das die Ghanaer glauben. Die aufwendige

Arbeit der Sargbauer hat ihren

Preis, etwa ein Jahresgehalt müssen

die Einheimischen dafür bezahlen.

↑ ENGLAND

Lange war es in England möglich, die

Asche von verstorbenen Fußballfans

über dem Rasen des Stadions „ihres“

Vereins zu verstreuen. Dem haben die

Behörden inzwischen einen Riegel

vorgeschoben. Anders als in Deutschland

ist es aber erlaubt, die Asche in

einer Urne am Rand des Stadionrasens

zu bestatten. Die meisten Vereine

machen dieses Angebot nicht

offiziell, reagieren aber auf entsprechende

Wünsche ihrer Mitglieder. So

melden manche Vereine etwa vier,

fünf Stadionbestattungen pro Jahr, der

FC Everton meldete hingegen schon

vor 15 Jahren: Wir haben 800 Urnen

im Stadionrasen, mehr geht nicht.


72 Kinderhospizarbeit

Lange Zeit war für Kinder ein weißer

Sarg vorgesehen, auch das hat

sich geändert. Bemalte Särge und

solche mit bedruckten Motiven werden

gerne gewählt. Für Säuglinge

gibt es sogenannte Moseskörbchen

und Filzsärge. „Es ist ungeheuer

wichtig für die Eltern, dass sie das

Gefühl haben, ihr Kind liegt weich

und geborgen“, erklärt Bettina Volk-

Kopplin, „denn es ist der schlimmste

Moment, wenn der Sarg und später

das Grab geschlossen werden.“ Den

Sarg gemeinsam zu bemalen, hält

die Ethnologin für eine schöne Idee:

„Der Gedanke des Mitgebens ist hier

sicher ganz hilfreich, egal, ob das

eine Zeichnung ist oder ein kleiner

Gegenstand, der dem Kind mit in den

Sarg gelegt wird.“

Der Tag, an dem Wilbert beerdigt worden

ist, gehört zu den schlimmsten

in Sandy Brandts Leben. Daher tröstet

es ungemein, dass dieser Abschied

ganz genau so abgelaufen ist, wie Wilberts

Familie es sich vorgestellt hat.

Mama, Papa und die beiden Schwestern

haben ihm letzte Worte mitgegeben.

Weil Wilbert so gerne mit der Laterne

lief, sind die Trauergäste mit Laternen

zum Grab gelaufen. Es wurde gesungen,

und wieder stiegen Luftballons

gen Himmel. Beim Zusammensitzen

danach gab es Wilberts Lieblingsnaschereien:

Pom-Bären, Gummibärchen

und Kakao für alle. „Dass so viele Menschen

gemeinsam mit uns Abschied

genommen haben, hat unendlich gutgetan“,

sagt Sandy Brandt, „wir hatten

nie das Gefühl, alleine zu sein in unserer

Trauer.“ Auch finanzielle Unterstützung

gab es, zum Beispiel vom Bundesverband

Kinderhospiz, der die Kosten

für den Grabstein übernommen hat.

Wilberts Grab auf dem Leipziger Südfriedhof

besuchen seine Eltern häufig,

es liegt auf dem Weg zu Sandy

Brandts Arbeit. Sie schaut bei ihm vorbei,

erzählt ihm von ihrem Tag, von

seinen Schwestern, was es Neues gibt,

wie es ihr geht. Es ist zu einem Ritual

geworden, das ihr Halt gibt. „Wilbert

war ein Geschenk des Himmels, wir

sind so unendlich dankbar, dass wir

ihn bei uns haben durften.“



E

s gibt Leben, die laufen

rückwärts. Im Zeitraffer,

mit maximal dramatischem

Ende: dem frühen Tod, nach

vollständigem Verlust aller Fähigkeiten.

Besonders schwer zu verkraften

ist dieses Schicksal bei Kindern.

Harun Mutlu aus Pforzheim ist

eines von ihnen. Der Vierjährige leidet

an Morbus Sandhoff. Dabei kam

er als vermeintlich gesundes Baby

zur Welt. Ein süßer Junge, der munter

die Welt erkundete. Motorisch entwickelte

er sich jedoch auffallend schleppend.

Als die Eltern Leyla und Abdulcelil

auf eine Untersuchung drängten,

war Harun elf Monate alt. Für ein Kind

mit Morbus Sandhoff ein vergleichsweise

langsamer Verlauf; die meisten

PatientInnen mit der sogenannten

„infantilen Form“, die auch Harun

trägt, erleiden ihre Rückentwicklung

früher. Rückentwicklung, das heißt:

Verlust der Motorik, der Sprache, des

Schluckens, Erblindung, oft Epilepsie,

immer wieder Infekte, vor allem

Lungenentzündungen. Bis der Körper,

zu diesem Zeitpunkt meist schon

gelähmt, schließlich aufgibt.

Wie ein

Keulenschlag

Ursache für diesen grausamen Prozess

ist ein Fehler im System des Fettstoffwechsels.

Vor allem die Nervenzellen

im Gehirn sind betroffen, es fehlen

Enzyme (Hexosaminidase A und B),

die dafür sorgen sollen, sogenannte

endständige Zucker abzubauen. Durch

den Nichtabbau blähen die Zellen sich

auf und verenden nach und nach. Man

nennt das GM2-Gangliosidose oder

allgemeiner lysosomale Speichererkrankung

(LSD). Bislang gibt es keine

Therapie, die dem Verlauf etwas entgegensetzen

könnte.

Die Erkenntnis war für die Eltern

wie ein Keulenschlag. Damals konnte

Harun noch strahlen und spielen,

und wenn er lachte, lachten alle mit.

„Unser Sonnenschein. Bei der Diagnose

hat sogar die Ärztin geweint“,

Familie Mutlu

gibt nicht auf

Im RÜCKWÄRTSGANG

– und trotzdem da!

Neurodegenerative Gendefekte sind selten,

aber doch so häufig, dass sie von der Forschung

ernstgenommen werden müssen. Jetzt kommt

Bewegung in die Sache. Hauptproblem aber

bleibt: die späte Diagnose VON CATHRIN MUELL

sagt Haruns Vater leise. So unvorstellbar

ist all das, was dem kleinen Körper

da bevorsteht und das mit Macht

ins Bewusstsein tritt, sobald die Diagnose

steht. Die kleine Familie brach

erst mal völlig in sich zusammen.

Wieso Fachleute

so wichtig sind

Glücklicherweise bekamen die Mutlus

schon in der Klinik einen Flyer

des Vereins „Hand in Hand gegen

Tay Sachs und Sandhoff“, der auch

korporatives Mitglied im Bundesverband

Kinderhospiz ist. Sie nahmen

Kontakt zur Initiatorin Birgit Hardt

auf. Haruns Papa sagt heute: „Diese

Verbindung hat uns gerettet. Wir fanden

Hilfe, Rat und andere Betroffene,

die inzwischen wie zur Familie gehören.“

Dort wurden sie erst mal an den

ambulanten Kinderhospizdienst Sterneninsel

und dann an den Spezialisten

Dr. Eugen Mengel vom SphinCS-

Institut vermittelt, der Harun bis

heute engmaschig betreut. Der Vater


INTERVIEW mit dem

behandelnden Arzt Dr. Eugen

Mengel vom SphinCS-Institut

Wie oft werden in Deutschland

Tay Sachs und Morbus

Sandhoff diagnostiziert?

Es werden pro Jahr drei bis vier

Kinder und Erwachsene diagnostiziert.

Die Dunkelziffer dürfte in

etwa noch mal so hoch sein.

Wo sehen Sie Probleme?

Hauptproblem sind, neben den nicht

erkannten Fällen, die späten Diagnosen.

Bei der klassischen Manifestation

im Säuglingsalter wird die Diagnose

oft erst nach dem ersten Geburtstag

gestellt. Das ist viel zu spät! Neue Therapieansätze

wie Gentherapie und

Substratreduktion können nur greifen,

wenn die Behandlung frühzeitig

im ersten Lebensjahr beginnt.

Was lässt sich da verbessern?

Für die breite Mehrheit scheint das

Neugeborenen-Screening sinnvoll zu

sein, vor allem dann, wenn sich neue

Therapieansätze bewähren. Pränatale

Diagnostik und Gentests sind nur

bei betroffenen Familien sinnvoll.

Erkennen KinderärztInnen

diese Krankheit?

KinderärztInnen erkennen die sogenannte

Trias, also „Wachstum des

Kopfumfangs, schlechte motorische

Entwicklung und Schreckhaftigkeit“,

aber da sich die Symptome in der klassischen

Verlaufsform erst bis zum

zweiten Lebensjahr voll ausbilden,

kommt die richtige Folgerung oft erst

spät. Auch die Schreckhaftigkeit auf

Geräusche wird zu wenig beachtet.

nennt ihn „unseren Dr. House“, weil er

so ein untrügliches Gespür für diese

seltsame, seltene Erkrankung

hat. Als Harun mit

seiner ersten Lungenentzündung

ins Krankenhaus

musste, half eine telefonische

Absprache mit Dr. Mengel

gerade noch rechtzeitig,

die passende Medikation

zu finden. Ein typisches Beispiel

dafür, was für eine Herausforderung

so seltene Erkrankungen sind. Denn

„Wenn

Harun lachte,

lachten

alle mit“

Was ist in der Behandlung

problematisch?

Die Zellen des zentralen Nervensystems

erleiden bei diesen

Krankheiten großen Schaden.

Therapien funktionieren

nur, wenn noch kein irreversibler

Schaden eingetreten ist.

Wie funktioniert die neue

Gentherapie aus Amerika,

grob beschrieben?

Hierbei werden die beiden fehlenden

Komponenten mit einem

Vektor, der sie in die Nervenzelle

einschleust, ins Hirnwasser

oder falls möglich sogar direkt

in das Hirngewebe gegeben.

Gibt die Studie Anlass

zur Hoffnung?

Hoffnung auf jeden Fall. Die Untersuchungen

in den Laboren haben

unglaubliche Fortschritte gemacht.

Doch das wirkliche Potenzial kann

man erst erkennen, wenn Kinder

in kontrollierten Studien behandelt

werden. Das Wort Heilung

wage ich aber noch nicht in den

Mund zu nehmen. Für Heilung

müsste die Therapie vermutlich

vor der Geburt gestartet werden.

Dr. Eugen Mengel

es gibt Medikamente, die gegen einzelne

Symptome einer GM2-Gangliosidose

wirksam funktionieren.

Diese sind aber meist

auf ganz andere Erkrankungen

zugelassen, zum

Beispiel Mukoviszidose,

und müssen daher im Off-

Label-Gebrauch angewandt

werden, einer rechtlichen

Grauzone. „Genau das“, erläutert

Sabine Kraft, die Geschäftsführerin

des Bundesverbands Kinderhospiz,

Medizin & Pflege

„macht Vernetzung hier so wichtig:

Ohne die rasche Vermittlung zu den

richtigen Expertinnen und Experten

verlieren die Familien wertvolle

Zeit.“

Hilfe, die ankommt!

Durch die Begegnung mit Dr. Mengel

wurde für die Mutlus alles besser.

Heute wird Harun von ihm und

einem mobilen Kinderpalliativteam,

das wöchentlich nach ihm schaut, so

gut behandelt, dass er kaum noch ins

Krankenhaus muss. Für die Eltern ein

Quantensprung.

Harun ist inzwischen erblindet

und gelähmt. Ernährt wird er über

eine Magensonde. Auf seine Eltern

reagiert er aber noch. „Wir wissen,

dass Harun sich irgendwann auf den

Weg machen wird“, sagt sein Papa

und schluckt schwer. Die größte

Angst? Dass ihr Kind leidet, natürlich.

Und der größte Wunsch? War

lange, dass Harun Teilnehmer einer

Medikamentenstudie werden könnte,

wie sie gerade in den USA anläuft. Zu

helfen, ein Heilmittel zu finden – für

all die betroffenen Kinder. Abdulcelil

seufzt: „Dafür ist unser Sohn jetzt

aber zu alt.“ Die Krankheit ist zu weit

fortgeschritten.

Dennoch stirbt die Hoffnung

zuletzt und dass die University of

Massachusetts Medical School und

das Massachusetts General Hospital

seit Ende letzten Jahres erste klinische

Studien zu dieser Erkrankung durchführen,

ist wie ein Lichtstrahl für die

Betroffenen.

74–75

Alle weiteren Wünsche der Mutlus

sind bescheiden. Vielleicht wollen

sie mal zu dritt in ein Kinderhospiz

fahren, um ein bisschen Kraft zu tanken.

Denn neben der Pflege von Harun

arbeitet der Vater im Schichtbetrieb

in der Industrie. So eine gemeinsame

Auszeit, ein bisschen Unbeschwertheit

zu erleben und wertvolle Erinnerungen

für später zu sammeln – ja,

das fände Familie Mutlu schön.


Auf der Suche nach passenden

ANTWORTEN

Auf allen Plattformen

schnell zu erreichen

Frag-OSKAR.de, das kostenlose Hilfe-Portal des Bundesverbands

Kinderhospiz, will ein Leuchtturm sein und die Arbeit der Kinder-

und Jugendhospize optimal unterstützen und ergänzen


Frag-OSKAR.de

Aus dem Verband

76–77

Frag-OSKAR.de

D

as Internet – ein Meer. Es

rauscht ohne Unterlass und

wer sucht, der wird finden.

Bloß was eigentlich? Es gibt keinen roten

Faden, keine Qualitätssicherung,

keine Garantien. Aus diesem

Grund brauchen wir bei

komplexen Inhalten eine

Art Chefredakteur, der uns

mit seiner Truppe Geleit

gibt. Wir wollen von Personen,

die in etwa unser Weltbild

teilen, sachlich informiert

werden. Wir wünschen uns, dass sie für

uns vorsortieren und ihr Insiderwissen,

ihre Erfahrung und ihren Zugang zu differenzierten

Informationen mit uns teilen.

Damit der Exkurs in den Wust der

Wahrheiten kein Höllentrip wird.

So geht es auch Familien mit einem

schwerkranken Kind. Wer um alles

in der Welt kennt sich bitte mit den

schrecklichen Details einer

todbringenden Krankheit

aus? Der Horror nach der

Diagnose ist riesig, begleitet

von hilflosem Rudern. Genau

in dieser Situation greift das

oben beschriebene Prinzip:

Wir suchen die Hand, die den

tiefen Fall puffert. Die das,

was wir gerade durchleben müssen,

kennt. Die uns sanft in ein Netzwerk

leitet, das aus lauter SpezialistInnen

besteht. Und uns schnell Hilfe vermittelt,

wenn wir das brauchen.

Die Datenbank

von

Frag-OSKAR.de

hat 18.000

Kontakte

Unser brandneues

OSKAR-Mobil von Peugeot

Pia Heinreich

„Durch unser riesiges Netzwerk und

die Vielfalt der Angebote unserer Mitgliedsorganisationen

können wir

auch bei ungewöhnlichen Fragen Hilfestellung

geben“, sagt Pia Heinreich,

die in der Frag-OSKAR-

Zentrale in Berlin den Hut

aufhat. „Uns ist dabei

enorm wichtig, dass wir

die Schnittstelle zu unseren

Mitgliedseinrichtungen

bilden, wo die Familien

gut betreut sind.“

Sie ist überzeugt, dass Frag-OSKAR.de

mit seiner 18.000-Kontakte-Datenbank

und durch sein vielschichtiges

kostenloses Konzept das Tüpfelchen

auf dem I der Hilfe-Angebote ist. „Fast

alle Mitarbeitenden sind seit Langem

in der Kinderhospizarbeit aktiv und

werden von uns permanent weitergebildet“,

erzählt sie.

So möchte Frag-OSKAR.de

unter anderem die Familien

erreichen, die noch gar

nicht an die Kinderhospizarbeit

angedockt sind.

Dazu gehören auch die

Familien, die ein Kind

schon in der Schwangerschaft

oder kurz vor oder

nach der Geburt verlieren. Ihnen allen

ein niedrigschwelliges Angebot

machen, Hilfe anzunehmen. Und

ihnen so gut es geht beistehen beim

Tauchgang ins Abwegige.

Stell dir vor,

du bist mit

deinen Fragen

zum Leben mit

lebensverkürzenden

Krankheiten, Tod und

Trauer niemals allein!

Beim OSKAR-Sorgentelefon

(Tel.: 0800 8888 4711), der

kostenlosen 24 h-Hotline, ist rund

um die Uhr jemand da, um dich

aufzufangen, in Fachfragen zu

beraten und mit Hilfsangeboten

in deiner Region zu vernetzen

Schreiben ist manchmal leichter

als sprechen – und du willst

deine Geschichte nicht immer

wieder von vorne erzählen?

Über OSKAR-Sorgenmail

findest du die Möglichkeit, dich

persönlich und immer wieder

von einer Fachkraft begleiten

zu lassen (die Antwort kommt

garantiert innerhalb 48 Stunden)

Du willst dich mit Gleichgesinnten

austauschen?

Im OSKAR-Jugend- und Familien-

Chat gibt es regelmäßige

offene Chatgruppen zu

festen Zeiten (Jugendliche:

mittwochs 16 – 18 Uhr, Familien:

donnerstags 19 – 21 Uhr)

Du interessierst dich für die

Thematik und möchtest andere

Interessierte treffen?

OSKAR-Meet and Talk bietet

eine offene, moderierte

Gesprächsrunde und hat

regelmäßig ThemenexpertInnen

zu Gast. Außerdem gibt es

Special-Interest-Gruppen, zum

Beispiel für Väter (Termine

werden angekündigt auf

www.Frag-OSKAR.de)

Du kommst in einer recht lichen

Fragestellung nicht weiter?

Bei der OSKAR-Sprechstunde

Sozialrecht (Tel.: 0800 8888 4712)

beantworten JuristInnen Fragen,

beraten und unterstützen

Familien, wenn es um ihre

rechtlichen Ansprüche geht

(donnerstags von 19 – 21 Uhr)


Männerabend

„all inclusive“!

Unkompliziert

und anonym:

die Telefonberatung

Der Kampf um Wohl und Würde

ihres schwerkranken Kindes

bringt auch Väter an ihre Grenzen

– und teilweise weit darüber

hinaus. Kein Inhalt für einen

Männerabend? Weit gefehlt!

Ein Blick hinter die Kulissen

Vieles läuft bei Frag-OSKAR.de auf anonymer Basis. Hier erzählt eine der

rund 25 anonymen Telefon-BeraterInnen aus ihrem Erfahrungsschatz

„Ein typisches Gespräch gibt es nicht.

Meist kommt aber der Satz ‚Ich weiß gar

nicht, wie ich anfangen soll!‘ Also sage

ich: ‚Sie können alles erzählen, was Ihnen

auf dem Herzen liegt!‘ Dann ist oft Stille.

Manche fangen an zu weinen. ‚Es ist völlig

in Ordnung, ich bin für Sie da, sammeln

Sie sich in Ruhe‘, sage ich dann. Die

Kunst ist, zu warten, sonst fühlt der oder

die Anrufende sich bedrängt. Und dann

fängt er oder sie an zu erzählen: ‚Ich habe

ein schwerkrankes Kind, im Moment

wächst mir alles über den Kopf …‘

Oft geht es um Stress mit Ärzten oder

Krankenkassen, viel um finanzielle Sorgen.

Auch gesunde Geschwister spielen

gern mal eine Hauptrolle, weil die Eltern

sich schuldig fühlen, ihnen nicht gerecht

zu werden.

Es gibt auch alleinerziehende Väter,

die rufen an, weil ihre erkrankte Tochter

ins Teenageralter kommt und sie unsicher

sind, wie das alles funktioniert mit

Frauenarzt und so. Da ist es gut, dass wir

eine gewisse Distanz zur Familie

haben und uns trotzdem

mit dem Thema auskennen.

Manchmal ist es was Akutes,

wenn etwa medizinische

Fragestellungen am Wochenende

aufkommen. Kein Arzt

erreichbar – und die Entscheidung

muss gefällt werden, ob

man in die Ambulanz fährt.

Das hatten wir zum Beispiel

mal in Bezug auf Schimmel.

Die Mutter hatte den nachts entdeckt

und Panik, dass das gesunde Kind jetzt

auch noch krank wird. Da war es perfekt,

dass ich in meinem früheren Job bereits

in einer Umweltsprechstunde gearbeitet

hatte und sie erst mal beruhigen konnte.

„Bei uns

finden viele

überhaupt

erst zu

Hilfe und

Entlastung“

Hauptsächlich helfen wir, alles zu sortieren

und zu schauen, wo steht die

Person gerade, was fehlt ihr und wo

könnte sie unkompliziert Hilfe bekommen.

Durch unsere gute Vernetzung

können wir für jeden Fall immer

mehrere Angebote direkt vor

Ort heraussuchen. Das kann

jegliche Art der Unterstützung

sein, Hausaufgabenhilfe,

Anträge für Förderungen,

Expertenvermittlung,

Trauerbegleitung für Kinder,

alles.

Manchmal habe ich auch

Mütter dran, die rufen nachts um zwei

an. Die brauchen einfach mal jemanden,

der zuhört. Manche muss ich dann

am Ende des Telefonats überreden, sich

noch ein Stündchen hinzulegen, bevor

die Kinder wieder aufstehen.

Wirklich wunderbar ist, wenn sich

eine Familie, die noch nie mit einem

Kinder- und Jugendhospiz in Berührung

gekommen ist, im

Gespräch dafür öffnet und

erkennt, dass es da eben

nicht um „das letzte Geleit“

geht, sondern um ganz viel

positive Unterstützung. So

finden viele überhaupt erst

zu Hilfe und Entlastung.

Wir als Beratende haben

eine spezielle Ausbildung

und regelmäßige Schulungen.

Außerdem treffen wir

uns monatlich mit anderen BeraterInnen

zu Telefonkonferenzen und tauschen

uns über die Vorgehensweise

aus, was funktioniert gut, was nicht

so, wie kann man’s besser machen. Es

ist wirklich eine schöne Arbeit.“

Tammo Schlieker

Entgegen anderslautender Be hauptungen

haben auch Männer Gefühle und

manchmal wissen sie echt nicht, wo sie

die hinpacken sollen. Dabei bewältigen

die meisten ihre Anforderungen im täglichen

Leben ja. Doch es hat eine andere

Dimension, wenn man ein kleines Kind,

sein eigenes, durch eine Chemotherapie

begleitet, Schleim aus der Lunge

absaugen muss, nachts den Herzschlag

überwachen oder einen Dauer-Katheter

spülen. Da muss Mann manchmal

ganz schön beißen. Und

trotzdem aufrecht bleiben,

mit dem Kind, für das Kind,

das unersetzliche. „Zum

Heulen geh ich in den Keller“

ist eine häufige traurige

Konsequenz.

Leider. Um genau diesen

Vätern zu helfen, hatte

Tammo Schlieker eine Idee. Er engagiert

sich schon lange in der Kinderhospizarbeit

und hat gemerkt: Unter

Gleichgesinnten fällt es Männern

leichter, den Schmerz sichtbar und


sich selbst weich zu machen. Sich als

Väter und Männer angenommen und

gesehen zu fühlen. Trost zu akzeptieren

und Unterstützung. Und so funktionierte

er das lebendige Klischee

„Männerabend“ zum Chat für betroffene

Väter um: Unter dem Dach von

Frag-OSKAR.de.

Was es bereits gab: „Meet & Talk“,

offene Treffen in loser Folge, als

geschlechtergemischte Runde, stets

zu einem wechselnden Thema. Das kam

gut an, aber Tammo Schlieker stellte

fest: Die Damen sind hart in der Überzahl.

Also tüftelte er ein neues Angebot

nur für die Herren aus, ohne Themenvorgaben.

Dennoch legt er Wert auf

feste Regeln; die Internet-Etikette wird

eingehalten und es werden Absprachen

z. B. zur Vertraulichkeit getroffen.

Durch verbindliche Anmeldungen mit

Klarnamen wird ein seriöser Rahmen

geschaffen. Und siehe: Das schreckt gar

nicht ab, sondern schafft Vertrauen!

Schon gleich beim ersten Treffen

fanden sich sieben Kandidaten und

vollzogen den Schulterschluss. „Die

Gruppe war sofort harmonisch und

perfekt“, stellt Tammo Schlieker, der

die Treffen zusammen mit Per Toussaint

moderiert und auch emotional

betreut, erfreut fest. „Das Vertrauen

hatte schon nach kurzer Zeit so ein enormes

Level und der Austausch eine hohe

Dynamik, einfach toll!“ Das fanden die

Väter im Übrigen auch – und verabredeten

sich gleich zum nächsten Chat …

Müssen Männer

immer stark sein?

Frag-OSKAR.de

Die Hüterin des

gebündelten Wissens

Tanja Schwabe ist eine der juristischen Anlaufstellen

beim Bundesverband Kinderhospiz und erklärt,

warum diese Arbeit so wichtig ist

Frau Schwabe, wer sich telefonisch

an die Sprechstunde Sozialrecht

wendet, landet bei Ihnen und

Ihrem Kollegen Christian Wiedenmann.

Sie sind beide Juristen und

auf Sozialrecht spezialisiert. Was

unterscheidet die Sprechstunde

von anderen Beratungsangeboten?

Die Thematik ist sehr verworren und

vielschichtig. Oft sind es kaum nachvollziehbare

Details, die etwa bei Krankenkassen

über Bewilligungen entscheiden.

Man bräuchte im Prinzip ein

Team aus spezialisierten Juristen plus

Sozialarbeitern, um bestimmte Fragen

ad hoc beantworten zu können, denn

dieses Grundwissen kann man sich in

keinem Studium aneignen, das ist ganz

viel Erfahrung. Oft haben die AnruferInnen

sogar schon anwaltliche Verfahren

am Laufen und auch die hängen fest.

Woher nehmen Sie selbst

diese Erfahrung?

Ich hatte eine schwer erkrankte Tochter

und musste mich damals allein durchkämpfen.

Da habe ich gemerkt: Das ist

im Prinzip gar nicht zu schaffen. Dieses

Wissen kann ich heute nutzen.

Macht aber die Vielzahl aller

Möglichkeiten und Hürden es

nicht wahnsinnig schwierig,

in einem Ersttelefonat wirklich

weiterzuhelfen?

Das schon, aber es geht. Die Menschen

rufen zunächst anonym hier an, schildern

die akute Problematik und bekommen

von mir Hinweise, wie sie vorgehen

können. Diese Telefonate dauern 30

bis 60 Minuten und helfen in der Regel

entscheidend weiter. Es gibt aber auch

Situationen, da benötige ich mehr Hintergrundwissen.

Wir gehen dann in den

E-Mail-Austausch über, damit wir unabhängig

von der Sprechstunde sind. Dazu

müssen die AnruferInnen aber Fördermitglied

werden, da wir nur Mitglieder

im Detail beraten dürfen, so ist die

gesetzliche Vorgabe.

Aus dem Verband

Wie geht es dann weiter?

Wenn wir ins Detail gehen, kann es sein,

dass ich für die Familien am Ende sogar

den Widerruf formuliere oder auch

erläutere, wie der Arzt seinen Bescheid

korrekt formulieren müsste.

Tanja Schwabe

78–79

Was erachten Sie als

Haupt-Problemquelle?

Die Findigkeit der juristischen Sprache

ist für Menschen ohne entsprechenden

Hintergrund kaum zu verstehen.

Die meisten wissen kaum etwas über

ihre Ansprüche, auch nicht gegen den

Arbeitgeber zum Beispiel. Auch dafür

sind wir da. Zusätzlich helfen Rechtsschutzversicherung,

Beratungshilfe und

Prozesskostenhilfe.

Welcher Fall hat bei Ihnen persönlich

für Erstaunen gesorgt?

Eine Mutter hatte eine Bewilligung

für eine integrative Kita, aber durfte

ihr Kind, immerhin mit Pflegegrad 5,

laut Kita-Leitung nur drei Stunden pro

Woche dort abgeben – obwohl der

Platz in Vollzeit finanziert wurde. Und

sie musste selbst noch dazuzahlen. Da

war ich schwer beeindruckt von so viel

Abgebrühtheit. Das Schöne: Die Mutter

konnte das Problem nach unserem

Gespräch ganz allein lösen, weil sie ihre

Rechte plötzlich kannte. CM


Leuchtende

HERZEN

DAS WERK: Ein Hase

schnuffelt einem anderen

ganz viel Liebe rüber.

Die Künstlerin: Mirjam, sieben

Jahre alt, sie bedankt sich für

ihre Geschenke. Ihr großer

Bruder ist schwer krank und

Mirjam liebt die Tage, an

denen etwas Besonderes

passiert und sie und Noah

Grund haben, sich zu freuen

VON CATHRIN MUELL


Aus dem Verband

80–81

N

ein, rührselig ist niemand,

wenn es um Kinderhospizarbeit

geht. Das Thema

ist zu groß, zu ernst und zu wichtig

für Sentimentalität. Und doch gibt

es Momente, da glitzern die Tränen.

Wenn ein Kind, dessen Leben von

einer schweren Krankheit beschattet

wird, sich so richtig losgelöst freut.

Wenn es jauchzt, jubelt, strahlt. Und

kurz vergisst, welche Last es im Alltag

trägt. Dann liegt eine Euphorie in

der Luft, der sich weder Eltern noch

Pflegekräfte entziehen können und

von der Ehrenamtliche mit leuchtendem

Herzen berichten. Das sind die

Augenblicke, auf die sie alle gemeinsam

hinarbeiten.

Alexandra Fluck ist eine Übermittlerin

dieser Freude. Sie organisiert

beim Bundesverband Kinderhospiz

unter anderem das Sammeln und

Verschicken von Sachspenden. Und

strahlt: „Ich bin sehr glücklich in meinem

Job.“ Seit 2016 steht sie in engem

Kontakt mit der langen Reihe der Kinderhospizeinrichtungen

und Familien.

„Ich versuche vor allem, den persönlichen

Kontakt zu pflegen, denn

nur dann behalte ich einen

Überblick über die Lebenssituation

der Menschen.“

Ihre Arbeit fällt in den

Bereich der Betroffenenförderung.

Hier werden zum

Beispiel Feste und Events

auf die Beine gestellt: für

die Vernetzung der Familien

untereinander. Es gibt

Unterstützung bei schwierigen

Anträgen oder Formularen.

Fachleute sowie ambulante

und stationäre Kinderhospize werden

auf Wunsch vermittelt, ebenso

Das Suchen

und Finden

von Möglichkeiten

ist

Hauptaufgabe

von

Alexandra

Fluck

Das Orga-Team

Ulrike Hozik

und Alexandra Fluck

im Einsatz

die Begleitung der Trauerarbeit. Flankiert

wird das Team dabei von großen

und kleinen Unternehmen und Institutionen,

etwa dem SWR, der den

tollen Herzenssache-Bus bezahlt, den

der Verband dankbar nutzt. Mit ihm

können Familien, die nicht mobil sind,

von A nach B transportiert werden.

Es gibt so viele Optionen

Im Vordergrund steht dabei, Eltern mit

krankem Kind die Kontakthemmung

zu nehmen, denn das Wort „Hospiz“

schreckt nach wie vor viele

ab. Dabei geht es in der Kinderhospizarbeit

keineswegs

primär um Tod und

Sterben, sondern vielmehr

darum, die Lebensspanne

mit so viel Freude wie möglich

zu füllen. Und es werden

natürlich Brücken der

Hilfe gebaut. „In den letzten

Jahren hatten wir teilweise

bis zu 120.000 Euro

an Sachspenden und bis zu 140.000

Euro an zweckgebundenen Spenden“,

sagt Nadine Mück, Buchhalterin

beim Bundesverband. Und jeder Euro

davon kam am Ende bei Kindern wie

Mirjam und Noah an.

Denn an sich gibt es viele Optionen:

Fast jede produzierende Firma hat

Überschuss an Dingen, die Menschen

mit starker finanzieller Belastung

brauchen können. Das kann so etwas

Simples wie ein Pflaster-Entfernungsspray

sein – für Schwerkranke ein

Segen, für die Krankenkasse

leider nicht immer eine

Leistung. Ein Fahrrad,

ein Föhn, ein Buch. Es

kann der Grabstein

des verstorbenen

Kindes sein. Ein Reha-

Buggy. Die Trauerfeier.

Eine Rollstuhlrampe.

Dazu kommen nichtmaterielle,

für viele schier unerreichbare

Träume: Musicalbesuche, Freizeitparkausflüge

oder ein Kurztrip ans Meer.

Und, in der Spitze, auch mal ganz

fantastische Lebenswünsche – eine

Graffitiwand für ein sterbenskrankes

kleines Mädchen zum Beispiel, die ein

Künstler gestaltet.


82 Aus dem Verband

Das Suchen und Finden der Möglichkeiten

ist Hauptaufgabe von Alexandra

Fluck. Dabei muss sie bei Familien,

die nicht über ein Kinderhospiz

an den Verband herantreten,

zunächst prüfen, ob ein

Anspruch auf Unterstützung

besteht. Ist

das geklärt, kann

Hilfe verteilt werden.

So managt sie rund

ums Jahr auch den Versand

größerer Sachspenden,

für die sich Betroffene

bewerben können, zum Beispiel Autokindersitze.

Sie unterstützt bei Förderanträgen

und vermittelt zweckgebundene

Spenden. Das sind Gelder, die

nach einem gezielten Aufruf zu einem

speziellen Thema eingehen.

Das Echo ist riesig

Doch das Jahres-Highlight sind die beiden

Paket-Aktionen. Alexandra Fluck

organisiert sie im Team mit Ulrike

Hozik, die beim Bundesverband die

Ehrenamtlichen betreut: An Weihnachten

und zu Ostern bekommen die

Mitgliedseinrichtungen, Kliniken und

viele Familien üppige Kartons mit

Geschenken zugeschickt, deren Inhalt

der Bundesverband zuvor von Firmen

erhalten hat. Zwischen 400 und 600

Pakete packt und versendet das Team

dabei jeweils. Da ist für jeden etwas

dabei: Spielsachen, Kleidung, Schuhe,

Bastelmaterial, Süßigkeiten, Lebensmittel,

Gewürze, Stofftiere, Bücher,

Sportgeräte, Kosmetikartikel,

Matschhosen, Handarbeitsmaterial

und, und, und.

Das Echo der Familien ist

riesig. Sehr viel Glück schwappt

da zurück! „Sie können sich gar

Unermüdliche

Helferinnen

nicht vorstellen, welche Freude Sie

uns gemacht haben. Jeden Tag begleitet

uns mindestens ein Teil aus dem

Paket und macht unseren Alltag schöner“,

dankt eine Familie. „Wir konnten

den Fahrradanhänger für unsere

Tochter besorgen und möchten uns

an dieser Stelle sehr für die

große und vor allem zügige

und unkomplizierte Hilfe

bedanken. Das macht uns

das Leben unglaublich

leichter!“, schreibt eine

andere. Und Familie T.

erzählt: „Heute ist Ihr Paket

eingetroffen. Hab es mit Tränen in den

Augen ausgepackt, es ist total toll!“

Auch die ehrenamtlich Helfenden,

ohne die das alles unmöglich

wäre, tanken bei jedem Einsatz

Sehr viel

Glück

schwappt

da zurück!

Glücksgefühle. „Das hat mal wieder

richtig Spaß gemacht, wir freuen

uns schon auf die nächste Aktion“,

sagen Marlies Kaltenbach und Erika

Günter. Tanja Fürderer unterstreicht:

„Ich möchte diejenigen unterstützen,

die voller Liebe und Hingabe täglich

alles geben, um ihren

Kindern das bestmögliche

Leben zu bieten.“ Und

Katrin Leuthäuser findet

besonders schöne Worte:

„Mit dem Herz in den Händen

Freude verschenken!

Es geht hier nicht um Verdienst,

es geht um das Miteinander.

Ein Dankeschön an alle, die nicht auf

die Uhr schauen, sondern was tun!“

Ganz genau: Dankeschön, immer und

immer wieder!

Der Herzenssache-Bus

befördert betroffene

Familien


F

elix liebt Hunde. Gleichzeitig

fürchtet er sich manchmal

vor ihnen. Und Hunde

fürchten sich manchmal vor ihm,

denn Felix ist ein junger Mann, 18-jährig,

und er sitzt in einem großen Rollstuhl.

Ein Tumor in seinem Kopf und

eine bipolare Störung erschweren

ihm das Leben enorm. Das ist auch

für seine Familie eine ständige Belastungsprobe,

denn Felix ist oft zutiefst

unglücklich und weiß nicht, wohin

mit seiner Verzweiflung. Gerade deshalb,

befand sein Arzt, ist er ein idealer

Kandidat für einen Assistenzhund.

Aus dem Verband

ZWEI, die sich

gefunden haben

83

Gelegentlich gelingt es dem Bundesverband,

magische Verbindungen zu schaffen.

So wie bei Felix und seiner Assistenzhündin

Amber VON CATHRIN MUELL

Ein ausgebildeter Hund

ist unglaublich teuer

Die Familie entschied sich, es zu versuchen.

Natürlich kann man fertig

ausgebildete Begleithunde kaufen,

Preis: 25.000 Euro pro Tier. Unbezahlbar!

„Wir beschlossen, es selbst in

die Hand zu nehmen“, sagt Kristine

Lindtner, Felix’ Mutter. Man suchte

und fand also Amber, eine quirlige

schlanke Mini-Australian-Shepard-

Hündin, die der Trainer Matthias

Reinhard gezielt für Felix’ Bedürfnisse

ausbildet. Die Finanzierung

der Kosten von rund 5000 Euro organisierte

der Bundesverband Kinderhospiz

über seine Sparte „zweckgebundene

Spenden“. Dabei werden im

Kreis der UnterstützerInnen des Bundesverbands

Menschen gesucht, die

sich gezielt für dieses Projekt engagieren.

Für die Familie eine unfassbare

Erleichterung. Von den gängigen

Kostenträgern werden solche

Anschaffungen nämlich

nicht refinanziert.

Amber ist gelehrig,

wie sich rasch zeigte.

Sie begleitet Felix, kann

seine Alarmglocke drücken,

ihm die Tür öffnen,

das Licht anmachen, den Aufzug

rufen. „Sie soll bald lernen, ihm

Sachen und Medikamente zu bringen.

Oder Wäsche aus der Maschine

Kristine Lindtner

holen. Und sogar mit Felix zur Schule

gehen“, zählt Kristine Lindtner auf.

Sich an unbekannten Orten zu orientieren

ist die schwierigste Aufgabe,

die Amber erlernen soll. „Dann könnte

sie zum Beispiel auf fremden Bahnsteigen

den Aufzug suchen und uns

dorthin lotsen.“

An seiner Seite

Ambers wichtigster Job ist aber: Felix

zu trösten, ihn zu erheitern. Die Hündin

vermittelt ihm wortlos, dass seine

Gefühle okay sind. Er kommt schneller

runter, wenn Amber bei ihm ist,

seine Verzweiflung überrollt ihn

dann weniger intensiv. „Mein kleiner

Clown“, sagt er oft zärtlich zu ihr.

„Was für ein schönes Beispiel dafür,

wie unendlich hilfreich eine solche

Investition für die Betroffenen sein

kann“, resümiert Sabine Kraft,

Geschäftsführerin des Bundesverbands

Kinderhospiz.

„Auch das ist Teil

unserer Arbeit! Wir fungieren

dabei als Vermittler

zwischen den Spenderinnen

und Spendern und

den Familien.“

Denn auch wenn Amber nicht die

Macht hat, Felix gesund zu zaubern,

so kann sie doch eines sein: an seiner

Seite.

Amber hilft

Felix bei

Aktivitäten

aller Art

Und vor

allem tröstet

sie ihn, wie

nur Tiere

es können!


Das bietet der

seinen MITGLIEDERN

Frag-OSKAR.de

Bringt Betroffene

in Kontakt zu den

BERATUNG

Mitgliedern

UND BEGLEITUNG

Sichert die

Hilfe beim Aufbau

24-h-Erreichbarkeit

von neuen Kinder-

Gibt Auskunft zu

und Jugendhospizeinrichtungen

Fachthemen und

vermittelt an Fachstellen

Wächter über

Schöpft aus einer großen

Einhaltung der

Datenbank mit allen Rahmenvereinbarungen

relevanten Angeboten

Beratung zur strategischen

Ausrichtung und

für die Kinderpalliativversorgung

Weiterentwicklung

Bringt Betroffene miteinander

in Kontakt

Vernetzung und Information

bei praxisbezogenen

Fragen

Greift aktuelle

Themen in Chats auf

Stellungnahmen und

Bietet wöchentliche aktive Unterstützung

kostenfreie juristische bis hin zur Teilnahme

Beratung für Mitglieder bei Verhandlungen

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

Bundesweite Pressearbeit mit für

Mitglieder zugeschnittene Vorlagen

Vermittlung von Spenden und Sachspenden vor Ort

Veröffentlichung von Veranstaltungen,

Stellenanzeigen und Unterstützung bei

Werbeaktionen nach Absprache

Magazin ‚365‘ mit allen Kontaktdaten der Mitgliedseinrichtungen

und Porträts von Mitgliedern

Bundesweite Kampagnen zur Sensibilisierung

der Öffentlichkeit und zur Vernetzung

Grußworte und Unterstützung bei

Events von Mitgliedern vor Ort

DIREKTE HILFEN

für betroffene Familien

unserer Mitglieder

durch unkomplizierte

schnelle finanzielle

Unterstützung,

durch Sachspenden und

Events für Betroffene

POLITISCHE LOBBYARBEIT

Rahmenverhandlungspartner für ambulante

und stationäre Kinder- und Jugendhospizarbeit

und für SAPV für Kinder und Jugendliche

Stellungnahmen zu Gesetzesvorschlägen

und aktuellen Fachthemen

Kontaktpflege zur Politik und den Ministerien

Berichte zu aktuellen Themen für die Mitglieder

GRÜNE BANDE

Jugendclub für alle Erkrankten und

deren Geschwister und Freunde

Ab 14 – 27 Jahre

Vernetzung

Stellungnahmen aus Sicht der Betroffenen

Events speziell für Jugendliche und junge Erwachsene

Kostenfreie Mitgliedschaft für alle

WISSENSTRANSFER

Workshops zu aktuellen

(Fach-)Themen

Fortbildungen – auch

Inhouse-Schulungen

bei den Mitgliedern

Rahmenhandbücher für

Qualitätsmanagement

in Kinder- und

Jugendhospizen

Transfer von internationalen

Erkenntnissen

Aktuelle

Forschungsergebnisse


MITGLIEDERVERZEICHNIS

Aus dem Verband

84–85

SCHLESWIG-

HOLSTEIN

HAMBURG

MECKLENBURG-

VORPOMMERN

BREMEN

NIEDERSACHSEN

BERLIN

BRANDENBURG

SACHSEN-ANHALT

NORDRHEIN-WESTFALEN

SACHSEN

HESSEN

THÜRINGEN

Stationäre Kinderhospize

RHEINLAND-

PFALZ

SAARLAND

Stationäre Kinderhospize in Planung

Ambulante Kinderhospize

Korporative Mitglieder

Förderer Kinderhospizarbeit

BAYERN

BADEN-

WÜRTTEMBERG

Gemeinsam STARK

HILFE FINDEN: Unsere Übersicht zeigt Ihnen, wo Familien bei unseren Mitgliedsorganisationen

Unterstützung finden. Die Adressen unserer Verbands mitglieder sind den Bundesländern zugeordnet.

Die Gesamtliste aller Kinderhospize in Deutschland erhalten Sie beim Bundesverband Kinderhospiz e. V.


MITGLIEDERVERZEICHNIS

STATIONÄRE

KINDERHOSPIZE

BADEN-WÜRTTEMBERG

Kinder- und Jugendhospiz

des Hospiz Stuttgart

Diemershaldenstr. 7 – 11, 70184 Stuttgart

Telefon: 0711 23 74 18 30

www.hospiz-stuttgart.de

BERLIN

HVD Kinderhospiz Berliner Herz

Humanistischer Verband

Deutschland LV Berlin-BB

Lebuser Str. 15 A, 10243, Berlin

Telefon: 030 2 84 70 17 01

https://humanistisch.de/berlinerherz

BRANDENBURG

Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. – Regionalverband

Südbrandenburg Johanniter Kinderhaus

„Pusteblume“ Hospiz & Wohngruppe

Zweite Kolonie 74

03096 Burg (Spreewald)

Telefon: 035603 15 40 00

www.johanniter.de/johanniter-unfall-hilfe/

johanniter-kinderhaus-pusteblume

HAMBURG

Theodorus Kinder-Tageshospiz gGmbH

Alte Elbgaustr. 14, 22523 Hamburg

Telefon: 040 33 42 84 11

www.theodorus-hamburg.de

HESSEN

Kinderhospiz Bärenherz

Bahnstr. 13a, 65205 Wiesbaden

Telefon: 0611 3 60 11 10 30

www.kinderhospiz-wiesbaden.de

NIEDERSACHSEN

mission:lebenshaus gGmbH –

Angelika Reichelt Kinder- und Jugendhospiz

Joshuas Engelreich

Mission:lebenshaus gGmbH

Kurt-Schumacher-Str. 241

26389 Wilhelmshaven

Telefon: 04421 96 60 00

www.kinderhospizwilhelmshaven.de

NORDRHEIN-WESTFALEN

Kinder- und Jugendhospiz Bethel

Stiftung Sarepta

Remterweg 55

33617 Bielefeld

Telefon: 0521 1 44 26 50

www.kinderhospiz-bethel.de

Förderverein Kinder- und Jugendhospiz

Düsseldorf e. V. Kinder- und Jugendhospiz

Regenbogenland

Förderverein Kinder- und Jugendhospiz

Düsseldorf e. V.

Torfbruchstr. 25, 40625 Düsseldorf

Telefon: 0211 61 01 95 20

https://kinderhospiz-regenbogenland.de

DRK Schwesternschaft Krefeld e. V.

Stationäres Kinder- und Jugendhospiz

im stups-KINDERZENTRUM

Jakob-Lintzen-Str. 8

47807 Krefeld

Telefon: 02151 7 37 65 01

www.drk-schwesternschaft-kr.de/

stups-kinderzentrum

Bergisches Kinder- und

Jugendhospiz Burgholz

Zur Kaisereiche 105

42349 Wuppertal

Telefon: 0202 6 95 57 70

www.kinderhospiz-burgholz.de

RHEINLAND-PFALZ

Kinderhospiz Sterntaler e. V.

Kettelerstr. 17 – 19

67373 Dudenhofen

Telefon: 0621 17 82 23 30

www.kinderhospiz-sterntaler.de

SACHSEN

Kinderhospiz Bärenherz Leipzig

Bärenherz Kinderhospize gGmbH

Kees’scher Park 3, 04416 Markkleeberg

Telefon: 0341 35 01 63 23

www.baerenherz-leipzig.de

SACHSEN-ANHALT

Kinderhospiz der Pfeifferschen Stiftungen

Pfeiffersche Stiftungen

Pfeifferstr. 10, 39114 Magdeburg

Telefon: 0391 8 50 58 04

www.kinderhospiz-magdeburg.de

THÜRINGEN

Kinderhospiz Mitteldeutschland

gGmbH – Kinder- und Jugendhospiz

Tambach-Dietharz

Talsperrstr. 25 – 27

99897 Tambach-Dietharz

Telefon: 0362 52 33 10

www.kinderhospiz-mitteldeutschland.de

STATIONÄRE

KINDERHOSPIZE

IN PLANUNG

BADEN-WÜRTTEMBERG

Hospiz Via Luce gGmbH – Kinder- und

Jugendhospiz Sternschnuppe

Virchowweg 22

78054 Villingen-Schwenningen

Telefon: 07720 99 58 9 70

www.kinderhospiz-sternschnuppe.de

BAYERN

Franken Hospiz Bamberg gGmbH – Kinderund

Jugendhospiz Sternenzelt Bamberg

Franken Hospiz gGmbH

Lobenhofferstr. 10

96049 Bamberg

Telefon: 0951 50 31 53 00

www.sozialstiftung-bamberg.de/

kinder-und-jugendhospiz-sternenzelt

Haus Anna gGmbH (teil-)stationäres

Kinderhospiz Eichendorf für Niederbayern

94428 Markt Eichendorf

Telefon: 089 588030323

www.kinderhospiz-muenchen.de

Haus Anna gGmbH (teil-)stationäres

Kinderhospiz München für

den Großraum München

Verdistr. 42 – 44

81247 München

Telefon: 089 5 88 03 03 23

www.kinderhospiz-muenchen.de

Haus Anna gGmbH (teil-)stationäres

Kinderhospiz für Südostoberbayern

Blutenburgstr. 64+66

80636 München

Telefon: 089 5 88 03 03 23

www.kinderhospiz-muenchen.de

Haus Anna gGmbH (teil-)stationäres Kinderhospiz

Polling für Südwestoberbayern

Kirchplatz 3

82398 Polling

Telefon: 089 588030323

www.kinderhospiz-muenchen.de

NIEDERSACHSEN

DRK-Schwesternschaft Georgia-

Augusta e. V. Kinder- und Jugendhospiz

Sternenlichter gGmbH

Helvesanger 12

37081 Göttingen

Telefon: 0551 5 88 42

www.sternenlichter-goettingen.de

NORDRHEIN-WESTFALEN

Kinderhospiz Sonnenherz der

Elisabeth Grümer Hospiz-Stiftung

Dortmunder Str. 383

44577 Castrop-Rauxel

Telefon: 02305 6427

https://hospiz-westrich.de

SAARLAND

Siebenpfeiffer Hospiz und Palliativgesellschaft

gGmbH

Karlsbergstr. 4

66424 Homburg

Telefon: 06841 9 72 29 99

AMBULANTE

KINDERHOSPIZE

BADEN-WÜRTTEMBERG

Malteser Hilfsdienst e. V. – Kinder- und

Jugendhospizdienst Ostalb und Heidenheim

Gerokstr. 2, 73431 Aalen

Telefon: 07361 93 94 35

www.malteser-kinderdienste.de

Kinder- und Jugendhospizdienst

Sternentraum

Stiftung Sternentraum

Größeweg 100 a, 71522 Backnang

Telefon: 07191 3 73 24 32

www.kinderundjugendhospizdienst.de


Aus dem Verband 86–87

Hospizstiftung Rems-Murr-Kreis e. V. –

Kinder- und Jugendhospizdienst

„Pusteblume“

Bonhoeffer Str. 2

71522 Backnang

Telefon: 07191 9 27 97 20

www.hospiz-remsmurr.de

Malteser Hilfsdienst e. V. –

Sonnenschein Ambulanter Kinder- und

Jugendhospizdienst Main-Tauber-Kreis

Uhlandstr. 7

97980 Bad Mergentheim

Telefon: 07931 58 25 70

www.malteser-bw.de

Malteser Hilfsdienst e. V. – Ambulanter

Kinder- und Jugendhospizdienst Freiburg,

Breisgau/Hochschwarzwald

Heinrich-von-Stephan-Str. 14

79022 Freiburg

Telefon: 0761 4 55 25 33

www.malteser-bw.de/angebote-leistungen/

familien-mit-schwerkranken-kindern.html

Ambulanter Kinderhospizdienst KIDI

des Diakonischen Werk Heidelberg

Hauptstr. 29, 69117 Heidelberg

Telefon: 06221 5 99 66 21

https://diakonie-heidelberg.de/

angebote/hospizbegleitung-und-trauer/

ambulanter-kinderhospizdienst-kidi

Ökumenischer Hospizdienst Böblingen

– Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst

im Landkreis Böblingen

Max-Eyth-Str. 23, 71088 Holzgerlingen

Telefon: 07031 6 59 64 00

www.hospizdienst-bb.de/begleitungund-hilfe/kinder-und-jugendhospizdienst

Hospiz in Karlsruhe – Kinderhospizdienst

für die Stadt und Landkreis Karlsruhe

Diakonie und Caritas von Stadt

und Landkreis Karlsruhe

Kaiserstr. 172, 76133 Karlsruhe

Telefon: 0721 20 39 71 70

https://hospiz-in-karlsruhe.de/kinder.html

Ambulanter Kinder- und

Jugendhospizdienst Leonberg

Seestr. 84, 71229 Leonberg

Telefon: 07152 3 35 52 04; 01605894819

www.hospiz-leonberg.de/de/hospizdienst/ambulanter-hospizdienst.php

CLARA – Ambulanter Ökumenischer

Kinder- und Jugendhospizdienst Mannheim

Diakonisches Werk Mannheim

und Caritas Mannheim e. V.

M1, 2, 68161 Mannheim

Telefon: 0621 28 00 03 51

www.kinderhospizdienst-mannheim.de

Ambulanter Kinderhospizdienst

Neckar-Odenwald-Kreis e. V.

Franz-Roser-Platz 2

74821 Mosbach

Telefon: 06261 9 38 35 83

www.kinderhospiz-nok.de

Kinder- und Jugendhospizdienst

Ortenau e. V.

Asternweg 11

77656 Offenburg

Telefon: 0781 96 05 29 30

www.kinderhospizdienst-offenburg.de

Ökumenischer Hospizdienst Region

Öhringen e. V. – Kinder- und Jugendhospizdienst

Hohenlohekreis

Hunnenstr. 12, 74613 Öhringen

Telefon: 07941 9 84 82 27

https://hospizdienst-oehringen.de

Sterneninsel – Kinder- und Jugendhospizdienst

Pforzheim und Enzkreis e. V.

Wittelsbacherstr. 18

75177 Pforzheim

Telefon: 07231 8 00 10 08

https://sterneninsel.com

AKI – Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst

Schwäbisch Hall e. V.

Mittelhöhe 3, 74523 Schwäbisch Hall

Telefon: 0791 9 56 64 55

www.kinderhospiz-sha.de

Malteser Hilfsdienst e. V. –

Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst

im Landkreis Sigmaringen

Allee 9, 72488 Sigmaringen

Telefon: 01708828556

www.malteser-bw.de/unsere-standorte/

sigmaringen/ambulanter-kinderund-jugendhospizdienst.html

Malteser Hilfsdienst e. V. –

Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst

im Landkreis Lörrach/Hochrhein

Eisenbahnstr. 3, 79585 Steinen

Telefon: 015165531220; 015174461115

www.malteser-bw.de/

unsere-standorte/loerrach.html

Ambulanter Hospizdienst für Kinder

und Jugendliche Hospiz Stuttgart

Diemershaldenstr. 7 – 11, 70184 Stuttgart

Telefon: 0711 2 37 41 32

www.hospiz-stuttgart.de

Ambulanter Kinderhospizdienst

Kuckucksnest e. V.

Adolph-Kolping-Str. 20, 79822 Titisee-Neustadt

Telefon: 015170171913

www.kinderhospizdienst-kuckucksnest.de

Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst

des Hospizfördervereins VS e. V.

Virchowweg 22

78054 Villingen-Schwenningen

Telefon: 07720 99 58 90

www.hospizverein-vs.de

BAYERN

Bunter Kreis – Nachsorge gGmbH – Ambulanter

Kinder- und Jugendhospizdienst

Stenglinstr. 2, 86156 Augsburg

Telefon: 0821 4 00 48 96

www.bunter-kreis.de

Hospizverein Bamberg e. V. – Ambulanter

Kinder- und Jugendhospizdienst

Lobenhofferstr. 10, 96049 Bamberg

Telefon: 0951 95 50 70

https://hospizverein-bamberg.de

Stiftung AKM ambulantes Kinderhospizzentrum

Südwestoberbayern in Inning

Bruckerstr. 1 , 82266 Inning

Telefon: 08143 90 94 04 0

www.kinderhospiz-muenchen.de

Stiftung AKM ambulantes Kinderhospizzentrum

Niederbayern in Landshut

Altstadt 314, 84028 Landshut

Telefon: 0871 46 40 49 50

www.kinderhospiz-muenchen.de

Kinderhospiz Sternenzelt Mainfranken e. V.

Bahnhofstr. 18

97828 Marktheidenfeld

Telefon: 09391 9 08 84 08

www.kinderhospiz-sternenzelt.de

Stiftung AKM – ambulantes Kinderhospizzentrum

München

Blutenburgstr. 64+66, 80636 München

Telefon: 089 5 88 03 03 11

www.kinderhospiz-muenchen.de

Elisa Familiennachsorge gGmbH – Ambulanter

Kinder- und Jugendhospizdienst

Elisa Familiennachsorge gGmbH

Bahnhofstr. 103b, 86633 Neuburg-Donau

Telefon: 08431 39 14 98 63

www.elisa-familiennachsorge.de

Stiftung AKM ambulantes Kinderhospizzentrum

Südostoberbayern in Rosenheim

Bayerstr. 2a, 83022 Rosenheim

Telefon: 08031 39 11 66 0

www.kinderhospiz-muenchen.de

BERLIN

Caritasverband für das Erzbistum

Berlin e. V. – Kinderhospiz- und

Familienbesuchsdienst

Pfalzburgerstr. 18, 10719 Berlin

Telefon: 030 6 66 34 03 63/64

www.caritas-berlin.de

Stephanus-Kinderhospizdienst

Albertinenstr. 20, 13086 Berlin

Telefon: 030 96 24 95 43

www.stephanus.org

Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. – Ambulanter

Hospiz-und Familienbegleitdienst

Kamminer Str. 2, 10589 Berlin

Telefon: 030 8 16 90 12 56

www.johanniter.de/

kinderhospizdienst-berlin

Ambulantes Kinderhospiz Berliner Herz

Humanistischer Verband Deutschlands,

Landesverband

Karl-Marx-Allee 66, 10243 Berlin

Telefon: 030 2 34 58 00 60; 01759336809

https://humanistisch.de/berlinerherz

KINDERHILFE – Hilfe für krebsund

schwerkranke Kinder e. V.

Turmstr. 32, 10551 Berlin

Telefon: 030 8 57 47 83 60

https://kinderhilfe-ev.de

BRANDENBURG

Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.

Regionalverband Südbrandenburg –

Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst

„Pusteblume“

Werner-Seelenbinder-Ring 44

Telefon: 03048 Cottbus

Telefon: 0355 47 74 61 70

www.johanniter.de/sbb


MITGLIEDERVERZEICHNIS

Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. – RV

Oderland-Spree – Kinderhospizdienst Nora

Am Trockendock 1A Haus 2

15890 Eisenhüttenstadt

Telefon: 01736194909

www.johanniter.de/juh/lv-bb/rv-oderlandspree/ansprechpartner-und-angebote/

ambulanter-kinderhospizdienst-nora

KINDERHILFE – Hilfe für krebsund

schwerkranke Kinder e. V.

Lennéstr. 74/75, 14471 Potsdam

Telefon: 030 8 57 47 83 60

https://kinderhilfe-ev.de

Diakonisches Werk OLS e. V. – Ambulanter

Kinder- und Jugendhospizdienst MOL

Diakonisches Werk

Klosterstr. 9a, 15344 Strausberg

Telefon: 03341 3 05 90 32

https://diakonie-ols.de/ambulanter-kinderund-jugend-hospizdienst-mol.html

BREMEN

Friedehorst gGmbH – Ambulanter

Kinderhospizdienst Jona

Knochenhauerstr. 15

28195 Bremen

Telefon: 0421 6 38 12 69

www.friedehorst.de/jona

HOMBRE Hospizmodell Bremerhaven e. V. –

Ambulanter Kinderhospizdienst

Augenstern

Bülkenstr. 31, 27570 Bremerhaven

Telefon: 0471 8 06 29 55

https://hospiz-bremerhaven.de

HAMBURG

Familienhafen –

Ambulanter Kinderhospizdienst

Ambulante Pflege St. Markus in

der Martha Stiftung gGmbH

Nernstweg 20a

22765 Hamburg

Telefon: 040 79 69 58 20

www.familienhafen.de

Theodorus Kinder-Tageshospiz gGmbH –

Ambulanter Kinderhospizdienst

HHanseStrolche

Alte Elbgaustr. 8b, 22523 Hamburg

Telefon: 040 55 61 67 12

www.pflegewerk.com/hospiz/

theodorus-kinder-tageshospiz/

hilfe-zu-hause.html

HESSEN

PaHoRi e. V. – Ambulanter Palliativund

Hospizbegleitdienst für

Kinder und Jugendliche

Schubertstr. 31, 68642 Bürstadt

Telefon: 06206 71 02 03

www.pahori.de

Kinder- und Jugendhospiz

„Kleine Helden“ Osthessen e. V.

Kallbachstr. 11

36088 Hünfeld-Michelsrombach

Telefon: 06652 9 82 92 20

www.kleinehelden-hospiz.de

Sternenkinderzentrum Odenwald e. V.

Nonnwiesenweg 6, 64686 Lautertal

Telefon: 01779168045

https://sternenkinderzentrum-odenwald.de

Kinderhospiz Bärenherz – Ambulanter

Kinder- und Jugendhospizdienst

Bahnstr. 13a, 65205 Wiesbaden

Telefon: 0611 3 60 11 10 30

www.kinderhospiz-wiesbaden.de

MECKLENBURG-VORPOMMERN

Ambulanter Kinder- und

Jugendhospizdienst Leuchtturm

Förderverein Kinder- u.

Jugendhospiz Leuchtturm e. V.

Poggenweg 29, 17489 Greifswald

Telefon: 03834 5 20 52 00

www.kinderhospiz-leuchtturm.de

NIEDERSACHSEN

Kinderhospiz Cuxhaven-Bremerhaven e. V.

Franz-Rotter-Allee 13, 27474 Cuxhaven

Telefon: 0800 6 26 32 52

www.kinderhospiz-cuxhaven.de

Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst

des ASB in der Region Hannover

Petersstr. 1 – 2, 30165 Hannover

Telefon: 0511 35 85 43 31

www.asb-hannover.de/

unsere-angebote/kiho

Osnabrücker Hospiz e. V. –

Ambulanter Kinderhospizdienst Osnabrück

Osnabrücker Hospiz e. V.

Johannisfreiheit 7, 49074 Osnabrück

Telefon: 0541 3 50 55 24

www.osnabruecker-hospiz.de

helpful Kinderhospiz e. V.

Am Vosseberg 69, 26871 Papenburg

Telefon: 04961 80 99 075

www.helpful-ev.de

Kinder- und Jugendhospizdienst

Calluna e. V.

Almhöhe 12 – 14, 29614 Soltau

Telefon: 05191 9 97 99 69

https://kjhd-calluna.de

NORDRHEIN-WESTFALEN

Forum Dunkelbunt e. V. –

Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst

Löwenzahn

Claudiushofe 2, 44789 Bochum

Telefon: 0234 91 28 31 79

https://ambulanterkinderhospizdienst-

bochum.de/

Ambulanter Hospiz- und Palliativ-

Beratungsdienst Lippe e. V.

Leopoldstr. 16, 32756 Detmold

Telefon: 05231 96 28 00

https://hospiz-lippe.de

Forum Dunkelbunt e. V. –

Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst

Löwenzahn

Dresdener Str. 15/Hinterhof, 44139 Dortmund

Telefon: 0231 53 30 08 80

https://ambulanterkinderhospizdienst-

dortmund.de

Hospizverein Erftstadt e. V. –

Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst

Rhein-Erft-Kreis

Carl-Schurz-Str. 105, 50374 Erftstadt

Telefon: 02235 52 27

www.hospiz-verein-erftstadt.de

Ökumenisches Hospiz Emmaus e. V. –

Ambulanter Kinder- und

Jugendhospizdienst

Hagener Str. 339

58285 Gevelsberg

Telefon: 02332 6 10 21

www.hospiz-emmaus.de/

kinder-und-jugendliche

Franziskus Hospiz Hochdahl – Ambulanter

Kinder- und Jugendhospizdienst (KJHD)

Franziskus-Hospiz für Schwerstkranke

Hochdahl GmbH

Trills 27

40699 Erkrath

Telefon: 02104 93 72 0

www.franziskus-hospiz-hochdahl.de

Atemnot e. V. – Ambulanter Kinder- und

Jugendhospizdienst Kreis Mettmann

Atemnot e. V.

Rügenstr. 1 – 3, 42579 Heiligenhaus

Telefon: 015124085529

http://kinderhospizdienstkreis-mettmann.de

Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. Regionalverband

Südwestfalen – Ambulanter Kinderund

Jugendhospizdienst „Kleine Raupe“

Handwerkerstr. 27

58638 Iserlohn

Telefon: 02371 21 91 32 16; 01721952386

www.johanniter.de/johanniterunfall-hilfe/einrichtung/

ambulanter-hospizdienst-kleine-raupe-730

DRK-Schwesternschaft Krefeld e. V. –

Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst

im stups-KINDERZENTRUM

Jakob-Lintzen-Str.8, 47807 Krefeld

Telefon: 02151 5 89 70

www.drk-schwesternschaftkr.de/stups-kinderzentrum/

kinder-und-jugendhospiz

Königskinder – Ambulanter Hospizdienst

für Kinder und Jugendliche gGmbH

Sankt-Mauritz-Freiheit 24

48145 Münster

Telefon: 0251 39 77 86 14

https://kinderhospiz-koenigskinder.de

Initiative Schmetterling Neuss e. V.

Jülicher Str. 51, 41464 Neuss

Telefon: 02131 1 25 82 50

https://schmetterling-neuss.de

Christliche Hospize Oberhausen –

Möwennest Ambulanter Kinder-

& Jugendhospizdienst

Vikariestr. 2a, 46117 Oberhausen

Telefon: 01739867043

www.christlichehospizeoberhausen.de/newpage

Kinderhospizdienst Ruhrgebiet e. V.

Am Herbeder Sportplatz 17, 58456 Witten

Telefon: 02302 27 77 19

www.kinderhospizdienst-ruhrgebiet.de


Aus dem Verband 88–89

Caritasverband Wuppertal/Solingen e. V. –

Kinder- und Jugendhospizdienst

Bergisch Land

Laurentiusstr. 9, 42103 Wuppertal

Telefon: 0202 3 89 03 63 10

www.caritas-wsg.de

RHEINLAND-PFALZ

Malteser Hilfsdienst e. V. –

Ambulanter Kinderhospiz- und

Familien begleitdienst Südhessen

Elisabethenstr. 34, 64283 Darmstadt

Telefon: 06151 2 20 50

www.malteser-darmstadt.de

Hospizverein für Stadt und Landkreis

Kaiserslautern e. V. – Ambulanter Kinderund

Jugendhospizdienst Rückenwind

Pariser Str. 96, 67655 Kaiserslautern

Telefon: 0631 3 10 64 78

https://hospiz-kaiserslautern.de/

Koblenzer Hospizverein e. V. –

Ambulantes Kinder- und Jugendhospiz

Hospizgesellschaft Koblenz GmbH

Hohenzollernstr. 18

56068 Koblenz

Telefon: 0261 5 79 37 90

www.hospizinkoblenz.de/kinderjugendhospiz/was-wir-machen.html

Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst

in Landau

Vinzentius KKH Landau Diak. Wer Pfalz

Weißenburgerstr. 1,

76829 Landau in der Pfalz

Telefon: 06341 94 29 46

www.ambulantes-hospizzentrumsuedpfalz.de/angebote/ambualnter-kinderund-jugendhospizdienst-in-landau

Mainzer Hospizgesellschaft

Christophorus e. V. – Ambulanter Kinderund

Jugendhospizdienst Mobile

Weißliliengasse 10

55116 Mainz

Telefon: 06131 23 55 31

https://mainzer-hospiz.de/

kinderhospizdienst

nestwärme e.V. Deutschland

Christophstr. 1, 54290 Trier

Telefon: 0651 99 20 12 20

https://nestwaerme.de

SAARLAND

Kinderhospiz- und Palliativteam Saar

Hauptstr. 155, 66589 Merchweiler

Telefon: 06825 95 40 90

www.kinderhospizdienst-saar.de

SACHSEN

Ambulanter Hospiz-und Beratungsdienst

„NÄCHSTENLIEBE“ e. V.

Auerbacher Str. 78, 08248 Klingenthal

Telefon: 01636149065

https://hospizverein.net

Kinderhospiz Bärenherz Leipzig

Kees’scher Park 3

04416 Markkleeberg

Telefon: 0341 35 01 63 23

www.baerenherz-leipzig.de

SACHSEN-ANHALT

Anhaltische Hospiz- und Palliativgesellschaft

gGmbH – Ambulanter Hospizdienst

mit integriertem Kinder- und

Jugendhospizdienst – Lila Wolke – für

Dessau-Roßlau und Umgebung

Gropiusallee 3, 06846 Dessau-Roßlau

Telefon: 0340 65 02 19 93; 015208926193

www.anhalt-hospiz.de

Ambulantes Kinder- und

Jugendhospiz Halle gGmbH

Kleine Ulrichstr. 24a, 06108 Halle

Telefon: 0345 95 89 86 09

www.ambulantes-kinderhospiz-halle.de

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Die Muschel e. V. – Ambulanter Kinderund

Jugendhospizdienst Bad Segeberg

Klosterkamp 19

23795 Bad Segeberg

Telefon: 04551 8 02 30 30

www.die-muschel-ev.de

Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst

im Katharinen Hospiz am Park

Mühlenstr. 1

24937 Flensburg

Telefon: 0461 50 32 65

www.katharinen-hospiz.de

hospiz-initiative kiel e. V. – Ambulanter

Kinder- und Jugendhospizdienst RaBe

Waitzstr. 17

24105 Kiel

Telefon: 0431 22 03 35 22

www.hospiz-initiative-kiel.de

Die Muschel e. V. – Ambulanter Kinderund

Jugendhospizdienst Lübeck

Rigastr. 9, 23560 Lübeck

Telefon: 04551 8 02 30 30

www.die-muschel-ev.de

Kinder auf Schmetterlingsflügeln e. V.

Bahnhofstr. 26, 23689 Pansdorf

Telefon: 04504 60 73 70

https://kasf.de

meinAnker – Ambulanter Kinderund

Jugendhospizdienst

PLN Hospiz GmbH

Kirchenstr. 1

24768 Rendsburg

Telefon: 04331 5 91 49 77

www.pflegediakonie.de

THÜRINGEN

Kinderhospiz Mitteldeutschland

gGmbH – Thüringer Kinderhospizdienst

Mittelthüringen

c/o Desk „Am Dom“ GmbH

Domstr. 1b

99084 Erfurt

Telefon: 015114301320

https://thueringer-kinderhospizdienst.de

Kinderhospiz Mitteldeutschland

gGmbH – Thüringer Kinderhospizdienst

Westthüringen

Pfortenstr. 8

99974 Mühlhausen

Telefon: 01717642608

https://thueringer-kinderhospizdienst.de

Kinderhospiz Mitteldeutschland

gGmbH – Thüringer Kinderhospizdienst

Nordthüringen

Harzstr. 58

99734 Nordhausen

Telefon: 01717642608

https://thueringer-kinderhospizdienst.de

Kinderhospiz Mitteldeutschland

gGmbH – Thüringer Kinderhospizdienst

Südthüringen

Stumpfelsgasse 4

98574 Schmalkalden

Telefon: 015161314307

https://thueringer-kinderhospizdienst.de

KORPORATIVE

MITGLIEDER

BADEN-WÜRTTEMBERG

Kinderhaus Luftikus gGmbH

Winterseitenweg 39

72270 Baiersbronn

Telefon: 07442 1 80 94 90

www.luftikus-baiersbronn.de

Solidaria e. V.

Kirchstr. 7

74626 Bretzfeld-Rappach

Telefon: 017673536521

www.solidaria-ev.de

Kinderhospiz Sterntaler e. V. –

Ambulante Kinderkranken- und

Intensivpflege Sterntaler

A 3, 2, 68159 Mannheim

Telefon: 0621 17 82 23 40

www.kinderhospiz-sterntaler.de

Unter dem Regenbogen –

Trauerberatung für Kinder, Jugendliche

und deren Angehörige

keb – Katholische Erwachsenenbildung

Kreis Rottweil e. V.

Johanniterstr. 35

78628 Rottweil

Telefon: 0741 34 85 33 42

https://mit-kindern-trauern.de

Mein Herz lacht e. V. – Community

für Eltern beeinträchtigter Kinder

Auf der Steige 24/4

71277 Rutesheim

Telefon: 015116471257

www.meinherzlacht.de

Landesstelle Baden-Württemberg am

Hospiz in Stuttgart – Begleitung von

Familien mit einem schwerkranken Kind

Ev. Kirche Stuttgart

Stafflenbergstr. 22

70184 Stuttgart

Telefon: 0711 23 74 18 77

https://landesstelle-bw-wegbegleiter.de

kidi, Häusliche Kinderkrankenund

Intensivpflege GmbH

Färberstr. 11

78050 Villingen-Schwenningen

Telefon: 07721 9 16 07 70

https://kidiweb.de


90

Aus dem Verband

MITGLIEDERVERZEICHNIS

BAYERN

Palliativakademie Bamberg

Sodenstr. 14

96047 Bamberg

Telefon: 0951 50 90 61 00

https://palliativakademie-bamberg.de

Hand in Hand gegen Tay-Sachs und

Sandhoff in Deutschland e. V.

Theodor-Heuss-Str. 58

97204 Höchberg

Telefon: 0931 99 13 14 00

http://tay-sachs-sandhoff.de

Stiftung AKM – Bunte Kreise

München, Rosenheim, Landshut

und Südwestoberbayern

Blutenburgstr. 64+66

80636 München

Telefon: 089 5 88 03 03 20

www.kinderhospiz-muenchen.de

Stiftung Ambulantes Kinderhospiz

München (AKM)

Blutenburgstr. 64+66

80636 München

Telefon: 089 5 88 03 03 20

www.kinderhospiz-muenchen.de

Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.

Waltherstr. 6

97074 Würzburg

Telefon: 0931 7 96 28 27

www.johanniter.de

BAYERN + THÜRINGEN

Deutsche Kinderhospiz- und

Familienstiftung (DKFS)

c/o smt Stiftungsmanagement

Treuhandgesellschaft mbH

Rundfunkplatz 2

80335 München

Telefon: 03631 46 08 92 60

www.dkfs-hilft.de

BRANDENBURG

Kinderhilfe – Hilfe für krebs- und schwerkranke

Kinder e. V. Kontakt- und Beratungsstelle

Frankfurt (Oder), Berlin und Potsdam

c/o inter disziplinäre Praxis Stefan Kühlberg

Buschmühlenweg 173

15230 Frankfurt (Oder)

Telefon: 015232718635

https://kinderhilfe-ev.de

LöwenKinder Frankfurt (Oder) e. V.

Heilbronner Str. 1

15230 Frankfurt (Oder)

Telefon: 0335 28 39 63 83

www.loewenkinder-ffo.de

HAMBURG

Förderverein KinderLeben e. V.

Kulemannstieg 10, 22457 Hamburg

Telefon: 040 53 87 99 48

www.kinderleben-hamburg.de

Hände für Kinder – Der Neue Kupferhof

Kupferredder 45

22397 Hamburg

Telefon: 040 64 53 25 20

https://haendefuerkinder.de

Deutsche Gesellschaft für Osteogenesis

imperfecta (Glasknochen) Betroffene e. V.

Bei den Mühren 82

20457 Hamburg

Telefon: 040 69 08 72 00

https://oi-gesellschaft.de

HESSEN

Philip Julius e. V. – Verein zur Förderung

mehrfach schwerstbehinderter Menschen

Homburger Str. 1

61118 Bad Vilbel

Telefon: 06101 9 89 07 70

https://philip-julius.de

LaLeLu e. V.

Kirchstr. 19a

63486 Bruchköbel

Telefon: 06181 43 41 999

www.laleluev.de

Mehrgenerationenhospiz

Heilhaus Kassel gGmbH

Brandaustr. 10

34127 Kassel

Telefon: 0561 98 32 68 21

www.heilhaus.org

BFVEK – Bundesverband zur

Begleitung von Familien vorgeburtlich

erkrankter Kinder e. V.

Riederbergstr. 83

65195 Wiesbaden

Telefon: 0611 95 00 72 00

https://bfvek.de

IFB Inklusion durch Förderung

und Betreuung e. V.

Ehrengartstr. 15, 65201 Wiesbaden

Telefon: 06129 23 40

www.ifb-stiftung.de

NIEDERSACHSEN

Stiftung Jonathan

Bäkebrink 1, 31008, Elze

Telefon: 06068 7 56 31 42

www.stiftungjonathan.de

Aktion Kindertraum gGmbH

Pfarrlandplatz 4, 30451 Hannover

Telefon: 0511 2 11 02 15

www.aktion-kindertraum.de

NORDRHEIN-WESTFALEN

Sterntaler e. V. – Trauerbegleitung für

Kinder, Jugendliche und deren Familien

Niedermühlenkamp 6

33604 Bielefeld

Telefon: 0521 557 88 33

www.sterntaler-trauerbegleitung.de

DRK Schwesternschaft Krefeld e. V. –

Inklusive Kindertagesstätte im

stups-KINDERZENTRUM

Jakob-Lintzen-Str. 8

47807 Krefeld

Telefon: 02151 7 37 65 01

www.drk-schwesternschaft-kr.de/

tups-kinderzentrum/

inklusive-kindertagesstatte

Hits fürs Hospiz e. V.

Im Brückfeld 40, 51491 Overath

Telefon: 02204 97 00 40

www.hits-fürs-hospiz.de

Hilfe für verletzte Kinder-Seelen e. V.

c/o Anwaltskanzlei Heemeyer,

Hohenzollerstr. 7, 45659 Recklinghausen

Telefon: 017656841372

www.verletzten-kinderseelen-helfen.de

Kinderpalliativteam Siegen

Wellersbergstr. 60, 57072 Siegen

Telefon: 0271 2 34 56 56

www.drk-kinderklinik.de/klinikenambulante-einrichtungen/ambulateund-stationaere-palliativversorgung

Sternenland e. V.

Bahnhofstr. 54, 48291 Telgte

Telefon: 02504 9 86 90 07

www.kindertrauer-sternenland.de

SAARLAND

Förderverein Kinderhospiz Saarland –

Kinderhospiz Heiligenborn e. V.

Saarbrückerstr. 118, 66359 Bous

Telefon: 01601619857

https://foerdervereinkinderhospiz-

saarland.de

SACHSEN

Bundesverband Verwaiste Eltern und trauernde

Geschwister in Deutschland e. V.

Roßplatz 8 a, 04103 Leipzig

Telefon: 0341 9 46 88 84

www.veid.de

FÖRDERER

KINDERHOSPIZARBEIT

BAYERN

alegas AG

Am Ährenfeld 6a, 81375 München

Telefon: 089 33 02 95 60

https://alegas.de

BADEN-WÜRTTEMBERG

Edith-Heilscher-Stiftung

Schloß-Urach-Str. 4

79853 Lenzkirch

Telefon: 07653 8 26 40 99

www.edith-heilscher-stiftung.de

NORDRHEIN-WESTFALEN

Aktion Kinderträume – Verein der

Deutschen Fleischwirtschaft e. V.

In der Mark 2

33378 Rheda-Wiedenbrück

Telefon: 05242 96 11 30

www.aktion-kindertraeume.de

HESSEN

Bethe-Stiftung

c/o Deutsche Oppenheim Family Office

Theodor-Heuss-Allee 72, 60486 Frankfurt

Telefon: 069 97 16 11 28

www.bethe-stiftung.org



SEITE AN SEITE

Die GESICHTER hinter dem

ULRIKE

STEINHAUSER

Assistenz

Geschäftsführung

Mein Beruf macht

mir Spaß, weil ich

gern mit und für

Menschen arbeite.

Ich freue mich

jeden Morgen

auf die abwechslungsreichen

Herausforderungen

SVENJA BEUSSE

Assistenz Kommunikation

Service leben und mit Sinn erfüllen –

das gibt mir ein gutes Gefühl. Ich organisiere

u.a. den Kinder-Lebens-Lauf

HORST-W. DÖRING

Marketing und Entwicklung

Als ANGEL-Papa ist die Entwicklung neuer Ideen

meine große Leidenschaft. Hier lebt meine

Tochter Angelina weiter, das ist mein Auftrag

von ihr. Außerdem gehe ich gern auf Messen

SABINE KRAFT

Besondere

Vertreterin

Die Welt kann ich

nicht retten. Aber

vieles für die Kinderhospizarbeit

verbessern: Mein

Antrieb gilt der Weiterentwicklung!

Dazu braucht es

ein Team, das viel

Innovationskraft

und Motivation hat.

Und das sind wir!

ANETTE

SCHNEIDER

Betreuung

Mitglieder

Heart & Soul

für den Bundesverband

und seine

Mitglieder!

K E V I N

BERTHOLD

Technical Support

Tolle Events mit

meinen KollegInnen

auf die Beine zu

stellen – und dass

ich sie mit meinen

EDV-Kompetenzen

im Büroalltag unterstützen

kann, das

finde ich super!

MARION NEUMANN

Leitung Fort- und Weiterbildungen

Kurse zu entwickeln, zu organisieren und die

TeilnehmerInnen fachlich und menschlich zu

umsorgen – da bin ich in meinem Element!

SANDRA

ZAININGER

Buchhaltung

Hier kann ich meine

Liebe zur Menschlichkeit

auch beruflich

verwirklichen.

Deshalb bin ich

privat seit 22 Jahren

bei der Rettungshundestaffel

und jetzt mit vollem

Einsatz in der

Kinderhospizarbeit

ANETT WENTZEL

Assistenz Frag-OSKAR.de

Mir gefällt an der Arbeit bei Frag-OSKAR.de,

den Familien zu zeigen, dass

sie nicht allein sind

PIA HEINREICH

Leitung

Frag-OSKAR.de

Den Kinderhospizgedanken

leben –

das darf ich hier!

Ich sorge dafür,

dass Hilfesuchende

das bekommen,

was sie in ihrer persönlichen

Situation

benötigen

ANDREA WILLE

Verwaltung Geldauflagen

Mein Job macht mir Spaß und es ist ein super

Gefühl, Gelder für den Bundesverband zu

generieren. Ich habe nette und hilfsbereite

Kollegen und flexible Arbeitszeiten

JOCHEN LAUBER

Leitung Finanzen und Personal

Mein Job ist sehr spannend und vielfältig.

Es ist großartig, in so einem Team mit

solch einem Inhalt arbeiten zu dürfen


BUNDESVERBAND KINDERHOSPIZ e.V. AUS DEM VERBAND 92–93

ALEXANDRA FLUCK

Betreuung Betroffene

Es ist schön, miterleben zu können, wie

wir betroffenen Familien durch unsere

Arbeit ein wenig Glück und auch Hoffnung

in ihr Leben zurückbringen können

NADINE MÜCK

Leitung Buchhaltung

Mein Job ist sehr abwechslungsreich und bringt

jeden Tag neue Aufgaben, das finde ich schön

ANNEMARIE

BÜRKLIN

Charity Shop,

Büro und Lager

Das Gefühl, ich

werde gebraucht

und kann Gutes

tun, ist für mich

das Größte. Auch

die Zusammenarbeit

mit dem

ganzen Team

macht mir Spaß

PER TOUSSAINT

Leitung Fundraising

und Kommunikation

Meine Aufgabe ist

es, Inhalte der Kinderhospizarbeit

mit Projekten, Kampagnen

und Veranstaltungen

nach

außen zu tragen

und Unterstützung

zu generieren. Ich

mache meine Arbeit

von Herzen gern!

L A U R A - J A N E

DANKESREITE

Koordination

Grüne Bande

Ich bin selbst an

Spinaler Muskelatrophie

erkrankt

und lernte den Bundesverband

schon

2008 als Betroffene

kennen. Ich

hoffe, durch meine

Arbeit etwas von

der selbst erfahrenen

Hilfe weitergeben

zu können

S I L K E

FRANZ

Verwaltung

An meiner

Arbeit gefällt

mir ganz

besonders,

dass wir so

ein tolles

Team sind

und wir so

vielen Menschen

helfen

können

K AT H R I N

SCHMIDT

Projektleitung

Sommer Open Air

Die Vielfalt an Herausforderungen

und Menschen, mit

denen ich in dieser

Position zu tun

habe, sorgt stets

für einen spannenden,

bunten

Arbeitsalltag

NICOLE GERNER Kommunikation

Trotz der räumlichen Entfernung macht

es mir Spaß, im Team für ein so wichtiges

Thema zu arbeiten. Da ich im Rollstuhl sitze,

finde ich es toll, dass ich hier die Chance

auf einen normalen Arbeitsalltag habe

GUIDO ROTH IT und Websites

Ich arbeite gerne hier, weil wir in den letzten

Jahren sehr viel erreicht haben und dennoch

immer im Aufbruch zu Neuem sind

CATHRIN MUELL

Leitung Magazin „365 – Tage fürs Leben“

Schwerkranken Kindern in der Öffentlichkeit

eine Stimme zu geben, ist

auch persönlich ein Gewinn!

ULRIKE HOZIK

Betreuung Ehrenamtliche

Ich freue mich über unsere Ehrenamtlichen,

die uns mit ihrer Hilfe tatkräftig unterstützen.

Es ist toll zu sehen, wie viele Ideen und

Unterstützung von ihrer Seite kommen!

VANESSA GANZ

Leitung

Öffentlichkeitsarbeit

Dass unsere Gesellschaft

ein besseres

Verständnis für

die Situation der

Betroffenen entwickelt,

dafür möchte

ich mich mit meiner

Arbeit einsetzen


ZWEI

JAHRZEHNTE

für die Kinderhospizarbeit

Der Bundesverband Kinderhospiz feiert 2022

ZEITSTRAHL

2002

Gründung des

BVKH in Olpe

2005

Sabine Kraft wird

Geschäftsführerin des

BVKH, erste Geschäftsstelle

eröffnet

2006

Der BVKH ist Gründungsmitglied

des weltweiten

Netzwerks für Kinderpalliativversorgung

ICPCN

2007

Der BVKH nimmt erstmals

an Verhandlungen

mit Krankenkassen teil

BVKH legt Curriculum

zur Ausbildung

von ehrenamtlich

Mitarbeitenden in

Kinderhospizen vor

Gründung der Bundesstiftung

Kinderhospiz

seinen 20. Geburtstag VON ANJA BIEBER

S

chön ist es nicht, eine vorbereiten muss. Denn es macht einen

Geburtstagsgeschichte mit Unterschied, wie lange und wie intensiv

man leben durfte.

dem Tod zu beginnen. Pardon.

Aber es ist nötig. Denn es gehört zu

den schrecklichen, ungerechten, aber

nichtsdestotrotz bestehenden Tatsachen,

dass es Tausende Kinder gibt, die

jedes Jahr an unheilbaren Krankheiten

sterben. Und diese Kinder brauchen

Hilfe, ganz egal, wie bedrückend es ist,

ihre Lebensumstände wahrzunehmen.

Wenn Kinder und Jugendliche

sterbenskrank sind,

benötigen sie mit ihrer

Familie Betreuung und

Hilfe, die sich von der

Begleitung erwachsener

Patientinnen oder Patienten

Seit 20 Jahren setzt sich der Bundesverband

Kinderhospiz (BVKH) als Dachverband

der deutschen Kinderhospizeinrichtungen

dafür ein, dass diese

Tatsachen in aller Konsequenz Eingang

finden in politischen Entscheidungen,

in gesetzlichen Vereinbarungen, Finanzierungshilfen,

Abrechnungsmodellen,

aber vor allem: in den Köpfen und

Herzen der Gesellschaft.

Erst seit Ende der 90er-

Jahre gibt es in Deutschland

Einrichtungen,

die darauf spezialisiert

sind, Familien mit einem

in gleicher Lage deut-

lich unterscheidet. Denn

Kinder sind keine kleinen

Jürgen Schulz und

Sabine Kraft

lebensverkürzend erkrankten

Kind zu unterstützen.

Schon wenige Jahre nach

Erwachsenen. Denn lebensverkürzende

Erkrankungen können sich

über Jahre, sogar Jahrzehnte hinziehen,

mit besseren und schlechteren

Phasen. Denn es macht einen Unterschied,

ob sich eine Familie auf den Tod

eines Großvaters oder den eines Kindes

der Gründung der ersten stationären

Häuser wurde 2002 in Olpe eine

Gründungsversammlung eines Dachverbands

einberufen. Die deutschen

Kinderhospizeinrichtungen brauchten

ein politisches Sprachrohr, und als

solches hat sich der Bundesverband


Aus dem Verband

94–95

Kinderhospiz in 20 Jahren eine Rolle als

etablierter und anerkannter Ansprech-

und Verhandlungspartner erarbeitet.

Seit 16 Jahren steht Sabine Kraft als

Geschäftsführerin an der Spitze des

BVKH, hat den Verband sozusagen aus

den Kinderschuhen begleitet und ist

heute stolz auf die enorme Entwicklung:

„Angefangen haben wir mit einer

Handvoll Mitglieder. Heute vereinen

wir unter unserem Dach rund 150 Mitgliedseinrichtungen!“

Trotzdem, das

ehrgeizige Ziel ihrer Antrittsrede hat

Kraft noch nicht erreichen können:

„Ich wollte, dass das

Wort ‚Kinderhospiz‘ in

Deutschland so bekannt

wird wie ‚Kindergarten‘“,

gibt sie humorvoll zu.

„Das ist noch nicht ganz

gelungen – aber wir arbeiten

daran!“

Bekannt zu werden, aufmerksam

zu machen darauf, dass es so etwas

wie Kinderhospizarbeit überhaupt

gibt, das ist eine der Hauptaufgaben

des Verbands. „Denn es betrifft

nicht nur einige wenige. In Deutschland

leben rund 50.000 Familien mit

einem lebensverkürzend erkrankten

Kind!“, sagt Kraft. Ihr Einsatz für diese

Familien und für die Kinderhospizarbeit

wurde 2019 von Bundespräsident

Frank-Walter Steinmeier mit der

Verleihung des Verdienstkreuzes am

Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik

Deutschland gewürdigt.

„Das war für mich eine überwältigende

Freude, weil es zeigt,

wie sehr Kinderhospizarbeit

inzwischen gesehen

und wertgeschätzt wird!“,

sagt Ordensträgerin Kraft.

Einer ihrer langjährigen

Wegbegleiter, Jürgen Schulz,

gilt als „Vater der Kinderhospizarbeit“

in Deutschland.

Als Gründungsmitglied

und Ehrenvorstand des

Bundesverbands Kinderhospiz engagierte

er sich jahrelang kompromisslos

für eine bessere Unterstützung der

Irene Müller

„Ich wollte,

dass das

Wort Kinderhospiz

so

bekannt

wird wie

Kindergarten“

betroffenen Familien. In einem Interview

erklärte er einmal, warum ihm

das so viel bedeutet: „Als meine Frau

und ich 1982 unseren Sohn Björn aufgrund

einer Leukämie-Erkrankung

verloren, waren wir am Ende unserer

Kräfte, es gab damals keinerlei Hilfen.“

Das inspirierte ihn zu einem großen

Wunsch und Ziel: dem Ausbau des Hilfsnetzwerks

für Betroffene!

Heute können Familien Hilfen aller

Art in Anspruch nehmen – von Kinderhospizeinrichtungen

in ganz Deutschland

bis zur digitalen Hilfsplattform

www.Frag-OSKAR.de

des BVKH, auf der rund

um die Uhr und auf allen

Kanälen Rat und Hilfe

geboten werden. „Das ist

eine große Erleichterung

für Betroffene. Allerdings

muss die Versorgung mit Kinderhospizen

trotzdem immer noch

weiter ausgebaut werden“, berichtet

Sabine Kraft. „Es gibt Bundesländer,

die sind da schon sehr gut aufgestellt.

In anderen ist der Bedarf viel größer,

als die wenigen Dienste abdecken können.

Um neue Einrichtungen bei ihrer

Entwicklung zu begleiten, haben wir

als Dachverband wichtige Qualitätsrichtlinien

und Standards für die Kinderhospizarbeit

verfasst.“

Auf dem politischen Parkett durfte

der Bundesverband im 15. Jahr seines

Bestehens einen besonderen Erfolg feiern:

2017 wurden die ersten eigenen

Rahmenvereinbarungen für stationäre

Kinderhospize verabschiedet.

„Jahrelang wurden die

Belange von Kindern einfach

immer bei den Verträgen

für Erwachsene mitverhandelt“,

erklärt Sabine

Kraft.

Irene Müller, Geschäftsführerin

des Kinder- und Jugendhospiz

„Joshuas Engelreich“

und bereits damals im Vorstand

des BVKH, erinnert sich: „Wichtig

war es, ein gemeinsames Verständnis

von der Kinderhospizarbeit mit der

2009

Der Bundesverband Kinderhospiz

bildet erstmals aus:

Das Aufbaumodul „Palliative

Care Pädiatrie“ startet

2010

BVKH erwirkt ersten

Erfolg bei den Versorgungsleistungen

stationärer und ambulanter

Kinderhospize

BVKH entwickelt TÜV-Siegel

für Prozesse und Standards

in der Kinderhospizarbeit

2012

Erstausgabe des

Magazin „365 Tage fürs

Leben“ erscheint

2013

Die Geschäftsstelle des

BVKH zieht nach Lenzkirch

in den Hochschwarzwald

Auftakt zur langjährigen

Partnerschaft mit dem

Europa-Park: BVKH lädt

betroffene Familien ein

2015

Das OSKAR-Sorgentelefon

wird in Betrieb genommen

2016

Der BVKH öffnet sich für

korporative Mitglieder,

die im Zusammenhang

mit Kinderhospizarbeit

im engeren Sinne stehen

Erweiterung der Kinderhospizarbeit:

Nun dürfen

auch schwerstkranke Eltern

mit minder jährigen Kindern

Kinder hospizarbeit ab

Diagnose beanspruchen

Der BVKH übernimmt, repräsentiert

von Sabine Kraft,

den Vorsitz des ICPCN


96

Aus dem Verband

2017

Erste eigene Rahmenvereinbarung

für stationäre

Kinderhospize

Gründung des Jugendclubs

„Grüne Bande“

2018

Der BVKH veranstaltet

den weltweit ersten

Kinder-Lebens-Lauf

2019

Bundespräsident

Frank-Walter Steinmeier

verleiht Sabine Kraft

das Verdienstkreuz am

Bande des Verdienstordens

der Bundesrepublik

Deutschland

2020

Die Hilfsplattform

www.Frag-OSKAR.de

geht an den Start

Der BVKH ist

anerkannter Verhandlungspartner

bei der

spezialisierten ambulanten

Palliativversorgung

auf Bundesebene

Der BVKH setzt sich

erfolgreich für den

Corona-Schutzschirm

für Kinderhospize ein

2021

Der BVKH eröffnet sein

Büro in Berlin, um im

politischen Betrieb und

der Presse noch sichtbarer

zu werden

Bewältigung besonderer und schwerer

Erkrankungen zu erlangen. Angefangen

damit, dass zum erkrankten

jungen Menschen das gesamte Familiensystem

dazugehört und betrachtet

werden muss, dass ein Anspruch auf

hospizliche Versorgung ab Diagnosestellung

vorliegt, dass die Versorgung

erweiterte räumliche Anforderungen

beinhaltet und dass für die Versorgung

der jungen Menschen und deren Familien

unterschiedliche Berufsgruppen

benötigt werden.“

Die neu formulierte Vereinbarung

legte nicht nur

fest, wer ein stationäres

Kinderhospiz aufsuchen

darf, was genau die Einrichtung

leistet und wie sie

die Qualität ihrer Arbeit sicherstellt.

Sie regelt seither auch Vorgaben

wie Personalschlüssel und Größe von

Einrichtungen. „Seitdem dürfen die

Kostenträger nicht mehr hinter die vorgegebenen

Werte zurückfallen“, sagt

Sabine Kraft, „das hat die finanzielle

Lage unserer Mitgliedseinrichtungen

deutlich verbessert.“

„Bis heute erleben wir, dass den

Verhandlungspartnern in einzelnen

Bundesländern das Verständnis für

die fachliche Tragweite der Kinderhospizarbeit

fehlt. Für Kostenvergleiche

werden dann Altenpflegeeinrichtungen

und Erwachsenenhospize

herangezogen“, sagt

Gert Bufe, fachliche Leitung

Kinderhospiz Mitteldeutschland

gGmbH/ Leitung Kinder-

und Jugendhospiz Tambach-Dietharz

und Mitglied

des BVKH-Vorstands. „Die

eigene Rahmenvereinbarung

formuliert qualitativ

hohe Ansprüche an die Kinderhospizarbeit.

Gleichzeitig stärkt sie

uns in der Forderung einer angemessenen

Refinanzierung dieser Leistungen

durch die Kostenträger. Wir erleben die

Rahmenvereinbarung als starkes Instrument

zur Durchsetzung einer gerechten

Finanzierung von Kinder- und

Gert Bufe

„Für Kostenvergleiche

werden Altenpflegeeinrichtungen

herangezogen!“

Jugendhospizarbeit in Deutschland.

Dies wiederum ist existenzielle Voraussetzung

dafür, dass qualifizierte

Hilfe auch alle Betroffenen erreicht.“

Überhaupt, die Finanzen. Ein

Thema, an dem der Bundesverband

Kinderhospiz durchgehend intensiv

arbeitet. „Kinderhospizarbeit ist immer

noch unterfinanziert“, sagt Sabine

Kraft und erläutert: „Die Leistungen

der Kinderhospize werden zwar zu

einem Großteil von den Krankenkassen

übernommen.

Doch dringend benötigte

Hilfen wie zum Beispiel

Angebote zur Trauerbewältigung

werden bis

heute nicht anerkannt.“

Die Arbeit des Bundesverbands

selbst wird übrigens

nicht durch die öffentliche Hand gefördert,

sondern finanziert sich fast ausschließlich

über Spenden.

Sabine Kraft hat noch viel vor –

auch für die ambulanten Mitgliedseinrichtungen

ist der BVKH dabei,

eigene Rahmenvereinbarungen zu

erkämpfen. „Da ist es im Grunde

dasselbe Spiel“, sagt Kraft pragmatisch:

„Es ist doch ein Unterschied,

ob ein ambulanter Dienst einen alten

Menschen besucht oder eine Familie,

in der es neben einem erkrankten

Kind auch noch Geschwisterkinder

und oft sehr belastete

Eltern gibt!“ Gesetzgeber

und Krankenkassen

sehen das bislang nicht

so. Und auch die Themen

Pflegereform und Fachkräftemangel

wird man

im Dachverband beharrlich

nicht aus den Augen

verlieren – diese Konfliktbereiche

sind in der Corona-

Pandemie schließlich nur allzu deutlich

hervorgetreten. „Das Gute ist: in

viele der Themen ist nun eine ganz

andere Dynamik hineingekommen“,

sagt Kraft optimistisch: „Da brauchen

wir keine weiteren 20 Jahre für Verbesserungen!“


Kochs Kolumne

97

W

oran denken Sie, wenn

Sie auf die Corona-

Zeit zurückblicken?

An Ihre Arbeit, an Feiern, an Ihren

letzten Urlaub, an Ihre Familie? Sie

denken an die Einsamkeit im Homeoffice,

an Feiern und Urlaube, die

nicht stattfanden. Wenn Sie an Familie

denken, denken Sie an Großeltern,

die Sie weder sehen noch umarmen

konnten, an Enkel, die Sie nicht begrüßen

konnten. Sie denken an Angehörige,

die erkrankten.

Unsere Kinder, ihre Sorgen und

Ängste, hatten wir zunächst nicht im

Fokus. Die Nachrichten drehten sich

um unsere Alten, die Seniorinnen

und Senioren in den Krankenhäusern

und Pflegeheimen.

Was das Eingesperrtsein

jedoch mit unseren Kindern

machte, beginnen

wir erst jetzt so langsam

zu erfassen.

Die Angst vorm

Krankwerden zählte

vor der Pandemie

nicht zu den Empfindungen,

die uns jeden

Tag begleiteten. Plötzlich

war sie da. Während

des ersten Lockdowns

beschlich sie fast jeden.

Plötzlich machten sich gesunde Menschen

Sorgen um ihr Wohlergehen

sowie um das ihrer Eltern und Kinder.

Plötzlich standen die Themen

Gesundheit und Einschränkungen

der Bewegungsfreiheit weit oben im

Bewusstsein der Menschen. Plötzlich

befanden sie sich in einer Situation,

die Familien mit erkrankten Kindern

jeden Tag erleben.

Thomas Koch

Lebensverkürzend erkrankten Kindern

und Jugendlichen und ihren

Familien geht das schon immer so.

Sie sind ständig auf der Hut vor Bakterien

und Viren. Es ist ihr Alltag. Sie

können sich nicht ins Getümmel stürzen

oder spontan in den Urlaub fliegen.

Auch übermäßiger Konsum nach

Lust und Laune spielt in diesen Familien

keine tragende Rolle.

Und doch schaffen sie es, Lebensfreude

und Zufriedenheit zu generieren,

meist sogar besser als wir. Sie

brauchen kein „Höher, schneller, weiter“,

um Glück zu empfinden. Glück

liegt für sie in den kleinen Dingen. Uns

Gesunden fehlte dagegen bislang

oft der Blick dafür, obwohl wir

theoretisch „alles können“.

Entsprechend groß war

das Gejammer über die

Corona-Maßnahmen.

Die Pandemie hat uns

Demut gelehrt. Sie hat

uns das Bewusstsein

geschenkt, Dankbarkeit

zu empfinden –

für unsere Gesundheit

und unsere Freiheiten.

Sie schenkte uns die

Erkenntnis, dass Frieden

von innen kommt. Sie muss

uns auch lehren, Familien zu

helfen, denen weder Gesundheit

noch Freiheit, wie wir sie kennen, vergönnt

sind. Denn beides sind große

Geschenke.

Unser Kolumnist THOMAS KOCH

arbeitet seit fast 50 Jahren in der

Werbebranche und trägt den respektvollen

Titel „Mr. Media“. Für sein Engagement in

Krisengebieten erhielt er den SignsAward als

„Zeichensetzer“ und ist seit 2010 Botschafter

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Titelseite: Cathrin Muell (4) S. 03: Cathrin Muell

S. 04: Peter Rigaud S. 06: Kinderhospiz der Pfeifferschen

Stiftungen Magdeburg, Rawpixel; S. 07: Cathrin Muell (2)

S. 08–17: Illustration: Nils Oettlin, Getty Images: momnoi,

natthanim; S. 08: Cathrin Muell, S. 09: Henry Valentiner-

Branth, privat, Daniel Sadrowski, Kinderhospiz der

Pfeifferschen Stiftungen Magdeburg, privat, Ambulanter

Kinder- und Jugendhospizdienst Löwenzahn (2); S. 10: privat,

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Valentiner-Branth, Cathrin Muell; S. 12: privat, LEGO

System A/S, Kinderhospiz der Pfeifferschen Stiftungen

Magdeburg; S. 13: Kinderhospiz- und Palliativteam Saar,

Kinderhospiz der Pfeifferschen Stiftungen Magdeburg,

privat, Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst Löwenzahn,

Daniel Sadrowski, privat; S. 14: privat (2), Nintendo,

privat; S. 15: Henry Valentiner-Branth, Ambulanter

Kinder- und Jugendhospizdienst Löwenzahn; S. 16: Kinderhospiz

der Pfeifferschen Stiftungen Magdeburg, privat,

Henry Valentiner-Branth, Kinderhospiz der Pfeifferschen

Stiftungen Magdeburg; S. 17: Kinderhospiz der

Pfeifferschen Stiftungen Magdeburg (5), Henry Valentiner-

Branth S. 18: Kinderhospiz Sterntaler, Illustration:

Nils Oettlin, Rawpixel/Fotolia, Dencake/Getty Images;

S. 19: Bundespräsidialamt/Steffen Kugler, Stephanus Kinderhospizdienst;

S. 20: Kinder- und Jugendhospiz Burgholz,

Illustration: Nils Oettlin, Mfotophile/Getty Images;

S. 21: Kinderhospizdienst Jona S. 22: BVKH München/Augsburg,

Karte: BVKH, BVKH Steinen-Lenzkirch; S. 23: NILO,

Christina Kaemmerer, BVKH (2); S. 24: NILO (3), Logo: BVKH (2),

BVKH Leonberg; S. 25: BVKH Leonberg, BVKH Steinen/

Lenzkirch, BVKH Usedom, Porsche AG; S. 26: NÜRNBERGER

Versicherung, BVKH Usedom, BVKH, Fernsehlotterie,

BVKH Leonberg; S. 27: BVKH Usedom, BVKH Hünfeld/Kassel,

Carsten Koenig, BVKH München/Augsburg, Orthomol

S. 28: MVDA/LINDA (5); S. 29: BVKH, privat (2)

S. 30: fxquadro/Envato Elements; S. 31: Victoria Jung;

S. 32: Envato Elements/ Rawpixel S. 33: BVKH, privat;

S. 34: BVKH, Ayse Tasci, Dada Peng, Lars Nitsch, privat

S. 35: Dirk Schmidt/Goldene Bild der Frau (2), privat (2)

S. 36: Illustration: Cathrin Muell; S. 37: Kartenbasis: wikipedia.org;

S. 38: privat S. 40: Collage: Cathrin Muell;

S. 41: Kinder- und Jugendhospiz Bethel, privat, Cathrin Muell;

S. 42: Peter M. Mayr; S. 43: Zlatka Fischer; S. 44: privat (2),

Cathrin Muell; S. 45: privat, Kinder- und Jugendhospiz Bethel;

S. 46: Kinder- und Jugendhospiz Bethel; S. 47: Ambulanter

Hospizdienst Nächstenliebe (3); S. 48: TalkTools, RehaMedia;

S. 49: Cathrin Bach; S. 50: Kinder- und Jugendhospiz Bethel,

Kinder- und Jugendhospiz Stuttgart, Landesstelle Baden-

Württemberg am Hospiz Stuttgart S. 52: Kinderhospizdienst

Leonberg (3); S. 53: Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst

Halle (2), Kinderhospizdienst Leonberg (3)

S. 54: Hoffotografen, Berliner Herz (4) S. 55: Kinderzentrum

stups (4) S. 56: Regenbogenland Düsseldorf (5)

S. 57: Mainzer Hospiz Mobile (4) S. 58: Hilfe für verletzte

Kinderseelen (6) S. 59-61: Illustration: Nils Oettlin,

Oksana Latysheva/Getty Images S. 62: privat;

S. 63: privat (2), Kinderhospiz Bärenherz S. 64-65: BVKH/

Fernsehlotterie S. 66: Cathrin Muell; S. 68: privat (3),

Kinderhospiz Mitteldeutschland; S. 69: Bettina Volk-

Kopplin, Cathrin Muell; S. 70: Cathrin Muell, Eric Parker/

Bestattungen.de; S. 71: Jan Reurink/Bestattungen.de, Walt

Jabsco/Bestattungen.de, Andre Zahn/Bestattungen.de,

Hery Zo Rakotondramanana/Bestattungen.de; S. 72: privat,

Cathrin Muell, Deutsche Bestattungsvorsorge

S. 74: privat; S. 75: SphinCS Institut S. 76: BVKH/Christoph

Bohlender (2); S. 77: privat, BVKH (2); S. 78: Inside Creative

House/iStock, privat, Elias Schäfer/Pixabay; S. 79: privat

S. 80: Zeichnung: Mirjam Schuler; S. 81: BVKH (2); S. 82: BVKH (5)

S. 83: privat (3) S. 84-85: Grafik/Illustration: Nils Oettlin

S. 91: Fauxels/Pexels, Grafik: Kathrin Schmidt S. 92: privat (9),

S.K.U.B.; S. 93: privat (11), Dominika Klos S. 94: Fotografa.de;

S. 95: Sarah C. Laurinat; S. 96: Kinderhospiz Mitteldeutschland

S. 97: Clap S. 98: Zeichnung: Peter Gaymann


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