BT_04-2021_Nordausgabe_epaper
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Das regionale Wirtschaftsmagazin<br />
für Ulm | Neu-Ulm | Biberach und die Region<br />
Ausgabe <strong>04</strong> | <strong>2021</strong><br />
IM PORTRAIT<br />
DER LANDKREIS<br />
RAVENSBURG<br />
CYBERCRIME<br />
UNTERNEHMEN<br />
WERDEN ZU OPFERN<br />
SPIELEMARKT-<br />
TRENDS<br />
Die Welt spielt<br />
wieder mehr
Editorial<br />
» Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
Das Jahr <strong>2021</strong> neigt sich – schon wieder! – dem Ende zu. Die Corona-Pandemie<br />
liegt noch nicht hinter uns, hat daher nach wie vor großen Einfluss auf unsere<br />
Wirtschaft. Gerade die Materialknappheit, hohe Frachtkosten und zähe Lieferketten<br />
lassen den Unternehmen graue Haare wachsen.<br />
Um gute Stimmung zu verbreiten, haben wir uns in dieser Ausgabe dem Thema<br />
Brettspiele, Puzzle & Co. gewidmet. Die Branche hat durch Corona ihren Umsatz<br />
stärken können, ist aber bereits seit einigen Jahren auf dem Vormarsch. Gerade<br />
junge Menschen setzen sich gern in Gesellschaft um das Brettspiel herum.<br />
Wenn sie zufällig „Sternsucher“ spielen, kommt vielleicht die Gelegenheit auf,<br />
über die deutsche Raumfahrt zu sprechen. Da könnte ihnen unser Bericht über<br />
die neuesten Entwicklungen in der Raumfahrt helfen, für die in Immenstaad<br />
wegweisende Satelliten gebaut werden.<br />
Wir beleuchten außerdem, warum E-Roller gern in Flüssen der Region enden,<br />
welche Bedeutung Geldwäsche in unseren Gefilden hat und warum Deutschlands<br />
Digitalisierung so hinterherhinkt. Für sehr wichtig halte ich die Gefahren von Cybercrime.<br />
Ein IT-Spezialist und ein Polizeipräsident sprechen über das für Unternehmen<br />
immer gefährlicher werdende Phänomen.<br />
Unser Landkreis-Spezial widmet sich in dieser Ausgabe Ravensburg. Die Städte und<br />
Unternehmen im Gebiet von Landrat Harald Sievers stellen sich vor oder berichten<br />
von Neuigkeiten – auch die Oberbürgermeister Daniel Rapp und Michael Lang<br />
kommen zu Wort.<br />
Dass nicht immer Männer an der Führungsspitze stehen sollten, findet Annika<br />
Geiger. Die Meersburgerin selbst hat es in eine hohe Position eines internationalen<br />
Unternehmens geschafft und möchte ihre Botschaft im Rahmen der Miss Germany<br />
Wahl 2022 verbreiten. Mit den Weihnachtsgeschenke-Tipps hoffen wir, Ihnen ein<br />
paar Inspirationen liefern zu können.<br />
Ich bedanke mich für Ihre Lesertreue und hoffe, dass wir Sie auch im nächsten Jahr<br />
mit unseren Neuigkeiten aus der regionalen Wirtschaft informieren dürfen.<br />
Bleiben Sie gesund und kommen Sie gut ins neue Jahr!<br />
Ihre Susann Hänig<br />
Produktmanagement<br />
BUSINESS today<br />
3
BUSINESS TODAY 4/<strong>2021</strong><br />
08<br />
Inhalt<br />
15<br />
Der Spielemarkt boomt<br />
Umsatzträume für Spieleverlage. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 8<br />
Geldwäsche<br />
Ist die Region ein Paradies für Kriminelle?. . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 15<br />
Digitalisierung<br />
... und warum wir hinterherhinken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 20<br />
Cybercrime<br />
Es trifft immer mehr Unternehmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 24<br />
28<br />
E-Roller<br />
Die Erfahrungen damit in der Region . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 34<br />
Porträt<br />
Alles über den Landkreis Ravensburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 38<br />
Weihnachten<br />
Geschenke-Tipps für Sie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 66<br />
Menschen<br />
Emanzipiert, erfolgreich und schön . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 72<br />
38<br />
BUSINESS Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 68/69<br />
Aktuelles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 70<br />
Gewinnspiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 71<br />
Büroseufzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 74<br />
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Seite 74<br />
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WER? WAS? WANN? WIE? WO?<br />
Die Spielebranche explodiert<br />
Bald ist Weihnachten. Bald werden Milliarden von Kindern und Erwachsenen weltweit ein Brettspiel<br />
oder ein Puzzle unter dem Christbaum finden. Seit Jahren schon steigt der Umsatz in der Branche<br />
an – für sie war die Corona-Pandemie fast schon ein Glücksfall. Auf welche Trends die Spieleverlage<br />
reagieren, wie es den lokalen Spielehändlern geht und wie ein erfolgreicher Spieleerfinder beim<br />
Entwickeln seiner Systeme vorgeht, sollen nicht länger unbeantwortete Fragen bleiben. Außerdem<br />
hat sich Business Today in den Straßen der Region umgehört und die Lieblingsspiele der Passanten<br />
zusammengefasst.<br />
Von Stefanie Rebhan<br />
E<br />
s hört sich völlig logisch an:<br />
In den zähen Phasen der Corona-Lockdowns<br />
und dem<br />
Mangel an angebotenen Freizeitaktivitäten,<br />
haben sich die Menschen<br />
zu Hause zurückgezogen, um was zu<br />
tun? Natürlich, zu spielen. Da wurde<br />
das „Mensch Ärgere Dich Nicht“ entstaubt<br />
und das „Monopoly“ entfaltet. Ja,<br />
das Jahr 2020 war für die Branche ein<br />
Rekordjahr. Was jedoch die wenigsten<br />
wissen: Die Spiele- und Puzzlebranche<br />
wächst schon seit sechs Jahren um<br />
durchschnittlich zehn Prozent, Tendenz<br />
steigend. In den ersten acht Monaten<br />
dieses Jahres lag das Wachstum bei 14<br />
Prozent. Das gibt der Spieleverlage e.V.<br />
bekannt. Hinter ihm verbirgt sich ein<br />
Verbund mit vielen wichtigen Spieleverlagen<br />
des deutschsprachigen Raums.<br />
Insbesondere die jungen Erwachsenen<br />
würden für das dauerhafte Wachstum<br />
auf dem Spielemarkt sorgen. Auch der<br />
Kinderbereich legte mit plus zwölf Prozent<br />
gut zu. Erwachsenenpuzzles bringen<br />
es sogar fast auf ein Wachstum von<br />
50 Prozent. Der Spieleverlage e.V. rechnet<br />
mit einem guten Weihnachtsgeschäft<br />
<strong>2021</strong>. In dieser Zeit erzielt die Branche<br />
bis zur Hälfte des Jahresumsatzes.<br />
Probleme allerdings würden die Lieferketten<br />
machen. Insbesondere der Containermangel<br />
und fehlende Logistikkapazitäten<br />
verlängern die Lieferzeiten und<br />
würden zu deutlich höheren Kosten für<br />
die Verlage führen. Bis jetzt hätten die<br />
Verlage die Rohmaterial-Preissteigerungen<br />
und zunehmenden Transportkosten<br />
abgefedert. „Mittelfristig werden sich<br />
aber diese Kosten in einer angemessenen<br />
Preisanpassung wiederfinden“, so<br />
der Verein.<br />
Engpässe bei Rohstoffen<br />
Auch die Ravensburger AG, die weltweit<br />
für ihre Spiele und Puzzles bekannt<br />
ist, rät, sich etwas früher mit den Weihnachtsgeschenken<br />
zu befassen, falls<br />
der Kunde aus dem gesamten Angebot<br />
8
TITEL<br />
schöpfen möchte. Bei einigen Produkten<br />
rechnet das Unternehmen mit Verzögerungen.<br />
„Zum einen erleben wir<br />
derzeit Engpässe bei mehreren Rohstoffen.<br />
Zum Beispiel bei dem für uns<br />
mit Abstand wichtigsten Rohstoff Papier<br />
und Pappe, aber auch bei Kunststoff<br />
und besonders auch bei elektronischen<br />
Komponenten, die jedoch nur in einem<br />
kleinen Teil unserer Produkte enthalten<br />
sind“, sagt Heinrich Hüntelmann, Sprecher<br />
der Ravensburger AG. Zum anderen<br />
komme es auch zu Verzögerungen<br />
durch Engpässe bei Logistikern, sowohl<br />
innerhalb Europas als auch bei der Belieferung<br />
des US-Marktes, wo das Unternehmen<br />
ebenfalls aktiv ist.<br />
Ravensburger habe im Vergleich zur<br />
Spielwarenbranche eine gute Ausgangsposition,<br />
da es den weit größten Teil der<br />
Produkte selbst in den beiden Werken<br />
in Ravensburg und Policka, Tschechien,<br />
produziert. Damit ist das Unternehmen<br />
weniger auf Zulieferung angewiesen.<br />
Zwar begegne es den Engpässen und<br />
langen Vorlaufzeiten mit langfristiger<br />
Planung, frühzeitigen Bestellungen von<br />
Materialien und entsprechender Lagerhaltung<br />
– dennoch gelinge das nicht bei<br />
allen Materialien. Hüntelmann: „Wenn<br />
nur eine – zum Beispiel eine elektronische<br />
Komponente – erst später eintrifft,<br />
verschiebt sich die Fertigung des betreffenden<br />
Produkts.“
TITELGESCHICHTE<br />
Zu viele Kunden kaufen online<br />
Hartmut Witt betreibt seit vielen Jahren<br />
den „Spielespatz“ in Ulm. Auch er<br />
kämpft teilweise mit Lieferschwierigkeiten,<br />
denn viele Materialien für Spiele,<br />
oder die Produkte selbst, stammen nun<br />
einmal aus China. Die Spielebranche –<br />
durch Corona nach vorne katapultiert<br />
– wachse ganz allgemein. Er bedauert<br />
aber, dass die meisten Kunden sich auf<br />
dem Online-Markt tummeln. Der Onlineversandhändler<br />
Amazon etwa, habe<br />
zuletzt ein Plus von 400 Prozent im Bereich<br />
Puzzles und Spiele erwirtschaftet.<br />
Neben Puzzles sind derzeit auch Zweipersonen-Spiele<br />
beliebt, und Schach.<br />
Letzteres führt Witt auf die Netflix-Serie<br />
„Das Damengambit“ zurück, in dem es<br />
um eine junge Frau in den 50er-Jahren<br />
geht, die Schach-Weltmeisterin werden<br />
will. Derzeit leidet er darunter, noch<br />
keine Veranstaltungen in seinem Laden<br />
durchführen zu können, denn der sei<br />
ein Hotspot für Fans von Tradingcards<br />
(Sammelkartenspiel), die dort nach Herzenslust<br />
tauschen und kaufen.<br />
25 Spiele hat Hartmut Witt schon veröffentlicht,<br />
etwa 30 Prototypen liegen auf<br />
seinem Tisch und müssen noch verfeinert<br />
werden. „Einfache Spiele werden<br />
in der Szene nachgefragt. Und nach wie<br />
vor Zweipersonen-Spiele“, sagt Witt.<br />
Immer mehr rückten aber auch Spiele<br />
in den Fokus, die man in großen Gruppen<br />
nutzen kann. Er möchte solch ein<br />
Spiel entwickeln – ein Partyspiel soll es<br />
aber nicht werden. Es soll eher in Richtung<br />
Deduktionsspiel gehen, bei dem<br />
die Spieler logische Schlussfolgerungen<br />
ziehen müssen. „Im Grunde“, sagt Witt,<br />
„geht es bei all dem Spielen ohnehin<br />
nicht darum wer gewinnt, sondern, dass<br />
man Spaß zusammen hat.“<br />
„Das Spiel ist ein Ausruhen,<br />
und die Menschen<br />
bedürfen, da sie nicht immer<br />
tätig sein können, des<br />
Ausruhens.“<br />
Aristoteles, griechischer<br />
Philosoph und Naturforscher<br />
Trend Escape-Spiel<br />
Dass der Hang zum Spielen die Menschen<br />
schon einige Jahre vor Corona<br />
wieder vermehrt gemeinsam an einen<br />
Tisch gebracht hat, hält Thomas Zumbühl,<br />
International Category Direktor<br />
Spiele bei Ravensburger bei Ravensburger,<br />
für logisch: „Wer ein Brettspiel hernimmt,<br />
ist bewusst offline und erlebt die<br />
Reaktion des anderen aktiv. Ich denke,<br />
die Menschen sehnen sich nach einem<br />
Gegenpol zu PC, Tablet oder Handy.“<br />
Gerade junge Leute zwischen 16 und 35<br />
würden sich verstärkt dem Spielemarkt<br />
zuwenden.<br />
Das Thema Online ist deshalb aber nicht<br />
abgehakt. Nicht selten mischen sich online<br />
und offline sogar, indem ein Spiel<br />
etwa mit einer App unterstützt oder erklärt<br />
wird. Oder indem Ravensburger<br />
mit Bloggern zusammenarbeitet und<br />
sogar gemeinsam Spiele mit ihnen entwickelt.<br />
„So erschließen wir uns neue<br />
Zielgruppen. Wenn die Blogger mit uns<br />
Spiele entwickeln, sind sie auch selbst<br />
von dem Produkt überzeugt und bleiben<br />
den Usern gegenüber authentisch“,<br />
erklärt Zumbühl.<br />
Ein Trend erkennt er derzeit<br />
bei den Escape-Spielen. Zusammen<br />
oder sogar allein<br />
wird ein Fall in einer bestimmten<br />
Zeit gelöst – ähnlich wie in<br />
den Escape-Rooms. Der Nachteil:<br />
Man kann die Spiele nur<br />
einmal spielen. Im Fall von<br />
„Echoes“ von Ravensburger,<br />
10
„Spielen ist dem Menschen<br />
innewohnendes Prinzip.“<br />
Edmund Burke,<br />
irisch-englischer Politiker<br />
und Schriftsteller<br />
bleibt das Spiel zumindest intakt und<br />
kann weitergegeben werden. Normalerweise<br />
sei die größte Hürde eines Spiels<br />
die Spielanleitung. Wenn die nicht simpel<br />
genug ist, wird das Produkt oft wieder<br />
in das Regal des Geschäfts zurückgestellt.<br />
Hierüber haben sich die jungen<br />
Menschen zum Teil hinweggesetzt. Sie<br />
stünden häufig auf komplexe Spiele, die<br />
teilweise stundenlang dauern und eine<br />
ganze Litanei an Erklärungen mitbringen,<br />
wie etwa „Disneys Villainous“.<br />
Generell erfreuen sich Strategiespiele<br />
großer Beliebtheit. Genauso wie kooperative<br />
Spiele, bei denen mehrere Spieler<br />
gegen das Spiel selbst antreten. Nicht zu<br />
vergessen: Die Klassiker. „Das verrückte<br />
Labyrinth“ gibt es deshalb nun in einem<br />
neuen Design, nächstes Jahr steht der<br />
Relaunch von „Memory“ an.<br />
Brettspiel-Cafés werden entstehen<br />
Ein Spiel in der Qualität eines Klassikers<br />
zu entwickeln, ist nicht gerade<br />
einfach. Dennoch versuchen genau das<br />
zahllose Autoren. Da Ravensburger von<br />
Spiele-Manuskripten überrollt werden<br />
würde, müssen bislang unbekannte Autoren<br />
ihre Spielideen zunächst an eine<br />
Agentur senden – dort landen mehrere<br />
hundert Spiele im Jahr, obwohl eine Gebühr<br />
auf Kosten der Autoren erhoben<br />
wird. Die Agentur testet die Spiele und<br />
erst wenn sie grünes Licht gibt, erreicht<br />
das Manuskript den Verlag.<br />
Spiele von bekannten Autoren,<br />
werden sofort dort<br />
geprüft. Pro Jahr bringt Ravensburger<br />
bis zu 40 neue<br />
Kinderspiele und bis zu 20<br />
Familienspiele heraus. Insgesamt<br />
sind zwei Drittel<br />
des Spielesortiments rein<br />
auf Kinder gemünzt.<br />
Für die Vermarktung und den Verkauf<br />
setzt der Verlag nicht nur auf den Online-Markt,<br />
durch den am meisten Umsatz<br />
erzielt wird. Thomas Zumbühl: „Für<br />
uns sind auch die Händler vor Ort wichtig,<br />
denn nur sie können Spiele-Empfehlungen<br />
abgeben und den Kunden<br />
erklären wie ein Spiel funktioniert.“ Er<br />
glaubt außerdem, dass in Deutschland<br />
Brettspiel-Cafés aufkommen werden,<br />
wie sie in den USA schon gängig seien.<br />
Dort, auf dem größten Spielemarkt der<br />
Welt, hat Ravensburger im vergangenen<br />
Jahr seinen Umsatz verdoppelt, indem<br />
die Mitarbeiter lokale Produkte entwickelt<br />
haben, beispielsweise mit Marvel.<br />
Ein gutes Spiel, so ist sich Zumbühl sicher,<br />
müsse immer wieder aufs Neue<br />
Spaß bringen, sollte einen schnellen<br />
Einstieg ins Spiel sichern und verständliche<br />
Spielregeln aufweisen.<br />
Spiele müssen flexibel sein<br />
Einer, der es genau wissen muss, heißt<br />
Prof. Dr. Steffen Bogen. Er lehrt an der<br />
Universität Konstanz und ist Spieleerfinder.<br />
Er sagt: „Spielen ist älter als die<br />
menschliche Kultur“. Schon Tiere würden<br />
spielen. Bereits zwei seiner entwickelten<br />
Spiele wurden zum „(Kinder)<br />
Spiel des Jahres“ gekürt. Mit „Schnappt<br />
Hubi“ und „Camel Up“ hält er sich fast<br />
schon ein Jahrzehnt am Markt. Das ist<br />
vor allem bei den Tausenden an Spielen,<br />
die den Markt jährlich überschwemmen,<br />
ein Kunststück. Insbesondere „Camel<br />
Up“ ist international erfolgreich.<br />
Brettspiele hätten sich parallel zu den<br />
Computerspielen extrem entwickelt und<br />
an Qualität gewonnen. Vor allem aber,<br />
verlangen moderne Spiele mehr Flexibilität<br />
von den Spielern. Steffen Bogen:<br />
„Hier zeigt sich eine Analogie zum Alltag.<br />
Auch dort müssen wir spielerisch<br />
flexibel sein und auf bestimmte Anforderungen<br />
reagieren. Das ist ein Lernprozess.“<br />
Als Beispiel für ein flexibles<br />
Vorgehen im Spiel nennt der Professor<br />
die „Siedler von Catan“, in dem die Insel<br />
variabel aufgestellt wird und der Spieler<br />
immer wieder andere Fähigkeiten benötigt.<br />
Auch „Das verrückte Labyrinth“ und<br />
„Carcassonne“ folgen diesem Muster.<br />
11
TITELGESCHICHTE<br />
Steffen Bogen schaut sich jedes Spiel genau<br />
an, um weitere entwickeln zu können.<br />
Er fragt sich etwa: Wie viele Materialien<br />
sind im Spiel und warum? Die<br />
gemachten Spiel-Erfahrungen tragen bei<br />
ihm entscheidend dazu bei, dass er eine<br />
neue Grundidee für ein Brettspiel entwickelt.<br />
Dass ein Spiel nicht zu schwer,<br />
aber auch nicht zu simpel wird, dazu<br />
brauche es Erfahrung.<br />
„Mich interessiert vor allem auch die<br />
mathematische Seite an der Sache“,<br />
sagt Steffen Bogen. Am Beispiel von<br />
„Schnappt Hubi“ meint er damit etwa<br />
die Anzahl der Räume und der Durchgänge.<br />
Wie viele werden wirklich gebraucht,<br />
um das Spiel gut zu machen?<br />
Es geht um Aktionsmöglichkeiten und<br />
den damit verbundenen Wahrscheinlichkeiten<br />
und Schwankungsbreiten von<br />
Spielverläufen. Sie werden etwa durch<br />
die Beschriftung von Würfeln, durch<br />
den Aufbau von Kartensätzen, die Länge<br />
einer Laufstrecke oder die (variable)<br />
Anordnung von Feldern eines Spielplans<br />
beeinflusst. Gute Spiele könnten<br />
nicht einfach „berechnet“ werden, aber<br />
Bogen geht davon aus, dass die Frage,<br />
wie Wiederholreiz erzeugt wird, auch<br />
mathematisch gestellt werden kann.<br />
„Moorland“ für 2022 geplant<br />
Wichtig auch: Ein Spiel muss ausgiebig<br />
getestet werden. Nicht theoretisch – ein<br />
Prototyp, an dem live gespielt und dabei<br />
getestet wird, ist unumgänglich.<br />
Ganz entscheidend sei auch die Größe<br />
der Verpackung und natürlich die Verpackung<br />
selbst. Es könne daher Jahre<br />
dauern, bis die Entwicklung eines<br />
Spiels abgeschlossen ist. Kann, nicht<br />
muss. Während es bei „Camel Up“ von<br />
der Idee bis zur Ernennung zum „Spiel<br />
des Jahres“ zehn Jahre gedauert hat, war<br />
„Schnappt Hubi“ in einem halben Jahr<br />
konzipiert, in einem weiteren Jahr produziert.<br />
In naher Zukunft freut sich der Professor<br />
über sein Spiel „Moorland“, das 2022 auf<br />
den Markt kommen wird. Gemeinsam<br />
bauen die Spieler darin ein Moor auf, indem<br />
die Umwelt ins Gleichgewicht gebracht<br />
werden muss. Steffen Bogen: „Es<br />
gibt eine kooperative und eine kompetitive<br />
Seite. Das heißt, die Spieler können<br />
ein gesundes Moor zusammen erschaffen<br />
oder jeder sein eigenes.“ Mit dem<br />
Thema rührt der Autor an dem Wunsch<br />
des Menschen, sich der Natur anzunähern.<br />
Sehr erfolgreich verkauft sich daher<br />
auch das Spiel „Flügelschlag“ von<br />
Feuerland Spiele. Die Spieler versuchen<br />
hier, Vögel im gleichen Lebensraum zu<br />
sammeln, genauso wie Futtermarker.<br />
Eier zu legen, ist ebenfalls erwünscht.<br />
An der Uni in Konstanz, sagt Prof. Bogen<br />
nicht ohne Stolz, gibt es derzeit<br />
zwei Promotionen, die sich um das Thema<br />
„Spiel des Jahres“ drehen. Es geht<br />
darum, der Entwicklung der Brettspiele<br />
in den vergangenen 50 Jahren anhand<br />
dieses Preises nachzuspüren und gesellschaftstheoretisch<br />
zu untersuchen. Auch<br />
im Vergleich zu Computerspielen.<br />
Info<br />
• Laut mehrerer Quellen stammt<br />
das vermutlich älteste Spiel der<br />
Welt aus Ägypten. „Senet“ ist eine<br />
Art Verfolgungsspiel und rund<br />
5000 Jahre alt. Mit 4600 Jahren<br />
auf dem Buckel dürfte ihm das<br />
„Spiel der zwanzig Quadrate“,<br />
auch „Königsspiel von Ur“ genannt,<br />
folgen. Es handelt sich um<br />
ein Würfelspiel, dessen Spielidee<br />
wohl aus Indien stammt. Darauf<br />
folgte im 1. Jahrtausend n.Chr. das<br />
Schachspiel.<br />
• Die Ludologie betrachtet und erklärt<br />
das Phänomen des Spielens.<br />
Lateinisch „ludus“, das Spiel und<br />
das griechische „logos“ für die<br />
Lehre, führt zur „Lehre über das<br />
Spiel“, Ludologie, zur Spielwissenschaft.<br />
• Laut einer Umfrage des Allensbacher<br />
Institutes spielen rund 33<br />
Millionen Deutsche zumindest<br />
ab und zu Gesellschaftsspiele,<br />
rund 5,6 Millionen spielen sogar<br />
regelmäßig.<br />
• Statista.com teilt mit, dass 77 Prozent<br />
der Deutschen ein „Mensch<br />
Ärgere Dich Nicht“ besitzen. Das<br />
Lieblingsspiel der Deutschen ist<br />
jedoch Monopoly, das 1935 veröffentlicht<br />
wurde.<br />
• Zu den größten Spieleverlagen<br />
weltweit gehören Hasbro, Matell,<br />
Asmodée und Ravensburger.<br />
• Der Kritikerpreis „Spiel des<br />
Jahres“ ist ein Spielepreis für<br />
deutschsprachige Brettspiel-Neuheiten.<br />
Er gilt als die weltweit<br />
bedeutendste Auszeichnung für<br />
nicht-elektronische Spiele, als<br />
„Oscar für Brettspiele“.<br />
12
Der gemeinsame „Yes-Moment“<br />
Weg von der Forschung noch einmal<br />
hin zur Praxis. Der Seetroll in Konstanz<br />
mit einer Zweigstelle in Friedrichshafen<br />
vertreibt Comics und Spiele. Sebastian<br />
Jakob, genannt Neffs, erkennt den Aufwärtstrend<br />
von Brettspielen seit bereits<br />
einem Jahrzehnt. Während der Corona-Pandemie<br />
habe er sehr viele Spiele<br />
für zwei oder gar eine Person<br />
im Seetroll in Friedrichshafen<br />
verkauft. Mittlerweile gehe der<br />
Trend eher zu komplexeren<br />
Spielen. „Die Leute kaufen gerade<br />
gern Spiele mit einer durchgehenden<br />
Geschichte. Sprich,<br />
man macht da weiter, wo man<br />
das letzte Mal aufgehört hat.<br />
Es gibt häufig auch nur einen<br />
Gegner und das ist das Spiel<br />
selbst. Die Spieler tun sich<br />
zusammen“, erklärt Neffs.<br />
Als Beispiele nennt er die<br />
„Legenden von Andor“ oder „Paleo“, bei<br />
dem die Spieler gemeinsam Mammuts<br />
jagen oder Holz und Steine beschaffen<br />
und Abenteuer erleben.<br />
Das Spiel als Teambuilding<br />
Überhaupt seien kooperative Spiele –<br />
bei denen die Spieler als Team gegen<br />
das Spiel antreten – seit rund drei Jahren<br />
besonders beliebt. Man nutze sie<br />
auch in Unternehmen als Teambuilding-Maßnahme.<br />
Neffs: „Da gibt es<br />
einfach den gemeinsamen Yes-Moment,<br />
wenn man es dann geschafft<br />
hat!“ Spiele, sagt er, hätten sich aus<br />
dem ,Nerd-Lager‘ in alle Gesellschaftsbereiche<br />
hin verlagert. Seine<br />
Lieblingsspiele sind derzeit das<br />
Taktikspiel „Roots“ und „Flügelschlag“.<br />
Neffs glaubt, dass auch<br />
die jungen Menschen es satt<br />
hätten, in der Freizeit viel am<br />
Rechner zu sitzen oder sich<br />
toujours Serien von Streaming-Diensten<br />
anzusehen. Vielmehr möchten sie sich<br />
in Gesellschaft befinden, das Glück herausfordern<br />
und Geschick demonstrieren,<br />
oder sich einfach nur von einem<br />
Spiel fesseln und erfreuen lassen.<br />
„Etwas Gescheiteres kann<br />
einer doch nicht treiben in<br />
dieser schönen Welt, als zu<br />
spielen.“<br />
Henrik Ibsen, norwegischer<br />
Dramatiker und Lyriker<br />
13
TITELGESCHICHTE<br />
UMFRAGE<br />
Das spielen wir gern<br />
„Business Today“ hat sich in der Region umgehört, um zu erfahren, welches die Lieblingsspiele der<br />
Menschen in unterschiedlichen Altersgruppen sind. Hier sind die Ergebnisse:<br />
Adeline Rösler, 19 Jahre,<br />
Mühlhofen<br />
„Rummykub“ ist mein<br />
Lieblingsspiel. Mir gefällt,<br />
dass man es auch<br />
zu zweit spielen kann<br />
und keine größere Gesellschaft<br />
dafür braucht. Es<br />
ist irgendwie immer anders. Außerdem<br />
habe ich das Gefühl, dass es mich intellektuell<br />
fördert.<br />
Anna Müller, 92, Ulm<br />
In meinem Alter kann<br />
man nicht mehr sehr viele<br />
Spiele, wenn die Denkkraft<br />
nachlässt. „Elfer Raus“<br />
ist aber ein Spiel, dass mir<br />
noch leicht fällt und mit dem<br />
es meiner Familie auch nie langweilig<br />
wird.<br />
Katharina Steinbach 53, und<br />
ihre Mutter Irmhild, 83,<br />
Koblenz<br />
Katharina: „Qwirkle“ ist<br />
ganz klar mein liebstes<br />
Spiel. Jeder spielt zwar für<br />
sich, aber letztlich klappt<br />
es nur gut, wenn<br />
die Parteien doch<br />
zusammenspielen.<br />
Das Kombinationsspiel<br />
ist<br />
für mich total abwechslungsreich.<br />
Irmhild: „Rummykub“ ist klasse. Man<br />
braucht Glück und muss doch nachdenken,<br />
indem Formen und Farben kombiniert<br />
werden. Es wird niemals langweilig.<br />
Dezsö Hajas, 38, Weingarten<br />
Schach! Ich beherrsche es nicht<br />
gut, spiele es aber gern. Man<br />
muss nicht gut sein, um Spaß zu<br />
haben. Es gefällt mir, dass man immer<br />
einige Spielzüge vorausdenken<br />
muss, und zwar nicht nur<br />
für sich selbst, sondern<br />
auch für den<br />
Gegner. Sogar<br />
auf meinem<br />
Smartphone<br />
habe ich<br />
ein Schachspiel-Programm.<br />
Niko Eschweiler,<br />
23, Biberach<br />
„Mensch ärgere<br />
Dich nicht“! Es ist<br />
ein Spiel voller Emotionen.<br />
Wut, Freude,<br />
Verzweiflung … das alles<br />
kann dabei sein, wenn man mit den<br />
richtigen Leuten spielt. Natürlich bleiben<br />
die Emotionen freundschaftlich und<br />
der Spaß steht im Vordergrund. Zudem<br />
kann es einige überraschende Wendungen<br />
in diesem Spiel geben, wenn man<br />
z.B. die Figur des Führenden kurz vor<br />
Schluss noch schlägt.<br />
Marlon Kaisner, 7, Ostrach-Levertsweiler<br />
„Ich spiele am liebsten Monopoly. Das<br />
gefällt mir so gut, weil man da rechnen<br />
muss. Ich rechne gerne, auch in der<br />
Schule. Bei Monopoly City kaufe ich am<br />
liebsten den Monopoly<br />
Tower, der kostet<br />
ein paar Millionen.<br />
Die kann ich richtig<br />
bezahlen, weil<br />
ich schon über<br />
1000 zählen kann.“<br />
14
Anzeige<br />
RAVENSBURGER SPIELE<br />
Lust auf<br />
Spiele?<br />
Das blaue Dreieck steht für die Werte<br />
Freude, Bildung und Gemeinsamkeit.<br />
Es ist eine der führenden europäischen<br />
Marken für Spiele, Puzzles und<br />
Kreativprodukte sowie für deutschsprachige<br />
Kinder- und Jugendbücher.<br />
Da kommen einige Rekorde und<br />
erstaunliche Fakten zusammen.<br />
Außerdem so manche Anekdote zum<br />
Schmunzeln.<br />
Kurioses<br />
Das neueste Spiel: „echoes“ ist ein Audio-Mystery-Spiel,<br />
bei dem es heißt: Gemeinsam<br />
hören, rätseln und lösen. Über<br />
den Hörsinn tauchen die Spieler in drei<br />
mysteriöse Fälle ein, die es mithilfe einer<br />
App zu rekonstruieren<br />
gilt, wie zum Beispiel<br />
in „Die Tänzerin“.<br />
Zum Herausfinden ihres<br />
Schicksals braucht<br />
es ein ausgezeichnetes<br />
Erinnerungsvermögen,<br />
Kombinationsgeschick<br />
– und<br />
ein äußerst feines<br />
Gehör.<br />
Das älteste Spiel von Ravensburger<br />
heißt Fang den Hut. Seit 1927 gibt es<br />
die beliebte Jagd nach<br />
den bunten Spitzhütchen.<br />
Seine puristische<br />
Gestaltung von<br />
Bauhaus-Grafiker<br />
Fritz Ehlotzky hat das<br />
Spiel bis heute behalten<br />
– ein echter Design-Klassiker<br />
also.<br />
Das meistverkaufte Spiel, bei dem<br />
die Kleinen gewinnen: memory®.<br />
Das Gedächtnisspiel mit den quadratischen<br />
Kärt- chen lieben alle, denn die<br />
Spielidee ist so einfach wie<br />
genial: unter<br />
verdeckten<br />
Bildkärtchen die meisten Bildpaare<br />
sammeln. Das Ravensburger memory®<br />
gibt es seit 1959.<br />
Das Brettspiel,<br />
das um die Welt<br />
geht: „Das verrückte<br />
Labyrinth“<br />
ist in 65<br />
Ländern erhältlich,<br />
z.B. in Neuseeland,<br />
Japan, Südafrika,<br />
Chile, Kanada oder<br />
Finnland. Dieses Jahr feiert es<br />
seinen 35. Geburtstag. Inzwischen sind<br />
20 Spielvarianten rund um den beweglichen<br />
Irrgarten entstanden.<br />
Das Spiel mit der Geduld, das Puzzle,<br />
haben jetzt auch digital aktive Menschen<br />
als erholsame Freizeitbeschäftigung<br />
entdeckt: einfach<br />
mal abschalten und sich<br />
gedanklich wie haptisch<br />
auf die Traumwelt in Teilchen<br />
konzentrieren. Das<br />
beliebteste Ravensburger<br />
Puzzle hat 1000 Teile - das<br />
größte 40.320. Das internationale<br />
Angebot von Ravensburger<br />
umfasst gut 600 Motive.<br />
Spiele in XXL erleben Familien im Ravensburger<br />
Spieleland. Der Freizeitpark<br />
am Bodensee bietet 70 spielerische<br />
Attraktionen in acht Themenwelten und<br />
lädt Kinder von zwei bis zwölf<br />
Jahren ein, ihre Lieblingsspiele<br />
im Großformat zu spielen, mit<br />
Käpt’n Blaubär auf Abenteuerfahrt<br />
zu gehen oder sich im Mitmachland<br />
kreativ auszutoben.<br />
Die härtesten Spielekritiker sind die<br />
Kinder, die bei den üblichen Tests<br />
von Spiele-Prototypen gnadenlos<br />
darüber entscheiden, ob das<br />
ausgeklügelte Spiel Spaß<br />
macht – oder nicht.<br />
Ein einziges Puzzleteil<br />
fehlte der US-Amerikanerin<br />
Erin Gumpert für ihr 18.000<br />
Teile Puzzle „Paradiesischer<br />
Sonnenuntergang“. Im Internet<br />
postete sie ein Foto von dem<br />
Malheur und bat um Hilfe. Prompt<br />
meldete sich die Servicestelle<br />
in Ravensburg und schickte das<br />
fehlende Teil nach Maryland –<br />
samt Kinderpuzzle für Erins Baby,<br />
welches das „missing piece“ zerkaut<br />
hatte.<br />
Sondergenehmigung für<br />
100-Jährige: Normalerweise<br />
kennzeichnet Ravensburger<br />
einige Spiele für Menschen von x<br />
bis 99 Jahre. Was aber tun, wenn<br />
Hundertjährige mitspielen wollen?<br />
Auf Wunsch bekommen diese eine<br />
persönlich ausgestellte Urkunde<br />
von Ravensburger – mit der Lizenz<br />
zum Spielen.<br />
www.ravensburger.de
FINANZEN<br />
EU WILL REFORM<br />
So viel Geldwäsche<br />
steckt in der Region<br />
Deutschland gilt als Geldwäsche-Paradies in Europa. Bisher<br />
haben die existierenden Gesetze zur Bekämpfung nicht zum<br />
erwünschten Erfolg geführt. Neue Regeln werden gefordert, die<br />
EU will handeln. Business Today hat beim Landeskriminalamt<br />
nachgefragt, wie viel Geld in unserer Region gewaschen wird.<br />
Von Stefanie Rebhan<br />
Was ist Geldwäsche?<br />
Gemeint ist illegal erwirtschaftetes<br />
Geld,<br />
dass in den legalen Finanz-<br />
und Wirtschaftskreislauf eingeschleust<br />
wird. Das „schmutzige Geld“<br />
wird unter anderem durch Drogenhandel,<br />
Prostitution, illegales Glücksspiel,<br />
Waffenhandel und Korruption<br />
erwirtschaftet. „Reingewaschen“ wird<br />
das Geld, indem beispielsweise Immobilien<br />
gekauft werden. Das Geld dafür<br />
wird meist in wenigen Minuten über<br />
Tausende Konten transferiert, bis nicht<br />
mehr nachvollziehbar ist, wo die Quelle<br />
war. So kann es etwa sein, dass ein<br />
Haus in der Stadt A von Person XY, mit<br />
Geld aus Drogenhandel in der Stadt B<br />
finanziert wurde.<br />
Sehr viel illegales Geld läuft laut einem<br />
Sprecher des Landeskriminalamtes<br />
(LKA) Baden-Württemberg über<br />
organisiertes Verbrechen aus dem<br />
osteuropäischen und afrikanischen<br />
Raum. Die Kriminellen schaffen sich<br />
sogenannte Finanzagenten. Das sind<br />
Menschen, die ihre Konten zur Verfügung<br />
stellen, über die das „schmutzige<br />
Geld“ transferiert wird. In den meisten<br />
Fällen wissen die Finanzagenten<br />
aber nicht, dass sie solche sind. Sie<br />
überweisen kriminell erwirtschaftetes<br />
Geld – beispielsweise im Rahmen eines<br />
Internetkaufs – weiter, ohne von<br />
der Herkunft zu wissen. Vorsicht ist<br />
geboten, wenn man Geld über ein<br />
Bargeldtransfersystem wie Western<br />
Union oder MoneyGram überweisen<br />
soll. „Durch die Digitalisierung haben<br />
solche Delikte natürlich extrem zugenommen.<br />
Es sind rein elektronische<br />
Vorgänge“, sagt der Sprecher des LKA.<br />
Warum ist Deutschland ein<br />
Geldwäsche-Paradies?<br />
Zwei bis fünf Prozent des globalen<br />
Bruttoinlandsprodukts werden durch<br />
Geldwäsche erwirtschaftet, schätzt das<br />
Office on Drugs and Crime der Vereinten<br />
Nationen (UNODC). Das entspricht<br />
einem Wert zwischen 800 Milliarden<br />
und zwei Billionen US-Dollar pro Jahr.<br />
Mehr als 100 Milliarden Euro pro Jahr<br />
werden nach Schätzungen in Deutschland<br />
gewaschen. Ein Teilproblem ist<br />
die Liebe der Deutschen zum Bargeld.<br />
Es gibt keine Bargeldobergrenze. Die<br />
meisten EU-Länder haben eine Bargeldobergrenze<br />
von 500 bis 2500 Euro.<br />
16
FINANZEN<br />
Wie wird Geldwäsche bekämpft?<br />
Die Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen<br />
(FIU) in Deutschland<br />
ist beim Zoll angesiedelt und soll<br />
die Geldwäsche bekämpfen. Zuvor<br />
war sie beim Bundeskriminalamt angesiedelt.<br />
Sie ist eine administrative Behörde<br />
und sammelt Geldwäsche-Verdachtsmeldungen.<br />
Die relevanten<br />
Meldungen gibt sie an die Ermittlungsund<br />
Strafverfolgungsbehörden weiter.<br />
Die Behörde steht allerdings schon<br />
lange in der Kritik. Verschiedene Medien<br />
recherchierten, dass viele Meldungen<br />
von der FIU nicht oder zu spät<br />
bearbeitet wurden.<br />
Verdachtsfälle<br />
an die FIU melden<br />
müssen sehr viele<br />
Einrichtungen wie Banken, Versicherungsunternehmen,<br />
Immobilienmakler<br />
oder Auktionshäuser. Die Meldepflicht<br />
wurde erst im März <strong>2021</strong> mit einem<br />
Gesetz des Bundestags verschärft.<br />
„Das erhöhte die Anzahl an Geldwäscheverdachtsmeldungen<br />
enorm“, sagt<br />
der Sprecher des LKA.<br />
Die EU-Kommission plant ein einheitliches<br />
Limit an Bargeldzahlungen<br />
für die Europäische Union. Mehr als<br />
10.000 Euro dürfte dann keiner in der<br />
EU mehr bar bezahlen. Laut dem Handelsblatt<br />
strebt die EU eine umfassende<br />
Reform für die Bekämpfung von<br />
Geldwäsche an. Eine neue Aufsichtsbehörde<br />
soll den Mitgliedsstaaten auf<br />
die Finger schauen und bei<br />
Bedarf selbst eingreifen. Die Behörde<br />
soll allerdings erst in drei Jahren<br />
arbeitsfähig sein.<br />
Wie viel Geld wird in der<br />
Region gewaschen?<br />
Da die FIU seit 2017 nicht mehr beim<br />
Bundeskriminalamt angesiedelt ist,<br />
kann der Sprecher des LKA nur Zahlen<br />
aus der Vergangenheit und Schätzungen<br />
abgeben. „2016 hatten wir<br />
bundesweit 40.000 Geldwäscheverdachtsmeldungen.<br />
Davon entfielen<br />
rund 4000, also zehn Prozent, auf Baden-Württemberg“,<br />
sagt er. Man gehe<br />
davon aus, dass es <strong>2021</strong> rund 200.000<br />
Meldungen geben wird, wovon wohl<br />
wieder zehn Prozent auf das Konto<br />
von „The Länd“ gehen. Zu den Regionen<br />
Oberschwaben, Allgäu, Bodensee,<br />
Sigmaringen, Biberach und Ulm hält<br />
er fest: „Wir haben dort weder damals,<br />
noch heute ein verstärktes Aufkommen<br />
von Geldwäschedelikten festgestellt.“<br />
Damit sei die Region nicht<br />
überrepräsentiert, was Geldwäsche<br />
angeht. Aber eben auch nicht unterrepräsentiert.<br />
17
FINANZEN<br />
WAS TUN MIT DEM GELD?<br />
Studie: Nachhaltigkeit kann<br />
zum Anlegen motivieren<br />
Die Corona-Pandemie hat<br />
nicht nur die Art und Weise,<br />
wie Menschen leben und<br />
arbeiten, sondern auch deren<br />
Finanzen massiv beeinflusst.<br />
Viele Arbeitnehmer hatten<br />
beim Einkommen keine Einbußen<br />
zu verzeichnen - konnten<br />
ihr Geld aber angesichts der<br />
Einschränkungen nicht wie gewohnt<br />
ausgeben. Im Ergebnis<br />
führte dies oftmals zu einer<br />
Erhöhung der Sparquote.<br />
E<br />
ine aktuelle Befragung von<br />
6.000 Frauen und Männern in<br />
zehn europäischen Ländern<br />
von J.P. Morgan Asset Management<br />
bestätigt diese Vermutung: Während<br />
bei den Frauen rund jede dritte<br />
Befragte ihre Ersparnisse aufgestockt<br />
hat, waren es bei den Männern sogar<br />
vier von zehn. Ihre Ersparnisse reduziert<br />
haben während der Pandemie dagegen<br />
nur 17 Prozent der Frauen und<br />
19 Prozent der Männer.<br />
Basis der Altersvorsorge<br />
Angesichts der gefühlt immerwährenden<br />
Niedrigzinsen ist den meisten<br />
Deutschen bewusst, dass Wertpapieranlagen<br />
eine bessere Grundlage für<br />
einen finanziell abgesicherten Ruhestand<br />
bieten können als sogenannte<br />
Sparprodukte. Bei vielen Geldinstituten<br />
erhalten Verbraucher beispielsweise<br />
keine Zinsen mehr auf Tagesgeld, von<br />
anderen Sparformen ganz zu schweigen<br />
– immer mehr drohen vielmehr<br />
mit Verwahrentgelt, umgangssprachlich<br />
„Strafzinsen“ genannt.<br />
Die aktuelle Studie ergab, dass das<br />
Thema nachhaltige Geldanlage viele<br />
Deutsche, die bislang nur gespart haben,<br />
zum Anlegen motivieren kann.<br />
Denn zwei Drittel der befragten Männer<br />
und fast drei Viertel der Frauen halten<br />
das Thema Nachhaltigkeit für wichtig.<br />
Schon jetzt investieren zehn Prozent<br />
der Befragten nachhaltig, und rund<br />
75 Prozent glauben, dass nachhaltiges<br />
Investieren eine zunehmend wichtige<br />
Rolle spielen wird. Fast die Hälfte<br />
erwartet sogar, dass die Menschen in<br />
Zukunft nur noch in nachhaltige Unternehmen<br />
anlegen werden.<br />
Vertrauen in die Wertpapieranlage<br />
Wenn mehr Menschen ihr Geld in Unternehmen<br />
investieren, die zu einer<br />
nachhaltigeren Welt beitragen, könnte<br />
damit auch das Vertrauen in die Wertpapieranlage<br />
insgesamt steigen, erwarten<br />
die Experten von J.P. Morgan Asset<br />
Management. Man muss nicht reich<br />
sein, um in Wertpapiere zu investieren.<br />
Mit Sparplänen ist es bereits ab 25 Euro<br />
pro Monat möglich, anzulegen, erste<br />
Erfahrungen am Kapitalmarkt zu sammeln<br />
und so die eigene finanzielle Zukunft<br />
zu gestalten. (djd)<br />
18
MIT GELD DIE WELT VERBESSERN<br />
Fragen und Antworten zu<br />
nachhaltigen Anlagen<br />
Die Welt steht vor gewaltigen Herausforderungen,<br />
vor allem der<br />
Klimawandel bedroht unseren<br />
Wohlstand und die Zukunft von<br />
Kindern und Enkelkindern. Um<br />
die Erderwärmung abzuschwächen,<br />
muss sich die Art und<br />
Weise des Wirtschaftens ändern.<br />
Hier sind die wichtigsten Fragen<br />
und Antworten zum Thema<br />
nachhaltige Geldanlagen.<br />
Was ist eine nachhaltige Geldanlage?<br />
„Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie<br />
neben ökonomischen Zielen auch Nachhaltigkeitsaspekte,<br />
aber ebenso Themen<br />
wie Menschenrechte, Kinderarbeit oder<br />
Rüstungsgüter berücksichtigt“, erklärt<br />
Gerhard Hofmann, Vorstandsmitglied<br />
des Bundesverbandes der Volksbanken<br />
und Raiffeisenbanken (BVR). Wer<br />
nachhaltig anlegt, kann beispielsweise<br />
gezielt in Unternehmen investieren, die<br />
große Fortschritte Richtung Klimaneutralität<br />
machen. Bestimmte Anlageprodukte<br />
müssen seit März <strong>2021</strong> ihre Strategien im<br />
Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken und<br />
negativen Nachhaltigkeitsauswirkungen<br />
offenlegen. „Dies führt zu mehr Transparenz“,<br />
so Hofmann.<br />
Gibt es verbindliche Kriterien?<br />
Ja, die gibt es, etwa das FNG-Siegel<br />
(Forum für nachhaltige Geldanlagen)<br />
oder LuxFlag für nachhaltige Fonds. Die<br />
EU arbeitet an einer Ausweitung ihres<br />
Eco-Labels auf Anlageprodukte. Ratings<br />
wiederum beziehen sich auf die Nachhaltigkeitsleistung<br />
von ganzen Unternehmen.<br />
Bergen nachhaltige Anlageprodukte<br />
besondere Risiken?<br />
„Es ist ein verbreiteter Irrglaube, dass<br />
nachhaltige Anlageprodukte mit größeren<br />
Risiken einhergehen“, erklärt Hofmann.<br />
Eine Metastudie der Universität<br />
Hamburg habe ergeben, dass nachhaltige<br />
Anlageprodukte weniger riskant seien<br />
und ein besseres Ergebnis erzielen würden<br />
als Produkte, die nicht nachhaltig<br />
sind.<br />
Worauf müssen Sparer achten?<br />
Auch bei der nachhaltigen Geldanlage<br />
sei eine ausreichende Breite nötig, damit<br />
lassen sich sogenannte Klumpenrisiken<br />
in bestimmten Branchen vermeiden.<br />
„Das bedeutet: Wenn ein Investment<br />
schwächelt, kann es durch ein anderes<br />
ausgeglichen werden“, so Hofmann.<br />
Am besten könne man dies umsetzen,<br />
wenn man sein Geld etwa in nachhaltige<br />
Aktivfonds investiere: „Die Manager<br />
und Managerinnen solcher Fonds führen<br />
den Dialog mit Unternehmen in Sachen<br />
Nachhaltigkeit und fordern Nachhaltigkeit<br />
auch ein.“<br />
Was bedeutet das für eine ganzheitliche<br />
Finanzplanung?<br />
Der BVR-Vorstand betont die Bedeutung<br />
der Einbettung der nachhaltigen Anlage<br />
in die gesamte persönliche Finanzplanung:<br />
„Nachhaltigkeit sollte neben Rentabilität,<br />
Sicherheit und Liquidität betrachtet<br />
werden. Das sogenannte Anlagedreieck<br />
wird zum Anlageviereck.“ Der Bankberater<br />
helfe dabei, die Faktoren passend zur<br />
Lebensplanung auszutarieren. (djd)<br />
19
EINE VERPASSTE CHANCE<br />
Darum läuft es<br />
nicht mit der<br />
Digitalisierung<br />
Dass die Deutschen in Sachen Digitalisierung<br />
die Nase nicht vorn haben, dürfte mittlerweile<br />
jedem aufgefallen sein. Die wenigsten wissen<br />
allerdings, warum das so ist. Es gibt mehrere<br />
Gründe, ein ganz bedeutender aber, liegt<br />
ziemlich genau 40 Jahre zurück.<br />
Von Stefanie Rebhan<br />
Erst am 15. Januar <strong>2021</strong> hat der Ältestenrat beschlossen,<br />
dass der Bundestag die Faxgeräte abschafft.<br />
Auf den schwedischen Lofoten wissen die Bürger<br />
vermutlich nicht einmal mehr was das ist. Bei ihnen<br />
ist schnelles Internet seit Jahrzehnten flächendeckend vorhanden.<br />
Deutschland hingegen befindet sich heute auf Platz<br />
28 der 32 OECD-Staaten im Glasfaser-Versorgungs-Ranking.<br />
Dabei hätte alles so schön sein können.<br />
Schon am 8. April 1981 wurde in einer Kabinettssitzung des<br />
Deutschen Bundestages beschlossen: „Sobald die technischen<br />
Voraussetzungen vorliegen, wird die Deutsche Bundespost<br />
aufgrund eines langfristigen Investitions- und Finanzierungsplanes<br />
den zügigen Aufbau eines<br />
integrierten Breitbandglasfasernetzes vornehmen.“<br />
Der Plan des damaligen<br />
Bundeskanzlers Helmut Schmidt habe vorgesehen,<br />
dass Deutschland bis 2015 komplett<br />
mit Glasfaser versorgt sein sollte. So<br />
schreibt es die „Wirtschaftswoche“.<br />
von Kritikern tat der Bundeskanzler das vor allem im Rahmen<br />
der Freundschaft mit dem damaligen Medienmogul Leo<br />
Kirch. Dieser habe Vorteile im Ausbau des Kupferkabels –<br />
statt Glasfaser – gehabt. Zumindest hat Kohl beweisbar jährlich<br />
rund 600.000 D-Mark Parteispenden von Leo Kirch erhalten,<br />
oder, wie es die FAZ formuliert: Kohl habe das Geld<br />
für seine „Beraterdienste“ für Kirch erhalten.<br />
Ein weiteres Problem dürfte die Privatisierung der Telekom<br />
in der Kohl-Ära gewesen sein. Fortan war es nicht mehr nur<br />
um das Allgemeinwohl, sondern die Gewinnmaximierung<br />
gegangen, weshalb das Unternehmen an den alten Kupfer-<br />
Private Netzanbieter<br />
sind ein Problem<br />
Die damals neue Regierung unter<br />
Helmut Kohl verfolgte diesen Ansatz<br />
jedoch nicht weiter, sondern förderte<br />
das Kabelfernsehen. In den Augen<br />
20
DIENST-<br />
LEISTUNG<br />
kabeln festgehalten hat. Prof. Dr. Key Pousttchi, Professor<br />
für Digitalisierung, sagt dazu: „Der helle Wahnsinn ist, Infrastruktur<br />
im Wettbewerb aufzubauen. Wenn wir vor 120<br />
Jahren unser Wasserleitungsnetz so aufgeteilt hätten, wie wir<br />
heute Internetzugang organisieren, dann hätte ich in meiner<br />
Wohnung in Potsdam jetzt drei Wasserhähne in der Küche.<br />
Einen mit magentafarbenem Wasser, einen mit rotem und<br />
einen mit blauem. Und in der Uckermark würden die Leute<br />
immer noch mit der Milchkanne zum Fluss gehen, weil es<br />
sich dort nicht lohnt, Wasserleitungen zu verlegen.”<br />
Skepsis vor dem Digitalen<br />
Und schließlich, ja schließlich stehen die Deutschen wie<br />
kaum eine andere Nation dem digitalen Fortschritt skeptisch<br />
gegenüber. Laut einer McKinsey-Studie haben 65 Prozent<br />
der deutschen Verbraucher während der Pandemie<br />
digitale Einkaufs-, Bildungs- oder Verwaltungsdienste<br />
genutzt. Im Vergleich dazu liegt der europäische<br />
Durchschnitt bei 80 Prozent. Aus der Umfrage<br />
geht weiterhin hervor, dass fast jeder fünfte Verbraucher<br />
in Deutschland seit Beginn der Pandemie<br />
erstmals digitale Dienste nutzt – und das lediglich<br />
aufgrund von Corona.<br />
IT-STRATEGIE<br />
DIGITALE<br />
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21
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Immobilienblase:<br />
Kommt der<br />
große Knall?<br />
Eine platzende Immobilienblase: Davor haben<br />
viele Immobilienbesitzer Angst, denn die Preise<br />
für Baugrundstücke und Gebäude steigen<br />
noch immer. Viele Experten halten den Markt<br />
aber nach wie vor für stabil. Allein die niedrigen<br />
Zinsen würden für eine Preisstabilität<br />
sorgen.<br />
Von Stefanie Rebhan<br />
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Laut dem Statistischen<br />
Bundesamt haben sich<br />
die Preise für Wohngebäude<br />
im Zeitraum von 2010 bis 2020<br />
um 29 Prozent erhöht. Rund 12.000<br />
Euro pro Quadratmeter zahlen die Käufer<br />
beispielsweise für eine Lindauer Immobilie<br />
in Bestlage. Steigen werden die<br />
Preise auch weiterhin. Das ist die Meinung<br />
einer Vielzahl von Immobilienexperten.<br />
Dieter Ulrich, der Vorstandsvorsitzende<br />
der Volks- und Raiffeisenbanken Laupheim-Illertal<br />
etwa, sagt: „Wir erwarten<br />
die kommenden zehn Jahre weitere<br />
Preissteigerungen von 2 bis 3 Prozent<br />
pro Jahr.“ Und auch Iosif Tassoulis von<br />
Immobilien Seegerer aus Lindau schätzt<br />
die Lage so ein und ergänzt, dass Corona<br />
die Lage noch verschärft habe.<br />
Niedrigzinsphase hält an<br />
Das seit Corona gängige Arbeiten im<br />
Homeoffice ermögliche es Familien, in<br />
einem Haus oder einer größeren Wohnung<br />
abseits der Stadt – in der die meisten<br />
Arbeitsplätze liegen – zu leben. Dadurch<br />
wurden auch die Immobilien im<br />
Umland teurer und rarer. „Die Tendenz<br />
geht zum Wohnen im Grünen“, sagt<br />
Tassoulis. Immerhin: Er geht davon aus,<br />
dass die Preise jenseits sehr exklusiver<br />
Standorte nur noch um 3 bis 5 Prozent<br />
pro Jahr steigen.<br />
Verantwortlich dafür, dass die Preise<br />
überhaupt noch steigen, sind vor allem<br />
die nach wie vor sehr niedrigen Zinsen.<br />
Sich ein Eigenheim zuzulegen, ist<br />
dadurch finanziell sogar oft attraktiver<br />
als zur Miete zu leben. Die Niedrigzinsphase<br />
wird laut Dieter Ulrich noch viele<br />
Jahre anhalten. Und das sei auch der<br />
Grund, weshalb man sich derzeit keine<br />
Sorge um das Platzen einer Immobilienblase<br />
machen solle.<br />
Keine leichtfertige Kreditvergabe<br />
Das Handelsblatt hat den Leiter Immobilienmarktresearch<br />
bei Feri Eurorating<br />
ebenfalls zu diesem Thema befragt. Für<br />
eine Preisblase am deutschen Immobilienmarkt<br />
bräuchte es „exzessive, langanhaltende<br />
Preiserhöhungen, exzessive<br />
und leichtfertige Kreditvergabe und ein<br />
exzessives Überangebot an Wohnungen”.<br />
Eine leichtfertige Kreditvergabe<br />
gebe es nicht. In Deutschland seien die<br />
vergebenen Immobilienkredite seit 2010<br />
um nur rund 9 Prozent gestiegen. Ein<br />
Überhang an Wohnungen sei auch nicht<br />
in Sicht. Dazu bräuchte es eine massive<br />
Ausweitung der Wohnbautätigkeit, die<br />
nicht zu sehen ist.<br />
22
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RA Daniel Pohl<br />
Fachanwalt für<br />
Arbeitsrecht<br />
SERVICE<br />
RATGEBER RECHT<br />
ENTGELTFORTZAHLUNGSPFLICHT<br />
Kündigung und dann krank?<br />
Nicht selten kommt es vor, dass nach Ausspruch – vor allem nach einer verhaltensbedingten Kündigung<br />
– ein Arbeitnehmer bis zum Ablauf der Kündigungsfrist eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />
vorlegt und nicht mehr am Arbeitsplatz erscheint. Grundsätzlich löst diese Erkrankung eine Entgeltfortzahlungspflicht<br />
des Arbeitsgebers aus, dem dann in der Regel bis zum Ablauf der Kündigungsfrist<br />
keine Arbeitsleistung mehr entgegensteht. Diese oft verwunderlichen „ad hoc Erkrankungen“ lösen<br />
regelmäßig Verärgerung auf Arbeitgeberseite aus.<br />
Dem in der Praxis doch sehr häufig auftretenden<br />
Fall hat das Bundesarbeitsgericht<br />
nun eine für den Arbeitgeber nicht<br />
uninteressante Handlungsmöglichkeit<br />
aufgezeigt.<br />
Grundsätzlich kommt einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />
ein hoher Beweiswert<br />
zu. Das bedeutet, dass grundsätzlich<br />
davon auszugehen ist, dass<br />
ein Arbeitnehmer, der eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />
vorlegt, auch<br />
tatsächlich arbeitsunfähig ist und ihm<br />
dann ein Entgeltfortzahlungsanspruch<br />
zusteht.<br />
Der Beweiswert einer solchen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />
kann allerdings<br />
nach einem aktuellen Urteil des<br />
Bundesarbeitsgerichts dann erschüttert<br />
werden, wenn quasi gleichzeitig im Zusammenhang<br />
mit der Kündigung eine<br />
Arbeitsunfähigkeit des Arbeitnehmers<br />
erfolgt und insbesondere dann, wenn<br />
die bescheinigte Arbeitsunfähigkeit<br />
passgenau für die Dauer der Kündigungsfrist<br />
ausgestellt ist.<br />
Den Beweiswert anzweifeln<br />
Dies hat zwar nicht zur Folge, dass der<br />
Arbeitgeber den Arbeitnehmer automatisch<br />
nicht vergüten muss. Der Arbeitgeber<br />
hat aber die Möglichkeit den<br />
Beweiswert der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />
anzuzweifeln. Das hat zur<br />
KONTAKT<br />
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Ehlerstraße 11 – 88<strong>04</strong>6 Friedrichshafen<br />
Telefon 07541 7008-0 – Fax 07541 26408<br />
Folge, dass der Arbeitnehmer, wenn er<br />
seinen Anspruch auf Entgeltfortzahlung<br />
erhalten will, die Arbeitsunfähigkeit<br />
tatsächlich anders nachweisen muss.<br />
Dies gelingt ihm in der Regel nur dann,<br />
wenn er seinen behandelnden Arzt von<br />
der Schweigepflicht entbindet und Auskunft<br />
über die tatsächliche Erkrankung<br />
gibt.<br />
Diese Rechtsprechung passt in die Linie<br />
des Bundesarbeitsgerichts, welches<br />
bereits in einer vorhergehenden<br />
Entscheidung den typischen<br />
„Montag bis Freitag Erkrankungen“<br />
mit erneuter Erstbescheinigung<br />
einen Riegel<br />
vorgeschoben hat.<br />
Entbindung von<br />
der Schweigepflicht<br />
Wird ein Arbeitnehmer immer wieder<br />
z. B. von Montag bis Freitag krankgeschrieben<br />
und bringt dann am darauffolgenden<br />
Montag wieder eine neue<br />
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung als<br />
Erstbescheinigung, wird - so das Bundesarbeitsgericht<br />
- auch durch diese<br />
Tatsache der Beweiswert der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />
erschüttert.<br />
Der Arbeitnehmer muss, wenn er seinen<br />
Entgeltfortzahlungsanspruch erhalten<br />
will, nachweisen, dass er tatsächlich<br />
arbeitsunfähig ist. Dies geschieht wiederum<br />
nur durch die Entbindung des<br />
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behandelnden Arztes von der Schweigepflicht<br />
und die Erteilung einer Auskunft<br />
über die tatsächliche Erkrankung.<br />
Diese beiden für die Praxis sehr relevanten<br />
Urteile geben dem Arbeitgeber<br />
jedenfalls eine gewisse Handlungsmöglichkeit,<br />
Entgeltfortzahlungsansprüchen<br />
nicht gänzlich ausgeliefert zu sein. Es<br />
lohnt sich also, auch im Falle der Arbeitsunfähigkeit,<br />
genau hinzuschauen<br />
und gegebenenfalls den Beweiswert<br />
einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />
in<br />
Frage zu stellen.<br />
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* bis 31. Dezember 2018
DIENSTLEISTUNG<br />
DIE POLIZEI WARNT<br />
Immer mehr<br />
Hackerangriffe<br />
auf Firmen<br />
Mehr als 50 Millionen Euro Lösegeld erpressen Cyberkriminelle<br />
teilweise von nur einem Konzern. Es handelt<br />
sich zwischenzeitlich um eine hochprofessionelle digitale<br />
Mafia, die auch vor kleinen Unternehmen keinen Halt<br />
macht. Das Problem: Die klassischen polizeilichen Ermittlungsinstrumente<br />
stoßen an ihre Grenzen. Es gibt<br />
derzeit nur eine Lösung: Alle digitalen Sicherheitslücken<br />
zu schließen.<br />
Von Stefanie Rebhan<br />
M<br />
it vergleichsweise geringem<br />
Entdeckungsrisiko<br />
lassen sich im kriminellen<br />
World Wide Web riesige<br />
Gewinne machen. Das nutzen Kriminelle<br />
schon längst für sich, haben ihre<br />
leisen Sohlen an den Nagel gehängt<br />
und sich vor den Computer gesetzt.<br />
„Wir können nur warnen. Immer mehr<br />
Unternehmen werden in einer rasend<br />
schnellen Entwicklung digitaler mafiöser<br />
Strukturen angegriffen. Sie weitet<br />
sich krakenartig aus, insbesondere die<br />
Erpressung mit der Verschlüsselungssoftware<br />
Ransomware boomt“, sagt Uwe<br />
Stürmer, Polizeipräsident des Präsidiums<br />
in Ravensburg.<br />
Im Visier der digitalen Mafia befinden<br />
sich Firmennetzwerke. Gezielt würden<br />
Sicherheitslücken gesucht und ausgenutzt,<br />
um Firmendaten zu verschlüsseln,<br />
Betriebe damit lahmzulegen und Lösegeld<br />
zu erpressen. „Dabei reagieren die<br />
Cyberkriminellen blitzschnell auf technische<br />
Entwicklungen, sind hochgradig<br />
kreativ und ideenreich“, so der Polizeipräsident.<br />
Es werde daher künftig keine Frage<br />
mehr sein, ob man Opfer einer Cyberattacke<br />
sein wird, sondern wann und welche<br />
Folgen dieser Angriff haben wird.<br />
Denn: Die polizeilichen Ermittlungsinstrumente<br />
stoßen an ihre Grenzen – auch<br />
wenn bei allen Landeskriminalämtern<br />
eine Zentrale Auskunftsstelle für Cybercrime<br />
eingerichtet wurde und eine<br />
Cyber-Sicherheitsagentur auf Landesebene<br />
im Aufbau ist.<br />
Angriffe anzeigen<br />
Belastbare Zahlen gebe es nicht, da etliche<br />
Angriffe vermutlich nicht angezeigt<br />
würden. Das allerdings, sei falsch. Nur<br />
wenn diese Masche öffentlich gemacht<br />
wird, führt das Geschäftsmodell der Täter<br />
nicht zum Erfolg. Denn wer heute<br />
Lösegeld bezahlt, fördert die Täter von<br />
morgen. Die Gewinne würden schließlich<br />
wieder in die kriminellen Methoden<br />
investiert. Stürmer: „Wir brauchen deutlich<br />
mehr Sensibilität für die Gefahren<br />
durch Hacker-Angriffe und mehr Schutz<br />
und Vorsorge in Unternehmen.“<br />
Menschen sind ein Risiko<br />
Die Unternehmen seien sich der drohenden<br />
Gefahr nach wie vor nicht genug<br />
bewusst. Mit einer Schulung pro Jahr für<br />
die Mitarbeiter und Führungskräfte sei<br />
es nicht getan, denn im Alltag vergesse<br />
man sie nur zu schnell wieder. Deshalb<br />
rät Stefan Lanz, IT-Experte von Lanz Services<br />
aus Friedrichshafen, zu ständigen<br />
Wiederholungen der Thematik. Er sagt:<br />
„Die Menschen sind das größte Problem<br />
an der Sache, sie lassen sich immer wieder<br />
von den Betrügern aufs Glatteis führen.<br />
Wie schnell hat man im Stress auf<br />
einen Link geklickt, durch den dann die<br />
Schadsoftware aktiviert wird?“<br />
Neben der Installation der gängigen<br />
Anti-Viren-Programme und einem hohen<br />
Maß an Aufmerksamkeit, rät der<br />
IT-Spezialist vor allem eines: „Backups,<br />
Backups, Backups!“ Die Datensicherungen<br />
sollten durch mindestens drei<br />
unterschiedliche Methoden an drei Orten<br />
- auch mindestens eine Kopie außerhalb<br />
des Unternehmensnetzwerks<br />
- geschützt sein. Ein paar tausend Euro<br />
24
Anzeige<br />
im Jahr koste der zusätzliche<br />
Aufwand, doch der Verlust aller<br />
Kunden- und Produktdaten<br />
wäre um ein Vielfaches höher.<br />
Lanz: „Wenn ein Virus die Firma<br />
lahmlegt und ich auf kein<br />
Backup zurückgreifen<br />
kann, dann bleibt mir<br />
eigentlich nur noch,<br />
den Laden dicht<br />
zu machen.“<br />
Hacking habe<br />
sich zu einer<br />
Dienstleistung entwickelt,<br />
die man sich<br />
im Darknet kaufen<br />
könne. Zwar seien auch die technischen<br />
Schutzmechanismen besser geworden,<br />
doch sowie ein neuer Virus erkannt ist,<br />
kämen täglich Tausende neue dazu.<br />
Der Experte ist Mitglied der Allianz für<br />
Cybersicherheit, einem Netzwerk des<br />
Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik.<br />
Das Ziel: Die Cybersicherheit<br />
in Deutschland zu gestalten<br />
und zu stärken. Dennoch hat Stefan<br />
Lanz keinen Zweifel daran, dass es einen<br />
100-prozentigen Schutz vor einem<br />
Hackerangriff nicht gibt. Wohl aber gebe<br />
es die große Chance, eine Viren-Katastrophe<br />
durch einige Vorkehrungen,<br />
viel Vorsicht und Wachsamkeit unwahrscheinlich<br />
werden zu lassen.<br />
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STARKER WIRTSCHAFTSSTANDORT<br />
Wird die Lieferkette lokal?<br />
Der Wirtschaftsprüfer und<br />
Rechtsanwalt Karl-Christian<br />
Bay im Gespräch mit CHEFSA-<br />
CHE-Moderator Rolf Benzmann<br />
Benzmann: Angesichts der Fragilität<br />
internationaler Lieferketten liegt die Frage<br />
nahe: wie gefährdet sind deutsche<br />
Unternehmen?<br />
Bay: Es gibt klar Risiken, aktuell erhebliche<br />
Engpässe bei den Lieferungen.<br />
Ebenso Handelsbeschränkungen oder<br />
auch ökologische Anforderungen im Klimawandel.<br />
Es muss ebenfalls bedacht<br />
werden, dass der Transport über lange<br />
Strecken immer teurer wird und zudem<br />
häufig abnehmende Akzeptanz des Verbrauchers<br />
zu beobachten ist.<br />
Benzmann: Welche Strategie empfehlen<br />
Sie dem exportorientierten Mittelstand?<br />
Bay: Dies kommt auf die jeweilige Branche<br />
an, die nicht alle vergleichbar sind.<br />
Beim Einzelhändler liegt meines Erachtens<br />
die Chance im sich veränderten<br />
Einkaufsverhalten des Endverbrauchers.<br />
Durch gezielte EDV-Lösungen können<br />
sich neue Opportunitäten erschließen,<br />
beispielsweise hin zum Onlinehandel<br />
oder dem Modell „ship from store“.<br />
Benzmann: Wie können sich Unternehmen<br />
von der Abhängigkeit von Lieferanten<br />
befreien?<br />
Bay: Die Möglichkeiten durch die Digitalisierung<br />
sowie künstlicher Intelligenz<br />
hin zu veränderten EDV-Systemen, die<br />
darauf ausgelegt sind, punktgenaue Kundenbedarfe,<br />
Bestellverhalten und Bestellrhythmen<br />
steuern zu können, bieten<br />
große Chancen. Hilfreich können hier<br />
auch lokale Lieferketten durch einen Zusammenschluss<br />
von Unternehmen sein.<br />
Benzmann: Das neue<br />
Lieferketten-Gesetz tritt<br />
2023 in Kraft. Wie ist Ihre Einschätzung<br />
dazu?<br />
Bay: Das Lieferkettengesetz wurde zum<br />
Schutze der Menschenrechte und der<br />
Umwelt in der globalen Wirtschaft geschaffen,<br />
um die unternehmerischen<br />
Sorgfaltspflichten in den Lieferketten zu<br />
konkretisieren. Unternehmen müssen<br />
sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung<br />
stellen.<br />
Karl-Christian Bay ist Rechtsanwalt<br />
und Wirtschaftsprüfer und geschäftsführender<br />
Gesellschafter der BAY<br />
GmbH. Der mehrfache Buchautor ist<br />
Experte für nachhaltige Compliance,<br />
Agilität und internationale Lieferketten<br />
und Co-Moderator des Podcasts<br />
„CHEFSACHE“.
DIENSTLEISTUNG<br />
CORONA-PANDEMIE<br />
Regionale<br />
Wirtschaft<br />
ist stark<br />
gespreizt<br />
Vor rund eineinhalb Jahren begann<br />
die Corona-Pandemie die<br />
Welt zu erschüttern. In unserer<br />
Region erholt sich die Wirtschaft<br />
seit dem Frühsommer. Dabei fällt es<br />
einigen Branchen deutlich leichter<br />
die früheren Umsätze wieder zu<br />
erzielen als anderen. Nun kommt<br />
es darauf an, wie sich die Pandemie<br />
weiterentwickelt. Das sagen<br />
die IHKs Ulm und Bodensee-Oberschwaben.<br />
Von Stefanie Rebhan<br />
Gesamtwirtschaftlich betrachtet,<br />
erholt sich die Konjunktur im<br />
Einzugsgebiet der Industrieund<br />
Handelskammer (IHK)<br />
Ulm. Die Entwicklung nach den bisher<br />
schlimmsten Monaten der Corona-Pandemie<br />
zeichnet ein positives Bild, allen<br />
voran in der Industrie – und davon<br />
gibt es in und um Ulm eine Menge. „64<br />
Prozent unserer Unternehmen halten<br />
den Fachkräftemangel für den Top-Risikofaktor<br />
für die weitere ökonomische<br />
Entwicklung. Corona ist hier also in den<br />
Hintergrund gerückt“, sagt der stellvertretende<br />
Hauptgeschäftsführer der IHK<br />
Ulm, Jonas Pürckhauer. Das sei für ihn<br />
ein gutes Zeichen, auch wenn der Fachkräftemangel<br />
schon vor Corona ein großes<br />
Problem gewesen ist.<br />
Bereits im Frühsommer hätten sich die<br />
Corona-Nachwehen entspannt, da der<br />
Export wieder angelaufen ist. Die deutlich<br />
reduzierten Einschränkungen, die<br />
die Pandemie mit sich brachte, taten ihr<br />
übriges. Davon profitiere vor allem der<br />
Einzelhandel sowie die Gastronomie.<br />
Allerdings müsse man hier eine Linie<br />
ziehen. Einige Einzelhändler erzielen<br />
laut Pürckhauer bereits wieder Umsätze<br />
wie noch 2019. Andere, wie etwa Textilunternehmen,<br />
hätten noch immer mit<br />
den Auflagen zu kämpfen. „Sie haben,<br />
genauso wie die Gastronomie, massiv<br />
unter Corona gelitten, während andere<br />
gar nicht betroffen waren, oder – im<br />
biotechnologischen Bereich etwa – sogar<br />
gewonnen haben“, sagt Jonas Pürckhauer.<br />
Branchen müssen wieder<br />
stabiler werden<br />
Schwierig sei nach wie vor das Planen.<br />
Gerade Textilunternehmen müssen bereits<br />
jetzt die Ware für ein halbes Jahr<br />
im Voraus bestellen, können die Corona-Entwicklungen<br />
jedoch nicht voraussehen.<br />
Der IHK-Chef: „Die vergangenen<br />
Monate haben eindrücklich gezeigt, wie<br />
schnell sich etwas ändern kann.“ Viele<br />
Gastronomen könnten nicht in voller<br />
Stärke arbeiten, weil ihnen während der<br />
Pandemie die Arbeitskräfte abhanden<br />
gekommen waren. ,,Wenn die Rahmenbedingungen<br />
wieder zuverlässig sind,<br />
die Branche wieder stabiler wird“, so<br />
Pürckhauer, „kommen auch die Arbeiter<br />
zurück.“<br />
Eines müsse sich unbedingt wieder ändern:<br />
Die Spreizung der regionalen Wirtschaft.<br />
Die Industrie sei teilweise kaum<br />
von Corona tangiert gewesen, andere<br />
Unternehmen kämpften noch immer um<br />
ihre Existenz. Dass die Schere so weit<br />
auseinanderklafft, hat der IHK-Experte<br />
in 15 Jahren noch nicht erlebt. Ob sich<br />
die Lage weiter stabilisiert, hängt von<br />
der Pandemie ab, die sich zuletzt wieder<br />
negativer entwickelt hat.<br />
Insolvenzwelle bleibt bislang aus<br />
Die IHK Bodensee-Oberschwaben hält<br />
die von Bund und Land aufgelegten Corona-Hilfsprogramme<br />
maßgeblich dafür<br />
verantwortlich, dass sich Unternehmen<br />
in der Krise stabilisieren und Liquiditätsengpässe<br />
überwinden konnten. Jürgen<br />
Kuhn aus dem Bereich Unternehmensförderung<br />
der IHK sagt: „Etwa 12.000<br />
Unternehmen aus unserem IHK-Bezirk,<br />
welche Zahlungen aus dem Hilfsprogramm<br />
,Soforthilfe Corona‘ erhalten<br />
haben, wurden ab Mitte Oktober von<br />
Seiten des Landes Baden-Württemberg<br />
kontaktiert, um ihnen die Möglichkeit<br />
einzuräumen, bestehende Mitteilungsund<br />
Rückmeldungspflichten unkompliziert<br />
zu erfüllen.“<br />
Wie viele Unternehmen im Bereich der<br />
IHK Bodensee-Oberschwaben die Krise<br />
nicht überlebt haben, ist aktuell nicht zu<br />
sagen. Bislang sei die befürchtete Insolvenzwelle<br />
jedenfalls ausgeblieben. Neben<br />
staatlicher Unterstützungen wurden<br />
die Folgen der Pandemie stark dadurch<br />
abgefedert, dass die Insolvenzantragspflicht<br />
bis Ende April <strong>2021</strong> ausgesetzt<br />
war. Mit dem neuen Unternehmensstabilisierungs-<br />
und -restrukturierungsgesetz<br />
(StaRUG) bestünde laut IHK für<br />
insolvenzbedrohte Unternehmen zudem<br />
eine Alternative zur Sanierung und Restrukturierung,<br />
ohne ein Insolvenzverfahren<br />
durchlaufen zu müssen.<br />
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ETL BODENSEE GRUPPE<br />
Megatrend New Work<br />
Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern unter dem Stern des Megatrends NEW WORK.<br />
Wie zwischenzeitlich feststellbar ist, hat<br />
sich der Arbeitgebermarkt in den letzten<br />
Jahren zu einem Arbeitnehmermarkt<br />
gewandelt. Gerade wenn es um qualifizierte<br />
Mitarbeiter geht, müssen Betriebe<br />
jetzt, wie auch in der Zukunft, neue<br />
Wege gehen um neue Arbeitnehmer zu<br />
gewinnen und langfristig in das Unternehmen<br />
zu integrieren. Gerade im regionalen<br />
Umfeld sind Fachkräfte und<br />
Experten Mangelware.<br />
Human Resources im Fokus<br />
Seit 2020 gehen wir innerhalb der ETL<br />
Bodensee Gruppe die Herausforderung<br />
im Bereich HR mit unserer Expertin Micaela<br />
Mattes an, die sich sowohl um das<br />
Recruiting, den Onboarding-Prozess als<br />
auch um alle weiteren mitarbeiterbezogenen<br />
Themen innerhalb unseres Unternehmens<br />
kümmert.<br />
ETL Young Professionals<br />
Die Wahl eines neuen Arbeitsgebers<br />
geht heutzutage über Faktoren wie die<br />
Entlohnung und die Anzahl der Urlaubstage<br />
hinaus. In der heutigen Zeit sind<br />
sich Bewerber ihrer vorteilhaften Verhandlungsposition<br />
bewusst und so sind<br />
inzwischen auch unter dem Megatrend<br />
Begriff „New Work“ Themen wie Flexible<br />
Arbeitszeitmodelle, Remote Office,<br />
Work-Life-Balance bzw. Work-Life-Blending<br />
auf der Agenda potentieller Bewerber,<br />
die das Zünglein an der Waage<br />
sein können, wenn es um die Wahl<br />
eines neuen Arbeitsplatzes geht.<br />
Flexibilität = Attraktivität<br />
Mittlerweile ist es größtenteils möglich<br />
– branchenabhängig – im Homeoffice<br />
bzw. im Remote Office zu arbeiten.<br />
Sicherlich ist aber auch vielen die Tatsache<br />
aufgefallen, dass Präsenz für die<br />
Entwicklung und Aufrechterhaltung der<br />
Unternehmenskultur, das Teambuilding<br />
und für die Abstimmung in Projektarbeiten<br />
essentielle Erfolgsfaktoren sind. Es<br />
gilt, sofern vom Mitarbeiter gewünscht,<br />
eine sinnvolle Symbiose zu entwickeln,<br />
die dabei hilft die Arbeit bestmöglich in<br />
den Alltag zu integrieren. Somit wird die<br />
zwischenzeitlich altbekannte Work-Life-<br />
Balance durch das neu aufgekommene<br />
Work-Life-Blending ersetzt, bei dem die<br />
Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben<br />
in der Hinsicht seinen Tagesablauf<br />
besser gestalten zu können verschwinden.<br />
Dies schafft nicht nur Entspannung<br />
und mehr Lebensqualität, sondern steigert<br />
auch die Freude an der Arbeit.<br />
Mobiles Arbeiten ist in der Gegenwart angekommen.<br />
Ergonomie am Arbeitsplatz<br />
Um langzeitige gesundheitliche Schäden<br />
gerade in schreibtischintensiven Berufen<br />
vorzubeugen gilt es den Arbeitsplatz<br />
für Mitarbeiter entsprechend zu<br />
gestalten. Neben genug Raum und Ausgleichsflächen<br />
wie Besprechungsräumen,<br />
Gemeinschaftszimmern aber auch<br />
„Ruheräume“ hat sich auch im Bereich<br />
der Arbeitsplätze in den letzten Jahren<br />
viel getan. Unter dem Gesichtspunkt der<br />
maximalen Ergonomie am Arbeitsplatz<br />
erfreuen sich bspw. höhenverstellbare<br />
Arbeitstische seit geraumer Zeit großer<br />
zunehmender Beliebtheit.<br />
Um die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter<br />
ergonomisch ideal auszurichten, haben<br />
wir auf die Expertise von ULI SCHUH<br />
Büroplanung zurückgegriffen.<br />
Standard 1-Personen Arbeitsplatz bei der<br />
ETL Bodensee Gruppe Standort FN<br />
Fit im Job:<br />
Betriebliches Gesundheitswesen<br />
Um den Arbeitsplatz für unsere Mitarbeiter<br />
so attraktiv wie möglich zu gestalten,<br />
sind wir in den letzten Jahren<br />
neue Wege gegangen, proaktiv das<br />
Arbeitsumfeld so attraktiv wie möglich<br />
zu gestalten. Unter anderem bieten wir<br />
nicht nur laufend frisches Obst an: Wir<br />
haben ein betriebliches Gesundheitswesen<br />
entwickelt, das unseren Mitarbeiter<br />
ermöglicht in regelmäßigen Abständen<br />
an Seminaren teilzunehmen um sich fit<br />
zu halten. Fitness ist das Schlagwort, das<br />
dieses Jahr auf der Agenda noch größer<br />
geschrieben wurde: Einmal wöchentlich<br />
findet für unsere Mitarbeiter in kleinen<br />
Kursgruppen die „Aktive Pause“ statt.<br />
Begleitet durch das professionelle Fitnesscoaching<br />
der Firma PAUERMOVE<br />
lernen unsere Mitarbeiter wie sie am<br />
Arbeitsplatz durch gezielte Übungen<br />
gegen Verspannungen und andere Beschwerden<br />
innerhalb des Büroalltags<br />
aktiv vorgehen können.<br />
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Albrechtstraße 20<br />
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friedrichshafen@etl-bodensee.de<br />
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ROHSTOFF-KNAPPHEIT<br />
Steigende Preise<br />
im Weihnachtsgeschäft<br />
Kein Holz, kein Stahl, kein Dämm-Material: Handwerker<br />
haben seit Monaten Lieferschwierigkeiten mit Baumaterialien.<br />
Aber auch die Industrie und der Einzelhandel<br />
haben mit diesen Problemen zu kämpfen. Experten der<br />
Handwerkskammer Ulm sowie der IHK Bodensee-Oberschwaben<br />
informieren zur momentanen Lage und den<br />
Zukunftsaussichten.<br />
Von Stefanie Rebhan<br />
Im Sommer war aus einer Umfrage<br />
des ifo-Institus hervorgegangen,<br />
dass im Hochbau 43,9 Prozent der<br />
Firmen von Problemen berichteten,<br />
rechtzeitig Baustoffe beschaffen<br />
zu können. In der ersten Jahreshälfte<br />
<strong>2021</strong> war es laut Stefan Rössler, Bereichsleiter<br />
Unternehmensberatung der<br />
Handwerkskammer Ulm, zu außergewöhnlichen<br />
Preissteigerungen des Baumaterials<br />
gekommen. Seit Jahrzehnten<br />
sei die Preissteigerungsrate nicht mehr<br />
so hoch gewesen. Danach folgte die<br />
Knappheit der Güter.<br />
Diese Entwicklungen hätten mehrere<br />
Gründe gehabt, so Rössler: „Haushalte<br />
haben ihr Geld, das sie in der Corona-Hochzeit<br />
nicht ausgeben konnten,<br />
in Immobilien investiert. Gleichzeitig<br />
saugt China mit einer sehr hohen Nachfrage<br />
zusätzlich den Markt leer.“ Außerdem<br />
habe sich etwas wie das Klopapiersyndrom<br />
entwickelt – sprich, bei<br />
den ersten Meldungen über eine drohende<br />
Materialknappheit, hätten einige<br />
Unternehmen vermehrt Material nachgefragt<br />
und gelagert. Das alles hat den<br />
Preis in die Höhe getrieben. Eine große<br />
Rolle dabei spielt auch die Mehrwertsteuer,<br />
die im vergangenen Jahr reduziert<br />
wurde und nun wieder voll greift.<br />
Preise schwer zu kalkulieren<br />
Jedoch: Stefan Rössler kann Entwarnung<br />
geben. Die Lage scheint sich zu<br />
entspannen. Man könne in überschaubarer<br />
Zeit an die Materialien kommen.<br />
Auch der Preis werde sich einpendeln.<br />
„Er wird zwar nicht mehr so niedrig wie<br />
im Vorjahr werden, aber wir sehen eine<br />
Beruhigung auf höherem Niveau“, sagt<br />
Rössler. „Die verzweifelten Anrufe bei<br />
uns sind weniger geworden“, bestätigt<br />
Jörg Jehle, Fachanwalt für Baurecht der<br />
Handwerkskammer Ulm.<br />
Jehle rät den Bauherren und Handwerkern,<br />
bei Angebotserstellung und<br />
Vertragsgestaltung die Problematik der<br />
Preisentwicklung und Materialbeschaffung<br />
klar anzusprechen und spezielle<br />
Regelungen, die auf das einzelne Bauvorhaben<br />
angepasst sind, zu treffen.<br />
Was den Preis angeht, so ist es dem<br />
Handwerker in dieser bewegten Zeit<br />
nur schwer möglich, zu kalkulieren,<br />
denn er hängt von den Zulieferern ab.<br />
Das Zauberwort heißt daher Preisgleitklausel.<br />
Enge Abstimmung mit Handwerkern<br />
Diese Klausel wird häufig in die sehr<br />
individuellen Verträge eingearbeitet<br />
und soll Handwerker wie Bauherr absichern.<br />
Falls die Preise während des<br />
Baus über einen vereinbarten Prozentsatz<br />
hinaus ansteigen, darf der Handwerker<br />
seine Preise in diesem Verhältnis<br />
erhöhen – sinken die Preise, werden<br />
sie ebenfalls angepasst. „Die Alternative<br />
wäre“, so Jehle, „dass Bauunternehmen<br />
gar keine verbindlichen Verträge mehr<br />
abschließen, wenn ein Bauvorhaben<br />
nicht zeitnah umgesetzt wird.“ Oder sie<br />
setzen den Preis so hoch an, dass sie<br />
keine Verluste machen können. Damit<br />
allerdings, wird das Angebot denkbar<br />
unattraktiv. Jörg Jehle rät Bauherren,<br />
in engem Austausch mit den Handwerkern<br />
zu bleiben – eine engere Abstimmung<br />
als früher sei jetzt vonnöten.<br />
28
Herstellung von Möbeln – letztere trotz<br />
Entspannung beim Holzpreis.<br />
Zehnmal höhere Containerpreise<br />
„In unserer Region sitzen viele Zulieferer<br />
und Hersteller in diesen und weiteren<br />
stark betroffenen Branchen“, sagt<br />
Susanne Lohmüller, Teamleitung International<br />
von der IHK Bodensee-Oberschwaben.<br />
Die Materialknappheit führe<br />
zu steigenden Preisen, längeren Lieferzeiten<br />
und zu einem gestiegenen<br />
Planungsaufwand. Die Beschaffungsprobleme<br />
seien inzwischen auch beim<br />
Einzelhandel angekommen. Lieferverzögerungen<br />
und steigende Preise im<br />
Weihnachtsgeschäft, beispielsweise bei<br />
Fahrrädern und Unterhaltungselektronik,<br />
sind zu erwarten.<br />
Grund dafür sind unter anderem Staus<br />
an den Häfen, die nach einer Verknappung<br />
der Frachtkapazitäten zu<br />
stark steigenden Frachtpreisen führen.<br />
Lohmüller: „Im Austausch mit Unternehmen<br />
in der Region erfahren wir,<br />
dass Containerpreise von 20.000 Euro<br />
statt 2.000 Euro von Hamburg nach<br />
Shanghai keine Seltenheit mehr sind.“<br />
Laut Einschätzungen der Fachexperten<br />
sei eine Entspannung vor dem Frühjahr<br />
2022 nicht zu erwarten. Auch die<br />
Luftfrachtpreise sind laut der IHK teilweise<br />
zwanzigfach gestiegen, weshalb<br />
inzwischen immer mehr LKWs Waren<br />
von und nach China transportieren.<br />
Schließlich befinden sich sieben der<br />
zehn größten Seehäfen in China.<br />
Rekord-Materialmangel<br />
In den Bereichen Industrie und Einzelhandel<br />
sieht die IHK Bodensee-Oberschwaben<br />
keine Entspannung. Die<br />
Rohstoffpreise seien im Baugewerbe<br />
das Risiko Nummer 1. Das Statistische<br />
Landesamt bestätigt, dass die bestehenden<br />
Lieferengpässe sich zunehmend<br />
negativ auf die Produktion und den<br />
Absatz der Industrie im Südwesten auswirken.<br />
Der Materialmangel in der Industrie erreichte<br />
in der ifo-Konjunkturumfrage<br />
vom September <strong>2021</strong> Rekordnennungen.<br />
77,4 Prozent des Verarbeitenden<br />
Gewerbes sind demnach von einer<br />
Knappheit von Vorprodukten betroffen,<br />
im Vergleich zu 63,8 Prozent im<br />
Juli. Fehlende Halbleiter und Chips beeinträchtigen<br />
vor allem die Herstellung<br />
von Kraftwagen und Kraftwagenteilen<br />
(96,6 Prozent). Stark von der Rohstoffknappheit<br />
betroffen sind auch die<br />
Herstellung von elektrischen Ausrüstungen,<br />
der Maschinenbau sowie die<br />
BAUGRUND GESUCHT<br />
§ ab § ab § 1.000 ab 1.000 1.000 m² m² m²<br />
§ auch § auch § auch Abbruchobjekte<br />
§ § Maklerangebote § erwünscht<br />
WIR WIR BIETEN WIR BIETEN BIETEN BESTES BESTES BESTES FÜR FÜR IHR FÜR IHR HAB IHR HAB HAB UND UND UND GUT. GUT. GUT.<br />
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Neu-Ulm<br />
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unserer unserer Website<br />
29
SERVICE<br />
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RATGEBER ENERGIE<br />
REGENERATIVE RESSOURCEN<br />
Mehr Selbstversorgung<br />
bei Energie<br />
Sonne, Wind, Biomasse oder Umweltwärme – es gibt viele Möglichkeiten,<br />
den Klimaschutz mit Hilfe regenerativer Ressourcen voranzubringen. Meist<br />
stehen diese direkt vor Ort zur Verfügung und haben damit nicht nur einen<br />
kurzen Weg bis zum Nutzer. Sie machen zudem auch unabhängig von<br />
den Preisentwicklungen der internationalen Energiemärkte. Als Partner<br />
vor Ort unterstützt die TWS Betriebe und Haushalte mit Lösungen.<br />
Robert Sommer,<br />
Bereichsleiter Markt<br />
der TWS. Bild: TWS<br />
Es ist die Solaranlage auf dem<br />
eigenen Dach oder das Blockheizkraftwerk<br />
im Keller, das<br />
für hocheffiziente Wärme bei<br />
gleichzeitiger Stromerzeugung sorgt.<br />
Solche Lösungen haben bereits viele<br />
Betriebe und Haushalte in die Tat umgesetzt.<br />
Sie sorgen für die schrittweise<br />
Reduzierung der CO2-Emissionen und<br />
damit für den Klimaschutz. Hier unterstützen<br />
die Technischen Werke Schussental<br />
(TWS) seit Jahren und haben<br />
viel Erfahrung in der regenerativen<br />
Stromerzeugung, sowie mit klimaschonenden<br />
Maßnahmen und Projekten in<br />
den Sektoren Gebäude und Verkehr<br />
gesammelt. In allen drei Bereichen unterstützt<br />
der regionale Energiedienstleister<br />
das erklärte Ziel der Bundesregierung:<br />
Deutschland soll spätestens<br />
im Jahr 2<strong>04</strong>5 klimaneutral sein, so ist<br />
es im Klimaschutzgesetz fixiert. Die<br />
neue Bundesregierung könnte den<br />
Zeitpunkt sogar noch vorverlegen.<br />
Möglichkeiten vor Ort machen<br />
unabhängig<br />
„Wer bei Energieeffizienz und Klimaschutz<br />
bereits losmarschiert ist, hat<br />
in den vergangenen Monaten schon<br />
auf der Kostenseite profitiert“, hält<br />
TWS-Experte Robert Sommer fest. Und<br />
da gilt es, eine ganze Reihe von Entwicklungen<br />
im Blick zu behalten, dazu<br />
gehören gesetzliche Regelungen und<br />
internationale Rahmenbedingungen.<br />
Da ist zum einen der CO2-Preis, für<br />
den es ein europäisches Modell gibt:<br />
Auf deutscher Ebene gilt dieser für den<br />
Gebäude- und Verkehrssektor. Dabei<br />
klettern die Preise für Emissionsrechte<br />
bis 2025 jährlich auf 55 Euro je Tonne<br />
CO2. Das europäische Modell dagegen<br />
verpflichtet große Industriebetriebe<br />
wie Kraftwerke und Fluggesellschaften<br />
CO2-Zertifikate an der Börse zu<br />
kaufen. Beide Modelle verteuern die<br />
Preise für fossile Energien – und sie<br />
sind ein klares politisches Signal für<br />
den Umstieg auf klimafreundlichere<br />
Alternativen und mehr Effizienz. Zusätzlich<br />
haben die massiven Preissteigerungen<br />
an den internationalen Beschaffungsmärkten<br />
für Erdöl, Kohle,<br />
Erdgas und Strom in den vergangenen<br />
Monaten Sorgen bereitet. So treibt unter<br />
anderem das weltweite Anspringen<br />
der Konjunktur nach der Corona-Pandemie<br />
die Nachfrage für Rohstoffe und<br />
Energie in die Höhe und damit auch<br />
die Preise. Zusätzlich trägt die Politik<br />
in Russland und Nahost mit zu diesen<br />
Entwicklungen bei. Wohl dem, der<br />
sich hier bereits ein Stück Unabhängigkeit<br />
erarbeitet hat und weniger fossile<br />
Energieträger benötigt. Lösungen<br />
vor Ort tragen dazu bei: Das kann der<br />
Anschluss an ein Nahwärmenetz, der<br />
Strom vom eigenen Dach oder das<br />
Blockheizkraftwerk sein, ein Speicher<br />
macht die vor Ort gewonnene Energie<br />
dann sogar noch flexibler.<br />
Beratung und Förderung<br />
Ob zu Hause oder im Betrieb: Die TWS bietet passgenaue Lösungen wie das twsEnergiedach mit Speicher sowie umfassende<br />
Lösungen für die Wärmeversorgung oder Ladeinfrastruktur an. Zusätzlich fördert das Unternehmen im Rahmen eines eigenen<br />
Energie- und Umweltprogramms eine ganze Reihe von Maßnahmen für Effizienz und erneuerbare Energien. Nähere Infos gibts<br />
unter www.tws.de.<br />
KONTAKT<br />
Technische Werke Schussental GmbH & Co. KG<br />
Schussenstraße 22, 88212 Ravensburg<br />
Tel. 0751 8<strong>04</strong>-4170, energie@tws.de, www.tws.de<br />
30
TROTZ MATERIAL-ENGPÄSSEN<br />
Ein Rekordjahr für<br />
die Pharmaindustrie<br />
Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie steht trotz einer Abkühlung der Geschäfte vor einem<br />
Rekordjahr. Mit der weltweit immensen Nachfrage nach Corona-Impfstoffen und stark steigenden Chemikalienpreisen<br />
rechnet sie <strong>2021</strong> mit einem Umsatzsprung um 15,5 Prozent auf 220 Milliarden Euro,<br />
wie der Branchenverband VCI in Frankfurt mitteilte.<br />
Mit der nochmals erhöhten<br />
Prognose soll der bisherige<br />
Bestwert aus dem Jahr 2018<br />
von 203 Milliarden Euro<br />
Umsatz übertroffen werden. Zugleich<br />
belasten teure Energie- und Materialengpässe<br />
zunehmend die Industriebranche<br />
mit gut 466.000 Beschäftigten hierzulande.<br />
Der Ausblick für den Winter fällt daher<br />
weniger zuversichtlicher aus.<br />
Wachstum im dritten Quartal abgekühlt<br />
Die Chemie- und Pharmabranche hatte<br />
sich nach dem Dämpfer im Corona-Krisenjahr<br />
2020 im ersten Halbjahr rasant<br />
erholt. Nun kühlte sich das Wachstum im<br />
dritten Quartal ab: Engpässe bei Material<br />
und Logistik sowie hohe Strom- und<br />
Gaspreise dämpften die Produktion, die<br />
Chemieanlagen seien nur noch im unteren<br />
Normalbereich ausgelastet gewesen,<br />
so der VCI.<br />
So hätten manche Chemieunternehmen<br />
Anlagen etwa für Ammoniak gedrosselt,<br />
weil sie höhere Energiepreise aktuell<br />
nicht an Kunden weitergeben könnten.<br />
Nur dank der starken Pharmabilanz<br />
wuchs die Produktion noch um 0,8 Prozent<br />
zum zweiten Quartal.<br />
Hohe Nachfrage nach<br />
Corona-Impfstoffen<br />
In der Chemie allein hingegen fiel die<br />
Produktion leicht, alle Bereiche bis auf<br />
Petrochemikalien verbuchten Rückgänge.<br />
Auf der anderen Seite gelang es<br />
der Branche teilweise, stark steigende<br />
Chemikalienpreisen an Kunden weiterzureichen.<br />
Zudem bestellten vor allem<br />
im Ausland die Industriekunden mehr<br />
Chemieprodukte, um Materialengpässen<br />
vorzubeugen und Lager aufzustocken.<br />
Diese Zusatznachfrage konnte die Chemiebranche<br />
nur teilweise bedienen.<br />
Als starke Stütze für die Branche erwies<br />
sich einmal mehr die Pharmaindustrie,<br />
die von der Nachfrage nach Corona-Impfstoffen<br />
beflügelt wird. Im dritten<br />
Quartal sprang damit der Umsatz der<br />
Chemie- und Pharmabranche im Vorjahresvergleich<br />
um gut 26 Prozent hoch<br />
auf 55,3 Milliarden Euro. Gemessen am<br />
zweiten Quartal bedeutete dies ein Plus<br />
von 6,3 Prozent.<br />
Christian Kullmann, Präsident des Verbands<br />
der Chemischen Industrie (VCI),<br />
warnte vor Gegenwind für die Branche<br />
in den kommenden Monaten. „Weder bei<br />
der Materialknappheit noch bei den hohen<br />
Energiekosten ist eine schnelle Besserung<br />
in Sicht“, sagte Kullmann. „Diese<br />
Faktoren belasten die Wirtschaft und<br />
führen dazu, dass das Chemiegeschäft<br />
im kommenden<br />
Winter weiter abkühlen<br />
wird.“ (SZ)<br />
31
DIENSTLEISTUNG<br />
RAUMFAHRT<br />
So viel aus<br />
unserer Region<br />
steckt im Weltall<br />
Business Today schnallt sich an und begibt sich –<br />
noch ganz theoretisch – mit dem Unternehmen Airbus<br />
aus Immenstaad sowie dem Deutschen Zentrum für<br />
Luft- und Raumfahrt (DLR) in den Weltraum. Was ist<br />
heute möglich? Was sind die Schwerpunkte? Wird es<br />
bald einen echten Weltraumtourismus geben? Lesen<br />
Sie es hier!<br />
Von Stefanie Rebhan<br />
Der Wettersatellit MetopSG-B im Bau.<br />
„Es ist ein kleiner Schritt für den Menschen“,<br />
sagte Neil Armstrong bei der<br />
ersten bemannten Mondlandung 1969,<br />
„aber ein gewaltiger Sprung für die<br />
Menschheit.“<br />
Heute müsste der erste Teil des Zitats<br />
wohl heißen: „Es ist ein kleiner Schritt<br />
für den Milliardär.“ Erst kürzlich haben<br />
sich drei Milliardäre ein Wettrennen geliefert,<br />
wer denn nun als erstes einen<br />
privaten Flug ins All startet. Einer befand<br />
sich sogar drei Tage lang samt Weltraumtouristen<br />
in der Schwerelosigkeit.<br />
Da stellt sich doch die Frage: Wie lange<br />
dauert es, bis wir im All Urlaub<br />
machen können wie heute in Neuseeland?<br />
Andreas Schütz vom DLR würde<br />
vielmehr interessieren, was der Weltraumtourismus<br />
der Menschheit bringen<br />
könnte. Sinn mache die bemannte<br />
Raumfahrt vor allem dann, wenn Forscher<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
gewinnen, um das Leben auf der Erde<br />
zu erleichtern. Andererseits … „Das<br />
menschliche Wissen verdoppelt sich alle<br />
zehn Jahre. Vielleicht gibt es in Zukunft<br />
klimafreundliche Antriebstechnologien,<br />
die eine Raumfahrt und damit den<br />
Tourismus dort einfach machen“, sagt<br />
Schütz.<br />
Technologisch an der Spitze<br />
Schon heute gebe es Raketen, die die<br />
Umwelt kaum belasten. Die Weltraum-Forscher<br />
legen einen Schwerpunkt<br />
auf die Themen Umwelt und Klimawandel.<br />
So geht es etwa um die Erdbeobachtung<br />
per Satellit, der vor Naturkatastrophen<br />
warnen oder die Dicke von<br />
arktischem Eis messen kann und damit<br />
auch, wie viel es abnimmt. Die Sensoren<br />
von Satelliten sind zudem in der Lage<br />
sofort Brände zu erkennen, die sich in<br />
unbesiedelten Gebieten ausbreiten.<br />
Deutschland kann bislang zwar nicht<br />
mit einem bemannten Flug ins All punkten,<br />
dafür hat es laut Andreas Schütz<br />
wissenschaftlich einen hohen Spezialisierungsgrad<br />
erreicht. „Wir gehören zu<br />
denen, die im technologischen Bereich<br />
weltweit den Standard vorgeben“, sagt<br />
Schütz. Generell sei die Raumfahrt jedoch<br />
ein Feld, das nur gemeinsam erfolgreich<br />
behandelt werden kann. So<br />
wurde die Raumstation ISS seit Beginn<br />
ihres Aufbaus bereits von 16 Staaten<br />
und fünf Raumfahrtagenturen erfolgreich<br />
betrieben.<br />
32<br />
Der Wettersatellit MetopSG-B. Fotos: Airbus Defence and Space
Zahlen & Fakten<br />
• Laut Statista kreisten Ende April<br />
<strong>2021</strong> rund 4.100 Satelliten um die<br />
Erde<br />
• 2015 haben Reporterinnen der<br />
Nachrichtenagentur AP Satellitenbilder<br />
benutzt, um Sklavenschiffe<br />
im Indischen Ozean zu finden. Etwa<br />
2.000 versklavte Fischer wurden<br />
daraufhin befreit<br />
• Früher haben nur Staaten Raumfahrt<br />
betrieben. Heute starten auch<br />
Unternehmen Satelliten und verdienen<br />
Geld mit ihren Daten<br />
• Die ISS ist das teuerste von<br />
Menschen gebaute Objekt. Sie hat<br />
bisher rund 100 Milliarden Euro<br />
gekostet<br />
• Ein Raumanzug kostet alleine etwa<br />
8,5 Millionen Euro<br />
Der EarthCARE Satellit.<br />
Roboter aus Immenstaad auf der ISS<br />
Dort oben befindet sich auch CIMON-2.<br />
Der künstliche, KI-gesteuerte Assistent<br />
für Raumfahrer wurde bei Airbus in Immenstaad<br />
entwickelt. Derzeit arbeitet<br />
er mit dem deutschen ESA-Astronauten<br />
Matthias Maurer, um ihn bei einem wissenschaftlichen<br />
Experiment an Bord der<br />
ISS zu unterstützen. Vor allem für Routineaufgaben<br />
wie die Dokumentierung<br />
von Experimenten sei CIMON-2 geeignet.<br />
Auf der ISS befinden sich verschiedene<br />
Experimentiereinrichtungen, beispielsweise<br />
für die Materialforschung,<br />
die am Bodensee gebaut wurden.<br />
Seit 60 Jahren ist der Airbus-Standort in<br />
Immenstaad ein Zentrum für die Satelliten-Entwicklung.<br />
Satelliten und Sonden<br />
haben die unterschiedlichsten Aufgaben:<br />
Eine „Gruppe“ schaut genauer auf<br />
die Erde, beobachtet die Entwicklung<br />
des Meeresspiegels, nimmt die Vegetation<br />
unter die Lupe oder misst in der Atmosphäre.<br />
„Mit EarthCARE befindet sich<br />
gerade ein Satellit im Bau, der sich mit<br />
den Wolken und der Rückstrahlung von<br />
Sonnenlicht beschäftigt. Er wird weitere<br />
Aufschlüsse zum Thema Erderwärmung<br />
liefern“, erläutert Mathias Pikelj, Pressesprecher<br />
bei Airbus Defence and Space.<br />
Der EarthCARE Satellit im Bau.<br />
Das Unternehmen entwickle viel Satellitentechnik<br />
für die Umwelt und das Klima.<br />
So entsteht aktuell eine ganz neue<br />
Generation von Wettersatelliten. Die andere<br />
„Gruppe“ von Satelliten schaut und<br />
fliegt tief ins All. Mit BepiColombo ist<br />
zum Beispiel eine in Immenstaad konzipierte<br />
Raumsonde seit 2018 auf dem<br />
Weg zum Merkur – wird aber erst Ende<br />
2025 in ihre finale Umlaufbahn einschwenken.<br />
Hausaufgabe Weltraumschrott<br />
Die Satelliten werden für unterschiedliche<br />
Lebensdauern konzipiert. Heutzutage<br />
haben Unternehmen strenge Vorgaben<br />
zur Auswahl von Materialien. „Hat<br />
ein Erdbeobachtungssatellit ausgedient,<br />
wird er gezielt von seiner niedrigen Umlaufbahn<br />
in die Erdatmosphäre gesteuert,<br />
sodass er dort verglüht“, sagt Pikelj.<br />
Der sogenannte Weltraumschrott ist<br />
laut Andreas Schütz ein Thema, für das<br />
„noch Hausaufgaben gemacht werden“<br />
müssen. Der Schrott setzt sich aus Geräten<br />
aus den Anfängen der Raumfahrt<br />
und verunfallten Objekten zusammen.<br />
„Wir müssen weitere Möglichkeiten entwickeln,<br />
um diese Geräte aus dem All<br />
zu holen“, meint Schütz. In Zukunft werde<br />
außerdem weiter intensiv in Sachen<br />
Klima und Umwelt geforscht sowie die<br />
Technik von Robotern im All verbessert.<br />
33
MOBILITY<br />
BUSINESS<br />
ELEKTROMOBILITÄT<br />
E-Roller:<br />
Nervig, oder<br />
eine echte<br />
Alternative?<br />
Bei mehr als 2100 Unfällen mit Elektro-Scootern sind 2020 Tausende Menschen verletzt worden, fünf<br />
starben. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Die Rede ist außerdem von wild geparkten Rollern.<br />
Die Stadt Ulm zieht regelmäßig E-Roller aus dem Fluss Blau und die Friedrichshafener beschweren<br />
sich in den sozialen Medien über störend abgestellte Gefährte. Doch: Ist die Lage wirklich so<br />
schlimm wie es sich zunächst anhört, oder müssen die Probleme in Relation zum Ärger mit anderen<br />
Fortbewegungsmitteln gesetzt werden?<br />
Von Stefanie Rebhan<br />
V<br />
on den Unfällen, in denen<br />
E-Scooter-Fahrer 2020 bundesweit<br />
verwickelt waren,<br />
zeichneten sich 72 Prozent<br />
davon auch hauptverantwortlich. Meist<br />
hatten sie die Kontrolle über das Gefährt<br />
verloren, heißt es laut Statistischem<br />
Bundesamt. Die Scooter-Fahrer – von<br />
denen viele unter 25 Jahren waren – hätten<br />
häufig die Fahrbahn oder Gehwege<br />
vorschriftswidrig benutzt oder seien zu<br />
schnell unterwegs gewesen.<br />
Von allen registrierten Unfällen mit<br />
Personenschaden, machen jene mit<br />
E-Scooter-Beteiligung nur 0,8 Prozent<br />
aus. Diese Statistik ist allerdings die<br />
erste, die es überhaupt gibt und sie ist<br />
durch die Corona-Pandemie verfälscht.<br />
2020 hatten viele Anbieter ihren Betrieb<br />
eingeschränkt oder ausgesetzt. Für den<br />
Straßenverkehr zugelassen sind die kleinen<br />
Roller in Deutschland seit Juni 2019.<br />
Man darf sie ab 14 Jahren auf dem Radweg<br />
nutzen.<br />
E-Roller decken Bedarf<br />
in Friedrichshafen<br />
Die Stadt Friedrichshafen hat vor etwa<br />
einem Monat eine Testphase beendet, in<br />
der sie E-Roller mit dem Anbieter Tier<br />
an Bürger verliehen hat. Noch sind die<br />
Ergebnisse nicht vollständig ausgewertet,<br />
weshalb sich bislang nicht sagen<br />
lässt ob die Roller das Mobilitätsangebot<br />
der Stadt auch in Zukunft bereichern<br />
werden. Von Mitte August bis Mitte Ok-<br />
34
tober wurden aber schon rund 300.000<br />
Fahrten verzeichnet. Eine Sprecherin<br />
der Stadt sagt: „Die hohe Anzahl an<br />
Fahrten zeigt uns, dass die E-Scooter die<br />
bisherigen Mobilitätsangebote ergänzen<br />
und einen ,Bedarf‘ decken. Auch gibt<br />
es inzwischen einige Bestandskunden.<br />
Um die Testphase besser bewerten zu<br />
können und Rückschlüsse zu ziehen,<br />
werden wir noch eine Nutzerbefragung<br />
durchführen.“<br />
Über die sozialen Netzwerke hatten sich<br />
einige Häfler über die vielen falsch geparkten<br />
E-Roller beschwert. Seit Beginn<br />
der Testphase, so die Stadt Friedrichshafen,<br />
seien sowohl die Falschparker als<br />
auch die Beschwerden der Bürger zurückgegangen.<br />
Die Sprecherin: „Wenn<br />
wir diesbezüglich Rückmeldungen aus<br />
der Bürgerschaft erhalten, setzen wir<br />
uns mit der Firma Tier in Verbindung,<br />
die die Roller sehr zügig abholt.“<br />
Ulm fischt Roller aus der Blau<br />
In den See wandern immerhin keine<br />
E-Scooter, denn im Bereich der Uferpromenade<br />
darf niemand damit fahren.<br />
Ganz andere Erfahrungen hat die Stadt<br />
Ulm gemacht. „Aus der Blau“, so eine<br />
Sprecherin der Stadt, „werden regelmäßig<br />
Roller herausgefischt.“ Man habe<br />
das Problem aber eindämmen können,<br />
indem die Stadt die Parkverbotszonen<br />
entlang der Gewässer vergrößert hat.<br />
Zukünftig möchte sie die Anbieter hier<br />
noch mehr in die Pflicht nehmen. Das<br />
sei durch GPS-Analyse und Verlustmeldungen<br />
möglich.<br />
Das Angebot besser steuern<br />
Die Nutzerzahlen zeigten, dass die Gefährte<br />
angenommen werden. Allerdings<br />
verstärkt im Freizeitverkehr. „Die Anbieter<br />
sollten daran arbeiten, auch eine Alternative<br />
im Berufsverkehr zu werden“,<br />
so die Stadtsprecherin. Die bisherigen<br />
Regelungen basierten auf einer freiwilligen<br />
Vereinbarung zwischen Stadt<br />
und Anbieter. Künftig wolle Ulm aber<br />
Sondernutzungsrechte vergeben, um<br />
sowohl Anbieter als auch das Angebot<br />
besser steuern zu können. Unfälle mit<br />
E-Scootern gebe es in Ulm höchstens<br />
zehn im Jahr. Die positiven Seiten überwiegen<br />
mit den Rollern als ein flexibler<br />
Sharing-Dienst rund um die Uhr. Zudem<br />
seien sie eine umweltfreundliche Ergänzung<br />
zum öffentlichen Personennahverkehr<br />
und eine Alternative zum Auto.<br />
Währenddessen hätte die Deutsche Polizeigewerkschaft<br />
gern eine Prüfbescheinigung<br />
als Voraussetzung für E-Roller-Nutzer<br />
sowie eine Helmpflicht. Dem<br />
gegenüber positionieren sich die Unternehmen,<br />
die E-Scooter zum Ausleihen<br />
anbieten. Einige haben sich auf der<br />
Plattform „Shared Mobility“ zusammengeschlossen<br />
und sind sich sicher, dass<br />
die Nutzung von E-Scootern durch eine<br />
Helmpflicht stark zurückgehen würde.<br />
Sie sprechen sich vielmehr für Tempo<br />
30 für Autos in den Innenstädten aus.<br />
Die neue Mobilität schafft neue<br />
Möglichkeiten. Nutzen Sie sie!<br />
Mitarbeiter-Leasing<br />
Sparen auch Sie als Arbeitgeber oder -nehmer<br />
durch Gehaltsumwandlung beim Bike-Leasing.<br />
Dank Mehrwertsteuerabzug und reduzierten<br />
Lohnnebenkosten ist diese Art der Mobilität für<br />
Arbeitsweg und Freizeit wirklich sehr attraktiv.<br />
Ein Rundumschutz sichert die NutzerInnen<br />
gegen jeglichen Schaden sowie Diebstahl ab.<br />
E-Cargobike-Förderung<br />
der Landesregierung<br />
Seit 2017 gibt es ein Förderprogramm für<br />
E-Transport- und Lastenräder für Unternehmen<br />
in Baden Württemberg und auf Bundesebene.<br />
Unterstützt werden E-Lastenräder für Unternehmen,<br />
Körperschaften und gemeinnützige<br />
Organisationen. Holen Sie sich die Förderung!<br />
Wann steigen SIE ein in die nachhaltige,<br />
gesundheitsfördernde und<br />
umweltschonende Mobilität?<br />
Wir beraten Sie gerne.<br />
Bei Ihnen vor Ort, oder in einer<br />
unserer Filialen:<br />
Filiale Ravensburg | Wangener Straße 17 | 88212 Ravensburg<br />
0751 - 362 994 0<br />
Filiale Biberach | Kolpingstraße 12 | 88400 Biberach<br />
07351 - 21474<br />
35
MOBILITY BUSINESS<br />
WALLBOX<br />
Tipps zur Auswahl<br />
und Montage einer<br />
Ladestation<br />
Über 194.000 reine Elektrofahrzeuge wurden laut Statista 2020<br />
erstmals in Deutschland zugelassen, das sind dreimal so viele E-Autos<br />
wie im Jahr zuvor. Allerdings muss auch die Ladeinfrastruktur<br />
kontinuierlich mitwachsen.<br />
Besonders bequem ist es, das<br />
E-Auto über Nacht in der heimischen<br />
Garage oder unter<br />
dem Carport mit Energie zu<br />
versorgen. Mit einer üblichen Steckdose<br />
ist es dabei nicht getan. Zum einen<br />
ist hier das Ladetempo zu gering, zum<br />
anderen ist die Technik nicht auf die<br />
hohen Belastungen ausgelegt, es kann<br />
zu Überhitzungen, Ausfällen und einem<br />
Auslösen der Sicherungen kommen.<br />
Eine eigens für das Laden ausgelegte Ladestation,<br />
eine sogenannte Wallbox, ist<br />
auf Dauer die sichere Lösung.<br />
Bevor man eine Ladestation kauft,<br />
müssen einige grundsätzliche Fragen<br />
geklärt sein. Reicht die vorhandene<br />
Haustechnik aus oder müssen<br />
neue Stromleitungen oder Sicherungen<br />
für die Wallbox angelegt werden?<br />
Welches ist der beste Standort<br />
fürs Laden? Mit wieviel kW lädt mein<br />
Auto und mit wieviel kW sollte die<br />
Ladestation laden? Diese und weitere<br />
Fragen kann ein Elektroinstallateur<br />
bei einem Vorab-Check beantworten.<br />
Zuschüsse für smarte<br />
Ladestation nutzen<br />
Wichtig ist auch zu klären, ob die Ladestation<br />
sicher vor Diebstahl und<br />
Vandalismus angebracht werden kann<br />
- und ob sie vor direkter Sonneneinstrahlung<br />
geschützt ist. Lohnenswert ist<br />
eine intelligente Technik unter anderem,<br />
wenn man den Stromverbrauch exakt<br />
abrechnen will, beispielsweise für einen<br />
Dienstwagen, oder wenn mehrere<br />
Nachbarn die Ladestation verwenden.<br />
Darüber hinaus ist die höherwertige<br />
Wallbox empfehlenswert, wenn eine<br />
Photovoltaikanlage vorhanden oder<br />
geplant ist oder die Ladestation in ein<br />
Home-Energy-Managementsystem integriert<br />
werden soll. Auch die Bedienung<br />
per App ist mit der intelligenten Technik<br />
möglich. Unter www.webasto-charging.<br />
com werden die Möglichkeiten im Detail<br />
erläutert, zudem gibt es hier eine<br />
nützliche Schritt-für-Schritt-Anleitung,<br />
um auf einfache Weise von staatlichen<br />
Fördermitteln zu profitieren. (djd)<br />
36
Anzeige<br />
INTERVIEW<br />
E-Mobilität: Es gibt zu viele Vorurteile<br />
Das Thema Elektromobilität hat sich zwar etabliert, doch noch immer sind einige Menschen nicht ausreichend<br />
informiert und tragen Ängste oder Vorurteile mit sich herum. Diese versucht ihnen Michael<br />
Holzberger, Leiter Verkauf des Porsche Zentrum Ulm/Neu Ulm, in unserem Interview zu nehmen.<br />
Herr Holzberger, welches sind denn<br />
die Vorurteile, die einige Menschen<br />
dem Thema E-Mobilität entgegenbringen?<br />
Holzberger: Die Reichweite. Gefühlt<br />
fahren alle Interessenten an fünf Tagen<br />
in der Woche an den Gardasee. Die tatsächliche<br />
Nutzung des Alltags wird dabei<br />
ausgeblendet. Die Deutschen fahren<br />
im Schnitt 65 km pro Tag. Der Vorteil<br />
liegt eher da, dass man jeden Morgen<br />
in ein vollgeladenes Fahrzeug einsteigt,<br />
da das Auto locker über Nacht an einer<br />
Wallbox zu Hause oder oft auch beim<br />
Arbeitgeber aufgeladen werden kann.<br />
Dort finden laut Statistiken übrigens<br />
zwischen 80 und 90 Prozent der Ladevorgänge<br />
statt.<br />
Angenommen ich will jetzt von Ulm<br />
nach Berlin fahren …<br />
… dann übernimmt unser Range Manager<br />
im Navigationssystem die Routenplanung<br />
inkl. aller dafür nötigen<br />
Ladestopps. Diese sind bereits in der<br />
Ankunftszeit berücksichtigt. Speziell<br />
entlang der Fernverkehrsrouten ist die<br />
Ladeinfrastruktur für sehr schnelles Laden<br />
ausgelegt. Unter optimalen Bedingungen<br />
können so in ca. 22,5 Min. fast<br />
80 Prozent Akku nachgeladen werden.<br />
Der Wagen sieht nicht nur schnittig aus – das E-Fahrzeug sorgt auch für den gewissen Fahrspaß.<br />
Foto: philippe.pieper.photography<br />
Wie sieht die Sache mit einem<br />
Hybrid aus?<br />
Der Verbrennungsmotor ist das Hauptaggregat<br />
und wird um eine E-Maschine<br />
ergänzt. Die E-Maschine arbeitet hier je<br />
nach Ladezustand entweder unterstützend<br />
und sorgt so für mehr Fahrspaß<br />
oder treibt das Fahrzeug rein elektrisch<br />
an. Speziell im Kurzstreckenbetrieb<br />
hat der Hybrid so ein großes Einsparpotential.<br />
Im Gegenzug ermöglicht der<br />
klassischer Verbrennungsmotor Langstreckentauglichkeit.<br />
Über verschiedene<br />
Fahrmodi kann ich bestimmen wie ich<br />
unterwegs sein möchte. Im Auto-Modus<br />
übernimmt die Elektronik das von selbst<br />
und das Zusammenspiel der unterschiedlichen<br />
Antriebe funktioniert nahezu<br />
unbemerkt.<br />
Was sind die Vorteile<br />
von E-Mobilität?<br />
Speziell im städtischen Bereich sehe<br />
ich das lokal emissionsfreie Fahren als<br />
Vorteil. Für den Verbraucher sind es die<br />
niedrigen Unterhaltskosten. Ein klassischer<br />
Ölwechsel entfällt und da ca. 80<br />
Prozent aller Bremsvorgänge über Rekuperation<br />
stattfinden, wird die mechanische<br />
Bremse nahezu nicht verschlissen.<br />
Daher werden die Bremsbeläge vermutlich<br />
erst nach sechs Jahren ersetzt,<br />
aber nicht weil diese verschlissen sind,<br />
sondern weil dann ein altersbedingter<br />
Tausch empfohlen wird. Zusätzlich liegen<br />
die Energiekosten je gefahrenem<br />
Kilometer deutlich unter denen der klassisch<br />
angetriebenen.<br />
Experten behaupten, dass die Herstellung<br />
und Entsorgung der Batterien<br />
eines E-Fahrzeugs eher umweltschädlich<br />
sind …<br />
Unser Akku ist modular aufgebaut und<br />
kann bei Bedarf entsprechend instand-<br />
gesetzt werden und ist somit ressourcenschonend.<br />
Zusätzlich gibt es inzwischen<br />
auch eine Zweitverwendung für<br />
Fahrzeug-Akkus. Diese werden dann<br />
zum Beispiel in Solarspeichern für Eigenheime,<br />
etc. genutzt. Auch werden<br />
inzwischen die Akkus von innovativen<br />
Unternehmen recycelt und somit wieder<br />
in einen Zweitkreislauf eingeführt.<br />
Ist E-Mobilität also die Zukunft?<br />
Es wird in Zukunft mit Sicherheit mehrere<br />
alternative Antriebe geben und die<br />
E-Mobilität wird ihren festen Platz einnehmen<br />
und für viele eine interessante<br />
Option werden. Die darüber hinaus<br />
auch eine Menge Fahrspaß garantiert.<br />
Wir verkaufen heute schon einen hohen<br />
Anteil unserer Porsche als Hybride oder<br />
vollelektrisch und das Angebot wird stetig<br />
ausgebaut. (reb)<br />
KONTAKT<br />
Porsche Zentrum Ulm/Neu-Ulm<br />
Sportwagen GmbH Donautal<br />
Steinbeisstraße 26<br />
89079 Ulm<br />
Tel.: +49 731 94-694 0<br />
Internet: www.porsche-ulm.de<br />
37
IM PORTRAIT | RAVENSBURG<br />
RAVENSBURG: DOPPELINTERVIEW<br />
„Wir wollen<br />
keinen blinden<br />
Flächenfraß“<br />
Ravensburg ist die größte Stadt des Landkreises und<br />
stärkster Anziehungspunkt für die Region. Nicht nur ist<br />
die Stadt ein starker Wirtschaftsstandort mit vielen Arbeitsplätzen<br />
– auch für Touristen ist sie attraktiv. Business<br />
Today hat ein exklusives Doppelinterview mit Oberbürgermeister<br />
Dr. Daniel Rapp und Wirtschaftsförderer Andreas<br />
Senghas zu allen Neuigkeiten geführt.<br />
Oberbürgermeister<br />
Daniel Rapp<br />
Wirtschaftsförderer<br />
Andreas Senghas<br />
Wie beurteilen Sie die Gesamtentwicklung<br />
des<br />
Wirtschaftsstandortes<br />
Ravensburg aktuell und<br />
im Hinblick auf die Corona-Situation?<br />
Daniel Rapp: Der Wirtschaftsstandort<br />
Ravensburg ist bisher im Großen und<br />
Ganzen gut durch die Corona-Krise gekommen.<br />
Das bestätigen uns zahlreiche<br />
Gespräche mit Unternehmen aus allen<br />
Sparten. Viele Betriebe sind auf Expansionskurs.<br />
Die positive wirtschaftliche<br />
Entwicklung zeigt sich auch im aktuellen<br />
Gewerbesteueraufkommen, das uns<br />
in seiner Höhe allesamt mehr als positiv<br />
überrascht hat.<br />
Was sind die Herausforderungen für<br />
unsere Innenstädte?<br />
Daniel Rapp: Die Aufgabe, die Innenstädte<br />
vital und lebendig zu halten, ist<br />
durch die Corona-Krise noch herausfordernder<br />
geworden und wird zu einer<br />
echten Daueraufgabe. Der Online-Handel<br />
macht der Innenstadt zu schaffen.<br />
Hier sind Politik, Wirtschaftsverbände,<br />
Immobilienwirtschaft und die Gebäudeeigentümer<br />
gefordert, nach Lösungen<br />
zu suchen.<br />
Bereits zu Jahresbeginn hat der Gemeinderat<br />
mit dem „12-Punkte-Programm“<br />
wichtige Maßnahmen zur Stärkung<br />
der Innenstadtakteure beschlossen. Es<br />
hat bereits viel Gutes bewirkt. Ich bin<br />
froh, dass wir seit jeher eine Innenstadt<br />
mit einer vielseitigen Nutzungsdurchmischung<br />
haben. Vitale Innenstädte<br />
werden sich in Zukunft genau hiervon<br />
vom Konsum im weltweiten Netz abheben<br />
müssen. Und was als großes Plus<br />
noch hinzukommt: Die Ravensburger<br />
Innenstadt ist auch Wohnort von über<br />
3.000 Ravensburger Bürger, die ebenso<br />
für eine belebte Innenstadt stehen.<br />
Die Corona-Pandemie hat vor allem<br />
den Einzelhandel und die Gastronomie<br />
schwer getroffen. Wie versucht<br />
die Stadt hier zu helfen?<br />
Andreas Senghas: OB Dr. Rapp hat bereits<br />
auf das „12-Punkte-Programm“ der<br />
Stadt unter Einbindung des Wirtschaftsforums<br />
Pro Ravensburg verwiesen. Dies<br />
war sicherlich ein sehr wichtiger Impuls<br />
für die Innenstadt. Darüber hinaus<br />
gab es in den Lockdown-Phasen auch<br />
eine große Solidarität von Bürgern und<br />
Unternehmen, indem das Volumen an<br />
Einkaufsgutscheinen in 2020 von rund<br />
1,2 auf 2,5 Mio. Euro quasi verdoppelt<br />
wurde. In der Tat haben wir – wie alle<br />
anderen Städte auch – mit einem gewissen<br />
Leerstand umzugehen. Nachdem<br />
in 2020 und Anfang des Jahres die<br />
Nachfragen nach neuen Einzelhandelsstandorten<br />
doch eher, sagen wir mal,<br />
zurückhaltend war, nehmen diese nun<br />
seit einem halben Jahr wieder kontinu-<br />
38
IM<br />
PORTRAIT<br />
ierlich zu. Jedoch ist ein Ansiedlungsprozess<br />
eines Unternehmens teilweise<br />
ein Prozess, der auch über mehrere<br />
Jahre andauern kann.<br />
In der Innenstadt herrscht derzeit<br />
gerade unter den kleinen Läden reger<br />
Wechsel. Welche Geschäfte verschwinden<br />
und welche öffnen neu?<br />
Andreas Senghas: Ich bin sehr froh,<br />
dass zuletzt für viele Immobilien tolle<br />
neue Nutzungen gefunden werden<br />
konnten. Ich spreche hier beispielsweise<br />
das „clausgemacht“ an, das ab<br />
Frühjahr 2022 im ehem. Reisebüro am<br />
Gespinstmarkt zu finden ist. Dann hat<br />
sich „Blue Tomato“ in der Goldgasse<br />
angesiedelt. Für den Marienplatz 51<br />
konnte ein echter Frequenzbringer in<br />
Kooperation mit dem Immobilienbüro<br />
Sterk angesiedelt werden.<br />
Gewerbeflächen sind allerorts in der<br />
Region knapp. Wo können Sie in Zukunft<br />
noch Flächen zur Verfügung<br />
stellen?<br />
Daniel Rapp: In der Tat sind wir so gut<br />
wie ausverkauft. Wir Städte müssen jedoch<br />
generell in der Lage sein, bei erforderlichen<br />
Unternehmensentwicklungen<br />
den entsprechenden Raum anbieten<br />
zu können, um eine Standortabwanderung<br />
der Unternehmen zu verhindern.<br />
Deshalb war es wichtig, dass der Regionalplan<br />
durch den Regionalverband<br />
beschlossen wurde; nun hoffe ich auf<br />
eine baldige Entscheidung hierzu von<br />
der Landesregierung. Wir haben in den<br />
vergangenen Jahren Nachverdichtungspotentiale<br />
durch die Anpassung der<br />
Bebauungspläne geschaffen. Hierdurch<br />
konnten wir eine Vielzahl von Ravensburger<br />
Unternehmen eine Entwicklung<br />
durch Nachverdichtungsprozesse auf<br />
dem eigenen Grundstück ermöglichen.<br />
Dennoch stößt auch das Thema Nachverdichtung<br />
an Grenzen, sodass wir für<br />
die Zukunft die Erweiterung unserer<br />
Gewerbegebiete benötigen. Darüber<br />
hinaus sind wir auch im Hinblick auf<br />
eine interkommunale Zusammenarbeit<br />
bei der Gewerbeflächenentwicklung in<br />
Gesprächen mit anderen Kommunen.<br />
Eines ist mir jedoch grundlegend wichtig:<br />
Bei Neuentwicklungen von Gewerbegebieten<br />
müssen wir neue Lösungen<br />
für den erforderlichen Parkraum in Geschossen,<br />
sprich mit zentralen Parkhäusern,<br />
und den Ausbau der Mobilitätskonzepte<br />
finden.<br />
Wie viele flächensuchende Unternehmen<br />
stehen bei Ihnen auf der Warteliste?<br />
Andreas Senghas: Die Nachfrage nach<br />
Gewerbeflächen ist konstant und da –<br />
auch zu Corona-Zeiten. Da wir aktuell<br />
keine Gewerbeflächen als Stadt anbieten<br />
können, versuche ich anfragende<br />
39
IM PORTRAIT | RAVENSBURG<br />
Interessenten an die Projektverantwortlichen<br />
bzw. Immobilienmaklern von<br />
privaten Gewerbeobjekten zu vermitteln.<br />
Sofern kein Standort auf Ravensburger<br />
Gemarkung gefunden werden<br />
kann, stelle ich vermehrt den Kontakt<br />
zu den Kollegen aus anderen Kommunen<br />
her, damit die Unternehmen in der<br />
Region gehalten werden können.<br />
Noch ist die Anzahl von Übernachtungsgästen<br />
in Ravensburg nicht riesig,<br />
dafür gibt es mit drei Hotels nun<br />
viele Betten mehr …<br />
Andreas Senghas: Die Hotellerie- und<br />
Gastronomiebranche war bzw. ist sicherlich<br />
eine der am stärksten von<br />
den Corona-Pandemiemaßnahmen betroffenen<br />
Branche. Neben der Schließung<br />
der Betriebe für rund sieben<br />
Monate kommen auch Veränderungen<br />
der Nachfragesituation bspw. im Geschäftsreisesektor<br />
oder einem reduzierten<br />
Übernachtungsaufkommen aus<br />
dem Messesegment in der Region auf<br />
die Unternehmen zu. Mit dem GIN<br />
und B&B, die in diesem Jahr öffneten,<br />
und dem Kaiserhof, dessen Eröffnung<br />
zum Jahresende geplant ist, kamen und<br />
kommen neue Anbieter für Übernachtungsgäste<br />
an den Markt. Der (Bodensee)-Sommertourismus<br />
hat sich positiv<br />
auf die gesamte Region ausgewirkt.<br />
Dennoch müssen Belegungen aus der<br />
Lockdown-Zeit aufgeholt werden.<br />
Das Gewerbegebiet Erlen in Ravensburg ist in kürzester Zeit stark gewachsen. Foto: Felix Kästle<br />
Nach wie vor ist die Nachfrage nach<br />
Bauland für Häuser größer als das Angebot.<br />
Gibt es noch eine Möglichkeit,<br />
neues Bauland auszuweisen?<br />
Daniel Rapp: Ich sehe großes Entwicklungspotential<br />
beispielsweise im Süden<br />
von Ravensburg. Aber natürlich auch<br />
an anderer Stelle ist dies denkbar. Bei<br />
alledem gilt: Wir wollen eine verkraftbare<br />
und gesteuerte Entwicklung und<br />
keinen blinden Flächenfraß. Unsere<br />
wertvollen Flächen wollen wir zum einen<br />
möglichst effizient für das Wohnen<br />
nutzen, und zum anderen wollen wir<br />
klimaneutrale Neubaugebiete.<br />
Die Stadt hat sehr hohe Gewerbesteuer-Einnahmen<br />
– wo wird das Geld investiert?<br />
Daniel Rapp: Wir wollen das Geld in<br />
die wichtigen Zukunftsbereiche investieren:<br />
Bildung, Klimaschutz, Digitalisierung,<br />
Stadtentwicklung. Wir möchten,<br />
dass Ravensburg lebenswert bleibt.<br />
Dazu gehört, dass wir innovativ sind,<br />
über den Tellerrand hinausschauen und<br />
die großen Veränderungen aktiv mitgestalten,<br />
ohne, dass die Menschen das<br />
Gefühl haben, ihre Heimat nicht mehr<br />
wiederzuerkennen. Vor Veränderungen<br />
dürfen wir keine Angst haben, sondern<br />
müssen Sie als Chance begreifen.<br />
40
Bildung<br />
Das tagesaktuelle Bildungsprogramm<br />
der IHK ist abrufbar unter<br />
www.weingarten.ihk.de oder<br />
www.train-ihk.de.<br />
IHK BODENSEE-OBERSCHWABEN<br />
Chance<br />
Weiter-<br />
Bildung<br />
Die aktuellen Herausforderungen<br />
der Unternehmen sind<br />
vielfältig – und der spezifische<br />
Fachkräftemangel entwickelt<br />
sich wieder zum zweit höchsten<br />
Risiko der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung.<br />
Um Zukunftsprojekte angehen<br />
und wirtschaftlichen<br />
Aufschwung entwickeln zu<br />
können, ist die Entwicklung<br />
der eigenen Belegschaft wichtig. EU,<br />
Bund und Land bieten Förderprogramme<br />
an, die – sowohl personenwie<br />
unternehmensbezogen – eine<br />
finanzielle Entlastung ermöglichen.<br />
Stichworte sind unter anderem Weiterbildungsstipendium,<br />
Aufstiegs-BAföG,<br />
Qualifizierungschancen- sowie Beschäftigungssicherungsgesetz<br />
(Qualifizierung<br />
in der Kurzarbeit) und das<br />
neue REACT-EU-Sonderprogramm Betriebliche<br />
Weiterbildung. (red)<br />
EUROPEAN ENERGY AWARD IN GOLD<br />
Landkreis Ravensburg<br />
schützt das Klima<br />
Der Landkreis Ravensburg ist der zweitgrößte Landkreis in Baden-Württemberg.<br />
39 Städte und Gemeinden beherbergen traditionsbewusstes<br />
oberschwäbisches Unternehmertum in Form von<br />
klassischen Handwerksbetrieben und international agierenden<br />
Unternehmen. Erst vor kurzem hat der Landkreis erneut den European<br />
Energy Award in Gold erhalten.<br />
Der Award wird für herausragendes<br />
Engagement in<br />
Energie- und Klimaschutz<br />
vergeben. Kreisentwicklungsdezernentin<br />
Iris Steger und Klimaschutzmanagerin<br />
Kerstin Dold haben<br />
die Auszeichnung für besonders aktive<br />
Kommunen für mehr Klimaschutz, Energieeffizienz<br />
und erneuerbare Energien<br />
in Ravensburg entgegengenommen.<br />
Fünf weitere Landkreise in Baden-Württemberg<br />
durften sich ebenfalls über<br />
die Auszeichnung freuen, darunter die<br />
Nachbarlandkreise Biberach, Bodenseekreis<br />
und Sigmaringen.<br />
Nachhaltige Energiepolitik<br />
In ihrer digitalen Grußbotschaft unterstrich<br />
EU-Kommissionspräsidentin Ursula<br />
von der Leyen die Bedeutung dieser<br />
Auszeichnung. „Die erneute Auszeichnung<br />
in Gold zeigt einmal mehr, wel-<br />
chen Stellenwert der Umweltschutz im<br />
Landkreis Ravensburg hat“, so Landrat<br />
Harald Sievers. Maßgeblich zum Erfolg<br />
beigetragen haben laut Sievers die verbindliche<br />
Umsetzung einer nachhaltigen<br />
Energiepolitik und „weit überdurchschnittliche“<br />
Aktivitäten und Maßnahmen<br />
im Bereich des Klimaschutzes.<br />
So will die Kreisverwaltung die Nutzung<br />
erneuerbarer Energien vorantreiben und<br />
damit ihrer Vorbildrolle gerecht werden.<br />
Mit der „Agenda Erneuerbare Energien“<br />
wurde dafür im Kreistag die Grundlage<br />
geschaffen. Ziel ist es, den aktiven<br />
Ausbau der erneuerbaren Energien weiter<br />
in den Fokus der Öffentlichkeit zu<br />
rücken und den Anteil an regenerativ<br />
erzeugter Energie und die Energieeffizienz<br />
im Landkreis deutlich zu steigern,<br />
lokal vorhandene Potenziale zu nutzen<br />
sowie den Energieverbrauch zu senken.<br />
(red)<br />
41
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So modern, wie wir nachhaltig<br />
sind und so regional,<br />
wie wir international sind.<br />
Vetter ist einer der weltweit<br />
führenden Pharmadienstleister<br />
für die keimfreie Abfüllung<br />
und Verpackung von Spritzen<br />
und anderen Injektionssystemen.<br />
Ein global operierendes<br />
Unternehmen, das die Arzneimittelherstellung<br />
von der frühen<br />
Entwicklung neuer Präparate<br />
bis hin zur weltweiten<br />
Marktversorgung unterstützt.<br />
Was für uns dabei im Fokus steht?<br />
Wir verhelfen Menschen zu mehr Lebensqualität,<br />
beispielsweise durch die<br />
Herstellung von Medikamenten gegen<br />
Krankheiten wie Multiple Sklerose,<br />
schwere rheumatische Arthritis und<br />
Krebs.<br />
Unsere internationale Spitzenposition<br />
verdanken wir dabei auch unserer Regionalität.<br />
Vor Ort sowie an unseren<br />
Standorten im Ausland, ist unsere außergewöhnliche<br />
Qualität absolut unerlässlich<br />
für unsere Arbeit. Wir wurden<br />
bereits 1950 in Ravensburg gegründet<br />
und sind noch immer in Familienbesitz.<br />
Für unsere Kunden und unser Team<br />
geben wir alles. Denn unsere Auftraggeber<br />
sehen in uns einen verlässlichen<br />
Partner, der immer wieder neue<br />
Trends und Standards setzt. Dafür bedienen<br />
wir uns unter anderem hochmoderner<br />
Anlagen und neuester Technik.<br />
Den wichtigsten Unterschied jedoch<br />
machen unsere über 5.500 Mitarbeitenden,<br />
die nachhaltig die Zukunft unseres<br />
Unternehmens gestalten. Als Arbeitgeber<br />
stehen wir für die individuelle<br />
Förderung jedes Einzelnen und für ein<br />
vielfältiges Angebot um eine positive<br />
Work-Life-Balance zu gestalten.<br />
Starke Wurzeln, starke Zukunft. Vor<br />
mehr als 70 Jahren wurde Vetter in Ravensburg<br />
als Apotheke gegründet. Und<br />
wie entwickelt sich aus einer Apotheke<br />
ein führender Dienstleister für die<br />
aseptische Abfüllung und Endverpackung<br />
von Medikamenten? Mit Innovationsgeist<br />
und unternehmerischer Verantwortung.<br />
Indem wir langfristig und<br />
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nachhaltig denken. Und wir haben vor,<br />
noch weiter zu wachsen.<br />
Apropos Wachstum. Mittlerweile gehören<br />
wir zu den größten Arbeitgebern<br />
in der Region und sind der größte Arbeitgeber<br />
der Stadt Ravensburg. Wir besitzen<br />
zahlreiche Standorte in und um<br />
Ravensburg sowie Entwicklungsstandorte<br />
in Österreich und den USA, außerdem<br />
Vertriebsbüros in Singapur, Japan,<br />
Südkorea und China. Solch ein kontinuierliches<br />
Wachstum bringt vielfältige<br />
Karrieremöglichkeiten und zahlreiche<br />
Jobangebote mit sich – in unseren Laboren<br />
und der pharmazeutischen Produktion,<br />
im Bereich Technik oder auch<br />
in unserer Qualitätskontrolle. Was Vetter<br />
besonders attraktiv macht: Quereinsteigerinnen<br />
und Quereinsteiger sind<br />
bei uns herzlich willkommen.<br />
Neue Probleme erfordern neue Lösungen.<br />
Eine beschleunigte Digitalisierung<br />
in der Pharmaindustrie, neue<br />
Technologien, Hightech-Anlagen und<br />
eine nachhaltig moderne Innovationskultur<br />
ist für unsere besondere Marktstellung<br />
unerlässlich.<br />
Dabei setzen wir aber nicht nur auf<br />
Maschinen oder Technologien. Am<br />
wichtigsten ist uns die persönliche und<br />
fachliche Weiterentwicklung unserer<br />
Mitarbeitenden. Von einer strukturierten<br />
Einarbeitung bis hin zur zielgerichteten<br />
Entwicklungsplanung<br />
bringen wir uns<br />
gegenseitig voran.<br />
Zahlreiche Benefits.<br />
Das stetige Engagement<br />
unserer Mitarbeitenden<br />
schätzen wir sehr. Deshalb<br />
sind attraktive Arbeitgeberleistungen<br />
für<br />
uns eine Selbstverständlichkeit.<br />
Dazu gehören<br />
unter anderem finanzielle<br />
Vorteile, wie Schichtzulagen<br />
oder eine betriebliche Altersvorsorge,<br />
außerdem Gesundheits- und<br />
Fitnessangebote sowie mindestens 30<br />
Tage Urlaub, Zugang zu Ferienhäusern<br />
und vieles mehr. Darüber hinaus stehen<br />
wir zu unseren Mitarbeitenden –<br />
sei es bei der Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf, Weiterbildungen oder auch<br />
der Suche nach einer Wohnung.<br />
Denn wir möchten, dass unsere Mitarbeitenden<br />
sich auf Dauer wohlfühlen.<br />
Vetter - für mehr Lebensqualität!<br />
KONTAKT<br />
Vetter Pharma-Fertigung<br />
GmbH & Co. KG<br />
Schützenstraße 87<br />
88212 Ravensburg<br />
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43
IM PORTRAIT | RAVENSBURG<br />
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LANDKREIS RAVENSBURG<br />
Bei der Sonnen-Energiewende<br />
geht es voran<br />
Der Landkreis Ravensburg hat sich mit dem Handlungsfeld „Agenda Erneuerbare Energien“ der<br />
Kreisstrategie zum Ziel gemacht, den Anteil an regenerativ erzeugter Energie und die Energieeffizienz<br />
im Landkreis deutlich zu steigern sowie den Energieverbrauch zu senken.<br />
SOLAR<br />
LANDKREIS<br />
1.700 SONNENSTUNDEN<br />
MACHEN WIR WAS DRAUS!<br />
Grundlegendes Ziel der „Agenda<br />
Erneuerbare Energien“ ist<br />
die Steigerung des Anteils erneuerbarer<br />
Energien an der<br />
Stromerzeugung und Wärmebereitstellung<br />
im Landkreis Ravensburg. Bei eigenen<br />
Sanierungen und Neubauprojekten<br />
kreiseigener Immobilien, nutzt der<br />
Landkreis konsequent seine Möglichkeiten,<br />
den Energieverbrauch zu senken<br />
und erneuerbare Energien einzusetzen.<br />
Daneben möchte der Landkreis Ravensburg<br />
auch bei Genehmigungsverfahren<br />
von Freiflächenphotovoltaik die Rolle eines<br />
„Erneuerbare-Energien-freundlichen<br />
Landkreises“ einnehmen. Investorinnen<br />
und Investoren sollen in ihren Vorhaben<br />
durch fachliche und rechtliche Beratung<br />
sowie durch aktive und konstruktive Begleitung<br />
im Genehmigungsverfahren unterstützt<br />
werden. Außerdem informiert<br />
und berät der Landkreis die Kommunen<br />
in Bezug auf die Gestaltung der Freiflächennutzungs-<br />
und Bebauungspläne.<br />
Als Träger öffentlicher Belange kann der<br />
Landkreis Vorschläge zum Einsatz von<br />
erneuerbaren Energien einbringen. Der<br />
unter Federführung der Energieagentur<br />
Ravensburg entwickelte digitale Infrastrukturmasterplan<br />
des Zweckverbandes<br />
OEW, kann als Planungsinstrument für<br />
energetische Quartierskonzepte sogar<br />
über Kreisgrenzen hinweg eingesetzt<br />
werden. Bestehende Strukturen und<br />
etablierte Projekte wie die Solarinitiative<br />
des Landes Baden-Württemberg bzw.<br />
das regionale Photovoltaik-Netzwerk<br />
Bodensee-Oberschwaben - unter Federführung<br />
der Energieagentur Ravensburg<br />
- sollen hierfür eingebunden werden, um<br />
Fachwissen und Synergien zu nutzen.<br />
Mit der Berücksichtigung verschiedener<br />
Zielgruppen sind in sechs Handlungsfeldern<br />
die im Folgenden zusammengefassten<br />
Aktivitäten geplant, um die<br />
Sonnen-Energiewende im Landkreis voranzubringen:<br />
• Eigenstromerzeugung:<br />
Installation von PV-Dachanlagen auf<br />
allen technisch und wirtschaftlich<br />
geeigneten Landkreis-Liegenschaften<br />
in Verbindung mit notwendigen<br />
Sanierungen von Dachflächen.<br />
Zusätzlich der Aufruf an die Städte<br />
und Gemeinden im Landkreis, sich<br />
durch gemeinsame Gründung eines<br />
Bündnisses ebenfalls den Ausbau<br />
der Solarenergie auf die Agenda zu<br />
schreiben.<br />
• Freiflächenphotovoltaik:<br />
Benennung einer Ansprechpartner/<br />
in für einen standardisierten Ablauf<br />
innerhalb des Landratsamtes.<br />
• Innovation:<br />
Prüfung der Umsetzungsmöglichkeiten<br />
von Pilotvorhaben und innovativen<br />
Projekten und zum anderen<br />
die Integration der Sonderkategorie<br />
„Solarenergie“ in den WiR-Innovationspreis.<br />
44
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LANDKREIS RAVENSBURG<br />
Solarlandkreis<br />
Ravensburg<br />
• Bildung und Beratung:<br />
Durchführung von Kooperationsveranstaltungen<br />
mit der Energieagentur<br />
Ravensburg sowie deren<br />
Unterstützung beim Ausbau von<br />
Beratungsangeboten speziell zu<br />
Solarenergie. Zudem die Erstellung<br />
eines Leitfadens oder Informationsflyers<br />
für die Zusammenarbeit mit<br />
Kommunen. Landkreiseigene Schulen<br />
werden das Thema Solarenergie<br />
über das Projekt „Energieversorgung<br />
Schul- und Verwaltungsquartier<br />
Ravensburg“ in den Unterricht<br />
einbeziehen.<br />
• Kommunikationskampagne:<br />
Bewerbung des Online-Solaratlas<br />
des Landkreises, die Bereitstellung<br />
von Informationen und die Ausschreibung<br />
eines Foto-Wettbewerbs<br />
zu Stecker-Solargeräten sowie der<br />
Aufbau einer Solarpaten/innen-Datenbank<br />
und die Durchführung von<br />
PV-Energiespaziergängen.<br />
• Monitoring:<br />
Evaluierung der eigenen Entwicklung,<br />
auch im Vergleich zu anderen<br />
Landkreisen und Regionen.<br />
Mit 1.700 Sonnenstunden pro<br />
Jahr bietet unsere Region<br />
hervorragende Voraussetzungen<br />
für die Stromerzeugung<br />
durch Photovoltaik. Der Weg für<br />
eine nachhaltige Energiezukunft im<br />
Landkreis führt über die Dächer. Denn<br />
etwa 142.700 davon sind für die Sonnenstromerzeugung<br />
geeignet. Dieses<br />
lokal vorhandene Potenzial will der<br />
Landkreis konsequent ausschöpfen.<br />
Egal ob Bürgerschaft, Unternehmen,<br />
Schulen, Kommunen oder Landwirtschaft:<br />
gemeinsam kann der Anteil an<br />
erneuerbaren Energien im Landkreis<br />
gesteigert werden. Mit der Energieagentur<br />
hat der Landkreis Ravensburg<br />
einen starken Partner an seiner Seite<br />
um zu informieren, zu motivieren und<br />
aufzuklären, Hürden abzubauen und<br />
zu unterstützen sowie auf Förderprogramme<br />
aufmerksam zu machen.<br />
Sie wollen aktiv zur Energiewende beitragen<br />
und haben Interesse an einer<br />
Photovoltaikanlage? Der Online-Solaratlas<br />
des Landkreises verrät Ihnen unter<br />
www.rv.de/solaratlas, ob Ihr Dach<br />
geeignet ist.<br />
Sie wollen ohne eigenes Dach Strom<br />
für den Eigenverbrauch produzieren?<br />
Dann sind Stecker-Solargeräte für Balkon,<br />
Mauer, Rasen oder Garagendach<br />
genau das Richtige für Sie.<br />
Informationen zum Online-Solaratlas<br />
und zu Stecker-Solargeräten gibt es<br />
beim PV-Netzwerk Bodensee-Oberschwaben<br />
über die Energieagentur<br />
Ravensburg: Tel. 0751 7647070, Mail:<br />
info@energieagentur-ravensburg.de<br />
KONTAKT<br />
Für weitere Informationen zum<br />
Solarlandkreis Ravensburg wenden<br />
Sie sich an unsere Klimaschutzmanagerin<br />
Kerstin Dold unter<br />
Tel.: 0751 – 85 1420 oder per Mail:<br />
k.dold@rv.de.<br />
Unser Abfallkalender wird digital!<br />
Ab nächstem Jahr stellen wir den Abfallkalender für unsere Bürgerinnen und Bürger digital<br />
über unsere Abfall App RV zur Verfügung. Das bedeutet, dass es keinen Versand per Post mehr<br />
geben wird. Laden Sie deshalb die App gleich herunter! Sie steht in den gängigen Appstores<br />
kostenlos zur Verfügung.<br />
Wer den Abfallkalender weiterhin in Papierform haben möchte, hat verschiedene Möglichkeiten:<br />
· persönliches Exemplar ganz bequem unter www.rv.de/abfallkalender erstellen lassen und<br />
selbst ausdrucken<br />
· den Abfallkalender in den Bürgerbüros des Landkreises in Ravensburg, Bad Waldsee,<br />
Leutkirch im Allgäu und Wangen im Allgäu oder auf dem Rathaus der jeweiligen Wohn-<br />
ortgemeinde ausdrucken lassen<br />
Jetzt herunterladen:<br />
Abfall App RV<br />
45
IM PORTRAIT | RAVENSBURG<br />
ERFOLGSGESCHICHTE<br />
Leutkirch-Gutscheine<br />
Unterm Weihnachtsbaum, im<br />
Osternest oder zum Geburtstag<br />
– bei vielen Leutkirchern<br />
dürfte da in den letzten<br />
Jahren auch schon mal ein<br />
blau-gelber Einkaufsgutschein<br />
zum Vorschein gekommen<br />
sein.<br />
Die Gutscheine im Wert von<br />
zehn Euro sind sehr beliebt,<br />
wie die Zahlen zeigen, über<br />
die Tobias Pflug, Geschäftsführer<br />
des Leutkircher Wirtschaftsbunds,<br />
berichtet. Die Gutscheine, die derzeit<br />
in rund 50 Leutkircher Geschäften und<br />
Gastronomien eingelöst werden können,<br />
sollen um neue Firmengutscheine<br />
ergänzt werden, die Unternehmen ihren<br />
Mitarbeitern als steuerfreie Sachzuwendung<br />
zukommen lassen können.<br />
Seit es die Leutkircher Einkaufsgutscheine<br />
gibt, wurden insgesamt Gutscheine<br />
im Wert von rund 850.000 Euro ausgegeben,<br />
erklärt Pflug. 2020 wurden<br />
Gutscheine im Wert von rund 150 .000<br />
Euro bei den teilnehmenden Geschäften<br />
und Gastronomien eingelöst. „Im<br />
letzten Jahr ist das Thema der lokalen<br />
Gutscheine noch attraktiver geworden“,<br />
sagt Pflug.<br />
Einführung neuer Firmengutscheine<br />
geplant<br />
Darauf möchte der Wirtschaftsbund mit<br />
der Einführung der neuen Firmengutscheine<br />
aufbauen. Konkret geht es dabei<br />
um die steuerfreien Sachzuwendungen,<br />
die Betriebe ihren Mitarbeitern zukommen<br />
lassen können. Die monatliche<br />
Freigrenze für solche Sachzuwendungen<br />
liegt derzeit bei 44 Euro pro Monat<br />
und Arbeitnehmer. Als Sachzuwendung<br />
gilt dabei zum Beispiel auch ein Gutschein<br />
wie der für die Leutkircher Geschäfte.<br />
Die neuen Firmengutscheine<br />
sollen zwölf Monate gültig sein. (SZ)<br />
Wir sind<br />
ausgezeichnet!<br />
Qualität und die konti nuier liche<br />
Verbes serung unserer Services<br />
stehen für uns im Fokus:<br />
www.ksk-rv.de/auszeichnungen<br />
46
Anzeige<br />
SCHMIEDER KUNDEN-KONTAKT-MANAGEMENT<br />
Wir sind mehr<br />
als ein Call-Center!“<br />
Wie alle Unternehmen von Anne Schmieder aus Fronreute,<br />
wächst auch das dritte, die Kunden-Kontakt-Management<br />
GmbH & Co. KG, kontinuierlich. Mittlerweile 60 Mitarbeiter*innen<br />
kümmern sich professionell um die Kommunikation für<br />
namhafte Kunden der Region.<br />
Es ist das Gespür für Marktlücken,<br />
das Anne Schmieder so<br />
erfolgreich macht. Angefangen<br />
hatte sie 1986 mit einer<br />
Schreibmaschine im Keller, daraus<br />
entwickelten sich die Schmieder Personaldienstleistungen<br />
und später die<br />
Schmieder Übersetzungen. Beide Unternehmen<br />
gab sie 2019 an ihren Sohn<br />
Florian Schmieder weiter, um sich ihrem<br />
dritten Bereich, dem Kunden-Kontakt-Management<br />
(KKM), zu widmen.<br />
Erreichbarkeit - der Schlüssel zum<br />
Erfolg<br />
Sehr viele Unternehmen sind mit einem<br />
super Produkt, mit einer genialen Leistung<br />
und mit einem teuren Marketing-<br />
Konzept am Markt – doch wie steht<br />
es mit der Erreichbarkeit? Ist das Telefon<br />
besetzt oder hat der Kunde große<br />
Mühe, seine Wünsche anzubringen?<br />
Insbesondere im Onlinegeschäft ist<br />
schnelles Handeln unabdingbar!<br />
Aus diesem Dienstleistungsgedanken<br />
heraus begann Anne Schmieder, die<br />
Sehr viele Mitarbeiterinnen<br />
vereinbaren<br />
Familie und<br />
Beruf vorbildlich<br />
und<br />
machen einen<br />
tollen Job!<br />
Kunden von einer besseren Erreichbarkeit<br />
zu überzeugen. Für die Bearbeitung<br />
der mehr als 2000 Kontakte pro<br />
Tag rekrutierte sie neue Mitarbeiter*innen.<br />
Also eine Chance für Studierende,<br />
Mütter, Ruheständler oder Arbeitssuchende.<br />
Hierbei hilft der Unternehmerin<br />
auch der Bewerberpool aus den<br />
Schmieder Personaldienstleistungen.<br />
Die Mitarbeitenden der KKM agieren<br />
sowohl vor Ort beim Kunden, im Büro<br />
in Staig als auch im Home-Office.<br />
Vielseitig und International wie der<br />
Kunde selbst<br />
Anne Schmieder betont: „Wir sind deutlich<br />
mehr als ein Call-Center und arbeiten<br />
teilweise für den weltweiten Markt<br />
in verschiedenen Sprachen.“ Für Firmen<br />
wie die J. Wagner GmbH, Baby Walz<br />
oder die Ravensburger AG können die<br />
Schmieder-KKM-Mitarbeitenden Bestellungen<br />
der Kunden annehmen und<br />
kompetent und zuverlässig zu Fragen<br />
rund um das Produkt und zur Technische<br />
Anwendung Auskunft geben. Sie<br />
sind telefonisch stets erreichbar - auch<br />
am Wochenende sowie abends - und<br />
beantworten E-Mails schnell.<br />
Außergewöhnliche Projekte<br />
Anne Schmieders Team macht einen tollen<br />
Job und übernimmt bei Bedarf aber<br />
auch andere Projekte. So unterstützt<br />
Schmieder KKM seit Mai beispielsweise<br />
das Landratsamt Ravensburg bei der<br />
Bewältigung der Corona-Problematik.<br />
„Mit unserem individuellen Projektservice<br />
übernehmen wir komplette Aufträge<br />
sowohl für Start-Ups als auch für<br />
große Unternehmen und bieten diesen<br />
so die Chance, sich auf ihr Kerngeschäft<br />
zu konzentrieren“, erzählt Anne<br />
Schmieder.<br />
Schon 2022 möchte die Chefin einen<br />
Geschäftsführer/in einstellen. „Ich<br />
möchte Verantwortung abgeben und<br />
mich stärker im sozialen Bereich engagieren“,<br />
so Anne Schmieder. Bis ihr<br />
wieder eine neue, zündende Geschäftsidee<br />
einfällt …<br />
KONTAKT<br />
SCHMIEDER KKM GMBH & CO. KG<br />
Schussenstraße 14<br />
D-88273 Fronreute-Staig<br />
Tel: +49 07502 94 49 10<br />
E-Mail: kkm@schmiedergmbh.de<br />
Internet: www.schmieder-kkm.de<br />
47
Anzeige<br />
Ebersbach-Musbach<br />
Hoßkirch<br />
EBERSBACH-MUSBACH UND HOßKIRCH<br />
Jede Gemeinde ist stark für sich<br />
Ebersbach-Musbach und Hoßkirch sind kleine Gemeinden im Landkreis Ravensburg,<br />
aber sie verkörpern genau das, was ein entspanntes Leben ausmacht. Sie bieten<br />
die nötige Infrastruktur für ihre Bürger und sind nur einen Katzensprung von<br />
den Städten Aulendorf und Bad Saulgau entfernt. Bürgermeister beider Gemeinden<br />
ist Roland Haug. Sehen wir uns die Gemeinden im Detail an.<br />
EBERSBACH-MUSBACH<br />
Ebersbach-Musbach hat eine rasante<br />
Entwicklung durchgemacht; war es<br />
früher ein landwirtschaftlich geprägter<br />
Ort, ist es heute eine selbstbewusste<br />
ländliche, gut strukturierte Gemeinde.<br />
Zu den vier schmucken Ortsteilen<br />
Ebersbach, Musbach, Boos und Ried<br />
zählen insgesamt 22 schöne Weiler und<br />
Höfe.<br />
Für Familien mit kleinen Kindern ist alles<br />
im Ort verfügbar. Das Kinderhaus<br />
Ebersbach mit seiner schön bemalten<br />
Fassade – das größte Bilderbuch der<br />
Welt – ist genauso empfehlenswert wie<br />
die Kita St. Valentin in Boos. Danach<br />
kann es direkt mit der Grundschule in<br />
Ebersbach weitergehen. „Miteinander<br />
lernen, wachsen, leben“ ist hier das<br />
Motto. Und die Verlässliche Schule rundet<br />
das Ganze ab. Eine breite Auswahl<br />
weiterführender Schulen befindet sich<br />
„nebenan“ in den benachbarten Gemeinden<br />
und Städten rund um den Ort.<br />
Raum für E-Mobilität<br />
Nicht nur Kinder, sondern alle Bürger inklusive<br />
der Besucher dürften vom neu<br />
gestalteten Dorfplatz begeistert sein. Erst<br />
vor wenigen Monaten wurde er festlich<br />
eingeweiht. Entstanden ist ein attraktiver,<br />
multifunktionaler Platz mit Kommunikations-<br />
und Aufenthaltsbereichen sowie<br />
Möglichkeiten zum Spielen, für Vereinsfeste,<br />
Konzerte und Märkte. Zusammen<br />
mit der Energieagentur Ravensburg sind<br />
auf dem Platz Möglichkeiten entstanden,<br />
der E-Mobilität Raum zu geben.<br />
Nicht umsonst wurde die Gemeinde<br />
nun mehrfach mit dem European Energy<br />
Award ausgezeichnet.<br />
Das gesellschaftliche Leben wird unter<br />
anderem durch die zahlreichen Vereine<br />
bereichert. Vom Musik- über den Sportverein<br />
Ebersbach und die Blutreitergruppe<br />
bis hin zum Narrenverein ist nahezu<br />
jedes Thema vorhanden. Gemeinsam<br />
bietet sich auch eine Wanderung zur Natur-<br />
und Panoramastation Atzenberg an.<br />
Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt<br />
mit der Stadt Bad Saulgau. Auf<br />
zahlreichen Tafeln wird in Wort und Bild<br />
über die Erd-, Kultur- und Landschaftsgeschichte<br />
informiert.<br />
Breitbandausbau: weitere Schritte<br />
Bürgermeister Roland Haug treibt mit<br />
seinem Gemeinderat den Breitbandausbau<br />
voran und kann einen ersten<br />
Erfolg verbuchen. Ebersbach-Musbach<br />
erhält eine Förderung des Landes Baden-Württemberg<br />
in Höhe von rund 1,5<br />
Millionen Euro, um den Zentralort und<br />
die Außengehöfte sowie die Orte Boos,<br />
Menzenweiler, Schwemme, Geigelbach<br />
und Oberweiler in Höhe anzubinden.<br />
Auch Hoßkirch hat eine Förderung erhalten.<br />
Allerdings sind noch einige Hürden<br />
zu überwinden. Haug sagt: „Gerade<br />
Deutschland steht bei der Digitalisierung<br />
und dem flächendeckenden Glasfaserausbau<br />
alles andere als gut da und hat<br />
gegenüber vielen anderen Staaten das<br />
Nachsehen. Doch Lust statt Frust, drum<br />
halten wir es hier wie Ulrich Spiesshofer,<br />
Vorstandsvorsitzender eines großen<br />
Schweizer Industriekonzerns: ,Alle reden<br />
vom, wir reden über das Internet der<br />
Dinge, der Dienste und der Menschen.<br />
Wir müssen diese drei Dinge zusammenbringen.‘“<br />
HOßKIRCH<br />
„Hoßkirch am See, s’isch oifach schee!“,<br />
lautet das Motto der Gemeinde. Der<br />
schöne, neugestaltete Rathaus-Aktiv-<br />
Platz ist ein Ort des Zusammentreffens.<br />
Das gilt auch für die gemütlichen Gast-<br />
48
Anzeige<br />
stätten und den Hoßkircher Dorfladen.<br />
Das Hoßkircher Jahr 2020 fasste Haug<br />
so zusammen: „Die Seezeit mit neuem<br />
Seebad, das Dorfzentrum, Blühstreifen,<br />
Spielplätze, Fitnessparcours, Kneippanlage<br />
und die Bahn – dieser Bahnhaltepunkt,<br />
das haben wir alle gemeinsam<br />
mit großem Fleiß und auch mit einer<br />
Portion Glück geschafft.“<br />
Ein neuer Räuberbahn-Weg<br />
Auf das komplett sanierte Seebad, das<br />
als weiterer öffentlicher Ort für Sport,<br />
Begegnung, für Bewegung und Zwischenmenschlichkeit<br />
diene, ist der Bürgermeister<br />
besonders stolz.<br />
Hoßkirch ist überdies<br />
ein Bahnhaltepunkt<br />
der beliebten Räuberbahn.<br />
Neu ist der<br />
Räuberweg zwischen<br />
Hoßkirch und Ostrach.<br />
Es handelt sich um einen<br />
familienfreundlichen Weg.<br />
Wohnen und Gewerbe<br />
Ein ganz anderes Thema ist die Nachfrage<br />
nach Wohnraum, die ungebrochen<br />
groß ist. Das Angebot an Neubauflächen<br />
hält mit der Nachfrage nicht Schritt. Andererseits<br />
muss, so der Bürgermeister,<br />
mit Blick auf den Flächenverbrauch<br />
möglichst sparsam und schonend mit<br />
der Ressource „Grund und Boden“ umgegangen<br />
werden. Der örtliche Bedarf<br />
nach Bauplätzen kann soweit bedient<br />
werden. Mit dem Baugebiet „Tafertsweiler<br />
Straße“ ist das entsprechende Verfahren<br />
vorangebracht. Gewerblich sind mit<br />
der Aufstellung des Bebauungsplanes<br />
„Gewerbegebiet Hoßkirch Ost“ bereits<br />
Möglichkeiten geschaffen und im Verfahren<br />
gesichert worden.<br />
Windkraft und<br />
Kieswerk<br />
Hitzige Debatten entflammen,<br />
wenn es um die Themen Kies und<br />
Wind geht. Das Ortsbild und der Ort<br />
werden sich in gewisser Hinsicht ändern.<br />
Daher hat die Gemeinde das Forum<br />
Energiedialog Baden-Württemberg<br />
speziell zur Thematik Windkraftanlagen<br />
um Unterstützung gebeten. Haug: „Wir<br />
werden bei der sachlichen Beantwortung<br />
unserer Fragen durch unabhängige<br />
Fachexperten unterstützt.“ Sechs Windenergieanlagen<br />
plant das Unternehmen<br />
Uhl Windkraft in der Gemeinde.<br />
Das Kieswerk Weimar wird sich zwischen<br />
Tafertsweiler und Hoßkirch niederlassen.<br />
An der Kiesgrube ist neben<br />
einem Verwaltungsgebäude in den kommenden<br />
Jahren eine Werkhalle geplant<br />
sowie eine Kiesaufbereitungsanlage mit<br />
Förderbändern. Im Regionalplan Bodensee-Oberschwaben<br />
sind unglaublich viele<br />
Kiesabbau/Erweiterungsflächen vorgesehen,<br />
die den Ort enorm drücken.<br />
(reb)<br />
Anzeige<br />
49
IM PORTRAIT | RAVENSBURG<br />
WIRTSCHAFT IN BAIENFURT<br />
Die Gemeinden<br />
müssen zusammenarbeiten<br />
Baienfurt ist eine Gemeinde, die nicht nur idyllisch für Bürger und Besucher ist. Sie ist auch äußerst<br />
gefragt als Standort für Unternehmen – viele ansässige Firmen möchten expandieren. Allein, es fehlen<br />
die Flächen. Bürgermeister Günter A. Binder hofft auf das interkommunale Gewerbegebiet, das seit<br />
längerer Zeit in Planung ist.<br />
Gemeinde Baienfurt<br />
Landkreis Ravensburg<br />
Alle unsere Unternehmer – Einzelhändler,<br />
Gastronomen, Handwerker<br />
und Mitarbeiter/-innen Gewerbetreibende für den – sind<br />
in unserer Gemeindevollzugsdienst Baienfurt (m/w/d)<br />
eine sehr wichtige tragende Säule<br />
einer geringfügigen Beschäftigung („450 €-Job“).<br />
mit großer und innovativer Kompetenz.<br />
Die Gemeinde Baienfurt (rund 7.300 Einwohner) sucht im Zuge einer Altersnachfolge<br />
zum nächstmöglichen Zeitpunkt<br />
unbefristet mit einem Beschäftigungsumfang von bis zu 50 % oder auf Basis<br />
Ihre Aufgabenschwerpunkte sind primär die Überwachung des ruhenden Verkehrs<br />
und der ordnungsgemäßen Abfallentsorgung sowie der Vorschriften aus der Polizeiverordnung<br />
der Gemeinde und der Jugendschutz. Die Vergütung erfolgt entsprechend<br />
Ihrer Qualifikation bis in Entgeltgruppe 6 TVöD. Bewerbungen sind<br />
möglich bis zum 24.10.<strong>2021</strong><br />
Sie Zur vollständigen schaffen Stellenausschreibung Arbeits- gelangen und Sie über Ausbildungsplätze,<br />
über den nebenstehenden QR-Code. tragen für uns<br />
www.baienfurt.de / Aktuelles & Termine / Ausschreibungen oder<br />
und unsere Familien soziale Verantwortung,<br />
geben Kaufkraft und<br />
ermöglichen Wohlstand und Fortschritt.<br />
Für Fragen steht Ihnen Frau Munding, Leiterin des Ordnungsamtes unter<br />
0751 / 4000-23 gerne zur Verfügung.<br />
Permanent stehen sie in einem zunehmend<br />
globalen Wettbewerb.<br />
Für uns als Gemeinde Baienfurt<br />
ist es selbstverständlich, sie alle<br />
nach Kräften zu unterstützen<br />
und ihnen soweit wie möglich<br />
neues Entwicklungspotential<br />
zu ermöglichen.<br />
Günter A. Binder, Bürgermeister<br />
Die Gewerbegrundstücke auf dem Industrie-<br />
und Gewerbepark sind längst<br />
ausgeschöpft. „Innerhalb von Baienfurt<br />
wünschen sich viele unserer Mitglieder<br />
Erweiterungsflächen. Die Realisierung<br />
eines interkommunalen Gewerbegebiets<br />
wäre ein großer Erfolg für die hiesige<br />
Wirtschaft“, sagt Kurosch Sattar. Er ist<br />
Vorsitzender des Wirtschaftsverbunds<br />
Baienfurt-Baindt (WBB).<br />
Noch ist es nicht zur Gründung eines<br />
interkommunalen Zweckverbands unter<br />
den Gemeinden Baienfurt, Baindt<br />
und Berg gekommen. Günter A. Binder<br />
erklärt: „Zwischenzeitlich ist auf<br />
der Grundlage der Fortschreibung des<br />
Regionalplans ein interkommunales<br />
Gewerbegebiet gemeinsam für Baienfurt,<br />
Baindt und Berg sowie die Großen<br />
Kreisstädte Weingarten und Ravensburg<br />
vorgesehen. Dabei entfallen auf die<br />
Gemarkung Baienfurt etwa 40 Hektar<br />
und auf die Gemarkung der Gemeinde<br />
Baindt etwa 30 Hektar. Wir tragen deshalb<br />
eine gemeinsame Verantwortung“.<br />
Das gelte auch für eine intelligente Erschließung<br />
des Gewerbegebiets, welche<br />
die Faktoren wie CO2-, Verkehrs- und<br />
Lärmbelastung maximal mindert.<br />
Ein weiteres brennendes Thema sind die<br />
durch die Corona-Pandemie besonders<br />
gebeutelten Bereiche des Einzelhandels<br />
und der Gastronomie. „Die Erholung<br />
nach dem Sommer war sehr positiv,<br />
die Lage hat sich wieder beruhigt und<br />
normalisiert“, sagt Kurosch Sattar. Mittlerweile<br />
jedoch habe sich die Situation<br />
aufgrund erhöhter Corona-Fallzahlen<br />
wieder verschlechtert. Größere Reservierungen<br />
in Gaststätten – etwa für Weihnachtsfeiern<br />
– würden abgesagt. Sattar:<br />
„Das Personal und die frische Ware stehen<br />
bereit, aber die Abnehmer fehlen.“<br />
Sicher und entspannt einkaufen<br />
Auch im Einzelhandel seien die Kunden<br />
wieder zurückhaltender. Kurosch Sattar<br />
beruhigt. Wer Sorge vor Menschenmassen<br />
hat, könne gerade in den kleineren<br />
Läden von Baienfurt entspannt und sicher<br />
einkaufen. Er erinnert an die Werbekampagne<br />
des WBB „Ohne Dich kein<br />
Wir“, die auf das wichtigste Thema aller<br />
Unternehmer und Arbeiter aufmerksam<br />
macht. Ohne Kunden gebe es keine Firma<br />
und ohne die auch kein Arbeitsplatz.<br />
Das sollte zum Nachdenken anregen.<br />
50
WEIHNACHTSAKTION IN BAD WALDSEE<br />
Der „Wunschbaum“<br />
für bedürftige Kinder<br />
Der Weihnachtsbaum im Bürgerbüro von Bad Waldsee wird<br />
zum „Wunschbaum“. Kinder aus Familien, die nur über ein geringes<br />
Einkommen verfügen oder Sozialleistungen beziehen und<br />
in Bad Waldsee leben, können einen persönlichen Kinder-Weihnachtswunsch<br />
im Wert von bis zu 20 Euro nennen.<br />
Für die Eltern: Die Wunschzettel mit<br />
weiteren Informationen liegen jetzt<br />
bei der Stadtverwaltung, bei den Ortschaftsverwaltungen<br />
und im Bürgerbüro<br />
aus. Zum Herunterladen findet<br />
man ihn auch unter www.bad-waldsee.de<br />
Bis 19. November können die<br />
Wunschzettel im städtischen Sozialamt<br />
eingereicht werden. Vom 13. bis zum<br />
23. Dezember können die Eltern die<br />
Geschenke im städtischen Sozialamt (1.<br />
Obergeschoss) abholen.<br />
Für die Geschenke-Paten: Vom 22.<br />
November bis zum 4. Dezember hängen<br />
die Kinderwünsche am Weihnachtsbaum<br />
im Bürgerbüro. Wer einen<br />
Wunsch erfüllen möchte, kann dort<br />
einen oder mehrere Wunschzettel verbindlich<br />
abholen. Die Geschenke bitte<br />
weihnachtlich verpackt und zusammen<br />
mit dem Wunschzettel bis spätestens<br />
10. Dezember im städtischen Sozialamt<br />
abgeben. (red)<br />
planen + bauen<br />
PLANEN<br />
BAUEN<br />
VERTRAUEN<br />
Maßanfertigung statt<br />
Massenfertigung<br />
TRENDSETTER FAHREN MIT<br />
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DEN STROM.<br />
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+ Für Privathaushalte<br />
+ Für Wohnanlagen<br />
+ Für Gewerbe/Hotels<br />
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Individuelle<br />
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SIE AN<br />
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Elektro Keßler GmbH | Im Ballenmoos 24/1 | 88339 Bad Waldsee<br />
Tel.: 07524 9740 50 | emobil@expert-kessler.de | expert-kessler.de<br />
www.birk-planung.de<br />
51
Anzeige<br />
DER WEG FÜR DIE ZUKUNFT<br />
Ausbildungszentrum<br />
Schussental eröffnet<br />
Der weiter steigende Fachkräftemangel ist seit Jahren bekannt<br />
und in jedem Unternehmen spürbar. Dieser Mangel geht oft<br />
auch Hand in Hand mit den Ausbildungsmöglichkeiten, die<br />
nicht immer umfänglich genug von kleinen oder mittelständischen<br />
Unternehmen gegeben werden können. Als Lösung dafür,<br />
wurde das Ausbildungszentrum Schussental gegründet.<br />
FRANZ LOHR GMBH<br />
Steinbeisstraße 10<br />
88214 Ravensburg<br />
T +49 751 881 0<br />
info@franz-lohr.de<br />
www.franz-lohr.de<br />
KONTAKT<br />
Das ehemalige Ausbildungszentrum der<br />
Schuler Training GmbH wurde leider<br />
geschlossen und die Region stand vor<br />
der Herausforderung, weiterhin qualifiziertes<br />
Fachpersonal auszubilden, um<br />
langfristig dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.<br />
Die Franz Lohr GmbH,<br />
ein Handwerksbetrieb, der auf Rohrleitungs-<br />
und Anlagenbau sowie Gebäudetechnik<br />
spezialisiert ist, sowie die<br />
TWS Netz GmbH, ein regionaler Stromanbieter<br />
für die Region Oberschwaben,<br />
machten sich dazu Gedanken.<br />
Die Franz Lohr GmbH hatte im Oktober<br />
2020 ein Areal erworben, worauf<br />
bis dato nur deren Schwesterunternehmen,<br />
die Schübro Bike GmbH (bekannt<br />
als 18Grad Bikestore) ansässig war. Auf<br />
dem Gelände bestand ebenfalls bereits<br />
eine ehemalige Industriehalle, die für<br />
den Ausbau der Vorfertigung der Firma<br />
angedacht ist. Beide Firmen sahen<br />
das mögliche Potential und gründeten<br />
darauf im März <strong>2021</strong> die Ausbildungszentrum<br />
Schussental GmbH.<br />
Die Planung für die Halle lag seit Beginn<br />
im März komplett bei der Franz<br />
Lohr GmbH. Das vordere Drittel der<br />
Halle ist für das Ausbildungszentrum<br />
bestimmt. Der hintere Bereich wird<br />
von der zukünftigen Vorfertigung der<br />
Firma Lohr genutzt. Durch verschiedene<br />
Unwägbarkeiten wie die Installation<br />
einer Zwischendecke oder der zu enge<br />
Technikraum, verzögerte sich die für<br />
den September geplante Eröffnung des<br />
Ausbildungszentrums.<br />
Durch die Schließung der Schuler Training<br />
GmbH war es der Ausbildungszentrum<br />
Schussental GmbH möglich,<br />
die Maschinen für die Lehrwerkstatt<br />
und auch die Meister zu übernehmen.<br />
Neben Lehrgängen für unsere Azubis<br />
werden auch Azubis von Partnerfirmen<br />
dort unterrichtet. Im neuen Ausbildungszentrum<br />
gibt es nun die Möglichkeit,<br />
alle Elektro- und Metallberufe zu<br />
erlernen. Die Zukunft gestalten, bedeutet<br />
zu handeln und zu investieren. Die<br />
Franz Lohr GmbH und auch die TWS<br />
Netz GmbH haben diesen ersten Schritt<br />
für unsere Gesellschaft getan.<br />
52
CUSTOM HANDCRAFTED MOUNTAIN BIKES<br />
JOIN THE CREW<br />
System- und Netzwerkadministrator (m/w/d)<br />
Anwendungsbetreuer ERP Microsoft Dynamics 365 (m/w/d)<br />
Web-Entwickler/ Web Developer Fullstack (m/w/d)<br />
Innendienst Vertrieb (m/w/d)<br />
Copy writer/ corporate writer (m/w/d)<br />
Sachbearbeiter Zoll, Import & Export (m/w/d)<br />
Bilanzbuchhalter Kreditoren (m/w/d)<br />
Mehr auf www.propain-bikes.com<br />
PROPAIN Bicyles Gmbh- Schachenstraße 15 - 88267 Vogt<br />
53
KLEIN, ABER FEIN<br />
Ökogarten Bodnegg<br />
Bodnegg ist eine Gemeinde mit 98 Weilern und Höfen. Mit nur<br />
rund 15 Kilometern von Ravensburg, Wangen und Tettnang entfernt,<br />
ist sie infrastrukturell gut angebunden. Für die mehr als 3000<br />
Einwohner ist alles geboten, was der Mensch im Alltag benötigt.<br />
Zwei Kindergärten – St. Martinus<br />
und St. Elisabeth – sind<br />
für die Kleinen da. Das Johann<br />
Baptist von Hirscher-Schulzentrum<br />
(kurz: Bildungszentrum<br />
Bodnegg) ist eine Verbundschule,<br />
die von ca. 850 Schülern besucht<br />
wird. Grundschule, Werkrealschule,<br />
Realschule bilden über die einzelnen<br />
Schularten hinweg eine Gemeinschaft<br />
mit gemeinsamen Unterrichtsräumen<br />
und gemeinsamen Projekten.<br />
Die Region bietet zahlreiche Möglichkeiten<br />
zu sportlichen Aktivitäten: z.B.<br />
Wandern, Wanderreiten, Radfahren,<br />
Schwimmen in der Halle oder im Frei-<br />
bad, Tennis, Minigolf und vieles mehr.<br />
Außerdem trifft der Bürger oder Besucher<br />
den reinsten Ökogarten an. Die<br />
in der Region geernteten oder gewonnenen<br />
Produkte werden größtenteils<br />
vor Ort verarbeitet. Beispiele dafür<br />
sind die Käserei und Brennerei.<br />
Die ansässigen Gastwirte bieten ihren<br />
Gästen regionale, oberschwäbische<br />
Spezialitäten. Und wer seinen Urlaub<br />
oder einfach ein paar Tage zwischendurch<br />
in Bodnegg verbringen möchte,<br />
hat die Wahl zwischen Pensionen,<br />
Fremdenzimmern oder einem der Ferien-Bauernhöfe.<br />
(red)<br />
Ihre Fachwerkstatt bei Haftpflicht-,<br />
Voll- oder Teilkaskoschaden<br />
mit „Rundum-Service“<br />
zertifiziert<br />
Ihren Haftpflicht-, Voll- oder<br />
Teilkaskoschaden reparieren<br />
wir nach Herstellervorgaben<br />
mit unserem Rund-um-Service<br />
E-Mobilität<br />
Kompetenz<br />
Vollausgestatteter<br />
Aluminium-<br />
Arbeitsplatz<br />
Eichelstr. 32, 88285 Bodnegg-Rotheidlen,<br />
Tel. 07520/9220, info@zurga.de, www.identica-zurga.de<br />
DIE KFZ-, KAROSSERIE-<br />
UND LACKEXPERTEN
IM PORTRAIT | RAVENSBURG<br />
INTERVIEW MIT RAIMUND HASER<br />
„Derzeit sieht<br />
keine Stufe einen<br />
Lockdown vor“<br />
Raimund Haser ist seit 2016 Landtagsabgeordneter<br />
der CDU für den Wahlkreis Wangen-Illertal. Zuvor<br />
war er selbständig und Eigentümer einer Kommunikationsagentur<br />
in Leutkirch. Der Dipl. Betriebswirt und<br />
gelernte Wirtschaftsredakteur wohnt mit seiner Familie<br />
in Immenried bei Kißlegg. Haser ist von Beginn seiner<br />
politischen Arbeit an Umwelt-, Naturschutz- und<br />
Energieexperte seiner Fraktion. Business Today hat mit<br />
ihm über die aktuellsten Themen gesprochen.<br />
Herr Haser, bleibt es dabei, dass ein<br />
erneuter Lockdown trotz steigender Infektionszahlen<br />
ausgeschlossen bleibt?<br />
Wenn wir etwas gelernt haben in den<br />
vergangenen zwei Jahren, dann, dass<br />
nichts unmöglich und alles möglich<br />
scheint. Wir haben aber heute durch<br />
Impfung, Testung, Masken, die Möglichkeit<br />
für 2G-Veranstaltungen und<br />
-Betreibermodelle trotz hoher Infektionszahlen<br />
so etwas wie Normalität<br />
stattfinden zu lassen. Allerdings nur für<br />
immunisierte Personen. Derzeit sieht<br />
keine Stufe einen Lockdown vor. Und<br />
wenn Sie mich fragen, dann sollte das<br />
auch so bleiben.<br />
Wie werden sich die Spritpreise voraussichtlich<br />
entwickeln – werden sie noch<br />
teurer?<br />
Wir werden uns in den kommenden<br />
Jahren an höhere Energiekosten gewöhnen<br />
müssen - nicht nur beim Sprit.<br />
Die Energiewende hat ihren Preis.<br />
Selbst wenn Stromkosten eines Tages<br />
fallen, weil die Amortisation der Anlagen<br />
zu unschlagbaren Preisen führt,<br />
werden die Netze teurer, weil die Steuerungskosten<br />
steigen. Im Grundsatz gilt<br />
aber: Je mehr CO2 ein Energieträger<br />
hat, desto stärker wird die CO2-Be-<br />
56
preisung zuschlagen - egal ob als direkter<br />
CO2-Preis oder über Umwege<br />
im CO2-Emissionshandel. Zudem: Wir<br />
werden in den kommenden Jahren einen<br />
massiven Hochlauf an Elektrofahrzeugen<br />
bekommen - der Strompreis<br />
wird uns plötzlich so geläufig sein wie<br />
der Spritpreis. Generell müssen wir<br />
unser Augenmerk aber auf die Inflation<br />
richten: Die aktuellen Entwicklungen<br />
sind nicht nur das Ergebnis einer<br />
CO2-Bepreisung, sondern das einer<br />
allgemeinen Rohstoffknappheit - kombiniert<br />
mit monopolistischen Märkten,<br />
wie man an der Chip-Krise sieht. Wenn<br />
sich der Markt normalisiert, wird sich<br />
vieles wieder einpendeln, aber zu völlig<br />
anderen Preisen als noch vor zwei<br />
Jahren.<br />
Woher und welche Art von Strom importieren<br />
wir, wenn nach der Abschaltung<br />
des letzten Kernkraftwerks Ende 2022<br />
nicht genügend eigenproduzierte Energie<br />
zur Verfügung steht?<br />
Zunächst einmal beträgt der Anteil der<br />
Erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg<br />
heute bereits über 40 Prozent,<br />
und dieser Anteil steigt Tag für Tag.<br />
Wenn 2022 das letzte baden-württembergische<br />
Atomkraftwerk vom Netz<br />
geht, werden zunächst die anderen<br />
Energiekraftwerke hochgefahren - mit<br />
einhergehend werden Kohlekraftwerke<br />
sukzessive auf Gas umgestellt, um<br />
im Endausbau Wasserstoff-fähig zu<br />
sein. Der internationale Strommarkt<br />
greift ja heute schon. Wie viel aber<br />
woher kommt, ist heute vorausschauend<br />
schwer kalkulierbar. In der Übergangszeit<br />
- bis die Leitungen aus dem<br />
Norden einsatzfähig sind, grüner Wasserstoff<br />
verfügbar und der Ausbau der<br />
Erneuerbaren Energien noch nicht abgeschlossen<br />
ist - werden wir Kompromisse<br />
aushalten müssen. Wichtig ist<br />
aber, dass wir uns auf das Ziel fokussieren,<br />
Baden-Württemberg mit einem<br />
dann neuen elektrischen Energiesystem<br />
komplett erneuerbar - inklusive importiertem<br />
grünen Wasserstoff - zu versorgen.<br />
Die Atomkraft wird weltweit wieder<br />
zulegen, aber in Deutschland sehe<br />
ich dafür keine gesellschaftliche und<br />
politische Mehrheit mehr.<br />
Rechnet die Landesregierung wieder<br />
vermehrt mit Flüchtlingsströmen?<br />
Wer die Vorfälle zwischen Weißrussland<br />
und Polen verfolgt, kann nur zu<br />
einem Schluss kommen: Ja. Das Wort<br />
„Strom“ ist aber vielschichtig, weil nicht<br />
genau bezifferbar. Die Ankünfte in Baden-Württemberg<br />
nehmen zu, aber in<br />
einem Maße, das noch beherrschbar ist.<br />
Die Verteilungsmechanismen funktionieren,<br />
die Behörden sind eingespielt.<br />
Das ändert nichts an der Lage an sich,<br />
es bewahrt uns aber vor Kontrollverlust.<br />
Die Bundesregierung ist gefordert, gemeinsam<br />
mit den Partnern das Problem<br />
an der EU-Ostgrenze zu lösen. Darauf<br />
setze ich. Auch im Sinne der Menschen,<br />
die durch dieses Machtspiel - und um<br />
nichts anderes geht es - in eine unwürdige<br />
Lebenslage versetzt werden. Zur<br />
Ehrlichkeit gehört aber auch, dass wir<br />
uns darauf einstellen müssen, dass uns<br />
das Thema Aufnahme von Flüchtlingen<br />
den Winter über beschäftigen wird.<br />
57
Anzeige<br />
INTERVIEW<br />
„Wir müssen Erlebnisse<br />
in Wangen bieten“<br />
Wangen im Allgäu hat mit seinen rund 2000 gemeldeten Gewerben<br />
eine gesunde Mischung an Branchen. Die Betriebe wachsen<br />
schnell, weshalb die Entwicklung von Gewerbeflächen eine Herausforderung<br />
darstellt. Für den Handel in der Altstadt wünscht sich<br />
Oberbürgermeister Michael Lang vier autofreie Wochenenden.<br />
Diese Themen und mehr sind Inhalt dieses Interviews.<br />
Was zeichnet den Wirtschaftsstandort<br />
Wangen im Allgäu aus?<br />
Oberbürgermeister Michael Lang: Vor<br />
allem Mittelständler prägen das Bild der<br />
Gewerbelandschaft in Wangen im Allgäu.<br />
Wir haben hier einen gesunden<br />
Branchenmix aus modernen Industriebetrieben,<br />
traditionsreichem Handwerk<br />
sowie vielseitigen Handels- und Dienstleistungsunternehmen.<br />
Es hat sich gerade<br />
jetzt in der Zeit der Pandemie, aber<br />
auch schon in früheren allgemeinwirtschaftlich<br />
schwierigen Zeiten gezeigt,<br />
dass Wangen deshalb relativ gut durch<br />
Krisen kommen kann.<br />
Gibt es trotzdem hervorstechende<br />
Gewerbe- oder Industriezweige?<br />
Auffallend ist bei uns tatsächlich die Heterogenität<br />
der insgesamt mehr als 2000<br />
gemeldeten Gewerbe. Denken Sie an<br />
den Behälterbau, der sich zu Beginn des<br />
20. Jahrhunderts aus der Nachfrage der<br />
Landwirtschaft entwickelt hat und heute<br />
in jeder Hinsicht so groß geworden ist,<br />
dass Betriebe in diesem Bereich Großprojekte<br />
für Brauereien oder die Chemieindustrie<br />
umsetzen. Daneben gibt es<br />
Unternehmen, die im Maschinen- und<br />
Fahrzeugbau, in der Elektrotechnik- und<br />
Feinmechanik oder in der Holz-, Kunststoff-,<br />
Lebens- und Verpackungsmittelproduktion<br />
tätig sind. Auch bei einer<br />
ganzen Reihe dieser Betriebe gab es<br />
und gibt es noch Bezüge zur Land- und<br />
Milchwirtschaft. Und noch heute haben<br />
wir nicht nur eine ganze Reihe von<br />
Landwirten auf unserer Gemarkung,<br />
sondern mit den Käsereien in Leupolz<br />
und Zurwies auch zwei Betriebe, die<br />
echte Delikatessen aus heimischer Milch<br />
herstellen.<br />
Diese Wangener Unternehmen haben<br />
sich aus gewachsenen Strukturen<br />
und Bereichen entwickelt. Gibt<br />
es auch Start-ups in völlig neuen<br />
Branchen?<br />
Die Unternehmen, die ich jetzt im Auge<br />
habe, sind über das Start-up-Dasein<br />
schon hinaus, denn sie wachsen kontinuierlich,<br />
manche auch sehr schnell.<br />
Dazu gehören Firmen, die hochspezialisierte<br />
Produkte für die Automotive- oder<br />
Luftfahrt-Branche herstellen. Sie sind –<br />
um im Bild zu bleiben – seit ihrer Gründung<br />
vor rund 20 Jahren beständig in<br />
Fahrt bzw. im Aufwind. Ähnlich positiv<br />
sind die Entwicklungen von vergleichsweise<br />
jungen Firmen im IT- oder Bioscience-Bereich.<br />
Als echtes Start-up würde<br />
ich allerdings einen Betrieb sehen, der<br />
seit Kurzem in einer ausgedienten Fabrikhalle<br />
exklusive Wohnmobile für<br />
besondere Liebhaber baut. Weitere Unternehmen<br />
widmen sich den Themen<br />
Wellness- und Gesundheitsprodukte.<br />
Wo Unternehmen wachsen, brauchen<br />
sie auch Möglichkeiten zur Expansion.<br />
Sind bei Ihnen Gewerbeflächen<br />
verfügbar?<br />
Wir freuen uns natürlich sehr über die<br />
Erfolge und das gleichzeitige Wachstum<br />
unserer Betriebe. Aktuell konnten wir<br />
eine Reihe von Firmen in die ERBA vermitteln.<br />
Die ehemalige Industriebrache<br />
der Baumwollspinnerei und -weberei<br />
wird derzeit im Vorfeld der Landesgartenschau<br />
2024 in Wangen entwickelt.<br />
Ein Neubau wird derzeit von der Firma<br />
AVL SET gebaut. Nach den Anfängen mit<br />
zwei Personen in einem Wohnzimmer<br />
am direkten Rand der Wangener Altstadt<br />
ist inzwischen ein Unternehmen mit 140<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und<br />
weltweiter Vernetzung geworden, das<br />
wichtige Teile für die E-Mobility produziert.<br />
Eine alte Halle wird von einem<br />
Unternehmen saniert und ausgebaut,<br />
um dort hochspezialisierte medizinische<br />
Produkte herzustellen. Auch dieses<br />
Unternehmen ist aus kleinen Anfängen<br />
58
Anzeige<br />
Zahlen & Fakten<br />
entstanden. Neben Räumen zur eigenen<br />
Nutzung wird es in diesen Mauern<br />
auch noch Büros für weitere Betriebe<br />
oder Selbstständige schaffen. Zu weiten<br />
Teilen bezogen, ist die von privater<br />
Hand sanierte Neue Spinnerei mit<br />
5000 Quadratmetern Gewerbeflächen<br />
und 23 Wohnungen. Noch bis zur Eröffnung<br />
der Landesgartenschau wollen<br />
die neuen Eigentümer die Alte Spinnerei<br />
sanieren und auch dort Gewerbeflächen<br />
zur Verfügung stellen. Wo Betriebe<br />
wegziehen, wird auch wieder Platz frei<br />
für andere. In den kommenden Jahren<br />
wird zudem die ehemalige ERBA-Ausrüstung<br />
und spätere NTW bei Epplings<br />
in die Entwicklung mit Gewerbeflächen<br />
und Wohnraum gehen. Und dennoch<br />
wäre auch Wangen sehr froh, wenn die<br />
Entwicklung des interkommunalen Gewerbegebiets<br />
IKOWA an der Autobahn<br />
vorankommen könnte. Die Planungen<br />
dazu laufen weiter.<br />
Sprechen wir auch von Handel,<br />
Gastronomie und Tourismus.<br />
Welchen Stellenwert haben<br />
diese in Wangen und dort<br />
vor allem in der Altstadt?<br />
Die drei von Ihnen genannten<br />
sind die tragenden Säulen<br />
für das Leben in der Altstadt.<br />
Wir haben das gerade jetzt in<br />
der Pandemie deutlich sehen können.<br />
Denn als alles geschlossen bleiben<br />
musste, war die Altstadt menschenleer.<br />
Und selbst als die Geschäfte bereits<br />
wieder öffnen durften, die Lokale aber<br />
nicht, wurden auch kaum Menschen<br />
zum Einkaufen gelockt. Erst als neben<br />
dem Einkauf auch wieder das Einkehren,<br />
Essen gehen und damit auch Erlebnisse<br />
möglich waren, kamen wieder die<br />
Besucherinnen und Besucher – Tagesgäste<br />
ebenso wie Gäste, die länger bleiben<br />
wollten.<br />
Wie schafft es Wangen, dass die<br />
Menschen weiter in die Stadt kommen?<br />
Das ist eine der großen Herausforderungen<br />
in den kommenden Jahren. Wir<br />
hören von den Fachleuten, dass die<br />
Menschen immer öfter das Erlebnis suchen,<br />
was nichts Anderes heißen kann,<br />
als dass man ihnen nicht nur attraktive<br />
Geschäfte und schöne Lokale, sondern<br />
auch darüber hinaus Erlebnisse<br />
bieten muss. Dabei sind<br />
alle gefordert. Wir würden<br />
es gern sehen, wenn wir<br />
im nächsten Jahr an vier<br />
Sommerwochenenden<br />
den motorisierten Individualverkehr<br />
aus der Altstadt<br />
verbannen und gleich-<br />
• Gewerbesteuer: Die Stadt<br />
nimmt bis Jahresende <strong>2021</strong><br />
voraussichtlich rund 18 Millionen<br />
Euro Gewerbesteuern<br />
ein und liegt damit deutlich<br />
über den Erwartungen. Das<br />
wäre ein Rekord. Im Jahr<br />
2020 verzeichnete Wangen<br />
wegen der Pandemie eine<br />
Delle mit 15,7 Millionen Euro<br />
und lag damit immer noch<br />
über allen Jahren von 2016<br />
und zurück.<br />
• Die Unternehmen, Kliniken,<br />
Ärzte und Selbstständige beschäftigen<br />
mehr als 12.000<br />
sozialversicherungspflichtige<br />
Arbeitnehmer in Wangen.<br />
• Im Bereich ERBA / Auwiesen<br />
entstehen ca. 380 Wohneinheiten.<br />
In Planung sind<br />
weitere Baugebiete, so dass<br />
Wangen einen Zuwachs von<br />
insgesamt 1000 Wohneinheiten<br />
in den kommenden Jahren<br />
plant.<br />
zeitig das eine oder andere lockende<br />
Angebot auf den gewonnenen Flächen<br />
machen könnten. Das würde vor allem<br />
jenen nützen, die sich heute wegen des<br />
Verkehrs einschränken müssen. Bis es<br />
soweit ist, werden wir das Thema im<br />
Frühjahr mit den Betroffenen diskutieren.<br />
Und ganz sicher wird es während<br />
der Landesgartenschau 2024 viele gute<br />
Gründe geben, nicht nur das Gelände<br />
der Schau, sondern auch die Altstadt zu<br />
besuchen.<br />
59
GELBE TONNEN<br />
Bis Ende <strong>2021</strong> soll<br />
jeder eine haben<br />
Ab dem 1. Januar 2022 wird der Verpackungsmüll in<br />
der Gelben Tonne abgeholt. Der Landkreis Ravensburg ist<br />
derzeit dabei, diese Tonnen zu verteilen. Verantwortlich<br />
für die Verteilung und die Abholung ist die Firma Knettenbrech+Gurdulic<br />
aus Türkheim.<br />
Ein Aufkleber mit der jeweiligen Adresse<br />
zeigt, welche Tonne zu welchem<br />
Haus gehört. Der Landkreis informiert<br />
fortlaufend über die lokalen Medien<br />
und seine Homepage (www.rv.de).<br />
Eine persönliche Benachrichtigung vor<br />
Auslieferung der Tonnen erfolgt nicht.<br />
Die Verteilung der Tonnen in den<br />
Kernstadtbereichen der<br />
Städte Leutkirch im Allgäu<br />
und Weingarten erfolgt<br />
voraussichtlich ab<br />
Dezember.<br />
In den Städten Bad Waldsee,<br />
Ravensburg und Isny im<br />
Allgäu gibt es in den Kernstadtbereichen<br />
eine Ausnahme<br />
von der Gelben Tonne. Dort<br />
werden Ende des Jahres Gelbe<br />
Säcke verteilt. Verschiedene<br />
Karten zeigen, welche Stadtgebiete<br />
zu den jeweiligen Kernstadtbereichen<br />
gehören. Diese<br />
können unter www.rv.de abgerufen<br />
werden.<br />
14-tägige Leerung ab 2022<br />
Die Verteilung der Gelben Vierradtonnen<br />
für Mehrfamilienhäuser<br />
und Gewerbebetriebe erfolgt voraussichtlich<br />
im Dezember. Grundstückseigentümer<br />
und Hausverwaltungen<br />
werden gebeten, die<br />
angelieferten<br />
Tonne bis zum<br />
Jahreswechsel entsprechend<br />
unterzubringen<br />
und gegebenenfalls an<br />
die einzelnen Wohneinheiten<br />
zu verteilen. Die gesamte Verteilung<br />
der Gelben Tonnen soll für den<br />
Landkreis bis Ende des Jahres abgeschlossen<br />
werden. Die Leerung<br />
der Tonnen erfolgt<br />
frühestens ab 1. Januar<br />
2022 im 14-täglichen<br />
Rhythmus. Die Abfuhrtermine<br />
werden<br />
im Abfallkalender<br />
des<br />
Landkreises<br />
bekannt gegeben.<br />
Allgemeine Infos<br />
Ein Wahlrecht zwischen<br />
Gelbem Sack oder Gelber<br />
Tonne gibt es für die Bürger<br />
nicht. Die Tonne umfasst<br />
240-Liter und wird<br />
den Haushalten kostenlos<br />
zur Verfügung gestellt. Gesammelt<br />
werden lediglich<br />
Verpackungsabfälle einschließlich<br />
Metalldosen.<br />
Sogenannte stoffgleiche<br />
Nichtverpackungen wie<br />
Plastikspielzeug, Zahnbürsten,<br />
Klarsichthüllen usw.<br />
dürfen nicht in die Gelbe<br />
Tonne geworfen werden.<br />
(red)<br />
60
Anzeige<br />
KUNSTSTOFF-LAUFFLÄCHE<br />
“Sig on ice“<br />
Nachdem in Sigmaringen das<br />
Winterevent „Sig on Ice“ in der<br />
vergangenen Saison coronabedingt<br />
nicht stattfinden konnte,<br />
ist die Veranstaltung mit Änderungen<br />
und Neuerungen vom<br />
6. Dezember <strong>2021</strong> bis<br />
9. Januar 2022 zurück.<br />
Die größte Neuerung ist die Lauffläche<br />
selbst, denn die Sigmaringer Eisbahn<br />
wird auf eine Kunststoff-Lauffläche<br />
umgestellt. Durch das „Eislaufen“ auf<br />
Kunststoffplatten wird weder Strom<br />
noch Trinkwasser zur Aufbereitung<br />
des Eises benötigt. Für die Herstellung<br />
der Kunststoffplatten wird dabei ein<br />
nicht-toxisches Polymer mit ultrahoher<br />
Dichte verwendet. Anschließend<br />
ist das Kunststoff recyclebar. „Mit der<br />
neuen Bahn haben wir eine klimafreundliche,<br />
ressourcensparende Alternative<br />
gefunden: Mit dem neuen<br />
Material sind wir unabhängig von der<br />
Außentemperatur und können ‚Sig on<br />
Ice‘ auch an milderen Tagen problemlos<br />
genießen“, sagt Bürgermeister Dr.<br />
Marcus Ehm.<br />
Anzeige<br />
„Sig on Ice“ auf dem Festplatz<br />
Die Stadt Sigmaringen hat sich im ersten<br />
Jahr für eine Leihoption der neuen<br />
Bahn entschieden: Bewährt sich die<br />
Kunststoffbahn, wird die Stadt diese<br />
kaufen und individuell für den Rathausplatz<br />
anpassen lassen. Daher wird<br />
„Sig on Ice“ vom 6. Dezember <strong>2021</strong> bis<br />
Sigmaringens Bürgermeister Marcus Ehm<br />
hat die Eisfläche schon getestet. Foto: Stadt<br />
9. Januar 2022 auch auf den Festplatz<br />
bei der Stadthalle verlegt. Ein weiterer<br />
Grund für die einmalig geplante Verlegung<br />
stellen die Vorgaben der Corona-Verordnung<br />
und die voraussichtlich<br />
notwendige 3G-Kontrolle dar. (red)<br />
STARKER WIRTSCHAFTSSTANDORT<br />
Bad Saulgau: Ausgezeichnet<br />
gründungsfreundlich<br />
Seit dem vergangenen Jahr ist Bad Saulgau ausgezeichnet gründungsfreundlich.<br />
Mit GriBS, der Gründungsinitiative Bad Saulgau,<br />
schaffte es der oberschwäbische Wirtschaftsstandort beim<br />
Wettbewerb „Startup-BW local“ direkt auf Platz zwei der landesweit<br />
gründungsfreundlichsten Kommunen.<br />
GriBS ist ein Zusammenschluss von<br />
Existenzgründer*innen, Jungunternehmer*innen,<br />
etablierten Unternehmen<br />
und einigen gründungsinteressierten<br />
Akteuren.<br />
Die Idee: Bad Saulgau ist ein starker<br />
Wirtschaftsstandort mit fast 7.500 Arbeitsplätzen.<br />
Das überdurchschnittliche<br />
Wachstum während der vergangenen<br />
Jahre verdankt die Stadt mit wenigen<br />
Ausnahmen den vielen kleinen und<br />
mittelständischen Handwerksbetrieben<br />
und Familienunternehmen. Gründungspotential<br />
schlummert an vielen Ecken.<br />
Es ist aber manchmal einfach nicht zu<br />
erkennen, oder es fehlt der letzte zündende<br />
Funke.<br />
Das Ziel: Genau hier setzt GriBS an.<br />
Das Netzwerk fördert und unterstützt<br />
die vielen, bereits vorhandenen Potentiale.<br />
Es steht Gründer*innen mit Rat<br />
und Tat zur Seite, ganz niederschwellig<br />
und auf Augenhöhe - ganz nach dem<br />
Motto „natürlich durchstarten“.<br />
KONTAKT<br />
STADT BAD SAULGAU<br />
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG<br />
Ilona Boos, Thomas Schäfers<br />
Telefon 07581 207-103 / -1<strong>04</strong><br />
wirtschaftsfoerderung@badsaulgau<br />
dewww.bad-saulgau.de<br />
61
Anzeige<br />
LOS PFULLENDORF<br />
Pfullendorfer Unternehmen<br />
nutzen die Plattform erfolgreich<br />
Ohne online geht es nicht. Ohne die Läden in der Innenstadt aber auch nicht. Locamo.de ist eine<br />
Plattform, die hier eine Brücke schlägt. Die Pfullendorfer und Mengener Einzelhändler können mithilfe<br />
von LOS Pfullendorf, beziehungsweise LOS Mengen ihre Waren sowohl auf der Fläche, als auch<br />
im Netz präsentieren. Die bisherigen Erfahrungen der Händler sind positiv.<br />
Das Geheimnis von LOS<br />
Über LOS (Lokal Online Shoppen) lassen<br />
sich die Produkte eines Unternehmens<br />
zusätzlich online verkaufen – und<br />
zwar mit denkbar wenig Aufwand. Die<br />
lokalen Unternehmen können sich auf<br />
einem regionalen und einem bundesweiten<br />
Portal präsentieren und gewinnen<br />
so zusätzlich neue Kunden. Dabei<br />
ist es egal, ob es sich um Einzelhändler<br />
oder Handwerker handelt. Die online<br />
angebotenen Produkte werden nicht<br />
nur auf dem Marktplatz eingestellt, sondern<br />
auch in allen bekannten Verkaufskanälen<br />
wie Google Shopping, guenstiger.de<br />
oder Idealo.<br />
76 Prozent kaufen online ein<br />
Gerade für Unternehmen ohne, oder<br />
mit einer einfachen Website, ist LOS<br />
eine gute Möglichkeit sichtbar zu werden<br />
und Sortiment und Produkte darzustellen.<br />
Ein weiterer Vorteil: Der<br />
Händler hat 365 Tage im Jahr für seinen<br />
Kunden geöffnet.<br />
Laut unterschiedlichen<br />
Statistiken kaufen 76 Prozent<br />
der Kunden mindestens<br />
einmal im Monat<br />
online oder mobil<br />
ein. Ein weiterer Vorteil:<br />
Die rechtliche Sicherheit<br />
beim Onlineverkauf ist<br />
über Locamo.de gewährleistet.<br />
Beim Einrichten<br />
des Profils auf LOS sowie<br />
beim Hochladen,<br />
Bearbeiten oder Löschen<br />
der Produkte, werden<br />
die lokalen Unternehmer<br />
von professionellen Mitarbeitern<br />
von Locamo.de<br />
unterstützt.<br />
LOS Pfullendorf<br />
Das Unternehmen Klaiber Schreiben &<br />
Schule & Schenken in Pfullendorf nutzt<br />
LOS Pfullendorf seit einem dreiviertel<br />
Jahr und kann Positives berichten. Katrin<br />
Klaiber sagt: „Für uns hat sich das<br />
Angebot gelohnt – wir betrachten es als<br />
eine erweiterte Ladentheke. Ich kann<br />
die Plattform empfehlen.“<br />
Die Corona-Pandemie habe der ohnehin<br />
bestehenden Tendenz zum Online-Kauf<br />
noch einmal einen Schub<br />
gegeben. Viele Kunden kämen auch<br />
außerhalb von Pfullendorf auf Klaiber<br />
zu, denn Locamo.de funktioniert<br />
deutschlandweit. Das Einstellen oder<br />
Löschen der Produkte auf der Seite sei<br />
einfach und selbsterklärend. „Wir wurden<br />
vom Anbieter beim Erstellen unseres<br />
Profils auch sehr gut beraten“, sagt<br />
Katrin Klaiber. Sie bleibe auf jeden Fall<br />
auch in Zukunft dabei.<br />
Katrin Klaiber ist von LOS Pfullendorf überzeugt und bietet ihre Produkte mit Erfolg online an.<br />
62<br />
KONTAKT<br />
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG<br />
PFULLENDORF<br />
Bernd Mathieu<br />
Tel. 07552/251111<br />
bernd.mathieu@stadt-pfullendorf.de
Anzeige<br />
LOS MENGEN<br />
Mit reinem Gewissen<br />
online bestellen<br />
Viele Kunden möchten durchaus den lokalen Handel unterstützen<br />
und sich mit der Region identifizieren, aber doch online<br />
kaufen. Ihnen bietet sich auf LOS Mengen und LOS Pfullendorf<br />
ein zusammengefasstes Angebot vor Ort auf einen Blick.<br />
aus Mengen zur Verfügung stehen.<br />
Online und offline kombinieren<br />
Das Augenoptikergeschäft Buck in Mengen<br />
wird schon seit jeher aus Familienhand<br />
geführt. Carolin Buck war im Gespräch<br />
mit blubbr.de und spricht über<br />
ihre Erfahrungen mit los-mengen.de.<br />
LOS Mengen<br />
Mengens Wirtschaftsförderer Manuel<br />
Kern hält LOS Mengen deshalb für unverzichtbar,<br />
weil das Online-<br />
Kaufverhalten in den vergangenen<br />
Jahren stark gestiegen und<br />
die Bedeutung digitaler Vertriebskanäle<br />
gewachsen ist. „Mit<br />
den beiden örtlichen Portalen<br />
los-pfullendorf.de und los-mengen.de<br />
hat der Anbieter Locamo<br />
sowohl für Kunden als auch stationäre<br />
Händler attraktive Plattformen<br />
entwickelt“, so Manuel<br />
Kern.<br />
Locamo.de ist ein bundesweit<br />
stark wachsender Online-Marktplatz,<br />
der seit mehr als sechs<br />
Jahren mindestens 2.500.000<br />
potenzielle Käufer pro Jahr erreicht.<br />
Anbieter sind ausschließlich<br />
stationäre Händler. Kern:<br />
„Selbstverständlich erhoffe ich<br />
mir, dass künftig noch viele weitere<br />
Anbieter folgen werden und<br />
den Kunden noch mehr Produkte<br />
Das Augenoptikergeschäft Buck hält LOS Mengen für zielführend und<br />
erfolgsversprechend.<br />
Die Digitalisierung sei eine Entwicklung,<br />
die so immer weiter voran gehen wird.<br />
Da müsse man einfach mitmachen und<br />
sich den Herausforderungen und den<br />
Ansprüchen der jeweiligen Zeit stellen.<br />
„Der Bereich Online-Handel und Online-Marketing<br />
ist sehr arbeitsintensiv<br />
und derzeit haben wir noch nicht genug<br />
Manpower, um dies allein zu stemmen.<br />
Ich denke, ein gemeinsames Online-,<br />
aber auch stationäres Standort-Management<br />
im Rahmen von LOS Mengen ist<br />
sehr zielführend und erfolgversprechend“,<br />
sagt Carolin<br />
Buck.<br />
Regionales Einkaufen sichere<br />
Arbeitsplätze vor Ort und<br />
reduziere viele Einzelpakete.<br />
Die Verbindung von Online<br />
und Offline halte für den<br />
Endkunden beide Optionen<br />
offen, wodurch er je nach<br />
zeitlicher Verfügbarkeit immer<br />
den für ihn gerade passenden<br />
Einkaufsweg wählen<br />
kann.<br />
KONTAKT<br />
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG<br />
MENGEN<br />
Manuel Kern<br />
07572/607530<br />
Manuel.Kern@mengen.de<br />
63
CORONA-PANDEMIE<br />
Der Kampf der<br />
Weihnachtsmärkte<br />
Es wurden bereits viele, vor allem kleinere, Advents- und Weihnachtsmärkte abgesagt. Stand Redaktionsschluss<br />
hielten aber auch noch einige, wie die in Ravensburg oder Friedrichshafen, mit abgespeckten<br />
Versionen die Stellung. Die Absage aller Märkte wäre ein schwerer Schlag für die Marktbeschicker.<br />
Ein Blick in die Region zeigt, dass es<br />
durch die steigenden Zahlen an Covid-19<br />
Patienten viele Gemeinden und<br />
Städte gibt, die ihre Advents- und Weihnachtsmärkte<br />
bereits abgesagt haben.<br />
So beispielsweise Bad Waldsee, Lindau,<br />
Meersburg, Waldburg, Vogt und Berg.<br />
Außerdem gecancelt wurden die Nikolausmärkte<br />
in Bergatreute und Mochenwangen,<br />
der Adventsmarkt in Wolpertswende<br />
sowie der in Grünkraut und der<br />
Martinimarkt in Schlier.<br />
Das Bauernhausmuseum in Wolfegg<br />
möchte seinen Adventsmarkt vom 10.<br />
bis 12. Dezember nicht aufgeben. Man<br />
habe ein Gelände von 15 Hektar zur<br />
Verfügung, auf dem sich die Besucher<br />
verteilen könnten. Jedoch hätten einige<br />
Standbetreiber ihre Teilnahme nun doch<br />
abgesagt. Ravensburg möchte seinen<br />
Christkindlesmarkt durchziehen, genauso<br />
wie Friedrichshafen seine Bodensee-Weihnacht.<br />
Marktbeschicker in Not<br />
Ulm pocht auf seinen Weihnachtsmarkt<br />
unter dem Münster, denn der Aufbau er-<br />
Hat die Buden für den Weihnachtsmarkt schon aufgebaut: Ulm.<br />
laube die Umsetzung der 2G-Regel mit<br />
Zugang für Geimpfte und Genesene. An<br />
vier Eingängen soll es Zugangskontrollen<br />
geben. Die Marktbeschicker, von denen<br />
viele ihren Jahreshauptumsatz auf<br />
den Weihnachtsmärkten machen, sind<br />
auf die Durchführung der Märkte angewiesen.<br />
Für einige würde eine Absage<br />
nach dem Ausfall im Jahr 2020 das Ende<br />
ihrer wirtschaftlichen Kräfte bedeuten.<br />
Deutschlandweit sind sich die Organisatoren<br />
ebenfalls uneinig. Der weltberühmte<br />
Christkindlesmarkt<br />
in<br />
Nürnberg dürfte<br />
wohl nach Stand zu<br />
Redaktionsschluss<br />
stattfinden. Seit Monaten<br />
arbeitet die<br />
Stadt an einem dezentralen<br />
Konzept.<br />
Ravensburg möchte<br />
den Christkindlesmarkt<br />
auch durchführen.<br />
Demnach gibt es ein „Stufenkonzept“: Je<br />
nach Corona-Lage und -Auflagen kann<br />
der Markt angepasst werden.<br />
300 Buden im Grenzgebiet<br />
Ähnliche „Eskalationsstufen“ hat auch<br />
die Stadt Augsburg für ihren Markt in<br />
der Schublade. In Bochum können sich<br />
die Menschen zur Öffnung des großen<br />
Weihnachtsmarktes in der kommenden<br />
Woche sogar vor Ort gegen das Coronavirus<br />
impfen lassen.<br />
Abgesagt hingehen wurde bereits der<br />
Weihnachtsmarkt in München, Stuttgart<br />
wankt noch. Ganz anders sieht es bei<br />
den Nachbarn im deutsch-französischen<br />
Grenzgebiet aus. Die Elsass-Metropole<br />
Straßburg will ihren Weihnachtsmarkt<br />
wieder in großem Stil ausrichten. Mehr<br />
als 300 Buden sollen vom 26. November<br />
an die Besucher locken. Das Maskentragen<br />
auf dem Markt ist Pflicht. Fürs Essen<br />
und Trinken gibt es speziell ausgewiesene<br />
Zonen, damit es nicht zu Gedränge<br />
vor den Buden kommt. (SZ)<br />
64
ABSAGE DER WEIHNACHTSMÄRKTE<br />
So kommen<br />
Keramiker über<br />
die Runden<br />
Das Thema Natur und Handgemachtes wird groß geschrieben<br />
– auch im kommenden Jahr. Das dürfte den<br />
Töpfereien in der Region in die Hände spielen. Die Absage<br />
der meisten Weihnachtsmärkte jedoch, könnte dem einen<br />
Dämpfer verpassen. Das sagen Allgäuer Keramiker.<br />
Von Stefanie Rebhan<br />
Zwei junge Töpferinnen mit Meistertitel<br />
arbeiten in Weipoldshofen bei Leutkirch<br />
als Keramikerinnen. Verena Brummer<br />
und Hannah König bereiten sich nun<br />
auf den Weihnachtsverkauf vor. Die<br />
Weihnachtsmärkte allerdings, haben sie<br />
in diesem Jahr außen vor gelassen. Verena<br />
Brummer sagt: „Ich habe mich nicht<br />
darauf beworben, weil es mir zu unsicher<br />
schien. Man geht ja Wochen vorher<br />
in die Produktion und bleibt dann auf<br />
der ganzen Ware sitzen, wenn der Markt<br />
nicht stattfindet.“<br />
Auf Weihnachten hin laufe das Geschäft<br />
nicht schlecht, viel tue sich in jedem<br />
Fall online. „Das Interesse steigt kontinuierlich.<br />
Plattformen wie Etsy und Instagram<br />
erhöhen die Bekanntheit und<br />
bringen Kunden“, so Verena Brummer.<br />
Der Nachteil sei die Schwemme an sogenannten<br />
Hobbytöpfern, die das Handwerk<br />
nicht professionell gelernt haben<br />
und auf Märkten nicht zugelassen wären.<br />
Die Keramik wird von Verena und Hannah<br />
vorwiegend an der Drehscheibe<br />
produziert, handbemalt, glasiert und<br />
gebrannt. Hannahs Markenzeichen sind<br />
feine Porzellan-Lampenschirme mit<br />
Ritz-Dekor, das das Licht durchschimmern<br />
lässt. Verena arbeitet vorwiegend<br />
mit einer Dekor-Technik namens Sgraffito.<br />
Das ist eine Maltechnik, die auf<br />
mindestens zwei übereinanderliegenden<br />
Farbschichten beruht, wobei das Motiv<br />
durch das stellenweise Abkratzen der<br />
oberen Farbschichten entsteht.<br />
Extrem umsatzstarke Märkte<br />
Individualität unterstreichen. Außerdem<br />
sind Backformen gefragt. Busse: „Wir<br />
kommen gar nicht mehr nach mit der<br />
Produktion“. Der persönliche Stil seiner<br />
Töpferei ist das Arbeiten mit Spitzendekor.<br />
Darauf hat er sich mit seiner Frau<br />
Ingrid und Tochter Aline spezialisiert.<br />
Dass die meisten Weihnachtsmärkte<br />
gerade abgesagt werden, bedauert er.<br />
Das Weihnachtsgeschäft ist wichtig. Er<br />
plant daher, ein Advents-Zelt im Freien<br />
vor seiner Werkstatt aufzustellen, damit<br />
die Menschen an der Luft mit genug<br />
Abstand bummeln können. Einen Online-Shop<br />
hat er auch, vor allem möchte<br />
er so die jüngeren Kunden ansprechen.<br />
Harald Busse nutzt Spitzendekor für seine Keramik.<br />
Diesen Sommer waren die Freunde<br />
handgemachter Keramik sehr kauffreudig.<br />
Das erzählt Keramiker Harald Busse<br />
aus Altshausen. Nach den bislang einschneidendsten<br />
Corona-Beschränkungen<br />
Ende 2020 hätten es die Menschen<br />
genossen, an der frischen Luft an den<br />
Ständen der Töpfermärkte entlang zu<br />
schlendern. „Die Leute hatten ein Nachholbedürfnis,<br />
die Märkte liefen extrem<br />
gut.“<br />
Besonders stark sei derzeit die Nachfrage<br />
im Bereich Kaffee- und Speiseservice.<br />
So könnten die Kunden ihre<br />
Verena Brummer liebt Sgraffito.<br />
65
SERVICE | GEWINNSPIEL<br />
Unsere Seiten voller Ideen<br />
für Weihnachtsgeschenke<br />
kamen im Dezember<br />
2020 so gut bei unseren<br />
Lesern an, dass wir zu<br />
Wiederholungstätern<br />
werden. Schon das<br />
ganze Jahr über haben<br />
wir nach Weihnachtsgeschenken<br />
Ausschau<br />
gehalten, die besonders<br />
und auch im lokalen<br />
Handel zu finden sind.<br />
Von Stefanie Rebhan<br />
Adventskalender<br />
Starten wir die Weihnachtsgeschenke-Serie mit seinem Vorläufer,<br />
dem Adventskalender. Längst gibt es mehr als nur Kalender<br />
mit jeder Art von Schokolade. Zum Beispiel mit Tee, mit Müsli,<br />
mit Drogerieartikeln, Saatgut-Tüten, 24 zu lösenden Rätseln,<br />
Duftölen und vieles mehr. Kommt super an, kostet aber auch<br />
deutlich mehr als der No-Name-Kalender mit zweitklassiger<br />
Schoki. Wir sprechen hier von einer Bandbreite von 0,80 Cent<br />
bis 400 Euro – nach oben ist der Preis aber stets offen.<br />
WEIHNACHTS-<br />
GESCHENKE-TIPPS <strong>2021</strong><br />
66<br />
Insektenhotel<br />
Der Garten steht spätestens seit Corona ganz hoch im<br />
Kurs. Viele Menschen achten bei der Gestaltung auf Naturnähe<br />
und Insektenfreundlichkeit. Für jene eignet sich<br />
hervorragend ein Insektenhotel. Es gibt sie in den unterschiedlichsten<br />
Größen und ansprechenden Formen. Ab<br />
20 Euro bekommt man bereits ein nettes Stück. Wer handwerklich<br />
begabt ist und dabei ein wenig kreativ, der kann<br />
sogar selbst eines bauen.<br />
Tassenwärmer<br />
Der schöne warme Kaffee oder der Tee steht neben<br />
dem PC, den man gerade bedient, und eine<br />
gefühlte Minute später ist er eiskalt. Das kann der<br />
Tassenwärmer verhindern. Es gibt ihn in verschiedenen<br />
Aufmachungen, aber alle eint, dass sie mit<br />
allen USB Anschlüssen von PC- oder Mac-Geräten<br />
kompatibel sind. Er hält die Getränke bis zu 60<br />
Grad warm.
Iris-Fotografie<br />
Es ist unglaublich, was man in der Iris eines Auges alles<br />
sehen kann – wenn sie nur richtig fotografiert wurde! Ein<br />
ordentlicher Fotograf erschafft mit einer professionellen<br />
Ausrüstung ein wahres Kunstwerk, indem er meist ab 40<br />
Euro die Iris seines Kunden aufnimmt und leicht bearbeitet.<br />
Die hochauflösenden Bilder sind bestens geeignet für<br />
einen Druck, der sich klasse in jedem Zimmer macht. Holen<br />
Sie sich als Geschenk einen Gutschein vom Fotografen<br />
Ihres Vertrauens.<br />
Grillmachete<br />
Hey, wer grillt nicht gern?<br />
Kann man übrigens auch<br />
im Winter. Bestens dafür<br />
geeignet ist die Grillmachete<br />
– auf Wunsch auch mit<br />
Gravur. Mit dem Teil lassen<br />
sich Burger und Steaks<br />
wenden und die Kante an<br />
der Spitze ist scharf genug,<br />
um Würstchen zu zerteilen.<br />
Nebenbei kann man<br />
mit den Zähnen vor dem<br />
Griff Kronkorken von Flaschen<br />
lösen.<br />
The #UpsideDownChallenge<br />
Das Spiel von Ravensburger ist vor allem<br />
eins: lustig. Zwei bis sechs Spieler (geht<br />
aber auch in einer größeren Gruppe) müssen<br />
in einer bestimmten Zeit Aufgaben erledigen<br />
wie einen Bär zeichnen oder Wasser<br />
von einem Becher in den anderen leeren.<br />
Nur, dass sie dabei eine Brille tragen, durch<br />
die man alles umgekehrt sieht. Mehr als 100<br />
Mal- und Aktionsaufgaben warten, die im<br />
Normalfall unfassbar einfach sind, und jetzt<br />
die ganze Konzentration erfordern. Empfohlen<br />
wird das Spiel ab sieben Jahren.<br />
Fotos: pr 67
BUSINESS KULTUR<br />
Termine<br />
Das Theaterstück „Name: Sophie<br />
Scholl“ wird am 27. und 28.<br />
Dezember <strong>2021</strong>, jeweils um 20<br />
Uhr, in der Linse in Weingarten<br />
aufgeführt. Karten gibt es unter<br />
www.kulturzentrum-linse.de<br />
THEATERSTÜCK „NAME: SOPHIE SCHOLL“<br />
Bleibe dir selbst gegenüber loyal<br />
Katharina El Masri aus Ravensburg und Kathrin Mohn, die in Ravensburg lebt, haben<br />
als Schauspielerinnen mit dem Theaterstück „Name: Sophie Scholl“ von sich Reden<br />
gemacht. Regisseur Emrah Elciboga hat das Stück inszeniert. Wir haben mit ihm und<br />
Katharina El Masri über die Herausforderungen gesprochen. Das Stück wird nur noch<br />
zweimal in der Linse in Weingarten aufgeführt.<br />
Von Stefanie Rebhan<br />
68
››<br />
„Name: Sophie Scholl“<br />
wurde ursprünglich von<br />
Rike Reiniger als Monolog<br />
geschrieben. In der<br />
Neuinszenierung hat der Istanbuler Regisseur<br />
Emrah Elciboga ein Zwei-Personen-Stück<br />
daraus gemacht. Er hat Katharina<br />
El Masri und Kathrin Mohn – mit<br />
denen er bereits zusammengearbeitet<br />
hatte – gleich für das Stück im Auge gehabt.<br />
Die beiden jungen Frauen spielen<br />
mehrere Rollen und sind beide die gesamten<br />
70 Minuten auf der Bühne.<br />
In dem Stück geht es um eine Studentin<br />
der Gegenwart, die Sophie Scholl heißt<br />
(Katharina El Masri), und schwer an der<br />
Verantwortung ihres Namens zu tragen<br />
hat. Ihr Professor hat Unrecht getan und<br />
will seine Schuld der Sekretärin in die<br />
Schuhe schieben. Sophie könnte diese<br />
entlasten, würde dann aber ihre eigene<br />
Karriere aufs Spiel setzen. Ihr gegenübergestellt<br />
wird die historische Widerstandskämpferin<br />
Sophie Scholl (Kathrin<br />
Mohn).<br />
Die Loyalität zu sich selbst<br />
Da beide Schauspielerinnen mehrere<br />
Rollen spielen, stehen sie ununterbrochen<br />
im Rampenlicht. „Wir mussten uns<br />
darauf einlassen, schnell die Gefühlslage<br />
zu ändern. Außerdem muss man seine<br />
Rolle ja auch weiterspielen, wenn die<br />
andere Sophie spricht“, sagt Katharina<br />
El Masri. Regisseur Emrah Elciboga habe<br />
dabei einen anderen Ansatz als deutsche<br />
Regisseure. Er lege weniger Wert auf<br />
Technik und Aussprache, sondern verstärkt<br />
auf das Gefühl. „Weniger spielen,<br />
weniger tun, mehr fühlen. Und dieses<br />
Gefühl muss auf den Zuschauer übertragen<br />
werden“, so die 33-Jährige. Die<br />
Zusammenarbeit mit Elciboga sei anspruchsvoll,<br />
aber voller<br />
gegenseitiger Wertschätzung<br />
gewesen.<br />
Ein Vorteil trotz der<br />
schweren Rolle: Sie<br />
könne sich zu 100 Prozent<br />
auf ihre Co-Protagonistin<br />
Kathrin Mohn,<br />
mit der sie bereits auf<br />
der Bühne stand, verlassen.<br />
Zusammen könnten<br />
sie jeden möglichen<br />
Fehler ausbügeln. Sie<br />
ist sich sicher, dass die<br />
Zuschauer die Botschaft<br />
des Stückes verstehen. Es geht vor allem<br />
darum, die Loyalität zu sich selbst zu bewahren.<br />
Katharina El Masri: „Die historische<br />
Sophie Scholl ist nicht gestorben,<br />
um eine Heldin zu werden. Sie hat so<br />
gehandelt, weil sie sich damit selbst treu<br />
geblieben ist. Es gibt viele gesellschaftliche<br />
Probleme, bei denen die Menschen<br />
sich entscheiden müssen, ob sie sich<br />
selbst treu bleiben, oder den Weg des<br />
geringsten Widerstandes gehen.“<br />
Coaching auf Augenhöhe<br />
Emrah Elciboga ist ausgebildeter Schauspieler<br />
und Regisseur und hat<br />
bereits viele Theaterstücke, Filmspiele<br />
und TV-Sendungen produziert.<br />
Rike Reiniger – von der er<br />
in Ravensburg schon den „Zigeuner<br />
Boxer“ inszeniert hatte – hatte<br />
ihm ihren Monolog gegeben und<br />
ihn darum gebeten, ihn auf der<br />
Bühne umzusetzen. „Ich las den<br />
Text mit Begeisterung und wollte<br />
ihn aus einem anderen Blickwinkel<br />
erzählen. Die Zuschauer<br />
sollten sich mit der Person Sophie<br />
Scholl auseinandersetzen, nicht<br />
mit den den ohnehin bekannten<br />
historischen Geschehnissen“, sagt der<br />
Regisseur.<br />
Er habe zudem darauf aufmerksam machen<br />
wollen, dass sich die Gesellschaft<br />
heute aus der eigenen Verantwortung<br />
zieht, indem sie durch ihr Schweigen<br />
grausame Diktatoren stärkt. Loyalität sich<br />
selbst gegenüber und damit verbunden<br />
die Selbstachtung seien Tugenden, die<br />
sich nie ändern sollten. Der Zuschauer<br />
hinterfrage sich durch die Geschichte<br />
der beiden Sophies selbst.<br />
Apropos – wieso eigentlich zwei Sophies,<br />
wo das Stück ursprünglich ein<br />
Monolog war? Emrah Elciboga erklärt:<br />
„Das Publikum kann meiner Meinung<br />
nach auf diese Art Zusammenhänge besser<br />
nachvollziehen. Wir switchen zwischen<br />
Vergangenheit und Gegenwart.“<br />
Er habe großes Potential in seinen begabten<br />
Amateur-Schauspielerinnen gesehen<br />
und mit Coaching auf Augenhöhe<br />
eine professionelle Performance der<br />
beiden erzielt. Sowohl er als auch das<br />
Publikum seien sehr zufrieden mit dieser<br />
Version.<br />
Nur 45 Tage Produktion<br />
Eine Herausforderung der Produktion<br />
bestand im Erklären der schnellen<br />
Zeitsprünge im Text, dem verworrenen<br />
Ablauf der Ereignisse und der Abbildung<br />
der psychischen Zustände. „Wir verbrachten<br />
Stunden mit jedem einzelnen<br />
Wort, sowohl theoretisch als auch praktisch“,<br />
sagt er. Die größte Schwierigkeit<br />
jedoch, war die Produktionsphase. Nach<br />
Corona gab es ein Zeit- und Raumproblem.<br />
Erst nach drei Jahren Wartezeit<br />
konnte das Stück zum 100. Geburtstag<br />
von Sophie Scholl aufgeführt werden.<br />
Letztlich hatte das Team genau 45 Tage<br />
Zeit, um Regie, Musik, Bühnenbild,<br />
Kostüme, Lichter, Plakate, Broschüren<br />
und mehr umzusetzen. Elciboga: „Meine<br />
Ehefrau, meine Schauspielerinnen<br />
und ich haben Hand in Hand mit vielen<br />
Nachtschichten zusammengearbeitet.<br />
Unser Motto war: ,Wir werden nicht nur<br />
ein Theaterstück aufführen, wir werden<br />
auch ein Wunder vollbringen‘, und genau<br />
das geschah auch.“ Andere Theaterhäuser<br />
haben das Team schon für Aufführungen<br />
angefragt.<br />
69
AKTUELLES | GEWINNSPIEL<br />
Spatenstich<br />
Autohaus Ebner<br />
vergrößert sich<br />
Beim Spatenstich (v.r.):<br />
Bürgermeister Günter<br />
A. Binder, Lothar<br />
Ebner, Christian Ebner,<br />
Architekt Albert Bauhofer<br />
und Holger Biehl<br />
vom Bauunternehmen<br />
Rinker.<br />
Foto: Rosa Laner<br />
BAIENFURT_ Das Autohaus Ebner vergrößert sich am Standort in Baienfurt. Nach Fertigstellung eines Neubaus wird im<br />
bestehenden Gebäude ausschließlich Nissan und gegenüber Kia präsentiert. Christian Ebner freut sich: „Kia ergänzt unser<br />
Angebot, welches bisher auf Nissan bezogen war. Mit der Kia-Modellpalette können wir nahezu jeden Kundenwunsch erfüllen.<br />
Das neue Kia-CI-Konzept kommt im nächsten Jahr auf den Markt und wir werden uns als einer der ersten Standorte in<br />
Deutschland mit diesem präsentieren.“ Entstehen werden ein vollwertiges Autohaus mit eigenem Verkauf auf einer Ausstellungsfläche<br />
von rund 500 qm, fünf Werkstattboxen, die Annahme, ein Räderhotel sowie eine elektroaffi ne Schnellladesäule.<br />
Beim Spatenstich lobte Bürgermeister Günter A. Binder: „Die Firma Ebner hat seit 27 Jahren Fundament und Wurzeln in Baienfurt<br />
und sich zu einem erfolgreichen Unternehmen mit Strahlkraft in die gesamte Region entwickelt. Die Zulassungszahlen<br />
von Nissan sind in der Region im Vergleich zu Deutschland sehr hoch. Das spricht für die vertrauensvolle Zusammenarbeit,<br />
die von den Kunden sehr geschätzt wird.“<br />
10 Jahre Wirtschaftsmuseum<br />
Umbau als Geschenk für die Region<br />
Das Wirtschaftsmuseum Ravensburg wird umgebaut.<br />
RAVENSBURG_Im Jahr 2022 feiert das Wirtschaftsmuseum sein<br />
zehnjähriges Bestehen. Zu diesem Anlass stehen große und<br />
spannende Änderungen an. So wird die komplette Dauerausstellung<br />
durch eine Jubiläumsausstellung ersetzt. „Sparen – die<br />
Geschichte einer deutschen Tugend“ lautet der Titel. Konzipiert<br />
wurde diese durch das Deutsche Historische Museum in Berlin<br />
– der ersten Adresse für historische Ausstellungen in Deutschland.<br />
Die Ausstellung wird an die historischen Räumlichkeiten<br />
in der Marktstraße 22 angepasst. Das Wirtschaftsmuseum hat<br />
daher wegen Umbau bis Mitte Februar 2022 geschlossen.<br />
Auch die Kreissparkasse Ravensburg feiert im nächsten Jahr Jubiläum – 200 Jahre vor Ort als Partner der Region. Gemeinsam<br />
konnte so ein attraktives Paket für Schulen geschnürt werden. So haben alle Schüler freien Eintritt ins Wirtschaftsmuseum.<br />
Für Schulklassen gibt es die Möglichkeit eine von 100 kostenlosen Führungen zu erleben und so tief in die Materie „Sparen“<br />
einzutauchen.<br />
TRUMPF Photonic Components<br />
Zweimilliardstes Produkt ausgeliefert<br />
ULM_TRUMPF Photonic Components in Ulm, ein weltweit führender Anbieter von VCSEL und Photodioden für die Märkte<br />
Unterhaltungselektronik, Datenkommunikation, industrielle Sensorik und Heizsysteme, sowie Automobil, hat kürzlich das<br />
zweimilliardste Produkt ausgeliefert. Dieser kumulative Meilenstein wird durch einen signifikanten Anstieg der Nachfrage<br />
nach VCSEL-Technologie erreicht. Er wird durch Trends wie 3D-Gesichtserkennung<br />
oder Abstandssensorik in der Smartphone-Industrie oder durch die<br />
steigende Nachfrage nach optischer Datenkommunikation in Rechenzentren<br />
angetrieben. In den vergangenen zwei Jahren, seit TRUMPF das Geschäftsfeld<br />
übernommen hat, investierte das Unternehmen mehr als 20 Millionen<br />
Euro in den Hauptsitz in Ulm. Die Produktionskapazitäten wurden erweitert,<br />
um das Geschäftswachstum zu unterstützen, welches sowohl in bestehenden<br />
Märkten als auch in neuen Segmenten wie Quantencomputing aufkommt.<br />
TRUMPF treibt das seit über 20 Jahren etablierte Technologie-Know-how weiter<br />
voran, um seine Führungsposition zu behaupten und einen Photonic Hub<br />
in Ulm aufzubauen.<br />
70
VERLOSUNG<br />
Gewinnen Sie<br />
fantastische<br />
Spiele!<br />
Das Thema Spiele zieht sich bei uns durch die<br />
aktuelle Ausgabe. Daher verlost Business Today<br />
drei Spiele, die uns der „Seetroll – Comics und<br />
Spiele“ aus Friedrichshafen zur Verfügung gestellt<br />
hat. Ein ideales Weihnachtsgeschenk für<br />
die Lieben, oder gleich zum selbst spielen.<br />
„Undo – Es lebe der König“ von Pegasus Spiele, ab 10 Jahre,<br />
2 bis 6 Spieler: Königliches Bankett, September 1256: Es<br />
handelt sich um die Trauerfeier der verstorbenen Königin.<br />
Der König nimmt einen Schluck aus seinem Kelch. Plötzlich<br />
beginnt er zu husten und greift sich mit der Hand an die<br />
Kehle. Er bricht zusammen. Der Leibarzt verkündet wenig<br />
später: „Der König ist tot!“ Nun geht es nicht darum, den<br />
Tathergang zu lösen oder einen Mörder zu identifizieren.<br />
Stattdessen müssen die Spieler als körperlose Schicksalsweber<br />
durch die Vergangenheit des Königs reisen, um seinen<br />
Tod zu verhindern. Jeder der Zeitsprünge bringt eine folgenschwere<br />
Entscheidung mit sich, die darüber bestimmt,<br />
ob der König am Ende lebt oder stirbt.<br />
„Ganz schön clever“ von Schmidt Spiele, ab 8 Jahre, 1 bis<br />
4 Spieler: Ganz schön clever wollen hier die Würfel gewählt<br />
werden. Denn geschickt eingesetzt können diese zu<br />
trickreichen Kettenzügen führen. Der gewählte Würfel wird<br />
dann im farblich passenden Bereich eingetragen und sorgt<br />
für entsprechende Siegpunkte. Doch ist es auch nicht unwichtig,<br />
was ungenützt liegen bleibt. Denn jeder Würfel, der<br />
eine kleinere Augenzahl aufweist als der gewählte, muss<br />
den Mitspielern auf dem Silbertablett serviert werden…Alle<br />
Spieler sind immer am Spielgeschehen beteiligt.<br />
„Kameloot“ von Pegasus Spiele, ab 8 Jahre, 3 bis 6 Spieler:<br />
Die beiden Tavernen von Kameloot sind vollgepackt mit<br />
unerfahrenen Entdeckern und Helden in spe, ein gefundenes<br />
Fressen für geschäftstüchtige Händler. Doch die Konkurrenz<br />
schläft nicht und setzt alles daran, von den Angeboten<br />
der Mitbewerber ebenfalls zu profitieren. In Kameloot<br />
versuchen die Spieler am Ende das meiste Gold zu besitzen.<br />
Dazu verkaufen sie magische Gegenstände, die jeweils<br />
1 Gold wert sind. Aber Vorsicht: Der Ertrag wird nicht immer<br />
gerecht aufgeteilt. Jeder Händler in der gleichen Taverne<br />
erhält einen Anteil, egal wie viele magische Gegenstände<br />
er beigesteuert hat. Da hilft nur, geschickt die Taverne zu<br />
wechseln, um möglichst viel vom begehrten Gold abzubekommen.<br />
Wer ein Spiel gewinnen möchte, sollte den Gewinn-Coupon<br />
ausfüllen (samt Titel des gewünschten Spiels)<br />
und bis spätestens 16. Dezember an Business Today<br />
schicken (per Mail an s.haenig@schwaebische.de).<br />
Ja, ich möchte ein Spiel gewinnen.<br />
Name, Vorname<br />
Alter<br />
Adresse<br />
Telefon<br />
E-Mail<br />
GEWINN-COUPON<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Gewinner werden benachrichtigt.<br />
Teilnahme ab 18 Jahren.<br />
Ihre Daten werden im Rahmen des Gewinnspiels erhoben und für die Ermittlung und<br />
Benachrichtigung der Gewinner genutzt. Nach Beendigung werden die Daten vernichtet.<br />
Sie können der Verarbeitung Ihrer Daten jederzeit widersprechen, sind dann<br />
aber von der Teilnahme am Gewinnspiel ausgeschlossen.<br />
Hinweis zum Datenschutz bei Schwäbischer Verlag:<br />
www.schwaebische.de/Datenschutzhinweis<br />
71
MENSCHEN BUSINESS LEBENSLÄUFE<br />
ES IST EINE MISSION<br />
Miss-Germany-Finalistin<br />
Annika will Frauen die<br />
Tech-Branche näherbringen<br />
Annika Geiger vom Bodensee ist unter den Finalistinnen für die Wahl zur Miss Germany<br />
<strong>2021</strong>/2022. Noch liegen einige Auswahlverfahren vor ihr, doch die 27-Jährige<br />
will schon jetzt auf ihre Mission aufmerksam machen: Frauen davon zu überzeugen,<br />
auch in der Tech-Branche Fuß zu fassen und Führungspositionen einzunehmen.<br />
Von Stefanie Rebhan<br />
72
Mit 27 Jahren hat Annika Geiger<br />
erreicht, wovon selbst<br />
gleichaltrige Männer träumen<br />
können. Sie bekleidet<br />
eine gut bezahlte Führungsposition in<br />
einem großen Technologie-Unternehmen<br />
in London. Ursprünglich stammt sie<br />
aus Daisendorf am Bodensee und wagte<br />
früh den Sprung ins Ausland als Au Pair.<br />
Sie studierte danach in den Niederlanden,<br />
absolvierte ein Praktikum in Indonesien<br />
und hängte ein Auslandssemester<br />
in Ungarn an. Es folgten ein Master in<br />
den Niederlanden und einer in Australien,<br />
ehe sie schließlich in London Fuß<br />
fasste.<br />
„Man muss seine Komfortzone immer<br />
wieder verlassen, um weiterzukommen.<br />
Am Ende war es jedes Mal ein Erfolg.<br />
Man macht nicht nur wertvolle Erfahrungen,<br />
man setzt sich mit sich und seinen<br />
Ängsten auseinander“, sagt sie. Daher<br />
habe sie sich auch für die Wahl zur Miss<br />
Germany aufstellen lassen. Eine neue<br />
Herausforderung für sie war geboren.<br />
Frauen im Big-Business? Why not?<br />
Von 12.000 Bewerberinnen ist sie unter<br />
den 40 Finalistinnen gelandet und packt<br />
schon jetzt die Gelegenheit am Schopf,<br />
ihre Mission unter die Leute zu bringen.<br />
Auch wenn sie nicht weiterkommen sollte,<br />
wollte sie ihre Chance so früh wie<br />
möglich nutzen, um die Öffentlichkeit<br />
auf folgenden Missstand im Arbeitsleben<br />
aufmerksam zu machen: „Frauen trauen<br />
sich nach wie vor viel zu wenig zu. Viele<br />
sprechen darüber, doch es tut sich nur<br />
sehr langsam etwas. Meistens werden<br />
Frauen schon dazu erzogen, sich im Hintergrund<br />
zu halten – das wirkt sich natürlich<br />
auf die Berufswelt, ja sogar auf die<br />
Wahl des Berufs aus.“ Die Wahrheit aber<br />
sei, dass Frauen im Big-Business genauso<br />
zu Hause sein könnten wie Männer.<br />
Falsche Denkweisen lassen sich korrigieren,<br />
Aufgeben ist keine Option. Gerade<br />
wenn es um den Verdienst am Arbeitsplatz<br />
geht, würden die Frauen ihr Licht<br />
unter den Scheffel stellen. „Man limitiert<br />
sich oft selbst, denkt, man darf nicht zu<br />
anspruchsvoll sein“, so Annika Geiger.<br />
Sie hat ihre Selbstzweifel überwunden<br />
und gezeigt, wie erfolgreich Frauen sein<br />
können, wenn sie nur den Mut dazu finden.<br />
Und zwar in jedem Berufsfeld, wie<br />
eben dem der Technologie.<br />
Annika Geiger kommt immer gern nach Hause<br />
an den Bodensee zurück.<br />
Sich des eigenen Wertes<br />
bewusster sein<br />
Besonders als junge Frau lasse man sich<br />
oft einschüchtern. Sexismus ist Annika<br />
Geiger auf ihrem Weg ebenfalls immer<br />
wieder begegnet. Sie erzählt: „Als ich<br />
in einer anderen Firma in London eine<br />
überfällige Gehaltserhöhung einforderte,<br />
sagte mir der Chef, dass ich noch nicht<br />
so weit bin und das noch nicht verdiene.<br />
Mein Kollege allerdings, hatte weniger<br />
Verantwortlichkeiten als ich und bekam<br />
mehr Gehalt.“ Sich von solchen Situationen<br />
nicht einschüchtern zu lassen und<br />
sich seines Wertes weiterhin bewusst zu<br />
sein, ist dann die Lösung.<br />
Auch wirft Annika Geiger einen Blick<br />
auf die Elternzeit, die gesetzlich längst<br />
auch Männern zusteht. In vielen Unternehmen<br />
sei es jedoch nicht üblich, dass<br />
etwa der Geschäftsführer ein Jahr in Elternzeit<br />
geht. „Aber warum?“, fragt sich<br />
Geiger, „es ist doch nicht nur das Kind<br />
der Frau.“ Die Geburt eines Kindes dürfe<br />
kein Hindernis mehr auf der Karriereleiter<br />
einer Frau darstellen.<br />
Wichtig sei außerdem, dass sich Frauen<br />
vor allem in der Berufswelt gegenseitig<br />
helfen und Eifersucht außen vor lassen.<br />
Zu häufig versuchten sich Frauen allein<br />
durchzuschlagen, während Männer wie<br />
von selbst eher Gruppen bildeten. „Statt<br />
Missgunst ist netzwerken für Frauen angesagt“,<br />
so die Misswahl-Finalistin. Weitergebracht<br />
habe sie beispielsweise eine<br />
Mentorin, die sie über Netzwerk-Arbeit<br />
ausfindig gemacht hat und die ihr Tipps<br />
und Inspiration gibt oder Fragen beantwortet.<br />
Längst hält die 27-Jährige auch Vorträge,<br />
gibt Seminare und Workshops, ist<br />
eine feste Größe in ihrem international<br />
tätigen Unternehmen. Was die Miss-Germany-Wahl<br />
angeht, stehen noch einige<br />
Auswahlverfahren an. Als nächstes muss<br />
sie die „Content Experience Days“ in<br />
Hamburg meistern, um in die Top 20 zu<br />
kommen. Die Siegerin wird aber erst im<br />
im Februar 2022 im Europa Park in Rust<br />
gekürt. Zeit genug für Annika Geiger,<br />
ihre Mission zu verbreiten. Sie sagt: „Ich<br />
wünsche mir, dass meine Geschichte<br />
andere Frauen dazu inspiriert, ihr volles<br />
Potenzial auszuschöpfen.“<br />
Annika Geiger wird häufig für Schulungen und Seminare gebucht. Fotos: privat<br />
73
LETZTE SEITE<br />
IMPRESSUM<br />
Verlag / Herausgeber (V.i.S.d.P.)<br />
Schwäbischer Verlag GmbH & Co. KG<br />
Drexler, Gessler<br />
Karlstraße 16, 88212 Ravensburg<br />
Geschäftsführer<br />
Lutz Schumacher<br />
Redaktionell verantwortlich<br />
Stefanie Rebhan<br />
››<br />
Der frühe Vogel fängt<br />
den Arbeitsplatz! Das ist<br />
die neue Devise in vielen<br />
Unternehmen. Denn: Das<br />
Homeoffice ließ kurz nach<br />
dem bisherigen Corona-Höhepunkt<br />
ganze Großraumbüros verwaist dastehen.<br />
Wer muss wann da sein? Muss er/<br />
sie überhaupt zu bestimmten Zeiten da<br />
sein? Und wenn ja, wie lange? Das sind<br />
die Fragen, denen sich ein Geschäftsführer<br />
stellen musste, wenn er an seine<br />
Mitarbeiter dachte.<br />
Zu allererst hat er sich aber gefragt, ob<br />
sich die Miete für Büroräume lohnt,<br />
wenn sich nur ab und zu mal ein Mitarbeiter<br />
in die heiligen Hallen des Hauptquartiers<br />
verirrt. Vermutlich auch nur,<br />
weil er sich zu Hause noch einsamer<br />
fühlt, oder das Genörgle der beiden Kinder<br />
nicht mehr aushält.<br />
Schnell den Taschenrechner gezückt,<br />
kamen offenbar doch einige Chefs zu<br />
dem Schluss, dass sich mehrere Mitarbeiter<br />
einen Arbeitsplatz teilen könnten.<br />
Sind ja eh nie alle da. Dazu muss freilich<br />
jeder Hauch persönlichen Lebens<br />
von der Bildfläche verschwinden: keine<br />
Pflanze, kein Bild, kein netter Spruch an<br />
der Pinnwand, nichts soll an den Menschen<br />
erinnern, der sich jahrelang an<br />
BÜROSEUFZER ... VON STEFANIE REBHAN<br />
Der frühe Vogel<br />
den Platz, seinen Platz! gewöhnt hatte.<br />
Clean Desk heißt das Zauberwort.<br />
Manch einer hat es vielleicht auch zu gut<br />
gemeint und ein wenig zu viel Arbeitsplätze<br />
eliminieren lassen. Das Homeoffice<br />
wird ganz bestimmt ein Teil der Arbeitszukunft<br />
bleiben, doch werden sich<br />
sehr viele Mitarbeiter für ein Hybrid-System<br />
entscheiden und dem Büro regelmäßig<br />
einen Besuch abstatten.<br />
Da wird es zweifelsohne Tage geben,<br />
an denen man schnell sein muss. Ein<br />
Rolltischchen voller persönlicher Habseligkeiten<br />
hinter sich herziehend, werden<br />
die Mitarbeiter schon eine Stunde vor<br />
Arbeitsbeginn vor der Bürotür stehen,<br />
um so früh wie möglich im Sturzflug<br />
den damals angestammten Arbeitsplatz<br />
in Besitz zu nehmen.<br />
Und wehe, da sprintet noch ein anderer<br />
heran, der zu einem Arbeitsplatzwaisen<br />
geworden war und heimatlos durch<br />
die Räume streift. Das kann nur Krieg<br />
geben. „Die Reise nach Jerusalem“ ist<br />
schließlich auch kein Kinderspiel, sondern<br />
bitterer Ernst. Das weiß jeder, der<br />
sich schon mal zum Setzen umgedreht<br />
hat und dann auf dem Schoß eines grinsenden<br />
Schnelleren hockte, als die Musik<br />
verstummte. Kein gutes Gefühl.<br />
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