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KALEIDOSKOP 2009 - Weltbuch Verlag

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weil die menschliche Freiheit nach allen Seiten<br />

hin unteilbar ist, weil die politische, rechtliche<br />

und kulturelle Freiheit die wirtschaftliche Freiheit<br />

zur Voraussetzung hat und ebenso eine freiheitliche<br />

wirtschaftsordnung nur zu haben ist bei<br />

einer entsprechenden freiheitlichen Staats- und<br />

Rechtsordnung“. Die Persönlichkeiten, die für die<br />

damalige weichenstellung verantwortlich zeichneten,<br />

sind bekannt. Es waren die Mitglieder<br />

der sogenannten Freiburger Schule um walter<br />

Ecken, Alexander Rüstow und Franz Böhm,<br />

um nur einige zu nennen. Ordnungspolitische<br />

Konzepte der Freiburger Schule wurden schon<br />

während der Kriegsjahre in den Kreisen um den<br />

widerstandskämpfer Carl Goerdeler diskutiert.<br />

Entscheidend war jedoch die Person Ludwig<br />

Erhards. Von den Alliierten wurde er zum Direktor<br />

der Verwaltung für wirtschaft nach Frankfurt<br />

berufen. hier wurden jene grundlegenden<br />

Entscheidungen getroffen, deren Aufarbeitung<br />

inzwischen ganze Bibliotheken füllt. Ludwig<br />

Erhard war nicht zu beneiden. Deutschlands<br />

wirtschaft lag am Boden. Die Infrastruktur<br />

war zerbombt. Transportsysteme waren kaum<br />

noch vorhanden. Der Rohstoffmangel war<br />

katastrophal. Erhard stand vor der Alternative:<br />

Entweder staatliche Planung und Lenkung durch<br />

Fortsetzung von Rationierung, Bewirtschaftung<br />

und Bezugsscheinen oder aber der Sprung ins<br />

kalte wasser durch die Beseitigung aller administrativen<br />

zwänge und Übergang zu einem<br />

auf Privatinitiative und wettbewerb beruhenden<br />

System. Die währungsreform von<br />

1948 war weitgehend eine Entscheidung der<br />

Besatzungsmächte und nicht in erster Linie eine<br />

Initiative Erhards. Dessen eigentlicher Beitrag<br />

bestand darin, dem neuen monetären Rahmen<br />

mit der Marktwirtschaft ein realwirtschaftliches<br />

Fundament zu geben. Dies erfolgte mit der<br />

Beseitigung der meisten Fesseln im sogenannten<br />

Leitsätzegesetz. Seine große politische Leistung<br />

bestand im Rückblick darin, die wissenschaftlichen<br />

Prinzipien des Ordoliberalismus in die<br />

politische Praxis umzusetzen. Als Bundesminister<br />

für wirtschaft wurde er hierbei maßgeblich<br />

unterstützt durch Alfred Müller-Armack.<br />

Dieser gehörte übrigens in den 70er Jahren zur<br />

Grundsatzkommission der CSU und hat unsere<br />

Diskussionen damals entscheidend angestoßen.<br />

Die einzelnen Schritte auf diesem weg<br />

zu untersuchen kann nicht Gegenstand meiner<br />

heutigen Ausführungen sein. Nach anfänglich<br />

heftiger Kritik wurden der großen Mehrheit die<br />

Erfolge von Erhards Konzept deutlich. Schon<br />

nach wenigen Jahren stand Erhard für die großen<br />

„w´s“ der deutschen Nachkriegsgeschichte: nämlich<br />

für währungsreform, wirtschaftsordnung,<br />

wiederaufbau und wohlstand. Die US-hilfen<br />

in Form der ERP-Programme hatten auf diese<br />

Erfolge nach neueren Forschungsergebnissen nur<br />

einen geringen Einfluss. Am Rande vermerkt:<br />

Ohne den Erfolg von Erhards Ordnungskonzept<br />

wäre die Ära Adenauer nicht denkbar gewesen.<br />

Doch ohne Franz Josef Strauß und hugo Karpf<br />

hätte sich Ludwig Erhard in Frankfurt nicht<br />

durchsetzen können.<br />

Später waren Politiker wie werner Dollinger<br />

und hermann höcherl maßgebliche Verfechter<br />

der Sozialen Marktwirtschaft. Ohne die CSU<br />

gäbe es keine europäische wirtschafts- und<br />

währungsunion. Die wirtschafts- und<br />

währungsunion in Europa, der Vertrag von<br />

Maastricht und der Stabilitätspakt gehen auf die<br />

CSU zurück. Auch der Name Euro ist untrennbar<br />

mit der CSU verbunden. Die wirtschafts- und<br />

währungsunion in Europa stellt das Modell der<br />

Sozialen Marktwirtschaft in Europa dar. Nicht<br />

zuletzt haben CSU-Politiker in Europa wie früher<br />

Peter Schmidhuber und jetzt Alexander Radwan,<br />

Ingo Friedrich, Markus Ferber und Manfred<br />

weber in Straßburg und Brüssel für eine CSUhandschrift<br />

gesorgt. heute orientieren sich die<br />

asiatischen Staaten, die Golfstaaten, Mercosur<br />

in Mittel- und Südamerika am europäischen<br />

Modell. Die marktwirtschaftliche Ordnung ist<br />

kein zeitloses Ordnungsmuster, sondern das<br />

Ergebnis spezifischer Ausgangsbedingungen.<br />

Diese Ordnung hat sich jedoch als überaus<br />

flexibel erwiesen. Sie hat dies in den vergangenen<br />

60 Jahren unter Beweis gestellt, in denen<br />

die wirtschafts- und Finanzpolitik der westlichen<br />

welt einen mehrfachen Paradigmenwechsel<br />

durchmachte.<br />

Die 50er Jahre standen im zeichen der<br />

Ordnungspolitik im engeren Sinne. Eine besondere<br />

Bedeutung kam dem wettbewerbsrecht<br />

und der herstellung liberaler Märkte zu.<br />

hinzu kam die Eingliederung in die liberale<br />

weltwirtschaftsordnung auf der Grundlage<br />

der freien Konvertibilität der D-Mark und<br />

die Einrichtung einer autonomen, der<br />

Geldwertstabilität verpflichteten Notenbank. Auf<br />

der anderen Seite wurden wichtige Schritte<br />

zum Aufbau und zur Festigung des Sozialstaats<br />

unternommen.<br />

Die wiedereingliederung der Vertriebenen, der<br />

Lastenausgleich, die Familienförderung und die<br />

dynamische Rente waren Marksteine. Die 50er<br />

Jahre wurden später zum wirtschaftswunder<br />

verklärt. Aber die hebung des wohlstands und<br />

die herbeiführung der Vollbeschäftigung waren<br />

an sich kein wunder, sondern in erster Linie das<br />

Ergebnis einer klugen wirtschaftspolitik und der<br />

Kraft einer leistungswilligen und aufbauhungrigen<br />

Bevölkerung. In den 50er Jahre stellten sich in<br />

Bayern die weichen für den Übergang vom eins-<br />

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