BT_04-2021_Nordausgabe_epaper
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„Spielen ist dem Menschen<br />
innewohnendes Prinzip.“<br />
Edmund Burke,<br />
irisch-englischer Politiker<br />
und Schriftsteller<br />
bleibt das Spiel zumindest intakt und<br />
kann weitergegeben werden. Normalerweise<br />
sei die größte Hürde eines Spiels<br />
die Spielanleitung. Wenn die nicht simpel<br />
genug ist, wird das Produkt oft wieder<br />
in das Regal des Geschäfts zurückgestellt.<br />
Hierüber haben sich die jungen<br />
Menschen zum Teil hinweggesetzt. Sie<br />
stünden häufig auf komplexe Spiele, die<br />
teilweise stundenlang dauern und eine<br />
ganze Litanei an Erklärungen mitbringen,<br />
wie etwa „Disneys Villainous“.<br />
Generell erfreuen sich Strategiespiele<br />
großer Beliebtheit. Genauso wie kooperative<br />
Spiele, bei denen mehrere Spieler<br />
gegen das Spiel selbst antreten. Nicht zu<br />
vergessen: Die Klassiker. „Das verrückte<br />
Labyrinth“ gibt es deshalb nun in einem<br />
neuen Design, nächstes Jahr steht der<br />
Relaunch von „Memory“ an.<br />
Brettspiel-Cafés werden entstehen<br />
Ein Spiel in der Qualität eines Klassikers<br />
zu entwickeln, ist nicht gerade<br />
einfach. Dennoch versuchen genau das<br />
zahllose Autoren. Da Ravensburger von<br />
Spiele-Manuskripten überrollt werden<br />
würde, müssen bislang unbekannte Autoren<br />
ihre Spielideen zunächst an eine<br />
Agentur senden – dort landen mehrere<br />
hundert Spiele im Jahr, obwohl eine Gebühr<br />
auf Kosten der Autoren erhoben<br />
wird. Die Agentur testet die Spiele und<br />
erst wenn sie grünes Licht gibt, erreicht<br />
das Manuskript den Verlag.<br />
Spiele von bekannten Autoren,<br />
werden sofort dort<br />
geprüft. Pro Jahr bringt Ravensburger<br />
bis zu 40 neue<br />
Kinderspiele und bis zu 20<br />
Familienspiele heraus. Insgesamt<br />
sind zwei Drittel<br />
des Spielesortiments rein<br />
auf Kinder gemünzt.<br />
Für die Vermarktung und den Verkauf<br />
setzt der Verlag nicht nur auf den Online-Markt,<br />
durch den am meisten Umsatz<br />
erzielt wird. Thomas Zumbühl: „Für<br />
uns sind auch die Händler vor Ort wichtig,<br />
denn nur sie können Spiele-Empfehlungen<br />
abgeben und den Kunden<br />
erklären wie ein Spiel funktioniert.“ Er<br />
glaubt außerdem, dass in Deutschland<br />
Brettspiel-Cafés aufkommen werden,<br />
wie sie in den USA schon gängig seien.<br />
Dort, auf dem größten Spielemarkt der<br />
Welt, hat Ravensburger im vergangenen<br />
Jahr seinen Umsatz verdoppelt, indem<br />
die Mitarbeiter lokale Produkte entwickelt<br />
haben, beispielsweise mit Marvel.<br />
Ein gutes Spiel, so ist sich Zumbühl sicher,<br />
müsse immer wieder aufs Neue<br />
Spaß bringen, sollte einen schnellen<br />
Einstieg ins Spiel sichern und verständliche<br />
Spielregeln aufweisen.<br />
Spiele müssen flexibel sein<br />
Einer, der es genau wissen muss, heißt<br />
Prof. Dr. Steffen Bogen. Er lehrt an der<br />
Universität Konstanz und ist Spieleerfinder.<br />
Er sagt: „Spielen ist älter als die<br />
menschliche Kultur“. Schon Tiere würden<br />
spielen. Bereits zwei seiner entwickelten<br />
Spiele wurden zum „(Kinder)<br />
Spiel des Jahres“ gekürt. Mit „Schnappt<br />
Hubi“ und „Camel Up“ hält er sich fast<br />
schon ein Jahrzehnt am Markt. Das ist<br />
vor allem bei den Tausenden an Spielen,<br />
die den Markt jährlich überschwemmen,<br />
ein Kunststück. Insbesondere „Camel<br />
Up“ ist international erfolgreich.<br />
Brettspiele hätten sich parallel zu den<br />
Computerspielen extrem entwickelt und<br />
an Qualität gewonnen. Vor allem aber,<br />
verlangen moderne Spiele mehr Flexibilität<br />
von den Spielern. Steffen Bogen:<br />
„Hier zeigt sich eine Analogie zum Alltag.<br />
Auch dort müssen wir spielerisch<br />
flexibel sein und auf bestimmte Anforderungen<br />
reagieren. Das ist ein Lernprozess.“<br />
Als Beispiel für ein flexibles<br />
Vorgehen im Spiel nennt der Professor<br />
die „Siedler von Catan“, in dem die Insel<br />
variabel aufgestellt wird und der Spieler<br />
immer wieder andere Fähigkeiten benötigt.<br />
Auch „Das verrückte Labyrinth“ und<br />
„Carcassonne“ folgen diesem Muster.<br />
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