KALEIDOSKOP 2009 - Weltbuch Verlag
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Die Soziale Marktwirtschaft wird zwar schon 61<br />
Jahre alt, aber dennoch ist sie unzertrennlich mit<br />
dem Beginn der Bundesrepublik Deutschland<br />
1949 verknüpft. Die Soziale Marktwirtschaft<br />
hat sich als erfolgreichste wirtschaftsordnung<br />
der deutschen Geschichte erwiesen. Sie bildet<br />
die Grundlage für eine gelungene Synthese von<br />
wirtschaftlicher Effizienz und sozialem Ausgleich.<br />
Die Marktwirtschaft setzt auf Privatinitiative,<br />
Mut zum Risiko und Leistungsbereitschaft.<br />
Aufgrund des hohen Einflusses der Verbraucher<br />
auf Umfang und Struktur der Produktion ist die<br />
Marktwirtschaft von sich aus in gewisser weise<br />
sozial. Dennoch bedarf die Marktwirtschaft einer<br />
aktiven Sozialpolitik, die für sozialen Ausgleich<br />
sorgt. hierzu zählen vor allem die solidarische<br />
Absicherung der großen Lebensrisiken und<br />
die Besteuerung nach der Leistungsfähigkeit<br />
der Steuerzahler. Dies führt zwangsläufig zu<br />
einem gewissen Maß an Umverteilung. Die<br />
Streitfrage ist bis heute die, wo das Soziale aufhört<br />
und das Sozialistische beginnt. Es kommt<br />
also darauf an, einen Ausgleich zwischen der<br />
Selbstverantwortung und der gesellschaftlichen<br />
Verantwortung, mithin zwischen Subsidiarität<br />
und Solidarität zu finden. Der Sozialstaat<br />
heutiger Prägung, wie wir ihn in mehr oder<br />
minder großem Umfang in praktisch allen<br />
Industriestaaten kennen, hat eine zähmung des<br />
sogenannten Manchester-Kapitalismus ermöglicht.<br />
Jürgen habermas, gewiss kein Freund der<br />
Marktwirtschaft, liegt wohl richtig mit seiner<br />
Diagnose, mit dem Sozialstaat habe der<br />
Kapitalismus seine Lernfähigkeit unter Beweis<br />
gestellt und so einen Ausgleich zwischen den<br />
Kapitalverwertungsinteressen und dem früher<br />
revolutionären Potential der arbeitenden Klassen<br />
ermöglicht. Kritiker unserer wirtschaftsordnung<br />
leiden entweder an Realitätsverlust oder aber<br />
an notorischer Vergesslichkeit. wenn unsere<br />
wirtschaftsordnung an Anziehungskraft verloren<br />
hat, so liegt dies vor allem daran, dass grundlegende<br />
Errungenschaften wie wohlstand und<br />
Freiheit längst zu einer Selbstverständlichkeit<br />
geworden sind, die nicht mehr hinterfragt wird.<br />
Der Erfolg der Sozialen Marktwirtschaft lässt sich<br />
am besten ermessen, wenn man den Blick zurück<br />
auf die Ausgangslage wirft.<br />
Nach der totalen Niederlage im 2. weltkrieg<br />
lag Deutschland in Schutt und Asche. Viele<br />
Städte waren ausgebombt. hunger und Elend<br />
bestimmten das tägliche Leben der Menschen.<br />
Millionen von Flüchtlingen und Vertriebenen<br />
MARKETING-CLUB DRESDEN E.V. 08-09<br />
60 JAhrE DEutSchLAnD<br />
Soziale Marktwirtschaft –<br />
unzertrennlich mit dem Beginn<br />
der Bundesrepublik Deutschland<br />
verknüpft<br />
Dr. iur. Theodor Waigel<br />
Bundesminister a. D.<br />
waren auf der Suche nach einer neuen heimat.<br />
14 Millionen Menschen waren in Deutschland<br />
auf der Flucht. was die Menschen verband, war<br />
einzig die hoffnung auf eine bessere zukunft.<br />
Das Ausmaß der zerstörung war so groß, dass<br />
selbst in konservativen und liberalen Kreisen<br />
der hang in Richtung einer sozialistischen oder<br />
zumindest staatlich gelenkten wirtschaft um<br />
sich griff. Das sogenannte Ahlener Programm der<br />
CDU kam also nicht überraschend. Es gab jedoch<br />
einen Kreis von wissenschaftlern, die auf eine<br />
freiheitliche und gleichzeitig sozial verpflichtete<br />
wirtschaftsordnung setzten. Ihr Gedankengut<br />
wird gemeinhin als Ordoliberalismus bezeichnet.<br />
Für sie waren eine demokratische Staatsordnung<br />
und eine liberale wettbewerbsordnung untrennbar<br />
miteinander verbunden – also ein Konzept,<br />
das später von Karl Popper als das Programm<br />
der Offenen Gesellschaft bezeichnet wurde.<br />
Otto Schlecht hat die geistigen Grundlagen<br />
dieses Programms wie folgt umschrieben: „Die<br />
wettbewerbsordnung ist die wirtschaftsordnung,<br />
welche die wirtschaftliche Freiheit optimal<br />
gewährleistet, und sie ist damit gleichzeitig die<br />
Ordnung, welche eine freiheitliche Verfassung<br />
des Staates und des Rechts, die rechtsstaatliche<br />
Demokratie, möglich macht. Sie ist es deshalb,