BT_04-2021_Nordausgabe_epaper

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Schwäbischer Verlag GmbH & Co. KG
Drexler, Gessler
Karlstraße 16, 88212 Ravensburg
Geschäftsführer
Lutz Schumacher
Redaktionell verantwortlich
Stefanie Rebhan
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Der frühe Vogel fängt
den Arbeitsplatz! Das ist
die neue Devise in vielen
Unternehmen. Denn: Das
Homeoffice ließ kurz nach
dem bisherigen Corona-Höhepunkt
ganze Großraumbüros verwaist dastehen.
Wer muss wann da sein? Muss er/
sie überhaupt zu bestimmten Zeiten da
sein? Und wenn ja, wie lange? Das sind
die Fragen, denen sich ein Geschäftsführer
stellen musste, wenn er an seine
Mitarbeiter dachte.
Zu allererst hat er sich aber gefragt, ob
sich die Miete für Büroräume lohnt,
wenn sich nur ab und zu mal ein Mitarbeiter
in die heiligen Hallen des Hauptquartiers
verirrt. Vermutlich auch nur,
weil er sich zu Hause noch einsamer
fühlt, oder das Genörgle der beiden Kinder
nicht mehr aushält.
Schnell den Taschenrechner gezückt,
kamen offenbar doch einige Chefs zu
dem Schluss, dass sich mehrere Mitarbeiter
einen Arbeitsplatz teilen könnten.
Sind ja eh nie alle da. Dazu muss freilich
jeder Hauch persönlichen Lebens
von der Bildfläche verschwinden: keine
Pflanze, kein Bild, kein netter Spruch an
der Pinnwand, nichts soll an den Menschen
erinnern, der sich jahrelang an
BÜROSEUFZER ... VON STEFANIE REBHAN
Der frühe Vogel
den Platz, seinen Platz! gewöhnt hatte.
Clean Desk heißt das Zauberwort.
Manch einer hat es vielleicht auch zu gut
gemeint und ein wenig zu viel Arbeitsplätze
eliminieren lassen. Das Homeoffice
wird ganz bestimmt ein Teil der Arbeitszukunft
bleiben, doch werden sich
sehr viele Mitarbeiter für ein Hybrid-System
entscheiden und dem Büro regelmäßig
einen Besuch abstatten.
Da wird es zweifelsohne Tage geben,
an denen man schnell sein muss. Ein
Rolltischchen voller persönlicher Habseligkeiten
hinter sich herziehend, werden
die Mitarbeiter schon eine Stunde vor
Arbeitsbeginn vor der Bürotür stehen,
um so früh wie möglich im Sturzflug
den damals angestammten Arbeitsplatz
in Besitz zu nehmen.
Und wehe, da sprintet noch ein anderer
heran, der zu einem Arbeitsplatzwaisen
geworden war und heimatlos durch
die Räume streift. Das kann nur Krieg
geben. „Die Reise nach Jerusalem“ ist
schließlich auch kein Kinderspiel, sondern
bitterer Ernst. Das weiß jeder, der
sich schon mal zum Setzen umgedreht
hat und dann auf dem Schoß eines grinsenden
Schnelleren hockte, als die Musik
verstummte. Kein gutes Gefühl.
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erscheint: 31. März 2022
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