Mitteilungsblatt Thüringer Pfarrverein 2. Halbjahr 2021
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Strophe zum ersten Mal las: „dass er
dich beäffe“, musste ich sofort daran
denken, wie von nicht wenigen kirchlichen
Stellen einfach alles nachgeäfft
wird, was gegenwärtig gängige Rede
ist. Die vierte Welle kommt, sagt der
Krisenstab. Am wirksamsten helfen
FFP2-Masken. Staubschutzmasken gegen
Viren? Echt, die helfen wirklich? Für
das Lob Gottes im Gottesdienst lässt
sich die Gemeinde das Maul verbinden,
noch schlimmer, sie tut es freiwillig
selber. Gilt noch „ein frei Geständnis in
dieser unsrer Zeit, ein offenes Bekenntnis
bei allem Widerstreit?
Höre ich da etwas beim Anblick der
verbunden Gesichter, dem gedämpften
Bekenntnis und Gesang, dem akribisch
ausgemessenen Abstand zum Nächsten?
Hatte das ganz früher mal etwas
mit Nähe zu tun? Das müssten wir mal
googeln.
„Beäffen“, was ist das eigentlich? Es
bedeutet, jemanden in die Irre führen,
durch Äfferei betrügen, aber auch
sich lustig machen. Höre ich da etwas
beim Anblick der Gemeinde, die aus
purer Todesangst (oder weil sie gegen
CA 16 verstoßend den Menschen
mehr gehorcht als Gott?) anstelle des
Reiches Gottes die Abstinenz vom
Mahl des Herrn predigt, praktiziert?
Sind es akustische Halluzinationen in
meinen Ohren? Die kommen am häufigsten
vor, habe ich gelesen. Oder ist
es wirklich der Teufel, der da schallend
lacht wie auf der Schallplatte „Vom Himmel
hoch“ von Ludwig Hirsch, weil er die
Menschen so behende und erfolgreich
beäfft hat?
5. Wache, dass dich nicht die Welt
durch Gewalt bezwinge,
oder, wenn sie sich verstellt,
wieder an sich bringe.
Wach und sieh, damit nie
viel von falschen Brüdern
unter deinen Gliedern.
6. Wache dazu auch für dich,
für dein Fleisch und Herze,
damit es nicht lüderlich
Gottes Gnad verscherze;
Denn es ist voller List,
und kann sich bald heucheln,
und in Hoffart schmeicheln.
Die Welt verstellt sich. Alles geschieht
nur in bester Absicht. Ist jemand nicht
willig, braucht sie Gewalt. Hatten wir
das noch auf dem Schirm? Die Welt will
uns an sich bringen, so eine Art Kundenbindung
mit einem betrügerischen
Abo? Halten wir unlautere Absichten für
so realistisch, dass unsere Alarmglocken
noch schrillen oder sind sie längst abgebaut,
so wie viele Sirenen in Deutschland.
Sechste Strophe: „lüderlich“, na, das
möchte man doch gleich in „liederlich“
korrigieren, korrekt nach Duden. Langsam!
Singt da jemand ein Lied, schlecht
intoniert? Eher nicht. Lüderlich, darin
steckt doch das Wort „Luder“. Und das
kommt aus dem Lateinischen, von „ludere“:
spielen. Da spielt jemand und
dann sieht es aus wie im Kinderzimmer.
Noch mehr steckt in diesem alten Wort.
Es bedeutet auch „etwas verspielen“
oder „ein böses Spiel treiben“. Trifft das
womöglich auf unsere theologische Arbeit
zu? Total verspielt und so sieht sie
aus, unsere theologische Kompetenz?
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Mitteilungen aus dem Thüringer Pfarrverein Nr. 02-2021