BT_04-2021_Nordausgabe_epaper
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DIENSTLEISTUNG<br />
CORONA-PANDEMIE<br />
Regionale<br />
Wirtschaft<br />
ist stark<br />
gespreizt<br />
Vor rund eineinhalb Jahren begann<br />
die Corona-Pandemie die<br />
Welt zu erschüttern. In unserer<br />
Region erholt sich die Wirtschaft<br />
seit dem Frühsommer. Dabei fällt es<br />
einigen Branchen deutlich leichter<br />
die früheren Umsätze wieder zu<br />
erzielen als anderen. Nun kommt<br />
es darauf an, wie sich die Pandemie<br />
weiterentwickelt. Das sagen<br />
die IHKs Ulm und Bodensee-Oberschwaben.<br />
Von Stefanie Rebhan<br />
Gesamtwirtschaftlich betrachtet,<br />
erholt sich die Konjunktur im<br />
Einzugsgebiet der Industrieund<br />
Handelskammer (IHK)<br />
Ulm. Die Entwicklung nach den bisher<br />
schlimmsten Monaten der Corona-Pandemie<br />
zeichnet ein positives Bild, allen<br />
voran in der Industrie – und davon<br />
gibt es in und um Ulm eine Menge. „64<br />
Prozent unserer Unternehmen halten<br />
den Fachkräftemangel für den Top-Risikofaktor<br />
für die weitere ökonomische<br />
Entwicklung. Corona ist hier also in den<br />
Hintergrund gerückt“, sagt der stellvertretende<br />
Hauptgeschäftsführer der IHK<br />
Ulm, Jonas Pürckhauer. Das sei für ihn<br />
ein gutes Zeichen, auch wenn der Fachkräftemangel<br />
schon vor Corona ein großes<br />
Problem gewesen ist.<br />
Bereits im Frühsommer hätten sich die<br />
Corona-Nachwehen entspannt, da der<br />
Export wieder angelaufen ist. Die deutlich<br />
reduzierten Einschränkungen, die<br />
die Pandemie mit sich brachte, taten ihr<br />
übriges. Davon profitiere vor allem der<br />
Einzelhandel sowie die Gastronomie.<br />
Allerdings müsse man hier eine Linie<br />
ziehen. Einige Einzelhändler erzielen<br />
laut Pürckhauer bereits wieder Umsätze<br />
wie noch 2019. Andere, wie etwa Textilunternehmen,<br />
hätten noch immer mit<br />
den Auflagen zu kämpfen. „Sie haben,<br />
genauso wie die Gastronomie, massiv<br />
unter Corona gelitten, während andere<br />
gar nicht betroffen waren, oder – im<br />
biotechnologischen Bereich etwa – sogar<br />
gewonnen haben“, sagt Jonas Pürckhauer.<br />
Branchen müssen wieder<br />
stabiler werden<br />
Schwierig sei nach wie vor das Planen.<br />
Gerade Textilunternehmen müssen bereits<br />
jetzt die Ware für ein halbes Jahr<br />
im Voraus bestellen, können die Corona-Entwicklungen<br />
jedoch nicht voraussehen.<br />
Der IHK-Chef: „Die vergangenen<br />
Monate haben eindrücklich gezeigt, wie<br />
schnell sich etwas ändern kann.“ Viele<br />
Gastronomen könnten nicht in voller<br />
Stärke arbeiten, weil ihnen während der<br />
Pandemie die Arbeitskräfte abhanden<br />
gekommen waren. ,,Wenn die Rahmenbedingungen<br />
wieder zuverlässig sind,<br />
die Branche wieder stabiler wird“, so<br />
Pürckhauer, „kommen auch die Arbeiter<br />
zurück.“<br />
Eines müsse sich unbedingt wieder ändern:<br />
Die Spreizung der regionalen Wirtschaft.<br />
Die Industrie sei teilweise kaum<br />
von Corona tangiert gewesen, andere<br />
Unternehmen kämpften noch immer um<br />
ihre Existenz. Dass die Schere so weit<br />
auseinanderklafft, hat der IHK-Experte<br />
in 15 Jahren noch nicht erlebt. Ob sich<br />
die Lage weiter stabilisiert, hängt von<br />
der Pandemie ab, die sich zuletzt wieder<br />
negativer entwickelt hat.<br />
Insolvenzwelle bleibt bislang aus<br />
Die IHK Bodensee-Oberschwaben hält<br />
die von Bund und Land aufgelegten Corona-Hilfsprogramme<br />
maßgeblich dafür<br />
verantwortlich, dass sich Unternehmen<br />
in der Krise stabilisieren und Liquiditätsengpässe<br />
überwinden konnten. Jürgen<br />
Kuhn aus dem Bereich Unternehmensförderung<br />
der IHK sagt: „Etwa 12.000<br />
Unternehmen aus unserem IHK-Bezirk,<br />
welche Zahlungen aus dem Hilfsprogramm<br />
,Soforthilfe Corona‘ erhalten<br />
haben, wurden ab Mitte Oktober von<br />
Seiten des Landes Baden-Württemberg<br />
kontaktiert, um ihnen die Möglichkeit<br />
einzuräumen, bestehende Mitteilungsund<br />
Rückmeldungspflichten unkompliziert<br />
zu erfüllen.“<br />
Wie viele Unternehmen im Bereich der<br />
IHK Bodensee-Oberschwaben die Krise<br />
nicht überlebt haben, ist aktuell nicht zu<br />
sagen. Bislang sei die befürchtete Insolvenzwelle<br />
jedenfalls ausgeblieben. Neben<br />
staatlicher Unterstützungen wurden<br />
die Folgen der Pandemie stark dadurch<br />
abgefedert, dass die Insolvenzantragspflicht<br />
bis Ende April <strong>2021</strong> ausgesetzt<br />
war. Mit dem neuen Unternehmensstabilisierungs-<br />
und -restrukturierungsgesetz<br />
(StaRUG) bestünde laut IHK für<br />
insolvenzbedrohte Unternehmen zudem<br />
eine Alternative zur Sanierung und Restrukturierung,<br />
ohne ein Insolvenzverfahren<br />
durchlaufen zu müssen.<br />
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