Gastro 2021-02
Das Fach- und Verbandsmagazin von GastroGraubünden Das Fach- und Verbandsmagazin von GastroGraubünden
25JahreGastroDas Fach- und Verbandsmagazin von GastroGraubünden Dezember'21Einzelverkaufspreis CHF 6.-FachkräftemangelAnsätze und Lösungen–FoodtrendsDas ist 2022 aktuell«Gastro»UmfrageMitmachenund gewinnen
- Seite 2: Erfrischend süffig.Calanda Origina
- Seite 6: Text NATALIA GODGLÜCK Foto ZVGBETR
- Seite 10: Text FABIENNE WIDRIG Foto GAUDENZ D
- Seite 14: Text NATALIA GODGLÜCK Foto ZVG Ill
- Seite 18: Personalrekrutierungappenzellerbier
- Seite 22: Text LUDWIG HASLER Foto MICHAEL KES
- Seite 26: Text NATALIA GODGLÜCK Foto ZVGKaff
- Seite 30: Text NATALIA GODGLÜCK Foto ZVGInsp
- Seite 34: Bouygues Energies & ServicesIhr Geb
- Seite 38: GASTROGRAUBÜNDENUNSERE TISCHWÄSCH
- Seite 42: Historischer Rückblick25JahreÖkol
- Seite 46: 25JahreText NATALIA GODGLÜCK Illus
25
Jahre
Gastro
Das Fach- und Verbandsmagazin von GastroGraubünden Dezember'21
Einzelverkaufspreis CHF 6.-
Fachkräftemangel
Ansätze und Lösungen
–
Foodtrends
Das ist 2022 aktuell
«Gastro»
Umfrage
Mitmachen
und gewinnen
Erfrischend süffig.
Calanda Original
Der Mitarbeiter
ist König
EDITORIAL
Der Fachkräftemangel beschäftigt unsere Branche arg.
Weitermachen wie bisher funktioniert nicht. Arbeitsbedingungen
und Abläufe, Arbeitszeiten und Angebote müssen kritisch
hinterfragt werden. Kurz: Es braucht betriebliche Veränderungen.
Am Hotel-Innovations-Tag sagte Rolf E. Brönnimann, Direktor
des Zürcher Hotels Savoy Baur en Ville: «Der Mitarbeiter ist
König.» Diese Aussage bringt auf den Punkt, dass in der Branche
ein Wertewandel stattfindet. Denn nur mit motivierten,
zufriedenen Mitarbeitenden können Sie Ihre Gäste begeistern.
GastroGraubünden unterstützt Sie auf diesem Weg. Mit diversen
Projekten, Initiativen, Nachwuchskampagnen und vielem
anderem – Sie erfahren es in dieser Ausgabe. Lassen Sie sich
inspirieren, wie Branchenkollegen ihre Betriebe fit machen und
auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden eingehen, um auf dem
Arbeitsmarkt über bessere Karten zu verfügen.
Wir wünschen Ihnen besinnliche Festtage, einen gesunden
Rutsch ins neue Jahr und unzählige begeisterte Gäste.
PS. Ihre Meinung zum «Gastro» interessiert uns.
Machen Sie mit bei der kleinen Jubiläumsumfrage und
nehmen Sie gleichzeitig teil an der Verlosung.
FRANZ SEPP CALUORI
Präsident GastroGraubünden
MARC TISCHHAUSER
Geschäftsführer GastroGraubünden
Löscht jeden Durst:
Unser erfrischend süffiges Lager mit feinen Malznoten.
Gebraut mit reinem Wasser aus den Bündner Bergen. Viva!
25
Jahre
MAGAZIN 2I2021
Inhalt
JUBILÄUM
Gastkommentar | Ludwig Hasler 23
Rückblick | Gastro-Themen 2009 bis 2019 40
Dank | Gemeinsam sind wir stärker 46
Umfrage | Mitmachen und gewinnen 47
—
GASTROGRAUBÜNDEN
Marc Tischhauser | Fordert Veränderungen 9
Unterstützung | Instrumente für die Mitglieder 36
—
RECHT & POLITIK
Kaffeepause | Grossrat Kevin Brunold 27
—
PERSONELLES & WACHSTUM
Gastro
Das Fach- und Verbandsmagazin von
GastroGraubünden. Die Zeitschrift für
Gastronomen, Gastronominnen, Hoteliers,
Hotelière, Lernende und Interessierte.
IMPRESSUM
6
Innere Haltung | Das Vorbild Biene Maja 15
Personal rekrutieren | Anforderungen und Abstriche 16
Auflage
1600 Exemplare
Der Fachkräftemangel hat die Branche fest im Griff.
Erste Bars und Restaurants haben ihre Öffnungszeiten
gekürzt. Zum Glück sind Hoteliers und Gastronomen
diesem Problem nicht machtlos ausgeliefert.
—
BETRIEB & ENTWICKLUNG
Fachkräftemangel | Stimmen aus der Branche 6
Imageproblem | Tipps für Arbeitgeber 31
Erscheinungsweise
2x jährlich
Herausgeber
GastroGrau bünden, Loestr. 161, Ro sengarten,
7000 Chur, Tel. 081 354 96 96,
www.gastrogr.ch, info@gastrogr.ch
Arbeitsmarkt | Ansätze für bessere Karten 32
—
Projektleitung/Redaktion
Pepperminz, Natalia Godglück, 7130 Ilanz,
ng@pepperminz.ch, pepperminz.ch
AUS & WEITERBILDUNG
Reklamationen | Ein Fest für Zita Langenstein 20
Layout
LehmannVisual, 7015 Tamins,
info@lehmann-visual.ch, lehmann-visual.ch
Kurse | Überblick Dezember 2021 bis Mai 2022 39
Druck/Vertrieb
Druckerei Landquart, 7302 Landquart
12
Hanni Rützler gilt europaweit als Expertin
für Food-Trends. Sie gibt jährlich den Food
Report heraus und weiss, die bestimmende
Farbe auf dem Teller ist Grün.
40
Das «gastro info & news» gibt
es seit 25 Jahren. Wir feiern
das Jubiläum mit dem Rückblick
Teil II – von 2009 bis 2019.
—
SPEIS & TRANK
Schatzkiste | Kulinarische Sammlung Graubünden 11
Foodtrends | Umbruch und Aufbruch 12
Vegan | Inspiration der Spitzenköche 24
Fleischkonsum | Gedanken eines Kochlehrlings 28
—
DIES & DAS
Informiert | News aus der Branche 44
Abonnemente
Sie können Gastro auch abonnieren,
kaufen und verschenken:
Ein Jahresabonnement kos tet Fr. 12.–,
Ausland Fr. 17.–, Einzelverkaufs preis Fr. 6.–
Für GastroGrau bün den-Mitglieder kostenlos
Abo-Bestellungen
GastroGraubünden, Te l. 081 354 96 96,
info@gastrogr.ch
Papier
Munken Kristall
Titelbild
Noch nie waren Köche so gefragt.
Foto: Revier Hotels
4
5
GASTRO 2|2021
GASTRO 2|2021
Text NATALIA GODGLÜCK Foto ZVG
BETRIEB & ENTWICKLUNG
Stimmen und Lösungen
aus der Branche
Wir haben uns bei Gastronomen, Hoteliers und
Bildungspersonen umgehört, wie sie den Fachkräftemangel
wahrnehmen, fragten nach Gründen, Massnahmen und
was sonst noch verändert werden sollte.
Wir haben Fachkräftemängel,
weil viele den Beruf Koch falsch
eingeschätzt haben. All die
Kochsendungen und Medienpräsenz der
Köche haben den Jugendlichen ein falsches
Bild vermittelt. Ein Koch dreht nicht
nur coole Sendungen und wird in den Medien
gelobt, es ist vor allem ein Knochenjob.
Aus diesem Grund satteln viele nach
der Lehre in eine andere Branche um. Wegen
den Corona-Lockdowns hat zudem
das Image gelitten. Für manche ist die
Gastronomie/Hotellerie keine sichere
Branche mehr. Auch spüren wir die geburtenarmen
Jahrgänge. Als Berufsschullehrerin
begleite, motiviere und unterstütze
ich die Jugendlichen bestmöglich.
Und ich zeige auf, welche Zukunftsmöglichkeiten
ihnen die Gastronomie bietet.
Adrian K. Müller
Eigentümer und Gastgeber Hotel Stern Chur
55 Mitarbeitende / 7 Lernende
Unsere Mitarbeiter nennen wir Mitgastgeber.
Wir finden zwar noch
in allen Bereichen neue Leute, die
Suche dauert jedoch viel länger. Und kurzfristig
ist das fast unmöglich oder mit
glücklichen Umständen verbunden. Als
Arbeitgeber kann ich ein angenehmes
und partnerschaftliches Betriebsklima
schaffen, die Mitgastgeberinnen und
-gastgeber fördern und fordern sowie die
Jeannine Bentivegna
Lehrperson, Gewerbliche Berufsschule Chur
80 Lernende
Arbeitszeitmodelle ändern: Schichtbetrieb
in Küche und Service statt unliebsame
Zimmerstunden. Es ist wichtig, dass
jeder Betrieb seine Strategie überarbeitet
und dranbleibt. Die Verantwortung trägt
jeder Unternehmer selbst, der Branchenverband
kann unterstützend und ergänzend
wirken. Zum Beispiel mit Programmen
wie «TOP-Ausbildungsbetrieb», das
funktioniert gut nach innen und aussen.
Kurt Baumgartner
Inhaber Belvédère Hotel Familie Scuol
160 Mitarbeitende / 3 Lernende
Es ist schwierig, qualifiziertes Personal
zu finden. Und bei uns in der
Berghotellerie doppelt aufwändig.
Auf klassische Inserate meldet sich fast
niemand mehr. Nachwuchstalente suchen
wir inzwischen auf Social Media, wir
beteiligen uns am Mitarbeiter-Sharing
Graubünden Tessin und bilden Hilfskräfte
verschiedener Abteilungen zu Fachkräften
aus. Dank den Subventionen vom L-GAV
können wir auch verschiedene Kurse und
Weiterbildungen anbieten. Im Lehrlingsbereich
nehmen wir am Rock-Your-Future-Projekt
teil, bieten Jugendlichen am
Zukunftstag Einblicke in die verschiedenen
Abteilungen und setzen durch das
Projekt «TOP-Ausbildungsbetrieb» auf
neue Nachwuchstalente. Der behördliche
Prozess ist zeitaufwändig und müsste in
der aktuellen Situation vereinfacht werden.
Vor allem beim Einstellen von Mitarbeitenden
aus nicht EU-/EFTA-Staaten.
Toni Curdin Foppa
Leiter Foppa Gastro
45 Mitarbeitende / 3 Lernende
Schlechte Arbeitszeiten wurden
früher akzeptiert. Gute
Mitarbeiter werden aber immer
rarer und sind plötzlich nicht
mehr gewillt, abends und an Wochenenden
zu arbeiten. Zum rauen
Arbeitsklima und den eher älteren
Arbeitskollegen kommt jetzt noch
die Unsicherheit wegen Corona.
Beatrice Schweighauser
Schulleiterin der EHL Hotelfachschule Passugg
120 Lernende / 240 Studierende
Die Antwort darauf lautet: attraktivere
Arbeitsformen, neue Dienstzeiten und
bessere Löhne. Die monatlich 440 Franken
Abzug fürs Essen sind nicht mehr
zeitgemäss, wir verlangen 50. Es braucht
Anpassungen im L-GAV und attraktivere
Lehrstellen. Kanton und Bund müssen
helfen. Und es ist unbedingt mehr Berufsförderung
direkt in den Schulen nötig.
Die Lernenden und Studierenden
von heute sind die Fachkräfte von
morgen. Als Hotelfachschule bieten
wir jungen Berufsleuten eine attraktive
Ausbildung und integrieren aktuelle
Themen wie zum Beispiel emotionale
Kompetenz in unsere Lehrpläne. Soziale
Kompetenz ist immer stärker gefragt und
verschafft den Studierenden einen USP in
ihrer Weiterbildung. Der verschärfte Mangel
an Fachkräften in der Branche hat sich
zu einem Wettbewerb um die Besten entwickelt.
Gute Karten dürften Arbeitgeber
mit 4-Tage-Woche haben, diese ist jedoch
nicht per Knopfdruck umsetzbar. Unterstützen
können hier die neu ausgebildeten
Hotel-Kommunikationsfachleute (Ho-
Ko). Sie haben eine breite Ausbildung in
den Abteilungen Service, Rezeption, Hauswirtschaft
und Küche. Es sind auch sozialpolitische
Anstrengungen notwendig.
Schon heute ist die Branche sehr weiblich
geprägt und die Anzahl Frauen bei den
Nachwuchstalenten nimmt kontinuierlich
zu. Um diese in der Branche zu halten,
sind Massnahmen zu finden, die ihnen
Flexibilität bieten.
Fortsetzung Seite 8
6
7
GASTRO 2|2021
GASTRO 2|2021
Fachkräftemangel
Text NATALIA GODGLÜCK Foto MARCO HARTMANN
Auf Stelleninserate erhalten wir
wenige Bewerbungen aus der
Schweiz, was uns bereits vor 30
Jahren herausforderte. Sowohl Fachkräfte
wie ungelernte Mitarbeitende finden wir
überwiegend im EU-Raum. Gastronomie-
Lehrstellen können in der Region kaum
besetzt werden. Es ist an uns Arbeitgebern,
attraktive Bedingungen zu schaffen,
aufrichtige Wertschätzung zu vermitteln
und für gute Stimmung am Arbeitsplatz
zu sorgen. Und ansprechenden Wohnraum
für Saisonmitarbeitende in Betriebsnähe
anzubieten. Ein zentrales Anliegen
ist die gesellschaftliche Aufwertung der
Gastronomieberufe: Unser Kollektiv funktioniert
nicht nur dank Akademikern,
sondern benötigt auch Handwerk sowie
Dienstleistung direkt am Menschen. Bei
übergeordneten Regulierungen und bürokratischem
Aufwand wäre Mässigung
bei der Gesetzgebung und Augenmass bei
der Anwendung erwünscht. Langfristig
benötigt die Gastronomie wohl Konzepte
und Angebote, die weniger von Fachkräften
abhängig sind.
Viele Mitarbeitende sind in die Industrie
abgewandert, zum Beispiel
zu Hamilton. Andere helfen im
Gäste-Service von Spitälern, Heimen und
Kliniken, wo sie bis zu 20 Prozent mehr
Einkommen und andere Sicherheiten erhalten.
Hinzu kommt, dass die Lohndifferenz
zum Ausland wie zum Beispiel Süddeutschland
kleiner geworden ist. Früher
haben gute Fachkräfte für Küche und Rezeption
öfter die Stelle gewechselt, heute
Michael Baumann
Personalleiter Engadin St. Moritz Mountains AG
220 Mitarbeitende in Hotellerie und Gastronomie
halten sie lieber die Füsse still. An
den Schlüsselstellen braucht es
kompetente Mitarbeitende und die
sollten gut bezahlt werden – deutlich
über den L-GAV-Ansätzen. Das
Image des Arbeitgebers wird immer
wichtiger. Auch sind im überhitzten
Immobilienmarkt attraktive
und zahlbare Studios für Mitarbeitende
ein Muss.
Christoph Schmidt
Leiter Hotels und Gastronomie, Weisse Arena Gruppe
500 Mitarbeitende Hotellerie und Gastronomie (Winter)
6 Lernende
8
Rudi Bindella Jr
Bindella Zürich,
900 Mitarbeitende (nur Gastro) / 35 Lernende
Unsere Mitarbeitenden arbeiten
seit über eineinhalb Jahren unter
sehr herausfordernden Bedingungen.
Einige haben inzwischen die Branche
gewechselt oder sind in ihr Heimatland
zurückgekehrt, was den Fachkräftemangel
in der Gastronomie zusätzlich
verschärft. Die Stellenbesetzungen gestalten
sich schwierig, insbesondere auf Stufe
Geschäftsführung, Koch und Pizzaioli.
Wir setzen auf eine schnelle, unkomplizierte
Rekrutierung und bieten Quer- und
Wiedereinsteigern flexible Einsatzzeiten.
Teilzeit ist im Moment sehr gefragt, die
bieten wir schon lange. Und wir erarbeiten
zurzeit neue Arbeitszeitmodelle, beispielsweise
eine 4-Tage-Woche. Mitarbeitende
leisten ihr Vollzeitpensum in vier
Tagen und beziehen dann drei Ruhetage.
Die Arbeitgeber sind gefordert, neue Wege
zu gehen und neue Modelle zu entwickeln.
Die Verbände könnten hier unterstützend
mitgestalten.
«Es braucht deutliche
Veränderungen»
«Mangelnde Fachkräfte beschäftigen die
Branche arg. Wie nehmen Sie das wahr?
Die Betriebe müssen sich enorm anstrengen,
um ihren Personalbedarf zu decken.
Eine Mitglieder-Umfrage von GastroSuisse
im Oktober ergab, dass über
60 Prozent Mühe haben, geeignetes Personal
zu finden.
Rüttelt der Personalmangel an den
Grundfesten der Gastronomie?
Das ist regional sehr unterschiedlich.
Ich erwarte nicht, dass Betriebe in Graubünden
wegen Personalmangel schliessen
müssen, aber Auswirkungen spüren
wir schon. Einige Betriebe haben ihre Öffnungszeiten
reduziert, andere ihre Menükarte
verkleinert.
Die Industrie lockt mit besseren Löhnen
und Arbeitszeiten. Was braucht es,
damit die Arbeitskräfte der Branche erhalten
bleiben?
Weitermachen wie bisher funktioniert
nicht. Es braucht deutliche Veränderungen.
Die Firmen müssen die Wünsche ihrer
Mitarbeitenden ernst nehmen. Diese
wollen eine gute Work-Life-Balance und
Beruf und Familie vereinbaren. Gleichzeitig
verfügt die Branche aber über Pluspunkte,
die sie betonen sollte. Zum Beispiel
Kreativität, Entwicklungsmöglichkeiten,
Selbstverwirklichung und die Arbeit
in coolen Teams. Das sind Werte, die
für Mitarbeitende generell immer wichtiger
werden. Zudem bietet die Branche
Marc Tischhauser, Geschäftsführer von
GastroGraubünden, betont die starken Pluspunkte
der Branche und appelliert an die Betriebe, sich
kritisch zu hinterfragen.
Sicherheit, weil die Arbeitsplätze nicht ins
Ausland verlegt werden können.
Die Gastrobranche hat den Ruf, Lernende
hart dranzunehmen. Ist das so?
Die Küchenkultur hat sich grundlegend
gewandelt. Lernende sind Teammitglieder,
werden gefordert und gefördert.
Klar mag die Ansage zwischen 12 und 13
Uhr wegen Stress etwas autoritär sein,
aber der raue Umgangston ist ein Auslaufmodell.
Was unternimmt GastroGraubünden,
um die Branche wieder auf Kurs zu
bringen?
Wir fokussieren uns auf die Nachwuchsförderung.
Wir wollen die Jungen
optimal ausbilden, damit sie Freude am
Beruf haben und der Branche erhalten
bleiben. Seit einigen Jahren unterstützen
wir Betriebe und Berufsbildner mit einer
Palette von Aus- und Weiterbildungskursen.
Seit 2020 läuft zudem unsere Nachwuchskampagne
Gastro Story. Gleichzeitig
sensibilisieren wir unsere Mitglieder
betreffend moderne Arbeitsbedingungen
und neuen Arbeitszeitmodellen. Wir
können das Image verbessern und die
Branche kommunikativ begleiten – handeln
müssen die Betriebe jedoch selbst.
Was wünschen Sie sich von Gastgebern?
Dass sie offen sind für Neues und ihre
Abläufe, Angebote, Arbeitsorganisation
und -gestaltung kritisch hinterfragen.
9
Dass sie überlegen, welche Veränderungen
sie für Mitarbeitende attraktiver machen.
Etwa Schichtbetrieb statt Zimmerstunden,
Vollpensum mit 4-Tage-Woche,
flexible Arbeitszeiten und mehr Teilzeitarbeit.
Auch sollten Generalisten gefördert
werden, die flexibel und an verschiedenen
Posten eingesetzt werden können.
Wagen Sie einen Zukunftsblick: Wo
steht die Gastrobranche 2030?
Die Bündner Gastronomie wird aus
der Krise gestärkt hervorgehen. 2030 ist
sie jünger, moderner, mutiger und vielseitiger.
Ihr Angebot ist qualitativ hochstehend
und sie hat in Nachhaltigkeit, Regionalität
und Digitalisierung einen
Quantensprung gemacht. Mitarbeitende
wie Gäste schätzen sie.
»
GASTROGRAUBÜNDEN
GASTRO 2|2021
GASTRO 2|2021
Text FABIENNE WIDRIG Foto GAUDENZ DANUSER
Kulinarische Schatzkiste
Süsse Strüzel, saftige römische Schmalzbirnen oder
schwarzes Alpschwein. Die kulinarische Sammlung «Terroir
Graubünden» präsentiert einzigartige regionale Produkte,
die jedem Gericht das gewisse Etwas verleihen.
SPEIS & TRANK
WARUM
VERTRAUT UNS
JEDER ZWEITE
GASTROBETRIEB?
Kennen Sie die Gemeine Berberitze? Gäälhagel
oder auch Spitzbeeri wird sie im
Prättigau liebevoll genannt. Die länglichen,
mattroten Früchte schmecken saurer
als Zitronen. Früher galt die Berberitze
als eine Frucht der armen Leute. Heute ist
sie in der modernen Küche sehr beliebt
und wird aufgrund ihrer angenehmen
Säure für Glace, Saucen und Chutneys
verwendet. Oder der blaue Veltliner. Die
bunte Kartoffelsorte ist eine wahre Rarität.
Lange war sie auf den Bündner Feldern
verschwunden, inzwischen peppt sie so
manches Gericht auf.
Inspiration für alle
Als Verbandspartner von GastroSuisse bieten wir Ihnen ein
erstklassiges Angebot rund um die Gesundheit Ihres Betriebs.
Profitieren Sie von Lösungen rund um Krankentaggeld,
Unfallschutz oder von einem hervorragenden Gesundheitsmanagement.
Dazu gibt es attraktive Kollektivvorteile.
Für das perfekte Leistungsmenü: Telefon 0800 80 90 80 oder
swica.ch/gastro
In Partnerschaft mit
«Die verstärkte Nachfrage nach Regionalität
und lokal hergestellten Produkten ist
deutlich spürbar», sagt Katja Kamps von
Graubünden Viva. «Die Leute wollen mehr
über Herkunft, Geschmack und Zubereitung
der Produkte erfahren.» Die kulinarische
Sammlung «Terroir Graubünden»
richtet sich vor allem an Profis. «Viele Köche
und Gastronomen suchen für Produkte
regionale Alternativen oder spüren
gezielt alten Sorten und Rezepten nach,
um diese mit ihrer Handschrift neu zu
interpretieren», weiss Kamps. Aber natürlich
dient die Plattform auch Neugierigen,
die sich von der kulinarischen Vielfalt
Graubündens inspirieren lassen oder einfach
ein bisschen «schnoiggen» wollen.
Wachsender Trend
Die öffentliche Online-Datenbank ist eine
inspirierende und benutzerfreundliche
Antwort auf den wachsenden Terroir-
Trend und stärkt gleichzeitig das Bewusstsein
für Regionalität und lokale Küche.
Graubünden ist dank seiner Topografie,
verschiedenen Klimataschen (in Graubünden
gibt es 14 Klima-Messstationen)
und unterschiedlichen Böden geradezu
ein Eldorado von Terroirs. Die Sammlung
wächst stetig und umfasst aktuell 180 Produkte,
die man nach diversen Kategorien
oder Regionen filtern kann. Für Köche
und Gastgeber hat Kamps noch ein besonderes
Zückerchen: «Für hochwertige und
lokal produzierte Lebensmittel sind Konsumenten
und Gäste sogar bereit, einen
höheren Preis zu bezahlen.»
Terroir Graubünden
Die kulinarische Sammlung «Terroir Graubünden»
wurde 2019 von Graubünden Viva
ins Leben gerufen. Sie bündelt Produkte,
die in Graubünden entstanden, gewachsen
oder gegessen werden. Und sie umfasst
Rohprodukte wie Getreide, Obst, Gemüse,
Kräuter, Pilze und Gerichte, Getränke und
sogar Tiere. Für jedes Produkt gibt es eine
ausführliche Beschreibung der Charakteristik.
Weiter erhält man Informationen
zu Kultur und Geschichte, Vorkommen,
Verbreitung sowie zur Verwendung des
Produkts.
Mehr Infos
—
www.graubuendenviva.ch/terroir
11
GASTRO 2|2021
Text ROLAND FALK Foto URSULA ROECK
SPEIS & TRANK
«Für echten Genuss
brauchts Köpfchen»
Die neunte Ausgabe des Food Report steht unter dem
Motto «Umbruch und Aufbruch». Hanni Rützler gehört zu
den führenden Trend-Forschern Europas in Sachen
Ernährung und Produktion von Lebensmitteln. Wir haben
mit der Österreicherin gesprochen.
Zur Person
—
Hanni Rützler, 59, ist seit über 25 Jahren eine österreichische
Koryphäe der Ernährungswissenschaft und betreibt als kulinarische
Trendforscherin das von ihr initiierte Futurefoodstudio in
Wien. Sie ist Mitbegründerin des Verbandes der österreichischen
Ernährungswissenschafter, berät Food&Beverage-Unternehmen
und arbeitet zudem als Studienautorin und Referentin
für das Zukunftsinstitut von Matthias Horx in Frankfurt am Main.
Ihr Food Report 2022 ist jetzt zu haben:
—
www.zukunftsinstitut.de
Was im kulinarischen Bereich gegenwärtig
spür- und sichtbar wird, büschelt
Hanni Rützler in die Klammer «Umbruch
und Aufbruch». In der anhaltenden Pandemie,
sagt sie, «ist ein schneller Paradigmenwechsel
im Gange». Begriffe wie
Regionalität und Ganzheitlichkeit haben
verstärkt Bedeutung gewonnen. Und nebst
dem Kochen hat sich auch das Einkaufen
geändert: «Man besorgt sich sein Essen
bewusster und weniger impulsiv, plant
häufiger und trifft sich vermehrt wieder
zu traditionellen Essenszeiten bei Tisch».
Vermutlich werde sich das nach Corona
teilweise wieder ändern, «aber nie mehr
hin zum Zustand von vorher».
Die bestimmende Farbe auf den Tellern,
weiss Rützler, ist wie in der Politik
das Grün. «Die Eliten am Herd sind sehr
innovativ und pflegen einen liebevollen
Umgang mit Veganem und Vegetarischem».
Zum Teil besorgen sie sich ihre
Rohstoffe aus eigenen Gärten. Und sie
sind sorgsam darauf bedacht, Abfälle zu
vermeiden. «Immer häufiger wird auch
zum Umgang mit Ausgangsprodukten sinniert
und darüber, wie man diese perfekt
einsetzen kann». Der Variantenreichtum
in der pflanzlichen Küche wird sich noch
steigern, sagt die Expertin. Mit einem
einzigen untierischen Tiefkühlprodukt
«überzeugt man keinen einzigen neugierigen
Flexitarier». Restaurants, fügt Rützler
bei, «brauchen jetzt zwingender als je
ein unverkennbares Profil, wenn sie im
Markt bestehen wollen».
Fleisch, so Rützler, verschwindet nicht urplötzlich
von Speisekarten. «Es wird noch
länger dauern, bis Fleisch nicht mehr das
Leitprodukt unserer Esskultur ist». Ihre
Aussage wird gestützt von der Tatsache,
dass in einem Wurst- und Haxenland wie
der deutschen Bundesrepublik noch immer
ein Umsatz von 39 Milliarden Euro
mit tierischen Produkten gemacht wird.
Anzeichen für eine Abkehr von bisherigen
Produkten geben die Resultate einer
Umfrage der global agierenden Beratungsfirma
Kearney: In Deutschland, Österreich
und der Schweiz isst demnach ein Viertel
der Bevölkerung einmal pro Woche Alternativfleisch,
entweder als pflanzliche
oder proteinbasierte Variante wie etwa
einen Quinoa-Burger.
Früher galten eher Männer als Karnivoren,
heute, sagt Rützler, gleiche sich
das aber aus: «Es gibt auch unter Frauen
Fleischtiger». Unterschiede gebe es vor allem
bei den Altersgruppen: «Junge sind
eher bereit zu Experimenten als Senioren,
die mit deftiger Fleischküche gross geworden
sind».
Geniesser von Pflanzlichem
sind die Vegourmets
Wenn Fleisch angeboten wird, rät
Hanni Rützler, dann am sinnvollsten solches
von «Nose to Tail». Konsumenten
sollte deutlich gemacht werden, was alles
an einem Tier ist. Das Wissen darüber ist
vielerorts nicht vorhanden, denn «in Plastik
abgepackt hat Fleisch etwas sehr Ab-
straktes». Geweckt werden kann dieses
Wissen unter anderem «mit hausgemachten
Würsten, die den Gaumen für Spezielles
sensibilisieren. Oder mit Metzgete-
Amuse-Bouches, schön präsentierten
Häppchen, welche die Gäste von der geschmacklichen
Qualität der Innereien-
Küche mit zum Beispiel Leberli und Milken
überzeugen».
Für echten Genuss brauchts Köpfchen,
will heissen «fokussierte Aufmerksamkeit».
Für Esser, die Pflanzliches favorisieren,
hat Rützler die Vokabel «Vegourmet» kreiert,
eine, die einem fast auf der Zunge vergeht.
«Man muss neue Worte erfinden, um
Entwicklungen wahrnehmbar zu machen»,
sagt sie. Solche Kreationen lassen viele
Menschen einen Moment innehalten. Und
denken. «Und bestenfalls umdenken».
Auch mit den Böden muss
man sorgsam sein
Das Image von Körnchenpickern und
Ökofundis, das Veganern und Vegetariern
verpasst wurde, «gibt es schon seit den
90er-Jahren nicht mehr». Mittlerweile
sind immer mehr Bevölkerungsschichten
auf Pflanzliches aus, der Gesundheit zuliebe.
«Dies sollte aber nicht bloss individuell
verstanden werden, sondern auch
für die Region und die ganze Natur geltend
gemacht werden». Anders würde vieles
schnell sektiererisch, sagt Rützler, wie
etwa das fast manische Kalorienzählen
und Fettreduzieren vor dem Wechsel ins
neue Millenium.
Findige Köche verstehen es, aus allem,
was wächst, etwas Leckeres zu zelebrieren.
Unter anderem «aus neuen Kohlvarianten,
Nüssen und Samen». Nicht jedes
gehypte Obst oder Gemüse ist jedoch
mit nachhaltiger Produktion zu vereinbaren.
Die Avocado etwa, «die in den USA
schon fast zu den Grundnahrungsmitteln
zählt», beim Heranwachsen aber zu viel
Wasser benötigt, ist ökologisch in Verruf
geraten. So sorgsam wie mit den Produkten
muss man auch mit den Böden sein,
«das gehört zu den Herausforderungen
künftiger Landwirtschaft». Deshalb vor
allem, weil Felder bei exzessiver Bewirtschaftung
unfruchtbar werden können.
Alternative Produktionsformen in
geschlossenen Kreisläufen, die wie etwa
Hors-Sol ohne Erdböden auskommen,
«werden unter diesem Gesichtspunkt
mehr und mehr an Bedeutung gewinnen».
Eine zunehmende Akzeptanz sieht die
Trendforscherin zudem für «Novel Foods»
wie Insekten und Algen, die den steigenden
Proteinbedarf bei sinkendem Fleischkonsum
decken können.
Was geschieht mit allen Nutztieren,
falls das Bedürfnis nach Fleisch dereinst
nahezu wegfallen würde? «Das wird nicht
passieren», ist Rützler überzeugt. Und ausserdem
sind weidende Schafe und Kühe
«vor allem im Alpenraum für die Erhaltung
der Kulturlandschaften notwendig».
Ein Ende der Massentierhaltung hält die
Expertin aber «für eine durchaus schöne
Zukunftsvision».
Food-Trends 2022
—
Zero Waste
Dank Cradle to Cradle (vom Ursprung
zum Ursprung) und einer weitentwickelten
Kreislaufwirtschaft entsteht
das Bedürfnis, Abfall nicht nur weiterzuverwerten,
sondern gar nicht erst
anfallen zu lassen.
Local Exotics
Eine Herausforderung für zeitgemässe
Köche ist es, dem Widerspruch von lokaler
Lebensmittelproduktion und der
Sehnsucht nach exotischen Genüssen
etwas Verbindendes entgegenzusetzen.
Real Omnivore
Algen, Cultured Meat (schmerzlos aus
Muskelzellen lebender Kühe gewonnenes
Fleisch) und pflanzenbasierte
Ersatznahrung werden zu Essen, das
gleichermassen Genuss und Verantwortung
bedeutet, aber kein radikales
Verzichtsregime.
E-Food
Die Entwicklung hat das Potential,
unser gesamtes Ernährungssystem
nachhaltig zu verändern. Es werden
neue soziokulturelle Strukturen geschaffen,
die die Gastronomie, die Lebensmittelproduktion,
die Landwirtschaft
sowie unser Koch- und Essverhalten
grundlegend umkrempeln. Die
Kontaktwege, auf denen man sich austauschen
kann, werden direkter.
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GASTRO 2|2021
GASTRO 2|2021
Text NATALIA GODGLÜCK Foto ZVG Illustration STUDIO 100 MEDIA
INTEGRALE
Coaching by Biene Maja
Fast zwei Jahre Pandemie mit ständig ändernden
Bedingungen – das kann an die Substanz gehen.
Thomas Kulcsàr weiss, wie wir dank innerer Haltung
unser Wohlbefinden beeinflussen können.
PERSONELLES & WACHSTUM
NEW-INTEGRALE.CH IST
DIGITAL COMMERCE CHAMPION 2021!
Digital Commerce Award: Saviva New Integrale, die innovative Bestell- und Informationsplattform
für die Schweizer Gastronomie und Hotellerie, die Gesundheitsbranche und den
Handel gewinnt den 10. Digital Commerce Champion Award! Zum ersten Mal in der Geschichte
des Digital Commerce Awards steht damit eine B2B-Plattform an der Spitze.
Best of Swiss Web Award: Ausserdem wurde Saviva New Integrale im Rahmen der Best of
Swiss Web Award Verleihung 2021 mit herausragenden drei Silber Medaillen in den Kategorien
Business, Digital Commerce und Productivity ausgezeichnet. Das Highlight war aber die
Master Nomination, bei welcher Saviva New Integrale zur drittbesten Projekteinreichung
aus insgesamt 326 Projekten gekürt wurde.
«Dank Knigge wissen wir, wie wir uns in
Gesellschaft richtig zu benehmen haben.
Wozu ist die innere Haltung nütze?
Wenn ich gut zu mir selbst schaue, bin
ich ein zufriedener Mensch, was auch auf
meine Umwelt abfärbt. Sie ist mein Wegweiser,
vereinfacht Entscheidungen und
verbessert meine Lebensqualität. Lebe ich
meine Werte, gibt mir das zudem Energie.
Zurzeit ist vieles im Wandel und unbeständig.
Das kann verunsichern.
Man spricht heute oft von Achtsamkeit.
Es geht ums Wahrnehmen, Reflektieren,
Gewichten und Einordnen. Ich entscheide
selbst, was ich an mich ranlasse
und was nicht. Auf die Stimme zu hören,
kann man trainieren wie einen Muskel.
Es ist eine Investition in sich selbst.
Ganz praktisch: Im Alltag und bei der
Arbeit ist immer viel los. Wie kann man
da noch auf seine Gedanken achten?
Während der Arbeit ist das oft eine
«Mission Impossible». Aber: Gemäss Fachexperten
denken wir zu einem hohen Prozentsatz
negativ und schlecht über uns
selbst – auch wenn wir das nicht merken.
Umso wichtiger ist es, sich in Pausen
oder abends seiner Gedanken bewusst zu
werden.
An manchen Tagen läuft alles schief.
Darf man auch mal richtig sauer sein?
Selbstverständlich. Ich empfehle hierfür
ein begrenztes Zeitfenster, zum Beispiel
30 Minuten, aber nicht vor dem Gast
oder Kunden. Besser, man läuft mal ums
Haus, geht in die Natur, schreit in den
Wald oder was auch immer. Manchmal
hilft auch ein Austausch.
Führt innere Haltung zu Authentizität?
Korrekt. Man darf auch mal Schwäche
zeigen. Und Dinge, die einen nerven
oder ängstigen, muss man nicht schönreden.
Corona zum Beispiel.
Was tun Sie als Führungskraft, wenn
im Team schlechte Stimmung herrscht?
Zuerst mal hinschauen und wahrnehmen.
Grundsätzlich gehe ich davon
aus, dass erwachsene Menschen für sich
selbst Verantwortung übernehmen können.
Besteht aber das Risiko, dass die Arbeitsqualität
darunter leidet, die Stimmung
auf ein anderes Team überschwappen
könnte oder es gar verbale Verletzungen
gibt, spreche ich die Stimmung an.
Was ist für Sie ein optimaler Start in
den Tag?
Nach dem Aufstehen vermeide ich
jegliche News und E-Mails. Keine Leichen
auf leeren Magen. Ich lasse mich von
meinem Jahreskalender inspirieren, höre
wohltuende Musik, geniesse einen Kaffee,
lese ein paar Seiten eines guten Buches
und nehme dankbar die Umgebung wahr.
In Ihren Referaten sprechen Sie von der
Biene Maja. Was gefällt Ihnen an ihr?
Sie ist eine korpulente Biene mit kleinen
Flügeln, die einer Hummel ähnelt.
Laut Naturgesetz können Hummeln nicht
fliegen. Das wissen sie aber nicht und tun
es einfach. Maja hat eine tolle Einstellung
zum Leben, ist fröhlich, frisch, keck
und neugierig. Mit Mut und innerer Haltung
ist im Leben viel mehr möglich, als
wir denken.
»
Zur Person
—
Thomas Kulcsár ist Bereichsleiter Hotellerie bei den Psychiatrischen
Diensten Graubünden. Das Team Hotellerie umfasst
130 Mitarbeitende. Er befasst sich seit über 20 Jahren mit den
Themen Persönlichkeitsentwicklung, innere Haltung, Service
Excellence und bietet dazu Impulsreferate und Workshops an.
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15
GASTRO 2|2021
Text NATALIA GODGLÜCK Foto REVIER HOTELS
PERSONELLES & WACHSTUM
Personal rekrutieren
in Krisenzeiten
Gutes Personal zu finden ist schwierig, wenn der
Markt ausgetrocknet ist. Wir haben bei Betrieben
nachgefragt, wo sie rekrutieren, ob sie bei den
Anforderungen Abstriche machen und ob sie ihren
Mitarbeitenden heute mehr bieten als früher.
Marc Bachmann
Güterschuppen Arosa, Geschäftsführer und
Mitinhaber, 24 Mitarbeitende
Neue Leute finden wir meist über
unsere bestehenden Mitarbeitenden,
weniger qualifizierte Kräfte
auch über offizielle Job-Plattformen. Über
unsere Social-Media-Kanäle erhalten wir
kaum Bewerbungen. Fachliche Abstriche
mussten wir schon bei Spezialisten-Jobs
in der Küche und an der Bar machen. Wir
versuchen auch Ungelernte auszubilden
und intern zu fördern. Guten Mitarbeitenden
bieten wir wenn möglich Aufstiegsmöglichkeiten.
Die Löhne haben wir etwas
angehoben. Der uns wichtigste Punkt
ist aber die Wertschätzung unserer Mitarbeitenden.
Wir achten darauf, ihnen auch in der
Hochsaison eine gute Work-Life-Balance
zu ermöglichen: mit zwei freien Tagen pro
Woche, überschaubaren Überstunden
und möglichst wenig geteilten Diensten.
Unser Ziel ist es, weniger Saison- und
mehr Jahresstellen zu schaffen. Das ist
für die Mitarbeitenden attraktiver als
Vier- oder Fünfmonatsverträge. Gerade
auch wegen der Wohnungssituation. Da in
Arosa gute und bezahlbare Saison-Unterkünfte
rar sind, überlegen wir uns, in eigene
Personalzimmer zu investieren, was
nicht ganz einfach ist.
Sebastian Kern
Geschäftsführer Berghaus Foppa, Flims
15 Mitarbeitende (Winter)
Wir rekrutieren auf Job-Plattformen
in der Schweiz sowie in
Österreich (Rolling Pin), suchen
über unsere Webseite und Social-
Media-Kanäle. Am besten funktioniert es
über persönliche Kontakte, mein eigenes
Netzwerk, das der Mitarbeitenden und
auch über Gäste. Abstriche muss ich zum
Glück nicht machen, da ich ein starkes
und treues Stammteam habe und jeweils
nur einzelne Stellen neu besetzen muss.
Teilweise biete ich mehr als früher, denn
die Bewerber wissen, dass sie begehrt sind.
Aber einzig höhere Löhne zu bezahlen, ist
für mich der falsche Ansatz, da dies nur
ein kurzfristiger Motivator ist. Wir bieten
aber zusätzliche Benefits wie Vergünstigungen
bei unseren Partnerbetrieben,
Weiterbildungen, Jahresstellen und anderes.
Auf mein wertvolles und sehr engagiertes
Team gebe ich gut acht, was sich
auch in zahlreichen Teamevents widerspiegelt.
—
Sandra Schmidt
Gastgeberin Romantikhotel Schweizerhof Flims
40 Mitarbeitende
Wir rekrutieren auf Job-Plattformen
und über unsere Kooperationspartner
Romantik Hotels
und Swiss Historic Hotels. Kurzfristige
Aushilfen während der Saison finden wir
oft in Facebook-Gruppen der Region sowie
über den Whatsapp-Status. Bei der
Fachkompetenz machen wir manchmal
Abstriche und trainieren das Fehlende
schnellstmöglich. Nie aber verzichten wir
auf Dienstleistungsbereitschaft, Passion
und Herzblut. Können wir dank eines
Mitarbeiters neue Mitgastgeber einstellen,
belohnen wir dies mit 500 Franken,
Externe erhalten ein Abendessen für zwei
Personen. Um gutes Personal zu behalten,
zahlen wir Dankesprämien, erhöhen den
Lohn, bieten günstige Packages in Partnerbetrieben
sowie Übernachtungsgutscheine
mit Frühstück bei uns und anderes.
Ab 20 Uhr können unsere Mitarbeitenden
gratis das Hallenbad und den Wellnessbereich
nutzen.
Claudia Züllig
Gastgeberin Schweizerhof Lenzerheide
120 Mitarbeitende
Wir suchen nie auf üblichen Plattformen.
Neue Mitarbeitende
finden wir vor allem über die
bestehenden. Empfehlen sie jemanden,
der die Probezeit erfolgreich absolviert,
erhalten sie einen Bonus von 500 Franken.
Zudem sind wir Fan der Plattform
jobs2share.ch, sie bietet Saisonstellen mit
Ganzjahresperspektiven. Abstriche machen
wir weder in fachlicher noch sprachlicher
Hinsicht. Qualität ist uns wichtig.
Um an gute Leute zu kommen, bieten wir
deutlich mehr als früher. Wir betreuen
den Nachwuchs der Mitarbeitenden umsonst
im hauseigenen Kindergarten. Alle
dürfen kostenlos den Wellnessbereich
nutzen, erhalten Vergünstigungen auf Anwendungen
und beim Coiffeur, auf den
Skipass, auf Übernachtungen in Privat
Selection Hotels und vieles mehr. Wir bieten
interne Schulungen, externe Weiterbildungen
und achten auf attraktive Arbeitszeiten.
Monatlich laden wir die Geburtstagskinder
auf einen Ausflug und
Zvieri ein, damit sie sich auch bereichsübergreifend
besser kennenlernen.
Fortsetzung Seite 19
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17
GASTRO 2|2021
GASTRO 2|2021
Personalrekrutierung
appenzellerbier.ch
Stefan Noll
Direktor Grandhotel Tschuggen, Arosa
180 Mitarbeitende
Pius Demarmels, Salouf
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Appenzeller Bier legt von jeher grossen Wert auf eine nachhaltige und
ressourcenschonende Herstellung ihrer Produkte. Vor über 25 Jahren holten wir den
Anbau von Bio-Braugerste zurück in die Schweiz und unterstützen Schweizer
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Ansprechpartner Hubert Peer
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Carmen Cappellini
Gastgeberin Restaurant Calanda, Chur
40 Mitarbeitende
Bei uns funktioniert die Suche über
unsere Facebook-Seite recht gut.
Personen, welche da die Inserate
anschauen, sind meist aus der Region und
wirklich interessiert. Bei Ausschreibungen
auf Stellenplattformen wie Indeed erhalten
wir viele Bewerbungen von Leuten,
die weiter weg wohnen und bloss einen
Stempel fürs RAV wollen, was ich bei einem
Anruf rasch merke. Vakanzen schreiben
wir auch auf der Website der Fachhochschule
Graubünden aus und informieren
unsere Mitarbeitenden darüber.
Mangels Auswahl stellen wir oft auch ungelernte
Personen ein, die wir anlernen.
Abstriche machen wir bei der Fachkompetenz,
nicht aber bei der Persönlichkeit.
Sie muss ins Team passen. Wir bieten unseren
Leuten nicht mehr als früher, dafür
klare Strukturen, die ihnen ein geregeltes
und angenehmes Arbeiten ermöglichen.
Zum Beispiel fünf Arbeits- und anschliessend
zwei Freitage. 14-Stunden-Schichten
und Frühdienst nach dem Spätdienst sind
tabu. Und wir schauen, dass der Arbeitsplan
bereits 2 bis 4 Wochen im Voraus zu
99 Prozent steht.
Wir suchen Mitarbeitende über
das Karriereportal der Tschuggen
Hotel-Gruppe, Job-Plattformen,
das regionale Arbeitsamt, Internetseiten
von Hotelfachschulen sowie
Linkedin. Auch werben Mitarbeitende
andere Mitarbeitende an. Social Media
funktioniert weniger. Sind Abstriche unvermeidbar,
drücken wir ein Auge zu bei
den Sprachkenntnissen sowie bei der Erfahrung
in 5-Sterne-Häusern. Die Freude
an der Hotellerie muss aber spürbar sein.
Wir bieten dem Personal nicht mehr als
früher, gute Mitarbeitende erhalten aber
längere Verträge, interne und gruppenweite
Aufstiegsmöglichkeiten und nach
fünf Jahren eine Treueprämie. Sie haben
Vorrecht bei der Personalzimmer-Wahl
(Grösse, Lage, Aussicht). Als Benefits bieten
wir unter anderem vergünstigte Skipässe,
günstigere Handy- oder TV-Abos.
—
Regula Peter
Verantwortliche Human Resources
Hotel Badrutts Palace St. Moritz
40 Mitarbeitende
Wir finden Personal über die eigene
Webseite, bekannte Jobportale
und Social Media, rekrutieren
Talente an Career Days in Zusammenarbeit
mit Hotels in Italien und an
Hotelfachschulen. Auch machen wir mit
beim Mitarbeitersharing Graubünden Tessin.
Höhere Positionen besetzen wir auch
über Kadervermittlungen. Das Beste sind
immer Referenzen aus dem eigenen Umfeld.
Bei Spezialisten-Positionen machen
wir keine fachlichen Abstriche, bei anderen
stehen Persönlichkeit und Spirit im
Vordergrund. Die Bedürfnisse und Ziele
der Mitarbeitenden haben sich über die
letzten Jahre verändert, da müssen wir uns
anpassen. Die Löhne sind zwar relevant,
extrem wichtig sind aber interessante
Rahmenbedingungen, Perspektiven und
Wertschätzung. Im Winter eröffnen wir
ein neues Personalhaus mit 160 modernen
Studios.
Christof Steiner
Direktor Kurhaus Bergün
40 Mitarbeitende
Bei uns funktionieren die Plattformen
Hotelcareer, Hoteljob-Schweiz
und Gastronet.ch gut. Publikationen
auf Facebook machen uns zwar sichtbar,
bringen aber kaum konkrete Ergebnisse.
Über unsere Website und Newsletter
sprechen wir Leute an, die unser Haus
kennen und sich damit identifizieren. Die
beste Trefferquote erzielen aber das persönliche
Netzwerk und Team-Empfehlungen.
Abstriche machen wir vor allem im
Bereich Fachausbildung, beispielsweise
im Service. Das Arbeitsumfeld, Löhne und
Fringe-Benefits verändern wir laufend zugunsten
der Mitarbeiter, grosse Schritte
sind jedoch nicht möglich. Zu unseren
Beiträgen gehören flache Hierarchien, eine
offene Kommunikation, Mitarbeiteranlässe,
Zusatzleistungen, Unterstützung bei
Weiterbildungen, kleine Geschenke und
anderes. Spannend: Immer mehr junge
Mitarbeiter suchen Betriebe wertebasiert,
wobei Nachhaltigkeit ganz oben steht.
19
GASTRO 2|2021
Text NATALIA GODGLÜCK Foto ANIELA LEA SCHAFROTH
AUS & WEITERBILDUNG
«Reklamationen
sind ein Fest!»
Zita Langenstein, Leiterin Weiterbildung bei
GastroSuisse, sieht in jeder Beschwerde eine Chance. Sie
weiss, wann Reklamationen Chefsache sind, warnt vor
No-Gos, offenbart, wie viel sie für Kundenzufriedenheit
unternimmt und gibt praktische Tipps.
«Viele Gäste wären
froh, nicht König
sein zu müssen»
Die Expertin empfiehlt
—
Reklamationen auf Online-Plattformen:
Die Wartezeiten dauerten bei jedem Gang viel zu lange.
«Was ist das A und O im Umgang mit
Reklamationen?
Unsere Einstellung zu ihnen. Im Kopf
wissen wir, dass wir Feedback verdanken,
ruhig zuhören, Verständnis zeigen und
Lösungen empfehlen sollen. Trotzdem
fühlen wir uns bei Kritik schnell angegriffen,
was zu keiner optimalen Reaktion
führt. Es muss in uns verankert sein:
Reklamationen gehören zum Daily Business,
sie spiegeln den Gast in seiner Situation
und haben wenig mit uns zu tun.
Die Studie «Gastro WebReview 2020»
ergab, dass auf Plattformen nur rund
14 Prozent aller Gästefeedbacks beantwortet
werden. Auf Kritik wird in jedem
fünften Fall reagiert.
Das ist viel zu wenig, aber verständlich.
Feedbacks zu beantworten braucht
enorm viel Zeit, die kaum jemand hat.
Mein Tipp: zu den 20 bis 30 häufigsten
Themen je eine Standardvorlage verfassen
und diese beim Beantworten dann
individuell anpassen. Die schreibende
Person immer mit dem Absendernamen
«Beschwerden sind
quasi eine kostenlose
Weiterbildung»
ansprechen, auch wenn es nur ein Nick-
Name ist. Ich empfehle auch, das Gefühl
zu beschreiben, wie die Nachricht angekommen
ist. Zum Beispiel: Ihr Feedback
beflügelt uns. Ihre Zeilen freuen uns.
Oder: Ihre Worte treffen uns tief.
Wie verhindert man, dass Gäste auf
Online-Plattformen Dampf ablassen?
Das Volumen an Reklamationen erhöht
sich rasant. Zum einen gibt es heute
viel mehr Kanäle und Plattformen, zum
anderen kannten wir früher die Kultur
des Kritisierens nicht. Aber warum verhindern?
Reklamationen sind ein Fest!
Das klingt etwas zynisch. Wie kommen
sie darauf?
Kann ein unzufriedener Gast aufgrund
seiner Reklamation zufrieden gestellt
werden – ich spreche hier noch nicht
von begeistert – stärkt das unsere Bindung
zu ihm. Plötzlich kennen wir den
Kunden beim Namen. Wir befassen uns
mit ihm, seinen Bedürfnissen und Erwartungen,
was wir bei einem zufriedenen
und stillen Gast nicht tun. Beschwerden
sind zudem eine Chance, uns stetig zu
verbessern, quasi eine kostenlose Weiterbildung.
Wann ist eine Reklamation Chefsache?
Immer! Ein Vorgesetzter sollte über
alles Bescheid wissen, wie viele Beschwerden
es pro Woche gibt, zu welchem The-
ma und wer sie bearbeitet hat. Ich unterscheide
zwischen Routinefällen, «Kann
passieren»-Fällen und schwierigen Einzelfällen.
Um Letztere zu lösen kümmert
sich der Chef oder Vorgesetzte persönlich.
Was sind No-Gos beim Reagieren auf
Reklamationen?
Erklärungen und Ausreden. Auch
wenn sie inhaltlich wahr und richtig sind,
den Gast interessieren weder die Komplexität
eines Hotels noch die Prozesse in der
Küche oder in anderen Abteilungen, die
mit einer Reklamation verbunden werden.
Der Kunde ist König. Sehen Sie das
auch so?
Viele Gäste wären froh, nicht König
sein zu müssen. Das ist nämlich nicht
einfach. Ein König oder eine Königin ist
immer vorbereitet, kennt jede Etikette im
Umgang mit Bediensteten und weiss
stets genau, was zu tun ist, um einen guten
Service zu erhalten. Wenn das doch
nur unsere Gäste wüssten … Für uns
Dienstleister ist es wichtig, genau hinzuhören
und bei Bedarf nachzufragen, was
ein Gast will oder eben nicht.
Anders gefragt: Wie viel unternehmen
Sie, damit ein Gast zufrieden ist?
Ich unternehme alles, um die Erwartungen
eines Gastes zu kennen und zu
erfüllen. Kann ich nicht all seinen Wünschen
nachkommen, unterbreite ich ihm
Alternativen. Es kommt immer darauf an,
ob ich einen Gast als Kunden behalten
will. Möchte ich, dass er wieder kommt,
tue ich alles, um seine Bedürfnisse zu erfüllen
und ihn zu begeistern. Andernfalls
nicht. Es ist wichtig, die eigene Zielgruppe
zu definieren und deren Bedürfnisse
zu kennen.
Wie erkennt man Gäste, die hauptsächlich
auf Rabatt aus sind?
Darüber nachzudenken lohnt sich
nicht. Klar, es gibt einzelne Gäste, die mit
ihrer Reklamation auf einen Preisnachlass
oder eine Wiedergutmachung aus
sind. Das haben wir uns teilweise aber
selbst eingebrockt, indem wir bei der
kleinsten Beanstandung einen Kaffee
oder ein Cüpli offerieren.
»
Zur Person
—
Zita Langenstein (58) ist Leiterin Weiterbildung bei Gastro-
Suisse und diplomierter Butler. Sie war sogar schon für die
Queen im Einsatz. Zum Thema «Reklamationen sind ein Fest»
gibt sie bei GastroGraubünden einen eintägigen Kurs. Der
nächste Kurs findet am 1.12.2022 statt.
Vielen Dank, dass Sie uns berichten. Wir lernen nie aus. Bitte
schenken Sie uns eine zweite Chance.
Die Menüs sind der reinste Durchschnitt und alles andere als
raffiniert.
Wow. Das hat weh getan. Vielen Dank Herr … für diese Rückmeldung.
Wir bleiben dran.
Das Fleisch war zäh und der Rest zu fade.
Danke herzlich für die offene Rückmeldung. Das ist ein Thema,
das uns sehr beschäftigt. Dazu mehr telefonisch. Wir möchten
enorm gerne mehr dazu wissen. Bitte rufen Sie uns an. Bis demnächst.
Das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt überhaupt nicht.
Bitte entschuldigen Sie, dass wir Ihr Feedback erst heute beantworten.
Aber wir brauchten buchstäblich etwas Zeit. Dürfen
wir mit Ihnen darüber sprechen? Wir möchten mehr wissen. Vielen
Dank.
Der Service war enttäuschend und unfreundlich.
Dann hat es etwas Gutes. Sie hatten sich getäuscht. Nun sind
Sie nicht mehr getäuscht. Und das ohne unser Dazutun. (Hin und
wieder darf man auch etwas frech werden)
Die Zimmer sind viel zu klein.
Mit xy Quadratmetern ähneln unsere Zimmer tatsächlich eher
einem Puppenhaus als einem Hotelzimmer. Das können und
möchten wir nicht beschönigen. Entschuldigen Sie, dass wir Ihre
Erwartung nicht erfüllt haben. Falls Sie wieder einmal in der Nähe
sind: Die Zimmer des Hotels yz sind viermal so gross.
Früher top, heute nur noch flop und teuer.
(Manche Bemerkungen kann man unbeantwortet stehen lassen.
Das Internet vergisst schnell.)
20
GASTRO 2|2021
21
GASTRO 2|2021
Text LUDWIG HASLER Foto MICHAEL KESSLER
25
Jahre
Zuhören
Das erkennen Sie schnell: unser Engagement für Sie.
Willkommen zu einem Gespräch.
Der Charme
der Gastgeberin
Gastkommentar von Ludwig Hasler
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MTBox_38770_Ad Gastro GR_2021-04-14.indd 1 14/04/2021 10:45
Warum ich ins Restaurant gehe, wo ich es
zu Hause so feudal habe? Ganz einfach:
Ich bin ein Mensch. Ich lebe nicht vom Essen
und Trinken, wie «fein» es auch sein
mag. Ich brauche Anregung, Geselligkeit,
Überraschung. Ich will weg von meinen
Routinen. Ich will Verwandlung. Denn:
«Eigentlich bin ich ganz anders, ich komme
nur so selten dazu» (Ödön von Horvath).
Um öfter dazu zu kommen: exakt
darum gehe ich ins Restaurant.
Da will ich mich dann gerade nicht
fühlen wie zu Hause. Ich will ja weg von
mir, in die rustikale Chasa Veglia in Sent
(Cordon bleu!), ins bourgeoise Waldhaus
in Sils (Salonmusik!), Hauptsache, ich tauche
ein in das spezielle Universum, das
mich nicht als Fremdling abspeist, sondern
als Gast begrüsst. Als Gast, nicht als
Kunden. Der Kunde sei König, sagen alle.
Meinetwegen. Für den König ist nur das
Beste gut genug. Auch gut, aber: Woher
weiss der König, was für ihn das Beste ist?
Das müssen Sie wissen, die Gastgeber.
Die Gastro-Branche sieht sich als
Dienstleisterin. Logisch. Doch das kann
nicht bedeuten, sich in eine servile Rolle
zu verkriechen. Grad in den Bündner
Tälern. Hier war nie ein Diener-Gen heimisch,
hier lebt der Homo alpinus, genetisch
ein knorriger Bauerntyp, seit zwei
Generationen sogar im Wohlstand. Eine
schräge Kombination: der neureiche Alpentyp
als Dienstleister. Reimt sich
schlecht. Umso besser. Ich wünsche mir
einheimische Gastgeber, keine Hofschranzen,
die mir jeden Wunsch von
den Lippen lesen.
«Ich will verführt
werden, nicht
perfekt serviert»
Ludwig Hasler ist Philosoph, Publizist und gefragter
Vortragsredner mit Humor und rhetorischer Brillanz.
Er lebt in Zollikon am Zürichsee.
Zwei klar unterschiedliche Rollen: der
Dienstleister, ein Lakaie, ein Ministrant
am Wunschkonzert der Gäste, stets in
Versuchung, sich für seine servile Rolle zu
rächen. Die Gastgeberin achtet natürlich
auch auf Wünsche der Gäste, doch sie versteht
sich nicht bloss als Erfüllungsgehilfin
meiner Bedürfnisse. Sie weiss, was sie
zu bieten hat, sie ist hier die Meisterin, sie
hat das Menü komponiert. Und reicht sie
zum Schluss die Käseplatte, greife ich
doch nicht ausgerechnet zu meinen zwei
Lieblingskäsen; mit denen hätte ich ja zu
Hause bleiben können. Ich folge ihrer
Empfehlung.
Es ist wie im Konzert. Da fragt mich
kein Dirigent: Wie hättest du es heute
gern, lieber langsam, lieber rassig in Dur,
lieber melancholisch in Moll? Er legt los,
nach seinem Geschmack – und ich gehe
23
GASTRO 2|2021
mit und bin beschenkt. So trete ich ins
Restaurant zwar mit akuten Bedürfnissen.
Kriege ich die nur bedient, ist das Dienstleistung.
Insgeheim träume ich von Erfahrungen,
die ich noch gar nicht kenne, die
auf meinem Wunschzettel gar nicht auftauchen
können.
Verborgene Wünsche wecken: das
wäre Gastfreundschaft. Wäre Verführung.
Ja, ich will verführt werden, nicht perfekt
serviert. Ich bin nicht der Ölgötze, dem
Sie jeden Wunsch erfüllen müssen. Erweitern
Sie das Reich meiner Wünsche, ich
will nicht dauernd derselbe bleiben. Noch
einmal Ödön von Horvath: «Eigentlich
bin ich ganz anders …» Damit ich öfter dazu
komme, brauche ich Anregung. Damit
mein Appetit an Variation sich regt.
Das Restaurant als unaufdringlicher
Zauberort? So ungefähr.
Text ROLAND FALK Foto ZVG
SPEIS & TRANK
«Sogar Spitzenköche
bitten um Inspiration»
Die Food-Spezialistin Lauren Wildbolz sagt
seit 13 Jahren, was im veganen Bereich
Trend und Genuss ist.
«Wie erklären Sie sich die steigende Beliebtheit
der veganen Küche?
Sie ist nichts Neues, nichts Zufälliges,
sondern eine zukunftsträchtige Rückbesinnung,
die leider bei erst etwa vier Prozent
der Weltbevölkerung stattfindet.
Schon in buddhistischen Klosterküchen
der Hamm-Dynastie wurde vegan gekocht,
weil man Tieren ebenso wenig Gewalt
antun wollte wie Menschen.
Wie sehen Sie die Zukunft von Fleisch-
Ersatzprodukten?
Ich glaube, dass der Verzehr von tierischen
Produkten in den nächsten zehn
Jahren um 50 Prozent eingeschränkt
wird. Molekular passiert momentan gigantisch
viel, und mich freuts, dass die
Lebensmittelindustrie immer überzeugter
mitzieht. Etwas möchte ich klarstellen:
Die Ersatzprodukte sind kein Bedürfnis
von Veganern, sondern eine Hilfestellung
für Allesesser.
Die weltweit grösste Ernährungsmesse
Anuga macht bei der Wahl des Kochs
des Jahres neuerdings einen veganen
Menügang zur Bedingung. Ein deutliches
Signal?
Ganz klar. Mich bitten sogar Spitzenköche
um Inspiration, die dort mitmachen.
Spannend ist, dass sogar ein Daniel
Humm in New York weitgehend umdenkt.
Es sind vor allem junge, modern denkende
Köche, die auf Vegetarisches und Veganes
setzen. Aber selbst im Traditionshaus
Sprüngli serviert man auf Wunsch
einen Cappuccino mit Sojamilch. Und
eine veritable Auswahl von Pflanzlichem
gibts auch in der Zürcher Kronenhalle.
Kubo the vegan Cake – entwickelt für die
Menükarte von Restaurants.
Was ist Ihr schlagendstes Argument,
Vegetarierin oder Veganer zu werden?
Nur der Gesundheit wegen finde ich
eine Umbesinnung etwas egoistisch. Ausschlaggebend
sollte auch eine ethische
und ökologische Grundhaltung sein.
Pflanzliche Produktionen sparen Energie
und haben eine bessere CO 2 -Bilanz. Recht
logisch also, dass sich immer mehr Allesesser
von Tierischem abkehren.
Bündner Köche setzen noch zaghaft auf
Veganes – was ist Ihr Zuspruch für sie?
Die Köche im ganzen Land sind noch
zaghaft, deshalb vielleicht, weil wir traditionell
ein Milch- und Käseland sind.
Dabei kann man Maluns auch vegan kochen,
indem man beispielsweis Rapsöl
statt Butter verwendet. Alles ist eine Frage
der Fantasie und Entdeckungslust. Seit
ich als Veganerin am Herd stehe, erlebe
ich eine wahre Explosion von kulinarischen
Kreationen.
Ein einziger pflanzlicher Hauptgang
auf der Speisekarte von Restaurants –
genügt das?
Nein, das wirkt etwas alibihaft. Wer
den momentanen kulinarischen Umbrüchen
genügen will, sollte sie zu Ende
denken und von der Vorspeise über den
Hauptgang und die Getränke bis zum
Dessert etwas Passendes anbieten. Für
Letzteres habe ich mit meinen Partnern
eigens einen veganen Cake kreiert, den
wir Restaurants anbieten.
Was ist vegan ein ähnlicher Renner
wie beim Fleisch das Filet mit Morchelsauce?
Schwer zu sagen. Vielleicht ein Züri-
Geschnetzeltes auf der Basis von Dinkelseitan.
Auf jeden Fall nichts mit Avocado
oder Quinoa. Das ist mir zu wenig nachhaltig.
»
Spannende Karriere
—
Lauren Wildbolz, 40, ist eine vegane
Trendsetterin, Kochbuchautorin und
Abenteurerin, die im Ausland fünf Jahre
als Tauchlehrerin arbeitete und vegetarische
Gerichte auf Segelschiffen
kochte. 2010 eröffnete sie in Zürich die
«Vegan Kitchen&Bakery», das erste
vegane Restaurant der Schweiz, seit
2012 betreibt sie ein exklusives Vegan-
Catering und macht Gastroschulungen
für Profiköche. Wildbolz wurde mit 14
Jahren Vegetarierin, mit 27 Veganerin.
24
GASTRO 2|2021
25
GASTRO 2|2021
Text NATALIA GODGLÜCK Foto ZVG
Kaffeepause
mit Grossrat Kevin Brunold
RECHT & POLITIK
Ihr Bündner Partner rund um die Welt des Kaffees...
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«Was beschäftigt Sie zurzeit am meisten?
Die Vorbereitung auf die Wintersaison.
Ich leite die Covid-Taskforce der Gemeinden
Brigels, Obersaxen, Lumnezia
und Ilanz. Mit den Gemeinden, Bergbahnen
und anderen Leistungsträgern gibt
es viel zu koordinieren und abzustimmen
und wir hoffen auf eine Regelung, die für
den ganzen Winter stabil ist.
Was machen die Bündner Gastgeber
goldrichtig?
Sie sind äusserst einsatzbereit, kreativ
und können schnell reagieren, wie die
vielen Takeaway-Angebote im letzten
Jahr gezeigt haben. Man kann im ganzen
Kanton gut essen, selbst in Häusern, denen
man es von aussen nicht unbedingt
ansieht. Surselva Tourismus erhält äusserst
selten Reklamationen betreffend
Gastronomie.
Was hat Sie zuletzt auf die Palme gebracht?
Oh, da gibts immer wieder was! (lacht).
Letzten Winter die Sturheit in Bern. Unser
Kanton hatte eine super und sichere
Lösung mit den Bergbahnen und Wirten.
Letztere investierten viel in Schutzkonzepte,
boten Vierertische mit Trennwänden.
Als der Bund die Terrassen schloss,
wurden sie zu einem rechtsfreien Raum
und nicht förderlich für die Eindämmung
der Epidemie.
Was bereitet Ihnen Kopfzerbrechen?
Der Fachkräftemangel in der Gastronomie
und im Tourismus. Für offene Stellen
erhalten wir kaum noch Bewerbungen.
Fehlen zunehmend Leute, können wir unsere
Gastro- und Tourismusangebote irgendwann
nicht mehr aufrechterhalten.
Zur Person
—
Der studierte Betriebsökonom (36)
leitet seit 2019 die Surselva Tourismus
AG mit 19 Mitarbeitenden.
Aufgewachsen in Surcuolm, einem
Dorf mit 100 Bewohnern, das im
Winter 1000 Gäste empfing, erkannte
Brunold die Bedeutung des
Tourismus bereits früh. Seine politische
Karriere startete er als
16-Jäh riger mit dem Sammeln von
Unterschriften für die Porta Alpina.
Seit 2018 sitzt Brunold für den
Kreis Ilanz im Grossen Rat (zuvor
war er 12 Jahre Stellvertreter) und
ist Co-Präsident der «Mitte Graubünden».
Brunold lebt mit seiner
Frau und zwei kleinen Kindern wieder
in Surcuolm.
—
www.surselva.info
Taten statt Worte. Wie und wo leben
Sie das?
Ich bin ein Dienstleister. Seit vielen
Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich
in Kultur- und Sportvereinen sowie in der
Politik. Und ich setze mich dafür ein, dass
auch die nächsten Generationen Lebensqualität
und ein schönes Umfeld haben.
Wie bringen Sie Job und Politik unter
einen Hut?
Bei Surselva Tourismus arbeite ich 80
Prozent. Aber ohne meine Frau, die eine
wichtige Stütze ist, ginge es nicht. Zudem
ist Politik auch mein Hobby, das mir viel
Freude bereitet.
Welches Gästeerlebnis bleibt Ihnen unvergessen?
Das war 2018 auf der «Aida». Gäste
und Besucherströme wurden auf dem
Schiff und an Land übers Handy so clever
gelenkt. Ich bin noch heute fasziniert, wie
viele komplexe Systeme so ausgeklügelt
zusammenlaufen können und erkannte,
was mit Digitalisierung möglich ist. Daraus
entstand übrigens die Digitalstrategie
für Surselva Tourismus.
Was haben die Bündner Gastronomen
und Hoteliers von Ihnen?
Ich bin ein verlässlicher politischer
Partner. Nebenberuflich betätige ich mich
seit vielen Jahren im Gastro- und Hotelbereich
und kenne die Herausforderungen
der Branche. Als Gesellschafter eines
Berggasthauses weiss ich auch, wie es
sich anfühlt, wenn Ende Monat die Kasse
nicht voll ist.
»
27
GASTRO 2|2021
Text NATALIA GODGLÜCK / DANIEL CANO Foto CYRILL SUTER
SPEIS & TRANK
«Pouletbrust wächst
nicht auf Bäumen»
Ein Bündner Kochlehrling setzt sich in seiner
Vertiefungsarbeit mit dem «Perversen
Fleischkonsum» auseinander und möchte die
Konsumenten zum Umdenken anregen.
Zur Person
—
Renato Punzi (18) lehrt im dritten Jahr
Koch im 4-Sterne-Hotel Schweizerhof
in Flims. Sein Wunschberuf war das
nicht immer, doch eine Schnupperlehre
überzeugte den Churer vom abwechslungs-
und actionreichen Alltag. Trotz
hohem Stresslevel und langen Arbeitstagen
will er mindestens die nächsten
zehn Jahre im Beruf bleiben. Bei seinem
Lieblingsessen bleibt der Halb-
Italiener seinen Wurzeln treu: «Die Pasta
meiner Grossmutter aus Süditalien.
Die schlägt niemand.»
Rücken
Kotelett
Bauch
«Ich möchte Fleischesser darauf aufmerksam
machen, dass ihr Fleischkonsum vielleicht
nicht in Ordnung ist», sagt Kochlehrling
Renato Punzi. Seine Vertiefungsarbeit
mit dem provokativen Titel «Perverser
Fleischkonsum» soll niemanden vom
Fleischessen abbringen, zeigt aber auf,
dass ein Umdenken stattfinden muss. Weg
von Quantität und tiefen Preisen, hin zu
mehr Qualität, regionalen Produkten und
einem bewussteren Fleischkonsum. «Man
kann doch nicht ein Kilo Hackfleisch für
90 Rappen einkaufen!»
Keine Bündner Greta
Punzi weiss, dass sich der weltweite
Fleischverzehr seit Anfang der 1960er-
Jahre mehr als vervierfacht hat. Mit verheerenden
Folgen fürs Klima, den globalen
Flächenverbrauch fürs Futter für
die Tiere, die Artenvielfalt, die Böden und
das Gewässer. Der Umweltaspekt war aber
Schulter
Eisbein
Hals
Nacken
Kopf
nicht die Hauptmotivation für den 18-Jährigen:
«Ich bin keine Greta in Graubünden!».
Vielmehr kritisiert er den verantwortungslosen
Umgang mit der Ressource.
«Den Leuten fehlt schlicht das Bewusstsein,
woher das Fleisch kommt. Sie
denken, die Pouletbrust wächst auf dem
Baum», meint er überspitzt. Fleischprodukte
gäbe es nicht nur im Übermass, sondern
auch noch «schockierend günstig».
Das grösste Problem sei jedoch, dass die
Meisten nur die edelsten Stücke wollen.
Aber: «Wenn ein Tier schon geschlachtet
wird, sollte es auch ganz verwendet werden.
From Nose to Tail.» Der 18-Jährige
schwört auf Schmorgerichte aus günstigeren
Teilen. «Richtig zubereitet schmecken
sie genau so gut wie Edelstücke». Den Konsumenten
fehle es oft an Wissen und Zeit,
solche Gerichte zuzubereiten. Ein Punkt,
an dem Köche ihren Beitrag leisten können.
«Mit Kreativität und gutem Handwerk
können sie dem Gast zeigen, dass
Flügel
Schenkel
Hals
Brust
auch Innereien, Kalbshaxen, Ochsenschwänze
und andere weniger edle Stücke
ausgezeichnet schmecken.» Regional und
hochwertig sollten die Produkte aber
schon sein.
Zu wenig edel
Fakten zum Fleischkonsum
—
Seit Anfang der 1960er-Jahre hat sich der weltweite Fleischverzehr
mehr als vervierfacht. Die Produktion von Fleisch hat
enorme Auswirkungen auf Klima, globalen Flächenverbrauch,
Artenvielfalt, Böden und Gewässer. Die grösste Fläche brauchen
aber nicht die Tiere, sondern ihr Futter. Für die Eiweissversorgung
der Nutztiere wird vor allem Soja aus Südamerika importiert.
Vom günstig in der EU produzierten Fleisch werden hier oft nur
Edelstücke verkauft, der Rest wird in ärmere Länder verschifft,
was einen hohen CO 2 -Ausstoss verursacht.
Feuer und Flamme: Kochlehrling Renato Punzi liebt seinen Berufsalltag.
Ein Erlebnis in seinem Lehrbetrieb stösst
ihm noch heute sauer auf. Das Hotel bot
auf der Karte eine Zeit lang ein Gericht
mit Schweinebauch an. Ein Gast beschwerte
sich, so etwas habe in einem
4-Sterne-Hotel nichts verloren. «Ein einziger
Schweinebauch liefert genug Fleisch
für den ganzen Abend statt acht Rinder
für acht Filets zu schlachten.» Der angehende
Koch weiss aber auch, dass die
Wahl der Fleischstücke im Hotel eine
Budgetfrage ist. «Nicht jeder Betrieb kann
das hochwertige Fleisch beim Bauern nebenan
kaufen, sondern weicht zum günstigeren
Filet aus Österreich aus.» Der verantwortungsvolle
Fleischkonsum sei Sache
aller Parteien: der Fleischindustrie
genauso wie der Konsumenten und Gastronomen.
Rechtliche Hürden
Punzi räumt ein, dass in der Fleischproduktion
und -verarbeitung viel Wissen
und Tradition steckt und viele Arbeitsplätze
von ihr abhängen. Deshalb wäre es
weder möglich noch sinnvoll, die Welt auf
einen Schlag vegetarisch oder sogar vegan
zu ernähren. In seiner Arbeit zeigt er
diverse Optionen auf, wie Fleischverzehr
langfristig reduziert werden könnte. Zum
Beispiel sollten Fleischesser in der Lage
sein, selbst ein Tier zu töten. Für seine
Vertiefungsarbeit war Renato Punzi deshalb
dabei, als ein Rind erlegt wurde. Zudem
wollte er selbst ein Huhn schlachten
und komplett verarbeiten. «Das ist leider
an rechtlichen Hürden gescheitert. Die
Bauern durften mir kein Huhn zur Selbstschlachtung
aushändigen», bedauert der
Lehrling. Als gutes Vorbild nennt er die
kontrollierte Jagd, wie die in Graubünden.
Auch wenn Punzi in seinem Umfeld
einige Vegetarier und Veganer kennt, lässt
er sich nicht vom Fleischessen abbringen.
«Ich brauche es, es schmeckt mir einfach
zu gut», meint er schmunzelnd. Beim Einkauf
achtet er auf Regionalität und wenn
möglich Bio-Qualität. «Mit meinem Lehrlingslohn
ist das aber leider nicht immer
möglich.»
28
29
GASTRO 2|2021
GASTRO 2|2021
Text NATALIA GODGLÜCK Foto ZVG
Inspiration
FÜR PROFIS
Komfortzone verlassen
und Neues versuchen
Lena Pescia, Dozentin für Tourismusmanagement
an der Fachhochschule Graubünden, weiss um das
Imageproblem der Branche und gibt Rat, wie
Arbeitgeber und Verbände dem entgegenwirken können.
BETRIEB & ENTWICKLUNG
COOK.TRANSGOURMET.CH
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«Die Gastronomie und Hotellerie haben
ein Image- und Nachwuchsproblem.
Was genau schreckt die Jungen ab?
Es sind hauptsächlich die langen und
unregelmässigen Arbeitszeiten, die tiefen
Löhne sowie die beschränkten Entwicklungsmöglichkeiten.
Zudem hat die Branche
den Ruf, traditionelle Führungsstile
zu leben und starr zu sein. Die Generationen
Y und Z haben jedoch andere Erwartungen
im Vergleich zu früheren Generationen.
Das Lehrlingsbarometer gibt
guten Aufschluss, weshalb viele Junge die
Branche direkt nach der Lehre wieder
verlassen möchten: schlechte Work-Life-
Balance, mangelnde Wertschätzung und
geringes Einkommen.
Wie können Arbeitgeber dem entgegenwirken?
Zuerst einmal mit einem Haltungswandel.
Statt unzählige Gründe zu nennen,
weshalb man etwas nicht ändern
kann – weil man es immer so gemacht
hat oder weil man in fünf Jahren sowieso
aufhört – die Komfortzone verlassen und
etwas Neues versuchen. Das Branchen-
Image ändert sich nur, wenn jeder einzelne
Betrieb seinen Anteil leistet und die
Arbeitsbedingungen bestmöglich optimiert.
Arbeitgeber müssen offen sein für
neue Ansätze und diese mutig und kreativ
ausprobieren. Es ist wichtig, dass starre
Strukturen aufgebrochen und individuelle
Lösungen zugelassen werden.
Zum Beispiel?
Neue und flexiblere Arbeitszeitmodelle
können zu einer besseren Work-Life-
Balance führen. Finanzielle Anreize beziehungsweise
Lohnerhöhungen stehen
bei den Mitarbeitenden zwar nicht im
Vordergrund. Wieso aber nicht Zuschläge
für extra Engagements und gute Leistungen
bezahlen? Hotels können auch
Zusatzleistungen, sogenannte Fringe Benefits
anbieten und ihre Mitarbeitenden
beispielsweise die betriebseigenen Anlagen,
Gesundheitsangebote oder, falls
vorhanden, ihre Kinderbetreuungsangebote
nutzen lassen.
Kleinere und mittlere Betriebe haben
da aber schlechtere Karten als grosse
Mitbewerber.
Das stimmt. Sie können aber in Kooperation
mit anderen Betrieben oder
sogar branchenübergreifend Angebote
ins Leben rufen. Wieso nicht gemeinsam
ein Kinderbetreuungsangebot lancieren?
Auch zeitgemässe und bezahlbare Personalunterkünfte
in Feriendestinationen
sind bei Mitarbeitern sehr gefragt. Und
noch ein Input zum Nachwuchsproblem:
Lernende können auch überbetrieblich
ausgebildet werden, wenn sich hierfür ein
paar Betriebe zusammenschliessen und
die Aufgaben aufteilen.
Wie können Branchenverbände Betriebe
bestmöglich unterstützen, um das
Image zu verbessern?
Sie können im Bereich neue, flexiblere
Arbeitszeitmodelle gezielt Weiterbildung
und Schulung anbieten. Es ist wichtig,
die Arbeitgeber hierfür zu sensibilisieren.
Auch können die Verbände brancheninterne
oder -übergreifende Kooperationen
anstossen, fördern und festigen. Das
kann auf kommunaler Ebene sein oder
auch eine ganze Tourismusdestination
umfassen. Nicht zu vergessen ist die Kommunikation
nach aussen. Es macht Freude,
in einer Ferienregion wie Graubünden
zu arbeiten, mit entspannten Gästen aus
anderen Regionen und Ländern zu interagieren
und ihr Ferienerlebnis zu bereichern.
Das wird viel zu wenig betont.
Welche Chance bietet die Digitalisierung,
um Arbeitsbedingungen zu verbessern?
Manche Aufgaben können digital
unterstützt schneller erledigt werden. Dazu
gehören zum Beispiel Reservationssysteme,
die Warenwirtschaft oder Produktionsplanung.
Das entlastet die Mitarbeiter
und verschafft ihnen mehr Zeit
für andere Aufgaben wie zum Beispiel für
den Service am Gast oder auch mal für
eine Pause. Mit digitaler Hilfe können
Dienstpläne flexibler gestaltet werden,
sie sind früher verfügbar, was sich positiv
auf die Mitarbeiterzufriedenheit auswirkt.
»
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GASTRO 2|2021
Text NATALIA GODGLÜCK / ROLAND FALK Foto ZVG
BETRIEB & ENTWICKLUNG
Verlockende Ansätze
für neue Mitarbeiter
Um auf dem Arbeitsmarkt bessere Karten zu haben, muss
sich die Branche verändern. Je mehr sie auf die Bedürfnisse
ihrer Mitarbeitenden eingeht, umso mehr gewinnt sie an
Attraktivität. Wir stellen vier Ansätze vor.
Weg von den
klassischen
Job-Kategorien:
Mit diesem Bild
suchen die Revier
Hotels neue
«Gang Member».
25hours Hotels
4 Tage arbeiten,
3 Tage frei
Um als Arbeitgeber die Attraktivität
zu stärken, hat 25hours in zwei
Hamburger Hotels die 4-Tage-Arbeitswoche
eingeführt. Zunächst mal als
Pilotprojekt.
Die für viele Mitarbeitenden lästigen
Zimmerstunden hat die 25hours-Gruppe
bereits vor rund fünf Jahren abgeschafft.
Auch die 5-Tage-Woche ist in allen 13 Betrieben
eine Selbstverständlichkeit. Trotzdem
konnte 25hours zuletzt 160 Stellen
nicht besetzen bei insgesamt 800 Mitarbeitenden.
Um für neue und insbesondere
auch junge Mitarbeitende attraktiv zu
sein, hat 25hours im November in seinen
zwei Hamburger Hotels die 4-Tage-Arbeitswoche
eingeführt. Es ist ein Pilotprojekt
und 80 Prozent der Belegschaft haben
dieses Arbeitszeitmodell gewählt. Darin
arbeiten Mitarbeitende im Service, am
Front Office oder in der Küche jeweils
neun Stunden an vier Tagen pro Woche,
drei freie Tage sind garantiert. Die Differenz
von vier Stunden zur vertraglichen
Wochenarbeitszeit kann durch Überstunden
ausgeglichen werden.
«Kompliziert ist die Umstellung nicht.
Allerdings braucht der neue Schichtplan
kurzfristig mehr Köpfe, was im Moment
die grösste Herausforderung ist», sagt
Bruno Marti, Markenverantwortlicher bei
25hours. Doch allein die mediale Ankündigung
führte in Hamburg zu 100 Bewerbungen,
40 Gesprächen und 10 Anstellungen
in nur einer Woche. Dass mehr Köpfe
mehr kosten, ist für 25hours klar. Die
Gruppe geht von bis zu sechs Prozent höheren
Lohnkosten aus. «Wegen Personalmangel
müssen wir derzeit Restaurants
und Bars tageweise schliessen. Es ist definitiv
die bessere Lösung, mehr in unsere
Mitarbeitenden zu investieren», erläutert
Marti. Verläuft die Hamburger Testphase
erfolgreich, wird das 4-Tage-Modell auch
in den zwei Zürcher Betrieben umgesetzt.
Revier Hotels
Arbeitsabläufe neu interpretiert
Sie empfangen Gäste an der Rezeption,
helfen im Service, reinigen
Zimmer oder sind dort, wo Not am
Mann ist. Ein Betriebsmodell, dass die Revier
Hotels effizient und flexibel macht.
Die Revier Mountain Lodge in Lenzerheide
hat 96 Zimmer mit 224 Betten und
ein Restaurant mit Barbereich mit 120
Sitzplätzen. Im Winter arbeiten hier 18
Mitarbeiter. Sie wechseln zwischen Housekeeping,
Gästebetreuung, Service, Check-
In/Check-Out und – je nach Eignung –
auch in die Küche. «Im besten Fall macht
jemand Frühstück, hilft danach beim
Housekeeping und mixt abends Drinks an
der Bar», sagt Daniel Renggli, CEO der Revier
Hotels. In den Bereichen Housekeeping,
Service und Küche gibt es Fachpersonen,
die von anderen Teammitgliedern
unterstützt werden. «Das können sie natürlich
nicht in der gleichen Tiefe, aber sie
packen dort an, wo Hilfe gebraucht wird.
Ein soziales Verhalten, das früher normal
war», sagt Renggli. Er weiss, dass nicht alle
alles gleich gern machen und dass dieses
Modell grosse Offenheit und viel Flexibilität
von den Mitarbeitenden verlangt. Die
Hotelgruppe setzt deshalb bewusst auf
Leute, die jung im Geist sind und nicht in
alten Strukturen festgefahren. «Für Neulinge
und Quereinsteiger ist das oft einfacher.»
Bereits die Job-Bezeichnungen zeigen,
dass nicht in klassischen Kategorien gedacht
wird. Gesucht werden Gang Member,
Killing Cleaner, Allrounder, Drinkmaster
oder Mover. Als Erfolgsfaktor
nennt Daniel Renggli die flachen Hierarchien
im Unternehmen. Alle sind per Du
miteinander, auch die Chefs helfen, wenn
Not am Mann ist und jeder im Team hat
den gleichen Stellenwert. «Die Leute müssen
sich dem Gast und einander verpflichtet
fühlen. Das wirkt sich sehr positiv auf
die Team-Kultur aus», erläutert Renggli.
Zu den weiteren Vorteilen dieses Modells
gehört, dass die Betriebe effizient und flexibel
sind, es weniger Mitarbeiter braucht
und Ausfälle einfacher behoben werden
können. Es gibt aber auch Nachteile. «Etwas
schwieriger ist die Mitarbeitereinteilung,
da mehr Faktoren zu beachten sind.»
Die Revier Hotels sind eine junge und
dynamische Hotelmarke. Nebst dem
Standort Lenzerheide gibt es je einen in
Adelboden und Dubai. Weitere Hotels sind
in Planung.
Fortsetzung Seite 35
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GASTRO 2|2021
GASTRO 2|2021
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Das Luxushotel Bad Ragaz hat mit
zwei anderen grossen Arbeitgebern
eine Kindertagesstätte ins
Leben gerufen und punktet damit bei
Fachkräften mit Nachwuchs.
Ein Gemeinschaftswerk mit Potenzial
sind die zwei Kitas «Kinderwelt Tamina»
von Bad Ragaz und Pfäfers, in der es für
Knirpse von drei Monaten bis Schulabschluss
ein Plätzchen gibt. Initiiert wurde
es von den drei Unternehmen Grand Resort
Bad Ragaz, Rehazentrum Valens und
Psychiatrie-Dienste Süd mit insgesamt
1200 Arbeitsplätzen. Involviert sind auch
die beiden Standortgemeinden. «Zweck ist
unter anderem, dass wir mit den Kitas ein
Ass im Ärmel haben, um unsere Betriebe
für neues Personal attraktiver zu machen»,
sagt Astrid Kaiser, Personalverantwortliche
des Grand Resorts.
Die Kinderwelten, sowohl Tagesstätten
wie Schülerhorte, wurden von einem gemeinnützigen
Verein entwickelt. Ein Benefit
für Mitarbeitende ist einerseits, dass
sie «Vorrang» haben, sprich immer einen
Kita-Platz bekommen und einen «Einheimischenpreis»
verrechnet bekommen in
den Taminas. Zudem zahlen die drei Arbeitgeber
ihren Mitarbeitenden 20 Prozent
der Kita-Kosten. Die Tamina von Pfäfers
wurde 2019 eröffnet, die von Bad Ragaz
ein Jahr später. Ein grosser Vorteil: Das
Angebot steht allen Mitarbeitenden – Teilzeit-
ebenso wie Vollbeschäftigten – zur
Verfügung. Zudem können diese ihre Kinder
bei kurzfristigen Dienstplanänderungen
per App platzieren. Dieses Modell,
freut sich Astrid Kaiser, «dürfte schweizweit
einzigartig sein».
Durstlöschend
Tschuggen Hotel Group
Personalunterkünfte in Gehdistanz
Voller Geschmack ohne Alkohol
In Ferienorten wie St. Moritz und Arosa
gehen Wohnungspreise oft durch die
Decke. Die Tschuggen-Gruppe investiert
für ihre Mitarbeitenden in zahlbare
Rückzugsorte.
Die Tschuggen-Hotelgruppe lässt sich
das Wohl ihrer Mitarbeitenden etwas kosten.
In den nächsten zwei Jahren investiert
sie eine siebenstellige Summe in
ihre Personalhäuser, die, so der CEO
Christian Klein, ein «Erholungsort mit
hoher Privatsphäre und zeitgemässer
Ausstattung» sein sollen. Ganz einfach
deshalb, «weil sich bei uns nicht nur die
Gäste, sondern auch alle Mitarbeitenden
willkommen fühlen sollen».
Übers Jahr gesehen beschäftigt die
Tschuggen-Gruppe bis 650 Personen.
Diesen stehen an den Standorten Arosa,
St. Moritz und Ascona 300 Studios oder
Wohnungen für Einzelpersonen oder Familien
zur Verfügung, meist möbliert und
teilweise mit Kochnische. Preislich sind
die Unterkünfte günstiger als ortsüblich.
Zudem ist die Gehdistanz zu den Hotels
kurz, der ÖV nahe oder es existiert ein
Shuttledienst. «Die Personalhäuser haben
bei unseren Mitarbeitenden einen hohen
Stellenwert», sagt Klein. Und deshalb, fügt
er bei, «scheuen wir keinen Aufwand für
die Neuerungen».
35
GASTRO 2|2021
Anz_durst_FSA_Weizenfrisch_205x145.indd 1 28.02.19 08:18
Text NATALIA GODGLÜCK Foto ZVG
GASTROGRAUBÜNDEN
Instrumente gegen
den Fachkräftemangel
GastroGraubünden unterstützt seine Mitglieder mit
unterschiedlichen Projekten, Kampagnen und Aktivitäten.
Im Fokus stehen der Nachwuchs sowie Weiterbildungen.
Nachwuchskampagne
«Gastro Story»
Die erfolgreiche Kampagne mit Jungreporterin Saphira startete
im August 2021 in die zweite Runde. Mit kurzen, authentischen
Geschichten zeigt sie, dass eine Berufslehre in Hotellerie und Gastronomie
vielfältige Chancen und Zukunftsperspektiven bietet.
In den neuen Folgen besucht Saphira zwei junge Berufsleute im
Engadin und in Davos, packt gleich selbst mit an und stellt sich
humorvollen Challenges. Die Videos laufen über diverse Social-
Media-Kanäle und sprechen insbesondere alle Oberstufenschüler
und viele Eltern an. Auch GastroSchaffhausen wirbt mit der
«Gastro Story» für Nachwuchs. Für nationale Präsenz der Kampagne
sorgt Berufehotelgastro.ch, die Plattform für Berufsinformationen
und Lehrstellen aus der Hotellerie und Gastronomie.
Kurse für Berufsbildner
Mit dem «Berufsbildnerkurs für Hotellerie & Gastronomie» sowie
dem «Diplomlehrgang Berufsbildner mit eidg. Diplom» unterstützt
GastroGraubünden die Berufsbildner mit aktuellem Wissen
und Kenntnissen zur Generation Z. Die Berufsbildner lernen die
Werte und Motive der jungen Lernenden kennen und erfahren,
wie sie die Generation motivieren und ihre Leidenschaft wecken
können.
Qualitäts-Label
TOP-Ausbildungsbetrieb
GastroGraubünden führte im Oktober 2019 das Qualitäts-Label
«TOP-Ausbildungsbetrieb» (TAB) ein. Es zeichnet Unternehmen
aus, die besonders engagiert junge Menschen ausbilden. Im Frühling
2022 finden in Chur Kurse für die Stufen 1 und. 2 statt. Der
TAB-Einstiegskurs wurde inzwischen von 28 Betrieben besucht,
mehr als einem Fünftel der Bündner Ausbildungsstätten. Zu den
12 zertifizierten Betrieben gehören grosse Hotels und Restaurants,
kleine Gastbetriebe, Spitäler, ein Schulheim und eine Mensa.
Seit 2021 übernimmt der L-GAV alle Kurskosten bis auf Stufe II.
Erste Churer
Kitchenstory
Der Anlass auf dem Churer Theaterplatz fand reges Publikumsinteresse:
Am 5. und 6. Oktober traten zwölf Dreierteams von
Kochlernenden der gewerblichen Berufsschule Chur an, um in
spielerischen Wettkämpfen ihr Können unter Beweis zu stellen.
Die Absicht war, Jugendliche und deren Angehörige für die Gastrobranche
zu begeistern. Die Stifte im dritten Lehrjahr kreierten
nach Vorgabe Gerichte, die von einer Fachjury mit der bekannten
Naturköchin Rebecca Clopath bewertet wurden. Initiiert hatte die
Kitchenstory der Churer Gastronom Toni Curdin Foppa. Gastro,
GastroGraubünden und die Berufschule Chur unterstützten die
Durchführung. Von den siegreichen drei Teams wurde jeder Lernende
mit einem Preis bedacht: Die Erstplatzierten erhielten 333
Franken, jene auf Platz zwei 222 und die im dritten Rang 111 – in
Form von Lunch-Checks. Die im vierten Rang erhielten Tickets
für das Big Air Chur. Überlegungen zu einer Wiederholung des
Schaukochens im nächsten Jahr laufen.
Forum für Lernende
Ziel des Forums ist es, dass Lernende der Hotellerie und Gastronomie
aus Graubünden sich austauschen und neue Freundschaften
schliessen können. Das diesjährige Forum steht unter dem
Motto «Create our Future». Zum abwechslungsreichen Tag mit
Sport und Spiel gehören interaktive Klimaworkshops mit Myclimate,
im Zentrum stehen Massnahmen für mehr Klimaschutz in
der Hotellerie, der Gastronomie und im Tourismus. Das 19. Forum
für Lernende findet am 26. Januar 2022 statt, im Hotel Schweizerhof,
Lenzerheide.
Kostenlose Aus- und
Weiterbildungen
Die Sozialpartner im Gastgewerbe haben die nationale Bildungsoffensive
mit kostenlosen Aus- und Weiterbildungen bis Ende
2022 verlängert. Übernommen werden die Kurskosten für alle in
den Jahren 2021 und 2022 gestarteten Kurse und Lehrgänge, die
zum Aus- und Weiterbildungsprojekt des L-GAV gehören. Aktuell
umfasst das Programm 38 Angebote, ab 2022 sollen neue Weiterbildungen
dazukommen. Je nach Angebot profitieren die Teilnehmenden
von finanzieller Unterstützung bis zu 16'800 Franken.
www.weiterbildung-inklusive.ch
Leben in Graubünden -
Unterricht im Hotel
Schulklassen der 5. und 6. Primarstufe können Berufe der Hotellerie
und Gastronomie vor Ort kennenlernen und sich mit dem
Tourismus im Kanton Graubünden praxisbezogen vertraut machen.
Den theoretischen und didaktischen Hintergrund für den
Schulunterricht in einem Hotel liefert das Lehrmittel «Leben in
Graubünden». Das Projekt soll Jugendlichen einen authentischen
Einblick in die Arbeitswelt ermöglichen.
Mehr Infos?
—
Infos zu den Initiativen von GastroGraubünden:
gastrogr.ch/nachwuchsprojekte
36
GASTRO 2|2021
37
GASTRO 2|2021
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Dezember
> TOP-Ausbildungsbetrieb (Stufe 1) – Einstiegskurs 15.12.2021
> TOP-Ausbildungsbetrieb (Stufe 2) – Entdeckendes Lernen 16.12.2021 – 24.01.2022
> TOP-Ausbildungsbetrieb (Stufe 2) – Mit Hilfe des Ausbildungsberichts
nachhaltig ausbilden 17.12.2021
März
Infos und
Anmeldung
www.gastrogr.ch
info@gastrogr.ch
081 354 96 96
Nächste Kurse
AUS & WEITERBILDUNG
> TOP-Ausbildungsbetrieb (Stufe 1) – Einstiegskurs 07.03.2022
> Diplomlehrgang Berufsbildner mit eidg. anerkanntem Diplom 10.03.2022 – 11.08.2022
Pulvermühlestrasse 84 | 7000 Chur
Fon 081 286 03 03 | info@zwc.ch | www.zwc.ch
> Erfolgreiche Rekrutierung & Selektion von Lernenden (Diplomlehrgang Berufsbildner) 10.03.2022
> TOP-Ausbildungsbetrieb (Stufe 2) – Entdeckendes Lernen 14.03.2022 – 03.05.2022
> WSET-Kurs Level 1 – Wein 15.03.2022
> TOP-Ausbildungsbetrieb (Stufe 2) – Mit Hilfe des Ausbildungsberichts
nachhaltig ausbilden 21.03.2022
> Google My Business – werden Sie gefunden 22.03.2022
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> Einführung von Lernenden in den Ausbildungsprozess (Diplomlehrgang Berufsbildner) 23.03.2022
> Instagram für Hotels & Restaurants 29.03.2022
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> TripAdvisor für Hotels & Restaurants 06.04.2022
> Progresso Service/Küche – Kurs 2 11.04.2022 – 22.04.2022
> Lebensmittelrecht/Hygiene und Selbstkontrolle 19.04.2022 – 22.04.2022
> WSET-Kurs Level 1 – Spirituosen 20.04.2022
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Gastronomiebedarf.
> Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz – KOPAS-Seminar 2022 25.04.2022
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39
GASTRO 2|2021
25
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Text NATALIA GODGLÜCK Illustration ADOBE STOCK
JUBILÄUM
Historischer
Rückblick Teil II
Millionen für
den Tourismus
In der Sommerausgabe schauten wir auf die
«gastro infos & news» von 1996 bis 2008 zurück.
Lesen Sie hier, welche Themen die Gastrobranche
von 2009 bis 2019 beschäftigt haben.
Krieg der Sterne
Ab Ende Mai 2006 ist es GastroSuisse verboten, Sterne zur Kategorisierung
der Betriebe zu verwenden. Im Februar 2009 entscheidet
das Zürcher Handelsgericht zugunsten der Gastrobranche,
doch Hotelleriesuisse zieht das Urteil weiter. Im Januar
2011 legt das Bundesgericht fest: GastroSuisse kann ein eigenes
Hotelklassifikationssystem verwenden. Und seine über 3000
Hotel-Mitglieder dürfen ihren Gästen Orientierungshilfe in
Form der bewährten Sterne geben.
Teurer Schweizer
Franken
2011 fällt der Eurokurs dramatisch von 1.50 bis unter 1 Franken.
Und damit sinkt auch die Stimmung in der Tourismusbranche.
Viele Gäste aus den EU-Staaten bleiben fern. Immerhin: Die
Schweizer Nationalbank verteidigt die Eurountergrenze von
1.20 Franken erfolgreich über viele Monate. Als 2014 der Mindestkurs
unerwartet aufgehoben wird, bezahlt man für einen
Euro noch 90 Rappen. Dazu schreibt Fluregn Fravi, Geschäftsführer
von GastroGraubünden, im März 2015: «Der hohe
Schweizer Franken verteuert unsere Angebote um 30 Prozent
und verbilligt die Angebote unserer ausländischen Mitbewerber
um etwa den gleichen Prozentsatz». Die traditionellen Ferienregionen
spüren die negativen Folgen stärker als die Stadthotellerie.
Hinzu wird ein neuer Trend spürbar: der Gastronomietourismus.
Laut einer Studie fahren 36 Prozent aller Schweizer
regelmässig ins Ausland zum Auswärtsessen, 16 Prozent aller
Gastronomietouristen verlagern auch eine Feierlichkeit ins
Ausland. Dadurch gehen der Schweizer Gastronomie jährlich
rund vier Milliarden Franken Wertschöpfung verloren.
Im September 2013 gleist der Bundesrat das Impulsprogramm
Tourismus 2016–2019 auf. Mit dem 200 Millionen Franken
schweren Programm will er Beherbergungsstrukturen modernisieren,
die Zusammenarbeit in Destinationen stärken und
Innovationen in touristischen Unternehmen fördern. Das ist
notwendig, denn seit 2008 hat der Schweizer Tourismus rund
sieben Prozent an Übernachtungen in der Hotellerie verloren.
Der alpine Freizeittourismus brach sogar um rund 13 Prozent ein.
Die Gründe sind nebst der Weltwirtschaftskrise und dem starken
Franken auf die Zweitwohnungsinitiative, die hohen Kosten
und den Klimawandel zurückzuführen. Für das Tourismusprogramm
Graubünden 2014–2021 liegen Zusatzgelder von 21 Mio.
Franken bereit, je hälftig von Kanton und Bund getragen.
«Graubünden
geht aus» erscheint
2009 erscheint erstmals der Restaurantführer «Graubünden
geht aus». Er ist nach Zürich, Basel und Tessin der vierte seiner
Art. GastroGraubünden fungiert als Götti des neuen am Kiosk
erhältlichen Magazins aus dem Hause Gourmedia. Die Bündner
Ausgabe umfasst 150 Restaurants in Wort und Bild, auf
220 Seiten gibt es kulinarische Streifzüge durch Bündner
Bergbeizli, Gourmettempel, Weinstuben, Betriebe mit Aussicht
und anderes.
Wirt wird eidg.
dipl. Betriebsleiter
Nach Liberalisierung der kantonalen Gastgewerbegesetze führt
GastroSuisse 1995 die Zertifikatsprüfung ein. Im gleichen Jahr
startet das Pilotprojekt einer fundierten dreistufigen Gastro-
Unternehmerausbildung. Im Juli 2010 ist es erstmals möglich,
die Ausbildung G2+ mit einer eidg. Prüfung zum eidg. diplomierten
Betriebsleiter abzuschliessen. Der Spruch «wer nichts
Leben für den
Kochnachwuchs
Kochfachlehrer Tony Annen unterrichtete 33 Jahre an der Gewerblichen
Berufsschule Chur und bildete in dieser Zeit 1000
Schülerinnen und Schüler zu Köchinnen und Köchen aus. Dabei
unterstützte er sie immer weit über das übliche Mass hinaus
und machte die Kochlernenden fit für Beruf und Leben. Nebst
seiner Ausbildungstätigkeit engagierte sich Annen auch in verschiedensten
kantonalen und eidgenössischen Kommissionen,
beim Gastroverband, als Prüfungsexperte und Stiftungsratsmitglied.
Im Sommer 2012 tritt Herzblut-Powerfrau Jeannine Bentivegna
seine Nachfolge an.
100 Jahre
GastroGraubünden
Die Bündner Wirte schliessen sich 1914 erstmals in einem Verband
zusammen. Sie wollen schlagkräftiger werden und ihre
Anliegen besser vertreten können. Wiege des Kantonalen Wirteverbands,
aus dem erst viel später GastroGraubünden wird, ist
das Hotel/Restaurant Marsöl in Chur. Ein Jahrhundert später
feiert der mit 1000 Mitgliedern grösste Berufsverband im Kanton
Graubünden sein stolzes Jubiläum. Vom 7. bis 10. April 2014
reisen von allen Ecken des Kantons 454 Festgäste an, um zwischen
Chur, Davos, St. Moritz, Le Prese und Tirano gebührend
zu feiern.
wird, wird Wirt» kann ad acta gelegt werden. Fortsetzung Seite 42
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Historischer Rückblick
25
Jahre
Ökologie fasst Fuss
Reiseanbieter und Hotels mit nachhaltigen Angeboten haben
im Tourismus die Nase vorn. Gemäss dem Nachhaltigkeits-
Branchenreport der Bank Sarasin ist die Nachfrage nach ökologischen
und nachhaltigen Reisen 2011 um elf Prozent gestiegen,
während die Gesamtbranche nur gerade um ein Prozent
gewachsen ist. GastroSuisse und Hotelleriesuiesse unterzeichnen
2014 die Nachhaltigkeits-Charta des Schweizer Tourismus.
Sie verpflichten sich, ihre Mitglieder thematisch zu sensibilisieren,
zu unterstützen und begleiten. Im gleichen Jahr listet die
5. Auflage des Ökohotelführers 61 nachhaltige Übernachtungsbetriebe
auf, Graubünden ist darin sehr gut vertreten.
125 Jahre RhB
Bauern bewirten Gäste
Der Agrotourismus gewinnt in Graubünden an Bedeutung. 2014
bieten 130 Betriebe Erlebnisse vom Schlafen im Stroh bis zum
Lamatrekking an. Das neue Projekt «Bauer wird Hotelier wird
Bauer» soll Landwirtschaft und Tourismus enger miteinander
verknüpfen. Unterstützt werden die Betriebe durch Graubünden
Ferien. Die im Agrotourismus tätigen bäuerlichen Betriebe werden
regelmässig am Plantahof geschult, in Zusammenarbeit mit
dem kantonalen Lebensmittelinspektorat auch und gerade in
Hygienevorschriften. 2017 wird das Modell «Landwirtschaft und
Tourismus» ausgebaut und vom Bündner Bauernverband, von
Agrotourismus Graubünden, den Bündnern Gastro- und Hotellerie-Verbänden
und Graubünden Ferien weitentwickelt. Gastronomen
sollen vermehrt bei Bauern einkaufen, ganze Tiere nach
dem Prinzip von «Nose to Tail» nutzen und über ein Onlinetool
besser vernetzt werden.
Brutal lokaler Genuss
Genuss und bewusste Ernährung gewinnen an Gewicht. Graubünden
soll zum kulinarischen Zentrum im Alpenraum werden
und heimische Köstlichkeiten sollen einen grösseren Stellenwert
erhalten. 2017 werden bestehende Initiativen und Akteure
unter dem Markendach von Graubünden gebündelt. «Graubünden
Viva» heisst das Genuss-Programm aus den Bergen. Damit
soll der Standort Graubünden gestärkt werden. Es geht um Tradition,
Handwerk und Menschen und Produkte aus Berg und
Tal. Die Partner von «Graubünden Viva» sind überzeugt: Graubünden
hat bei der landwirtschaftlichen Produktion und Veredelung,
beim kulinarischen Erbe sowie in der regionalen Gastronomie
ein überdurchschnittliches Potenzial. Das Motto am
Bündner Markentag 2019 in Cazis lautet deshalb: «Brutal lokal».
Bündner Kälber
für Gäste
Im Jahr 2019 starten der Bündner Bauernverband, GastroGraubünden,
Bündner Küchenchefs und weitere das Gemeinschaftsprojekt
«Bündner Puurachalb». Ziel ist es, regionales Kalbfleisch
als hochwertiges Produkt zu vermarkten und mit der Marke
Graubünden auszuzeichnen. Ein Bündner Puurachalb wird ausschliesslich
in Graubünden grossgezogen und verarbeitet. Das
ergibt einen Mehrwert für die Kälbermäster wie auch für die
Gastronomen und Metzger. Um das regionale Produkt an zahlreichen
Events in Graubünden platzieren zu können, kreierten
heimische Gastronomen und Verarbeiter die «Bündner Puurachalbs-Bratwurst».
Sie ist ein hochwertiges wie umwelt- und tierfreundliches
Produkt, das sich auch als Massenprodukt eignet.
Erfolgreicher
Grossanlass
Die Rhätische Bahn (RhB) kann 2014 ein Jubiläum feiern. Seit
125 Jahren kurvt sie durch den flächenmässig grössten Kanton
der Schweiz. Alles begann 1889 mit der Gründung der «Schmalspurbahn
Landquart–Davos» durch den Holländer Willem Jan
Holsboer. Die Strecke von Landquart nach Klosters wurde zuerst
in Betrieb genommen. Im Jubiläumsjahr umfasst das Streckennetz
der RhB 384 Kilometer und fasziniert mit den zwei
Panoramazügen Bernina- und Glacier Express Gäste aus der
ganzen Welt.
Gäste wollen
Gratis-WLAN
Reisende mit Tablet, Laptop und Smartphone erachten freies
Internet als selbstverständlich, wenn sie in Restaurants einkehren
und in Hotels übernachten. Schweiz Tourismus schreibt
2013: «Der gratis Internetzugang in Hotels ist für Gäste ein Auswahlkriterium.»
Es sind 220 Häuser gelistet. Nur ein Jahr später
bieten fast 1000 Hotelbetriebe kostenlosen Internetzugang, darunter
vor allem höher klassierte Häuser. Die Internet-Cafés verschwinden
zusehends, obwohl Gratis-WLAN noch lange nicht
selbstverständlich ist in Schweizer Hotels.
Asiatische Gäste
für Graubünden
Der Gästeeinbruch wegen dem tiefen Eurokurs lässt 2015 eine
alte Idee aufleben: Der Bündner Tourismus soll zunehmend
durch Gäste aus Japan, China, Indien und weiteren asiatischen
Ländern belebt werden. 2015 führt knapp jede fünfte Reise der
Asiaten durch die Schweiz, aber nicht nach Graubünden. Es ist
an den Touroperators, ihnen neue Reiserouten anzubieten, und
Hoteliers und Gastronomen sollen lernen, Asiaten einen beglückenden
Aufenthalt zu bescheren. Von 2010 bis 2015 hat sich
die Zahl asiatischer Gäste in Schweizer Hotels mehr als verdoppelt,
doch nicht einmal drei Prozent der Logiernächte fallen auf
Bündner Hotels.
Ein 36-seitiger Bericht «Sommergeschäft durch Touringgäste
aus Asien beleben» gibt Antworten. Trotzdem findet der in Bern
tätige Tourismusexperte und Asienspezialist Bernhard Marti,
Graubünden sei vier bis fünf Jahre zu spät auf den Asien-Zug
aufgesprungen.
Vegetarier holen auf
Hochrechnungen in der Schweiz gehen 2018 von 2 bis 8 Prozent
Vegetariern aus, Tendenz steigend. Allerdings bieten in Graubünden
erst wenige Gastronomen vegetarische Speisen an. Zunehmender
Beliebtheit erfreut sich auch der Veganismus, was
dem gesellschaftlichen Wandel zu mehr Nachhaltigkeit entspricht.
Gemäss einer Umfrage der Plattform «grueen.ch», die
unter anderem umweltbewusste Restaurants in der Schweiz vorstellt,
gaben 50 Prozent der Befragten an, dass sie bei der Auswahl
eines Restaurants auf Nachhaltigkeit achten. GastroSuisse
belegt in seinem Branchenbericht ebenfalls den Trend zu einer
gesünderen und fleischreduzierten Ernährung. Gemäss dem
Branchenverband hat sich der Absatz im Bereich «Vegi und
Vollwertgerichte» zwischen 2008 und 2013 mehr als verdoppelt.
2018 listet die Schweizer Vereinigung für Vegetarismus auf ihrer
Homepage rund 180 Restaurants auf, die vegetarische oder
vegane Küche anbieten – fast viermal so viel wie 2013.
Am 15. Juni 2019 findet in der Ems Chemie in Domat/Ems ein
Tag der offenen Tür statt. Das Unternehmen um Magdalena
Martullo-Blocher empfängt rund 14'000 Interessierte und verpflegt
sie mit heimischen Produkten. Koordiniert wird der
Grossananlass von GastroGraubünden. Im Einsatz sind rund
200 Helferinnen und Helfer und über 20 Lieferanten, mehrheitlich
aus Graubünden. Die Bündner Gastronomen treten als
grosse Gastrofamilie auf und beweisen zwei Dinge: Sie können
erfolgreich zusammenarbeiten und Caterings für Grossanlässe
sympathisch und mit viel Herzblut umsetzen. Auf dem Gelände
hat der Branchenverband mit AlpinaVera zudem einen vielseitigen,
hochwertigen und gut besuchten Bauernmarkt mit 16 Ausstellern
organisiert. Das breite Publikum mit Politikern, Wirtschaftsführern,
Lieferanten, Kunden und anderen Besuchern
ist begeistert.
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Text NATALIA GODGLÜCK / ROLAND FALK Foto ZVG
DIES & DAS
Neues Flaggschiff
für Regionalität
Seit dem 1. Oktober 2021 gibt es in Jenaz einen GraubündenViva-
Genussmarkt mit Kompetenzzentrum für regionale Kulinarik.
Das Sortiment umfasst rund 180 Produkte von über 50 Produzenten
und Veredlern aus Graubünden, darunter auch kulinarische
Schätze, die bislang nur an abgelegenen Hofläden zu finden
waren. Alle Produkte sind zertifiziert, das heisst, sie stammen aus
der Region. Das Kompetenzzentrum, erbaut aus Prättigauer Holz,
umfasst nebst Verkaufsfläche, Begegnungs- und Erlebniswelt auch
ein Bistro. Zudem werden vor Ort Trocken- und Dörrfrüchte, Trockenteigwaren
und Bündner Klassiker wie Maluns und Capuns
traditionell hergestellt. Der Genussmarkt Jenaz ist nach dem in
der Raststätte Heidiland der zweite in Graubünden. Er ist tagtäglich
jeweils von 9 bis 18 Uhr geöffnet, viele Produkte sind auch im
Online-Shop erhältlich.
www.graubuendenvivonda.ch
EHL Gruppe entstaubt
Kleiderordnung
Die EHL Gruppe hat ihre historische Kleiderordnung abgeschafft.
Sie war seit der Gründung der Hochschule im Jahr 1893 fester
Bestandteil des Bildungsinstituts, obwohl sie laufend weiterentwickelt
wurde. Der neue «Leitfaden für professionelles Auftreten»
soll Vielfalt fördern und Studierenden wie Mitarbeitenden ermöglichen,
ihre Persönlichkeit und individuelle Identität zum
Ausdruck zu bringen. Zu den wichtigsten Neuerungen gehört,
dass die EHL nicht mehr zwischen einer Kleiderordnung für
Männer und einer für Frauen unterscheidet. Der neue Leitfaden
ist geschlechtsneutral und berücksichtigt kulturelle wie religiöse
Unterschiede.
Vegetarier und
Veganer legen zu
Die im November 2021 veröffentlichte Mach-Konsumentenstudie
belegt, dass sich die Zahl der Vegetarier und Veganerinnen in der
Schweiz innert einem Jahr verdoppelt hat. Letztes Jahr machten
sie noch 0,3 Prozent der Bevölkerung aus, jetzt sind es 0,6 Prozent.
Unterschiede gibt es je nach Geschlecht und Alter: 5,7 Prozent
der Frauen ernähren sich vegetarisch, aber nur 2,5 Prozent der
Männer. Bei den über 55-Jährigen beider Geschlechter essen nur
2,7 Prozent fleischlos, bei den bis 34-Jährigen sind es mit 6,2 Prozent
mehr als zweimal mehr. Ganz auf Tierisches verzichten bloss
0,2 Prozent der Männer, aber ein Prozent der Frauen.
Historisches Hotel Piz
Mitgel in neuem Glanz
Trauffers Hotel hat
visionärstes Konzept
Das Rennen für den 5. Hotel Innovations-Award machte das Brienzer
Bretterhotel von Marc und Brigitte Trauffer. Aus 20 spannenden
Bewerbungen überzeugte es die Jury mit seinem innovativen
Geschäftsmodell, einer klaren Positionierung und einzigartigen
Gästeerlebnissen. Die Holzspielwarenfabrik Trauffer wird erweitert
durch ein Bretterhotel mit Arvensaunazimmern und einem
Erlebniszimmer mit Röhrenrutschbahn, einem Shop, einer Bäckerei
mit Bistro, einem A-la-carte-Restaurant sowie Event- und
Kursräumen. In Kombination mit geführten Fabriktouren, Erlebnisrundgängen,
Holzschnitzkursen und weiteren Attraktionen
entsteht eine Erlebniswelt rund ums Thema Holzspielwaren. Der
Sieger erhält ein Coaching zur Realisierung seines Konzepts im
Wert von 15'000 Franken. Träger des Awards sind GastroSuisse
und die Gesellschaft für Hotelkredit. Trauffer Erlebniswelt wird
am 4. Juni 2022 eröffnet.
Bergeller Gastronomin
erhält Stipendium
Grosse Ehre für Alice Huber, seit 2021 Chefin des Garni Bar Post
in Castasegna. Sie erhielt Ende Oktober das erste «Stamm:Tisch»-
Stipendium des gemeinnützigen Vereins Cuisine sans frontières
(Csf). Dieses ist mit 90’000 Franken dotiert, verteilt auf drei Jahre.
Während dieser Zeit steht Huber auch ein Coaching zu. Der international
aktive Verein unterstützt mit dem Stipendium einen
innovativen Gastrobetrieb, der in einem peripheren Gebiet einen
Beitrag zum sozialen Zusammenhalt leistet. Hubers Gastrobetrieb
ist sechs Tage die Woche geöffnet und damit ein verlässlicher sozialer
Treffpunkt für die Dorfbevölkerung wie auch für Durchreisende
und Touristen. Die Gewinnerin wurde von einer fünfköpfigen
Fachjury unter Bewerbern aus der ganzen Schweiz bestimmt.
Vor über 100 Jahren übernachteten gut betuchte Familien im
Kurhaus an der Hauptstrasse in Savognin, als sie mit der Postkutsche
auf dem Weg ins Engadin waren. In den letzten acht Monaten
wurde das historische Hotel Piz Mitgel (Baujahr 1868) behutsam
und mit viel Liebe renoviert. Es bietet 29 Zimmer, zwei Restaurants
mit regionaler Küche, eine exklusive Smokerlounge sowie
einen Jugendstilsaal für rauschende Feste oder kulturelle
Anlässe. Wandmalereien, zahlreiche Bilder der Maler Alois Carigiet
und Giovanni Segantini sowie historisches Mobiliar sind nur
einige Schätze des Hotels. «Wir haben uns umgehend in dieses
Haus verliebt», sagt Michael Gehring, der mit seiner Frau Marlies
das «Piz Mitgel» führen wird. Das erfahrene Gastgeber-Ehepaar
brachte zuletzt das Hotel Alpina in Tschiertschen zur Blüte. Um
das geschichtsträchtige Haus in Savognin zu erwerben und erhalten,
wurde die Stiftung Piz Mitgel Val Surses gegründet. Die
Investition beträgt rund 5 Mio. Franken und es werden noch Gönner
und Spender gesucht. Eröffnung ist am 13. Dezember 2021.
Schweizer Küchenchefs
rocken St.Moritz
Im vergangenen Jahr war alles angerichtet, um die Spitzenköche
unseres Landes zu zelebrieren. Doch wegen Corona musste das
St.Moritz Gourmet Festival 2021 verschoben werden. Die 28. Ausgabe
des Festivals findet vom 28. Januar bis 5. Februar 2022 statt.
Unter dem Motto «Swiss Made» sorgen zehn Kochikonen aus allen
Ecken der Schweiz gemeinsam mit den Local Chefs der Partnerhotels
für einzigartige Hochgenüsse im Oberengadin. Mit der
Schweiz-Edition möchte das Festival auf die zahlreichen Schweizer
Spitzenköche sowie die «vielen fantastischen Produzenten
sowie Anbieter regionaler Produkte» aufmerksam machen. Feinschmecker
können sich freuen auf die Küchenstars Tanja Grandits,
Mitja Birlo, Stefan Heilmann, Heiko Nieder, Tobias Funke
und andere.
www.cuisinesansfrontieres.ch
www.pizmitgel.ch
www.stmoritz-gourmetfestival.ch
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25
Jahre
Text NATALIA GODGLÜCK Illustration ADOBE STOCK
25
Jahre
JUBILÄUM
GastroGraubünden
dankt herzlich!
Unsere Firmenmitglieder und Partner
Umfrage
Machen Sie mit bei der kleinen Jubiläumsumfrage!
Beantworten Sie die 10 Fragen zum «Gastro»-Magazin
und nehmen Sie gleich zeitig teil an der Verlosung.
JUBILÄUM
Einfach QR-Code scannen oder Internetseite
Platin
Bronze
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besuchen: www.gastrogr.ch/umfrage2021
Zu gewinnen gibt es eine Übernachtung mit
Heineken
ÖKK
Transgourmet
Alpinavera
Bettio Glarona Gastro AG
Cafè Badilatti SA
GastroSuisse
Graubünden Ferien
Bergbahnen Graubünden
Abendessen und Frühstück für 2 Personen im
Hotel Stern in Chur im Wert von 450 Franken.
Coca-Cola HBC Schweiz AG
Hotelleriesuisse Graubünden
CREDIT SUISSE
IG Tourismus Graubünden
Gold
D+D Druck und Design AG
Bündner Gewerbeverband
Dallmayr Automatenservice SAC
Bündner Bauernverband
Allegra/Passugger
Saviva
Swica
Demaurex & Co AG / CC Aligro
Elektrizitätswerk Stadt Zürich
Emil Nüesch AG
Frisch Handel Logistik GmbH
Handelskammer Graubünden
Silber
Bouygues
Feldschlösschen
Landi
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Gehrig Group AG
ibex fairstay
Leinenweberei Bern AG
PLOZZA Wine Group***
Rageth Comestibles AG
Schaerer Ltd.
Von Salis AG
Wäscheria Textil Service AG
Gemeinsam
sind wir stärker
—
Wir schätzen die Zusammenarbeit mit
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und Partnern sehr. Ihr seid
eine äusserst wichtige Stütze für GastroGraubünden.
Nur dank Eurer Partnerschaften
können wir zahlreiche Aktivitäten
und Projekte umsetzen.
Danke auch, dass Ihr uns insbesondere
während der Corona-Krise spürbar zur
Teilnahmeschluss: 31. Januar 2022
GastroGraubünden dankt dem Hotel Stern
Chur für die grosszügige Spende.
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unsere Mitglieder wertvoll und wichtig.
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Kontakt auf: info@gastrogr.ch
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