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Beziehungsempfehlungen<br />
der Präsidentengattin<br />
Sie verkörpern die perfekte Ehe:<br />
gutaussehender Mann, schöne<br />
Frau, zwei süße Kinder, ein<br />
schönes Haus und ein niedlicher<br />
Hund. Das sind sie, die Obamas.<br />
Er Präsident der Vereinigten Staaten, sie<br />
erfolgreiche Anwältin, Mutter und starke<br />
Ehefrau. Als die beiden vor einiger Zeit<br />
öffentlich über Höhen und Tiefen ihrer<br />
Ehe sprachen, da munkelte man, sie<br />
hätten Probleme. Dabei hat die First Lady<br />
nur einige Ratschläge für die richtige<br />
Partnerwahl gegeben. Aber mal ehrlich, da<br />
war nichts dabei, was nicht schon allgemein<br />
bekannt gewesen wäre. „Wenn man mit<br />
einem Mann zusammen ist, sollte man<br />
sich immer gut fühlen“. Und genau diesen<br />
Eindruck vermitteln die beiden auch immer<br />
– den einer perfekten Ehe. Bewundernswert<br />
sind die beiden.<br />
Warum kriegen wir eigentlich nie<br />
Beziehungsratschläge von Herrn und Frau<br />
Merkel? Vielleicht, weil sie <strong>als</strong> Paar „nicht<br />
so viel hermachen“, oder weil die beiden<br />
einfach nicht so medienwirksam sind? In<br />
Deutschland sind politische Affären sachlich<br />
und nicht menschlich. Bei uns gibt es keine<br />
Bundeskanzler, die wegen eines oralen<br />
Vorfalls aus dem Amt gedrängt werden<br />
und keine Kanzlergatten, die uns in aller<br />
Öffentlichkeit Tipps für eine erfolgreiche Ehe<br />
geben. Schade eigentlich<br />
Der Koalitionsvertrag<br />
<strong>Die</strong> schwarz-gelbe Regierung sagt der<br />
Bildungsarmut in Deutschland den Kampf<br />
an, so steht es jedenfalls in dem 133<br />
Seiten starken Koalitionsvertrag. <strong>Die</strong>ses<br />
Vorhaben der noch frisch gebackenen<br />
Koalition betrifft nicht nur Kinder im<br />
Vorschulalter, Auszubildende und Schüler,<br />
sondern auch Studenten und solche die<br />
es werden wollen. <strong>Die</strong>se sollen künftig aus<br />
Geldmangel nicht daran gehindert werden,<br />
Politikrückblick<br />
Müssen wir denn wirklich knapp drei<br />
Wochen vor Weihnachten noch schlechte<br />
Nachrichten erwarten? Hoffentlich nicht!<br />
Zeit für einen politischen Rückblick auf das<br />
Jahr 2009. <strong>Die</strong>ses Jahr galt <strong>als</strong> Superwahljahr:<br />
Europawahl, Bundespräsidentenwahl,<br />
neue Regierung und neue alte Kanzlerin.<br />
Politische Phänomene wie die Piratenpartei<br />
58 StaatsKunst<br />
ein Studium zu beginnen. Unterstützen<br />
will sie die Regierung dabei mit Bafög,<br />
Bildungsdarlehen und Stipendien. <strong>Die</strong><br />
Informationen darüber sollen zukünftig<br />
sogar schon in der Schule im Rahmen<br />
einer verbesserten Berufsberatung bekannt<br />
gemacht werden. Das soll nicht nur<br />
deutschen Studierenden zu Gute kommen,<br />
auch für ausländische Studenten sollen<br />
unsere Hochschulen attraktiver werden.<br />
und das einjährige Jubiläum von Obama.<br />
Etwas zu feiern gab es auch: 60 Jahre<br />
Bundesrepublik Deutschland und 20 Jahre<br />
Mauerfall. Das ist alles überstanden. Jetzt<br />
bleibt abzuwarten, was politisch im Jahr<br />
2010 auf uns zukommt.<br />
Jasmin <strong>Die</strong>nstel<br />
Frauen dürfen sich ebenfalls freuen: <strong>Die</strong><br />
neue Regierung will die Chancen für das<br />
weibliche Geschlecht in Wissenschaft und<br />
Forschung verbessern. Deutschland soll<br />
zur „Bildungsrepublik“ werden. Das klingt<br />
ja alles sehr gut. Aber die Mühlen mahlen<br />
langsam, schauen wir in den nächsten<br />
Jahren mal, was sich bis dahin bewegt hat.<br />
Jasmin <strong>Die</strong>nstel<br />
Bildungsstreik in Köln – die Uni verriegelt Vorlesungen<br />
(ohne Bescheid zu geben)<br />
Magnifizienz, sehr geehrter Herr Kollege<br />
Freimuth,<br />
die Universität Köln erlebt in diesen Wochen<br />
der Studierenproteste stürmische Zeiten<br />
und ich kann vermutlich nur ahnen, wie<br />
schwierig es für Sie ist, das Schiff unserer<br />
(?) Universität durch diese stürmische See<br />
zu steuern.<br />
In diesem Zusammenhang muss ich Ihnen<br />
leider von einem Vorfall berichten, der sich<br />
gestern Abend in der Aula II während meiner<br />
Vorlesung „Einführung in die Psychologie“<br />
zugetragen hat.<br />
Nach ca. einer Stunde (d.h. gegen<br />
17:00) betraten sechs bis acht finster<br />
dreinschauende Gestalten die Aula,<br />
postierten sich vor den Türen und schlossen<br />
diese von innen ab. Einer Studierenden, die<br />
zu diesem Zeitpunkt auf der Toilette war,<br />
wurde im Anschluss der Zugang zu meiner<br />
Vorlesung verwehrt.<br />
Später stellte sich heraus, dass es sich<br />
bei diesen Männern um Angehörige einer<br />
privaten „Security Firma“ handelt, die<br />
von Ihnen angemietet wurden, um eine<br />
Besetzung der Aula durch protestierende<br />
Studierende zu verhindern.<br />
Leider hätte man sich diese Menschen auch<br />
<strong>als</strong> Sa<strong>als</strong>chutz bei einer NPD-Veranstaltung<br />
vorstellen können.<br />
Auf meine Nachfrage, was sie da täten,<br />
wurde mir höhnisch grinsend mitgeteilt,<br />
dass nach meiner Vorlesung (d.h. um 17:30)<br />
„Bauarbeiten“ in der Aula begännen. Auf<br />
weitere Nachfrage wurde mir jede weitere<br />
Information verweigert.<br />
Können Sie sich vorstellen, welches Gefühl<br />
der Bedrohung und Beklemmung sich bei<br />
den ca. 300 Studierenden eingestellt hat?<br />
Nach weiteren 10 Minuten ging einer dieser<br />
„Sa<strong>als</strong>chützer“ gemächlichen Schrittes quer<br />
durch die Aula vor meinem Rednerpult von<br />
der einen auf die andere Seite.<br />
<strong>Die</strong>s führte zu einer erneuten und massiven<br />
Beeinträchtigung des Vorlesungsbetriebs<br />
und konnte sowohl von mir <strong>als</strong> auch den<br />
Studierenden nicht anders denn <strong>als</strong> pure<br />
Provokation verstanden werden.<br />
Auch im Anschluss an die Vorlesung<br />
(die in den letzten 30 Minuten keine war,<br />
weil sowohl die Studierenden <strong>als</strong> auch<br />
ich selber im höchstem Maße abgelenkt<br />
waren), blieben die Türen des Hörsa<strong>als</strong><br />
verschlossen und die 300 Menschen im<br />
Hörsaal durften diesen lediglich durch eine<br />
Türe verlassen.<br />
Lassen Sie mich dazu das Folgende<br />
festhalten:<br />
1) Es ist mir vollkommen unverständlich,<br />
dass ich <strong>als</strong> Dozent dieser Veranstaltung<br />
nicht zuvor über diese Maßnahme des<br />
Rektorats informiert wurde.<br />
2) <strong>Die</strong> 300 Teilnehmer dieser Veranstaltung<br />
sind Studierende der WiSo-Fakultät,<br />
die sich ganz überwiegend nicht an<br />
Hörsaalbesetzungen und ähnlichen illegalen<br />
Aktionen beteiligen. Als Kommentar<br />
auf dieses ganze Geschehen äußerte<br />
Prof. Dr. Detlef Fetchenhauer ist der Direktor des Instituts für Wirtschas- und Sozialpsychologie an der Universität zu Köln<br />
ich in meiner Vorlesung, der derzeitige<br />
Protest eines Teils der Studierenden habe<br />
nach meiner Meinung durchaus etwas<br />
Kindisches, aber man könne andererseits<br />
auch kein erwachsenes Verhalten von<br />
Studierenden erwarten, wenn man sie<br />
wie Kinder behandelt. <strong>Die</strong> Reaktion der<br />
Studierenden auf diesen Kommentar zeigte<br />
mehr <strong>als</strong> deutlich, dass das Rektorat durch<br />
solche Maßnahmen wie gestern während<br />
meiner Vorlesung auch solche Studierende<br />
zu Gegnern der Universitätsleitung macht,<br />
die dies zuvor in keiner Weise gewesen<br />
sind.<br />
3) Hat die Universität es wirklich nötig, sich<br />
vor ihren Studierenden durch den Einsatz<br />
privater Sicherheitsfirmen zu schützen? Ich<br />
finde es schon bemerkenswert, dass wir die<br />
Besetzung von Hörsälen durch Studierende<br />
dadurch verhindern, dass wir sie selber<br />
besetzen – bzw. durch angeheuertes<br />
Personal besetzen lassen, das ansonsten<br />
<strong>als</strong> Türsteher vor Diskotheken arbeitet.<br />
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie auf<br />
dieses Schreiben reagieren würden.<br />
Am Überzeugendsten fände ich es, wenn<br />
Sie in der nächsten Vorlesung (am 17.<br />
Dezember) die Gründe für Ihre Aktion den<br />
Studierenden persönlich erläutern könnten.<br />
Ich möchte Sie hiermit ganz herzlich dazu<br />
einladen.<br />
Mit den besten Grüßen,<br />
Ihr Detlef Fetchenhauer<br />
StaatsKunst 59