MM_Dossier_Nr_11 LowRes
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Miss Moneypenny<br />
<strong>Dossier</strong><strong>Nr</strong>. <strong>11</strong><br />
Monica Schori<br />
Souverän und erfolgreich<br />
im Kundenkontakt<br />
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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek<br />
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet<br />
unter http://dnb.ddb.de abrufbar.<br />
Monica Schori<br />
Souverän und erfolgreich im Kundenkontakt<br />
Impressum<br />
Verlag und Redaktion:<br />
ALMA Medien AG, Hofackerstrasse 32, 8032 Zürich<br />
Tel. 044 269 50 30, Fax 044 269 50 31<br />
info@missmoneypenny.ch, www.missmoneypenny.ch<br />
© 2016 by ALMA Medien AG<br />
ISBN: 978-3-906271-09-5<br />
Gedruckt und hergestellt in der Schweiz.<br />
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jedes Kopieren, insbesondere Vervielfältigen, Übersetzen,<br />
Mikroverfilmen und Einspeichern sowie Verbreiten in elektronischen Systemen ist<br />
ohne Zustimmung des Verlags verboten (vgl. www.fair-kopieren.ch).<br />
Dieses Buch basiert auf Erfahrungen der Autorin, auf Gesprächen mit Fachleuten und auf<br />
Fachliteratur. Es wurde mit grosser Sorgfalt erstellt, trotzdem können Fehler nicht vollständig<br />
ausgeschlossen werden. Verlag und Autorin können für fehlerhafte Angaben und deren<br />
Folgen weder juristische Verantwortung noch irgendeine Haftung übernehmen. Für Verbesserungsvorschläge<br />
und Hinweise ist der Verlag beziehungsweise die Autorin dankbar.
Monica Schori<br />
Souverän und erfolgreich<br />
im Kundenkontakt<br />
ALMA Medien AG
Monica Schori<br />
Monica Schori ist seit mehr als 20 Jahren in der Personal- und Organisationsentwicklung<br />
tätig.<br />
Sie unterstützt Organisationen, Führungskräfte und Mitarbeitende im beruflichen<br />
Alltag, damit sie ihr Potenzial noch besser nutzen und dadurch zu einem<br />
lebenswerten Miteinander beitragen.<br />
Die Verbesserung von Leistung, Führung, Zusammenarbeit und Kundenkontakt<br />
bildet den inhaltlichen Schwerpunke ihrer Tätigkeit. Zu diesem Thema<br />
hält sie auch regelmässig Vorträge. Sie ist Autorin der beiden Bücher «Überleben<br />
im Kundenkontakt» und «Trainingsbuch Kundenkontakt» (Redline<br />
Verlag 2015).<br />
lllustrationen Corinne Bromundt, St. Gallen<br />
4<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Inhaltsverzeichnis<br />
Miss Moneypenny<br />
Vorwort...................................................................................................... 7<br />
Kaffeefee und Schattenmanager –<br />
Haben Sie sich das gut überlegt?............................................................ 9<br />
Merkmale von Dienstleistungsberufen ......................................................... 9<br />
Besonderheiten der Assistentinnenrolle ...................................................... 12<br />
Assistentin sein – das kann nicht jede................................................... 16<br />
Eigenschaften erfolgreicher Assistentinnen................................................. 16<br />
Einstellung erfolgreicher Assistentinnen..................................................... 25<br />
Verhalten................................................................................................. 27<br />
Für Klarheit über die eigene Rolle sorgen................................................... 27<br />
Genereller Umgang mit Kunden................................................................. 27<br />
In typischen Alltagssituationen souverän reagieren........................... 33<br />
Der Kunde hat keine Zeit........................................................................... 33<br />
Der Chef ruft nicht zurück......................................................................... 33<br />
Der Chef will nicht zurückrufen ................................................................. 34<br />
Ein versprochener Liefertermin kann nicht eingehalten werden.................. 34<br />
Der Kunde äussert sich zu Dingen, die nichts mit dem Betrieb<br />
zu tun haben............................................................................................. 35<br />
Der Kunde äussert sich zu betrieblichen Aspekten,<br />
die Sie nicht ändern können...................................................................... 35<br />
Der Kunde fragt Sie nach Ihrer persönlichen Meinung................................ 35<br />
Der Kunde fragt Sie etwas, das Sie nicht wissen......................................... 35<br />
Der Kunde möchte Informationen, die Sie nicht geben dürfen................... 36<br />
Sie müssen NEIN sagen.............................................................................. 36<br />
Der Kunde will kein Nein akzeptieren......................................................... 36<br />
Der Kunde ist von einer Regelung nicht überzeugt, Sie auch nicht.............. 37<br />
Der Kunde hält sich nicht an Regeln........................................................... 37<br />
Der Kunde will Kollegen gegeneinander ausspielen.................................... 37<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 5
Der Kunde vergleicht mit früher................................................................. 37<br />
Der Kunde äussert sich zu Kollegen, Vorgesetzten oder anderen Kunden... 37<br />
Der Kunde spricht Sie auf Ihren Namen oder Ihr Aussehen an.................... 38<br />
Der Kunde macht anzügliche Bemerkungen............................................... 38<br />
Ich kenne Ihren Chef persönlich!................................................................ 38<br />
Es ist ein Fehler passiert ............................................................................. 39<br />
Der Kunde zweifelt Ihre Ehrlichkeit an........................................................ 39<br />
Sie können nichts tun und möchten das Gespräch beenden .......................39<br />
Spannende Begegnungen mit verschiedensten Kunden..................... 40<br />
Der Ungeduldige........................................................................................ 40<br />
Der «5 Minuten vor Feierabend»-Kunde.................................................... 41<br />
Der Vielredner und Sorgenerzähler............................................................. 41<br />
Der Hartnäckige......................................................................................... 41<br />
Der Besserwisser........................................................................................ 42<br />
Der Unberechenbare.................................................................................. 42<br />
Der Sprücheklopfer.................................................................................... 43<br />
Der Taktlose............................................................................................... 44<br />
Der Aufdringliche....................................................................................... 44<br />
Die misstrauische Auster............................................................................ 44<br />
Der nörgelnde Perfektionist ....................................................................... 45<br />
Der Explodierer.......................................................................................... 45<br />
Der Überhebliche....................................................................................... 46<br />
Schwierigere Situationen erfolgreich meistern und positiv nutzen... 48<br />
Erster Teil fast jeder Antwort: Der «Herzöffner»......................................... 48<br />
Kann man Kunden erziehen?..................................................................... 50<br />
Umgang mit Reklamationen ...................................................................... 51<br />
Umgang mit Aggressivität und Provokationen............................................ 56<br />
Schlusswort............................................................................................. 60<br />
6<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Vorwort<br />
Miss Moneypenny<br />
Liebe Leserin<br />
Gute Fee, Türsteherin, Bürodrachen, Wachhund, heimliche Chefin – welcher<br />
andere Beruf wird mit so vielen unterschiedlichen mehr oder weniger schmeichelhaften<br />
Bezeichnungen beschrieben?<br />
Schon da zeigt sich, was neben anderem den Kern Ihrer Tätigkeit ausmacht:<br />
Es ist selten allen ganz klar, was Sie genau tun, wofür Sie verantwortlich<br />
sind, worüber Sie informiert sind und welchen Einfluss Sie haben.<br />
Das bedeutet einerseits für Sie selbst einen gewissen Freiraum in der<br />
Gestaltung Ihrer Aufgabe. Andererseits werden Sie auch mit typischen schwierigen<br />
Situationen im Kundenkontakt rechnen müssen. Es gibt Personen, die<br />
Sie vielleicht sogar provozieren wollen, um mehr über Sie und Ihre Stellung zu<br />
erfahren.<br />
Als Office Managerin oder Assistentin haben Sie es mit verschiedenen Kunden<br />
zu tun. Externe, interne, eigene Kollegen – und nicht zuletzt Ihr eigener<br />
Vorgesetzter haben Erwartungen und Ansprüche an Sie. Nicht immer sind<br />
diese Wünsche realistisch und erfüllbar. Und überall lauern auch noch ganz<br />
spezifische Fallen und Gefahren an Ihrem Weg. Da ist es hilfreich, wenn Sie<br />
diese rechtzeitig erkennen und dann elegant umschiffen können.<br />
Selbstsicherheit, Gelassenheit und eine gute Portion Humor sind sicher<br />
gute Mittel, um Ihre spannende Tätigkeit erfolgreich zu bewältigen. Dieses<br />
kleine Buch soll Sie darin unterstützen, in möglichst vielen Alltagssituationen<br />
souverän zu reagieren und ausgeglichen zu bleiben.<br />
Obwohl beim Begriff «Kunden» in erster Linie an externe Kontakte gedacht<br />
wird, erbringen Sie natürlich noch für weitere Personengruppen Dienstleistungen.<br />
«Kunden» sind auch:<br />
• Ihre eigene Chefin / Ihr eigener Chef<br />
• Interne Kontakte<br />
• Assistentinnen anderer Führungskräfte<br />
• Eigene Kollegen<br />
• Projektleitende und -mitarbeitende<br />
Auch für diese vielfältigen Begegnungen sollen Sie Anregungen und Antworten<br />
erhalten. Dabei geht es beispielsweise um folgende Überlegungen:<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 7
• Wie erreichen Sie überall und immer Erfolg, Bestätigung und Befriedigung<br />
in Ihrem Dienstleistungsjob?<br />
• Welche Einstellung und welches Verhalten helfen Ihnen dabei weiter?<br />
• Wie drücken Sie sich höflich und doch bestimmt aus?<br />
• Wie können Sie dafür sorgen, dass möglichst viele Ihrer Begegnungen mit<br />
Kunden angenehm verlaufen?<br />
• Mit welchen Verhaltensweisen können Sie auch schwierigere Kontakte erfolgreich<br />
bewältigen?<br />
Grundlage für die Beantwortung dieser Fragen sind meine eigenen Erfahrungen<br />
aus mehrjähriger Tätigkeit als Direktionsassistentin und Stellvertreterin<br />
sowie Erlebnisse meiner Seminarteilnehmerinnen und von Personen, die ich in<br />
Coachingprozessen begleiten durfte.<br />
Professionelles und wertschätzendes Verhalten im Kundenkontakt zahlt<br />
sich für alle immer aus. Doch respektvolle Behandlung haben nicht nur die<br />
Kunden, sondern hat auch die eigene Person verdient. Denn:<br />
Nur wer gut mit sich selbst umgeht,<br />
kann längerfristig auch andere zufriedenstellen.<br />
Viel Spass beim Lesen und beim Umsetzen!<br />
Es scheint auch heute noch so zu sein, dass die grosse Mehrheit der Vorgesetzten Männer<br />
sind. So habe ich der besseren Lesbarkeit zuliebe nicht überall die weibliche und die<br />
männliche Form verwendet. Dafür behalte ich dies auch bei den schwierigen Kunden bei,<br />
obwohl es vielleicht auch ab und zu einmal eine schwierige Kundin gibt!<br />
Vielen Dank, liebe Leserin, für Ihr Verständnis.<br />
8<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Kaffeefee und Schattenmanager –<br />
Haben Sie sich das gut überlegt?<br />
Miss Moneypenny<br />
Merkmale von Dienstleistungsberufen<br />
Sie haben sich dazu entschlossen, Ihr Geld als Assistentin, also in einem Beruf<br />
mit persönlichem oder telefonischem Kundenkontakt, zu verdienen. Herzlichen<br />
Glückwunsch! Sie werden vielfältige Begegnungen erleben, einen abwechslungsreichen<br />
Alltag haben und immer wieder neue Menschen kennenlernen.<br />
Wenn Sie Ihren Job gut machen, erhalten Sie oft und schnell Bestätigung<br />
und Anerkennung. Kunden zeigen Ihnen ihre Dankbarkeit und behandeln Sie<br />
respektvoll.<br />
Zudem verbringen Sie Ihr Arbeitsleben mit etwas Sinnvollem: Ihre Chefin<br />
hat einen Wunsch, ein Kunde ein Problem, ein Projektmitarbeiter ist auf Ihre<br />
Informationen angewiesen – als Dienstleisterin sind SIE die Person, die da helfen<br />
kann.<br />
Nach ein paar Jahren haben Sie sich gute Menschenkenntnisse erarbeitet<br />
und sind in Kommunikation besser trainiert als die meisten Menschen in Ihrem<br />
Umfeld.<br />
Diese Arbeit kann Freude machen. Sie haben die Chance, sich einen ausgezeichneten<br />
Ruf weit über Ihre Firma hinaus zu erarbeiten.<br />
Es gibt aber ein paar typische Rahmenbedingungen, über die Sie sich vielleicht<br />
gelegentlich ärgern oder unter denen Sie möglicherweise leiden. Rechtzeitig<br />
erkannt und akzeptiert, werden diese weniger zur Last.<br />
Kundenkontakt ist immer ein Rollenspiel<br />
Beide Seiten spielen eine Rolle, aus der heraus sie handeln und sprechen. Sie<br />
verhalten sich meist unbewusst nicht ohne Weiteres «natürlich» zueinander.<br />
Die Person in der Dienstleisterrolle wird sich möglicherweise weniger erlauben<br />
dürfen, während die Person in der Kundenrolle sich wichtiger und bedeutender<br />
fühlen kann.<br />
Dieses Rollenverhalten ist in unserem Alltag so selbstverständlich, dass es<br />
uns erst irritiert, wenn die eine oder die andere Seite die zugedachte Rolle<br />
anders als erwartet ausfüllt.<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 9
In Kundenbeziehungen herrscht ein Ungleichgewicht<br />
In dem beschriebenen Rollenspiel ist meist die eine Position machtvoller als die<br />
andere. Wer sich «oben» und wer sich «unten» fühlt, hängt davon ab, wer<br />
mehr vom andern will oder wer mehr auf den andern angewiesen ist. Diese<br />
Verhaltensweisen trifft man sowohl auf Kunden- als auch auf Assistentinnenseite<br />
an. Der Kunde, der weiss, dass man unbedingt mit ihm ins Geschäft<br />
kommen will, kann genauso auf die Strategie zurückgreifen wie gewisse Assistentinnen,<br />
welche die Macht haben, ihm einen Termin zu geben oder nicht.<br />
Es braucht aber immer zwei, damit sich ein Ungleichgewicht einstellt<br />
Gewisse Personen lassen es ihre Gesprächspartner deutlich spüren, wenn sie<br />
sich in einer überlegenen Position wähnen oder es vielleicht auch sind. Eine<br />
längerfristige Geschäftsbeziehung ist aber nur dann auf Dauer erfolgreich,<br />
wenn dieses Ungleichgewicht nicht allzu spürbar wird oder wenn die Positionen<br />
auch wechseln können. So sind sich viele Mitarbeitende der Wichtigkeit der<br />
Kunden bewusst, andererseits sind aber auch die Kunden immer mal wieder auf<br />
aussergewöhnliche Hilfe und Flexibilität der Mitarbeitenden angewiesen.<br />
Kunden haben unausgesprochene und teilweise auch<br />
unrealistische Erwartungen<br />
Wohl alle Unternehmen müssen und wollen immer besser werden und alle<br />
Kundenwünsche ernst nehmen. Gleichzeitig ist es aber auch eine Tatsache<br />
und man sollte damit leben können, dass es ein Ding der Unmöglichkeit ist,<br />
ALLE Kunden I<strong>MM</strong>ER zufriedenstellen zu können.<br />
Unterschiedliche Menschen haben auch ganz unterschiedliche Erwartungen.<br />
Diese Erwartungen sind meistens nicht klar formuliert. Manche Kundenwünsche<br />
sind auch nicht realistisch.<br />
Persönliche Überlegungen<br />
Wer erwartet was von mir?<br />
• Chef / Chefin<br />
• Kunden<br />
• Mitarbeiter<br />
• Kollegen<br />
• Projektleiter und -mitarbeitende<br />
• Ich selbst<br />
Welche Erwartungen sind offen ausgesprochen,<br />
welche sind unausgesprochen, stehen aber trotzdem im Raum?<br />
Welche Erwartungen kann und will ich erfüllen? Welche nicht?<br />
10<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Der persönliche Kontakt ist entscheidend<br />
Beim persönlichen oder telefonischen Kundenkontakt geht es nicht nur um<br />
Produkte oder Projekte. Mindestens genauso wichtig ist die persönliche Ebene.<br />
Produkte sind häufig austauschbar. Der Kunde kann auswählen, wo er kauft.<br />
Und das macht er eindeutig am liebsten bei freundlichen und kompetenten<br />
Menschen.<br />
Und die Rolle der Assistentin als häufig erste Kontaktperson ist auch in<br />
diesem Bereich nicht zu unterschätzen. Gerade bei kurzen Begegnungen sind<br />
Blickkontakt und Lächeln von entscheidender Bedeutung.<br />
Bei längeren, vielleicht sogar jahrelangen, Geschäftsbeziehungen haben<br />
die Hilfsbereitschaft und das Verständnis für die Kundenprobleme eine zentrale<br />
Bedeutung. Wer beispielsweise einmal einem Kunden in einer Notlage<br />
geholfen hat, wird meist mit jahrelanger Dankbarkeit belohnt.<br />
Miss Moneypenny<br />
Kundenkontakt ist nicht immer fair<br />
Sie haben sich ausserordentlich bemüht, einem Kunden kurzfristig ein Treffen<br />
mit Ihrer Chefin zu ermöglichen. Doch leider passte ihm keiner der vorgeschlagenen<br />
vier Termine. Er ärgert sich über Sie und unterstellt Ihnen mangelnde<br />
Flexibilität. Das ist nicht fair.<br />
Mitarbeiter im Kundenkontakt erhalten manchmal nicht das Resultat für<br />
ihr Verhalten, das sie eigentlich verdient hätten. In solchen Momenten ist es<br />
verständlich, dass gelegentlich Ärger entsteht und man sich ungerecht behandelt<br />
fühlt. Da kann es helfen, sich daran zu erinnern, dass solche Situationen<br />
zwar unangenehm sind, aber ab und zu zum Alltag gehören.<br />
Ich sage mir dann jeweils: «Und heute Abend gibt es ein schönes Glas<br />
Wein.» Oder bei schlimmeren Fällen: «Am Wochenende leiste ich mir ein<br />
neues Parfum.»<br />
Mitarbeitende müssen betriebliche Regeln durchsetzen<br />
Überall müssen auch Regeln und Vorschriften eingehalten werden, was das<br />
Leben der Dienstleister nicht angenehmer macht. Sie sind es nämlich, die den<br />
Kunden oder Anrufern gelegentlich NEIN sagen müssen, was dann zu unerwünschten<br />
Reaktionen führen kann.<br />
Assistentinnen sind diesbezüglich besonders gefordert, sind sie doch für<br />
die Terminplanung ihres Chefs zuständig. Und Chefs sind begehrt! So kann<br />
unmöglich allen Kundenwünschen nachgekommen werden.<br />
Erwachsene Menschen gehen mit Absagen häufig nicht besser um als Kinder,<br />
die im Supermarkt das gewünschte Eis nicht erhalten. Sie trotzen, schimpfen<br />
und fühlen sich ungerecht behandelt – und das Gegenüber muss dann mit<br />
dieser Reaktion umgehen können.<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> <strong>11</strong>
Kunden stellen immer wieder die gleichen Fragen<br />
und es kommt immer wieder zu den gleichen Ärgernissen<br />
Dienstleister sind dafür bezahlt, immer wieder die gleichen Fragen, die gleiche<br />
Kritik oder die gleichen Spässe zu hören. Das kann manchmal ganz schön<br />
nerven. Doch Achtung: Es handelt sich immer wieder um einen anderen<br />
Kunden, der diese Aussage höchstwahrscheinlich zum ersten Mal macht! Aus<br />
diesem Grund ist eine patzige Antwort unpassend.<br />
Die immer gleichen Fragen kommen von immer anderen Menschen!<br />
Kundenverhalten ist manchmal unverständlich<br />
Für Mitarbeitende in der Dienstleistungsbranche ist es bedeutend einfacher,<br />
mit Menschen umzugehen, deren Verhalten sie in irgendeiner Weise nachvollziehen<br />
können. Doch es gibt Personen, deren Benehmen beim besten Willen<br />
nicht verstanden werden kann. Vielleicht verstehen sich diese Kunden ja selbst<br />
nicht, vielleicht hat es gesundheitliche oder psychologische Gründe. Es gibt<br />
wohlerzogene und weniger höfliche, es gibt ehrliche und weniger ehrliche<br />
Menschen – und es gibt auch Menschen, denen der eine oder der andere<br />
Mitarbeiter besser liegt.<br />
Besonderheiten der Assistentinnenrolle<br />
Assistentin ist ein spannender, abwechslungsreicher und vielseitiger Beruf.<br />
Man erhält Einblick in die verschiedensten Bereiche und kann viel lernen. Doch<br />
auch in dieser spezifischen Funktion gibt es Rahmenbedingungen, die es anzuerkennen<br />
gilt, um sich nicht jedes Mal von Neuem darüber zu ärgern oder<br />
darunter zu leiden.<br />
Aufgaben, Verantwortung und Kompetenzen sind häufig<br />
nicht ganz genau definiert<br />
Eine Assistentinnenrolle lässt Raum für eigene Gestaltung …<br />
Beim Stellenantritt ist ein Teil der Aufgaben der Assistentin klar definiert.<br />
Doch je nach eigenen Neigungen sowie den Bedürfnissen und Fähigkeiten<br />
des Chefs, entwickelt sich die Funktion noch zusätzlich in eine bestimmte<br />
Richtung. Dies wissen anfangs weder die Beteiligten noch Aussen stehende<br />
genau.<br />
Keine zwei Assistentinnen werden ihre Aufgabe genau gleich wahrnehmen.<br />
So wird die eine sich gerne bescheiden im Hintergrund halten und die<br />
andere ihre Rolle sehr aktiv oder sogar dominant wahrnehmen.<br />
12<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
... und für Interpretationen.<br />
«Ich habe gehört, Sie seien die graue Eminenz im Betrieb und SIE würden effektiv<br />
entscheiden, ob ich einen Auftrag Ihrer Firma erhalte.» Dies sagte ein<br />
Kunde zu mir. (Ich war 25 – und grau ist bis heute nicht meine Lieblingsfarbe!)<br />
Auch wenn die Position intern mit der Zeit klarer wird, ist sie dem externen<br />
Kunden meistens nicht bekannt. Fragen, die unbewusst oder bewusst im<br />
Raume stehen sind:<br />
• Wie gross ist ihr Einfluss? Kann sie mir nützen oder schaden?<br />
• Über welche interessanten Informationen verfügt sie, die ich nicht habe?<br />
• Was weiss sie über mich?<br />
Miss Moneypenny<br />
«Was macht denn DIE da», raunte mir kürzlich ein mir noch unbekannter Sitzungsteilnehmer<br />
zu, als er realisierte, dass die Assistentin des CEO die Sitzung<br />
leiten würde.<br />
Unklares oder Unbekanntes führt auch schnell zu Fantasien und Interpretationen,<br />
was auch vor Spekulationen über ein privates Verhältnis nicht halt<br />
macht.<br />
Die Nähe zur Macht<br />
Assistentinnen sind Vertrauenspersonen der Führungskräfte. Diese Nähe und<br />
der fast uneingeschränkte Zugang zu wichtigen Informationen lösen im Umfeld<br />
Unsicherheiten aus.<br />
Assistentinnen werden beneidet – oder auch bedauert.<br />
Auf jeden Fall aber werden sie beobachtet.<br />
Prestige und Autorität sind abhängig vom Erfolg<br />
des eigenen Vorgesetzten<br />
Je näher und besser der Kontakt zwischen Führungsperson und Assistentin ist,<br />
desto mehr wird diese vom Ansehen und Erfolg des Chefs oder der Chefin<br />
abhängig. Sind diese intakt, kann auch die Assistentin ihre Aufgaben, beispielsweise<br />
ihre Koordinationsfunktion in Projekten, gut wahrnehmen. Wenn<br />
aber der «Thron» des Chefs oder der Chefin wackelt, bekommt dies die Assistentin<br />
ebenfalls schmerzhaft zu spüren.<br />
Bei einer meiner Stellen als Direktionsassistentin war mein Vorgesetzter mit<br />
seinem Chef in einem Dauerkrieg. Es entstanden zwei Lager. Ich als loyale<br />
Assistentin wurde da ganz automatisch mit hineingezogen. Als mein Chef<br />
dann den Kampf und seine Stelle verlor, war mir klar, dass auch ich gehen<br />
musste, obwohl mir die Arbeit Freude gemacht hatte.<br />
So kann die sprichwörtliche Loyalität zum Vorgesetzten zum Problem werden.<br />
Die Identifikation wird teilweise vom Umfeld noch stärker wahrgenom-<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 13
men, als von der Person effektiv gelebt. So wollen manchmal neue Führungskräfte<br />
nicht mit der Assistentin des Vorgängers arbeiten, obwohl gerade diese<br />
ihnen in der Anfangsphase eine wertvolle Stütze sein könnte.<br />
Die Tätigkeit ist eine reine Dienstleistungsrolle<br />
Je nach Pflichtenheft haben Assistentinnen noch zusätzlich ganz klare Aufgabengebiete,<br />
für die sie selbstständig die Verantwortung tragen (zum Beispiel<br />
Personalwesen, Events) oder aber sie sind ausschliesslich für die Dienstleistungsrolle<br />
angestellt. Dies ist manchmal gar nicht so einfach, weil man praktisch<br />
immer zur Verfügung stehen sollte, was beispielsweise bei einem schlecht<br />
organisierten Vorgesetzten zu einer grossen Belastung werden kann.<br />
Ich selbst habe eine gute Stelle als Direktionsassistentin nach drei Jahren<br />
verlassen, weil ich darunter litt, keinen eigenen Verantwortungsbereich zu<br />
haben, nichts wofür ich allein zuständig und meine Tätigkeit messbar gewesen<br />
wäre. Als Assistentin eines sympathischen, doch spontanen und unorganisierten<br />
Chefs war ich permanent am Reagieren und Korrigieren. Dies setzte<br />
mir mit der Zeit so zu, dass ich mich schweren Herzens zur Kündigung entschloss.<br />
Immer in der zweiten Reihe<br />
Es gibt Beispiele von sehr erfolgreichen Assistentinnen, die faktisch eine Abteilung<br />
oder gar einen Betrieb erfolgreich führen. Trotzdem werden sie in der<br />
aktuellen Position immer aus der zweiten Reihe agieren. Bei einem Weggang<br />
des Vorgesetzten kommt eher ein neuer Chef, dem die Assistentin zuarbeitet,<br />
als dass man sie gemäss ihren Fähigkeiten und Kompetenzen in die Chefposition<br />
befördern würde.<br />
Kunde: «Nicht wahr,<br />
Fräulein, das besprechen<br />
Sie schon noch mit<br />
Ihrem Chef?»<br />
Ich (jung und verärgert):<br />
«Könnte schwierig<br />
werden. In diesem Projekt<br />
bin ICH der Chef.»<br />
All die erwähnten Punkte sind für Dienstleistungsberufe typisch. Sobald man<br />
sich derer als Mitarbeiterin bewusst wird, kann man auch lernen, sie als Teil<br />
des Berufs zu akzeptieren und sich nicht regelmässig und immer wieder von<br />
Neuem darüber aufzuregen.<br />
Mit Hilfe der nachfolgenden Checkliste können die eigene Einstellung und<br />
die Organisation überprüft und wo nötig angepasst werden.<br />
14<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Persönliche Überlegungen<br />
Welche Themen treffen für meine eigene Arbeitsstelle ganz<br />
besonders zu?<br />
Mit welchen beschriebenen Aspekten bin ich nicht einverstanden oder<br />
welche erlebe ich anders?<br />
Über welchen dieser Punkte habe ich mich schon geärgert oder unter<br />
welchen Punkten habe ich schon gelitten?<br />
Was habe ich bis jetzt nicht für «normal» gehalten und mich immer<br />
wieder daran gestört?<br />
Welche Aspekte sind in unserem Betrieb nicht ganz klar?<br />
Sind bei meiner Tätigkeit Verantwortungsbereich, Aufgaben und<br />
Kompetenzen klar geregelt?<br />
Wie sieht bei mir das Verhältnis zwischen planbaren Aufgaben und<br />
Dienstleistungsfunktion aus?<br />
Bin ich mit dieser Verteilung zufrieden? Kann ich Änderungen<br />
vornehmen?<br />
Weiss ich immer, wann und bei welchen Kunden ich betriebliche Regeln<br />
durchsetzen muss und wo Flexibilität gefordert ist?<br />
Habe ich schon Situationen erlebt, in denen ich nicht sicher war,<br />
welches Verhalten in meiner Berufsrolle angemessen gewesen wäre?<br />
Habe ich Kundenkontakte, die über das rein Berufliche hinausgehen?<br />
Wie gehe ich damit um?<br />
Gibt es Kunden, die unseren Kontakt anders deuten als ich selbst?<br />
In welchen Situationen mit Kunden fällt mir ein Ungleichgewicht ganz<br />
besonders auf, d. h. dass die eine oder andere Seite eine Machtposition<br />
innehat und eventuell auch davon profitiert?<br />
Wo bin ich mit dem Verhalten meiner Kollegen oder Vorgesetzten im<br />
Kundenkontakt nicht einverstanden?<br />
Gibt es immer wiederkehrende Kundenfragen oder Bemerkungen,<br />
die mich ganz besonders viel Energie kosten? Was kann ich dagegen tun?<br />
Wie ausgeglichen bin ich im Kundenkontakt?<br />
Wo erkenne ich bei mir selbst Schwachstellen? Was will ich verändern?<br />
Welche organisatorischen Verbesserungen wären sinnvoll?<br />
Was will ich tun?<br />
Miss Moneypenny<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 15
Assistentin sein – das kann nicht jede<br />
Der Assistentinnenjob ist eine spannende, abwechslungsreiche aber nicht einfache<br />
Aufgabe! Wer nie in einer solchen Funktion gearbeitet hat, neigt dazu,<br />
dies zu unterschätzen.<br />
Eigenschaften erfolgreicher Assistentinnen<br />
Assistentinnen brauchen ganz bestimmte Fähigkeiten. Dabei gibt es Aspekte,<br />
die man mitbringen sollte, und andere, die man sich mit der Zeit aneignen<br />
kann.<br />
16<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Für den erfolgreichen Umgang mit Kunden aller Art sind die folgenden Eigenschaften<br />
ganz besonders hilfreich:<br />
Selbstreflexion – bewusstes Wahrnehmen und Gestalten<br />
der eigenen Rolle<br />
Assistentinnen leben gefährlich. Überall können Fallen und Gefahren lauern,<br />
die man gerade am Anfang der Berufslaufbahn häufig erst im Nachhinein erkennt.<br />
Wer nicht sehr aufmerksam ist, läuft schnell Gefahr, von anderen für<br />
deren Zwecke eingespannt zu werden. Gerade hilfsbereite Frauen engagieren<br />
sich in der Assistentinnenrolle gerne für andere oder für eine gute Sache.<br />
Dabei merken sie nicht, dass diese Art von Hilfe möglicherweise dazu beiträgt,<br />
dass Probleme eben gerade NICHT angegangen oder gelöst werden.<br />
Nachfolgend eine unvollständige Liste von Fallen und Gefahren, die mir in<br />
meiner Assistentinnenlaufbahn begegnet sind. Aufgrund meiner mangelnden<br />
Erfahrung habe ich die meisten dieser Situationen erst zu spät erkannt. Mit der<br />
Zeit habe ich jedoch zumindest die eine oder andere rechtzeitig wahrnehmen<br />
und abwehren können. Die restlichen buche ich heute unter «Lebenserfahrung<br />
und Lernchancen» ab.<br />
Ob wohl auch Ihnen die eine oder andere Situation bekannt vorkommt?<br />
Miss Moneypenny<br />
Achtung Falle!<br />
Externer Kunde<br />
Will sich einschmeicheln, sei es mit Geschenken, Einladungen oder Komplimenten.<br />
(Vorsicht: Wer Geschäftsverbindungen mit echten Freundschaften<br />
verwechselt, wird früher oder später enttäuscht. Selbst der CEO erhält schon<br />
unmittelbar nach der Pensionierung nur noch wenige Neujahrskärtchen!)<br />
Versucht, an interne Informationen zu kommen.<br />
– «Sie haben es aber auch nicht einfach mit einem solchen Chef.»<br />
(Versucht, Assistentin zur «Komplizin» zu machen.)<br />
– «Was, schon wieder hier? Haben Sie eigentlich NIE Feierabend?»<br />
(Small Talk oder Kunde will etwas erfahren.)<br />
– «Ich weiss, ich bin etwas spät dran – aber Sie schaffen das ja immer<br />
irgendwie!»<br />
– «Ich weiss, dass ich immer auf Ihre Hilfe zählen kann!»<br />
Es besteht auch die Gefahr, dass der persönliche Kontakt zu bestimmten Kunden<br />
so nah wird, dass man sich zu kritischen Bemerkungen über Kollegen,<br />
Vorgesetzte, die Firma oder eigene Produkte hinreissen lässt.<br />
Man kann auch ganz ohne Worte lästern … also Vorsicht mit<br />
verschwörerischen Blicken und konspirativem Augenrollen!<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 17
Kollegen<br />
Versuchen, die Assistentin für ihre Ziele einzuspannen oder auf die<br />
eigene Seite zu ziehen<br />
– «Heute ist aber gar nicht ihr Tag.»<br />
(Sagt ein Kollege, der das Büro der Chefin verlässt.)<br />
– «Kannst nicht du mit ihm reden – auf dich hört er und du kannst so gut<br />
formulieren.»<br />
– «Also im Vertrauen …»<br />
(Denkt: Ich hoffe, du trägst das weiter …)<br />
– «Also im Vertrauen …»<br />
(Denkt: Ich rechne damit, dass du das NICHT weiterträgst.)<br />
– «Eigentlich müsstest du unsere Chefin sein, du machst ja sowieso schon<br />
alles.»<br />
– «Ich bin so froh, dass ich dir immer alles erzählen kann.»<br />
(Danach geht es mir wieder gut und ich muss nichts verändern.)<br />
Chef<br />
– «Was wäre ich bloss ohne Sie?»<br />
(Er wird immer unselbstständiger.)<br />
– «Können Sie nicht noch schnell …»<br />
(Er plant die eigene Zeit immer schlechter, weil die Assistentin ja dann<br />
doch alles möglich macht.)<br />
Bad planning on your part doesn’t necessarily constitute an automatic<br />
emergency on my part. Bürospruch<br />
– «Sie müssen das Porzellan wieder kitten, das ich im Laufe des Tages<br />
zerschlage.»<br />
(Er darf sich ungehobelt benehmen, seine Assistentin glättet die Wogen.)<br />
– «Sie verstehen mich wesentlich besser als meine Frau.»<br />
– «Da müssen Sie halt durchgreifen.»<br />
(Er versucht, unangenehme Führungsaufgaben INFORMELL abzuschieben.)<br />
Oder aber auch, genau wie von Mitarbeiterseite:<br />
– «Können nicht Sie mit ihnen reden …»<br />
– «Also im Vertrauen …»<br />
(Denkt: Ich hoffe, du trägst das gut formuliert weiter …)<br />
– «Also im Vertrauen …»<br />
(Denkt: Ich rechne damit, dass du das NICHT weiterträgst.)<br />
– «Ich bin so froh, dass ich dir immer alles erzählen kann.»<br />
18<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Vorsicht Gefahr!<br />
Unbedarfte Assistentinnen können in Versuchung geraten, folgende Rollen zu<br />
übernehmen:<br />
Miss Moneypenny<br />
Die gute Seele des Betriebs<br />
Sie hat immer ein offenes Ohr für alle, hilft, wo sie kann, tröstet und vermittelt<br />
allenfalls zwischen Chef und Mitarbeitenden. Sie verbringt viel Zeit mit Zuhören,<br />
eventuell sogar auf allen Seiten.<br />
Gefahr: Mitarbeitende und Führungskräfte konnten ihren Frust deponieren<br />
und sind danach wieder im Gleichgewicht. So muss niemand wirklich<br />
etwas anpacken und die Situation ändert sich nicht.<br />
Ärger ist wie ein Paket, das gewisse Leute gerne möglichst schnell an<br />
andere weitergeben, um sich selbst zu entlasten.<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 19
Die Retterin<br />
Was auch immer passiert, die Assistentin ist als «Retterin in der Not» bekannt.<br />
Sie schafft es immer wieder, im letzten Moment alles zum Guten zu wenden.<br />
Dabei schwankt ihre Befindlichkeit zwischen Stolz und Leiden – Stolz darauf,<br />
so sehr gebraucht zu werden, und Leiden, weil sie selbst immer mehr zu kurz<br />
kommt.<br />
Gefahr: Das Umfeld lernt nichts dazu, da alles ja immer wieder möglich<br />
gemacht wird. Die Assistentin wird mit der Zeit unzufrieden.<br />
Die Löwin<br />
Sie ist die einzige, die ihren Chef wirklich kennt und versteht. Wie eine Löwin<br />
verteidigt sie ihn immer und überall. Sie herrscht über seine Agenda und sein<br />
Büro.<br />
Vor allem früher verstanden sich gewisse Vorzimmerdamen als Bewacherinnen<br />
ihres Chefs: Sie hielten Besucher und Anrufer von ihm fern und entschieden<br />
selbstherrlich, wer Zugang zu den heiligen Hallen seines Büros erhielt<br />
oder wessen Anruf durchgestellt wurde. Dabei galt das Wohl des Chefs als<br />
einziger Gradmesser ihrer Effektivität.<br />
Genauso wie gelegentlich Mitarbeitende von 5-Stern-Hotels vornehmer als<br />
die Gäste werden, können auch Assistentinnen ihre informelle Machtposition<br />
und die eigene Bedeutung überschätzen. Das macht sie dann zu unangenehmen<br />
Zeitgenossinnen.<br />
Heute ist diese Spezies von Assistentin selten geworden. Aber sie sind doch<br />
noch vereinzelt anzutreffen. Gerne zeigen sie sich vor allem im Kontakt mit<br />
anderen Assistentinnen von dieser Seite. Sie vermitteln unweigerlich den Eindruck<br />
der Stärkeren.<br />
Langfristig zahlen sich aber solche Strategien nicht aus. Sobald sich der<br />
Chef beruflich verändert, wird eine solche Assistentin darauf angewiesen sein,<br />
intern und extern einen guten Eindruck hinterlassen zu haben.<br />
So lohnt es sich, immer und überall wertschätzend aufzutreten und zu<br />
kommunizieren.<br />
Persönliche Überlegungen<br />
Checkliste:<br />
• Welche dieser Fallen kommen mir bekannt vor?<br />
• Welche der beschriebenen Rollen habe ich selbst schon bewusst<br />
oder unbewusst übernommen? Welche Absicht habe ich damit verfolgt?<br />
• Welche Nachteile hat mir dieses Verhalten gebracht?<br />
• Was will ich verändern? Wie packe ich das an?<br />
• Was will ich ganz bewusst weiterhin beibehalten?<br />
20<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Bei all diesen Fallen und Gefahren gilt häufig:<br />
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.<br />
Miss Moneypenny<br />
Gesundes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen<br />
«Ich wollt ich wäre ein Elefant, dann könnt ich jubeln laut<br />
– es geht mir nicht ums Elfenbein, nur um die dicke Haut.»<br />
Durch die nicht immer klar definierte Rolle der Assistentin treffen Assistentinnen<br />
gelegentlich auf Kunden, die darauf abzielen, sich hierarchisch höher zu stellen.<br />
Da geht es darum zu lernen, sich nicht aus der Fassung bringen zu lassen und<br />
souverän und gelassen zu reagieren. Wer zu wenig Selbstvertrauen aufweist:<br />
• interpretiert Äusserungen und Verhalten von Kunden sehr schnell und bezieht<br />
sie auf sich;<br />
• nimmt Kritik gleich persönlich, fühlt sich gekränkt und in seinem Wert herabgesetzt;<br />
• ist mit sich selbst zu kritisch und glaubt der eigenen kritischen Stimme jeden<br />
Unsinn;<br />
• macht sich dadurch innerlich selbst schlecht («du bist blöd, vergesslich,<br />
dumm» etc.) und lädt dadurch unbewusst andere dazu ein, ihn oder sie<br />
schlecht zu behandeln.<br />
Unsichere Personen fühlen sich sehr schnell persönlich angegriffen<br />
oder verletzt.<br />
Nehmen Sie Kundenaussagen zu persönlich? Machen Sie den Test.<br />
Was lösen folgende Äusserungen bei Ihnen aus?<br />
• «Ist Ihre Kollegin nicht da?»<br />
• «Ihre Vorgängerin war super!»<br />
• «Sind Sie in diesem Bereich kompetent?»<br />
• «Das muss vermutlich ein Fachmann anschauen.»<br />
• «Was, schon Feierabend?»<br />
Oder was empfinden Sie bei folgenden Verhaltensweisen?<br />
• Kunde grüsst nicht.<br />
• Kunde spricht nur mit dem Chef und schaut nur ihn an.<br />
• Kunde trommelt mit den Fingern auf den Tisch.<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 21
Wer mit einem gesunden Selbstbewusstsein auftritt, kann sich nicht nur besser<br />
behaupten und durchsetzen, sondern wird oft bedeutend besser behandelt<br />
als jemand, der einen unsicheren Eindruck erweckt.<br />
Wenn wir in einem Kundenkontakt das Gefühl haben, die schwächere<br />
Position innezuhaben, haben wir bereits akzeptiert, in einem Spiel des Ungleich<br />
gewichts mitzumachen und zwar in der nachteiligen Rolle. Das macht<br />
uns verletzlich und wir schreiben unbewusst die Rolle der Stärke dem anderen<br />
zu.<br />
Dieses Gefühl kann sich in der Mitarbeitenden- aber auch in der Kundenrolle<br />
einstellen. Manche Menschen gehen mit Gefühlen der Unsicherheit so<br />
um, dass sie sich übertrieben selbstsicher geben, also genau das Gegenteil von<br />
dem ausstrahlen, was sie eigentlich fühlen. Dadurch gelingt es ihnen, nicht<br />
nur ihr Umfeld zu täuschen, sondern auch sich selbst. Im Kontakt zwischen<br />
Mitarbeitenden und Kunden haben somit mehr oder weniger unsichere Menschen<br />
miteinander zu tun, die vielleicht nur darauf warten, schlecht behandelt<br />
zu werden.<br />
Kundenkontakt ist eine wunderbare Gelegenheit, Selbstsicherheit zu<br />
trainieren.<br />
Da können die folgenden Regeln, konsequent befolgt, einen wesentlichen<br />
Beitrag leisten:<br />
Lernen Sie, Kundenverhalten weniger auf sich selbst zu beziehen.<br />
Trennen Sie das, was Sie wirklich sehen oder hören, konsequent von Ihren<br />
Interpretationen und Gefühlen. Was der Kunde sagt oder tut und was er vermutlich<br />
meint oder will:<br />
– «Geht das nicht ein bisschen schneller?»<br />
(Ich habe wenig Zeit. Oder … Ich bin ein ungeduldiger Mensch.)<br />
– «Jetzt warte ich schon 20 Minuten.»<br />
(Ich bin in Eile.)<br />
– «Ich vertraue Ihnen – Sie werden das sicher schaffen.»<br />
(Ich schmeichle dir, um mein Ziel zu erreichen.)<br />
– «Seien Sie doch etwas flexibel.»<br />
(Ich möchte eine Sonderregelung.)<br />
– «Ihren Job würde ich mit links machen.»<br />
(Ich bin verärgert und mache meinem Ärger auf unhöfliche Art Luft.)<br />
– «Wer diese Vorhänge ausgelesen hat, hat wirklich keinen Geschmack.»<br />
(Ich will mich äussern, erwarte Zustimmung …)<br />
– «Das ist der hinterletzte Saftladen.»<br />
(Ich bin unzufrieden und äussere dies auf unerzogene Art.)<br />
– «Was, Sie haben sogar studiert?»<br />
(Ich denke in veralteten Bildern und unterschätze den Assistentinnenberuf.)<br />
22<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
– Kunde macht immer den gleichen Spruch oder Witz.<br />
(Er will etwas zu einer lockeren Atmosphäre beitragen. Häufig ist es auch<br />
eine Aufforderung zum Mitspielen.)<br />
– Kunde macht einen Spruch oder Witz, den Sie regelmässig auch von<br />
anderen hören – und der Sie darum nervt.<br />
(Er will etwas Lockeres beitragen und weiss nicht, dass viele andere schon<br />
auf die gleiche Idee gekommen sind.)<br />
– Kunde ignoriert Sie und spricht fast ausschliesslich mit dem Chef.<br />
(Er hat ein ausgeprägtes Hierarchiedenken und offensichtlich keine wirklich<br />
gute Kinderstube genossen. Oder er ist stark fokussiert und kann nur eine<br />
Person aufs Mal wahrnehmen.)<br />
Miss Moneypenny<br />
«Das ist unser neues Computersystem», sagte der oberste Chef zu seinem<br />
Besucher, als er mit ihm unser Büro betrat – und zeigte auf die Geräte, an<br />
denen meine Kollegin und ich am Arbeiten waren.<br />
Achten Sie im Umgang mit dominanten Personen auf die eigene Körpersprache.<br />
• Nehmen Sie mehr Raum ein, sitzen oder stehen Sie etwas breiter und offen,<br />
d. h. verschränken Sie weder Arme noch Beine.<br />
• Halten Sie den Kopf gerade, stehen Sie gerade auf beiden Beinen.<br />
• Sprechen Sie laut, deutlich und eher langsam.<br />
• Achten Sie nur auf den sachlichen Inhalt der Aussagen und werden Sie<br />
immun für Tonlage, Mimik oder Gestik, die eine allfällige Überheblichkeit<br />
ausdrücken könnten.<br />
Niemand kann Ihnen die Selbstachtung nehmen,<br />
das können nur Sie selbst tun. Eleanor Roosevelt<br />
Überwachen Sie Ihre innere kritische Stimme.<br />
Unser innerer Monolog ist ein wichtiger Schlüssel zur Erreichung eines verbesserten<br />
Selbstwertgefühls. Die meisten Menschen sprechen mit sich selbst.<br />
Überwachen Sie diesen inneren Monolog. Wie redet dieses innere Tonband<br />
mit Ihnen? Wenn es Ihr eigenes Verhalten kommentiert, was hören Sie? Mehr<br />
Angenehmes oder mehr Unerfreuliches? Setzt Sie diese innere Stimme unter<br />
Druck? Kommen «Du sollst»- oder «Ich sollte»-Sätze häufig vor?<br />
Häufig nehmen wir nur das Negative persönlich, Positives ignorieren wir<br />
oder schreiben es dem Glück oder dem Zufall zu. Dadurch unterstützen wir<br />
andauernd unser negatives Selbstbild. Doch das können wir ändern: Sie sind<br />
der einzige Mensch, der jeden Tag, rund um die Uhr, Ihr ganzes Leben lang,<br />
mit Ihnen zusammen ist. Nur Sie selbst registrieren von sich jeden Fehler, jede<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 23
Vergesslichkeit, jeden Fleck oder jede Laufmasche. Was glauben Sie, wie viele<br />
Dummheiten andere machen! Seien Sie deshalb fair mit sich. Werfen Sie sich<br />
nicht andauernd jede Unzulänglichkeit vor.<br />
Sozialkompetenz<br />
Je unklarer eine Rolle, desto wichtiger ist die Sozialkompetenz. Es lohnt sich<br />
also für Assistentinnen sehr, in diese Qualitäten zu investieren und sich in Bereichen<br />
wie Gesprächsführung, Verhandlungstechnik, Projekt- und Konfliktmanagement<br />
laufend weiterzubilden und weiterzuentwickeln.<br />
Humor<br />
Die Fähigkeit, sich selbst, seine Kontakte und den Berufsalltag nicht allzu ernst<br />
zu nehmen, ist eine wichtige Gabe für alle Assistentinnen. Viele unangenehme<br />
Situationen können dabei souverän entschärft werden und zwar so, dass alle<br />
das Gesicht wahren können. Wenn wir ehrlich sind, sind die wenigsten Situationen<br />
unseres Lebens wirklich SO dramatisch, wie wir den Eindruck haben<br />
oder andere uns weismachen wollen.<br />
Es geht meistens nicht um Leben und Tod!<br />
24<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Einstellung erfolgreicher Assistentinnen<br />
Sie begegnen ihren Kunden auf Augenhöhe<br />
Es gibt Assistentinnen, die sich ihren Kunden gegenüber so unterwürfig benehmen,<br />
dass dies auch zu einem Nachteil für sie selbst und den Betrieb werden<br />
kann. Rücksichtslose Kunden werden dies ausnützen und immer dreister werden.<br />
Menschen, die sich keinen Respekt verschaffen können, werden auch von<br />
anderen immer weniger respektiert. Die eigene Seele übersteht es auch nicht<br />
unbeschadet, wenn man sich über Jahre die innere Überzeugung antrainiert hat,<br />
andere Menschen seien mehr wert als man selbst. Gewissen Mitarbeitenden<br />
sieht man diesen Mangel an Selbstwertgefühl schon an der Körperhaltung an.<br />
Miss Moneypenny<br />
Sie behandeln ALLE Menschen gut und machen keinen grossen Unterschied<br />
zwischen intern und extern, zwischen wichtig und unwichtig<br />
Wichtige Kunden und Führungskräfte werden überall freundlich behandelt.<br />
Doch wer zwischen «wichtigen» und «unwichtigen» Personen unterscheidet,<br />
beweist ein sehr kurzfristiges Denken.<br />
«Wichtige» Personen können von einem Tag auf den anderen weg sein.<br />
Dann zahlt sich aus, wie man über Jahre mit den «unwichtigen» umgegangen<br />
ist. Und «unwichtige» können irgendwann «wichtige» werden. Dann werden<br />
sie sich gut daran erinnern, wie in früheren Zeiten mit ihnen umgegangen wurde.<br />
Sie hüten sich vor unrealistische Erwartungen<br />
Habe ich unrealistische Erwartungen an die Kunden und werde ich darum<br />
immer wieder enttäuscht oder verärgert? Testen Sie sich selbst.<br />
Persönliche Überlegungen<br />
Kunden sollen …<br />
• sich so benehmen wie ich selbst in meinen besten Momenten;<br />
• Verständnis für mich und meine Lage haben;<br />
• gewisse Betriebsabläufe nachvollziehen können, z. B. verstehen,<br />
wo Flexibilität möglich ist und wo nicht;<br />
• ein Nein akzeptieren, wenn man ihnen den Grund erklärt hat;<br />
• nachdenken, bevor sie reden oder fragen;<br />
• eine Reklamation sachlich vorbringen und nicht persönlich werden;<br />
• den Menschen, den sie vor sich haben, als solchen wahrnehmen<br />
und Respekt zeigen;<br />
• aussergewöhnliche Leistungen anerkennen, dankbar sein;<br />
• ehrlich und direkt vor Ort sagen, wenn sie nicht zufrieden sind;<br />
• einen eigenen Fehler zugeben und sich entschuldigen;<br />
• sich immer so verhalten, dass ich es nachvollziehen kann.<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 25
Sie akzeptieren andere Menschen so, wie sie sind.<br />
Nehmen Sie die Menschen wie sie sind, es gibt keine anderen.<br />
Konrad Adenauer<br />
Kunden und Mitarbeitende kommen aus den unterschiedlichsten Familien,<br />
Bevölkerungsgruppen und Nationalitäten. Sie haben die verschiedensten Erziehungen<br />
genossen, Erfahrungen gemacht und Werte entwickelt. Das führt<br />
zu den unterschiedlichsten Verhaltensweisen und zwangsläufig auch zu Missverständnissen<br />
und gelegentlichen Konflikten.<br />
Wer es schafft, anderen Menschen mit einer grundsätzlich konstruktiven<br />
Haltung zu begegnen und nicht vorschnell über jedes Verhalten zu urteilen,<br />
wird es nicht nur im Umgang mit Kunden bedeutend einfacher haben.<br />
Unsere innere Haltung produziert das Verhalten unseres Gegenübers.<br />
26<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Verhalten<br />
Miss Moneypenny<br />
Für Klarheit über die eigene Rolle sorgen<br />
Assistentinnen können selbst viel dazu beitragen, dass sie weniger mit Argusaugen<br />
beobachtet werden oder andere versuchen, sie zu benutzen. Je klarer<br />
Aufgaben, Verantwortungen und Kompetenzen geregelt sind, zu desto weniger<br />
Fantasien und Interpretationen wird es kommen.<br />
Persönliche Überlegungen<br />
• Sind meine Verantwortung, meine Aufgaben und Kompetenzen<br />
im Alltag ganz klar geregelt?<br />
• Wurde dies intern so kommuniziert? Durch wen? Vor wie langer Zeit?<br />
• Gibt es Bereiche, die nicht so klar geregelt werden können? Wie gehen<br />
wir damit um?<br />
• An welchen Sitzungen bin ich regelmässig dabei oder übernehme<br />
sogar die Leitung? Warum?<br />
• Wissen alle Mitarbeitenden, für welche Anliegen ICH die Ansprechperson<br />
bin und für welche sie sich direkt an den Chef oder die Chefin<br />
wenden sollten?<br />
• Wie sehen die Regelungen aus, wenn der Chef abwesend ist?<br />
• Habe ich dann bestimmte Stellvertreterfunktionen? Habe ich zusätzliche<br />
Kompetenzen? Worüber darf ich dann konkret entscheiden?<br />
• Sind alle Involvierten durch den Chef darüber informiert worden?<br />
• Wenn ich Koordinationsaufgaben wahrnehmen oder Arbeitspakete<br />
einfordern muss, wurden die betroffenen Personen durch den Chef<br />
direkt über meinen Auftrag informiert?<br />
• Ist mir mein Vorgesetzter behilflich und interveniert er bei Bedarf,<br />
wenn zum Beispiel Termine nicht eingehalten werden? Wie stark bin<br />
ich darauf angewiesen?<br />
Genereller Umgang mit Kunden<br />
Es ist zu einem grossen Teil die eigene Einstellung, die über Servicequalität,<br />
Kundenzufriedenheit und das eigene Glück entscheidet. Gute Dienstleister<br />
zeichnen sich aus durch:<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 27
Blickkontakt<br />
Der wichtigste Augenblick im direkten Kundenkontakt sind die ersten paar<br />
Sekunden. Oft entscheidet sich bereits dann, ob ein Kontakt gelingen wird<br />
oder nicht. Zeigen Sie den Kunden auf jeden Fall, dass Sie sie gesehen haben.<br />
Menschen hassen das Gefühl, nicht beachtet zu werden, und haben dann<br />
schnell den Eindruck, nicht wichtig zu sein. Dies ist ja dann besonders wichtig,<br />
wenn Sie im Moment noch keine Zeit haben.<br />
Lächeln<br />
Wer nicht lächeln kann, soll kein Geschäft eröffnen. Chinesisches Sprichwort<br />
Wer nicht lächelt, wird kaum als freundlicher Mensch wahrgenommen. Wer<br />
von sich selbst weiss, dass er eher eine ernste Person ist, tut gut daran, grossen<br />
Wert auf möglichst kundenorientierte höfliche Formulierungen zu legen.<br />
28<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Je kürzer ein Kundenkontakt ist, desto entscheidender für den Erfolg sind<br />
unittelbarer Blickkontakt und Lächeln.<br />
Kunde zuerst<br />
Kunden sind sich gewohnt, überall und immer Vorrang zu haben. Darum gilt<br />
es, private Gespräche zu vertagen. Betriebsinterne Gespräche werden unterbrochen<br />
oder unter Ankündigung zum Abschluss gebracht: «Dürfen wir das<br />
noch ganz schnell beenden, ich bin danach gleich für Sie da.»<br />
Miss Moneypenny<br />
Ungeteilte Aufmerksamkeit<br />
Kunden erwarten, dass man sich ausschliesslich um sie kümmert und sich nur<br />
auf sie konzentriert, auch wenn es nur für einen kurzen Moment ist.<br />
Kundenwünsche kennen und sich merken<br />
Kunden schätzen es enorm, wenn sich Assistentinnen an ihre Gewohnheiten<br />
und Wünsche erinnern. Das bestärkt sie in ihrem Eindruck, als Person wahrgenommen<br />
zu werden und wichtig zu sein.<br />
Die Kunden immer wieder positiv überraschen<br />
Nichts ist für Kunden schöner und wirkt zudem nachhaltiger, als wenn ein<br />
Bedürfnis oder ein Wunsch erspürt wurde und man den Kunden damit zufriedenstellen<br />
kann.<br />
Nie fühlt sich ein Kunde wichtiger oder besser verstanden, als wenn solche<br />
unerwartete Dinge geschehen. Diese Handlungen entstehen meistens aus<br />
einem spontanen Moment heraus. Sie können nur beschränkt vorgeschrieben<br />
oder standardisiert werden.<br />
Zuhören können<br />
Erfolgreiche Assistentinnen hören ihren Kunden gut zu. Damit kann Folgendes<br />
erreicht werden:<br />
• Kunde fühlt sich ernst genommen.<br />
• Es entstehen weniger Missverständnisse.<br />
• Man kann den Kunden immer besser kennenlernen.<br />
• Trends werden rechtzeitig erkannt und der Betrieb kann darauf reagieren.<br />
• Individuelle Wünsche können festgehalten und der Kunde kann zu einem<br />
späteren Zeitpunkt positiv überrascht werden.<br />
Gerade bei Kundenwünschen, die Mitarbeiterinnen immer wieder hören, passiert<br />
es schnell, dass mit einer voreiligen Antwort reagiert wird. Diese löst dann<br />
aber oft ein Kundenproblem nicht.<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 29
Verständnis zeigen<br />
(«Ich kann Sie gut verstehen.» – «Ich wäre Ihnen gerne behilflich.»)<br />
Gerade gestresste oder verärgerte Kunden wollen oft nichts anderes als eine<br />
verständnisvolle Person, der sie ihr Leid oder ihren Ärger erzählen können.<br />
Haben sie dies erreicht, sind sie schnell beruhigt, dankbar und zufrieden.<br />
Spontane Hilfsbereitschaft<br />
Kunden sind in erster Linie auch Menschen, die möglicherweise Hilfe oder<br />
Unterstützung benötigen oder sich zumindest darüber freuen. Wenn die Hilfestellung<br />
den engen Rahmen der Dienstleistung übersteigt, werden die Kunden<br />
mit Dankbarkeit reagieren.<br />
Kritik annehmen und als Lernchance nutzen, selbstkritisch sein und<br />
Fehler zugeben<br />
Wo gearbeitet wird, können Fehler passieren. Nur wer bereit ist, die eigene<br />
Leistung auch immer wieder kritisch zu hinterfragen, wird sich längerfristig<br />
weiterentwickeln. Jede Beanstandung ist auch immer eine Einladung, über<br />
etwas nachzudenken, das einem vielleicht selbst gar nicht aufgefallen wäre.<br />
Feedback is the breakfast of champions. Kenneth Blanchard<br />
Wenn wirklich ein Fehler passiert ist, zeugt es von innerer Grösse, für den<br />
Fehler geradezustehen, sich zu entschuldigen und dafür zu sorgen, dass dies<br />
zukünftig nicht mehr vorkommt.<br />
Sich falls nötig Respekt verschaffen!<br />
Gelegentlich hat man mit Kunden zu tun, die sich im Ton vergreifen, ungerecht<br />
sind und wenig Kinderstube beweisen. Da sollten Assistentinnen fähig<br />
sein, sich zu wehren, ohne aus der Rolle zu fallen. Manchmal muss in einem<br />
Kontakt einer der «Grosse» sein. Von Dienstleistern darf erwartet werden,<br />
dass sie es dem Kunden nicht mit gleicher Münze heimzahlen.<br />
30<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Miss Moneypenny<br />
Persönliche Überlegungen<br />
Wie gut bin ich schon?<br />
• Blickkontakt<br />
Nehme ich alle Besucher blitzschnell wahr? Bei wie viel Prozent gelingt<br />
mir dies?<br />
• Lächeln<br />
Lächle ich genauso schnell und oft oder habe ich eher einen ernsten<br />
Gesichtsausdruck?<br />
• Kunde zuerst<br />
Unterbreche ich meine Aufgaben, sobald ich einen Kunden habe?<br />
Führe ich keine Privatgespräche, sobald Kunden anwesend sind?<br />
• Ungeteilte Aufmerksamkeit<br />
Erhalten meine Kunden mehrheitlich den Eindruck, dass ich mich ganz<br />
auf sie konzentriere?<br />
• Kundenwünsche erkennen und sich merken<br />
Höre ich wirklich zu? Kann ich mich in andere hineinversetzen und mit<br />
Hilfe gezielter Fragen erkennen, was sie wünschen und brauchen?<br />
Merke ich mir meine Kunden und ihre Wünsche? Wo notiere ich diese?<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 31
• Kundenwünsche erahnen, Kunden überraschen und verblüffen<br />
Überrasche ich meine Kunden regelmässig, indem ich etwas Aussergewöhnliches<br />
für sie tue?<br />
• Persönliches Auftreten, Umgangsformen<br />
Kann ich stolz auf mein äusseres Erscheinungsbild sein? Benehme ich<br />
mich in jeder Situation korrekt?<br />
• Fachwissen, Professionalität<br />
Weiss ich alles, was Kunden von mir erwarten können? Wie halte ich<br />
mein Wissen auf dem neusten Stand?<br />
• Verständnis zeigen<br />
Zeige ich wann immer möglich Verständnis für die Wünsche und<br />
Probleme meiner Kunden, auch wenn diese manchmal nicht sehr<br />
geschickt formuliert sind?<br />
• Hilfsbereitschaft zeigen, Hilfestellung anbieten<br />
Bin ich ein hilfsbereiter Mensch und unterstütze ich meine Kunden,<br />
wo immer möglich, auch wenn es um etwas geht, das nicht unmittelbar<br />
meinen Arbeitsbereich betrifft?<br />
• Kritik annehmen, Fehler zugeben<br />
Bin ich selbstkritisch oder löst eine Kritik oder Beschwerde gleich eine<br />
Verteidigungsstrategie bei mir aus? Kann ich Fehler zugeben?<br />
• Permanente Verbesserung anstreben<br />
Bin ich lernbereit und immer bestrebt, noch besser zu werden?<br />
• Sich anständig wehren und durchsetzen können<br />
Kann ich mich, wo nötig, für mich, meine Kollegen und den Betrieb auf<br />
anständige Weise durchsetzen? Kann ich mir Respekt verschaffen?<br />
32<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
In typischen Alltagssituationen<br />
souverän reagieren<br />
Miss Moneypenny<br />
Neben all den angenehmen Begegnungen mit Kunden gibt es auch immer<br />
wieder herausforderndere Momente. Doch auch da wiederholen sich die<br />
gleichen Themen oder Verhaltensweisen. Darum ist es sinnvoll, sich auf die<br />
gängigsten Situationen sorgfältig vorzubereiten. Denn zumindest ein Teil der<br />
Reaktion kann vorgängig trainiert werden. So kann man im entscheidenden<br />
Moment souverän wirken und sein.<br />
Der Kunde hat keine Zeit<br />
Dienstleister neigen dazu, Personen, die momentan keine Zeit haben, generell<br />
als ungeduldig einzustufen. Aber Ungeduld ist nicht immer ein Vorwurf. Möglicherweise<br />
wollte der Kunde einfach noch schnell etwas klären oder erledigen,<br />
hat aber nicht genügend Zeit dafür reserviert. Dies ist natürlich bedauerlich für<br />
ihn. Wie können wir dem Kunden behilflich sein, sein Problem zu lösen?<br />
– «Ich bedauere, dass ich Ihnen diese Auskunft nicht so schnell geben kann.»<br />
– «Ich werde den Punkt in den nächsten zwei Stunden für Sie abklären und<br />
werde mich bis spätestens 15 Uhr bei Ihnen melden.»<br />
– «Wenn Sie möchten, können wir Ihnen die Unterlage noch heute Nachmittag<br />
zukommen lassen.»<br />
– «Kommen Sie eventuell in den nächsten Tagen nochmals hier vorbei? Dann<br />
könnte ich alles fertig machen und Sie holen es wieder hier ab.»<br />
Der Chef ruft nicht zurück<br />
Assistentinnen werden häufig dafür verantwortlich gemacht, wenn ein erwarteter<br />
Rückruf nicht erfolgte. Da ist es wichtig, nicht selbst in eine Opferhaltung<br />
zu gehen, im Sinne von: «Ich habe es ihm ausgerichtet – mehr kann<br />
ich schliesslich auch nicht tun.» Oder: «Was kann ich denn dafür, dass er so<br />
unzuverlässig ist!»<br />
– «Es tut mir leid, dass Sie noch nichts von Herrn Keller gehört haben. Offensichtlich<br />
ist ihm etwas dazwischengekommen. Er ist aber informiert, dass Sie<br />
ihn sprechen möchten. Ich werde ihm sogleich ein Mail schreiben und ihn<br />
daran erinnern.»<br />
– «Oh Frau Sutter, es tut mir sehr leid, dass Sie jetzt mehrmals vergeblich<br />
angerufen haben.»<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 33
– «Geben Sie mir doch Ihre Nummer, dann bitte ich Herrn Ullmann, Sie sofort<br />
anzurufen, sobald er zurück ist.»<br />
– «Ich schicke ihm sofort ein internes Mail, dass er Sie als nächstes zurückruft,<br />
sobald er sein Gespräch beendet hat.»<br />
Der Chef will nicht zurückrufen<br />
Führungskräfte werden oft von aufdringlichen Verkäufern oder Lieferanten<br />
mit Anrufen bombardiert. Da ist es nur verständlich, dass sie von ihren Assistentinnen<br />
die Ausrede erwarten, sie seien nicht anwesend und dass sie den<br />
Anrufer abwimmeln. Da dieser jedoch meist ausserordentlich trainiert und redegewandt<br />
ist, ist das manchmal gar nicht so einfach.<br />
– «Meine Vorgesetzte hat mich angewiesen, Ihnen mitzuteilen, dass sie sich<br />
bei Ihnen melden wird, falls sie Interesse an Ihrem Angebot hat.»<br />
Und es gibt natürlich auch Situationen, in denen Führungskräfte einem unangenehmen<br />
Gespräch gerne aus dem Weg gehen. Doch auch da wird die Assistentin<br />
einen Weg finden müssen, um höflich zu erklären, warum ein Rückruf<br />
nicht erfolgen wird.<br />
– «Frau Schmid lässt Ihnen ausrichten, dass Sie ja schon anlässlich Ihrer letzten<br />
Sitzung diesen Punkt ausführlich miteinander besprochen haben und dass<br />
Sie momentan nicht mehr darauf zurückkommen möchte. Danke für Ihr<br />
Verständnis.»<br />
Ein versprochener Liefertermin kann nicht eingehalten werden<br />
– «Es tut mir leid, dass es etwas länger als erwartet gedauert hat, bis Sie von<br />
uns hörten. Ich musste noch offene Punkte abklären und habe selbst erst<br />
heute Morgen eine Antwort erhalten …»<br />
– «Ich habe leider bis jetzt die benötigte Antwort von unserem Lieferanten<br />
noch nicht erhalten.»<br />
– «Wir bedauern, dass wir nicht termingerecht liefern können. Grund für die<br />
Verzögerung ist ...»<br />
– «Wir wurden heute von unserem Lieferanten informiert, dass es in der Produktion<br />
eine Verzögerung von ca. vier Wochen gibt. Es tut mir leid, Sie noch<br />
um etwas Geduld bitten zu müssen. Vielen Dank für Ihr Verständnis.»<br />
– «Es tut mir sehr leid, dass ich Ihnen keinen besseren Bescheid geben kann.<br />
Zum Zeitpunkt der Offerte war der Engpass nicht bekannt.»<br />
– «Es tut uns leid, dass diese Situation eingetreten ist. Leider konnten wir dies<br />
nicht beeinflussen.»<br />
– «Es ist mir wirklich unangenehm, Sie nochmals um Geduld bitten zu müssen.»<br />
34<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Der Kunde äussert sich zu Dingen, die nichts mit dem Betrieb<br />
zu tun haben<br />
Gewisse Äusserungen sind gar keine Reklamationen, sondern nur Feststellungen.<br />
Denn manchmal erwarten Kunden keine Handlung, sondern einfach<br />
einen verständnisvollen Menschen, der sie versteht oder ihren Unmut teilt.<br />
– «Da haben Sie wirklich recht, die aktuelle Hitze ist schwierig zu ertragen.»<br />
– «Ich kann Sie verstehen, die grosse Baustelle ist wirklich ein unangenehmes<br />
Hindernis.»<br />
– «Ja, die Parkplatzsituation in unserer Stadt wird wirklich immer unbefriedigender.»<br />
Miss Moneypenny<br />
Der Kunde äussert sich zu betrieblichen Aspekten, die Sie nicht<br />
ändern können<br />
– «Ich verstehe Ihren Wunsch gut, es wäre sicher für einige Kunden wünschenswert,<br />
wenn wir schon um 7.30 Uhr geöffnet hätten.»<br />
– «Momentan ist unsere Regelung, dass … Gerne leite ich aber Ihren Wunsch<br />
an die zuständige Stelle weiter.»<br />
Verallgemeinernde Antwort<br />
– «Schade, dass Ihnen der Umbau nicht gefällt. Es ist natürlich auch für unsere<br />
Kunden eine Umstellung. Und es ist nicht einfach, etwas zu machen, das<br />
allen gefällt.»<br />
– «Mir persönlich gefällt er gut. Aber die Geschmäcker sind natürlich verschieden.»<br />
Der Kunde fragt Sie nach Ihrer persönlichen Meinung<br />
Dem Kunden geht es häufig gar nicht darum, IHRE ehrliche Meinung zu erfahren,<br />
sondern darum, Zustimmung oder Beratung zu erhalten. Mit einer diplomatischen<br />
Antwort ist man da immer gut dran:<br />
«Wie finden SIE denn die ganzen Neuerungen?»<br />
– «Ich musste mich anfangs auch an das neue System gewöhnen, sehe jetzt<br />
aber auch gewisse Vorteile.»<br />
– «Die Umstellung wird auch für mich nicht ganz einfach sein.»<br />
«Was halten denn Sie von der neuen Einrichtung?»<br />
– «Sie wird von unseren Besuchern sehr gelobt.»<br />
Der Kunde fragt Sie etwas, das Sie nicht wissen<br />
– «Da muss ich mich kurz informieren, einen Moment bitte ...»<br />
– «Wir haben unsere Kompetenzbereiche aufgeteilt. Gerne leite ich Ihren Anruf<br />
an meine Kollegin Frau Peter weiter.»<br />
– «Ich werde mich informieren und Sie so schnell wie möglich anrufen. Unter<br />
welcher Nummer kann ich Sie bis spätestens ... Uhr erreichen?»<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 35
Der Kunde möchte Informationen, die Sie nicht geben dürfen<br />
«Ist Ihr Chef immer noch krank? Was hat er denn?»<br />
– «Darüber weiss ich auch nicht genau Bescheid. Ich weiss nur, dass er ab<br />
Anfang nächsten Monat wieder zu erreichen ist.»<br />
«Ist Ihre Kollegin schwanger oder hat sie nur zugenommen?»<br />
– «Bitte fragen Sie sie doch direkt.»<br />
«Ihre Firma scheint ja echt Probleme zu haben.»<br />
– «Die aktuelle Zeit ist ja generell eine grosse Herausforderung für unsere<br />
Branche. Genaue Informationen habe ich leider auch nicht. Bitte wenden Sie<br />
sich doch an ...»<br />
– «Bitte haben Sie Verständnis, dass ich mich darüber nicht äussern darf.»<br />
Oder offizieller:<br />
– «Es tut mir leid, Ihnen nicht behilflich sein zu können. Wir dürfen keine telefonischen<br />
Auskünfte zu diesem Thema zu geben. Bitte senden Sie doch ein<br />
Mail an die Adresse … Vielen Dank für Ihr Verständnis.»<br />
– «Wir dürfen keine Informationen über unsere Kollegen/Kunden weiterleiten.<br />
Bitte haben Sie dafür Verständnis.»<br />
Sie müssen NEIN sagen<br />
1. Verständnis zeigen: mindestens ein bis zwei Sätze, die auf den Wunsch<br />
eingehen:<br />
– «Ich kann Ihren Wunsch gut verstehen.»<br />
– «Ich würde Ihnen gerne entgegenkommen.»<br />
– «Ich kann Sie gut verstehen, es wäre auch mir lieber, wenn Sie möglichst<br />
wenig Umtriebe hätten.»<br />
– «Ich bedauere es sehr, dass ich Ihnen da nicht behilflich sein kann.»<br />
– «Ich verstehe Ihr Argument …»<br />
2. Sachliche Erklärung<br />
– «Wir haben die Regelung, dass …»<br />
– «Es ist mir leider nicht erlaubt …»<br />
– «Aus Rücksicht auf unsere anderen Kunden …»<br />
– «Wir dürfen da keine Ausnahme machen …»<br />
Der Kunde will kein Nein akzeptieren<br />
– «Ich bedauere, Ihnen da keinen besseren Entscheid geben zu können.»<br />
– «Wie gesagt können wir Ihnen da leider nicht entgegenkommen.»<br />
– «Ich kann nicht anders, als Sie diesbezüglich nochmals um Verständnis zu<br />
bitten.»<br />
– «Ich schlage vor, dass wir unser Gespräch an diesem Punkt beenden.»<br />
36<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Der Kunde ist von einer Regelung nicht überzeugt, Sie auch nicht<br />
Es ist schwierig, den Kunden gegenüber eine Regel durchsetzen zu müssen,<br />
deren Sinn man selbst nicht versteht oder die man selbst nicht gut findet. Doch<br />
auch wenn es nicht immer einfach ist, ist man als Mitarbeiter dazu verpflichtet,<br />
einen unternehmerischen Entscheid gegenüber den Kunden zu vertreten. Tut<br />
man dies nicht, schliesst der Kunde automatisch auf innerbetriebliche Probleme<br />
und sein Vertrauen in die Unternehmung leidet.<br />
– «Glauben Sie mir, ich verstehe Ihren Ärger vollkommen, wir haben jedoch<br />
die Regelung, dass …»<br />
Miss Moneypenny<br />
Der Kunde hält sich nicht an Regeln<br />
– «Ich muss Sie bitten, diese Vorgabe zu beachten.»<br />
– «Ich kann Ihren Wunsch verstehen, bitte Sie aber, sich an unsere Regelung<br />
zu halten.»<br />
– «Darf ich Sie bitten, aus Rücksicht auf unsere anderen Kunden …»<br />
Eventuell Hinweis auf Richtlinien, Sicherheitsvorschriften, Gesetze, Feuerwehrpolizei<br />
etc.<br />
Der Kunde will Kollegen gegeneinander ausspielen<br />
«Bei Ihrer Kollegin/Vorgängerin ging das aber.»<br />
– «Das wundert mich. Wir sind eigentlich alle angehalten, nach den gleichen<br />
Regeln zu handeln.»<br />
– «Das kann ich mir gut vorstellen. In den letzten Monaten hat die Geschäftsleitung<br />
ein besonderes Augenmerk auf die einheitliche Handhabung dieses<br />
Punktes bei allen Kunden gelegt, so dass es mir heute nicht mehr möglich<br />
ist, Ihnen diesbezüglich entgegenzukommen.»<br />
– «Das kann ich mir schwer vorstellen. Wir verhalten uns normalerweise in<br />
diesem Punkt alle gleich.»<br />
Der Kunde vergleicht mit früher<br />
– «Das kann ich leider nicht beurteilen, weil ich damals noch nicht hier gearbeitet<br />
habe. Ich habe aber auch schon viel Gutes über die frühere Geschäftsleitung<br />
gehört.»<br />
– «Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Es hat sich ja generell sehr viel verändert<br />
in den letzten Jahren. Unserer aktuellen Geschäftsleitung ist wichtig,<br />
dass …»<br />
Der Kunde äussert sich zu Kollegen, Vorgesetzten oder<br />
anderen Kunden<br />
«Gut, dass Sie wieder da sind, Ihre Vertretung war nie so gut wie Sie!»<br />
– «Ich freue mich auch, wieder hier zu sein und Sie wiederzusehen.»<br />
«Wir beide sind natürlich auch schon länger aneinander gewöhnt, nicht wahr?»<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 37
– Eventuell: «Waren Sie mit etwas Konkretem unzufrieden?»<br />
«Sie haben es auch nicht einfach mit so einem Chef.»<br />
Diplomatische Antwort:<br />
– «Ach wissen Sie, das wird nicht so heiss gegessen wie es gekocht wird.»<br />
– «Wissen Sie, wir kennen uns schon lange.»<br />
– «Wissen Sie, der Schein trügt …»<br />
Der Kunde spricht Sie auf Ihren Namen oder Ihr Aussehen an<br />
Vielleicht haben Sie einen fremd klingenden Namen oder ein ausländisch wirkendes<br />
Aussehen? Dann haben Sie Bemerkungen über diese Punkte schon oft<br />
gehört und ärgern sich möglicherweise darüber. Solche Äusserungen können<br />
als Provokation gemeint sein – oder auch nicht. Vielleicht entspringt die Frage<br />
auch einem ehrlichen Interesse. Manchmal kann man das nicht wissen. Doch<br />
in beiden Situationen bringt es mehr, ruhig und sachlich zu antworten.<br />
«Sie sind aber nicht von hier.»<br />
– Ihre ruhige Antwort: «Nein, da haben Sie recht, meine Familie ist vor 15<br />
Jahren aus dem Kosovo / aus Kenia eingewandert.»<br />
– «Doch, der Eindruck täuscht … ich bin hier geboren.»<br />
Der Kunde macht anzügliche Bemerkungen<br />
Noch immer schwirren die alten Chef-Sekretärinnen-Fantasien in vielen Köpfen<br />
herum. Gewisse Leute mit wenig Einfühlungsvermögen leiten daraus ein<br />
Recht auf blöde Sprüche ab. Vielleicht wollen sie auch nur einen Beitrag zu<br />
einer lockeren Atmosphäre leisten – machen dies aber leider reichlich ungeschickt.<br />
Je souveräner dabei reagiert wird, desto schneller hört der Kunde mit<br />
derartigen Aussagen auf.<br />
«Kann man Sie mieten?»<br />
– Ihre Antwort (mit einem Lachen): «Das kommt natürlich drauf an wofür …»<br />
und auf ein anderes sachliches Thema überleiten.<br />
«Ihr Chef hat vielleicht ein Glück.» (kombiniert mit taxierendem Blick von Kopf<br />
bis Fuss)<br />
– Ihre Antwort (mit einem Lachen): «Ja, das sagt er auch immer.»<br />
«Sie würde ich auch nicht von der Bettkante stossen.»<br />
– Je nach Situation ignorieren oder zum Beispiel sagen: «Danke für das Kompliment»<br />
und auf ein anderes sachliches Thema überleiten.<br />
Ich kenne Ihren Chef persönlich!<br />
Den saloppen Spruch «Ich kenne ihn auch!» unterdrücken.<br />
– «Er ist heute leider nicht im Hause. Darf ich ihm etwas ausrichten?» (nicht<br />
ironisch werden)<br />
– «Möchten Sie persönlich mit ihm sprechen? Ich könnte schauen, ob er einen<br />
Moment Zeit hat.»<br />
38<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Es ist ein Fehler passiert<br />
– «Da haben Sie völlig recht, da ist uns wirklich ein Fehler passiert.»<br />
– «Das tut mir wirklich sehr leid.»<br />
– «Ich kann Ihren Ärger gut verstehen.»<br />
– «Ich kann nichts tun, als Sie nochmals für die Umtriebe um Verzeihung<br />
zu bitten.»<br />
– «Das ist natürlich sehr unangenehm.»<br />
– «Da sind jetzt wirklich einige unglückliche Vorfälle passiert.»<br />
– «Es tut mir leid, dass es nicht geklappt hat.»<br />
– «Es tut mir leid, Ihr Anruf wurde offensichtlich falsch weitergeleitet. Bitte<br />
geben Sie mir Ihre Nummer, dann wird der zuständige Kollege zurückrufen.»<br />
– «Es tut mir leid, ich hätte Sie über die zusätzliche Arbeit informieren sollen.»<br />
– «Entschuldigen Sie bitte, da ist uns (mir) wirklich etwas untergegangen.»<br />
– «Es tut mir leid, dass wir uns in diesem Punkt falsch verstanden haben.»<br />
Und danach:<br />
– «Lassen Sie uns gemeinsam schauen, was wir jetzt tun können.»<br />
– «Was kann ich tun, um den Fehler wieder gutzumachen?»<br />
– «Lassen Sie mich bitte kurz schauen, was wir Ihnen anbieten können.»<br />
– «Ich informiere sogleich meinen Vorgesetzten, der sich mit Ihnen in<br />
Verbindung setzen wird.»<br />
Miss Moneypenny<br />
Der Kunde zweifelt Ihre Ehrlichkeit an<br />
Merke: nicht provozieren lassen, sich nicht gleich angegriffen fühlen.<br />
«Sie haben das doch Ihrem Chef gar nicht ausgerichtet!»<br />
– «Herr X ist über Ihr Anliegen informiert. Ich bedauere, dass er bis jetzt offensichtlich<br />
noch nicht dazu gekommen ist, sich mit der Sache zu befassen.»<br />
– «Ich weiss, dass ich Ihnen diese Auskunft gegeben habe und bedauere sehr,<br />
dass sie sich als falsch erwiesen hat. Es tut mir leid, dass ich das nicht rechtzeitig<br />
erkannt habe.»<br />
– «Lassen Sie uns gemeinsam schauen, wie wir das Problem lösen können.»<br />
Sie können nichts tun und möchten das Gespräch beenden<br />
– «Danke auf jeden Fall für Ihre Anregung. Ich nehme sie gerne auf und leite<br />
sie an die zuständige Stelle weiter.»<br />
– «Ich mache mir auf jeden Fall eine Notiz, damit dies nicht wieder vorkommt.»<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 39
Spannende Begegnungen<br />
mit verschiedensten Kunden<br />
Assistentinnen haben mit den verschiedensten Menschen zu tun. Da hat es<br />
natürlich auch den einen oder anderen «Energievampir» dabei. Mit diesem<br />
Begriff bezeichnet man Menschen, die sich so verhalten, dass ihre Gegenwart<br />
einen schwächt, belastet, ärgert oder ermüdet. Dies wird häufig gar nicht<br />
bewusst wahrgenommen. Dabei können unterschieden werden:<br />
1. Personen, die sich gar nicht bewusst sind, dass sie für andere schwierig sind.<br />
Dies sind beispielsweise Personen, die wir als «nett, aber mühsam» bezeichnen<br />
würden.<br />
2. Personen in einem besonderen Zustand oder einer besonderen Situation,<br />
die dadurch schwierig werden. (z. B. betrunkene oder kranke Kunden).<br />
3. Personen, denen es völlig egal ist, ob sie sympathisch wirken oder nicht.<br />
Die ersten beiden Gruppen begegnen uns nicht mit böser Absicht – und haben<br />
darum auch ein gewisses Verständnis verdient. Bei der selteneren dritten Spezies<br />
geht es darum, uns abzugrenzen – innerlich oder je nach Situation auch<br />
mit Worten. Einerseits sollen wir selbst durch ein solches Verhalten nicht Schaden<br />
nehmen, anderseits soll aber auch der Kunde merken, wie weit er gehen<br />
kann und welches Verhalten nicht geduldet wird.<br />
Der Ungeduldige<br />
Was wir UNS sagen können: «Dieses Grundmuster ist in der Persönlichkeit<br />
begründet und kann nicht einfach so verändert werden. Sich nicht verunsichern<br />
lassen – seine Ungeduld muss für mich nicht heissen, dass ich zu langsam<br />
arbeite!»<br />
Ungeduldige Menschen fürchten ganz besonders, übersehen zu werden,<br />
sodass möglicherweise ein anderer vor ihnen bedient würde! Drum: blitzschnell<br />
kurzer Blickkontakt mit dem Kunden und durch ein Kopfnicken und<br />
ein Lächeln zu erkennen geben, dass man ihn gesehen hat.<br />
Was wir IHM sagen können:<br />
– «Ich bin so schnell wie möglich bei Ihnen.»<br />
– «Danke für Ihre Geduld. Sie mussten jetzt wirklich lange warten.»<br />
– «Ich weiss, wie wichtig es Ihnen ist, schnell bedient zu werden.»<br />
– «Eine schnelle Abwicklung ist Ihnen ja immer sehr wichtig.»<br />
40<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Der «5 Minuten vor Feierabend»-Kunde<br />
Was wir UNS sagen können: «Dieser Kunde neigt vermutlich im ganzen Leben<br />
dazu, viel auf den letzten Drücker zu machen. Das gibt ihm regelmässig das<br />
gute Gefühl, es doch noch geschafft zu haben. So kommt er heute im letzten<br />
Moment, sei es mit Aufträgen oder Anrufen. Auch unter Vorgesetzten sind<br />
solche Personen recht häufig anzutreffen. Er ist sich auch kaum bewusst, dass<br />
andere dann wegen ihm länger bleiben müssen. Wenn dies zur Gewohnheit<br />
wird, macht es sicher Sinn, dies mit ihm anzusprechen.»<br />
Was wir IHM sagen können: «Herr Reinhard, ich hätte eine Bitte an Sie. Sie<br />
wissen, dass ich gerne in diesem Projekt mit Ihnen zusammenarbeite. Doch<br />
wenn Sie mir jeweils ganz kurz vor Feierabend noch kurzfristig zu erledigende<br />
Aufträge schicken, ärgere ich mich, weil ich dann zeitlich sehr unter Druck<br />
komme. Drum wäre ich froh, wenn ich zukünftig die Unterlagen für das Protokoll<br />
bis spätestens Freitag um 14 Uhr hätte. Dann kann ich es für den Montagmorgen<br />
noch rechtzeitig vor dem Wochenende fertigstellen. Vielen Dank für<br />
Ihr Verständnis.»<br />
Miss Moneypenny<br />
Der Vielredner und Sorgenerzähler<br />
Kunden haben möglicherweise mehr Zeit als Sie. Sie sind vielleicht sogar sehr<br />
nett, aber nehmen Sie in Beschlag und erzählen Ihnen möglicherweise ihre<br />
halbe Lebensgeschichte. Wenn Sie eine sehr warmherzige und ruhige Ausstrahlung<br />
haben, ziehen Sie diese Kundengruppe vielleicht sogar ganz besonders<br />
an.<br />
Wer aus dem Gespräch fliehen möchte, tut gut daran, sich körperlich leicht<br />
abzuwenden, währenddessen man immer noch zuhört. So realisiert der Kunde<br />
möglicherweise, dass man weiterarbeiten muss.<br />
Was wir UNS sagen können: «Eigentlich ist es ein Kompliment und beweist<br />
Vertrauen, dass sich Kunden immer wieder mich aussuchen. Ich muss aber<br />
rechtzeitig meine Grenzen ziehen, sonst werde ich immer mehr in Beschlag<br />
genommen.»<br />
Was wir IHM sagen können:<br />
– «Bitte entschuldigen Sie mich. Ich unterhalte mich gerne mit Ihnen, doch<br />
habe ich heute noch viel Arbeit zu erledigen.»<br />
– «Es tut mir leid, ich weiss, dass ich Ihnen nicht so viel Zeit widmen kann, wie<br />
Sie es eigentlich gerne hätten. Bitte haben Sie Verständnis dafür.»<br />
Der Hartnäckige<br />
Was wir UNS sagen können: «Bei jedem Besuch äussert dieser Kunde den<br />
gleichen Kommentar oder die gleiche Beschwerde. Er verfährt vielleicht nach<br />
der Methode: ‹Steter Tropfen höhlt den Stein›, und hofft, irgendwann das zu<br />
bekommen, was er gerne möchte. Oder er ist sich dieser Wiederholungen gar<br />
nicht bewusst.»<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 41
Ein Kunde, der immer wieder das Gleiche sagt, fühlt sich nicht verstanden<br />
– auch wenn wir schon längst zu wissen glauben, was er von uns möchte!<br />
Je nach Situation könnten folgende Reaktionen Sinn machen:<br />
– Höflich und geduldig jedes Mal die gleiche abschlägige Antwort geben (z. B.<br />
wenn der Kunde jeweils selbst wieder vergisst, dass er die Frage gestellt hat).<br />
– «Ich weiss, dass Ihnen dieses Anliegen sehr wichtig ist. Wir haben ja auch<br />
schon wiederholt miteinander darüber gesprochen. Doch leider kann ich<br />
Ihnen auch heute keinen anderen Bescheid geben.»<br />
– «Danke für Ihren Hinweis. Wie Sie wissen, habe ich Ihren Wunsch intern<br />
weitergeleitet. Wir sind aber informiert worden, dass wir dieses Vorgehen<br />
beibehalten werden, weil …»<br />
– «Es ist mir unangenehm, Ihnen immer wieder den gleichen Bescheid geben<br />
zu müssen.»<br />
– «Ich habe Ihre Anregung auch schriftlich festgehalten und bei meinem Vorgesetzten<br />
deponiert.»<br />
– «Wie Sie wissen, haben wir ja schon wiederholt über dieses Thema gesprochen.<br />
Bestimmt wird sich diesbezüglich im nächsten Jahr nichts ändern.»<br />
– «Wir haben Ihren Wunsch im Team besprochen und haben dagegen entschieden,<br />
diesen Punkt zu verändern. Danke, dass Sie dafür Verständnis haben.»<br />
Der Besserwisser<br />
Was wir UNS sagen können: «Dieser Kunde möchte seine Überlegenheit zeigen.<br />
Dabei will er nicht unbedingt andere abwerten, sondern sich selbst als<br />
kompetent darstellen. Ihm zu widersprechen oder ihn zu belehren, führt zu<br />
einem Machtkampf. Am einfachsten hat man es wohl mit ihm, wenn man ihm<br />
die Bestätigung gibt, die er so dringend zu brauchen scheint.»<br />
Was wir IHM sagen können:<br />
– «Oh, interessant. Dann werden Sie sicher ganz besonders verstehen, dass …»<br />
– «Da möchte ich Sie nicht von etwas überzeugen, das Sie anders handhaben<br />
würden. Was wäre Ihr Vorschlag?»<br />
– «Ah ja? Da waren Sie sicher auch schon in der Situation, dass …»<br />
– «Ah ja? Was würden Sie an meiner Stelle tun?»<br />
– «Es gibt ja immer verschiedene Wege nach Rom. Ich persönlich habe es so<br />
gelernt, dass …»<br />
Der Unberechenbare<br />
Eine schwierigere Gruppe Menschen sind diejenigen, bei denen man nie sicher<br />
sein kann, wie sie einem begegnen. Einmal sind sie laut und polternd, ein<br />
andermal lammfromm. Einmal zufrieden und dankbar, ein andermal nur am<br />
Schimpfen. Einmal in sich gekehrt, ein andermal kontaktfreudig und leutselig.<br />
42<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Was wir UNS sagen können: «Ich bin gespannt, heute ist sicher ein guter<br />
Tag.»<br />
Was wir IHM in einem guten Moment vielleicht sagen können: «Wissen<br />
Sie, es ist für mich manchmal gar nicht so einfach. Ich erlebe unsere Begegnungen<br />
jeweils sehr unterschiedlich, sodass ich manchmal richtig gehend angespannt<br />
bin, wenn ich Sie kommen sehe. Können Sie das ver stehen?»<br />
Doch gibt es in dieser Kundengruppe natürlich auch Personen, bei denen<br />
jedes vernünftige Gespräch zwecklos ist. In diese Gruppe gehören auch Personen<br />
mit ernsthaften gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die sich dies aber<br />
vielleicht selbst auch gar nicht bewusst sind.<br />
Miss Moneypenny<br />
Der Sprücheklopfer<br />
Wer sich auf Kosten anderer lustig macht, wählt gerne Leute aus, die sich nicht<br />
wehren können. So trifft es häufig jüngere oder unsichere Personen. Kommt<br />
es einmal vor, ist man vermutlich im Moment überrumpelt. Doch macht es<br />
dann Sinn, sich eine gute Antwort zurechtzulegen, auf die man bei der nächsten<br />
Gelegenheit zurückgreifen kann. Die beste Waffe ist immer noch, wenn<br />
man humorvoll zurückgeben kann und so zeigt, dass man über der Sache<br />
steht.<br />
«Da haben Sie aber wirklich nicht viel überlegt!»<br />
– Antwort lachend: «Sorry – ich bin blond und eine Frau!»<br />
Kommt es immer wieder vor und leidet man darunter, macht es sicher Sinn,<br />
das Problem im richtigen Moment in Ruhe mit dem Kunden anzusprechen:<br />
– «Ich möchte nicht, dass Sie so über mich reden. Aus Anstand bin ich dann<br />
jeweils ruhig, aber es verletzt mich, wenn über mich gelacht wird. Bestimmt<br />
würden Sie das Gleiche empfinden. Danke für Ihr Verständnis.»<br />
«Seien Sie doch nicht so überempfindlich.»<br />
– «Ich sehe es eigentlich nicht als Nachteil, sensibel zu sein.»<br />
Solche Kunden finden sich selbst lustig und werden mit sachlichen Aussagen<br />
meist nicht erreicht.<br />
Was wir UNS sagen können: «Den Kunden möglichst nicht vor andern<br />
blossstellen. Vermutlich macht es Sinn, im ersten Moment gute Miene zum<br />
bösen Spiel zu machen. Dann kann man bis zum nächsten Kontakt in Ruhe<br />
das weitere Vorgehen überlegen.»<br />
Was wir IHM sagen können (falls möglich alleine ansprechen):<br />
– «Mir ist in allen Kontakten ein gegenseitiger Respekt sehr wichtig. Wenn<br />
Sie sich auf meine Kosten lustig machen, fühle ich mich nicht respektiert.<br />
Ich bitte Sie, dies zukünftig zu unterlassen.»<br />
– «Sie gehen mit Ihren Sprüchen zu weit. Ich erwarte, dass Sie diese Art<br />
Bemerkungen zukünftig unterlassen. Danke für Ihr Verständnis.»<br />
Sollte man sich allein der Situation nicht gewachsen fühlen, macht es auch<br />
Sinn, den eigenen Vorgesetzten um Unterstützung zu bitten.<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 43
Der Taktlose<br />
Taktlosigkeit ist der lästigste und widerwärtigste der menschlichen<br />
Fehler, denn du kannst dich nicht gegen sie verteidigen, nicht einmal<br />
durch Grobheit. Anselm Feuerbach<br />
Taktlosigkeit ist der Beweis für mangelndes Einfühlungsvermögen und für eine<br />
unterentwickelte Fähigkeit, Situationen ganzheitlich einzuschätzen.<br />
«An Ihnen sind die Jahre auch nicht spurlos vorbeigegangen.»<br />
«Ah, arbeiten jetzt auch Bauerntrampel hier?»<br />
«Sie sind doch ein ganz kluges Mädchen, Sie hätten sicher auch etwas Besseres<br />
lernen können.»<br />
Was wir UNS sagen können: «Ich entscheide selbst, wer das Recht hat,<br />
mich zu ärgern, DU gehörst nicht dazu.»<br />
Was wir IHM sagen können:<br />
– Lächeln: «Wenn Sie meinen.»<br />
– «Da haben Sie sicher recht. Das wird schon so sein.»<br />
Der Aufdringliche<br />
Was wir UNS sagen können: «Auch in einer Dienstleistungsrolle behalte ich<br />
meine Persönlichkeitsrechte. Ich darf mich auf anständige Art und Weise wehren.<br />
Falls dies nicht wirkt, werde ich meine Vorgesetzte informieren und um<br />
Unterstützung bitten.»<br />
Was wir IHM sagen können:<br />
– «Bitte lassen Sie das, es ist mir unangenehm.»<br />
– «Sie kommen mir zu nahe, ich will das nicht.»<br />
– «Ich möchte nicht, dass Sie so mit mir reden.»<br />
– «Mein Mann hätte keine Freude, wenn er Sie jetzt hören würde.»<br />
Wichtig dabei ist, dass Sie laut und deutlich sprechen, und ein ernstes<br />
Gesicht machen. Ein Lächeln würde eventuell fälschlicherweise als Zustimmung<br />
gedeutet.<br />
Die misstrauische Auster<br />
– «Sie haben Glück, bei dem schönen Wetter können wir auf der Terrasse<br />
arbeiten.»<br />
Kunde: «Da hat es Mücken.»<br />
– «Darf ich Ihnen einen Stück Kuchen anbieten?»<br />
Kunde: «Wollen Sie mich vergiften?»<br />
In solchen Situationen liegt die Gefahr nahe, dass man sich als Dienstleister<br />
ungerecht behandelt fühlt. Schliesslich hat man es ja nur gut gemeint. Doch<br />
eigentlich können einem diese Menschen leid tun, weil es ihre Lebenseinstellung<br />
ihnen erschweren wird, wirklich glücklich zu sein.<br />
44<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Diese Grundhaltung zeigt sich auch in anderen Situationen, beispielsweise<br />
wenn sie eine Aussage völlig anders aufnehmen als sie gemeint war:<br />
«Ist Ihnen übrigens aufgefallen, dass Ihre Jahreskarte Ende Woche abläuft?<br />
Für wie blöd halten Sie mich eigentlich?»<br />
Was wir UNS sagen können: «Der Arme, sein Verhalten habe ich nicht<br />
verdient.»<br />
Was wir IHM sagen können:<br />
– «Schade, wenn Sie das so sehen.»<br />
– «Das war eigentlich nicht meine Absicht.» Und danach ruhig und gelassen<br />
das Thema wechseln.<br />
Miss Moneypenny<br />
Der nörgelnde Perfektionist<br />
Kunde: «In Ihren Toiletten geht beim hintersten Waschbecken der Warmwasserhahn<br />
etwas streng. Das dürfte in einem Betrieb wie bei Ihnen nicht<br />
passieren.»<br />
Es gibt Menschen, die in fast jeder Lebenssituation spontan nicht das<br />
Schöne, Tolle, Positive sehen, sondern die Nachteile, Probleme, Schwierigkeiten<br />
und Risiken. Für diese Haltung können sie nichts. Ihr Gehirn ist über<br />
Jahre so programmiert worden. Diese Prägung entsteht häufig schon in der<br />
Kindheit.<br />
Diese Menschen haben eine ‹Glas halbleer›-Haltung. Man könnte sie auch<br />
als nörgelnde Perfektionisten bezeichnen. Nörgelnde Perfektionisten selbst<br />
erkennen ihre Grundhaltung nicht. Es ist einfach ihre Art, die Welt zu sehen.<br />
Wenn sie sich über etwas beschweren, wollen sie meist keinen Vorteil für sich<br />
herausschinden. Sie wollen vor allem den Missstand feststellen. Ihre Äusserungen<br />
sind meist inhaltlich gesehen richtig – es ist eher die Bedeutung, die<br />
ein nörgelnder Perfektionist einem Detail beimisst, die von anderen nicht immer<br />
nachvollzogen werden kann.<br />
Was wir UNS sagen können: «Er ist halt ein ‹Glas halbleer›-Mensch, –<br />
schade FÜR IHN! Er sagt mehr über SICH aus als über UNS.»<br />
Was wir IHM sagen können:<br />
– «Danke für die Information.»<br />
– «Wir werden den Punkt beheben.»<br />
– «Ich werde Ihre Aussage sofort an die zuständige Stelle weiterleiten.»<br />
Der Explodierer<br />
Kennen Sie sympathische und liebenswerte Menschen, die dazu neigen, bei<br />
auftretenden Problemen spontan laut zu werden, Türen zuzuknallen oder mit<br />
der Faust auf den Tisch zu schlagen? Wenn ja, dann wissen Sie auch, dass im<br />
Umgang mit diesen Personen ein paar heftige Worte oder ein stimmliches<br />
Gewitter nicht gleich den Weltuntergang bedeuten oder, anders ausgedrückt,<br />
dass nicht alles so heiss gegessen wird, wie es gekocht wird. Sie haben leider<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 45
noch nicht gelernt, sich in einem emotionalen Moment ihrem Alter entsprechen<br />
zu benehmen.<br />
Diese Menschen suchen vor allem Verständnis. Wenn ihnen in wertschätzender<br />
und ruhiger Art begegnet wird, sind sie im Allgemeinen dankbar und<br />
beruhigen sich schnell wieder. Das Gewitter ist in der Regel sehr schnell vorbei<br />
– und sie sind nicht nachtragend. Vernünftige und rücksichtsvolle Sprache ist<br />
nicht zwingend eine Ausdrucksweise jedes Menschen. Gelegentliche Ausbrüche<br />
sind für die einen normal und ihre einzige Möglichkeit, mit Unzufriedenheit,<br />
Ärger und Frust umzugehen.<br />
Was wir UNS sagen können: «Er hat noch nicht gelernt, sich unter Ärger<br />
zu kontrollieren. Er tut mir leid.»<br />
Was wir IHM sagen können: «Ich verstehe Ihren Ärger. Wir werden bestimmt<br />
eine Lösung finden.»<br />
Der Überhebliche<br />
Überhebliche und dominante Personen wählen ihre Strategie bewusst oder<br />
unbewusst, um andere einzuschüchtern und zu bekommen, was sie möchten.<br />
Vielleicht benehmen sie sich immer und überall so. Oder aber sie wählen diese<br />
Haltung nur mit Personen, die sie als schwächer einstufen als sich selbst. So<br />
erleben Assistentinnen immer wieder Leute, die sich so benehmen.<br />
Die Haltung ist auch oft bei langjährigen Führungskräften in hohen Positionen<br />
anzutreffen oder bei Leuten, die schnell zu viel Geld gekommen sind.<br />
Anzutreffen ist sie gelegentlich auch bei Assistentinnen anderer Führungskräfte<br />
mit dem Ziel, Macht auszuüben.<br />
Schwierig am Umgang mit dieser Personengruppe ist die Tatsache, dass es<br />
häufig nicht das WAS ist, das sie überheblich erscheinen lässt, sondern das<br />
WIE. Unterschwellige Überheblichkeit, vermittelt durch Tonlage, Mimik und<br />
Gestik, kann sehr schwierig angesprochen werden. Diese Kunden strahlen<br />
häufig eine gewisse Ruhe aus, bewegen sich eher langsam, nehmen viel Raum<br />
ein und sprechen laut und deutlich.<br />
Was wir UNS sagen können:<br />
– «Ich stehe oder sitze gerade, halte den Kopf gerade, spreche laut, deutlich<br />
und langsam.»<br />
– «Ich bin auch jemand – ich bin entspannt und ruhig.»<br />
– «Ich konzentriere mich ganz auf den sachlichen Inhalt des Gesprächs. Für<br />
alle vermuteten oder wirklichen Zeichen von Überheblichkeit bin ich taub<br />
und blind.»<br />
– «Es braucht immer zwei, damit ein Ungleichgewicht entsteht. Ich bin standhaft.»<br />
Was wir IHM sagen können:<br />
– «Ich bedaure die Situation. Wir werden bestimmt gemeinsam eine Lösung<br />
finden.»<br />
46<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
– Immer nur auf den sachlichen Inhalt seiner Aussagen reagieren!<br />
Bei Personen, mit denen wir immer wieder zu tun haben, ist es vielleicht<br />
auch möglich, den Kontakt anzusprechen.<br />
– «Mir ist ein partnerschaftlicher, respektvoller Umgang wichtig. Ich würde<br />
mich freuen, wenn wir auf einer anderen Ebene miteinander sprechen<br />
könnten.»<br />
– «Ich arbeite gerne mit Ihnen zusammen, möchte aber, dass Sie mir gegenüber<br />
einen anderen Ton wählen. Ich bin nicht Ihre Untergebene.»<br />
Miss Moneypenny<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 47
Schwierigere Situationen erfolgreich<br />
meistern und positiv nutzen<br />
Viele Kundensituationen wiederholen sich. So können wir uns zumindest einen<br />
Teil unserer Reaktionen mit der Zeit antrainieren, sodass wir wenigstens<br />
einige Sätze bei Bedarf einfach abrufen können. Wählen Sie aber nur Sätze,<br />
die Ihnen gefallen und die zu Ihnen und Ihrer Situation passen. Alles andere<br />
würde unecht wirken.<br />
Wer die Herzen der Menschen gewinnt, hat mit den Köpfen leichtes Spiel.<br />
Anne M. Schüller<br />
Erster Teil fast jeder Antwort: Der «Herzöffner»<br />
Verständnis zeigen, Bedauern ausdrücken oder<br />
Entschuldigung aussprechen<br />
– «Es tut mir leid, dass Sie das bei uns so erlebt haben.»<br />
– «Es tut mir ausserordentlich leid, dass Sie nicht zufrieden sind.»<br />
– «Ich bedaure, dass unser Angebot nicht Ihren Wünschen entspricht.»<br />
– «Ich kann Ihren Wunsch / Ärger / Standpunkt gut verstehen.»<br />
– «Es tut mir leid, dass Sie jetzt Unannehmlichkeiten haben.»<br />
– «Ich verstehe, dass Sie sich ärgern, an Ihrer Stelle würde ich mich bestimmt<br />
gleich verhalten.» (Nur wenn es stimmt!)<br />
– «Da ist wirklich ein Fehler passiert. Bitte entschuldigen Sie.»<br />
– «Ich kann Ihren Ärger verstehen, es ist wirklich unangenehm, dass Sie in so<br />
kurzem Abstand zweimal kommen mussten.»<br />
– «Es liegt uns sehr viel daran, dass Sie zufrieden sind.»<br />
– «Ich nehme das, was Sie mir sagen, sehr ernst.»<br />
– «Das ist mir wirklich sehr unangenehm.»<br />
– «Lassen Sie uns die Situation gemeinsam anschauen.»<br />
– «Wir werden sicher eine Lösung finden.»<br />
– «Ich bin sehr froh, dass Sie uns anrufen.»<br />
– «Vielen Dank für Ihren Hinweis.»<br />
– «Danke für die Information.»<br />
48<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
– «Ich verstehe Ihr Argument …»<br />
– «Dies ist ein sehr wichtiger Aspekt …»<br />
– «In diesem Punkt bin ich mit Ihnen einig, dass …»<br />
– «Bei erster Betrachtung habe ich genau gleich reagiert …»<br />
– «Das kann auf den ersten Blick wirklich so erscheinen …»<br />
– «Ich verstehe Ihre Bedenken durchaus.»<br />
– «Sie haben recht, auf der einen Seite …, andererseits hat die Situation aber<br />
auch den Vorteil, dass …»<br />
Miss Moneypenny<br />
Abklärung mit Konkretisierungsfragen<br />
– «Was ist genau geschehen?»<br />
– «Wie darf ich das verstehen?»<br />
– «Wie haben Sie das gemerkt?»<br />
– «Womit sind Sie konkret nicht zufrieden?»<br />
Antwort auf Pauschalurteile<br />
– «Mit welchem Aspekt unserer Dienstleistung sind Sie nicht zufrieden?»<br />
– «Was ist denn beim letzten Mal konkret vorgefallen?»<br />
– «Was führte genau zu Ihrem Urteil?»<br />
Auf Gründe hinweisen<br />
– «Aus Sicherheitsgründen …»<br />
– «Aufgrund der Hygienevorschriften …»<br />
– «Wir sind an das Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen gebunden …»<br />
Gemeinsame Problemlösung<br />
Eine weitere gute Möglichkeit besteht darin, den Kunden oder den Gast in die<br />
Problemlösung einzubeziehen.<br />
– «Wie wollen wir das jetzt angehen? Was wäre für Sie am angenehmsten?»<br />
– «Was können wir tun, um Sie doch noch zufriedenzustellen?»<br />
– «Was erwarten Sie jetzt von uns?»<br />
– «Was können wir jetzt noch für Sie tun?»<br />
– «Wie können wir diesen Fehler wiedergutmachen?»<br />
Abschluss<br />
– «Ich werde mich persönlich drum kümmern.»<br />
– «Gerne gebe ich Ihnen telefonisch Bescheid.»<br />
– «Ich werde den Punkt nochmals genau überprüfen.»<br />
– «Sie können sich darauf verlassen, dass …»<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 49
Momentan kann nichts getan werden, Gesprächsabschluss<br />
– «Danke für die Anregung. Ich nehme sie gerne auf und leite sie an die Geschäftsleitung<br />
weiter.<br />
– «Ich mache mir auf jeden Fall eine Notiz, damit wir dies bei Ihrem nächsten<br />
Besuch besonders beachten.»<br />
– «Danke für die Information. Ich werde sie sogleich weiterleiten.»<br />
Kann man Kunden erziehen?<br />
Weiss Ihr schlimmster Kunde, dass Sie ihn als solchen bezeichnen?<br />
Viele Dienstleister leiden immer wieder unter dem Verhalten gewisser Kunden.<br />
Doch vermutlich ahnen diese nicht einmal, wie mühsam die Begegnungen mit<br />
ihnen erlebt werden.<br />
Auch wenn es etwas Mut braucht, kann es gerade bei langjährigen Kunden<br />
durchaus sinnvoll sein, das Thema einmal diplomatisch und höflich anzusprechen,<br />
statt sich immer wieder von Neuem über ein bestimmtes Benehmen<br />
zu ärgern. Schliesslich ist in einem normalen Lohn kein Schmerzensgeld inbegriffen.<br />
Es kann auch Sinn machen, dass eine Führungskraft dieses Gespräch führt.<br />
Auf jeden Fall ist es wichtig, das Gespräch diskret an einem ruhigen Ort zu<br />
führen, sodass sich der Kunde nicht vor anderen blossgestellt fühlt.<br />
Kunden in vier Schritten mitteilen, was stört und die Zusammenarbeit<br />
belastet:<br />
Schritt 1: Einstiegssatz<br />
– «Ich muss Ihnen etwas sagen, das für mich nicht einfach ist.»<br />
– «Ich möchte Ihnen etwas sagen, das für mich immer wieder ein Problem ist.»<br />
– «Hätten Sie einen Moment Zeit für mich, ich möchte etwas mit Ihnen besprechen,<br />
das mich immer wieder sehr beschäftigt.»<br />
Schritt 2: Konkrete Fakten beschreiben<br />
– «Was hat die andere Person konkret gesagt oder getan, das Sie nicht gut<br />
finden, das Sie ärgert oder verletzt?»<br />
– «Wenn Sie bei uns anrufen, äussern Sie sich direkt, laut und sehr fordernd.»<br />
Schritt 3: Wirkung, Gefühle mitteilen<br />
– «Was löst das Gesagte bei einem aus?»<br />
50<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
– «Das ärgert / verletzt / enttäuscht / bedrückt / nervt / beschäftigt / stresst<br />
mich.»<br />
– «Für mich tönen dann Ihre Äusserungen wie Befehle. Und es ärgert mich, so<br />
behandelt zu werden.»<br />
– «Ich bin dann gar nicht motiviert, Ihre Aufträge auszuführen. Oder ich ärgere<br />
mich dann und verliere die Freude.»<br />
– «Ich möchte gerne mit Ihnen zusammenarbeiten können – was mir aber<br />
momentan einfach nicht gelingt.»<br />
Miss Moneypenny<br />
Schritt 4: Wunsch oder Erwartung<br />
– «Bitte sprechen Sie in einem anderen Ton mit mir.»<br />
– «Ich möchte mich respektiert fühlen, genauso wie ich Sie respektiere.»<br />
Manchmal reicht auch eine kurze, klare Aussage.<br />
Ein Kunde gibt Ihnen einen Übernamen, den Sie nicht mögen.<br />
– «Bitte nennen Sie mich nicht so, mir ist das unangenehm.»<br />
– «Ich heisse Sandra Meier und ich werde zukünftig nur reagieren, wenn Sie<br />
mich so nennen.»<br />
Umgang mit Reklamationen<br />
Ein gut beratener Kunde hat einen grossen Bekanntenkreis –<br />
ein schlecht beratener kennt die halbe Stadt! Marc Borlinghaus<br />
Bei der Behandlung einer Beschwerde ist anfänglich völlig unwichtig, ob die<br />
Reklamation berechtigt ist oder nicht. Für uns ist nur eines von Bedeutung: Der<br />
Kunde oder die Kundin ist mit unserer Dienstleistung oder unseren Produkten<br />
nicht zufrieden. Das ist unangenehm und erfordert unser Handeln.<br />
Auf der anderen Seite ist auch bewiesen, dass kaum etwas häufiger erzählt<br />
wird als eine gut behandelte Beschwerde. So kann man sagen, dass es sich<br />
dabei wohl um die preiswerteste Werbung überhaupt handelt.<br />
Die richtige Vorgehensweise bei persönlichen oder telefonischen Kundenbeschwerden:<br />
1. Zuhören<br />
Hören wir dem Kunden zuerst einmal zu, so fühlt er sich ernst genommen und<br />
beruhigt sich möglicherweise bereits. Wir selber haben Zeit, auf den allfälligen<br />
«Schock» zu reagieren – gut durchzuatmen, körperlich etwas Abstand zu nehmen,<br />
um auch innerlich ein wenig Distanz zu schaffen und zur Ruhe zu kommen.<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 51
2. Bedauern ausdrücken<br />
Wir bedauern, dass der Kunde nicht zufrieden ist, zeigen Verständnis, entschuldigen<br />
uns oder danken dafür, dass er uns etwas mitgeteilt hat. Wir nehmen<br />
eine konstruktive Grundhaltung ein.<br />
Ob der Kunde oder die Kundin im Recht ist, ob beispielsweise ein Fehler<br />
passiert ist, können wir zu diesem Zeitpunkt häufig noch gar nicht feststellen.<br />
Wir bedauern also nicht ein Fehlverhalten unsererseits, – aber immer, dass es<br />
uns offensichtlich nicht gelungen ist, den Kunden oder die Kundin zufriedenzustellen.<br />
3. Frage: Brauche ich eine Vorgesetzte oder einen Vorgesetzten?<br />
Wenn ja, informieren wir diese Person über den Inhalt der Beschwerde.<br />
4. Beschwerde behandeln<br />
• Sich Zeit nehmen, sich wenn möglich mit der Kundin hinsetzen.<br />
• Sich in die Lage der Kundin versetzen.<br />
• Bei einem komplizierteren Sachverhalt Notizen machen.<br />
• Sich bedanken, dass uns der Kunde etwas mitteilt, und ihm versichern,<br />
dass wir die Beschwerde weiterleiten oder etwas unternehmen werden.<br />
• Erklären, was wir jetzt tun werden.<br />
• Erklären, warum wir nichts tun können.<br />
• Freundlich, aber mit Nachdruck auf den eigenen Standpunkt hinweisen.<br />
• Dem Kunden recht geben, wenn er recht hat.<br />
• Nie schlecht über andere Abteilungen des Betriebs, die Vorgesetzten oder<br />
das Unternehmen sprechen.<br />
• Zu betrieblichen Entscheiden stehen (also nicht: «Sagen Sie das dem Chef<br />
doch gleich selber, vielleicht nützt’s dann eher was!»).<br />
• Kunden nicht belehren wollen.<br />
• Handeln, Abhilfe schaffen.<br />
• Persönlich Verantwortung übernehmen.<br />
• Keine Versprechungen abgeben, die möglicherweise nicht eingehalten<br />
werden können.<br />
• Eventuell Termin für die Behebung bekanntgeben. Allenfalls Nachkontrolle<br />
durchführen.<br />
• Grosszügig sein.<br />
5. Nachträgliche Information von Vorgesetzten und Direktion<br />
Möglicherweise die eigene Verkaufstechnik überprüfen. Müssten wir beispielsweise<br />
unsere Kunden grundsätzlich auf etwas hinweisen?<br />
Wenn beispielsweise vor Ihrem Betrieb eine grosse Baustelle die Zufahrt<br />
erschwert, macht es Sinn, auswärtigen Besuchern gleich am Telefon oder per<br />
Mail zu erklären, wie Sie am besten fahren und wo Sie parkieren können.<br />
52<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
6. Aufschreiben des Vorfalls<br />
Das «Lessons Learned Book» – sammeln Sie alle Kundenreklamationen und<br />
verwerten Sie diese zu Trainingszwecken.<br />
Das Vorgehen bei Reklamationen in sechs Schritten:<br />
Miss Moneypenny<br />
Zuhören<br />
Bedauern darüber ausdrücken, dass der Kunde nicht<br />
zufrieden ist<br />
Sich fragen: Soll ich eine vorgesetzte Person hinzuziehen,<br />
die die Beschwerde behandelt?<br />
Auf Reklamation eingehen und grosszügig sein<br />
Gegebenenfalls nachträglich Vorgesetzte informieren,<br />
Kundeninformation überdenken<br />
Aufschreiben des Vorfalls ins «Lessons Learned Book»<br />
Die schriftliche Reklamation per Brief oder E-Mail:<br />
«Warum hat sie das denn nicht gleich gesagt? »<br />
Dienstleister reagieren häufig mit Unverständnis, wenn sie mit einer für sie<br />
unerklärlichen schriftlichen Reklamation konfrontiert werden. Doch dabei ist<br />
Folgendes zu beachten:<br />
Vielleicht…<br />
… wollte die Person eine aktuelle gute Stimmung vor Ort nicht gefährden.<br />
… befand sich die Kundin in Begleitung und wollte dieser eine Konfliktsituation<br />
ersparen.<br />
… hat sie aus Zeitgründen darauf verzichtet, ihre Unzufriedenheit vor Ort zu<br />
äussern.<br />
… schätzte sie ihre Chancen, gehört zu werden, als klein ein.<br />
… ist eine persönliche Kritik wirklich nicht ganz einfach anzubringen. («Sie<br />
sind aber unfreundlich.»)<br />
… wollte die Person ein Erlebnis zuerst überschlafen, einen Ärger verrauchen<br />
lassen oder sich Gedanken machen, wie sie die schriftliche Beschwerde<br />
geschickt formulieren sollte.<br />
… will der Kunde testen, wie das Unternehmen mit Beschwerden umgeht.<br />
… ist ihm oder ihr das Anliegen sehr wichtig.<br />
… hat er sich vor Ort wohl geäussert, wurde aber nicht gehört.<br />
… dient das schriftliche Formulieren vor allem dem eigenen Verarbeitungsprozess<br />
eines Ärgernisses.<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 53
Ganz viele haben also gute Gründe, im Moment selbst zuerst einmal den<br />
Mund zu halten und erst mit etwas Abstand zu reagieren. In bestimmten Lebenssituationen<br />
ist das ganz sicher ein kluges Vorgehen. Darum sollte man es<br />
den Kunden auch nicht zum Vorwurf machen.<br />
Bei allen schriftlichen Reklamationen gibt es gewisse Punkte zu beachten:<br />
• Die Beschwerde ist dem Kunden wichtig, denn er ist bereit, nachträglich Zeit<br />
dafür aufzuwenden.<br />
• Als Empfänger sollten wir vor allem auf den Inhalt und weniger auf die Form<br />
achten. Denn: Es ist nicht jedem gegeben, sich schriftlich gut auszudrücken.<br />
Eine Beschwerde ist wie ein Paket –<br />
der Inhalt ist wichtiger als die Verpackung.<br />
• Bei der Antwort höchsten Wert auf guten Stil, perfekte Rechtschreibung und<br />
korrekte Grammatik legen.<br />
• Nie einen Brief oder ein Mail eines Kunden im ersten Ärger beantworten.<br />
Lieber das Ganze nochmals in Ruhe setzen lassen.<br />
Reklamationen per E-Mail<br />
• Der Empfänger erwartet eine schnelle Reaktion. Doch das heisst nicht, dass<br />
innerhalb von einer Stunde geantwortet werden muss.<br />
• Achtung beim Adressatennamen. Dieser wird manchmal zu schnell vom<br />
Rechtschreibeprogramm korrigiert, was zu peinlichen Fehlern führen kann.<br />
Kommentare im Internet<br />
Das Thema «Reklamationen im Internet» wird immer wichtiger und darf auf<br />
keinen Fall vernachlässigt werden. An dieser Stelle behandeln wir nur einige<br />
zentrale Punkte, da vermutlich nur wenige meiner Leserinnen und Leser eine<br />
Arbeitsstelle haben, bei der die Beantwortung solcher Kommentare zu den<br />
täglichen Pflichten gehört.<br />
Kundenkommentare im Internet sind öffentlich – eine gute Reaktion<br />
darauf ebenfalls! Darum soll auf ALLE Kundenäusserungen, seien sie<br />
positiv oder negativ, reagiert werden.<br />
Zufriedene oder sogar begeisterte Kunden äussern sich positiv, ja sogar überschwänglich.<br />
Doch dies nehmen viele Dienstleister schnell für selbstverständlich.<br />
Bei negativen Rückmeldungen leiden viele unter dem Gefühl, diesen Kommentaren<br />
im Internet fast wehrlos ausgeliefert zu sein. Diese Reklamationen<br />
können auch nur beschränkt beeinflusst oder nachträglich korrigiert werden.<br />
Doch sollte man auch nicht aus den Augen verlieren, dass alle Betriebe der<br />
54<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
eigenen Branche diesbezüglich das gleiche Problem haben. Kunden, die sich<br />
auf Internetplattformen informieren, achten heute mehrheitlich auf einen<br />
Grundtenor in den Bewertungen und nicht auf vereinzelte positive oder negative<br />
Ausnahmekommentare. Mit der Zeit werden sich die Bewertungen auf ein<br />
halbwegs realistisches Niveau einpendeln. Bei Beschwerden im Internet gilt<br />
ganz besonders:<br />
Eine gut behandelte Reklamation ist eine der günstigsten und einfachsten<br />
Werbemassnahmen.<br />
Miss Moneypenny<br />
Dabei ist zu beachten, dass möglichst wenig Standardformulierungen verwendet<br />
werden und die Antworten individuell und persönlich abgefasst sind.<br />
Schliesslich fällt es allen auf, wenn zwei Schreiber eine praktisch identische<br />
Antwort erhalten. Dies gilt für Reaktionen auf negative, aber auch auf positive<br />
Kommentare.<br />
Folgende Punkte gehören auf jeden Fall in eine schriftliche Antwort:<br />
• Dank dafür, dass sich der Schreiber die Zeit für ein Feedback genommen hat.<br />
Bei positiven Rückmeldungen<br />
• Bezug und Freude über die positiv erwähnten Punkte<br />
• Dank, dass der Verfasser sich die Mühe gemacht hat, darüber zu schreiben<br />
• Hinweis auf ein allfälliges zukünftiges Angebot<br />
• Freude auf ein Wiedersehen<br />
Bei negativen Rückmeldungen<br />
• Betroffenheit, falls negative Punkte erwähnt wurden<br />
• Bedauern, dass der Kunde nicht zufrieden war<br />
• Verständnis zeigen<br />
• Eventuell Entschuldigung, falls wirklich ein Fehler passiert ist<br />
• Möglichst kurze und knappe Stellungnahme und Erklärungen<br />
• Direkten oder telefonischen Kontakt anbieten<br />
• Hinweis über geplante Verbesserung<br />
• Eventuell Lösung oder Wiedergutmachung anbieten<br />
• Bitte um die Gelegenheit, es beim nächsten Mal besser zu machen<br />
• Eventuell Bezug auf einen positiven Aspekt der Bewertung,<br />
damit das Schreiben konstruktiv endet<br />
• Verabschiedung – Freude auf ein Wiedersehen<br />
Und das ist möglichst zu vermeiden:<br />
• Rechtfertigung<br />
• Schuldzuweisung<br />
• Vorwürfe<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 55
Umgang mit Aggressivität und Provokationen<br />
Es gibt Momente, in denen Kunden aus ihrer Rolle fallen und Dienstleistende<br />
in einer Form behandeln, die diese sich nicht gefallen lassen müssen. Je nach<br />
eigener Befindlichkeit gelingt es uns dann, über solchen Äusserungen oder<br />
Angriffen zu stehen und sie gar nicht erst an uns heranzulassen. Oder aber wir<br />
sind bereits wütend oder verletzt und wollen reagieren. Gerne wären wir in<br />
solchen Momenten ganz besonders schlagfertig. Doch das schaffen nur die<br />
wenigsten und auch die müssen diese Fähigkeit regelmässig trainieren.<br />
Den meisten Menschen kommen die guten Antworten immer in den Sinn<br />
– nur leider mit zehn Minuten Verspätung!<br />
Gut so, denn diese zehn Minuten haben uns bestimmt schon vor mancher<br />
Peinlichkeit bewahrt! Schlagfertige Erwiderungen sind nie wohlüberlegt und<br />
darum auch nicht immer passend. Im Umgang mit Kunden müssen wir darum<br />
einen andern Weg wählen: Wir sollten uns bereits im Voraus einige gute Antworten<br />
zurechtlegen, um sie dann bei Bedarf abrufen zu können.<br />
Die nachfolgenden Reaktionsweisen sind also nicht spontane, brillante<br />
Entgegnungen, sondern wohlüberlegte und wirkungsvolle «Standardsätze»,<br />
die wir uns angewöhnen und mit der Zeit in ungewöhnlichen, unerwarteten<br />
Momenten spontan verfügbar haben werden.<br />
Wichtig ist, dass es uns gelingt, ruhig und gelassen zu wirken, wenn wir<br />
uns zur Wehr setzen. Dies erhöht die Wirkung auf unseren Gesprächspartner<br />
ganz gewaltig. Das ist gar nicht so schwierig, da wir ja bereits wissen, was wir<br />
sagen oder tun wollen.<br />
Wählen Sie auch bei den nachfolgenden Reaktionen vorerst eine bis zwei<br />
aus, die Sie in den nächsten Wochen in Ihrem Alltag ausprobieren möchten.<br />
Sie werden sehen, es kann sogar ein bisschen Spass machen!<br />
Zehn im Kundenkontakt anwendbare Methoden<br />
der Selbstverteidigung:<br />
1. Freundlich und liebenswürdig bleiben, Ironie oder Übertreibung vermeiden<br />
Viele Kunden beruhigen sich dadurch, womöglich schämen sie sich sogar ein<br />
wenig.<br />
2. Nur auf der sachlichen Ebene kommunizieren. Unpassendes ignorieren<br />
Kundin: «Arbeiten eigentlich nur Deutsche hier?»<br />
Mitarbeiterin: «Nein, wir haben auch zwei Schweizer Kolleginnen.»<br />
56<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
3. «Nur schauen»<br />
Die unfreundliche Person einen Moment lang wortlos, mit fragendem Blick<br />
und ohne Lächeln anschauen, danach ruhig und sachlich zur Tagesordnung<br />
übergehen.<br />
Miss Moneypenny<br />
4. Zweisilbige Antwort:<br />
«Soso?» «Soso!» «Aha!» «Ah ja?»<br />
Durchatmen – dann ruhig und sachlich zur Tagesordnung übergehen.<br />
5. Rückfrage: «Wie bitte»? «Entschuldigung … wie darf ich das verstehen?»<br />
Kaum jemand wiederholt eine unangebrachte Äusserung ein zweites Mal.<br />
6. Nachfragen von Details<br />
zum Beispiel als Antwort auf Pauschalurteile<br />
Kunde:<br />
– «Ihr Betrieb ist ja wirklich eine Zumutung.»<br />
– «Ihr habt ja keine Ahnung, was Kundendienst heisst.»<br />
– «Eure Produkte sind wirklich das Letzte.»<br />
– «Ihr seid die letzten Halsabschneider.»<br />
Mitarbeiter:<br />
– «Was meinen Sie genau?»<br />
– «Wie darf ich das verstehen?»<br />
– «Welche Eigenschaften haben unsere Produkte nicht erfüllt?»<br />
7. «Spiegeln» (siehe S. 49 Fragetechnik)<br />
Die Aussage des Kunden in eigene Worte gefasst wiederholen oder seine<br />
Gefühlslage sachlich beschreiben.<br />
Kunde: «Ihr Betrieb ist ja wirklich der letzte Saftladen, in dem ich je war.»<br />
Mitarbeiterin: «Sie haben etwas anderes erwartet.»<br />
oder die sachliche Feststellung:<br />
– «Sie sind mit unserer Leistung nicht zufrieden.»<br />
– «Sie sind sehr ärgerlich.»<br />
– «Sie sind sehr enttäuscht.»<br />
Der Kunde wird meist erklären und konkrete Beispiele bringen.<br />
Wer austeilt, darf sich nicht wundern, wenn der andere AUA sagt<br />
(auch wenn er in einer Dienstleisterrolle steckt).<br />
8. Grenzen kurz und knapp abstecken<br />
Kundin anschauen, nicht lächeln, Kopf schütteln, evtl. sagen: «So nicht».<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 57
9. Grenze klar abstecken<br />
Gesprächsstil ansprechen und klären:<br />
– «Ich finde es schade, wenn wir so miteinander sprechen.» oder<br />
– «Wenn wir so miteinander sprechen, kommen wir nicht weiter ... Bitte lassen<br />
Sie es uns anders versuchen.»<br />
– «Sie werden jetzt sehr persönlich. Ich denke nicht, dass das Ihre Absicht ist.»<br />
– «Mit dieser Aussage haben Sie mich persönlich beleidigt. Bitte lassen Sie<br />
das! Danke.»<br />
– «Ich verstehe Ihren Ärger durchaus, bitte Sie aber, in einem andern Ton mit<br />
mir zu sprechen.»<br />
– «Ich rede respektvoll mit Ihnen – und ich denke, dass ich das Gleiche von<br />
Ihnen erwarten darf.»<br />
– «Ich denke nicht, dass ich persönlich diesen Ton verdient habe.»<br />
10. Aussagen zustimmen und sie dadurch entkräften<br />
Kundin: «Sind Sie so blöd, wie Sie aussehen?»<br />
Mitarbeiterin: «Ja, das habe ich mich auch schon gefragt.»<br />
Kunde: «Sie sollte man entlassen.»<br />
Mitarbeiter: «Da haben Sie sicher recht.»<br />
Seien Sie sich bewusst: Auch wenn vielleicht ein Fehler passiert ist: Sobald<br />
sich ein Kunde danebenbenimmt, sind die Sympathien aller Zuhörer bei Ihnen!<br />
Schreibe nichts der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit hinreichend<br />
erklärbar ist. Englisches Sprichwort<br />
Und hier noch ein wenig Übungsmaterial:<br />
Souverän auf Sprüche reagieren:<br />
1. «Sie haben ja wirklich einen Schoggijob.»<br />
2. «Mit Ihrer Ausbildung hätte es doch auch zu was anderem gereicht.»<br />
3. «Was, schon Feierabend – so schön möchte ichs auch mal haben.»<br />
4. «Sie haben kein Gefühl.»<br />
5. «Warum müsst Ihr Frauen auch immer gleich so emotional werden.»<br />
6. «Sie sind aber ganz schön kleinlich.»<br />
7. «Ihr Chef hat doch keine Ahnung, was er an Ihnen hat.»<br />
8. «Mit Ihnen muss ich mich gut stellen – Sie sollen ja die mächtigste Frau<br />
im Unternehmen sein.»<br />
9. «Ihr Kind wäre sicher auch froh, wenn Sie mehr zu Hause wären.»<br />
10. «Sie haben aber eine schöne Unordnung.»<br />
<strong>11</strong>. «Ui, Sie haben aber ganz schön zugenommen.»<br />
12. «Das sieht man doch – das ist doch gesunder Menschenverstand.»<br />
58<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
13. «Sie sind so eine richtige Emanze!»<br />
14. «Machen Sie mal etwas schneller!»<br />
15. «Machen Sie sich nicht lächerlich.»<br />
16. «Das ist doch Allgemeinbildung.»<br />
17. «Mit ein bisschen Intelligenz könnte man dieses Problem lösen.»<br />
18. «Oh je – Frauen und Technik!»<br />
Miss Moneypenny<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 59
Schlusswort<br />
Souverän und erfolgreich im Kundenkontakt zu werden, das dauert.<br />
Doch wenn Sie es können, ist es einfach ein Teil Ihrer Arbeit.<br />
Sie werden erleben, wie es Ihnen immer leichter fällt, in wiederkehrenden<br />
Situationen optimal zu reagieren. Und Sie werden in den verschiedensten<br />
Momenten nicht mehr sprachlos sein. So brauchen Sie in Ihrer Arbeit im<br />
persönlichen und telefonischen Kundenkontakt immer weniger Energie und<br />
kommen so entspannter durch Ihre Arbeitstage.<br />
Dadurch werden Sie nicht nur immer besser und erfolgreicher, sondern<br />
auch ein grosses Vorbild für Berufseinsteiger und Lernende. Aber haben Sie<br />
Geduld mit sich selbst. Akzeptieren Sie Ihren individuellen Lernprozess und<br />
freuen Sie sich über Ihre Erfolge.<br />
Wir sind das, was wir wiederholt tun, Vorzüglichkeit ist daher keine<br />
einzelne Handlung, sondern eine Gewohnheit. Aristoteles<br />
Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen – und bleiben Sie dran!<br />
Über einen Austausch mit Leserinnen freue ich mich sehr:<br />
Monica Schori<br />
Monica Schori & Partner GmbH<br />
Schulung, Beratung, Entwicklung, Mediation<br />
Obere Bühlstrasse 10<br />
CH-8700 Küsnacht<br />
www.monica-schori.ch<br />
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60<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong>
Bereits erschienene Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong>s<br />
<strong>Nr</strong>. 1<br />
<strong>Nr</strong>. 2<br />
<strong>Nr</strong>. 3<br />
<strong>Nr</strong>. 4<br />
<strong>Nr</strong>. 5<br />
<strong>Nr</strong>. 6<br />
<strong>Nr</strong>. 7<br />
<strong>Nr</strong>. 8<br />
<strong>Nr</strong>. 9<br />
<strong>Nr</strong>. 10<br />
Interne Kommunikation<br />
Beziehungen bewusster gestalten<br />
Selbstkenntnis<br />
Sich selbst vertrauen – wirkungsvoll sein<br />
Gewaltfreie Kommunikation (GFK)<br />
Schwierige Gespräche erfolgreicher führen<br />
Mobbing und Arbeitsplatzkonflikte<br />
Psychosozialen Stress erkennen – Konflikte konstruktiv lösen –<br />
Vorbeugen mit Betrieblicher Gesundheitsförderung<br />
Outdoor Training<br />
Nachhaltig wirkende Veränderung<br />
Eine wie keine<br />
Erfolgsfaktor «Eigenmarketing»<br />
Aufgeräumt & kreativ organisiert im Büro<br />
Als Office Managerin jederzeit den Überblick behalten<br />
Feelgood Management und Corporate Happiness<br />
Glücklichere Assistentinnen fördern Unternehmensgewinne<br />
Dress for Success<br />
Das Einmaleins der Businessmode<br />
Achtsamkeit<br />
Mit offenen Augen durchs Leben<br />
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Zu bestellen auf www.missmoneypenny.ch/angebote<br />
Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>11</strong> 61
Souverän und erfolgreich<br />
im Kundenkontakt<br />
Gute Fee, Türsteherin, Bürodrachen, Wachhund, heimliche Chefin – welche<br />
andere Berufsrolle wird mit so vielen unterschiedlichen mehr oder weniger<br />
schmeichelhaften Bezeichnungen beschrieben?<br />
Da zeigt sich, dass häufig nicht ganz klar ist, was die Assistentin genau tut,<br />
wofür sie verantwortlich, worüber sie informiert ist und welchen Einfluss sie<br />
hat. Das alles macht auch den Kundenkontakt nicht immer einfach.<br />
Externe und interne Kunden, Kollegen – und nicht zuletzt der eigene Vorgesetzte<br />
– haben Erwartungen und Ansprüche. Und nicht immer sind diese<br />
Wünsche realistisch und erfüllbar.<br />
Da braucht es gelegentlich gute Nerven, Menschenkenntnis, Diplomatie,<br />
Humor und vor allem eine positive Grundhaltung.<br />
Souverän, ausgeglichen und erfolgreich in allen Kundensituationen zu sein,<br />
kann man lernen! Und wenn Sie es können, ist es ganz einfach ein Teil Ihrer<br />
Arbeit.<br />
Jedes Miss Moneypenny <strong>Dossier</strong> ist einem Thema<br />
gewidmet, das für Personen in Assistenzfunktion oder im<br />
Office Management relevant ist. Die Bücher erscheinen<br />
quartalsweise und können als Einzelexemplare<br />
bei ALMA Medien AG bezogen werden bzw. sind im<br />
Abonnement mit Miss Moneypenny erhältlich.<br />
ISBN<br />
978-3-906271-09-5<br />
ALMA Medien AG, Hofackerstrasse 32, 8032 Zürich