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Bote aus der Buckligen Welt Februar 2022 - Nr. 230

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KULTUR UND GENUSS<br />

Mord und Totschlag<br />

in Buchform<br />

Vier Jahre Recherche und eine<br />

Grenzerfahrung in menschliche<br />

Abgründe: Reinhard Ehrenhöfer,<br />

<strong>der</strong> heute im Burgenland lebt,<br />

aber in St. Lorenzen am Wechsel<br />

aufgewachsen ist, hat nun den<br />

ersten Band seiner Chroniken<br />

über ungelöste Kriminalfälle in<br />

<strong>der</strong> Region veröffentlicht (<strong>der</strong><br />

„<strong>Bote</strong>“ berichtete).<br />

Der passionierte Heimatforscher<br />

und Autor, <strong>der</strong> eigentlich<br />

Gesundheitswissenschaften<br />

und Management studiert hat,<br />

hält nun sein erstes Buch <strong>aus</strong><br />

<strong>der</strong> Reihe „Mord, Totschlag und<br />

Unglück im Wechselgebiet, Joglland<br />

und <strong>der</strong> <strong>Buckligen</strong> <strong>Welt</strong>“<br />

in Händen. Es beinhaltet ungelöste<br />

Morde und Kriminalfälle<br />

<strong>aus</strong> den Jahren 1919 bis 1936.<br />

Wie alles begann<br />

„Es hat eigentlich mit einem<br />

ungelösten Mordfall von 1932<br />

in meiner damaligen Heimatgemeinde<br />

begonnen“, erinnert<br />

sich Ehrenhöfer. Darauf folgten<br />

vier Jahre peinlich genaue Recherchen<br />

für seine drei Chroniken<br />

(die zweite 1936–1951<br />

folgt Ende <strong>2022</strong>, die dritte<br />

1850–1915 erscheint 2023/24),<br />

15.000 Dateien, das Durchforsten<br />

von Sterbebucheinträgen,<br />

Gespräche mit Zeitzeugen o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong>en Nachkommen bis hin zum<br />

Lesen von Fachbüchern und<br />

Gemeindechroniken. „Ich wollte<br />

die verschiedenen Gewalttaten<br />

und die menschlichen Schicksale<br />

dahinter so detailgetreu,<br />

objektiv und wahrheitsgetreu<br />

als möglich nie<strong>der</strong>schreiben“,<br />

erzählt Ehrenhöfer über seine<br />

Arbeit.<br />

Ein Raubmord<br />

<strong>aus</strong> Königsberg<br />

Da gab es zum Beispiel das<br />

Verbrechen an dem Bauern Philip<br />

Winkler, <strong>der</strong> 1919 von seinem<br />

Knecht brutal erstochen wurde,<br />

um an das Geld seines Herrn zu<br />

gelangen, <strong>der</strong> dieses für einen<br />

Ochsenkauf in Aspang eingesteckt<br />

hatte.<br />

28.000 Kronen waren damals<br />

viel Geld. Es kam aber zu keinem<br />

Kauf, woraufhin <strong>der</strong> Bauer<br />

noch das Wirtsh<strong>aus</strong> besuchte,<br />

bevor er heim nach Königsberg<br />

wan<strong>der</strong>te. Ihm zur Seite,<br />

sein Knecht, <strong>der</strong> von dem Geld<br />

wusste. In einem einsamen<br />

Waldstück stach er 22 Mal auf<br />

den Bauern ein, zog ihn in einen<br />

Wassergraben und versteckte<br />

ihn unter Reisig. Erst<br />

eine Woche später wurde <strong>der</strong><br />

Leichnam des Bauern gefunden.<br />

Doch schon am nächsten<br />

Tag wurde <strong>der</strong> Knecht als Täter<br />

<strong>aus</strong>geforscht und zu 20 Jahren<br />

Kerkerhaft verurteilt.<br />

Das<br />

Marterl am<br />

Königsberg,<br />

das an den<br />

Raubmord von<br />

Philip Winkler<br />

erinnert, samt<br />

Inschrift. Buchautor<br />

Reinhard Ehrenhöfer mit<br />

seinem Erstlingswerk.<br />

Fotos (2): Egerer<br />

„In diesen vielen Gesprächen<br />

mit Verwandten, Bekannten,<br />

Nachfahren o<strong>der</strong> sogar Tätern<br />

kommt man an seine Grenzen.<br />

Die menschlichen Schicksale<br />

und die Geschichten dahinter<br />

lassen dich nicht kalt“,<br />

beschreibt Ehrenhöfer seine<br />

Gefühlswelt, die da manchmal<br />

ordentlich durcheinan<strong>der</strong>gewirbelt<br />

wurde.<br />

Das Buch ist in allen Gemeindeämtern<br />

<strong>der</strong> Wechselgemeinden,<br />

in Scheiblingkirchen-Thernberg,<br />

Hochneukirchen-Gschaidt,<br />

bei den meisten<br />

Gemeindeämtern des steirischen<br />

Wechsels und Jogllandes,<br />

inklusive Pinkafeld,<br />

Grafenschachen, Neustift an <strong>der</strong><br />

Lafnitz und Bernstein, sowie in<br />

den Buchhandlungen Desch-<br />

Drexler und Scherz-Kogelbauer<br />

erhältlich. „Überall dort, wo Kriminalfälle<br />

passiert sind, möchte<br />

ich den Bewohnern die Möglichkeit<br />

geben, das Buch auf<br />

möglichst einfachem Weg zu<br />

erwerben“, so Ehrenhöfer.<br />

Karin Egerer<br />

Nachhaltiges Bildungsprojekt am Podest<br />

Das gemeinsame Projekt<br />

„Youth in FAIR Action“ des Bildungs-<br />

und Heimatwerks (BHW)<br />

Bucklige <strong>Welt</strong> und Südwind NÖ<br />

brachte die Schwerpunkte <strong>der</strong><br />

17 UN-Nachhaltigkeitsziele an<br />

heimische Schulen. Im Rahmen<br />

von Workshops und Veranstaltungen<br />

wurden Themen wie<br />

die Bekämpfung von Armut,<br />

Klimaschutz o<strong>der</strong> nachhaltiger<br />

Konsum behandelt. Für dieses<br />

Engagement gab es nun die<br />

BNE-Auszeichnung vom Bundesministerium<br />

für Klimaschutz<br />

gemeinsam mit dem Forum<br />

Umweltbildung. Aus 110 Einreichungen<br />

wurde „Youth in FAIR<br />

Action“ mit dem dritten Platz in<br />

<strong>der</strong> Kategorie „Kooperieren“ gekürt.<br />

Die Gewinner wurden von<br />

einer Fachjury und anhand eines<br />

Online-Votings ermittelt.<br />

Von links: Katharina Rogenhofer (Autorin, Klimaaktivistin und Sprecherin des österreichischen Klimavolksbegehrens),<br />

Ingrid Schwarz (Südwind NÖ), Edith Tippel (BHW Bucklige <strong>Welt</strong>), Walpurga Weiß (Forum Umweltbildung)<br />

und Peter Iwaniewicz (Bundesministerium für Klimaschutz) / Foto: Südwind NÖ<br />

28 <strong>Bote</strong> <strong>aus</strong> <strong>der</strong> <strong>Buckligen</strong> <strong>Welt</strong> | <strong>Februar</strong> <strong>2022</strong>

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